Qualität - Knorr-Bremse
Qualität - Knorr-Bremse
Qualität - Knorr-Bremse
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S y s t e m e f ü r S c h i e n e n f a h r z e u g e<br />
Ausgabe 31 | Dezember 2011<br />
D a s K u n d e n m a g a z i n v o n K n o r r - B r e m s e<br />
S y s t e m e f ü r S c h i e n e n f a h r z e u g e<br />
Titelthema<br />
<strong>Knorr</strong>-<strong>Bremse</strong> in Europa<br />
Projekt<br />
Lokomotive Kasachstan<br />
Produkt<br />
Wirküberwachung Sandung<br />
<strong>Qualität</strong><br />
Poka Yoke
2<br />
E-NEWS-0031-DE<br />
Alle Angaben erfolgen unter Vorbehalt der<br />
Änderung. Eine gedruckte Fassung dieses<br />
Dokuments entspricht daher möglicherweise<br />
nicht dem aktuellen Stand. Um die jeweils<br />
aktuelle Fassung zu erhalten, kontaktieren Sie<br />
bitte eine <strong>Knorr</strong>-<strong>Bremse</strong> Vertretung in Ihrer Nähe<br />
oder besuchen Sie unsere Website www.knorrbremse.com.<br />
Die Bildmarke "K" und die Marken<br />
KNORR und KNORR-BREMSE sind eingetragene<br />
Rechte der <strong>Knorr</strong>-<strong>Bremse</strong> AG. Copyright 2011<br />
© <strong>Knorr</strong>-<strong>Bremse</strong> AG – alle Rechte vorbehalten,<br />
einschließlich angemeldeter gewerblicher<br />
Schutzrechte. <strong>Knorr</strong>-<strong>Bremse</strong> AG behält sich jegliche<br />
Verfügungsgewalt über Vervielfältigungen<br />
und Übertragungen vor.<br />
Ausgabe 31 | Dezember 2011<br />
InHALT<br />
Editorial Dr. Frank Gropengießer, 3<br />
Geschäftsführer <strong>Knorr</strong>-<strong>Bremse</strong><br />
Systeme für Schienenfahrzeuge GmbH<br />
Kurznachrichten Aktuelle Meldungen 4<br />
Produkte Produktentwicklung CoMorAn 10<br />
Fahr- und Trainingssimulatoren 14<br />
Sandungssysteme 18<br />
Titelthema <strong>Knorr</strong>-<strong>Bremse</strong> in Europa 6<br />
Interview mit Mark Cleobury<br />
& Dr. Jonathan Paddison 8<br />
Projekte Lok-Bremssystem für KZ8A 12<br />
CCBII-Steuerventile für Brasilien 22<br />
<strong>Qualität</strong> Poka Yoke 20<br />
Aftermarket/ Schraubenkompressoren 16<br />
Services<br />
Messen Ausblick 2012 23<br />
Impressum:<br />
Herausgeber:<br />
<strong>Knorr</strong>-<strong>Bremse</strong> Systeme für<br />
Schienenfahrzeuge GmbH<br />
Dezember 2011<br />
Eine Information für Kunden und Partner von <strong>Knorr</strong>-<strong>Bremse</strong><br />
Zentralredaktion:<br />
<strong>Knorr</strong>-<strong>Bremse</strong> Systeme für<br />
Schienenfahrzeuge GmbH<br />
Marketing<br />
Tanja Mohme<br />
Moosacher Straße 80<br />
80809 München<br />
Deutschland<br />
Tel. +49 89 3547-0<br />
Fax +49 89 3547-2767<br />
www.knorr-bremse.com<br />
Konzeption, Text und Gestaltung:<br />
<strong>Knorr</strong>-<strong>Bremse</strong> Systeme für<br />
Schienenfahrzeuge GmbH<br />
Text: Torsten Rienth<br />
Umsetzung: KB Media GmbH<br />
Layout, Grafik: Cathrin Huber<br />
Druck: Weber-Offset GmbH
,<br />
EDITorIAL<br />
Wirtschaftlichkeit und Sicherheit zeichnen den modernen Schienenverkehr in besonderem Maße aus.<br />
Rund um den Globus arbeiten Fahrzeugbauer sowie Streckenbetreiber daran, die Schienenfahrzeuge<br />
als bevorzugtes Transportmittel zu stärken und immer weiter zu verbessern. Als führender Lieferant<br />
von erstklassigen Systemen ist <strong>Knorr</strong>-<strong>Bremse</strong> daran ganz wesentlich beteiligt.<br />
Gemeinsam mit unseren Partnern gehen wir dabei regelmäßig neue Wege. Die Zusammenarbeit mit<br />
dem Spezialisten für industrielles Monitoring, SKF, die wir Ihnen in dieser Ausgabe des Informers<br />
genauer vorstellen wollen, ist ein gutes Beispiel hierfür. Die Unternehmen haben im Rahmen des<br />
Projekts COMORAN ihre Kernkompetenzen gebündelt. In enger Zusammenarbeit entwickelten sie ein<br />
System, das eine sicherheitsrelevante Fahrwerksüberwachung mit einem umfangreichen Condition<br />
Monitoring kombiniert. Betreiber von Fahrzeugflotten können mit dieser präventiven Diagnose<br />
Verschleiß und Schäden frühzeitig erkennen und die Nutzungsdauer ihrer Komponenten verlängern.<br />
Wie immer hält diese Ausgabe zahlreiche weitere spannende Themen für Sie bereit: Wir zeigen Ihnen,<br />
wie <strong>Knorr</strong>-<strong>Bremse</strong> eine eigentlich alte Erkenntnis für den Schienenverkehr geschickt adaptierte, um<br />
die zeitaufwendige, aber unverzichtbare Wirküberwachung von Sandungssystemen auf einen kurzen<br />
Augenblick zu reduzieren. Informieren Sie sich über die exzellente Schraubenblocküberholung, die<br />
das Unternehmen in München anbietet und bei der es im Herbst die tausendste Überholung feiern<br />
konnte. Lesen Sie, wie <strong>Knorr</strong>-<strong>Bremse</strong> zwei Plattformen von Zugsimulatoren vereinigte, um Kunden<br />
eine Vielzahl von neuen Möglichkeiten bei der Beschaffung von Simulatoren zu eröffnen. In einem<br />
umfangreichen Interview analysieren wir schließlich den Status Quo des europäischen Bahnmarkts.<br />
Weitere Themen sind unter anderem die Lieferung von extrem kälteerprobt Systemen nach Kasachstan<br />
und die konsequente Anwendung des <strong>Qualität</strong>smanagementtools Poka Yoke.<br />
