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1.1 Naturraum Schweiz - English Forum Switzerland

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<strong>1.1</strong> <strong>Naturraum</strong> <strong>Schweiz</strong><br />

Die <strong>Schweiz</strong> bedeckt eine Fläche von 41’284 Quadratkilometern.<br />

68 Prozent davon sind produktive Flächen (bestockte Flächen und<br />

landwirtschaftliche Nutzflächen) und knapp 7 Prozent Siedlungsflächen.<br />

In der grössten Nord-Süd-Ausdehnung misst die <strong>Schweiz</strong><br />

220 Kilometer, die längste West-Ost-Achse beträgt 348 Kilometer.<br />

<strong>1.1</strong> NATURRAUM SCHWEIZ<br />

15<br />

Foto: Comet


<strong>1.1</strong>.1 GEOGRAFISCHE GLIEDERUNG<br />

Der schweizerische <strong>Naturraum</strong> lässt sich grob in Alpen, Mittelland und<br />

Jura einteilen (Fig. <strong>1.1</strong>.1). Rund 12 Prozent der Landesfläche von<br />

41’284 Quadratkilometer entfallen auf den Jura, 23 Prozent auf das<br />

Mittelland und 65 Prozent auf den Alpenraum. Nur ein Teil des alpinen<br />

Raumes ist dauernd bewohnt, vor allem die Talsohlen und sonnigen<br />

Terrassen. Der grösste Teil umfasst temporär bewirtschaftete und<br />

besiedelte Alpweidgebiete sowie nicht bewohnbare Gebiete über der<br />

Waldgrenze. Der höchste Punkt der <strong>Schweiz</strong>er Alpen befindet sich mit<br />

4634 Metern auf der Dufourspitze (Monte Rosa, Kanton Wallis). Der<br />

tiefste Punkt ist mit 193 Metern der Seespiegel des Lago Maggiore<br />

(Kanton Tessin). Der Jura weist Mittelgebirgscharakter auf: Sein höchster<br />

Punkt liegt mit 1679 Metern auf dem Mont Tendre (Kanton Waadt).<br />

Zwischen diesen beiden Gebirgszügen liegt das Mittelland, das wirtschaftliche<br />

und bevölkerungsmässige Schwerpunktgebiet der<br />

<strong>Schweiz</strong>.<br />

<strong>1.1</strong>.2 GEOLOGIE, RELIEF UND BÖDEN<br />

Geologisch betrachtet gehört die ganze <strong>Schweiz</strong> zum alpinen<br />

Gebirgssystem (Fig. <strong>1.1</strong>.2). Dieser Gebirgszug weist eine lange Entwicklungsgeschichte<br />

auf, die vor etwa 100 Millionen Jahren begann,<br />

als die europäische und die afrikanische Kontinentalplatte gegeneinander<br />

gestossen wurden. Die Alpen sind ein Deckengebirge, aufgebaut<br />

aus einem mehr als 25 Kilometer mächtigen Stapel übereinander<br />

<strong>1.1</strong> NATURRAUM SCHWEIZ<br />

16<br />

Geografische Gliederung Fig. <strong>1.1</strong>.1<br />

Gliederung gemäss der <strong>Schweiz</strong>erischen Forststatistik, Bundesamt für Statistik<br />

1 Wachter 1995, S. 47f.<br />

Jura<br />

Mittelland<br />

Voralpen<br />

Alpen<br />

Alpensüdseite<br />

Geologische Übersicht Fig. <strong>1.1</strong>.2<br />

Quelle: Bundesamt für Wasser und Geologie


geschobener Gesteinspakete (Decken). Die Gesteine, aus denen die<br />

Alpen gebildet wurden, sind entweder Meeresablagerungen aus dem<br />

Urmittelmeer (Tethys) des Erdmittelalters oder aber noch ältere kristalline<br />

