VORWORT DER NEUEN SCHRIFTLEITER — Erwin Bergmeier ...
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Florist. Rundbriefe 42 (2008), 1-2 2009 1<br />
<strong>VORWORT</strong> <strong>DER</strong> <strong>NEUEN</strong> <strong>SCHRIFTLEITER</strong><br />
Nach nunmehr über 40 Jahren hat<br />
Henning Haeupler die Schriftleitung<br />
der Floristischen Rundbriefe mehr<br />
oder weniger zeitgleich mit seinem<br />
Eintritt in den verdienten „Unruhestand“<br />
abgegeben. Ehemalige Mitarbeiter<br />
von ihm haben angeregt, ihm zu<br />
diesem doppelten Anlass einen Rundbriefe-Festband<br />
zu widmen. Dieser<br />
Anregung sind wir als die neue<br />
Schriftleitung sehr gerne nachgekommen.<br />
So legen wir nun – etwas verzögert<br />
– den Band 42 als Festschrift vor.<br />
Zwar haben wir die Gestaltung der<br />
Hefte leicht geändert, doch möchten<br />
wir an der inhaltlichen Konzeption im<br />
Wesentlichen festhalten. Eine der<br />
wichtigsten Neuerungen, die bereits<br />
mit Band 40 realisiert wurde, besteht<br />
darin, dass die Floristischen Rundbriefe<br />
nun das offizielle Organ des<br />
Netzwerks Phytodiversität Deutschlands<br />
e. V. (NetPhyD) sein werden.<br />
Neben den neuen Richtlinien für Manuskripte<br />
wird es für die Autoren eine<br />
wichtige Neuerung sein, dass wir die<br />
eingesandten Manuskripte einer Begutachtung<br />
durch Fachkollegen unterziehen<br />
werden. Wir wollen damit<br />
nicht etwa unliebsamen Artikeln aus<br />
dem Wege gehen, sondern zur Erhaltung<br />
und Verbesserung der Qualität<br />
unserer Zeitschrift beitragen. Längst<br />
haben sich die unterschiedlichen Be-<br />
<strong>—</strong> <strong>Erwin</strong> <strong>Bergmeier</strong>, Ingolf Kühn <strong>—</strong><br />
reiche in der floristischen Geobotanik,<br />
Populationsbiologie und Taxonomie<br />
so weit diversifiziert, dass wir als<br />
Schriftleiter nicht immer alle Aspekte<br />
einer Arbeit angemessen beurteilen<br />
können. Außerdem kann ein Gutachten<br />
zu einer objektiveren Einschätzung<br />
der Sachverhalte beitragen. Um<br />
einem verbreiteten Missverständnis<br />
entgegenzutreten: keineswegs ist es<br />
Aufgabe eines Gutachters, Meinungen<br />
der Autoren in Frage zu stellen. Wir<br />
hoffen stattdessen, dass ein solches<br />
Begutachtungsverfahren dazu führt,<br />
dass Beiträge an wissenschaftlicher<br />
Klarheit gewinnen und Fehler, Auslassungen<br />
oder missverständliche<br />
Beschreibungen vermieden werden.<br />
Gegen eine gewisse „Betriebsblindheit“<br />
hilft oft ein erfrischender Blick<br />
von außen.<br />
Zusätzlich zu den Rezensionen, die<br />
fester Bestandteil der Floristischen<br />
Rundbriefe sind und bleiben werden,<br />
möchten wir neue Rubriken einführen.<br />
So können nach Bedarf und Angebot<br />
„Nachrichten aus dem Netzwerk<br />
Phytodiversität“ mitgeteilt werden.<br />
Unter einer weiteren Rubrik<br />
können wissenschaftliche Untersuchungen<br />
vorgestellt werden, die sich<br />
der Ergebnisse floristischer Kartierungen<br />
bedienen. Die floristische<br />
Kartierung dient zu weitaus mehr als<br />
„nur“ zur Verbesserung der Kenntnis
2 <strong>Bergmeier</strong> & Kühn<br />
unserer Flora und der Verbreitung der<br />
Arten. Zahlreiche Analysen werden<br />
aber der wissenschaftlichen Notwendigkeit<br />
folgend inzwischen in internationalen<br />
Zeitschriften veröffentlicht.<br />
Weil diese vielen Lesern oft nur<br />
schwer zugänglich sind, möchten wir<br />
auf diesem Wege zu einem besseren<br />
Informationsfluss beitragen. Interessierte<br />
sollen sich schnell und leicht<br />
verständlich darüber informieren können,<br />
wie die Kartierung wichtige Beiträge<br />
zu drängenden Forschungsfragen<br />
mit gesellschaftlicher Bedeutung<br />
liefert (z. B. zu den Auswirkungen<br />
des Klimawandels). Der Aufschlag<br />
hierzu kommt in diesem Heft von einem<br />
von uns, doch möchten wir der<br />
Vielzahl der Arbeitsgruppen, die an<br />
der Auswertung der floristischen Kartierung<br />
arbeiten, hier ein Forum bieten.<br />
Zu guter Letzt möchten wir noch uns<br />
selbst kurz vorstellen, damit Sie als<br />
Leser auch wissen, mit wem sie es in<br />
der Schriftleitung zu tun haben:<br />
<strong>Erwin</strong> <strong>Bergmeier</strong> ist Professor für<br />
Vegetationsanalyse und Phytodiversität<br />
an der Georg-August-Universität<br />
Göttingen. Nach seiner Promotion in<br />
Gießen hat er in der Arbeitsgruppe<br />
von H. Haeupler in Bochum an der<br />
‚Datenbank Gefäßpflanzen‘ gearbeitet<br />
und eine bibliografische Übersicht der<br />
‚Bestimmungshilfen zur Flora<br />
Deutschlands‘ zusammengestellt. Es<br />
folgten Stationen in Kopenhagen und<br />
Freiburg. Seine hauptsächlichen Interessengebiete<br />
sind die Flora und Ve-<br />
getation des Mittelmeerraumes, insbesondere<br />
Griechenlands, die Artenvielfalt<br />
und Vegetationsmuster von Kulturlandschaften,Vegetationsklassifikation<br />
und Syntaxonomie sowie Phytodiversität<br />
auf Art- und Gesellschaftsebene<br />
und ihre Skalenabhängigkeit.<br />
Ingolf Kühn promovierte bei H.<br />
Haeupler über Flora und Vegetation<br />
von „alten“ und „neuen“ Wäldern in<br />
der Westfälischen Bucht. Er arbeitet<br />
nun beim Helmholtz-Zentrum für<br />
Umweltforschung – UFZ in Halle und<br />
ist in der Abteilung Biozönoseforschung<br />
Leiter der Arbeitsgruppe Makroökologie.<br />
Sein wissenschaftliches<br />
Interesse besteht in der Analyse von<br />
biologischen Invasionen, Auswirkungen<br />
des Klimawandels, Stadtökologie,<br />
funktionellen Merkmalen und Methoden<br />
zur Analyse von Verbreitungsmustern.<br />
Liebe Leser und Bezieher der Floristischen<br />
Rundbriefe, dies ist Ihre Zeitschrift.<br />
Wir hoffen, dass Sie uns in<br />
den kommenden Jahren die Treue<br />
halten und auch in Zukunft die Qualität<br />
der Zeitschrift mit fundierten und<br />
gut recherchierten Beiträgen zur floristischen<br />
Geobotanik und Pflanzenbestimmung<br />
sowie zur Populationsökologie<br />
und Phytotaxonomie unterstützen<br />
werden. Doch sind wir<br />
nicht nur auf Ihre Manuskripte angewiesen,<br />
sondern hoffen auch auf Ihre<br />
Anregungen und konstruktive Kritik.
Florist. Rundbriefe 42 (2008), 3-4 2009 3<br />
GELEITWORT ZUR FESTSCHRIFT FÜR HENNING HAEUPLER<br />
<strong>—</strong> <strong>Erwin</strong> <strong>Bergmeier</strong>, Peter Gausmann, Ingolf Kühn, Götz H. Loos <strong>—</strong><br />
Es erscheint überflüssig, den Lesern<br />
der Floristischen Rundbriefe Henning<br />
Haeupler vorzustellen, ist er doch –<br />
bis zum vorigen Jahrgang 41 – als<br />
Schriftleiter und Herausgeber dieser<br />
Zeitschrift allen Abonnenten wohlbekannt.<br />
Doch sein Wirkungskreis um<br />
Göttingen und Bochum und seine Interessenschwerpunkte<br />
sind vermutlich<br />
nur noch den Älteren ganz geläufig,<br />
daher beginnen wir dies Geleitwort zu<br />
Henning Haeuplers Festschrift mit<br />
einer Skizze seiner wissenschaftlichen<br />
Laufbahn.<br />
Geboren Ende 1939 im südostniedersächsischen<br />
Einbeck und nach der<br />
Schulzeit in Hildesheim war es nicht<br />
nur geografisch naheliegend, dass<br />
Henning Haeupler im benachbarten<br />
Göttingen studierte. Prägend für den<br />
jungen Biologen war dort der Zoologe<br />
P. Ax, am einflussreichsten aber der<br />
Geobotaniker H. Ellenberg, bei dem<br />
Henning Haeupler später als Wissenschaftlicher<br />
Angestellter bis 1982<br />
tätig war. Gleich zu Beginn dieser<br />
Zeit – 1967 – wurden die Göttinger<br />
Floristischen Rundbriefe – Vorläufer<br />
dieser Zeitschrift – begründet. Sie<br />
waren als Kommunikations- und Informationsorgan<br />
für Mitarbeiter der<br />
floristischen Kartierung Mitteleuropas<br />
gedacht und enthielten im Wesentlichen<br />
Hilfen zur Bestimmung schwer<br />
unterscheidbarer Sippen. Unter der<br />
Federführung von Ellenberg war es<br />
Henning Haeupler, der für das ehrgeizige<br />
und unendlich freizeit-aufwändige<br />
Kartierungsvorhaben auf Basis der<br />
Messtischblätter in Göttingen ‚zuständig‘<br />
war, die meist ehrenamtlichen<br />
Kartierer zu motivieren und<br />
wissenschaftlich wie methodisch zu<br />
beraten hatte und die Zeitschrift anfangs<br />
beinahe im Alleingang mit Manuskripten<br />
versah. Dies hätte er nicht<br />
leisten können, hätte er damals nicht<br />
selbst intensiv Florenkartierung betrieben.<br />
So entstand 1974 seine Arbeit<br />
über die „Statistische Auswertung von<br />
Punktrasterkarten der Gefäßpflanzen<br />
Südniedersachsens“, mit der er promoviert<br />
wurde, und etwas später<br />
(1976) der „Atlas zur Flora von Südniedersachsen“,<br />
ein Referenzwerk<br />
zum aktuellen Kartierungsprojekt<br />
einer Flora des Landkreises Göttingen<br />
(siehe den Beitrag von DICKORÉ & al.<br />
in diesem Heft). Das für das und aus<br />
dem Südniedersachsen-Kartierungsprojekt<br />
entwickelte Höhenstufen-<br />
Konzept sowie die Erkenntnis, dass es<br />
in Siedlungen und Städten eine höhere<br />
Artenvielfalt gibt als im Umland,<br />
gingen auf Henning Haeupler zurück.<br />
Beide Sachverhalte wurden in Ellenbergs<br />
„Vegetation Mitteleuropas mit<br />
den Alpen in ökologischer Sicht“<br />
übernommen. Als fundierter Kenner<br />
der niedersächsischen Trockengebiete<br />
unternahm er mit Reinhold Tüxen
4 <strong>Bergmeier</strong> & al.<br />
viele Exkursionen in das Tüxen noch<br />
unbekannte Gebiet des südlichen<br />
Elms, um ihm die dortigen floristischen<br />
‚Highlights‘ zu zeigen.<br />
Zu einer Zeit, als das Wort ‚Biodiversität‘<br />
noch nicht in aller Munde war,<br />
habilitierte sich Henning Haeupler<br />
1981, nach wie vor in Göttingen, mit<br />
einer Arbeit über das Diversitätsmaß<br />
‚Evenness‘. Anlässlich einer Vertretungsprofessur<br />
in Gießen 1982/83<br />
entwickelte er eine auf höheren Pflanzen<br />
als Indikatoren basierende Klassifikation<br />
der Gewässergüte, und im<br />
November 1983 nahm er einen Ruf an<br />
die Ruhr-Universität Bochum an, wo<br />
er bis zu seiner Pensionierung im<br />
Februar 2007 die Arbeitsgruppe ‚Geobotanik‘<br />
leitete. Sein Wirken dort ist<br />
in dieser Festschrift durch die Zusammenstellung<br />
von Abschlussarbeiten<br />
und Dissertationen dokumentiert,<br />
es ist gleichzeitig eine kleine Kompilation<br />
zur Flora und Vegetation des<br />
Ruhrgebiets samt Umgebung geworden.<br />
Henning Haeuplers Leistung als Herausgeber<br />
bemisst sich nicht nur an<br />
den Floristischen Rundbriefen, wiewohl<br />
durch ihre mehr als 40-jährige<br />
Kontinuität an ihnen vielleicht am<br />
eindrücklichsten, sondern auch an<br />
einigen schwergewichtigen Bänden,<br />
deren Status als ‚Klassiker‘ man<br />
schon daran erkennen kann, dass bloße<br />
Schlagworte ausreichen, um zu<br />
wissen, wovon die Rede ist: ‚der Atlas‘,‚die<br />
Standardliste‘,‚der Bildat-<br />
las‘. Wir haben eine Bibliografie seines<br />
publikatorischen und editorischen<br />
Schaffens in diesem Heft zusammengestellt.<br />
Kernstück dieser Festschrift<br />
aber sind die Henning Haeupler gewidmeten<br />
wissenschaftlichen Beiträge,<br />
die meisten von Kollegen und ehemaligen<br />
Schülern verfasst. In ihrer<br />
Gesamtheit bilden sie ab, was Henning<br />
Haeupler als Wissenschaftler<br />
umtreibt, nämlich die Pflanzengeografie<br />
und die Vielfalt der Pflanzenwelt<br />
auf lokaler bis globaler Ebene –<br />
mit einigen Schwerpunkten, wozu<br />
sicher Südniedersachsen, Westfalen<br />
und Mallorca gehören. Diese und<br />
andere Gebiete sind in der Festschrift<br />
repräsentiert, und wir hoffen, dass der<br />
‚bunte Strauß‘ Henning Haeupler,<br />
dem Bibliophilen und ‚Phytophilen‘,<br />
Freude bereiten möge. Wir wünschen<br />
ihm, dass er seiner Sammel- und Reiseleidenschaft<br />
noch lange nachgehen<br />
kann – und seiner Frau die nötige<br />
Toleranz dafür.
Florist. Rundbriefe 42 (2008), 5-59 2009 5<br />
NEUFUNDE, BESTÄTIGUNGEN UND VERLUSTE IN <strong>DER</strong> FLORA VON<br />
GÖTTINGEN (SÜD-NIE<strong>DER</strong>SACHSEN)<br />
<strong>—</strong> W. Bernhard Dickoré, Klaus Lewejohann und Reinhard Urner <strong>—</strong><br />
Arbeitskreis Neue Flora von Göttingen: mit Beiträgen von Stefan Abrahamczyk,<br />
<strong>Erwin</strong> <strong>Bergmeier</strong>, Peter Ciongwa, Günther Dersch, Hartwig Ehlert, Gerwin<br />
Kasperek, Diemut Klärner, Wolfgang Schmidt, Wieland Schnedler, Hans<br />
Georg Stroh, Hjalmar Thiel und Gerhard Wagenitz<br />
Kurzfassung: Der Beitrag berichtet über ausgewählte Neu- oder Wiederfunde<br />
und aktuelle Verluste der Gefäßpflanzenflora im Kreis Göttingen, Süd-<br />
Niedersachsen. Neufunde betreffen überwiegend Neophyten (adventive Gehölze<br />
sind nicht berücksichtigt) einschließlich einiger Arten, die bemerkenswerte<br />
Bestandsentwicklungen zeigen oder von denen adventive Vorkommen<br />
in Mitteleuropa noch selten dokumentiert wurden (z.B. Adiantum raddianum,<br />
Allium giganteum, Euphorbia serpens, Iris sanguinea, Leptinella squalida,<br />
Muscari aucheri). Bestätigungen indigener Sippen enthalten einen Wiederfund<br />
des im Kreisgebiet über hundert Jahre verschollenen Equisetum pratense<br />
sowie neue und wiederentdeckte Vorkommen seltener oder in starkem Rückgang<br />
befindlicher Arten (z.B. Lathyrus niger, Leersia oryzoides, Salix repens,<br />
Trifolium fragiferum). Während ein starker Rückgang vieler historisch häufiger<br />
oder verbreiteter Arten anzunehmen ist, bleibt deren aktueller Status oft<br />
unklar. Ein wahrscheinliches, rezentes Aussterben kann nur für wenige Sippen<br />
konkretisiert werden. Anmerkungen zur Taxonomie oder Nomenklatur<br />
werden u.a. zu Eragrostis pilosa, Euphorbia virgata, Hylotelephium (Sedum<br />
telephium s.l.) und Muscari gegeben.<br />
Schlüsselwörter: Gefäßpflanzen, Neophyten, Göttingen, Niedersachsen,<br />
Deutschland.<br />
Abstract: Selected new records, confirmations and recent losses in the vascular<br />
flora of the city and county of Göttingen (Southern Lower Saxony,<br />
Germany) are reported. New findings mostly concern alien species (neophytes;<br />
adventive trees and shrubs are excluded). Neophyte records include<br />
taxa with remarkable population dynamics or which have, as yet, been rarely<br />
reported from Central Europe (e.g., Adiantum raddianum, Allium giganteum,<br />
Euphorbia serpens, Iris sanguinea, Leptinella squalida, Muscari aucheri).<br />
Indigenous species records include the re-discovery of Equisetum pratense,<br />
believed to be extinct in the area for more than one-hundred years, and new
6 Dickoré & al.<br />
stations or confirmations of other rare or declining species (e.g., Lathyrus<br />
niger, Leersia oryzoides, Salix repens, Trifolium fragiferum). While many<br />
formerly common or frequent species seem to be further declining, their present<br />
status in the area remains often uncertain. Probable recent extinctions are<br />
inferred or specified for a few species. Taxonomic or nomenclatural remarks<br />
are annotated for some taxa including Eragrostis pilosa, Euphorbia virgata,<br />
Hylotelephium (Sedum telephium s.l.) and Muscari.<br />
Keywords: Vascular plants, neophytes, Göttingen, Lower Saxony, Germany.<br />
Einleitung<br />
Göttingen ist seit Albrecht von Haller,<br />
dessen dreihundertster Geburtstag<br />
2008 begangen wurde, eine Keimzelle<br />
der wissenschaftlichen Botanik und<br />
mit dem „Atlas zur Flora von Südniedersachsen“<br />
(HAEUPLER 1976) auch<br />
für die floristische Kartierung Mitteleuropas<br />
(HAEUPLER & SCHÖNFEL<strong>DER</strong><br />
1989, BENKERT & al. 1996). Aufgrund<br />
der breit gefächerten universitären<br />
biosystematischen Forschung und<br />
zentralen Lage Göttingens innerhalb<br />
Deutschlands könnte man auch an<br />
eine gewisse geographische Repräsentativität<br />
denken, etwa bei der Beurteilung<br />
des aktuellen Florenwandels.<br />
Erstaunlicherweise stehen jedoch<br />
einer Vielzahl historischer regionaler<br />
Floren (HALLER 1753, LINK 1789,<br />
LONDES 1805, MEYER 1836, ANONY-<br />
MUS 1868, NOELDEKE 1886, BRANDES<br />
1897, PETER 1901) nur wenige Werke<br />
aus dem letzten Jahrhundert gegenüber,<br />
die auch nur Teilbereiche abdecken<br />
(RÜHL 1954, FUCHS 1964). Weitere<br />
Fundmitteilungen (GARVE &<br />
PESEL 1983, LUDWIG 1984) mündeten<br />
in eine Artenliste für die Stadt Göttin-<br />
gen (GARVE 1985), die auch in großräumige<br />
Vergleiche von Stadtfloren<br />
einging (BRANDES & ZACHARIAS<br />
1990). Eine „Rote Liste“ für den<br />
Landkreis Göttingen erstellten<br />
PEPPLER & al. (1989). Nach einer<br />
inhaltlichen Beschränkung auf die<br />
gefährdeten Arten (GARVE 1994)<br />
legte GARVE (2007) einen aktuellen<br />
Florenatlas von Niedersachsen auf<br />
Quadrantenbasis vor.<br />
Im Jahr 2004 konstituierte sich der<br />
„Arbeitskreis Neue Flora von Göttingen“<br />
mit dem Ziel einer aktuellen<br />
Erfassung der Gefäßpflanzen des<br />
Landkreises Göttingen auf Minutenfeld-<br />
und quantitativer Basis (STROH<br />
& CONRAD 2005) 1 . Der Kreis Göttingen,<br />
gelegen im südlichsten Teil Nie-<br />
1 Die Trägerschaft des Projektes übernahm<br />
die Biologische Schutzgemeinschaft Göttingen<br />
e.V. (BSG), ein anerkannter und<br />
regional aktiver Naturschutzverband. Die<br />
Abteilung Vegetationsanalyse und Phytodiversität<br />
des Albrecht-von-Haller-<br />
Instituts für Pflanzenwissenschaften,<br />
Prof. Dr. E. <strong>Bergmeier</strong>, Universität Göttingen,<br />
gewährt wissenschaftliche Unterstützung<br />
und Förderung des Projektes.
Flora von Göttingen – Neu- und Wiederfunde 7<br />
dersachsens und angrenzend an die<br />
Bundesländer Hessen und Thüringen,<br />
umfasst eine Fläche von ca. 1117 km 2<br />
zwischen 51°18’-51°39’N und 9°33’-<br />
10°22’O, entsprechend (Anteilen von)<br />
19 Messtischblättern und insgesamt<br />
622 Minutenfeldern. Aufgrund des<br />
ausgeprägten Mittelgebirgsreliefs und<br />
einer abwechslungsreichen Geologie<br />
(dominierend Triasablagerungen:<br />
Muschelkalk und Buntsandstein) ist<br />
die Flora von Göttingen relativ artenreich.<br />
Im Rahmen globaler und lokaler<br />
Veränderungen ist aber ein drastischer<br />
Schwund vor allem vieler seltener<br />
und phytogeographisch interessanter<br />
Arten auffallend, der anscheinend<br />
auch mit einer allgemeinen Zunahme<br />
von Neophyten gekoppelt ist.<br />
Die vorliegende Arbeit fasst interessante<br />
Neu- und Wiederfunde von<br />
Gefäßpflanzen aus dem Kreis Göttingen,<br />
überwiegend aus den Jahren<br />
2004-2008 zusammen. Vollständigkeit<br />
kann nicht angestrebt werden und<br />
die adventiven Gehölze sollen in einer<br />
separaten Arbeit behandelt werden.<br />
Die Auswahl ist weitgehend auf Sippen<br />
beschränkt, die bei GARVE (2007)<br />
überhaupt nicht oder nur summarisch<br />
behandelt wurden, oder für die sich<br />
wesentliche Ergänzungen zu den dort<br />
dokumentierten Verbreitungsbildern<br />
andeuten (z.B. Dryopteris affinis,<br />
Leersia oryzoides). Weiterhin werden<br />
einige sehr seltene Arten bestätigt.<br />
Demgegenüber konnten mehrere,<br />
teilweise bei GARVE (2007) noch<br />
recht gut repräsentierte Arten aktuell<br />
(seit 2000) für das Kreisgebiet Göttingen<br />
nicht mehr nachgewiesen werden.<br />
Ein weiterhin starker Rückgang<br />
betrifft offenbar verschiedenste ökologische<br />
Gruppen, so z.B. Ackerunkräuter,<br />
an Magerrasen-, Feuchtwiesen-<br />
und Quellflur-Standorte und<br />
unterschiedliche Ökotone, kleinflächige<br />
oder temporäre Übergangssituationen<br />
angepasste Arten. Dieser<br />
Rückgang kann jedoch in der vorliegenden<br />
Arbeit kaum zum Ausdruck<br />
kommen. Wahrscheinliche aktuelle<br />
Verluste der Flora von Göttingen<br />
können nur für eine kleine Zahl zufällig<br />
gut dokumentierter Sippen präzisiert<br />
werden.<br />
Abgesehen von dort nicht enthaltenen<br />
Neophyten richtet sich die Nomenklatur<br />
generell nach BUTTLER & HAND<br />
(2008); nomenklatorische oder taxonomische<br />
Abweichungen werden im<br />
Einzelfall diskutiert. Fundortangaben<br />
sind im Format Messtischblatt/Quadranten-Minutenfeldnummer<br />
(01-15)<br />
aufgelistet; in einigen Fällen summarisch<br />
(für Nachweise aus den Jahren<br />
2004 bis 2008) nur auf diese verkürzt.<br />
Nicht berücksichtigt sind die Flächen<br />
der drei Göttinger Botanischen Gärten<br />
und bislang nur innerhalb dieser verwilderte<br />
Arten (z.B. langjährig im<br />
Alten Botanischen Garten: Euphorbia<br />
humifusa, Myosotis sparsiflora, Pinellia<br />
ternata). Für adventive Taxa, die<br />
auch angrenzend oder außerhalb der<br />
Botanischen Gärten beobachtet wurden,<br />
werden jedoch auch Vorkommen<br />
innerhalb und mögliche Herkunfts-
8 Dickoré & al.<br />
Bezüge genannt. Eine Anzahl „exotischer“<br />
annueller Arten ist in Saatmischungen<br />
eines Rebhuhn-<br />
Schutzprojektes (http:// www. rebhuhnschutzprojekt.<br />
de) enthalten, die<br />
derzeit im Kreis Göttingen vielfach<br />
zur Anlage von „Blühstreifen“ ausgebracht<br />
werden (Borago officinalis,<br />
Brassica rapa subsp. oleifera, Calendula<br />
arvensis, C. officinalis, Fagopyrum<br />
esculentum, F. tataricum, Isatis<br />
tinctoria, Lepidium sativum, Linum<br />
usitatissimum, Malva sylvestris subsp.<br />
mauritiana, Nigella damascena, Phacelia<br />
tanacetifolia, Trifolium alexandrinum,<br />
T. resupinatum). Obwohl<br />
einige dieser Arten auch anderweitig<br />
häufiger adventiv auftreten, sind sie<br />
im Folgenden nicht berücksichtigt.<br />
Kritische Formenkreise, für die oft<br />
auch aktuelle regionale Bearbeitungen<br />
vorliegen (Alchemilla: THIEL 2004,<br />
Hieracium: GOTTSCHLICH 1989,<br />
GOTTSCHLICH & al. 2006, Rubus:<br />
PE<strong>DER</strong>SEN & WEBER 1993), blieben<br />
weitgehend unberücksichtigt.<br />
Abkürzungen<br />
ABG: Alter Botanischer Garten Göttingen,<br />
FBG: Forstbotanischer Garten<br />
Göttingen, NBG: Neuer Botanischer<br />
Garten Göttingen, UG: Untersuchungsgebiet.<br />
Akronyme für Gewährsleute/Fundnachweise:<br />
AKGÖ:<br />
Arbeitskreis Neue Flora von Göttingen<br />
(Gemeinschaftsexkursionen), BD:<br />
Bernhard Dickoré, DK: Diemut Klärner,<br />
EB: <strong>Erwin</strong> <strong>Bergmeier</strong>, GD: Günther<br />
Dersch, GK: Gerwin Kasperek,<br />
GW: Gerhard Wagenitz, HE: Hartwig<br />
Ehlert, HS: Hans Georg Stroh, HT:<br />
Hjalmar Thiel, KL: Klaus Lewejohann,<br />
NLÖ: Niedersächsisches Landesamt<br />
für Ökologie [jetzt: Niedersächsischer<br />
Landesbetrieb für Wasserwirtschaft,<br />
Küsten- und Naturschutz,<br />
NLWKN] (Gemeinschaftsexkursionen),<br />
PC: Peter Ciongwa, SA:<br />
Stefan Abrahamczyk, RU: Reinhard<br />
Urner, WiS: Wieland Schnedler,<br />
WoS: Wolfgang Schmidt. Herbarbelege<br />
der jeweiligen Privatherbarien<br />
werden mit Sammlerkürzel und<br />
Nummer zitiert. Die Aufzählung ist<br />
unvollständig; Herbarbelege BD werden<br />
dem Herbarium Göttingen<br />
(GOET) übergeben. Gebietsspezifische<br />
floristische Statuskategorien:<br />
sind, soweit vom Normalstatus (einheimisch,<br />
indigen) abweichend, den<br />
Taxonnamen vorangestellt: (E): eingebürgert;<br />
(S): synanthrop, unentschieden<br />
ob unbeständig oder eingebürgert;<br />
(U): unbeständig; (+): wahrscheinlich<br />
erloschen / ausgestorben.<br />
Neufunde, Bestätigungen und<br />
Verluste<br />
(U) Abutilon theophrasti Medik.<br />
4425/1-03; 4425/1-10; 4525/2-01; 4525/2-<br />
02; 4525/2-03; 4525/3-10.<br />
Meist wenige Pflanzen, gelegentlich<br />
auch zu Hunderten; scheint sich im<br />
Beobachtungszeitraum auszubreiten<br />
und ein charakteristischer “Dauer-<br />
Unbeständiger” zu werden, vor allem<br />
in Rübenäckern, gelegentlich auch auf<br />
Erddeponien.
Flora von Göttingen – Neu- und Wiederfunde 9<br />
(U) Adiantum raddianum C. Presl<br />
4425/4-02: Göttingen-Innenstadt, Lange<br />
Geismarstr. 12, 2007-05-31, BD/KL (BD<br />
37422).<br />
Eine kräftige, anscheinend mehrjährige<br />
fertile Pflanze in der Ziegelwand<br />
eines Kellerfensterschachts,<br />
über das Bodengitter / Bordsteinniveau<br />
hinauswachsend, ohne höhere<br />
Begleitvegetation; im September 2007<br />
durch Straßenbaumaßnahmen vernichtet.<br />
Anscheinend erst der zweite<br />
dokumentierte Freilandfund in<br />
Deutschland; sehr wahrscheinlich aus<br />
Sporenflug von Zimmerpflanzen entstanden<br />
und unter sehr ähnlichen Begleitumständen<br />
wie der erste Fund<br />
(DIERKES & al. 2005).<br />
(S) Alcea rosea L.<br />
4423/4-08; 4425/1-10; 4425/1-12; 4425/1-<br />
15; 4425/2-06; 4425/2-13; 4425/3-04;<br />
4425/4-01; 4425/4-02; 4425/4-06; 4427/3-<br />
09; 4524/3-01; 4525/1-15; 4525/2-09;<br />
4625/2-02; 4625/2-07.<br />
Mehrfach, teilweise zahlreich und<br />
über mehrere Jahre beständig im Göttinger<br />
Stadtbereich und im gesamten<br />
UG an Straßen (Mittel- und Randstreifen),<br />
Abgrabungen und Bodendeponien.<br />
(E) Alchemilla mollis (Buser) Rothm.<br />
4326/4-10; 4326/4-14; 4425/1-10; 4425/1-<br />
15; 4425/2-03; 4425/2-11; 4425/2-13;<br />
4425/3-15; 4425/4-06; 4426/3-07 (BD<br />
36104); 4426/3-13; 4427/4-11; 4523/4-11;<br />
4524/2-02; 4524/3-01; 4525/2-15; 4525/3-<br />
11; 4524/4-15; 4526/3-06; 4623/2-08.<br />
Alchemilla mollis verwildert aus häufiger<br />
Gartenkultur und wird mit Gartenabfällen<br />
oder Erdmaterial offensichtlich<br />
zunehmend auch an siedlungsferne<br />
Standorte verschleppt (z.<br />
B. Forstwege im Göttinger Wald). Oft<br />
nur Einzelpflanzen, vermehrt sich<br />
aber sowohl vegetativ als auch generativ<br />
und muss im UG als voll etabliert<br />
gelten.<br />
(S) Alisma lanceolatum With.<br />
4624/2-01: Teich W Hedemünden, 2006-08-<br />
07, BD (BD 36251); ca. 50 auffallend kräftige<br />
Pfl.<br />
Der Standort mit mehreren anderen,<br />
zumindest teilweise sicher angepflanzten<br />
Sumpf- und Wasserpflanzen<br />
(ohne A. plantago-aquatica) legt eher<br />
eine Ansalbung nahe, die Art könnte<br />
im Werratal aber auch natürlicherweise<br />
vorkommen. Weitere bei GARVE<br />
(2007) abgebildete Vorkommen und<br />
deren Status sollten überprüft werden.<br />
(S) Allium giganteum Regel<br />
4427/3-05: Mingerode NW, Ufer der Hahle,<br />
2008-05-18, AKGÖ; 2 bl. Pfl. in Urtica<br />
dioica-Bestand.<br />
(S) Allium paradoxum (M. Bieb.) G. Don<br />
4425/4-02: Wall über dem Alten Botanischen<br />
Garten, zwischen Weender Tor und<br />
Oberer Karspüle, 2006-05-15; 2007-03-27,<br />
BD; ca. 5 kleine Bestände, insgesamt ca. 8<br />
m 2 mit mehreren hundert Pfl.<br />
Seit langem massenhaft im ABG<br />
verwildert.<br />
(S) Allium schoenoprasum L.<br />
4427/3-09: NW Westerode, Hörberg S,<br />
2006-09-21, BD/RU. 4523/4-15: Hann.<br />
Münden SO, 2006-09-25, BD/KL. 4624/2-<br />
01: Hedemünden SW, 2006-08-07, BD.<br />
Gelegentlich verwildert, z.B. an Abgrabungen<br />
und Flussufern.<br />
Allium scorodoprasum L.<br />
4326/3-11: Reyershausen NO, Rodetal, NO-<br />
Fuß der Kalihalde, 2007-04-09, BD/KL; 10<br />
Pfl.; später nicht wieder gefunden. 4425/3-<br />
09: SW Sieckhöhe, Wall an der ICE-<br />
Strecke, N Umspannwerk, 2006-07-04,<br />
BD/KL (BD 36078); 3 bl. Pfl. in ruderaler<br />
Wiesenböschung / Gebüsch. 4426/1-13:
10 Dickoré & al.<br />
zwischen Waake und Södderich, N der Aue,<br />
2005-06-16, WoS; ca. 30 Pfl. am Waldweg/Waldrand.<br />
Die Vorkommen an der nordwestlichen<br />
Arealgrenze der Art im UG<br />
scheinen ± unbeständig und/oder<br />
adventiv zu sein.<br />
(S) Althaea officinalis L.<br />
4326/4-14: Bodensee, Osterfeuerplatz am<br />
NO Ortsrand, 2007; 2008-09-29, PC;<br />
1 bl. Pfl.<br />
(U) Amaranthus cruentus L.<br />
4425/2-13: Göttingen NBG, 2006-08-30,<br />
BD. 4425/3-10: Göttingen, Stadtfriedhof<br />
SW, 2006-08-30, BD; 2 Pfl. 4425/4-01:<br />
Göttingen, Schützenplatz, 2006-09-06, BD<br />
(BD 36509); ca. 20 kräftige Pfl. 4426/1-14:<br />
Waake NW, 2008-09-07, BD/KL/RU; 1 Pfl.<br />
4523/2-13: Rechtes Weserufer (km 5,4) W<br />
Ballertasche, 2006-09-19, BD (BD 36642);<br />
2 große Pfl. (2 m hoch) mit A. powellii und<br />
A. retroflexus. 4523/4: Hann. Münden,<br />
Fährstr., 2006-09-19, BD; winzige Pflänzchen<br />
in Scherrasen.<br />
(U) Amaranthus powellii S. Watson<br />
4425/4-06: Kleingartenanlage O Leineberg,<br />
2006-08-20, BD (BD 36282); 5 Pfl. auf<br />
Erdhaufen. 4426/1-14: Waake NW, 2008-<br />
09-07, BD/KL/RU; 20 Pfl. 4523/2-13: Rechtes<br />
Weserufer (km 5-5,4) W Ballertasche,<br />
2006-09-19, BD (BD 36636); ca. 20 Pfl., mit<br />
A. retroflexus. 4523/2-14: Linkes Weserufer<br />
(km 4) NW Hilwartshausen, 2006-09-25,<br />
BD/KL. 4523/4-04: Schede-Mündung N<br />
Gimte, 2007-09-07, AKGÖ; Maisacker.<br />
Unbeständig, aber anscheinend auch<br />
abseits des Weser-Ufers zunehmend.<br />
(S) Amaranthus retroflexus L.<br />
4425/1-03; 4425/1-15; 4425/2-13; 4425/3-<br />
04 (BD 36775); 4425/4-01 (BD 36515);<br />
4425/4-02; 4425/4-05; 4426/1-14; 4427/3-<br />
09; 4427/4-11; 4523/2-13 (BD 36627);<br />
4523/2-14; 4523/4-05; 4523/4-15 (BD<br />
36808); 4525/2-11; 4624/2-01.<br />
Meist unbeständig und in geringer<br />
Anzahl, aber am Weserufer wahr-<br />
scheinlich ziemlich beständig und<br />
insgesamt an Häufigkeit zunehmend,<br />
manchmal reichlich, z.B. 4425/4-01:<br />
Göttingen, Kreuzung Güterbahnhofstr.<br />
/ Maschmühlenweg, 2006-09-<br />
06, BD; ca. 100 Pflanzen 4427/4-11:<br />
S Duderstadt, 2006-10-01, BD/RU;<br />
ca. 50 Pflanzen in Maisacker.<br />
(U) Ambrosia artemisiifolia L.<br />
4424/2-06: Innenstadt Adelebsen, 2008-08-<br />
17, PC; 1 Pfl. in Pflasterritze. 4425/1-10:<br />
Göttingen, Deponie Kompostwerk/Autobahnböschung,<br />
N Holtenser Berg,<br />
2008-09-28, BD/KL; 1 sehr kräftige Pfl. mit<br />
mehreren hundert Blütenrispen. 4425/2-11:<br />
Weende, Bushaltestelle Lutteranger W,<br />
2006-08-19, BD; 1 Pfl. in Pflasterritze,<br />
später wahrscheinlich vor der Blüte ausgerissen.<br />
4425/2-12: Weende, Stumpfe Eiche/Im<br />
Hassel, 2008-09-11, BD; ca. 100 bl.<br />
Pfl. in Betonkübel / Garagendach; an der<br />
gleichen Stelle bereits im Vorjahr in größerer<br />
Anzahl. 4425/3-04: Friedhof Grone,<br />
2006-10-09, BD; 1 Pfl., bl. und fr. 4425/4-<br />
02: Göttingen, Kreuzbergring, 2006-10-08,<br />
BD/KL (BD 36747); 1 Pfl. in Gartenhecke /<br />
Bordsteinkante, gemäht, aber bl. und fr.<br />
4425/4-03: Göttingen, Herzberger<br />
Landstr./Ecke Albrechtstr., 2008-09-21,<br />
GW. 4426/1-14: Waake, seit 2005, WoS; im<br />
Bereich von Gärten mit Vogelfutterplätzen<br />
5-10 Pfl., 4426/2-12: Friedhof Sattenhausen,<br />
2007-08-12, WoS; 1 Pfl. 4544/4-10: Göttinger<br />
Wald, O Schießstand Mittelberg, 2006,<br />
DK; 18 Pfl. unter leergefressenem Meisenknödel,<br />
bei Forsthütte im Wald. 4525/3-11:<br />
Ortsbereich Settmarshausen, 2005, DK.<br />
4623/1-10: Speele, Unterdorf, 2006-08-23,<br />
BD; 4 Pfl. in Garten und angrenzender<br />
Ruderalfläche; später (vor der Blüte) abgemäht.<br />
(U) Ammi majus L.<br />
4326/4-10: Bilshausen, 2006-10-11, BD/RU<br />
(BD 36797); 1 Pfl. 4525/3-10: Friedland,<br />
2006-09-10, AKGÖ (BD 36537); 1 Pfl.
Flora von Göttingen – Neu- und Wiederfunde 11<br />
ruderal, mit Vaccaria hispanica und Cosmos<br />
bipinnatus, wohl aus Ansaat.<br />
Anagallis minima (L.) E. H. L. Krause<br />
(Centunculus minimus L.)<br />
4623/2-13: Wildacker NW Sichelnstein, S<br />
Segelflugplatz, 2008-09-14, AKGÖ; 2 Pfl.<br />
(mit Stachys arvensis; BD Foto). 4623/4-10:<br />
Acker am Hopbach W Escherode, 2007, HS;<br />
ca. 8-10 Pfl.; 2008 nicht wieder gefunden<br />
(BD/KL/RU).<br />
Nachsuche am anscheinend letzten<br />
publizierten Fundort (4524/3-13: NO<br />
Letzter Heller, Straße nach Lippoldshausen,<br />
E. Timmermann 1993; BAIER<br />
& al. 2005) in 2006 negativ, BD/KL;<br />
wahrscheinlich durch Straßen-<br />
Baumaßnahmen und Beschattung<br />
zerstört.<br />
(S) Anemone blanda Schott & Kotschy<br />
4425/2-14: Nikolausberg W, 2007-04-14,<br />
BD. 4523/4-14: Hann. Münden W, Friedhof,<br />
2007-03-26 (BD 37008), BD/KL. 4425/4-<br />
03: Göttingen, Brüder-Grimm-Allee, 2006,<br />
HE; 1 Pfl. vor Ligustrumhecke am Wegrand.<br />
Vermutlich bereits häufiger aus Gärten<br />
und Friedhöfen verwildert, aber<br />
eventuell öfter übersehen oder ignoriert.<br />
(S) Anemone hupehensis (Lemoine) Lemoine<br />
4425/1-10: Göttingen, Deponie Königsbühl,<br />
N Holtenser Berg, 2006-08-27, BD (BD<br />
36337); 6 kräftige bl. Pfl. in ruderaler Wiese<br />
im älteren Aufschüttungsbereich; 2008-09-<br />
28 anscheinend durch weitere Aufschüttung<br />
vernichtet. 4526/3-07: Steinbruch SW Ischenrode,<br />
2006-09-22, BD/RU; 3 bl. Pfl.<br />
Häufig kultivierte Zierpflanze aus<br />
Zentralchina; anscheinend mit<br />
Einbürgerungstendenz.<br />
(S) Anthyllis vulneraria subsp. polyphylla<br />
(DC.) Nyman<br />
4525/1-08: SW Mengershausen; Einschnitt<br />
der ICE-Trasse nördl. des Leinebusch-<br />
Tunnels, 1999-2006, HT. 4524/2-14: Endelskamp<br />
O Jühnde, 2004, HS.<br />
Wahrscheinlich aus Begrünungseinsaat<br />
der späten 1980er Jahre.<br />
(U) Antirrhinum majus L.<br />
4326/3-12: Billingshausen, Mauer am Rodebach,<br />
2008, PC. 4425/1-10: Holtenser<br />
Berg N, Halde Kompostwerk, 2006-08-27,<br />
BD; 2008-09-28, BD/KL; zahlreich. 4425/3-<br />
05: Göttingen-Grone NW, Industriegeb.,<br />
Gallwiesengraben, 2006-10-08, BD/KL.<br />
4523/4-05: Volkmarshausen S, 2006-10-31,<br />
BD. 4524/3-01: Volkmarshausen S,<br />
Sportpl., 2006-10-31, BD; 3 Pfl. 4623/1-09:<br />
Speele, 2006-08-23, BD.<br />
Unbeständig und oft nur Einzelplanzen,<br />
aber in den wärmeren Gegenden<br />
anscheinend regelmäßig.<br />
(S) Arabis caucasica Willd.<br />
4425/2-04: Eddigehausen O, 2007-04-09,<br />
BD/KL. 4526/1-01: Kl. Lengden, 2006-07-<br />
06, BD/KL. 4623/3-04: Graue Katze, Fulda<br />
(Hessen), 2006-10-12, BD/KL.<br />
(S) Armeria maritima subsp. elongata<br />
(Hoffm.) G. Bonnier<br />
4425/3-07: W Gr. Ellershausen, Str. nach<br />
Dransfeld, südl. Straßenrand ca. 50 m W der<br />
alten Bahnlinie; 2006-09-19, BD; ca. 50 Pfl.<br />
/ 3 m 2 .<br />
Der RU seit 2004 bekannte Bestand<br />
(mit Puccinellia distans) scheint sich<br />
langsam zu vergrößern. Blüht in Abhängigkeit<br />
von häufiger Mahd sehr<br />
unregelmäßig, z.B. in voller Blüte<br />
Ende Oktober 2006. Nach BAUMBACH<br />
(2005) schließt Armeria maritima<br />
subsp. elongata die Küstensippe und<br />
Inlandsvorkommen Norddeutschlands<br />
ein, sowohl z.B. von Sandtrockenrasen<br />
und Straßenbegleitvegetation als<br />
auch Schwermetallstandorten („subsp.<br />
halleri“ s.l.).
12 Dickoré & al.<br />
(U) Armeria sp.<br />
4326/4-10: Bilshausen, 2006-10-11, BD/RU.<br />
4327/3-14: Gieboldehausen Friedhof, 2006-<br />
10-11, BD/RU (BD 36799). 4425/2-11:<br />
Weende, Bushaltestelle Lutteranger W,<br />
2006-07-19, BD; 1 Pfl. in Pflasterritze.<br />
Eine z.B. auf Friedhöfen oder in Blumenkübeln<br />
häufiger kultivierte, nicht<br />
abschließend identifizierte Sippe<br />
(kleinwüchsig mit dunkelroten Blüten),<br />
verwildert gelegentlich.<br />
(S) Aruncus dioicus (Walter) Fernald<br />
4525/3-11: Leinholz O Forsthaus Mollenfelde,<br />
2005-04-24, GD; 2006-05-03, BD (BD<br />
36002); ca. 50 Pfl., wahrscheinlich Kulturrelikt<br />
nahe ehemaligem Arboretum, mit reichlich<br />
Ribes alpinum.<br />
(S) Artemisia verlotiorum Lamotte<br />
4425/4-02: Göttingen-Innenstadt, Johannisstr.,<br />
2006-08-23, BD/KL. 4425/4-07:<br />
Lotzestr. / Bürgerstr., 2008-07-04, BD; in<br />
Garten.<br />
Bislang im UG nur ein kurioses Vorkommen<br />
in einem anscheinend im<br />
Haus überwinterten Blumenkübel, wo<br />
Artemisia verlotiorum wohl als ehemaliger<br />
Begleiter einer inzwischen<br />
abgestorbenen Konifere weitergepflegt<br />
wird, und ein weiterer, größerer,<br />
bislang aber nur zaghaft ausbrechender<br />
Bestand in einem Garten.<br />
Asplenium adiantum-nigrum L.<br />
4526/1-01: Klein Lengden, Sandsteinfelsen<br />
bei Steinsmühle, 2006, RU; ca. 25 Pfl.<br />
4526/1-04: O Benniehausen, Bischhäuser<br />
Bach, Felsen, 2008-06-15, RU; 2 Pfl.<br />
4526/1-06: Bettenröder Berg, Felsen am S-<br />
Hang, 2006-09-24, BD/HT; ca. 10 Pfl.<br />
Asplenium ceterach L.<br />
4525/2-04: Diemarden, Bahnhofstr., Kalksteinmauer,<br />
2008-09-18, BD/RU; seit 1991-<br />
05-04 bekannt, M. Horstkotte<br />
Asplenium septentrionale (L.) Hoffm.<br />
4523/2-14: Roter Stein, 2004-09-12, AKGÖ.<br />
Asplenium scolopendrium L.<br />
4325/4-13: Mariaspring, 2004-03-31, GD; 2<br />
Pfl. im Buchenhochwald; 2007-11, HT; 1<br />
Pfl. Sandsteinfelsen. 4624/2-04: Hedemünden<br />
– Gertenbach, Bachtal zwischen Tremberg<br />
und Steimelskopf, 2006-09-07, BD; 3<br />
große, 2 kleinere und mehrere Jungpfl. auf<br />
kleiner Fläche (ca. 1 m 2 ), schattig-feuchter<br />
Buntsandsteinfelsen im Talgrund des nicht<br />
permanenten Baches im Buchenwald, mit<br />
Oxalis acetosella, Impatiens parviflora,<br />
Dryopteris dilatata, Cardamine flexuosa.<br />
Das Vorkommen in 4624/2-04 wurde<br />
von M. Preussing (1999, in BAIER &<br />
al. 2005) entdeckt, liegt knapp auf der<br />
niedersächsischen Seite des Bachtälchens<br />
und macht einen durchaus<br />
spontanen Eindruck.<br />
Astragalus cicer L.<br />
4426/3-13: Waldrand S Gr. Lengden, 2006-<br />
09-05, BD/KL; 2 dichte Bestände mit zahlreichen<br />
fr. Trieben auf ca. 8 m 2 am Waldsaum.<br />
4426/3-13: Waldrand zwischen Gr.<br />
Lengden und Gartetal, 2008-07-28, RU; 1<br />
Pfl.; Wegrand, 2006-09-05, BD/KL; ca. 3<br />
Pfl. 4526: 1-03: Wegrand N Mittelberg,<br />
2006-09-05, BD/KL; wenige Pfl., ca. 1 m 2 .<br />
4525/2-03: Gartetal in Höhe Diemardener<br />
Steinbruch, 2008-08-13, RU/M. Weitemeyer;<br />
ca. 20 Pfl.<br />
Zahlreiche historische Vorkommen<br />
eines isolierten Teilareals der Art am<br />
südlichen Rand des Göttinger Waldes,<br />
im Gebiet zwischen Diemarden,<br />
Reinhausen und Mackenrode. Astragalus<br />
cicer ist auch innerhalb der letzten<br />
ca. 10 Jahre anscheinend weiter<br />
zurückgegangen; z.B. 4525/2-05:<br />
Tälchen N Kl. Knüll, O Diemarden:<br />
Nachsuche 2006 negativ, BD/KL.<br />
(U) Atriplex hortensis L.<br />
4427/4-14: Ecklingerode (Thüringen), 2005-<br />
07-10, AKGÖ; mehrere über 2 m hohe Pfl.<br />
auf Erdhaufen/Miete am Dorfrand.
Flora von Göttingen – Neu- und Wiederfunde 13<br />
(U) Atriplex rosea L.<br />
4425/1-10: Göttingen, Deponie Kompostwerk,<br />
N Holtenser Berg, 2006-08-27, BD<br />
(BD 36343); ca. 10 Pfl. (mit Chenopodium<br />
album, C. giganteum, C. hybridum, C. polyspermum,<br />
C. rubrum etc.).<br />
(S) Aurinia saxatilis (L.) Desv.<br />
4326/4-12: Renshausen, unterhalb der Kirche,<br />
2008, PC. 4425/2-04: Eddigehausen O,<br />
2007-04-09, BD/KL. 4525/2-09: Reinhausen,<br />
2007-02-18, BD/RU. 4623/3-04: Graue<br />
Katze, Fulda, 2006-10-12, BD/KL.<br />
An Mauern verwildernd oder als Kulturrelikt<br />
(ähnlich wie Arabis caucasica).<br />
Barbarea intermedia Boreau<br />
4524/2-07: Hungerberg WNW Jühnde,<br />
2004, HS; Weizenacker, ca. 20 Pfl. 4524/2-<br />
09: Jühnde – Vorwerk Heißental, oberhalb<br />
Hägergraben, 2004, HS/RU: Ackerbrache, ><br />
10 Pfl.<br />
(U) Bidens ferulifolia (Jacq.) Sweet<br />
(Coreopsis ferulifolia Jacq.)<br />
4425/4-02: Göttingen-Innenstadt, Ritterplan<br />
/ Ecke Burgstr., 2007-10-06, BD (BD<br />
37440); ca. 5 Pfl. in Pflasterritzen. 4523/4-<br />
05: SW Volkmarshausen, Abfallplatz am<br />
Sandberg, 2007-10-16, BD/KL; offensichtlich<br />
aus weggeworfenem Blumentopf.<br />
(S) Brachypodium rupestre (Host) Roem.<br />
& Schult.<br />
4426/2-06: Hölletal NW Ebergötzen, 2008-<br />
09-07, BD/KL/RU; kleiner Bestand (ca. 1<br />
m 2 , 5 fr. Halme) an vor ca. 5 Jahren angesäter<br />
Straßenböschung.<br />
(U) Brassica nigra (L.) Andrz.<br />
4523/2-14: Linkes Weserufer (km 4,5) NW<br />
Hilwartshausen, 2006-09-19, BD/KL; 1 Pfl.<br />
(BD 36696); mehrfach beobachtet seit 2000,<br />
HE; Bestand schwankt je nach Hochwassersituation.<br />
Bromus arvensis L.<br />
4326/4-10: Acker SE Bilshausen, 2005, PC;<br />
>25 Pfl. 4327/3-06: Acker S Hessenberg,<br />
2005-06-25, PC; ca. 10 Pfl. 4425/2-13:<br />
NBG, Sukzessionsversuch, seit 1971, WoS;<br />
spontan vor allem auf im Sommer gepflüg-<br />
ten Streifen. 4526/1-01: Gewerbegebiet<br />
Klein Lengden, 2006-06-15, RU; über 1000<br />
Pfl., inzwischen größtenteils überbaut.<br />
Diese im UG anscheinend sehr seltene<br />
und nur (noch?) vereinzelt bestätigte<br />
Sippe scheint bei GARVE (2007) überrepräsentiert.<br />
Bromus commutatus Schrad.<br />
4326/3-12; 4423/4-03; 4425/2-05; 4425/3-<br />
06; 4425/3-11; 4426/1-06; 4426/1-07;<br />
4426/1-10; 4426/1-11; 4426/1-12; 4426/1-<br />
14; 4426/3-01; 4426/3-05; 4426/3-12;<br />
4524/1-01 (BD 36126); 4524/4-04; 4524/4-<br />
05; 4524/4-10; 4524/4-14; 4524/4-14;<br />
4524/4-15; 4525/1-01; 4525/1-02; 4525/1-<br />
03; 4525/1-06; 4525/1-07; 4525/1-08;<br />
4525/1-11; 4525/1-12; 4525/2-01; 4525/2-<br />
03; 4525/2-05 (BD 36087); 4525/2-09;<br />
4525/3-03; 4525/3-06; 4525/3-07; 4525/3-<br />
08; 4525/4-15; 4526/1-01; 4526/1-13;<br />
4526/1-14; 4623/2-02 (BD 37412); 4623/2-<br />
07 (BD 36172); 4623/2-08; 4623/2-11;<br />
4623/2-12; 4624/1-05 (BD 36254; BD<br />
36265); 4624/1-05; 4625/2-03.<br />
Die taxonomische Berechtigung der<br />
Abtrennung einer „Ackersippe“, Bromus<br />
commutatus subsp. decipiens<br />
(Bomble & H. Scholz) H. Scholz, von<br />
der (Nominat-) Feuchtwiesensippe<br />
erscheint zweifelhaft. Auch die heute<br />
seltenen Vorkommen im Feuchtgrünland<br />
anderer Gebiete (Thüringen,<br />
Baden-Württemberg) wären morphologisch<br />
(überwiegend?) der „Ackersippe“<br />
zuzuordnen (HT). Sowohl B.<br />
commutatus als auch B. secalinus<br />
haben auf Ackerstandorten innerhalb<br />
der letzten ca. 20 Jahre stark zugenommen,<br />
offensichtlich infolge geänderter<br />
Bewirtschaftungsformen (flache,<br />
nichtwendende Bodenbearbeitung).
14 Dickoré & al.<br />
Bromus secalinus L.<br />
4326/3-12; 4326/4-09; 4326/4-10; 4326/4-<br />
11; 4326/4-12; 4326/4-13; 4326/4-14;<br />
4327/3-01; 4327/3-06; 4424/1-05; 4426/1-<br />
04; 4426/1-05; 4423/4-03 (BD 36267);<br />
4423/4-08 (BD 36564); 4425/3-06; 4425/3-<br />
10; 4426/1-04; 4426/1-06; 4426/1-11;<br />
4426/2-02; 4426/3-04; 4426/4-02; 4426/4-<br />
12; 4427/4-11 (BD 36733); 4523/4-14 (BD<br />
36661); 4524/1-01; 4524/1-01; 4524/3-14<br />
(BD 36208); 4524/4-14; 4524/4-15; 4525/1-<br />
06; 4525/2-05; 4525/2-05; 4525/2-09;<br />
4525/3-11; 4526/1-01 (BD 36086); 4526/1-<br />
13; 4526/1-14; 4527/1-03; 4527/1-04;<br />
4527/2-02; 4623/1-04; 4623/1-10 (BD<br />
36166); 4623/2-02 (BD 36143); 4623/2-02<br />
(BD 37412); 4623/2-08; 4623/4-10; 4624/2-<br />
01 (BD 36248).<br />
Bromus secalinus ist als Ackerunkraut<br />
etwa im gleichen Zeitraum wie B.<br />
commutatus viel häufiger geworden.<br />
Die Art hatte ihren regionalen Häufungsschwerpunkt<br />
auf den Sandstein-<br />
und Lössböden des Untereichsfeldes<br />
(die aktuell nicht gezielt erfasst worden<br />
sind), sie tritt inzwischen aber<br />
auch häufig auf Muschelkalk auf und<br />
wächst hier öfters benachbart zu B.<br />
commutatus (HT).<br />
(S) Brunnera macrophylla (Adams) I. M.<br />
Johnst.<br />
4425/2-12: Weende, Stumpfe Eiche, 2008-<br />
09-11, BD; zahlreiche Jungpfl. an Mauerfuß<br />
und in Pflasterritzen unterhalb Kultivierung<br />
in einem Garten. 4425/4-02: Göttingen-<br />
Ostviertel, Kleperweg, 2006-06-12, BD;<br />
Einzelpfl. auf geschotterter Garageneinfahrt<br />
mit Potentilla neumanniana. 4425/4-07:<br />
Göttingen, Lotzestraße, 2005-2008, HS; 3<br />
Pfl., Mauerfuß.<br />
Butomus umbellatus L.<br />
4523/2-14; 4523/4-09; 4523/4-10; 4523/4-<br />
11; 4623/1-09; 4623/1-10; 4623/1-10;<br />
4623/1-13.<br />
In geringer Frequenz, aber nahezu<br />
durchgehend entlang der Fulda und<br />
der obersten Weser; Vorkommen an<br />
Kiesgruben im Leinetal (nördlich des<br />
UG) sind vermutlich synanthrop; das<br />
Vorkommen im Göttinger Leinekanal<br />
(GARVE 1983) wurde anscheinend<br />
länger nicht mehr bestätigt.<br />
(S) Calla palustris L.<br />
4326/4-12: Renshausen, 2008-05-17, PC;<br />
über 100 Sprosse, davon 25 bl. in Feuchtgebiet<br />
mit Bruchwald in Ortsnähe, Status<br />
unklar.<br />
(S) Campanula carpatica Jacq.<br />
4425/2-14: W Nikolausberg, Max-Planck-<br />
Institut am Fassberg, 2006-06-12, BD (BD<br />
36038); zahlreich auf Kiesdach und zwischen<br />
Trittplatten (siehe Crepis tectorum).<br />
4425/4-02: Göttingen-Innenstadt, Mauer am<br />
Leinekanal gegenüber Mühlenstr., 2006-09-<br />
06, BD; ein kräftiger Stock mit über hundert<br />
Blütentrieben. 4425/4-07: Göttingen-<br />
Innenstadt, Sternstr., gegenüber Neues<br />
Rathaus, 2006-08-28, BD; ca. 15 bl. Triebe<br />
in Pflasterritzen um einen Waschbetonpoller.<br />
Die beliebte Gartenpflanze südosteuropäischer<br />
Herkunft breitet sich offensichtlich<br />
sowohl durch Samen als<br />
auch effektiv durch Ausläufer aus; auf<br />
weitere Verwilderungen ist zu achten.<br />
(S) Campanula portenschlagiana Schult.<br />
4326/4-10: Bilshausen, 2006-10-11, BD/RU<br />
(BD 36796). 4523/4-05: Volkmarshausen,<br />
2007-05-13, BD/KL.<br />
(S) Campanula poscharskyana Degen<br />
4425/4-01: Göttingen-Innenstadt. Obere<br />
Maschstr., beim Synagogen-Denkmal, 2008-<br />
05-30, BD; zahlreich in Pflasterritzen um<br />
Waschbetonpoller. 4425/4-13: Göttingen,<br />
Leipziger Str., 2005-09-25, GK (Hb 05-<br />
057); Pflasterritze am Elektrizitäts-<br />
Schalthäuschen, mehrere Pfl. 4523/3-15:<br />
Wilhelmshausen W, Fulda (Hessen), 2006-<br />
10-12, BD/KL. 4523/4-13: Bonaforth, 2006-
Flora von Göttingen – Neu- und Wiederfunde 15<br />
09-01, BD/KL. 4623/3-04: Spiekershausen,<br />
2006-08-29, BD/KL (BD 36406).<br />
Eine der am häufigsten in Gärten und<br />
Anlagen kultivierten Glockenblumen;<br />
verwildert an Mauern und in Gebüschen.<br />
(U) Cannabis sativa L.<br />
4523/2-13: Rechtes Weserufer (km 5,3) W<br />
Ballertasche, 2006-09-19, BD (BD 36630);<br />
1 Pfl. auf höherer Sandterrasse, sicher spontan<br />
(mit Amaranthus powellii, A. retroflexus,<br />
Cucurbita pepo, Lycopersicon esculentum,<br />
Nicandra physalodes, Physalis peruviana,<br />
Xanthium saccharatum).<br />
Abgesehen von gelegentlichen, deutlich<br />
erkennbaren oder sehr<br />
wahrscheinlichen Anpflanzungen sind<br />
spontane Vorkommen im UG sehr<br />
selten.<br />
Carex brizoides L.<br />
4324/4-11: Lödingsen, O-Rand Lödingser<br />
Wald, 2004-06-08, GD; ca. 30 Pfl. 4523/3-<br />
01: SW Volkmarshausen, ehemalige Bahnlinie<br />
Hann. Münden – Dransfeld, S des<br />
Tunnels, 2006-10-26, BD/KL; deckend auf<br />
ca. 50 m 2 des ehemaligen Gleisbetts.<br />
4523/4-13: Bahndamm Bonaforth – Kleine<br />
Wemme, 2006-09-01, BD/KL; deckend auf<br />
ca. 30 m 2 . 4524/3-06: Hann. Münden, SSW<br />
Blümer Berg, 2005-11-06, GD; >30 Pfl.<br />
4524/3-13: Werratal gegenüber Letzter<br />
Heller – Werrahof, Wegrand / oberer Böschungsrand<br />
des Bahneinschnitts, 2006-09-<br />
15, BD/KL (BD 36597); 2 schmale, dichte<br />
Bestände, zusammen ca. 10 m 2 .<br />
Carex distans L.<br />
4425/4-06: Göttingen, Kiessee, Ostufer,<br />
2008-07-11, BD/KL/RU; ca. 6 Horste; RU,<br />
Mitt. H. Nickel, länger bekannt. 4426/3-09:<br />
W Mackenrode, 2008-06-21, RU; Einzelpfl.<br />
an kalkhaltigem Bach. 4525/2-11: Salzwiese<br />
SW Stockhausen, 2003, BD/KL; Einzelpfl.,<br />
später nicht mehr bestätigt. 4526/3-14:<br />
Wegrain O Gr. Lengden, Flachsrotte, 2007-<br />
06-15, RU; >20 Pfl.<br />
Ein historischer Fundort in 4425/4-04:<br />
am Göttinger Hainberg, Tripkenpfuhl<br />
(PETER 1901) wurde zuletzt 1998<br />
bestätigt (HE); danach anscheinend<br />
erloschen.<br />
Carex ornithopoda Willd.<br />
4424/3-09: N-Seite Alter Bahndamm zwischen<br />
Rischenkrug und Ossenfeld, 2006-05-<br />
06, BD/KL (BD 36007); >500 Pfl. auf ca.<br />
700 m Länge ± südexponierter Kalkschotterhänge;<br />
seit ca. 1985 bekannt, ingesamt<br />
wohl durch zunehmenden Gehölzaufwuchs<br />
und Beschattung abnehmend (BD). 4426/1-<br />
13: SW Waake, „Burgbreite“, 2004-05-24,<br />
WoS; 2008-05-22, RU; ca. 10 Pfl. an Trampelpfad<br />
(früher mehr). 4526/4-03: Weißenborn,<br />
Steinbruch und lichter Wald, 2008-08-<br />
23, RU; >1000 Pfl. (seit HAEUPLER 1969<br />
bekannt; angrenzend auch in 4526/4-08 auf<br />
Thüringer Gebiet).<br />
(E) Carex pendula Huds.<br />
4325/4-15: Reyershausen NO, Rodetal,<br />
2006-11-26, BD; 2007-04-09, BD/KL; 1 Pfl.<br />
4423/4-08: Glashütte, Parkplatz/Holzlagerplatz<br />
beim Forsthaus, 2006-<br />
09-14, BD (BD 36554); 1 Pfl. 4424/2-06:<br />
Bach am E- Rand von Adelebsen, 2008, PC;<br />
1 Pfl. in Gartennähe. 4424/4-10: Gr. Ellershausen<br />
– Rischenkrug, an der B3, 2005, DK;<br />
einzelner Horst an der Einfahrt eines Waldwegs<br />
mit abgelagerten Gartenabfällen.<br />
4425/2-07: Weende O, Jahnheim, 2007-03-<br />
31, BD; 1 Pfl. 4425/2-09: Nikolausberg<br />
NW, 2007-04-14, BD; 1 Pfl. 4425/2-11:<br />
Klosterpark Weende, 2006, BD; 1 Pfl. in der<br />
Uferverbauung vor dem Hauptgebäude.<br />
4425/2-12: Weende O, Stumpfe Eiche,<br />
Graben, 2007-04-08, >50 Pfl. 4425/3-05:<br />
Gronebach Einmündung Gallwiesengraben,<br />
W Levin’scher Park, 2006-10-08, BD/KL; 1<br />
Pfl. in der Uferverbauung. 4425/4-14:<br />
Geismar, N des Altenheims, 2008-09-21,<br />
GK; 1 kräftiger Horst, siedlungsnaher Wald,<br />
in Trockentälchen. 4426/1-01: SW Billingshausen,<br />
2008-03-09, WoS; 2008-09-17, PC;<br />
größerer Bestand im Aufschub am Ende
16 Dickoré & al.<br />
einer Forststraße in feucht-schattiger Lage.<br />
4426/1-09: NW Bösinghausen, Streitforst,<br />
S-Teil, 2008-03-08, WoS; ca. 50 Pfl.<br />
4426/1-13: W Södderich, Waldparkplatz<br />
Tannenkampweg, 2008-09-21, WoS; 1<br />
kräftiger Horst. 4426/3-10: Mackenrode –<br />
Potzwenden, 2006-12-05, BD; 1 Pfl. 4426/3-<br />
11: Unterer und mittlerer Gösselgrund N Kl.<br />
Lengden, 2007-03-28, BD/RU; ca. 20 Pfl.<br />
4524/3-13: Linkes Werraufer N Laubach,<br />
Holzlagerplatz NW der Autobahnbrücke,<br />
2006-09-15, BD/KL; 1 Pfl.<br />
Im UG nicht einheimisch. Neuerdings<br />
häufig in Gärten und Anlagen gepflanzt<br />
und auch siedlungsfern an<br />
feucht-schattigen Stellen zunehmend<br />
eingebürgert; meist Einzelhorste, aber<br />
auch einige größere Bestände, z.B. in<br />
Bachverbauungen oder an Forstwegen,<br />
hier wahrscheinlich auch durch<br />
schwere Maschinen gefördert<br />
und/oder verschleppt.<br />
Carex strigosa Huds.<br />
4324/3-14: Adelebsen, Bramburg W-Seite,<br />
1987-08-09, GD; >20 Pfl. 4324/4/11: Lödingser<br />
Wald, 2004-09-04, GD; Waldwegrand,<br />
>100 Pfl. 4325/4-08: Angerstein, Nfuß<br />
Maiberg, 1988-04-05, GD; >100 Pfl.<br />
4325/4-15: Reyershausen, Grund N Schacht<br />
Königshall, 2007-04-30, GD; 20 Pfl.<br />
4326/3-08: Spanbeck, N Vogelsangmühle<br />
um Bärengrund (Lkr. Northeim), 2006-04-<br />
18, GD; >20 Pfl. 4426/1-09: Bösinghausen,<br />
Streitforst und Weißwassertal, 1992-11-21,<br />
GD; seit Winterhoff (FUCHS 1964) bekannt;<br />
in wechselnder Zahl, länger nicht mehr<br />
bestätigt. 4423/4-07: Tälchen NW der<br />
Bramburg (Weser), SW Glashütte, 2006-09-<br />
28, BD/J.Schellenberg (BD 36711); ca. 80<br />
Pfl. an Waldquelle auf kleiner Fläche; KL<br />
seit 1967 bekannt.<br />
Carex umbrosa Host<br />
4427/3-13: Euzenberg, 2008-04-10, WoS;<br />
ca. 5 Horste; eventuell nicht völlig gleich<br />
bedeutend mit Westeroder Holz, 1988-05-<br />
01, GD; wenig (bekannt seit RÜHL 1973,<br />
BLOSAT & SCHMIDT 1975). 4523/4-14:<br />
Hann. Münden W, Staufenküppel SO-Hang<br />
(Hessen, ca. 50 m jenseits der Kreisgrenze<br />
Göttingen), 2007-03-26, BD/KL (BD<br />
37012); Einzelpfl., zwischen viel Carex<br />
remota; bereits bei RÜHL (1973) angegeben.<br />
4624/1-04 Oberode, Rand der Günselwiesen,<br />
1988-04-30, GD; sehr wenig, später<br />
verschwunden.<br />
Ungenau lokalisierte Bestände bei<br />
Duderstadt (HELLER 2001) wurden<br />
nicht aktuell bestätigt.<br />
(+) Carex viridula Michx.<br />
4425/3-15: Kleine Tongrube W der Bahnlinie,<br />
NO Rosdorf, 1985-06-22 (BD 28519);<br />
Nachsuche 2005 negativ, BD. Die in der<br />
Literatur nicht für den Kreis Göttingen<br />
angegebene Art kam hier um 1985 (Beleg<br />
BD) in größerem Bestand auf feuchtem<br />
Tonboden vor. Die Grube ist mittlerweile<br />
bis an den oberen Steilrand vollgelaufen und<br />
wird als Angelgewässer genutzt, an dem<br />
jetzt nur noch ein Saum aus Carex pseudocyperus<br />
auffällig ist. Auf ein mögliches<br />
erneutes Auftreten im Bereich von Tongruben<br />
im Leinetal wäre zu achten.<br />
Carex vulpina L.<br />
4425/4-10: O Hainholzhof, 2004-07-16,<br />
BD/KL; ca. 30 Pfl. auf 10 m 2 Fläche, in<br />
einer feuchten, stark beschatteten Mulde im<br />
Wald (Beleg vom 1985-08-02: BD 28578).<br />
Wuchsort KL seit langem bekannt, an<br />
ähnlichen Stellen in der Umgebung<br />
mehrfach die insgesamt im UG wesentlich<br />
häufigere C. otrubae. Angaben<br />
von C. vulpina (s.str.) scheinen<br />
bei GARVE (2007) überrepäsentiert.<br />
Carex × dufftii Hausskn. (C. digitata L. ×<br />
C. ornithopoda Willd.)<br />
4424/4-09: N-Seite Alter Bahndamm zwischen<br />
Rischenkrug und Ossenfeld, 2006-05-<br />
06, BD/KL (BD 36009); wenige Pfl. mit<br />
tauben Früchten zwischen den Eltern.
Flora von Göttingen – Neu- und Wiederfunde 17<br />
Carex × elytroides Fr. (C. acuta L. × C.<br />
nigra (L.) Reichard)<br />
4425/1-09: SO Lenglern, Dungbach, 2007-<br />
07-08, BD/KL.<br />
Centaurium pulchellum (Sw.) Druce<br />
4325/4-15: Fuß der Kali-Abraumhalde<br />
Reyershausen, 2007-08 04, RU; mehrere<br />
hundert Pfl. 4425/3-10: Tongrube Ascherberg<br />
N Rosdorf (> 1000, meist winzige Pfl.)<br />
und Neue Tongrube W Bahnlinie (mehrere<br />
100 Pfl.), 2004-08-15; BD/KL; länger bekannter<br />
Wuchsort. 4425/3-15 SO-Rand<br />
Rosdorf, 2005-09-14, AKGÖ; 3-5 Pfl. an<br />
frisch angelegtem Teich. 4524/3-13: Werratal<br />
gegenüber Letzter Heller – Werrahof,<br />
oberhalb der Bahnlinie, 2006-09-15,<br />
BD/KL; ca. 150 Pfl. auf Waldweg mit Carex<br />
otrubae, C. leporina, Euphrasia stricta,<br />
Glyceria declinata, Odontites vulgaris.<br />
4525/3-05: Klein Schneen, Kiesgrube, 2000,<br />
HT; zahlreiche Pfl. am trockengefallenen<br />
Ufer, später nicht mehr. 4525/3-10: Friedland,<br />
Absetzbecken/kleine Tongrube, 2006-<br />
09-10, AKGÖ; mehrere hundert Pfl.<br />
(U) Centranthus ruber (L.) DC.<br />
4425/2-14: Nikolausberger Stieg in Böschungsbefestigung,<br />
2008-06-12, RU; Einzelpfl.<br />
4425/4-02: Obere Karspüle, 2007;<br />
2008-09-11, BD; Einzelpfl. an kleiner Ruderalstelle<br />
mit Hyoscyamus niger.<br />
Cerastium brachypetalum Desp.<br />
4325/4-07: Nörten-Hardenberg, Rodetal SW<br />
Eichenburg (Lkr. Northeim) 2005-04-28,<br />
GD; >100 Pfl. 4425/1-04: Lenglern, Bahneinschnitt,<br />
2005-04-25, GD; >100 Pfl.<br />
4425/2-01: N Bovenden, Straßenränder<br />
zwischen Bahn und B3, 2004-05-22, GD;<br />
wenig. 4425/3-12: Alter Bahndamm, in der<br />
Kurve SW Gr. Ellershausen, 2006-05-11,<br />
BD/KL (BD 36030); ca. 10 Pfl., mit Cerastium<br />
glutinosum, Myosotis ramosissima,<br />
Saxifraga tridactylites, S. granulata (alle<br />
jeweils wenige Individuen, in dichtem Rasenbestand).<br />
4425/3-14: Rosdorf, Äcker W<br />
Freibad, 2000; 2005, HT. 4525/3-09: NO<br />
Elkershausen, Eichenberg S, 2007-04-15,<br />
BD; ca. 500 Pfl.<br />
Die früher wohl reichen Bestände auf<br />
der ehemaligen Bahntrasse Göttingen<br />
– Münden sind heute zumeist überwachsen<br />
bzw. fast völlig verschwunden;<br />
weitere Funde bei LUDWIG<br />
(1992).<br />
Chaerophyllum hirsutum L.<br />
4426/1-09: Bösinghausen, unterhalb Zusammenfluß<br />
Weißwasserbäche, 1988-06-19,<br />
GD; 50 Pfl. 4428/1-13: Geroder Eller W<br />
Zwinge (Thüringen), 2004-05-19, HS; 5-10<br />
Pfl. Der Nachweis in 4428/1 (GARVE 2007)<br />
bezieht sich möglicherweis auf dieses Vorkommen).<br />
4523/4-04: Weseraue W Gimte,<br />
2007-09-23, AKGÖ; kleiner Bestand vegetativ.<br />
4426/1-11: Roringen, W-Teil, bachbegleitend,<br />
1986-08-31, W. Ludwig & GD;<br />
>100 Pfl. 4426/1-14: O Waake, Hacketal,<br />
nahe Einmündung Wäschetal, 2004-2006,<br />
WoS; ca. 40 Pfl.; 2008-09-07, BD/KL/RU;<br />
ca. 20 Pfl. 4426/1-15: O Waake, Hacketal,<br />
zwischen Wäschetal und Mittlerer Grund,<br />
2004-2006, WoS; 2008-09-07, BD/KL/RU;<br />
ca. 10 Pfl. 4428/1-13: Brochthausen, Ellertal<br />
O Ellermühle, 1990-04-22, GD; ca. 15 Pfl.<br />
Bestätigung des isolierten, seit RÜHL<br />
(1969) bekannten Vorkommens im<br />
Hacketal. Nach Mäharbeiten bzw.<br />
nach Hochwasser entwickelt sich die<br />
Population etwas üppiger, insgesamt<br />
aber seit 1990 starke Rückgangstendenz,<br />
wahrscheinlich wegen Beschattung<br />
(WoS).<br />
(U) Chenopodium giganteum D. Don<br />
4425/1-10: Göttingen, Deponie Kompostwerk,<br />
N Holtenser Berg, 2006-08-27, BD<br />
(BD 36352); ca. 30 Pfl., vegetativ.<br />
Herkunft: Indien, Himalaya. Die oberen<br />
Blätter sind charakteristisch auffallend<br />
rot-violett bestäubt/gefärbt;<br />
seit langem im ABG kultiviert und<br />
auch verwildernd.
18 Dickoré & al.<br />
(U) Chenopodium strictum Roth<br />
4523/2-14: Kiesgrube Ballertasche, 2005-<br />
07, HE. 4525/4-06 Brandstelle W Einzelberg/Gr.Schneen,<br />
2008-08, HS.<br />
(U) Cichorium calvum Sch. Bip.<br />
4425/4-11: Kiessee SW-Ecke, 2006-08-20,<br />
KL; Einzelpfl. 4524/1-04: Schedetal SW<br />
Scheden, 2003-07-17, HS; 2-3 Pfl. in Trifolium<br />
alexandrinum-Acker.<br />
Cirsium × rigens (Aiton) Wallr. (C. acaule<br />
Scop. × C. oleraceum (L.) Scop.)<br />
4424/3-14: NO Varlosen, 2008-06-15, AK-<br />
GÖ; kleiner Bestand am Wegrand (Blüten<br />
rosa). 4425/4-04: Hainberg SO Tripkenpfuhl,<br />
2008-06, HE. 4426/1-03: Wiese O<br />
Lippberge, 2008-10-03, WoS. 4426/1-11:<br />
Roringen, Ortsrandlage, B27, 2007-07-20,<br />
WoS, 4426/1-13: O Södderich, 2008-09-08,<br />
RU; >50 Pfl. (Blüten gelblich-weiß bis<br />
violett) in verbuschtem Magerrasen, mit C.<br />
oleraceum, ohne C. acaule. 4524/1-10: N<br />
(Ober-) Scheden, O Bahndamm, 2006-08-<br />
11, HS; 1-3 Pfl., Übergang Kalkmagerrasen/mesophiles<br />
Grünland. 4524/1-15: O<br />
Scheden, am Wegrand zum Grillplatz Scheden,<br />
2003, HS; 1 Pfl. 4623/2-12: NO Landwehrhagen,<br />
2007-09-02: BD/KL/RU (BD<br />
Foto), ca. 10 Pfl. (Blüten rosa) auf 1 m 2 .<br />
(E) Claytonia perfoliata Donn<br />
4425/2-15: Nikolausberg, NLÖ, 2004-05-13.<br />
4425/3-10: Stadtfriedhof SW-Teil, 2006-10-<br />
21, BD: 2008, HT. 4425/4-07: Göttingen am<br />
neuen Rathaus, Einmündung Geismar<br />
Landstr./Sternstr., 2005-03-19, GK; unter<br />
einer Gruppe von Hainbuchen (BD; seit<br />
mindestens 1995 beständiges Vorkommen).<br />
4425/4-07: Göttingen, Reinhäuser Landstr.<br />
Ecke Danziger Str., 2004-04-11, GK; massenhaft<br />
in einem Vorgarten bzw. unter dem<br />
Zaun. 4425/4-08: Göttingen: Von-<br />
Ossietzky-Str. knapp unterhalb Einmündung<br />
Görlitzer Weg, 2004-04-18, GK; sehr zahlreich<br />
bl. in Berberitzenhecke. 4525/1-07:<br />
Volkerode, Marktweg, an einem Mauerfuß,<br />
2007, 2008, HT.<br />
Zumindest einige Vorkommen scheinen<br />
beständig; auch im ABG seit<br />
langem verwildert.<br />
(U) Commelina cf. communis L.<br />
4326/4-10: Bilshausen, 2006-10-11,<br />
BD/RU; 1 nicht bl. Pfl. in Pflasterritze im<br />
Ort.<br />
(U) Consolida regalis subsp. paniculata<br />
(Host) Soó<br />
4525/3-10: Friedland, NW-Hang des Hagen,<br />
2006-09-10, AKGÖ; zahlreich auf „Wildkrautacker“.<br />
Während Consolida regalis (subsp.<br />
regalis) auf Kalkäckern des UG in<br />
den letzten Jahren anscheinend recht<br />
selten geworden ist (aber noch z.B.<br />
4426/3-12; 4525/2-01; 4525/2-03;<br />
4525/4-02), stellten sich dichte Bestände<br />
auf dem genannten „Wildkrautacker“<br />
(mit Lithospermum arvense)<br />
als zu C. regalis subsp. paniculata<br />
gehörend heraus. Diese südeuropäische<br />
Sippe war sehr wahrscheinlich<br />
angesät.<br />
Crepis tectorum L.<br />
4425/2-14: W Nikolausberg, Max-Planck-<br />
Institut am Fassberg, 2006-06-12, BD (BD<br />
36040); wenige Pfl. auf dem Kiesdach, mit<br />
Campanula carpatica, Erigeron acris etc.<br />
4523/2-14: Kiegrube Ballertasche, 2005,<br />
HE/RU; wenige Pfl., seit Mitte der 1980er<br />
Jahre beobachtet.<br />
(E) Crocus tommasinianus Herb.<br />
4424/2-07: Wibbecke, 2006-04-23, AKGÖ.<br />
4425/2-04: SO Eddigehausen, 2007-04-09,<br />
BD/KL. 4425/2-13: Untere Billingshäuser<br />
Schlucht, 2004-03-25, BD. 4425/4-07:<br />
Göttingen-Innenstadt, Wall S, 2007-03-27,<br />
BD. 4427/4-11: Duderstadt S, Friedhof,<br />
2007-04-04, BD/RU. 4523/4-14: Friedhof<br />
Hann. Münden W, 2007-03-26, BD/KL (BD<br />
37010). 4524/3-01: SO Volkmarshausen,<br />
Friedhof Läusewinkel, 2007-04-03, BD/RU.<br />
4525/2-09: Friedhof Reinhausen, 2007-02-<br />
18, BD/RU.
Flora von Göttingen – Neu- und Wiederfunde 19<br />
Teilweise größere Bestände auf<br />
Friedhöfen und Parkflächen und gelegentlich<br />
an Waldrändern (wohl aus<br />
Gartenauswurf) verwildernd, aber im<br />
UG (wie wohl weitere Crocus-Arten)<br />
noch wenig beachtet. Zahlreich auch<br />
im ABG.<br />
(U) Cucurbita pepo L.<br />
4425/1-10: Göttingen, Deponie Kompostwerk,<br />
N Holtenser Berg, 2006-08-27, BD<br />
(BD 36370); mehrere Pfl. 4425/2-13: Göttingen,<br />
Uni-Nord, Schuttablagerung W<br />
NBG, 2008-09-27, BD; 1 Pfl. 4523/2-13:<br />
Rechtes Weserufer (km 5-5,4) W Ballertasche,<br />
2006-09-19, BD (BD 36629); ca. 5<br />
kräftige Pfl. 4523/2-14: Linkes Weserufer<br />
(km 3,7-4,5) N und NW Hilwartshausen,<br />
2006-09-19, BD/KL; mehrere Pfl.<br />
Zumindest an Ufer der Weser wahrscheinlich<br />
regelmäßig spontan vorkommend.<br />
(U) Cyperus eragrostis Lam.<br />
4623/3-04: Spiekershausen, Unterdorf, nahe<br />
Kirche, 2006-08-29, BD/KL (BD Foto); 4<br />
bl. Pfl. an Bordsteinkante.<br />
Einzeln auch im Alpinum des ABG<br />
verwildert (2007).<br />
(S) Cyperus longus L. subsp. longus<br />
4425/1-09: Dungbach SO Lenglern, 2007-<br />
07-08, BD/KL; ca. 10 Triebe, 2 bl. am Rand<br />
eines ehemaligen Holzlagerplatzes; 2008-<br />
09-28, BD/KL; ca. 10 fr. Halme auf ca. 1 m²<br />
zwischen Lolium perenne. 4523/4-05: SW<br />
Volkmarshausen, Abfallplatz am Sandberg,<br />
2007-10-16, BD/KL (BD 37462); dichter<br />
Bestand auf ca. 0,5 m 2 , ca. 30 bl. Halme.<br />
Beide Vorkommen bestehen in nicht<br />
ausgesprochen nassen Wiesenbeständen<br />
anscheinend bereits seit mehreren<br />
Jahren. Cyperus longus wird häufig in<br />
Gartenteichen kultiviert und könnte<br />
durch Gartenauswurf verbreitet werden;<br />
vorübergehend (2007) auch auf<br />
Kompost im ABG.<br />
(U) Datura ferox L.<br />
4523/4-13: Gegenüber Bonaforth, Straßenböschung<br />
am rechten Fuldaufer beim Wehr,<br />
2006-09-01, BD/KL(BD 36454); 2 Pfl. auf<br />
Aufschüttung, mit Solanum nigrum, Chenopodium<br />
album, Ch. polyspermum.<br />
(U) Datura inoxia Mill.<br />
4425/1-10: Göttingen, Deponie Königsbühl,<br />
N Holtenser Berg, 2008-09-28, BD/KL (BD<br />
Foto); 5 Pfl. (3 bl.) auf frischer, wenig bewachsener<br />
Halde mit Chenopodium glaucum,<br />
Physalis peruviana.<br />
Gelegentlich auch auf Kompostmieten<br />
im NBG (2006-09-23, BD).<br />
(E) Dianthus barbatus L.<br />
4425/1-10: Holtenser Berg N, Halde Kompostwerk,<br />
2006-08-27, BD. 4425/4-15: S<br />
Reinhausen, Waldweg, 2005, DK; ca. 10<br />
Pfl. 4426/1-11: Menzelberg N Roringen ,<br />
2006-04-14, WoS; 2006-06-10, BD/KL.<br />
4426/3-06: Kerstlingeröder Feld, bei der<br />
ehemaligen Panzerwaschanlage, 2004-07-<br />
16, BD/KL. 4524/3-13: Werrahang SO<br />
oberh. Letzter Heller, 2006-08-04, BD (BD<br />
36191). 4525/4-07: Einzelberg S Gr.<br />
Schneen, 2007-04-05, BD/KL. 4623/2-13:<br />
NW Sichelnstein, 2008-09-14, AKGÖ.<br />
Meist kleinere, anscheinend klonale<br />
Bestände als Kulturrelikt, auch siedlungsfern<br />
an schattigen Wegrändern<br />
mehr oder weniger eingebürgert.<br />
(S) Dianthus giganteus D'Urv.<br />
4425/3-11: Olenhusen – Settmarshausen,<br />
2007-05-24, BD/DK (BD 37382); ca. 50 Pfl.<br />
Länger bekanntes adventives Vorkommen<br />
an einer Straßenböschung,<br />
wahrscheinlich aus Ansaat, mit Linum<br />
austriacum (noch 2007, BD/DK),<br />
Centaurea stoebe (ca. 2005, HE).<br />
Meldungen von Adventiv-<br />
Vorkommen der ähnlichen, aber im<br />
UG nicht einheimischen D. carthusianorum<br />
L. bei Garve (2007) könnten<br />
auch zu D. giganteus gehören; so
20 Dickoré & al.<br />
wahrscheinlich auch ein ruderales<br />
Vorkommen in 4425/2-03: Burg Plesse,<br />
seit Anfang der 1990er Jahre, HE.<br />
(S) Dicentra spectabilis Lem.<br />
4424/3-07: Niemetal W Löwenhagen, 2006-<br />
10-10, BD; 1 Pfl. auf frischem Gartenauswurf.<br />
4426/3-13: NO Gr. Lengden, Forstweg<br />
S Pferdekrippe, 2006-07-14, BD/KL; 1 Pfl.<br />
(S) Diplotaxis tenuifolia (L.) DC.<br />
4326/4-13: O Bodensee, 2007, PC; 2 bl. Pfl.<br />
im Neubaugebiet, Muttererdehaufen.<br />
4423/4-07: Hemeln - Glashütte, Weser,<br />
2006-09-28, BD/J.Schellenberg (BD 36716);<br />
1 Pfl. 4425/2-13: Aufschüttung W Neuer<br />
Botanischer Garten, 2006-10-22, BD; 2 Pfl.<br />
4425/3-04: Friedhof Grone; 2006-10-09; ca.<br />
10 Pfl. 4425/4-01: Göttingen, Maschmühlenweg,<br />
W der Bahnlinie, 2006-09-06, BD;<br />
ca. 8 Pfl. in neu angelegter Rasenrabatte an<br />
Firmeneinfahrt. 4425/4-02: Göttingen-<br />
Innenstadt, Gelände des ehemaligen Stadtbades,<br />
2005-10-30; 2006-09-06 und bis<br />
2008, BD; ca. 15 Pfl. 4425/4-07: Göttingen,<br />
Wochenmarktplatz, 2008-07-04, BD; 1 Pfl.<br />
4426/1-14: Waake NW, 2008-09-07,<br />
BD/KL/RU; 10 Pfl. 4426/3-09: SW Mackenrode,<br />
Aussiedlerhof, 2008-07-28, WoS,<br />
ca. 10 Pfl. auf Ruderalfläche. 4525/2-13:<br />
Ballenhausen, SW Ortsrand, 2006-09-25,<br />
DK; wenige Pfl. in Gemüsefeld.<br />
Mehrere kleine, teilweise beständige<br />
Vorkommen; häufigere Verwilderungen<br />
hängen vielleicht mit verstärktem<br />
Handel der beliebten Mode-<br />
Salatpflanze („Rucola Selvatica“)<br />
zusammen. LUDWIG (1984) gibt für<br />
Göttingen, Maschmühlenweg (Grenze<br />
4425/2 und 4425/4) Diplotaxis muralis<br />
(L.) DC. an; anscheinend nicht<br />
aktuell bestätigt.<br />
(S) Doronicum orientale Hoffm. (D. caucasicum<br />
M. Bieb.)<br />
4526/1-04: Benniehausen, Papenberg S,<br />
2007-03-28, BD/RU (BD 37021); mehrere<br />
Pfl. auf ca. 3 m 2 , 2 bl., unterhalb von altem<br />
Friedhof, süd-exponierter Hang-<br />
Hainbuchenwald auf Buntsandstein, mit<br />
Ficaria verna, Corydalis intermedia, Stellaria<br />
neglecta, etc.<br />
(U) Dracocephalum moldavica L.<br />
4425/4-01: Göttingen, Schützenplatz, 2006-<br />
10-08, BD/KL (BD Foto); 1 Pfl.<br />
Draba muralis L.<br />
4425/4-06: Eisenbahnbrücke Rosdorfer<br />
Kreisel, 2003, GK; 2003-05-03, BD/KL; ca.<br />
10 Ex.; 2004-07-08, BD; nur noch 1 Ex.,<br />
danach verschwunden.<br />
Große Bestände von >10000 Pflanzen<br />
in 4525/4-11 und 4625/1-01: Bahndamm<br />
NO Hebenshausen (auf niedersächsichem<br />
und hessischem Gebiet),<br />
1998 (THIEL 2000); 2002, HT (LUD-<br />
WIG 2002) wurden nicht aktuell überprüft.<br />
Dryopteris affinis s.l.<br />
4325/4-09 : Bishausen, nahe „Maria in der<br />
Ferne“, 2005-04-06, GD; < 5 Pfl. 4325/4-14:<br />
Reyershausen, Eschental, 2004-06-30, GD;<br />
ca. 25 Pfl., triploid! 4326/3-08: SO Sudershausen,<br />
2006-07-30, GD, 1 Pfl. 4423/4-07:<br />
Zwischen Bramburg und Bornkopf, SW<br />
Glashütte, 2006-09-14, BD (BD 36560);<br />
insgesamt ca. 150 Stöcke in drei schattigen,<br />
N/NW-exponierten Seitentälchen. 4423/4-<br />
07: *Bramburgstr. zwischen Bramburg und<br />
Bornkopf, 2006-09-14, BD (BD 36559); an<br />
zwei W/NW-exponierten, offenen Forstweg-<br />
Böschungen, ca. 70 Pfl. 4423/4-08: NO<br />
Seite Bornkopf, S Glashütte, 2006-09-14,<br />
BD; ca. 20 Pfl. auf 50 m 2 . 4423/4-10: mittleres<br />
Steimketal, 2006-07-18, BD/KL; ca. 40<br />
Stöcke. 4423/4-12: Hünenburg N, 2006-10-<br />
05, BD/H.Adhikary (BD 36741); ca. 10 Pfl.<br />
4423/4-12: Hünengraben S, 2006-10-05,<br />
BD/H.Adhikary; ca. 5 Pfl. 4423/4-13: S<br />
Glashütte, Hünengraben, 2006-10-05,<br />
BD/H.Adhikary; ca. 10 Pfl. 4424/1-03:<br />
Adelebsen, Grund W Bahlos, 1999-09-19,<br />
GD; ca. 25 Pfl. 4424/3-06: Löwenhagen:<br />
unteres Steimketal, 2003-05-29, GD; ca. 25<br />
Pfl. 4524/2-11: Talgrund O Scheden-
Flora von Göttingen – Neu- und Wiederfunde 21<br />
Wetenborn, 2001-06-21, GD; 1 Pfl. 4524/3-<br />
01: SO Volkmarshausen, alte Bahn, oberh.<br />
Tunnel, 2006-10-29, BD; ca. 40 Pfl. 4524/3-<br />
02, Schedetal SW gegenüber Mielenhausen,<br />
alte Bahn, 2006-10-26, BD/KL; 5 Pfl.<br />
4524/3-13: Werratal gegenüber Letzter<br />
Heller – Werrahof, Felshang und Waldwegböschung<br />
oberhalb der Bahnlinie, 2006-09-<br />
15, BD/KL (BD 36596); ca. 10 Pfl. 4524/3-<br />
13: *Werratal gegenüber Letzter Heller –<br />
Werrahof, Felshang und Waldwegböschung<br />
oberhalb der Bahnlinie, 2006-09-15,<br />
BD/KL; ca. 6 Pfl., 4524/3-13: *Rechtes<br />
Werraufer, Stauhaltung zwischen Letzter<br />
Heller und Autobahnbrücke, NW gegenüber<br />
Laubach, 2006-08-04, BD (BD 36178);<br />
einzelner, etwas verzweigter, möglicherweise<br />
3-4 Individuen umfassender Stock am<br />
Ufer, wenig beschattet unter kleiner Quercus<br />
petraea. 4525/2-02: S Gartemühle, 2006-09-<br />
30, BD/RU (BD 36721); Einzelpfl. in Graben<br />
(Phragmites) am Rand einer Pappelpflanzung.<br />
4526/3-02: Eingang zum Düsteren<br />
Tal NW Ischenrode im Reinhäuser<br />
Wald, 2007-11, HT. 4526/3-06: Oberes<br />
Bachtal N Hüttenholz, SO Lichtenhagen,<br />
2006-09-22, BD/RU (BD 36675); 3 Pfl. im<br />
Buchenwald. 4526/3-07: Unteres Bachtal N<br />
Hüttenholz, SW Ischenrode, 2006-09-22,<br />
BD/RU; 4 Pfl. 4623/2-09: NW Rinderstall,<br />
2007-12, HT; Straßenböschung im Fichtenforst.<br />
4624/1-09: Mittlerer Hüttengraben,<br />
SW Oberode, 2006-08-17, BD/KL; ca. 15<br />
Pfl. 4624/1-10: Mittlerer Wittegrund, S<br />
Forsthaus Oberode, 2006-08-17, BD/KL<br />
(BD 36268); ca. 10 Pfl. 4624/2-03: O Hedemünden,<br />
Wald zwischen Steimelskopf<br />
und Tremberg (Hessen, an der Landesgrenze),<br />
2007-11, HT. 4724/1-04: Niestetal<br />
(Hessen, wenige Meter jenseits der Landesgrenze),<br />
2007-11, HT; Forstwegböschung.<br />
Die Mehrzahl der Nachweise im UG<br />
gehört zu D. borreri (Newman) Oberh.<br />
& Tavel. Diese Sippe ist durch<br />
große, bis 1,5 m hohe, einzeln wachsende<br />
Stöcke mit dunkelgrün-<br />
glänzenden Wedeln, lockerer stehenden<br />
Fiedern, stärker abgerundeten und<br />
deutlich gezähnten Fiederchen gekennzeichnet.<br />
Die korrespondierende<br />
triploide Chromosomenzahl [2n=123]<br />
ist nach GD einzig für das UG nachgewiesen.<br />
Die Pflanzen erinnern insgesamt<br />
stärker an D. filix-mas, der<br />
fast immer vergesellschaftet ist, und<br />
wachsen fast ausschließlich in luftfeuchten,<br />
dunklen Waldschluchten;<br />
oft mit Thelypteris limbosperma und<br />
Circaea intermedia. Bemerkenswert<br />
sind vermutliche Erstnachweise für<br />
den Reinhäuser Wald (4526/3-02,<br />
4526/3-06 und 4526/3-07) sowie einer<br />
Einzelpflanze im Göttinger Leinetal<br />
(4525/2-02). Wahrscheinliche Nachweise<br />
von D. affinis (Lowe) Fraser-<br />
Jenk. (s. str.) sind mit * gekennzeichnet.<br />
Diese Pflanzen sind relativ kleiner,<br />
Wedel bis ca. 50 (-80) cm lang,<br />
meist gelblich-grün glänzend, Fiedern<br />
und Fiederchen dicht gedrängt, Fiederchen<br />
im Umriss ± rechteckig, am<br />
Rand schwach gezähnt. Sie scheinen<br />
lichtere, aber ebenfalls luftfeuchte<br />
Standorte zu bevorzugen, z.B. an<br />
offenen, ausgehagerten Waldwegböschungen<br />
in NW-Exposition oberhalb<br />
der Bramburgstraße, in kleinräumigem<br />
Wechsel mit eindeutiger D. borreri<br />
in dazwischen liegenden tiefschattigen<br />
Seitentälchen. Der mit D.<br />
affinis korrespondierende diploide<br />
Chromosomensatz [2n=82] wurde<br />
aber aus dem UG noch nicht nachgewiesen<br />
und die Zuordnung bleibt<br />
daher vorläufig.