Ein aufregendes und interessantes Jahr 2011 geht in wenigen Tagen zu Ende. Wir alle haben uns in<br />
dieser Zeit unseren Herausforderungen erfolgreich gestellt. Ich bin mir sicher, dass uns dies auch<br />
im nächsten Jahr gelingen wird. Bis dahin wünsche ich Ihnen von ganzem Herzen eine erholsame<br />
Weihnachtszeit und viele besinnliche Stunden im Kreise Ihrer Familie und Freunde!<br />
Ihr<br />
Dr. Frank Gropengießer<br />
Dr. Frank Gropengießer,<br />
Vorsitzender der Geschäftsführung <strong>Knorr</strong>-<strong>Bremse</strong><br />
Systeme für Schienenfahrzeuge GmbH<br />
3
Ausgabe 31 | Dezember 2011<br />
Kurznachrichten und<br />
aktuelle Meldungen<br />
MAInTEnAnCE TEAM<br />
AuSGEZEICHnET<br />
SZL3 steht für Shenzhen Metro Linie 3. Das SZL3 Maintenance Team<br />
der <strong>Knorr</strong>-<strong>Bremse</strong> Tochter Westinghouse Platform Screen Doors<br />
(Guangzhou) Ltd. war jenes Team, das während der 26. Universiade<br />
von Shenzhen den Einsatz der <strong>Knorr</strong>-<strong>Bremse</strong> Komponenten vor Ort sicherstellte.<br />
Zahlreiche Unternehmen schickten Teams nach Shenzhen,<br />
um während der Weltsportspiele der Studenten die Funktionstüchtigkeit<br />
ihrer Komponenten oder Systeme zu garantieren. Doch für ihre exzellente<br />
Arbeit wurden nur zwei Firmen ausgezeichnet. Eine davon ist<br />
die <strong>Knorr</strong>-<strong>Bremse</strong> Tochter – mit ihrem SZL3 Maintenance Team.<br />
4<br />
BrEMSSYSTEME Für 1.200<br />
InDonESISCHE KoHLEWAGEn<br />
Nach dem erfolgreichen Abschluss der Verhandlungen wurde im April<br />
2011 der Liefervertrag über Bremssysteme für 1.200 indonesische<br />
Kohlewagen unterzeichnet. In diesem Jahr besuchte eine Delegation<br />
von Baotou Beifang Chuangye Co. Ltd. die Betriebsstätte von <strong>Knorr</strong>-<br />
<strong>Bremse</strong> Suzhou. Li Zhiliang, Geschäftsführer von Beifang Chuangye,<br />
und Domingo Mendieta, CEO von <strong>Knorr</strong>-<strong>Bremse</strong> Asien-Pazifik, trafen<br />
sich zur feierlichen Vertragsunterzeichnung. Für Beifang Chuangye ist<br />
dieses Projekt ein Meilenstein bei der strategischen Planung zur Erschließung<br />
weiterer Märkte in Übersee. In den nächsten Jahren wird<br />
sich Beifang Chuangye außerdem um einen Auftrag über weitere 7.000<br />
bis 10.000 Waggons auf dem indonesischen Markt bemühen.<br />
TrAKo-PrEIS GEWonnEn<br />
Über vier Messetage erstreckte sich die „International Railway Trade<br />
Fair TRAKO 2011“ im Oktober in Danzig, Polen. Im Rahmen dieser europäischen<br />
Schienenfahrzeugmesse ist <strong>Knorr</strong>-<strong>Bremse</strong> Polen der „TRAKO<br />
2011 Trade Fair Polish Business Locomotive 2011 Award“ verliehen<br />
worden. Der Preis gehört zu den angesehensten Auszeichnungen in<br />
der polnischen Eisenbahnindustrie. Gestiftet wird er seit dem Jahr<br />
2007 vom Fachmagazin Rynek-Kolejowy, das damit Unternehmen<br />
ehrt, die mit ihren Produkten und Innovationen den polnischen Eisenbahnmarkt<br />
entscheidend mitgeprägt haben. <strong>Knorr</strong>-<strong>Bremse</strong> Polen<br />
Geschäftsführer Jacek Bilas nahm den Preis von den Geschäftsführern<br />
von Rynek-Kolejowy, Jakub Klimkiewicz und Łukasz Malinowski, entgegen.
TECHnoLoGIES LAnKA<br />
üBErnoMMEn<br />
<strong>Knorr</strong>-<strong>Bremse</strong> ergänzt sein IFE-Produktportfolio in Nordamerika und<br />
hat dazu mit Technologies Lanka einen renommierten Hersteller von<br />
Elektronik für Schienenfahrzeuganwendungen übernommen. Das<br />
Produktportfolio des Unternehmens erstreckt sich von linearer Türantriebstechnologie<br />
über Controller für Tür- und Klimasysteme bis hin<br />
zur Leistungselektrik. Integriert wird Technologies Lanka, das zuletzt<br />
einen jährlichen Umsatz von rund fünf Millionen Euro erwirtschaftete,<br />
am neuen Standort von <strong>Knorr</strong>-<strong>Bremse</strong> in Westminster im US-Bundesstaat<br />
Maryland.<br />
PrEISvErLEIHunG DES<br />
MAGAZInS rEvISTA FErrovIárIA<br />
In BrASILIEn<br />
Das älteste regelmäßig publizierte brasilianische Magazin Revista<br />
Ferroviária hat 2011 zum 22. Mal Preise verliehen. Auch <strong>Knorr</strong>-<strong>Bremse</strong><br />
konnte einen der begehrten Preise entgegennehmen. Das Unternehmen<br />
wurde vom brasilianischen Handelsdirektor, Everton Pereira, bei<br />
der Verleihungszeremonie vertreten: „Es bedeutet uns viel, dass wir für<br />
diesen Preis ausgewählt wurden. Wir sind einer der größten Zulieferer<br />
der Bahnindustrie und haben damit zum zweiten Mal in Folge diesen<br />
Preis erhalten.“<br />
nEuES<br />
EnTWICKLunGSZEnTruM<br />
In InDIEn<br />
Feierlicher Spatenstich für ein neues <strong>Knorr</strong>-<strong>Bremse</strong> Entwicklungszentrum<br />
in Indien: Am 17. November haben in Pune die Baumaßnahmen<br />
für das „<strong>Knorr</strong> <strong>Bremse</strong> Technology Center India“ (TCI) begonnen. Ab<br />
dem Jahr 2013 sollen hier Tür an Tür Entwickler aus der Schienen- und<br />
Nutzfahrzeugsparte die zunehmend komplexer werdenden Projekte<br />
