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Jungen Liberalen - Junge Liberale Kreisverband Rhein-Sieg

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Thema Blindtext<br />

> Fortsetzung von Seite 11<br />

vom bis dahin auch dort praktizierten<br />

deutschen Schulsystem abgewandt<br />

und einem stufenweisen Aufbau von<br />

Schule mit hoher Durchlässigkeit und<br />

schrittweiser Höherqualifi zierung den<br />

Vorzug gegeben.<br />

Bezeichnenderweise hat die einzige<br />

echte Gesamtschule in Deutschland,<br />

die Grundschule, in der IGLU-Studie<br />

weitaus besser abgeschnitten als die<br />

anderen Schulen in der PISA-Studie.<br />

Schluss mit der<br />

Stellrädchen-Mentalität<br />

Das bestehende System ist wie unsere<br />

Sozial-, Gesundheits- und Versorgungssysteme<br />

als Ganzes überholt. 40 Jahre<br />

Bildungsreformen und –reförmchen<br />

haben gezeigt, dass keine Partei bislang<br />

den Mut hatte, Bildung in Deutschland<br />

vollständig neu zu denken.<br />

Zu stark sind die Beharrungs- und Bewahrungskräfte<br />

auch in der sich doch<br />

gern als progressiv darstellenden FDP.<br />

Wenn aber überhaupt eine politische<br />

Partei eine allseits als notwendig<br />

anerkannte Bildungsreform erarbeiten<br />

kann, dann müsste es die FDP sein,<br />

da sie als Einzige keinen historisch gewachsenen<br />

Denkschemata oder ideologischen<br />

Vorgaben unterliegt und keinen<br />

Klientelinteressen verpfl ichtet ist<br />

(oder verpfl ichtet sein sollte).<br />

Gerne erheben <strong>Liberale</strong> den Vorwurf,<br />

Sozialdemokraten betrieben Bildung<br />

immer nur ideologisch. Bei der Gesamtschule<br />

lässt sich jedoch hervorragend<br />

beobachten, wie schnell auch <strong>Liberale</strong><br />

aus ideologischen Gründen vorschnell<br />

abwinken und auf Durchzug schalten.<br />

Gut gemeint ist das<br />

Gegenteil von gut gemacht<br />

Die SPD-Einheitsschule ist für uns keins<br />

von beidem, da sie nicht auf Leistung<br />

setzt. Aber der grundlegende Ansatz<br />

einer gemeinsamen Schule für alle Kinder,<br />

unabhängig von ihrer sozialen Her-<br />

kunft und eine Selektion rein nach der<br />

erbrachten Leistung, ist ein äußerst liberaler<br />

Grundgedanke. Wenn man diese<br />

Idee weiterentwickelt und anders als<br />

heute umsetzt – z.B. durch eine Verbesserung<br />

des zahlenmäßigen Schüler/<br />

Lehrer-Verhältnisses, größere Differenzierungsmöglichkeiten<br />

und ähnlichem<br />

– ist sie für mich die Schule der Zukunft:<br />

Soziale Integration unter einem<br />

Dach, individuellere Förderung durch<br />

verschiedenste Leistungsstufen in jedem<br />

Fach - gleichermaßen von Vorteil<br />

für besonders schwache wie besonders<br />

starke Schüler, fl exiblere Möglichkeiten<br />

einen höheren Schulabschluss zu<br />

erhalten.<br />

Zudem ist eine Gesamtschul - Struktur,<br />

die in jedem einzelnen Fach nach<br />

Leistungsstufen unterscheidet, in Bezug<br />

auf die Leistungsfähigkeit deutlich<br />

selektiver als es im heutigen System<br />

der grob sortierenden Schulformen<br />

überhaupt möglich ist. Das Ergebnis ist<br />

überzeugend: Individuellere Förderung<br />

– bei gleichzeitiger gewollter Vermischung<br />

sozialer Strukturen. Sogar die<br />

Einbindung von geistig und körperlich<br />

Behinderten ist in diesem System ohne<br />

größere Probleme möglich.<br />

Unverzichtbar ist dabei aber eine größere<br />

Freiheit der einzelnen Schulen:<br />

Wie sie ihre Finanzmittel verwenden,<br />

ob sie mehr Lehrer oder stattdessen<br />

lieber Schulpsychologen, Verwaltungsangestellte,<br />

Sekretärinnen oder Putz-<br />

Personal einstellen; ob sie mit Büchern,<br />

Filmen oder PCs, mit Noten oder ohne,<br />

in runden oder eckigen Räumen, drinnen<br />

oder draußen lehren, bleibt allein<br />

der Schule überlassen – Hauptsache<br />

die Leistung stimmt.<br />

Die liberale „Einheitsschule“ ist damit<br />

im Gegensatz zur sozial(istisch)en keine<br />

Sardinenbüchse, sondern ein buntes<br />

Aquarium von größter Artenvielfalt.<br />

Petra Pabst ist stv. Landesvorsitzende<br />

für Programmatik der JuLis NRW. Ihr<br />

erreicht Sie unter petra.pabst@julis.de<br />

Subventionen auf jedem Acker:<br />

Jährlich fl ießen 5,5 Milliarden Euro<br />

aus Brüssel in die Landwirtschaft<br />

Foto: Carl Philipp Burkert<br />