22 Dickoré & al.<br />
(S) Elymus obtusiflorus (DC.) Conert<br />
4425/4-11: Wegränder und Böschung O des<br />
Flüthegrabens, ca. 100 m N des Leinewehrs,<br />
SW Stegemühle, 2004-07-08, BD (BD<br />
34005).<br />
Der Bestand (ca. 100 Pflanzen) am<br />
Rand einer ruderalen Arrhenatherum-<br />
Wiese hat sich trotz häufiger Mahd<br />
gehalten bzw. etwas ausgedehnt<br />
(2006-08-20).<br />
(S) Epimedium pinnatum Fisch.<br />
4426/1-05: 500 m O Ziegelei Hölle, 2007-<br />
04-17, PC; 9 Pfl. (2 bl. und Sämlinge) im<br />
Buchenwald.<br />
Epipactis leptochila (Godfery) Godfery<br />
(incl. E. leptochila subsp. neglecta (Kümpel)<br />
Kümpel)<br />
4425/4-15: W Gr. Lengden, SO Hang des<br />
Westerberges, 2006-07-18, RU; ca. 25 Pfl.<br />
4426/2-11: Unterhang der Lengder Burg,<br />
2004-07-14, RU; Einzelpfl. an Wegböschung.<br />
4426/3-13: Gr. Lengden, S-Hang<br />
Pferdekrippe, 2006-07-14, BD/KL; ca. 10<br />
Pfl., überwiegend vegetativ, nur 1 fr. (steiler<br />
südseitiger, offener Buchenwald mit Melica<br />
nutans, Carex montana, Neottia nidus-avis,<br />
Epipactis atrorubens, Hypericum montanum,<br />
Tanacetum corymbosum, Lithospermum<br />
purpurocaeruleum).<br />
Die Abtrennung von Epipactis leptochila<br />
subsp. neglecta erscheint kaum<br />
begründet und trägt zur Verschleierung<br />
der scharfen Artgrenzen zwischen<br />
E. helleborine und E. leptochila<br />
bei. Während E. leptochila im Bereich<br />
des Göttinger Waldes heute anscheinend<br />
sehr selten ist, legt die relativ<br />
hohe Frequenz in den Muschelkalkgebieten<br />
des UG bei GARVE (2007)<br />
den Verdacht nahe, dass sich hier (im<br />
Falle der Unterscheidung von Unterarten)<br />
„E. leptochila subsp. leptochila“<br />
zumindest teilweise auf schwächere<br />
Exemplare der an mesophilen<br />
Waldrändern relativ häufigen E. helleborine<br />
bezieht.<br />
Equisetum hyemale L.<br />
4424/3-01: Löwenhagen, Niemeufer unterhalb<br />
Speerberg, 2003-04-22, GD; wenig.<br />
4524/3-03: Ehemaliger Bahnübergang beim<br />
Teich N Fuchsberg, S gegenüber Mielenhausen,<br />
2006-10-26, BD/KL; GD länger<br />
bekannt. Kleiner Bestand, insgesamt ca. 3<br />
m 2 im Buchenwald; könnte den historischen<br />
Angaben „bei Mielenhausen“ (MEYER 1836)<br />
bzw. OScheden – Münden (PETER 1901)<br />
entsprechen.<br />
Equisetum pratense Ehrh.<br />
4524/3-02: Schedetal S Mielenhausen, nahe<br />
Einmündung Klusbach, 2006-10-26, BD/KL<br />
(BD/KL 2006-10-26); ca. 30 Triebe auf 2<br />
m 2 ; 2007-05-13, BD; ca. 120 Triebe auf<br />
insgesamt 20 m 2 . 4524/3-02: Schedetal S<br />
Mielenhausen, am Fahrradweg unterhalb<br />
Klusbach-Mündung, 2007-05-13, BD; ca.<br />
500 Triebe sehr dicht auf 10 m 2 . 4524/3-02:<br />
Schedetal – Klusteich, AKGÖ, 2007-05-20,<br />
ca. 40 Triebe zerstreut auf 20 m 2 an schattigem<br />
Wegrand zum Bach.<br />
Entspricht wahrscheinlich der historischen,<br />
anscheinend seitdem nicht<br />
mehr bestätigten Angabe „im Schedethal<br />
bei Volkmarshausen“ (BRANDES<br />
1897). Die 2006 entdeckte Stelle,<br />
nahe der Einmündung eines Seitenbachs<br />
zu beiden Seiten eines asphaltierten<br />
Fahrradweges gelegen, ist<br />
feucht-halbschattig, etwas ruderal, mit<br />
Alchemilla xanthochlora, Cirsium<br />
oleraceum, Geum rivale, Poa trivialis,<br />
Salix caprea, Ranunculus repens,<br />
Urtica dioica, etc. Starke Störungen<br />
durch Windbruch des Sturms Kyrill<br />
und anschließende Forstarbeiten im<br />
Winter 2006/2007 hatten offensichtlich<br />
keinen negativen Einfluss auf die<br />
Population. In 2007 wurden zwei<br />
weitere kleine Bestände talabwärts
Flora von Göttingen – Neu- und Wiederfunde 23<br />
entlang des Fahrradweges und am<br />
Wegrand des Seitentälchens zum<br />
Klusteich entdeckt.<br />
(E) Eragrostis minor Host<br />
4325/4-11; 4423/4-08; 4425/1-04; 4425/2-<br />
01; 4425/2-11; 4425/2-12 (BD 36749);<br />
4425/3-05; 4425/4-01; 4425/4-02; 4426/1-<br />
14; 4427/4-11; 4523/2-08; 4523/4-04;<br />
4523/4-05; 4523/4-09; 4523/4-11 (BD<br />
36464); 4523/4-13 (BD 36452); 4524/1-11;<br />
4524/3-01; 4525/2-11: 4525/3-10; 4623/1-<br />
09; 4623/1-10; 4623/2-08; 4623/2-11.<br />
Seit mindestens 1980 am Güterbahnhof<br />
Göttingen (4425/4-01: BD; mit<br />
Herniaria hirsuta) und seit 1988 im<br />
Bahngelände Obernjesa (4525/2-11:<br />
HT) beobachtet. Der Zeitverlauf der<br />
weiteren Ausbreitung im UG, wahrscheinlich<br />
simultan entlang der Bahnlinien<br />
und Straßen, ist weitgehend<br />
unklar, erfolgte aber möglicherweise<br />
schnell, in größerem Umfang wahrscheinlich<br />
erst ab ca. 2000, und dauert<br />
an. Massenbestände finden sich auf<br />
den großen gepflasterten Bereichen<br />
des Industriegebietes von Bovenden<br />
(4325/4-11 und 4425/2-01). Die meisten<br />
Populationen außerhalb des Leine-<br />
und Wesertals sind heute (2008)<br />
anscheinend noch klein und<br />
voneinander isoliert.<br />
(E) Eragrostis pilosa (L.) P. Beauv. (incl.<br />
E. multicaulis Steud., E. pilosa subsp. damiensiana<br />
(Bonnet) Thell.)<br />
4425/2-11: Göttingen-Weende W, Industriegebiet,<br />
Parkplatz und Bürgersteige bei „Real“,<br />
2007-09-01, BD (BD 37430); 2008-09-<br />
07, BD/KL/RU; ca. 50 Pfl. in 2 kleinen<br />
Beständen. 4425/3-05: Göttingen-Grone,<br />
Industriegebiet NW Egelsberg, Florenz-<br />
Sartorius-Str., 2006-10-08, BD/KL; ein<br />
dichter Reinbestand (randlich mit wenig E.<br />
minor) in Pflasterritzen, >500 Pfl. auf ca. 20<br />
m 2 ; Bestand hat sich 2007 auf ca. 100 m 2<br />
und weit >1000 Pfl. ausgebreitet. 4426/1-15:<br />
Waake – Ebergötzen, Hacketal, N-Seite der<br />
B27, WoS; 2008-09-25, KL; ca. 50 Pfl.<br />
4427/4-11: Duderstadt-Innenstadt, Westertor<br />
– Fußgängerzone, 2006-10-01, BD/RU(BD<br />
36731); wenige kleine Pfl. verstreut in<br />
Pflasterritzen, sehr stark betreten (mit Poa<br />
annua, Sagina procumbens). 4523/4-04:<br />
Gimte, 2007-09-23, AKGÖ; wenige Pfl. auf<br />
geflasterter Garageneinfahrt. 4523/4-11:<br />
Wilhelmshausen – Elsterbach, linkes Fuldaufer<br />
oberhalb des Wehrs (Hessen), 2006-09-<br />
01, BD/KL (BD 36465); zahlreiche Pfl. in<br />
Pflasterritzen des Betriebsweges und auf<br />
angrenzenden, offen-sandigen Flächen;<br />
benachbart aber räumlich getrennt von E.<br />
minor zwischen Gittersteinen. 4523/4-13:<br />
Gegenüber Bonaforth, linkes Fuldaufer<br />
oberhalb des Wehrs, 2006-08-31, BD (BD<br />
36453); zahlreich in Pflasterritzen des Betriebsweges,<br />
mit E. minor. 4623/1-14: Linkes<br />
Fuldaufer Wahnhausen (Hessen), 2006-<br />
10-12, BD/KL(BD 36805); mehrere hundert<br />
Pfl. auf kleiner Fläche (ca. 2 m 2 ) gepflasterter<br />
Uferverbauung. 4623/2-08: Lutterberg,<br />
Altdorf, Kirchstr., 2008-07-11, BD/KL/RU;<br />
ca. 100 Pfl. im Rinnstein.<br />
Die sich neuerdings anscheinend überwiegend<br />
im Norden Deutschlands<br />
rapide ausbreitende Sippe wurde 1996<br />
am Hauptbahnhof Kassel gefunden<br />
(RAEHSE 1998). Im UG wurde die<br />
sehr unauffällige, aus der Entfernung<br />
Poa annua, Agrostis stolonifera oder<br />
Puccinellia distans ähnliche Art vor<br />
2006 anscheinend noch nicht beobachtet.<br />
E. pilosa ist, wahrscheinlich<br />
abhängig von jahreszeitlichem Entwicklungsstand,<br />
Feuchtigkeit und<br />
Tritt, sehr variabel, aber durch die<br />
kleinen Ährchen und fehlenden Blattranddrüsen<br />
immer eindeutig von der<br />
oft begleitenden E. minor unterscheidbar.<br />
Die hohe Variabilität von
24 Dickoré & al.<br />
Wuchsform und -höhe, Verzweigung<br />
und Behaarung könnte darauf hindeuten,<br />
dass E. multicaulis (E. pilosa<br />
subsp. damiensiana; ostasiatischer<br />
Herkunft?), unter welchem Namen<br />
der Großteil der neueren Einbürgerungen<br />
behandelt wird, in den Variationsbereich<br />
von E. pilosa fällt. Auf<br />
Unterscheidungs-Schwierigkeiten<br />
weisen auch CONERT in HEGI (1998)<br />
und, im Rahmen einer aktuellen Übersicht<br />
für die Schweiz, RÖTHLIS-<br />
BERGER (2005) hin. Die weit gestreute<br />
Verbreitung im Kreis Göttingen belegt,<br />
dass E. pilosa hier wohl bereits<br />
seit einiger Zeit eingebürgert ist. Eine<br />
weitere Ausbreitung im UG steht<br />
wahrscheinlich noch bevor. Im nördlichen<br />
angrenzenden Stadtgebiet von<br />
Northeim ist die Pflanze anscheinend<br />
bereits häufig, während wir auf den<br />
ausgedehnten Pflasterflächen im Industriegebiet<br />
von Bovenden (2008)<br />
nur Massenvorkommen von E. minor<br />
fanden. Im Vergleich zu dieser scheint<br />
E. pilosa ähnliche, aber eher feuchtere<br />
und teilweise noch unwirtlichere Plätze<br />
zu besiedeln, so stark betretene<br />
(Fußgängerzone) und befahrene<br />
Kunststeinpflaster (z.B. Garageneinfahrten),<br />
Rinnsteine und schmale<br />
Asphaltfugen (Supermarkt-<br />
Parkplätze).<br />
(S) Eranthis hyemalis (L.) Salisb.<br />
4424/4-11; 4425/2-07; 4425/2-12; 4425/2-<br />
13; 4425/4-02; 4425/4-03; 4425/4-07;<br />
4425/4-15; 4426/2-06; 4426/2-14; 4427/4-<br />
11; 4525/2-04; 4525/2-09; 4525/2-09;<br />
4525/3-11; 4525/4-11; 4526/1-04.<br />
Vielfach auf Friedhöfen und in Parks;<br />
aus Gärten, in Gebüschen und an<br />
Böschungen, auch siedlungsfern und<br />
teilweise in größerer Menge in Wäldern<br />
verwildert; wahrscheinlich noch<br />
nicht ausreichend beachtet.<br />
(U) Eryngium planum L.<br />
4426/1-14: Waake, Steinbreite, 2008, WoS;<br />
seit ca. 20 Jahren 5-20 Ex. in Straßengosse.<br />
4525/1-13: SO Volkerode, Abgrabung an<br />
der Autobahn, 2006; 2007, HT. 4623/2-09:<br />
Speele, Oberdorf NW, 2006-08-23, BD; 1<br />
bl. Pfl. in dorfnaher Wiese. 4623/2-14:<br />
Spiekershausen, Unterdorf, 2006-08-29,<br />
BD/KL (BD 36396); 2 bl. Pfl. in wechselfeuchter,<br />
ruderaler Rasenfläche am Fuldaufer.<br />
(S) Euphorbia maculata L.<br />
(Chamaesyce maculata (L.) Small)<br />
4326/4-12: Friedhof Renshausen, 2007, PC;<br />
>100 Pfl. zwischen Pflaster und im Kies vor<br />
der Friedhofskapelle. 4326/4-13: SO Neubaugebiet<br />
Bodensee, 2007, PC; >1000 Pfl.<br />
am Straßenrand. 4424/2-06: Innenstadt<br />
Adelebsen, 2008-08-17, PC; >100 Pfl. in<br />
Ritzen des Kopfsteinpflasters. 4427/4-11:<br />
Duderstadt W, Busbahnhof, 2006-10-01,<br />
BD/RU (BD 36730); mehrere hundert Pfl.,<br />
teilweise deckend in Pflasterritzen und<br />
zwischen Betongittersteinen. 4525/3-11:<br />
Friedhof Mollenfelde, 2006-09-23, GD; ca.<br />
50 Pfl.<br />
Euphorbia maculata ist im UG ein<br />
anscheinend sehr rezent invasiver<br />
Neophyt, der erfolgreich mit Polygonum<br />
arenastrum konkurriert.<br />
(U) Euphorbia serpens Kunth (Chamaesyce<br />
serpens (Kunth) Small)<br />
4425/2-11: Göttingen-Weende W, Industriegebiet<br />
Parkplatz/Tankstelle „Real“, 2008-<br />
09-07, BD/KL/RU; ca. 20 Pfl. in einem<br />
Blumenkübel und 5 in angrenzenden Pflasterritzen.<br />
Die südamerikanische Euphorbia<br />
serpens ist in großen Teilen Nord-<br />
Amerikas und Süd-Europas eingebürgert.<br />
Verwilderungen in Mitteleuropa
Flora von Göttingen – Neu- und Wiederfunde 25<br />
sind anscheinend noch wenig bekannt,<br />
aber wohl zunehmend. Nachträglich<br />
wurde die Pflanze auch auf einem<br />
Foto aus Hessen identifiziert (4922/1:<br />
Falkenberg N Homberg (Efze), „Am<br />
Schlossberg“, 2007-08-01,<br />
BD/KL/WiS). E. serpens unterscheidet<br />
sich u.a. durch die ungezähnten,<br />
breit-ovalen, stumpfen oder an der<br />
Spitze ausgerandeten und am Grunde<br />
schief-herzförmigen Blätter von E.<br />
humifusa Aiton (Chamaesyce humifusa<br />
(Aiton) Small). E. humifusa ist<br />
wahrscheinlich seit über hundert Jahren<br />
im ABG eingebürgert (GARVE<br />
1983), wurde im UG aber anscheinend<br />
noch nicht außerhalb nachgewiesen.<br />
(E) Euphorbia virgata s.l.<br />
(E. uralensis Link, E. waldsteinii (Soják)<br />
Radcl.-Sm., ?E. × pseudovirgata (Schur)<br />
Soó, ?E. tommasiniana Bertol.)<br />
4425/2-13: Göttingen Uni Nord, an der<br />
neuen Straße zum Fassberg, 2006, SA;<br />
2006-07-03, BD (BD Foto; GD: 2n=60); 2<br />
Bestände mit zusammen ca. 150 bl. Trieben<br />
an Straßenböschung und –rand, in trockener<br />
ruderaler Arrhenatherum-Wiese und zwischen<br />
Gebüsch. 4426/1-14: Wegränder NW<br />
Waake, seit 1990 beobachtet, WoS; 2008-<br />
09-07, BD/KL/RU; ca. 500 Pfl. auf 50 m².<br />
Außerdem vorübergehend (2007) im<br />
Erweiterungsgelände des FBG. Wahrscheinlich<br />
erloschen ist ein Fundort in<br />
4524/2-03: W-Hang Sesebühl, 1985,<br />
BD; 2006 negativ).<br />
Um die wahrscheinlich in den Steppengebieten<br />
Osteuropas und Westasiens<br />
beheimatete und in weiten<br />
Teilen Mitteleuropas und Nordamerikas<br />
adventive oder eingebürgerte E.<br />
virgata besteht weitreichende taxo-<br />
nomische und nomenklatorische Verwirrung.<br />
Der Name E. virgata Waldst.<br />
& Kit. „1805“ wurde bereits 1803<br />
publiziert (CHRTEK & SKOČDOPOLOVÁ<br />
1982) und ist daher gegenüber E.<br />
virgata Desf. (1804), einer anderen<br />
Art aus dem Mittelmeerraum, prioritär.<br />
Die Notwendigkeit, auf der Artebene<br />
einen der später publizierten<br />
Namen (E. uralensis, E. waldsteinii)<br />
zu gebrauchen, entfällt somit. In der<br />
neueren deutschen Literatur wird die<br />
Pflanze meist als E. × pseudovirgata<br />
(E. esula × virgata) aufgefasst, z.B.<br />
von REICHERT (1995). Mit früheren<br />
Bearbeitungen und neueren Florenwerken<br />
(z.B. FISCHER & al. 2008)<br />
können wir dieser Deutung allerdings<br />
nicht folgen. Eine Durchsicht umfangreichen<br />
(aber nicht repräsentativen)<br />
Herbarmaterials ergab zwar häufige<br />
Verwechlungen von E. esula L. und<br />
E. virgata, aber keine Anzeichen für<br />
Hybridisierung zwischen beiden Arten.<br />
STACE (1975) bezeichnet den<br />
Status experimenteller Arbeiten in<br />
diesem Komplex lapidar mit „none“.<br />
Eine Unterordnung von E. virgata als<br />
Synonym zu E. esula subsp. tommasiniana<br />
(Bertol.) Kuzmanov in Jordanov<br />
bei GOVAERTS & al. (2000; mit<br />
umfangreicher Synonymie) ist ebenfalls<br />
problematisch. Zum einen<br />
scheint die Identität von E. virgata<br />
mit der mediterranen E. tommasiniana<br />
zweifelhaft. Zum anderen sprechen<br />
biologische und chorologische Charakteristika<br />
eher für den Artrang von<br />
E. esula und E. virgata. Abgesehen<br />
von deutlich unterschiedlichen
26 Dickoré & al.<br />
Wuchsformen (E. esula: basiton geförderte<br />
Verzweigung mit meist zahlreichen,<br />
großblättrigen vegetativen<br />
Trieben; E. virgata: akrotone Verzweigung<br />
mit meist zahlreichen, bald<br />
zur Blüte gelangenden Bereicherungsästen<br />
bzw. kleinblättrigen Seitenästen)<br />
und weiteren eher trivialen<br />
Merkmalen (E. esula: Blätter stumpf;<br />
E. virgata: Blätter spitz) bleibt die<br />
morphologische Abgrenzung beider<br />
Sippen schwierig. Die Abbildungen<br />
bei HAUEPLER & MUER (2000, 2007)<br />
unter E. esula, E. waldsteinii (2000)<br />
bzw. E. virgata (2007) und E. ×<br />
pseudovirgata sind anscheinend alle<br />
E. virgata zuzuordnen. Die in der<br />
weiteren E. cyparissias-Gruppe publizierten<br />
Chromosomenzahlen bzw.<br />
Ploidiestufen (E. esula 2n=60, 64, E.<br />
virgata bzw. E. pseudovirgata 2n=20<br />
(und 2n=60?), E. cyparissias 2n=20,<br />
40) müssen offensichtlich auch hinsichtlich<br />
ihrer taxonomischen Zuordnung<br />
kritisch beurteilt werden. E.<br />
esula ist eine ausgesprochene Stromtalpflanze;<br />
historische Angaben aus<br />
dem UG erscheinen insgesamt zweifelhaft.<br />
Festuca heterophylla Lam.<br />
4424/1-15 W-Fuß Grefenburg, 1999-07-02,<br />
GD; 10-15 Pfl. 4424/2-07: Adelebsen, N-<br />
Fuß Kleiner Kuhberg, 2007-04-28, GD; ca.<br />
10 Pfl. 4524/3-14: Rechter Werrahang direkt<br />
SO der Autobahnbrücke gegenüber Laubach,<br />
2006-08-04, BD (BD 36183); ca. 200<br />
Horste in steilem, trockenem (von der Autobahnbrücke<br />
abgeschirmtem) Buchen-<br />
Eichenwald (unter der Autobahnbrücke<br />
selbst wächst Festuca brevipila, an ähnlichen<br />
Standorten NW der Brücke (4524/3-<br />
13) reichlich F. filiformis).<br />
Filago arvensis L.<br />
4425/3-10: SW Leineberg, W Bahnlinie<br />
Göttingen – Rosdorf, 2004-08-15, BD/KL.<br />
Vier Pfl. auf Kalkschutt am Wegrand/Bahnböschungskante.<br />
4425/4-02:<br />
Göttingen-Innenstadt; Wilhelmsplatz Pflasterritze,<br />
2002, HT; 1 Pfl. 4426/1-14: Waake<br />
NW, Parkplatz beim Dorfgemeinschaftshaus,<br />
Adolf-Weiland-Weg, 2007-08-08,<br />
WoS; ca. 20 Pfl.; 2008-09-07, BD/KL/RU;<br />
ca. 30 Pfl., auf Schotter (mit Filago vulgaris).<br />
4426/3-06: Kerstlingeröder Feld, Wegrand,<br />
2004-07-16, BD/KL; seit 2002 abnehmender<br />
Bestand, 2002: ca. 50 Pfl., 2004:<br />
10 Pfl., 2006: 3 Pfl.<br />
Außer einem größeren Vorkommen<br />
am Basaltsteinbruch der Bramburg<br />
bei Adelebsen (4324/3-15) sind die<br />
Vorkommen klein und unbeständig.<br />
Filago vulgaris Lam.<br />
4426/1-14: Waake NW, Parkplatz beim<br />
Dorfgemeinschaftshaus, Adolf-Weiland-<br />
Weg, 2008-09-07, BD/KL/RU (BD Foto);<br />
ca. 30 Pfl., auf Schotter (mit Eragrostis<br />
minor, Euphorbia exigua, Filago arvensis,<br />
etc.).<br />
(S) Fragaria × ananassa (Duchesne) Decaisne<br />
& Naudin (F. chiloensis Duchesne ×<br />
F. virginiana Duchesne)<br />
4424/4-11: Dransfeld, alter Bahnhof, 2006-<br />
05-11, BD/KL. 4524/1-11: Volkmarshausen<br />
– Siedlung Schedetal, 2006-10-26, BD/KL.<br />
4524/3-14: Werrahang NO gegenüber Laubach,<br />
2006-08-05, BD/KL. 4525/2-02: O<br />
Gartemühle, 2006-09-30, BD/RU. 4525/2-<br />
04: Friedhof Diemarden, 2007-03-28,<br />
BD/RU. 4525/2-11: SO Obernjesa, 2006-09-<br />
24, BD/DK/SA. 4624/2-01: Bhf. Hedemünden,<br />
2007-03-26, BD/KL.<br />
(S) Gaillardia × grandiflora Van Houtte<br />
(G. aristata Pursh × G. pulchella Foug.)<br />
4526/3-07: Steinbruch SW Ischenrode,<br />
2006-09-22, BD/RU (BD 36689); 1 kräftige<br />
bl. Pfl.<br />
(S) Galanthus woronowii Losinsk.<br />
4425/2-12: Weende O, Stumpfe Eiche,<br />
2007-04-08, BD; einzeln aus Garten verwil-
Flora von Göttingen – Neu- und Wiederfunde 27<br />
dert. 4425/4-01: Göttingen, am Leine-<br />
Uferweg zw. Groner Landstr. und Godehardstr.<br />
(links der Leine), 2003-03-09, GK;<br />
in Gehölzstreifen wenige Meter vor einem<br />
Gartenzaun, 1 Trupp von ca. 12 Trieben,<br />
davon 3 bl. (innerhalb des Gartens wird die<br />
Art kultiviert). 4425/4-07: Göttingen-<br />
Innenstadt, Albani-Friedhof, S-Seite, 2005-<br />
02-22; BD (BD Foto); bis 2009; ein wohl<br />
seit langem eingebürgerter Bestand von ca.<br />
100 Pfl. unter einer alten Buche.<br />
Auffallend durch die breiten, rein<br />
grünen Blätter. Offensichtlich gepflanzt<br />
auch im Weender Klosterpark<br />
(4425/2-11), dort ebenfalls gepflanzt<br />
auch die breitblättrige, aber stark<br />
„glauke“ Galanthus elwesii Hook. f.<br />
Beide Arten beginnen regelmäßig<br />
schon Ende Januar / Anfang Februar<br />
zu blühen, meist deutlich vor dem im<br />
UG vielfach, auch siedlungsfern,<br />
eingebürgerten G. nivalis.<br />
(U) Galeopsis ladanum L.<br />
4425/4-01: Bhf. Göttingen, 2006-08-23, BD<br />
(BD Foto); 5 Pfl. im Gleisbett.<br />
Galium rotundifolium L.<br />
4426/2-01: Lauseberg zw. Holzerode und<br />
Krebeck, 2007-08-11, WoS; >100 Pfl.<br />
4426/2-06: N Ebergötzen, 2007-06-24,<br />
WoS; >50 Pfl. im Fichtenwald. 4526/1-12:<br />
Bremke, Steinbruch am Faulenseeberg,<br />
1978-10-29 und später, GD; einige kleinere<br />
Stellen (seit RÜHL 1954 bekannt). 4526/1-<br />
12: Steinbruch S Homannsküche, 2004, RU;<br />
>1000 Pfl.<br />
Galium spurium L.<br />
4426/3-01: O Herberhausen, 2008-07-09,<br />
RU; ca. 100 Pfl. am Rand eines Wildackers<br />
(mit Stachys arvensis).<br />
Ausweislich der nahezu völlig glatten<br />
Früchte gehören die Pflanzen zu der<br />
weiträumig für ausgestorben gehaltenen<br />
Nominat-Unterart, einem ehemaligen<br />
Begleiter der Lein-Kultur, und<br />
nicht zur weiter verbreiteten subsp.<br />
infestum (Waldst. & Kit.) Schübl. &<br />
Martens (subsp. vaillantii (DC.) Gaudin).<br />
EHRENDORFER & SCHÖNBECK-<br />
TEMESY (2005) billigen allerdings<br />
dieser morphologischen Variation<br />
keinen höheren taxonomischen Wert<br />
mehr zu. Somit würde das gesamte<br />
mitteleuropäische Material als subsp.<br />
spurium aufgefasst, im Gegensatz zu<br />
einer SW–asiatisch verbreiteten<br />
subsp. ibicinum Boiss. & Hausskn.<br />
Galium tricornutum Dandy<br />
4425/4-05: Herberhausen, nahe Kartoffelstein,<br />
2008-08-20, RU; ca. 250 Pfl. auf<br />
einem Getreideacker (Winterweizen), mit<br />
Kickxia elatine, Valerianella dentata, V.<br />
rimosa.<br />
Zuletzt im Jahr 1989 für Niedersachsen<br />
aus dem Landkreis Göttingen<br />
bestätigt (GARVE 2007).<br />
(U) Geranium lucidum L.<br />
4426/1-13: Södderich, 2008-05-12, BD/KL;<br />
ca. 10 Pfl. in verwildertem Vorgarten zur<br />
Straße. 4623/2-08: Lutterberg S, 2008-07-<br />
11, BD/KL/RU; ca. 5 Pfl. in Hecke an der<br />
Außenseite eines privaten „botanischen“<br />
Gartens (mit Parietaria officinalis).<br />
(E) Geranium macrorrhizum L.<br />
4327/3-01: NE Friedhof Bilshausen, 2005,<br />
PC; > 50 Sprosse, etabliert im Wald.<br />
4424/3-07: Niemetal W Löwenhagen, 2006-<br />
10-10, BD; frischer Gartenauswurf. 4424/4-<br />
09: SO Ossenfeld, 2006-06-12, BD (BD<br />
36035); ca. 10 Pfl. am Weg- / Waldrand.<br />
4425/2-09: Nikolausberg NW, 2007-04-14,<br />
BD. 4425/2-12: Weende O, Stumpfe Eiche,<br />
2006-07-03, BD (BD 36076). 4426/1-11:<br />
Roringen, 2006-09-20, BD/KL. 4426/2-05:<br />
Wollbrandshausen S-Rand, 2008-05-04,<br />
WoS; > 50 Sprosse, etabliert in Wäldchen.<br />
4428/1-13: Zwinge, ehem. Bhf. (Thüringen),<br />
2006-09-13, BD/KL. 4523/2-14: Ballertasche,<br />
2004-09-12, AKGÖ. 4523/4-05:<br />
Volkmarshausen SW, Sandberg, 2007-04-
28 Dickoré & al.<br />
03; BD/RU. 4525/2-15: Reinhausen S,<br />
2007-02-18, BD/RU. 4623/3-04: Graue<br />
Katze, Fulda (Hessen), 2006-10-12, BD/KL.<br />
Mehrfach, auch siedlungsfern verwildert<br />
und ± eingebürgert.<br />
(E) Geranium purpureum Vill.<br />
4425/4-01: Bhf. Göttingen 2004, 2005,<br />
BD/KL. 4523/4-13: Bahn W Bonaforth,<br />
2007-05-24, BD/KL (BD 37397). 4523/4-<br />
14: Bahn Bonaforth - Hann. Münden, 2007-<br />
05-24, BD/KL. 4525/1-05 und 4525/1-10:<br />
Bahn zwischen Rosdorf und Niedernjesa,<br />
Gleisschotter, 1998 bis 2007, HT. 4624/1-<br />
05: W Hedemünden, Bahngleise am Südhang<br />
unterhalb KD Burganlage, oberhalb<br />
des Parkplatzes an der B 80, 2006-06-05,<br />
GK; mehrere Ex. auf offener Strecke.<br />
4625/2-06: Bhf. Eichenberg (Hessen), 2004,<br />
2005, BD/KL. 4525/4-11: Bahn SW Reckershausen,<br />
Gleisschotter, 1998, HT.<br />
4625/2-01: Bahn bei Hebenshausen (Niedersachsen<br />
und Hessen), Gleisschotter, 1998,<br />
2000, 2001 HT.<br />
Geranium purpureum hat sich spätestens<br />
seit dem Erstnachweis im UG:<br />
4523/4-15: Hann. Münden, „zwischen<br />
Gleisen nordostwärts des Bahnhofs<br />
eine kleine Herde“, 1996-05-30 und<br />
1997-05-24 (LUDWIG 2003) wahrscheinlich<br />
über das gesamte aktive<br />
Schienennetz ausgebreitet, an den am<br />
stärksten befahrenen Gleisen in fast<br />
völlig vegetationslosem Schotter.<br />
(S) Geranium sanguineum L.<br />
4426/1-10: B446 zwischen Ebergötzen und<br />
Ziegelei Hölle, 2006-07-16, WoS; Straßenrandansaat.<br />
4426/2-03: Krebeck, 2007-05-<br />
26, WoS; ca. 10 Pfl. am Straßenrand.<br />
4426/2-06: Hölletal NW Ebergötzen, 2008-<br />
09-07, BD/KL/RU; 1 Pfl. an vor ca. 5 Jahren<br />
angesäter Straßenböschung. 4625/2-06: Bhf.<br />
Eichenberg (Hessen), 2004, BD/KL/WiS.<br />
Im UG ausgestorben und nur noch<br />
synanthrop.<br />
(S) Geranium × magnificum Hyl. (G.<br />
ibericum Cav. × G. platypetalum Fisch. &<br />
C. A. Mey.)<br />
4424/3-14: O Varlosen, 2008-06-15, AK-<br />
GÖ, wenige Pfl. in Hochstaudenflur/alte<br />
Weihnachtsbaumkultur. 4425/2-09: Nikolausberg<br />
NW, 2007-04-14, BD. 4425/2-12:<br />
Weende, Grabenrand N Stumpfe Eiche,<br />
2008-06-10, BD. 4426/2-06: Hölletal NW<br />
Ebergötzen, 2008-09-07, BD/KL/RU; 2 Pfl.<br />
an vor ca. 5 Jahren angesätem Straßenrand.<br />
(S) Helleborus foetidus L.<br />
4623/1-14: Spiekershausen NW, 2006-08-<br />
29, BD/KL (BD 36389); 1 Pfl., wahrscheinlich<br />
Kulturrelikt.<br />
(S) Helleborus orientalis Lam.<br />
4424/2-07: S Wibbecke, Waldrand W Gr.<br />
Kuhberg, 2006-04-23, AKGÖ (BD Foto).<br />
4525/2-10: Reinhausen, Waldrand Kleiner<br />
Knüll, 2007-03-21, RU.<br />
Häufige Gartenpflanze (incl. H. × hybridus<br />
Vilm.), Herkunft: Türkei, Kaukasus.<br />
(S) Hemerocallis fulva (L.) L.<br />
4426/2-03: Krebeck, O Ortsrand, 2008-04-<br />
20, WoS. 4426/2-14: Seeburg,<br />
Waldrand/Gebüsch B446, 2004-03-14,<br />
WoS. 4426/4-2: Landolfshausen O, 2007-<br />
03-18, WoS. 4426/3-06: Kerstlingeröder<br />
Feld, 2004-07-16, BD/KL. 4426/3-11:<br />
Unterer Gösselgrund, 2007-03-28, BD/RU<br />
(cf.). 4426/3-14: O Gr. Lengden, Wiese<br />
unterhalb des Bocksknüll, 2006-09-24,<br />
WoS. 4426/4-04: Westerberg (Adlerhorst/Seulinger<br />
Warte), 2007-05-06, WoS.<br />
4524/1-01: NW Bühren, S Vossküppel,<br />
2006-07-18, BD/KL (BD Foto). 4524/1-06:<br />
SW Bühren SW, Schedequelle, 2004-07-27,<br />
BD. 4525/3-11: O Mollenfelde, Alter Friedhof<br />
W-Teil, 2007-04-03, BD/RU (cf).<br />
4624/1-06: W Kohlenstr., 2006-09-08, BD<br />
(cf.).<br />
Mehrfach aus Gartenabfällen, aber<br />
auch siedlungsfern und in teilweise<br />
sicher schon länger bestehenden kleinen<br />
Vorkommen, z.B. in Hochstaudenfluren<br />
an Waldrändern und Grä-
Flora von Göttingen – Neu- und Wiederfunde 29<br />
ben. Nicht blühend angetroffeneVorkommen<br />
sind mit. „cf.“ gekennzeichnet,<br />
da es sich bei diesen theoretisch<br />
auch um die anscheinend im UG noch<br />
nicht verwildert nachgewiesene H.<br />
flava L. handeln könnte.<br />
(E) Herniaria hirsuta L.<br />
4424/2-06: Innenstadt Adelebsen, 2008-08-<br />
17, PC; >1000 Pfl. vor allem im Bereich der<br />
Kirche, aber auch andernorts. 4425/1-14:<br />
Göttingen, Industriegebiet, Willi-Eichler-<br />
Str. 2006, HT; wenige Pfl. 4425/2-12:<br />
Weende, Stumpfe Eiche, 2008-09-11, BD;<br />
ca. 10 Pfl. 4425/2-12: Göttingen, Uni Nord,<br />
Goldschmidtstr., 2001-08-04, BD/KL; 2006-<br />
10-08, BD/KL; >100 Pfl. 4425/3-09: Göttingen,<br />
Kasseler Landstraße am Kaufpark,<br />
2007, HT; 1 Pfl. 4425/4-01: Göttingen<br />
Güterbahnhof, 2006-09-06, BD; zahlreich<br />
(mindestens seit 1980). 4425/4-01: Göttingen,<br />
Groner Landstr. zwischen Leinebrücke<br />
und Bahnhofsallee, KL; 2001-06-21; ca. 10<br />
Pfl. 4425/4-01: Göttingen, Godehard-Str.,<br />
KL; 2001-07-18; ca. 50 Pfl. 4425/4-02:<br />
Göttingen, Weender Tor, 2004, 2005, HT;<br />
2006, BD. 4425/4-02: Göttingen-Innenstadt,<br />
Speckstr., 2006-09-01, BD/KL; ca. 200 Pfl.<br />
4425/4-02: Göttingen, Hainholzweg (unterh.<br />
Friedländer Weg); 2006-11-16, BD; 1 Pfl. in<br />
Pflasterritze. 4425/4-07: Stegemühlenweg,<br />
2007, HT; 1 Pfl. in Pflasterritze. 4425/4-13:<br />
Kreuzung Geismar Hauptstr.; 2006-11-16,<br />
BD; 1 Pfl. auf Verkehrsinsel. 4426/4-02:<br />
Landolfshausen S, 2007-07-30, WoS; ca.<br />
100 Pfl. in Pflasterritzen. 4624/3-06: Nieste,<br />
Oberdorf NW-Teil (Hessen), 2004-09-07,<br />
BD/KL/WiS; ca. 200 Pfl. in Pflasterritzen.<br />
Am Güterbahnhof Göttingen seit<br />
mindestens 1980 beständig (mit Eragrostis<br />
minor). Eine weitere Ausbreitung,<br />
überwiegend im nördlichen<br />
Stadtgebiet von Göttingen, erfolgte<br />
möglicherweise in zwei Wellen um<br />
1985 und 2000 und scheint, vielleicht<br />
mit geringer Intensität, anzudauern.<br />
(U) Hibiscus trionum L.<br />
4424/4-14: Feldweg zw. Varmissen und<br />
Klein Wiershausen, 2003-08-18, HS; 2-3<br />
Pflanzen an Erdmiete.<br />
Hieracium lactucella Wallr.<br />
4326/4-11: 500 m W Renshausen, 2006, PC;<br />
>25 bl. Sprosse vor dem Zaun einer Pferdeweide.<br />
4524/1-02: NNO-Ortsrand Bühren,<br />
2004, HS; 5-10 Pfl. unter Weidezaun einer<br />
Rasenfläche (Scherrasen: häufig geschnitten,<br />
nicht gedüngt). 4524/2-01: Obere Auschnippe<br />
SW Dransfeld, 2005-06-01, AKGÖ (BD<br />
Foto); wenige Pfl. unter Weidezaun.<br />
Die noch relativ hohe Frequenz der<br />
charakteristischen, aber anscheinend<br />
stark zurückgehenden Art feuchter<br />
Magerrasen bei GARVE (2007) ist<br />
wahrscheinlich bereits historisch. Die<br />
letzten größeren Vorkommen finden<br />
sich auf extensiv genutzten Flachmoor-<br />
und Bergwiesen des Kaufunger<br />
Waldes (4624/3, HE)<br />
(S) Hottonia palustris L.<br />
4426/3-06: Kerstlingeröder Feld, Zickenpump,<br />
2006-11-04, BD (BD Foto); kleiner<br />
Bestand, ca. 0,5 m 2 .<br />
Sicher eine Neubesiedlung, angesalbt<br />
oder spontan? Aus dem UG anscheinend<br />
nur eine einzige sehr alte Angabe<br />
für das Wesertal: Glashütte (LON-<br />
DES 1805).<br />
(S) Hydrocharis morsus-ranae L.<br />
4624/1-12: Gruben Kl. Steinberg, NO Jugendwaldheim<br />
Steinberg, 2004-08-22, AK-<br />
GÖ; 2008-07-08, RU; mindestens 50 Pfl.<br />
Hylotelephium maximum (L.) Holub<br />
(Sedum maximum L.)<br />
4523/2-14: Roter Stein, 2004-09-12, AKGÖ.<br />
4523/4-09: Hann. Münden, Kai gegenüber<br />
Weserstein, 2006-09-02, BD; 1 Pfl. 4523/4-<br />
10: Hann. Münden, Kai gegenüber Weserstein,<br />
2006-09-02, BD; ca. 20 Pfl. 4524/3-<br />
14: Werrahang NO gegenüber Laubach,<br />
2006-08-05, BD/KL; ca. 30 Pfl. 4525/2-09:<br />
Reinhausen, 2007-02-18, BD/RU; ca. 5 Pfl.
30 Dickoré & al.<br />
4526/1-06: Bremke NW, Bettenröder Berg<br />
S, 2006-09-24, BD (BD 36693); ca. 5 Pfl.<br />
4624/1-05: W Hedemünden, 2006-06-18,<br />
BD. 4625/1-12: Bhf.Witzenhausen Nord<br />
(Hessen), 2006-08-23, BD; ca. 100 Pfl.<br />
Neben einigen weiteren Segregaten<br />
werden die Gattungen Hylotelephium<br />
und Phedimus (s.u.) heute meist von<br />
Sedum (s.str.) abgetrennt (EGGLI<br />
2003). Gegenüber dem im UG häufigen<br />
H. telephium (L.) H. Ohba ist H.<br />
maximum u.a. durch niedrigeren<br />
Wuchs (bis ca. 50 cm), die wenigen,<br />
meist gegenständigen, breiteiförmigen,<br />
schwach gezähnten, olivgrünen<br />
oder rot überlaufenenen und<br />
nicht bereiften Blätter, hellgelbe Blüten<br />
und ca. 0,6 mm lange Staubbeutel<br />
im allgemeinen gut gekennzeichnet<br />
(H. telephium: Pflanzen oft größer<br />
[bis 1 m], Blätter zahlreich, meist<br />
wechselständig oder wirtelig, lanzettlich<br />
oder schmal-eiförmig, distal<br />
meist scharf gesägt, frischgrün, oft<br />
bläulich bereift, Blüten meist rötlich<br />
(weißlich/grünlich/gelblich-rot, zumindest<br />
die Spitzen der Kronblätter<br />
meist rot), Staubbeutel ca. 0,4 mm<br />
lang. Beide Arten sollten eigentlich<br />
auch aufgrund unterschiedlicher Ploidiestufen<br />
(H. telephium 2n=24, H.<br />
maximum 2n=48) eindeutig getrennt<br />
sein. Mangels zytologischer Untersuchungen<br />
ist aber die Zugehörigkeit<br />
scheinbar intermediärer Pflanzen im<br />
Süden des UG (Fuldatal und Südrand<br />
des Kaufunger Waldes) unklar, wahrscheinlich<br />
gehören diese aber eher zu<br />
H. telephium. Im UG scheint H. maximum<br />
weitgehend auf ± südexponierte<br />
Buntsandstein-Unterhänge und<br />
Felsen des Werratals und der oberen<br />
Weser beschränkt zu sein. Weitere<br />
Vorkommen an trocken-warmen<br />
Buntsandsteinfelsen am SW-Rand des<br />
Reinhäuser Waldes sind anscheinend<br />
geographisch isoliert und wurden<br />
wohl auch noch nicht vollständig<br />
erfasst.<br />
(S) Hylotelephium spectabile (Boreau) H.<br />
Ohba (Sedum spectabile Boreau)<br />
4425/1-10: Göttingen, Deponie Königsbühl,<br />
N Holtenser Berg, 2008-09-28, BD/KL; 1<br />
Pfl. 4425/2-15: SW Hagenberg, 2006-10-09,<br />
BD (BD 36767).<br />
Häufig kultivierte Zierpflanze aus<br />
Ostasien. Gelegentlich aus Gartenauswurf<br />
verwildert.<br />
Hyoscyamus niger L.<br />
4425/1-14: Industriegebiet S Holtensen,<br />
2004-08-13, BD; 1 kräftige Pfl. 4425/1-15:<br />
Industriegebiet S Holtensen, 2006-10-09,<br />
BD; 6 Pfl. 4425/4-02: Göttingen-Innenstadt,<br />
Obere Karspüle, 2006-05-15, BD; Einzelpfl.,<br />
durch Herbizidmissbrauch bereits bei<br />
Blühbeginn vernichtet; 2008-09-19; wieder<br />
1 Pfl. an gleicher Stelle. 4525/2-01: N Niedernjesa,<br />
2004-07-19, DK; 1 kleine Pfl. an<br />
einem Feldweg im Süden des Minutenfelds.<br />
Im UG wohl schon immer unbeständig<br />
und oft nur einzeln; früher (in den<br />
1980er und 1990er Jahren) auch temporäre<br />
Massenvorkommen nach größeren<br />
Baumaßnahmen, vor allem im<br />
NW Stadtbereich Göttingen (z.B.<br />
4425/1-14, 4425/2-06).<br />
(U) Iberis umbellata L.<br />
4425/4-02: Göttingen, Kreuzbergring, 2006-<br />
10-08, BD/KL (BD 36748). 4526/3-07:<br />
Steinbruch W Ischenrode, 2006-09-22,<br />
BD/RU (BD 36688).<br />
Inula britannica L.<br />
4423/3-03: Rechtes Weserufer S Bursfelde,<br />
2006-08-14, BD/KL; 7 bl./fr. Triebe auf 0,5<br />
m 2 , Uferwiese. 4523/2-14: Weserufer Roter
Flora von Göttingen – Neu- und Wiederfunde 31<br />
Stein, 2004-09-12, AKGÖ; 2006-09-19, BD<br />
(BD Foto); ca. 30 bl. Pfl. auf 2 m² am Rand<br />
der Aue und im untersten Teil des Felssockels.<br />
Die Angabe von Bovenden (FUCHS<br />
1964) ist falsch und bezieht sich auf<br />
Pulicaria dysenterica (GD), eine im<br />
UG ebenfalls sehr seltene oder bereits<br />
ausgestorbene Art.<br />
Inula salicina L.<br />
4526/1-14: O Bremke, 2008-09-16, RU; ein<br />
Bestand (ca. 5m²) an Gehölzrand. 4624/3-<br />
07: Mittleres Endschlagtal W-Seite, 2004-<br />
09-07, BD/KL/WiS; ca. 6 Pfl., verschleppt<br />
auf Kalkschotter eines Forstweges.<br />
Mehrere weitere, länger bekannte und<br />
noch vorhandene Fundorte im Muschelkalk-Gebiet.<br />
(E) Iris graminea L.<br />
4426/3-01: S Roringen, Tal N Mündung<br />
Seckborngrund, SW gegenüber Windelberg,<br />
2004-08-12, BD/KL; ca. 120 Pfl.<br />
Vorkommen entdeckt von A. Giesenberg<br />
(Hamburg), KL seit ca. 10 Jahren<br />
bekannt. Eingebürgert an einem<br />
überwachsenen Weg-/Waldrand;<br />
kommt aufgrund Beschattung wahrscheinlich<br />
nur spärlich zur Blüte.<br />
(S) Iris sanguinea Hornem.<br />
4524/2-02: Straßenrand N Hoya, 2007-05-<br />
27, BD/DK (BD 37387; Foto, Abb. 1); ein<br />
kräftiger Stock im Straßengraben.<br />
Herkunft: O-Russland, Mongolei, NO-<br />
China, Korea, Japan. Früher im UG auch in<br />
4426/4-01: Schweckhäuser Wiesen, ca.<br />
1995, RU (Foto), heute verschwunden.<br />
Sehr ähnlich Iris sibirica L. (Abb. 2),<br />
aber die weiße (und stärker gelbe)<br />
Zeichnung der tiefblauen äußeren<br />
Perigonblätter ist bei I. sanguinea<br />
schärfer und mehr auf den zentralen<br />
Teil begrenzt, die inneren Perigonblätter<br />
und Filamente sind eher<br />
violett (statt einheitlich tiefblau) ge-<br />
färbt. Synanthrope Vorkommen von<br />
„Iris sibirica“ bei GARVE (2007) beziehen<br />
sich vermutlich (teilweise?)<br />
auf I. sanguinea, die anscheinend<br />
auch mit trockeneren Standorten zurecht<br />
kommt, eventuell auch auf andere<br />
Arten oder Hybriden.<br />
(E) Jasione montana L.<br />
4526/3-06: S Lichtenhagen, 2006-09-22,<br />
BD/RU (BD Foto); Einzelpfl. auf einem<br />
grasigen, isoliert im Acker gelegenen Bundsandsteinbuckel.<br />
Im UG stark zurückgegangen und<br />
wahrscheinlich kurz vor dem Aussterben.<br />
Kickxia elatine (L.) Dumort.<br />
4424/4-10: S Knutbühren, 2005-08-31, DK,<br />
1 Pfl., Fahrspur auf eingesätem Grünland.<br />
4426/1-10: N Bösinghausen, 2008-09-05,<br />
RU; >100 Pfl. auf lehmigem Acker (Sommergerste),<br />
mit Euphorbia platyphyllos, E.<br />
exigua (beide >10000 Ex.), Anagallis arvensis<br />
f. azurea (ca. 10 Ex.). 4425/4-05: Herberhausen,<br />
Acker nahe Kartoffelstein, 2008-<br />
09-04, RU; Anzahl ungewiss, da Acker<br />
frisch bearbeitet (mit Galium tricornutum).<br />
4624/2-01: W Hedemünden, W der Kläranlage,<br />
2006-08-07, BD (BD Foto); ca. 15 Pfl.<br />
an feuchtem Weizenacker-Rand.<br />
(S) Lactuca quercina L.<br />
4425/4-02: Göttingen, Wall über ABG,<br />
2008-07-10, BD (BD Foto); Einzelpfl.<br />
Im ABG früher kultiviert, heute aber<br />
wahrscheinlich nicht mehr.<br />
Lactuca virosa L.<br />
4524/3-13: Linkes Werraufer N Laubach,<br />
unter der Autobahnbrücke, 2006-09-15,<br />
BD/KL(BD 36576); ca. 30 Pfl., mit Atriplex<br />
sagittata, Festuca brevipila, Lactuca serriola,<br />
Senecio inaequidens. 4625/2-01: Bahndamm<br />
westl. Niedergandern. 1998, HT.<br />
Der lange bekannte Fundort bei Herberhausen<br />
ist wahrscheinlich erloschen:<br />
4425/3-05: Wegrand/alter Steinbruch<br />
O Herberhausen; Nachsuche 2004
32 Dickoré & al.<br />
negativ (BD/KL); der Bereich ist<br />
inzwischen stark verbuscht. Weitere<br />
Vorkommen in 4325/4-07 und<br />
4426/3-11 konnten seit ca. 1995 nicht<br />
mehr bestätigt werden (HE).<br />
(S) Laser trilobum (L.) Borkh.<br />
4525/1-08: SW Mengershausen; Hang des<br />
Einschnitt der ICE-Trasse N Leinebusch-<br />
Tunnel, 1999-2006, HT; >100 Pfl., wahrscheinlich<br />
aus Begrünungseinsaat der späten<br />
1980er Jahre.<br />
Ansalbungen am W-Rand des Göttinger<br />
Waldes, z.B. „Lange Nacht qu.<br />
sp.“ (PETER 1901), haben anscheinend<br />
bis Ende des 20. Jahrhunderts bestanden,<br />
sind mit zunehmender Bewaldung<br />
aber wohl verschwunden.<br />
Lathyrus hirsutus L.<br />
4426/3-12: Trockenhang W Gr. Lengden,<br />
2008, RU; ca. 30 Pfl. 4624/2-10: SO Gertenbach,<br />
Freudenthal / Mittelberg S (Hessen),<br />
2004-07-06, BD/KL/WiS.<br />
Lathyrus niger (L.) Bernh.<br />
4525/3-09: Eichenberg NO Elkershausen,<br />
2007-04-15, BD; lange bekanntes Vorkommen.<br />
4624/2-03: Hedemünden – Gertenbach,<br />
SW Hang Tremberg, 2006-09-07, BD<br />
(BD 36522); ca. 8 Pfl. an lichter Waldwegböschung<br />
(mit Carex divulsa subsp. leersii,<br />
Dactylis polygama, Euphorbia cyparissias,<br />
Poa nemoralis, Quercus petraea); seit<br />
BRANDES (1897), RÜHL (1954); 1975-08-16,<br />
GD, mehrfach bestätigt.<br />
Lathyrus nissolia L.<br />
4425/1-10: SO Lenglern, Dungbach, 4.<br />
Absetzteich, 2006-11-15, BD; 2007-07-08,<br />
BD/KL; ca. 100 Pfl. 4425/3-11: Alter Bahndamm<br />
N Settmarshausen, 2005, DK; wenige<br />
Pfl.<br />
Die großen Bestände auf dem Kerstlingeröder<br />
Feld (4436/3-06; DICKORÉ<br />
& LEWEJOHANN 2004) sind noch vorhanden<br />
(2007-07, EB), scheinen aber<br />
aufgrund neuerer Nutzungsänderung<br />
(Rinderweide, Mahd) stärkeren lokalen<br />
Schwankungen zu unterliegen.<br />
Leersia oryzoides (L.) Swartz<br />
4523/2-13: Rechtes Weserufer (km 5) W<br />
Ballertasche, 2006-09-19, BD (BD 36623);<br />
1 kräftige Pfl., mit mehreren, von den oberen<br />
Blättern eingeschlossenen Blütenständen.<br />
4523/2-14: Linkes Weserufer (km 4,2)<br />
NW Hilwartshausen, 2006-09-25, BD/KL; 1<br />
bis 3 Pfl., vegetativ. 4523/4-09: Hann. Münden<br />
– Gimte, Weserufer bei der Straßenbrücke,<br />
2006-09-02, BD; 1 Pfl. / ca. 10 Triebe<br />
am rechten Ufer unterhalb der Brücke (km<br />
0,4) und 3 Pfl. / ca. 25 bl. Triebe am linken<br />
Ufer (km 0,3) oberhalb der Brücke. 4523/4-<br />
09: Hann. Münden, Fuldaufer zwischen<br />
Weserstein und Fußgängerbrücke, 2006-09-<br />
02, BD (BD 36469); mindestens 4 kräftige<br />
Pfl. mit ca. 50 bl. Trieben. 4523/4-09: Hann.<br />
Münden, am (linken) Fuldaufer direkt unterhalb<br />
des Wehrs, 2006-09-25, BD/KL; ca.<br />
10-15 kräftige Pfl. mit wenigen fr. Trieben.<br />
4523/4-11: Wilhelmshausen – Elsterbach,<br />
linkes Fuldaufer unterhalb des Wehrs (Hessen),<br />
2006-08-31, BD (BD 36448); 1 Pfl.,<br />
ca. 10 bl. Triebe. 4623/1-09: Rechtes Fuldaufer<br />
bei Speele, 2006-08-23, BD; ca. 3 Pfl. /<br />
10 bl. Triebe auf ca. 1 m 2 . Rechtes Fuldaufer<br />
bei Speele, Außenseite und Spitze der Landzunge<br />
„Niedersachsen-Eck“, 2006-08-29,<br />
BD/KL; ca. 25 Pfl. / 100 bl. Triebe auf 15<br />
m 2 (Außenseite) und ca. 10 m 2 , ca. 150 Pfl.,<br />
überwiegend vegetativ (an der Spitze der<br />
Landzunge). 4623/1-10: Rechtes Fuldaufer<br />
zwischen Haus Waldfried und Speele, 2006-<br />
08-23, BD (BD 36296); ca. 50 Pfl. / 300 bl.<br />
Triebe auf zweimal 10 m 2 .<br />
Mehrere historische Funde an Fulda<br />
und Weser. Der anscheinend letzte<br />
(Wieder-)Fund für den Kreis Göttingen<br />
bei Speele (LUDWIG 1993) bezieht<br />
sich wahrscheinlich auf das aktuell<br />
bestätigte und offenbar größte Vorkommen<br />
im UG beim „Niedersachsen-Eck“.<br />
Wir haben größere Strecken
Flora von Göttingen – Neu- und Wiederfunde 33<br />
der oft schwer durchdringlichen Urtica<br />
dioica-Impatiens glandulifera-<br />
Bestände der niedersächsischen und<br />
angrenzend hessischen Ufer von Fulda<br />
und Weser von der Landseite her<br />
abgesucht. Leersia ist sicherlich relativ<br />
selten und kommt nicht an allen<br />
der (relativ wenigen) „geeigneten“<br />
Stellen vor, wobei aber eine Untersuchung<br />
vom Boot aus sicher noch Ergänzungen<br />
bringen würde. Etwas<br />
oberhalb von Speele finden sich „naturnahe“<br />
Vorkommen an (den relativ<br />
wenigen, kleinflächigen) sandigflachen<br />
Uferabschnitten, an der Wasserlinie,<br />
zwischen Herden der vegetativ<br />
ähnlichen Phalaris arundinacea.<br />
Geeignete Standorte sind flachsandige<br />
Uferabschnitte mit schwacher<br />
Strömung, überwiegend Gleithänge,<br />
und auch einzelne, mehr oder weniger<br />
durch Weiden beschattete Angelplätze<br />
oder andere Störstellen (vor allem in<br />
Ortsnähe) an steileren Uferabschnitten,<br />
teilweise auch zwischen Blockpackungen<br />
(vor allem unterhalb der<br />
Fulda-Schleusen). Leersia fehlt dagegen<br />
anscheinend sowohl im stagnierenden<br />
Wasserbereich oberhalb der<br />
Staustufen, als auch im stärker strömenden<br />
Bereich mit stark überwachsenen<br />
Steilufern oder Kiesufern der<br />
Fulda und auch im Bereich von Buhnen<br />
der Weser. Erfreulicherweise<br />
scheint die Art auch wieder in die<br />
Weser einzudringen, zumindest bis<br />
Flusskilometer 5 (zwischen Gimte<br />
und Vaake, Einzelpflanzen). Eine<br />
Erklärung einer möglichen Wiederausbreitung<br />
könnte in der neuerdings<br />
geringeren Salzfracht der Werra liegen.<br />
Derzeit (noch?) sind die<br />
entsprechenden Ufer der Werra und<br />
Weser meist mit Bolboschoenus<br />
maritimus besetzt. Nach starkem<br />
Sommerhochwasser im Jahr 2007 war<br />
Leersia nicht auffindbar; in 2008<br />
jedoch, soweit überprüft, wieder an<br />
den bekannten Stellen vorhanden.<br />
Lemna gibba L.<br />
4426/2-15: Seeburg - Graf Isang, 2004-07-<br />
17, BD. 4523/2-14: Tümpel am rechten<br />
Weserufer bei Roter Stein, 2004-09-12,<br />
AKGÖ; mit L. turionifera. 4526/1-02: Gartetal,<br />
überstautes Grünland W Wittmarshof,<br />
ca. 2001, HT.<br />
(S) Lemna turionifera Landolt<br />
4425/1-10: Absetzteiche am Dungbach SO<br />
Lenglern, 2006-11-15, BD. 4523/2-14:<br />
Tümpel am rechten Weserufer bei Roter<br />
Stein, 2004-09-12, AKGÖ (BD 34134);<br />
zahlreich, mit Lemna gibba, L. trisulca,<br />
Spirodela polyrhiza, aber anscheinend ohne<br />
L. minor. 4523/4-05: Gimte - Volkmarshausen,<br />
Thielebach, 2007-10-16, BD/KL.<br />
4623/3-05: SO Spiekershausen, 2006-08-29,<br />
BD/KL (BD 36403); nasse Stelle in Impatiens<br />
glandulifera-Massenbestand (Feuchtwiesenbrache)<br />
am rechten Fuldaufer.<br />
Im UG anscheinend noch selten und<br />
unbeständig, aber nur spät im Jahr<br />
sicher erkennbar und leicht zu übersehen.<br />
Leontodon saxatilis Lam.<br />
4327/3-14: Friedhof Gieboldehausen, 2006-<br />
10-11, BD/RU; 5 Pfl. 4425/1-10: Göttingen,<br />
Deponie Kompostwerk, N Holtenser Berg,<br />
2008-09-28, BD/KL; 1 Pfl. 4425/1-14:<br />
Göttingen Holtensen S, 2006-10-09, BD.<br />
4425/1-15: Göttingen, Hagenberg SW,<br />
2006-10-09, BD; 20 Pfl. 4425/2-12: Göttingen<br />
N, Rasenflächen W & N Klinikum,<br />
2008-07-16, BD; >10000 Pfl. 4425/2-13:<br />
Göttingen, Uni-Nord, Schuttablagerung W<br />
NBG, 2008-09-27, BD; 1 Pfl. 4425/3-04:
34 Dickoré & al.<br />
Göttingen, Friedhof Grone, 2006-10-09, BD<br />
(BD 36776); 5 Pfl. 4425/3-05: Grone NW,<br />
Industriegeb., 2006-10-08, BD/KL (BD<br />
36750); 10 Pfl. 4425/4-01: Göttingen,<br />
Maschmühlenweg, Rasenflächen vor Finanzamt,<br />
HS; 2006, BD; zahlreich. 4425/4-<br />
02: Göttingen, Goßlerstr. / Käte-Hamburger-<br />
Weg, 2007-08-20, BD; mehrere hundert Pfl.<br />
4425/4-02: Zwischen Waldweg und Humboldtallee,<br />
Rasen beim Krankenhaus Neu-<br />
Mariahilf, 2006, EB; 2006-09-23, GW.<br />
4425/4-02: Göttingen, Theaterplatz, Rasen<br />
vor dem Max-Planck-Gymnasium, 2008-08-<br />
27, GW. 4427/4-11: Duderstadt S, Friedhof,<br />
2006-10-01, BD/RU; ca. 40 Pfl. in Scherrasen.<br />
4427/4-11: Duderstadt S, Tongrube,<br />
2006-10-01, BD/RU; 1 Pfl. 4524/3-13:<br />
Letzter Heller, Werra; 2006-08-04; BD (BD<br />
36175); 3 Pfl. in frisch ausgehobenem Straßengraben.<br />
4525/3-10: Friedland, 2006-09-<br />
10, AKGÖ; 1 Pfl. 4623/1-10: Speele Unterdorf,<br />
2006-08-23, BD (BD 36285); ca. 10<br />
Pfl. in kleiner Scherrasenfläche im Hausschatten<br />
/ Straßenrand. 4623/1-15: Friedhof<br />
Wahnhausen (Hessen), 2006-10-12, BD/KL;<br />
ca. 50 Pfl.<br />
Die Verbreitung von Leontodon saxatilis<br />
in Süd-Niedersachsen erscheint<br />
bei GARVE (2007) noch zerstreut und<br />
hat anscheinend weiter zugenommen.<br />
Als gelbblühende Composite in häufig<br />
gemähten, unscheinbaren Scherrasen<br />
(offenbar besonders auf wechselfeuchten,<br />
sandigen oder zur Erhöhung<br />
der Trittfestigkeit mit Splitt oder<br />
Schotter angereicherten Flächen)<br />
wahrscheinlich noch oft übersehen.<br />
Leonurus cardiaca L. subsp. cardiaca<br />
4425/4-14: Göttingen Geismar, Gelände<br />
„Internationale Gärten”, 2008-09-12, RU; 4<br />
Pfl. 4527/1-11: Grenzstreifen b. Etzenborn,<br />
2007-07-15, AKGÖ (BD Foto); 3 bl. Triebe.<br />
4523/4-05: Volkmarshausen SW, Sandberg,<br />
2007-05-27, BD/DK; kleiner Bestand, ca. 15<br />
Triebe auf 2 m².<br />
Die Nominatsippe ist heute im UG<br />
anscheinend weit seltener als die Karte<br />
bei Garve (2007) suggeriert; im<br />
Gegensatz zur stellenweise häufigen,<br />
synanthropen subsp. villosus (d'Urv.)<br />
Hyl.<br />
(U) Lepidium didymum L. (Coronopus<br />
didymus (L.) Sm.)<br />
4326/4-10: Bilshausen, 2006-10-11,<br />
BD/RU; ca. 3 Pfl. in Garten, Rasenfläche,<br />
wahrscheinlich von Kleintieren beweidet.<br />
4426/1-14: Waake NW, 2008-09-07,<br />
BD/KL/RU; 3 Pfl. auf Kinderspielplatz.<br />
Waake O, Steinbreite, 2008-08-10, WoS, 2<br />
Pfl. in Pflasterritzen. 4523/2-13: Rechtes<br />
Weserufer (km 5,4) W Ballertasche, 2006-<br />
09-19, BD (BD 36635); 1 Pfl. auf feuchtem<br />
Sand, ca. 1 m über der Wasserlinie.<br />
Anscheinend noch selten und unbeständig,<br />
aber sicher auch übersehen.<br />
(S) Lepidium virginicum L.<br />
4425/4-01: Bhf. Göttingen, 2005, 2006,<br />
BD/KL; ca. 10 Pfl. 4525/2-11: Bahngelände<br />
Obernjesa, 2006-09-24, BD/DK/SA; zahlreich.<br />
4525/3-10: Bahngelände Friedland,<br />
2006-09-10, AKGÖ; ca. 5 Pfl.<br />
(S) Leptinella squalida Hook. f. (Cotula<br />
squalida (Hook f.) Hook. f.)<br />
4623/4-10: Friedhof Escherode, 2006-06-25,<br />
AKGÖ (BD 36054); an ca. 4 verschiedenen<br />
Stellen (zusammen ca. 10 m 2 ) reichlich im<br />
Scherrasen (auch gepflanzt auf einigen<br />
Gräbern); 2008 noch vorhanden.<br />
Winzige Zierpflanze aus Neuseeland,<br />
z.B. zur Grabbepflanzung im Handel,<br />
als Rasenunkraut z.B. in Großbritannien<br />
eingebürgert (STACE 1997);<br />
BRANDES (2003) gibt die Art für<br />
Braunschweig an. Nach LLOYD &<br />
WEBB (1987) ist die Abtrennung der<br />
Gattung Leptinella von Cotula vorzuziehen.
Flora von Göttingen – Neu- und Wiederfunde 35<br />
(U) Linaria maroccana Hook. f.<br />
4425/1-10: Göttingen, Deponie Kompostwerk,<br />
N Holtenser Berg, 2006-08-27, BD<br />
(BD 36362); 1 Pfl.<br />
Herkunft: Marokko (Hoher Atlas);<br />
wahrscheinlich aus Saatmischungen<br />
annueller Blumen.<br />
(U) Linaria purpurea Mill.<br />
4425/1-10: Göttingen, Deponie Kompostwerk,<br />
N Holtenser Berg, 2006-08-27, BD<br />
(BD 36363); ca. 10 Pfl.; 2008-09-28,<br />
BD/KL; ca. 4 Pfl.<br />
Herkunft: Italien; Blüten dunkelviolett<br />
oder rosa.<br />
(S) Linaria repens (L.) Mill.<br />
4425/1-15: Göttingen, SW Hagenberg,<br />
2006-10-09 (BD 36761); 5 Pfl. an Grabenrand.<br />
4523/4-15: Bhf. Hann. Münden, 2006-<br />
10-12, BD/KL (BD 36810); ca. 70 Pfl. im<br />
Gleisschotter.<br />
(S) Linaria × sepium Allman (L. repens<br />
(L.) Miller × L. vulgaris Mill.)<br />
4523/4-15: Bhf. Hann. Münden, 2006-10-<br />
12, BD/KL(BD 36812); ca. 20 Pfl. am Rand<br />
des Gleisschotters zum Parkplatz.<br />
Zusammen mit L. repens; hier G.<br />
Ellermann (Celle) bereits seit 1999<br />
bekannt und beständig.<br />
Linum tenuifolium L.<br />
4426/1-06: Bratental, 2008-06-24, RU; ca.<br />
20 Pfl. 4425/2-14: Trockenhang W „Am<br />
Bärenberg“, 2008-06-24, RU; 14 Pfl.<br />
Die letzten niedersächsischen Vorkommen<br />
stehen offenbar kurz vor<br />
dem Erlöschen.<br />
(S) Lobularia maritima (L.) Grande<br />
4327/3-14: Gieboldehausen S, 2006-10-11,<br />
BD/RU. 4423/4-07: Weserufer Hemeln –<br />
Glashütte, 2006-09-28, BD/J.Schellenberg;<br />
Einzelpfl. 4425/1-10: Holtenser Berg N,<br />
Halde Kompostwerk, 2006-08-27, BD (BD<br />
36355). 4425/3-04: Göttingen-Grone Altdorf,<br />
2006-10-09, BD. 4425/4-02: Göttingen-Innenstadt,<br />
Burgstr., 2007-09-25, BD.<br />
4623/1-15: Friedhof Wahnhausen (Hessen),<br />
2006-10-12, BD/KL.<br />
(U) Lonas annua (L.) Vines & Druce<br />
(Athanasia annua L.)<br />
4425/4-11: Göttingen, Flüthegraben unterh.<br />
Leinewehr, 2004-08-08, KL; 1 Pfl.; 2006<br />
nicht mehr.<br />
Det. G. Wagenitz. Herkunft: Sizilien<br />
und N-Afrika (Algerien, Marokko,<br />
Tunesien); als Gartenflüchtling in<br />
Frankreich.<br />
Luzula congesta (Thuill.) Lej.<br />
(L. multiflora subsp. congesta (Thuill.) Hyl.)<br />
4423/4-14: Lange Bahn, Hutewald, 2008-<br />
05-26, RU; 3 Pfl. 4523/4-11: Wilhelmshausen<br />
S, Große Wemme, 2007-05-24, BD/DK<br />
(BD 37406). 4623/2-02: Lutterberger Höhe -<br />
Speeler Kopf, 2006-07-27, BD/KL. 4624/1-<br />
13: Wiese unterhalb Naturfreundehaus<br />
Steinberg, 2007-06-28, RU; ca. 50 Pfl.<br />
Selten und in geringer Anzahl mit L.<br />
multiflora (Ehrh.) Lej.<br />
(U) Lychnis chalcedonica L. (Silene chalcedonica<br />
(L.) E. H. L. Krause)<br />
4527/1-11: Grenzstreifen b. Etzenborn<br />
(Thüringen), 2007-07-15, AKGÖ; ca. 10 Pfl.<br />
in offener ruderaler Staudenflur.<br />
(S) Lychnis coronaria (L.) Desr.<br />
(Silene coronaria L.)<br />
4326/4-10: Bilshausen, 2006-10-11, BD/RU.<br />
4425/1-15: Göttingen, Hagenberg SW,<br />
2006-10-09, BD. 4426/1-14: Waake, Bösinghäuser<br />
Weg, 2008, WoS; seit Jahren an<br />
Mauer/Straßenrand. 4523/4-05: SW Volkmarshausen,<br />
Sandberg, 2007-04-03, BD/RU.<br />
4524/3-01: SO Volkmarshausen, Läusewinkel,<br />
2007-04-03, BD/RU. 4524/3-01: S<br />
Volkmarshausen, Sportpl., 2006-10-31, BD.<br />
4524/3-01: S Volkmarshausen, 2007-10-16,<br />
BD/KL. 4623/2-08: O Lutterberg, 2008-07-<br />
11, BD/KL/RU.<br />
Häufig kultivierte und verwildernde<br />
Gartenpflanze. Im UG meist einzeln<br />
oder in geringer Anzahl, aber regelmäßig<br />
und eventuell beständig an
36 Dickoré & al.<br />
sandigen, trocken-warmen Stellen<br />
verwildert.<br />
(S) Meconopsis cambrica (L.) Vig.<br />
4425/4-02: Göttingen-Innenstadt, Untere<br />
Karspüle, Ecke Obere Karspüle, 2006-05-<br />
23, BD; mehrere Pfl. in Pflasterritzen, an<br />
Hauswand und in Rabatte, mit Impatiens<br />
glandulifera und gepflanzten Stauden; auch<br />
nach Asphaltierung noch bis 2008. 4425/4-<br />
02: Göttingen-Geismar, Spandauer Weg,<br />
2003-07-05, GK; unter Hecken und in Pflasterritzen<br />
vor den Häusern Nr. 2, 4 und 6<br />
massenhaft; seitdem jährlich beobachtet.<br />
4425/4-02: Göttingen, Beethovenstr., Rand<br />
der Einfahrt zu den Häusern Beethovenstr.<br />
13a und 13b sowie an nordöstl. Hausmauer<br />
(Nr. 13b) in Pflasterfugen, orange und gelb<br />
blühende Form, offb. aus Vorgartenbeet<br />
verwildert, seit 2001, H. Muth. 4425/4-13<br />
Göttingen-Geismar: Hauptstr. 39a (bei Fa.<br />
RaumKlima), 2004-05-21, GK; in Beet<br />
kultiviert oder geduldet, sowie zahlreich in<br />
Pflasterritzen und an Mauerkanten verwildernd.<br />
Bereits bei ADOLPHI & al. (2004) für<br />
Göttingen genannt; zahlreich verwildert<br />
im ABG.<br />
(U) Medicago arabica (L.) Huds.<br />
4525/2-10: N Reinhausen, Ackerbrache am<br />
Kleinen Knüll, 2007-03-21, HS/RU; ca. 20<br />
Pfl.<br />
(S) Melica transsilvanica Schur<br />
4425/4-02: Göttingen, Waldweg, Neu-<br />
Mariahilf, 2005-2008, HE; ungepflegter<br />
Pflanzkübel und Pflasterritze an Mauerfuß.<br />
(E) Melissa officinalis L.<br />
4325/4-15: Reyershausen, Rodetal, W-Seite<br />
der Kalihalde, 2006-11-26, BD; ca. 5 Pfl.<br />
4425/4-02: Göttingen-Innenstadt, Leinekanal<br />
Mühlenstr., 2006-09-06, BD; 5 Pfl. in<br />
Ufermauer; 2008-08-29, GW. 4425/4-06:<br />
Göttingen, O Leineberg, 2007-09-08, BD.<br />
4426/1-11: Roringen, Menzelberg, 2006-05-<br />
01, WoS; mehrere Pfl. verwildert. 4426/2-<br />
07: Ebergötzen S, 2007-07-17, WoS.<br />
4426/3-07: NW Wedehagen, N Gr. Leng-<br />
den, ehemalige Panzerstraße zum Kerstlingeröder<br />
Feld, 2006-07-14, BD/KL (BD<br />
36106); 1 Pfl. 4426/3-13: S Gr. Lengden,<br />
Heiligenberg – Galgenberg, 2006-09-05,<br />
BD/KL; 2 kleine Bestände (2 x 1 m²) am<br />
Waldrand. 4427/3-09: NW Westerode,<br />
Hörberg S, 2006-09-21, BD/RU. 4524/3-01:<br />
S Volkmarshausen, 2007-10-16, BD/KL<br />
(BD 37460). 4526/3-07: Steinbruch SW<br />
Ischenrode, 2006-09-22, BD/RU; 2008-08-<br />
27, RU.<br />
Mehrfach, meist in kleiner Anzahl,<br />
aber auch siedlungsfern, z.B. an<br />
naturnahen Waldrändern.<br />
(S) Miscanthus sacchariflorus (Maxim.)<br />
Benth.<br />
4425/1-10: N Holtenser Berg, Halde Kompostwerk,<br />
S Bahnlinie, 2006-08-27, BD (BD<br />
36364); 2008-09-28, BD/KL; ca. 100 bl./fr.<br />
Stängel auf ca. 10 m². 4425/2-13: Göttingen,<br />
Uni Nord, 2006-07-03, BD (BD 36064; cf.);<br />
30 Stängel auf ca. 1 m 2 .<br />
(S) Miscanthus cf. sinensis Anderss.<br />
4326/4-05: Rhumeufer NW Bilshausen,<br />
2006-11-08, BD/KL. 4425/1-10: N Holtenser<br />
Berg, Halde Kompostwerk, S Bahnlinie,<br />
2008-09-28, BD/KL; ca. 0,5 m².<br />
4426/4-02: 2007-03-18, Landolfshausen O,<br />
2007-03-18, WoS. 4426/3-14: O Gr. Lengden,<br />
Wiese unterhalb des Bocksknüll, 2006-<br />
09-24, WoS. 4526/3-07: Steinbruch W<br />
Ischenrode, 2006-09-22, BD/RU (BD<br />
36692).<br />
Im UG wohl noch nicht in größerem<br />
Maßstab landwirtschaftlich gepflanzt;<br />
mehrfach in kleineren klonalen Bestände<br />
verwildert, die anscheinend<br />
nicht zur Blüte kommen (und so nicht<br />
eindeutig identifizierbar sind); eventuell<br />
noch häufiger übersehen oder<br />
nicht beachtet.<br />
Misopates orontium (L.) Rafin.<br />
4327/3-14: Gieboldehausen O, Rhumetal,<br />
2006-10-11, BD/RU; 1 Pfl. 4327/3-14:<br />
Gieboldehausen S, 2006-10-11, BD/RU; ca.
Flora von Göttingen – Neu- und Wiederfunde 37<br />
10 Pfl., Gartenland und Wegrand mit Veronica<br />
agrestis.<br />
(S) Muhlenbergia mexicana (L.) Trin.<br />
4425/4-02: Göttingen, Kreuzbergring / Ecke<br />
Von-Bar-Str., 2006-09-28, BD/KL (BD<br />
36718); 3 Horste mit zahlreichen bl. Trieben<br />
an Bordsteinkante, mit Panicum virgatum,<br />
in der Umgebung nicht erkennbar/aktuell<br />
kultiviert; 2008-08-10, BD/KL/RU; ca. 25<br />
Horste auf beiden Straßenseiten (kurz später<br />
gereinigt). 4426/1-13: Schedetal SW Mielenhausen,<br />
2006-10-26, BD/KL; ca. 10<br />
Horste, Brachfläche auf Gärtnereigelände.<br />
Auch im ABG kultiviert, aber hier<br />
anscheinend ohne Verwilderungstendenz.<br />
Herkunft: USA und Kanada<br />
(nicht im heutigen Mexiko). Adventiv-Vorkommen<br />
sind z.B. aus Kassel<br />
(Botanischer Garten und Lohfelden,<br />
als lästiges Unkraut in einer Gärtnerei;<br />
FLÜGEL 2007) und Unterfranken<br />
(HETZEL & MEIEROTT 1998) bekannt.<br />
(E) Muscari armeniacum Baker<br />
4325/4-15: Reyershausen, Rodeberg, 2007-<br />
04-09, BD/KL; zahlreich. 4424/4-11: Dransfeld,<br />
Rathaus, 2006-05-11, BD/KL (BD<br />
36014); kleiner, dichter Bestand, wohl aus<br />
früherer Anpflanzung in angrenzende Bereiche<br />
(Kiesweg, -Platz) verwildernd. 4425/2-<br />
09: NW Nikolausberg, 2007-04-14, BD.<br />
4425/2-13: Fassberg SW, 2007-04-08, BD.<br />
4425/2-14: W Nikolausberg W, 2007-04-14,<br />
BD. 4426/2-05: Wollbrandshausen, Ortsrand,<br />
2008-05-04, WoS. 4426/2-07: Ebergötzen,<br />
2007-04-08, BD. 4426/3-04: N<br />
Mackenrode, 2006-04-30, BD; 2 bl. Pfl. an<br />
Wegrand / Weidesaum. 4426/3-11: Kl.<br />
Lengden N, 2007-03-28, BD/RU. 4426/3-<br />
11: N Kl. Lengden, unterer Gösselgrund,<br />
2007-03-28, BD/RU. 4427/4-11: Duderstadt<br />
S, Friedhof, 2007-04-04, BD/RU. 4523/4-<br />
05: SW Volkmarshausen, Sandberg, 2007-<br />
04-03, BD/RU. 4524/3-01: SO Volkmarshausen,<br />
Friedhof Läusewinkel, 2007-04-03,<br />
BD/RU. 4525/2-04, Friedhof Diemarden,<br />
2007-03-28, BD/RU (BD 37029); ca. 5<br />
Horte (50 bl. Stängel). 4525/2-10: Reinhausen,<br />
Talacker, 2007-04-05, BD/KL. 4624/2-<br />
01: Bhf. Hedemünden, 2007-03-26, BD/KL.<br />
Das aus SO-Europa und SW-Asien<br />
stammende Muscari armeniacum<br />
unterscheidet sich, teilweise durchaus<br />
undeutlich, von dem auch in Süddeutschland<br />
vorkommenden<br />
M. neglectum durch insgesamt kräftigeren<br />
Wuchs, durch reichliche Tochterzwiebelbildung<br />
(dadurch eher in<br />
dichten Gruppen wachsend) und die<br />
fehlende bläuliche Bereifung der (ebenfalls)<br />
dunkelblauen bis schwarzvioletten<br />
fertilen Blüten. Über Verwilderungen<br />
von M. armeniacum berichtete<br />
z.B. ADOLPHI (1981, 1995). Während<br />
M. neglectum außer in Botanischen<br />
Gärten anscheinend nur selten<br />
kultiviert wird, beziehen sich die zahlreichen<br />
niedersächsischen Adventivvorkommen<br />
(GARVE 2007) wahrscheinlich<br />
(überwiegend?) auch auf<br />
M. armeniacum. Neben zahlreichen<br />
weiteren, aber meist kleinen Vorkommen<br />
von M. armeniacum im UG<br />
ist diese Sippe auch im ABG reichlich,<br />
im Alpinum unkrautartig verwildert.<br />
Demgegenüber fehlt M. neglectum<br />
im UG wahrscheinlich wie in<br />
ganz Niedersachsen (möglicherweise<br />
mit Ausnahme eines kleinen Zipfels<br />
des mitteldeutschen Trockengebietes<br />
am NO-Rand des Harzes). Das dem<br />
UG nächstgelegene, auch aktuell bestätigte<br />
Vorkommen von M. neglectum<br />
findet sich in Nord-Hessen am Südhang<br />
des Liebenbergs im Werratal SO<br />
Witzenhausen (4625/3), wo die Pflanze<br />
eventuell als Weinbaurelikt aufzufassen<br />
ist. Die einzigen, mehr oder
38 Dickoré & al.<br />
weniger gleichbedeutenden, historischen<br />
Angaben aus dem UG (unter M.<br />
racemosum Mill.) [4425/2]: „Plesse,<br />
unter der Ruine nach Eddigehausen“<br />
(LONDES 1805, PETER 1901!) und<br />
„über Eddigehausen“ (MEYER 1836)<br />
erscheinen möglich, bestehen aber mit<br />
hoher Wahrscheinlichkeit nicht mehr.<br />
(E) Muscari aucheri (Boiss.) Baker<br />
4425/2-07: Weende O, Jahnheim, 2007-03-<br />
31, BD. 4425/2-13: Fassberg SW, 2007-04-<br />
08, BD. 4425/2-13: Fassberg SW, am FBG,<br />
2007-04-08, BD. 4425/4-06: Göttingen,<br />
Wall SW, 2007-03-27, BD. 4425/4-07:<br />
Göttingen, Albani-Friedhof, 2007-04-03,<br />
BD; 10 Pfl. 4425/4-07: Göttingen, Wall S,<br />
2007-03-27, BD; 3 Pfl. 4524/3-01: Volkmarshausen<br />
SO, Friedhof Läusewinkel,<br />
2007-04-03, BD/RU. 4525/2-04: Friedhof<br />
Diemarden, 2007-03-28, BD/RU (BD<br />
37028, Abb. 3); ca. 5 Horste (50 Blütenstängel).<br />
4525/2-04: Diemardener Berg S, 2007-<br />
03-28, BD/RU(BD 37027; ca. 100 Horste<br />
(250 Blütenstängel). 4525/3-11: W-Teil alter<br />
Friedhof O Mollenfelde, 2007-04-03,<br />
BD/RU.<br />
Abzüglich weiterhin in der gesamten<br />
Gattung bestehender taxonomischer<br />
Unsicherheit (Merkmalsarmut, Kultivare<br />
und mögliche Bastarde, variable<br />
Ploidiestufen) ist Muscari aucheri<br />
wahrscheinlich neben M. armeniacum<br />
die im UG am häufigsten in Gärten<br />
und Anlagen gepflanzte und verwildernde<br />
Art. Von der auch im Süden<br />
Deutschlands einheimischen M.<br />
botryoides unterscheidet sich das aus<br />
der Türkei bis NW-Iran stammende<br />
M. aucheri durch insgesamt kräftigeren<br />
Wuchs (meist mit zahlreichen<br />
Nebenzwiebeln dichte Horste bildend),<br />
zahlreichere und breitere Blätter,<br />
den breiteren und eher kegelför-<br />
migen Blütenstand, der sich kaum<br />
schmal verlängert, und die größeren<br />
Blüten. Wahrscheinlich aufgrund<br />
einiger dieser Eigenschaften ist M.<br />
aucheri seit längerer Zeit in großem<br />
Umfang und in unterschiedlichen,<br />
vielleicht teilweise hybridogenen<br />
Formen im Zierpflanzenhandel. Die<br />
himmelblau blühenden Varietäten<br />
werden als „die Besten“ der Gattung<br />
gepriesen und auch der im Handel<br />
häufige Kultivar „M. botryoides ‘dark<br />
eyes’“ gehört wahrscheinlich zu dieser<br />
Art. Das ingesamt vergleichsweise<br />
schwächliche und durch die geringe<br />
Bildung von Tochterzwiebeln meist<br />
eher einzeln wachsende M. botryoides<br />
scheint demgegenüber, außer gelegentlich<br />
in einer weißblühenden Varietät<br />
(‘alba’) und in Botanischen<br />
Gärten, nur selten kultiviert zu werden.<br />
Somit drängt sich der Verdacht<br />
auf, dass zumindest ein Teil der zahlreichen<br />
adventiven „M. botryoides“-<br />
Nachweise in ganz Niedersachsen bei<br />
GARVE (2007) zu M. aucheri gehört.<br />
Wir wurden auf die Sippe insbesondere<br />
durch das RU länger bekannte Vorkommen<br />
am S-Hang des Diemardener<br />
Berges im Gartetal (4525/2-04) aufmerksam.<br />
Hier wachsen zahlreiche<br />
Pflanzen in Trupps auf einer mageren,<br />
flachgründigen Viehweide (Lolium<br />
perenne, Cynosurus cristatus) über<br />
Muschelkalk. Mit dem reichlichen<br />
Vorkommen seltener Frühjahrs-<br />
Geophyten und -Therophyten (Gagea<br />
pratensis und G. villosa, Holosteum<br />
umbellatum) macht dieses Vorkommen<br />
einen durchaus natürlichen Ein-
Flora von Göttingen – Neu- und Wiederfunde 39<br />
druck. Es muss sich jedenfalls um ein<br />
schon mehrere Jahrzehnte bestehendes<br />
eingebürgertes Vorkommen handeln.<br />
Myosotis laxa Lehm.<br />
4425/4-04: Tripkenpfuhl SW Herberhausen,<br />
2004-08-12, BD/KL; ca. 50 Pfl. 4426/2-15:<br />
Seeburg - Graf Isang, 2004-07-17, BD;<br />
wenige Pfl. in neu gestalteter „Wasserlandschaft“.<br />
4426/3-01: O Herberhausen, Hoher<br />
Brunnen, 2004-08-12, BD/KL; 1 Pfl.<br />
4426/3-06: Kerstlingeröder Feld, Zickenpump,<br />
2006-07-14, BD/KL. 4624/1-04:<br />
gegenüber Laubach, 2006-06-18; BD (BD<br />
36045); ca. 1000 Pfl. an 2 Stellen in<br />
Feuchtwiese (mit Stellaria palustris und<br />
nahe Werraufer).<br />
Insgesamt im UG selten und eventuell<br />
zurückgehend. Die kleineren Vorkommen<br />
in einigen „Dolinen“ auf<br />
dem Plateau des Göttinger Waldes<br />
sind sehr vom Offenbleiben der<br />
Standorte abhängig, bei zu niedrigem<br />
Wasserstand kann M. laxa anscheinend<br />
auch jahrelang ausbleiben. Das<br />
große Vorkommen in der Stellaria<br />
palustris-Feuchtwiese gegenüber<br />
Laubach scheint neu oder bisher nicht<br />
beachtet; insgesamt liegen aus dem<br />
Werratal bislang nur sehr wenige<br />
Angaben und (dem UG benachbart)<br />
nur ein historischer Nachweis bei<br />
„Allendorf“ vor.<br />
(+) Myosotis laxa Lehm. × M. nemorosa<br />
Besser<br />
4427/1-01: Graben O Wollbrandshausen,<br />
1985-1986, BD. Nachsuche 2004 negativ,<br />
BD/KL. – Der insgesamt sehr seltene Bastard<br />
kam hier zusammen mit nur einem<br />
Elter, Myosotis laxa, vor und ist seinerzeit<br />
anhand der deformierten Pollenkörner und<br />
zytologisch (2n = 55) eindeutig identifiziert<br />
worden (Beleg in GOET). Der Graben ist<br />
inzwischen überwachsen und auch M. laxa<br />
war dort nicht mehr auffindbar.<br />
(+) Nepeta cataria L.<br />
4425/4-07: Göttingen-Innenstadt, 1983<br />
(GARVE 1994); sporadisch, einzelne Pfl. an<br />
Straßenrändern und auf Abbruchgrundstücken<br />
im Bereich zwischen Turmstr. und<br />
Nikolaistr. bis ca. 1985 (BD). Seitdem anscheinend<br />
nicht mehr beobachtet; Nachsuche<br />
2004 und 2005 negativ.<br />
(U) Nicandra physalodes (L.) P. Gaertn.<br />
4425/1-10: N Holtenser Berg, Halde Kompostwerk,<br />
2006-08-27, BD (BD 36372).<br />
4425/3-05: Göttingen, Stadtfriedhof, O-Teil,<br />
Kompostplatz, 2006-10-21, BD; 10 Pfl.<br />
4425/4-02: Institut für Nutzpflanzenwissenschaften,<br />
Von-Siebold-Straße 8, 2008-10-<br />
25, HS; 3 Pfl., Kompostplatz. 4425/4-13:<br />
Göttingen, Teichstr. 2, 2005-09-29, GK;<br />
Blumenbeete um die Apotheke: zahlreich in<br />
mehreren Beeten, wirkt nicht wie bewusst<br />
eingebracht, da einige Ex. direkt an Mauerkanten.<br />
4523/2-13: Weserufer W und SW<br />
Ballertasche, 2006-09-19, BD (BD 36633);<br />
ca. 10 Pfl. 4523/4-05: SW Volkmarshausen,<br />
Abfallplatz am Sandberg, 2007-10-16,<br />
BD/KL; ca. 50 Pfl. auf 15 m². 4523/4-10:<br />
Hann. Münden, Weserstein, 2006-09-02,<br />
BD; 1 Pfl. 4525/1-06: Volkerode, Auf der<br />
Krücke, 2008, HT; ca. 15 Pfl. auf Osterfeuerbrandstelle.<br />
(E) Omphalodes verna Moench<br />
4425/2-09: NW Nikolausberg, 2007-04-14,<br />
BD. 4426/3-03: Göttinger Wald SW Waake,<br />
um die alte Bruck-Jagdhütte, 2007-03-25,<br />
WoS; großflächig verwildert, mehr als 1000<br />
bl. Pfl. 4524/3-01: Alte Bahn SO oberh.<br />
Volkmarshausen, 2007-04-03, BD/RU; ein<br />
dichter, reich bl. Bestand (ca. 70 m 2 ) unter<br />
alter Linde nahe dem ehemaligen Haltepunkt.<br />
4525/3-11: Alter Friedhof O Mollenfelde,<br />
W-Teil, 2007-04-03, BD/RU; zahlreich<br />
bl. auf ca. 20 m 2 . 4525/3-11: Leinholz<br />
SO Forsthaus Mollenfelde, 2006-05-03, BD<br />
(BD 36003); 2 kleine Bestände mit ca. 30 bl.<br />
Pfl. (hier mindestens seit 1968-04-27, GD).