für die aufstrebenden asiatischen Märkte vor Ort unterstützen. Tätig<br />
sind die Entwickler in den Bereichen Software und Elektronik, rund<br />
200 sollen es ab dem Jahr 2015 an der Zahl sein.<br />
5
6<br />
Ausgabe 31 | Dezember 2011<br />
knorr-<strong>Bremse</strong> in europa<br />
Mehr Licht<br />
aLs DunkeL
Zufriedenstellend, aber noch<br />
kein Grund zum Jubeln – so in<br />
etwa lässt sich das Jahr 2011<br />
des europäischen schienenverkehrsmarkts<br />
recht treffend<br />
beschreiben. einige auf<br />
eis gelegte Projekte wurden<br />
wieder gestartet. Bei zahlreichen<br />
anderen Vorhaben<br />
mehren sich die Zeichen,<br />
dass dies bald geschehen<br />
könnte. europas Potenzial auf<br />
der schiene ist riesig. Doch<br />
wegen der aktuellen schuldenkrise<br />
herrscht noch in einigen<br />
Ländern unsicherheit.<br />
Vor allem für die Jahre nach<br />
2012 geht knorr-<strong>Bremse</strong><br />
jedoch von einer spürbar<br />
positiven Marktentwicklung<br />
aus.<br />
7
Im Sommer wurde bekannt, dass die<br />
Deutsche Bundesregierung die europäischen<br />
Schienenkorridore auf<br />
deutschem Gebiet nun doch nicht mehr<br />
vollständig mit dem europäisch-einheitlichen<br />
Sicherheits- und Leitsystem<br />
ETCS ausrüsten wird. Warum kann die<br />
europäische Schienenfahrzeugbranche<br />
dennoch auf ein erfolgreiches Jahr 2011<br />
zurückblicken?<br />
Dr. Jonathan Paddison: Ich bin mir sicher,<br />
dass die europaweite Einführung<br />
des ETCS auf Frachtkorridoren früher<br />
oder später kommt. 2009 wurden auf<br />
der Schiene 95 Milliarden Tonnenkilometer<br />
transportiert, für das Jahr 2015<br />
prognostiziert man 130 Milliarden Tonnenkilometer<br />
– an einem einheitlichen<br />
System führt kein Weg vorbei. Trotzdem<br />
überwiegen in diesem Jahr die<br />
guten Nachrichten: Die Deutsche Bahn<br />
investiert in neue ICx-Züge, das ist für<br />
die gesamte Bahnindustrie ein positives<br />
Zeichen. Auch in England stehen Hochgeschwindigkeitsprojekte<br />
an und Frankreich<br />
setzt gerade große Hoffnungen<br />
auf den Intercityverkehr.<br />
8<br />
Ausgabe 31 | Dezember 2011<br />
interview<br />
„effizienz, recycling und<br />
amortisierte kosten sind<br />
wichtiger denn je!“<br />
Über den Kernmarkt Europa sprach die Redaktion des Informers mit Dr.<br />
Jonathan Paddison (Vice President Sales & Systems Locomotive Hauled<br />
Trains) und Mark Cleobury (Vice President Sales & Systems Integrated Trains).<br />
Während der Wirtschafts- und<br />
Finanzkrise sind zahlreiche Projekte<br />
verschoben oder gestrichen worden.<br />
Kommen diese Vorhaben nun wieder<br />
auf die Agenda?<br />
Mark Cleobury: Ganz klar: Jein! Italien<br />
verschiebt wieder Projekte, der<br />
spanische Markt wird bis 2014 eher<br />
schwach bleiben. England ist noch etwas<br />
unsicher – obwohl Thameslink und<br />
IEP vorankommen. Neben dem Hochgeschwindigkeitssektor<br />
versucht Deutschland<br />
im Regionalverkehr zu wachsen,<br />
was durchaus gut gelingt. Das Gleiche<br />
gilt für Polen. Um es zusammenzufassen:<br />
Es steckt eine Menge Potenzial in<br />
diesem Markt, aber natürlich herrscht<br />
wegen der aktuellen Schuldenkrise in<br />
einigen Ländern Unsicherheit.<br />
Europa ist aber nicht nur Kerneuropa.<br />
Auch die bevölkerungsreichen Teile<br />
Russlands gehören dazu. Welche<br />
Impulse kommen von dort?<br />
Dr. Jonathan Paddison: In Russland<br />
läuft gerade eine riesige Modernisierungswelle:<br />
Betreiber ordern Schwerlastlokomotiven,<br />
beachtliche Stück-<br />
zahlen von Güterwagen und sind außerdem<br />
gerade dabei, eine neue Generation<br />
von Reisezugwagen einzuführen.<br />
Diese soll die alten Wagen aus der<br />
Sowjetzeit ablösen. Allein dieses Jahr<br />
haben wir zum Beispiel die Bremsaus-<br />
rüstungen für über 500 dieser neuen<br />
Reisezugwagen geliefert.<br />
Sie haben gerade von Potenzial gesprochen.<br />
Das gilt auch für das Nachmarktgeschäft,<br />
das in Europa stärker wächst<br />
als geplant. Woran liegt das?<br />
Dr. Jonathan Paddison: Insbesondere<br />
bei privaten oder kleineren Betreibern<br />
steigt die Bereitschaft, ihre Systeme zur<br />
Überholung an Spezialisten zu geben.<br />
Man möchte in Sachen <strong>Qualität</strong> und<br />
Zuverlässigkeit einfach keine Kompromisse<br />
eingehen. Bei der Überholung auf<br />
Systemlieferanten aus dem Zulieferbereich<br />
zurückzugreifen ist da eine gute<br />
Wahl.<br />
Ein Ende des Megatrends Effizienz<br />
zeichnet sich nicht ab – eher verstärkte<br />
sich der Trend 2011 noch.<br />
Was sind die Treiber hierfür?<br />
Mark Cleobury: Ganz einfach: Kosten,<br />
Kosten, Kosten! Die Industrie muss gegenüber<br />
ihren Wettbewerbern stärker<br />
auftreten – demzufolge sind die Finanzen<br />
wichtiger als je zuvor. Betreiber<br />
und Fahrzeughersteller legen zusätzlich<br />
zu den reinen Produktkosten enormen<br />
Wert auf Themen wie Lebenszykluskosten<br />
oder „Design for Environment“.<br />
Effizienz, Recycling und amortisierte<br />
Kosten sind dadurch wichtiger denn je.