für jung & liberal<br />

Der Markt kann nicht alles<br />

> von Tobias Neumayer<br />

Keine Frage: In diesem Land werden<br />

zu oft unzählige überteuerte, im<br />

schlimmsten Fall in die falsche Richtung<br />

weisende, im harmlosesten Fall<br />

wirkungslose Subventionsprogramme<br />

aufgelegt. Sie kosten Bund, Länder und<br />

Kommunen Finanzressourcen, verzerren<br />

den Markt und verfehlen vielfach<br />

ihre eigentlich wünschenswerten Ziele.<br />

Diese völlig berechtigte Kritik an massenhaften<br />

Fehlentscheidungen muss<br />

Anlass sein, alle Maßnahmen zu überprüfen<br />

und nur dort zu erhalten, wo dies<br />

steuerungspolitisch notwendig ist. Die<br />

Konsequenz zu ziehen, grundsätzlich<br />

alle Subventionen abzulehnen, wäre der<br />

fatal falsche Schluss.<br />

Gerade wir <strong><strong>Liberale</strong>n</strong> neigen dazu, den<br />

Freien Markt als den alleinigen Heilsbringer<br />

für alle Probleme zu sehen und<br />

vergessen dabei, dass wir weder auf einer<br />

autarken Insel noch in einem Land,<br />

das in seiner gesamten Fläche über<br />

gleiche Voraussetzungen verfügt, leben.<br />

Eine weltweit freie Wirtschaftsordnung,<br />

fernab staattlicher Interventionspolitik,<br />

mag vielleicht ein Ziel liberaler Utopien<br />

sein – der Blick auf tatsächlich Erreichbares<br />

entlarvt diese Vorstellung aber als<br />

Traumgebilde.<br />

Subventionen gehören, sachgerecht<br />

eingesetzt, zu den wenigen wirklich effektiven<br />

Steuerungsmechanismen, die<br />

uns verblieben sind. Sie sind dort unabdingbar,<br />

wo politisch Gewolltes auch<br />

außerhalb des wirtschaftlich Machbaren<br />

umgesetzt werden soll, wo Fehlentwicklungen<br />

korrigiert werden müssen<br />

und bei Zukunftstechnologien, deren<br />

ökonomische Rentabilität in so weiter<br />

Ferne liegt, dass sie kein Eigeninteresse<br />

der Industrie erzeugen.<br />

Ziel eines sozial verantwortlich handelnden<br />

Staates muss bleiben, für zumindest<br />

ähnliche Lebensbedingungen<br />

zu sorgen. In strukturschwachen Regionen<br />

brauchen Unternehmen Anreizsubventionen,<br />

um sich trotz sonst ungünstiger<br />

Bedingungen anzusiedeln, weil<br />

aus politischer Sicht hier Produktivität<br />

und Arbeitsplätze notwendig sind. Wer<br />

hier keine Subventionen will muss den<br />

Mut aufbringen klar zu sagen, welche<br />

erheblichen strukturellen und sozialen<br />

Unterschiede dies bedeutet.<br />

Soziales Handeln bedeutet auch, in<br />

Einzelfällen in Schiefl age geratene Wirtschaftszweige<br />

mit einer langfristigen<br />

Positivprognose durch Staatsbürgschaften<br />

zu unterstützen, um ökonomisch<br />

fatale Kettenreaktionen zu verhindern<br />

und bedrohte Arbeitsplätze zu erhalten.<br />

Diese Unterstützung ist allemal günstiger,<br />

als drohende Kosten für Arbeitslosigkeit.<br />

Auch auf den Standortkrieg zwischen<br />

den Nationen muss die Politik eine<br />

wirkungsvolle Antwort bieten. Konkurrenten<br />

wie China oder die Vereinigten<br />

Staaten, die ihre eigenen Industrien mit<br />

Milliardenmitteln unterstützen, müssen<br />

bei jeder Diskussion um Subventionsabbau<br />

in Deutschland geradezu frohlocken.<br />

Ohne staatliche Eingriffe verkaufen<br />

wir keine Kraftwerke nach Afrika,<br />

keinen Transrapid nach Arabien und<br />

keine Rüstungsgüter in die asiatischen<br />

Tigerstaaten.<br />

Unser aus dem Ruder gelaufenes Subventionswesen<br />

muss dringend neu justiert<br />

werden. Es bleibt aber notwendig,<br />

gezielt, äußerst überlegt und sparsam<br />

dosiert mit Staatsmitteln Entwicklungen<br />

zu forcieren und Unternehmen<br />

zu stützen. <strong>Liberale</strong> sollten auch beim<br />

Thema Subventionen nicht ihre sonst<br />

so fundierte und ausdifferenzierte Argumentationsweise<br />

beiseite schieben<br />

und anfangen, mit der Polemikkanone<br />

zu schießen, nur weil es vermeintlich<br />

prinzipientreu ist. Von grundsätzlichen<br />

Vorstellungen im Einzelfall abzuweichen<br />

mag uns der politische Gegner<br />

als Opportunismus auslegen – wir alle<br />

wissen, dass es in Wahrheit verantwortliches<br />

politisches Handeln ist.<br />

Tobias Neumayer, Kreisvorsitzender<br />

der JuLis <strong>Sieg</strong>en-Wittgenstein. Er ist<br />

ereichbar unter tobias@julis-siegen.de<br />

Thema

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