40 Dickoré & al.<br />
Ophioglossum vulgatum L.<br />
4424/2-11: Grefenburg, 2008-06-16, RU; 7<br />
Pfl. (an der Fundstelle von Botrychium<br />
matricariifolium; diese zuletzt 2006 gefunden,<br />
2008 nicht gesehen). 4425/2-13: NBG,<br />
Sukzessionsversuch, seit 1993, WoS; regelmäßig<br />
1-20 Ex. auf einmal jährlich gemähten,<br />
ungedüngten Parzellen. 4426/1-06: N<br />
Roringen, N Menzelberg. 2006-06-10,<br />
BD/KL; ca. 200 überwiegend fertile Pfl. in<br />
einer kleinflächigen quelligen Feuchtwiese,<br />
mit Deschampsia cespitosa, Carex spicata,<br />
C. caryophyllea, C. lepidocarpa (wenig),<br />
Dactylorhiza majalis (ca. 100 Pfl.), Colchicum<br />
autumnale (>10000 Pfl.). 4426/4-01:<br />
Schweckhäuser Wiesen, „Orchideenwiese“,<br />
2008-06-08, RU; mehrere tausend Pfl., seit<br />
langem bekannt. 4526/1-11: Waldwiese am<br />
Hurkutstein, 2005-06-26, J. Behling/RU; 7<br />
Pfl.<br />
Ornithopus perpusillus L.<br />
4523/4-05: SW Volkmarshausen, Sandberg,<br />
2007-04-03, BD/RU; ca. 50 Pfl. auf Sand-<br />
Magerweide. 4524/3-01: Läusewinkel SO<br />
Volkmarshausen, 2006-10-26, BD/KL;<br />
2007-04-03, BD/RU; >300 Pfl. 4524/3-01:<br />
Volkmarshausen SO, Friedhof Läusewinkel<br />
, 2000, HT; >1000 Pfl. (mit Aphanes australis);<br />
2006-10-26, BD/KL; ca. 500 Pfl.<br />
4524/3-01: S Volkmarshausen, Sportpl.,<br />
2006-10-31, BD; >1000 Pfl. (mit Holosteum<br />
umbellatum). 4524/4-01: Sandgrube SW<br />
Meensen, 2007-05-24, BD/DK; 20 Pfl. am Gleiskörper. 4424/2-<br />
06: Innenstadt Adelebsen, 2008-08-17, PC;<br />
>25 Pfl. vorwiegend in Pflasterritzen.<br />
4425/1-10: Göttingen, Deponie Königsbühl,<br />
N Holtenser Berg, 2006-08-27, BD (BD<br />
36338); 1 Pfl. 4425/2-13: Göttingen, Uni-<br />
Nord, Schuttablagerung W NBG, 2006-10-<br />
22, BD; 8 Pfl. 4425/4-13: Feldflur S Göttingen-Geismar,<br />
beim Birkenhof, 2005-09-25,<br />
GK; in einem Blumenfeld „zum Selberpflücken“<br />
massenhaft als Ungras auf Wegen und<br />
in Blumenbeeten (wohl ausgehend von einer<br />
kleinen Parzelle, in der die Art absichtlich<br />
als „Fontänengras“ kultiviert wurde).
Flora von Göttingen – Neu- und Wiederfunde 41<br />
4523/2-14: Straßenrand beim Eichhof N<br />
Gimte, 2006-09-19, BD; ca. 10 Pfl., mit<br />
Digitaria sanguinalis. 4525/1-03: Mengershausen,<br />
Feldwegrand nahe der Gärtnerei am<br />
südlichen Dorfrand, 2001, HT; ca. 5 Pfl.<br />
(mit Saxifraga tridactylites).<br />
Einige Vorkommen scheinen über<br />
mehrere Jahre beständig zu sein; außerdem<br />
mehrfach und reichlich im<br />
NBG.<br />
(U) Panicum miliaceum L.<br />
4326/4-10: Bilshausen, 2006-10-11,<br />
BD/RU. 4425/4-01: Göttingen, Schützenplatz,<br />
2006-09-06, BD. 4523/4-10: Hann.<br />
Münden, Weserstein, 2006-09-02, BD (BD<br />
36480). 4623/1-15: Wahnhausen O, Fulda<br />
(Hessen), 2006-10-12, BD/KL. 4523/4-10:<br />
Hann. Münden, SO Weserstein, 2006-09-02,<br />
BD.<br />
Unbeständig, meist einzeln oder wenige<br />
Pflanzen, z.B. an Strassenrändern,<br />
auf Schutt- und Erdhaufen.<br />
Auch mehrfach im NBG.<br />
(U) Panicum virgatum L.<br />
4425/1-10: Göttingen, Deponie Kompostwerk,<br />
N Holtenser Berg, 2008-09-28,<br />
BD/KL; 1 Pfl., mit Pennisetum alopecuroides.<br />
4425/4-02: Göttingen, Kreuzbergring,<br />
beim Hochhaus O Einmündung Von-Bar-<br />
Str., 2006-09-28, BD/KL (BD 36719); 1 Pfl.<br />
mit ca. 10 bl. Trieben an Bordsteinkante<br />
(angrenzend in Rabatte kultiviert), mit Muhlenbergia<br />
mexicana; 2008-08-10,<br />
BD/KL/RU; noch vorhanden (wenig später<br />
gereinigt).<br />
Herkunft Nord- und Mittelamerika.<br />
Häufig als Ziergras kultiviert; Verwilderungen<br />
sind z.B. aus der<br />
Schweiz, Österreich und Deutschland,<br />
z.B. in Westfalen (RUNGE 1990, MIE-<br />
<strong>DER</strong>S 2006) bekannt.<br />
Papaver confine Jord.<br />
4424/3-14: O Varlosen, 2008-06-15, AK-<br />
GÖ; ca. 5 Pfl. am Ackerrand (mit Ranunculus<br />
arvensis).<br />
Papaver lecoqii Lamotte<br />
4526/4-03: Zwischen Weißenborn und<br />
Siemerode, 2008-08-06, RU; Rapsfeld,<br />
wahrscheinlich mehrere, nur noch 2 Pfl.<br />
sicher erkennbar.<br />
Weitere Pflanzen angrenzend in Thüringen<br />
(4526/4-08).<br />
(S) Parentucellia viscosa (L.) Caruel<br />
4524/4-01: Sandgrube SW Meensen, 2006-<br />
08-05, BD/KL; ca. 20 Pfl., länger bekanntes<br />
Vorkommen.<br />
(E) Parietaria judaica L.<br />
4425/2-13: Göttingen, Uni-Nordbereich, vor<br />
dem Eingang ins Forstbotanische Institut<br />
(Hochhaus Büsgenweg 2), 1999-10-16,<br />
GK(GK 99-119); zahlreich im Kiesstreifen<br />
vor der Hauswand; 2008, WoS; ca. 50 Pfl.<br />
4425/4-02: Göttingen, Goßlerstr. Nr. 11,<br />
2007-01-10, BD; ca. 50 Pfl. im Traufbereich<br />
überwiegend an der S-Seite des Hauses;<br />
2007-08-31, BD (BD 37432); 2008-09-19,<br />
BD. 4425/4-07: Göttingen-Innenstadt,<br />
Turmstr., mindestens seit 1980 bis 2008, BD<br />
(Beleg 2004-07-27; BD 34052).<br />
Das lange Zeit einzige und letzte bekannte<br />
Vorkommen in der Turmstraße<br />
(LUDWIG 1984) besteht nur noch aus<br />
wenigen untypischen Schattenpflanzen<br />
im Turm des Stadtmauerrests. Ein<br />
kleiner Bestand auf der gegenüberliegenden<br />
Straßenseite, am Mauerfuß<br />
des Hauses Ecke Nikolaistr., wurde<br />
ca. 2000 durch Asphaltieren vernichtet.<br />
Die Neufunde waren daher überraschend.<br />
Die Pflanzen in der Goßlerstr<br />
waren aufgrund des ungewöhnlich<br />
milden Winters am 2007-01-10<br />
noch voll grün. Die Art hat inzwischen<br />
dort auch mehrfachen Herbizidanwendungen<br />
widerstanden.<br />
(E) Parietaria officinalis L.<br />
4425/4-02: Göttingen-Innenstadt, Untere<br />
Karspüle, am Reformierten Kindergarten,<br />
2004-07-02, BD; 2008-08-27, GW. 4623/2-
42 Dickoré & al.<br />
08: Lutterberg S, 2008-07-11, BD/KL/RU;<br />
Hecke an der Außenseite eines privaten<br />
„botanischen“ Gartens (mit Geranium lucidum),<br />
wahrscheinlich ursprünglich gepflanzt.<br />
Das Vorkommen in der Unteren<br />
Karspüle wird seit 1998 beobachtet<br />
(BD); der dichte Bestand von mehreren<br />
m 2 hat bereits mehrere Fußball-<br />
Meisterschaften mit darin temporär<br />
aufgestelltem Fernseher der anliegenden<br />
Gastromomie überstanden. Mehrfach,<br />
aber anscheinend ± unbeständig<br />
verwildert auch im nahen ABG.<br />
(U) Pennisetum alopecuroides (L.)<br />
Spreng.<br />
4425/1-10: Göttingen, Deponie Kompostwerk,<br />
N Holtenser Berg, 2008-09-28,<br />
BD/KL; ca. 30 bl. Halme, mit Panicum<br />
virgatum.<br />
(U) Pennisetum villosum R. Br. ex Fresen.<br />
4523/4-05: Gimte - Volkmarshausen, 2007-<br />
10-16, BD/KL (BD 37473); 3 Pfl. auf Abfallhaufen,<br />
wahrscheinlich aus der nahen<br />
Gärtnerei.<br />
Peplis portula L.<br />
4326/3-05: Ludolfshai O Spanbeck, 2006,<br />
HE/RU; nasse Fahrrinnen in Fichtenforst.<br />
4423/4-14: Lange Bahn, Hutewald, 2007-<br />
09-07, RU; ca. 20 Pfl. 4523/2-14: Ballertasche,<br />
2004-09-12, AKGÖ; große Vorkommen<br />
seit ca. 1980-2008, HE. 4523/3-15:<br />
Wilhelmshausen S, Große Wemme, 2007-<br />
05-24, BD/DK; Einzelpfl., sandig-feuchter<br />
Ackerrand. 4623/1-10: Speele – Wissmannshof,<br />
2007-05-27, BD/KL; zahlreich<br />
und teilweise fast deckend auf ca. 100 m 2 bei<br />
Quelle auf Weideland. 4623/4-15: W Nieste,<br />
S Niestebach (Hessen), 2004-09-07,<br />
BD/KL/WiS; ca. 50 Pfl. in frisch ausgeräumtem<br />
Graben.<br />
Petrorhagia prolifera (L.) P. W. Ball &<br />
Heywood<br />
4424/4-12: Alte Bahnlinie NO ehemaliger<br />
Bhf. Dransfeld, 2006-05-11, BD/KL; ca.<br />
200 Pfl. (vegetative Rosetten) auf Basalt-<br />
schotter des alten Gleisbetts, mit Cerastium<br />
semidecandrum; 2007 durch Aufschüttung<br />
vernichtet. 4425/4-01: Göttingen, Güterbahnhof,<br />
2008-08-10, BD/KL/RU; ca. 300<br />
Pfl. 4425/4-02: Göttingen-Innenstadt, Lange<br />
Geismarstr., Parkplatz/Wand des Hauses 71,<br />
2004-08-15, BD; ca. 5 Pfl., auf Kalkschotter<br />
an Hauswand; 2006-07-13 (BD 36095); ca.<br />
20 zum Teil sehr kräftige Pfl., die jedoch<br />
überwiegend ausgerissen wurden; 2008<br />
nicht mehr. 4525/3-09: Eichenberg bei<br />
Marzhausen; Böschung der A 38, 1999-<br />
2006, HT [RU länger bekannt]. 4525/4-07: S<br />
Gr. Schneen, Einzelberg W, 2007-04-05,<br />
BD/KL.<br />
(S) Phedimus hybridus (L.) H. t’Hart<br />
(Sedum hybridum L.)<br />
4326/4-10: Bilshausen, 2006-10-11, BD/RU.<br />
4425/4-02: Göttingen Innenstadt, Parkplatz<br />
ehem. Stadtbad, 2008-05-30, BD; Einzelpfl.<br />
auf Schotter. 4523/4-05: Volkmarshausen<br />
SW, Sandberg, 2007-04-03, BD/RU (BD<br />
37045) 4623/1-14: Spiekershausen, Fulda,<br />
2006-08-29, BD/KL. 4623/3-04: Graue<br />
Katze, Fulda (Hessen), 2006-10-12, BD/KL.<br />
4624/1-06: N Hühnerfeld, W Kohlenstr.,<br />
2006-09-08, BD; Gartenauswurf.<br />
Diese gelbblühende, taxonomisch<br />
aufgrund einer Reihe ähnlicher Arten<br />
und verschiedener Gartenformen nicht<br />
vollständig geklärte Sippe ist im UG<br />
wahrscheinlich eher unbeständig,<br />
jedenfalls deutlich seltener als Phedimus<br />
spurius (M. Bieb.) H. t’Hart (Sedum<br />
spurium M. Bieb.).<br />
Phleum paniculatum Huds.<br />
4325/4-07: Nörten-Hardenberg, Rodetal<br />
beim Sportgelände, 2005-07-23, GD; Ackerrand,<br />
wenige Pfl. 4424/4-11: O Dransfeld,<br />
2008-07-12, RU; ca. 120 Pfl. an Ackerrand<br />
eines Kalkackers mit Winterweizen. 4524/4-<br />
10: O Atzenhausen; Ackerränder auf dem<br />
Kellerberg; 2006; 2007, HT; wenige Pfl.<br />
(mit Valerianella rimosa und Legousia<br />
hybrida). 4525/4-08: SW Fritzeberg, 2008-<br />
06-24, RU; ca. 50 Pfl., früher mehr als
Flora von Göttingen – Neu- und Wiederfunde 43<br />
10000 Pfl. (hier mindestens seit 1987-08-03,<br />
GD).<br />
Auch angrenzend in N-Hessen:<br />
4625/3: W Neuseesen, 2004,<br />
BD/KL/WiS.<br />
(E) Physalis franchetii Mast.<br />
4325/4-15: Reyershausen, Rodetal, NW-<br />
Seite der Kalihalde, 2006-11-26, BD; ca. 20<br />
Pfl. auf 10 m² im Gebüsch. 4425/2-14: SW<br />
Nikolausberg – MPI, 2004, BD; Einzelpfl.<br />
Die zahlreichen historischen (z.B.<br />
PETER 1901) und adventive Angaben<br />
von Physalis alkekengi L., die in Niedersachsen<br />
indigen, aber aktuell nur<br />
aus einem kleinen Gebiet an der Mittelweser<br />
belegt ist (GARVE 2007),<br />
erscheinen fraglich.<br />
(U) Physalis peruviana L.<br />
4425/1-10: Holtenser Berg N, Halde Kompostwerk,<br />
2006-08-27, BD; 2 Pfl. Göttingen-<br />
Grone NW, Industriegeb., 2006-10-08,<br />
BD/KL; 1 Pfl. 4425/4-11: Flüthewehr SW<br />
Stegemühle, 2006-08-20, BD; 1 Pfl., vegetativ,<br />
auf Schlammaushub, mit Chenopodium<br />
glaucum, C. ficifolium, C. rubrum, Lycopersicon<br />
esculentum, Solanum nigrum, Helianthus<br />
annuus, etc. 4523/2-13: Rechtes<br />
Weserufer (km 5-5,4) W Ballertasche, 2006-<br />
09-19, BD (BD 36609); ca. 5 kräftige Pfl.<br />
4523/2-14: Rechtes Weserufer beim Eichhof<br />
N Gimte, 2006-09-19, BD; 1 Pfl. 4624/1-01:<br />
Autobahn A 7 westlich Laubach, westl.<br />
„Klee-Berg“, Parkplatz bei km 293,7, 2008-<br />
09-15, GK; in rückwärtigem Bereich, wo im<br />
Frühjahr großflächig Gehölze entfernt worden<br />
waren, zusammen mit Lycopersicon<br />
esculentum in mit Häckselmaterial bedecktem<br />
Boden.<br />
(S) Phytolacca esculenta Van Houtte<br />
4326/4-05: Bilshausen, 2006-10-11, BD/RU.<br />
4326/4-10: 1 km S Bilshausen, 2005, PC; 1<br />
Pfl. an einem Feldweg. 4425/2-12: Göttingen-Weende,<br />
2004-07-13, BD. 4425/2-13:<br />
Göttingen, Uni-Nord, Schuttablagerung W<br />
NBG, 2008-09-27, BD; 1 Pfl. 4425/4-02:<br />
Göttingen, Wall beim ABG, 2007-09-05,<br />
BD. 4425/4-06: Göttingen, Kiessee N,<br />
Kleingärten, 2006-08-20, BD. 4426/2-03:<br />
Krebeck, Gartenweg am Sportplatz, 2007-<br />
08-07, WoS. 4523/4-05: Volkmarshausen<br />
SW, Sandberg, 2007-10-16, BD/KL.<br />
4526/1-11: Kl. Lengden, 2006-07-06,<br />
BD/KL.<br />
(S) Pimpinella peregrina L.<br />
4425/2-0: Bovenden, über dem Tunnel,<br />
2004-07-03, GD; in wechselnder Anzahl bis<br />
heute. 4425/2-03: Burg Plesse, W-Seite<br />
zwischen Haupt- und Außenmauer, 2007-<br />
04-07, BD. 4425/3-09: S Grone, Wall an der<br />
ICE-Strecke O Sieckhöhe, O der Straße<br />
nach Rosdorf, 2006-07-04, BD/KL (BD<br />
36080); ca. 150 Pfl. 4523/4-11: O<br />
Wilhelmshausen (Hessen), 2006-08-31, BD;<br />
1 Pfl. 4523/4-12: Hann. Münden -<br />
Wilhelmshausen (Hessen), 2006-08-31, BD.<br />
4524/3-13: Straßenrand / rechtes Werraufer<br />
zwischen Letzter Heller und<br />
Autobahnbrücke und unter der<br />
Autobahnbrücke gegenüber Laubach, 2006-<br />
08-04, BD (BD 36179); ca. 10 Pfl. 4625/2-<br />
02: Gut Besenhausen, 2000, HT. 4625/2-03:<br />
Gut Besenhausen, 2000, HT; im<br />
Mähgrünland.<br />
Die Art ist in Begrünungs-Einsaaten<br />
enthalten. Einige Vorkommen<br />
scheinen sich über Jahre zu halten,<br />
z.B. auf der Burg Plesse mindestens<br />
seit dem Erstfund (PROSSER 1990)<br />
beständig.<br />
(U) Plantago arenaria Waldst. & Kit.<br />
(Psyllium arenarium (Waldst. & Kit.) Mirb.)<br />
4525/3-10: Bahngelände Friedland, 2006-<br />
09-10, AKGÖ; 3 Pfl. 4523/4-15: Bhf. Hann.<br />
Münden, 2006-10-12, BD/KL (BD 36811);<br />
mehrere hundert Pfl.<br />
Poa bulbosa L.<br />
4524/2-11 "Meenser Heide" S Scheden,<br />
2005-06, HE; Kalkmagerrasen-Pfad.<br />
Polygala vulgaris subsp. oxyptera (Rchb.)<br />
Schübl. & Martens<br />
4427/4-14: Grenzstreifen N Ecklingerode<br />
(Thüringen), 2005-07-10, AKGÖ. 4524/4-
44 Dickoré & al.<br />
01: W Meensen, S Steinberg, Alte Sandgrube,<br />
2007-05-24, BD/DK (BD 37388); ca. 30<br />
Pfl. 4625/2-06 und 4625/2-11: Grenzstreifen<br />
bei „Almas Höhe“ (Thüringen), 2004-06-02,<br />
BD/KL/WiS (BD Foto).<br />
Die auf dieser Rangstufe vielleicht<br />
noch unterbewerteten Unterarten von<br />
Polygala vulgaris wurden bei GARVE<br />
(2007) nur summarisch unterschieden.<br />
Die dort abgebildete, insgesamt noch<br />
recht hohe Frequenz von P. vulgaris<br />
s.l. in Süd-Niedersachsen ist<br />
wahrscheinlich nicht mehr gegeben.<br />
Beide Sippen sind heute im UG<br />
ausgesprochen selten.<br />
Polygala vulgaris L. subsp. vulgaris<br />
4326/3-15: 1 km N Holzerode, 2004, PC;<br />
>25 Pfl. (Blüten dunkelblau) auf dem alten<br />
Sportplatz am Waldrand. 4426/4-03: O<br />
Landolfshausen, S-Hang Westerberg, 2007-<br />
05-13, WoS; > 50 bl. Pfl., Wegrain. 4524/1-<br />
11: NO Volkmarshausen, 2007-05-13, BD<br />
(BD 37376); ca. 150 Pfl. auf 50 m 2 ,<br />
Magerweide (Blüten dunkelblau). 4525/2-<br />
14: S Reinhausen, NW Bürgertal, 2006, DK;<br />
kleiner Magerrasenrest am Waldrand mit<br />
Genista tinctoria, Festuca filiformis, Viola<br />
canina.<br />
(S) Polygonatum latifolium Desf.<br />
4425/4-02: Göttingen, Wall im Bereich<br />
Untere/Obere Karspüle (oberhalb ABG),<br />
2007-05-22, BD (BD Foto); 3 kleinere<br />
Bestände, mit P. multiflorum.<br />
Hier mindestens seit ca. 1990<br />
beobachtet, inzwischen aber stark<br />
zurückgegangen (KL); innerhalb des<br />
ABG reichlich verwildert.<br />
Polystichum aculeatum (L.) Roth<br />
4423/4-08: NW Seite Bornkopf, Bramburgstr.<br />
S Glashütte, 2006-09-14, BD (BD<br />
36557); 2 kräftige, alte Stöcke und ca. 8<br />
Jungpfl. an N-exponierter, felsiger (Buntsandstein)<br />
Forstwegböschung. 4525/2-05:<br />
Zw. Diemarden und Kl. Lengden, Garte S-<br />
Ufer, 2001-10, HE; 2 Ex. an Sandsteinsteil-<br />
hang. 4526/1-12 und 4526/1-13: Reinhäuser<br />
Wald NW Bremke, Str. nach Appenrode<br />
(„Homannsküche“), 2007, RU; 32 Pfl. (seit<br />
RÜHL 1954 bekannter Fundort).<br />
(U) Portulaca oleracea L.<br />
4425/1-15: Göttingen, Kleingartenkolonie S<br />
Hagenberg, 2006-10-09, BD. 4425/3-04:<br />
Friedhof Grone, 2006-10-09, BD. 4425/3-<br />
10: Göttingen, Stadtfriedhof SW-Teil, 2006-<br />
10-21, BD; 1 Pfl. 4427/4-11: Duderstadt-<br />
Innenstadt S, 2006-10-01, BD/RU; 3 Pfl. in<br />
Pflasterritzen. 4525/2-06: Friedhof<br />
Niedernjesa, 2006-09-17, DK; 3 Pfl. 4623/1-<br />
10: Speele, Unterdorf, 2006-08-23, BD; 1<br />
Pfl. in Pflasterritze.<br />
Potamogeton nodosus Poir.<br />
4525/3-10: Friedland, Absetzbecken/kleine<br />
Tongrube, 2006-09-10, AKGÖ; kleiner<br />
Bestand, mit Potamogeton trichoides und<br />
Hippuris vulgaris.<br />
Potamogeton trichoides Cham. & Schltdl.<br />
4525/3-10: Friedland, Absetzbecken/kleine<br />
Tongrube, 2006-09-10, AKGÖ (BD 36546);<br />
massenhaft.<br />
(E) Potentilla indica (Andrews) Focke<br />
(Duchesnea indica (Andrews) Focke)<br />
4425/4-02: Göttingen, Goßlerstr. Nr. 9,<br />
2007-01-12, BD; zahlreich an der westl.<br />
Hauswand und in angrenzendem Scherrasen.<br />
4425/4-02: Göttingen-Innenstadt, Wall über<br />
ABG, 2007-03-27, BD; ca. 1 m 2 . 4425/4-02:<br />
Göttingen-Innenstadt, Burgstr. nahe Kreuzung<br />
Theaterstr., 2006-07-28, BD; 1 Pfl. in<br />
Pflasterritze an Hauswand. 4425/4-02: Göttingen-Innenstadt,<br />
Lange Geismarstr., 2006-<br />
09-26, BD; aus Anpflanzung in<br />
Verkehrsberuhigungskasten mit langen<br />
Ausläufern ausbrechend und in<br />
Pflasterritzen wurzelnd, später durch<br />
Straßenumbau vernichtet. 4425/4-07:<br />
Göttingen, Walkemühlenweg, 2008-07-04,<br />
BD; zahlreich im Scherrasen. 4425/4-08:<br />
Göttingen, „Auf dem Lohberge“, 2004-08-<br />
29, GK & U. Sittig; Rasenböschung vor<br />
Haus Nr. 7-9, großer Bestand (bl. und fr.)<br />
verteilt über >10 m 2 , außerdem auch<br />
vereinzelt in Rasenböschung vor Haus 1-5;<br />
mittlerweile evtl. durch Neugestaltung
Flora von Göttingen – Neu- und Wiederfunde 45<br />
vernichtet. 4426/4-11: Sattenhausen, W-<br />
Rand, 2007-08-12, WoS; Rasenböschung.<br />
4523/4-05: Gimte NO, Teich am Thielebach,<br />
2007-10-16, BD/KL; 2 m 2 .<br />
Bislang anscheinend im UG<br />
weitgehend unbemerkt, kann<br />
Potentilla indica als bereits fest<br />
eingebürgert gelten. Die unauffälligen<br />
Vorkommen in Scherrasen (oft mit<br />
Potentilla reptans) werden sicher<br />
leicht übersehen; häufig auch im ABG<br />
verwildert und dort ein<br />
ausgesprochenes „Problemunkraut“<br />
im Alpinum.<br />
Potentilla intermedia L.<br />
4424/2-06: Adelebsen, zwischen Burg und<br />
Friedhof, 2008-08-17, PC; 1 Pfl. im<br />
Grünstreifen unter einer Mauer. 4425/4-01:<br />
Göttingen, Güterbahnhof; 2008-08-10,<br />
BD/KL/RU; ca. 50 Pfl. (lange bekannt).<br />
4623/1-14: Spiekershausen, Unterdorf,<br />
2006-08-29, BD/KL (BD 36394); ca. 10 Pfl.<br />
4624/2-01: Hedemünden, aufgelassener<br />
Schrottplatz N der Brücke, 2006-08-07, BD<br />
(BD 36243); ca. 100 Pfl. auf Sand, mit<br />
Senecio inaequidens.<br />
Potentilla norvegica L.<br />
4425/1-04: W Lenglern, 2008-09-28,<br />
BD/KL; 2 Pfl., vegetativ (mit P. supina).<br />
4427/4-11: Tongrube S Duderstadt, 2006-<br />
10-01, BD/RU (BD 36722); 2 Pfl., vegetativ.<br />
Potentilla supina L.<br />
4425/1-04: W Lenglern, 2008-09-28,<br />
BD/KL; ca. 30 Pfl. auf 2 m². 4425/4-11:<br />
Göttingen, Flüthegraben N Wehr, 2003, HS;<br />
ca. 5 Pfl. auf Schlamm.<br />
(U) Rapistrum rugosum (L.) All.<br />
4525/3-03: Müllkippe Deiderode, 2008-10-<br />
05, AKGÖ; wenige Pfl. in Rasenansaat mit<br />
Medicago × varia.<br />
(U) Rhinanthus alectorolophus (Scop.)<br />
Pollich<br />
4425/4-01: Göttingen Bhf. - Otto-Frey-<br />
Brücke, 2004-07-08, BD (BD 34012); 3 Pfl.<br />
in ruderaler Wiese, später nicht mehr.<br />
Das letzte größere Vorkommen in<br />
4427/4-14: O Duderstadt ist seit ca.<br />
1995 erloschen. 4525/2-03: mehrfach<br />
im ehemaligen Steinbruch am S-Hang<br />
des Diemardener Berges, ca. 2002,<br />
KL.<br />
Rumex maritimus L.<br />
4425/1-09: SO Lenglern, Dungbach, 1.<br />
Absetzteich, 2007-07-08, BD/KL; 10 Pfl.<br />
4425/1-10: SO Lenglern, Dungbach, 5.<br />
Absetzteich, 2006-11-15, BD; mehrere<br />
hundert Pfl. 4523/4-10: Hann. Münden,<br />
Werra/Weserufer direkt SO Weserstein,<br />
2006-09-02, BD; 1 Pfl.<br />
Sagittaria sagittifolia L.<br />
4523/4-11: Wilhelmshausen – Elsterbach,<br />
linkes Fuldaufer ober- und unterhalb des<br />
Wehrs (Hessen), 2006-08-31, BD; zahlreich<br />
bl. und fr. 4523/4-11: Wilhelmshausen –<br />
Bonaforth, linkes Fuldaufer (Hessen); ca. 10<br />
Pfl. der bandblättrigen Wasserform,<br />
vegetativ, mit Nuphar lutea und<br />
Potamogeton pectinatus. 4523/4-12: Kleine<br />
Wemme NW Bonaforth, 2006-09-01,<br />
BD/KL; dichter bl. und fr. Bestand auf ca.<br />
100 m Uferlänge, mit Nuphar lutea. 4523/4-<br />
13: Bonaforth, rechtes Fuldaufer oberhalb<br />
des Wehrs, 2006-09-01, BD/KL; ca. 50 Pfl.,<br />
bl. und fr. 4623/1-10: Nebenlauf der Fulda<br />
in Speele, 2006-08-23, BD; 2 Pfl. der<br />
bandblättrigen, flutenden Wasserform, mit<br />
Nuphar lutea, Lemna minor, Spirodela<br />
polyrhiza.<br />
Salix repens L.<br />
4623/2-13: Segelflugplatz NW Sichelnstein,<br />
2008-09-14, AKGÖ.<br />
Wahrscheinlich ± gleichbedeutend mit<br />
den historischen Angabe „Lutterberg“<br />
(BRANDES 1897); und „Lutterberg-<br />
Staufenberg“ (GRIMME (1958). Im UG<br />
und in der weiteren Umgebung offenbar<br />
sehr selten. Der lange bekannte<br />
Fundort im nicht weit entfernten Naturschutzgebiet<br />
Hühnerfeld (4624/1-
46 Dickoré & al.<br />
11) ist anscheinend seit einigen Jahren<br />
nicht mehr bestätigt worden.<br />
(U) Sanvitalia procumbens Lam.<br />
4327/3-14: Gieboldehausen Altdorf, O-Teil,<br />
2006-10-11, BD/RU (BD 36803). 4623/3-<br />
04: Graue Katze, Fulda (Hessen), 2006-10-<br />
12, BD/KL.<br />
Häufig z.B. in Blumenampeln<br />
kultivierte Zierpflanze; in beiden<br />
Fällen mehrere Pflanzen in<br />
Pflasterritzen.<br />
(S) Scilla forbesii (Baker) Speta<br />
(Chionodoxa forbesii Baker)<br />
4325/4-15: Reyershausen, 2007-04-09,<br />
BD/KL. 4425/2-04: O Eddigehausen, 2007-<br />
04-09, BD/KL. 4425/2-07: O Weende,<br />
Jahnheim, 2007-03-31, BD. 4425/4-01:<br />
Göttingen, Wall W, 2007-03-27, BD.<br />
4425/4-02: Göttingen, Wall N, oberhalb<br />
ABG, 2007-03-27, BD. 4425/4-06:<br />
Göttingen, Wall SW, 2007-03-27, BD.<br />
4427/4-11: Friedhof Duderstadt S, 2007-04-<br />
04, BD/RU. 4523/4-14: Friedhof Hann.<br />
Münden W: 2007-03-26, BD/KL (BD<br />
37009). 4524/3-01: Volkmarshausen SO,<br />
Friedhof Läusewinkel, 2007-04-03, BD (BD<br />
37042).<br />
Fast ebenso häufig verwildert wie S.<br />
siberica, aber anscheinend weit<br />
weniger beachtet; auch im ABG und<br />
FBG. Die taxonomische Zuordnung<br />
zu dieser Art (oder einer Reihe sehr<br />
ähnlicher Sippen und anscheinend oft<br />
auch kontrovers gebrauchten<br />
Namen?) ist etwas unsicher;<br />
immerhin scheinen die im UG<br />
verwilderten Pflanzen recht<br />
einheitlich zu sein. S. luciliae (Boiss.)<br />
Speta wird, wie zahlreiche weitere<br />
Frühlingsgeophyten, gelegentlich in<br />
Anlagen kultiviert, wurde aber noch<br />
nicht verwildert gefunden.<br />
(E) Scilla siberica Haw.<br />
4425/2-04; 4425/2-12; 4425/4-01; 4425/4-<br />
02; 4426/1-11; 4426/3-11; 4427/4-11;<br />
4523/4-05; 4523/4-14; 4525/2-04; 4525/3-<br />
11; 4525/4-11.<br />
Vielfach verwildert und gelegentlich<br />
größere Populationen bildend. Eine<br />
Angabe von S. bifolia L. (FUCHS<br />
1964) ist sicher falsch und bezieht<br />
sich auf diese Art (LUDWIG 1984).<br />
(E) Scutellaria altissima L.<br />
4425/4-08: Untere Lange Nacht,<br />
Schäferbrunnen, 2004-07-16, BD; ca. 500<br />
Pfl., sehr dicht auf relativ kleiner Fläche im<br />
Wald.<br />
Lange bekanntes, vermutlich<br />
angesalbtes Vorkommen.<br />
(E) Sedum hispanicum L.<br />
4326/3-07: Sudershausen (Lkr. Northeim),<br />
2006-06-19, GD; >20 Pfl. 4424/2-12:<br />
Barterode, Friedhof, 2002-06-13, GD; ca. 50<br />
Pfl. 4425/1-03: Lenglern, Wegränder, 2005-<br />
04-14, GD; >20 Pfl. 4426/2-07: Ebergötzen,<br />
Wegränder, 2002-09-08, GD; >20 Pfl.<br />
4426/2-08: E Ebergötzen, Brücke über die<br />
B446, SO Börgemühle, 2005-08-14, WoS; ><br />
1000 Pfl. 4523/4-09: Hann. Münden, alter<br />
Kai am rechten Weserufer zwischen<br />
Straßenbrücke und gegenüber Weserstein,<br />
2006-09-02, BD (BD 36471); mehrere<br />
dichte Bestände von insgesamt ca. 10 m 2 ,<br />
auf überwachsenem Asphalt und Oberkante<br />
der alten Ufermauer zwischen Moos, mit S.<br />
sexangulare, S. acre und Hylotelephium<br />
maximum. 4525/2-09: W Reinhausen, 2006<br />
DK; kleiner Bestand (ca. 20 cm 2 ) an einem<br />
Feldweg. 4623/1-15 : Friedhof Wahnhausen<br />
(Hessen), 2006-10-12, BD/KL; wenig aus<br />
Anpflanzung verwildernd.<br />
Das größere Vorkommen in 4523/4-<br />
09 wurde 2008 durch Baumaßnahmen<br />
(Bodenabschieben) zur Reaktivierung<br />
des Kais zumindest temporär vernichtet.<br />
Seit Ende der 1960er Jahre im
Flora von Göttingen – Neu- und Wiederfunde 47<br />
ABG kultiviert und später als Unkraut<br />
im Alpinum.<br />
Senecio erraticus subsp. barbareifolius<br />
(Wimm. & Grab.) Beger<br />
4524/1-13; Schedetal bei Mielenhausen,<br />
2005, GD/HS; > 50 Pflanzen in Calthion-<br />
Bestand.<br />
Status unklar; es könnte sich um eine<br />
neuere Einschleppung handeln. Aus<br />
der Umgebung gibt es ältere Angaben<br />
von S. aquaticus Hill (PETER 1901).<br />
(E) Senecio inaequidens DC.<br />
4325/3-15; 4325/4-11; 4425/1-05; 4425/1-<br />
08; 4425/1-09; 4425/1-10; 4425/1-13;<br />
4425/1-14; 4425/1-15; 4425/2-01; 4425/2-<br />
06; 4425/2-11; 4425/2-12; 4425/2-13;<br />
4425/3-03; 4425/3-04; 4425/3-10; 4425/4-<br />
01; 4425/4-02; 4426/1-14; 4426/1-15;<br />
4426/2-04; 4426/2-05; 4426/2-09; 4426/2-<br />
15; 4523/4-15; 4524/3-13; 4525/1-03;<br />
4525/1-04; 4525/1-08; 4525/1-13; 4525/1-<br />
14; 4525/2-01; 4525/2-06; 4525/2-11;<br />
4525/3-01; 4525/3-02; 4525/3-03; 4525/3-<br />
06; 4525/3-08; 4525/3-09; 4525/3-10;<br />
4525/3-11; 4526/3-06; 4623/2-05; 4623/2-<br />
08; 4623/2-09; 4623/2-10; 4623/2-12;<br />
4623/2-13; 4623/4-01; 4623/4-02; 4624/1-<br />
01; 4624/1-02; 4624/2-01; 4624/2-02;<br />
4624/2-03.<br />
Der aus dem südlichen Afrika stammende,<br />
in weiten Teilen Mitteleuropas<br />
invasive Senecio inaequidens ist<br />
im Bereich des Göttinger Güterbahnhofs<br />
(4425/4-01) mindestens seit Anfang<br />
der 1980er Jahre regelmäßig,<br />
aber insgesamt nur unbeständig aufgetreten.<br />
Die Art hat sich im UG<br />
wahrscheinlich erst seit ca. 2000 massenhaft<br />
und dauerhaft etabliert. Die<br />
Einwanderung erfolgte offenbar sowohl<br />
entlang der Autobahn (einzeln<br />
ab ca. 1999 an der Autobahn bei der<br />
Stadtgrenze Kassel) als auch der Eisenbahn<br />
(streckenweise und wahr-<br />
scheinlich eher aus Richtung Norden,<br />
Hannover). Ein Höhepunkt der Ausbreitung<br />
erfolgte anscheinend um das<br />
warme Jahr 2003, als Mittel- und<br />
Seitenstreifen der Autobahn Kassel –<br />
Hannover, zumindest zwischen Friedland<br />
und nördlicher Kreisgrenze, bereits<br />
fast durchgehend gelb gesäumt<br />
waren, die Art im Bahnhofs- und<br />
Stadtbereich von Göttingen bis Bovenden<br />
stark zunahm, und auch zunehmend<br />
an verschiedenen peripheren<br />
Straßenrändern und Ruderalstellen<br />
beobachtet wurde. Inzwischen (2008)<br />
sind die A7 im gesamten Kreisgebiet,<br />
einschließlich der Strecke durch den<br />
Kaufunger Wald, und die meisten<br />
anderen Autobahn-, Schnellstraßen<br />
und aktiven Bahnlinien nahezu<br />
durchgehend von S. inaequidens gesäumt.<br />
Abseits der Städte und großen<br />
Verkehrsanlagen im Leinetal tritt S.<br />
inaequidens aber (noch?) meist nur<br />
vereinzelt und ± unbeständig auf;<br />
bislang nur vereinzelt im Eichsfeld<br />
und in den höheren Lagen (über ca.<br />
300 m), auch im niedersächsischen<br />
Anteil des Fulda- und Wesertals anscheinend<br />
noch weitgehend fehlend.<br />
Weitere Arten mit anscheinend ähnlich<br />
rezenter Ausbreitungsgeschichte<br />
im UG, aber im Gegensatz zu S. inaequidens<br />
praktisch ausschließlich auf<br />
die Autobahn beschränkt, sind Cochlearia<br />
danica und Atriplex micrantha<br />
(beide seit ca. 2000); Dittrichia graveolens<br />
scheint dem UG noch zu fehlen.
48 Dickoré & al.<br />
Senecio ovatus (G. Gaertn.) B. Mey. &<br />
Scherb. × S. sarracenicus L.<br />
4524/3-14: Rechtes Werraufer beim Parkplatz<br />
N der Eisenbahnbrücke (Witzenhausen-Hann.<br />
Münden), 2006-08-05, BD/KL<br />
(BD 36217, Abb. 5); ein Bestand von ca. 8<br />
m 2 mit ca. 100 bl., bis 2 m hohen Trieben<br />
am Rand des Hochstaudenröhrichts (Phragmites)<br />
zur feuchten Mähwiese.<br />
Am Funddatum in Vollblüte, während<br />
bei dem begleitenden Elter Senecio<br />
sarracenicus (Abb. 4) gerade die Blütezeit<br />
mit den ersten geöffneten<br />
Köpfchen begann und bei S. ovatus<br />
(Abb. 6 am Bahndamm und<br />
Waldrändern in unmittelbarer Nähe)<br />
bereits die ersten Köpfchen abgeblüht<br />
waren. Der Bestand von S. ovatus ×<br />
sarracenicus bildet wahrscheinlich<br />
einen einzigen, durch die kräftigen<br />
unterirdischen Ausläufer (Merkmal<br />
von S. sarracenicus) verbundenen<br />
Klon. Morphologisch sind die<br />
Pflanzen nahezu perfekt intermediär.<br />
Der Bastard ist insofern bemerkenswert,<br />
als HERBORG (1987) in<br />
seiner Revision der S. nemorensis-<br />
Gruppe keine Anzeichen für<br />
Hybridisierung zwischen diesen<br />
beiden distinkten Arten fand und nur<br />
einen einzigen Hinweis auf die<br />
Kombination durch W. Ludwig (bei<br />
Enkheim, Frankfurt/Main) zitiert. Der<br />
Bastard könnte als großwüchsige<br />
Zierstaude interessant sein.<br />
Senecio sarracenicus L.<br />
4327/3-01; 4423/4-06; 4423/4-07; 4523/2-<br />
13; 4523/2-14; 4523/4-09; 4523/4-10;<br />
4524/3-12; 4524/3-13; 4524/3-14 (BD<br />
36218); 4525/2-01; 4425/4-06; 4624/1-05;<br />
4624/2-01; 4624/2-03 (BD 36530).<br />
Am Ufer von Werra und Weser regelmäßig,<br />
aber meist in nur in kleine-<br />
ren klonalen Beständen; fehlt anscheinend<br />
am niedersächsischen Abschnitt<br />
der Fulda. Im oberen Leinetal<br />
und anderweitig im UG selten:<br />
4327/3-01: Feuchtwiesen N der Rhume<br />
ca. 100 m W des Absetzteichs,<br />
2005-09-14, PC; mehr als 50 bl.<br />
Sprosse; 2008-09-29 nicht wieder<br />
aufgefunden (Mahd), möglicherweise<br />
wegen Nutzungsintensivierung erloschen.<br />
4425/1-05: Graben NW Bovenden<br />
zwischen BAB und Leine,<br />
25.7.2004-07-25, >100 . 4425/4-06:<br />
Göttingen, Walkemühle, rechtes Leineufer<br />
O der Walkemühle, 2004-08-<br />
15, BD/KL; ein weiteres Vorkommen<br />
im gleichen Minutenfeld etwa 500m<br />
flussabwärts, 2007-09-30, RU.<br />
4525/2-01: Linkes Leineufer am S-<br />
Ende Rosdorfer Baggersee, 2004-09-<br />
19, DK.<br />
(+) Senecio vulgaris var. hibernicus Syme<br />
4425/4-02: Göttingen-Innenstadt, Brunnen<br />
am Waageplatz, BD. Die seltene Form mit<br />
Zungenblüten wurde zwischen ca. 1985 und<br />
1990 regelmäßig in Pflasterritzen der<br />
Brunnenfassung beobachtet. Nachsuche<br />
2005 und 2006 negativ.<br />
(U) Setaria italica (L.) P. Beauv.<br />
4425/4-01: Göttingen, Schützenplatz, 2006-<br />
09-06, BD (BD 36510); ca. 10 Pfl. 4525/2-<br />
12: S Stockhausen, 2006-09-04, BD (BD<br />
36503).<br />
(U) Setaria verticillata (L.) P. Beauv.<br />
4425/1-10: Göttingen, Deponie Kompostwerk,<br />
N Holtenser Berg, 2006-08-27, BD<br />
(BD 36365); ca. 10 Pfl. 4426/2-05: Wollbrandshausen,<br />
Ackerrand an der B27, 2008-<br />
09-06, WoS; wenige Pfl. 4523/4-14: Hann.<br />
Münden, Rattwerder, 2006-09-19, BD (BD<br />
36652); 1 kräftige Pfl. (ca. 1,8 m hoch, mit<br />
über 50 Fruchtständen) am Rand eines<br />
Maisfeldes (mit Chenopodium hybridum,<br />
Echinochloa crus-galli, Setaria viridis).
Flora von Göttingen – Neu- und Wiederfunde 49<br />
4623/1-10: Speele, Unterdorf, 2006-08-23,<br />
BD (BD 36648); 1 kräftige Pfl. auf Dorfplatz/Ruderalfläche<br />
(mit Ambrosia artemisiifolia,<br />
Malva sylvestris subsp. mauritiana,<br />
Onopordon acanthium, Geranium pusillum,<br />
etc.); später abgemäht.<br />
Im UG unbeständig, aber eventuell in<br />
Ausbreitung; kultiviert und reichlich,<br />
± beständig verwildert auch im ABG<br />
und NBG.<br />
(U) Silene conoidea L.<br />
4525/2-09: Zwischen Diemarden und<br />
Reinhausen, 2006-06-22, DK; 1 Pfl. am<br />
Feldrand mit eingesätem Trifolium<br />
resupinatum.<br />
(U) Silybum marianum Gaertn.<br />
4425/4-01: Göttingen-Innenstadt, Groner<br />
Tor, 2004-07-08, BD. 4425/2-13: Göttingen<br />
Uni Nord, zwischen Organischer Chemie<br />
und Nordmensa, 2006-01-15, BD;<br />
Einzelpfl., erst gegen Ende Januar erfroren.<br />
(U) Sison amomum L.<br />
4425/4-02: Göttingen-Innenstadt, Untere<br />
Karspüle, Hecke am Botanischen Institut,<br />
2007-10-17, BD (BD 37425).<br />
Wird innerhalb des ABG kultiviert<br />
und dringt auch in die Buxus-Hecken<br />
des Kulturpflanzenreviers ein.<br />
Sisymbrium loeselii L.<br />
4425/2-10: Ziegeleigrube zw. Göttingen und<br />
Rosdorf, 2004, HS/RU; 10-15 Pfl. 4523/4-<br />
05: Volkmarshausen S, Industriegebiet,<br />
2006-10-31; ca. 30 Pfl. 4524/3-01:<br />
Volkmarshausen S, beim Sportplatz; ca. 100<br />
Pfl. 4524/2-07: Zw. Jühnde und Hägerhof,<br />
Feldwegrand, HS/RU; 5-10 Pfl. 4525/3-03:<br />
Müllkippe Deiderode. 2008-10-05, AKGÖ;<br />
ca. 20-30 Pfl.<br />
(S) Solanum schultesii Opiz<br />
(S. nigrum subsp. schultesii (Opiz) Wessely)<br />
4425/1-10: Göttingen, Deponie Kompostwerk,<br />
N Holtenser Berg, 2006-08-27, BD<br />
(BD 36348); 1 Pfl. 4425/4-01: Göttingen,<br />
Schützenplatz, 2006-09-06, BD (BD 36511);<br />
ca. 20 Pfl. 4425/4-02: Göttingen-Innenstadt,<br />
Jüdenstr, 2008-09-19, BD/KL. 4425/4-02:<br />
Ritterplan, 2008-09-19, BD/KL. 4425/4-02:<br />
Untere / Obere Karspüle, auf Dach, 2008-<br />
09-19, BD/KL. 4425/4-11: Flüthewehr SW<br />
Stegemühle, 2006-08-20, BD (BD 36280); 1<br />
kräftige bl. Pfl. 4523/2-13: SW Ballertasche,<br />
Weser, 2006-09-19, BD.<br />
Tritt in einem kleinen Bereich der<br />
nördlichen Göttinger Innenstadt seit<br />
mindestens 10 Jahren regelmäßig<br />
(beständig, aber je nach Jahr in stark<br />
wechselnder Anzahl) auf und breitet<br />
sich möglicherweise weiter aus.<br />
(U) Solanum villosum Mill.<br />
4425/4-01: Ecke Groner Landstr. /<br />
Königsallee, 2008-10-22, BD/KL; ca. 12<br />
Pfl. in Vorgarten. 4425/4-02: Göttingen-<br />
Innenstadt, Untere / Obere Karspüle,<br />
Außenmauer des ABG beim „Café<br />
Botanik“, 2007-10-17, BD; 1 Pfl.; 2008<br />
mehrere Pfl. im Eingangsbereich des ABG.<br />
(S) Stratiotes aloides L.<br />
4426/4-10: S Seulingen, Tümpel<br />
Gothenbeek, 2006-06-08, RU; großer<br />
Bestand; 2008, WoS; ca. 2000 m²,10000 Pfl.<br />
4624/3-01: Teich im Ingelheim-Bachtal, O<br />
Nienhagen, 2004-08-22, AKGÖ; reichlich.<br />
Jeweils wahrscheinlich absichtlich<br />
eingebracht.<br />
(S) Tanacetum parthenium (L.) Sch. Bip.<br />
4326/4-05; 4425/1-10; 4425/2-03; 4425/3-<br />
10; 4425/4-02; 4426/2-05; 4427/4-11;<br />
4523/4-05; 4523/4-05; 4523/4-14; 4524/3-<br />
01; 4524/3-01; 4624/2-01.<br />
Ziemlich häufig, aber meist nur<br />
wenige Pflanzen und ± unbeständig<br />
verwildert, z.B. in Hecken, an<br />
Abgrabungen und Straßenrändern.<br />
Thalictrum minus L.<br />
4426/3-12: Trockenhang W Gr. Lengden,<br />
2008-09-17, RU; räumlich getrennt 1<br />
Einzelpfl. und kleiner Bestand (ca. 1m²).<br />
Trifolium fragiferum L.<br />
4425/3-15: Sportplatz O Rosdorf, S Rasebach,<br />
2006-08-20, BD (BD 36278); ca. 250<br />
bl. Triebe auf ca. 4 m 2 am SW-Rand des
50 Dickoré & al.<br />
nördlichen (alten) Fußballfelds, mit Agrostis<br />
stolonifera, Festuca rubra, Plantago lanceolata,<br />
Prunella vulgaris, Potentilla reptans,<br />
Trifolium pratense und T. repens.<br />
Der derzeitige Pflegezustand des<br />
Spielfeldes (extensive Rasenmahd,<br />
keine Düngung?) scheint für die Art<br />
optimal zu sein. Im kalten August<br />
2006 wurden keine reifen Früchte<br />
beobachtet; am 2006-09-24 und 2008-<br />
09-14 nach Mahd nur vegetativ (durch<br />
das Merkmal der zurückgebogenen<br />
Blattseitennerven aber noch<br />
nachweisbar). Der Bestand der im UG<br />
stark zurück gegangenen und zuletzt<br />
als ausgestorben gegoltenen Art<br />
erscheint durch Änderung oder Aufgabe<br />
der Bewirtschaftung potentiell<br />
bedroht. Zahlreiche historische<br />
Angaben aus dem Leinetal, auch<br />
„Rosdorfer Wiesen“ (PETER 1901).<br />
Trifolium striatum L.<br />
4525/3-09: Elkershausen S des<br />
Eichenberges, 2008-06-18, RU; ca. 50 Pfl.<br />
auf gemähtem Feldweg.<br />
Das große Vorkommen auf dem<br />
Sportplatz von Elkershausen (mehr<br />
als 10000 Pflanzen) ist im Zuge des<br />
Autobahnbaues vernichtet worden.<br />
Der verbliebene Standort ist durch<br />
Zuwachsen stark gefährdet.<br />
Utricularia australis R. Br.<br />
4423/4-10: Teich im oberen Steimketal,<br />
2006-07-18, BD/KL; vegetativ. 4425/3-10:<br />
Tongruben N Rosdorf, W & O der<br />
Bahnlinie, 2006-08-15, BD/KL (BD 34091);<br />
hier mindestens seit 1990, HT. 4624/1-07;<br />
4624/1-08 und 4624/1-12: Gruben am<br />
Steinberg, 2004-08-22, AKGÖ. 4624/1-12:<br />
S Naturfreundehaus Steinberg, 2008, RU.<br />
Wahrscheinlich die einzige Utricularia-Art<br />
an den jeweiligen, wenigen<br />
Fundorten im UG. Einige kräftigere<br />
vegetative Triebe in den Tongruben N<br />
Rosdorf sind nach Form der Quadrifids<br />
nicht eindeutig, wahrscheinlich<br />
aber auch zu U. australis gehörig.<br />
(U) Verbena bonariensis L.<br />
4425/3-10: Göttingen, Stadtfriedhof, SW-<br />
Teil, 2006-10-21, BD; 1 Pfl. auf<br />
Abfallhaufen.<br />
Auch im ABG verwildernd.<br />
Veronica agrestis L.<br />
4326/4-05: Strohkrug, Rhume, 2006-11-08,<br />
BD/KL. 4326/4-10: Bilshausen, 2006-10-11,<br />
BD/RU (BD 36792). 4327/3-14:<br />
Gieboldehausen S, 2006-10-11, BD/RU(BD<br />
36801); wenige Pfl. mit Misopates<br />
orontium. 4426/1-04:<br />
Feldwegrand/Weidenböschung auf<br />
Buntsandstein SW Ziegelei Hölle, ca. 10<br />
Pfl., 2008-03-30, WoS. 4427/3-09:<br />
Westliche Grube ehem. Steinbruch am<br />
Hörberg, NW Westerode, 2006-09-21,<br />
BD/RU; ca. 20 Pfl., mit Veronica polita und<br />
V. persica auf offenem, allochthonem<br />
Buntsandstein- und Muschelkalk-Schutt.<br />
4523/4-04: Weseraue W Gimte, 2007-09-23,<br />
AKGÖ. 4525/2-07: Diemarden, Straßenecke<br />
„Vor den Klappen“, 2007-03-11, DK; ca. 12<br />
Pfl. auf grasiger Böschung, später durch<br />
Baustelle zerstört. 4623/2-08: Lutterberg O,<br />
2008-07-11, BD/KL/RU. 4623/2-14:<br />
Sichelnstein N, 2008-09-14, AKGÖ.<br />
Im Gegensatz zu dem auch außerhalb<br />
der Kalkgebiete weit verbreiteten und<br />
häufigen V. polita im UG anscheinend<br />
recht selten und meist in kleinen<br />
Populationen, überwiegend in Buntsandstein-Gebieten.<br />
Die historische<br />
Angabe „überall gemein“ (PETER<br />
1901) scheint wenig verlässlich.<br />
Veronica opaca Fr.<br />
4324/4-13: Hettensen, Friedhof, (Lkr. Northeim),<br />
2005-07-02, GD; wenige Pfl. 4425/4-<br />
01: Göttingen: Maschmühlenweg – Schützenplatz,<br />
2006-09-06, BD (BD 36513).
Flora von Göttingen – Neu- und Wiederfunde 51<br />
4624/3-06: Nieste, Oberdorf, NW-Teil<br />
(Hessen), 2004-09-07, BD/KL/WiS.<br />
Anscheinend sehr selten; die aktuelle<br />
Verbreitung von Veronica opaca im<br />
Kreisgebiet muss vorerst weitgehend<br />
fraglich bleiben. Die recht zahlreichen<br />
Angaben von LUDWIG (1984) konnten<br />
nicht aktuell bestätigt werden.<br />
(E) Veronica peregrina L.<br />
4326/4-05: Bilshausen, 2006-10-11, BD/RU.<br />
4327/3-13: Gieboldehausen, 2006-10-11,<br />
BD/RU. 4424/4-05: Friedhof Knutbühren,<br />
2006, DK; ca. 30 Pfl. 4424/4-15: Friedhof<br />
Kl. Wiershausen, 2006 , DK; ca. 40 Pfl.<br />
4424/4-04: Zw. Barterode und Knutbühren,<br />
2006, DK; ca. 30 Pfl. 4425/3-04: Friedhof<br />
Grone, 2006-10-09, BD. 4425/4-02:<br />
Göttingen, Cheltenhampark, 2007-10-21,<br />
BD. 4427/4-11: Duderstadt S, Friedhof,<br />
2006-10-01, BD/RU; mehrere hundert Pfl.<br />
auf kleiner Fläche einer geräumten<br />
Grabstelle. 4525/1-02 und 4525/1-03:<br />
Friedhof Mengershausen, 1999, 2004, HT.<br />
4525/1-09: Friedhof Sieboldehausen, 1999,<br />
HT. 4525/3-10: Bahnhof Friedland, ca.<br />
2000, HT. 4425/3-10: Göttingen<br />
Stadtfriedhof SW, 2006-10-21, BD. 4425/4-<br />
06: O Leineberg, 2007-09-08, BD. 4427/4-<br />
11: Duderstadt S, Friedhof, 2006-10-01,<br />
BD/RU (BD 36732); mehrere hundert Pfl.<br />
auf kleiner Fläche (1 m²) einer geräumten<br />
Grabstelle. 4527/1-05: Immingerode,<br />
Musetal, 2008-05-01, BD/KL/RU (bereits<br />
bl. und fr.).<br />
Ziemlich verbreitet, aber lokal<br />
unbeständig und oft nur in geringer<br />
Anzahl; langjährig und zeitweise<br />
massenhaft auch im ABG, FBG und<br />
NBG.<br />
(S) Vinca major L.<br />
4326/4-13: Friedhof Bodensee, 2006-11-08,<br />
BD/KL. 4425/2-12: Weende O, Stumpfe<br />
Eiche, 2007-04-08, BD. 4426/1-13: W<br />
Södderich, nahe Waldparkplatz Tannenkampsweg,<br />
2008-02-25, WoS; ca. 100 m²,<br />
offensichtlich aus Gartenabfällen verwildert.<br />
4426/3-11: Unterer Gösselgrund N Kl.<br />
Lengden, 2007-03-28, BD/RU. 4524/3-01:<br />
Volkmarshausen S, beim Sportpl., 2006-10-<br />
31, BD; deckend auf 5 m². 4623/1-14: Spiekershausen<br />
NW, Fuldaufer, 2006-08-29,<br />
BD/KL. 4623/3-04: Spiekershausen SO,<br />
2006-08-29, BD/KL. 4624/1-01: WSW<br />
Laubach, siedlungsfern an Forststraßenböschung<br />
/ -graben, wo die Forststraße die<br />
„Landwehr“ kreuzt, 2008-05-01, GK; etwa<br />
15 Triebe sehr locker auf eine Fläche von<br />
ca. 2 m² verteilt. Vorkommen scheint schon<br />
viele Jahre zu bestehen. 4624/2-01: Bhf.<br />
Hedemünden, 2007-03-26, BD/KL.<br />
Während wahrscheinlich alle<br />
Vorkommen auf Anpflanzung oder<br />
Gartenauswurf zurückgehen, scheint<br />
die Art im UG insgesamt vital und<br />
(vegetativ) expansiv.<br />
Viola canina L.<br />
4326/4-12: Wegrand K 102- Bunte Holz ca.<br />
1 km NE Renshausen, 2006, PC; ca. 20<br />
reich bl. und fr. Pfl., bis 40 cm hoch.<br />
4426/2-11: Weidenberg SW Ebergötzen,<br />
2007-06, BD/RU; mehrere hundert Pfl.,<br />
überwiegend an relativ schattigen Stellen<br />
unter Gebüsch. 4525/2-14: S Reinhausen,<br />
NW Bürgertal, 2006, DK; kleiner<br />
Magerrasenrest am Waldrand mit Genista<br />
tinctoria, Polygala vulgaris und Festuca<br />
filiformis. 4623/1-10: W Speele an der<br />
Straße nach Lutterberg. 2006-07-27,<br />
BD/KL; ein dichter Bestand (ca. 1 m 2 , ca. 50<br />
sehr kräftige, reich fr. Pfl.), mit<br />
Arrhenatherum elatius, Campanula<br />
rapunculus, Hylotelephium telephium am<br />
Zaun einer sehr stark beweideten Fläche<br />
(Hypochaeris radicata, Gnaphalium<br />
uliginosum).<br />
Insgesamt wohl stark zurückgehend.<br />
Vermutete Hybriden V. canina ×<br />
riviniana (± zweifelhaft und ohne<br />
eindeutige V. canina in der Nähe)<br />
z.B.: 4325/4-15: Reyershausen N,
52 Dickoré & al.<br />
Rodetal, 2007-04-09, BD/KL; 10<br />
Pflanzen auf Buntsandsteinkopf am<br />
Waldrand; und mehrfach im Reinhäuser<br />
Wald.<br />
(+) Viola collina Besser<br />
4425/2-04: O Eddigehausen. – Dieses letzte<br />
Vorkommen in Niedersachsen wurde 1984<br />
mit 15 Pfl. bestätigt (GARVE 1994). Ein<br />
Wuchsort (in Sesleria-Rasen) ist<br />
wahrscheinlich durch Verschattung<br />
erloschen (zuletzt 1993, GD); der<br />
anscheinend letzte Bestand am<br />
Ibenberg/Wegböschung hangaufwärts wurde<br />
durch Abrutschen der Böschungskante<br />
zerstört (zuletzt 1999-03, HE; 6 bl. Pfl.);<br />
spätere Nachsuchen negativ.<br />
(S) Viola × scabra F. Braun (V. hirta L. ×<br />
V. odorata L.)<br />
4525/4-07: Einzelberg S Gr. Schneen, 2007-<br />
04-05, BD/KL (BD 37055).<br />
Viola × bavarica Schrank (V. reichenbachiana<br />
Boreau × V. riviniana Rchb.)<br />
4425/4-04: Göttingen, Hainberg, W<br />
Sengerfeld, 2006-05, HE; viele Blüten mit<br />
2-3 Spornen. 4524/4-15: Hübenthal, Kl.<br />
Hübenberg (Hessen), 2006-05-03, BD.<br />
4525/3-04: Kl. Schneen - Deiderode,<br />
Lohberg, 2007-04-15, BD. 4624/3-07:<br />
Unteres Endschlagtal, 2004-09-07,<br />
BD/KL/WiS. 4625/1-02: Rotenbachteich,<br />
Leinholz, 2006-05-06, BD/KL. 4527/1-05:<br />
Immingerode, Pferdeberg, 2008-05-01,<br />
BD/KL/RU.<br />
Wahrscheinlich im<br />
Buntsandsteingebiet relativ häufig,<br />
aber nur kurze Zeit im Jahr<br />
ansprechbar.<br />
(U) Xanthium saccharatum Wallr. (X.<br />
orientale subsp. italicum (Moretti)<br />
Greuter)<br />
4523/2-13: Rechtes Weserufer (km 5-5,4) W<br />
Ballertasche, 2006-09-19, BD (BD 36625;<br />
36643); zahlreich. 4523/2-14: Linkes Weserufer<br />
(km 3,7-4,5) N und NW Hilwartshausen,<br />
2006-09-19, BD/KL; wenige Pfl.<br />
4523/4-09: Hann. Münden – Gimte, rechtes<br />
Weserufer beim Sportplatz, gegenüber der<br />
Jugendherberge, 2006-09-02, BD; ca. 20<br />
Pfl., mit Chenopodium rubrum, Ch. glaucum<br />
etc.<br />
(S) Yucca cf. flaccida Haw.<br />
4524/3-01: Volkmarshausen S, nahe<br />
Sportplatz 2007-10-16, BD/KL (BD 37459);<br />
1 anscheinend angesamte Jungpfl. auf<br />
grasiger Sand-/Kiesfläche.<br />
Danksagung<br />
Wir danken den genannten<br />
Gewährsleuten, G. Wagenitz<br />
(Göttingen) für die Bestimmung von<br />
Lonas annua sowie K. Adolphi<br />
(Köln), E. <strong>Bergmeier</strong> (Göttingen), H.<br />
Muth (Göttingen) und F. Schuhwerk<br />
(München) für die kritische<br />
Durchsicht.<br />
Literatur<br />
ADOLPHI, K. 1981: Muscari armeniacum<br />
Leichtlin ex Baker, eine<br />
verwilderte Zierpflanze. –<br />
Göttinger Florist. Rundbr. 15(4):<br />
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Galunder-Verlag).<br />
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von Göttingen, Münden, Heiligenstadt,<br />
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Northeim, Eimbeck und Uslar. E.
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Pflanzenkatalog m. beigef. Standorten.<br />
105 S. Göttingen. (Adalbert<br />
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BAIER, E., PEPPLER-LISBACH, C. &<br />
SAHLFRANK, V. 2005: Die Pflanzenwelt<br />
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mitteleuropäischer<br />
Schwermetallsippen von Silene vulgaris,<br />
Minuartia verna und Armeria<br />
maritima unter Berücksichtigung<br />
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der oberen Lahn und im Edertal. –<br />
Hess. Florist. Briefe 51(3): 37-47.<br />
LUDWIG, W. 2003: Über Geranium<br />
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nebst den angrenzenden Gebieten.<br />
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PROSSER, F. 1990: Zwei bemerkenswerte<br />
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Rundbr. 24: 83-85. Göttingen.<br />
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– Veröff. Naturk.-Mus. Erfurt 20:<br />
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RAEHSE, S. 1998: Fundmeldungen.<br />
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und Euphorbia virgata (waldsteinii).<br />
- www.floradeutschlands.de/<br />
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RÜHL, A. 1973: Waldvegetationsgeographie<br />
des Weser-Leineberglandes.<br />
– Veröff. Niedersächs. Inst.<br />
Landesk. Landesentwickl. Univ.<br />
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STACE, C. A. 1975: Hybridization and<br />
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London, New York, San Francisco.<br />
STACE, C. A. 1997: New Flora of the<br />
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Kartierungsprojektes mit einem<br />
Aufruf zur Mitarbeit. – Göttinger<br />
Naturk. Schriften 6: 73-86.<br />
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der Offenland-Biotopkartierung<br />
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WISSKIRCHEN, R. & HAEUPLER, H.<br />
1998: Standardliste der Farn- und<br />
Blütenpflanzen Deutschlands.<br />
Stuttgart.<br />
Anschriften der Verfasser<br />
Dr. Wolf Bernhard Dickoré<br />
Botanische Staatssammlung<br />
Menzinger Str. 67<br />
80638 München<br />
E-Mail: dickore@bio.lmu.de<br />
Klaus Lewejohann<br />
Wilamowitzweg 18<br />
37085 Göttingen<br />
Reinhard Urner<br />
Niedeck 6<br />
37130 Gleichen<br />
E-Mail: mail@biologische-<br />
Schutzgemeinschaft.de
Flora von Göttingen – Neu- und Wiederfunde 57<br />
Abb. 1: Iris sanguinea: 4524/2-02, N Hoya, 2007-05-27.
58 Dickoré & al.<br />
Abb. 2: Iris sibirica: 4824/12, Nord-Hessen, Glimmerode, 2005-06-06.
Flora von Göttingen – Neu- und Wiederfunde 59<br />
Abb. 3: Muscari aucheri: 4525/2-04, Diemardener Berg S, 2007-03-28.<br />
1 cm<br />
Abb. 5<br />
Abb. 4 Abb. 6<br />
Abb. 4: Senecio sarracenicus: 4524/3-14, Werraufer Witzenhausen - Hann.<br />
Münden, 2006-08-05. Abb. 5: Senecio ovatus × S. sarracenicus: wie Abb. 5.<br />
Abb. 6: Senecio ovatus: wie Abb. 5.
60 2009 Florist. Rundbriefe 42 (2008), 60-76<br />
DIE PFLANZENGEOGRAPHISCHE BEDEUTUNG <strong>DER</strong> WÄL<strong>DER</strong><br />
IM WESTLICHEN RUHRGEBIET (NORDRHEIN-WESTFALEN)<br />
<strong>—</strong> Renate Fuchs & Peter Keil <strong>—</strong><br />
Kurzfassung: Das westliche Ruhrgebiet liegt im Schnittpunkt der drei<br />
naturräumlichen Großeinheiten Süderbergland, Niederrheinisches Tiefland<br />
und Westfälische Bucht. Einige hier erhaltene naturnahe Altwälder besitzen<br />
zahlreiche Vorkommen arealkundlich bemerkenswerter Taxa, die die<br />
pflanzengeographische Bedeutung des Raumes belegen. Eine Auswahl der<br />
Taxa wird vorgestellt und diskutiert.<br />
Schlüsselwörter: Ruhrgebiet, Altwälder, Pflanzengeographie<br />
Abstract: Phytogeographical significance of woodlands in the western<br />
Ruhrgebiet. The western Ruhrgebiet is located in the border area of the three<br />
ecoregions “Süderbergland”, “Niederrheinisches Tiefland” and “Westfälische<br />
Bucht”. Some relicts of semi-natural ancient forests with a lot of<br />
chorologically remarkable taxa document the phytogeographic importance of<br />
this region. Some of these taxa are presented and discussed.<br />
Keywords: Ruhr area, ancient forest, phytogeography<br />
Einleitung<br />
Das Ruhrgebiet liegt pflanzengeographisch<br />
betrachtet in einem der interessanten<br />
Grenzräume Mitteleuropas.<br />
Mit dem Abtauchen des Oberkarbons<br />
unter die Schichtenfolge des münsterländischen<br />
Kreidebeckens sowie unter<br />
die tertiären und quartären Sedimente<br />
des Niederrheinischen Tieflandes<br />
erreicht das Rheinisch-Westfälische<br />
Mittelgebirge mit dem Bergischen<br />
Land und dem Sauerland den Nordwestrand<br />
seiner räumlichen Ausdehnung.<br />
Gleichzeitig erstreckt sich nach<br />
Nordwesten das Niederrheinische<br />
Tiefland und in nordöstlicher Rich-<br />
tung die Westfälische Bucht, die Teilbereiche<br />
bzw. Untereinheiten des<br />
Norddeutschen Tieflandes darstellen<br />
(PAFFEN & al. 1963, KÜRTEN 1970, s.<br />
Abb. 1). Dieser geologisch-geomorphologisch<br />
begründete Gradient<br />
drückt sich deutlich im regionalen<br />
Klima aus. Während im Raum Duisburg<br />
auf ca. 25 m ü.NN Meereshöhe<br />
eine durchschnittliche Jahrestemperatur<br />
von 10,5 °C vorherrscht, ist bereits<br />
in einer Entfernung von 10 km im<br />
Bereich von Essen (Schuir, Wetterstation<br />
des DWD) bei einer Höhe von<br />
150 m ü. NN ein Rückgang der jährlichen<br />
Durchschnittstemperaturen auf
8,5 °C zu verzeichnen. Gleichzeitig<br />
steigen die durchschnittlichen jährlichen<br />
Niederschlagsmengen auf über<br />
1000 mm/a gegenüber 750 mm/a der<br />
gemessenen Mengen in Duisburg an<br />
(MURL 1989).<br />
Solche Grenzräume sind in hohem<br />
Maße von pflanzengeographischer<br />
Bedeutung, da hier naturgemäß eine<br />
Vielzahl von Taxa eine natürliche<br />
(Teil-)Arealgrenze erreichen. Überlagert<br />
werden diese naturräumlichen<br />
Gegebenheiten von den Einflüssen<br />
des Ballungsraumes Ruhrgebiet, der<br />
in seiner räumlichen Erstreckung<br />
explizit diesen Grenzraum ausfüllt.<br />
Die mittlerweile über 160 Jahre andauernde<br />
industrielle Entwicklung hat<br />
wesentlich dazu beigetragen, dass<br />
kaum ein Lebensraum im Ruhrgebiet<br />
naturnah überdauert hat. Umso bedeutender<br />
für den Biotop- und Artenschutz<br />
sind die Restbestände einiger<br />
Altwaldbereiche, die heute noch eine<br />
vergleichsweise naturnahe Flora und<br />
Vegetation aufweisen. Mit der großflächigen<br />
Ausweisung von Naturschutzgebieten<br />
innerhalb dieser Wälder<br />
wurde dem Rechnung getragen.<br />
Hierzu zählt insbesondere der Hiesfelder<br />
Wald (Oberhausen) und die<br />
Kirchheller Heide (Bottrop, beide in<br />
Teilbereichen Naturschutz- und FFH-<br />
Gebiet) sowie der Duisburg-<br />
Mülheimer Wald (in seiner Nord-Süd-<br />
Erstreckung bis ins Stadtgebiet von<br />
Düsseldorf hineinreichend, in großen<br />
Teilabschnitten ebenfalls als Naturschutzgebiet<br />
ausgewiesen) (s. DINTER<br />
Flora der Wälder im westlichen Ruhrgebiet 61<br />
1982, FUCHS 2005, FUCHS & KEIL<br />
2006, FUCHS & al. 2007a & 2007b).<br />
Diese Waldbereiche (s. Abb. 1), sowie<br />
einige weitere, kleinere Wälder im<br />
westlichen Ruhrgebiet weisen eine<br />
erstaunliche Anzahl arealkundlich<br />
bezeichnender Sippen auf, die die<br />
pflanzengeographische Bedeutung des<br />
Ruhrgebietes eindrucksvoll belegen.<br />
Material und Methoden<br />
Ausgangsmaterial sind Untersuchungen<br />
zur Flora und Vegetation des<br />
Duisburg-Mülheimer Waldes (s.<br />
FUCHS 2003, 2005, 2008, FUCHS & al.<br />
2007a, 2007c, HETZEL & al. 2006),<br />
Untersuchungen des Hiesfelder Waldes<br />
und der Kirchheller Heide (FUCHS<br />
& al. 2007b, HETZEL & al. 2006, KEIL<br />
& al. 2008). Zudem wurden bislang<br />
unpublizierte Daten (KEIL, v. BERG &<br />
PIEPER in Vorb., Biologische Station<br />
westliches Ruhrgebiet 2003-2008)<br />
sowie historische Angaben zur Gesamtflora<br />
der Waldgebiete erfasst und<br />
ausgewertet (z. B. GRIMM 1800, POL-<br />
SCHER 1861, HÖPPNER & PREUSS<br />
1926). Die Darstellung der Verbreitungsangaben<br />
der Farn- und Blütenpflanzen<br />
ist im wesentlichen DÜLL &<br />
KUTZELNIGG (1987), HAEUPLER & al.<br />
(2003) sowie für die Moosarten DÜLL<br />
& al. (1996) entnommen. Die Nomenklatur<br />
richtet sich weitgehend<br />
nach WISSKIRCHEN & HAEUPLER<br />
(1998) und DÜLL & al. (1996). Angaben<br />
von Messtischblatt-Quadranten<br />
werden nur bei Neufunden aufgeführt,<br />
bei bereits publizierten Fundorten<br />
wurde hierauf verzichtet.
62 Fuchs & Keil<br />
Ergebnisse und Diskussion<br />
Die arealkundliche Bedeutung der<br />
Wälder im westlichen Ruhrgebiet<br />
resultiert vor allem aus der Lage am<br />
nordwestlichen Rand des Rheinisch-<br />
Westfälischen Mittelgebirges (Süderbergland)<br />
im Übergang zum Niederrheinischen<br />
Tiefland (PAFFEN & al.<br />
1963; Abb. 1). Auffällig ist hier die<br />
Häufung von Sippen, die in Nordrhein-Westfalen<br />
collin bis submontan<br />
verbreitet sind und im Bereich des<br />
Duisburg-Mülheimer Waldes den<br />
Rand ihres zusammenhängenden mitteleuropäischen<br />
Teilareals erreichen.<br />
Zu dieser Gruppe gehören Luzula<br />
luzuloides, Luzula sylvatica, Phegopteris<br />
connectilis, Hypericum pulchrum,<br />
Alchemilla xanthochlora und<br />
Oreopteris limbosperma und, mit<br />
weniger stark ausgeprägtem collinsubmontanemVerbreitungsschwerpunkt,<br />
Blechnum spicant, Cardamine<br />
amara, Chrysosplenium alternifolium,<br />
C. oppositifolium und Equisetum<br />
sylvaticum. Zu dieser Gruppe zählt<br />
auch die historisch von GRIMM (1800)<br />
für den Duisburg-Mülheimer Wald<br />
belegte Farnpflanze Asplenium scolopendrium,<br />
die heute im Flachland nur<br />
noch apophytisch vorkommt (KEIL &<br />
al. 2002, HAEUPLER & al. 2003) und<br />
an ihrem ursprünglichen Standort seit<br />
langem aus dem Waldgebiet verschwunden<br />
ist. Besonders bemerkenswert<br />
sind die Vorkommen einiger<br />
Taxa, die sich offensichtlich schon<br />
außerhalb ihres zusammenhängenden<br />
Areals befinden und somit Vorposten<br />
darstellen. Dazu zählen insbesondere<br />
die Vorkommen von Poa chaixii,<br />
Calamagrostis arundinacea und dem<br />
Moos Rhytidiadelphus loreus. Tendenziell<br />
zählt zu dieser Gruppe auch<br />
die zuletzt von GRIMM (1800) für den<br />
Duisburg-Mülheimer Wald belegte<br />
Sippe Paris quadrifolia, die im westfälischen<br />
Teil Nordrhein-Westfalens<br />
jedoch auch heute noch bis ins Flachland<br />
vordringt (HAEUPLER & al.<br />
2003). Bei der dritten Gruppe von<br />
Pflanzen, die ebenso ein indigenes<br />
Areal im collin-montanen Raum besitzen,<br />
wird seit Jahren eine anthropogen<br />
geförderte Arealerweiterung in<br />
den nördlich anschließenden planaren<br />
Raum Nordrhein-Westfalens beobachtet<br />
(DÜLL & KUTZELNIGG 1987).<br />
Hierzu zählen im Untersuchungsgebiet<br />
insbesondere Cardamine impatiens,<br />
Trientalis europaea und Asplenium<br />
trichomanes ssp. quadrivalens.<br />
Demgegenüber stehen eine Reihe von<br />
Artnachweisen in Wäldern des westlichen<br />
Ruhrgebietes, die in Nordrhein-<br />
Westfalen ausschließlich planar<br />
verbreitet sind wie beispielsweise<br />
Carex elata, Hydrocharis morsusranae,<br />
Mespilus germanica, Hottonia<br />
palustris und Peucedanum palustre<br />
(HAEUPLER & al. 2003). Im<br />
Nachfolgenden werden einige dieser<br />
aus<br />
arealkundlicher Sicht<br />
bemerkenswerten Taxa, insbesondere<br />
mit collin-montanem<br />
Verbreitungsmuster in NRW, in<br />
alphabetischer Reihenfolge vorgestellt.
Alchemilla xanthochlora Rothm.<br />
(Rosaceae)<br />
Der Gelbgrüne Frauenmantel ist in<br />
Nordrhein-Westfalen vor allem auf<br />
frischen bis nassen Wiesen, an Gräben,<br />
Bachrändern und in Hochstaudenfluren<br />
des Berglandes zu finden.<br />
Dagegen ist er im Tiefland von Natur<br />
aus selten und wurde durch intensive<br />
Grünlandwirtschaft noch stärker zurückgedrängt,<br />
so dass die Art in den<br />
1980er Jahren im Duisburg-<br />
Mülheimer Raum nur noch sehr zerstreut<br />
verbreitet war (DÜLL & KUT-<br />
ZELNIGG 1987). Im Rahmen der<br />
vorliegenden Untersuchung konnte<br />
die Sippe nur an einer Stelle im<br />
Duisburg-Mülheimer Wald, im<br />
Randbereich eines Grabens,<br />
nachgewiesen werden (TK 4607/1).<br />
Asplenium trichomanes ssp. quadrivalens<br />
D. E. Meyer (Aspleniaceae)<br />
Natürlicherweise ist Asplenium trichomanes<br />
ssp. quadrivalens im alpinen<br />
bis collinen Raum Mitteleuropas<br />
weit verbreitet und besiedelt dort vor<br />
allem Felsstandorte. Im Flachland ist<br />
A. trichomanes ssp. quadrivalens seltener<br />
und besiedelt hier vor allem<br />
Lößböschungen im Bereich von Hohlwegen<br />
(BECKHAUS 1893, siehe auch<br />
REICHSTEIN 1984). Ihren ursprünglichen<br />
Lebensraum hat die Art jedoch<br />
seit Jahrhunderten um anthropogene<br />
Standorte erweitert, indem sie Brunnenschächte,<br />
Bruchstein- und Ziegelsteinmauern<br />
annimmt (KEIL & al.<br />
2002). Bei der Darstellung in Verbreitungsatlanten<br />
von A. trichomanes ssp.<br />
Flora der Wälder im westlichen Ruhrgebiet 63<br />
quadrivalens wurde bisher auf den<br />
Hinweis verzichtet, ob die Art natürliche<br />
oder anthropogene Standorte<br />
besiedelt. Im Rahmen der vorliegenden<br />
Untersuchung konnte die Art<br />
innerhalb der Wälder nur an einem<br />
Fundort auf einer Natursteinmauer im<br />
Duisburg-Mülheimer Wald (TK<br />
4506/4), also ausschließlich an einem<br />
anthropogenen Standort angetroffen<br />
werden.<br />
Blechnum spicant (L.) Roth (Blechnaceae)<br />
Der Rippenfarn bevorzugt frische bis<br />
feuchte, schattige, nährstoff- und<br />
basenarme Standorte in Laub- und<br />
Nadelwäldern, in Schluchten und an<br />
Wegböschungen (OBERDORFER 2001,<br />
ROTHMALER 2002). Der Farn weist<br />
keine scharfe Arealgrenze auf, wird<br />
jedoch im Flachland deutlich seltener<br />
und ist hier dann überwiegend in<br />
Auen- und Bruchwäldern zu finden.<br />
In den Wäldern des westlichen<br />
Ruhrgebietes finden sich zerstreute<br />
Vorkommen beispielsweise an der<br />
Böschung entlang von Bächen (z. B.<br />
Schengerholzbach, Mülheim an der<br />
Ruhr; Buchen- und Rotbach<br />
[Hiesfelder Wald], Handbach<br />
[Sterkrader Wald], Oberhausen;<br />
Schwarzbach [Kirchheller Heide,<br />
Bottrop) oder an Entwässerungsgräben<br />
(wie z. B. im Waldgebiet<br />
Hühnerheide, Oberhausen).<br />
Calamagrostis arundinacea (L.) Roth<br />
(Poaceae)<br />
Das Wald-Reitgras steht oft auf basenreichen,<br />
aber genauso auf basenarmen,<br />
mäßig sauren, sickerfrischen
64 Fuchs & Keil<br />
Böden in Laub- und Mischwäldern<br />
der collinen und montanen Stufe sowie<br />
in subalpinen Hochgrasfluren.<br />
Funde im Flachland Nordrhein-<br />
Westfalens sind nur sehr selten und<br />
deren Status eher unklar (HAEUPLER<br />
& al. 2003). Bei HÖPPNER & PREUSS<br />
(1926) wird Calamagrostis arundinacea<br />
als seltene Art im westfälischrheinischen<br />
Industriegebiet, allerdings<br />
ohne Fundortangabe, aufgeführt. In<br />
der Punktkartenflora von Duisburg<br />
und Umgebung wird sie für den südlich<br />
angrenzenden Raum Mettmann<br />
als verschollene oder vielleicht nur<br />
übersehene Art eingeschätzt (DÜLL &<br />
KUTZELNIGG 1987). Während der<br />
vorliegenden Untersuchung konnte<br />
Calamagrostis arundinacea großflächig<br />
in einem Eichen-Birkenwaldbestand<br />
und vereinzelt an weiteren Stellen<br />
des Duisburg-Mülheimer Waldes<br />
(TK 4606/2) sowie im Randbereich<br />
eines stark gestörten Erlenbruchs des<br />
Hiesfelder Waldes (TK 4407/1, LOOS<br />
mdl. Mitt., KEIL & al. 2008) nachgewiesen<br />
werden. Hierbei handelt es<br />
sich um einen, dem indigenen Verbreitungsareal<br />
vorgeschobenen Vorposten,<br />
deren Status derzeit nicht abschließend<br />
geklärt ist.<br />
Cardamine amara L. (Brassicaceae)<br />
Die von Natur aus im Niederrheinischen<br />
Tiefland seltene Art, mit dem<br />
Verbreitungsschwerpunkt in der montanen<br />
bis subalpinen Stufe, befindet<br />
sich im westlichen Ruhrgebiet seit<br />
Jahrzehnten im Rückgang (DÜLL &<br />
KUTZELNIGG 1987). Cardamine amara<br />
wächst im Duisburg-Mülheimer<br />
und im Hiesfelder Wald sehr zerstreut<br />
im Bereich der Gräben und Bäche und<br />
an quelligen Standorten auch im Erlenbruch<br />
(Carici-Alnetum cardaminetosum,<br />
FUCHS 2005).<br />
Cardamine impatiens L. (Brassicaceae)<br />
Cardamine impatiens steht auf nährstoffreichen<br />
Böden in Rot-Buchen-<br />
und Fichtenmischwäldern, in Auwäldern,<br />
an Waldrändern, im Schatten<br />
von Felsen und Mauern (OBERDORFER<br />
2001, ROTHMALER 2002). Die Art ist<br />
von der Ebene bis ins Gebirge verbreitet,<br />
jedoch mit einem eindeutigen<br />
Verbreitungsschwerpunkt in der collinen<br />
bis montanen Stufe. In der historischen<br />
Literatur wird Cardamine<br />
impatiens für den Bearbeitungsraum<br />
nicht genannt. Die nächste Fundortangabe,<br />
westlich von Essen-Werden,<br />
stammt von Pieper aus dem Jahre<br />
1977 (schriftl. Mitt.). Weitere randliche<br />
historische Vorkommen von<br />
HÖPPNER & PREUSS (1926) liegen am<br />
Rheinufer bei Köln. HÖPPNER &<br />
PREUSS (1926: 176) attestieren: „im<br />
größten Teil des Flachlandes fehlend<br />
und nur vom Süden her einwandernd“.<br />
Die Sippe befindet sich neuerdings<br />
im Flachland an naturnahen<br />
(z. B. Waldblößen) bis hin zu polyhemeroben<br />
Standorten (z. B. Kleingärten,<br />
Mauern) in Ausbreitung. Cardamine<br />
impatiens wurde im Duisburg-Mülheimer<br />
Wald erstmals 1988<br />
am Kaiserberg von Abels (mündl.<br />
Mitt.), in den darauf folgenden Jahren<br />
mehrfach von Kutzelnigg und 1995<br />
von Keil entdeckt (schriftl. Mitt. Kutzelnigg).<br />
Im Rahmen der vorliegen-
den Untersuchung wurde ein weiteres<br />
Vorkommen in der Nähe des Kaiserbergs<br />
registriert. Alle Vorkommen im<br />
Duisburg-Mülheimer Wald müssen<br />
daher als neophytisch bzw. apophytisch<br />
eingestuft werden. Ein weiteres<br />
aktuelles Vorkommen im westlichen<br />
Ruhrgebiet befindet sich in dem<br />
Waldgebiet „Hühnerheide“ in Oberhausen-Schmachtendorf<br />
(TK 4406/2,<br />
Loos mdl. Mitt.).<br />
Chrysosplenium alternifolium L. und<br />
Chrysosplenium oppositifolium L. (Saxifragaceae)<br />
Chrysosplenium alternifolium steht im<br />
Vergleich zu Chrysosplenium oppositifolium<br />
an weniger luftfeuchten, ansonsten<br />
aber immer an bodennassen<br />
Standorten. Ursprünglich mit einem<br />
bezüglich Chrysosplenium oppositifolium<br />
ähnlichem Verbreitungsmuster,<br />
mit einem Schwerpunkt in der montanen<br />
Stufe und seltenen Vorkommen in<br />
der Ebene, befindet sich Chrysosplenium<br />
alternifolium aktuell stärker im<br />
Rückgang (DÜLL & KUTZELNIGG<br />
1987). Die Ursachen des stärkeren<br />
Rückgangs sind derzeit unklar. Chrysosplenium<br />
alternifolium wurde im<br />
westlichen Ruhrgebiet im Bereich des<br />
Kaiserbergs (Duisburg-Duissern)<br />
zuletzt vor fast 100 Jahren von HÖPP-<br />
NER (1909) nachgewiesen. Ein weiterer<br />
Nachweis wurde von Steinhoff<br />
1980 am Potbach erbracht (STEINHOFF<br />
1980, DÜLL & KUTZELNIGG 1987). Im<br />
Rahmen der vorliegenden Untersuchung<br />
gelang ein aktueller Nachweis<br />
an der Böschung eines Entwässerungsgrabens<br />
unterhalb des Gleis-<br />
Flora der Wälder im westlichen Ruhrgebiet 65<br />
schotterkörpers der dortigen Güterbahnlinie,<br />
einem anthropogenen<br />
Standort, der interessanterweise entsprechend<br />
dem Fund von HÖPPNER<br />
(1909) ebenfalls im Bereich des Kaiserbergs<br />
liegt. Chrysosplenium oppositifolium<br />
wurde früher noch in der<br />
Wankumer Heide angetroffen, fehlt<br />
mittlerweile in der Rheinebene des<br />
Duisburger Raumes und dringt nach<br />
Nordwesten nur noch bis in das Gebiet<br />
des Duisburg-Mülheimer Waldes<br />
vor (DÜLL & KUTZELNIGG 1987).<br />
Während der vorliegenden Untersuchung<br />
konnte die Art an einzelnen<br />
Stellen im Uferbereich des Wambaches<br />
und innerhalb eines Quellwaldes<br />
(beide Mülheim an der Ruhr) festgestellt<br />
werden.<br />
Dryopteris affinis s.l. (Lowe) Fraser-<br />
Jenkins (Dryopteridaceae)<br />
Die bestimmungskritische Artengruppe<br />
der Spreuschuppigen Wurmfarne<br />
zeichnen mit ihren Vorkommen im<br />
Süden von Essen und Ratingen exakt<br />
den Rand des Bergischen Landes im<br />
westlichen Ruhrgebiet ab (JÄGER &<br />
LEONHARDS 1993). Lange Zeit fehlten<br />
Nachweise, trotz intensiver Suche, in<br />
Mülheim an der Ruhr; erst im<br />
Winterhalbjahr 2007/2008 gelang den<br />
Autoren der Nachweis am Prallhang<br />
der Ruhr (südlicher Teil des Aubergs)<br />
in Mülheim-Mintard (TK 4607/1). Bei<br />
diesem Wuchsort handelt es sich wohl<br />
um eines der nordwestlichsten<br />
Vorkommen Mitteleuropas.