Auch <strong>Knorr</strong>-<strong>Bremse</strong> trägt diesen Megatrend mit. Erstmals erhielt<br />
das Unternehmen einen Auftrag über das Fahrerassistenzsystem<br />
LEADER aus Europa.<br />
Mark Cleobury: Daran sieht man, in welche Richtung sich<br />
der Markt bewegt. Dazu gehören aber auch unsere Fahr- und<br />
Trainingssimulatoren, die zur Fahreffizienz und dadurch zur<br />
Umwelt-entlastung beitragen. Mit der konzernweiten Energieeffizienz-Initiative<br />
ECCO 2 haben wir uns anspruchsvolle Ziele<br />
zur Emissionsreduktion gesetzt. Natürlich gehören dazu nicht<br />
nur Maßnahmen in der Produktion und in den Büros, sondern<br />
auch ein entsprechendes Produktportfolio.<br />
Was kann LEADER den Betreibern in Europa bieten? Das System<br />
wurde bislang doch vor allem in Nordamerika, Australien und<br />
Südafrika eingesetzt, wo die Züge deutlich länger sind.<br />
Dr. Jonathan Paddison: Bei den heutigen hohen Energiekosten<br />
ist LEADER auch für Europa höchst interessant. Denn auch<br />
hier ist schon die Schwelle erreicht, ab der sich das System<br />
schnell amortisiert.<br />
Auch in Europa hat <strong>Knorr</strong>-<strong>Bremse</strong> seine Standbeine verbreitert.<br />
Das klingt nach einem Bekenntnis zu den Kernmärkten?<br />
Mark Cleobury: Wir wachsen in Asien besonders stark. Aber<br />
natürlich verlieren wir unsere Kernmärkte dabei nicht aus den<br />
Augen. Wir versuchen immer, unsere Kompetenz und unser<br />
Produktportfolio zu verbessern. Als eine logische Konzequenz<br />
zum Beispiel der Ausbau der Aktivitäten von Microelettrica.<br />
Unabhängig vom jeweiligen Markt liegt unsere Stärke in der<br />
Systemkompetenz. Durch sie können wir unseren Kunden vielfältige<br />
Produkte anbieten. Dank dieser One-Stop-Philosophie<br />
sind sie in der Lage, wertvolle Kapazitäten freizuschalten.<br />
In wenigen Tagen beginnt das Jahr 2012. Wollen Sie – im<br />
Hinblick auf die europäische Eisenbahnbranche – einen Ausblick<br />
wagen?<br />
Mark Cleobury: Obwohl wir für die gesamtwirtschaftliche<br />
Lage 2012 die eine oder andere Unsicherheit sehen, rechnen<br />
wir nach wie vor mit einem großen Bedarf für den Ausbau der<br />
Infrastruktur und für Schienenfahrzeuge. Deshalb gehen wir<br />
von einer grundsätzlich positiven Entwicklung aus. Die wird in<br />
2012 vielleicht noch etwas langsamer sein, danach aber Jahr für<br />
Jahr besser werden.<br />
9
Ausgabe 31 | Dezember 2011<br />
Produktentwicklung coMoran<br />
Geschickt<br />
überwacht<br />
<strong>Knorr</strong>-<strong>Bremse</strong> und der Wälzlagerhersteller und führende Spezialist für indus-<br />
trielles Monitoring, SKF, koppeln ihre Kernkompetenzen: Mit COMORAN ent-<br />
wickelten sie gemeinsam ein System, das eine sicherheitsrelevante Fahrwerks-<br />
überwachung mit einer umfangreichen Zustandsüberwachung kombiniert.<br />
Die europäische Richtlinie TSI High Speed gilt seit Februar<br />
2008 und definiert die verbindlichen Anforderungen an die<br />
Überwachung der Laufwerke von Hochgeschwindigkeitszügen:<br />
Blockierende oder entgleiste Räder, instabiles Laufverhalten<br />
sowie Heißläufer müssen demnach zuverlässig<br />
erkannt und sofort an den Zugführer gemeldet werden. Seit<br />
einigen Jahren schon realisiert <strong>Knorr</strong>-<strong>Bremse</strong> diese Funktionen<br />
in zahlreichen Hochgeschwindigkeitszügen.<br />
reDuZierte LeBensZykLuskosten<br />
Nicht nur in Sachen Sicherheit steigen die Anforderungen.<br />
Für Betreiber von Fahrzeugflotten gewinnt eine präventive<br />
Diagnose zur frühzeitigen Erkennung von Verschleiß und<br />
Schäden zunehmend an Bedeutung. Dies kann die Nutzungsdauer<br />
der Komponenten spürbar verlängern.<br />
Mit COMORAN (Condition Monitoring for Railway Applications)<br />
entwickelte <strong>Knorr</strong>-<strong>Bremse</strong> in Kooperation mit dem<br />
10<br />
Condition Monitoring Center von SKF die Grundlage für<br />
eine solche zustandsabhängige Instandhaltung. COMORAN<br />
nutzt dabei die ohnehin vorliegenden Daten aus den Überwachungsfunktionen<br />
für ein Online-Diagnosesystem, das<br />
bereits erste Anzeichen für Verschleiß und Schäden erkennt.<br />
Das System ermöglicht eine langfristige Zustandsüberwachung<br />
von kritischen Komponenten in Bezug auf Verschleiß<br />
und Schädigungen und liefert der Instandhaltungsabteilung<br />
betriebsrelevante Daten für eine optimierte fehlervorbeugende<br />
Fahrzeugwartung über den gesamten Lebenszyklus.<br />
Dass sich <strong>Knorr</strong>-<strong>Bremse</strong> und SKF zusammengeschlossen<br />
haben, ist natürlich kein Zufall: <strong>Knorr</strong>-<strong>Bremse</strong> bringt in die<br />
Partnerschaft jahrzehntelange Erfahrung bei Steuerung und<br />
Überwachung von Bremssystemen für Schienenfahrzeuge<br />
ein. SKF wiederum ist weltweit anerkannter Spezialist für<br />
industrielles Monitoring und die Diagnose von Maschinen.
