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Heft 12 - Bessarabiendeutscher Verein eV

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4 <strong>Bessarabiendeutscher</strong> <strong>Verein</strong> e. V.<br />

Dezember 2009<br />

Ein dankbarer Händedruck<br />

Foto: Valery Skripnik<br />

Kelm und ich – am 17. September 2009<br />

um 10 Uhr im Büro der Bezirksnotarin in<br />

Akkerman saßen, stellte sich heraus, dass<br />

noch zwei Urkunden vom Grundbuchamt<br />

und vom Katasteramt gebraucht wurden.<br />

Es war kein Wunder, sondern nur der<br />

Flexibiltät von Valery Skripnik und dem<br />

Organisationstalent von Dr. Kelm zu verdanken,<br />

dass wir diese Dokumente noch<br />

am selben Tag ausgestellt erhielten. Am<br />

späten Nachmittag waren wir wieder im<br />

Notariat in Akkerman. Stempel um Stempel<br />

wurden auf Papiere gesetzt und Unterschriften<br />

hinzugefügt. Dann um 17:30<br />

Uhr war es soweit: Die Schenkungsurkunde<br />

war von allen unterschrieben und die<br />

Gesichter der Beteiligten strahlten: Trotz<br />

Schwierigkeiten war alles geschafft!<br />

Für den nächsten Tag war ein Besuch der<br />

Reisegruppe in Friedenstal vorgesehen<br />

gewesen, der nun zu einer Feier anlässlich<br />

der Übertragung des Bauernmuseums<br />

ausgeweitet werden konnte. Nach einem<br />

reichlichen und guten Essen begannen die<br />

Das Norddeutsche Treffen, das früher<br />

jahrzehntelang in Hannover regelmäßig<br />

stattfand, wechselte im Jahr 2001 in das<br />

neue Bundesland Sachsen-Anhalt, und<br />

zwar nach Möckern im Jerichower Land<br />

(nahe Magdeburg). Vor der Wende waren<br />

den zahlreichen Bessarabiern derartige<br />

Treffen verboten. Nach 1989 waren es<br />

die Dorftreffen der Kulmer, die beachtlichen<br />

Anklang fanden und gerne besucht<br />

wurden. Der Veranstaltungsort Möckern<br />

hat eine neue geräumige Mehrzweckhalle<br />

(mit ausreichend Parkplätzen), die sich<br />

auch für große Veranstaltungen eignet.<br />

Das eingespielte Team um Wilma Geyer<br />

ist stets ein Garant für gelungene Veranstaltungen.<br />

Feierlichkeiten,<br />

eingeleitet von<br />

dem Friedenstaler<br />

Frauenchor in<br />

prächtigen ukrainischenNationaltrachten.<br />

Auch<br />

das Heimatlied<br />

der Bessarabiendeutschenhatten<br />

sie in ihrem<br />

Repertoire. Inzwischen<br />

waren<br />

weitere Gäste<br />

eingetroffen: die<br />

Bürgermeister<br />

von Friedenstal<br />

und Tatarbunar,<br />

der Landrat von<br />

Arzis, die Bezirksnotarin<br />

von Akkerman und Bewohner von<br />

Friedenstal.<br />

Nach mehreren Grußworten lag es nun an<br />

mir, diesen Tag zu würdigen. Ich begann<br />

mit einem Zitat von Fjodor Dostojewski:<br />

„Ohne Heimat sein, heißt leiden.“ So mag<br />

es Edwin Kelm gefühlt haben, als er „sein“<br />

Friedenstal immer wieder aufsuchte und<br />

den fortschreitenden Verfall registrierte.<br />

Aus dem Gefühl heraus erwuchs eine<br />

Idee und diese – bei Edwin Kelm nicht<br />

ungewohnt – zur Wirklichkeit. Das urväterliche<br />

Haus, 1868 erbaut, wurde 1998<br />

zum Museum. Viele, viele Tausende von<br />

Reisenden haben in den zurückliegenden<br />