66 Fuchs & Keil<br />
Equisetum sylvaticum L. (Equisetaceae)<br />
Der Wald-Schachtelhalm wächst auf<br />
± sickernassen, basenreichen, aber<br />
kalkarmen Böden und ist häufig in<br />
nassen und moorigen Fichten- und<br />
Erlenauenwäldern oder in Sumpfwiesen<br />
zu finden, kommt in Nordrhein-<br />
Westfalen in der Ebene nur vereinzelt<br />
vor und wächst vor allem in der montan-hochmontanen<br />
Stufe (HAEUPLER<br />
& al. 2003). Im Duisburg-Mülheimer<br />
Wald steht Equisetum sylvaticum sehr<br />
zerstreut in Eichen-Hainbuchenwald-<br />
und Erlenbruchwaldgesellschaften<br />
(FUCHS & KEIL 2006). Im Hiesfelder<br />
Wald finden sich ebenso zerstreut einige<br />
Gruppen des Wald-Schachtelhalms<br />
innerhalb der Bachauen (Rotbach<br />
und Buchenbach).<br />
Gymnocarpium dryopteris (L.) Newman<br />
(Woodsiaceae)<br />
Der Eichenfarn konnte erstmals im<br />
Jahr 2005 für das westliche Ruhrgebiet<br />
nachgewiesen werden. Die Art<br />
weist in Nordrhein-Westfalen eine<br />
sehr deutliche Bindung an das<br />
Mittelgebirge auf und hat nur wenige<br />
Vorkommen in der Ebene (HAEUPLER<br />
& al. 2003). Der Wuchsort liegt in der<br />
Wambachaue in Mülheim an der Ruhr<br />
(TK 4606/2).<br />
Hypericum pulchrum L. (Clusiaceae)<br />
Verbreitungsschwerpunkt der Art in<br />
Nordrhein-Westfalen ist die colline<br />
und montane Stufe der Mittelgebirge<br />
mit wenigen Vorkommen in der Ebene,<br />
insbesondere am Niederrhein. Die<br />
Bestandsentwicklung von Hypericum<br />
pulchrum ist im westlichen Ruhrgebiet<br />
stark rückläufig (z. B. DÜLL &<br />
KUTZELNIGG 1987). Innerhalb des<br />
Betrachtungsraumes ist die Pflanze<br />
sehr selten und konnte, z. B. im Duisburg-Mülheimer<br />
Wald nur an 4 Stellen<br />
mit jeweils wenigen Exemplaren<br />
nachgewiesen werden (TK 4506/4,<br />
4507/3). Bei den Wuchsorten handelt<br />
es sich um die Waldränder eines bodensauren<br />
Buchenwaldes, um einen<br />
Birken-Eichenwald-Bestand und um<br />
einen Fichtenforst im Randbereich<br />
eines Niedermoor-Reliktes. Ein<br />
Nachweis von PIEPER (1974) konnte<br />
bestätigt werden.<br />
Luzula sylvatica (Huds.) Gaudin und<br />
Luzula luzuloides (Lam.) Dandy &<br />
Wilmott (Juncaceae)<br />
Natürliche Standorte der beiden Hainsimsen<br />
sind Buchenwälder, Bachtäler<br />
sowie schattige Hänge und<br />
Böschungen auf mäßig sauren bis<br />
sauren Böden. Der Schwerpunkt der<br />
Verbreitung in NRW liegt in den<br />
mittleren Gebirgslagen, insbesondere<br />
im Silikatgebirge, im Flachland sind<br />
die beiden Arten dagegen<br />
ausgesprochen selten und meist mit<br />
fraglichem Status (DÜLL &<br />
KUTZELNIGG 1987).<br />
Die beiden Taxa zeichnen mit ihren<br />
Vorkommen im westlichen Ruhrgebiet<br />
exakt ihren Arealrand nach<br />
(HAEUPLER & al. 2003). Seit längerem<br />
sind die Vorkommen der beiden<br />
Hainsimsen im bergischen Teil des<br />
Stadtgebietes von Mülheim im Witthausbusch<br />
(PIEPER 1974), im Rossenbecktal<br />
(MH-Menden) und am Au-
erg (MH-Saarn) bekannt, die nur<br />
wenige Kilometer von der Naturraumgrenze<br />
entfernt liegen. Im Rahmen<br />
der vorliegenden Untersuchung<br />
wurden Standorte am Kaiserberg und<br />
zwei weitere am Bühlsbach und am<br />
Wambach (im Duisburg-Mülheimer<br />
Wald) sowie für Luzula luzuloides im<br />
Hiesfelder Wald an wenigen Stellen<br />
(Loos, mündl. Mitt.) entdeckt.<br />
Oreopteris limbosperma (Bellardi ex All.)<br />
Holub (Thelypteridaceae)<br />
Oreopteris limbosperma, der<br />
Bergfarn, besiedelt sickerfrische bis<br />
wechselfeuchte nährstoff- und<br />
basenarme Böden in Laub- und<br />
Nadel-Mischwäldern, Erlenbrüchen<br />
und Waldquellen der Mittelgebirge.<br />
Für den Duisburg-Mülheimer Wald<br />
sind einige wenige Wuchsorte<br />
bekannt (PIEPER 1974, STEINHOFF<br />
1980, DÜLL & KUTZELNIGG 1987,<br />
mündl. Mittl. Pieper), von denen zwei<br />
aktuell bestätigt werden konnten. Die<br />
beiden Vorkommen liegen im Bereich<br />
des Schengerholzbaches und an einem<br />
namenlosen Bach in der Nähe der<br />
Tannenstraße (Mülheim an der Ruhr,<br />
TK 4606/2). Ebenso befindet sich<br />
eine kleine Gruppe des Bergfarns am<br />
Ufer eines Artenschutzgewässers im<br />
Hiesfelder Wald (TK 4407/1, KEIL &<br />
al. 2008). Hierbei handelt es sich um<br />
dem indigenen Areal vorgelagerte<br />
Kleinstpopulationen von jeweils nur<br />
wenigen Individuen.<br />
Flora der Wälder im westlichen Ruhrgebiet 67<br />
Phegopteris connectilis (C. Presl) Fée<br />
(Thelypteridaceae)<br />
Phegopteris connectilis fehlt in der<br />
Florenliste von PIEPER (1974) und war<br />
auch DÜLL & KUTZELNIGG (1987) für<br />
den Duisburg-Mülheimer Wald nicht<br />
bekannt. Im Jahr 1989 zählte er zu<br />
den interessantesten Neufunden im<br />
Duisburg-Mülheimer Wald (KEIL &<br />
VOM BERG 1999). Über die damals<br />
bekannt gewordenen zwei Wuchsorte<br />
hinaus wurde im Laufe der vorliegenden<br />
Untersuchung ein weiteres Vorkommen<br />
entdeckt (alle Vorkommen<br />
liegen im Auenbereich des Schengerholzbaches<br />
in Mülheim an der<br />
Ruhr). Für den Hiesfelder Wald sind<br />
Vorkommen des Buchenfarns schon<br />
seit längerem bekannt, z.B. am Rotbach,<br />
(s. DINTER 1982) und konnten<br />
auch im Rahmen der Untersuchungen<br />
mehrfach bestätigt werden (KEIL & al.<br />
2008). Aufgrund der ähnlichen Standortansprüche<br />
wächst die Sippe im<br />
Duisburg-Mülheimer und Hiesfelder<br />
Wald in unmittelbarer Nähe zum Königs-<br />
und zum Bergfarn.<br />
Poa chaixii Vill. (Poaceae)<br />
Poa chaixii ist vor allem im kühlhumiden<br />
Klima der collinen bis subalpinen<br />
Stufe auf frischen bis wechselfrischen<br />
Standorten verbreitet, in<br />
der Ebene ist das Wald-Rispengras<br />
dagegen sehr selten. Für den Niederrhein<br />
existieren vier Fundangaben:<br />
HÖPPNER & PREUSS (1926) und<br />
KNÖRZER (1957) in TK 4505/1,<br />
STEEGER & al. (1941/1966) in TK<br />
4605/1 sowie KNÖRZER (1957), bestä-
68 Fuchs & Keil<br />
tigt von Düll und Kutzelnigg 1977 in<br />
TK 4505/2 (Baerler Busch, siehe<br />
DÜLL & KUTZELNIGG 1987). Für den<br />
Duisburg-Mülheimer Wald existiert<br />
ein Hinweis aus dem MTB-<br />
Quadranten 4506/4, der laut DÜLL &<br />
KUTZELNIGG (1987) und HÖPPNER<br />
(1909) auf POLSCHER (1861) zurückgehen<br />
soll. Da die Sippe bei POL-<br />
SCHER (1861) jedoch nicht erwähnt<br />
wird, scheint die Angabe auf unveröffentlichtem<br />
Material zu basieren,<br />
welches Höppner aus dem Nachlass<br />
von Polscher zur Verfügung stand<br />
(mündl. Mittl. Kutzelnigg). Poa chaixii<br />
ist zuweilen zufälliger Begleiter in<br />
Rasenansaaten (WEBER 1995), so dass<br />
DÜLL & KUTZELNIGG (1987) davon<br />
ausgehen, dass die Sippe in der Ebene<br />
teilweise von dort aus verschleppt<br />
wird (s. auch STEEGER 1941/1966).<br />
Im Rahmen der vorliegenden Untersuchung<br />
wurde das Wald-Rispengras<br />
in einem Eichen-Birkenwald-Bestand<br />
im Duisburg-Mülheimer Wald nachgewiesen<br />
(TK 4607/1). Poa chaixii<br />
steht hier in etwa 30 Horsten im<br />
Randbereich einer Teichanlage. Ob es<br />
sich hierbei um ein natürliches Vorkommen<br />
handelt oder ob die Sippe<br />
mit Forstmaterial eingeschleppt wurde,<br />
ist unklar. Das gehäufte Auftreten<br />
zusammen mit weiteren in NRW ebenso<br />
collin-montan verbreiteten<br />
Sippen Calamagrostis arundinacea,<br />
Luzula sylvatica, Luzula luzuloides<br />
und Trientalis europaea könnte jedoch<br />
auf ein indigenes Vorkommen<br />
der Sippe schließen lassen.<br />
Polystichum aculeatum (L.) Roth (Dryopteridaceae)<br />
Der Gelappte Schildfarn weist selbst<br />
in den Mittelgebirgslagen von NRW<br />
lediglich eine zerstreute Verbreitung<br />
auf und ist bis Ende der 1990er Jahre<br />
für das westliche Ruhrgebiet nicht<br />
belegt gewesen. Die Art fehlt in NRW<br />
weitestgehend in der Ebene. 1998<br />
gelang erstmalig der Nachweis im<br />
oberen Forstbachtal (Mülheim an der<br />
Ruhr) an einer Lössböschung (TK<br />
4507/4, KEIL & VOM BERG 1999, VOM<br />
BERG & KEIL 2000). Dieser Wuchsort<br />
zählt naturräumlich zur Westfälischen<br />
Bucht, womit gleichzeitig ein<br />
Wiederfund der Art für diesen<br />
Naturraum einherging.<br />
Rhytidiadelphus loreus (Hedw.) Warnst.<br />
und R. triquetrus (Hedw.) Warnst.<br />
(Hypnaceae)<br />
Rhytidiadelphus loreus und R. triquetrus<br />
weisen in NRW eine relativ<br />
enge Bindung an Mittelgebirgslagen<br />
auf. Im Rahmen der Untersuchungen<br />
im Duisburg-Mülheimer Wald wurde<br />
Rhytidiadelphus loreus erstmals für<br />
den Duisburg-Mülheimer Wald nachgewiesen<br />
(FUCHS 2003, FUCHS &<br />
KEIL 2006, siehe auch DÜLL 1986,<br />
DÜLL & al. 1996). Die Art bildet im<br />
Randbereich eines Quellmoores inmitten<br />
eines Fichtenforstes einen<br />
kleineren Bestand und ist dort mit der<br />
im Untersuchungsgebiet ebenfalls<br />
sehr seltenen Binse Juncus squarrosus<br />
vergesellschaft (TK 4506/4). Im<br />
Jahr 2007 konnte Rhytidiadelphus<br />
loreus an einer weiteren Stelle des<br />
Duisburg-Mülheimer Waldes, im
NSG „Bissingheimer Wäldchen“<br />
ebenso in einem kleinen Bestand festgestellt<br />
werden (TK 4606/2). Rhytidiadelphus<br />
triquetrus wurde von der<br />
Erstautorin erstmalig 2005 im Randbereich<br />
eines Birkenbruchfragmentes<br />
am Holzenbergsbruch im Duisburg-<br />
Mülheimer Wald gefunden (TK<br />
4606/2). Hierbei handelt es sich ebenfalls<br />
nach DÜLL & al. (1996) um den<br />
Erstnachweis für das westliche Ruhrgebiet.<br />
Solidago virgaurea L. (Asteraceae)<br />
Die Art weist in NRW eine sehr enge<br />
Bindung an das Mittelgebirge und<br />
besitzt lediglich zerstreute, dem<br />
indigenen Areal vorgelagerte<br />
Vorkommen im Flachland. Im<br />
westlichen Ruhrgebiet galt die Art<br />
über 100 Jahre lang als verschollen<br />
(ehemaliger Nachweis: POLSCHER<br />
1861 „am Kassenberg“ in Mülheim-<br />
Broich) und konnte erst 2005 in<br />
einem bodensauren Buchenwald im<br />
Auberg (Mülheim-Saarn) wieder<br />
entdeckt werden (TK 4607/1, s. auch<br />
HETZEL 2005).<br />
Trientalis europaea L. (Primulaceae)<br />
Im Rahmen der Biotopkartierung in<br />
Mülheim an der Ruhr gelang VOM<br />
BERG im Jahr 1986 mit der Entdeckung<br />
einiger Exemplare von Trientalis<br />
europaea in einem Eichen-Kiefern-<br />
Bestand des Duisburg-Mülheimer<br />
Waldes ein Erstfund für das gesamte<br />
westliche Ruhrgebiet (DÜLL & KUT-<br />
ZELNIGG 1987, KEIL & VOM BERG<br />
1999). Hierbei handelt es sich ebenso<br />
um eine dem indigenen Areal mehrere<br />
Flora der Wälder im westlichen Ruhrgebiet 69<br />
Kilometer vorgelagerte Teilpopulation.<br />
Weitere aus dem westlichen Ruhrgebiet<br />
bekannte arealkundlich relevante<br />
Taxa der Waldgesellschaften, die im<br />
Rahmen dieser Untersuchung nicht<br />
mehr nachgewiesen werden konnten,<br />
sind Circaea intermedia EHRH.,<br />
(mündl. Mitt. D. Ludwig 2001,<br />
Bochum) und Gnaphalium sylvaticum<br />
L. (DÜLL & KUTZELNIGG 1987).<br />
Darüber hinaus finden sich im<br />
Duisburg-Mülheimer Wald mit<br />
Vorkommen von Lysichiton<br />
americanus Hultén & St. John (FUCHS<br />
& al. 2003), Onoclea sensibilis L.<br />
(FUCHS & KEIL 2004) und Saururus<br />
cernuus L. (SWATEK & al. 2004) drei<br />
gebietsfremde Taxa, die wegen ihres<br />
einzigen Fundortes bzw.<br />
schwerpunktmäßigen Auftretens in<br />
Nordrhein-Westfalen ebenso von<br />
pflanzengeographischem Interesse<br />
sind.<br />
Schlussfolgerungen<br />
HAEUPLER (2003) bezeichnet in<br />
sprachlicher Anlehnung an SCHWARZ<br />
(1954) das Ruhrgebiet als „Kreuzweg<br />
der Blumen“ und beschreibt damit<br />
sowohl die besondere Charakteristik<br />
der Flora, die durch einen überaus<br />
hohen Eintrag von Diasporen (Handel,<br />
Verkehr) und durch Verwilderungen<br />
(Gärten, Parks) reich an gebietsfremden<br />
Taxa ist, aber auch durch die<br />
besondere naturräumliche Lage eine<br />
Vielzahl arealkundlich bemerkenswerte<br />
Taxa aufweist. Hierfür sind in<br />
hohem Maße naturnahe Waldgebiete
70 Fuchs & Keil<br />
des westlichen Ruhrgebiets von Bedeutung.<br />
Sowohl der Duisburg-Mülheimer<br />
Wald als auch der Hiesfelder<br />
Wald sind Altwaldgebiete, die nach<br />
der Wiederbewaldung seit der Eiszeit<br />
keine nennenswerte landwirtschaftliche<br />
Nutzung erfahren haben, die die<br />
Waldentwicklung gehemmt oder verhindert<br />
hätte. Durch das mehr oder<br />
weniger über die Jahrhunderte hinweg<br />
konstante Waldklima hat sich eine<br />
Vielzahl von collin-montan verbreiteten<br />
Taxa erhalten können. Die Mehrheit<br />
dieser Taxa präferiert niederschlagsreiche<br />
Wuchsgebiete, wie sie<br />
in den Mittelgebirgslagen Nordrhein-<br />
Westfalens vorherrschen, und besiedeln<br />
die Ebene lediglich an feuchten<br />
oder nassen Waldstandorten. Dies<br />
erklärt auch, weshalb sich unter diesen<br />
Taxa eine Vielzahl von Farnpflanzen<br />
sowie zwei Moosarten verbergen.<br />
Bemerkenswerterweise finden<br />
sich hierunter einige Taxa, die in den<br />
Waldgebieten des westlichen Ruhrgebietes<br />
die Verbreitungsgrenze ihres<br />
geschlossenen mitteleuropäischen<br />
Teilareals erreichen (instruktive Beispiele<br />
sind in Tab. 1 dargestellt und<br />
bewertet). Dies korrespondiert mit<br />
den Verbreitungsgrenzen der in den<br />
Wäldern vertretenen Buchenwaldgesellschaften.<br />
So streicht die Mittelgebirgs-Assoziation<br />
Luzulo-Fagetum<br />
nahezu exakt am Prallhang und der<br />
Hauptterrasse der Ruhr (im Bereich<br />
des Aubergs, Mülheim an der Ruhr)<br />
aus, während die Tiefland-<br />
Assoziation Periclymeno-Fagetum die<br />
Buchenwaldgesellschaften des Duis-<br />
burg-Mülheimer Waldes und des<br />
Hiesfelder Waldes bestimmt (HETZEL<br />
& al. 2006).<br />
Auffällig ist unter den betrachteten<br />
Taxa die Anzahl an Neu- und Wiederfunden<br />
lange Zeit als verschollen<br />
erachteter Arten, welches nicht ausschließlich<br />
mit der intensiven Bearbeitung<br />
zu erklären ist. Zwar ist bei<br />
dem Vorkommen einiger Arten (wie<br />
z.B. Poa chaixii oder Calamagrostis<br />
arundinacea) ein Zusammenhang mit<br />
Verschleppung von Pflanzgut nicht<br />
ganz auszuschließen, wahrscheinlicher<br />
ist es jedoch, dass es sich bei den<br />
Vorkommen um Restpopulationen<br />
ehemals geschlossener Areale handelt.<br />
Ebenso konnte im Rahmen der Untersuchungen<br />
bei häufig als Zierpflanze<br />
in Gärten kultivierten indigenen Taxa<br />
wie z.B. Luzula sylvatica nicht zweifelsfrei<br />
ausgeschlossen werden, ob es<br />
sich bei einigen Vorkommen nicht um<br />
Verwilderungen handelt, da diese<br />
Sippen durchaus in die für die Pflanzen<br />
typischen Waldbiotope verwildern<br />
können. Viele der oben aufgeführten<br />
Arten sind in NRW und im<br />
Ruhrgebiet im Bestand bedroht und<br />
stehen folglich auf der Roten Liste der<br />
gefährdeten Pflanzenarten (WOLFF-<br />
STRAUB & al. 1999) oder sind bereits<br />
seit Jahrzehnten verschollen. Einige<br />
der Sippen besitzen im Betrachtungsraum<br />
einen der wenigen Wuchsorte in<br />
den Naturräumen Niederrheinisches<br />
Tiefland oder Westfälische Bucht.<br />
Solche Vorkommen sollten in der<br />
Roten Liste als „R (rare), durch extreme<br />
Seltenheit gefährdet“, geführt
werden. (WOLFF-STRAUB & al. 1999).<br />
Die Vielzahl der vorgefundenen arealkundlich<br />
bemerkenswerten Taxa<br />
belegt die hohe pflanzengeographische<br />
Bedeutung der Wälder. Hieraus<br />
resultiert eine hohe Verantwortung<br />
seitens der lokalen Landschaftsbehörden<br />
und der Forstverwaltung für den<br />
Erhalt dieser Taxa.<br />
Danksagung<br />
Herrn Dr. Randolph Kricke<br />
(Oberhausen) danken wir für die<br />
Anfertigung der Übersichtskarte,<br />
Herrn Martin Schlüpmann (Oberhausen),<br />
Peter Gausmann (Bochum),<br />
Götz Heinrich Loos (Oberhausen) und<br />
Andreas Sarazin (Essen) danken wir<br />
für kritische Anmerkungen zum<br />
Manuskript.<br />
Literatur<br />
BECKHAUS, K. 1893: Flora von<br />
Westfalen. – (Reprint 1993), Beverungen.<br />
1096 S.<br />
BERG, T. VOM & KEIL, P. 2000:<br />
Naturkundlicher Spaziergang durch<br />
das Forstbachtal. – Mülheim an der<br />
Ruhr Jahrbuch 2001(56): 98-108.<br />
DINTER, W. 1982: Waldgesellschaften<br />
der Niederrheinischen Sandplatten.<br />
– Diss. Bot. 64. 110 S.<br />
DÜLL, R. 1986: Punktkartenatlas zur<br />
Moosflora von Duisburg. Unveröffentlichtes<br />
Manuskript.<br />
DÜLL, R. & KUTZELNIGG, H. 1987:<br />
Punktkartenflora von Duisburg und<br />
Umgebung. 2. Aufl. – IDH–Verlag,<br />
Rheurdt.<br />
Flora der Wälder im westlichen Ruhrgebiet 71<br />
DÜLL, R., KOPPE, F. & MAY, R. 1996:<br />
Punktkartenflora der Moose<br />
(Bryophyta) Nordrhein-Westfalens<br />
(BR Deutschland). – IDH-Verlag,<br />
Bad Münstereifel. 218 S.<br />
FUCHS, R. 2003: Floristisch-vegetationskundliche<br />
Untersuchungen im<br />
Duisburg-Mülheimer Wald unter<br />
besonderer Berücksichtigung der<br />
Moor-, Bruch- und Auwälder. –<br />
Diplomarbeit, Universität Duisburg-Essen.<br />
179 S. + Anhang.<br />
FUCHS, R. 2005: Erlen- und Birkenbruchwald-Gesellschaften<br />
im Ruhrgebiet.<br />
– Tuexenia 25: 83-92.<br />
FUCHS, R. 2008: Semi-natural ancient<br />
forest in an urban agglomeration<br />
area and its neophyte dynamics. –<br />
In: RABITSCH, W., ESSL, F. &<br />
KLINGENSTEIN, F. (Eds.): Biological<br />
Invasions – from Ecology to<br />
Conservation. NEOBIOTA 7: 239-<br />
240.<br />
FUCHS, R., KUTZELNIGG, H., FEIGE,<br />
B. & KEIL, P. 2003: Verwilderte<br />
Vorkommen von Lysichiton americanus<br />
Hultén & St. John (Araceae)<br />
in Duisburg und Mülheim an der<br />
Ruhr. – Tuexenia 23: 373-379.<br />
FUCHS, R. & KEIL, P. 2004: Onoclea<br />
sensibilis L. – der Perlfarn im<br />
Duisburg-Mülheimer Wald (Westliches<br />
Ruhrgebiet, Nordrhein-Westfalen).<br />
– Floristische Rundbriefe 37<br />
(1/2): 103-107.<br />
FUCHS, R. & KEIL, P. 2006: Die Bedeutung<br />
des Duisburg-Mülheimer<br />
Waldes für den Naturschutz im<br />
westlichen Ruhrgebiet. – Mülheim
72 Fuchs & Keil<br />
an der Ruhr Jahrbuch 2007(62): 95-<br />
107.<br />
FUCHS, R., BACH-KOLSTER, H. &<br />
KEIL, P. 2007a: Der Duisburg-<br />
Mülheimer Wald. – Duisburger<br />
Jahrbuch 2008. Mercator Verlag:<br />
64-69.<br />
FUCHS, R., HERBRECHT, M., KEIL, P.,<br />
LOOS, G. H., PASQUALE, U. &<br />
SCHLÜPMANN, M. 2007b:<br />
Naturrundweg Hiesfelder Wald.<br />
Einführung, Informationen zu den<br />
Baumscheiben und zur Geschichte.<br />
– Beihefte zu den Jahresberichten<br />
der Biologischen Station Westliches<br />
Ruhrgebiet 2. Oberhausen. 72<br />
S.<br />
FUCHS, R., KUTZELNIGG, H., FEIGE,<br />
G. B. 2007c: Seminatural ancient<br />
forest in urban agglomeration<br />
„Ruhrgebiet“. – Acta Biologica<br />
Benrodis 13: 91-104.<br />
GRIMM, F. F. 1800: Plantas officinales<br />
circa Duisburgum crescentes. –<br />
Diss. Univ. Duisburg. 168 S.<br />
HAEUPLER, H. 2003: Das Ruhrgebiet -<br />
ein "Kreuzweg der Blumen"? –<br />
Bochumer Geographische Arbeiten.<br />
Sonderheft 14: 91-97.<br />
HAEUPLER, H., JAGEL, A. &<br />
SCHUMACHER, W. 2003: Verbreitungsatlas<br />
der Farn- und<br />
Blütenpflanzen in Nordrhein-<br />
Westfalen. – LÖBF,<br />
Recklinghausen.<br />
HETZEL, I. 2005: Vegetationskundlich-bodenökologische<br />
Analyse bodensaurer<br />
Buchenwälder im Übergang<br />
Bergisches Land – Niederrheinisches<br />
Tiefland. – Diplomar-<br />
beit, Geographisches Institut, Ruhr-<br />
Universität Bochum.<br />
HETZEL, I., FUCHS, R. KEIL, P. &<br />
SCHMITT, T. 2006:<br />
Pflanzensoziologische Stellung<br />
bodensaurer Buchenwälder im<br />
Übergang der nordrheinwestfälischen<br />
Großlandschaften<br />
Bergisches Land -<br />
Niederrheinisches Tiefland. –<br />
Tuexenia 26: 7-26.<br />
HÖPPNER, H. & PREUß, H. 1926: Flora<br />
des Westfälisch-Rheinischen<br />
Industriegebietes unter Einschluß<br />
der Rheinischen Bucht. Dortmund:<br />
Ruhfus. Schriftenreihe:<br />
Niederrheinische Landeskunde –<br />
Schriften zur Natur und Geschichte<br />
des Niederrheins. 381 S.<br />
HÖPPNER, H. 1909: Flora des<br />
Niederrheins. – 2. Aufl., Krefeld.<br />
308 S.<br />
JÄGER, W. & LEONHARDS, W. 1993:<br />
Der Schuppige Wurmfarn,<br />
Dryopteris affinis (Lowe) Fraser-<br />
Jenkins im Bergischen Land und in<br />
den angrenzenden Gebieten. –<br />
Jahresber. Naturwiss. Vereins<br />
Wuppertal 46: 90-96.<br />
KEIL, P. & BERG, T. von 1999:<br />
Seltene und bemerkenswerte Farn-<br />
und Blütenpflanzen in Mülheim an<br />
der Ruhr. – Mülheim an der Ruhr<br />
Jahrbuch 2000(55): 215-227.<br />
KEIL, P., SARAZIN, A., LOOS, G. H. &<br />
FUCHS, R. 2002: Eine bemerkenswerte<br />
industriebegleitende Pteridophyten-Flora<br />
in Duisburg, im<br />
Randbereich des Naturraumes
"Niederrheinisches Tiefland". –<br />
Decheniana 155: 5-12.<br />
KEIL, P., KOWALLIK, C., KRICKE, R.,<br />
LOOS, G. H., PASQUALE, U. &<br />
SCHLÜPMANN, M. 2008: Bericht für<br />
das Jahr 2007. – Jahresberichte der<br />
Biologischen Station Westliches<br />
Ruhrgebiet, Oberhausen 5: 83 S.<br />
KNÖRZER, K.-H. 1957: Die Pflanzengesellschaften<br />
der Wälder im<br />
nördlichen Rheinland zwischen<br />
Niers und Niederrhein und<br />
experimentelle Untersuchungen<br />
über den Einfluss einiger<br />
Baumarten auf die Krautschicht. –<br />
Geobot. Mitt. 6.<br />
KÜRTEN, W. von 1970: Die naturräumlichen<br />
Einheiten des<br />
Ruhrgebietes und seiner<br />
Randzonen. – Natur und<br />
Landschaft im Ruhrgebiet 6: 5-81.<br />
MURL 1989: Klima-Atlas von Nordrhein-Westfalen.<br />
– Offenbach<br />
(Bibliothek des DWD).<br />
OBERDORFER, E. 2001: Pflanzensoziologische<br />
Exkursionsflora. 8. Aufl. –<br />
Ulmer, Stuttgart.<br />
PAFFEN, K., SCHÜTTLER, A. &<br />
MÜLLER-MINY, H. 1963: Geographische<br />
Landesaufnahme 1:200<br />
000. Naturräumliche Gliederung<br />
Deutschlands. Die naturräumlichen<br />
Einheiten auf Blatt 108/109<br />
Düsseldorf-Erkelenz. –<br />
Bundesanstalt für Landeskunde und<br />
Raumforschung (Hrsg.). S.55<br />
PIEPER, J. 1974: Beiträge zur Flora<br />
von Mülheim a. d. Ruhr. Floristische<br />
Untersuchungen im Bereich<br />
Flora der Wälder im westlichen Ruhrgebiet 73<br />
des Meßtischblattes Nr. 4507. –<br />
Decheniana 126(1/2): 155-182.<br />
POLSCHER, W. 1861: Anleitung zur<br />
Bestimmung der in der Umgegend<br />
von Duisburg wachsenen Gräser<br />
und Verzeichnis der daselbst<br />
vorkommenden Cruciferen, Umbelliferen,<br />
Compositen, Labiaten,<br />
Juncaceen und Cyperaceen. – In:<br />
Jahresbericht über das Königliche<br />
Gymnasium, die Realschule und<br />
die Volksschule zu Duisburg<br />
(Hrsg.): Abhandlung zum<br />
Programm des Königlichen<br />
Gymnasiums und der Realschule zu<br />
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REICHSTEIN, T. 1984: Aspleniaceae –<br />
In: DOSTÁL, J., REICHSTEIN, T.,<br />
FRASER-JENKINS, C. R. & KRAMER,<br />
K. U. 1984: Pteridophyta,<br />
Spermatophyta Band I,<br />
Pteridophyta. Bd. 1(1). 3. Aufl. -<br />
Parey, Berlin, Hamburg.<br />
ROTHMALER (Begr.) 2002: Exkursionsflora<br />
von Deutschland.<br />
Gefäßpflanzen: Kritischer Band. –<br />
Spektrum Akademischer Verlag,<br />
Heidelberg, Berlin.<br />
SCHWARZ, O. 1954: Thüringen,<br />
Kreuzweg der Blumen. – Eine<br />
kleine Pflanzengeographie. Jena.<br />
Urania Verlag. 244 S.<br />
STEEGER, A., HÖPPNER, H. &<br />
STREURS, T. (1941/1966): Krefelder<br />
Naturpfade. – Verein Linker<br />
Niederrhein (Selbstverlag),<br />
Krefeld. 246 S.<br />
STEINHOFF, K. (1980): Untersuchung<br />
der Feuchtvegetation der Sandterrassengebiete<br />
östlich von Duisburg
74 Fuchs & Keil<br />
(Forstbereich Duisburger Stadtwald).<br />
– Staatsexamensarbeit Univ.<br />
Duisburg. 40 S. und Anhang.<br />
SWATEK, J. H., LOOS, G. H., KEIL, P.<br />
& H. HAEUPLER 2004: Saururus<br />
cernuus L., das Eidechsenschwänzchen,<br />
im Duisburg-Mülheimer<br />
Wald (Westliches Ruhrgebiet,<br />
Nordrhein-Westfalen). – Floristische<br />
Rundbriefe 38: 39-43.<br />
WEBER, H. E. 1995: Flora von<br />
Südwest-Niedersachsen und dem<br />
benachbarten Westfalen. – Osnabrück.<br />
WISSKIRCHEN, R. & HAEUPLER, H.<br />
1998: Standardliste der Farn- und<br />
Blütenpflanzen Deutschlands. –<br />
Ulmer, Stuttgart.<br />
WOLFF-STRAUB, R., BÜSCHER, D.,<br />
DIEKJOBST, H., FASEL, P.,<br />
FOERSTER, E., GÖTTE, R., JAGEL,<br />
A., KAPLAN, K., KOSLOWSKI, I.,<br />
KUTZELNIGG, H., RAABE, U.,<br />
SCHUHMACHER, W., VANBERG, C.<br />
1999: Rote Liste der gefährdeten<br />
Farn- und Blütenpflanzen (Pteridophyta<br />
et Spermatophyta) in<br />
Nordrhein-Westfalen. Schriftenreihe.<br />
LÖBF Bd.17. Recklinghausen.<br />
75-171.<br />
Anschriften der Verfasser<br />
Dipl. Umweltwiss. Renate Fuchs<br />
Geographisches Institut der Ruhr-<br />
Universität Bochum<br />
AG Landschaftsökologie<br />
Universitätsstr. 150<br />
44780 Bochum<br />
Dr. Peter Keil<br />
Biologische Station Westliches Ruhrgebiet<br />
e.V.<br />
Ripshorster Str 306<br />
46117 Oberhausen
Flora der Wälder im westlichen Ruhrgebiet 75<br />
Tab. 1: Auswahl arealkundlich bemerkenswerter Taxa der Altwälder des<br />
westlichen Ruhrgebietes.<br />
Phytogeographically significant taxa in ancient woodlands of the western<br />
Ruhrgebiet.<br />
montan-colline verbreitete Taxa<br />
Alchemilla xanthochlora<br />
Arctium nemorosum<br />
Asplenium scolopendrium<br />
Asplenium quadrivalens **<br />
Blechnum spicant<br />
Brachypodium pinnatum<br />
Calamagrostis arundinacea<br />
Cardamine amara<br />
Cardamine impatiens<br />
Chrysosplenium alternifolium<br />
Chrysosplenium oppositifolium<br />
Circaea intermedia<br />
Cystopteris fragilis **<br />
Dryopteris affinis s.l.<br />
Equisetum sylvaticum<br />
Galium sylvaticum<br />
Gnaphalium sylvaticum<br />
Gymnocarpium dryopteris<br />
Hypericum pulchrum<br />
Luzula luzuloides<br />
Luzula sylvatica<br />
Lycopodium clavatum<br />
Mercurialis biennis<br />
Myosotis nemorosa<br />
Orchis mascula<br />
Oreopteris limbosperma<br />
Orobanche rapum-genistae<br />
Pedicularis sylvatica<br />
Phegopteris connectilis<br />
Phyteuma nigrum<br />
Poa chaixii<br />
Polystichum aculeatum<br />
Potentilla sterilis<br />
Rhytidiadelphus loreus<br />
Rhytidiadelphus triquetrus<br />
Solidago virgaurea<br />
Trientalis europaea<br />
N ++<br />
† +<br />
† ++<br />
-<br />
-<br />
† +<br />
N ++<br />
-<br />
N -<br />
W +<br />
W ++<br />
W ++<br />
++<br />
N ++<br />
-<br />
† ++<br />
† -<br />
N ++<br />
W/N +<br />
++<br />
++<br />
† +<br />
-<br />
N ++<br />
† +<br />
W/N ++<br />
++<br />
† +<br />
W/N ++<br />
† -<br />
N ++<br />
N ++<br />
+<br />
N ++<br />
N ++<br />
N +<br />
W/N ++<br />
planar verbreitet Taxa<br />
Calla palustris<br />
Carex elata<br />
Carex riparia<br />
Castanea sativa<br />
Ceratocapnos claviculata<br />
Ceratophyllum demersum *<br />
Hottonia palustris<br />
Hydrocharis morus-ranae *<br />
Hydrocotyle vulgaris<br />
Lemna gibba *<br />
Lemna trisulca *<br />
Luronium natans<br />
Mespilus germanica<br />
Myrica gale<br />
Oenanthe fistulosa<br />
Peucedanum palustre<br />
Populus nigra<br />
Ulmus laevis<br />
†<br />
W<br />
W<br />
W<br />
W<br />
W<br />
W<br />
†<br />
†<br />
†<br />
W<br />
N<br />
++<br />
+<br />
-<br />
-<br />
++<br />
-<br />
++<br />
+<br />
-<br />
+<br />
+<br />
++<br />
-<br />
++<br />
++<br />
++<br />
++<br />
+<br />
Zeichenerklärung: † – ehemaliges<br />
Vorkommen, heute verschollen;<br />
N – Neufund, W – Wiederfund;<br />
* Vorkommen in Artenschutzgewässern<br />
innerhalb der Wälder;<br />
** Vorkommen an Mauern innerhalb<br />
der Wälder<br />
Bewertung: (++) Taxon markiert<br />
exakt den Arealrand, (+) Taxon<br />
markiert gut den Arealrand;<br />
(-) Taxon markiert mehr oder<br />
weniger ungenau den Arealrand
76 Fuchs & Keil<br />
Abb. 1: Übersichtkarte des westlichen Ruhrgebiets mit Naturräumlicher<br />
Gliederung und Darstellung der im Text behandelten Wälder.<br />
The western Ruhrgebiet, its ecoregions and the position of the woodlands regarded<br />
in this paper.
Florist. Rundbriefe 42 (2008), 77-82 2009 77<br />
EIN FUND VON CHORISPORA TENELLA IN SÜDNIE<strong>DER</strong>SACHSEN<br />
<strong>—</strong> Eckhard Garve und Dietmar Zacharias <strong>—</strong><br />
Herrn Prof. Dr. Henning Haeupler in langjähriger Verbundenheit gewidmet<br />
Kurzfassung: Es wird über einen Nachweis der Brassicaceae Chorispora<br />
tenella berichtet, die als Neophyt 1998 und 1999 auf einer Ruderalfläche in<br />
Hildesheim-Drispenstedt (Niedersachsen) gefunden wurde. Die<br />
Vergesellschaftung wurde in beiden Jahren mit Vegetationsaufnahmen<br />
dokumentiert.<br />
Schlüsselwörter: Zarte Gliederschote, Kreuzblütler, Brassicaceae, Flora,<br />
Neophyt, Niedersachsen, Ruderalflora<br />
Abstract: Purple Mustard (Chorispora tenella) in Southern Lower Saxony. A<br />
neophytic occurrence of Chorispora tenella (family Brassicaceae) is recorded<br />
in 1998 and 1999 colonising a disturbed area in Hildesheim-Drispenstedt<br />
(Lower Saxony). The vegetation with Chorispora is documented by relevés in<br />
both years.<br />
Keywords: Purple Mustard, Mustard family, Brassicaceae, flora, neophyte,<br />
Lower Saxony, ruderal site<br />
Einleitung und Fundumstände<br />
Die Überraschung war groß, als Mitte<br />
Mai 1998 die Botaniker der niedersächsischen<br />
Fachbehörde für Naturschutz<br />
auf einer kleinen Ruderalfläche<br />
unmittelbar vor ihrem neu bezogenen<br />
Dienstgebäude in Hildesheim-Drispenstedt<br />
(TK 3825/2) eine zart violett<br />
blühende Pflanzenart fanden, die sie<br />
nicht kannten. Da Bestimmungsversuche<br />
mit den gängigen Bestimmungsfloren<br />
(GARCKE 1972; ROTHMALER<br />
1990; OBERDORFER 1994; SCHMEIL &<br />
FITSCHEN 1996) scheiterten, führte<br />
erst die Recherche in einer bulgari-<br />
schen Flora (JORDANOV &<br />
KOŽUHAROV 1970) zum Erfolg: Es<br />
handelte sich um die Brassicaceae<br />
Chorispora tenella, mit deutschem<br />
Namen Zarte Gliederschote.<br />
Heike Zacharias fertigte 1998 eine<br />
Skizze der größten in Hildesheim<br />
wachsenden Pflanze an (Abb. 1).<br />
Damit verstehen wir diese Arbeit als<br />
Beitrag zu der von H. Haeupler geförderten<br />
Serie „Pflanzen, von denen<br />
in der mitteleuropäischen Literatur<br />
selten oder gar keine Abbildungen zu<br />
finden sind“.
78 Garve & Zacharias<br />
Das natürliche Verbreitungsgebiet der<br />
Zarten Gliederschote Chorispora<br />
tenella (Pall.) DC. umfasst den Raum<br />
von Osteuropa bis China. Der „Atlas<br />
Florae Europaeae“ zeigt die aktuell<br />
bekannte Verbreitung in Europa (JA-<br />
LAS & SUOMINEN 1994: 121).<br />
Daneben ist dieser Kreuzblütler in den<br />
gemäßigten Zonen als Neophyt weit<br />
verschleppt worden. In Teilen<br />
Nordamerikas gilt die Art wegen ihrer<br />
hohen Abundanz und dem teilweise<br />
massenhaften Auftreten in<br />
Getreidefeldern als Problempflanze<br />
(„invasive species“). Eine<br />
Verbreitungskarte (http://plants.usda.<br />
gov) und eindrucksvolle Fotos von<br />
Aspekt bildenden Beständen<br />
(http://www.<br />
swcoloradowildflowers.com) zeigen<br />
die flächenhaften Vorkommen in<br />
Nordamerika. Aus Mitteleuropa<br />
wurden bislang vergleichsweise<br />
wenige Funde bekannt (z. B. MELZER<br />
1988). Mehrfach wird dabei<br />
gemutmaßt (z. B. ADLER & al. 1994),<br />
dass diese Art mit Rasensaat eingeschleppt<br />
wurde. Auch aus<br />
Deutschland liegen verschiedentlich<br />
Fundmeldungen vor (z. B.<br />
CHRISTIANSEN 1953; RUNGE 1990).<br />
Einen Erstnachweis für Niedersachsen<br />
stellt dieser Fund nicht dar, denn<br />
bereits Anfang des 20. Jahrhunderts<br />
wurde diese Art adventiv bei<br />
Osnabrück gefunden (KOCH 1934) mit<br />
dem Zusatz „Verschleppt mit<br />
Hühnerfutter!“.<br />
Das Hildesheimer Vorkommen befand<br />
sich auf einer Ruderalfläche vor<br />
dem Gebäude „Am Flugplatz 14“,<br />
unmittelbar angrenzend an einen neu<br />
gestalteten Parkplatz für die Mitarbeiter<br />
des damaligen Niedersächsischen<br />
Landesamtes für Ökologie (NLÖ,<br />
Abt. Naturschutz), von denen im Januar<br />
1998 dieses Gebäude neu bezogen<br />
wurde. Nach dem Bau des Parkplatzes<br />
wurde die Fläche mit sandigschluffigem<br />
Boden aufgefüllt. Es<br />
entwickelte sich eine lückige Ruderalvegetation,<br />
in der neben kurzlebigen<br />
aber auch bereits zahlreiche ausdauernde<br />
Arten vertreten waren. Innerhalb<br />
dieser Fläche standen auch<br />
drei ältere Picea pungens, die den<br />
Wuchsbereich von Chorispora leicht<br />
beschatteten. Am 19.5.1998 und in<br />
den Tagen danach konnten fünf Chorispora-Pflanzen<br />
entdeckt werden.<br />
Um die Wuchsmöglichkeiten der<br />
scheinbar konkurrenzschwachen Zarten<br />
Gliederschote zu erhalten, wurde<br />
im Oktober 1998 der Oberboden<br />
durch Grubbern und Harken gestört.<br />
Im Mai 1999 erschienen dann zwei<br />
Pflanzen, allerdings mit deutlich verminderter<br />
Wuchshöhe. Im Sommer<br />
1999 war der Deckungsgrad der Begleitvegetation<br />
im Vergleich zum<br />
Vorjahr von 25 % auf 70 % und deren<br />
Wuchshöhe von 2 bis 50 cm auf 5 bis<br />
130 cm angestiegen. Mit dem Verschwinden<br />
offener Bereiche und niedrigwüchsiger<br />
Begleitarten ist Chorispora<br />
tenella seit dem Jahr 2000 an<br />
dem beschriebenen Wuchsort nicht<br />
mehr festgestellt werden. Dieses Vor-
kommen wurde bereits kurz in der<br />
„Flora von Hildesheim“ (MÜLLER<br />
2001) und dem „Verbreitungsatlas der<br />
Farn- und Blütenpflanzen in Niedersachsen<br />
und Bremen“ (GARVE 2007:<br />
51) erwähnt. Ein Herbarbeleg befindet<br />
sich im Besitz des Erstautors.<br />
Vergesellschaftung<br />
In den Jahren 1998 und 1999 wurde<br />
eine jeweils 8 m² große Vegetationsaufnahme<br />
im Wuchsbereich der Art<br />
auf identischer Fläche angefertigt<br />
(Deckungswerte und Soziabilität nach<br />
Braun-Blanquet, s. DIERSCHKE 1994).<br />
Die Aufnahmen (Tab. 1)<br />
dokumentieren das Auftreten von<br />
Chorispora tenella in einem<br />
Sisymbrion-Bestand, der im weiteren<br />
Sinne dem Lactuco-Sisymbrietum<br />
altissimi in der Variante von Apera<br />
spica-venti der typischen<br />
Subassoziation (BRANDES 1990)<br />
angeschlossen werden kann.<br />
Danksagung<br />
Frau Heike Zacharias (Bremen) danken<br />
wir vielmals für die Anfertigung<br />
der Zeichnung und Prof. Drs.<br />
Heinrich E. Weber (Bramsche) für<br />
Literaturrecherchen.<br />
Literatur<br />
ADLER, W., OSWALD, K. & FISCHER,<br />
R. (1994):Exkursionsflora von<br />
Österreich. – 1180 S. Stuttgart &<br />
Wien.<br />
BRANDES, D. (1990): Verbreitung,<br />
Ökologie und Vergesellschaftung<br />
von Sisymbrium altissimum in<br />
Chorispora tenella in Südniedersachsen 79<br />
Nordwestdeutschland. – Tuexenia<br />
30: 67-82. Göttingen.<br />
CHRISTIANSEN, W. 1953: Neue kritische<br />
Flora von Schleswig-Holstein.<br />
– 532 S. Rendsburg.<br />
DIERSCHKE, H. (1994):<br />
Pflanzensoziologie. – 683 S.<br />
Stuttgart.<br />
GARCKE, A. (1972): Illustrierte Flora.<br />
Deutschland und angrenzende<br />
Gebiete. – 23. Aufl. 1607 S. Berlin<br />
& Hamburg.<br />
GARVE, E. (2007): Verbreitungsatlas<br />
der Farn- und Blütenpflanzen in<br />
Niedersachsen und Bremen. –<br />
Naturschutz Landschaftspfl.<br />
Niedersachsen 43. 507 S.<br />
Hannover.<br />
JALAS, J. & SUOMINEN, J. (1994):<br />
Atlas Florae Europaeae. – Vol. 10.<br />
224 S. Helsinki.<br />
JORDANOV, D. & KOŽUHAROV, S.<br />
(1970): Flora Reipublicae Popularis<br />
Bulgaricae. – Vol. 4. 746 S.<br />
Serdicae.<br />
KOCH, K. (1934): Flora des Regierungsbezirks<br />
Osnabrück und der<br />
benachbarten Gebiete. – 579 S.<br />
Osnabrück.<br />
MELZER, H. (1988): Über Chorispora<br />
tenella, einen südosteuropäischasiatischen<br />
Kreuzblütler, Viola<br />
cucullata, das Amerikanische<br />
Veilchen, und andere<br />
Pflanzenfunde in Kärnten. –<br />
Carinthia II, 178: 561-566.<br />
Klagenfurt.<br />
MÜLLER, W. (2001): Flora von Hildesheim.<br />
– Mitt. Paul-Feindt-Stiftung<br />
3. 366 S. Hildesheim.
80 Garve & Zacharias<br />
OBERDORFER, E. (1994):<br />
Pflanzensoziologische<br />
Exkursionsflora. – 7. Aufl. 997 S.<br />
Stuttgart.<br />
ROTHMALER, W. (1990, Begr.): Exkursionsflora<br />
von Deutschland. Bd.<br />
4: Kritischer Band. – 8. Aufl. 622<br />
S. Jena.<br />
RUNGE, F. (1990): Die Flora<br />
Westfalens. – 3. Aufl. 589 S.<br />
Münster.<br />
SCHMEIL, O. & FITSCHEN, J. (1996,<br />
Begr.): Flora von Deutschland und<br />
angrenzender Länder. – 90. Aufl.<br />
Wiesbaden.<br />
Internetquellen<br />
http://en.wikipedia.org [28.08.2008]<br />
http://plants.usda.gov [28.08.2008]<br />
http://www.agroatlas.spb.ru<br />
[28.08.2008]<br />
http://www.swcoloradowildflowers.co<br />
m [28.08.2008]<br />
Anschriften der Verfasser<br />
Dr. Eckhard Garve<br />
Niedersächsischer Landesbetrieb für<br />
Wasserwirtschaft, Küsten- und<br />
Naturschutz (NLWKN)<br />
Betriebsstelle Süd<br />
Rudolf-Steiner-Str. 5<br />
38120 Braunschweig<br />
E-Mail: eckhard.garve@nlwknbs.niedersachsen.de<br />
Prof. Dr. Dietmar Zacharias<br />
Hochschule Bremen<br />
Fakultät 5/ISTAB<br />
Neustadtswall 30<br />
28199 Bremen<br />
E-Mail: dietmar.zacharias@hsbremen.de
Chorispora tenella in Südniedersachsen 81<br />
Abb. 1: Habitus, Blüte und Schote von Chorispora tenella aus Hildesheim<br />
(Zeichnung: Heike Zacharias).<br />
Inflorescence, flower and siliqua of Chorispora tenella from Hildesheim.
82 Garve & Zacharias<br />
Tab. 1: Vergesellschaftung von Chorispora tenella am Parkplatz des NLÖ in<br />
Hildesheim.<br />
Relevés with Chorispora tenella on the NLÖ car park in Hildesheim.<br />
Datum 29.05.1998 16.07.1999<br />
Fläche 8m² 8m²<br />
Deckung Krautschicht 25 % 70 %<br />
Vegetationshöhe 2-50 cm 5-130 cm<br />
Artenzahl 37 43<br />
Chorispora tenella +.2 +.2<br />
AC Lactuco-Sisymbrietum altissimi<br />
Sisymbrium altissimum +.2<br />
D Variante von Apera spica-venti<br />
Apera spica-venti 2.2 2.2<br />
Polygonum aviculare agg. +.2 +.2<br />
VC Sisymbrion<br />
Descurainia sophia 2.2 2.2<br />
Lactuca serriola +.1 1.1<br />
Senecio viscosus +.2 1.2<br />
OC Sisymbrietalia<br />
Conyza canadensis 1.1 2.2<br />
KC Stellarietea<br />
Tripleurospermum perforatum 2.2 3.3<br />
Chenopodium album 2.1 2.2<br />
Capsella bursa-pastoris 2.1 1.1<br />
Stellaria media ssp. media 2.1<br />
Senecio vulgaris 1.1 r<br />
Sonchus oleraceus +.1 1.1<br />
Vicia sativa ssp. sativa +.1 +.2<br />
Sonchus asper +.1 +.1<br />
Polygonum convolvulus +.1 r<br />
Vicia hirsuta r 1.2<br />
Atriplex patula r r<br />
Viola arvensis r<br />
Fumaria officinalis ssp. officinalis r<br />
Papaver rhoeas 1.2<br />
Sonchus arvensis +.2<br />
Begleiter<br />
Elymus repens 1.2 2.2<br />
Acer pseudoplatanus (Keimlinge) 1.2 1.2<br />
Veronica hederifolia ssp. lucorum 1.2 +.2<br />
Matricaria discoidea 1.2 +.2<br />
Dactylis glomerarta ssp. glomerata +.2 2.2<br />
Poa trivialis +.2 1.2<br />
Poa annua +.2 +.2<br />
Agrostis stolonifera +.1 1.2<br />
Arabidopsis thaliana +.1 +.1<br />
Epilobium ciliatum +.1 +.1<br />
Artemisia vulgaris r 1.2<br />
Urtica dioica r +.2<br />
Plantago major ssp. major r +.2<br />
Trifolium dubium r<br />
Medicago lupulina r<br />
Juncus bufonius r<br />
Poa pratensis 1.2<br />
Galium aparine 1.2<br />
Cirsium arvense 1.2<br />
Festuca rubra ssp. rubra 1.2<br />
Lapsana communis 1.1<br />
Taraxacum officinale agg. +.2<br />
Solidago gigantea +.2<br />
Glechoma hederacea +.2<br />
Crepis capillaris +.2<br />
Daucus carota +.2<br />
Cornus sanguinea juv. r
Florist. Rundbriefe 42 (2008), 83-92 2009 83<br />
EINE NEUE RUBUS-ART MIT MONTANER VERBREITUNG IN WESTFALEN<br />
<strong>—</strong> Heinrich E. Weber <strong>—</strong><br />
Kurzfassung: Rubus haeupleri (Serie Glandulosi) wird als neue Art<br />
beschrieben. Sie gehört wegen der langen dunkelvioletten Stieldrüsen zum<br />
Rubus hirtus-Aggregat. Ihre bekannte Verbreitung umfasst vorwiegend sub-<br />
bis hochmontane Höhenlagen in Westfalen vom Süderbergland bis zum<br />
Weserbergland. Benannt ist sie nach Prof. Dr. Henning Haeupler (Bochum).<br />
Schlüsselwörter: Rubus, Glandulosi, Batologie, Westfalen, Brombeeren,<br />
Taxonomie, neue Arten<br />
Abstract: The new bramble species Rubus haeupleri (ser. Glandulosi) is<br />
described. It belongs to the Rubus hirtus group because of its dark-violet<br />
long-stalked glands. Its known distribution area reaches in the sub- to highmontane<br />
zone of Westphalia (NW-Germany) from the southernmost "Süderbergland"<br />
to the Weser-Bergland. It is named after Prof. Dr. Henning Haeupler<br />
(Bochum).<br />
Keywords: Rubus, Glandulosi, batology, Westphalia, brambles, taxonomy,<br />
new species<br />
1. Einleitung<br />
Westfalen gehört in Europa zu den<br />
batologisch (brombeerkundlich) am<br />
besten erforschten Gebieten. So gut<br />
wie alle als Arten akzeptierbaren Sippen<br />
sind im Inventar und in ihren<br />
Verbreitungsmustern erfasst (vgl. u. a.<br />
WEBER 1985, 1998, 2008 und die dort<br />
zitierte Literatur). Einige Sippen, die<br />
meist schon jahrzehntelang bekannt<br />
und teilweise mit provisorischen Namen<br />
versehen waren, wurden in neuerer<br />
Zeit beschrieben und gültig benannt,<br />
so etwa Rubus pseudolusaticus<br />
Loos 2001, R. hilsianus H. E. Weber<br />
2003 und R. griesiae H. E. Weber<br />
2003. Schon seit der Kartierung für<br />
die Rubi Westfalici (WEBER 1985)<br />
war dem Verfasser eine zum Rubus<br />
hirtus-Aggregat zu zählende Sippe<br />
aufgefallen, deren genaue Abgrenzung<br />
und Bewertung jedoch noch<br />
weitere Untersuchungen erforderte.<br />
Sie wird hier erstmal beschrieben und<br />
gültig benannt.<br />
2. Material und Methoden<br />
Die Ergebnisse beruhen auf Untersuchungen<br />
im Gelände und dem Studium<br />
von Herbarmaterial. Herbarien<br />
sind mit ihren internationalen Abkürzungen<br />
(HOLMGREN & al. 1990) be-
84 Weber<br />
zeichnet, das des Verfassers ist mit<br />
We angegeben. Die Fundorte sind<br />
dem Viertelquadranten-Raster der TK<br />
25 (Amtliche Karte 1:25.000, „Messtischblatt“)<br />
zugeordnet, ausnahmsweise<br />
auch in einem feineren Raster, wie<br />
es durch weitere Quadrierung der<br />
Felder erreicht wird (WEBER 1975)<br />
sowie mit Angabe der Koordinaten.<br />
Die Nummer der Herbarbelege enthält<br />
zugleich auch das Sammeldatum, das<br />
daher nicht gesondert angegeben<br />
wird. So bedeutet etwa Weber<br />
75.826.23, dass der Beleg vom Verfasser<br />
am 36.8.1975 (als 23. Beleg des<br />
Tages) gesammelt wurde.<br />
Herrn Werner Jansen (Itzehoe) danke<br />
ich herzlich für die Ausleihe von<br />
Herbarexemplaren, die er in Hessen<br />
sammelte.<br />
3. Rubus haeupleri H. E. Weber<br />
spec. nov. (Abb. 1-3)<br />
3.1. Beschreibung<br />
Turio prostratus, in partis ± apricis<br />
obscure vinosus, subteres usque<br />
obtuse angulatus faciebus leviter<br />
convexis, pilis pro maxima parte<br />
singulis ± patentibus usque ad 0,8 mm<br />
longis pilis parvioribus fasciculatis<br />
intermixtis subvillosus, glandulis<br />
stipitatis inaeqalibus densis (ca. 30-60<br />
per 1 cm lateris) usque 1-1,5 mm<br />
longis obsitus, aculeis gracilibus vel<br />
subulatis inaequalibus reclinatis vel<br />
leviter curvatis usque ad 3,5-4 (-4,5)<br />
mm longis, basi 2 mm latis, 7-11 per<br />
5 cm armatus, praeterea aculeolis<br />
aciculisque (vulgo glanduliferis)<br />
multis instructus.<br />
Folia 3-nata, partim 4- vel pedato 5nata,<br />
supra 5-30 pilis per cm², subtus<br />
viridia, pilis ad nervos pectinatis (sub-<br />
)velutina. Foliolum terminale breviter<br />
petiolulatum (longitudo petioluli 21-<br />
27 % longitudinis laminulae), e basi<br />
leviter cordata vel rotundata obovatum<br />
vel ellipticum (raro subovatum)<br />
apice 10-15 (-18) mm longe (interdum<br />
submucronate) attenuatum, subaequaliter<br />
usque periodice dentibus peracutis<br />
vulgo 2-2,5 (-3) mm alte dentibus<br />
principalibus saepe paulo longioribus<br />
et plerumque partim leviter excurvatis<br />
serratum. Foliola infima foliorum 5natorum<br />
1-3(-4) mm petiolulata. Petiolus<br />
foliolis infimis multo longior,<br />
pilis ± adpressis et glandulis stipitatis<br />
multis obsitus, 7-11 aculeis subulatis<br />
reclinatis munitus. Stipulae filiformes,<br />
pilis glandulisque stipitatis multis<br />
instructae.<br />
Inflorescentia irregulariter subcylindrica<br />
vel paulo pyramidalis, apice<br />
obtusa, plerumque 3-5 cm infra apicem<br />
aphylla, praeterea foliis indivisis<br />
et (2-) 3-natis foliolis terminalibus<br />
obovatis foliolis lateralibus 1-4 mm<br />
stipitatis instructa. Rachis breviter<br />
pilosus et glandulis stipitatis inaequalibus<br />
densis obsita, aculeis acicularibus<br />
reclinatis usque 3(-4) mm longis,<br />
3-6 per 5 cm munita. Pedicelli pro<br />
maxima parte 20-25 (-30) mm longi,<br />
pilis fasciculatis adpresis densis glandulisque<br />
stipitatis inaequalibus multis<br />
obscure violaceis pro maxima parte<br />
0,6 mm partim usque 1(-1,5) mm<br />
longis instructi, 3-7 (-9) aculeis subu-
latis paulo reclinatis saepe leviter<br />
curvatis usque 2 mm longis armati.<br />
Sepala postea filiformiter elongata ±<br />
erecta, ± aculeata, glandulisque stipitatibus<br />
violaceis multis. Petala alba,<br />
subspathulata usque anguste obovata,<br />
7-10 mm longa, 3-5 mm longa. Stamina<br />
alba stylos albovirescetes aequantia<br />
vel paulo superantia. Antherae<br />
glabrae. Ovaria glabra vel pilis singulis<br />
instructa. Receptaculum pilis paucis.<br />
Floret VII.<br />
Rubus e sect. Rubus ser. Glandulosi<br />
(Wimm. & Grab. ) Focke. Crescit in<br />
Germania occidentali (Westfalia<br />
australis).<br />
Typus: Westfalen, Weg am Südost-<br />
Hang des Kahlen Asten, von der B236<br />
Richtung Lenneplätze, nahe der<br />
Bundesstraße, 750 m s. m., E8°29’44”<br />
N51°19’31” (4816.2244), 28.6.2007,<br />
Weber 07.628.6 (HBG, holotypus,<br />
MSTR, We, isotypi).<br />
Nominatus secundum cl. virum<br />
doctissimum scientiae botanicae, amicum<br />
mei Prof. Dr. Henning Haeupler<br />
(Universitas Bochumensis)<br />
extraordinarie meritum praecipue in<br />
exploratione florae Germaniae.<br />
Schössling niederliegend, auf der ±<br />
besonnten Seite dunkelweinrot, fast<br />
stielrund bis stumpfkantig mit gewölbten<br />
Seiten, dichthaarig mit einfachen,<br />
± abstehenden, bis etwa 0,8 mm<br />
langen Haaren und dazu mit kürzeren<br />
Büschelhärchen, mit vielen (etwa mit<br />
30-60 pro cm Seite) ungleichen, bis<br />
etwa 1 (-1,5) mm langen Stieldrüsen.<br />
Stacheln zu 7-11 pro 5 cm, dünn un-<br />
Eine neue Rubus-Art in Westfalen 85<br />
gleich, aus bis 2 mm verbreiterter<br />
Basis rückwärts geneigt oder etwas<br />
gekrümmt, bis 3,5-4 (-4,5) mm lang,<br />
dazu mit vielen (meist Drüsen tragenden)<br />
Stachelchen und Drüsenborsten.<br />
Blätter 3-zählig, dazu auch teilweise<br />
4- bis deutlich fußförmig 5-zählig,<br />
oberseits mit 5-30 Haaren pro cm²,<br />
unterseits grün, von nervenständigen,<br />
gekämmten Haaren ± samtig weich.<br />
Endblättchen kurz gestielt<br />
(Stielchenlänge etwa 21-27 % der<br />
Spreitenlänge), aus etwas<br />
herzförmiger bis abgerundeter Basis<br />
verkehrt eiförmig oder elliptisch,<br />
seltener schwach eiförmig, mit (oft<br />
etwas abgesetzter) 10-15 (-18) mm<br />
langer Spitze. Serratur mit scharfen,<br />
etwas aufgesetzt bespitzten Zähnen<br />
fast gleichmäßig bis periodisch mit<br />
etwas längeren, oft teilweise schwach<br />
auswärts gekrümmten Hauptzähnen,<br />
meist bis etwa 2-2,5 mm tief. Untere<br />
Seitenblättchen 5-zähliger Blätter 1-3<br />
(-4) mm lang gestielt. Blattstiel viel<br />
länger als die unteren Seitenblättchen,<br />
± angedrückt behaart und dicht stieldrüsig,<br />
mit 7-11 geneigten dünnen<br />
Stacheln. Nebenblättchen fadenförmig,<br />
behaart und stieldrüsig.<br />
Blütenstand unregelmäßig zylindrisch<br />
oder etwas pyramidal, stumpf endigend,<br />
meist 3-5 cm unterhalb der<br />
Spitze blattlos, im übrigen mit einfachen<br />
und (2-) 3-zähligen Blättern.<br />
Deren Endblättchen verkehrt eiförmig,<br />
die Seitenblättchen 1-4 mm lang<br />
gestielt. Achse dicht kurzhaarig und<br />
mit dichten ungleichen Stieldrüsen<br />
und Drüsenborsten, pro 5 cm mit etwa
86 Weber<br />
3-6 etwas ungleichen, nadeligpfriemlichen,<br />
geneigten, 3-4 mm langen<br />
Stacheln. Blütenstiele in der<br />
Mehrzahl 20-25 (-30) mm lang, angedrückt<br />
wirrhaarig, mit vielen ungleichen,<br />
überwiegend bis 0,6 mm, teils<br />
bis 1 (-1,5) mm langen, dunkelvioletten<br />
Stieldrüsen sowie mit 3-7 (-9)<br />
ungleichen, geraden oder schwach<br />
gekrümmten, bis 2 mm langen Stacheln.<br />
Kelchzipfel zuletzt sich meist<br />
fadenförmig verlängernd, ± bestachelt,<br />
mit dunkelvioletten Stieldrüsen,<br />
nach der Blüte aufgerichtet. Kronblätter<br />
weiß, spatelförmig bis schmal<br />
verkehrt eiförmig, 7-10 mm lang, 3-5<br />
mm breit. Staubblätter mit kahlen<br />
Antheren die weißgrünlichen Griffel<br />
nicht oder wenig überragend. Fruchtknoten<br />
kahl oder mit einzelnen Härchen.<br />
Fruchtboden schwach behaart.<br />
Blütezeit: Juli.<br />
Rubus der Serie Glandulosi (Wimmer<br />
& Grab.) Focke.<br />
3.2. Diagnostische Merkmale<br />
Rubus haeupleri gehört innerhalb der<br />
Serie Glandulosi, die durch dünne,<br />
ungleich lange Stacheln und viele<br />
relativ lange Stieldrüsen gekennzeichnet<br />
ist, zum Aggregat des Rubus<br />
hirtus Waldst. & Kit. Hierzu zählen<br />
Brombeeren mit dunkelvioletten,<br />
meist (teilweise) langen Stieldrüsen,<br />
die vor allem im Blütenstand auffallen<br />
(Abb. 3). Diese Gruppe ist im mittleren<br />
bis südlichen Europa und Westasien<br />
in Gebirgen von der (sub-)montanen<br />
bis subalpinen Stufe weit verbreitet<br />
und dieses vorwiegend in<br />
Hunderttausenden von singulären<br />
oder eng lokal verbreiteten Biotypen.<br />
Nur wenige davon haben sich als<br />
apomiktische Sippen mit regionaler<br />
oder weiterer Verbreitung stabilisiert.<br />
In Westfalen ist dieses neben Rubus<br />
haeupleri der in neuerer Zeit benannte<br />
Rubus speculatus Matzke-Hajek.<br />
Dieser erreicht vom Bergischen Land<br />
aus den äußersten Süden des Berglands<br />
in der Gegend von Freudenberg<br />
und wurde wegen seiner roten Griffel<br />
und kurzen Staubblätter von UTSCH<br />
(1893) für Rubus guentheri Weihe<br />
gehalten (MATZKE-HAJEK 1997, WE-<br />
BER 1998). Er unterscheidet sich von<br />
Rubus haeupleri vor allem durch oberseits<br />
stark glänzende Blätter (Name!).<br />
Diese sind unterseits nicht<br />
weichhaarig und sehr fein (nur 1-2<br />
mm tief) gesägt, außerdem haben sie<br />
meist umgekehrt eiförmige Endblättchen<br />
mit deutlich aufgesetzter Spitze.<br />
Ein abweichendes Blütenmerkmal<br />
sind die rötlichen Griffel. Auch einige<br />
andere in Westfalen vorkommende<br />
Arten mit dunkelvioletten Stieldrüsen<br />
im Blütenstand können im weiteren<br />
Sinne dem Rubus hirtus-Aggregat<br />
zugeordnet werden. Das sind vor<br />
allem Rubus atrovinosus H. E. Weber<br />
mit schwach behaartem Schössling<br />
und roten Griffeln und R. oreades P.<br />
J. Müll. & Wirtgen mit (fast) kahlem<br />
Schössling, unterseits nicht oder kaum<br />
fühlbar behaarten Blättern und meist<br />
etwas rotfüßigen Griffeln. Auch Rubus<br />
pseudolusaticus Loos 2001 (= R.<br />
lusaticus forma bei WEBER 1985)<br />
zeigt häufig dunkelrote Stieldrüsen im
Blütenstand. Er unterscheidet sich von<br />
R. haeupleri durch fast ausschließlich<br />
3-zählige, unterseits nicht fühlbar<br />
behaarte Blätter mit schlanken, verkehrt<br />
eiförmigen Endblättchen. Wie<br />
bei anderen Vertretern des Rubus<br />
hirtus-Aggregats können auch bei R.<br />
haeupleri die Stieldrüsen vor allem an<br />
lichtarmen Standorten mehr oder<br />
minder verblassen. Dennoch bleibt die<br />
Art wegen der Kombination der übrigen<br />
Merkmale gut erkennbar. Neben<br />
den genannten Arten kommen im<br />
Süderbergland, seltener im Weserbergland<br />
Westfalens vereinzelt auch<br />
abweichende, unter sich verschiedene<br />
Vertreter aus dem Rubus hirtus-<br />
Aggregat vor.<br />
3.3. Etymologie und Nomenklatur<br />
Die Art ist in jahrzehntelanger freundschaftlicher<br />
Verbundenheit benannt<br />
zu Ehren des hoch verdienten<br />
Botanikers Prof. Dr. Henning<br />
Haeupler (Bochum).<br />
Da diese Brombeere auch bei Freudenberg<br />
und damit im Wohngebiet<br />
des westfälischen Batologen Jakob<br />
Utsch (1824-1901) vorkommt, wurde<br />
sie vielleicht von diesem (z. B. in<br />
UTSCH 1893) als eine seiner Formen<br />
des Rubus hirtus benannt, doch ist<br />
eine entsprechende Zuordnung angesichts<br />
seiner hierfür unzureichenden<br />
Diagnosen nicht möglich. Sein Herbarium,<br />
das vielleicht Aufschluss gegeben<br />
hätte, verbrannte bei einem Bombenangriff<br />
im letzten Krieg im Botanischen<br />
Museum Berlin-Dahlem (B).<br />
Eine neue Rubus-Art in Westfalen 87<br />
Vielleicht kommt die Art auch im<br />
angrenzenden Bergischen Land vor,<br />
von wo Theodor Braeucker (1815-<br />
1882) aus dem Raum Gummersbach<br />
eine Reihe neuer Brombeerarten beschrieb.<br />
Keine dieser Artbeschreibungen,<br />
die teilweise durch noch vorhandene<br />
Herbarbelege dokumentiert sind,<br />
trifft jedoch auf die hier beschriebene<br />
Sippe zu.<br />
3.4. Ökologie und Verbreitung<br />
Rubus haeupleri ist, wie es für<br />
Brombeeren des Rubus hirtus-<br />
Aggregats charakteristisch ist, ein<br />
Bewohner höherer Lagen, das heißt in<br />
Westfalen vorwiegend der submontanen<br />
bis montanen, vereinzelt auch<br />
der hochmontanen Stufe. Drei<br />
Fundorte liegen unter 300 m N.N.<br />
(davon einer isoliert bei nur 168 m),<br />
die übrigen reichen von 330 m bis 750<br />
m. Insgesamt haben sie eine<br />
durchschnittliche Meereshöhe von<br />
466 m. Die Art ist ausgesprochen<br />
nemophil, das heißt an Wälder<br />
gebunden, wo sie deren Ränder oder<br />
solche von Wegen besiedelt und auch<br />
auf Lichtungen vorkommt. Außerdem<br />
ist sie azidophil und wächst daher<br />
meist in Gesellschaft von Vaccinium<br />
myrtillus, Deschampsia flexuosa und<br />
ähnlichen Säurezeigern.<br />
Ihre bislang bekannte Verbreitung<br />
umfasst ein Areal mit einer Südost-<br />
Nordwest-Ausdehnung von etwa 150<br />
km bei einer Breite von fast 90 km<br />
und erstreckt sich von der Südspitze<br />
Westfalens nahe Burbach bis nach<br />
Wildbadessen im Weserbergland. Im
88 Weber<br />
Südosten liegt ein Fundort (nahe<br />
Wundertshausen) nur 100 m von der<br />
Grenze zu Hessen entfernt, so dass die<br />
Art auch in diesem Bundesland vermutet<br />
werden darf, wenn sie auch bei<br />
der Kartierung (durch Werner Jansen,<br />
Itzehoe) bislang dort nicht nachgewiesen<br />
wurde. Im äußersten Süden liegen<br />
mehrere Fundorte nahe der Grenze<br />
zum Bergischen Land, wo die Art<br />
ebenfalls vorkommen dürfte.<br />
3.5. Belege<br />
Westfalen. 4320.313: W Wildbadessen,<br />
Haarnadelkurve und Straßengabelung<br />
Richtung Lichtenau und Kleinenberg,<br />
330 m, Weber 80.902.8<br />
(We). – 4320.313: W Wildbadessen,<br />
Weg zw. Waldabteilung 35 und 36<br />
nahe der Bahn, 280 m, Weber<br />
80.902.6 (We). – 4515.414: SE-Rand<br />
von Hirschberg, Wald bei der Badeanstalt,<br />
370 m (We). – 4611.324:<br />
Straßenrand S Nahmer, etwas NW<br />
von Höhe 168 m, (hier auch eine nahe<br />
stehende Hybride), We 07.628.2<br />
(Herb. We). – 4814.243: E Burbecke,<br />
Waldweg Richtung Herbecke, an der<br />
Biegung nach S, 470 m, Weber<br />
81.802.2 (We). – 4816.124: Nordteil<br />
von Lengenbeck, 510 m, Weber<br />
81.725.8 (We). – 4816.322: Straße<br />
zw. Oberkirchen und dem Albrechtsplatz<br />
etwas E von Höhe 586 m E<br />
Vorwald, Weber 81.726.1 (We). –<br />
4816.2244: Weg am SE-Hang des<br />
Kahlen Asten, von der B236 Richtung<br />
Lenneplätze, nahe der Bundesstraße<br />
(locus typicus, ), 750 m, Weber<br />
04.825 (We, bei Weber 2007 als „Ru-<br />
bus hirtus agg.“ aufgeführt). –<br />
4817.123: Tal beim Langeberg, S<br />
Winterberg, 550 m, Weber 77.813.3<br />
(We). – 4914.342: Straße Hilchenbach<br />
nach Brachthausen, etwa 700 m<br />
S der Vorspanneiche, 530 m, Weber<br />
81.721.12 (We). – 4917.111: W<br />
Wunderthausen, Wegabzweigung<br />
hinter der Straßenkurve, 670 m, Weber<br />
77.813.10 (We). – 5013.31: N<br />
Löffelberg bei Hünshorn, Straßeneinmündung<br />
bei Höhe 423 m, Weber<br />
80.823.10 (We). – 5113,142: In Oberfischbach,<br />
270 m, Weber 75.826.23<br />
(We). – 5214.324: S Burbach, Straßenrand<br />
beim NSG, 450 m, Weber<br />
80.819.10 (We).<br />
Literatur<br />
HOLMGREN, P. K., HOLMGREN, N. H.<br />
& BARNETT, L. C. 1990: Index<br />
Herbariorum. I. Ed. 8. 693 S. New<br />
York Botanical Garden, Bronx,<br />
New York.<br />
MATZKE-HAJEK, G. 1997: Zwei<br />
übersehene Brombeerarten aus<br />
Westdeutschland: Rubus osseus sp.<br />
nov. und Rubus speculatus sp. nov.<br />
Osnabrücker Naturwiss. Mitt. 23:<br />
211-219.<br />
UTSCH, J. 1893: Rubus L. – In:<br />
BECKHAUS, K. F. L., Flora von<br />
Westfalen. S. 277-372.<br />
Aschendorff Verlag, Münster.<br />
WEBER, H. E. 1975: Vorschlag für<br />
eine einheitliche Basis von<br />
Rasterkartierungen. Gött. Florist.<br />
Rundbr. 9: 85-86.<br />
WEBER, H. E. 1985: Rubi Westfalici.<br />
Die Brombeeren Westfalens und
des Raumes Osnabrück (Rubus L.,<br />
Subgenus Rubus). 452 S. - Westf.<br />
Museum Naturk., Landschaftsverband<br />
Westf.-Lippe, Münster i. W.<br />
(Auch erschienen als Abh. Westf.<br />
Mus. Naturk. 47(3): 1-452).<br />
WEBER, H. E. 1998: Weitere<br />
Nachträge zur Brombeerflora<br />
Westfalens. - Natur & Heimat<br />
(Münster) 58: 43-53.<br />
WEBER, H. E. 2007: Rubus subgen.<br />
Rubus. In: GÖTTE, R., Flora im östlichen<br />
Sauerland. S. 224-239. Ver-<br />
Eine neue Rubus-Art in Westfalen 89<br />
ein Natur- & Vogelschutz im HSK,<br />
Arnsberg.<br />
WEBER, H. E. 2008: Aktuelle<br />
Übersicht über die Brombeerflora<br />
in Westfalen (Rubus L. subgen.<br />
Rubus). – Abh. Westf. Mus.<br />
Naturk. 70(3/4): 291-306.<br />
Anschrift des Verfassers<br />
Prof. Drs. Dr. h.c. Heinrich E. Weber<br />
Am Bühner Bach 12<br />
D–49565 Bramsche
90 Weber<br />
Abb. 1: Rubus haeupleri – Holotypus (HBG).
Eine neue Rubus-Art in Westfalen 91<br />
Abb. 2: Rubus haeupleri. – Ausschnitt aus dem Blütenstand (Isotypus).<br />
Detail of the inflorescence (isotype).<br />
Abb. 3: Rubus haeupleri am locus typicus (28.6.2007).<br />
Rubus haeupleri at the type locality.
92 Weber<br />
Abb. 4: Verbreitung von Rubus haeupleri.<br />
Distribution of Rubus haeupleri.
Florist. Rundbriefe 42 (2008), 93-100 2009 93<br />
BY THE WAY:<br />
DREI NEUE PFLANZENARTEN FÜR DEUTSCHLAND<br />
<strong>—</strong> Niels Böhling <strong>—</strong><br />
Kurzfassung: Es wird von den Funden dreier für Deutschland neuer<br />
Pflanzensippen berichtet: Syringa komarowii subsp. reflexa (C.K. Schneid.)<br />
P. S. Green & M. C. Chang aus China, Arabis nova Vill., ein südeuropäischer<br />
Orophyt, und Medicago sativa L. s. str.<br />
Abstract: By the way: three new plant taxa for Germany.<br />
Occurrences of three taxa new for Germany are commented on: Syringa<br />
komarowii subsp. reflexa (C.K. Schneid.) P. S. Green & M. C. Chang from<br />
China, Arabis nova Vill., a S European orophyte, and Medicago sativa<br />
L. s. str.<br />
Schlüsselwörter/Keywords: Syringa komarowii subsp. reflexa,<br />
Bogenflieder, Arabis nova, Felsen-Gänsekresse, Medicago sativa s. str., Echte<br />
Luzerne, new records, neophytes, climate change, biodiversity<br />
1. Einleitung<br />
Drei für Deutschland neue oder<br />
vermeintlich neue Pflanzensippen<br />
wurden „so nebenbei“, by the way, an<br />
Wegrändern gefunden. Auf diese soll<br />
hier aufmerksam gemacht werden.<br />
2. Ergebnisse<br />
2.1. Syringa komarowii subsp.<br />
reflexa (C.K. Schneid.) P.S.<br />
Green & M.C. Chang, Bogen-<br />
Flieder<br />
Deutschland, Baden-Württemberg,<br />
Mittleres Albvorland, Landkreis Esslingen:<br />
Kirchheim / Teck, Schafhof,<br />
Ev. Gemeindehaus, in Pflasterritzen<br />
an Mauer- und Wandfuß in nördlicher<br />
Lage, 360 m ü. NN, MTB 7322/24,<br />
R3534815, H5390497, 20. 4. 2008,<br />
25. 5. 2008, N. Böhling 14582 (Foto;<br />
Herb. N. Böhling).<br />
Als „Bogen-Flieder“ sind in China beheimatete<br />
Pflanzen mit deutlich überhängenden,<br />
rosafarbenen, unregelmäßigen<br />
Blütenständen in einschlägigen<br />
Baumschulen erhältlich („Syringa<br />
reflexa“). Eine solche Pflanze wurde<br />
auch in Kirchheim unter Teck angepflanzt<br />
und liegt dem subspontanen<br />
Auftreten zugrunde (Abb. 1 und 2).<br />
Ihre Samen gingen am oben bezeichneten<br />
Wuchsort auf, allerdings nicht<br />
im Beet selber. Die älteste Jungpflanze<br />
ist ca. 3-4 Jahre alt und fast 50 cm<br />
hoch. Dieses Jahr machte sie einen ca.
94 Böhling<br />
30 cm langen Austrieb. Fünf weitere<br />
Pflanzen sind 5 cm hoch und dürften<br />
im zweiten Jahr sein. Die Sippe beweist<br />
damit ihre Fähigkeit, zumindestens<br />
im südwestlichen Mitteleuropa<br />
fruchtbare Samen auszubilden und<br />
sich in Siedlungshabitaten selbstständig<br />
anzusiedeln. Sie ist ein potentieller<br />
Neubürger der deutschen Flora,<br />
auch wenn die aktuelle subspontane<br />
Population bald aufgrund von Pflegemaßnahmen<br />
wohl wieder erloschen<br />
sein wird.<br />
Die Sippe reflexa wird inzwischen als<br />
Unterart von S. komarowii C.K.<br />
Schneid. eingestuft, nachdem sie<br />
aufgrund geringer morphologischer<br />
Unterschiede vorher lediglich auf<br />
Varietätsebene getrennt wurde<br />
(GREEN & CHANG 1995). Hierzu<br />
gehören auch die Kirchheimer<br />
Pflanzen, legt man SHU (1996)<br />
zugrunde: Die Blütenstände sind<br />
unterbrochen, die Blüten blassrosa<br />
und die Corollazipfel +/- ausgebreitet.<br />
Syringa komarowii subsp. reflexa<br />
stammt aus W Hubei und NO Sichuan,<br />
wo die Art in Wäldern entlang<br />
von Talrinnen in Höhenlagen von<br />
1800 bis 2900 m Höhe vorkommt. Für<br />
ihre Keimung (in Deutschland)<br />
scheint eine Skarifizierung in<br />
Pflasterritzen nötig zu sein.<br />
2.2. Arabis nova Vill., Felsen-<br />
Gänsekresse<br />
Deutschland, Bayern, Oberbayerische<br />
Voralpen, Landkreis Miesbach:<br />
Kreuth, Bayerwald, Totengraben,<br />
MTB 8336, 47°35’38’’ N, 11°41’10’’<br />
E, sandig-kiesige Alluvionen in<br />
Schlucht, 1095 m ü. NN, 28. 5. 2008,<br />
ca. 20 Pflanzen, N. Böhling 14597<br />
(Herb. N. Böhling, B).<br />
Die Felsen-Gänsekresse ist eine<br />
Felsschutt und trockene<br />
Gebüschsäume der kollinen bis<br />
subalpinen Stufe des inneralpischen<br />
Trockengebietes besiedelnde Art. In<br />
Österreich kommt sie zerstreut bis<br />
sehr selten vor und gilt als vom<br />
Aussterben bedroht; in Nordtirol gilt<br />
sie als ausgestorben (FISCHER & al.<br />
2005: 631f). Das Gesamtareal der<br />
kalksteten Art reicht von den Zentral-<br />
und Südalpen weiter Richtung Westen<br />
bis in die Pyrenäen, im Südosten bis<br />
zum nördlichen Balkan (HEGI 1906–<br />
1931, IV,1: 395ff, GREUTER & al.<br />
1986), in Italien südlich bis Ligurien.<br />
PIGNATTI (1982) gibt für die Art eine<br />
vertikale Verbreitung von 500–1500<br />
m an und charakterisiert sie als<br />
südeuropäischen Orophyten.<br />
Vor diesem Hintergrund scheint es<br />
plausibel zu vermuten, die Art breite<br />
sich derzeit aufgrund der aktuellen<br />
Klimaerwärmung Richtung Norden<br />
aus. Die Art ist allerdings taxonomisch<br />
nicht einfach und gehört wohl<br />
zu den „gern“ übersehenen Pflanzen.<br />
Der Versuch, die Pflanzen mit dem<br />
„Rothmaler“ (JÄGER & WERNER<br />
2002) zu bestimmen, endet unbefriedigend<br />
bei Arabis auriculata und A.<br />
alpina. Auch der Schlüssel in HEGI<br />
(1906–1931, IV,1: 395ff) führt ins<br />
botanische „Nirwana“, wird doch<br />
angenommen, dass A. nova zweijährig
sei. Tatsächlich kann A. nova aber<br />
durchaus auch einjährig sein (FISCHER<br />
& al. 2005, AKEROYD 1993, PIGNATTI<br />
1982, SENGHAS & SEYBOLD 2003).<br />
Nah verwandt ist Arabis auriculata<br />
LAM. (A. recta Vill.). Von dieser sind<br />
die Kreuther Pflanzen verschieden<br />
durch:<br />
Stängelindument mit sitzenden und<br />
gestielten Sternhaaren sowie (zur<br />
Stängelbasis hin) einfachen Haaren,<br />
Grundblätter oberhalb der Mitte am<br />
breitesten,<br />
Stängelblätter mit +/- spitzen Öhrchen,<br />
lange Kelch- (3 mm) und Blütenblätter<br />
(6-8 mm),<br />
abgewinkelte Früchte an einem deutlich<br />
dünneren (als Frucht) und langem<br />
Stiel (bereits 12 mm an jungen<br />
Früchten).<br />
Abbildungen beider Arten finden sich<br />
in BONNIER & al. (1990, pl. 41, 42).<br />
Der Fund dieser Art an der gegebenen<br />
Stelle ist wohl ein ausgesprochener<br />
Glücksfall. Schon nach den nächsten<br />
Regenfällen und dem folgenden<br />
Hochwasser wären die Pflanzen dort<br />
sicher mit den Fluten des Bergbaches<br />
weggerissen worden.<br />
2.3. Medicago sativa L. s. str.,<br />
Echte Luzerne<br />
Deutschland, Baden-Württemberg,<br />
Mittlerer Neckar, Stuttgarter Bucht,<br />
Landkreis Esslingen: Esslingen,<br />
Schenkenberg, Wegsäume in Keuper<br />
(Stubensandstein)-Trockenmauer-<br />
Drei Pflanzenarten neu für Deutschland 95<br />
Weinberg, Süd-Exposition, 270 m ü.<br />
NN, MTB 7221/412, R 3522393 / H<br />
5400767 (zwei Pflanzen) und R<br />
3521620 / H 5400685, 5. 7. 2008<br />
(fünf bis zehn Pflanzen), N. Böhling<br />
14622a, 14623, 14624 (Foto; Herb. N.<br />
Böhling, B). Weitere Funde: -, Mittleres<br />
Albvorland, Landkreis Esslingen:<br />
Kirchheim unter Teck, Ötlinger Halde,<br />
südexponierte, zeitweise beweidete,<br />
halbruderale, ehemalige Streuobstwiese,<br />
360 m ü. NN, MTB<br />
7322/23, R 3531920, H 5391705,<br />
28. 9. 2008 (ca. fünf Pflanzen), N.<br />
Böhling 14712, 14713 (Herb. N. Böhling,<br />
B). -, Bayern, Würzburg, Nördliche<br />
Hafenstraße, grasiger Bahndamm,<br />
170-175 m ü. NN, 49° 48’ N, 9° 53’<br />
E, 26.10.2008, N. Böhling 14721<br />
(Herb. N. Böhling). -, Hessen, Landkreis<br />
Limburg-Weilburg, Limburger<br />
Becken, Runkel-Steeden, am Treppenweg<br />
von der Bachstraße zum<br />
„Löwen“, 4.8.2005, H. Kalheber 05-<br />
1182 (Herb. Kalheber).<br />
Medicago sativa im engeren Sinne<br />
gilt derzeit meist nicht als eine<br />
(sub)spontane Sippe der deutschen<br />
Flora, und auch nicht einmal als eine<br />
in Kultur genommene Pflanze (VOLL-<br />
RATH 1973, WISSKIRCHEN &<br />
HAEUPLER 1998, HAEUPLER & MUER<br />
2000, JÄGER & WERNER 2002). Aus<br />
der Kreuzung mit Medicago falcata<br />
L. (Sichel-Klee) ging die Nothospezies<br />
Bastard-Klee hervor, M. × varia<br />
Martyn. Letzterer ist entlang der Wege<br />
im Schenkenberg und in anderen<br />
Weinbergen des Stuttgarter Raumes
96 Böhling<br />
verbreitet und dürfte als fest eingebürgert<br />
gelten. Violettblütige Formen<br />
kommen immer wieder vor, wurden<br />
bislang aber, wenn Früchte ausgebildet<br />
sind, als M. × varia angesprochen.<br />
Medicago falcata ist deutlich seltener.<br />
Die jetzt am Schenkenberg<br />
gefundenen Pflanzen (Abb. 3a+b)<br />
sind mit ihren gut ausgebildeten<br />
Hülsen nach den<br />
Differentialmerkmalen (STACE 1997,<br />
SALES & HEDGE 2000) eindeutig zu<br />
M. sativa s. str. zu stellen:<br />
violettblütige Pflanzen mit behaarten,<br />
tönnchenförmigen Hülsen mit zwei<br />
bis drei lockeren Windungen, wobei<br />
das Zentrum der Hülse +/- geschlossen<br />
ist. Der Durchmesser der Hülsen<br />
ist 5-6 mm. Die Länge der Blüten<br />
beträgt 8-10 mm, die hellbraunen<br />
(eierschalenbraunen) Samen sind 2,5-<br />
2,7 mm lang. Mit diesen Merkmalen<br />
gehören die Pflanzen zu M. sativa<br />
subsp. sativa im Sinne von TUTIN<br />
(1968) und HEYN & DAVIS (1969).<br />
Dass diese Sippe derzeit nicht als<br />
Bestandteil der deutschen Flora gilt<br />
(vgl. WISSKIRCHEN & HAEUPLER<br />
1998: 306), geht auf eine Äußerung<br />
von VOLLRATH (1973: 12) zurück, der<br />
sich vornehmlich mit speziellen Formen<br />
von „Bastardluzernen“ aus der<br />
Saatgutzüchtung befasste: „Früher<br />
könnte mit Handelssaatgut südlicher<br />
Provenienz in geringem Umfang reine<br />
M. sativa ins Land gekommen sein,<br />
die aber wegen mangelnder Winterhärte<br />
nirgends verwildert sein dürfte“<br />
– eine eher vage Aussage, die zudem<br />
auf einer ebenso vagen, an Sortenbeschreibungen<br />
orientierten taxonomischen<br />
Fassung der M. sativa beruht<br />
(„Blütenfarbe violett. Mischfarben<br />
fehlend oder sehr gering“, „hoher<br />
Anteil an Pfahlwurzeln“, VOLLRATH<br />
1973: 10, 12). Diese Einschätzung<br />
löste ohne weitere Diskussion die<br />
Feststellung von HEGI (1906–1931,<br />
IV,3: 1262) ab, M. sativa (s.str.) sei<br />
„im größten Teil von Süd- und Mitteleuropa<br />
eingebürgert, im nördlichen<br />
Teil oft nur unbeständig“, die Art<br />
komme „oft auf Ruderalstandorten“<br />
vor, und „besonders ausgedehnte<br />
Kulturen finden sich in der Rheinpfalz,<br />
in Mittel- und Unterfranken“.<br />
HEGI (1906–1931, IV,3: 1261)<br />
schreibt auch, dass der Anbau bestimmter<br />
Sorten „an Stelle der Weinberge“<br />
empfohlen werde. Allerdings<br />
ist auch hier das zu Grunde liegende<br />
taxonomische Konzept problematisch;<br />
immerhin wird hier zusätzlich die<br />
Fruchtmorphologie als Differentialmerkmal<br />
berücksichtigt, die durch die<br />
neueren taxonomischen Erkenntnisse<br />
(siehe oben) in den Vordergrund gerückt<br />
ist.<br />
Nach JÄGER & al. (2008) wurde M.<br />
sativa bereits im 16. Jahrhundert in<br />
Deutschland kultiviert, insbesondere<br />
auch als Gemüse- und Heilpflanze.<br />
Ausführlich widmete sich KIRCHNER<br />
(1888) den Luzernen: M. sativa, M.<br />
falcata und M. falcata × sativa. Zu M.<br />
sativa schreibt er (1888: 481f): „...<br />
wird als bekannte Futterpflanze häufig<br />
angebaut, und findet sich nicht selten
verwildert an Wegen, Rainen und auf<br />
Grasplätzen“. Er hat sich intensiv mit<br />
der Bestäubungsbiologie befasst, und<br />
zu M. falcata × sativa weist er darauf<br />
hin, dass die Blütenfarbe wechselt,<br />
nämlich meistens von gelblich nach<br />
bläulich oder violett.<br />
M. sativa stammt ursprünglich vielleicht<br />
von der Krim und/oder aus<br />
Kleinasien und ist inzwischen in den<br />
warmen Gebieten der gesamten Erde<br />
als Futterpflanze („Alfalfa“) oder eingebürgerte<br />
Art verbreitet (SALES &<br />
HEDGE 2000).<br />
Das Gebiet am Schenkenberg wurde<br />
vom Autor seit 2001 immer wieder<br />
begangen, wobei auch gerade auf M.<br />
sativa s. l. Augenmerk gelegt wurde<br />
(BÖHLING & NEBEL 2002). Die<br />
Durchforschung war zwar nicht systematisch,<br />
doch scheint es möglicherweise<br />
so, dass die Sippe hier erst<br />
jüngst (wieder?) auftritt. Sie ist deshalb<br />
vielleicht nicht allein als Archäophyt<br />
oder Neophyt anzusehen. In<br />
den Weinbergen des Stuttgarter Raumes<br />
kommen zahlreiche mediterransubtropische<br />
Neubürger vor. Möglich<br />
erscheint auch die Entstehung über<br />
eine Rückkreuzung aus Medicago ×<br />
varia (s. z. B. STACE 1997, SALES &<br />
HEDGE 2000), wobei der Klimawechsel<br />
das Aufwachsen der M. sativa s.<br />
str. begünstigt. Zu Zeiten von KIRCH-<br />
NER war es allerdings deutlich kälter<br />
als im langjährigen Durchschnitt (siehe<br />
dazu Jahrestemperaturen-Diagramm<br />
Hohenheim in BÖHLING<br />
(2008)). Wahrscheinlich wurden M.<br />
Drei Pflanzenarten neu für Deutschland 97<br />
sativa oder M. × varia damals häufiger<br />
angebaut, sodass Verluste durch<br />
mangelnde Winterhärte ausgeglichen<br />
wurden.<br />
Der Standort am Schenkenberg in der<br />
mittleren Hangzone des steilen, voll<br />
süd-exponierten Felsen-Weinberges<br />
am Neckar ist regional- wie lokalklimatisch<br />
durch besondere<br />
Wärmebegünstigung gekennzeichnet.<br />
Der Boden ist zudem gut durchlässig<br />
(sandig, Kalkschotter). Dies könnte<br />
erklären, warum diese zu einem<br />
taxonomisch schwierigen Komplex<br />
gehörende Art bislang nicht an<br />
anderen Stellen in Deutschland<br />
gefunden wurde.<br />
Standörtlich ähnlich ist der zweite<br />
Fundort in Kirchheim unter Teck. Die<br />
Ötlinger Halde war ehemals Rebgelände.<br />
Auch hier kommt M. sativa s.<br />
str. zusammen mit M. × varia vor.<br />
Die weiteren Funde aus Bayern und<br />
Hessen legen den Schluss nahe, dass<br />
M. sativa s. str. in Deutschland<br />
wenigstens inzwischen (wieder)<br />
weiter verbreitet ist.<br />
3. Resümee<br />
Der Bogenflieder (Syringa komarowii<br />
subsp. reflexa) profitiert offenbar von<br />
den warmen Wintern der vergangenen<br />
Jahre. Subspontane Vorkommen<br />
waren bislang nicht bekannt. Seine<br />
Etablierung ist weiter zu verfolgen.<br />
Die Felsen-Gänsekresse (Arabis nova)<br />
ist bislang möglicherweise übersehen<br />
worden, dürfte allerdings ebenso ein<br />
Gewinner der Klimaerwärmung sein.
98 Böhling<br />
Im ersten Fall wäre sie als indigen<br />
einzustufen, im zweiten als Neophyt.<br />
Die Echte Luzerne (Medicago sativa<br />
s.str.) ist eine taxonomisch schwierige<br />
Sippe, die in durch Rückkreuzung<br />
entstehenden Hybridschwärmen wohl<br />
oft nicht erkannt wird. Die Sippe tritt<br />
überdies in Deutschland möglicherweise<br />
nur unbeständig auf und wird<br />
durch die Klimaerwärmung<br />
begünstigt.<br />
Allen Funden gemeinsam ist: Sie sind<br />
innerhalb eines einzigen Jahres zusammengekommen<br />
und eigentlich nur<br />
„zufällig“ entdeckt worden. Das unterstreicht,<br />
dass die floristische Kartierung<br />
Deutschlands mit ausreichender<br />
und nachhaltiger finanziell-personeller<br />
Ausstattung weiter zu betreiben<br />
ist. Sie ist Biodiversitäts- und Climate-Change-Forschung<br />
„vor der Haustür“,<br />
die außerdem auf einen umfangreichen<br />
Datenbestand zugreifen kann.<br />
Dank<br />
Ich danke Herrn H. Kalheber für die<br />
Diskussion und die freundliche Zusendung<br />
von Belegen. Eine<br />
Durchsicht des Manuskriptes nahm<br />
entgegenkommenderweise Dr. Th.<br />
Raus vor.<br />
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Anschrift des Verfassers<br />
Dipl.-Geogr. Dr. Niels Böhling<br />
Römersteinstr. 12<br />
73230 Kirchheim unter Teck<br />
E-Mail: nboehling@flora-x.de
100 Böhling<br />
Abb. 1: Syringa komarowii, Kirchheim<br />
unter Teck, Schafhof, einjährige<br />
und 3-4 jährige Jungpflanze.<br />
Syringa komarowii, Kirchheim unter<br />
Teck, Schafhof, one-year old seedling<br />
and 3-4 years old saplings; N. Böhling,<br />
25. 5. 2008.<br />
Abb. 2: Syringa komarowii, Kirchheim<br />
unter Teck, Schafhof, blühender,<br />
angepflanzter Strauch.<br />
Syringa komarowii, Kirchheim unter<br />
Teck, Schafhof, flowering, planted<br />
shrub; N. Böhling, 25. 5. 2008.<br />
Abb. 3a+b: Medicago sativa s. str. am<br />
Schenkenberg bei Esslingen.<br />
Medicago sativa s. str., Schenkenberg<br />
near Esslingen, N. Böhling, 5. 7.<br />
2008.
Florist. Rundbriefe 42 (2008), 101-118 2009 101<br />
HARZ, SCHWARZWALD UND VOGESEN – GIBT ES EINE SUBALPINE<br />
VEGETATIONSSTUFE IN DEN MITTELGEBIRGEN?<br />
<strong>—</strong> Hartmut Dierschke <strong>—</strong><br />
Kurzfassung: Über die allgemeine Grundhöhenstufung der Vegetation Mitteleuropas<br />
mit der planaren, kollinen, montanen, alpinen und nivalen Stufe<br />
(mit weiterer Untergliederung) besteht heute weitgehend Einigkeit. Am wenigsten<br />
klar sind Definition und zugehörige Vegetation der subalpinen Stufe.<br />
Am Beispiel des Fimbertales in den Zentralalpen wird das Vegetationsmosaik<br />
dieser Stufe erläutert. Auch in Hochlagen einiger Mittelgebirge mit extremem<br />
Lokalklima, die heute weitgehend waldfrei sind, wird von einer subalpinen<br />
Stufe gesprochen. Die Floren- und Vegetationsanalyse von Brocken (Harz),<br />
Feldberg (Schwarzwald) und Hochvogesen zeigt, dass es dort zwar Glazialpflanzen<br />
und auch subalpin getönte, gehölzfreie Pflanzengesellschaften gibt,<br />
aber die für die subalpine Stufe charakteristischen Krummholzbestände aus<br />
Pinus mugo und Alnus viridis fehlen völlig. Außerdem ist die sich heute als<br />
waldfrei darstellende höchste Bergstufe stark anthropogen geprägt. Es wird<br />
daher vorgeschlagen, diesen Bereich als supramontane Stufe oberhalb der<br />
hochmontanen Stufe zu bezeichnen.<br />
Schlüsselwörter: Glazialpflanzen, Klima, Pflanzengesellschaften, supramontane<br />
Stufe.<br />
Abstract: Harz, Black Forest and Vosges – does a subalpine vegetation belt<br />
exist in the Central European mountains?<br />
Today there is agreement on the basic altitudinal zonation of vegetation in<br />
Central Europe, with a planar, colline, montane, alpine, and nival belt (with<br />
further subdivisions). Rather obscure, however, is the definition and the associated<br />
vegetation of the subalpine belt. By example of the Fimber Valley in<br />
the Central Alps the vegetation mosaic of this belt is explained. Unforested<br />
summit areas of some other high mountains with an extreme local climate are<br />
also referred to as subalpine. The floristic and vegetation analysis of the<br />
Brocken (Harz Mountains), Feldberg (Black Forest) and the Upper Vosges<br />
shows indeed the appearance of glacial plants and plant communities of<br />
subalpine character. However, the characteristic prostrate scrub (krummholz)<br />
with Pinus mugo and Alnus viridis is completely missing. Besides, the summits<br />
are severely affected by human activities since a long time. Therefore it<br />
is proposed here to term this zone above the upper montane belt as supramontane<br />
belt.