kosteneffiZientes systeM<br />
Um ein möglichst kosteneffizientes System anbieten zu<br />
können, liegt es nahe, die nötigen Funktionen mit Systemen<br />
zu verbinden, die im Schienenfahrzeug bereits vorhanden<br />
sind. Schließlich ergibt sich mit einer solchen Integration<br />
in das Bremssteuer- und Gleitschutzsystem eine Reihe von<br />
Vorteilen: Verschiedene in einem Gesamtsystem vereinigte<br />
Einzelsysteme verringern die Komplexität, die die Verfügbarkeit<br />
des Gesamtsystems positiv beeinflussen. Zusätzliche<br />
Stromversorgungen, Kommunikationsschnittstellen und<br />
Impulsgeber sind in dem System dann überflüssig. Die vorhandenen<br />
Signale des Gleitschutzsystems, beispielsweise<br />
der Geschwindigkeiten, kann systemintern direkt vom Diagnosesystem<br />
eingeholt werden.<br />
PerManente DiaGnose<br />
COMORAN besteht aus zwei Hauptkomponenten. Einer zusätzlichen<br />
19“-Elektronikkarte, die direkt in das bestehende<br />
<strong>Knorr</strong>-<strong>Bremse</strong> ESRA-System für Bremssteuerung und Gleitschutz<br />
integriert werden kann, und den multifunktionalen<br />
Kombinationssensoren, die Drehzahl, Temperatur und Beschleunigung<br />
beispielsweise an Achslager, Getrieben oder<br />
Motoren abfragen.<br />
Am Beispiel der Achslager, deren derzeit laufzeitabhängiger<br />
Austausch einen hohen Kostenfaktor in der Instandhaltung<br />
eines Zuges darstellt, lässt sich das Zusammenspiel der Systembausteine<br />
gut verdeutlichen. Bei der COMORAN-Achslagerdiagnose<br />
ermöglichen die Impulsgebersignale für den<br />
Gleitschutzregler und die zusätzlichen Beschleunigungswerte<br />
an den Radsatzlagern eine permanente Auswertung<br />
der drehzahlabhängigen Lagerfrequenzen. Durch die ermittelten<br />
Frequenzspektren sind dann intakte Radsatzlager<br />
problemlos von verschleißbehafteten bzw. defekten Lagern<br />
zu unterscheiden. Spezielle von SKF entwickelte Tools stellen<br />
derartige Beeinträchtigungen in einer Trendanalyse<br />
grafisch dar, sodass eine präzise Diagnose der zukünftigen<br />
Laufleistung möglich ist. Eine konfigurierbare Parameterdatenbank<br />
gewährleistet die Überwachung von Lagern jeglichen<br />
Typs und Herstellers. Ähnliche Möglichkeiten bestehen<br />
auch für die Diagnose von Getriebekomponenten, Antriebsmotoren,<br />
Wellen und Kupplungen.<br />
Dieselben Sensoren ermöglichen darüber hinaus die Diagnose<br />
der Räder auf Flachstellen und Unrundheiten. Auch dabei<br />
entsteht dank der gemeinsam mit der Bremssteuerung<br />
genutzten Schnittstellen und Sensorsignale kein Mehraufwand.<br />
11
12<br />
Ausgabe 31 | Dezember 2011
Lok-Bremssystem für kZ8a<br />
-55 °C-Systeme<br />
Insgesamt 200 neue KZ8A-Doppellokomotiven sollen den kasachischen<br />
Güterverkehr effizient verstärken. <strong>Knorr</strong>-<strong>Bremse</strong> ist bei den ersten 25 Lo-<br />
komotiven an Bord und wird ein komplettes Lok-Bremssystem für eine An-<br />
wendung im GOST-Standard liefern.<br />
„Klirrende Kälte“ ist wohl eher eine Untertreibung, wenn<br />
es um die realistische Beschreibung der winterlichen kasachischen<br />
Steppen geht. Für die Systeme, die <strong>Knorr</strong>-<strong>Bremse</strong><br />
für die dort zum Einsatz kommenden Lokomotiven KZ8A des<br />
Herstellers beisteuern wird, ist deshalb die geballte Entwicklungskompetenz<br />
des Unternehmens nötig. Denn bei den<br />
Temperaturen, die im Winter in Kasachstan herrschen, würden<br />
Standardausrüstungen schnell an ihre Grenzen stoßen.<br />
enorMe käLteertüchtiGunG<br />
Auf diesem Gebiet kann <strong>Knorr</strong>-<strong>Bremse</strong> die bisherige Erfahrungen<br />
und Erkenntnisse aus vorangegangenen Projekten<br />
wie beispielsweise dem russischen Hochgeschwindigkeitszug<br />
Sapsan oder die Reisezugwagen für RZD einbringen.<br />
Deshalb entwickelt <strong>Knorr</strong>-<strong>Bremse</strong> Produkte die auch Temperaturen<br />
von bis zu minus 55 °C standhalten. Selbst die weiter<br />
im Inneren der Lok vorgesehenen Systeme halten mindestens<br />
minus 50 °C aus. Bei ihnen handelt es sich um die<br />
komplette BP Compact Bremssteuerung mit elektronischer<br />
HL-Drucksteuerung inklusive des Gleitschutzes mit für den<br />
GOST-Markt angepassten Ventilen.<br />
An die Entwicklung solcher Komponenten stellen derartige<br />
Temperaturen große Herausforderungen: Neue kältebeständige<br />
Kunststoffe und Elastomere müssen gefunden oder mit<br />
Lieferanten gemeinsam entwickelt werden. Auch im Bereich<br />
der Gussteile ist der Einsatz überwiegend neuer Materialien<br />
erforderlich. Nicht zuletzt sind auch die Anforderungen<br />
an die Toleranzen beweglicher Komponenten extrem, da<br />
unterschiedliche Temperaturen unterschiedliche Ausdehnungen<br />
der Materialien zur Folge haben, und somit auch<br />
Komponenten konstruktiv angepasst werden müssen.<br />
PotenZiaL für<br />
200 DoPPeLLokoMotiVen<br />
Die Zahl von 200 Bestellungen zeigt deutlich, mit welchem<br />
Steigerungspotenzial die Betreiber in den kommenden Jahren<br />
planen.<br />
13
fahr- und trainingssimulatoren<br />
vereinigte<br />
Plattformen<br />
Mit der nordamerikanischen New York Air Brake und dem australischen Un-<br />
ternehmen Sydac befinden sich zwei ausgewiesene Spezialisten für Zug-<br />
simulatoren im <strong>Knorr</strong>-<strong>Bremse</strong> Konzern. Betreiber können nun von zahl-<br />
reichen neuen Optionen profitieren – denn die beiden Firmen haben ihre<br />
Simulatorplattformen vereinigt.<br />
Bislang waren die Zugsimulatorenmärkte<br />
von New York Air Brake<br />
(NYAB) und Sydac klar getrennt.<br />
NYAB entwickelte und lieferte mit der<br />
TDS-Modellreihe eine hervorragende<br />
Plattform für die Simulation von sehr<br />
langen Güterzügen. Vor allem im Heimatmarkt<br />
von NYAB, in Nordamerika,<br />
aber auch in allen anderen ähnlichen<br />
Märkten ist das System präsent. Sydac<br />
wiederum ist bekannt für seine<br />
sehr realistischen, hochauflösenden<br />
Darstellungen von Strecken, Bedieneinrichtungen<br />
und Passagieren aus<br />
dem Bereich Personenverkehr und ist<br />
besonders in den Regionen Australien<br />
und Asien sowie in Großbritannien<br />
stark vertreten.<br />
14<br />
Ausgabe 31 | Dezember 2011<br />
siMuLatoren<br />
für sPeZifische<br />
anforDerunGen<br />
Mit der erfolgten Vereinigung der<br />
Plattformen beider Unternehmen ist<br />
<strong>Knorr</strong>-<strong>Bremse</strong> jetzt erstmals in der<br />
Lage, die jeweiligen Vorzüge der Systeme<br />
per Baukastenprinzip miteinander<br />
zu verbinden. So lässt sich nun<br />
beispielsweise die hohe Auflösung<br />
der Personenverkehrssimulatoren aus<br />
dem Hause Sydac in die TDS-Simulatoren<br />
von NYAB integrieren. Im Gegenzug<br />
können zum Beispiel die sehr<br />
komplexen Zugmodelle von NYAB<br />
auch problemlos in den Simulatoren<br />
von Sydac realisiert werden.<br />
Betreiber haben auf diese Weise bei<br />
der Zusammenstellung ihrer maßgeschneiderten<br />
Simulatoren Gelegenheit,<br />
aus zahlreichen neuen Optionen<br />
zu wählen. Spezifische Anforderungen<br />
an die Simulatoren lassen sich<br />
dadurch noch besser erfüllen. Ein<br />
weiterer Vorteil ist, dass der regionale<br />
Ansprechpartner nun alle Simulatorarten<br />
kompetent anbieten kann.<br />
erProBte MoDuLe<br />
sichern weLtweit<br />
QuaLität<br />
Ein globales Team hat es geschafft,<br />
die beiden unterschiedlichen Konzepte<br />
zusammenzuführen, ohne dass<br />
lokale Befindlichkeiten eine Rolle<br />
spielten. Das Beste daran war die Motivation<br />
aller. So wurden die jeweils<br />
besten Module aus beiden Systemen<br />
zusammengeführt. Verfügbar ist die<br />
neue gemeinsame Plattform natürlich<br />
nicht nur in den Kernmärkten<br />
der beiden Unternehmen, sondern<br />
weltweit – und zwar von Metroanwendungen<br />
über den klassischen<br />
Personen- und Güterverkehr bis hin<br />
zu Hochgeschwindigkeitszügen.<br />
Zusätzlich zu dem breiteren Angebot<br />
an Lösungen gelingt es <strong>Knorr</strong>-<strong>Bremse</strong><br />
mit der Integration, die <strong>Qualität</strong> weiter<br />
zu verbessern: Weil in der neuen<br />
Plattform nur die jeweils besonders<br />
bewährten Module beider Systeme<br />
zum Einsatz kommen, erhöht sich<br />
folglich auch die <strong>Qualität</strong> des Gesamtsystems.
