Danke - Ev. Marienkirche in Frankfurt-Seckbach

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auf ein wort
Fotos: Okapia ● Pfeffer ● Waage
boten gottes
Liebe Leserin, liebe Leser,
Wittenberg, die Stadt, in der Martin Luther
lebte, hat einen großen Marktplatz.
Es ist ein Marktplatz, der die Händler,
Gaukler und Sänger anzieht. Zu Luthers
Zeiten – einer Welt ohne Fernsehen,
Handy und Internet – war er das
Kommunikationszentrum der Stadt.
Gelegentlich traten Sänger auf, die
die neuesten Nachrichten vom Weltgeschehen,
von Feuern, Seuchen und
Fürstentümern im Stil einer Moritat zu
Gehör brachten. Sie begannen Ihren
Gesang mit dem Ruf: „Ich komme aus
fernen Landen und bringe euch neue
Mär…“ (altes Wort für Bericht, Erzählung.)
Und dann gaben sie ihr Wissen
in einer Art Sprechgesang weiter. Sie
waren die Verbindung zwischen Wittenberg
und der Welt.
Ich stelle mir vor, dass Martin Luther so
einem Gesang zuhörte, als ihm plötzlich
selbst ein Lied einfiel: „Vom Himmel
hoch, da komm’ ich her. Ich bring’
euch gute neue Mär, der guten Mär
bring’ ich so viel, davon ich singen und
sagen will.“ Es ist die Stimme eines Engels.
Auch Gott sucht die Verbindung
zur Welt und er tut das, indem er Boten
sendet. Die Engel sind in der Bibel vom
Anfang bis zum Ende wichtig: Abraham
begegnen sie in der Mittagshitze am
Zelt, Elia bringen sie Brot und Wasser;
sie künden Maria die Geburt Jesu an,
erscheinen Josef im Traum, machen die
Hirten auf das Gotteskind aufmerksam
und warnen die Weisen vor dem Herodes.
Sie erscheinen den Frauen am
leeren Grab Jesu und helfen Petrus aus
dem Gefängnis…
Gott sucht die Verbindung zur Welt.
Dafür braucht er Menschen, die „auf
auf ein wort 3
Empfang schalten “ und seine Boten
wahrnehmen können; Menschen, die
im Gegenüber zu Gott „online“ sind, um
seine Botschaften zu erkennen; Menschen,
die sich offen halten für seine
Worte und Zeichen.
Ich weiß nicht, ob sie geflügelte Wesen
sein müssen oder gelocktes Haar
haben sollen. Ich sehe solche Engel
gerne an, in Kunst und Kitsch, aber
für meinen Glauben brauche ich keine
spezielle Engelsvorstellung. Was ich
brauche, sind Botschaften von Gott.
Sie helfen mir, mein Leben zu verstehen,
Entscheidungen zu treffen, falsche
Wege zu erkennen oder Mut zu fassen.
Ob das Menschen aus der Gemeinde
sind oder Fremde auf der Straße, ob es
gute Mächte sind, wie Bonhoeffer sie
beschreibt – darauf lege ich mich nicht
fest. Es ist mir nur wichtig, mich für Gottes
Boten offen zu halten.
Ich wünsche Ihnen
gesegnete Weihnachten
und ein erfülltes neues Jahr
Ihre
Pfarrerin
Ute Pietsch