102 Dierschke<br />
Keywords: glacial plants, climate, plant communities, supramontane belt.<br />
1. Einleitung<br />
Höhenstufen der Vegetation gehören<br />
zu den auffälligsten großräumigeren<br />
Erscheinungen unserer Pflanzendecke.<br />
Die Abfolge verschiedener, bereits<br />
physiognomisch erkennbarer Vegetationslandschaften,<br />
ihre engen Bezüge<br />
zu Klimafaktoren und, davon abhängig,<br />
auch zu geomorphologischen<br />
und bodenkundlichen Erscheinungen,<br />
und schließlich zur menschlichen<br />
Nutzung haben von jeher Geobotaniker<br />
und Pflanzengeografen beschäftigt,<br />
sei es in der kleinräumigen Abfolge<br />
einzelner Gebirge oder in weltweit-globaler<br />
Sicht. So sind und waren<br />
Höhenstufen schon lange ein enges<br />
Bindeglied zwischen Geobotanik<br />
und Biogeografie; genannt seien nur<br />
Forscherpersönlichkeiten wie Albrecht<br />
von Haller, Alexander von<br />
Humboldt, Josias Braun-Blanquet,<br />
Carl Troll, Heinrich Walter und Heinz<br />
Ellenberg.<br />
Dieser Beitrag ist meinem langjährigen<br />
Freund und botanischen Weggefährten<br />
Henning Haeupler mit den<br />
besten Wünschen gewidmet. Auch er<br />
hat sich frühzeitig mit Höhenstufen<br />
der Flora und Vegetation beschäftigt.<br />
Für die floristische Kartierung war<br />
ihre klare Definition eine wichtige<br />
Bezugsbasis. So sind erste Entwürfe<br />
als Diskussionsgrundlage, auch in<br />
Zusammenhang mit den Darstellun-<br />
gen von ELLENBERG (1963), bereits in<br />
den ersten Vorläufern der heutigen<br />
„Floristischen Rundbriefe“ erschienen.<br />
Die erste kurze Fassung gab es in<br />
den „Floristischen Rundbriefen für<br />
Süd-Niedersachsen“ (1967), eine erweiterte<br />
Darstellung in den „Göttinger<br />
Floristischen Rundbriefen“ (1970).<br />
Erstere befasste sich vor allem mit<br />
dem Harz, die zweite gab einen Überblick<br />
für Mitteleuropa. Es erscheint<br />
deshalb angebracht, in dieser Festschrift<br />
kurz auf Vegetationshöhenstufen<br />
Mitteleuropas einzugehen, wobei<br />
sich, nach einem sehr knappen Überblick,<br />
die Ausführungen auf die<br />
höchste Bergstufe einiger subozeanisch<br />
geprägter Mittelgebirge und ihr<br />
Arten- und Gesellschaftsinventar konzentrieren.<br />
Aus der sehr reichhaltigen<br />
Literatur werden nur einige wichtige<br />
(vorwiegend neuere) Arbeiten herangezogen,<br />
vor allem die einzelnen Gebirge<br />
betreffend. Breitere Übersichten<br />
finden sich bei HAEUPLER (1970),<br />
ELLENBERG (zuletzt 1996) u. a.<br />
2. Grundlegende Höhenstufung<br />
in Mitteleuropa<br />
Als weithin brauchbare Gliederung in<br />
Höhenstufen haben MEUSEL & al.<br />
(1965), fußend auf anderen Beschreibungen,<br />
die Abfolge kollin – montan<br />
– alpin – nival herausgestellt.<br />
SCHROE<strong>DER</strong> (1998) weist darauf hin,<br />
dass man eine allgemeiner ökologi-
Subalpine Vegetationsstufe in den Mittelgebirgen? 103<br />
sche und eine spezieller nach der<br />
natürlichen Vegetation vorgenommene<br />
Abstufung unterscheiden muss.<br />
Die erstere ist weltweit anwendbar,<br />
bei ihm mit der Abfolge planar – kollin<br />
– submontan –montan (eventuell<br />
untergliedert in nieder-, mittel-, hochmontan)<br />
– oreal – alpin (eualpin,<br />
hochalpin, nival). Beide Beispiele<br />
zeigen bereits, dass es weithin eine<br />
allgemeine Übereinstimmung über die<br />
Grundstufen gibt, die dann bei Bedarf<br />
weiter unterteilt werden können (s.<br />
auch Übersicht in DIERSCHKE 1994).<br />
Schon HAEUPLER (1970) weist aber<br />
auf vielfältige Feinheiten der regionalen<br />
Abstufung hin, die der Interpretation<br />
der Autoren weiten Raum geben.<br />
Die von ROTHMALER (1955) erstmals<br />
benannte „oreale Stufe“ war zunächst<br />
für die oberste Waldstufe vorgesehen.<br />
ELLENBERG (1996 u. a.) setzt sie mit<br />
der hochmontanen Stufe gleich, während<br />
SCHROE<strong>DER</strong> (1998) sie nur für<br />
Gebirge mit scharf abgegrenzter Wolkenstufe,<br />
vor allem in inner- und<br />
randtropischen Passatgebieten benutzen<br />
möchte.<br />
Die meisten dieser Höhenstufen sind<br />
in Mitteleuropa klar durch ihre Flora<br />
und Vegetation und allgemeiner physiognomisch<br />
nach ihrem Landschaftscharakter<br />
definiert, wobei vor allem<br />
menschliche Tätigkeit manche Grenzen<br />
bzw. Übergangsbereiche verwischt<br />
hat. Eine Unterteilung der<br />
„etagalen Grundgliederung“ von<br />
MEUSEL & al. (1965) ist meist sehr<br />
sinnvoll. So findet sich in den Be-<br />
schreibungen oft auch eine „subalpine<br />
Stufe“, die allerdings in ihrer Definition<br />
stärker variiert. Während sie z. B.<br />
bei ROTHMALER (1955), MEUSEL &<br />
al. (1965), WALTER & BRECKLE<br />
(1986) und OBERDORFER (2001) nur<br />
eine vor allem von Krummholz gebildete<br />
Stufe oberhalb der Waldgrenze<br />
darstellt, also eine Unterstufe der<br />
alpinen Stufe ist, enthält sie in anderen<br />
Arbeiten (z. B. ELLENBERG 1963,<br />
1996, HAEUPLER 1970) teilweise<br />
auch, im Übergang zur eigentlichen<br />
alpinen Stufe, eine oberste Waldstufe,<br />
die anderswo zur hochmontanen Stufe<br />
zählt. Bei THEURILLAT (1991) findet<br />
sich für die westlichen Zentralalpen z.<br />
B. eine untere subalpine Stufe mit<br />
Fichtenwald und eine obere Teilstufe<br />
mit Krummholz.<br />
Die „subalpine Stufe“ wird auch für<br />
waldfreie Gipfelregionen einiger Mittelgebirge<br />
beschrieben und soll wesentlicher<br />
Gegenstand der folgenden<br />
Betrachtungen sein.<br />
Die Nomenklatur der Pflanzenarten<br />
richtet sich weitgehend nach WISS-<br />
KIRCHEN & HAEUPLER (1998), diejenige<br />
der Pflanzengesellschaften vorwiegend<br />
nach RENNWALD (2000)<br />
sowie POTT (1995).<br />
3. Waldfreie Kuppen der Mittelgebirge<br />
im Vergleich mit den<br />
Alpen<br />
Herausragende, sturmumtoste Gipfelregionen<br />
höherer Mittelgebirge sind<br />
heute teilweise waldfrei, obwohl sie<br />
nach ihrer Höhenlage noch unterhalb
104 Dierschke<br />
der allgemeinen klimatischen Waldgrenze<br />
liegen. Diskutiert wird, ob dies<br />
auf natürlichen Ursachen beruht, oder<br />
ob der Mensch sie geschaffen bzw.<br />
von kleinen Freiflächen her erweitert<br />
hat. Für die erstere Vorstellung sprechen<br />
die Vorkommen von Pflanzenarten,<br />
die als „Glazialrelikte“ (nach<br />
HÜGIN 2005 besser: Glazialpflanzen)<br />
gedeutet werden; für ihre Überdauerung<br />
nach der Eiszeit können allerdings<br />
kleine waldfreie Sonderstandorte<br />
ausgereicht haben, die gerade groß<br />
genug waren, um nicht vom umliegenden<br />
Wald überschattet zu werden.<br />
Ein weiteres Kriterium für naturnahe<br />
Offenbereiche können umliegende<br />
Bestände offener Gehölze mit Krüppelwuchs<br />
in der „Kampfzone des<br />
Waldes“ sein, wobei die einzelnen<br />
Bäume deutliche Anzeichen von<br />
Sturm-, Schnee- und Eisbruchschäden<br />
erkennen lassen. Allerdings betont z.<br />
B. ELLENBERG (1996), dass die dort<br />
heute vorkommenden Fichten meist<br />
aus Aufforstungen mit Tieflandrassen<br />
stammen und somit besonders<br />
schlecht an die klimatischen Unbilden<br />
der Hochlagen angepasst sind. Außerdem<br />
muss überall mit menschlichen<br />
Einwirkungen wie Holzschlag und<br />
Weidewirtschaft, in manchen Gebieten<br />
auch durch Bergtourismus gerechnet<br />
werden. Dies gilt besonders<br />
für die subalpine bzw. hochmontane<br />
Stufe, wo ein natürlicher Wald besonders<br />
empfindlich gegen solche Störungen<br />
ist.<br />
In vier kleinen Einzeldarstellungen<br />
sollen die Vegetationsverhältnisse<br />
dieser „subalpinen Stufe“ kurz dargestellt<br />
werden, zunächst mit einem<br />
Beispiel aus den Zentralalpen, gefolgt<br />
von drei Mittelgebirgen. Der Harz mit<br />
dem Brocken (1142m NN) gehört<br />
nach HAEUPLER (1970) zum Gebiet<br />
mit hercynischer Höhenstufung, in der<br />
obersten Waldstufe mit Picea abies,<br />
aber ohne Abies alba. Der Schwarzwald<br />
mit dem Feldberg (1493 m NN)<br />
gehört zum Untertyp mit Picea und<br />
Abies, zeigt nach ELLENBERG (1996)<br />
bereits Übergänge zum Nordalpen-<br />
Typ. Die Hochvogesen sind ozeanischer<br />
beeinflusst und namensgebend<br />
für den Vogesen-Typ der Höhenstufung,<br />
mit einer hochmontanen Laubwaldstufe<br />
aus dominierender Fagus<br />
sylvatica.<br />
3.1. Vegetationsstufung im Fimbertal<br />
(Zentralalpen)<br />
Im Fimbertal, einem charakteristischen<br />
Bereich der Zentralalpen (Silvretta<br />
– Unterengadin), wurden die<br />
Pflanzengesellschaften recht detailliert<br />
erfasst und den Höhenstufen<br />
zugeordnet (DIERSCHKE 1969, s. auch<br />
1994, S. 545). Neuerdings wurde<br />
diese Gliederung von KATENHUSEN<br />
(1996) wesentlich vertieft und verfeinert.<br />
Die dort als unterste Stufe erkannte<br />
„subalpine Fichtenstufe“ mit<br />
dem Homogyno-Piceetum und Bergwiesen<br />
des Trisetetum flavescentis<br />
(tiefsubalpine Stufe bei KATENHUSEN)<br />
ist aus heutiger Sicht besser zur<br />
hochmontanen Stufe zu rechnen (s.
Subalpine Vegetationsstufe in den Mittelgebirgen? 105<br />
Diskussion). Darüber folgt zwischen<br />
etwa 1975 und 2200/2300 m NN eine<br />
„subalpine Arven-Grünerlen-Rhododendron-Stufe“<br />
(mittlere und obere<br />
subalpine Stufe bei KATENHUSEN).<br />
Hier wächst in einem mittel- bis<br />
kleinräumigen Standortsmosaik, noch<br />
differenziert durch Folgen der Almwirtschaft,<br />
ein vielfältiger Vegetationskomplex.<br />
Zu den Gehölzen zählen<br />
Reste von Arvenwäldern (Vaccinio-<br />
Pinetum cembrae) und Krummholz<br />
aus Legföhre und/oder Grünerle (Rhododendro<br />
ferruginei-Pinetum prostratae,<br />
Alnetum viridis). Hinzu kommen<br />
Heiden mit Alpenrose und/oder<br />
Zwergwacholder (Rhododendretum<br />
ferrugineae, Junipero-Arctostaphyletum)<br />
und kurzwüchsig-buntes Grasland<br />
aus Borstgrasrasen (Geo montani-Nardetum<br />
strictae) und Fettweiden<br />
(Crepido aureae-Festucetum commutatae).<br />
Rutschhänge und auslaufende<br />
Schutthalden besiedeln sich mit lockeren<br />
Rasen des Chaerophyllo villarsii-Agrostietum<br />
schraderianae.<br />
Feuchtere und/oder nährstoffreichere<br />
Stellen sind von Hochstauden- und<br />
Lägerfluren (Cicerbitetum alpinae,<br />
Rumicetum alpini) bewachsen. In<br />
kleinen Nassstellen gibt es eingestreut<br />
Quell- und Rieselfluren (Cratoneuro-<br />
Arabidetum bellidifoliae, Caricetum<br />
frigidae) oder Niedermoore (Caricetum<br />
davallianae). Aus der alpinen<br />
Stufe greifen kleinflächig und meist<br />
fragmentarisch Rasen mit Krumm-<br />
oder Rostsegge u. a. über.<br />
Der weithin recht offene Bereich dieser<br />
subalpinen Stufe ist neben Waldresten<br />
und Krummholz heute teilweise<br />
von einzelnen Bäumen oder Baumgruppen<br />
aus Arve und Lärche parkartig<br />
durchsetzt. Hier hat langzeitige<br />
Almwirtschaft zur Auflösung der<br />
potentiell natürlichen Arvenstufe<br />
wesentlich beigetragen, wenn auch<br />
viele der genannten Gesellschaften<br />
dort auch schon in der Naturlandschaft<br />
Wuchsmöglichkeiten besaßen.<br />
Zur Waldgrenze hin werden die Gehölze<br />
offener und krüppelwüchsiger,<br />
wobei heute keine klare Grenze erkennbar<br />
ist. Allgemein lässt sich vor<br />
allem der oberste Bereich der subalpinen<br />
Stufe als Waldgrenzökoton im<br />
Übergang zur alpinen Stufe bezeichnen<br />
(KATENHUSEN 1996).<br />
3.2. Vegetationsstufung auf dem<br />
Feldberg (Schwarzwald)<br />
Der Feldberg ist mit 1493 m NN die<br />
höchste Erhebung des Schwarzwaldes<br />
und zeichnet sich vor allem im obersten<br />
Teil durch eine besondere Flora<br />
und Vegetation aus. Schon physiognomisch<br />
fällt er als fast waldfreie<br />
„subalpine Insel im Mittelgebirge“<br />
(BOGENRIE<strong>DER</strong> & al. 1982) aus der<br />
weiten Waldlandschaft heraus (s. auch<br />
die Vegetationskarte von OBERDOR-<br />
FER 1982b). Starke Winde bis Orkanstärke,<br />
niedrige Temperaturen (Jahresmittel<br />
um 3° C) und eine hohe,<br />
teilweise lange andauernde Schneedecke<br />
und entsprechend kurze Vegetationszeit<br />
sind extreme, eher waldfeindliche<br />
Klimabedingungen. Dennoch
106 Dierschke<br />
muss man davon ausgehen, dass große<br />
Teile des Gebietes von Natur aus<br />
ein, wenn auch schlechtwüchsiger,<br />
hochmontaner Wald wären, zumal es<br />
pollenanalytische Hinweise auf eine<br />
frühere Bewaldung gibt. Auch heute<br />
noch finden sich einzelne Vorposten<br />
extremer Kampfformen der Fichte bis<br />
wenige Meter unter dem Gipfel (BO-<br />
GENRIE<strong>DER</strong> 1982). In einer Karte der<br />
potentiellen natürlichen Vegetation<br />
bei OBERDORFER (1982a/b) gibt es nur<br />
kleine waldfreie Bereiche an besonders<br />
extremen Standorten wie Felsabstürzen,<br />
Lawinenbahnen, Mooren und<br />
besonders schneereichen Stellen. Hier<br />
konnten sich nach der Eiszeit zahlreiche<br />
Arten allgemein arktisch-alpiner<br />
Verbreitung (Glazialpflanzen) halten<br />
(BOGENRIE<strong>DER</strong> 1982).<br />
Eine umfassende Vegetationsanalyse<br />
des Schwarzwaldes lieferten bereits J.<br />
& M. Bartsch (1940), in neuerer Zeit<br />
gibt es für den Feldberg vor allem das<br />
Buch von BOGENRIE<strong>DER</strong> & al. (1982).<br />
Infolge langzeitiger extensiver Weidewirtschaft<br />
seit etwa 1000 Jahren<br />
haben sich auf größeren Flächen der<br />
weiten Feldbergkuppe Magerrasen<br />
entwickelt, in die manche der an Freiflächen<br />
überdauernden Glazialpflanzen<br />
einwandern konnten (apophytische<br />
Glazialpflanzen nach HÜGIN<br />
2005), sodass heute floristische Verwandtschaft<br />
zu entsprechenden Rasen<br />
der Alpen besteht. Als Regionalassoziation<br />
wurde bereits von J. & M.<br />
BARTSCH (1940) das Leontodonto<br />
helvetici-Nardetum beschrieben. Die-<br />
se „subalpine Borstgrasweide“ enthält<br />
u. a. Anthoxanthum alpinum, Campanula<br />
scheuchzeri, Diphasiastrum<br />
alpinum, Gentiana lutea, Leontodonto<br />
helveticus, Ligusticum mutellina,<br />
Potentilla aurea, Pseudorchis albida,<br />
dazu (gegenüber dem Geo montani-<br />
Nardetum der Alpen) subozeanische<br />
Elemente wie Galium saxatile und<br />
Meum athamanticum (s. auch<br />
PEPPLER-LISBACH & PETERSEN 2001).<br />
Wo die Beweidung gering ist oder<br />
nachlässt, machen sich Calluna vulgaris<br />
und Vaccinium myrtillus breit. J.<br />
& M. BARTSCH (1940) beschrieben<br />
hierfür ein Leontodonto helvetici-<br />
Vaccinietum myrtilli. Auch im Winter<br />
schneefreie Stellen werden von Calluna<br />
eingenommen. Diese Windheiden<br />
zeigen mit ihren charakteristischen<br />
Flechten Verwandtschaft zum<br />
Loiseleurio-Vaccinion der Alpen.<br />
Zum „subalpinen Vegetationskomplex“<br />
rechnen BOGENRIE<strong>DER</strong> (1982)<br />
und OBERDORFER (1982a/b) auch das<br />
Nardo-Gnaphalietum supini an<br />
schneereichen Stellen, das hochstaudenreiche,<br />
knieholzartige Schluchtweidengebüsch<br />
(Salicetum appendiculatae),<br />
die artenreiche Naturwiese<br />
des Sorbo-Calamagrostietum arundinaceae<br />
(in relativ artenarmer Ausbildung;<br />
s. CARBIENER 1969). Die Lägerflur<br />
des Rumicetum alpini ist hingegen<br />
möglicherweise erst später<br />
entstanden. Auch Quell- und Rieselfluren<br />
sowie Niedermoore enthalten<br />
Glazialpflanzen (z. B. Bartsio-<br />
Caricetum nigrae, Caricetum frigi-
Subalpine Vegetationsstufe in den Mittelgebirgen? 107<br />
dae). Die heutige Verbreitung einiger<br />
dieser Arten auf dem Feldberg haben<br />
BOGENRIE<strong>DER</strong> & WILMANNS (1968)<br />
sehr detailliert dargestellt.<br />
Als waldfeindliche Faktoren werden<br />
neben der Klimaungunst (Kammeffekte<br />
durch Wind, Eis und Schnee)<br />
vor allem der Befall der Fichten durch<br />
Schneeschimmel bei hoher Schneedecke<br />
genannt. Die naturnahen hochmontanen<br />
Wälder der Umgebung<br />
gehören meist zum Luzulo-Abietetum,<br />
Luzulo-Fagetum oder Aceri-Fagetum.<br />
Es gibt bzw. gab außerdem nach LU-<br />
DEMANN & al. (2007) einen „Hochmontan-subalpinen<br />
Fichtenwald“,<br />
etwa im Bereich des Leontodonto-<br />
Nardetum, das heute bei 1100–1200<br />
m beginnt. OBERDORFER (1982a)<br />
rechnet selbst Krüppelwälder extremer<br />
Stellen noch zur hochmontanen<br />
Stufe, nimmt aber an, dass eine<br />
Rückentwicklung der Rasen zum<br />
Wald nach Aufhören der Beweidung<br />
nur sehr langsam verlaufen würde.<br />
Die heute waldfreie Gebirgslandschaft<br />
der weiten Feldbergkuppe dürfte also<br />
recht langlebig sein. Als eigenartiger<br />
Vegetationskomplex hebt sich dieser<br />
Bereich physiognomisch und floristisch<br />
deutlich von der Umgebung ab<br />
und stellt gewissermaßen eine unter<br />
Mitwirkung des Menschen entstandene<br />
eigene langfristigere Höhenstufe<br />
dar.<br />
3.3. Vegetationsstufung des<br />
Kammes der Hochvogesen<br />
Die höchsten Bereiche der Vogesen<br />
haben andere Züge als Feldberg und<br />
Brocken (CARBIENER 1974, HÜGIN<br />
2005, 2007, s. auch Exkursionsberichte<br />
von GEIGER-HUBER & al. 1956,<br />
POTT & al. 1985, HASERODT & al.<br />
1970 u. a.). Zwar ragen auch hier<br />
einige rundliche Bergkuppen („Ballon“)<br />
heraus (z. B. Grand Ballon 1426<br />
m, Hohneck 1362 m), aber der ganze<br />
Nord-Süd gerichtete Kamm der<br />
Hochvogesen im Süden liegt sehr<br />
hoch, (im Mittel etwa 1250 m) und<br />
hat auf etwa 40 km Länge zahlreiche<br />
Sonderstandorte mit „subalpiner“<br />
Flora und Vegetation. Das westwindgeprägte,<br />
ozeanische Klima mit hohen<br />
Niederschlägen und entsprechend<br />
starker und teilweise bis in den Hochsommer<br />
anhaltender Schneedecke ist<br />
stellenweise waldfeindlich, nach<br />
CARBIENER (1974) vor allem durch<br />
niedrige Sommertemperaturen eines<br />
wolken- und nebelreichen, strahlungsarmen<br />
Lokalklimas. Auch steilwandige<br />
Kare, die die Ostseite in<br />
dichter Folge gliedern, und Lawinenbahnen<br />
schaffen waldfreie Standorte.<br />
Die botanische Erforschung der Vogesen<br />
ist noch lückenhaft. Für die<br />
Vegetation muss man vor allem auf<br />
ISSLER (1942) und Arbeiten von CAR-<br />
BIENER (1963 ff.) zurückgreifen. Neuere<br />
vegetationskundliche Arbeiten<br />
über die Hochlagen gibt es wenig (z.<br />
B. SCHNITZLER & MULLER 1998).<br />
Einiges kann man verschiedenen Ex-
108 Dierschke<br />
kursionsberichten entnehmen (s. o.).<br />
Diesen Mangel beklagt auch HÜGIN<br />
(2005, 2007), der einen floristischen<br />
Vergleich von Schwarzwald und Vogesen<br />
erstellt hat. Dieser zeigt für die<br />
Hochvogesen wesentlich mehr Glazialpflanzen<br />
und andere Gebirgsarten<br />
als für den Feldberg, teilweise mit<br />
westalpisch-pyrenäischen Einflüssen.<br />
Eigenartig gegenüber Schwarzwald<br />
und Harz ist auch die oberste Waldstufe,<br />
die hier alleine von laubwerfenden<br />
Bäumen, vor allem von Fagus<br />
sylvatica gebildet wird. Für das Aceri-<br />
Fagetum beschreibt CARBIENER<br />
(1963) drei Subassoziationen. In mittleren<br />
montanen Lagen spielt Abies<br />
alba eine große, teilweise dominierende<br />
Rolle (Abieti-Fagetum). Die<br />
Buchen werden nach oben zunehmend<br />
schlechtwüchsiger, mit Windfahnen<br />
und Säbelwuchs, schließlich nur noch<br />
mit Krüppelformen in 2–4m hohen<br />
gebüschartigen Beständen. Je nach<br />
lokalen Bedingungen wird eine Obergrenze<br />
dieses Krüppelwaldes bei<br />
1250–1370 m NN erreicht (CARBIE-<br />
NER 1974). CARBIENER (1963) unterscheidet<br />
am Hohneck über 1100 m<br />
NN eine untere subalpine Stufe mit<br />
dem obersten Buchenwald und eine<br />
obere subalpine Stufe ab 1300 m mit<br />
primären Rasen und Heiden (s. auch<br />
Karte in BERNARD & CARBIENER<br />
1979).<br />
Heute sind diese Stufen und Grenzen<br />
schwer erkennbar, da langzeitige Beweidung<br />
seit dem Mittelalter und<br />
Almwirtschaft zu weiten Bereichen<br />
mit Grasland und Heiden geführt<br />
haben, in die, wie am Feldberg, „subalpine“<br />
Arten einwandern konnten.<br />
Hauptgesellschaft der höchsten Lagen<br />
ist die Gebietsassoziation des Pulsatillo<br />
albae-Vaccinietum, einer sehr<br />
artenreichen „subalpinen“ Bergheide.<br />
Schon ISSLER (1942) verglich sein<br />
„Nardo-Vaccinietum“ mit verwandten<br />
Heiden der Brockenkuppe und ähnlichen<br />
Heiden aus der subalpinen Stufe<br />
der Auvergne. In einer weiten Übersicht<br />
solcher Heiden in Westeuropa<br />
stellen SCHAMINÉE & al. (1993) diese<br />
Heiden zusammen mit denen des<br />
Schwarzwaldes und etwas tieferer<br />
Lagen des Französischen Zentralmassivs<br />
in einen eigenen Unterverband,<br />
was die Gemeinsamkeiten betont. Die<br />
Bergheide der Hochvogesen ist floristisch<br />
eng verwandt mit dem etwas<br />
stärker genutzten Violo luteae-<br />
Nardetum, nach CARBIENER (1963)<br />
eine Vikariante des Leontodonto helvetici-Nardetum<br />
auf dem Feldberg<br />
(Nardion strictae). Bemerkenswerte<br />
Arten beider Gesellschaften sind noch<br />
heute neben Zwergsträuchern und<br />
Gräsern z. B. Arnica montana, Gentiana<br />
lutea, Leontodonto helveticus,<br />
Narcissus pseudonarcissus, Pulsatilla<br />
alpina ssp. alba, Selinum pyrenaeum,<br />
Pseudorchis albida, Viola lutea, während<br />
früher erwähnte Arten wie Anemone<br />
narcissiflora, Diphasiastrum<br />
alpinum, Potentilla crantzii, Thesium<br />
alpinum heute eher fehlen. Die<br />
Hochweiden der Hauptkammregion<br />
(Hautes-Chaumes) wurden nämlich<br />
nach teilweiser Aufgabe der Almwirt-
Subalpine Vegetationsstufe in den Mittelgebirgen? 109<br />
schaft nach dem 2. Weltkrieg zunächst<br />
von Pioniergehölzen besiedelt,<br />
später durch Intensivierung der<br />
Landwirtschaft eher in artenärmeres<br />
Grasland umgewandelt (s. SCHNITZ-<br />
LER & MULLER 1998). So gehört das<br />
Violo luteae-Nardetum heute eher<br />
zum Violion caninae, auch mit Untereinheiten<br />
besserer Nährstoffversorgung.<br />
Dazu gibt es aber (jedenfalls nach<br />
älteren Beschreibungen) weitere<br />
Pflanzengesellschaften der Hochlagen<br />
mit subalpinem Charakter. Besonders<br />
artenreich ausgebildet sind in den<br />
Hochvogesen die Hochgrasfluren des<br />
Sorbo-Calamagrostietum arundinaceae,<br />
die vor allem an geschützten,<br />
sonnexponierten Karwänden auf etwas<br />
tiefgründigeren Böden bunte<br />
Bestände bilden und von CARBIENER<br />
(1969) ausführlich beschrieben wurden.<br />
In feuchteren Hangmulden gibt<br />
es üppige Hochstaudenfluren des<br />
Cicerbitetum alpinae bzw. einer vikariierenden<br />
westlichen Gesellschaft mit<br />
u. a. Cicerbita plumieri, Epilobium<br />
duriaei, Luzula desvauxii und vielen<br />
weiteren hochwüchsigen Gebirgspflanzen<br />
(s. Angaben bei BERNARD &<br />
CARBIENER 1979). Auch Schneebodenvegetation,<br />
oft nur in fragmentarisch-moosreicher<br />
Ausbildung, ganz<br />
vereinzelt noch mit Sibbaldia decumbens,<br />
kommt vor. In Quell- und Rieselfluren<br />
sowie Niedermooren wachsen<br />
u. a. Bartsia alpina, Carex frigida,<br />
Epilobium nutans, Pedicularis<br />
foliosa, Saxifraga stellaris. Hochmoo-<br />
re, z. T. als ozeanische Deckenmoore<br />
ausgebildet, gibt es vor allem in der<br />
hochmontanen Stufe, vereinzelt gerade<br />
noch in höhere Bereiche hineinragend<br />
(s. KAULE 1974, JANSSEN & al.<br />
1975). Insgesamt findet sich also viel<br />
Verwandtes zum Feldberg, aber auch<br />
viel Eigenes. Eigenartig sind auch die<br />
in Hochlagen vorkommenden Frostmusterböden<br />
mit besonderen Kleinmosaiken<br />
der Vegetation (CARBIENER<br />
1970).<br />
Wenn auch manche Details der Vegetation<br />
noch nicht ausführlicher dargestellt<br />
worden sind, mag diese Zusammenstellung<br />
doch die Eigenarten der<br />
Hochvogesen aufzeigen, konzentriert<br />
auf die höchsten Bereiche der Kammregion,<br />
die auch hier teilweise als<br />
„subalpine Stufe“ bezeichnet werden.<br />
Wie auf dem Feldberg, aber weiter<br />
ausgedehnt und damit nicht so scharf<br />
abgesetzt, gibt es eine natürlich begründete<br />
und anthropogen erweiterte<br />
oberste Bergstufe von eigenem Charakter.<br />
3.4. Vegetationsstufung auf dem<br />
Brocken (Harz)<br />
Der Brocken gehört zu den bereits<br />
sehr lange botanisch erforschten Gebirgsgebieten<br />
Mitteleuropas. So wurde<br />
auch die Höhenstufung des Brockens<br />
schon in vielen Arbeiten in<br />
Übersicht und Details dargestellt,<br />
zuletzt im Überblick bei DIERSCHKE<br />
& KNOLL (2002). Auch HAEUPLER<br />
(1967, 1970) bezog sich bei seinen
110 Dierschke<br />
Überlegungen zur Höhenstufung in<br />
Mitteleuropa teilweise auf den Brocken,<br />
mit einer subalpinen Stufe ab<br />
etwa 1100 m NN, gekennzeichnet<br />
durch einige (wenige) arktisch-alpine<br />
Pflanzenarten. Am bekanntesten ist<br />
die „Brockenanemone“ (Pulsatilla<br />
alpina ssp. alba), die schon aus den<br />
Hochvogesen genannt wurde (s. auch<br />
KARSTE 1997). Die aktuelle Vegetation<br />
wurde in jüngerer Zeit von DAMM<br />
(1994) und ELLWANGER (1996) genauer<br />
beschrieben. Kürzlich wurde<br />
außerdem eine Vegetationskarte mit<br />
dem umgebenden Nationalpark erstellt<br />
(KARSTE & al. 2006).<br />
Ähnlich wie der Feldberg im<br />
Schwarzwald bildet auch der Brocken<br />
eine heute waldfreie Insel im bewaldeten<br />
Mittelgebirge, allerdings weniger<br />
ausgedehnt und gut 350 m niedriger.<br />
Eigenständige naturnahe, gehölzfreie<br />
Pflanzengesellschaften gibt es<br />
aber kaum, wenn auch das Vorkommen<br />
mancher Arten auf langzeitige<br />
Waldfreiheit hindeutet. Immerhin ist<br />
das sehr extreme, wind- und schnee-<br />
sowie nebelreiche, winterkalte Lokalklima<br />
dieses weit nach Nordwesten<br />
vorragenden Berges sehr waldfeindlich,<br />
wie schon der häufige Eis- und<br />
Schneebruch in der hochmontanen<br />
Fichtenstufe (Calamagrostio villosae-<br />
Piceetum) zeigt. In der obersten<br />
Kampfzone löst sich der Wald in<br />
locker stehende, krüppelwüchsige<br />
Bäume mit Windfahnen und Eisbruch<br />
auf, die über 1100 m NN zunehmend<br />
nur noch etwa Mannshöhe oder weni-<br />
ger erreichen und schließlich mit<br />
Zwergwuchs gerade noch dicht am<br />
Boden überdauern. Inwieweit die<br />
Brockenkuppe von Natur aus waldfrei<br />
ist und war, lässt sich schwer ermitteln.<br />
Nach WEGENER & KISON (2002)<br />
deuten frühere Gebietsbeschreibungen<br />
auf einen Fichtenwald hin, der aber<br />
wohl nur ein lichter Krüppelwald war.<br />
Zumindest deuten die Glazialpflanzen<br />
langzeitig waldfreie Stellen an, und in<br />
vielen Arbeiten wird von einer „subalpinen<br />
Stufe“ ausgegangen (z. B.<br />
schon DRUDE 1902). Noch heute gehören<br />
hierzu einige Granitblockhalden<br />
mit arktisch-alpin verbreiteten Flechten<br />
u. a. (SCHUBERT & KLEMENT<br />
1961). Dagegen sind die neu auf der<br />
Kuppe angelegten Blockfelder, die die<br />
Schäden der Militärstation (1961–<br />
1989 militärisches Sperrgebiet) reduzieren<br />
sollen, noch fast ohne Bewuchs.<br />
Vom Militär wurden z. B.<br />
große Mengen von Kalkschottern zur<br />
Anlage von Wegen und Grenzanlagen<br />
auf den Granitberg gebracht, mit entsprechenden<br />
Folgen für die Flora und<br />
Vegetation (DAMM 1994). Überhaupt<br />
ist der Brocken mit seiner Pflanzendecke<br />
seit langem durch den Menschen<br />
stark mitgeprägt. Erster Tourismus<br />
begann schon im 16. Jahrhundert,<br />
vermehrt im 19. Jahrhundert mit<br />
dem Bau eines Hotels und der Brockenbahn.<br />
Außerdem gab es zeitweise,<br />
bis in die zweite Hälfte des 19.<br />
Jahrhunderts, eine extensive Beweidung;<br />
später haben die Brockenwirte<br />
noch Rinder in Pferchen gehalten.<br />
Alles dies hat zur Veränderung der
Subalpine Vegetationsstufe in den Mittelgebirgen? 111<br />
Brockenvegetation beigetragen, mit<br />
Eutrophierungs- und Ruderalisierungseffekten<br />
und Florenverarmung.<br />
Schließlich hat der 1890 eingerichtete<br />
Brockengarten mit vielen Gebirgspflanzen<br />
zu leichten Florenveränderungen<br />
geführt; nach DAMM (1994)<br />
gibt es zur Zeit etwa 30 Arten des<br />
Gartens auch außerhalb in der Umgebung.<br />
Eine Kurzdarstellung der Landschafts-<br />
und Vegetationsveränderungen<br />
geben TACKENBERG & al. (1997).<br />
Trotz dieser teilweise massiven Einflüsse<br />
gibt es immer noch, zumindest<br />
in Resten, mancherlei Vegetationstypen,<br />
welche die Besonderheit der<br />
Brockenkuppe erkennen lassen. Im<br />
Gegensatz zu Feldberg und Vogesen<br />
sind allerdings die meisten Pflanzengesellschaften<br />
floristisch wenig ausgeprägt,<br />
teilweise nur Fragmente von<br />
solchen tieferer Lagen. Auch ist heute<br />
die waldfreie Brockenkuppe relativ<br />
klein (ca. 25 ha) und morphologisch<br />
kaum differenziert, sodass das vielfältige<br />
Standortsmosaik anderer „subalpiner“<br />
Bereiche fehlt. Zu den Besonderheiten<br />
gehören sicher Reste von<br />
Borstgrasrasen, die PEPPLER-LISBACH<br />
& PETERSEN (2001) zum Pulsatillo<br />
albae-Nardetum und damit noch zum<br />
Nardion strictae rechnen. Allerdings<br />
ist diese Regionalassoziation des Brockens<br />
wenig eigenständig. Als bezeichnende<br />
Kenn- und Trennarten<br />
lassen sich Anthoxanthum alpinum,<br />
Hieracium alpinum, H. nigrescens,<br />
Pulsatilla alba und Rumex arifolius<br />
anführen. Sehr artenarm sind heute<br />
die benachbarten, meist nur kleinflächigen,<br />
oft durch Tritt beeinflussten<br />
Zwergstrauchheiden; sie können nach<br />
GERINGHOFF & DANIELS (1998) noch<br />
als artenarme Ausbildung zur hochmontan-subalpinen<br />
Höhenform des<br />
Vaccinio-Callunetum gerechnet werden.<br />
KARSTE (1997), KARSTE & al.<br />
(2006) u. a. beschreiben sie teilweise<br />
als Anemono micranthae-Callunetum.<br />
Diese artenreichere Ausprägung (z. B.<br />
mit Diphasiastrum alpinum, Hieracium<br />
alpinum, H. nigrescens und Pulsatilla<br />
alba) war früher weiter verbreitet.<br />
So beschreibt DRUDE (1902) noch<br />
eine solche „subalpine Bergheide“,<br />
die weite Teile der Brockenkuppe<br />
bedeckte. Heute wachsen an ihrer<br />
Stelle teilweise artenarme Dechampsia<br />
flexuosa-Rasen, die DAMM<br />
(1994) zum Violion caninae rechnet,<br />
das sonst mehr in tieferen Lagen vorkommt.<br />
Besonders an den Hängen<br />
dominieren heute dichte, artenarme<br />
Bestände aus Calamagrostis villosa.<br />
Sie haben mit den artenreichen bunten<br />
Reitgraswiesen von Feldberg und<br />
Vogesen aber kaum etwas gemeinsam;<br />
ihre Ausbreitung wird möglicherweise<br />
durch neuzeitliche Stickstoffeinträge<br />
begünstigt (TACKEN-<br />
BERG & al. 1997). In beiden Graslandtypen<br />
können die beiden Reliktarten<br />
Carex bigelowii ssp. rigida und C.<br />
vaginata vorkommen, die erstmals<br />
wieder von DAMM & BURKART (1995)<br />
entdeckt wurden. Eher „subalpin“<br />
sind die sehr kleinflächig eingestreuten<br />
Hochstaudenfluren mit Cicerbita<br />
alpina und /oder Athyrium distentifo-
112 Dierschke<br />
lium, als fragmentarische Ausbildungen<br />
des Adenostylion alliariae.<br />
Feucht- und Nassstandorte gibt es<br />
eher in der hochmontanen Fichtenstufe,<br />
nur wenig oder gar nicht mit der<br />
offenen Brockenkuppe verzahnt<br />
(ELLWANGER 1996). Zu nennen sind<br />
oberste Ausläufer der Quellfluren des<br />
Cardamino-Montion, die aber eher<br />
montanen Charakter haben, und artenarmer<br />
Niedermoore mit dem Caricetum<br />
nigrae. Auch der „subalpine<br />
Fichten-Offenwald“ (DAMM 1994)<br />
gehört eher schon zur hochmontanen<br />
Stufe.<br />
Zusammenfassend lässt sich feststellen,<br />
dass es heute auf der Brockenkuppe<br />
zwar, ähnlich wie auf dem<br />
Feldberg, durch klimatische und<br />
anthropogene Einflüsse eine größere<br />
waldfreie „subalpine“ Insel gibt, eigentliche<br />
Elemente von Flora und<br />
Vegetation einer solchen Stufe aber<br />
nur noch vereinzelt vorkommen, sodass<br />
heute an Pflegemaßnahmen zu<br />
ihrer Erhaltung gedacht wird. Andererseits<br />
hat sich die aktuelle Waldgrenze<br />
auch in für die Bevölkerung<br />
unzugänglichen militärischen Zeiten<br />
nicht verändert. Eine denkbare mögliche<br />
Wiederbewaldung dürfte äußerst<br />
langsam ablaufen. Nach TACKENBERG<br />
& al. (1997) liegt die Waldgrenze<br />
mindestens seit etwa 1955 stabil bei<br />
1080–1125 m NN. So stellt auch die<br />
Brockenkuppe heute eine eigenständige,<br />
von der Umgebung deutlich<br />
abgesetzte Gipfelstufe dar.<br />
3.5. Kurze Übersicht<br />
In Tabelle 1 sind wichtige Vegetationseinheiten,<br />
oft nur Verbände, für<br />
die vier Gebirge zusammengestellt.<br />
Die subalpine Stufe der Zentralalpen<br />
fällt deutlich als eigenständiger Vegetationskomplex<br />
heraus. Arvenwald,<br />
Krummholz aus Legföhren und /oder<br />
Grünerlen gibt es in den Mittelgebirgen<br />
nicht, ebenfalls keine Pionierrasen<br />
und subalpine Fettweiden, Rhododendronheiden<br />
fehlen ganz. Nimmt<br />
man noch Ausläufer der alpinen Stufe<br />
hinzu, ergibt sich ein völlig anderer<br />
Vegetationskomplex als in den Hochlagen<br />
der Mittelgebirge, zumal die<br />
dort vertretenen „subalpinen“ Pflanzengesellschaften<br />
oft nur leichte Anklänge<br />
durch einige Glazialpflanzen<br />
zeigen. Dies gilt besonders für fragmentarische<br />
Schneeböden am Feldberg<br />
und in den Hochvogesen. Auch<br />
Hochstaudenfluren und Borstgrasrasen<br />
haben in den Mittelgebirgen andere<br />
floristische Züge, ebenfalls die<br />
eingestreuten Feucht- und Nassstandorte.<br />
Eine Besonderheit der Mittelgebirge<br />
sind die Hochgrasfluren, auf<br />
dem Brocken aber nur in extrem artenarmer<br />
Ausprägung. Überhaupt sind<br />
viele Gesellschaften der Brockenkuppe<br />
floristisch schlecht ausgebildet, in<br />
der Tabelle durch Klammern angedeutet.<br />
Zwergstrauchheiden sind nur<br />
hier und in den Hochvogesen stärker<br />
vertreten.<br />
So lässt sich feststellen, dass die Vegetation<br />
der höchsten Mittelgebirge<br />
zwar gewisse Verwandtschaft mit den
Subalpine Vegetationsstufe in den Mittelgebirgen? 113<br />
Alpen zeigt, insgesamt aber doch eine<br />
andere Qualität (und auch Quantität)<br />
im Vergleich mit den Alpen aufweist.<br />
4. Diskussion<br />
Höhenstufen der Vegetation kommen<br />
auf der ganzen Erde vor. So ist es<br />
sinnvoll, eine allgemeingültige Abstufung<br />
vorzunehmen, deren Teile dann<br />
gebietsweise weiter differenziert werden<br />
können und mit botanischem<br />
Inhalt zu füllen sind. Über die allgemeine<br />
Grundgliederung wurde bereits<br />
in Kap. 2 gesprochen, auch auf verschiedene<br />
Auffassungen über die<br />
oberste(n) Waldstufe(n). Hier soll es<br />
vor allem um die subalpine Stufe<br />
gehen, die sowohl für die Alpen im<br />
Übergang von der montanen zur alpinen<br />
Stufe als auch für heute waldfreie<br />
Gipfelbereiche einiger Mittelgebirge<br />
angenommen wird.<br />
„Subalpin“ lässt vom Namen her eine<br />
Unterstufe der alpinen Stufe vermuten.<br />
Tiefer folgt die hochmontane,<br />
nach oben die eigentliche alpine (gehölzfreie)<br />
Stufe. In der subalpinen<br />
Stufe verzahnen sich Lebensbedingungen<br />
und Pflanzengesellschaften<br />
beider angrenzender Stufen im Sinne<br />
eines mosaikartigen Überganges (Ökoton)<br />
in Nähe der klimatischen<br />
Waldgrenze. Während für manche<br />
Autoren die subalpine Stufe erst oberhalb<br />
der Waldgrenze beginnt (z. B.<br />
MEUSEL & al. 1965, WALTER &<br />
BRECKLE 1986, OBERDORFER 2001 u.<br />
a.), gehört nach ELLENBERG (1996 u.<br />
a.) und manchen früheren Autoren der<br />
Alpenregion der heute stark anthropogen<br />
aufgelockerte oberste Waldbereich<br />
ebenfalls dazu, wobei teilweise<br />
eine untere und obere Teilstufe unterschieden<br />
werden. KATENHUSEN<br />
(1996) nimmt sogar eine Dreiteilung<br />
vor, mit den obersten Fichtenwäldern<br />
als „tiefsubalpine Stufe“. ELLENBERG<br />
betont, dass unter ungestörten natürlichen<br />
Bedingungen im unteren Teil der<br />
subalpinen Stufe der montane Charakter<br />
überwiegen würde, was die Meinung<br />
der oben genannten Autoren für<br />
die Zugehörigkeit zur hochmontanen<br />
Stufe bestärkt. Da die menschlichen<br />
Einflüsse aber in diesem Bereich sehr<br />
alt sind und sicher lange weiter wirksam<br />
sein werden, lässt sich zumindest<br />
die heute offene Parklandschaft des<br />
ehemaligen Arvenwaldes mit stärkeren<br />
Einflüssen aus der alpinen Stufe,<br />
wie sie im Fimbertal vorkommt, als<br />
subalpin einstufen.<br />
Was ist nun mit den Mittelgebirgen?<br />
Während häufig z. B. für den Brocken,<br />
Feldberg und die Hochvogesen<br />
von einer waldfreien subalpinen Stufe<br />
ab etwa 1100–1200 m gesprochen<br />
wird, lehnen andere Autoren eine<br />
solche Stufe ab (z. B. OBERDORFER<br />
1982a/b, HÜGIN 2005). HÜGIN bemängelt<br />
das Fehlen von Krummholz<br />
und einer darüber liegenden alpinen<br />
Stufe, OBERDORFER stuft auch noch<br />
letzte Krüppelwälder aus Fichte oder<br />
Buche, die sich schon der Krummholzform<br />
nähern, als hochmontan ein.<br />
SCHNITZLER & MULLER (1998) bezeichnen<br />
auch den Buchenkrüppel-
114 Dierschke<br />
wald der Hochvogesen als Krummholz<br />
und gehen von einer subalpinen<br />
Stufe aus. SCHAMINÉE & al. (1993)<br />
sprechen bei allen Hochheiden westeuropäischer<br />
Mittelgebirge von „subalpin“.<br />
Überall ist heute klar, dass der<br />
großräumigere waldfreie Gipfelbereich<br />
anthropo-zoogen ist, aber beeinflusst<br />
von subalpin (oder alpin) geprägten<br />
kleinen Sonderstandorten, die<br />
seit der Eiszeit waldfrei waren und<br />
entsprechende Refugien für Glazialpflanzen<br />
darstellen. Hierüber wurde<br />
auch in den vorhergehenden Kapiteln<br />
mit zahlreichen Beispielen gesprochen.<br />
Zwar zeigt Tabelle 1 auf Verbandsniveau<br />
Verwandtschaft zwischen<br />
der subalpinen Stufe der Alpen<br />
und Hochlagen der Mittelgebirge, auf<br />
Assoziationsebene sind aber die Unterschiede<br />
meist deutlich. Bei den<br />
Gesellschaften der Mittelgebirge handelt<br />
es sich dabei oft eher nur um<br />
fragmentarische Ausbildungen.<br />
Zumindest aus aktueller Sicht bilden<br />
die hohen Gipfellagen aber mit ihrem<br />
extremen, waldfeindlichen Lokalklima<br />
und ihrer von wenigen bis zahlreichen<br />
Glazialpflanzen mitgeprägten,<br />
gehölzarmen bis -freien Vegetation<br />
einen physiognomisch und botanisch<br />
eigenen Landschaftsbereich, dem man<br />
auch nomenklatorisch Rechnung tragen<br />
sollte. Eine echte subalpine Stufe<br />
ist nicht vorhanden. Wenn die obersten<br />
Wälder (vielleicht mit Ausnahme<br />
oberster Krüppelbestände) noch zur<br />
hochmontanen Stufe gerechnet werden,<br />
bliebe für die nach oben folgende<br />
Stufe der Name „supramontan“. Für<br />
den Brocken wurde diese Stufe schon<br />
so beschrieben (DIERSCHKE & KNOLL<br />
2002). Vielleicht gibt dieser Beitrag<br />
Anlass, weiter hierüber nachzudenken<br />
und zu diskutieren.<br />
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Abteilung für Vegetationsanalyse und<br />
Phytodiversität<br />
Albrecht-von-Haller-Institut für<br />
Pflanzenwissenschaften<br />
Untere Karspüle 2<br />
37073 Göttingen<br />
Tabelle 1: Übersicht einiger Pflanzengesellschaften der "subalpinen" Stufe. 1<br />
Fimbertal, 2 Feldberg, 3 Hochvogesen, 4 Brocken.<br />
Overview of some plant communities of the "subalpine" belt.<br />
1 2 3 4<br />
Vaccinio-Pinetum cembrae X<br />
Rhododendro-Pinetum prostratae X<br />
Alnetum viridis X<br />
Agrostion schraderianae X<br />
Poion alpinae X<br />
Loiseleurio-Vaccinion X (x)<br />
Rumicion alpini X X<br />
Salicion herbaceae (x) (x) (x)<br />
Adenostylion alliariae X X X (x)<br />
Cardamino-Montion/Cratoneurion X X X (x)<br />
Caricion nigrae/C. davallianae X X (x) (x)<br />
Nardion strictae X X (x) (x)<br />
Calamagrostion villosae X X (x)<br />
Vaccinion myrtilli (x) X X<br />
Violion caninae X X
Florist. Rundbriefe 42 (2008), 119-132 2009 119<br />
MIKROAREALOPHYTEN AUF MALLORCA –<br />
DIVERSITÄT UND GEFÄHRDUNG<br />
Ein Nachtrag zu einem Aufsatz von Henning Haeupler<br />
<strong>—</strong> Thomas Schmitt <strong>—</strong><br />
Kurzfassung: Die Erstellung einer Florenbilanz der Gefäßpflanzen für die<br />
Mittelmeerinsel Mallorca belegt einen Anteil von 9,4% an Mikroarealophyten.<br />
Sie bilden ein wichtiges qualitatives Merkmal der Phytodiversität auf der<br />
Insel, das räumlich ungleichmäßig verteilt ist. Schwerpunkte der Verbreitung<br />
bilden die Hochlagen der Serra de Tramuntana im Nordwesten sowie die<br />
Felsküsten der Insel. Gegenüber einer ersten Bearbeitung der Mikroarealophyten<br />
Mallorcas von HAEUPLER (1983) wurde vom Autor eine Steigerung<br />
der Sippenzahl festgestellt, was vor allem in einer stärkeren Differenzierung<br />
der Gattung Limonium mit zahlreichen Lokalendemiten begründet liegt. Letztere<br />
unterliegen aufgrund ihres ausgesprochen kleinräumigen Verbreitungsgebietes<br />
an den Felsküsten einem hohen Gefährdungspotenzial.<br />
Schlüsselwörter: Diversität, Hotspots, Sippenbilanz, Verbreitung, Rote-<br />
Liste-Sippen<br />
Abstract: Microarealophytes on Mallorca – diversity and threats. A followup<br />
to an article of Henning Haeupler.<br />
A flora census of vascular plants on the Mediterranean island of Mallorca<br />
provides evidence that microarealophytes have a 9.4% proportion of the island’s<br />
vascular flora. Microarealophytes are an important qualitative characteristic<br />
of the island’s phytodiversity, which is spatially unevenly distributed.<br />
The focal points of microarealophytic occurrence are the high altitude areas of<br />
the Serra de Tramuntana in the Northwest and the cliff coasts. Compared to<br />
HAEUPLER’S (1983) first account of microarealophytes on Mallorca our research<br />
shows an increase in the number of taxa, resulting mainly from the<br />
differentiation of the genus Limonium with its numerous local endemics. Due<br />
to the extremely small distribution areas on the cliff coasts, these local endemics<br />
are highly endangered.<br />
Keywords: Diversity, hotspots, flora census, distribution, Red list taxa
120 Schmitt<br />
Einleitung<br />
Phänomene des Endemismus auf<br />
Inseln sind in der Biogeographie ein<br />
immer währendes, stets aktuelles<br />
Thema (vgl. BRAMWELL 1979, VI-<br />
TOUSEK & al. 1995, HOHBOHM 2000).<br />
Auch Henning Haeupler hat sich 1983<br />
in einem sehr grundlegenden Aufsatz<br />
über die „Mikroarealophyten der Balearen“<br />
mit dieser Thematik eingehender<br />
auseinander gesetzt und der<br />
einschlägigen Forschung neue Impulse<br />
gegeben, in dem er eindrücklich<br />
begründet, warum für Pflanzenarten<br />
mit kleinräumigem Areal sinnvoller<br />
der neutrale Begriff Mikroarealophyten<br />
statt Endemiten zu verwenden ist 1 .<br />
Mit der ersten fundierten Florenbilanz<br />
für die Balearen konnte H. Haeupler<br />
zeigen, dass der Anteil von Mikroarealophyten<br />
an der Gesamtheit der<br />
Gefäßpflanzenflora mit 9,2% vergleichbar<br />
ist mit dem anderer Inseln<br />
des Mittelmeerraumes. Artenlisten<br />
und Florenbilanzen sind eine Momentaufnahme<br />
innerhalb des dynamischen<br />
biologischen Systems. In diesem<br />
Bewusstsein bezeichnet Haeupler<br />
1 Es sei an dieser Stelle die Randbemerkung<br />
erlaubt, dass Henning Haeupler<br />
auch in seinen Vorlesungen, die er als<br />
Gastdozent an der Universität Gießen<br />
Anfang der 1980er hielt, die Mikroarealophyten<br />
und die Balearen thematisierte.<br />
Damit inspirierte er den Autor dieses Beitrages<br />
als Student, sich erstmals gedanklich<br />
und wissenschaftlich mit der Insel<br />
Mallorca auseinander zu setzen, die später<br />
zu einem seiner wichtigsten Forschungsgebiete<br />
wurde.<br />
seine Liste der Mikroarealophyten als<br />
vorläufig, „da neben Neuentdeckungen<br />
auch taxonomisch in manchen<br />
Gruppen noch Änderungen zu erwarten<br />
sind“ (HAEUPLER 1983: 280).<br />
Diese „vorläufige“ Liste, bezogen auf<br />
Mallorca, nach nun 25 Jahren einer<br />
kritischen Prüfung zu unterziehen und<br />
darauf aufbauend Aspekte der Diversität<br />
und des Gefährdungspotenzials<br />
der Mikroarealophyten zu analysieren<br />
ist Zielsetzung dieses Beitrages. Unter<br />
Mikroarealophyten werden im Sinne<br />
von HAEUPLER (1983) Taxa mit kleinem<br />
Areal verstanden, die entweder<br />
autochthon in einem Gebiet entstanden<br />
sind oder als Relikte gedeutet<br />
werden können. Die räumliche Eingrenzung<br />
auf Mallorca geschieht vor<br />
dem Hintergrund, dass der Autor<br />
diese Baleareninsel aufgrund langjähriger<br />
und vielfältiger wissenschaftlicher<br />
Arbeiten zu Umweltfragen (vgl.<br />
SCHMITT 1997, 1999, 2001) sehr gut<br />
kennt und daher in der Lage ist, eine<br />
Darstellung von Gefährdungspotenzialen<br />
vorzunehmen.<br />
Mikroarealophyten und Biodiversität<br />
Die wissenschaftliche Diskussion bezüglich<br />
Sippen mit kleinräumigem<br />
Areal hat in den letzten 15 Jahren in<br />
Zusammenhang mit Fragen der Biodiversität<br />
und deren weltweit rasch<br />
fortschreitendem Verlust wieder an<br />
besonderer Bedeutung gewonnen.<br />
Insbesondere bei der Identifizierung<br />
von „hotspots“ der Biodiversität rei-
chen bloße Artenzahlen allein nicht<br />
aus, sondern vielmehr müssen zusätzliche<br />
qualitative Merkmale mit einbezogen<br />
werden (vgl. HAEUPLER<br />
2000a). Mikroarealophyten sind ein<br />
solches, wichtiges qualitatives Merkmal<br />
der Phytodiversität, denn sie charakterisieren<br />
die Eigenheit und Originalität<br />
eines Raumes und damit dessen<br />
Bedeutung für den Erhalt der<br />
Pflanzenartenvielfalt und als genetisches<br />
Zentrum. Dabei ist zu bedenken,<br />
dass es sich bei der Biodiversität<br />
wie auch der Phytodiversität eines<br />
Raumes um ein sehr komplexes Phänomen<br />
handelt (HAEUPLER 2000b).<br />
Diese Komplexität auf ein überschaubares<br />
Maß zu mindern und die Tatsache,<br />
dass meist nur für das Vorkommen<br />
und die Verbreitung von Gefäßpflanzen<br />
verlässliche Daten vorliegen,<br />
erfordert die Ausrichtung der Analyse<br />
auf die Gefäßpflanzenvielfalt – so<br />
auch in diesem Beitrag.<br />
Betrachtet man den Mittelmeerraum<br />
als Ganzes, so zählt er nach MYERS &<br />
al. (2000), mit seinen 25.000 bis<br />
29.000 Gefäßpflanzensippen (QUEZEL<br />
1985, GREUTER 1991), was 10% des<br />
bekannten globalen Gefäßpflanzeninventars<br />
entspricht, zu den 25 „biodiversity<br />
hot spots“ der Erde. Zentren<br />
der Mannigfaltigkeit können auf unterschiedlichen<br />
räumlichen Ebenen<br />
differenziert werden. So lassen sich<br />
auch innerhalb des Mittelmeerraumes<br />
aufgrund der rezenten ökologischen<br />
Bedingungen und erdgeschichtlicher<br />
Entwicklungen Diversitätsunterschiede<br />
feststellen. Zieht man die Untersu-<br />
Mikroarealophyten auf Mallorca 121<br />
chung von MEDAIL & QUEZEL (1997)<br />
heran, so bildet die Inselgruppe der<br />
Balearen einen der elf „hot spots“ der<br />
Gefäßpflanzenvielfalt im Mittelmeerraum.<br />
Bezogen auf die Balearen besitzt<br />
wiederum Mallorca gegenüber<br />
den anderen Inseln aufgrund seiner<br />
Flächengröße und der ausgeprägten<br />
Höhengliederung die größte Sippenzahl.<br />
Material und Methoden<br />
Zur Flora der Balearen gibt es eine<br />
Vielzahl an wissenschaftlichen und<br />
populärwissenschaftlichen Veröffentlichungen,<br />
die vordergründig einen<br />
guten Kenntnisstand vermitteln (vgl.<br />
BECKETT 1988, ALOMAR & al. 1997,<br />
BOLÒS & al. 1990, VICENS & BONET<br />
2000, BONAFÈ 1977-1980, GIL &<br />
LLORENS 1999, ROMO 1994, KNOCHE<br />
1921-1923). Bei einer genaueren Betrachtung<br />
im Zuge der Erstellung<br />
einer Florenbilanz ist man jedoch<br />
auch heute noch mit dem gleichen<br />
Problem konfrontiert wie schon<br />
HAEUPLER (1983), dass die Sippenzahlen<br />
nicht einfach aus der Literatur<br />
zu entnehmen sind. Allein bei der<br />
Anzahl an Mikroarealophyten auf den<br />
Balearen schwanken die Angaben<br />
zwischen 89 Sippen (VILA & MUNOZ<br />
1999) und 196 Sippen (LABORATORÍ<br />
DE BOTÀNICA DEPARTAMENT DE BIO-<br />
LOGIA UNIVERSITAT DE LES ILLES<br />
BALEARS 2006). Bezogen auf die<br />
Gesamtsippenzahl sind noch größere<br />
Unterschiede festzustellen. Dies<br />
machte es notwendig, die unterschiedlichen<br />
Literaturangaben zusammenzu-
122 Schmitt<br />
führen, abzugleichen, auf ihre Stimmigkeit<br />
zu prüfen und die vorkommenden<br />
Sippen erneut selbst zu zählen.<br />
Die Dokumentation der Flora<br />
eines Gebietes ist letztlich von der<br />
vorhandenen Datenlage abhängig und<br />
aufgrund der Dynamik der Flora ein<br />
nach bestem Wissen ermittelter Näherungswert.<br />
Zu seiner Ermittlung wurden<br />
für die Feststellung der Gesamtsippenzahl<br />
und der Sippenzahl an<br />
Mikroarealophyten auf Mallorca folgende<br />
Quellen herangezogen: ALO-<br />
MAR & al (1997), GIL & LLORENS<br />
(1999), LABORATORÍ DE BOTÀNICA<br />
DEPARTAMENT DE BIOLOGIA UNIVER-<br />
SITAT DE LES ILLES BALEARS (2006),<br />
REAL JARDÍN BOTÀNICO (2006).<br />
Die Sippenzählung erfolgte gleichwertig<br />
nach den taxonomischen Rängen<br />
Art und Unterart. Varietäten und<br />
Hybriden wurden bewusst ausklammert,<br />
da ihre taxonomische Stellung<br />
und Gültigkeit in den Quellen sehr<br />
differiert. Eine besondere Problematik<br />
der Zählung stellt der Status der Sippen<br />
dar, der in den Quellen nicht immer<br />
eindeutig nachvollziehbar war. In<br />
Anlehnung an HAEUPLER (1983,<br />
2000b) gingen neben den Indigenen<br />
alle synanthropen Sippen (vgl. MO-<br />
RAGUES 2005a, MORAGUES & RITA<br />
2005) in die Zählung ein. Ausschließlich<br />
in Kultur vorkommende Sippen,<br />
die keine Einbürgungstendenz aufweisen<br />
(z.B. Citrus-Sippen, Phoenix-<br />
Sippen, Ficus-Sippen) wurden nicht<br />
berücksichtigt. Unter diesen Voraussetzungen<br />
ergab die Zählung für Mallorca<br />
einen Gesamtbestand von 1494<br />
Sippen. Die Sippenzahl an Mikroarealophyten<br />
beträgt 141, was 9,4% der<br />
Flora ausmacht. Dieser Wert liegt im<br />
Schwankungsbereich der Werte, die<br />
von anderen Mittelmeerinseln bekannt<br />
sind (vgl. SCHMITT 2002).<br />
Mikroarealophyten auf Mallorca<br />
Vergleicht man das aktuell vom Autor<br />
für Mallorca ermittelte Vorkommen<br />
von 141 Sippen an Mikroarealophyten<br />
(vgl. Tab. 1) mit der für die Insel in<br />
der Arbeit von HAEUPLER (1983)<br />
angegebenen Zahl von 106 Sippen,<br />
ergibt sich eine Zunahme um 35 Sippen.<br />
Unterzieht man die Zahlen einer<br />
genaueren Analyse, so zeigt sich eine<br />
noch ausgeprägtere Steigerung, 26<br />
Sippen aus der „Haeupler-Liste“ sind<br />
in der aktuellen Liste nicht mehr vertreten.<br />
Hierfür gibt es mehrere Gründe:<br />
- es handelte sich um eine kritische<br />
Sippe, die heute nicht mehr differenziert<br />
wird<br />
- die Sippe ist nach neuestem Kenntnisstand<br />
nachweislich auf Mallorca<br />
nicht verbreitet<br />
- die Sippe ist nach heutigem Wissensstand<br />
kein Mikroarealophyt<br />
Letztlich weisen die 1983er-Liste und<br />
die aktuelle Liste 80 identische Sippen<br />
auf. Der Unterschied in der Zunahme<br />
ist dabei mit 45% vor allem<br />
auf die taxonomische Untergliederung<br />
der Gattung Limonium zurückzuführen.<br />
Arealgeographisch überwiegen mit<br />
fast 50% rein mallorquinische Sippen<br />
(vgl. Abb. 1), was seine Ursache in
ausgesprochenen Lokalendemiten im<br />
Küstenbereich und unter den Gebirgssippen<br />
hat. 16% der Sippen weisen<br />
ein gymnesisches Verbreitungsbild<br />
auf, d.h. sie kommen außer auf Mallorca<br />
auch auf Menorca vor. Chorologisch<br />
lässt sich dies durch eine Landbrücke<br />
zwischen beiden Inseln in der<br />
letzten Eiszeit begründen. Als ebenso<br />
erdgeschichtlich bedingt ist der relativ<br />
hohe Anteil an korsisch/sardinischen<br />
Sippen (Tyrrhenische Inseln) zu deuten.<br />
Ordnet man die Sippen entsprechend<br />
ihrem Hauptvorkommen Pflanzenformationen<br />
zu (vgl. Abb. 2), so<br />
konzentrieren sich fast 70% der<br />
Mikroarealophyten auf nur drei Formationen<br />
(Felsspalten, Felsküsten,<br />
Dornpolsterfluren). Es handelt sich<br />
hierbei durchwegs um extreme Sonderstandorte<br />
mit geringem Konkurrenzdruck,<br />
an denen Relikte der alttertiären<br />
Trockenflora überlebten (vgl.<br />
HAEUPLER 1983) oder durch spezielle<br />
Anpassungsstrategien freie ökologische<br />
Nischen besetzt wurden. Entsprechend<br />
dieser Standortpräferenzen<br />
bilden bei den Lebensformen mit über<br />
50% der Sippen, verholzte Chamaephyten<br />
die größte Gruppe (vgl.<br />
Abb. 3). Polsterwuchs, gestauchte<br />
Sprossachse und Xeromorphie sind<br />
häufige Anpassungsmerkmale an die<br />
ungünstigen Standortbedingungen<br />
(z.B. eingeschränkte Wasserversorgung,<br />
Salzspray, hohe Windgeschwindigkeiten).<br />
Die Analyse der räumlichen Verteilung<br />
der Mikroarealophyten auf<br />
Quadrantenbasis (UTM 5km-Raster)<br />
Mikroarealophyten auf Mallorca 123<br />
erweist die Bedeutung des Gebirgszuges<br />
der Serra Tramuntana im Nordwesten<br />
Mallorcas für die Phytodiversität<br />
der Insel (vgl. Abb. 4). Insbesondere<br />
im zentralen Gebirgsabschnitt<br />
mit den höchsten Erhebungen (z.B.<br />
Puig Major 1450 m, Massanella 1340<br />
m, Puig Tomir 1103 m) wird mit über<br />
50 Sippen je Rasterfeld die größte<br />
Diversität erreicht. Wird noch die<br />
Anzahl der Rote-Liste-Sippen unter<br />
den Mikroarealophyten als zusätzliches<br />
Qualitätsmerkmal herangezogen<br />
(vgl. Abb. 5), verstärkt sich diese<br />
Bedeutung und der Gebirgsabschnitt<br />
Puig Major-Massanella kristallisiert<br />
sich als „Mikroarealophyten-<br />
Zentrum“ heraus. Neben diesem zentralen<br />
Gebirgsabschnitt zeichnen sich<br />
die Halbinsel Formentor im Norden,<br />
das Bergland von Arta im Nordosten<br />
und der südwestliche Teil der Serra<br />
Tramuntana um den Galatzó mit mehr<br />
als 40 Sippen pro Rasterfeld aus. Das<br />
überwiegend landwirtschaftlich genutzte,<br />
zentrale mallorquinische<br />
Flachland sowie die Süd- und Ostküste<br />
beheimaten dagegen eine deutlich<br />
geringere Zahl an Sippen. Dabei ist<br />
jedoch zu berücksichtigen, dass gerade<br />
im Felsküstenbereich durch das<br />
Auftreten lokal begrenzter Sippen aus<br />
der Gattung Limonium (vgl. Abb. 6),<br />
die meist nur in einem Rasterfeld<br />
vorkommen, besondere Qualitäten<br />
ausgebildet sind.
124 Schmitt<br />
Gefährdungspotenzial der Mikroarealophyten<br />
Mallorcas<br />
Von den auf Mallorca vorkommenden<br />
Mikroarealophyten werden 42 Sippen<br />
in der Roten Liste der Balearen geführt<br />
(vgl. SÁEZ & ROSELLÓ 2001).<br />
Entsprechend ihrer räumlichen Verteilung<br />
(vgl. Abb. 5) handelt es sich<br />
hierbei überwiegend um Gebirgssippen,<br />
deren Gefährdung sich aktuell<br />
eher aufgrund kleiner Populationen<br />
und geringer Reproduktionsraten<br />
ergibt und weniger aufgrund anthropogener<br />
Einflüsse. Allerdings können<br />
das gezielte Sammeln, Ziegenverbiss<br />
und Brandereignisse potenzielle Gefahrenquellen<br />
darstellen (vgl. MUS<br />
1995). Andererseits treten einige Sippen<br />
aspektbildend in Pflanzengemeinschaften<br />
auf (z.B. Astragalus balearicus,<br />
Hypericum balearicum, Teucrium<br />
marum ssp. occidentale) und sind<br />
weit davon entfernt, kostbare Seltenheiten<br />
darzustellen. Ihre große ökologische<br />
Toleranz und Vitalität bedingt<br />
sogar, dass sie sich an gehölzfeindlichen<br />
Standorten wie Straßenrändern<br />
oder windgefegten Küstenabschnitten<br />
flächenhaft ausbreiten können. Hiervon<br />
deutlich zu trennen sind Sippen,<br />
die nur einige wenige oder nur ein<br />
einziges Vorkommen im Küstenbereich<br />
besitzen. Die touristische Erschließung<br />
mit dem nach wie vor<br />
ungehinderten Bauboom kann durch<br />
eine einzelne Baumaßnahme zur direkten<br />
Vernichtung einer Sippe führen.<br />
Wie weit fortgeschritten die Gefährdung<br />
im Küstenbereich ist, belegt<br />
die Rote Liste der Biotoptypen der<br />
Küste Mallorcas (vgl. SCHMITT 1999),<br />
in der fast alle Biotoptypen als gefährdet<br />
eingestuft sind. Als besonders<br />
folgenschwer müssen touristische<br />
Erschließungsmaßnahmen und Aktivitäten<br />
im Bereich der halophilen<br />
Felsküstenvegetation und Küstensümpfe<br />
angesehen werden. In diesen<br />
beiden Pflanzenformationen haben ein<br />
Drittel aller Mikroarealophyten Mallorcas<br />
ihr Hauptverbreitungsgebiet. In<br />
den vergangenen Jahren sind die<br />
Standorte dieser Formationen durch<br />
touristisch motivierte Baumaßnahmen<br />
im Südwesten der Insel direkt beseitigt<br />
oder stark beeinträchtigt worden.<br />
Markantes Beispiel für diese Lebensraumzerstörung<br />
ist die Region um<br />
Magalluf und Santa Ponsa, wo es<br />
bereits zu einem Verlust an Sippen<br />
(vgl. Abb. 7) bzw. zu ihrer starken<br />
Gefährdung (z.B. Limonium boirae,<br />
Limonium inexpectans, Limonium<br />
magallufianum) gekommen ist.<br />
Mikroarealophyten stellen eine besondere<br />
evolutions- und arealgeschichtliche<br />
Qualität der Phytodiversität<br />
dar, die es langfristig zu erhalten<br />
gilt. Den sogenannten hotspots – wie<br />
sie auch für Mallorca identifiziert<br />
werden konnten – kommt dabei zwar<br />
eine besondere, nicht aber die alleinige<br />
naturschutzfachliche Bedeutung<br />
zu. Aspekte wie Seltenheit und Gefährdungsdisposition<br />
der einzelnen<br />
Sippen müssen neben der Zahl an<br />
Mikroarealophyten pro Raumeinheit<br />
bei der Entwicklung von Schutzkonzepten<br />
berücksichtigt werden. Hierzu<br />
gibt es auf Mallorca erste Ansätze, die
sich z.B. in speziellen Artenschutzprogrammen<br />
(vgl. BIBILONI 2002,<br />
MORAGUES 2005b, VICENS 2001)<br />
niederschlagen.<br />
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SCHMITT, T. 2001: Naturschutz und<br />
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Anschrift des Verfassers<br />
Prof. Dr. Thomas Schmitt<br />
Geographisches Institut<br />
Ruhr-Universität Bochum<br />
Mikroarealophyten auf Mallorca 127<br />
Universitätsstraße 150<br />
44801 Bochum<br />
E-Mail: thomas.schmitt@rub.de<br />
Abb. 1: Anteil von Arealtypen an den Mikroarealophyten Mallorcas (nach<br />
BOLÒS & al. 1990, ALOMAR & al. 1996, LABATORÍ DE BOTÀNICA DEPARTAMENT<br />
DE BIOLOGIA UNIVERSITAT DE LES ILLES BALEARS 2006).<br />
Chorotypes of the micro-range plant species of Mallorca.
128 Schmitt<br />
Abb. 2: Vorkommen der Mikroarealophyten Mallorcas nach Pflanzenformationen<br />
(nur Hauptvorkommen; nach BOLÒS & al. 1990, ALOMAR & al. 1996, LA-<br />
BATORÍ DE BOTÀNICA DEPARTAMENT DE BIOLOGIA UNIVERSITAT DE LES ILLES<br />
BALEARS 2006 und eigenen Erhebungen).<br />
Principal representation of the micro-range species of Mallorca in plant formations.<br />
Abb. 3: Lebensformenspektrum der Mikroarealophyten Mallorcas.<br />
Life form spectrum of the micro-range plant species of Mallorca.
Mikroarealophyten auf Mallorca 129<br />
Abb. 4: Sippenzahl an Mikroarealophyten Mallorcas je UTM-5 km-Raster (nach<br />
ALOMAR & al. 1996, LLORENS & al. 1992).<br />
Number of micro-range plant taxa of Mallorca per UTM grid cell (5×5 km).<br />
Abb. 5: Anzahl gefährdeter Mikroarealophyten Mallorcas je UTM-5 km-Raster<br />
(nach SÁEZ & ROSELLÓ 2001).<br />
Number of vulnerable micro-range plant taxa per UTM grid cell (5×5 km).
130 Schmitt<br />
Abb. 6: Beispiele für lokale Mikroarealophyten der Gattung Limonium (nach<br />
SÁEZ & ROSELLÓ 2001).<br />
Locally distributed micro-range plant species of the genus Limonium.<br />
Abb. 7: Beispiele für den Rückgang von Mikroarealophyten im Küstenbereich<br />
(nach ALOMAR & al. und eigenen Erhebungen).<br />
Decline of selected micro-range plant species in coastal habitats of Mallorca<br />
(records before and after 1980).
Tab. 1: Liste der Mikroarealophyten Mallorcas.<br />
Catalogue of micro-range plant taxa of Mallorca.<br />
Aetheorrhiza bulbosa ssp. willkommii<br />
Agrostis barceloi<br />
Allium antoni-bolosii ssp. bolosii<br />
Anthyllis cytisoides<br />
Anthyllis vulneraria ssp. balearica<br />
Arctium chaberti spp. balearicum<br />
Arenaria balearica<br />
Arenaria grandiflora ssp. bolosii<br />
Arenaria grandiflora ssp. glabrescens<br />
Aristolochia bianorii<br />
Artemisia gallica<br />
Arum pictum<br />
Asplenium azomanes<br />
Asplenium majoricum<br />
Asplenium petrarchae ssp. bivalens<br />
Astragalus balearicus<br />
Bellium bellidioides<br />
Brassica balearica<br />
Brimaurea duvigneaudii<br />
Bupleurum barceloi<br />
Calamintha rouyana<br />
Carex rorulenta<br />
Centaurium bianoris<br />
Cephalaria squamiflora ssp. balearica<br />
Chaenorrhinum rodriguezii<br />
Chaenorrhinum rubrifolium ssp.<br />
formenterae<br />
Crepis triasii<br />
Crocus cambessedesii<br />
Cyclamen balearicum<br />
Cymbalaria aequitriloba<br />
Daucus carota ssp. majoricus<br />
Delphinum pictum<br />
Dianthus rupicola ssp. bocchoriana<br />
Digitalis dubia<br />
Mikroarealophyten auf Mallorca 131<br />
Diplotaxis ibicensis<br />
Dorycnium fulgurans<br />
Dracunculus muscivorus<br />
Dryopteris pallida ssp. balearica<br />
Dryopteris tyrrhena<br />
Erodium reichardii<br />
Euphorbia fontqueriana<br />
Euphorbia maresii ssp. balearica<br />
Euphorbia maresii ssp. maresii<br />
Euphorbia pithyusa<br />
Filago petro-ianii<br />
Galium balearicum<br />
Galium crespianum<br />
Genista cinearea ssp. leptoclada<br />
Genista lucida<br />
Genista valdes-bermejoi<br />
Globularia cambessedesii<br />
Helianthemum caput-felis<br />
Helianthemum marifolium ssp. organifolium<br />
Helianthemum scopulicolum<br />
Helichrysum ambiguum<br />
Helichrysum italicum ssp. microphyllum<br />
Helleborus lividus ssp. lividus<br />
Hippocreppis balearica ssp. balearica<br />
Hypericum balearicum<br />
Hypericum hircinum ssp. cambessedesii<br />
Launaea cervicornis<br />
Ligusticum lucidum ssp. huteri<br />
Limonium alcudianum<br />
Limonium antonii-llorensii<br />
Limonium balearicum<br />
Limonium barceloi<br />
Limonium bianorii<br />
Limonium biflorum
132 Schmitt<br />
Limonium boirae<br />
Limonium bolosii<br />
Limonium bonafei<br />
Limonium camposanum<br />
Limonium caprariense<br />
Limonium carregadorense<br />
Limonium carvalhoi<br />
Limonium dragonericum<br />
Limonium ejulabilis<br />
Limonium escarrei<br />
Limonium fontqueri<br />
Limonium gibertii<br />
Limonium gymnesicum<br />
Limonium inexpectans<br />
Limonium leonardi-llorensii<br />
Limonium magallufianum<br />
Limonium majoricum<br />
Limonium marisolii<br />
Limonium migjornense<br />
Limonium minutum<br />
Limonium muradense<br />
Limonium orellii<br />
Limonium porto-petranum<br />
Limonium pseudarticulatum<br />
Limonium pseudodictyiocladon<br />
Limonium pseudoebusitanum<br />
Limonium tenuicaule<br />
Limonium validum<br />
Linaria aeruginea ssp. pruinosa<br />
Lonicera pyrenaica ssp. majoricensis<br />
Lotus tetraphyllus<br />
Micromeria filiformis<br />
Micromeria inodora<br />
Micromeria microphylla<br />
Naufraga balearica<br />
Ononis zschakei<br />
Ophrys balearica<br />
Orchis mascula ssp. ichnusae<br />
Paeonia cambessedesii<br />
Pastinaca lucida<br />
Phlomis italica<br />
Pimpinella bicknellii<br />
Pimpinella tragium spp. balearica<br />
Polycarpon polycarpoides ssp. columense<br />
Polygonum romanum ssp. balearicum<br />
Primula acaulis ssp. balearica<br />
Ranunculus barceloi<br />
Ranunculus weyleri<br />
Rhamnus bourgeanus<br />
Rhamnus ludovici-salvatoris<br />
Romulea assumptionis<br />
Rosmarinus officinalis ssp. palaui<br />
Rubia angustifolia ssp. angustifolia<br />
Santolina chamaecyparissias ssp.<br />
magonica<br />
Scutellaria balearica<br />
Senecio rodriguezii<br />
Sesleria insularis ssp. insularis<br />
Sibthorpia africana<br />
Silene mollissima<br />
Silene pseudoatocion<br />
Smilax aspera ssp. balearica<br />
Soleirolia soleirolii<br />
Solenopsis minuta ssp. balearica<br />
Taraxacum balearicum<br />
Teucrium asiaticum<br />
Teucrium cossonii ssp. cossonii<br />
Teucrium marum ssp. occidentale<br />
Thapsia gymnesica<br />
Thymelaea velutina<br />
Thymus herba-barona ssp. bivalens<br />
Thymus richardii ssp. richardii<br />
Urtica bianorii<br />
Viola jaubertiana
Florist. Rundbriefe 42 (2008), 133-153 2009 133<br />
FIRE ECOLOGY AND MANAGEMENT OF EUCALYPTUS LOXOPHLEBA<br />
WOODLANDS IN THE NORTHERN WHEATBELT OF WESTERN AUSTRALIA<br />
Feuerökologie und Management von Eucalyptus loxophleba-Waldland im<br />
nördlichen Weizengürtel von Westaustralien<br />
<strong>—</strong> Marcel Hollenbach, Richard Pott, Michael Rode <strong>—</strong><br />
Abstract: Woodlands dominated by Eucalyptus loxophleba were largely<br />
cleared in the Western Australian Wheatbelt. Today, fragmented remnants occur,<br />
which are threatened by disturbances and are lacking regeneration. There is<br />
little knowledge about these ecosystems and no active management approach<br />
beyond removing artificial disturbances. Semi-natural habitats, that allow studying<br />
their natural ecology, are only found at the distributional margins like in the<br />
Charles Darwin Reserve, a private nature reserve of Bush Heritage Australia.<br />
There, E. loxophleba woodlands were assessed for their population dynamics in<br />
order to find out about critical processes in the life cycle as basis for an active<br />
management scheme to sustain these woodlands in perpetuity. The assessment<br />
was done by representative transects through the woodlands, recording position<br />
and attributes of trees, and associated vegetation. The crucial role of fire became<br />
soon apparent and fire was discussed as management tool for E. loxophleba<br />
woodlands.<br />
Keywords: reproduction strategy, population dynamics, age classes, York gum,<br />
Charles Darwin Reserve<br />
Kurzfassung: Eucalyptus loxophleba Waldland wurde in seiner ursprünglichen<br />
Verbreitung im westaustralischen Weizengürtel großflächig gerodet. Heute gibt<br />
es nur noch kleine, fragmentierte, gestörte Überbleibsel, die sich nicht erneuern.<br />
Es gibt nur sehr wenige Erkenntnisse zu diesen Ökosystemen und der Schutz<br />
besteht bisher lediglich aus der Beseitigung von künstlichen Störungen. Natürliche,<br />
ungestörte ökologische Prozesse lassen sich nur am Rande der eigentlichen<br />
Verbreitung studieren, wie zum Beispiel im Charles Darwin Reservat, einem<br />
privaten Naturschutzreservat von Bush Heritage Australia. Dort wurde das<br />
E. loxophleba Waldland auf seine Populationsdynamik hin untersucht, um die<br />
kritischen Prozesse im Lebenszyklus herauszufinden und diese als Basis für ein<br />
Pflegekonzept zu verwenden, das die Waldländer langfristig sichert. Auf repräsentativen<br />
Transekten wurden die Waldländer auf die Verteilung der Bäume,<br />
deren Zustand und die Begleitvegetation untersucht. Die bedeutende Rolle von
134 Hollenbach & al.<br />
Feuer wurde herausgestellt und als Mittel zu Pflege von E. loxophleba<br />
Waldgesellschaften diskutiert.<br />
Schlüsselwörter: Fortpflanzungsstrategie, Populationsdynamik, Altersklassen,<br />
York gum, Charles Darwin Reservat<br />
Introduction<br />
Species<br />
Eucalyptus loxophleba Benth., commonly<br />
known as York gum, is probably<br />
the most widespread eucalypt in<br />
southern Western Australia (BROOKER<br />
& KLEINIG 2001). The subspecies of<br />
main consideration, Eucalyptus loxophleba<br />
subsp. supralaevis L.A.S.<br />
Johnson & K.D. Hill, is the northern<br />
representative of this species.<br />
The tree reaches heights around 15<br />
meter with a trunk that branches often<br />
in the first two meters from the<br />
ground (Fig. 1). The stem is rough<br />
fibrous-flaky for 2-3 m then changes<br />
in a transition with hanging bark to a<br />
glossy, smooth stem with color shades<br />
from red over gray to olive bronze<br />
(Fig. 2). The inflorenscences are axillary<br />
and unbranched with seven to<br />
eleven flowers. The small white flowers<br />
appear between July and October<br />
(Fig. 3). The leaves are lanceolate,<br />
glossy, green, and characteristically<br />
hanging downwards.<br />
The tree grows usually as dominant,<br />
stand-building species in so called<br />
woodlands (Fig. 4). Woodlands are a<br />
structural form of vegetation defined<br />
by life form, respectively height, of<br />
the tallest stratum and the projective<br />
foliage cover of the tallest stratum (cf.<br />
SPECHT 1970). Accordingly, a woodland<br />
describes vegetation units with<br />
trees between 10 and 30 meter as<br />
tallest stratum and a sparse projective<br />
foliage cover between 10 and 30 percent.<br />
Eucalyptus loxophleba occurs in the<br />
climatic range from 600 to 250 mm<br />
mean annual rainfall (BEADLE 1981).<br />
“In woodland form, however, it is<br />
found mainly between the 480 and<br />
300 mm isohyets (...)” (ibid.). Woodlands<br />
generally occur on red loam<br />
valley soils. E. loxophleba woodland<br />
grows in indiscriminate topographic<br />
position on a brown to red-brown<br />
sandy loam, increasing in texture with<br />
depth, overlying a pallid zone at 60-<br />
90 cm (BEARD 1990). Fig. 5 shows<br />
the diagrammatic catenary sequence<br />
of vegetation in relationship to soils<br />
for the Wheatbelt Region.<br />
Status<br />
Woodlands indicated amongst the<br />
most valuable soils for agriculture and<br />
were accordingly largely destroyed.<br />
This process was especially devastating<br />
in the Avon Wheatbelt where 97%<br />
(almost 40,000 km²) of E. loxophleba<br />
and E. wandoo woodlands have been<br />
cleared (BEARD & SPRENGER 1984).