Ausgabe 31 | Dezember 2011<br />
schraubenkompressoren<br />
Das erste Tausend<br />
Nach nur drei Jahren mit diesem Service auf dem Markt feierte <strong>Knorr</strong>-<strong>Bremse</strong><br />
im Herbst die Überholung des tausendsten Schraubenblocks. Hinsichtlich Ver-<br />
schleiß, Leistung, Lebensdauer und Optik wird das Bauteil dabei in einen mit<br />
dem Neuteil vergleichbaren Zustand gebracht.<br />
Nach rund 12.000 Betriebsstunden sind 50 Kilo massives Metall<br />
auf Vordermann zu bringen. Etwa sieben bis acht Jahre<br />
lang hat der Schraubenkompressor zuvor mit seinem Herzstück,<br />
dem Schraubenblock, Höchstleistung gebracht und<br />
die Luftversorgung für das Bremssystem des Fahrzeugs stets<br />
zuverlässig garantiert. Fällt er aber aus, weil notwendige<br />
Wartungs- und Überholungsarbeiten nicht erledigt wurden,<br />
kann dies zu einem Fahrzeugstillstand führen, der für den<br />
Betreiber sehr teuer werden könnte. Es ist Zeit für eine Überholung.<br />
16<br />
Diese beginnt bei <strong>Knorr</strong>-<strong>Bremse</strong> mit der Demontage des<br />
Schraubenblocks. Speziell geschulte Mitarbeiter prüfen die<br />
Einzelteile auf ihre Wiederverwendbarkeit und reinigen<br />
sie anschließend in einem extra entwickelten Reinigungsverfahren.<br />
Alle Dichtungs- und Lagerflächen sowie Rotoren<br />
werden aufgearbeitet, Laufbuchsen in einem eigens hierfür<br />
entwickelten Erhitzungsverfahren extrem schonend abgepresst<br />
und sämtliche Dichtungen und Verschleißteile ausgetauscht.
tausenDsteL-MiLLiMeter-arBeit<br />
Der wichtigste Schritt jedoch ist die exakte Ausrichtung der<br />
Rotoren – erst sie garantiert zusammen mit den anderen<br />
Maßnahmen eine dauerhafte und zuverlässige Funktionstüchtigkeit<br />
des Gesamtsystems. Auf einige tausendstel<br />
Millimeter (µ) genau richten die <strong>Knorr</strong>-<strong>Bremse</strong> Mitarbeiter<br />
die Rotoren des Schraubenblocks in einem eigens hierfür geschaffenen<br />
Bereich aus. Warum ist das so wichtig? Einerseits<br />
darf der Spalt nur so groß sein, dass der Ölfilm zwischen<br />
den Rotoren reicht, um diese abzudichten. Nur so kann der<br />
Kompressor seine volle Leistung bringen. Andererseits muss<br />
der Spalt groß genug sein, damit sich die Rotoren und das<br />
Gehäuse durch die thermische Ausdehnung in der Aufwärmphase<br />
nicht berühren. Ein umfangreicher Prüflauf unter realen<br />
Bedingungen stellt am Ende sicher, dass sich der Block<br />
in einem mit dem Neuzustand vergleichbaren Zustand befindet.<br />
Kurz: Eine Überholung auf dem aktuellsten Stand der<br />
Technik, eine hohe Betriebssicherheit im täglichen Eisenbahnbetrieb<br />
und Originalteile in gewohnter <strong>Knorr</strong>-<strong>Bremse</strong><br />
<strong>Qualität</strong>.<br />
Originalteile – genauer: Originalteilekits – sind ohnehin ein<br />
eigenes Stichwort. Auf Wunsch überholt <strong>Knorr</strong>-<strong>Bremse</strong> den<br />
gesamten Kompressor oder aber nur den Schraubenblock –<br />
perfekt ergänzt durch die Originalteilekits für den gesamten<br />
Kompressor.<br />
Paket aus einer hanD<br />
Wirtschaftlich, zuverlässig, praktisch – dies sind die Merkmale<br />
der <strong>Knorr</strong>-<strong>Bremse</strong> Schraubenblocküberholung: Sie<br />
steigert die Wirtschaftlichkeit, weil sie günstiger ist als ein<br />
neuer Schraubenblock. Sie erhöht die Verfügbarkeit der<br />
Fahrzeuge, weil durch Kompressorenausfall verursachte<br />
Fahrzeugstillstandzeiten vermieden werden. Und sie spart<br />
Verwaltungsaufwand, weil der Kunde das gesamte Paket<br />
aus einer Hand erhält. „Seit 2009 lassen wir die Blöcke von<br />
<strong>Knorr</strong>-<strong>Bremse</strong> überholen“, sagt Johann Eichinger von der<br />
ÖBB, die auch die passenden Originalteilekits nutzt. „All<br />
diese Geräte laufen bisher sehr zuverlässig und ohne Probleme.“<br />
In den nächsten Jahren wird besonders in Asien die Nachfrage<br />
nach Schraubenblockwartungen steigen. <strong>Knorr</strong>-<strong>Bremse</strong><br />
hat rechtzeitig reagiert. Eine eigene Werkstattlinie ging<br />
bereits an den Start, fünf chinesische Kollegen wurden in<br />
München ausgebildet und vor Ort weiterqualifiziert, um der<br />
lokalen Nachfrage gerecht zu werden.<br />
17
18<br />
Ausgabe 31 | Dezember 2011<br />
Sandung mit Sandrohrheizung und Sandfördersensor im Einbau
sandungssysteme<br />
Sensoren<br />
für den Sand<br />
<strong>Knorr</strong>-<strong>Bremse</strong> Systeme für Schienenfahrzeuge hat ein auf Sandfördersen-<br />
soren basierendes System entwickelt, mit dem die Funktion der Sandungs-<br />
anlage in Sekundenschnelle überprüft werden kann. In der S-Bahn Berlin<br />
kommen die Sensoren nun erstmals zum Einsatz.<br />
Sandrohr mit Sandrohrheizung (rot) und Sandförderüberwachung (grauer Kasten)<br />
Eisenbahnen benutzen Sand als Streumittel, um den Haftwert<br />
zwischen Rad und Schiene zu erhöhen und so ein sicheres <strong>Bremse</strong>n<br />
auch bei widrigen Wetterverhältnissen sicherzustellen.<br />
Damit die Einsatzfähigkeit des Systems stets gewährleistet ist,<br />
muss das Sandungssystem jeweils vor Betriebsbeginn des Zuges<br />