Jahren dieses Museum „erlebt“.<br />

Einen Dank richtete ich auch an Alona,<br />

die das Bauernmuseum in all dieser Zeit<br />

gepfl egt und betreut hat, an die Bezirksnotarin<br />

in Akkerman und den Landrat<br />

von Arzis für deren beispiellose Unterstützung<br />

bei diesem Akt der Vermögensübertragung.<br />

Der Hauptdank gebührte natürlich<br />

dem Schenker, dem Ehepaar Kelm.<br />

Die Bezirksnotarin überreicht die Schenkungsurkunde im Hof des Bauernmuseums.<br />

Im Hintergrund die Sommerküche. Foto: Herbert Hablizel<br />

5. Norddeutsches Treffen in Möckern<br />

Bericht erstellt von David Aippersbach und Albert Klaiber<br />

Grußworte. Zu diesem Treffen in Möckern<br />

hieß u.a. auch der Landrat des<br />

Landkreises Jerichower Land, Lothar<br />

Finzelberg, die Versammelten herzlich<br />

willkommen. Er ging in seinem Grußwort<br />

auf die Geschichte der Deutschen aus<br />

Bessarabien ein und führte recht kenntnisreich<br />

u.a. aus: „Als die ersten Einwanderer<br />

1814 das Land zwischen unterem Dnjestr,<br />

dem Schwarzen Meer und dem Pruth<br />

neu besiedelten und die großen, brachliegenden<br />

Ländereien landwirtschaftlich<br />

erschlossen, ahnten sie nicht, dass es die<br />

Geschichte nicht gut mit ihnen meint.<br />

Durch eine Grenzverschiebung wurden<br />

zehntausende Bessararabier quasi über<br />

Nacht heimatlos. Durch Umsiedlung und<br />

Abschließend fragte ich die Anwesenden:<br />

„Doch Sie, meine Damen und Herren,<br />

haben Sie erkannt, welche Großzügigkeit<br />

hinter dieser Tat, hinter dieser Schenkung<br />

steht?“ Ein starker und anhaltender Beifall<br />

gab die Antwort.<br />

Das Edwin-Kelm-Museum, die anfangs<br />

erwähnte ideelle Tochter, ist jetzt fast<br />

auf den Tag genau nach elf Jahren eine<br />

legitime Tochter des Bessarabiendeutschen<br />

<strong>Verein</strong>s geworden. Es ist eine gute<br />

Ergänzung: Wo wir in Stuttgart nur Modelle<br />

zeigen können, stehen in Friedenstal<br />

Originale, ob das nun eine Putzmühle, ein<br />

Dreschstein oder gar ein ganzer Bauernhof<br />

ist. Mit Hilfe von Museumsfachleuten<br />

(die Leiterin des Museums in Akkerman<br />

hat ihre Mitwirkung bereits zugesagt)<br />

wollen wir schauen, das Bauernmuseum in<br />

Friedenstal weiterhin attraktiv zu halten.<br />

Ingo Rüdiger Isert<br />

Bundesvorsitzender<br />

Krieg verloren Sie Hab und Gut und erlitten<br />

viele Leiden.“<br />

Als geschichtsinteressierter Mensch, wie<br />

Herr Finzelberg sagte, sei er neugierig<br />

auf die Ergebnisse der neu eingerichteten<br />

„Historischen Kommission“ des Bessarabiendeutschen<br />

<strong>Verein</strong>s, von der er erfahren<br />

hatte. Er könne sich gut vorstellen,<br />

dass eine Darstellung der gesamten Geschichte<br />

der Bessarabiendeutschen, die<br />

den wissenschaftlichen Ansprüchen und<br />

dem gegenwärtigen Kenntnisstand gerecht<br />

werde, für spätere Generationen von<br />

großer Bedeutung werden könne. Eine<br />

solche Arbeit halte auch er für äußerst<br />

wichtig. Sie könne gerade der jüngeren<br />

Generation aufzeigen, wie ihre Vorfahren

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