Eucalyptus loxophleba woodlands in Western Australia 135<br />
Woodlands now occur only in remnants<br />
of varying size, quality and<br />
isolation. Many of them are threatened<br />
by degrading processes like<br />
livestock grazing, nutrient enrichment,<br />
soil disturbance, deterioration<br />
of soil structure, altered hydrology,<br />
rising saline water tables, weed invasion,<br />
agricultural chemicals and altered<br />
fire regimes; all resulting in the<br />
loss of species' diversity and changes<br />
to ecosystem functions that sustain the<br />
woodland (YATES & HOBBS 1997).<br />
Even though there is a great gap of<br />
scientific knowledge, general observations<br />
and deductions from similar<br />
habitats and abiotic conditions indicate<br />
a very rich species diversity.<br />
However, E. loxophleba remains<br />
largely undescribed and poorly conserved.<br />
Remnants of E. loxophleba<br />
woodlands show often a deterioration<br />
of trees and no evidence of any regeneration<br />
(SAUN<strong>DER</strong>S & al. 2003).<br />
YATES & al. (1994a, b, 1995, 1996)<br />
found that E. salmonophloia woodlands<br />
in southwestern Australia depend<br />
on landscape-scale disturbances<br />
and special post-disturbance conditions<br />
for successful regeneration. The<br />
co-evolution of E. salmonophloia and<br />
E. loxophleba in similar distribution<br />
might imply equal adaptations. Since<br />
storm or flood cannot be imitated,<br />
they are ineligible as management<br />
instrument. Fire, however, can be<br />
exploited as management tool and is<br />
furthermore probably the most frequent<br />
landscape disturbance in semiarid<br />
woodlands. But until today there<br />
have been only general suggestions to<br />
conserve woodlands by reducing artificial<br />
impacts on remnant woodlands.<br />
YATES & al. (1994b) argue “... that it<br />
may be difficult to identify processes<br />
which are important for the long-term<br />
persistence of natural ecosystems in<br />
fragmented landscapes without reference<br />
to equivalent unfragmented areas”.<br />
So far, there have been no studies<br />
about E. loxophleba woodlands<br />
and many crucial questions remain<br />
unanswered. This study contributed to<br />
the conservation of E. loxophleba<br />
woodlands by studying their ecology<br />
with a special regard to the role of fire<br />
in the multiplication strategy.<br />
Study site<br />
The study site, the Charles Darwin<br />
Reserve, offered many woodlands in a<br />
near-natural condition. Furthermore,<br />
the owner, Bush Heritage Australia,<br />
supported the research in order to<br />
process the results in their pending<br />
fire management plan. The reserve is<br />
located at the northern edge of the<br />
Wheatbelt. Fortunately, the land had<br />
limited capacity to meet the expectations<br />
of former owners so that the<br />
vegetation remained in a near-natural<br />
condition, including about 15,000 ha<br />
of E. loxophleba woodland.<br />
Crucial questions and task<br />
The availability of large remaining,<br />
near-natural E. loxophleba woodlands<br />
in the Reserve obligates to conserve<br />
these last resorts and offers simultaneously<br />
the chance to study their
136 Hollenbach & al.<br />
ecology. Only with the understanding<br />
of natural processes it is possible to<br />
manage these woodlands in perpetuity.<br />
The following crucial questions<br />
need to be addressed:<br />
• How is the life cycle of<br />
E. loxophleba woodlands arranged?<br />
• Which processes regulate the multiplication<br />
of E. loxophleba?<br />
• Are E. loxophleba woodlands retreating,<br />
stable or advancing?<br />
• How does fire influence the demography<br />
of E. loxophleba woodlands?<br />
• How can management secure woodland<br />
survival in perpetuity?<br />
The consequent task is to develop a<br />
method which answers these questions<br />
with the aid of remaining<br />
E. loxophleba woodlands in the<br />
Charles Darwin Reserve, under consultation<br />
of literature about fire in<br />
ecosystem management and with<br />
experiences of related species.<br />
The aspired results include:<br />
• a description and classification of<br />
different age classes,<br />
• key processes in the multiplication<br />
strategy of E. loxophleba,<br />
• woodland boundary trends,<br />
• considerations about the role of fire<br />
as management tool,<br />
• development of age class patterns<br />
allowing sustainable and diverse<br />
E. loxophleba woodlands, which is<br />
eventually part of<br />
• a strategy for an adequate management<br />
of E. loxophleba woodlands.<br />
Method<br />
The key to answering the crucial<br />
questions requires a further understanding<br />
of the population dynamics<br />
of E. loxophleba woodlands. These<br />
dynamics are represented by the age<br />
structure and composition of the<br />
woodland and interactions with adjacent<br />
ecosystems. Examining different<br />
stages and their temporal and spatial<br />
relations will give information about<br />
the life cycle, key ecological processes,<br />
the role of fire, and interactions<br />
with competing communities. The<br />
first step requires an analysis and<br />
description of the existing age structures.<br />
The results build the basis for<br />
the interpretation of the multiplication<br />
strategy, they will visualize boundary<br />
trends, give information about the<br />
influence of fire, and finally will give<br />
instructions for distributional patterns<br />
and required management activities.<br />
To handle the spatial extent, the<br />
woodlands were assessed and analyzed<br />
by cross sections, called transects,<br />
that offered the possibility to<br />
examine interior parts as well as borders<br />
and transitional stages in a continuum.<br />
The smallest width to get a<br />
representative picture of the woodland<br />
is 20 meters. Unfortunately the age of<br />
trees is not determinable. Substitutionary,<br />
the diameter or the circumference<br />
give an approximate idea of the<br />
age. At least it is possible to build<br />
classes of similar ranges of circumferences<br />
that represent different ages.<br />
Ten suitable transects were preselected<br />
by diverse information accessi-
Eucalyptus loxophleba woodlands in Western Australia 137<br />
ble in a Geographic Information System<br />
(GIS) and ground-proofed in the<br />
field. Most transects had contact to<br />
fires according to information from<br />
past aerial photographs. The data<br />
gained during the assessment of was<br />
recorded hand-drawn on an A4 sheet<br />
in a scale of 1/111. First, the position<br />
and circumference of all<br />
E. loxophleba trees was recorded.<br />
Furthermore, the projective foliage<br />
cover, respectively crown cover, was<br />
marked for their outline. All associated<br />
species were grouped into several<br />
hight classes, marked as polygons and<br />
further described by attributes, for<br />
example for the dominant genera.<br />
The collected data was transferred<br />
into spreadsheets, where each assessment<br />
sheet is represented by one row.<br />
Therewith, the data was separated into<br />
30 m sections and could be correlated<br />
with a circumference range, a canopy<br />
cover and an understorey composition.<br />
Sheets with indication for a<br />
break got further attention if there is a<br />
border between circumference classes<br />
or if there is a mixture of different<br />
aged trees. Then, each woodland transect<br />
was described for its circumference<br />
classes. The data was summarized<br />
and averaged for homogeneous<br />
sections and compared within all ten<br />
transects .<br />
This information built the basis for<br />
the interpretation of typical age<br />
classes respectively the life cycle of<br />
woodlands. Composition and structure<br />
was described and visualized for<br />
distinctive properties that allow to<br />
categorize current E. loxophleba<br />
woodlands as a kind of manual.<br />
The knowledge of the typical life<br />
cycle, then, allowed considerations<br />
about woodland condition, multiplication<br />
strategy, and distributional trends<br />
of E. loxophleba woodlands. Literature<br />
about comparable ecological<br />
procedures and other Eucalyptus<br />
woodlands was analyzed to stimulate<br />
interpretation and to validate observed<br />
processes. Finally, the cognition of<br />
key ecological processes was the basis<br />
for the development of an appropriate<br />
management scheme.<br />
Results<br />
Each transect was between 420 and<br />
900 meters long and started in the<br />
adjacent shrubland. The assessment<br />
shows that all woodlands are composed<br />
of several homogeneous age<br />
classes, indicated by similar circumferences.<br />
The comparison between<br />
these age classes and the recorded fire<br />
scars of the last 40 years proofed the<br />
assumption of fire as trigger for regeneration.<br />
Older age classes, which<br />
build the majority, could mostly also<br />
be connected with fire events because<br />
of charcoaled remains of the former<br />
generation. Besides, there was no<br />
evidence of other disturbances that<br />
might have triggered any recruitment.<br />
Mixed age classes occurred as result<br />
of patchy fires but were an exception.<br />
Within similar age classes, there were<br />
several similarities besides the circumference<br />
range:
138 Hollenbach & al.<br />
• the number of trees reduce exponentially<br />
with age<br />
• associated vegetation changed<br />
significantly with the woodland<br />
age<br />
• similar age classes had, in average,<br />
a similar canopy cover<br />
• older age classes were always<br />
located in the center of a woodland.<br />
Tab. 1 gives an overview of the found<br />
age classes per transect and gives<br />
information about the circumferences,<br />
density of trees, crown cover and<br />
understorey composition. Properties<br />
of mixed age classes could not be<br />
separated and were displayed together.<br />
The suggested age sections per<br />
transect are sorted in alphabetical<br />
order beginning with the youngest.<br />
Deduction of age classes<br />
The term age class has been used<br />
regularly and it is assumed that there<br />
is a general understanding of its<br />
meaning. In the following the term<br />
has to be defined more accurately. On<br />
the one hand, there are ecological<br />
development stages, for example like<br />
suggested by FLORENCE (1996). In his<br />
allocation, early stages in life cycle<br />
(juvenile stage, sapling stage & pole<br />
stage) are relatively short, while mature<br />
and over-mature cover a clearly<br />
longer period. Ideally, each development<br />
stage occupies an area proportional<br />
to the percental duration in the<br />
whole life cycle.<br />
For management, a division of age<br />
classes into equally long timeframes<br />
is more handy. An appropriate mean<br />
value between the very short juvenile<br />
stage and very long mature stage is 50<br />
years. A finer division seems neither<br />
necessary nor applicable, since advanced<br />
ages are difficult to differentiate.<br />
Another advantage is that every<br />
age class would have to occupy the<br />
same area, while ecological stages<br />
must cover an area percental to their<br />
proportion in the life cycle.<br />
The suggested age classes of 50 years<br />
were used to describe and subdivide<br />
the life cycle of E. loxophleba woodlands.<br />
The correlation between the<br />
description and the actual age becomes<br />
progressively indefinite because<br />
the age of old trees is not<br />
known today. However, the course<br />
remains the same, and management<br />
will be able to commence. Later it can<br />
be adapted or redefined, as necessary.<br />
Unfortunately, life cycles tend to be<br />
variable due to different or changing<br />
abiotic conditions. For example, stress<br />
may lead to decreased growth, delay<br />
of sexual maturity, and suppression of<br />
the immune system (WILSON 2006).<br />
SAUN<strong>DER</strong>S & al. (2003) found for<br />
E. salmonophloia that trees in a staghorn<br />
condition 1 have only half the<br />
diameter growth of healthy trees. In<br />
those cases, the diameter is not an<br />
appropriate indicator for woodland<br />
age. Woodlands that obviously struggle<br />
by reduced resources have to be<br />
especially observed and, in case of<br />
risk, managed separately. The follow-<br />
1 = dying back from the top and showing a<br />
“staghorn-effect”
Eucalyptus loxophleba woodlands in Western Australia 139<br />
ing description of 50 year age classes<br />
provides a kind of manual to classify<br />
woodlands. The description, though,<br />
is not exclusive for all indicators.<br />
Rather only some indicators may<br />
apply while others differ. Eventually,<br />
age classes need be interpreted to<br />
some degree with personal experience;<br />
this manual provides a framework.<br />
0-50 years<br />
This age class comprises the ecological<br />
juvenile, sapling, pole stage, and<br />
the first years of the mature stage. The<br />
understorey is relatively shrubby with<br />
specimens that developed together<br />
with E. loxophleba after the last fire.<br />
Average circumferences are not exceeding<br />
55 cm. The crown cover in<br />
the juvenile and sapling stage depends<br />
strongly on the recruitment density. In<br />
the pole stage, the differences in canopy<br />
cover begin to harmonize continuously<br />
to a maximum of 50%. The<br />
number of trees per hectare can start<br />
with several thousand and reduces to<br />
approximately 250 at the age of 50.<br />
The border to the next age class corresponds<br />
with the phase where the trees<br />
begin to suppress associated shrubs in<br />
the understorey and at the edge of<br />
adjacent shrubland. This class applies<br />
to age section 1a, 2a, 2b, 2c, 3a, 3b,<br />
4a, 4b, 6a, and 7a (cf. Tab. 1).<br />
50-100 years<br />
This age class is characterized by an<br />
almost absent understorey and regularly<br />
distributed trees. The vertical<br />
growth is strongly reduced and the<br />
crowns start to expand horizontally.<br />
The ground is either littered or bare.<br />
The self-thinning process is reduced.<br />
An eucosphere 2 begins slowly to develop.<br />
The canopy cover usually<br />
ranges around 50% but can rise up to<br />
60% as long as the lateral growth<br />
compensates and succeeds the loss of<br />
individuals. Technically, the woodland<br />
must be called “open-forest” in<br />
this age class. The number of trees<br />
reduces to around 100 per hectare,<br />
and the average circumference lies<br />
between 55 and 100 cm. At the border<br />
to adjacent shrubland arises a section<br />
of bare ground and commonly some<br />
debris of dead shrubs. This class applies<br />
to age section 1b, 4c, 5a, 6b, and<br />
9a.<br />
100-150 years<br />
Vertical and lateral aboveground<br />
growth is now broadly completed.<br />
The further reduction of trees indicates<br />
that the belowground root<br />
growth does continue. The number of<br />
trees per hectare slowly reduces to 70<br />
and the average circumferences rise to<br />
100-140 cm. The trees begin to arrange<br />
in a pattern of groups of trees<br />
with growing interspaces between the<br />
assemblages. The canopy has crossed<br />
its highest density and begins to reduce<br />
to 40-50% crown cover. The<br />
eucosphere is now well developed and<br />
amounts usually a few percent less<br />
than the crown cover. The interspaces<br />
are mainly bare or occupied by<br />
ground-covering shrubs below 50 cm;<br />
2 = a particular suite of species found<br />
growing under eucalypt canopies among<br />
leaf litter (PAYNE & al. 1998 )
140 Hollenbach & al.<br />
infrequently some larger shrubs establish.<br />
The crowns begin to shed smaller<br />
branches which become immediately<br />
replaced from axillary buds. This<br />
class applies to age section 2d, 3c, 7b,<br />
9b, and 10a.<br />
150-200 years<br />
This age class is characterized by the<br />
transition from mature to over-mature.<br />
Many trees suffer first losses of shaping<br />
branches. The trees are able to<br />
replace these by smaller, less stable,<br />
and ephemeral branches. The woodland<br />
continues to thin out to only 45<br />
trees per hectare. Consequently the<br />
canopy cover decreases to 30-40%.<br />
The eucosphere changes hardly, only<br />
where trees die, it vanishes. Surviving<br />
trees do still grow in stem diameter,<br />
the average circumference of an even<br />
aged stand is probably between 140<br />
and 180 cm. The spaces between<br />
groups enlarge constantly. The competition<br />
reduces considerably in the<br />
middle of bare patches, and large<br />
shrubs are able to establish. This class<br />
applies to age section 4d, 5b, 8a, and<br />
9c.<br />
200-250 years<br />
This age class is the last one described.<br />
All statements are increasingly<br />
vague. The number of trees per<br />
hectare will further decrease while the<br />
proportional area of intermingled<br />
shrubland will rise. Under the canopy<br />
is still the typical eucosphere. Bare<br />
patches remain around groups of<br />
trees. All trees have now suffered<br />
major losses in the canopy and some<br />
do only survive with young shoots in<br />
an almost dead crown. The average<br />
circumferences can exceed 200 cm.<br />
The canopy cover is reduced to 20-<br />
30% or even less. Below 20% the<br />
woodland has actually to be called<br />
“open-woodland” according to the<br />
classification by SPECHT (1970). After<br />
250 years, the (open-)woodland is<br />
likely to be below this threshold. Singular<br />
trees may survive but the woodland<br />
in the proper sense is lost. This<br />
class applies to age section 1c, 3d, 6c,<br />
and 7c.<br />
Fig. 6 shows the course of a lifetime<br />
of an E. loxophleba woodland at the<br />
age of 50, 100, 150, 200, and 250<br />
years. Every black dot stands for one<br />
eucalypt, the dark green circles represent<br />
their canopy, and displayed in<br />
light green are large shrubs.<br />
Discussion<br />
Recruitment strategy of E. loxophleba<br />
For recruitment to occur, trees have to<br />
flower, flowers have to be pollinated,<br />
set seed, disperse and escape predation,<br />
seed has to incorporate into a<br />
soil seed reservoir, persist until the<br />
right conditions stimulate germination,<br />
and finally the seedlings have to<br />
survive and grow (HARPER 1977).<br />
Until today there is little known about<br />
this process for E. loxophleba. Obviously<br />
this chain does not proceed<br />
continuously, somewhere has to be a<br />
break. Since flowering and fruiting is<br />
evident, the failure has to be searched<br />
thereafter. The observations from the<br />
transect assessment were therefore<br />
analyzed and compared with studies
Eucalyptus loxophleba woodlands in Western Australia 141<br />
about other temperate Eucalyptus<br />
species.<br />
The found homogeneous age classes<br />
prerequisite that old trees become<br />
completely replaced by younger ones.<br />
This can only be explained by exogenous<br />
impacts like large-scale disturbances.<br />
Observations of YATES & al.<br />
(1994b) found that large-scale disturbances<br />
like floods, windstorms, clearfellings<br />
and droughts can have the<br />
same effects as fire on<br />
E. salmonophloia woodlands. To<br />
which extent these findings are valid<br />
in E. loxophleba woodlands is not<br />
clear. There was no evidence in the<br />
Reserve of uprooted trees that would<br />
indicate a storm strong enough to kill<br />
trees. Flooding for extended periods,<br />
able to kill trees, is in most woodlands<br />
in the Reserve very unlikely because<br />
of their mid-slope position. Drought<br />
however did occur but was either not<br />
severe enough to trigger recruitment,<br />
was not followed by adequate rainfall,<br />
or did just not have any influence on<br />
regeneration of E. loxophleba. Clearfellings<br />
did fortunately not occur recently,<br />
except for some broadened<br />
tracks as fire breaks. These clearings<br />
were only a few meters wide and<br />
could not be correlated with any recruitment.<br />
Homogeneous age classes<br />
do simultaneously suggest that there<br />
is no seedling establishment in interdisturbance<br />
periods. There was not<br />
one single E. loxophleba seedling,<br />
sapling, or generally apparent younger<br />
tree in old aged woodlands. The<br />
youngest trees in the Reserve resulted<br />
from a fire in 2002.<br />
Episodic mass recruitment in temperate<br />
eucalypt communities and the<br />
failure of seedling establishment during<br />
inter-fire periods is a well documented<br />
phenomenon (YATES & al.<br />
1994b, RUTHROF & al. 2003 and references<br />
therein). E. loxophleba lines<br />
up with those species. Taking the<br />
results of YATES & al. (1994b) for<br />
granted, that disturbances other than<br />
fire can cause regeneration, heat or<br />
smoke induced processes are ruled<br />
out. FLORENCE (1996) supports this<br />
assumption because, overall, only a<br />
small number of eucalypts have a<br />
degree of dormancy. RUTHROF & al.<br />
(2003) deduce from their own studies<br />
and other references (see therein) that<br />
many temperate eucalypt species<br />
share a number of factors that lead to<br />
mass recruitment following fire and<br />
the failure of seedling establishment<br />
during inter-fire periods. One adaptive<br />
trait that E. loxophleba has with other<br />
temperate eucalypts in common is that<br />
it stores seed mainly in the canopy<br />
releasing only small quantities of seed<br />
more or less continuously. Seeds on<br />
the ground are exposed to strong predation<br />
by ants and have little chance<br />
to endure (AN<strong>DER</strong>SON 1987). Fire,<br />
however, causes a synchronous mass<br />
release of seed that allows a satiation<br />
of seed harvesters and the production<br />
of a temporary soil seed reserve (GILL<br />
1981). According to RUTHROF & al.<br />
(2003), seeds are likely to reach safe<br />
sites for germination in four ways:
142 Hollenbach & al.<br />
(1) fire improves temporarily the<br />
nutrient availability by releasing<br />
minerals from biotic components,<br />
(2) fire destroys biological opposition,<br />
such as soil-litter, microorganisms,<br />
pathogens, and herbivores<br />
that would inhibit seedling<br />
survival.<br />
(3) fire alters soil characteristics by<br />
reducing bulk density, increasing<br />
water infiltration, and increasing<br />
water availability.<br />
(4) it removes surrounding vegetation<br />
that competes for limited<br />
resources such as light and water.<br />
Successful germination, nevertheless,<br />
requires adequate rainfall before seed<br />
predators will have spoiled the soil<br />
seed reservoir again. Interestingly,<br />
there was no recruitment around<br />
E. loxophleba trees that did not die<br />
but were heavily scorched. GILL<br />
(1981) stated that “many 'nonsprouting'<br />
species survive fire occurrences<br />
which fail to kill most of the<br />
crown. In some of these species,<br />
sprouting may even occur in these<br />
circumstances. In general, however,<br />
'non-sprouting' species fail to survive<br />
fires which cause 100 per cent leaf<br />
death (usually known as leaf scorch)”.<br />
Still, large parts of the crowns have<br />
burnt and huge amounts of seed were<br />
released. All attributes that describe a<br />
save site were given. Even the surrounding<br />
vegetation is largely removed,<br />
with one exception: the parent<br />
tree. This phenomenon can be ex-<br />
plained by the fact the limited resource<br />
in woodlands is water. The<br />
pattern of trees is determined by root<br />
competition. Seedlings under surviving<br />
trees must establish their own root<br />
systems within the soil space already<br />
occupied by roots of the parent tree.<br />
The juveniles must compete for growing<br />
space, soil-air, soil-water and soil<br />
nutrients (FLORENCE 1996). “Moreover,<br />
it must do so in an environment<br />
subject to biological and chemical<br />
influences of established tree roots.<br />
The stresses imposed on the plant will<br />
be all the more severe within the upper<br />
part of the soil profile where most<br />
of the water and nutrient-absorbing<br />
roots of the overstorey trees are congregated”<br />
(ibid.). Fresh sprouts at the<br />
old tree, on the other hand, benefit<br />
from the established root system,<br />
while juveniles have no chance to<br />
establish.<br />
Fire has the ability to change this<br />
sequence. If the fire is intense enough<br />
to kill the parent tree, seeds will be<br />
shed in large quantities, granivores<br />
would be satiated, and competition<br />
removed. The ash bed effect supports<br />
germination and establishment but is<br />
probably not a crucial factor in the<br />
process. Only an extended dry period<br />
until the soil seed reservoir is spoiled<br />
could now prevent germination and<br />
would therefore be fatal for the woodland.<br />
Woodland boundary trends<br />
One of the crucial questions for further<br />
management is the current behav-
Eucalyptus loxophleba woodlands in Western Australia 143<br />
ior of the woodlands. Are they advancing<br />
or retreating due to human<br />
interferences, natural developments,<br />
or climate change; or are they more or<br />
less stable because they are bound to<br />
edaphic conditions?<br />
Observations have shown that offspring<br />
of a burnt E. loxophleba parent<br />
tree can reach distances up to 30 meters,<br />
but usually stay in a circuit not<br />
far beyond the former canopy. These<br />
findings coincide with MCDONALD<br />
(2000) who assumes that the maximum<br />
dispersal distance of eucalypts is<br />
about twice the height of the tree. The<br />
dissemination of eucalypt seed depends<br />
completely on gravity and agitation<br />
by wind (FLORENCE 1996). The<br />
ability of woodlands to spread is<br />
therefore reduced and finally bounded<br />
by edaphic conditions. In most cases<br />
the border towards adjacent ecosystems<br />
is very sharp and indicated by a<br />
change in color. Generalized, red<br />
loamy soils support E. loxophleba and<br />
yellow sandy soils support shrubland<br />
communities. E. loxophleba is not<br />
able to spread beyond this distributional<br />
limit. However, the reverse<br />
process that shrubs replace<br />
E. loxophleba as dominant stratum is<br />
possible and happens regularly. It can<br />
be divided into three scenarios:<br />
(1) prevented regeneration by successive<br />
fires before viable seeds<br />
were produced,<br />
(2) prevented regeneration by the<br />
absence of fire or other disturbances,<br />
and<br />
(3) dehydration by artificially altered<br />
drainage patterns or climate<br />
change<br />
Areas lost because of the first and<br />
second reason can be slowly recolonized,<br />
given that successive fires allow<br />
the trees to reach maturity.<br />
Woodlands lost for the third reason<br />
are probably not re-transferable. Disturbed<br />
drainage patterns can only tried<br />
to be repaired, for example by leveling<br />
artificial dams or preventing erosion<br />
channels.<br />
Fire management<br />
Fires can be described for several<br />
attributes. The synthesis of intensity,<br />
season, extent, type, and frequency of<br />
a fire is usually summarized in the<br />
term fire regime (cf. WHELAN 1995).<br />
The interactions of these factors are<br />
very complex and difficult to predict.<br />
Artificially managed, however, the<br />
components can be controlled as required<br />
according to the ecological<br />
needs of E. loxophleba woodlands. It<br />
is fortunate for management, that<br />
surface and crown fuels usually burn<br />
together. This evidence suggests that<br />
the fire regime that suits<br />
E. loxophleba as dominant stratum is<br />
also suitable for associated species<br />
within the habitat. Consequently,<br />
management does not need to distinguish<br />
the type of fire. The fire intensity<br />
is also relatively clear. The fire<br />
must be intense enough to be stand<br />
replacing. If parts fail to burn, it can<br />
be still done afterwards. The season<br />
for the prescribed burning is restricted
144 Hollenbach & al.<br />
to some time in autumn when biomass<br />
is dry and, more important, major<br />
rainfall is predicted to allow germination.<br />
It remains the extent and frequency<br />
of the fire as correcting variables<br />
that need to be elaborated according<br />
to the life cycle of<br />
E. loxophleba.<br />
Temporal considerations<br />
To manage sustainable and biologically<br />
diverse E. loxophleba woodlands,<br />
it is necessary to maintain a<br />
balanced age class pattern. Ideally, in<br />
an indefinite total, each age class<br />
covers the same area without any<br />
management interference. The basis<br />
for the management cycle build the 50<br />
year age classes described earlier.<br />
Only the first 50 year class needs to<br />
be further divided on the basis of<br />
ecological stages. Deduced from<br />
FLORENCE (1996) and observations in<br />
the Reserve, the juvenile stage of<br />
E. loxophleba lasts at least five years.<br />
To have this stage permanently available,<br />
fire has to be applied at least<br />
every five years in an area according<br />
to the proportion of the juvenile stage<br />
at the whole life-cycle. The areas that<br />
will be burnt should be selected from<br />
the age class from 200 to 250 years.<br />
Leaving the woodland longer unburnt<br />
would reduce the number of trees to<br />
an open-woodland, that would be<br />
more difficult to retransfer. Moreover,<br />
an age above the last defined age class<br />
does not enhance habitat for species<br />
which need over-mature or decaying<br />
stages because death and decomposi-<br />
tion happens in earlier stages as well.<br />
Finally, a certain buffer at the end of<br />
the life-cycle is helpful because the<br />
total age might be variable on different<br />
sites and it allows flexibility if<br />
natural fire interferes the management<br />
cycle.<br />
Spatial considerations<br />
The first step in applying this theoretical<br />
management cycle is to assess<br />
the inventory and apportion it into the<br />
50 year age classes according to the<br />
description provided before. Because<br />
of the relatively small total and because<br />
of past human interferences, the<br />
age class distribution won't be balanced;<br />
neither spatially nor temporally.<br />
The first management cycle has<br />
therefore to equilibrate the ages by<br />
burning overrepresented age classes<br />
instead of only the oldest age class.<br />
The percental area that has to be burnt<br />
is equivalent the proportion of the<br />
juvenile stage (~ five years) of the<br />
whole life cycle. Accepting a maximum<br />
age of 250 years for the management<br />
cycle, the juvenile stage<br />
makes up two percent. Consequently,<br />
every five years, two percent of all<br />
E. loxophleba woodlands have to be<br />
burnt. Over-mature woodlands which<br />
form open-woodlands, or even former<br />
woodlands that are completely replaced<br />
by shrubland but have a suitable<br />
soil capability, can theoretically<br />
be included into the total. These parts<br />
can be incorporated by planting or<br />
active seed propagation after removal<br />
of vegetation.
Eucalyptus loxophleba woodlands in Western Australia 145<br />
Until a complete assessment reveals<br />
the total E. loxophleba woodland area,<br />
the mapping by BEARD (1974) provides<br />
a first pointer for a calculation<br />
and a visualization of approximate<br />
sizes. Accordingly, the total area of<br />
E. loxophleba woodland amounts<br />
15,000 ha. Consequently, each of the<br />
50 year age classes would have to<br />
occupy an area of 3,000 ha. The juvenile<br />
stage, and consequently the proportion<br />
burnt every five years, comes<br />
to an area of 300 ha; two percent of<br />
the total.<br />
Ideally, the 300 ha should not burn in<br />
one but in several smaller pieces so<br />
that age classes are better distributed<br />
over the whole Reserve. On the other<br />
hand, the larger the prescribed fires<br />
are, the less fire breaks have to be cut<br />
to prevent an escape of the fire. A<br />
compromise is, for example, a division<br />
into three 100 ha pieces. Another<br />
possibility would be to distribute the<br />
fires over the period of five years, for<br />
example 60 ha every year. However,<br />
it is probably more expensive and<br />
time consuming if fire is applied more<br />
often on smaller patches. Another<br />
advantage from a five year cycle lies<br />
in the ability to respond better to wildfires.<br />
After a natural fire, the next<br />
prescribed fire might be partially suspended.<br />
If early rainfall interferes, or<br />
the weather forecast predicts unfavorable<br />
conditions, it is advisable to<br />
rather wait for the next year than to<br />
stay in the exact schedule.<br />
The natural default of age classes,<br />
arranged in girdles around the oldest,<br />
is not applicable for management<br />
purposes. It is unlikely that any ecological<br />
correlation could be affected<br />
by a different pattern if the fire is<br />
managed artificially, anyway. A central<br />
point should be the consideration<br />
of shortest possible fire breaks. Since<br />
round management patches do not fit<br />
with neighboring patches, the best<br />
applicable shape with the shortest<br />
perimeter is a quadrat.<br />
Variation and experimentation<br />
The management scheme as suggested<br />
would lead to an idealized, rigid distribution<br />
of age classes in space and<br />
time. Naturally, a regular arrangement<br />
like this would not occur, and it is<br />
questionable if such a steady management<br />
is really appropriate. An<br />
important factor is the definition of<br />
clear management goals. The defined<br />
goal for the extent of this work is the<br />
conservation of woodlands. The overall<br />
goal, however, must always be the<br />
protection of threatened native flora<br />
and fauna, which includes in case of<br />
uncertainty the principle of wariness.<br />
One could argue that a fixed scheme<br />
like this will prevent variation and<br />
adaptational processes. The naturally<br />
reoccurring displacement of woodland<br />
by shrubland and vice versa will be<br />
inhibited and such seral stages would<br />
be lost. Though it remains hypothetical<br />
without further investigations, it is<br />
likely that a shrubland on soils that<br />
are capable to support woodlands has<br />
a different species composition than<br />
shrublands on sandplains. The reduc-
146 Hollenbach & al.<br />
tion of their original extent in Western<br />
Australia must be similar to that of<br />
woodlands. Therefore, it is questionable<br />
if the maintenance of woodlands<br />
for maximum area is defensible, if it<br />
is borne by a reduction of other habitats,<br />
respectively seral stages that<br />
potentially have conservation priority,<br />
as well.<br />
Broadly unconsidered remains the<br />
mixture of several age classes within<br />
the same area. This phenomenon occurs<br />
naturally after a patchy, less intense<br />
fire. It can be partly achieved by<br />
leaving single trees spared from a<br />
prescribed fire. However, the effort to<br />
create a mixed age class is not justified.<br />
The fire regime would become<br />
complex to control if the vegetation<br />
shall burn only partly, and the frequency<br />
of 250 years would be to low,<br />
anyway.<br />
To avoid the dilemma of uncertainties,<br />
the whole area of woodlands<br />
should be divided into differently<br />
managed parts. Because woodlands<br />
are a clear priority for management,<br />
the half of the total area should managed<br />
as suggested in the previous<br />
sections. The remaining part should<br />
be used for a more experimental management.<br />
Excluding the attempt to<br />
create mixed age classes, there remain<br />
basically three options: (1) the application<br />
of a higher fire frequency, (2) a<br />
lower fire frequency, and (3) the<br />
abandonment of any active management.<br />
For each option would remain<br />
the sixth part of the total woodland,<br />
ideally spatially distributed over the<br />
whole Reserve.<br />
Option (1) will, though reduced for<br />
older age classes, also support woodland,<br />
presuming that successive fires<br />
allow seed maturity which should be<br />
self evident. Option (3) is difficult to<br />
predict and strongly dependent on the<br />
location within a woodland complex,<br />
but in all likelihood it will also further<br />
support woodland. Only option (2)<br />
shall support stages of open-woodland<br />
(crown cover below 20%) and shrubland<br />
communities. Summarizing, this<br />
approach won't sustain the maximum<br />
but a great majority of woodland area<br />
and simultaneously prevent the loss of<br />
overall biodiversity.<br />
Another factor that will inescapably<br />
lead to some variation, is the interference<br />
of natural fire events. These fires<br />
can be dangerous within the restricted<br />
area of woodland remnants. Their<br />
extent should be kept small and the<br />
management cycle has to respond to<br />
these natural events to preserve the<br />
age structure distribution. If natural<br />
fire intervenes, management should<br />
be flexible and change dedicated areas<br />
for a special management option.<br />
Conclusion<br />
The here summed work emphasizes<br />
the critical role of fire in Eucalyptus<br />
loxophleba woodlands. Episodic occurrence<br />
of mass recruitment and the<br />
lack of inter-fire regeneration is a<br />
natural process and not particularly a<br />
result of human interference. Fire is<br />
needed to create a number of favorable<br />
conditions for recruitment to
Eucalyptus loxophleba woodlands in Western Australia 147<br />
occur; a system that has evolved over<br />
millions of years. Human clearances<br />
only reduced these woodlands and<br />
changed fire regimes significantly so<br />
that the natural balance is at risk.<br />
Therefore, management has to apply a<br />
fire regime that is suitable to sustain<br />
these woodlands.<br />
Since the work was the first attempt to<br />
build a management scheme based on<br />
ecological requirements, there remain<br />
some educated guesses and hypotheses.<br />
The dominant, stand building<br />
species, E. loxophleba, is considered a<br />
keystone species for determining the<br />
fire regime. Other species sharing the<br />
habitat are likely to be adapted to a<br />
similar fire regime. As long as the<br />
requirements of associated species are<br />
not known, it is important to apply<br />
variable fire regimes like suggested.<br />
The temporal sequence of understorey<br />
development and suppression during<br />
the lifespan of E. loxophleba is now<br />
recognized as indicator for the age of<br />
a woodland. Before, understorey<br />
composition was always explained by<br />
abiotic differences. However, the<br />
actual age is eventually not exactly<br />
determinable but also not compulsory<br />
since a number of indicators that describe<br />
a woodland replace the age as<br />
figure and reveal the right moment to<br />
apply fire for regeneration.<br />
The presented fire management<br />
scheme is based on ecological requirements<br />
of E. loxophleba woodlands<br />
that factors in variations and is<br />
flexible to adaptations over time.<br />
Generally, in the limited sphere of<br />
E. loxophleba woodlands, the management<br />
scheme is ready to commence.<br />
Practically, however, there<br />
remain technical considerations that<br />
need further investigation.<br />
The most critical factor in the suggested<br />
management scheme is the<br />
design of effective fire breaks. Furthermore,<br />
an integrated management<br />
plan for the whole reserve needs to<br />
consider other vegetation formations.<br />
All this must go in line with legal<br />
restrictions which were once formulated<br />
to reduce risk for people and<br />
property and not to favor conservation<br />
purposes. Finally, the recommendations<br />
for natural or near-natural woodlands<br />
is not automatically applicable<br />
in more fragmented and disturbed<br />
remnants. Those sites will probably<br />
need additional ameliorations, reintroduction<br />
of biota and, most important,<br />
ongoing research.<br />
Acknowledgments<br />
Great thanks deserve Dr. Sigried<br />
Heise-Pavlov for contact support,<br />
Cornelia Stach for her contribution to<br />
the assessment work, Bush Heritage<br />
Australia for accommodation and<br />
gadgetry, and Kurt, Andrea and Geri<br />
for being lovely hosts.<br />
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Addresses of the authors<br />
Dipl.-Ing. Marcel Hollenbach<br />
Institut für Umweltplanung<br />
Herrenhäuser Str. 2<br />
30419 Hannover<br />
E-Mail: marcel@hollenbach.de<br />
Prof. Dr. Richard Pott<br />
Institut für Geobotanik<br />
Nienburger Str. 17<br />
30167 Hannover<br />
E-Mail: pott@geobotanik.unihannover.de<br />
Prof. Dr. Michael Rode<br />
Institut für Umweltplanung<br />
Herrenhäuser Str. 2<br />
30419 Hannover<br />
E-Mail: rode@umwelt.unihannover.de
150 Hollenbach & al.<br />
Fig. 1: Typical habit of Eucalyptus loxophleba subsp. supralaevis.<br />
Wuchsform von Eucalyptus loxophleba subsp. supralaevis (29/09/2007, Marcel<br />
Hollenbach).<br />
Fig. 2: Characteristic transition in bark from fibrous-flaky to smooth-glossy.<br />
Charakteristischer Übergang der Rinde von faserig-schuppig zu glattglänzend<br />
(25/10/2007, Marcel Hollenbach).
Eucalyptus loxophleba woodlands in Western Australia 151<br />
Fig. 3: Buds, flowers and fruit of Eucalyptus loxophleba subsp. supralaevis.<br />
Knospen, Blüten und Früchte von Eucalyptus loxophleba subsp. supralaevis<br />
(13/09/2007, Marcel Hollenbach).<br />
Fig. 4: E. loxophleba woodland.<br />
Beispiel für einen Eucalyptus loxophleba Wald (25/10/2007, Marcel Hollenbach).
152 Hollenbach & al.<br />
Fig. 5: Relationship of vegetation and soils in the Western Australian Wheatbelt.<br />
Zusammenhang zwischen Vegetation und Böden im Weizengürtel von Westaustralien<br />
(BEARD 1990).<br />
Fig. 6: Crown plan of different aged E. loxophleba woodlands.<br />
Kronenplan von verschieden alten E. loxophleba-Wäldern.
Eucalyptus loxophleba woodlands in Western Australia 153<br />
Tab. 1: Transect overview.<br />
Übersicht über die Transekte.
154 2009 Florist. Rundbriefe 42 (2008), 154-165<br />
DIE FLORISTISCHE KARTIERUNG – EIN HEISSES THEMA<br />
<strong>—</strong> Ingolf Kühn <strong>—</strong><br />
Kurzfassung: Die Bedeutung der floristischen Kartierung für die Analyse<br />
drängender wissenschaftlicher Fragen wird dargelegt und dazu erste Ergebnisse<br />
der Modellierung der Auswirkungen des Klimawandels auf die Flora<br />
zusammengefasst. Bei moderater Klimaerwärmung verlieren 60 % der untersuchten<br />
Arten mehr Areal als sie zugewinnen; 7 % der Arten verlieren mehr<br />
als 2/3 ihres Areals. Bei starker Klimaerwärmung verlieren 68 % der untersuchten<br />
Arten mehr Areal als sie zugewinnen; 20 % der Arten verlieren mehr<br />
als 2/3 ihres Areals. Insgesamt zeigen die Szenarien eine Abnahme der floristischen<br />
Vielfalt in Deutschland unter Klimawandel. Bei Klimaerwärmung >2<br />
°C nehmen die Auswirkungen überproportional zu. Um die Datengrundlage<br />
der Floristischen Kartierung auch für weitere Auswertungen nutzbar zu machen,<br />
werden Empfehlungen und Anregungen für die zukünftigen Aktivitäten<br />
gegeben.<br />
Schlüsselwörter: Deutschland, Kartiergüte, Klimawandel<br />
Abstract: The importance of floristic mapping for the analysis of urgent<br />
scientific questions is highlighted and first results of scenarios of climate<br />
change impacts on the German flora are presented. Under moderate climate<br />
change, 60% of the species lose more range than they gain; 7% lose more<br />
than 2/3 of their current range. Under a severe climate change scenario, 68%<br />
of the species lose more range than they gain; 20% lose more than 2/3 of their<br />
range. All scenarios yielded a decrease in German plant species diversity.<br />
Climate change with a temperature increase >2 °C results in disproportionate<br />
impacts. To be more efficiently usable in the future, suggestions for future<br />
activities are given.<br />
Keywords: climate change, Germany, mapping quality<br />
1. Warum Floristische Kartierung?<br />
Die Motivation für die floristische<br />
Kartierung ist vielfältig. Die vielen<br />
aktiven oder ehemaligen Mitarbeiter<br />
der Florenkartierung, ob ehrenamtlich<br />
oder beruflich, können meist eine<br />
ganze Handvoll guter Gründe benennen.<br />
Das reicht von Interesse an der<br />
Natur, Freude an Pflanzen, über<br />
Grundlagen zum Naturschutz bis hin<br />
zu wissenschaftlichem Forschungs-
trieb. Die meisten von uns haben den<br />
einen oder anderen Meter Lokal- und<br />
Regionalfloren im Bücherregal stehen,<br />
darunter wohl die beiden Bundesatlanten<br />
West und Ost (HAEUPLER<br />
& SCHÖNFEL<strong>DER</strong> 1989, BENKERT & al.<br />
1996). Hinzu kommt noch die Standardliste<br />
(WISSKIRCHEN & HAEUPLER<br />
1998) und der Bildband (HAEUPLER &<br />
MUER 2007) sowie für die Freunde<br />
der Flora Nordrhein-Westfalens der<br />
entsprechende Atlas (HAEUPLER & al.<br />
2003) – und der halbe Meter<br />
„Haeupler“ ist schon beisammen. Im<br />
Winter erfreuen wir uns an den Werken,<br />
die unsere schönen Objekte unserer<br />
Unternehmungen so wunderbar<br />
darstellen und in der Vegetationsperiode<br />
am Original. Und wir können<br />
immer ein gutes Gefühl dabei haben,<br />
denn die Daten werden gebraucht –<br />
im Bundesamt für Naturschutz und in<br />
der Wissenschaft. Ein erster Meilenstein<br />
in der wissenschaftlichen Auswertung<br />
für Deutschland wurde mit<br />
den Daten aus dem Süd-<br />
Niedersachsen-Atlas vorgelegt<br />
(HAEUPLER 1975). Weitere Auswertungen<br />
folgten zur Phytodiversität in<br />
Deutschland (z.B. HAEUPLER 1997,<br />
HAEUPLER & VOGEL 1999, HAEUPLER<br />
1999a, HAEUPLER 1999b) und in den<br />
Floristischen Rundbriefen z.B. über<br />
die ungleiche Verteilung der Arten in<br />
Deutschland (HAEUPLER 2000).<br />
Eine sehr schöne Analyse biogeografischer<br />
Fragestellungen liefert<br />
KORSCH (1999) mit seiner Dissertation.<br />
Er veröffentlichte damit meines<br />
Die floristische Kartierung 155<br />
Wissens die erste numerisch unterstützte,<br />
umfassende Auswertung der<br />
Flora Deutschlands bzw. der neuen<br />
Bundesländer. Dem folgten dann in<br />
den letzten Jahren eine ganze Reihe<br />
moderner Analysen in englischsprachigen<br />
Fachzeitschriften. Die Fragestellungen<br />
reichten von Auswertungen<br />
der Kartierung auf Verbreitungsmuster<br />
in Deutschland in Abhängigkeit<br />
von Umweltfaktoren und unterschiedliche<br />
Kartieraktivitäten in den verschiedenen<br />
Bundesländern (MAHECHA<br />
& SCHMIDTLEIN 2008) über den besonderen<br />
Artenreichtum der Städte<br />
(z.B. KÜHN & al. 2004, KNAPP & al.<br />
2008a, 2008b) und invasionsbiologische<br />
Fragestellungen (KÜHN & al.<br />
2003, z.B. DEUTSCHEWITZ & al. 2003,<br />
KÜHN & KLOTZ 2006, WINTER & al.<br />
2008) bis zu Analysen über die Vorhersage<br />
von Habitaten auf Grund<br />
charakteristischer Artenkombinationen<br />
(RÖMERMANN & al. 2007). Einige<br />
dieser Arbeiten, die ohne die floristische<br />
Kartierung nicht möglich gewesen<br />
wären und wichtige wissenschaftliche<br />
Erkenntnisse geliefert haben,<br />
sollen nach und nach als feste Rubrik<br />
in den Floristischen Rundbriefen vorgestellt<br />
werden.<br />
2. Klimawandel und Florenentwicklung<br />
Obwohl die Kartierung in Deutschland<br />
doch noch vergleichsweise heterogen<br />
ist (MAHECHA & SCHMIDTLEIN<br />
2008), liefert die Datenbank der floristischen<br />
Kartierung einen einmaligen<br />
Datensatz, der es ermöglichst, u.a.
156 Kühn<br />
die Auswirkungen des Globalen<br />
Wandels auf die Pflanzenwelt in<br />
Deutschland abzuschätzen. Dass der<br />
Klimawandel stattfindet und ggf.<br />
beträchtliche Änderungen des Klimas<br />
auf uns zukommen und dies erheblich<br />
durch den Menschen bedingt ist, wird<br />
heutzutage von keinem ernst zu nehmenden<br />
Wissenschaftler mehr bestritten.<br />
Und während Klimatologen<br />
schon seit einigen Jahrzehnten Modelle<br />
entwickelt haben, um Szenarien der<br />
Klimaänderungen auf globaler und<br />
kontinentaler Skala zu erhalten, erfolgt<br />
die erste umfassende Abschätzung<br />
der Auswirkungen des Klimawandels<br />
für Europa erstmals durch<br />
BAKKENES & al. (2002) und dann<br />
THUILLER & al. (2005), beide Male<br />
auf Grundlage des Atlas Florae Europaeae<br />
(Committee for Mapping the<br />
Flora of Europe & Societas Biologica<br />
Fennica Vanamo 1972-2007).<br />
Seit ca. 2002 haben wir uns am<br />
Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung<br />
- UFZ bemüht, auch für<br />
Deutschland die Auswirkungen des<br />
Klimawandels auf die Flora in einem<br />
Projekt untersuchen zu können. Während<br />
das Interesse bei den zuständigen<br />
Fachkollegen im Bundesamt für Naturschutz<br />
auch groß war, hat es<br />
schließlich doch bis Herbst 2005 gedauert,<br />
bis auch im politischen Bereich<br />
der Wille vorhanden war, sich<br />
mit der Fragestellung zu beschäftigen.<br />
Als knapp 1½ Jahre später der Weltklimarat<br />
seinen neuen Bericht vorlegte<br />
(IPCC 2007), war das Interesse an<br />
Analysen zum Thema plötzlich e-<br />
norm. Allerdings war zu diesem Zeitpunkt<br />
die Vorlaufzeit zu kurz, um<br />
belastbare Ergebnisse präsentieren zu<br />
können.<br />
Seit 2008 liegen die ersten Ergebnisse<br />
aus dem Projekt „Modellierung der<br />
Auswirkungen des Klimawandels auf<br />
die Flora“ vor (POMPE & al. 2008,<br />
2009). Mit Hilfe statistischer Modellierungsmethoden<br />
(KÜHN & al. 2009)<br />
konnten für über 1540 Arten Szenarien<br />
erarbeitet werden, in welcher<br />
Größenordnung unter verschiedenen<br />
Klimaszenarien die Arealänderung<br />
liegen wird. Für 845 dieser Arten<br />
konnten sogar Karten erstellt werden,<br />
die die Szenarien künftiger Verbreitungen<br />
in Deutschland wiedergeben.<br />
Bei diesen Szenarien handelt es sich<br />
allerdings nicht um Vorhersagen oder<br />
Prognosen, sondern um „Wenn-<br />
Dann“-Geschichten, die qualitativ<br />
untersetzt wurden. Es fängt damit an,<br />
dass bestimmte sozioökonomische<br />
Entwicklungen zu Grunde gelegt<br />
werden. Diese haben dann Auswirkungen<br />
auf den CO2-Gehalt in der<br />
Atmosphäre. Der Gehalt an atmosphärischem<br />
Kohlendioxid wirkt sich<br />
durch den Treibhauseffekt auf die<br />
Temperatur und diese auf die globale<br />
Zirkulation und damit auf viele andere<br />
Klimaelemente aus. Unter Berücksichtigung<br />
der in den bisherigen Annahmen<br />
liegenden Unsicherheiten<br />
sowie den Einschränkungen der biologischen<br />
Modelle (KÜHN & al. 2009)<br />
können dann gewisse Aussagen getroffen<br />
werden. Die unseren Szenarien
des Klimawandels zu Grunde liegenden<br />
sozioökonomischen Annahmen<br />
lassen sich kurz folgendermaßen zusammenfassen<br />
(SPANGENBERG 2007):<br />
1. Ein moderates Szenario legt eine<br />
nachhaltige und umweltschonende<br />
wirtschaftliche Entwicklung und<br />
Politikentscheidungen zu Grunde.<br />
2. Ein mittleres Szenario geht davon<br />
aus, dass in Politik und Wirtschaft<br />
diejenigen Regelungen, die auf europäischer<br />
Ebene beschlossen wurden,<br />
auch durch die Mitgliedsstaaten<br />
konsequent umgesetzt werden<br />
und diese Entwicklung weiter verfolgt<br />
wird.<br />
3. Ein Extremszenario geht von einer<br />
weitgehenden wirtschaftlichen Deregulierung<br />
aus, bei der Umweltaspekte<br />
nur eine untergeordnete wirtschaftliche<br />
und politische Rolle<br />
spielen.<br />
Stark vereinfacht spiegeln die als<br />
Ausgangspunkt der Modellierung<br />
gewählten drei Entwicklungspfade bis<br />
2080 eine moderate (ca. +2,2 °C),<br />
mittlere (ca. +2,9 °C) bis starke (ca.<br />
+3,8 °C) Erwärmung im Vergleich zu<br />
den Temperaturen des ausgehenden<br />
20. Jahrhunderts wider. Neben den<br />
Szenarien zur Klimaentwicklung<br />
wurden noch entsprechende Landnutzungsszenarien<br />
berücksichtigt. Alle<br />
Szenarien wurden durch das EU-<br />
Projekt ALARM bereitgestellt (SET-<br />
TELE & al. 2005).<br />
Die Ergebnisse lassen sich wie folgt<br />
kurz zusammenfassen (POMPE & al.<br />
2008, 2009): Bereits bei moderater<br />
Die floristische Kartierung 157<br />
Klimaänderung wird für 60 % der<br />
untersuchten Arten der Verlust an<br />
potenziellen Wuchsorten nicht durch<br />
Zugewinn ausgeglichen. Bei mittleren<br />
bis starken Änderungen erhöht sich<br />
dieser Anteil der Arten auf 62 % bzw.<br />
68 %. Unter der Annahme, dass alle<br />
Pflanzenarten in diejenigen klimatisch<br />
geeigneten Räume gelangen können,<br />
in denen sie in Zukunft ggf. geeignete<br />
Klimakombinationen vorfinden (das<br />
heißt, es besteht keinerlei Ausbreitungslimitierung),<br />
gehen im Mittel pro<br />
Messtischblatt 15±5 % der Arten bei<br />
moderater Klimaerwärmung verloren<br />
und 14±6 % neue Arten kommen<br />
hinzu. Bei mittlerer Klimaerwärmung<br />
erhöhen sich die Werte auf 20±6 %<br />
bzw. 17±7 % und bei starker Erwärmung<br />
35±10 % bzw. 21±8 %. Bei<br />
einer Klimaerwärmung von mehr als<br />
2 °C gehen also weitaus mehr Arten<br />
verloren, als zuwandern. Diese beinhaltet<br />
auch diejenigen Arten, die in<br />
angrenzenden Regionen außerhalb<br />
Deutschlands heimisch sind und von<br />
dort aus zu uns gelangen können.<br />
Gehen wir davon aus, dass die Pflanzenarten<br />
vollständig ausbreitungslimitiert<br />
sind, ist die Entwicklung weitaus<br />
drastischer. Nun wird es allerdings<br />
kaum Arten geben, die überhaupt<br />
nicht ausbreitungslimitiert sind und<br />
auch nur wenige, die völlig ausbreitungslimitiert<br />
sind; die Mehrzahl wird<br />
dazwischen liegen. Dabei dürften aber<br />
insbesondere jetzt schon häufige Ubiquisten<br />
und Arten, die an unsere<br />
Landwirtschaft oder andere menschliche<br />
Einflüsse angepasst sind, durch
158 Kühn<br />
Menschen und Verkehrsströme weit<br />
ausgebreitet werden. Jetzt schon seltene<br />
Arten hingegen sind häufig solche,<br />
die auf besondere Lebensräume<br />
angewiesen sind und durch die weitere<br />
Fragmentierung der Landschaft in<br />
ihrer Ausbreitungsfähigkeit noch<br />
weiter eingeschränkt werden. Unsere<br />
Analysen zeigen weiter, dass die Arten,<br />
die jetzt schon auf der Roten<br />
Liste (KORNECK & al. 1996) sind,<br />
unter Klimawandel stärker zurückgehen<br />
werden als solche, die nicht auf<br />
der Roten Liste geführt werden. Zwar<br />
mag es durchaus eine Reihe von seltenen<br />
Arten geben, die wärmebedürftig<br />
sind und z. B. in Kalkhalbtrockenrasen<br />
oder Trockenrasen der mitteldeutschen<br />
Porphyrkuppen vorkommen.<br />
Bei diesen ist jedoch häufig<br />
durch Landnutzungswandel, zunehmende<br />
Intensivierung, Nährstoffeinträge<br />
oder Sukzession mit einer Gefährdung<br />
zu rechnen, die die Gefährdung<br />
durch Klimaeffekte übertrifft.<br />
Bei einer räumlichen Betrachtung des<br />
Extremszenarios wird deutlich (Abb.<br />
1), dass bei starker Klimaänderung<br />
insbesondere der Osten Deutschlands,<br />
aber auch Bereiche im Südwesten<br />
durch Artenverluste überproportional<br />
betroffen sind, während die Regionen<br />
mit besonders starken Gewinnen in<br />
den südöstlichen Mittelgebirgen liegen.<br />
Der gesamte Artenwandel pro<br />
Messtischblatt gibt dabei aber vor<br />
allem das Muster des Artenverlustes<br />
wieder, da dieser den Artengewinn<br />
übersteigt. Bei den anderen Szenarien<br />
sehen die räumlichen Muster ähnlich<br />
aus, sind aber nicht so stark ausgeprägt.<br />
Insbesondere der zu erwartende Artenaustausch<br />
wirft jedoch noch eine<br />
Reihe weiterer Fragen auf, die hier<br />
nicht ausführlich behandelt werden<br />
können. Um den durch den Klimawandel<br />
zu erwartenden Artenverlust<br />
auch nur annähernd ausgleichen zu<br />
können, ist es notwendig, den Umgang<br />
mit Arten zu überdenken, die<br />
zurzeit in angrenzenden Gebieten heimisch<br />
vorkommen, bei uns aber gebietsfremd<br />
sind. Da sie hier in Zukunft<br />
das heimische Klima vorfinden,<br />
ist auch entsprechend eine Klarstellung<br />
dessen notwendig, was wir als<br />
heimisch und als fremd definieren.<br />
Um nicht missverstanden zu werden:<br />
Das bezieht sich nicht auf Arten aus<br />
weit entfernten biogeographischen<br />
Regionen, die insbesondere unter<br />
Klimawandel ein erhöhtes Potential<br />
ausbilden können, ökologische und<br />
ökonomische Schäden zu verursachen.<br />
Weiterhin muss auch das Thema<br />
autochthone oder regionale Herkünfte<br />
unter verändertem Klima differenziert<br />
diskutiert werden.<br />
3. Ideen zur Verbesserung der<br />
Florendaten<br />
Die vorhandene Datengrundlage der<br />
Datenbank FLORKART zur Flora<br />
von Deutschland ist schon gut und<br />
eignet sich für eine Vielzahl wissenschaftlicher<br />
und naturschutzrelevanter<br />
Analysen. Die Analysen von MAHE-
CHA & SCHMIDTLEIN (2008) zeigen<br />
allerdings, dass die Kartierung der<br />
Flora in den einzelnen Bundesländern<br />
(bzw. Regionen) sehr heterogen ist.<br />
Darin spiegeln sich unterschiedliche<br />
Kartierzeiträume, Kartierdauern, Sippenauffassungen<br />
und andere regionalspezifische<br />
Besonderheiten der Kartierung<br />
wider. Langjährige Erfahrungen<br />
bei der statistischen Auswertung<br />
der Datenbank FLORKART lassen<br />
grobe Abschätzungen zu, welche<br />
Gebiete in Deutschland besonders gut<br />
kartiert sind oder in welchen eine<br />
Verbesserung der Datenlage wünschenswert<br />
wäre. Dabei sind insbesondere<br />
diejenigen Gebiete mit kürzlich<br />
erschienenen Regionalfloren<br />
besonders gut kartiert, z.B. Nordrhein-Westfalen<br />
(HAEUPLER & al.<br />
2003) oder Thüringen (KORSCH & al.<br />
2002). Eine Besonderheit stellt die<br />
Flora Sachsens (HARDTKE & IHL<br />
2000) dar. Der Freistaat ist fast schon<br />
zu gut kartiert. Aufgrund der mehr als<br />
hervorragenden Datenlage erscheinen<br />
die Umrisse Sachsens in fast jeder<br />
räumlich expliziten Analyse der Datenbank.<br />
Deutliche Lücken in der<br />
mutmaßlichen Kartiergüte (Abb. 2)<br />
zeigen sich dagegen naturgegeben in<br />
den Randgebieten (bei denen große<br />
Teile der Messtischblätter ohnehin<br />
nicht zu Deutschland gehören).<br />
Schwerer wiegend sind da schon die<br />
Kartierlücken entlang der Grenzen<br />
einiger Bundesländer, in Schleswig-<br />
Holstein und Rheinland-Pfalz. Die<br />
weniger gute Datenlage im hohen<br />
Norden ist wohl darauf zurückzufüh-<br />
Die floristische Kartierung 159<br />
ren, dass die Kartierung vor sehr langer<br />
Zeit erfolgte und eine Reihe von<br />
insbesondere neophytischen Arten<br />
oder forstwirtschaftlich bedeutenden<br />
Baumarten, die in Schleswig-Holstein<br />
nicht autochthon sind, explizit aus der<br />
Kartierung ausgeklammert wurden.<br />
Die Kartierlücke in Rheinland-Pfalz<br />
ist wohl insbesondere darauf zurückzuführen,<br />
dass in den betroffenen<br />
Gebieten auch keine Regionalkartierungen<br />
durchgeführt wurden und<br />
somit aktive Floristen vor Ort fehlten.<br />
Dabei ist unberücksichtigt, dass einige<br />
Funde zwischen 1950 und 1979 liegen<br />
und somit nicht aus dem aktuellsten<br />
Kartierzeitraum stammen. Eine tiefer<br />
gehende Analyse der zeitlichen<br />
Nachweise und damit verbunden der<br />
Aktualität der vorhandenen Daten<br />
steht jedoch noch aus.<br />
Daher können sich weder staatliche<br />
Stellen auf den Daten ausruhen (die<br />
dadurch auch noch zunehmend veraltern),<br />
noch sollten wir uns als Kartierer<br />
und Auswerter für die Zukunft mit<br />
dem Bestand zufrieden geben. Um die<br />
Datengrundlage der floristischen Kartierung<br />
zu verbessern sind daher meiner<br />
Ansicht nach zwei grundsätzliche<br />
Schritte notwendig: 1.) die gründliche<br />
Aufarbeitung der bislang erhobenen<br />
Daten in der Datenbank und 2.) die<br />
Vervollständigung der Florenkartierung<br />
in den bislang lückig erhobenen<br />
Gebieten. Nachfolgend stelle ich einige<br />
meiner Gedanken vor, die aber<br />
keinen Anspruch auf Vollständigkeit<br />
erheben und als Diskussionsgrundlage
160 Kühn<br />
gedacht sind. Die Datenaufbereitung<br />
sollte zumindest folgende Punkte<br />
enthalten:<br />
• Überprüfung der Vorkommen auf<br />
ihre Gültigkeit. Sind gemeldete<br />
Präsenzen von Arten in Außenposten<br />
oder Arealrändern tatsächlich<br />
vorhanden oder handelt es sich um<br />
Fehlansprachen im Gelände, Floren<br />
oder Herbarien? Noch schwieriger<br />
ist die Frage zu beantworten, ob die<br />
Absenzen von Arten echte Absenzen<br />
sind oder die Art bislang nur<br />
noch nicht gefunden wurde. Völlig<br />
lässt sich diese Frage natürlich<br />
nicht beantworten, eine Einschätzung<br />
zur Qualität durch die Bearbeiter<br />
ist aber hilfreich.<br />
• Überarbeitung der Statusangaben<br />
der Arten. Sind Einbürgerungen,<br />
unbeständige Vorkommen, Ansalbungen<br />
etc. korrekt wiedergegeben?<br />
Sind apophytische Vorkommen<br />
oder kultivierte/forstliche<br />
Vorkommen in Deutschland heimischer<br />
Arten aber am entsprechenden<br />
Wuchsort nicht bodenständiger<br />
Vorkommen richtig eingegeben?<br />
• Konsequente Umsetzung der Konzepttaxonomie<br />
(BERENDSOHN & al.<br />
2003) und umfangreiche Aufbereitung<br />
der in den verschiedenen Kartierungen<br />
verwendeten unterschiedlichen<br />
Sippenauffassungen. Trotz<br />
der Standardliste von WISSKIRCHEN<br />
& HAEUPLER (1998) sind die Sippenauffassungen<br />
in den unterschiedlichen<br />
Gebieten verschieden<br />
und müssen datentechnisch durch<br />
taxonomische Spezialisten korrekt<br />
aufeinander bezogen werden. Andernfalls<br />
spiegeln sich auch unterschiedliche<br />
taxonomische Ansichten<br />
in der Florenkartierung wider<br />
(vgl. auch MAHECHA & SCHMIDT-<br />
LEIN 2008).<br />
Auch für die Zukunft sollten bestimmte<br />
Modifikationen der floristischen<br />
Kartierung dazu beitragen, die<br />
Daten noch besser als bislang nutzen<br />
zu können. In Großbritannien wurde<br />
der erste Atlas der Flora von PERRING<br />
& WALTERS (1962) veröffentlicht,<br />
dem dann einige Nachträge und<br />
Nachdrucke folgten. Diese fassen den<br />
Stand der Florenerfassung von 1950-<br />
1969 zusammen. Danach wurde das<br />
ganze Land in einem zweiten Durchgang<br />
von 1987-1999 erfasst (PRESTON<br />
& al. 2002). Anders als in Deutschland<br />
ist es somit möglich, Veränderungen<br />
der Flora über das Gesamtgebiet<br />
in der Zeit auszuwerten. Durch<br />
die dezentrale Kartierung in Deutschland<br />
ist eine derart umfassende Auswertung<br />
nicht möglich. Zeitliche Dynamiken<br />
können, wenn überhaupt, nur<br />
für einzelne Bundesländer oder Regionen<br />
durchgeführt werden, in denen<br />
wiederholte Kartierungsdurchläufe in<br />
unterschiedlichen Zeiträumen durchgeführt<br />
wurden. Anders als in<br />
Deutschland wurden in Großbritannien<br />
dann aber auch im gesamten<br />
Land die gleichen Kartiervorschriften<br />
und Sippenkonzepte angewandt.<br />
Wenngleich dies für Deutschland<br />
weithin angenommen wird, zeigen die
Daten trotz allem unterschiedliche<br />
Ansätze (s.o.). Gerade zur Auswertung<br />
der Florendynamik des gesamten<br />
Bundesgebietes unter Globalem Wandel<br />
(z.B. Klima- und Landnutzungsänderungen<br />
inkl. Urbanisierung, biologische<br />
Invasionen, Nährstoffeinträge)<br />
wäre es meines Erachtens wünschenswert,<br />
in Zukunft u.a. folgende<br />
Punkte zu beachten:<br />
• Gleichzeitige Bearbeitung des gesamten<br />
Bundesgebietes nach gleichen<br />
Regeln.<br />
• Regelmäßige Fortführung der Kartierungen<br />
(z.B. mindestens alle 15-<br />
20 Jahre).<br />
• Abschätzung der Häufigkeit einer<br />
Sippe in einem Rasterfeld (ggf. in<br />
groben Stufen wie sehr selten, selten,<br />
zerstreut, häufig, sehr häufig)<br />
durch den zuständigen Bearbeiter<br />
oder Regionalkoordinator.<br />
• Abschätzung des Bearbeitungsstandes<br />
eines Rasterfeldes durch<br />
den hierfür verantwortlichen Bearbeiter.<br />
Am Beispiel der Analyse zu den Auswirkungen<br />
des Klimawandels konnte<br />
ich hoffentlich zeigen, dass die floristische<br />
Kartierung eine unerlässliche<br />
Grundlage für die Beantwortung<br />
drängender wissenschaftlicher Fragen<br />
mit gesellschaftlicher Relevanz darstellt.<br />
Daher ist es erforderlich, dass<br />
die floristische Kartierung regelmäßig<br />
aktualisiert wird. Dabei ist der Klimawandel<br />
nur ein Beispiel – wer<br />
weiß, was uns als nächstes blüht?<br />
Die floristische Kartierung 161<br />
Danksagung<br />
Großer Dank gebührt den vielen ehrenamtlichen<br />
Kartierern sowie den<br />
Mitarbeitern der ehemaligen Zentralstellen<br />
und dem Netzwerk Phytodiversität<br />
Deutschlands, ohne die die<br />
unterschiedlichen Auswertungen nicht<br />
möglich wären. Das Bundesamt für<br />
Naturschutz förderte das Projekt<br />
„Modellierung der Auswirkungen des<br />
Klimawandels auf die Flora“ (FKZ<br />
805 81 001). Franz Badeck, Katrin<br />
Vohland und Wolfgang Cramer vom<br />
Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung<br />
sowie meinen Kollegen im<br />
Department Biozönoseforschung,<br />
insbesondere Sven Pompe, Jan<br />
Hanspach, Oliver Schweiger, Sepp<br />
Settele und Stefan Klotz, danke ich<br />
für die Kooperation in Klimawandelprojekten<br />
und intensive Diskussionen.<br />
Literatur<br />
BAKKENES, M., ALKEMADE, J. R. M.,<br />
IHLE, F., LEEMANS, R., LATOUR, J.<br />
B. 2002: Assessing effects of forecasted<br />
climate change on the diversity<br />
and distribution of European<br />
higher plants for 2050. – Global<br />
Change Biology 8: 390-407.<br />
BENKERT, D., FUKAREK, F., KORSCH,<br />
H. 1996: Verbreitungsatlas der<br />
Farn- und Blütenpflanzen Ostdeutschlands.<br />
– Fischer; Jena.<br />
BERENDSOHN, W. G., DÖRING, M.,<br />
GEOFFROY, M., GLÜCK, K.,<br />
GÜNTSCH, A., HAHN, A., KUSBER,<br />
W. H., LI, J.-J., RÖPERT, D.,<br />
SPECHT, F. 2003: The Berlin Taxonomic<br />
Information Model. – Schrif-
162 Kühn<br />
tenreihe für Vegetationskunde 39:<br />
15-42.<br />
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Vanamo 1972-2007: Atlas<br />
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KÜHN, I., KLOTZ, S. 2003: Native<br />
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a regional scale in Germany. –<br />
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12: 299-311.<br />
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Auswertungen von Punktrasterkarten<br />
der Gefäßpflanzenflora Süd-<br />
Niedersachsens. – Scripta Geobotanica<br />
8: 1-141.<br />
HAEUPLER, H. 1997: Zur Phytodiversität<br />
Deutschlands: Ein Baustein<br />
zur globalen Biodiversitätsbilanz. –<br />
Osnabrücker Naturwissenschaftliche<br />
Mitteilungen 23: 123-133.<br />
HAEUPLER, H. 1999a: Elements of<br />
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Deutschlands, eine aktualisierte<br />
Bilanz. – Courier Forschungsinstitut<br />
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103-110.<br />
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und Forsten NRW; Recklinghausen.<br />
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Bildatlas der Farn- und Blütenpflanzen<br />
Deutschlands. 2 Aufl. –<br />
Ulmer; Stuttgart.<br />
HAEUPLER, H. & SCHÖNFEL<strong>DER</strong>, P.<br />
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HAEUPLER, H. & VOGEL, A. 1999:<br />
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Anschrift des Verfassers<br />
Dr. Ingolf Kühn<br />
Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung<br />
– UFZ<br />
Dept. Biozönoseforschung<br />
Theodor-Lieser-Str. 4<br />
06120 Halle<br />
E-Mail: ingolf.kuehn@ufz.de
Artenverlust [%]<br />
Die floristische Kartierung 165<br />
Artengewinn [%]<br />
Artenwandel [%]<br />
Abb. 1: Darstellung von modelliertem Artenverlust, Artengewinn und Artenwandel<br />
pro Messtischblatt in Deutschland unter einem extremen Klimaszenario<br />
(+3.8°C gegenüber dem Ende des 20. Jhds.); verändert nach Pompe & al (2008).<br />
Species losses, gains, and species turnover per Ordnance survey map sheet<br />
(1:25,000) in Germany modelled using an extreme climatic scenario (+3.8°C<br />
compared to end of 20th century).<br />
Abb. 2: Halbquantitative Abschätzung der Kartiergüte (mutmaßliche Vollständigkeit<br />
der Erfassung) von grün bis dunkelrot auf Grund von Erfahrungswerten<br />
bei der statistischen Auswertung der Datenbank zur floristischen Kartierung,<br />
Funddaten seit 1950, Stand 2002. Die extrem gut karierten Bereiche sind nicht<br />
gesondert hervorgehoben.<br />
Semiquantitative assessment of mapping performance (assumed completeness of<br />
recording) from green to dark red based on experience gained from the statistical<br />
evaluation of flora mapping databases. Records since 1950, effective 2002. Particularly<br />
well mapped areas are not distinguished.
166 2009 Florist. Rundbriefe 42 (2008), 166-190<br />
VON H. HAEUPLER BETREUTE DISSERTATIONEN UND ABSCHLUSSARBEITEN<br />
AUS DEM RUHRGEBIET UND <strong>DER</strong> NÄHEREN UMGEBUNG<br />
− zusammengestellt und zusammengefasst von<br />
P. Gausmann, G. H. Loos und E. <strong>Bergmeier</strong> −<br />
AUSGEWÄHLTE DIPLOM- UND EXAMENS-<br />
ARBEITEN AUS DEM RUHRGEBIET UND<br />
SEINER NÄHEREN UMGEBUNG<br />
GUIDO WEBER (1986): Die Makrophytenvegetation<br />
an Abschnitten der Wupper als<br />
Indikator für die Wassergüte.<br />
In Abschnitten der Wupper mit der<br />
Güteklasse I (unbelastet bis sehr gering<br />
belastet) und I-II (gering belastet) fallen die<br />
Wassermoose Scapania undulata und Chiloscyphus<br />
polyanthos auf. Diese beiden<br />
Lebermoos-Arten kennzeichnen den an<br />
höheren Pflanzen armen oberen Bereich der<br />
Wupper. Begleiter in diesem Abschnitt sind<br />
weitere Wassermoose wie Fontinalis antipyretica,<br />
Rhynchostegium riparioides und<br />
Hygroamblystegium tenax. Eine Gruppe von<br />
drei Arten fällt in Abschnitten mit der Gewässergüte<br />
II (mäßig belastet) auf. Es sind<br />
Myriophyllum alterniflorum, Elodea canadensis<br />
und Elodea nuttallii, die vorwiegend<br />
in den weniger stark strömenden Abschnitten<br />
wachsen. M. alterniflorum bildet zusammen<br />
mit Callitriche hamulata eine<br />
eigene Pflanzengesellschaft, das Callitricho-<br />
Myriophylletum. Diese Gesellschaft kommt<br />
vor allem in kalkarmen, oligotrophen, kühlen<br />
und sauerstoffreichen Gewässern der<br />
Silikatgebirge vor. In Bereichen mit der<br />
Gewässergüte II-III (kritisch belastet) treten<br />
Potamogeton perfoliatus und Ranunculus<br />
penicillatus auf. R. penicillatus kommt zwar<br />
in der Wupper auch im Oberlauf in Bereichen<br />
mit Gewässergüte I-II und II vor, doch<br />
blüht die Sippe hier und bildet regelmäßig<br />
Schwimmblätter aus, was sie in Bereichen<br />
mit der Gewässergüte II-III nur selten zeigt.<br />
Auch das Laubmoos Leptodictyum riparioides<br />
zeigt in der Wupper eine ähnliche<br />
Verbreitung wie R. penicillatus, es fehlt<br />
jedoch völlig in Bereichen mit der Gewässergüte<br />
I und I-II und kennzeichnet Flussabschnitte<br />
mit höherer Belastung. Für einige<br />
der submers gefundenen Arten konnte entweder<br />
auf Grund der geringen Funddichte<br />
oder der weiten Streuung keine eindeutige<br />
Zuordnung zu einer bestimmten Gewässergüte<br />
vorgenommen werden. Einige Arten, so<br />
die beiden Wassermoose Hygroamblystegium<br />
tenax und Hygrohypnum ochraceum,<br />
zeigen dennoch einen gewissen Bezug zu<br />
Bereichen einer bestimmten Wassergüte.<br />
MICHAEL HAMANN (1988): Vegetation,<br />
Flora und Fauna − insbesondere Avifauna −<br />
Gelsenkirchener Industriebrachen und ihre<br />
Bedeutung für den Arten- und Biotopschutz.<br />
In der im Ballungsraum Ruhrgebiet<br />
gelegenen Industriestadt Gelsenkirchen<br />
wurden 1986 und 1987 sechs Industriebrachen<br />
mit einer Gesamtfläche von 194 ha<br />
untersucht. Dabei wurden 407 Arten der<br />
Gefäßpflanzen festgestellt, weiterhin 51<br />
Brutvogelarten, sieben Amphibienarten und<br />
18 Libellenarten. Ein Teil dieser Arten ist<br />
nach der Roten Liste von Nordrhein-<br />
Westfalen stark gefährdet. Es wurde der<br />
hohe Wert dieser Flächen für Pionierarten<br />
aus Flora und Fauna festgestellt.<br />
Auf der Untersuchungsfläche der ehemaligen<br />
Kokerei ‚Hugo‘ wurden 202<br />
Arten der Gefäßpflanzen gefunden, darunter<br />
Besonderheiten wie salzertragende Arten
(Aster tripolium, Puccinellia distans, Hordeum<br />
jubatum, Bolboschoenus maritimus,<br />
Rumex maritimus, Chenopodium glaucum,<br />
Atriplex prostrata) an den Füßen der Bergehalde,<br />
gefährdete Arten (Hyoscyamus niger,<br />
Illecebrum verticillatum, Corrigiola litoralis)<br />
und seltene Neophyten (Dittrichia graveolens,<br />
Potentilla norvegica). Das Gelände<br />
der ehemaligen Zeche ‚Graf Bismarck‘ ¼<br />
wies 213 Arten der höheren Pflanzen auf.<br />
Bemerkenswert waren die Massenbestände<br />
von Illecebrum verticillatum auf den Schotterflächen<br />
des ehemaligen Hafenbeckens,<br />
wo die Art mehrere 100 m² mit wahrscheinlich<br />
mehreren 100 000 Individuen teppichartig<br />
bedeckte. Ebenfalls auf diesen Flächen<br />
wuchs Dittrichia graveolens und Centaurium<br />
pulchellum. Im Hafenbecken selbst<br />
wuchsen verschiedene Laichkräuter, darunter<br />
Potamogeton crispus, P. natans und P.<br />
pusillus agg. Auf der Untersuchungsfläche<br />
Hafen Grimberg, welches durch Schotterflächen<br />
als Lagerplatz für Erze, Kohlen und<br />
Baustoffe gekennzeichnet ist, wurde die<br />
bemerkenswerte Zahl von 237 Arten der<br />
Gefäßpflanzen nachgewiesen. Diese Flächen<br />
werden von seltenen Neophyten der Chenopodiaceae,<br />
wie Salsola kali, Corispermum<br />
leptopterum, Chenopodium botrys, Ch.<br />
pumilio, Ch. glaucum, Ch. polyspermum und<br />
Ch. rubrum besiedelt. Als weiterer seltener<br />
Neophyt tritt Solanum triflorum hinzu. Die<br />
Arten Chenopodium botrys, Corispermum<br />
leptopterum und Salsola kali mit subkontinentaler,<br />
submediterraner und mediterraner<br />
Verbreitung lassen auf ein trockenwarmes<br />
Kleinklima schließen, wie es für Stadtlebensräume<br />
und insbesondere urbanindustrielle<br />
Habitate typisch ist. Ebenfalls<br />
von Bedeutung ist das Vorkommen von<br />
Myosotis ramosissima, welche im gesamten<br />
Stadtgebiet nur noch an einer weiteren Stelle<br />
vorkommt.<br />
Im Hafen ‚Wilhelmine-Viktoria‘<br />
konnten 184 Arten der höheren Pflanzen<br />
nachgewiesen werden, meist häufige Arten.<br />
Lediglich das Vorkommen von Hordeum<br />
Abschlussarbeiten 167<br />
jubatum ist bemerkenswert. Auf der relativ<br />
kleinen Untersuchungsfläche des Floatglas-<br />
Geländes ist die hohe Zahl von 211 Arten<br />
durch eine enorm hohe Standortvielfalt<br />
bedingt. Auf den trockenen Schotterpionierfluren<br />
kommen Arten der Kalkhalbtrockenrasen<br />
wie Cerastium pumilum agg. und<br />
Inula conyzae vor, ebenso Trockenheitszeiger<br />
wie Crepis tectorum. Bemerkenswert ist<br />
das Vorkommen der Feuchtwiesenart Inula<br />
britannica.<br />
Auf der Untersuchungsfläche der<br />
Kokerei ‚Alma‘ wurde mit 250 Arten der<br />
Gefäßpflanzen die höchste Artenzahl ermittelt.<br />
Neu für die Fläche war das Vorkommen<br />
von Kickxia elatine auf den Schotterflächen<br />
im Westen der Untersuchungsfläche. Weitere<br />
bemerkenswerte Arten waren Primula<br />
veris, Coronilla varia, Dianthus armeria,<br />
Malva moschata und Medicago minima. In<br />
den Gewässern der Fläche traten Zannichellia<br />
palustris ssp. pedicellata und Lemna<br />
trisulca auf, an den Gewässerufern Chenopodium<br />
glaucum. An Ruderalstellen wuchsen<br />
Gartenflüchter wie Onopordum acanthium<br />
und Borago officinalis, ebenso seltene<br />
Neophyten wie Artemisia biennis und Verbascum<br />
phlomoides.<br />
URSULA STRATMANN (1988): Vegetationskundliche<br />
Untersuchungen in bodensauren<br />
Traubeneichenhangwäldern im westlichen<br />
Süderbergland.<br />
Die untersuchten Eichenwälder stocken<br />
fast ausschließlich auf flachgründigen,<br />
skelettreichen Braunerden. Stellenweise<br />
findet man an Felsstandorten Ranker ausgebildet.<br />
Die Baumschicht der bodensauren<br />
Eichenwälder wird von der Traubeneiche<br />
(Quercus petraea) beherrscht, die durchschnittlich<br />
65% Deckungsgrad erreicht. Die<br />
Eichen sind meist schlechtwüchsig und<br />
zeigen oft Säbelwuchs. In Initialstadien des<br />
Luzulo-Quercetum ist oft Betula pendula in<br />
der Baumschicht zu finden. Carpinus betulus<br />
und Fagus sylvatica treten in dieser<br />
Gesellschaft nur sporadisch als Begleiter auf
168 Gausmann & al.<br />
und sind ebenfalls schlechtwüchsig. Häufiger<br />
ist die Vogelbeere (Sorbus aucuparia),<br />
meistens allerdings in der Strauch- als in der<br />
Baumschicht. Die Strauchschicht weist nur<br />
geringe Deckungsgrade auf und fehlt in<br />
einigen Wäldern ganz. Hauptsächlich setzt<br />
sie sich aus Arten der Baumschicht zusammen,<br />
vereinzelt wird sie auch von Ilex aquifolium<br />
und Cytisus scoparius gebildet. Die<br />
Krautschicht wird meist von Säurezeigern<br />
wie Draht-Schmiele (Deschampsia flexuosa),<br />
Salbei-Gamander (Teucrium scorodonia),<br />
Heidelbeere (Vaccinium myrtillus) aber<br />
auch von Brombeeren (Rubus fruticosus<br />
agg.) beherrscht. Fast immer kommen Eichen-Keimlinge<br />
in hoher Anzahl in den<br />
Vegetationsaufnahmen vor. Ein steter Begleiter<br />
der Steilhangeichenwälder ist das<br />
Moos Dicranella heteromalla, meistens an<br />
Pionierstandorten auf Rohboden, an denen<br />
die Streu- und Humusschicht fehlen. Die<br />
unterschiedliche floristische Zusammensetzung<br />
der bodensauren Eichenwälder spiegelt<br />
die kleinräumigen standörtlichen Unterschiede<br />
wider. Nur Ausbildungen mit<br />
Anthoxanthum odoratum und Hieracium<br />
sylvaticum lassen sich als natürliche Eichenwälder<br />
ansprechen, alle anderen Ausbildungen<br />
sind floristisch nicht von den<br />
Eichen-Niederwäldern oder -Forsten zu<br />
trennen. Die natürlichen Eichenwälder<br />
entsprechen am besten dem Luzulo-<br />
Quercetum leucobryetosum bzw. dem Betulo-Quercetum<br />
in seiner subatlantischen<br />
Variante. Die Eichenwälder der feuchteren<br />
Standorte ähneln dem Querco-Betuletum<br />
molinietosum, stellen aber eine artenarme<br />
Ausbildung dar.<br />
CLAUDIA PÜTTER (1990): Vegetationskundliche<br />
und ökologische Untersuchungen in<br />
ausgewählten Bachtälern des Bergisch-<br />
Märkischen Hügellandes.<br />
Wie vielerorts sind auch die Feuchtwiesen<br />
und -weiden der Bachtäler des Bergisch-Märkischen<br />
Hügellandes größtenteils<br />
zu Gesellschaften der Verbände Arrhenathe-<br />
rion und Cynosurion umgewandelt worden.<br />
Für das Untersuchungsgebiet konnten 20<br />
Vegetationseinheiten abgegrenzt werden, die<br />
den Klassen Phragmitetea, Molinio-<br />
Arrhenatheretea, Scheuchzerio-Caricetea<br />
fuscae und Agrostietea stoloniferae angehören.<br />
Die erste Klasse umfasst hauptsächlich<br />
Verlandungsgesellschaften stehender oder<br />
fließender Gewässer, die vereinzelt auch im<br />
Grünland auftreten. Im Untersuchungsgebiet<br />
wurden Schilf-Röhricht (Phragmites australis-Gesellschaft),<br />
Rohrglanzgras-Röhricht<br />
(Phalaris arundinacea-Gesellschaft), Igelkolben-Röhricht<br />
(Sparganium erectum-<br />
Gesellschaft) sowie verschiedene Großseggen-Riede<br />
(Caricetum gracilis, Caricetum<br />
vesicariae, Carex acutiformis-Gesellschaft;<br />
Carex rostrata-Gesellschaft) nachgewiesen.<br />
Aus der Klasse der Molinio-Arrhenatheretea<br />
traten Calthion-Gesellschaften auf, darunter<br />
kleinflächig Spitzblütenbinsen-Wiesen (Crepis<br />
paludosa-Juncus acutiflorus-Gesellschaft)<br />
sowie seltene und gefährdete Vegetationseinheiten<br />
wie die Succisa pratensis-<br />
Gesellschaft und Wassergreiskrautwiesen<br />
(Bromo-Senecionetum aquatici). In diesen<br />
Syntaxa waren seltene Pflanzensippen wie<br />
Faden-Binse (Juncus filiformis), Schild-<br />
Ehrenpreis (Veronica scutellata) und Breitblättriges<br />
Knabenkraut (Dactylorhiza majalis)<br />
vertreten. Die Klasse Scheuchzerio-<br />
Caricetea fuscae ist lediglich mit der<br />
Braunseggen-Gesellschaft (Carex fusca-Gesellschaft)<br />
kleinflächig in einer quelligen<br />
Mulde im Untersuchungsgebiet vertreten<br />
und lässt sich zu den Gesellschaften der<br />
sauren Quell- und Flachmoore (Caricion<br />
fuscae) einordnen. Die Flutrasen-Gesellschaften<br />
(Agrostietea stoloniferae) treten im<br />
Untersuchungsgebiet vor allem als Flutschwadenrasen<br />
(Glyceria fluitans-Gesellschaft)<br />
in von lang anhaltender Staunässe geprägten<br />
Senken und Gräben auf. Erwartungsgemäß<br />
erwies sich die Bewirtschaftung als ein<br />
wichtiger Standortfaktor. Viele Feuchtwiesenbestände<br />
haben sich auf Grund der aus-
leibenden Mahd zu Feuchtwiesenbrachen<br />
gewandelt.<br />
PETRA M. AUGART (1992): Flora und Vegetation<br />
stillgelegter Bahnstrecken im südlichen<br />
Ruhrgebiet.<br />
Der Verlauf der meisten Strecken<br />
folgt einem kleinräumigen Wechsel der<br />
Standortbedingungen, bedingt durch Topografie,<br />
Umgebung, Veränderung des Bodens<br />
durch Feinerdeansammlungen sowie dicht<br />
bewachsene Böschungen. Für die Dämme<br />
von stillgelegten Bahnstrecken sind ruderale<br />
Glatthaferwiesen aus lückigen, artenarmen<br />
Beständen von Arrhenatherum elatius charakteristisch.<br />
Der Glatthafer ist als Tiefwurzler<br />
und Rohbodenpionier gut an die Lebensbedingungen<br />
auf dem Schotter angepasst.<br />
Die Bestände dieser ruderalen Wiesen auf<br />
den Schotterflächen, in denen viele ausdauernde<br />
Magerkeitszeiger und Ruderalarten<br />
vorkommen und die eine Stellung zwischen<br />
dem Tanaceto-Artemisietum und dem<br />
Arrhenatheretum elatioris einnehmen, sind<br />
oft artenarm. Zu den häufigsten Vegetationstypen<br />
der Bahnbrachen gehören Rubus-<br />
Bestände, in denen meist Rubus armeniacus<br />
oder Rubus elegantispinosus dominieren.<br />
Diese Bestände sind meist sehr artenarm,<br />
sehr dicht und breiten sich von den Böschungen<br />
aus. Weit verbreitet sind neophytische<br />
Gebüsche aus Buddleja davidii und<br />
Robinia pseudoacacia. Aufgrund der Wärmebedürftigkeit<br />
und Frostempfindlichkeit<br />
findet man den Sommerflieder meist im<br />
Innenstadtbereich mitteleuropäischer Städte.<br />
Im Stadtgebiet von Essen war B. davidii<br />
nicht selten. Die Bestände sind meist so<br />
dicht, dass nur vereinzelte Pflanzen darunter<br />
gedeihen können. R. pseudoacacia wurde<br />
entlang der Bahnstrecken häufig gepflanzt.<br />
An den Strecken im südlichen Ruhrgebiet ist<br />
die Robinie häufig, doch wurden junge<br />
Exemplare nur selten angetroffen. Die Renaturierung<br />
von Gleis- und Bahnflächen kann<br />
eine sinnvolle Maßnahme sein, welche im<br />
Zuge eines Biotopverbundes Arten aus Flora<br />
Abschlussarbeiten 169<br />
und Fauna das Wandern ermöglicht. Es ist<br />
jedoch fraglich, ob eine Bahnstrecke Biotope<br />
vernetzen kann, wenn deren Brücken<br />
abgebaut worden sind. Die Bedeutung der<br />
Böschungen für die Fauna ist zweifellos<br />
immens, weil immer mehr Hecken im südlichen<br />
Ruhrgebiet zerstört werden und die<br />
Gebüsche an ehemaligen Bahnstrecken<br />
Ersatzfunktionen für diese verlorengegangenen<br />
Strukturen darstellen.<br />
OLAF BASILOWSKI (1993): Zur Reproduktionsbiologie<br />
von Senecio inaequidens DC.<br />
Ziel der Arbeit war die Aufklärung<br />
einiger Mechanismen, die zur massenhaften<br />
Ausbreitung des wolladventiven Schmalblättrigen<br />
Greiskrautes (Senecio inaequidens)<br />
seit den 1970er Jahren in Mitteleuropa<br />
geführt haben. Als die zwei wichtigsten<br />
Phasen im Lebenszyklus einer Pflanze wurden<br />
speziell die Keimung und die Samenproduktion<br />
der Art untersucht. Im Ruhrgebiet<br />
wächst S. inaequidens vor allem auf<br />
Bergehalden und an Bahnanlagen, an denen<br />
mit großer Regelmäßigkeit üppige Bestände<br />
angetroffen werden können. Auch auf Industriebrachen<br />
und an Straßenrändern<br />
kommt die Art vor. Für die Ansiedlung<br />
scheint offener Boden eine Voraussetzung<br />
zu sein. Deshalb werden hauptsächlich gestörte<br />
Standorte besiedelt. Die Gesellschaftsanbindung<br />
der Art ist bislang nur sehr<br />
schwach ausgeprägt. Der Schwerpunkt liegt<br />
in ein- bis zweijährigen (Sisymbrietalia) bis<br />
mehrjährigen Ruderalgesellschaften (Artemisietea).<br />
In Laborversuchen konnte nachgewiesen<br />
werden, dass das Keimungsverhalten<br />
von S. inaequidens in starkem Maße pHabhängig<br />
ist. So sank die Keimrate von pH 3<br />
bis pH 7,8 kontinuierlich bis nahe 0% ab.<br />
Die ersten Keimlinge im Freiland erschienen<br />
Anfang März auf dem Gleisschotter des<br />
Bahnbetriebswerkes Bismarck. In den folgenden<br />
Wochen kamen – mit abnehmender<br />
Tendenz – immer wieder neue Keimlinge<br />
auf. Primäre Ursache hierfür war wahrscheinlich<br />
das erschöpfte Samenpotential im
170 Gausmann & al.<br />
Boden. Mitte August setzte dann die zweite<br />
Keimperiode ein. Auslöser war wahrscheinlich<br />
die günstige Witterung mit ausreichend<br />
Bodendurchfeuchtung. Im weiteren Jahresverlauf<br />
konnten einzelne Keimlinge noch bis<br />
Ende November beobachtet werden. Die<br />
Beobachtungen zur Frostresistenz ergaben,<br />
dass S. inaequidens auch bei Eintreten der<br />
ersten Nachtfröste Ende Oktober, bei denen<br />
die Temperatur auf -2°C Lufttemperatur und<br />
-6°C in Bodennähe sank, keine sichtbaren<br />
Schäden an den Pflanzenorganen nahm. Erst<br />
starke Fröste mit Lufttemperaturen bis -<br />
12°C zur Jahreswende führten zu Frostschäden<br />
mit einer Sterberate von 50% der beobachteten<br />
Individuen. Damit wäre die Letaltemperatur<br />
bei ca. -12°C erreicht. Zur Untersuchung<br />
der Samenproduktion wurde die<br />
Zahl der Blütenköpfchen pro Pflanze ermittelt.<br />
Die Zahl der fruchtenden Blütenköpfchen<br />
lag bei den untersuchten Pflanzen<br />
zwischen 0 und 6084, der Mittelwert lag bei<br />
1590. Die reifen Achänen von S. inaequidens<br />
scheiden bei Kontakt mit Wasser ein<br />
klebriges Sekret aus, das der Befestigung am<br />
Substrat dient. Dieses Sekret ist in den<br />
zylindrischen Haaren auf den Achänenleisten<br />
enthalten. Bei Kontakt mit Wasser<br />
platzen diese Haare durch Quellung an der<br />
Spitze auf und entlassen das Sekret. Dieser<br />
Klebmechanismus hat sicher großen Anteil<br />
an der Ausbreitung von S. inaequidens<br />
entlang von Straßenrändern und Eisenbahngleisen.<br />
An fruchtenden Pflanzen vorbeifahrende<br />
Züge bewirken durch Luftverwirbelungen<br />
ein Ablösen der Früchte, welche<br />
dann mit dem Luftstrom mitgerissen werden<br />
und so größere Entfernungen überbrücken.<br />
Auch hier spielt die Haftausbreitung eine<br />
Rolle. Für die Fernausbreitung der Sippe ist<br />
aber der Wind von größerer Bedeutung.<br />
LUCIE SEELIGER (1993): Vergleich von Flora<br />
und Vegetation in unterschiedlichen<br />
Wohnquartieren Recklinghausens.<br />
Die Wohngebiete Recklinghausens<br />
unterlagen 1993 einem grundlegenden Wan-<br />
del: am Stadtrand entstanden neue Wohngebiete<br />
mit zahlreichen Brachackerflächen,<br />
welche auf ihre Bebauung warten, wogegen<br />
die alten Zechensiedlungen aus der Vorkriegszeit<br />
im Süden der Stadt Neubauten<br />
weichen mussten. Diese sogenannten<br />
Wohnumfeldverbesserungen gehen einher<br />
mit einem Rückgang der spontanen Flora<br />
und Vegetation in Städten, vor allem auf<br />
Kosten der krautigen Ruderalflora. Trotz der<br />
umfangreichen Veränderungen im Baubild<br />
der Stadt Recklinghausen konnten im Jahre<br />
1993 noch zahlreiche Pflanzengesellschaften<br />
der Ruderalvegetation nachgewiesen werden,<br />
vor allem solche, welche auch heute<br />
noch in vielen Städten gewöhnlich und weit<br />
verbreitet sind. Dazu zählen Gesellschaften<br />
der Plantaginetalia, Arrhenatheretalia,<br />
Agropyretalia, Chenopodietalia, Artemisietalia<br />
und Sedo-Scleranthetalia. Viele Assoziationen<br />
dieser Vegetationseinheiten profitieren<br />
von der Bodenverwundung des Bauerwartungslandes,<br />
z. B. die Fuchsschwanz-<br />
Kamillengesellschaft (Alopecuro-Matricarietum<br />
chamomillae) oder die seltene Kompasslattich-Rauken-Gesellschaft<br />
(Lactuco-<br />
Sisymbrietum altissimi). Weit verbreitet im<br />
Stadtgebiet Recklinghausens ist die Mäusegersten-Gesellschaft<br />
(Hordeetum murini),<br />
die besonders im Gebiet der Zechenhäuser<br />
auffällt und oftmals die einzige Vegetation<br />
darstellt. Als Besonderheit städtischer Vegetation<br />
konnte an vier Wuchsorten auch die<br />
Mauerrauten-Gesellschaft (Asplenietum trichomano-rutae-murariae)<br />
nachgewiesen<br />
werden. Als floristische Besonderheiten<br />
wurden im Stadtgebiet Recklinghausens<br />
mehrere verwilderte Zierpflanzen sowie<br />
einige Vogelfutterpflanzen gefunden. Dazu<br />
zählen Soleirolia soleirolii (Bubikopf) in<br />
einem Scherrasen und an einer Hauswand,<br />
Corydalis lutea (= Pseudofumaria lutea,<br />
Gelber Lerchensporn) an Mauerfüßen, Hieracium<br />
aurantiacum (Orangefarbenes Habichtskraut)<br />
in Parkrasen und an Wegrändern,<br />
Phalaris canariensis (Kanariengras),<br />
Setaria italica (Kolbenhirse) und Helianthus
annuus (Sonnenblume)als Vogelfutterpflanzen<br />
meist in statusniederen Wohnquartieren.<br />
Insgesamt wurden für das Stadtgebiet Recklinghausens<br />
438 verschiedene Arten der<br />
Gefäßpflanzen nachgewiesen, was den<br />
hohen Artenreichtum der Städte eindrucksvoll<br />
belegt. Diese kamen in 25 verschiedenen<br />
Syntaxa verteilt über das gesamte Stadtgebiet<br />
vor.<br />
CLAUDIA SCHWIE<strong>DER</strong>OWSKI (1994): Vergleich<br />
von Gehölzbeständen auf künstlich<br />
begrünten und sich selbst überlassenen<br />
Bergehalden.<br />
Zum Vergleich boten sich auf dem<br />
Gebiet der Stadt Herten die Halde Holzheide<br />
als sich selbst überlassene und das Landschaftsbauwerk<br />
Halde Hoppenbruch als<br />
begrünte Halde an. Bei der Bestandsaufnahme<br />
der Halde Holzheide konnten sieben<br />
verschiedene Gehölzbestände unterschieden<br />
werden, von denen einige in der Sukzessionsfolge<br />
auseinander hervorgegangen sind.<br />
Auf dem Haldenplateau stockt ein lichter,<br />
artenarmer Birkenwald mit Betula pendula,<br />
Quercus robur, Acer pseudoplatanus und<br />
Sorbus aucuparia in der ersten Baumschicht<br />
und Sambucus nigra in der Strauchschicht,<br />
weitere Sippen waren Lianen wie Humulus<br />
lupulus und Lonicera periclymenum. Die<br />
Krautschicht dieser lichten Birkenpionierwälder<br />
setzte sich aus Sippen wie Holcus<br />
lanatus, Urtica dioica und Dryopteris dilatata<br />
zusammen. Ebenfalls häufig auf der<br />
Halde Holzheide waren dichte Rubus-<br />
Bestände mit der dominierenden Sippe<br />
Rubus pyramidalis sowie Massenbestände<br />
von Calamagrostis epigejos und Pteridium<br />
aquilinum. Im Gegensatz zur Halde Holzheide,<br />
wo sich eine spontane Vegetation<br />
eingestellt hat, wurde die Halde Hoppenbruch<br />
mit heimischen und nichtheimischen<br />
Gehölzen bepflanzt. Insgesamt konnten<br />
hier 88 verschiedene Gehölzsippen<br />
nachgewiesen werden. Den größten Anteil<br />
an der Bepflanzung hatten im Untersuchungsgebiet<br />
nicht heimische Sippen wie<br />
Abschlussarbeiten 171<br />
Sorbus intermedia, S. aria, Tilia tomentosa,<br />
Elaeagnus angustifolia, Hippophae rhamnoides,<br />
Alnus incana, Acer platanoides,<br />
Acer pseudoplatanus, Robinia pseudoacacia,<br />
Amelanchier lamarckii, Lyceum barbarum,<br />
Rosa rubiginosa, Castanea sativa,<br />
Prunus mahaleb, Ribes alpinum und Caragana<br />
arborescens. Während einige dieser<br />
Sippen wie Elaeagnus angustifolia und<br />
Sorbus intermedia eine gute Vitalität aufwiesen,<br />
zeigten andere Sippen eine eingeschränkte<br />
Vitalität, so bei Acer pseudoplatanus<br />
und Tilia tomentosa. Bei einigen Sippen<br />
waren sogar Totalausfälle zu verzeichnen, so<br />
bei Castanea sativa, Prunus mahaleb und<br />
Ribes alpinum. Aus ökologischen und ökonomischen<br />
Gründen wird das Einpflanzen<br />
von Gehölzen auf Bergehalden kontrovers<br />
diskutiert. Mehrheitlich herrscht die Meinung<br />
vor, man solle vor einem solchen<br />
Schritt zunächst durch eine über mehrere<br />
Jahre stabile Krautschicht die Haldenböden<br />
verbessern. Aus ökonomischen Gründen<br />
muss die Haldenbegrünung künftig kostengünstig<br />
und ohne großen Pflegeaufwand<br />
gestaltet werden. Als Resultat dieser Arbeit<br />
wird ein Alternativkonzept zur Haldenbegrünung<br />
entwickelt. Es stellt einen Mittelweg<br />
zwischen der bisher betriebenen kosten-<br />
und pflegeintensiven Begrünungsform und<br />
der auf Sukzessionsprozessen beruhenden<br />
Strategie nach JOCHIMSEN (1992) dar und<br />
zeichnet sich durch eine Staffelung einzelner<br />
Begrünungsschritte aus.<br />
HEIKO VITTINGHOFF (1997): Vegetation der<br />
unteren Lippeaue mit Blick auf geplante<br />
„Renaturierungsmaßnahmen”.<br />
Die untere Lippeaue in der Nähe von<br />
Wesel stellt eine reich strukturierte Kulturlandschaft<br />
aus Grünland und Gehölzstrukturen<br />
dar. Die Lippe mäandriert in diesem<br />
Abschnitt sehr stark, ein vorhandener Altwasserarm<br />
weist eine Zonierung verschiedener<br />
Röhrichtgesellschaften auf. An der<br />
südlichen Niederterrassenkante sind Sandtrockenrasen<br />
vorhanden. Ein Konzept im
172 Gausmann & al.<br />
Rahmen des Gewässerauen-Programms<br />
NRW sieht vor, die Erhaltung und Entwicklung<br />
der Auenlandschaft mit wasserwirtschaftlichen<br />
Zielen zu verbinden und Fehlentwicklungen<br />
wie die Vernichtung von<br />
Auenwäldern zu kompensieren. Im Untersuchungsgebiet<br />
‚Untere Lippeaue bei Wesel’<br />
konnten durch pflanzensoziologische Aufnahmen<br />
Gesellschaften der Bidentetea tripartitae<br />
(Zweizahn-Gesellschaften), Phragmitetea<br />
australis (Schilfröhrichte und Großseggenriede),<br />
Molinio-Arrhenatheretea (Gesellschaften<br />
des Wirtschaftsgrünlandes),<br />
Koelerio-Coryphonetea (Sandtrockenrasen),<br />
Artemisietea vulgaris (Ausdauernde Hochstaudengesellschaften)<br />
sowie der Galio-<br />
Urticetea (Nitrophile Säume) belegt werden.<br />
An Gehölzgesellschaften wurden sowohl<br />
Weichholz-Auenwälder vom Typ des Salicetum<br />
albae (Silberweiden-Gebüsch) als<br />
auch rudimentäre Hartholz-Auenwälder mit<br />
dominierender Stiel-Eiche (Quercus robur)<br />
nachgewiesen. Insbesondere die Sandtrockenrasen<br />
auf den Auensanden der Lippe<br />
weisen mit Corynephorus canescens, Spergula<br />
morisonii, Carex ligerica und Teesdalia<br />
nudicaulis eine Vielzahl an in NRW<br />
gefährdeten Arten auf und verdienen somit<br />
besonderen Schutz. Carex ligerica hat innerhalb<br />
Nordrhein-Westfalens ihren Verbreitungsschwerpunkt<br />
am Niederrhein.<br />
Weidelgras-Weißklee-Weiden (Lolio-<br />
Cynorusetum) bilden im Untersuchungsgebiet<br />
auf Grund der Grünland-Nutzung die<br />
flächenmäßig am weitesten verbreitete<br />
Vegetationseinheit. Ebenfalls weit verbreitet<br />
sind Tieflands-Glatthaferwiesen (Dauco-<br />
Arrhenatheretum), welche im Gebiet noch in<br />
den selteneren trocken-mageren Ausbildungen<br />
mit Ranunculus bulbosus, Salvia pratensis<br />
und Centaurea scabiosa vertreten<br />
sind. In dieser blütenreichen Gesellschaft<br />
finden sich mit Peucedanum carvifolia und<br />
Cucubalus baccifer ebenfalls Arten, die in<br />
NRW gefährdet bzw. im Rückgang begriffen<br />
sind. Insgesamt konnten durch die floristische<br />
Kartierung und durch pflanzensozio-<br />
logische Aufnahmen 27 Sippen sowie 7<br />
Gesellschaften der Roten Liste NRW nachgewiesen<br />
werden. Innerhalb des Lippe-<br />
Auen-Konzeptes betont die Arbeit die Erhaltung<br />
des wertvollen Extensivgrünlandes – z.<br />
B. im NSG Obrighovener Altarm − im<br />
Komplex mit Restbeständen von Weichholz-<br />
Auenwäldern und Magerrasen. Die Ackerstandorte<br />
nördlich der Lippe sollen zur<br />
Verbesserung der ökologischen Qualität des<br />
Gebietes in extensives Grünland umgewandelt<br />
werden.<br />
DIRK CUPIAL (2002): Untersuchungen zur<br />
kritischen Größe von Eichenbeständen auf<br />
Flattergras-Buchenwald-Standorten.<br />
Die Hellweg-Börden im Süden der<br />
Westfälischen Bucht zeichnen sich durch<br />
extreme Waldarmut aus. Die potentielle<br />
natürliche Vegetation ist hier der Flattergras-Buchenwald<br />
(Maianthemo-Fagetum).<br />
Naturnahe Wälder sind im Gebiet des westlichen<br />
Hellwegs allerdings sehr selten. Häufiger<br />
sind Eichenbestände, deren Krautschicht<br />
eine mehr oder weniger große Ähnlichkeit<br />
mit der des Flattergras-Buchenwaldes<br />
aufweist. Ziel dieser Arbeit war es, eine<br />
kritische Größe dieser Eichenbestände auf<br />
Flattergras-Buchenwald-Standorten zu ermitteln,<br />
ab der eine von Störeinflüssen weitgehend<br />
freie, naturnahe Vegetation im Zentrum<br />
der Bestände auftritt. Mittels ein bis<br />
zwei Transekten je Bestand wurden Arten<br />
identifiziert, die im Bestand einen Schwerpunkt<br />
ihres Vorkommens am Bestandesrand<br />
bzw. in der Bestandesmitte aufweisen. Diese<br />
Indikatorarten wurden in der weiteren Auswertung<br />
zur Abgrenzung einer Randzonierung<br />
von der Vegetation des Bestandesinneren<br />
verwendet. In der Baumschicht zeigten<br />
zwei von vier Arten, Carpinus betulus<br />
(0,2082) und Quercus robur (0,065) einen<br />
positiven Indikatorwert, Fagus sylvatica (-<br />
0,2322) und Fraxinus excelsior (-0,4438)<br />
einen negativen Indikatorwert. In der<br />
Strauchschicht zeigten drei von elf Arten<br />
einen positiven Wert, Frangula alnus
(0,1799), Corylus avellana (0,1128) und<br />
Crataegus laevigata (0,0772). In der Krautschicht<br />
wiesen zehn von 53 Arten einen<br />
positiven Indikatorwert auf. Den höchsten<br />
Wert zeigte Convallaria majalis (0,4905),<br />
gefolgt von Quercus robur (0,3327), Dryopteris<br />
dilatata, Athyrium filix-femina (alle<br />
zwischen 0,2 bis 0,1). In der Moosschicht<br />
wies Atrichum undulatum einen positiven<br />
Indikatorwert auf (0,2844). Als die geeignetsten<br />
„Mittenarten” erwiesen sich die<br />
Querco-Fagetea-Arten Convallaria majalis,<br />
Quercus robur (Krautschicht), Athyrium<br />
filix-femina, Anemone nemerosa und Oxalis<br />
acetosella. Die Randarten umfassten Taxa<br />
wie Poa nemoralis, Lonicera periclymenum,<br />
Teucrium scorodonia, Geum urbanum,<br />
Galium aparine, Glechoma hederacea,<br />
Dactylis glomerata und Anthriscus sylvestris.<br />
NGUYEN-HUU-LUAT TRAN (2002): Sind<br />
Autobahnabfahrten und -kreuze ökologisch<br />
bewertbare Lebensräume?<br />
Grünflächen an den Autobahnkreuzen<br />
und Ausfahrten der A2, der A42, der<br />
A43 und der A45 im Ruhrgebiet wurden<br />
vegetationskundlich, floristisch sowie bodenkundlich<br />
untersucht. Die Bearbeitung der<br />
Grünflächen an solch belasteten Standorten<br />
sollte zur Klärung beitragen, ob derartig<br />
stark anthropogen beeinflusste Flächen<br />
ökologisch bewertbar sind. Insgesamt konnten<br />
auf den 29 untersuchten Flächen 206<br />
Sippen der Gefäßpflanzen nachgewiesen<br />
werden, davon 6 Sippen der Roten-Liste<br />
NRW (1999), nämlich Carex disticha, Coronilla<br />
varia, Juncus compressus, Ophrys<br />
apifera, Pulicaria dysenterica und Ranunculus<br />
bulbosus. Auch einige Sippen der Vorwarnliste<br />
wurden gefunden: Achillea ptarmica,<br />
Centaurium erythraea, Crepis biennis<br />
und Galium verum. Bemerkenswert ist der<br />
Fund eines Exemplars der Bienen-Ragwurz<br />
an der Ausfahrt der A42 in Castrop-Rauxel-<br />
Bladenhorst. Auch wenn es sich dabei sehr<br />
wahrscheinlich um ein verschlepptes bzw.<br />
Abschlussarbeiten 173<br />
apophytisches Vorkommen handeln dürfte,<br />
ist es wegen des hohen Gefährdungsrades<br />
der Sippe in NRW von Bedeutung. Bei den<br />
meisten in den Untersuchungsflächen nachgewiesenen<br />
Sippen handelte es sich jedoch<br />
um ubiquitäre bzw. euryöke Sippen. Am<br />
häufigsten waren nitrophile Sippen wie<br />
Urtica dioica und Cirsium arvense, welche<br />
in 96% der Flächen nachgewiesen werden<br />
konnten, sowie Arrhenatherum elatius,<br />
Holcus lanatus und Dactylis glomerata in<br />
93% der Flächen. Weitere häufige Sippen<br />
waren solche des nährstoffreicheren Grünlandes<br />
bzw. ruderalisierten Grünlandes wie<br />
Heracleum sphondylium, Plantago lanceolata,<br />
Cirsium vulgare, Achillea millefolium,<br />
Cerastium holosteoides, Artemisia vulgaris,<br />
Tanacetum vulgare sowie Epilobium hirsutum.<br />
Ebenfalls häufig war die neophytische<br />
Sippe Lupinus polyphyllus, welche durch<br />
ihre großen, blau-lila-farbigen Blütenstände<br />
einen gewissen landschaftsästhetischen Wert<br />
besitzt. In fast allen Fällen handelt es sich in<br />
den Untersuchungsflächen um anthropogen<br />
veränderte Böden, die Merkmale von Umlagerungen,<br />
Durchmischungen und Stoffanreicherungen<br />
aufweisen. Auch stellt der Eintrag<br />
von Streusalz in den Wintermonaten<br />
eine chemische Belastung dieser Flächen<br />
dar, welche durch einige salzertragende<br />
Sippen wie Juncus compressus, Sonchus<br />
arvensis und Potentilla anserina angezeigt<br />
wird. Die Autobahnausfahrten erweitern<br />
sich an ihren Enden oftmals zu einer ovalen<br />
Fläche, welche durch die Dominanz von<br />
Gräsern wie Arrhenatherum elatius, Holcus<br />
lanatus und Dactylis glomerata physiognomisch<br />
einer Wiese ähneln. Zur Gewährleistung<br />
der Sichtverhältnisse an den Autobahnen<br />
werden solche wiesenähnlichen Flächen<br />
intensiv gepflegt und gemäht, wobei das<br />
anfallende Schnittgut in der Regel nicht<br />
abtransportiert wird. Dies ist der Etablierung<br />
einer größeren Artenvielfalt sicherlich hinderlich.<br />
Seltene und gefährdete Sippen treten<br />
nur sporadisch oder in individuenarmen<br />
Populationen auf. Generell kann geschluss-
174 Gausmann & al.<br />
folgert werden, dass die Autobahnkreuze<br />
und -abfahrten nicht sonderlich zur Bereicherung<br />
einer artenreichen, vielfältigen<br />
Landschaft beitragen.<br />
MARK BRUNO KALTNER (2002): Floristischökologische<br />
Untersuchungen an Verkehrsbegleitflächen.<br />
In Nordrhein-Westfalen werden ca.<br />
7% der Gesamtfläche von der Verkehrsinfrastruktur<br />
eingenommen. Dazu gehört das<br />
ungefähr 2200 km lange Autobahnnetz des<br />
Landes. Im Rahmen dieser Diplom-Arbeit<br />
wurden 18 Autobahnanschlussstellen und<br />
zwei Autobahnkreuze untersucht, um die<br />
Fragen zu klären, welche Qualität diese<br />
Lebensräume haben und welchen Pflanzengesellschaften<br />
diese oftmals sehr heterogenen<br />
Grünlandflächen zuzuordnen sind. Auf<br />
den 20 Untersuchungsflächen im östlichen<br />
Ruhrgebiet (Dortmund, Bochum, Witten,<br />
Hagen; Wetter) sowie im südlich angrenzenden<br />
Süderbergland (Lüdenscheid, Iserlohn,<br />
Hemer) konnten 311 Sippen der Gefäßpflanzen<br />
nachgewiesen werden. Diese<br />
Zahl ist vergleichbar mit der von anderen<br />
infrastrukturell oder industriell geprägten<br />
Standorten. Zu den nachgewiesenen Sippen<br />
zählen 12 Arten der Roten Liste NRW<br />
(1999), darunter Alchemilla micans, Alchemilla<br />
xanthochlora, Carex disticha, Dianthus<br />
armeria, Taxus baccata sowie Anthemis<br />
tinctoria und Onobrychis viciifolia,<br />
wobei die letzten beiden Sippen vermutlich<br />
aus Ansaaten stammen. Von den 311 Sippen<br />
waren 66 Neophyten (22%), 24 Archäophyten<br />
(8%) sowie 69% indigene Sippen. Bei<br />
den meisten handelt es sich um in NRW<br />
weit verbreitete Sippen mit weiter ökologischer<br />
Amplitude. Bei höherem Störungsgrad<br />
und daraus resultierender höherer Standortsvielfalt<br />
nimmt die Sippenanzahl auf den<br />
Flächen zu. Unter den Neophyten waren mit<br />
Atriplex micrantha und Parentucellia viscosa<br />
zwei Neufunde für den Untersuchungsraum.<br />
Die häufigsten Sippen in den Untersuchungsflächen<br />
waren Arrhenatherum<br />
elatius, Dactylis glomerata, Holcus lanatus,<br />
Glechoma hederacea sowie Urtica dioica,<br />
welche alle mit 100% Stetigkeit auftraten.<br />
Die Fahrbahnränder wiesen meistens eine<br />
charakteristischen Flora aus salzertragenden<br />
(fakultativen) Halophyten wie Cochlearia<br />
danica, Potentilla anserina und Sonchus<br />
asper auf. Die Gehölzpflanzungen der Autobahnbegleitflächen<br />
setzten sich vorwiegend<br />
aus autochthonen Arten wie Crataegus<br />
monogyna, Corylus avellana, Sambucus<br />
nigra, Prunus spinosa, Cornus sanguinea<br />
sowie Vibrunum opulus zusammen. In den<br />
44 Grünland-Vegetationsaufnahmen ist<br />
Arrhenatherum elatius eine dominierende<br />
Art. Die Bestände lassen sich als Glatthafer-<br />
Wiesen (Arrhenatheretum elatioris) oder<br />
wegen der mit hoher Stetigkeit auftretenden<br />
Galium aparine, Cirsium vulgare, Tanacetum<br />
vulgare, Artemisia vulgaris und Cirsium<br />
arvense auch als ruderalisierte Glatthafer-<br />
Wiesen (Tanaceto-Arrhenatheretum) ansprechen;<br />
das Biotop ist ein rudimentärer<br />
Glatthafer-Böschungsrasen (HAEUPLER &<br />
MUER 2000) oder ein „Straßenrand-<br />
Arrhenatheretum” (BRANDES 1988).<br />
KATJA KONOPKA (2002): Planungskonflikte<br />
für die Entwicklung von Rekultivierungskonzepten<br />
bei Bergehalden und Deponien.<br />
Im Zuge der Industrialisierung entstand<br />
im Ruhrgebiet einer der größten urban-industriellen<br />
Ballungsräume der Welt.<br />
Enorme Flächen gingen in den Besitz von<br />
Bergbau und Industrie über und weite Teile<br />
der Landschaft wurden von ihr beeinflusst.<br />
Auf großen Flächen wurden unbrauchbare<br />
Abfallprodukte und Materialien aufgehaldet,<br />
darunter die ‘Berge’, das taube, nicht flözführende<br />
Gestein, welches gefördert werden<br />
musste, um an die Kohle zu gelangen, sowie<br />
industrielle Abfallprodukte wie Gichtgasschlämme.<br />
Die bisherigen Begrünungsversuche<br />
solcher Bergehalden, die mehrere<br />
Hektar einnehmen können, haben sich aus<br />
ökologischen und ökonomischen Aspekten<br />
oftmals als unbrauchbar erwiesen, so dass
die Etablierung einer spontanen Flora und<br />
Vegetation oftmals als die bessere Alternative<br />
erscheint. Als Untersuchungsflächen<br />
wurden drei Restflächen des Steinkohlebergbaus<br />
in Herne im mittleren Ruhrgebiet ausgewählt<br />
(ehemalige Zeche Pluto). Die Bergehalde<br />
Pluto ist in weiten Teilen mit Gehölzpflanzungen<br />
aus einheimischen Arten<br />
wie Alnus glutinosa, Prunus avium, Fraxinus<br />
excelsior, Rosa canina und Cornus<br />
sanguinea sowie zahlreichen lokal nicht<br />
heimischen Arten wie Pinus nigra, Quercus<br />
rubra, Acer platanoides, Acer pseudoplatanus,<br />
Ulmus glabra und Tilia cordata aufgeforstet<br />
worden; freie Flächen wurden mit<br />
Klee eingesät. Teile der Bergehalde sind mit<br />
spontanen Gras- und Hochstaudenfluren mit<br />
Calamagrostis epigejos, Epilobium angustifolium,<br />
Hypericum perforatum, Solidago<br />
gigantea, Senecio inaequidens sowie mit<br />
Brombeeren (Rubus div. spec.) bewachsen.<br />
Auch spontaner Birken-Pionierwald mit<br />
Betula pendula ist vereinzelt auf der Fläche<br />
anzutreffen. Auf der Deponie ‚Schalker<br />
Verein‘ westlich der Bergehalde Pluto findet<br />
sich als floristische Besonderheit ein größerer<br />
Bestand von Carlina vulgaris, welche in<br />
der Roten Liste der gefährdeten Gefäßpflanzen<br />
NRW (1999) geführt wird. Um den<br />
Pflanzen bessere Wachstumsbedingungen zu<br />
ermöglichen, hatte man auf weiten Teilen<br />
der Bergehalde Mutterboden aufgeschüttet,<br />
in welchen dann die Gehölze gepflanzt<br />
wurden. Mit der Zeit vertrockneten jedoch<br />
viele der Pflanzen oder sie fielen nach<br />
Sturmereignissen sehr schnell um, da ihre<br />
Wurzeln nur in die obere Schicht des Mutterbodens<br />
eindrangen, nicht jedoch in das<br />
darunter liegende Bergematerial. Flächen,<br />
welche einer natürlichen Sukzession überlassen<br />
werden, bieten deutliche Vorteile<br />
gegenüber künstlich begrünten Flächen.<br />
Zwar sind die Lebensbedingungen für die<br />
Pflanzen auf frischem Bergematerial noch<br />
erschwert, jedoch kann sich bei zunehmender<br />
Bodenentwicklung eine stabile, mehrschichtige<br />
Vegetation entwickeln, welche<br />
Abschlussarbeiten 175<br />
nicht nur besser an die abiotischen Standortfaktoren<br />
auf solchen Restflächen angepasst<br />
ist, sondern die auch naturnäher und auch<br />
kostengünstiger ist als die Gehölzpflanzungen<br />
aus nichtheimischen Arten.<br />
MARK SCHÜRMANN (2002): Untersuchungen<br />
im Rahmen eines Langzeitmonitorings auf<br />
Restflächen des Bergbaus im Ruhrgebiet −<br />
Flora und Samenbank.<br />
Ziel dieser Arbeit war, die aktuelle<br />
Vegetation, das Diasporenpotential und den<br />
Diasporenniederschlag in sechs 100 m²<br />
großen Dauerbeobachtungsflächen auf dem<br />
Gelände der ehemaligen Zeche ‚Zollverein‘<br />
(Essen), der ehemaligen Zeche ‚Rheinelbe‘<br />
und der ehemaligen Zeche und Kokerei<br />
‚Alma‘ (beide Gelsenkirchen) zu erfassen<br />
und die Ergebnisse mit den Daten der vorherigen<br />
Untersuchungsjahre zu vergleichen.<br />
Die Arbeit ist Teil eines Langzeitmonitoring-Programms<br />
(„Restflächenprojekt” oder<br />
auch „Industriewald Ruhrgebiet”), welches<br />
seit 1999 im Ruhrgebiet unter Leitung der<br />
Landesanstalt für Ökologie, Bodenordnung<br />
und Forsten (LÖBF) auf Restflächen des<br />
Bergbaus durchgeführt wird. In diesem<br />
Biomonitoring-Projekt werden auf den Daueruntersuchungsflächen<br />
verschiedene Aufgabenbereiche<br />
(u. a. zur Waldstruktur, Bodenkunde,<br />
Bodenfaunistik) durch mehrere<br />
Gruppen bearbeitet. Die Daueruntersuchungsquadrate<br />
repräsentieren unterschiedliche<br />
Sukzessionsstadien von der vegetationsfreien<br />
Fläche bis hin zum Wald. Bei der<br />
Auswertung der Bodenproben wurde das<br />
Diasporenreservoir aller Daueruntersuchungsquadrate<br />
mit der aktuellen Vegetation<br />
verglichen und bezüglich der Entwicklung<br />
über die drei insgesamt untersuchten Jahre<br />
ein Vergleich des Diasporenpotentials mit<br />
den Vorjahren sowie eine Gegenüberstellung<br />
von Siebspül- und Auflaufverfahren<br />
durchgeführt. In den Bodenproben aller<br />
Daueruntersuchungsquadrate wurden im<br />
Untersuchungsjahr 2001 5419 Diasporen<br />
von 54 verschiedenen Sippen nachgewiesen.