auf seine Funktionsfähigkeit überprüft werden. Üblicherweise<br />
erledigt diese Aufgabe der Fahrer.<br />
Bei einigen Zügen der Berliner S-Bahn wird diese Prüfung seit<br />
kurzem erstmals automatisch erledigt – von Sandfördersensoren,<br />
die den Massestrom des Streumittels erfassen und bewerten.<br />
Die manuelle Durchführung der zeitaufwendigen und<br />
immer wiederkehrenden Überprüfungen entfällt dadurch. Dies<br />
spart Zeit und hilft, den Bahnbetrieb effizienter zu gestalten.<br />
aLtes PrinZiP neu aDaPtiert<br />
Der Sandfördersensor geht auf ein Prinzip zurück, das bereits<br />
vor etwa 20 Jahren entwickelt wurde. In der Industrie kommt<br />
es seither beispielsweise bei der Messung des Massestroms<br />
von Kohlestaub in Kraftwerken zur Anwendung. Hier geht es<br />
darum, die Verstopfung der Transportrohre zu detektieren. Ein<br />
weiteres Einsatzgebiet ist die Überwachung des Massestroms<br />
von Schleifmittel in Sandstrahlgeräten – zur Absicherung von<br />
nachfolgenden Lackiervorgängen.<br />
<strong>Knorr</strong>-<strong>Bremse</strong> Systeme für Schienenfahrzeuge hat das Prinzip<br />
nun für Bahnanwendungen adaptiert. Die Neuentwicklung<br />
kommt bei der Nachrüstung eines stabilen und für den Winterbetrieb<br />
geeigneten Sandungssystems zum Einsatz.<br />
schMutZuneMPfinDLich unD<br />
VerschLeissfrei<br />
Wird die Sandungsanlage vom Fahrer selbst oder vom System<br />
automatisch aktiviert, bläst Druckluft den Sand zwischen Rad<br />
und Schiene. Die neue Streugutmassestrommessung in der Sandungsanlage<br />
macht sich nun die Influenz der bewegten Sandpartikel<br />
gegen eine Metallfläche zunutze. Sie ist messbar und<br />
entsteht, wenn die elektrostatisch aufgeladenen Partikel durch<br />
eine ringförmige Antenne fliegen. Dieses Prinzip ermöglicht<br />
eine integrale Messung über den kompletten Messquerschnitt,<br />
ist unempfindlich gegen Verschmutzung und darüber hinaus<br />
verschleißfrei.<br />
Um festzustellen, dass tatsächlich Sand aus dem Sandrohr austritt<br />
und das Rohr nicht etwa verstopft ist, ist der Sensor knapp<br />
vor dem Ende des Sandschlauchs montiert. Sollten Störungen<br />
auftreten, bekommt der Fahrer die Information darüber auf<br />
einem Display im Führerstand gemeldet.<br />
19
Poka yoke<br />
Fehlhandlungen<br />
effektiv vermeiden<br />
<strong>Qualität</strong> und Produktsicherheit sind für <strong>Knorr</strong>-<strong>Bremse</strong> von zentraler Bedeu-<br />
tung. Das Unternehmen unternimmt daher große Anstrengungen, die Qua-<br />
lität seiner Systeme sicherzustellen – beispielsweise mit der <strong>Qualität</strong>sme-<br />
thode Poka Yoke.<br />
20<br />
Ausgabe 31 | Dezember 2011
<strong>Knorr</strong>-<strong>Bremse</strong> Produkte müssen die höchsten Sicherheitsanforderungen<br />
erfüllen. Deshalb ist die methodische Verhinderung<br />
von Fehlern ein entscheidender Beitrag für die<br />
Sicherstellung der Produktqualität.<br />
Die <strong>Qualität</strong>smethode Poka Yoke trägt wesentlich dazu bei,<br />
dass <strong>Knorr</strong>-<strong>Bremse</strong> bestmögliche <strong>Qualität</strong> und Sicherheit<br />
über den gesamten Lebenszyklus seiner Produkte sicherstellen<br />
kann. Ziel der Methode ist es, aus menschlichen Fehlhandlungen<br />
entstandene Fehler im Produkt und Fertigungsprozess<br />
zu vermeiden.<br />
fehLer BestenfaLLs soGar<br />
unMöGLich Machen<br />
Im ursprünglichen Sinn versucht Poka Yoke, Fehlhandlungen<br />
meist durch technische Vorkehrungen und Einrichtungen<br />
zu verhindern. <strong>Knorr</strong>-<strong>Bremse</strong> setzt die Poka Yoke-Methode<br />
zusätzlich durch entsprechendes Design der Produkte oder<br />
Prozesse um – so gelingt es, Fehlhandlungen beispielsweise<br />
durch den Einsatz von Farben und Formen oder im sequenziellen<br />
Prozessablauf zu minimieren, wenn nicht gar zu eliminieren.<br />
Mit dem Tool verfolgt <strong>Knorr</strong>-<strong>Bremse</strong> insbesondere zwei Ansatzpunkte.<br />
Einerseits sollen Fehlhandlungen durch in den<br />
Fertigungsprozess integrierte Prüfungen oder Hilfsmittel<br />
möglichst schnell entdeckt werden. Ein einfaches Beispiel<br />
ist z. B. die Farbcodierung von Aufbewahrungsboxen zur<br />
Unterscheidung gereinigter von ungereinigten Produkten.<br />
Der Mitarbeiter sieht auf den ersten Blick, welche Produkte<br />
noch nicht zur Montage vorbereitet wurden.<br />
Andererseits versucht <strong>Knorr</strong>-<strong>Bremse</strong>, Fehlhandlung schon<br />
durch Gestaltungsmaßnahmen am Produkt oder an den eingesetzten<br />
Maschinen zu vermeiden. Die Form eines Steckers<br />
kann sicherstellen, dass eine Vertauschung am Produkt ausgeschlossen<br />
werden kann.<br />
fehLerketten früh VerhinDern<br />
<strong>Knorr</strong>-<strong>Bremse</strong> wendet das Tool deshalb im Rahmen der FMEA<br />
(Fehlermöglichkeits- und Einflussanalyse) auf die zukünftig<br />
geplanten Prozessschritte in der Fertigung an. Erster Ansatz<br />
ist dabei die Auswahl einer geeigneten Prüfmethode. Es bietet<br />
sich an, wenn die Fehlerursache (z. B. durch Produktdesign)<br />
nicht verhindert werden kann, den Fehler bei Erkennen<br />
sofort zu korrigieren oder zumindest zu verhindern, dass er<br />
sich in den nächsten Prozessschritt fortpflanzt.<br />
Im nächsten Schritt wird dann daher ein möglicher Auslösemechanismus<br />
bestimmt, der etwaige Fehler zuverlässig<br />
anzeigen soll. So kann es sein, dass zum Beispiel anhand<br />
geometrischer oder physikalischer Größen, der Anzahl der<br />
Arbeitsschritte oder anhand des Arbeitsablaufs (z. B. Kittbildung)<br />
Fehler aufgezeigt werden. Um die Weitergabe des<br />
Fehlers zu verhindern, könnte aktiv in den Arbeitsablauf<br />
eingegriffen werden (z. B. durch Abschalten der Maschine)<br />
oder der Mitarbeiter indirekt über Warnhinweise (z. B.<br />
Warnton) auf den Fehler hingewiesen werden.<br />
Prüfmethode auslösemechanismus reguliermechanismus<br />
fehlerquellenprüfung<br />
Die ursache, die zu einer fehlhandlung<br />
führen kann, wird verhindert.<br />
Prüfung mit direktem feedback<br />
Die fehlhandlung wird erkannt und<br />
kann korrigiert werden.<br />
Prüfung mit indirektem feedback<br />
Der entstandene fehler wird erkannt<br />
und kann sich nicht in den nächsten<br />
Prozessschritt fortpflanzen.<br />
kontaktmethode<br />
anhand geometrischer oder<br />
physikalischer Größen kann der<br />
fehler erkannt werden.<br />
konstantwertmethode<br />
anhand der anzahl der arbeitsschritte<br />
kann ein fehler erkannt<br />
werden.<br />
schrittfolgemethode<br />
anhand des standardablaufs der<br />
arbeitsschritte wird der fehler<br />
erkannt.<br />
eingriffsmethode-stopp<br />
Bei fehlern werden Maschinen<br />
abgeschaltet oder der Vorgang<br />
unmöglich gemacht.<br />
warnmethode-signal<br />
alle arten von hinweisen für die<br />
Mitarbeiter auf den fehler.<br />
21
ccBii-steuerventile für Brasilien<br />
neuer Service-Partner<br />
in Südamerika<br />
MRS Logistica ist einer der größten Frachttransporteure auf dem brasili-<br />
22<br />
Ausgabe 31 | Dezember 2011<br />
anischen Schienenverkehrsmarkt. Mindestens bis zum Früh-<br />
jahr 2013 übernimmt <strong>Knorr</strong>-<strong>Bremse</strong> den Service der CCBII-<br />
Steuerventile.<br />
1.643 Kilometer misst das Schienennetzwerk im Südosten<br />
des Landes, auf dem MRS Logistica fast 18.000 Wagen und<br />
knapp 700 Lokomotiven betreibt. Die Schienen verbinden<br />
die drei Bundesstaaten von Rio de Janeiro, Minas<br />
Gerais und São Paulo, die zusammen ungefähr 56<br />
Prozent des brasilianischen Inlandsprodukts erwirtschaften.<br />
Eisenerz, fertige Stahlprodukte, Zement<br />
oder landwirtschaftliche Güter machen einen<br />
großen Teil der MRS-Fracht aus – Güter, die zuverlässig<br />
und oftmals auch zeitkritisch transportiert werden<br />
müssen.<br />
neukunDe iM<br />
serVice-Bereich<br />
Mindestens bis zum Frühjahr 2013 verlässt sich die Frachttransportgesellschaft<br />
bei den CCBII-Steuerventilen von 254<br />
Lokomotiven auf die Service-Leistungen von <strong>Knorr</strong>-<strong>Bremse</strong><br />
Brasilien. 200 Komponenten wird das Unternehmen damit<br />
pro Jahr für MRS überholen. Im Service-Bereich ist das aktuelle<br />
Abkommen das erste, doch einander unbekannt sind<br />
sich die Vertragspartner nicht: <strong>Knorr</strong>-<strong>Bremse</strong> ist umfangreich<br />
bei der Ausstattung der neuen Lokomotiven und Wagen<br />
des Betreibers vertreten.
Messeausblick 2012<br />
Systemkompetenz<br />
weltweit<br />
Weltweite Megatrends werden die Schienenfahrzeugindustrie<br />
in den nächsten Jahren erheblich beeinflussen und<br />
stellen sie vor entscheidende Herausforderungen. Mit seiner<br />
Ausrichtung auf Energieeffizienz, Sicherheit, Urbanisierung<br />
und Globalisierung entwickelt <strong>Knorr</strong>-<strong>Bremse</strong> schon heute<br />
die Produkte und Systeme von morgen.<br />
Monat ort Messe<br />
februar 2012 karlsruhe, Deutschland it-trans<br />
Als Global Player präsentiert das Unternehmen seine Systemkompetenz<br />
auch 2012 wieder dem breiten Fachpublikum<br />
in aller Welt. Geplant sind Messeauftritte in Europa, im<br />
Nahen Osten, in Amerika, Asien und Australien.<br />
März 2012 istanbul, türkei eurasia raiL<br />
März 2012 turin, italien expoferroviaria<br />
Mai/Juni 2012 shanghai, china rail + Metro china<br />
Juni 2012 ostrava, tschechische republik czech raildays<br />
september 2012 Berlin, Deutschland innotrans<br />
oktober 2012 Bucharest, rumänien railway Days<br />
november 2012 Peking, china Modern railways<br />
november 2012 são Paulo, Brasilien feira negócios nos trilhos<br />
23
coMoran<br />
condition Monitoring<br />
for railway applications<br />
knorr-<strong>Bremse</strong> hat das überwachungs- und Diagnosesystem coMoran - condition Monitoring for railway applica-<br />
tions - für Lauf- und triebdrehgestelle und ihre komponenten entwickelt. als integraler Bestandteil des Bremssystems<br />
erkennt es kritische Zustände am fahrwerk wie schäden an radsatzlagern, heißläufern, instabiler Lauf oder entglei-<br />
sung und beugt so schäden vor. Darüber hinaus liefert das system umfassende Daten für eine besonders wirtschaft-<br />
liche, zustandsbasierte wartung. | www.knorr-bremse.com |<br />
s y s t e M e f ü r s c h i e n e n f a h r Z e u G e