176 Gausmann & al.<br />
Das Diasporenpotential der Dauerquadrate<br />
unterschied sich nach Artenvielfalt und<br />
Anzahl der nachgewiesenen Diasporen. Mit<br />
37 festgestellten Sippen stellt die Hochstaudenflur<br />
auf der Industriebrache der ehemaligen<br />
Zeche ‚Alma‘ die Fläche mit dem artenreichsten<br />
Diasporenreservoir dar, während<br />
das Initialstadium der Zeche ‚Zollverein‘<br />
das geringste Diasporenpotential in den<br />
Bodenproben aufweist (6 Sippen, 210 Diasporen).<br />
Die größte Anzahl an Diasporen<br />
enthielten die Proben des Waldstadiums<br />
‚Rheinelbe‘ (1886 Diasporen). Bei einer<br />
Einteilung der Sippen nach der Anzahl ihrer<br />
Diasporen, die im Jahr 2001 in den Proben<br />
aller Flächen registriert wurden, zeigt sich<br />
ein Zusammenhang zwischen Diasporenmenge<br />
und Ausbreitungsstrategie. Mehr als<br />
1000 Diasporen (4393) wurden lediglich<br />
von der anemochoren Sippe Betula pendula<br />
nachgewiesen. Die weiteren häufigsten<br />
Arten waren Sagina procumbens (273 Diasporen),<br />
Fragaria vesca (91 Diasporen) und<br />
Robinia pseudoacacia (83 Diasporen). Der<br />
häufigste Ausbreitungstyp war die Anemochorie<br />
(ca. 40% der nachgewiesenen Sippen),<br />
gefolgt von Klettausbreitung (20%),<br />
Myrmecochorie (10%) und Autochorie<br />
(8%). Der größte Anteil des Diasporenniederschlags<br />
stammt erwartungsgemäß von<br />
der anemochoren Pionierart Betula pendula<br />
(83% aller in die Diasporenfallen eingetragenen<br />
Diasporen). Bleiben die Diasporen<br />
von Betula pendula unberücksichtigt, so ist<br />
der Diasporenniederschlag zu Beginn der<br />
Sukzession, also in den frühen Sukzessionsstadien<br />
(Pionierstadium ‚Alma‘ 5826<br />
Diasporen/m²; Hochstaudenstadium ‚Alma‘<br />
7561 Diasporen/m²; Pionierstadium ‚Zollverein‘<br />
4436 Diasporen/m²), deutlich größer<br />
als in den Waldstadien (Waldstadium ‚Zollverein‘<br />
771 Diasporen/m²; Waldstadium<br />
‚Rheinelbe‘ 240 Diasporen/m²). Zu Beginn<br />
der Sukzession zeigte sich zunächst eine<br />
zunehmende Ansammlung an Diasporen in<br />
den Böden, während bei steigender Dominanz<br />
der Gehölze die Anzahl der Sippen in<br />
der Krautschicht und auch im Diasporenpotential<br />
wieder abnahm. Nur für 6 der 54 im<br />
Diasporenreservoir nachgewiesenen Sippen<br />
wird eine persistente Diasporenbank als<br />
erwiesen angesehen.<br />
CHRISTIAN KERT (2002): Untersuchungen<br />
im Rahmen eines Langzeitmonitorings auf<br />
Restflächen des Bergbaus im Ruhrgebiet −<br />
Vegetationsdynamik.<br />
Durch den Strukturwandel im Ruhrgebiet<br />
seit den 1970er Jahren sind innerhalb<br />
weniger Jahrzehnte große Industrieflächen<br />
brach gefallen. In dieser Arbeit wird die<br />
Vegetation von Dauerquadraten, welche im<br />
Rahmen des von der IBA Emscherpark<br />
initiierten „Restflächenprojektes” auf den<br />
Industriebrachen ‚Zollverein‘ (Essen-Katernberg),<br />
‚Alma‘ und ‚Rheinelbe‘ (Gelsenkirchen-Ückendorf)<br />
eingerichtet worden<br />
sind, erfasst, ausgewertet und mit Daten aus<br />
zwei vorhergehenden Untersuchungsjahren<br />
verglichen. Die Untersuchungsflächen wurden<br />
so gewählt, dass verschiedenen Sukzessionsstadien<br />
betrachtet werden konnten. Die<br />
Vegetationsentwicklung auf den Pionierflächen<br />
‚Alma‘ und ‚Zollverein‘ war in den<br />
ersten drei Untersuchungsjahren (1999-<br />
2001) von einer recht hohen Dynamik geprägt.<br />
Auf der Untersuchungsfläche Pionierstadium<br />
‚Alma‘ stieg die Artenzahl von 18<br />
Sippen im Jahr 1999 auf 41 Sippen im Jahr<br />
2001. Die höchsten Deckungswerte erreichten<br />
Solidago gigantea, Atriplex prostrata,<br />
Anagallis arvensis und Chenopodium<br />
rubrum. Auf der Untersuchungsfläche Pionierstadium<br />
‚Zollverein‘ stieg die Artenzahl<br />
in den ersten drei Untersuchungsjahren von<br />
10 auf 15 Sippen an. Häufigste Sippen<br />
waren hier Spergularia rubra, Sagina procumbens<br />
und Senecio inaequidens. Auf der<br />
Untersuchungsfläche Verbuschungsstadium<br />
‚Alma‘ konnten im ersten Untersuchungsjahr<br />
49 Sippen, im Jahr 2000 60 Sippen und<br />
im Jahr 2001 69 Sippen nachgewiesen werden.<br />
Dominante Sippe war Solidago gigantea<br />
mit Deckungswerten von anfangs 60%
und später 45% im Jahr 2001. Häufige<br />
Sippen waren hier Hypericum perforatum,<br />
Betula pendula, Agrostis stolonifera, Potentilla<br />
norvegica und Buddleja davidii. Das<br />
Verbuschungsstadium ‚Rheinelbe‘ weist<br />
schon einen Pionierwaldcharakter auf mit<br />
Betula pendula in der Strauch- und Baumschicht.<br />
Hier lag die Sippenzahl zwischen 10<br />
Sippen im Jahr 1999 und 15 im Jahr 2001,<br />
wies also eine deutlich niedrigere Artenvielfalt<br />
auf als die Untersuchungsfläche Verbuschungsstadium<br />
‚Alma‘. Neben der Hänge-<br />
Birke dominierte hier Fragaria vesca in der<br />
Krautschicht mit Deckungswerten bis zu<br />
60%. Während die Pionierstadien ‚Alma‘<br />
und ‚Zollverein‘ hohe Werte an Therophyten<br />
und Hemikryptophyten aufwiesen, nahm<br />
deren Anteil an der Flora mit zunehmendem<br />
Alter der Untersuchungsflächen ab. In den<br />
älteren Sukzessionsstadien traten dann<br />
Phanerophyten in hohem Maße auf. Besonders<br />
die jungen Brachflächen zeichnen sich<br />
durch eine hohe Dynamik des Sippeninventars<br />
und durch Dominanz einzelner Sippen<br />
aus. Gerade diese Flächen können für seltene<br />
Pflanzenarten wertvoll sein. Es muss<br />
daher in Einzelfällen geklärt werden, ob<br />
diese jungen Sukzessionsstadien durch<br />
gezielte Pflegemaßnahmen erhalten werden<br />
sollen, bevor sie in ein älteres Stadium<br />
übergehen.<br />
PETER GAUSMANN (2006): Ökologische und<br />
vegetationskundliche Untersuchungen an<br />
urban-industriellen Vorwäldern im Ruhrgebiet.<br />
Das Ruhrgebiet als einer der größten<br />
industriellen Ballungsräume der Erde war<br />
bis Ende der 1970er Jahre von der Montanindustrie<br />
(Kohle- und Stahlindustrie) geprägt.<br />
Nach den Bergwerks- und Stahlwerksschließungen<br />
sind im Ruhrgebiet<br />
große Flächen der ehemaligen Montanindustrie<br />
brach gefallen. Im Projekt ‚Industriewald<br />
Ruhrgebiet‘ sollen Daten und Erkenntnisse<br />
bezüglich Ablauf und Zeitdauer<br />
der Sukzession auf solchen Brachflächen im<br />
Abschlussarbeiten 177<br />
Rahmen eines langfristig angelegten Monitorings<br />
gewonnen werden. Eines der Ziele<br />
des Projektes ist es, die Waldentwicklung<br />
auf diesen Flächen zu beobachten und welche<br />
Baumarten sich im Verlauf der Sukzession<br />
durchsetzen werden. Ziel der Diplom-<br />
Arbeit war, diese „Industriewälder” ökologisch<br />
und vegetationskundlich zu untersuchen<br />
und der Frage nachzugehen, welche<br />
Klimaxgesellschaft sich auf diesen Standorten<br />
einstellen wird. Als Untersuchungsflächen<br />
wurden dabei Industriebrachen in<br />
einem West-Ost-Transekt von Duisburg im<br />
westlichen bis Kamen im östlichen Ruhrgebiet<br />
ausgewählt. In 120 Vegetationsaufnahmen<br />
auf 18 Untersuchungsflächen wurde<br />
eine beträchtliche Gehölzdiversität von 53<br />
Baumsippen (Makrophanerophyten i.e.S.)<br />
und 61 Strauchsippen (Meso- und Nano-<br />
Phanerophyten incl. Rubus) nachgewiesen.<br />
Häufigste Baumarten waren Betula pendula<br />
(in allen 120 Aufnahmen vertreten), Quercus<br />
robur (103), Salix caprea (101), Sorbus<br />
aucuparia (86) und Acer pseudoplatanus<br />
(82). Auf basenreicheren Standorten der<br />
Stahlwerksbrachen tritt vor allem Salix<br />
caprea in Erscheinung, auf Brachflächen des<br />
Steinkohlenbergbaus mit meist sauren<br />
Standorten spielt Betula pendula bei der<br />
Wiederbesiedlung eine übergeordnete Rolle.<br />
Die untersuchen Vorwälder lassen sich am<br />
ehesten dem Verband Sambuco racemosae-<br />
Salicion capreae zuordnen. Klimaxgesellschaften,<br />
die aus den Beständen der Pionierphase<br />
hervorgehen könnten, lassen sich nur<br />
schwer prognostizieren. Die hohe Stetigkeit<br />
von Quercus robur in Kraut- und Strauchschicht<br />
der urban-industriellen Vorwälder<br />
legt den Schluss nahe, dass sich die Pionierwälder<br />
in Richtung eines Birken-<br />
Eichenwaldes (Betulo-Quercetum) entwickeln<br />
könnten. Sogar die anspruchsvolle<br />
Rotbuche (Fagus sylvatica) trat in sechs<br />
Vegetationsaufnahmen mit juvenilen Individuen<br />
auf. In den untersuchten Vorwäldern<br />
wurden krautige Waldarten der bodensauren<br />
Birken-Eichenwälder und Buchenwälder
178 Gausmann & al.<br />
gefunden, wie Carex pilulifera, Deschampsia<br />
flexuosa, Pteridium aquilinum<br />
sowie Teucrium scorodonia. Urbanindustrielle<br />
Vorwälder im Ruhrgebiet weisen<br />
eine im Vergleich zu naturnahen Waldgesellschaften<br />
erhöhte Gehölzsippendiversität<br />
auf. Dazu tragen Ruderalisierungseffekte<br />
bei, der starke Einfluss von unmittelbar<br />
angrenzenden städtischen Siedlungsflächen<br />
mit ihrem Diasporeneintrag von einheimischen<br />
und fremdländischen Gehölzsippen<br />
sowie die im Vergleich zu den Klimaxgesellschaften<br />
weniger ausgeprägten Konkurrenzverhältnisse<br />
in den Vorwäldern.<br />
DISSERTATIONEN<br />
DIETHART MATTHIES (1991): Die Populationsbiologie<br />
der annuellen Hemiparasiten<br />
Melampyrum arvense, Melampyrum cristatum<br />
und Melampyrum nemorosum (Scrophulariaceae).<br />
D. MATTHIES analysiert die Demographie<br />
der seltenen Arten Melampyrum<br />
arvense, M. cristatum und M. nemorosum in<br />
verschiedenen Populationen in der Umgebung<br />
von Göttingen (Süd-Niedersachsen).<br />
Dabei wurde der gesamte Lebenszyklus der<br />
drei Arten über einen Zeitraum von vier<br />
Jahren untersucht. Die Melampyrum-Arten<br />
sind einjährige Hemiparasiten, die Photosynthese<br />
betreiben und ihren Wirten durch<br />
spezielle Kontaktorgane (Haustorien) über<br />
die Wurzeln Wasser und Nährstoffe entziehen.<br />
Die Melampyrum-Arten sind besonders<br />
interessante Objekte für populationsbiologische<br />
Studien, da sie sich durch eine ungewöhnliche<br />
Kombination von parasitischer<br />
Lebensweise, annuellem Lebenszyklus und<br />
für einjährige Arten sehr hohem Samengewicht<br />
auszeichnen.<br />
Zahlreiche Vorkommen von M. arvense,<br />
M. cristatum und M. nemorosum in<br />
Niedersachsen wurden aufgesucht und die<br />
Zusammensetzung der Vegetation sowie<br />
verschiedene Standortfaktoren im Zusammenhang<br />
mit der Wuchsleistung der Me-<br />
lampyrum-Arten und der Struktur ihrer<br />
Populationen untersucht. In den für die<br />
demographischen Analysen ausgewählten<br />
Populationen wurden über vier Jahre wichtige<br />
Parameter des Lebenszyklus erfasst, so<br />
die Überlebensrate der Keimlinge bis zur<br />
Blüte, die Samenproduktion und das Überleben<br />
der Samen bis zur Keimung. Weitere<br />
wichtige Aspekte waren die Untersuchung<br />
dichteabhängiger Effekte auf diese Parameter<br />
und die Verteilung der Mortalität auf die<br />
verschiedenen Altersstadien. Die Keimungsrate<br />
der Samen wurde durch Ansaatversuche<br />
bestimmt. Gefäßversuche, Feldversuche<br />
sowie die Beobachtung markierter Keimlinge<br />
erlaubten es, den Effekt der großen Variation<br />
in der Samen- und Keimlingsgröße<br />
auf das Schicksal der Individuen zu analysieren.<br />
Bei den Untersuchungen zur Vergesellschaftung<br />
und den Standorten in Niedersachsen<br />
zeigte sich, dass M. arvense auf<br />
kalkreichen Böden vorkommt, die durch pH-<br />
Werte um den Neutralpunkt, einen relativ<br />
hohen Humusgehalt sowie ein günstiges<br />
C/N-Verhältnis gekennzeichnet sind. Die<br />
Vergesellschaftung zeigte eine hohe Abhängigkeit<br />
vom Stickstoffgehalt der Standorte.<br />
Auf ärmeren Standorten war M. arvense vor<br />
allem mit Arten der Festuco-Brometea<br />
vergesellschaftet, wie Carex flacca, Anthyllis<br />
vulneraria, Thymus pulegioides und<br />
Linum catharticum, auf nährstoffreicheren<br />
Standorten mit Wiesenarten wie Dactylis<br />
glomerata, Galium mollugo, Anthriscus<br />
sylvestris und Heracleum sphondylium. M.<br />
arvense gilt als Charakterart des Caucalidion-Verbandes,<br />
doch tritt die Art in Niedersachsen<br />
heute nicht mehr als Ackerunkraut<br />
auf, sondern kommt in Halbtrockenrasen<br />
sowie in wiesen-artigen Beständen an Feldwegen,<br />
Straßen- und Bahnböschungen und<br />
Gebüschsäumen vor.<br />
Die an den Populationen von M.<br />
cristatum in Niedersachsen erhobenen Bodenkennwerte<br />
zeigen, dass die Wuchsorte<br />
denen von M. arvense recht ähnlich sind,
doch bezüglich des pH-Wertes (3,8-8,0)<br />
ergibt sich eine weitere Spannbreite als bei<br />
M. arvense. M. cristatum fand sich in Niedersachsen<br />
in Wald- und Gebüschsäumen<br />
sowie in verbuschten Kalkmagerrasen.<br />
Vergesellschaftet war die Art hier meist mit<br />
typischen Waldarten sowie Arten der<br />
Waldmäntel und Säume wie Melica uniflora,<br />
Acer campestre, Ligustrum vulgare,<br />
Buglossoides purpuro-caerulea, Bupleurum<br />
falcatum, Solidago virgaurea, Convallaria<br />
majalis und Viola reichenbachiana. Pflanzensoziologisch<br />
wird sie bei OBERDORFER<br />
(1978) als Kennart der trockenen Säume<br />
(Geranion sanguinei) eingestuft. Die Analyse<br />
der niedersächsischen Vorkommen von<br />
M. cristatum zeigt, dass sich die verschiedenen<br />
Vegetationstypen, in denen die Art<br />
auftritt, vor allem im Lichtgenuss und dem<br />
pH-Wert des Bodens unterscheiden. Auch in<br />
Niedersachsen hat die Art den Schwerpunkt<br />
ihres Vorkommens in Gebüschsäumen, doch<br />
vermag sie auch in Halbtrockenrasen einzudringen.<br />
M. cristatum wird allgemein als<br />
Kalkzeiger angesehen. In Niedersachsen war<br />
zwar der größte Teil der Standorte basenreich,<br />
doch kamen einige Bestände auf<br />
ausgesprochen sauren Sandböden vor.<br />
Die Standorte von M. nemorosum<br />
waren im Mittel mäßig sauer, humusreich<br />
und durch ein relativ günstiges C/N-<br />
Verhältnis gekennzeichnet, doch wiesen alle<br />
ermittelten Bodenkennwerte eine große<br />
Variabilität auf. So variierte der pH-Wert<br />
zwischen 3,5 und 8,1 und das C/N-<br />
Verhältnis zwischen 10,6 und 33,9. Das<br />
Habitatspektrum umfasste Kalkmagerrasen,<br />
Säume, Ruderalflächen, Straßenböschungen,<br />
lichte Wälder und sogar Grabenränder und<br />
Schilfbestände. M. nemorosum gilt als Art<br />
der Eichen-Hainbuchenwälder, doch ist die<br />
Art in weiten Teilen Mitteleuropas eher<br />
typisch für verschiedene Saumgesellschaften.<br />
DIERSCHKE (1973) beschrieb aus dem<br />
Leine-Werra-Bergland eine Saumgesellschaft<br />
mit dem Hain-Wachtelweizen als<br />
Charakterart, das Trifolio-Melampyretum<br />
Abschlussarbeiten 179<br />
nemorosi. In den Untersuchungen zur Vergesellschaftung<br />
von M. nemorosum in Niedersachsen<br />
zeigt sich ein weites Habitatspektrum<br />
mit Schwerpunkt der Vorkommen<br />
in Säumen. Die Melampyrum-Arten wachsen<br />
in Habitaten, in denen andere Annuelle<br />
selten sind. Dies wird ihnen vermutlich<br />
durch ihre großen Samen und ihre parasitische<br />
Lebensweise ermöglicht.<br />
WIELAND VIGANO (1996): Grünlandgesellschaften<br />
im Rothaargebirge im Beziehungsgefüge<br />
geoökologischer Prozeßgrößen.<br />
[Erschienen 1997 in Dissertationes Botanicae<br />
als Band 275, Cramer Verlag, Berlin,<br />
Stuttgart. 212 Seiten]<br />
Aufgrund der sozioökonomischen<br />
Entwicklung ist im Rothaargebirge eine<br />
großflächige Veränderung des Grünlandes<br />
zu beobachten, die in den montanen Lagen<br />
zur Nutzungsaufgabe führt und in den submontanen<br />
Lagen durch eine erhöhte Nutzungsintensität<br />
geprägt ist. Mit dieser Arbeit<br />
legt W. VIGANO eine pflanzensoziologische<br />
Bearbeitung von Grünlandgesellschaften des<br />
Rothaargebirges vor. Sie umfasst Vegetationsbestände<br />
der Molinio-Arrhenatheretea,<br />
Festuco-Brometea, Nardo-Callunetea,<br />
Scheuchzerio-Caricetea fuscae und Phragmitetea<br />
sowie solche, die zu den Oxycocco-<br />
Sphagnetea und Montio-Cardaminetea<br />
vermitteln. Auf dieser Grundlage werden<br />
Hinweise zur Entwicklung der Grünlandbestände<br />
und zum Gefährdungsgrad der Pflanzengesellschaften<br />
gegeben. Die mit Hilfe der<br />
dreidimensionalen Skalierung der geoökologischen<br />
Prozessgrößen gefundenen Beziehungen<br />
zwischen den Faktoren des Wasser-,<br />
Wärme- und Nährstoffhaushaltes pro Standort<br />
und Vegetationsbestand ermöglichen<br />
eine Prognose der Vegetationsänderung, die<br />
auf den mittleren Verhältnissen der Standorte<br />
basiert.<br />
Die Borstgrasrasen des Polygolo-<br />
Nardetum finden sich im Rothaargebirge<br />
meist auf beweideten Flächen. Sie sind<br />
selten und meist nur kleinflächig. Auf Ski-
180 Gausmann & al.<br />
pisten, die etwa seit 1970 vor allem im<br />
Winterberger Hochland angelegt wurden,<br />
finden sich als Pionierstadien der Vegetationsentwicklung<br />
Artenkombinationen, die<br />
den Borstgrasrasen zuzuordnen sind. Sie<br />
entwickeln sich auf steinigen, toniglehmigen<br />
und humusarmen Partien der<br />
Böden, die im Zuge der Pistenpräparierung<br />
entstanden sind. Pistenpflegemaßnahmen<br />
wie Mahd und Einsatz von Pistenraupen am<br />
Ende der Vegetationsperiode sorgen dafür,<br />
dass diese Pionierstadien erhalten bleiben.<br />
Heide als Formation kann im Rothaargebirge<br />
in die Ausbildungsformen Hochheide und<br />
Bergheide differenziert werden. Es handelt<br />
sich um Gesellschaften der Ordnung Vaccinio-Genistetalia.<br />
Als Ersatzgesellschaften<br />
der Hainsimsen-Buchenwälder entwickeln<br />
sich die Heiden bei Beweidung und durch<br />
Plaggenhieb gefördert vor allem auf<br />
flachgründigen basenarmen Braunerden und<br />
Rankern in Kammlagen und auf Bergkuppen.<br />
Sukzessionsstadien der Heideentwicklung<br />
sind in größerer Ausdehnung auf Skipisten<br />
und kleinflächig an Böschungen<br />
forstwirtschaftlicher Wege verbreitet. Die<br />
Hochheiden sind gegenwärtig von zunehmender<br />
Vergrasung und Verarmung des<br />
Arteninventars betroffen. Typische Taxa wie<br />
Diphasium alpinum wurden nicht mehr<br />
nachgewiesen. Auch die durch Sarothamnus<br />
scoparius und Juniperus communis gekennzeichneten<br />
Bergheiden sind von dem allgemeinen<br />
Rückgang der Heideflächen betroffen.<br />
Der vielfach diskutierte Status der<br />
Vegetation der Hochheide als Reliktbestand<br />
eiszeitlicher Tundrenvegetation sollte weiter<br />
in der Diskussion bleiben. Arktisch-alpine<br />
Sippen wie Diphasium alpinum und Cetraria<br />
islandica, die in älteren Arbeiten über<br />
die Hochheide aufgeführt sind, sowie der<br />
lichte Krüppel-Buchenwald der hochmontanen,<br />
über 800 m NN liegenden Bergkuppen<br />
wie z. B. auf dem ‚Kahlen Asten‘ lassen den<br />
Schluss zu, dass die Taxa der Hochheiden<br />
innerhalb dieser Waldbestände Bestandteile<br />
der potenziellen natürlichen Vegetation sind.<br />
Glatthaferwiesen (Arrhenatheretum<br />
elatioris) und Wiesenrispengras-<br />
Goldhaferwiesen (Poa-Trisetum-<br />
Gesellschaft) sind in der submontanen Höhenstufe<br />
auf den 60-80 cm tief entwickelten<br />
Braunerden ebener bis flach geneigter Reliefformen<br />
und auf Auenlehmen und Kolluvien<br />
nicht zu feuchter Talböden verbreitet.<br />
Die montane Ausbildung der Glatthaferwiese<br />
kommt etwa von 500-700 m NN vor. Sie<br />
bevorzugt in den Höhenlagen meist südexponierte<br />
Hänge mit Böden geringerer Entwicklungstiefe,<br />
die eine vergleichsweise<br />
gute Nährstoffversorgung aufweisen. In den<br />
Tallagen wird die Berg-Glatthaferwiese bei<br />
montanen Klimaverhältnissen und zunehmender<br />
Feuchte von der Polygonum bistorta-Gesellschaft<br />
auf Pseudogley-Böden abgelöst.<br />
In der submontanen Stufe finden sich<br />
Übergänge zu den Vegetationsbeständen des<br />
Calthion. Bei zunehmend montanem Klima<br />
werden die Glatthaferwiesen und die Poa-<br />
Trisetum-Wiesen bei etwa 600 m NN von<br />
den Goldhaferwiesen abgelöst. Eine lokale<br />
Ausprägung, die zu den Borstgrasrasen<br />
vermittelt, wurde als Geranio-Trisetetum<br />
hieracietosum neu beschrieben. Sie ist durch<br />
mehrere Taxa der Gattung Hieracium gekennzeichnet.<br />
Zu diesen zählen Hieracium<br />
iseranum, Hieracium caespitosum ssp.<br />
sudetorum, Hieracium laevigatum ssp.<br />
magistri und Hieracium macrostolonum,<br />
deren Populationen als Relikte des nacheiszeitlichen<br />
kontinentalen Klimas im Rothaargebirge<br />
gedeutet werden. Diese Vegetationsbestände<br />
kommen in einer Höhenlage<br />
von 640-760 m NN im Bereich der Ortslagen<br />
Altastenberg, Langewiese, Neuastenberg<br />
und Mollseifen vor. Eine Bestandsaufnahme<br />
des Arteninventars der Farn- und<br />
Blütenpflanzen des Grünlandes im Rothaargebirge<br />
mit 471 Taxa, darunter 89 Taxa der<br />
Roten Liste NRW, macht den hohen Stellenwert<br />
von Schutzprogrammen deutlich.<br />
Die Vielfalt der Grünlandgesellschaften des<br />
Rothaargebirges kann nur erhalten werden,<br />
wenn der Nutzungsaufgabe und der Intensi-
vierung des Grünlandes durch Schutzprogramme,<br />
wie dem Mittelgebirgsprogramm<br />
der Landesanstalt für Ökologie, Landschaftsentwicklung<br />
und Forstplanung Nordrhein-Westfalen,<br />
entgegengewirkt wird.<br />
ANDREAS VOGEL (1996): Die Verbreitung,<br />
Vergesellschaftung und Populationsökologie<br />
von Corrigiola litoralis, Illecebrum verticillatum<br />
und Herniaria glabra (Illecebraceae).<br />
[Erschienen 1997 in Dissertationes Botanicae<br />
als Band 289, Cramer Verlag, Berlin,<br />
Stuttgart, 282 Seiten]<br />
Populationen der im Titel genannten<br />
Illecebraceae wurden auf Industriebrachen<br />
und Bahngeländen des Ruhrgebietes, an<br />
Talsperrenufern und auf sandigen Heideflächen<br />
Nordrhein-Westfalens demographisch<br />
und hinsichtlich ihrer Vergesellschaftung<br />
und Ausbreitung untersucht. Die Standortunterschiede<br />
zwischen den Industriebrachen<br />
mit ihrem aufgeschütteten Bergematerial<br />
und naturnahen Standorten scheinen offensichtlich.<br />
Aber viele Sippen führen auf den<br />
urbanen Extremstandorten keine Randexistenz,<br />
sondern können Populationsgrößen erreichen,<br />
die für Illecebrum verticillatum in<br />
Deutschland einmalig sind. Corrigiola<br />
litoralis zeigt in Deutschland das Verbreitungsbild<br />
einer Stromtalpflanze mit enger<br />
Bindung an den atlantischen Klimabereich.<br />
Gebiete in Deutschland, die eine mittlere<br />
Januartemperatur von -2 °C unterschreiten,<br />
werden nicht dauerhaft besiedelt. Auch<br />
Illecebrum verticillatum ist an die atlantische<br />
Klimazone gebunden sowie in<br />
Deutschland an quartäre Lockersande. Erst<br />
im 20. Jahrhundert besiedelte die Art auch<br />
Zechen- und Industriebrachen, Bahnhöfe<br />
und Gleisanlagen des Ruhrgebietes. Herniaria<br />
glabra erreicht in Deutschland nirgends<br />
ihre Verbreitungsgrenze, allerdings nimmt<br />
ihre Verbreitungsdichte und Häufigkeit nach<br />
Süden deutlich ab. Die Art verhält sich als<br />
Kulturfolger, der überwiegend urbane<br />
Standorte wie Pflasterritzen sowie Bergema-<br />
Abschlussarbeiten 181<br />
terial, Schotter- und Ascheböden auf Zechen-.<br />
Industrie- und Bahnbrachen besiedelt.<br />
Die drei untersuchten Sippen besiedeln<br />
an den naturnahen und den stark<br />
anthropogen überformten Wuchsorten offene<br />
Rohböden. Die Spanne der an den westfälischen<br />
Illecebraceae-Standorten gemessenen<br />
pH-Werte ist für Illecebrum verticillatum<br />
am kleinsten (3,85-5,87), gefolgt von<br />
Corrigiola litoralis (4,31-7,11) und Herniaria<br />
glabra (4,63-6,77). Das im Ruhrgebiet<br />
besiedelte Bergematerial ist arm an Nährstoffen<br />
und weist nur eine geringe Wasserspeicherkapazität<br />
auf. Zusätzlich sind die<br />
Pflanzen auf den Zechen- und Bahnbrachen<br />
Trockenheits- und Hitzestress ausgesetzt. In<br />
der aktuellen Vegetation von Transekten auf<br />
Zechen- und Bahnbrachen dominierten<br />
neben den untersuchten Illecebraceae auch<br />
Solidago gigantea, Oenothera biennis agg.,<br />
Epilobium angustifolium, Poa pratensis<br />
agg., Agrostis capillaris, Holcus lanataus,<br />
Senecio viscosus, Senecio inaequidens,<br />
Epilobium ciliatum, Hypericum perforatum<br />
s.str., Cirsium arvense, Spergularia rubra,<br />
Poa annua, Polygonum arenastrum, Plantago<br />
major s.str. und Arenaria serpyllifolia.<br />
Die Bestände von Corrigiola litoralis und<br />
Illecebrum verticillatum auf Brachflächen<br />
wurden als ranglose Sisymbrion-Gesellschaften<br />
klassifiziert. Eine Herniaria<br />
glabra-Gesellschaft von Bahnbrachen und<br />
Zechengeländen des Ruhrgebiets, die sich<br />
auch ohne Tritteinfluss einstellen kann, steht<br />
der Ordnung Agropyretalia intermedii-repentis<br />
nahe.<br />
Zur Untersuchung der Diasporenbanken<br />
wurden Substratproben entnommen<br />
und im Gewächshaus kultiviert. Auch in den<br />
untersuchten vegetationsfreien Standorten<br />
waren Diasporen im Substrat enthalten. Die<br />
einzelnen Diasporenpools der vegetationsfreien<br />
Standorte enthielten 4-16 Sippen, im<br />
Durchschnitt 12. An den Standorten der<br />
Illecebraceae enthielten die Diasporenpools<br />
12-19 Sippen, im Durchschnitt 16. In der<br />
Umgebung der Illecebraceae dominierten
182 Gausmann & al.<br />
auf den Brachflächen anemochore Sippen.<br />
Der Diasporenpool der vegetationsfreien<br />
Flächen enthielt neben den Haarschirmfliegern<br />
aus den Gattungen Senecio, Epilobium,<br />
Solidago und Cirsium durch ihre Höhe<br />
exponierte Streufrüchtler wie Hypericum<br />
perforatum. Die Diasporengesellschaft<br />
wurde von prostrat wachsenden Arten wie<br />
den untersuchten Illecebraceae sowie von<br />
Arenaria serpyllifolia, Poa annua, Spergularia<br />
rubra und Sagina procumbens dominiert.<br />
Daneben fanden sich in diesen Beständen<br />
einzelne Klebverbreiter wie Plantago<br />
major s.str. und Polygonum arenastrum,<br />
die häufig von Menschen und Tieren unbeabsichtigt<br />
mit Schmutz in die Flächen eingebracht<br />
wurden. In der Sippenzusammensetzung<br />
der Diasporenbanken bestehen<br />
zwischen den vegetationsfreien Probeflächen<br />
und denen der Illecebraceae-Standorte<br />
sowie den Standorten der übrigen dominierenden<br />
Sippen keine gravierenden Unterschiede.<br />
Die untersuchten vegetationsfreien<br />
Flächen liegen in direkter Nachbarschaft zur<br />
Brachenvegetation, und offensichtlich geht<br />
alljährlich auch auf die vegetationsfreien<br />
Flächen Diasporenregen nieder. Das überwiegend<br />
aus Bergematerial und Kohlenresten<br />
bestehende Substrat weist eine raue und<br />
unebene Oberfläche mit zahlreichen Spalten<br />
und Lücken auf, die für eine Windausbreitung<br />
von auf dem Boden liegenden Diasporen<br />
ungünstig ist. Die Vorkommen von<br />
Herniaria glabra, Illecebrum verticillatum,<br />
Arenaria serpyllifolia und Spergularia rubra<br />
im Pool der vegetationsfreien Standorte<br />
zeigen aber, dass ein Teil der Diasporen<br />
dieser prostrat wachsenden Sippen über<br />
kürzere Distanzen von zumindest einigen<br />
Metern verbreitet werden kann. An vier der<br />
sechs untersuchten vegetationsfreien Standorte<br />
fanden sich Diasporen der untersuchten<br />
Sippen. Dass die Diasporen der Illecebraceae<br />
die Fähigkeit haben, auch mittlere<br />
Entfernungen anemochor zurückzulegen,<br />
zeigen Beobachtungen auf der Zechenbrache<br />
‚Fürst Bismarck‘. Frisch geförderter und im<br />
Spätherbst aufgeschüttetes Bergematerial<br />
wurde bereits im folgenden Frühjahr von<br />
Illecebrum verticillatum und Herniaria<br />
glabra besiedelt, offenbar mit Hilfe des<br />
Windes von randlich gelegenen Populationen<br />
aus. Dies erklärt auch, warum oft mehrere<br />
räumlich getrennte Populationen auf<br />
einer Brachfläche gefunden werden können.<br />
Das Diasporenreservoir des Bodens der<br />
Zechen-, Bahn- und Industriebrachen unterscheidet<br />
sich floristisch deutlich von der<br />
aktuellen Flora der Standorte. Die als Diasporenregen<br />
aus der Umgebung der Probeflächen<br />
eingetragenen Sippen erscheinen nur<br />
zum kleinen Teil in der aktuellen Vegetation.<br />
Der größte Anteil der Diasporen befindet<br />
sich in einer Ruhephase. Erst wenn sich eine<br />
günstige Keimstelle anbietet, keimen die<br />
betreffenden Sippen.<br />
PETER KEIL (1999): Ökologie der gewässerbegleitenden<br />
Agriophyten Angelica archangelica<br />
ssp. litoralis, Bidens frondosa und<br />
Rorippa austriaca im Ruhrgebiet. [Erschienen<br />
1999 in Dissertationes Botanicae als<br />
Band 321, Cramer Verlag, Berlin, Stuttgart,<br />
186 Seiten]<br />
Die Arbeit beschreibt das ökologische<br />
und soziologische Verhalten der im<br />
Titel genannten Agriophyten. Das Untersuchungsgebiet<br />
umfasst die Ruhraue des unteren<br />
Ruhrtales (Stadtgrenze Essen/Bochum)<br />
bis zur Mündung in den Rhein bei Duisburg-<br />
Ruhrort sowie die Uferböschungen des<br />
westlichen Abschnittes des Rhein-Herne-<br />
Kanals (Stadtgrenze Essen/Gelsenkirchen<br />
bis zum Hafen Duisburg-Ruhrort). Neben<br />
der historischen Entwicklung des Untersuchungsgebietes<br />
und den abiotischen Bedingungen<br />
werden die Ergebnisse der floristischen,<br />
aut- und populationsökologischen<br />
sowie vegetationskundlichen Untersuchungen<br />
dargestellt. Vor allem kulturunabhängig<br />
eingebürgerte Agriophyten wie Angelica<br />
archangelica ssp. litoralis, Bidens frondosa<br />
und Rorippa austriaca sind von ökologischer<br />
Bedeutung, da sie auch ohne ständige
anthropogene Eingriffe zum festen Bestandteil<br />
der mitteleuropäischen Flora geworden<br />
sind.<br />
Angelica archangelica ssp. litoralis<br />
ist vermutlich erst zu Beginn dieses Jahrhunderts<br />
in das Untersuchungsgebiet vorgedrungen,<br />
wahrscheinlich über durch Schiffsverkehr<br />
verschleppte Diasporen aus dem<br />
indigenen Areal in Skandinavien. Von den<br />
ersten bekannten Vorkommen im Duisburger<br />
Hafen in den 1920er Jahren breitete sich<br />
die Sippe langsam flussaufwärts entlang der<br />
Ruhr und entlang der Uferböschungen des<br />
Rhein-Herne-Kanals aus. Heute ist die Sippe<br />
im Untersuchungsgebiet zerstreut verbreitet.<br />
Die Größen der untersuchten Populationen<br />
schwanken zwischen wenigen Einzelindividuen<br />
bis hin zu 500 m² großen Beständen. A.<br />
archangelica ssp. litoralis wächst überwiegend<br />
in den Steinschüttungen der Ufer, wo<br />
es im Bereich der Ruhr zu jährlichen Überflutungsereignissen,<br />
am Rhein-Herne-Kanal<br />
zu regelmäßigen Überspülungen durch<br />
Wellenschlag kommt. Die bodenchemischen<br />
Untersuchungen zeigten überwiegend günstige<br />
pH-Werte und C/N-Verhältnisse sowie<br />
salzunbelastete und sehr nährstoffreiche<br />
(Stickstoff- und Phosphatversorgung)<br />
Standorte. Die Sippe besitzt im Untersuchungsgebiet<br />
eine deutliche syntaxonomische<br />
Bindung innerhalb des Senecionion und<br />
bildet hier eine eigene Gesellschaft. Diese<br />
entspricht floristisch wie physiognomisch<br />
dem Convolvulo-Archangelicetum. Syntaxonomische<br />
Erwägungen legen nahe, diese<br />
Gesellschaft und das Soncho-<br />
Archangelicetum mit A. archangelica ssp.<br />
litoralis als Subassoziationen einer vereinigten<br />
Assoziation einzustufen.<br />
Bidens frondosa hat sich vermutlich<br />
erst in den 1930er Jahren im Untersuchungsgebiet<br />
etabliert. Die ersten Nachweise<br />
der Varietät anomala konnten anhand von<br />
Herbarmaterial in die 1970er Jahre datiert<br />
werden. Früchte der Sippe gelangten vermutlich<br />
über die Handelswege von Nordamerika<br />
nach Europa. Innerhalb der Kanal-<br />
Abschlussarbeiten 183<br />
systeme wird B. frondosa sowohl hemerochor<br />
als auch zoochor verbreitet. Darüber<br />
hinaus finden sich sehr zerstreut Vorkommen<br />
außerhalb der Ruhraue und der Uferböschungen<br />
des Rhein-Herne-Kanals an Parkteichen<br />
und Straßenrändern. Heute ist die<br />
Sippe an der Ruhr weit, im Bereich der<br />
Uferböschungen des Rhein-Herne-Kanals<br />
zerstreut verbreitet. Es lassen sich Bestände<br />
mit wenigen Einzelexemplaren und Teilpopulationen<br />
von bis zu 30 m² beobachten. B.<br />
frondosa siedelt überwiegend im direkten<br />
Uferbereich. Standorte sind Steinschüttungen,<br />
Uferverbaue und Ufermauern bis hin zu<br />
naturnahen Kiesinseln und Kiesufern. Die<br />
bodenchemischen Untersuchungen decken<br />
sich weitgehend mit denen von A. archangelica<br />
ssp. litoralis. Syntaxonomisch zeigt B.<br />
frondosa innerhalb des Untersuchungsgebietes<br />
deutlich gehäufte Vorkommen in Galio-<br />
Urticetea-Gesellschaften, vor allem im<br />
Senecionion, mit Wuchshöhen von > 200<br />
cm. An einigen Stellen scheint B. frondosa<br />
durchaus erfolgreich mit Impatiens glandulifera<br />
konkurrieren zu können. Des weiteren<br />
werden Gesellschaften von den Phragmitetea<br />
bis hin zu den Asplenietea durchdrungen.<br />
Die öfters vertretene These, B. frondosa<br />
verdränge die indigene Sippe B. tripartita,<br />
kann im Untersuchungsgebiet nicht bestätigt<br />
werden. Vielleicht sind die selten gewordenen<br />
oder fehlenden Bidentetea-Standorte<br />
oder andere konkurrenzkräftige Sippen wie<br />
Impatiens glandulifera, Fallopia japonica<br />
oder Heracleum mantegazzianum für den<br />
Rückgang von B. tripartita verantwortlich.<br />
Rorippa austriaca wurde 1910 erstmalig<br />
im Untersuchungsgebiet an der Ruhr<br />
bei Essen-Kettwig nachgewiesen. Dieses<br />
Vorkommen steht ursächlich im Zusammenhang<br />
mit einer nahegelegen Kammgarnfabrik<br />
am Ufer der Ruhr (in Essen-Kettwig).<br />
Wie und wann die weitere Besiedlung des<br />
Untersuchungsgebietes erfolgte, bleibt<br />
unklar. Ende der 1970er Jahre wird bereits<br />
eine lineare Verbreitung an der Ruhr dokumentiert.<br />
Heute ist R. austriaca in Teilberei-
184 Gausmann & al.<br />
chen der Ruhraue häufig, in anderen lediglich<br />
zerstreut verbreitet. Am Rhein-Herne-<br />
Kanal finden sich aktuell nur wenige Vorkommen.<br />
Darüber hinaus sind im Untersuchungszeitraum<br />
eine Reihe synanthroper<br />
Vorkommen außerhalb der Ruhraue bekannt<br />
geworden, die wohl auf Verschleppung mit<br />
Baumaterial aus den Kiesgruben des Rheintals<br />
zurückzuführen sind. Das klonale<br />
Wachstum der Sippe ist für die Ausbreitung<br />
von höherer Bedeutung als die teilweise<br />
recht hohe Samenproduktion, da R. austriaca<br />
durch wurzelbürtige Sprosse selbst in<br />
dichte Vegetationskomplexe einzudringen<br />
vermag. Die Reproduktion verläuft vermutlich<br />
ausschließlich vegetativ. R. austriaca<br />
besitzt die weiteste Standortamplitude der<br />
untersuchten Sippen. Während die pH-<br />
Werte und die Leitfähigkeit der Böden<br />
lediglich geringen Schwankungen unterliegen,<br />
weisen alle übrigen untersuchten Parameter<br />
eine weite Streuung auf und zeigen<br />
alle Übergänge von ‚nährstoffarm‘ bis<br />
‚nährstoffreich‘ an. Wahrscheinlich verhält<br />
sich R. austriaca als klonal wachsende<br />
Sippe – zumindest innerhalb des synanthropen<br />
Areals – soziologisch indifferent.<br />
JÖRG S. KRETZSCHMAR (1999): Biogeographische<br />
Musterbildung und Strukturen in<br />
den Regenwäldern Fidschis.<br />
Inhalt dieser Arbeit ist die Charakterisierung<br />
der Waldökosysteme Fidschis<br />
unter biologischen Gesichtspunkten, die<br />
Dokumentation der räumlichen Muster von<br />
Arten sowie von Artenreichtum und Endemismus<br />
bei Bäumen als ein Parameter von<br />
Vielfalt, auch unter dem Gesichtspunkt der<br />
Einbindung dieser Ergebnisse für die Umsetzung<br />
der ‚Biodiversitäts-Konvention‘ in<br />
Fidschi. Die einzigartigen Waldökosysteme<br />
in Fidschi sind durch Degradation und Umwandlung<br />
zu Hartholzplantagen bedroht.<br />
Die Regenwälder Fidschis wurden in allen<br />
globalen Ansätzen als bedeutend und vorrangig<br />
schützenswert eingestuft. Im Fidschi-<br />
Archipel lassen sich biologische Vielfalts-<br />
muster im Hinblick auf ‚Inseleffekte‘ und<br />
‚Störeffekte‘ untersuchen. In den Südpazifikstaaten<br />
ist eine Dokumentation biologischer<br />
Vielfalt besonders vordringlich, da die<br />
Archipele ausgewiesene Zentren des Endemismus<br />
auf der Erde sind. Zudem sind es<br />
die Länder, die auf Grund ihrer vergleichsweise<br />
kleinen Fläche ihre Regenwaldvorkommen<br />
durch Holzeinschlag in den nächsten<br />
zwei Dekaden verlieren werden.<br />
Eine Inventarisierung der Regenwälder<br />
Fidschis ergab 188 verschiedene Baumsippen.<br />
Gymnospermen wie Araucariaceae<br />
und Podocarpaceae sind in den Regenwäldern<br />
Fidschis zwar strukturell auffällig, da<br />
sie in verschiedenen Waldtypen als Emergente<br />
(Bäume > 30 m Höhe) in Erscheinung<br />
treten, doch haben ‚Großbäume‘ (z. B.<br />
Euphorbiaceae mit Endospermum macrophyllum)<br />
und ‚Kleinbäume‘ (z. B. Lauraceae<br />
mit Endiandra spec. und Annonaceae)<br />
zahlenmäßig eine bedeutendere Rolle. Myristicaceae<br />
waren in der Inventur mit nur<br />
einer Gattung Myristica (vier Arten) vertreten,<br />
Euphorbiaceae mit elf Arten in acht<br />
Gattungen. Die Euphorbiaceae dominieren<br />
die Baumartengemeinschaft in Fidschi. Bei<br />
den Myrtaceae sind auf Grund schwieriger<br />
Feldbestimmungen der Arten bzw. Gattungen<br />
oftmals keine genauere Angaben auf<br />
Artniveau möglich. Zu den Familien mit<br />
‚Kleinbäumen‘ zählen auch die Meliaceae.<br />
Die Baumfamilien verteilen sich über die<br />
Inseln Fidschis recht unterschiedlich. Über<br />
alle Inseln betrachtet werden die Wälder von<br />
Euphorbiaceae, Myristicaceae und Myrtaceae<br />
(ca. 30% aller Bäume) dominiert. Die<br />
Caesalpiniaceae und die Casuarinaceae<br />
sind dagegen in den geschlossenen Wäldern<br />
vergleichsweise selten. Die relative Häufigkeit<br />
der Baumfamilien wird auch von der<br />
Höhenstufung der Inseln beeinflusst. Die<br />
sonst weniger häufigen Gymnospermen,<br />
nämlich Araucaricaceae (nur eine Art:<br />
Agathis macrophylla) und Podocarpaceae<br />
(zwei Arten) erreichen ihren höchsten Anteil<br />
an den Baumartengemeinschaften in Höhen
über 800 m NN. Auch die Lauraceae und<br />
Clusiaceae werden mit zunehmender Höhe<br />
häufiger. Tiefere Lagen werden von den<br />
Myristicaceae, Chrysobalanaceae und<br />
Caesalpiniaceae bevorzugt. In mittleren<br />
Lagen (400-600 m NN) sind Euphorbiaceae,<br />
Meliaceae und Verbenaceae vergleichsweise<br />
häufig anzutreffen. Die Myrtaceae sind<br />
im Übergangsbereich zum Nebelwald (600-<br />
800 m NN) in Fidschis Wäldern am häufigsten.<br />
Die Untersuchungen ergaben einen<br />
hohen Grad an Endemismus bei Bäumen mit<br />
einem Stammdurchmesser größer als 10 cm,<br />
der im Fidschi-Archipel mit etwa 60% bei<br />
den Waldtypen konstant zu sein scheint. Die<br />
Höhenstufen Fidschis sind anhand des Bedeutungswertes<br />
der Arten inselspezifisch<br />
und differenziert zu unterschieden. Das Gros<br />
der Endemiten findet sich in Fidschi auf<br />
isolierten Bergstandorten. Die kleinen Areale<br />
vieler Sippen werden in dieser Arbeit zur<br />
Abgrenzung ‚phytogeographischer Bezirke‘<br />
im Fidschi-Archipel genutzt, welcher bisher<br />
nur bis zur Ebene der Provinz gegliedert<br />
war.<br />
INGOLF KÜHN (2000): Ökologisch-numerische<br />
Untersuchungen an Wäldern in der<br />
Westfälischen Bucht. Ein Beitrag zur Biodiversitäts-<br />
und Altwald-Forschung. [Erschienen<br />
in Archiv Naturwissenschaftlicher Dissertationen,<br />
Band 12, Martina-Galunder-<br />
Verlag, Nürnbrecht]<br />
Ähnlich wie in anderen Teilen Mitteleuropas<br />
haben auch in der Westfälischen<br />
Bucht die Wälder ihre größte Devastation<br />
und geringste Flächenausdehnung im 17.<br />
und 18. Jahrhundert erreicht. Erst mit der<br />
Aufnahme der ordnungsgemäßen Forstwirtschaft<br />
im 19. Jahrhundert hat sich die Waldfläche<br />
wieder vergrößert. Wälder, die diese<br />
Zeit überstanden haben (sogenannte ‚Altwälder”),<br />
sind in der naturschutzbezogenen<br />
Waldforschung ein prioritäres Forschungsfeld,<br />
da in vielen Untersuchungen eine<br />
Reihe von floristischen und faunistischen<br />
Abschlussarbeiten 185<br />
Eigenheiten dieser Wälder gegenüber neueren<br />
festgestellt wurden. Die vorliegende<br />
Untersuchung ergab sich aus einer Kooperation<br />
mit der Landesanstalt für Ökologie,<br />
Bodenordnung und Forsten. I. KÜHN untersuchte<br />
die Unterschiede zwischen alten und<br />
neuen Stieleichen-Hainbuchen-Wäldern<br />
(Stellario holosteae-Carpinetum betuli) in<br />
einer armen und einer reichen Ausbildung<br />
im Kernmünsterland. Als Außengruppe<br />
wurden außerdem Flattergras-Buchen-Wälder<br />
(Maianthemo-Fagetum) der Hellwegbörde<br />
und der Baumberge hinzugenommen.<br />
Die Analysen der unterschiedlichen<br />
Bestände fanden auf drei Ebenen statt:<br />
(1) einer Primärebene mit nicht oder nur<br />
wenig transformierten Daten zu Flora, Vegetation<br />
und bodenchemischen Faktoren; (2)<br />
einer ersten Abstraktionsebene, in der die<br />
Sippen den unterschiedlichen Lebensformen,<br />
Bestäubungstypen, Ausbreitungstypen,<br />
ökologischen Strategietypen, Hemerobiestufen<br />
und Urbanitätstypen zugeordnet wurden<br />
sowie (3) einer zweiten Abstraktionsebene,<br />
die numerisch-ökologische Indizes der<br />
Diversität und der Arten-Areal-Beziehung<br />
berücksichtigt. Um der Skalenabhängigkeit<br />
in der Vegetationsanalyse gerecht zu werden,<br />
erfolgte die Datenerhebung auf acht<br />
Skalenebenen, sieben Probeflächengrößen in<br />
halblogarithmischen Stufen von 1 m² bis<br />
1000 m² für die vegetationskundliche Analyse<br />
sowie die Betrachtung der Artenzusammensetzung<br />
der Wälder für die floristische<br />
Auswertung.<br />
Von ca. 300 besuchten Wäldern erfüllten<br />
62 die strengen Anforderungen an die<br />
Vergleichbarkeit von Standorten und Beständen.<br />
Sechs Wälder waren Flattergras-<br />
Buchen-Wälder, 56 Stieleichen-Hainbuchen-Wälder.<br />
Letztere umfassten 20 isolierte<br />
Neuwälder, 9 an Altwälder grenzende Neuwälder<br />
und 27 Altwälder. In den Wäldern<br />
wurden insgesamt 79 Probeflächen untersucht,<br />
9 in Flattergras-Buchen-Wäldern und<br />
70 in Stieleichen-Hainbuchen-Wäldern, davon<br />
lagen 24 in isolierten Neuwäldern, zehn
186 Gausmann & al.<br />
in an Altwälder grenzenden Neuwäldern und<br />
36 in Altwäldern. Eine Abwandlung der<br />
Semivarianz-Methode ergab die 100 m²-<br />
Aufnahmefläche als ideale Flächengröße der<br />
hier untersuchten Probeflächen, auf der sich<br />
die relevanten ökologischen Prozesse abspielen.<br />
Diese Flächengröße wurde daher für<br />
alle weiteren vegetationskundlichen Analysen<br />
(inkl. pflanzensoziologischer Tabellenarbeit)<br />
genutzt.<br />
Mit Hilfe pflanzensoziologischer Tabellenarbeit<br />
wurden die Untersuchungsgruppen<br />
arme und reiche Stieleichen-Hainbuchen-Wälder<br />
sowie Flattergras-Buchen-Wälder<br />
gebildet. Durch Chi-Quadrat-Tests<br />
konnte gezeigt werden, dass die Verteilung<br />
der Alt- und Neuwälder auf arme und reiche<br />
Stellario-Carpineten nicht signifikant von<br />
einer Zufallsverteilung abweicht. Daher<br />
wurde ein Einfluss des Waldalters auf die<br />
syntaxonomische Zuordnung ausgeschlossen.<br />
Eine Reihe von Untersuchungsflächen<br />
der potentiellen armen Stieleichen-Hainbuchen-Wälder<br />
wurden als aktuell reich eingestuft,<br />
wobei es keine signifikanten Unterschiede<br />
zwischen dem Verhalten der Alt-<br />
und Neuwälder gab. Auch griffen die azidophilen<br />
Trennarten der Subassoziation von<br />
Lonicera periclymenum weit in die Ausbildung<br />
mit Stachys sylvatica über. Als Gründe<br />
hierfür werden erhöhte Nitrat- und Ammonium-Depositionen<br />
aus Verbrennungsprozessen<br />
und Landwirtschaft diskutiert. Dies<br />
kann dazu führen, dass die von Säurezeigern<br />
freien Subassoziationen der Stellario-<br />
Carpineten in der Westfälischen Bucht als<br />
stark gefährdet angesehen werden müssen.<br />
Bei den untersuchten bodenchemischen<br />
Parametern (pH-Wert, Gesamt-Kohlenstoff-,<br />
Gesamt-Stickstoffgehalt, C/N-Verhältnis,<br />
pflanzenverfügbares Phosphat, effektiv<br />
austauschbarer Gehalt der Kationen<br />
Kalzium, Magnesium, Mangan und Eisen)<br />
zeigten sich signifikante Korrelationen des<br />
Waldalters mit dem pH-Wert, dem C/N-<br />
Verhältnis, dem Kalzium- sowie dem Magnesiumgehalt.<br />
In allen Fällen war der Unter-<br />
schied zwischen armen und reichen<br />
(Neu-)Wäldern der Stellario-Carpineten<br />
höher als der zwischen den Altersgruppen.<br />
Die floristische Analyse der reichen Stieleichen-Hainbuchen-Wälder<br />
ergab Athyrium<br />
filix-femina und Luzula pilosa als Altwaldarten<br />
sowie Cornus sanguinea, Festuca gigantea,<br />
Galium aparine, Melica uniflora, Rubus<br />
caesius und Rumex obtusifolius als Neuwaldarten.<br />
In den armen Stieleichen-<br />
Hainbuchen-Wäldern kommt als einzige<br />
Indikatorart Galium aparine in den Neuwäldern<br />
vor. Die Anzahl der Indikatorarten ist<br />
in den reichen Stieleichen-Hainbuchen-Alt-<br />
und -Neuwäldern signifikant unterschiedlich.<br />
Dabei sind alle untersuchten Wälder<br />
mit mindestens vier Neuwaldarten auch<br />
tatsächlich Neuwälder, und bei fast 90% der<br />
untersuchten Wälder mit zwei Altwaldarten<br />
handelt es sich tatsächlich um Altwälder.<br />
Bei den Deckungsgraden in den Vegetationsaufnahmen<br />
der 100 m²-Fläche sind nur<br />
die Deckungsunterschiede bei Galium odoratum<br />
mit einem Median von 5% in den<br />
reichen Alt- und 1% in den reichen Neuwäldern<br />
signifikant unterschiedlich und gleichzeitig<br />
diagnostisch von Bedeutung.<br />
ANTJE GIERS (2003): Prognose und Bewertung<br />
der ökologischen Folgen wasserbaulicher<br />
Maßnahmen am Beispiel einer Talsperrenplanung<br />
im Hochsauerland.<br />
Ziel der Arbeit war die Entwicklung<br />
einer computertechnisch umsetzbaren ökologischen<br />
Prognose- und Bewertungsmethodik,<br />
die bei der Planung wasserbaulicher<br />
Maßnahmen an Fließgewässern die Wahl<br />
der umweltverträglichen Variante unterstützen<br />
kann. Als Fallbeispiel für die Methodenentwicklung<br />
diente die fiktive Planung<br />
einer Trinkwassertalsperre mit zwei alternativen<br />
Standorten und mehreren Ausbau- und<br />
Betriebsvarianten im Tal der Neger im<br />
Hochsauerland. Die Neger, ein linker Zufluss<br />
der oberen Ruhr, bildet mit ihren Nebengewässern<br />
ein noch weitgehend naturnahes<br />
Bachsystem, dessen Biozönose über
weite Strecken das Leitbild des silikatischen<br />
Bergbaches verkörpert. Auch die im Zuge<br />
der Ist-Zustandserhebung untersuchten<br />
Pflanzengesellschaften und Laufkäfergemeinschaften<br />
der Bachaue sind als charakteristisch<br />
für ein extensiv genutztes Wald- und<br />
Wiesental dieser Mittelgebirgsregion anzusehen.<br />
Die Indikation der Bodenfeuchteverhältnisse<br />
wurde durch die Ermittlung der<br />
angetroffenen Pflanzengesellschaften und<br />
der Ermittlung der ELLENBERG´schen Zeigerwerte<br />
(mF) durchgeführt. In den Bachauen<br />
des Untersuchungsgebietes zeichnen sich<br />
die typischen Standorte des Stellario-<br />
Alnetum durch mäßige Wasserstandsschwankungen<br />
aus, je nach Bachauendynamik<br />
zwischen vermutlich 2 dm Überflutungshöhe<br />
und 10 dm Flurabstand. Der<br />
Grundwasserspiegel liegt wohl nur im Spätherbst,<br />
Winter und Frühjahr im Bereich des<br />
Oberbodens (0-4 dm Flurabstand), im Sommer<br />
erfolgt fast immer ein Absinken des<br />
Grundwasserstandes auf 8-10 dm. Es treten<br />
regelmäßige und häufige, aber kurzzeitige<br />
und flache winterlich-frühjahrliche Überflutungen<br />
auf. Die durch Vegetationsaufnahmen<br />
ermittelten mF-Werte >7 wiesen auf<br />
eine länger andauernde Vernässung des<br />
Oberbodens hin und unterstrichen die Tendenz<br />
der Bestände zum Stellario-Alnetum<br />
typicum. Überschwemmungszeiger waren<br />
im Renau- und Negertal meist mit 4-6 Arten<br />
vertreten, wobei neben Alnus glutinosa vor<br />
allem Valeriana procurrens, Petasites<br />
hybridus und Caltha palustris mit mehr als<br />
40% Stetigkeit vorkamen. Während Caltha<br />
palustris, Prunus padus, Chrysosplenium<br />
oppositifolium und Galium palustre nur in<br />
der montanen Chaerophyllum hirsutum-<br />
Form angetroffen wurden, finden sich Chrysosplenium<br />
alternifolium, Hesperis matronalis<br />
und Glyceria fluitans nahezu ausschließlich<br />
in tieferen Lagen. Die typischen Standorte<br />
des Carici remotae-Fraxinetum zeichnen<br />
sich durch geringe Grundwasserschwankungen<br />
aus, wobei sich der Grundwasserspiegel<br />
wohl über lange Zeit des<br />
Abschlussarbeiten 187<br />
Jahres (Spätherbst, Winter, Frühjahr) in der<br />
Nähe der Geländeoberfläche befindet. Nur<br />
im Sommer sinkt der Grundwasserstand auf<br />
5-8 dm unter Flur ab. Die Flächen sind –<br />
wenn überhaupt – nur von wenigen flachen<br />
und kurzzeitigen Überflutungen im Winter<br />
und Frühjahr betroffen. In den untersuchten<br />
Beständen fanden sich außer zahlreichen<br />
Überflutungszeigern auch Cardamine amara<br />
und Lysimachia vulgaris, wobei letztere Art<br />
auf die nährstoff-reicheren Bestände des<br />
Winkelseggen-Erlen-Eschenwaldes beschränkt<br />
ist. Cardamine amara kommt<br />
vorzugsweise auf rasch durchfluteten Gleyböden<br />
vor. An typischen Wuchsorten des<br />
Geranio-Trisetetum besteht meist nur im<br />
Unterboden Grundwassereinfluss. Die<br />
Grundwasserstände bewegen sich zwar<br />
zwischen 0-10 m unter Flur, befinden sich<br />
aber nur selten in der Nähe der Geländeoberfläche.<br />
Bei relativ geringen jährlichen<br />
Schwankungen zwischen 5-8 dm sinkt der<br />
Grundwasserstand nur nach sommerlichen<br />
Trockenperioden bis auf etwa 15 dm ab. Die<br />
Gesellschaft ist vermutlich relativ überflutungsempfindlich<br />
und wird höchstens selten,<br />
sehr flach und sehr kurzzeitig im Winter<br />
überflutet. In den untersuchten Beständen im<br />
Negertal traten Arten frischer bis gut durchfeuchteter<br />
Böden auf wie Crepis mollis,<br />
Hypericum maculatum, Carex pallescens,<br />
Deschampsia cespitosa und Ranunculus<br />
repens, außerdem Sanguisorba officinalis<br />
und Colchicum autumnale. Die anhand der<br />
Feuchtezeigerwerte ermittelten Wasserhaushaltsbedingungen<br />
an den Wuchsorten der<br />
Goldhaferwiesen im Untersuchungsgebiet<br />
stimmen somit weitgehend mit den Standortverhältnissen<br />
der Referenzgesellschaften<br />
überein.<br />
Für das Bewertungsverfahren wurde<br />
das Grundschema der ökologischen Risikoanalyse<br />
in einer Version der Bundesanstalt<br />
für Gewässerkunde übernommen, die für die<br />
Anwendung bei Umweltverträglichkeitsprüfungen<br />
im wasserbaulichen Bereich vorgesehen<br />
ist. Dabei wird zunächst eine ökologi-
188 Gausmann & al.<br />
sche Bewertung des Ist-Zustandes und eine<br />
Einstufung des zu erwartenden Beeinträchtigungsgrades<br />
aufgrund der Baumaßnahme<br />
vorgenommen. Durch Verschneidung dieser<br />
Ergebnisse wird dann das ökologische Risiko<br />
für jedes Schutzgut (Wasser, Tiere,<br />
Pflanzen) räumlich differenziert ermittelt.<br />
Dabei orientiert sich die Bewertung an<br />
einem differenzierten gebietsbezogenen<br />
Leitbild. Bei der Umsetzung der EU-<br />
Wasserrahmenrichtlinie kann die Methodik<br />
sowohl zur Bewertung des aktuellen ökologischen<br />
Zustands von Fließgewässern als<br />
auch bei der Beurteilung geplanter Maßnahmen<br />
zu deren ökologischer Verbesserung<br />
genutzt werden.<br />
Weitere ausgewählte Staatsexamens- (S)<br />
Diplom- (D) und Bachelor-Arbeiten (B)<br />
aus dem Ruhrgebiet und der näheren<br />
Umgebung in chronologischer Reihenfolge<br />
BOEHMER, B. 1988: Ein Vergleich der Floren<br />
mehrerer Ruhrgebietsstädte anhand<br />
ökologischer Kennwerte. (S)<br />
HEBBECKER, C. 1988: Die Waldbestände<br />
Bochums; eine floristischvegetationskundliche<br />
Analyse. (D)<br />
LIESENDAHL, J. 1989: Vergleichende Betrachtung<br />
kleiner Fliessgewässer im Einzugsgebiet<br />
der Wupper im Meßtischblatt<br />
Wuppertal-Barmen (MTB 4709). (D)<br />
MEINER-SCHÖNWELSKI, A. 1989: Ökologischer<br />
Vergleich zweier Fließgewässer im<br />
Waldbereich unter Einfluss des Bergbaus.<br />
(D)<br />
SCHMITTERT, S. 1989: Die Rolle der Neophyten<br />
in der Begleitvegetation der<br />
Verkehrswege im Ennepe-Ruhrkreis. (D)<br />
VARNHORST, S. 1989: Die Nährstoffverfügbarkeit<br />
in versauertem Bodenmaterial eines<br />
Kalkbuchenwaldes, untersucht an<br />
ausgewählten Pflanzen der Krautschicht.<br />
(D)<br />
AENGENHEYSTER, I. 1990: Flora und Vegetation<br />
der Mauern im Raume Dortmund.<br />
(S)<br />
BÖCKLER, H. 1990: Die Spinnen ausgewählter<br />
ruderaler Pflanzengesellschaften in<br />
Dortmund. (D)<br />
FOESE, B. 1990: Geobotanische Beiträge zur<br />
Bewertung des Voßnackens in Herne. (D)<br />
TARA, K. 1990: Vergleichende ökologische<br />
Untersuchungen an ausgewählten Waldquellen<br />
im Einzugsgebiet der Wupper.<br />
(D)<br />
HOEPER, S. 1991: Untersuchungen zum<br />
Diasporenpotential auf Industriebrachen<br />
und zum Keimungsverhalten ausgewählter<br />
Paronychioideae. (D)<br />
KROHM, R. 1991: Erstellung eines Landschafts-,<br />
Pflege- und Entwicklungsplanes<br />
für das Wannebachtal im Dortmunder<br />
Süden. (D)<br />
SCHIEMIONEK, A. 1991: Untersuchungen zur<br />
Populationsbiologie von Dittrichia graveolens<br />
im Ruhrgebiet. (D)<br />
BEUCKE, E. 1992: Vegetationskundlicher<br />
Vergleich alter und neu gepflanzter Hecken<br />
in Fröndenberg (Kreis Unna) unter<br />
Berücksichtigung der Brutvögel. (D)<br />
KALVERAM, T. 1992: Untersuchungen zur<br />
Samenbank und Vegetation auf einer Industriebrache<br />
im Essener Norden. (D)<br />
KULISCH, I. 1992: Die vegetationskundliche<br />
Struktur der Waldränder im Bergisch-<br />
Märkischen Hügelland. (D)<br />
KÜHNAPFEL, K.-B. 1993: Industriebrachen<br />
als Lebensraum für Schmetterlinge (Lepidoptera)<br />
am Beispiel des Holzplatzes in<br />
Bönen. (D)<br />
BENHOLZ, J. H. 1995: Zur Biosoziologie der<br />
Bergehalde Mottbruch. (D)<br />
FRÖHLICH, T. 1995: Ökologische Bewertung<br />
von Ausgleichsmaßnahmen beim Straßenbau<br />
am Beispiel der BAB 31<br />
(Schermbeck/Reken). (D)<br />
LÖMKER-KLAPKAREK, S. 1995: Vergleich<br />
der Spontanflora und -vegetation verschiedener<br />
Wohnquartiere Herdeckes und<br />
ihre Bedeutung für den Naturschutz. (D)<br />
GRASS, S. 1996: Untersuchungen zur Veränderung<br />
der Vegetation in der Lippeaue<br />
anhand ausgewählter Gebiete. (D)
STEINER, A. 1996: Ökologische Untersuchungen<br />
an den Oberläufen von Ruhr,<br />
Möhne und Alme. (D)<br />
REHKOPP, C. 1997: Das Naturschutzgebiet<br />
Hardt in Hagen (Westf.): Biozönologische<br />
Untersuchungen als Grundlage für<br />
Pflege- und Entwicklungsmaßnahmen.<br />
(D)<br />
STAHLSCHMIDT, S. 1997: Flora und Vegetation<br />
der Bahnhöfe und Bahnanlagen im<br />
mittleren Ruhrgebiet. (D)<br />
WEISS, I. 1997: Flora und Vegetation Dortmunder<br />
Friedhöfe unter Hinzunahme der<br />
Avifauna. (D)<br />
BROST, A. 1998: Diasporenbankuntersuchungen<br />
in Moorgebieten des Kreises<br />
Wesel. (D)<br />
DÜRRSCHMIDT, D. 1998: Ökologische Bewertung<br />
der Flora und Carabidenfauna<br />
des Unteren Sprockhöveler Bachtals. (D)<br />
FINK, C. 1998: Zur Keimungsbiologie vogelverbreiteter<br />
Gehölze im tropischen<br />
Regenwald der Philippinen. (D)<br />
GOOS, U. 1998: Floristische, vegetationskundliche<br />
und avifaunistische Untersuchungen<br />
auf dem Gelände der Ruhr-<br />
Universität Bochum. (D)<br />
HÖLSCHER, J. 1998: Vegetationskundliche<br />
und ökologische Untersuchung des extensiv<br />
genutzten Bereichs des NSG Bislicher<br />
Insel. (D)<br />
JACOB, S. 1998: Das Gelpetal – Vegetationskundliche<br />
Untersuchungen in einem<br />
ehemaligen Hammerwerktal (Wuppertal<br />
und Remscheid). (D)<br />
JEBRAM, J. 1998: Ökologische und pflanzensoziologische<br />
Untersuchungen im stillgelegten<br />
Kernbereich des NSG „Bislicher<br />
Insel”. (D)<br />
KROLL, G. N. 1999: Untersuchung und<br />
Bewertung von Renaturierungsmaßnahmen<br />
im Elberndorfer Bach-Tal (FA Hilchenbach).<br />
(S)<br />
WEIHRAUCH, N. 1999: Flora und Vegetation<br />
auf Restflächen des Bergbaus. (D)<br />
ODPARLIK, H. 2001: Untersuchungen zur<br />
Flora, Vegetation, Boden und Diasporen-<br />
Abschlussarbeiten 189<br />
potential der Gartroper Tongruben (Kreis<br />
Wesel, NRW). (D)<br />
HENTSCH, M. 2003: Floristische und vegetationskundliche<br />
Untersuchungen am<br />
Rhein-Herne-Kanal. (D)<br />
SWATEK, J. H. 2004: Floristische, vegetationskundliche<br />
und herpetofaunistische<br />
Untersuchungen an Artenschutzgewässern<br />
in Mülheim an der Ruhr. (D)<br />
UEBING, A. 2004: Floristischvegetationskundliche<br />
Untersuchungen in<br />
nutzungsgeprägten Wäldern des mittleren<br />
Ennepetals. (D)<br />
SEIPEL, R. 2005: Auferstanden aus Ruinen –<br />
Neues Leben auf einem alten Industriestandort.<br />
Floristische und vegetationskundliche<br />
Untersuchungen auf dem<br />
Gelände der ehemaligen Sinteranlage in<br />
Duisburg-Beeck. (D)<br />
SONNENSTUHL, S. 2005: Verdrängung etablierter<br />
Pflanzenarten durch Heracleum<br />
mantegazzianum sowie Auswirkungen<br />
regelmäßiger Mahd auf seine Bestandsgröße<br />
und Konkurrenzkraft. (B)<br />
BÖCKER, J. 2006: Bodenanalysen im Naturschutzgebiet<br />
Friemersheim (Niederrhein).<br />
(B)<br />
BUCH, C. 2006: Floristische und vegetationskundliche<br />
Untersuchungen des Naturschutzgebietes<br />
„Rheinaue Friemersheim”<br />
als Grundlage für Pflege- und Entwicklungsmaßnahmen.<br />
(D)<br />
DIERKES, A.-H. 2006: Verwilderung von<br />
Gartenpflanzen in verschiedenen Quartiertypen<br />
in Mühlhausen, Oberhausen,<br />
Essen und Duisburg. (D)<br />
GRÖSCHEL, M. 2006: Kartierung biologischökologischer<br />
Merkmale in einem aufgelassenen<br />
Steinbruch in Essen-Burgaltendorf.<br />
(B)<br />
HEINE; A. 2006: Vegetation und Flora von<br />
den Ruhrtalsteilhängen bei Hohensyburg<br />
bis zum Aplerbecker Wald. (D)<br />
OLBRICH, M. 2006: Gefährdete Pflanzensippen<br />
im Rahmen des Samentausches Botanischer<br />
Gärten. (B)
190 Gausmann & al.<br />
KEMPMANN, E. 2007: Standortwahl von<br />
Pflanzen unter besonderer Berücksichtigung<br />
salzbeeinflusster Standorte im<br />
Ruhrgebiet. (D)<br />
MADSEN, M. 2007: Floristischvegetationskundliche<br />
Kartierung entlang<br />
von Kanälen im Ruhrgebiet. (D)<br />
WAIDA, C. 2007: Diasporenbankuntersuchungen<br />
in Bruchwäldern und Moorgebieten<br />
des Duisburg-Mülheimer Waldes<br />
und im Kreis Wesel – Ein Vergleich zwischen<br />
industriegeprägten und natürlichen<br />
Standorten. (D)<br />
ZABROCKI, M. 2007: Floristischvegetationskundliche<br />
Ruhrtalkartierung.<br />
(D)<br />
SCHÜÜRMANN, L. 2008: Floristisch-vegetationskundliche<br />
Untersuchungen im Baerler<br />
Busch. (D)<br />
HERBST, N. 2008: Floristisch-vegetationskundliche<br />
Untersuchungen an Sandtrockenrasen<br />
und Heiderelikten (D)
Florist. Rundbriefe 42 (2008), 191-200 2009 191<br />
HENNING HAEUPLER – EINE BIBLIOGRAPHIE<br />
<strong>—</strong> Peter Gausmann <strong>—</strong><br />
BUCHPUBLIKATIONEN / MONOGRAPHIEN<br />
HAEUPLER, H. & MUER, T. 2007: Bildatlas der Farn- und Blütenpflanzen Deutschlands. 2.<br />
Aufl. Stuttgart (Hohenheim), Ulmer, 789 S.<br />
HAEUPLER, H., JAGEL, A. & SCHUMACHER, W. 2003: Verbreitungsatlas der Farn- und Blütenpflanzen<br />
in Nordrhein-Westfalen. Hrsg.: LÖBF NRW, Recklinghausen.<br />
HAEUPLER, H. & MUER, T. 2000: Bildatlas der Farn- und Blütenpflanzen Deutschlands. 1.<br />
Aufl. Stuttgart, Ulmer, 759 S.<br />
WISSKIRCHEN, R. & HAEUPLER, H. (Hrsg.) 1998: Standardliste der Farn- und Blütenpflanzen<br />
Deutschlands. Stuttgart, Ulmer, 765 S.<br />
HAEUPLER, H. & SCHÖNFEL<strong>DER</strong>, P. (Hrsg.) 1989: Atlas der Farn- und Blütenpflanzen der<br />
Bundesrepublik Deutschland. 2. Aufl. Stuttgart, Ulmer, 768 S.<br />
HAEUPLER, H. & SCHÖNFEL<strong>DER</strong>, P. (Hrsg.) 1988: Atlas der Farn- und Blütenpflanzen der<br />
Bundesrepublik Deutschland. Stuttgart, Ulmer, 768 S.<br />
HAEUPLER, H. 1983: Das Weserbergland und seine Pflanzenwelt – ein Führer durch die Natur.<br />
Hameln, Niemeyer Verlag, 76 S.<br />
HAEUPLER, H. & HAEUPLER, I. 1983: Mallorca in Farbe. Ein Reiseführer für Naturfreunde.<br />
Stuttgart, Franckh´sche Verlagshandlung, 80 S.<br />
HAEUPLER, H. & HAEUPLER, I. 1983: Mallorca in kleur. Thieme´s reisgidsen voor natuurvrienden.<br />
Thieme & Cie, Zutphen. 80 S.<br />
HAEUPLER, H. 1982: Evenness als Ausdruck der Vielfalt in der Vegetation. Untersuchungen<br />
zum Diversitäts-Begriff. Diss. Botanicæ 65. Vaduz, Cramer in der Gantner-Verl.-<br />
Kommanditges., 268 S.<br />
HAEUPLER, H. 1978: Der Harz in Farbe. Ein Reiseführer für Naturfreunde. Stuttgart, 72 S.<br />
HAEUPLER, H. 1976: Atlas zur Flora von Südniedersachsen. Teil I. Scripta Geobotanica 10: 1-<br />
367.<br />
HAEUPLER, H. 1974: Statistische Auswertung von Punktrasterkarten der Gefäß-pflanzenflora<br />
Süd-Niedersachsens. Scripta Geobotanica. 8 u. Diss. Univ. Göttingen, 141 S. + Beilage.<br />
HERAUSGEBERSCHAFTEN<br />
HAEUPLER, H. (Hrsg.) 2007: Floristische Rundbriefe – Zeitschrift für floristische Geobotanik,<br />
Populationsökologie und Systematik, Beiheft 8. Floristische Kartierung Deutschlands im<br />
Rahmen des Netzwerks Phytodiversität Deutschlands (NetPhyD). Bochumer Universitätsverlag,<br />
Bochum, 208 S.<br />
HAEUPLER, H. (Hrsg.) 2004: Floristische Rundbriefe – Zeitschrift für floristische Geobotanik,<br />
Populationsökologie und Systematik, Beiheft 7. Geobotanische Untersuchungen zum Vergleich<br />
von gentechnisch verändertem und „konventionellem“ Raps. Bochumer Universitätsverlag,<br />
Bochum, 135 S.<br />
HAEUPLER, H. (Hrsg.) 2002: Exkursionsführer Bestimmungsübungen für Geographen und<br />
Geologen – Einführung in die Exkursionsgebiete. Bochum<br />
HAEUPLER, H. (Hrsg.) 1996: Exkursion nach Teneriffa. Seminarbeiträge, Exkursionsprotokolle<br />
und Artenlisten zum S-Block „Ökologische Gliederung Teneriffas“. Ruhr-Universität<br />
Bochum, LS Spezielle Botanik, AG Geobotanik. Bochum, 230 S.
192 Bibliografie Henning Haeupler<br />
HAEUPLER, H. (Hrsg.) 1994: Exkursion nach Florida. Seminarbeiträge, Exkursionsprotokolle<br />
und Artenlisten zum S-Block „Zur ökologischen Gliederung Floridas (USA): Vom temperaten<br />
über das warm-temperierte zum tropischen Zonobiom“. Ruhr-Universität Bochum,<br />
LS Spezielle Botanik, AG Geobotanik. Bochum, 222 S.<br />
HAEUPLER, H. (Hrsg.) 1992: Floristisch-Soziologische Arbeitsgemeinschaft –<br />
Exkursionsführer. 42. Jahrestagung und Exkursionen vom 24. bis 28. Juli 1992 in Bochum.<br />
Bochum, 120 S.<br />
HAEUPLER, H. (Hrsg.) 1991: Exkursion zum Peloponnes. Seminarbeiträge, Exkursionsprotokolle<br />
und Artenlisten zum S-Block „Mediterrane Ökosysteme am Beispiel des Peloponnes“.<br />
Ruhr-Universität Bochum, LS Spezielle Botanik, AG Geobotanik. Bochum, 280 S.<br />
HAEUPLER, H. (Hrsg.) 1989: 2. Exkursion nach Mallorca. Seminarbeiträge, Exkursionsprotokolle<br />
und Checklisten zum S-Block „Flora und Vegetation des Mittelmeerraumes“. Ruhr-<br />
Universität Bochum, LS Spezielle Botanik, AG Geobotanik. Bochum, 391 S.<br />
HAEUPLER, H. (Hrsg.) 1987: Exkursion nach Mallorca. Seminarbeiträge, Exkursionsprotokolle<br />
und Checklisten zum S-Block „Flora und Vegetation des Mittelmeerraumes“. Ruhr-<br />
Universität Bochum, LS Spezielle Botanik, AG Geobotanik. Bochum, 289 S.<br />
HAEUPLER, H. (Hrsg.) 1984: Vegetationskundlich-floristische Exkursion für Fortgeschrittene<br />
in den Kaiserstuhl (und Umgebung). Ruhr-Universität Bochum, LS Spezielle Botanik, AG<br />
Geobotanik. Bochum, 114 S.<br />
HAEUPLER, H. (Hrsg.) 1967−2007: Floristische Rundbriefe – Zeitschrift für floristische Geobotanik,<br />
Populationsökologie und Systematik. 1.−41. Jahrgang. Göttingen, Bochum.<br />
ZEITSCHRIFTENARTIKEL UND SONSTIGE PUBLIKATIONEN<br />
SCHMITT, T. & HAEUPLER, H. 2009: Hotspots der Phytodiversität in Deutschland.<br />
Geographische Rundschau (im Druck)<br />
HAEUPLER, H. 2008: Long-Term Observations of Secondary Forests Growing on Hard-Coal<br />
Mining Spoils in the Industrial Ruhr Region of Germany. In: CARREIRO, M. M., SONG, Y.-<br />
C. & WU, J. (eds.) 2008: Ecology, Planning, and Management of Urban Forests – International<br />
Perspectives. Springer, Berlin, Heidelberg, pp. 357–368.<br />
POSCHLOD, P., AHLMER, W., DÜRHAMMER, O., JACKEL, A.-K., REISCH, C., RÖMERMANN, C.,<br />
SCHEUERER, M., TACKENBERG, O., BERGMEIER, E., BETTINGER, A., BORGMANN, P., E-<br />
WALD, J., FINK, H., HAEUPLER, H., KLEYER, M., KLOTZ, S., KÜHN, I., MAY, R., SCHÖNFEL-<br />
<strong>DER</strong>, P. 2007: NetPhyD – warum brauchen wir ein Netzwerk zur Phytodiversität Deutschland<br />
? In: HAEUPLER, H. (Hrsg.) 2007: Floristische Kartierung Deutschland im Rahmen<br />
des Netzwerks Phytodiversität Deutschlands (NetPhyD) – Tagungsband des Koordinationstreffens<br />
vom 30. bis 31. 3. 2006 im Zentrum für Biodokumentation (ZfB) Saarland in<br />
Landweiler-Reden. Flor. Rundbr. Beih. 8: 33-63.<br />
HAEUPLER, H. 2007: Stand Bundesatlas und Atlas Florae Europaeae. In: HAEUPLER, H.<br />
(Hrsg.) 2007: Floristische Kartierung Deutschland im Rahmen des Netzwerks Phytodiversität<br />
Deutschlands (NetPhyD) – Tagungsband des Koordinationstreffens vom 30. bis 31. 3.<br />
2006 im Zentrum für Biodokumentation (ZfB) Saarland in Landweiler-Reden. Florist.<br />
Rundbr. Beih. 8: 111–113.<br />
SCHWABE, A., BERGMEIER, E., HAEUPLER, H., REMY, D., DIERSCHKE, H. 2006: Die Floristisch-Soziologische<br />
Arbeitsgemeinschaft e.V. und ihre Zeitschrift Tuexenia. BfN-Skripten<br />
178: 81-84.<br />
HAEUPLER, H. 2005: Die Rolle der floristischen Kartierungen und Grundlagen-forschung für<br />
die Erarbeitung von Roten Listen. Natursch. Biol. Vielf. 18: 141-157.
Bibliografie Henning Haeupler 193<br />
HAEUPLER, H. 2005: Ein Beitrag zur Geschichte der floristischen Kartierungen der Farn- und<br />
Blütenpflanzen in Mitteleuropa. Hoppea 66 (Festschrift Schönfelder): 133-152.<br />
HAEUPLER, H., LOOS, G. H. & SURKUS, B. 2005: Monitoring von herbizidresistentem Raps in<br />
NRW. In: BUNDESMINISTERIUM FÜR UMWELT, NATURSCHUTZ UND REAKTORSICHERHEIT<br />
(Hrsg.): Monitoring von Umweltwirkungen gentechnisch veränderter Organismen (Forschungsbericht<br />
200 89 412/06), S. 71-89<br />
WEISS, J., BURGHARDT, W., GAUSMANN, P., HAAG, R., HAEUPLER, H., HAMANN, M., LE<strong>DER</strong>,<br />
B., SCHULTE, A., & STEMPELMANN, I. 2005: Nature Returns to Abandoned Industrial Land:<br />
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I. & KÖRNER, S. (Hrsg.): Wild Urban Woodlands. Springer Verlag, Heidelberg: 143-162.<br />
GAUSMANN, P., LOOS, G. H., KEIL, P. & HAEUPLER, H. 2004: Einige bemerkenswerte floristische<br />
Funde auf Industriebrachen des mittleren Ruhrgebietes. Natur & Heimat (Münster)<br />
64(2): 47-54.<br />
HAEUPLER, H. 2004: Nordrhein-Westfalen als „Kreuzweg der Blumen“. Ber. d. Reinh.-<br />
Tüxen-Gesell. 16: 121-130.<br />
LOOS, G. H., SURKUS, B., STRECKENBACH, M., ODPARLIK, H. & HAEUPLER, H. 2004: Erfahrungen<br />
und Ergebnisse geobotanischer Studien an verwilderndem Raps im Ruhrgebiet –<br />
Eine Übersicht. In: HAEUPLER, H. (Hrsg.): Floristische Rundbriefe – Zeitschrift für floristische<br />
Geobotanik, Populationsökologie und Systematik, Beiheft 7. Geobotanische Untersuchungen<br />
zum Vergleich von gentechnisch verändertem und „konventionellem“ Raps. Bochumer<br />
Universitätsverlag, Bochum, S. 110-112<br />
HAEUPLER, H. 2003: Das Ruhrgebiet - ein "Kreuzweg der Blumen"? In: SCHMITT, T. (Hrsg.):<br />
Themen, Trends und Thesen der Stadt- und Landschaftsökologie. Bochumer Geogr. Arbeiten<br />
Sonderheft 14.: 91-97.<br />
HAEUPLER, H., KERT, CH. & SCHUERMANN, M. 2003: Industriewald Ruhrgebiet. Floristischvegetationskundliche<br />
Untersuchungen. In: ARLT, G., KOWARIK, I., MATHEY, J. & REBELE,<br />
F. (Hrsg.): Urbane Innenentwicklung in Ökologie und Planung. IÖR-Schriften 39: 159-<br />
168.<br />
HAEUPLER, H. 2002: Die Biotope Deutschlands. IN: BUNDESAMT FÜR NATURSCHUTZ, BONN<br />
(Hrsg.): Schriftenreihe für Vegetationskunde 38: 247-272.<br />
HAEUPLER, H., KEIL, P., LOOS, G. H., ODPARLIK, H. & SARAZIN, A. 2001: Three „Hotspots“ of<br />
Cormophyte diversity in Middle Russia, visited more than 100 years after their discovery.<br />
Tagungsband zum 15. Internationalen Symposium “Biodiversität und Evolutionsbiologie”<br />
der Deutschen Botanischen Gesellschaft im September 2001 in Bochum.<br />
HAEUPLER, H. 2001: Biodiversität in Zeit und Raum − Dynamik oder Konstanz? Pulsatilla 4:<br />
59-61.<br />
HAEUPLER, H. 2000: Biodiversität in Zeit und Raum − Dynamik oder Konstanz? Ber. Reinhold-Tüxen-Ges.<br />
12: 113-130.<br />
HAEUPLER, H. 1999: Elements of biodiversity in today's nature conservation discussion from<br />
a geobotanical viewpoint. In: KRACHTOWIL, A. (Hrsg.): Biodiversity in ecosystems. Amsterdam,<br />
Kluwer: 185-197.<br />
HAEUPLER, H. 1999: Zur Phytodiversität Deutschlands, eine aktualisierte Bilanz. Cour.<br />
Forsch.-Inst. Senckenberg 215: 103-110.<br />
HAEUPLER, H. & VOGEL, A. 1999: Plant diversity in Germany: a second review. Acta. Bot.<br />
Fennica 162: 55-59.<br />
HAEUPLER, H. 1998: Ein Vergleich zwischen "echten" Inseln und Habitatisolaten. In: Brandes,<br />
D. (Hrsg.): Braunschweiger Geobotanische Arbeiten Bd. 5: 39-60.
194 Bibliografie Henning Haeupler<br />
HAEUPLER, H. 1997: Zur Phytodiversität Deutschlands: Ein Baustein zur globalen Biodiversitätsbilanz.<br />
Osnabrücker Naturwissenschaftliche Mitteilungen 23: 123-133.<br />
HAEUPLER, H., KORSCH, H., MAY, R., SCHEUERER, M., SCHÖNFEL<strong>DER</strong>, P. & VOGEL, A. 1997:<br />
Datenbank Gefäßpflanzen - Methoden und Ergebnisse, ein Abschlussbericht. Bochum,<br />
Halle, Regensburg, als Manuskript vervielfältigt, 731 S.<br />
HAEUPLER, H. 1997: Islands and species-area-curves, a critical approach. In: UNIVERSIDAD DE<br />
LA LAGUNA (ed.): Servicio de Publicatines. Island and High Mountain Vegetation: Biodiversity,<br />
Bioclimate and Conservation. 36. IAVS Symposium Tenerife 12.-16.4.93 Proceeding<br />
Book La Laguna, Serie Informes 40: 141-156.<br />
HAEUPLER, H. 1997: Zwei Wochen mit russischen Gästen im G-Block Geobotanik II. In:<br />
EIMERMACHER, K. & HARTMANN, A. (Hrsg.): Deutsch-russische Hochschulkooperation am<br />
Beispiel der Ruhr-Universität Bochum. Bochum, S. 257-259<br />
JAGEL, A. & HAEUPLER, H. 1995: Arbeitsatlas zur Flora Westfalens. Anmerkungen und<br />
Verbreitungskarten zu den Farn- und Blütenpflanzen Westfalens (2. verbesserte Auflage).<br />
Ruhr-Universität Bochum, AG Geobotanik, Polykopie (Bochum). [2. Ausdruck der<br />
Verbreitungskarten der kartierten Sippen auf MTB-Quadrantenbasis mit ausführlichen<br />
Anmerkungen zu einer Vielzahl von Sippen]<br />
HAEUPLER, H. 1994: Das Zonobiom-Konzept von Heinrich Walter – Probleme seiner Anwendung<br />
am Beispiel von Florida, USA. Phytocoenologia 24: 257-282.<br />
HAEUPLER, H. & JAGEL, A. 1993: Arbeitsatlas zur Flora Westfalens (mit Anmerkungen zu<br />
kartierungskritsichen Sippen). Ruhr-Universität Bochum, AG Geobotanik, Polykopie (Bochum).<br />
[1. Ausdruck der Verbreitungskarten der kartierten Sippen auf MTB-<br />
Quadrantenbasis mit ausführlichen Anmerkungen zu einer Vielzahl von Sippen]<br />
HAEUPLER, H. 1993: Areal. In: KUTTLER, W. (Hrsg.): Handbuch zur Ökologie Bd. 1: 43-47.<br />
HAEUPLER, H. 1993: Diversität. In: KUTTLER, W. (Hrsg.): Handbuch zur Ökologie Bd. 1: 99-<br />
104.<br />
HAEUPLER, H. 1992: Halde Mottbruch (Gladbeck-Brauck). In: HAEUPLER, H. (Hrsg.): Exkursionsführer<br />
der Floristisch-Soziologischen Arbeitsgemeinschaft. 42. Jahres-tagung und<br />
Exkursionen. 24. bis 28. Juli 1992 in Bochum: 33-35.<br />
HAEUPLER, H. 1992: Die Bergehalde Hugo-Ost. In: HAEUPLER, H. (Hrsg.): Exkursionsführer<br />
der Floristisch-Soziologischen Arbeitsgemeinschaft. 42. Jahres-tagung und Exkursionen.<br />
24. bis 28. Juli 1992 in Bochum: 45-46.<br />
HAEUPLER, H. 1992: NSG Beversee (Bergsenkungsgebiet, Bergkamen). In: HAEUPLER, H.<br />
(Hrsg.): Exkursionsführer der Floristisch-Soziologischen Arbeits-gemeinschaft. 42. Jahrestagung<br />
und Exkursionen. 24. bis 28. Juli 1992 in Bochum: 59-62.<br />
HAEUPLER, H. 1992: Naturwaldzelle „An der Frauengrube“. In: HAEUPLER, H. (Hrsg.): Exkursionsführer<br />
der Floristisch-Soziologischen Arbeitsgemeinschaft. 42. Jahrestagung und<br />
Exkursionen. 24. bis 28. Juli 1992 in Bochum: 86-87.<br />
HAEUPLER, H. 1992: NSG Hochheide am Kahlen Asten. In: HAEUPLER, H. (Hrsg.): Exkursionsführer<br />
der Floristisch-Soziologischen Arbeitsgemeinschaft. 42. Jahres-tagung und Exkursionen.<br />
24. bis 28. Juli 1992 in Bochum: 88-90.<br />
HAEUPLER, H. & VIGANO, W. 1992: Skipisten an der Postwiese. In: HAEUPLER, H. (Hrsg.):<br />
Exkursionsführer der Floristisch-Soziologischen Arbeitsgemeinschaft. 42. Jahrestagung<br />
und Exkursionen. 24. bis 28. Juli 1992 in Bochum: 95-106.<br />
HAEUPLER, H. & VIGANO, W. 1992: Projektergebnisse „Skitourismus und seine Folgen für<br />
den Artenschutz im Bereich Winterberg“. Natur erleben – Naturfreunde Rheinland, Köln,<br />
S. 9-28.
Bibliografie Henning Haeupler 195<br />
HAEUPLER, H. & VOGEL, A. 1991: Abschlussbericht zum Forschungsprojekt Populationsbiologie<br />
seltener Pflanzenarten – Fallstudie einjährige Paronychioideae (Nelkengewächse).<br />
Ruhr-Universität Bochum, Spezielle Botanik. Bochum, 136 S.<br />
VOGEL, A. & HAEUPLER, H. 1990: Kartierung der Flora Nordrhein-Westfalens. Aufruf zur<br />
Mitarbeit. LÖLF-Mitt. 1990(3): 41-42.<br />
HAEUPLER, H. & PAEGER, J. 1989: Checkliste der Farne Deutschlands (Pilotstudie, unveröffentlichtes<br />
Manuskript)<br />
HAEUPLER, H. 1986: Biotopkartierung Stade. Kurzfassung. Stade, 40 S.<br />
HAEUPLER, H. 1986: Typisierung gerasteter Verbreitungskarten von Pflanzen mit Hilfe der<br />
EDV. In: REICHL, E. R. (Hrsg.): Computers in Biogeography. Linz, S. 27-39<br />
HAEUPLER, H. 1984: Pflanzenschätze im Wesertal. Weserberglandkalender Jahrgang 1984.<br />
Niemeyer Verlag, S. 70-72<br />
HAEUPLER, H. 1984: Makrophyten im Uferbereich kleiner Fließgewässer als Indikatoren für<br />
die Gewässergüte. Ber. Ök. Forschungst. Univ. Giessen 5: 5-16.<br />
HAEUPLER, H., MONTAG, A., WÖLDECKE, K. & GARVE, E. 1983: Rote Liste Gefäßpflanzen<br />
Niedersachsen und Bremen. 3. Fassung vom 1.10.1983. In: NIE<strong>DER</strong>SÄCHSISCHES LANDES-<br />
VERWALTUNGSAMT (Hrsg.), Merkblatt 18. Hannover, 34 S.<br />
HAEUPLER, H. 1983: Die Mikroarealophyten der Balearen. Ein Beitrag zum Endemismus-<br />
Begriff und zur Inselbiogeographie. Tuexenia 3: 271-286.<br />
HAEUPLER, H. & GARVE, E. 1983: Erfassung von Pflanzenarten in Niedersachsen. Programm<br />
und Aufruf zu einer weiterführenden Erhebung artenbezogener Daten für den Naturschutz<br />
des Landesverwaltungsamtes, Fachbehörde Naturschutz, Hannover. Sonderdruck aus den<br />
Göttinger Flor. Rundbr. 17(1-2): 63-99.<br />
HAEUPLER, H. 1981: Grundlagen und Arbeitsmethoden für die Kartierung der Flora Mitteleuropas<br />
− Anleitung für die Mitarbeiter in der Bundesrepublik Deutschland. 2.Aufl. (Auszugsweiser<br />
Nachdruck). Göttingen, 50 S.<br />
HAEUPLER, H., MONTAG, A. & WÖLDECKE, K. 1981: Beitrag zur Pilzflora des Naturschutzgebietes<br />
„Hainholz“ bei Düna am Harz. Ber. naturhist. Ges. Hannover 124: 155-193.<br />
HAEUPLER, H. 1980: Das Informationsmaß nach Shannon als Indikator für Bestandesänderungen<br />
in der Phytocoenologie. In: SCHUBERT, R. & SCHUH, J (Hrsg.): Bioindikation auf<br />
der Ebene der Populationen und Biogeozönosen 1 (Bioindikation 4). Wiss. Beiträge Martin-Luther-Univers.<br />
Halle-Wittenberg 27: 31-39.<br />
KLEIN, J. F., SCHÖNNAMSGRUBER, H., SCHMIDT, L., DRESCHER, W., HAEUPLER, H., KÖRBER K.<br />
A., KÜNKELE, S. & MELZER, W. 1980: Aus Liebe zur Natur. Stiftung zum Schutze gefährdeter<br />
Pflanzen. Bonn, 39 S.<br />
HAEUPLER, H. 1979: Floristisch-arealkundlicher Arbeitskurs der Floristisch-soziologischen<br />
Arbeitsgemeinschaft vom 4.-9.9.1978 in Göttingen. Mitt. Flor.-Soz. Arbeitsgem. N. F. 21:<br />
237-238.<br />
HAEUPLER, H. 1978: Erfassung ökologischer Daten in Rastersystemen dargestellt am Beispiel<br />
floristischer Kartierungen. Beih. Veröff. Naturschutz Landschaftspflege Bad. –Württ. 11:<br />
9-17.<br />
HAEUPLER, H. 1978: Determinatietabel voor Gagea-soorten in niet-bloeinde toestand. Gorteria<br />
1: 6.<br />
HAEUPLER, H. 1976: Die verschollenen und gefährdeten Gefäßpflanzen Niedersachsens,<br />
Ursachen ihres Rückgangs und zeitliche Fluktuationen der Flora. Schriftenr. f. Vegetationskunde<br />
10: 125-131.
196 Bibliografie Henning Haeupler<br />
HAEUPLER, H., MONTAG, A. & WÖLDECKE, K. 1976: Verschollene und gefährdete Gefäßpflanzen<br />
in Niedersachsen. Rote Liste Gefäßpflanzen, 2. Fassung vom 1.05.1976. In: NIE-<br />
<strong>DER</strong>SÄCHSISCHES MINISTERIUM FÜR ERNÄHRUNG, LANDWIRTSCHAFT UND FORSTEN (Hrsg.):<br />
30 Jahre Naturschutz und Landschaftspflege in Niedersachsen (Hannover), S. 48-71.<br />
HAEUPLER, H. 1976: Grundlagen und Arbeitsmethoden für die Kartierung der Flora Mitteleuropas<br />
− Anleitung für die Mitarbeiter in der Bundesrepublik Deutschland. 2.Aufl. Göttingen,<br />
75 S.<br />
HAEUPLER, H. & SCHÖNFEL<strong>DER</strong>, P. 1975: 2. Bericht über die Arbeiten zur floristischen Kartierung<br />
Mitteleuropas in der Bundesrepublik Deutschland. Mitt. Flor.-Soz. Arbeitsgem. N. F.<br />
18: 5-22.<br />
HAEUPLER, H. 1975: Übersicht über den Bearbeitungsstand der floristischen Kartierung der<br />
Bundesrepublik Deutschlands, Bereich Nord. Hess. Flor. Briefe 2/1975: 23-26.<br />
HAEUPLER, H. & SCHÖNFEL<strong>DER</strong>, P. 1975: Arealkundliche Gesichtspunkte im Rahmen der<br />
Kartierung der Flora Mitteleuropas in der Bundesrepublik Deutschland. Ber. Deutsch. Bot.<br />
Ges. Bd. 88: 451-468.<br />
FINK, H., HAEUPLER, H., NIKLFELD, H. & SCHÖNFEL<strong>DER</strong>, P. 1975: Liste der Bearbeiter kritischer<br />
Sippen im Rahmen der Kartierung der Flora Mitteleuropas − Ausgabe für die Bundesrepublik<br />
Deutschland. Göttingen, 20 S.<br />
HAEUPLER, H., MONTAG A. & WÖLDECKE, K. 1974: Verschollene und gefährdete Pflanzenarten<br />
in Niedersachsen (Rote Liste, Stand 1.10.1974). 24 S. Manuskript<br />
HAEUPLER, H. & SCHÖNFEL<strong>DER</strong>, P. 1973: Bericht über die Arbeiten zur floristischen Kartierung<br />
Mitteleuropas in der Bundesrepublik Deutschland. Mitt. Flor.-Soz. Arbeitsgem. N. F.<br />
15/16: 14-21.<br />
HAEUPLER, H. & WÖLDECKE, K. 1971: Die Gefäßpflanzenflora der Eilenriede und ihre pflanzengeographische<br />
Stellung in Niedersachsen. Ber. Naturhist. Ges. Hannover, Beiheft 7:<br />
129-138.<br />
HAEUPLER, H. 1971: Zur Flora. In: Der Landkreis Blankenburg. Kreisbeschreibungen 25: 73-<br />
76.<br />
HAEUPLER, H. 1970: Die Kartierung der Flora Mitteleuropas − ein kurzer Überblick über<br />
Ziele, Methoden und Organisation. Decheniana 122(2): 323-336.<br />
HAEUPLER, H. 1969: Zur Flora des südöstlichen Niedersachsens. Wiss. Zeitschr. Univ. Halle,<br />
Math.-Naturwiss. Reihe 18: 430-433.<br />
HAEUPLER, H. 1969: Morphologische und Pflanzengeographische Beobachtungen an Gagea-<br />
Arten im südlichen Niedersachsen. Mitt. Flor.-Soz. Arbeitsgem. N. F. 14: 36-46. (Festschrift<br />
R. Tüxen)<br />
ELLENBERG, H., HAEUPLER, H. & HAMANN, U. 1968: Arbeitsanleitung für die Kartierung der<br />
Flora Mitteleuropas (Ausgabe für die Bundesrepublik Deutschland). Mitt. Flor.-Soziol.<br />
Arbeitsgem. N. F. 13: 284-296.<br />
(GÖTTINGER) FLORISTISCHE RUNDBRIEFE<br />
Jahrgang 1967<br />
HAEUPLER, H. 1967: Beitrag zur Kenntnis der Potentilla vernales. Flor. Rundbr. 1: 5.<br />
HAEUPLER, H. 1967: Eine Hilfe zum Ansprechen einiger Ackerehrenpreise der Veronica<br />
agrestis-Gruppe. Flor. Rundbr. 1: 8.
Bibliografie Henning Haeupler 197<br />
Jahrgang 1968<br />
HAEUPLER, H. 1968: Hinweise zur Geländearbeit: Frühjahr, Frühsommer. Flor. Rundbr. 2(1):<br />
3.<br />
HAEUPLER, H. 1968: Ein Schlüssel zum Bestimmen der kleinblütigen Hornkräuter (Cerastium)<br />
Flor. Rundbr. 2(1): 9.<br />
HAEUPLER, H. 1968: Eine weitere Serie von vorläufigen Verbreitungskarten. Flor. Rundbr.<br />
2(1): 13.<br />
HAEUPLER, H. 1968: Hinweise zur Geländearbeit: II. Hochsommer. Flor. Rundbr. 2(2): 3.<br />
HAEUPLER, H.: Zur Kenntnis von Bidens frondosa L., einem Neubürger unserer Flora. Flor.<br />
Rundbr. 2(2): 4.<br />
HAEUPLER, H.: Ergänzung zu den Fruchthüllen der heimischen Rumex-Arten. Flor. Rundbr.<br />
2(2): 7.<br />
HAEUPLER, H.: Die Flora des Hessenbühl bei Wethen. Flor. Rundbr. 2(2): 11.<br />
HAEUPLER, H.: Bemerkenswerte Neufunde und Bestätigungen, II. Folge. Flor. Rundbr. 2(2)<br />
13.<br />
HAEUPLER, H. 1968: Hinweise zur Geländearbeit: III. Spätsommer. Flor. Rundbr. 2(3): 3.<br />
HAEUPLER, H. 1968: Bestimmungshilfen für die Trifolium alpestre-Gruppe im blütenlosen<br />
Zustand. Flor. Rundbr. 2(3): 4.<br />
HAEUPLER, H. 1968: Hinweise zum Einsenden von Belegmaterial. Flor. Rundbr. 2(3): 13.<br />
Jahrgang 1969<br />
HAEUPLER, H. 1969: Zwischenbilanz der Süd-Niedersachsen-Kartierung Winter 1968/69.<br />
Flor. Rundbr. 3(1): 17.<br />
HAEUPLER, H. 1969: Bemerkenswerte Neufunde und Bestätigungen, IV. Folge. Flor. Rundbr.<br />
3(2): 27.<br />
HAEUPLER, H. 1969: Bericht vom 1. Geländetreffen 1969 am 27.4. Flor. Rundbr. 3(2): 30.<br />
HAEUPLER, H. 1969: Bericht vom 2. Geländetreffen 1969 am 8.6. Flor. Rundbr. 3 (2): 31.<br />
HAEUPLER, H. 1969: Die Termine der weiteren Geländetreffen während der Saison 1969.<br />
Flor. Rundbr. 3(2): 33.<br />
HAEUPLER, H. 1969: Melilotus altissimus THUILL., eine weitere bislang "übersehene" Art<br />
unserer Flora. Flor. Rundbr. 3(3): 43.<br />
HAEUPLER, H. 1969: Berichte vom 3. und 4. Geländetreffen. Flor. Rundbr. 3(3): 48.<br />
HAEUPLER, H. 1969: Bemerkenswerte Neufunde und Bestätigungen, I. Folge (überarb.). Flor.<br />
Rundbr. 3(3): 55.<br />
HAEUPLER, H. 1969: Halophytenfluren in Süd-Niedersachsen insbesondere im südlichen Elm-<br />
Vorland. Flor. Rundbr. 3(3): 59.<br />
HAEUPLER, H. 1969: Die Blütenhüllen der heimischen Rumex-Arten bei Fruchtreife. Flor.<br />
Rundbr. 3(3): 63.<br />
HAEUPLER, H. 1969: Verbreitungskärtchen. Flor. Rundbr. 3(3): 64.<br />
HAEUPLER, H. 1969: Ein Beitrag zum Bestimmen der deutschen Geranium-Arten nach Blattmerkmalen.<br />
Flor. Rundbr. 3(4): 69.<br />
HAEUPLER, H. 1969: Epilobium adenocaulon nun auch für Süd-Niedersachsen nachgewiesen.<br />
Flor. Rundbr. 3(4) (81)<br />
HAEUPLER, H. 1969: Berichte von 6. und 7. Geländetreffen. Flor. Rundbr. 3(4): 85.<br />
Jahrgang 1970
198 Bibliografie Henning Haeupler<br />
HAEUPLER, H. 1970: Vorschläge zur Abgrenzung der Höhenstufen der Vegetation im Rahmen<br />
der Mitteleuropakartierung, I. Teil. Flor. Rundbr. 4(1): 3.<br />
HAEUPLER, H. 1970: Zwischenbilanz zum Stand der floristischen Kartierung Mitteleuropas in<br />
West-Deutschland. Flor. Rundbr. 4(1): 15.<br />
HAEUPLER, H. 1970: Wichtige Hinweise zur Datensammlung 1970 bei der Süd-<br />
Niedersachsen-Kartierung. Flor. Rundbr. 4(1): 19.<br />
HAEUPLER, H. 1970: Eine weitere Bilanz der Süd-Niedersachsen-Kartierung. Flor. Rundbr.<br />
4(2): 45.<br />
HAEUPLER, H. 1970: Vorschläge zur Abgrenzung der Höhenstufen der Vegetation im Rahmen<br />
der Mitteleuropakartierung, II. Teil. Flor. Rundbr. 4(3): 54.<br />
HAEUPLER, H. 1970: Berichte vom 4.-6. Geländetreffen 1970. Flor. Rundbr. 4(4): 74.<br />
Jahrgang 1971<br />
HAEUPLER, H. 1971: Bericht vom 1. Geländetreffen 1971. Flor. Rundbr. 5(1): 12.<br />
HAEUPLER, H. 1971: Bericht von der Kurzexkursion anläßlich der floristischen Runde 1971<br />
im Haus Röderhof. Flor. Rundbr. 5(2): 25.<br />
HAEUPLER, H. 1971: Bericht von der Exkursion am 23.5.71. Flor. Rundbr. 5(3): 50.<br />
HAEUPLER, H. 1971: Glyceria striata (LAM.) HITCHC. - ein Neubürger in Deutschlands Gramineenflora.<br />
Flor. Rundbr. 5(4): 63.<br />
HAEUPLER, H. 1971: Bericht vom Geländetreffen am 10. Oktober 1971. Flor. Rundbr. 5(4):<br />
69.<br />
Jahrgang 1972<br />
HAEUPLER, H. 1972: Noch eine Bemerkung zu Trifolium resupinatum L. Flor. Rundbr. 6(1):<br />
15.<br />
HAEUPLER, H. 1972: Bericht von der Exkursion am 3. Juni 1972 anläßlich der 7. floristischen<br />
Runde im Haus Röderhof. Flor. Rundbr. 6(3): 77.<br />
HAEUPLER, H. 1972: Erste Testergebnisse beim Auswerten floristischer Rasterkarten. Flor.<br />
Rundbr. 6(4): 103.<br />
Jahrgang 1974<br />
HAEUPLER, H. 1974: Bemerkungen zum Stand der floristischen Kartierung in der Bundesrepublik<br />
Deutschland. Flor. Rundbr. 8(2): 65.<br />
HAEUPLER, H. 1974: Solanum nitibaccatum BITTER und Solanum sarachoides aus der Sektion<br />
Solanum (= Maurella). Flor. Rundbr. 8(4): 98-105.<br />
HAEUPLER, H. 1974: Bericht vom Geländetreffen am 25.8.1974 in Gifhorn. Flor. Rundbr.<br />
8(4): 112.<br />
HAEUPLER, H. 1974: Bericht vom Treffen der Regionalstellenleiter in Lathen/Ems am 28.-<br />
29.9.1974. Flor. Rundbr. 8(4): 113.<br />
HAEUPLER, H. 1974: Bericht vom Geländetreffen am 6.10.1974 in Nienburg/Weser (MTB<br />
3321). Flor. Rundbr. 8(4): 118.<br />
Jahrgang 1975<br />
HAEUPLER, H. 1975: Hinweis zur Weiterverarbeitung der Geländedaten bei der Mitteleuropakartierung.<br />
Flor. Rundbr. 9(2): 44.<br />
HAEUPLER, H. & SCHÖNFEL<strong>DER</strong>, P. 1975: Musterkarten zum Stand der floristischen Kartierung<br />
in der Bundesrepublik Deutschland, 2. Folge. Flor. Rundbr. 9(3): 96.
Bibliografie Henning Haeupler 199<br />
HAEUPLER, H. 1975: Bericht vom 1. Geländetreffen der Zentralstelle Bereich Nord im MTB<br />
4828. Flor. Rundbr. 9(3): 106.<br />
HAEUPLER, H. 1975: Bericht vom 2. Geländetreffen der Zentralstelle im Bereich Nord im<br />
MTB 3317. Flor. Rundbr. 9(3): 106.<br />
HAEUPLER, H. 1975: Bericht vom zweitägigen Geländetreffen der Zentralstelle Bereich Nord<br />
in Lathen/Ems. Flor. Rundbr. 9(3): 107.<br />
HAEUPLER, H. 1975: Bericht vom 3. Geländetreffen der Zentralstelle Bereich Nord im MTB<br />
3229. Flor. Rundbr. 9(4): 133.<br />
Jahrgang 1976<br />
HAEUPLER, H. 1976: Bestimmungsschlüssel der Geranium-Arten in Deutschland nach Blattmerkmalen.<br />
Flor. Rundbr. 10(3), (Beiblatt Nr. 4)<br />
HAEUPLER, H. 1976: Berichte von den Geländetreffen. Flor. Rundbr. 10(3): 69.<br />
HAEUPLER, H. 1976: Berichte von den Geländereffen. Flor. Rundbr. 10(4): 101.<br />
HAEUPLER, H. 1976: Bericht vom Treffen der Regionalstellenleiter in Schlitz/Oberhessen am<br />
10.-12.9. Flor. Rundbr. 10(4): 104.<br />
HAEUPLER, H. 1976: Bericht von der floristischen Runde im Haus Röderhof. Flor. Rundbr.<br />
10(4): 105.<br />
Jahrgang 1977<br />
HAEUPLER, H. 1977: Bestimmungsschlüssel der Gagea-Arten im südlichen Niedersachsen im<br />
blütenlosen Zustand. Flor. Rundbr. 11(1), (Beiblatt Nr. 5)<br />
HAEUPLER, H. & SCHÖNFEL<strong>DER</strong>, P. 1977: Übersicht zum Bearbeitungsstand bei der Kartierung<br />
der Flora Mitteleuropas. Flor. Rundbr. 11(3): 81.<br />
HAEUPLER, H. 1977: Berichte von den Geländetreffen. Flor. Rundbr. 11(4): 116.<br />
Jahrgang 1978<br />
HAEUPLER, H. 1978: Eine weitere "wilde" Gemüsepflanze auf Helgoland ? Flor. Rundbr.<br />
12(4): 102.<br />
Jahrgang 1979<br />
SCHÖNFEL<strong>DER</strong>, P., HAEUPLER, H. & BUDWEISER, F. 1979: Erste Zwischenergebnisse der Datenverarbeitung<br />
bei der floristischen Kartierung Mitteleuropas in der Bundesrepublik<br />
Deutschland. Flor. Rundbr. 13(1): 1.<br />
Jahrgang 17 (1983)<br />
HAEUPLER, H. & GARVE, E. 1983: Programm zur Erfassung von Pflanzenarten in Niedersachsen.<br />
Flor. Rundbr. 17(1/2): 63.<br />
Jahrgang 22(1988)<br />
HAEUPLER, H. & SCHÖNFEL<strong>DER</strong>, P. 1988: Änderungen im "durchgesehenen 2. Nachdruck" des<br />
Atlas der Farn- und Blütenpflanzen der Bundesrepublik Deutschland. Flor. Rundbr. 22(2):<br />
135.<br />
Jahrgang 23 (1989)<br />
SCHÖNFEL<strong>DER</strong>, P. & HAEUPLER, H. 1989: Datenbank Blütenpflanzen − ein neuer Anfang.<br />
Flor. Rundbr. 23(2): 82.
200 Bibliografie Henning Haeupler<br />
Jahrgang 25 (1991)<br />
HAEUPLER, H. 1991: Geleitwort für H. ELLENBERG. Flor. Rundbr. 25(1): 1.<br />
Jahrgang 27 (1993)<br />
AHLMER, W., HAEUPLER, H., MAY, R., MÜHLBERG, H., SCHÖNFEL<strong>DER</strong>, P. & VOGEL, A. 1993:<br />
Aufruf zur Weitergabe neuerer floristischer Daten. Flor. Rundbr. 27(2): 61.<br />
Jahrgang 28 (1994)<br />
SCHÖNFEL<strong>DER</strong>, P. & HAEUPLER, H. 1994: Einführung in die Tagung. Flor. Rundbr. 28(2): 82<br />
HAEUPLER, H., MÜHLBERG, H. & SCHÖNFEL<strong>DER</strong>, P. 1994: Fortführung und Abschluß des<br />
Projektes "Datenbank Blütenpflanzen": laufende Vorhaben, Wünschenswertes, Machbares.<br />
Flor. Rundbr. 28(2): 168.<br />
Jahrgang 31 (1997)<br />
HAEUPLER, H. 1997: Nachruf zum Tode von Heinz Ellenberg. Flor. Rundbr. 31(2): 81.<br />
Jahrgang 33 (1999)<br />
HAEUPLER, H. 1999: Einige Bemerkungen in eigener Sache. Flor. Rundbr. 33(1): 1.<br />
Jahrgang 34 (2000)<br />
HAEUPLER, H. 2000: Die ungleiche Verteilung der Artenvielfalt innerhalb Deutschlands –<br />
eine Antwort. Florist. Rundbr. 34(1): 17-24.<br />
Jahrgang 38 (2004)<br />
SWATEK, J., LOOS, G. H., KEIL, P. & HAEUPLER, H. (2004): Saururus cernuus L., das Eidechsenschwänzchen,<br />
im Duisburg-Mülheimer Wald (Westliches Ruhrgebiet, Nordrhein-<br />
Westfalen). Flor. Rundbr. 38(1-2): 39-44.<br />
Jahrgang 41 (2007)<br />
HAEUPLER, H. 2008: Nachwort in eigener Sache. Florist. Rundbr. 41: 111–112.
Florist. Rundbriefe 42 (2008), 201-211 2009 201<br />
BLAMEY, M. & GREY-WILSON, C. 2008:<br />
Wild flowers of the Mediterranean. A complete<br />
guide to the islands and coastal regions.<br />
– 2. Aufl. 560 Seiten. A. & C. Black,<br />
London. ISBN 0-7136-7015-0<br />
„Wild flowers of the Mediterranean“ von M.<br />
Blamey (Zeichnungen) und C. Grey-Wilson<br />
(Text) ist ein Klassiker unter den Mittelmeer-Pflanzenführern.<br />
Die hier besprochene<br />
zweite Auflage von 2008 geht auf das 1988<br />
erstmals erschienene Buch zurück, das 2004<br />
von einem anderen Verlag erneut veröffentlicht<br />
wurde. Das Taschenbuch bildet etwa<br />
1500 Arten in farbigen Illustrationen ab (und<br />
nicht „over 2700 colour illustrations“, wie<br />
auf dem Buchdeckel behauptet wird; richtig<br />
dagegen auf der Deckelinnenseite). Hinzu<br />
kommen weitere 1200 Strichzeichnungen<br />
(meist von Blättern, Blüten oder Früchten)<br />
im Textteil. (Man versteht, wie die falsche<br />
Zahl der Farbabbildungen zustande kommt,<br />
dass der Etikettenschwindel in einer<br />
Zweitauflage Bestand hatte, bleibt trotzdem<br />
ärgerlich.) Viele der 191 farbigen Seiten mit<br />
ihren jeweils 5-12 Pflanzenarten sind ein<br />
ästhetischer Genuss und beweisen die Könnerschaft<br />
der Künstlerin Marjorie Blamey<br />
besonders bei farblichen Nuancierungen.<br />
Man betrachte nur die Doppelseite 69/70 mit<br />
den Citrus-Arten oder 49/50, Lathyrus – das<br />
geht nur mit Frischmaterial als Vorlage.<br />
Hübsch auch die auf einigen Seiten liebevoll<br />
eingepassten landschaftlichen Szenerien,<br />
gern mit Wiedehopf. Und doch muss mit<br />
einem Mythos aufgeräumt werden, zufolge<br />
dessen Zeichnungen besser als Fotos geeignet<br />
seien zur Bestimmung von Pflanzen. Vor<br />
allem unter den Apiaceen (Scaligeria cretica,<br />
Bunium ferulaceum), Caryophyllaceen<br />
(Cerastium ligusticum, Herniaria cinerea,<br />
Spergularia rubra), Plantaginaceen (Planta-<br />
REZENSIONEN<br />
go bellardii, P. cretica), Plumbaginaceen<br />
(Limonium graecum) und Poaceen (Bromus<br />
madritensis, Digitaria ischaemum, D. sanguinalis)<br />
gibt es eine Reihe von wenig aussagekräftigen<br />
Abbildungen. Hier wäre es<br />
sinnvoll gewesen, Details hervorzuheben.<br />
Die Auswahl der Arten umfasst wildwachsende,<br />
aber auch Zier- und Nutzpflanzen<br />
und beschränkt sich mit wenigen Ausnahmen<br />
auf Arten der Küstenräume und des<br />
Hinterlandes ohne die Gebirge. Mit dieser<br />
selbst auferlegten Einschränkung ist die<br />
Auswahl meist überzeugend. Ich fand darin<br />
sogar den Neophyten Cardiospermum halicacabum,<br />
dessen Identität ich drei Jahre<br />
zuvor – ohne Blamey/Grey-Wilson konsultiert<br />
zu haben – erst nach längerer Mühe<br />
lüften konnte. Natürlich sind aus artenreichen<br />
Gattungen immer nur wenige repräsentative<br />
Arten abgebildet. Doch warum wurde<br />
unter den kleinblütigen Epilobium-Arten<br />
ausgerechnet E. palustre ausgewählt?<br />
<strong>Erwin</strong> <strong>Bergmeier</strong><br />
BUTTLER, K. P. & HAND, R. 2008: Liste der<br />
Gefäßpflanzen Deutschlands. – Kochia<br />
Beiheft 1: 1-107. Gesellschaft zur Erforschung<br />
der Flora Deutschlands, Berlin.<br />
ISSN 1867-6626<br />
Mehr als 10 Jahre nach Erscheinen der<br />
„Standardliste“ (Wisskirchen & Haeupler<br />
1998) legen Karl Peter Buttler und Ralf<br />
Hand eine neue „Liste der Gefäßpflanzen<br />
Deutschlands“ vor. Kernstück dieser Referenzliste<br />
ist das 4165 akzeptierte Sippen<br />
(Arten und Unterarten) umfassende Verzeichnis<br />
der Pflanzennamen. Wer sich auf<br />
einen Standard für die Benennung von<br />
Pflanzensippen Deutschlands beziehen<br />
möchte, wird diese Liste künftig zitieren. Da<br />
die Namen und taxonomischen Konzepte
202 Rezensionen<br />
weitgehend mit denen des „Kritischen Bandes“<br />
der Rothmaler-Exkursionsflora übereinstimmen<br />
(10. Auflage, JÄGER & WERNER<br />
2005), sind die Autoren der Pflanzennamen<br />
weggelassen worden. In einem Kapitel<br />
geben die Autoren kurzgefasste Anmerkungen<br />
zu Taxa, deren Namen von denen im<br />
„Rothmaler“ abweichen. Gründe für solche<br />
Abweichungen sind nomenklatorische Änderungen,<br />
taxonomisch abweichende Bewertungen<br />
und neuere floristische Befunde zum<br />
Fehlen, Vorkommen und Status von Sippen<br />
in Deutschland. Dieses Kapitel, mit seinen<br />
oft lakonisch knappen Begründungen, macht<br />
die „Liste“ zu einer Quelle interessanter<br />
Informationen über neuere (und nicht so<br />
neue) taxonomische und nomenklatorische<br />
Sachverhalte. Die Autoren versuchen, ein<br />
klar definiertes Unterartkonzept, das auf<br />
ökologischen oder geographischen Rassen<br />
beruht, konsequent umzusetzen. Eng verwandte<br />
Sippen mit sympatrischen Arealen<br />
finden daher entweder als getrennte Arten<br />
Berücksichtigung oder werden als Varietäten<br />
nicht eigens aufgeführt. In einer Reihe<br />
von Fällen wird deutlich, dass die Autoren<br />
taxonomische Bestrebungen, die auf eine<br />
Aufwertung von längst bekannten Gattungssegregaten<br />
ohne überzeugende phylogenetische<br />
Kriterien und entsprechenden Erkenntnisgewinn<br />
eher zurückhaltend beurteilen. So<br />
bleiben einstweilen Anisantha, Bromopsis<br />
und Ceratochloa in Bromus eingeschlossen,<br />
Chamaesyce in Euphorbia, Cyanus in Centaurea,<br />
Elytrigia und Roegneria in Elymus,<br />
Psyllium in Plantago und Schedonorus in<br />
Festuca. Dagegen repräsentieren Comarum,<br />
Ficaria, Fourraea, Gentianopsis, Helosciadium,<br />
Hylotelephium, Hypopitys, Pseudoturritis<br />
und Turritis, um nur einige zu nennen,<br />
eigenständige Gattungen. In die Liste aufgenommen<br />
wurden auch etablierte Neophyten,<br />
jedoch keine unbeständig auftretenden<br />
Sippen. Etablierte Bastarde, deren Populationsdynamik<br />
eine gewisse Unabhängigkeit in<br />
der Arealbildung (und in zweiter Linie der<br />
Ausbreitung) von den Elternsippen signalisiert,<br />
sind ebenfalls enthalten.<br />
<strong>Erwin</strong> <strong>Bergmeier</strong><br />
CHRISTENSEN, E. 2007: Eine Theorie zur<br />
Beziehung zwischen Artenzahl und Flächengröße.<br />
– Mitteilungen der Arbeitsgemeinschaft<br />
Geobotanik in Schleswig-<br />
Holstein und Hamburg 64: 296 Seiten. ISSN<br />
0344-8002<br />
Mit diesem Band legt der Autor seine Dissertation<br />
zu einem der wichtigsten „Gesetze“<br />
der Ökologie vor und stellt diese in<br />
besondere Beziehung zu floristischen Erfassungen.<br />
Die Beziehung zwischen Artenzahl<br />
und Arealgröße (oder Aufnahmegröße), d.h.<br />
der Zunahme der Artenzahl mit zunehmen<br />
der Flächengröße ist eines der am besten<br />
untersuchten Muster der Ökologie. Der Autor<br />
Erik Christensen ist allerdings nicht nur<br />
aktiver Florist in Schleswig-Holstein, sondern<br />
auch Mathematik-Lehrer. Dementsprechend<br />
dienen floristische Daten und ökologische<br />
Sachverhalte als Fallbeispiele in einer<br />
sehr stark mathematisch geprägten Arbeit.<br />
Wer sich davon nicht abschrecken lässt,<br />
bekommt eine in der deutschen Sprache<br />
wohl einmalige Übersicht über Theorien,<br />
Funktionen und Anwendungen der Arten-<br />
Areal-Kurve. Nach einer detaillierten Einführung<br />
in das Thema erfolgen eine Reihe<br />
tief greifender mathematischer Ausführungen<br />
sowie deren Bedeutung für ökologische<br />
Anwendungen.<br />
Insgesamt werden die unterschiedlichen Aspekte<br />
der Untersuchung von Arten-Areal-<br />
Beziehungen kritisch und meist umfassend<br />
klassifiziert. Nur selten sind mir dabei kleine<br />
Ungenauigkeiten aufgefallen – so etwa bei<br />
der Aussage, dass nur ineinander verschachtelte<br />
Aufnahmen räumlich nicht voneinander<br />
unabhängig sind. Hier ist tatsächlich das<br />
Gebot der Unabhängigkeit auf das Gröbste<br />
verletzt; allerdings sind auch viele Aufnahmen,<br />
die in unterschiedlichen Entfernungen<br />
zueinander sind, wohl meist nicht räumlich
unabhängig voneinander und müssten daher<br />
mit speziell hierfür erstellten Methoden<br />
analysiert werden. Dabei ist mir zugegebenermaßen<br />
keine einzige Analyse bekannt, in<br />
der bei der Beziehung zwischen Artenzahl<br />
und Flächengröße die mangelnde räumlich<br />
Unabhängigkeit kontrolliert wurde. Meines<br />
Erachtens unnötig ist hier jedoch die Prägung<br />
eines eigenen wissenschaftlichen<br />
Begriffes (Geospeziometrie) für den betrachteten<br />
Wissenschaftsbereich. Derlei<br />
Wortschöpfungen aus griechisch-lateinischen<br />
Ableitungen liegen zwar in der mitteleuropäischen<br />
Tradition, aber nicht jeder<br />
Teilbereich der Ökologie bedarf meines<br />
Erachtens eines eigenen wissenschaftlichen<br />
Namens. Zudem sind derartige Begriffe<br />
in der internationalen Kommunikation<br />
meist hinderlich. Zusammenfassend betrachtet<br />
legt der Autor ein Werk vor, in dem ein<br />
Problem umfassend monographisch bearbeitet<br />
wird. Hierbei wird auch ausreichend<br />
Platz auf die allgemeinen Grundlagen zur<br />
Arten-Areal-Kurve gelegt. Damit erfolgt<br />
nicht nur eine schöne Einführung in die<br />
wichtigsten allgemein wissenschaftlichen<br />
und speziell mathematischen Grundlagen,<br />
sondern auch ein Transfer mit Anwendung<br />
für die moderne Ökologie.<br />
Ingolf Kühn<br />
DÜLL, R. & DÜLL, I. 2007: Taschenlexikon<br />
der Mittelmeerflora. Ein botanischökologischer<br />
Exkursionsbegleiter zu den<br />
wichtigsten Arten. – [6]+393 Seiten. Quelle<br />
& Meyer Verlag, Wiebelsheim. ISBN 978-<br />
3-494-01426-5<br />
Das „Taschenlexikon der Mittelmeerflora“<br />
ist ein, wie der Untertitel angibt, „Exkursionsbegleiter“,<br />
doch eignet es sich nicht zur<br />
Pflanzenbestimmung und wegen der recht<br />
wenigen, sehr kleinen und zudem oft kaum<br />
aussagekräftigen Fotos nur bedingt zum<br />
Wiedererkennen von Pflanzen. Der Titel des<br />
Büchleins ist zu hoch gegriffen, doch bietet<br />
es eine Fülle von morphologischen, biologi-<br />
Rezensionen 203<br />
schen, etymologischen, ethnobotanischen<br />
und, dies nachrangig, ökologischen Informationen.<br />
Diese werden im 327 Seiten umfassenden<br />
„Speziellen Teil“ zu etwa 315 Taxa<br />
(Gattungen, Arten) gegeben, wobei die<br />
Auswahl („wichtigste Arten“) von Wild-,<br />
Zier- und Nutzpflanzen nicht immer ganz<br />
überzeugt. Der „Allgemeine Teil“ (35 Seiten)<br />
wirkt, als sei er vernachlässigt worden.<br />
Er enthält kurzgefasste Angaben zur Ökologie<br />
und zu Lebensräumen der Mittelmeerpflanzen<br />
und spricht auch „Probleme des<br />
Mitweltschutzes“ aus Sicht der Autoren an,<br />
ein Aspekt, der in den gängigen Pflanzenführern<br />
für den Mittelmeerraum meist zu<br />
kurz kommt. Recht ausführlich sind die<br />
Anmerkungen zu Lebensformen, Bestäubungs-<br />
und Ausbreitungstypen, was überflüssig<br />
wird, wenn bestimmte Phänomene<br />
(etwa die Bestäubung durch Säuger und<br />
Vögel) im Mittelmeerraum keine Rolle<br />
spielen. Nützlich, wenn auch unvollständig<br />
ist das Glossar. Bedenkt man, dass es von<br />
denselben Autoren ein Vorläuferwerk von<br />
2003 gibt, die „Geheimnisse der Mittelmeerflora“<br />
(in dem 50 Arten weniger enthalten<br />
sind), so erscheint die neue Bearbeitung für<br />
diese „Erstauflage“ zwar erheblich, aber<br />
noch unzureichend – und Veränderungen im<br />
Druckbild führten auch nicht immer zum<br />
besseren Resultat. Das sehr kleinformatige<br />
Buch (11 × 18 cm) ist gut geeignet für botanisch<br />
interessierte Reisende, die zu ihnen<br />
bekannten Arten mehr wissen wollen als den<br />
Namen. Einer künftigen Auflage ist eine<br />
konsequente und gründliche Überarbeitung<br />
vor allem des allgemeinen Teils zu wünschen,<br />
eine taxonomische Aktualisierung<br />
und bessere Fotos.<br />
<strong>Erwin</strong> <strong>Bergmeier</strong><br />
FOERSTER, E. 2008: Seggen, Binsen, Simsen<br />
und andere Scheingräser des Grünlandes.<br />
Ein Schlüssel zum Bestimmen während der<br />
ganzen Vegetationszeit. – LANUV-Arbeitsblatt<br />
5, xiv + 28 Seiten. Landesamt für Natur,<br />
Umwelt und Verbraucherschutz Nord-
204 Rezensionen<br />
rhein-Westfalen, Recklinghausen. ISSN<br />
1864-8916<br />
Der Wert von Bestimmungshilfen hängt<br />
vom Maß der Erfahrungen ab, die eingeflossen<br />
sind. Der „Scheingräser“-Schlüssel von<br />
Dr. Ekkehard Foerster ist nach diesem Kriterium<br />
ein Musterbeispiel und ein Klassiker,<br />
beruht er doch auf den Erfahrungen des<br />
Autors und anderer Kartierer aus 4 Jahrzehnten<br />
Standortkartierung von Grünland.<br />
Was sind Scheingräser? Der pragmatische<br />
Begriff umfasst im wesentlichen Cyperaceen<br />
und Juncaceen, soweit sie im Grünland (im<br />
weitesten Sinne) in Nordrhein-Westfalen<br />
und angrenzenden Gebieten vorkommen.<br />
Außerdem sind hierher gehörige Vertreter<br />
der Gattungen Acorus, Allium, Armeria,<br />
Butomus, Iris, Narthecium, Ornithogalum,<br />
Sparganium, Tofieldia, Triglochin und<br />
Typha enthalten. Verschlüsselt sind 116<br />
Arten, ihre Unterarten sowie einige Bastarde.<br />
Nicht wenige Arten sind mehrfach verschlüsselt.<br />
Durch die Auswahl der Arten und<br />
die nicht strenge geographische Beschränkung<br />
ist die geheftete Broschüre ideal für<br />
Lehre, Studium, Forschung und Praxis,<br />
geeignet zur Nutzung im Gelände im außeralpinen<br />
Deutschland und westlich angrenzenden<br />
Ländern, im Grunde in weiten Teilen<br />
Nordwest-Europas ohne die Küsten. Die<br />
verschlüsselten Hauptgruppen sind: Binsenartige<br />
Pflanzen ohne Blätter; Binsenartige<br />
Pflanzen mit Blättern; Scheingräser mit<br />
borstlichen Blättern; Zweizeilig beblätterte<br />
Scheingräser; Sauergräser, seggenartige<br />
Pflanzen; Hainsimsen und andere Rosettenpflanzen.<br />
Echte Gräser sind nicht enthalten,<br />
sie werden aber als Gruppe den Scheingräsern<br />
gegenübergestellt und ihre Merkmale<br />
erläutert. Die Stärke der Bestimmungsschlüssel<br />
– der Untertitel sagt es: „...zum<br />
Bestimmen während der gesamten Vegetationszeit“<br />
– liegt in der Verwendung erprobter<br />
vegetativer Merkmale, doch werden, wo<br />
dies geboten erscheint, auch Merkmale der<br />
Blüten, Früchte und Fruchtstände herange-<br />
zogen. Die überaus nützliche Broschüre ist<br />
erhältlich beim Landesamt für Natur, Umwelt<br />
und Verbraucherschutz Nordrhein-<br />
Westfalen, Leibnizstraße 10, 45659 Recklinghausen<br />
oder poststelle@lanuv.nrw.de<br />
oder on-line unter www.lanuv.nrw.de/<br />
veroeffentlichungen/lanuv/vls.htm.<br />
<strong>Erwin</strong> <strong>Bergmeier</strong><br />
HENKER, H. & KIESEWETTER, H. 2009:<br />
Rubus-Flora von Mecklenburg-Vorpommern<br />
(Brombeeren, Kratzbeere, Himbeeren, Steinbeere).<br />
– Botanischer Rundbrief für Mecklenburg-Vorpommern<br />
44 (Sonderheft Rubus,<br />
Brombeere), 273 Seiten. Arbeitsgemeinschaft<br />
Geobotanik Mecklenburg-Vorpommern,<br />
Neubrandenburg. ISSN 1432-5853<br />
Die „Rubus-Flora von Mecklenburg-Vorpommern“<br />
füllt eine Lücke zwischen den<br />
früher erschienenen nordmitteleuropäischen<br />
regionalen Rubus-Floren und -Listen Dänemarks<br />
und Schleswig-Holsteins, Polens,<br />
Westfalens, Niedersachsens und Sachsen-<br />
Anhalts, die mit den Namen Martensen,<br />
Pedersen, Stohr, Walsemann, Weber und<br />
Zieliński verknüpft sind. Zu diesen verdienstvollen<br />
Gebietsmonographen gehören<br />
nun auch die langjährigen Brombeerkenner<br />
Heinz Henker und Helmut Kiesewetter, die<br />
die Gattung Rubus auch bereits für die Flora<br />
von Mecklenburg-Vorpommern (Fukarek &<br />
Henker 2006) bearbeitet hatten. Die „Rubus-<br />
Flora“, als Sonderheft des Botanischen<br />
Rundbriefs für Mecklenburg-Vorpommern<br />
im angemessenen A4-Format erschienen,<br />
versammelt 108 Arten (darunter 73 der<br />
Sektion Rubus, 34 der Sektion Corylifolii)<br />
auf jeweils einer Doppelseite, in einigen<br />
wenigen Fällen besonders variabler Arten<br />
auf 3-4 Seiten. Auf der linken Hälfte der<br />
Doppelseite ist der Text und ein Verbreitungskärtchen,<br />
auf der rechten gegenüber<br />
sind (meist 2) Farbfotos von repräsentativen<br />
Herbarbelegsausschnitten von Schössling<br />
und Blatt sowie Blütenstand in sehr guter<br />
Qualität abgebildet. Anhangsweise werden
eine Reihe von Lokalsippen Mecklenburg-<br />
Vorpommers aufgeführt, deren bekanntes<br />
Areal nur zwischen 2,4 und 27,5 km im<br />
Durchmesser beträgt. Es gibt zwei Bestimmungsschlüssel;<br />
einer konventionellen Zuschnitts<br />
enthält alle behandelten Arten; ein<br />
zweiter verschlüsselt 88 Brombeerarten mit<br />
auffälligen Blüten-, Blatt- oder Schösslingsmerkmalen,<br />
was nicht nur Anfängern der<br />
Batologie eine wichtige Hilfestellung bietet,<br />
sondern auch nachahmenswert für andere<br />
Regionen ist.<br />
<strong>Erwin</strong> <strong>Bergmeier</strong><br />
KRETZSCHMAR, H. 2008: Die Orchideen<br />
Deutschlands und angrenzender Länder finden<br />
und bestimmen. – 285 Seiten. Quelle &<br />
Meyer Verlag, Wiebelsheim. ISBN 978-3-<br />
494-01419-7<br />
Dr. Horst Kretzschmar legt mit diesem<br />
Hardcover-Buch im „Taschenformat“ das<br />
wohl kleinste und handlichste Buch zur<br />
Bestimmung der „Orchideen Deutschlands<br />
und angrenzender Länder“ vor, das derzeit<br />
zu haben ist. Mit 3-4 Fotos von bewährter<br />
Qualität je Sippe, fundiertem Text und<br />
zeitlich differenzierten (vor und nach 1980)<br />
Verbreitungskarten auf Basis von Messtischblättern<br />
wird über jede Art und Unterart<br />
steckbriefartig informiert. Listen und Fotos<br />
von Hybriden sind auf 30 Seiten angehängt.<br />
Zur Bestimmung sind neben den Detail- und<br />
Habitusfotos blühender Pflanzen und den<br />
Beschreibungen auch Bestimmungsschlüssel<br />
und Fotos von Fruchtständen beigegeben.<br />
Das Büchlein ist übersichtlich gegliedert<br />
und bietet informative einführende Kapitel<br />
zu den Lebensräumen von Orchideen, ihrem<br />
Vegetationszyklus und zur Bestäubung.<br />
Ersichtlich ist es Kretzschmar ein Anliegen,<br />
systematische und taxonomische Konsequenzen<br />
infolge neuerer genetischer Forschungsergebnisse<br />
zu transportieren und<br />
Verständnis für aus Sicht des Autors unvermeidliche<br />
Namensänderungen zu vermitteln.<br />
Es ist Kretzschmar hoch anzurechnen, dass<br />
Rezensionen 205<br />
er (1) die genetischen Methoden bereits in<br />
der Einleitung kurz beschreibt und diese<br />
Techniken nicht im Range einer Geheimwissenschaft<br />
belässt, die dem Orchideenfreund<br />
fremd bleiben muss, und (2) dass er<br />
sein Konzept von Art, Unterart und Varietät<br />
definiert. Mögen diese Taxondefinitionen<br />
(insbesondere zu Unterart und Varietät, man<br />
vergleiche hierzu das Konzept von BUTTLER<br />
& HAND 2008 für die Liste der Gefäßpflanzen<br />
Deutschlands) im Detail strittig sein, so<br />
ist doch die konsequente Anwendung des<br />
phylogenetischen Artkonzeptes anzuerkennen.<br />
Dies führt zu den ausführlich begründeten<br />
Entscheidungen, Coeloglossum in Dactylorhiza<br />
und Listera in Neottia einzuschließen<br />
sowie Orchis s.l. (im Sinne von BUTT-<br />
LER & HAND 2008, die im übrigen diese<br />
taxonomischen Konsequenzen nicht nachvollziehen)<br />
auf Orchis s.str., Anacamptis<br />
und Neotinea zu verteilen (wie dies<br />
KRETZSCHMAR & al. 2007 schon ausführlich<br />
für die europäischen Arten begründet haben).<br />
Kurz: ein aktuelles, schönes und praktisches<br />
Buch über die Orchideenflora<br />
Deutschlands, das man auf Exkursionen<br />
mitnehmen kann.<br />
<strong>Erwin</strong> <strong>Bergmeier</strong><br />
LANSDOWN, R. V. 2008: Water-starworts<br />
(Callitriche) of Europe. – B.S.B.I. Handbook<br />
No. 11. 180 Seiten. Botanical Society<br />
of the British Isles, Natural History Museum,<br />
London. ISBN 10: 0 901158 36 4,<br />
ISBN 13: 978 0 901158 36 9<br />
Band 11 der „BSBI-Handbook“-Reihe<br />
weicht insofern von seinen Vorgängern ab,<br />
als er nicht nur die britischen, sondern alle<br />
europäischen Vertreter einer taxonomischen<br />
Gruppe behandelt – nämlich die 16 Arten<br />
und eine Bastardsippe der Gattung Callitriche.<br />
Dies kommt mitteleuropäischen Benutzern<br />
zugute, da Merkmalsbeschreibungen,<br />
Schlüssel und Abbildungen stets die Variationsbreite<br />
der Wassersterne im europäischen<br />
Rahmen abdecken. Die in der „Liste
206 Rezensionen<br />
der Gefäßpfanzen Mitteleuropas“ (Buttler &<br />
Hand 2008) aufgeführten 9 Arten sind natürlich<br />
enthalten, allerdings als 8 Arten samt<br />
einer zusätzlichen Varietät. Callitriche<br />
hamulata wurde vom Autor Richard Lansdown<br />
bereits früher (Watsonia 26, 2006) zur<br />
Varietät herabgestuft: C. brutia var. hamulata.<br />
Die nur chromosomal bestimmbare<br />
Bastardsippe C. ×vigens (C. cophocarpa ×<br />
platycarpa) scheint in Deutschland (entgegen<br />
der Kartendarstellung) bisher noch nicht<br />
nachgewiesen worden zu sein (wohl aber in<br />
der Westschweiz, Ostfrankreich, den Niederlanden,<br />
Dänemark und Südschweden).<br />
Die Ausführlichkeit der Beschreibungen und<br />
die Detailliertheit der Abbildungen sind so,<br />
wie man sie sich wünscht. Zwei Bestimmungsschlüssel<br />
für die europäischen Arten<br />
(und zwei nur für die britischen) sind enthalten,<br />
einer („field key“) bedient sich<br />
makroskopischer, einer mikroskopischer<br />
Merkmale. Die ausführlichen einführenden<br />
Kapitel erleichtern die Einarbeitung. Das<br />
Buch wird dazu führen, und das ist Lansdowns<br />
Verdienst, dass den Wassersternen<br />
künftig mehr Aufmerksamkeit zuteil wird.<br />
<strong>Erwin</strong> <strong>Bergmeier</strong><br />
LICHT, W. 2008: Bestimmungsschlüssel zur<br />
Flora des Gargano (Süd-Italien). – 384<br />
Seiten. Shaker Verlag, Aachen. ISBN 978-3-<br />
8322-7763-5<br />
Wolfgang Licht, Botaniker an der Universität<br />
Mainz, legt Bestimmungsschlüssel zur<br />
Gefäßpflanzenflora des Gargano vor, eines<br />
Gebietes von etwa 2000 km², bekannt als<br />
„Stiefelsporn“ der Apennin-Halbinsel. Das<br />
Gebiet ist von besonderem botanischen<br />
Interesse durch seinen Arten- und Endemitenreichtum<br />
und seine pflanzengeografische<br />
Position im zentralen Mittelmeerraum mit<br />
vielen amphiadriatischen Arten. Die nun<br />
erstmals publizierte Fassung fußt auf mehreren<br />
Vorläuferversionen, die seit mehr als 20<br />
Jahren anlässlich von Geländepraktika<br />
erstellt, erprobt und verbessert worden sind.<br />
Grundlagen für die Schlüssel sind Flora<br />
d’Italia (PIGNATTI 1982) und Flora Europaea<br />
(TUTIN & al. 1968-1993), neuere Publikationen<br />
sowie Erfahrungen des Autors und<br />
seiner Studenten bei der Bestimmung von<br />
etwa 6000 im Laufe der Jahre gesammelten<br />
Herbarbelegen. Auf neuere Spezialliteratur<br />
wird bei einigen Gattungen hingewiesen.<br />
Das Taschenbuch im flexiblen Einband<br />
enthält keine Abbildungen und ist äußerst<br />
schlicht gehalten. Etwa 2200 Arten und<br />
zusätzlich 400 subspezifische Taxa werden<br />
dichotom verschlüsselt, darunter ca. 400<br />
Arten, die für den Gargano fraglich sind<br />
oder, da nur benachbart bekannt, möglicherweise<br />
vorkommen. Genauere Artbeschreibungen,<br />
die über die Schlüsselmerkmale<br />
hinausgehen, fehlen. Taxonomisch ist<br />
der Bestimmungsschlüssel an den neuen<br />
italienischen „Checklisten“ von CONTI & al.<br />
(2005, 2007) ausgerichtet. Einführende<br />
Kapitel sind sehr knapp gehalten, insbesondere<br />
fehlen geografische und geobotanische<br />
Erläuterungen weitgehend; es gibt allerdings<br />
pflanzengeografische Anmerkungen. Das<br />
Werk ist beim Verlag auch als pdf-Datei<br />
erhältlich. Angesichts der schlichten Aufmachung<br />
erscheint der Preis nicht eben<br />
günstig. Wer den Gargano besucht, wird das<br />
Bestimmungsbuch trotzdem gern mitnehmen<br />
und mit Gewinn benutzen.<br />
<strong>Erwin</strong> <strong>Bergmeier</strong><br />
MEIEROTT, L. 2008: Flora der Haßberge und<br />
des Grabfelds. Neue Flora von Schweinfurt.<br />
– 2 Bände, 1448 Seiten. IHW-Verlag, Eching.<br />
ISBN 978-3-930167-70-8<br />
Um mit dem Resümee zu beginnen: es ist<br />
eine moderne Regionalflora mit einzigartigen<br />
Qualitäten. Mit 22,5 Messtischblättern<br />
(2974 km²) nimmt die „Flora der Haßberge<br />
und des Grabfelds“ den größten Teil des<br />
naturräumlich vielfältigen Regierungsbezirks<br />
Unterfranken sowie angrenzende<br />
Gebiete ein. Das zweibändige Werk besticht<br />
durch seine ausgezeichnete Druckqualität
ei den 2167 Verbreitungskarten und den<br />
338 instruktiven Fotos ausgewählter Sippen,<br />
die je nach Relevanz und Verfügbarkeit<br />
Herbarbelege, Details oder den Habitus der<br />
Pflanze im Freiland abbilden. Der Text ist<br />
für jede Sippe konsistent gegliedert und<br />
enthält neben dem Namen Angaben zum<br />
Status und zum Standort, zur Blütezeit,<br />
Verbreitung und Gefährdung. Bei im Gebiet<br />
seltenen Arten werden Wuchsortnachweise<br />
genannt. Auf Sippenbeschreibungen und<br />
Bestimmungsschlüssel wurde unter Verweis<br />
auf Rothmalers Exkursionsflora Band 4<br />
verzichtet. Doch finden sich für eine Reihe<br />
von Gattungen nützliche, aus verschiedenen<br />
Quellen kompilierte und offenbar erprobte<br />
Bestimmungshilfen. Es handelt sich dabei<br />
um Schlüssel oder tabellarische Hinweise zu<br />
Gattungen mit mehreren – meist verwilderten<br />
– Vertretern, die bei Rothmaler fehlen,<br />
so für Crocus, Datura, Digitaria, Echinochloa,<br />
Galanthus, Panicum und Physalis.<br />
Maßstäbe setzt die „Neue Flora von<br />
Schweinfurt“ (so der Untertitel) durch den<br />
Kartierungsstand und die Erfassung eines<br />
Sippenspektrums, das infraspezifische Taxa<br />
ebenso einschließt wie Hybride und vor<br />
apomiktischen Gruppen nicht Halt macht.<br />
Nicht nur werden die artenreichen Gattungen<br />
Rubus, Hieracium, Taraxacum sowie<br />
die Ranunculus-auricomus-Gruppe nach<br />
gegenwärtigem Kenntnisstand berücksichtigt,<br />
die Arbeiten für diese Flora selbst<br />
haben das Wissen um diese Gruppen auch<br />
aus überregionaler Sicht nicht unwesentlich<br />
vermehrt. Insgesamt wurden 1440 Rasterfelder<br />
(1/64 Messtischblätter) kartiert. Die<br />
dabei in 25 Jahren erreichte Datendichte<br />
(mit 650000 Gelände- und Literaturdaten<br />
und Messtischblattsummen von durchweg<br />
mehr als 1000 Sippen) macht die Region<br />
fraglos zu einer der bestuntersuchten<br />
Deutschlands und darüber hinaus. Man ist<br />
versucht, diese hohe Qualität nicht zur<br />
Messlatte zu erheben, um andere regionale<br />
Ansätze und Vorhaben nicht zu entmutigen.<br />
Dr. Lenz Meierott aber verdient Respekt und<br />
Rezensionen 207<br />
hohe Anerkennung für die Durchführung<br />
seines ambitionierten Vorhabens und für das<br />
vollendet gelungene Werk. Zahlreiche Mitarbeiter<br />
haben mit Belegrevisionen, Kapitelbeiträgen<br />
und Kartierungsgängen zum Gelingen<br />
beigetragen. Finanzielle Förderung<br />
durch den Bayerischen Naturschutzfonds<br />
und andere Unterstützer machen den Doppelband<br />
auch preislich so attraktiv, dass er<br />
unter Floristen weit über Unterfranken<br />
hinaus Käufer finden wird.<br />
<strong>Erwin</strong> <strong>Bergmeier</strong><br />
Minister für Umwelt und Delattinia (Hrsg.)<br />
2008: Rote Listen gefährdeter Pflanzen und<br />
Tiere des Saarlandes. – 576 Seiten. Atlantenreihe<br />
Band 4, zugleich Sonderband 10<br />
der Delattinia. Ministerium für Umwelt des<br />
Saarlandes, Ottweiler Druckerei & Verlag.<br />
ISBN 978-3-938381-19-9<br />
Das Umweltministerium des Saarlandes und<br />
der Verein Delattinia legen einen umfangreichen<br />
Band mit Gefährdungseinschätzungen<br />
für folgende 15 Organismengruppen im<br />
Saarland vor: Farn- und Blütenpflanzen,<br />
Moose, Armleuchteralgen, Rotalgen, Pilze,<br />
Vögel, Amphibien, Reptilien, Fische, Tagfalter,<br />
Nachtfalter, Kleinschmetterlinge,<br />
Libellen, Flusskrebse und Egel. Außerdem<br />
werden Pflanzengesellschaften behandelt.<br />
Für einige Gruppen (Rotalgen, Kleinschmetterlinge)<br />
ist es die erste Rote Liste für das<br />
Saarland, für die meisten anderen eine überfällige<br />
Neubearbeitung nach oft 15 Jahren<br />
und mehr. Für all diese Gruppen beinhaltet<br />
das Buch nicht nur überarbeitete Rote Listen,<br />
sondern auch – mit Ausnahme der Pilze<br />
– komplette Floren- und Faunenlisten<br />
(„Checklisten“). Regionale Faunenlisten<br />
werden außerdem für Fledermäuse, Köcherfliegen,<br />
Netzflügler, Schwebfliegen und<br />
Webspinnen vorgelegt, ohne dass schon eine<br />
fundierte Rote-Liste-Einschätzung gewagt<br />
wurde. Jeder Beitrag ist mit Abstract und<br />
Résumé auch Interessierten ohne deutsche<br />
Sprachkenntnisse bedingt zugänglich. In der
208 Rezensionen<br />
Liste der Farn- und Blütenpflanzen werden<br />
auch Bestandsentwicklungen etablierter<br />
Neophyten bewertet. Kommentierte Listen<br />
der unbeständig auftretenden Pflanzenarten<br />
und seltener Hybriden sowie von in der<br />
Literatur irrtümlich angegebenen Sippen und<br />
solchen mit zweifelhaften Vorkommen sind<br />
zusätzlich enthalten. Die Gefährdungskategorien<br />
und das methodische Vorgehen richten<br />
sich nach dem Kriteriensystem wie bei<br />
Ludwig & al. (2005) angeregt. Hervorzuheben<br />
ist daher die einheitliche Methodik, an<br />
die sich die Bearbeiter der verschiedenen<br />
Gruppen gehalten haben. Für einen überregionalen,<br />
insbesondere auch internationalen<br />
Vergleich wäre in einer Übersichtstabelle<br />
eine Parallelisierung der Gefährdungskategorien<br />
mit den IUCN-Kategorien wünschenswert<br />
gewesen. Das Werk stellt eine<br />
bemerkenswerte Gemeinschaftsleistung von<br />
zahlreichen Fachleuten dar und ist sicher ein<br />
Meilenstein für die Gesamtschau der biologischen<br />
Diversität des Saarlandes.<br />
<strong>Erwin</strong> <strong>Bergmeier</strong><br />
MURPHY, R. J. 2009: Fumitories of Britain<br />
and Ireland. B.S.B.I. Handbook No. 12. –<br />
vi+121 Seiten. Botanical Society of the<br />
British Isles, Natural History Museum,<br />
London. ISBN 13: 978-0-901158-40-6<br />
Der zwölfte und bislang letzte Band der<br />
bekannten Reihe „BSBI Handbook“, herausgegeben<br />
von der „Botanical Society of<br />
the British Isles“, ist der Gattung Fumaria<br />
auf den Britischen Inseln gewidmet. Es<br />
werden 10 Arten behandelt sowie 4 weitere<br />
Unterarten. Taxonomisch geringerwertige<br />
Sippen werden zusätzlich erwähnt und verschlüsselt.<br />
Von den behandelten Sippen<br />
kommen Fumaria muralis subsp. muralis, F.<br />
officinalis mit den Unterarten officinalis und<br />
wirtgenii (in der „Liste der Gefäßpflanzen<br />
Deutschlands“ im Artrang als F. wirtgenii),<br />
F. parviflora und F. vaillantii auch in<br />
Deutschland indigen, als Archäophyten oder<br />
als etablierte Neophyten vor, einige andere<br />
können bei uns unbeständig auftreten. Zur<br />
Identifizierung der Sippen werden zwei<br />
Bestimmungsschlüssel angeboten, die sich<br />
offenbar nur durch die Aufnahme von Varietäten<br />
und Formen in einem dieser Schlüssel<br />
unterscheiden. Wie in anderen „BSBI Handbooks“<br />
werden die Sippen ausführlich beschrieben,<br />
und auf Verwechslungsmöglichkeiten<br />
wird hingewiesen. Zeichnungen vom<br />
Habitus der Pflanzen, von Blüten, Blütendetails<br />
und Früchten erleichtern die Bestimmung<br />
wesentlich. Zusätzlich – und dies ist<br />
ein Novum gegenüber früheren Bänden der<br />
Reihe – wurden Farbfotos verwendet, um<br />
die subtilen Farbtönungen der Blütenblätter<br />
und die Variationsbreite der Früchte zu<br />
veranschaulichen. Gegenüberstellungen von<br />
Kelchblattsilhouetten, Blütenfarben, Früchten<br />
und Fruchtständen im einführenden Teil<br />
sensibilisieren die Nutzer dieses Handbüchleins<br />
für bestimmungswichtige Merkmale.<br />
Der schmale Fumaria-Band ist eine echte<br />
Bereicherung in dieser wichtigen Reihe.<br />
<strong>Erwin</strong> <strong>Bergmeier</strong><br />
SCHÖNFEL<strong>DER</strong>, P. & SCHÖNFEL<strong>DER</strong>, I. 2008:<br />
Die neue Kosmos-Mittelmeerflora. – 480<br />
Seiten. Franck-Kosmos Verlag, Stuttgart.<br />
ISBN 978-3-440-10742-3<br />
Die „Kosmos-Mittelmeerflora“ ist ein Markenzeichen,<br />
gegründet auf den profunden<br />
Reiseerfahrungen des bewährten Autorengespanns<br />
Peter und Ingrid Schönfelder im<br />
Laufe mehrerer Jahrzehnte. Die erste Auflage<br />
liegt bereits ein Vierteljahrhundert zurück.<br />
Die neue Auflage enthält etwa 1200<br />
Fotos von ebenso vielen Arten; weitere<br />
Arten werden im Text erwähnt. (Die auf<br />
dem Deckel erwähnten 1600 Fotos mögen<br />
resultieren, wenn exemplarische Detailfotos<br />
aus den Bestimmungs- und Gliederungsabschnitten<br />
addiert werden.) Das Taschenbuch<br />
mit flexiblem Einband ist für den Gebrauch<br />
auf Reisen und im Gelände konzipiert,<br />
bringt durch seine 477 Seiten aus hochwertigem<br />
Papier aber ein knappes Kilogramm
(genau 862 g) zusätzliches Gepäckgewicht.<br />
Botanisch interessierte Mittelmeer-Reisende<br />
werden das Buch trotzdem gern einstecken.<br />
Die Fotos sind zwar kleinformatig (meist 4,5<br />
× 6,5 cm oder 6,5 × 6,5 cm), dabei aber von<br />
sehr guter Farbqualität und Schärfe. Sie sind<br />
nicht nur ästhetisch, sondern wurden auch<br />
mit dem Bewusstsein für das botanisch<br />
Wesentliche fotografiert. Die Auswahl der<br />
Arten ist gelungen, mit einer deutlichen<br />
Bevorzugung von Arten der unteren bis<br />
mittleren Höhenlagen. Grasartige sind nur<br />
recht wenige enthalten, dafür aber eine<br />
schöne Auswahl an Zier- und Nutzpflanzen,<br />
auch solchen, die nicht verwildern. Die<br />
alphabetische Anordnung der Familien<br />
innerhalb der Hauptgruppen sowie die ebenfalls<br />
alphabetische Abfolge der Gattungen in<br />
den Familien ist für Nutzer mit botanischen<br />
Grundkenntnissen sicher günstig. Der kurze<br />
Text zu jeder abgebildeten Art enthält<br />
Merkmal- sowie kursorische Standortangaben.<br />
Die Verbreitung in den Ländern und<br />
Regionen des Mittelmeerraums wird durch<br />
winzige aber zweckmäßige Punktkärtchen<br />
angedeutet.<br />
<strong>Erwin</strong> <strong>Bergmeier</strong><br />
SEYBOLD, S (Hrsg.) und Mitarb. (2008):<br />
Schmeil-Fitschen Flora mobil. Der digitale<br />
Pflanzenatlas Deutschlands und angrenzender<br />
Länder. – Version 1, CD-ROM (in Box),<br />
Quelle & Meyer Verlag, Wiebelsheim.<br />
ISBN: 978-3-494-01454-8<br />
Der elektronische Pflanzenatlas zielt auf<br />
Vollständigkeit. Die erreicht er natürlich<br />
nicht, auch wenn die Beilage in der CD-Box<br />
„Bilder aller wildwachsenden Pflanzen<br />
Deutschlands“ verspricht. Dennoch ist die<br />
Bilderfülle eindrucksvoll, die damit auf PC,<br />
Notebook, Palmtop oder Handy geladen<br />
werden kann. Es sind 3936 Pflanzenabbildungen,<br />
meist Habitus- oder Ausschnittsfotos<br />
aus dem Freiland, in Ermangelung dieser<br />
oft auch von Herbarbelegen (ohne Etikett<br />
und Quellangabe), gelegentlich werden<br />
Rezensionen 209<br />
Farbillustrationen aus alten Bildwerken<br />
übernommen (ebenfalls ohne Quellenvermerk).<br />
Der Anwender kann wählen zwischen<br />
„großen“ Bildern (500 × 500 Pixel<br />
Auflösung, 10-120 KB je Bild) oder „kleinen“<br />
Bildern (100 × 100 Pixel, 8-19 KB),<br />
zwischen wissenschaftlichen oder deutschen<br />
Pflanzennamen (der jeweils andere erscheint<br />
mit im Bild) – oder man lädt einzelne Bilder.<br />
Systemvoraussetzungen: USB oder<br />
serieller Anschluss, Farbdisplay, JPEGfähig,<br />
560 MB empfohlener freier Speicher.<br />
Ich selbst habe die CD nur auf Laptop und<br />
PC ausprobiert. Da außer den Pflanzennamen<br />
und -fotos keine weiteren Informationen<br />
gegeben werden, eignet sich der „Pflanzenatlas“<br />
nur zum mehr oder minder raschen<br />
Nachsehen und Vergleichen im Gelände,<br />
nicht zur Bestimmung. Ohnehin handelt es<br />
sich lediglich um eine, wie das Label verrät,<br />
„Auskopplung aus Schmeil-Fitschen interaktiv“,<br />
also der 2004 erschienenen CD-<br />
Version der „Schmeil-Fitschen Flora von<br />
Deutschland“. Für Bestimmungen und jedwede<br />
Informationen wird sich der Nutzer<br />
also andere „elektronische Ressourcen“ oder<br />
Literatur besorgen müssen. Die Fotos selbst<br />
sind von wechselnder, die Habitusbilder bei<br />
beschränkter Auflösung oft von recht guter<br />
Qualität, keineswegs aber am PC „in brillianter<br />
Größe“. Die Herbarbelegfotos allerdings<br />
sind selten aussagekräftig, da auf<br />
Ausschnittsfotos verzichtet wurde. Da nutzt<br />
auch die Zoomfunktion nichts. Der Eindruck<br />
haftet, dass diese Fotos „im Akkord“ von<br />
Personen angefertigt wurden, denen bestimmungs-<br />
und erkennungswichtige Differenzialmerkmale<br />
nicht geläufig waren. Das „Blättern“<br />
ist trotz der Wahlmöglichkeit zeitraubend.<br />
Wer sich der gewünschten Pflanze<br />
über ihren deutschen Namen nähern möchte,<br />
wird die stereotype Alphabetisierung kaum<br />
als hilfreich empfinden. So findet man Ononis<br />
spinosa nicht auch unter „Hauhechel,<br />
Dornige“ oder „Hauhechel, Gewöhnliche“,<br />
sondern nur unter „Gewöhnliche Hauhechel“,<br />
zusammen mit 127 weiteren Fotos
210 Rezensionen<br />
von Pflanzen, die das Wort „Gewöhnlich“<br />
im deutschen Namen tragen. Das ist phantasielos,<br />
unkomfortabel und erschwert den<br />
Vergleich. Die meisten Sippen sind mit<br />
einem Foto vertreten, viele mit zweien.<br />
Unnötigerweise tauchen einige Fotos doppelt<br />
auf, nämlich unter dem Artnamen und<br />
dem Aggregratnamen. Man fragt sich, wozu<br />
überhaupt Artengruppen wie Poa pratensis<br />
agg. und Bromus ramosus agg. abgebildet<br />
werden. Bei aller Kritik an Bildqualität, -<br />
auswahl und Anwenderfreundlichkeit ist es<br />
sicher ein reizvoller Gedanke, Ansichten<br />
von gut 3000 Pflanzenarten „einfach mal so“<br />
nachsehen zu können, ohne zusätzliches<br />
Gewicht ins Gelände tragen zu müssen. Die<br />
recht gedanken- und lieblose Umsetzung<br />
verlangt allerdings nach einer gründlichen<br />
Überarbeitung für Version 2. Vorsicht sei<br />
denjenigen angeraten, die installieren wollen;<br />
dies ist nur auf einem System möglich<br />
und erlaubt.<br />
<strong>Erwin</strong> <strong>Bergmeier</strong><br />
THEUNERT, R. 2008: Verzeichnis der in<br />
Niedersachsen besonders oder streng geschützten<br />
Arten. Schutz, Gefährdung, Lebensräume,<br />
Bestand, Verbreitung. Teil A:<br />
Wirbeltiere, Pflanzen und Pilze, Teil B:<br />
Wirbellose Tiere. – Informationsdienst Naturschutz<br />
Niedersachsen 28 (3): 69-141, (4):<br />
153-210. Niedersächsischer Landesbetrieb<br />
für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz<br />
NLWKN – Fachbehörde für Naturschutz<br />
(Hrsg.), Hannover. ISSN 0934-7135<br />
Das Verzeichnis listet die 1689 Arten auf,<br />
die in Niedersachsen „besonders oder streng<br />
geschützt“ sind. Dabei handelt es sich um<br />
nach Bundesnaturschutzgesetz § 10 Absatz<br />
2 besonders oder streng geschützte Arten,<br />
um Arten der Anhänge A oder B der EG-<br />
Artenschutzverordnung, solche des Anhangs<br />
IV der FFH-Richtlinie, der EU-Vogelschutzrichtlinie<br />
(hierher alle europäischen Vogelarten)<br />
sowie um Arten der Anlage 1 zu § 1<br />
der Bundesartenschutzverordnung. Das im<br />
Wesentlichen aus Tabellen, einigen Pflanzen-<br />
und Tierportraits in Farbfotos sowie<br />
einem Register bestehende Verzeichnis wurde<br />
aus Gründen des Umfangs auf zwei Hefte<br />
der Reihe „Informationsdienst Naturschutz<br />
Niedersachsen“ verteilt. Die Tabellen enthalten<br />
neben den Artenverzeichnissen Angaben<br />
zum rechtlichen Schutz, zum Gefährdungsgrad<br />
gemäß der Roten Listen, zu den<br />
relevanten Habitatkomplexen (18 Kategorien<br />
nach der Gliederung von Drachenfels<br />
2004) sowie Bestandsangaben. Gerade<br />
letztere sind für viele von besonderem Interesse,<br />
da für bestimmte Arten zum ersten<br />
Mal Vorkommen und Verbreitung in Niedersachsen<br />
angegeben werden.<br />
<strong>Erwin</strong> <strong>Bergmeier</strong><br />
WITTIG., R., UEBELER, M., EHMKE, W.<br />
(Hrsg.) 2008: Die Flora des Hohen Taunus.<br />
– Geobotanische Kolloquien 21. 88 Seiten.<br />
Verlag Natur und Wissenschaft, Solingen.<br />
ISBN 978-3-936616-55-2<br />
Der 21. Band der Gebotanischen Kolloquien<br />
fasst in 7 Aufsätzen neue Ergebnisse der<br />
Kartierung des Hohen Taunus zusammen.<br />
Dabei wird zu Beginn ein Überblick über<br />
Klima, Geologie und Böden im Untersuchungsgebiet<br />
gegeben. Die folgenden Kapitel<br />
befassen sich mit der Geschichte der<br />
floristischen Erforschung des Gebietes und<br />
der eigentlichen Flora sowie weiteren Teilaspekten,<br />
nämlich gebietsfremden Arten<br />
sowie ausgewählten kritischen Sippen der<br />
Gattungen Rubus, Hieracium und Taraxacum.<br />
Der Schwerpunkt liegt dabei naturgemäß<br />
auf der eigentlichen „Flora“, die insbesondere<br />
in den Jahren 2005-2007 auf Basis<br />
von 64tel-Quadranten kartiert wurde. Dazu<br />
wurde unterschieden, ob die Arten einheimisch<br />
oder gebietsfremd sind. Bei den Einheimischen<br />
wurde, soweit zutreffend, der<br />
Gefährdungsgrad angegeben, bei den Gebietsfremden<br />
der Einbürgerungsgrad. Allerdings<br />
erfolgt eine kartografische Übersicht
nur in zusammenfassenden Karten zu Sippenzahlen<br />
und den Anteilen gebietsfremder<br />
Arten; jedoch wurde die Rasterfrequenz pro<br />
Art angegeben. Im Kapitel über gebietsfremde<br />
Arten werden hauptsächlich die<br />
invasiven Arten behandelt, also diejenigen<br />
die erhebliche unerwünschte ökologische<br />
Auswirkungen aufweisen. Dabei werden<br />
fünf Arten aus drei Gattungen im Taunus als<br />
invasiv angesehen und elf weitere Arten als<br />
(noch) nicht invasiv, obwohl sie andernorts<br />
in Deutschland invasiv sind. Zu diesen 16<br />
Arten werden genauere Beschreibungen zur<br />
Situation im Taunus gegeben. Wie die Kapitelübersicht<br />
andeutete, wurden auch kritische<br />
Sippen gut erfasst, allerdings scheint<br />
mir z.B. bei der Gattung Crataegus weniger<br />
differenziert vorgegangen zu sein, als z.B.<br />
bei den oben erwähnten Taxa, der Carex<br />
muricata-Gruppe oder den Gattungen Alchemilla,<br />
Euphrasia oder Rosa. Von den<br />
kritischen Sippen scheint die Gattung Rubus<br />
am besten untersucht zu sein (mit Ergebnissen<br />
aus den Jahren 2006-2007). Dementsprechend<br />
werden zu vielen Arten auch<br />
Verbreitungskarten sowie kurze Angaben zu<br />
Fundpunkten gemacht. Die Flora der Gattung<br />
Hieracium wurde im Jahr 2006 aufgenommen,<br />
während die Erhebungen zur<br />
Gattung Taraxacum nur an einzelnen Orten<br />
in drei Tagen im April 2007 erfolgt sind.<br />
Die Autoren und Mitarbeiter der Kartierung<br />
im Hochtaunus legen damit erstmals seit<br />
1945 wieder eine Regionalflora für das<br />
Gebiet vor. 2008 und in den kommenden<br />
Jahren sollen dann das Taunus-Vorland<br />
sowie der Hintertaunus genauer untersucht<br />
werden. Die Flora des Hohen Taunus ist<br />
damit ein Zwischenergebnis der Kartierungen<br />
der Region, dem ich wünsche, dass es<br />
fortgeführt wird, um einen detaillierten<br />
Überblick über den Bereich des gesamten<br />
Taunus geben zu können.<br />
Ingolf Kühn<br />
Rezensionen 211<br />
Preise der besprochenen Bücher<br />
BLAMEY & GREY-WILSON – ca. 28 €<br />
BUTTLER & HAND 2008 – 15 €<br />
CHRISTENSEN 2007 – 7,50 €<br />
DÜLL & DÜLL 2007 – 24,95 €<br />
FOERSTER 2008 – 5 €<br />
HENKER & KIESEWETTER 2009 – 12 €<br />
KRETZSCHMAR 2008 – 24,95 €<br />
LANSDOWN 2008 – ca. 20 €<br />
LICHT 2008 – 31 €<br />
MEIEROTT 2008 – 39,90 €<br />
Minister für Umwelt und Delattinia (Hrsg.)<br />
2008 – 29 €<br />
MURPHY 2009 – ca. 17 €<br />
SCHÖNFEL<strong>DER</strong> & SCHÖNFEL<strong>DER</strong> 2008 –<br />
29,90 €<br />
SEYBOLD & Mitarb. 2008 – 14,95 €<br />
THEUNERT 2008 – 2,50 € je Einzelheft<br />
WITTIG, UEBELER & EHMKE 2008 – 15 €