Gesteine wie Granit und Gneis.<br />

Die Entstehung des Mittellands ist mit der alpinen Gebirgsbildung<br />

verknüpft. In diesem Becken hat sich bei der Alpenfaltung im<br />

Tertiär (vor etwa 36 bis 5 Millionen Jahren) der Abtragungsschutt des<br />

werdenden Gebirges gesammelt (Molasse).<br />

Der Jura ist erst in einer späten Phase der Alpenfaltung (vor<br />

etwa 5 Millionen Jahren) entstanden, indem sich die letzten Schübe<br />

auch auf den westlichen und den nördlichen Rand des Molassegebiets<br />

auswirkten. Durch den Widerstand des französischen Zentralmassivs<br />

sowie der Vogesen und des Schwarzwalds drängten sich die Falten<br />

gegen das Pariser Becken hin. Nicht alle Gebiete wurden gleichzeitig<br />

und gleich stark von der Faltung erfasst. Deshalb können der<br />

Faltenjura im Westen und der Tafeljura im Nordosten unterschieden<br />

werden.<br />

Die Modellierung der Täler und die Gestaltung der Landschaft sind<br />

– geologisch gesehen – jüngeren Datums. In den letzten 2 Millionen<br />

Jahren haben sowohl Gletscher, die während mehrerer Eiszeiten bis ins<br />

Mittelland vordrangen, als auch die Alpenflüsse, die vor allem während<br />

der Warmzeiten aktiv waren, durch Erosion die verschiedensten Bergund<br />

Talformen hervorgebracht. Im Mittelland wurde durch Moränen, Seeund<br />

Flussablagerungen eine kleinräumige Landschaft gebildet.<br />

Die Entstehung der Böden ist vor allem auf eine seit dem<br />

Ausklingen der letzten Eiszeit einsetzende und bis heute andauernde<br />

Vernetzung von physikalischen, chemischen und biologischen Prozessen<br />

zurückzuführen. Neben der Gesteinsbeschaffenheit und den<br />

Grundwasserverhältnissen spielen dabei vor allem auch Klima, Relief<br />

<strong>1.1</strong> NATURRAUM SCHWEIZ<br />

17<br />

und biologische Faktoren eine entscheidende Rolle. Während auf<br />

silikatreichem Untergrund (Granite, Gneise) vor allem saure Böden entstehen,<br />

führt ein kalkreicher Fels eher zu basischen Böden. Die ertragreichsten<br />

Böden bildeten sich auf den eiszeitlichen und nacheiszeitlichen<br />

Gletscher-, Fluss- und Seeablagerungen.<br />

<strong>1.1</strong>.3 WASSERHAUSHALT, GEWÄSSER<br />

UND GLETSCHER<br />

63 Prozent der oberirdischen Wasservorräte von über 210 Milliarden<br />

Kubikmeter lagern in den natürlichen Seen, 35 Prozent sind in den<br />

Gletschern gespeichert und die übrigen 2 Prozent in künstlichen Seen.<br />

Die Grundwasserreserven sind sehr schwierig abzuschätzen: Man<br />

nimmt an, dass sich die verfügbaren Reserven in einer Grössenordnung<br />

von 50 Milliarden Kubikmeter bewegen.<br />

Zwei Drittel der Niederschläge fliessen über die Oberflächengewässer<br />

ab, ein Drittel verdunstet. Durch Reservenveränderungen,<br />

insbesondere durch abschmelzende Gletscher wurden von 1901 bis<br />

1980 im Durchschnitt jährlich 284 Millionen Kubikmeter Wasser in den<br />

Wasserkreislauf eingespiesen.<br />

Die <strong>Schweiz</strong> gehört fünf europäischen Stromgebieten an1 : Rund<br />

68 Prozent des Abflusses werden durch den Rhein in die Nordsee entwässert,<br />

28 Prozent über Rhone, Po und Etsch ins Mittelmeer und 4<br />

Prozent durch den Inn ins Schwarze Meer (Fig. <strong>1.1</strong>.3a). Fast alle grösseren<br />

Flüsse durchqueren auf ihrem Lauf einen oder mehrere Seen. Die<br />

Rückhaltewirkung der stehenden Gewässer führt zu Abflussverzögerungen<br />

und damit zu Unterschieden in der Wasserführung. Fliessgewässer,<br />

die aus dem alpinen Raum gespiesen werden, haben eine<br />

Wasserführung, die wesentlich durch die Schnee- und Gletscher-<br />

Gewässersystem und Entwässerung Fig. <strong>1.1</strong>.3a<br />

Saône<br />

Rhone<br />

Quelle: Burri 1998, S. 35, verändert<br />

18 % zum Mittelmeer<br />

Rhein<br />

68 % zur Nordsee<br />

Aare<br />

Rhein<br />

Doubs Reuss<br />

Genfersee<br />

Saane<br />

Rhone<br />

Aare<br />

Diveria<br />

9.3 % zum Mittelmeer<br />

Bodensee<br />

Po<br />

0.3 % zum Mittelmeer<br />

4.4 % zum Schwarzen Meer<br />

Entwässerung: 68 % zur Nordsee 27.6 % zum Mittelmeer 4.4 % zum Schwarzen Meer<br />

Limmat<br />

Toce<br />

Maggia<br />

Linth<br />

Thur<br />

Mera<br />

Rhein<br />

Adda<br />

Inn<br />

Poschiavo<br />

Rombach<br />

Donau<br />

Etsch


Längenänderungen der Gletscher in den <strong>Schweiz</strong>er Alpen 1998/99 Fig. <strong>1.1</strong>.3b<br />

Quelle: Gäggeler et al. 2000, S. 26<br />

wachsend<br />

stationär (+/– 1m)<br />

schwindend<br />

nicht klassiert<br />

<strong>1.1</strong> NATURRAUM SCHWEIZ<br />

18<br />

Aletschgletscher einst und heute<br />

schmelze bestimmt ist (Abflussspitze im Sommer). Die Flüsse im<br />

Mittelland weisen Abflussspitzen, sofern solche überhaupt vorhanden<br />

sind, eher im Frühling auf.<br />

Die Flussdichte, das heisst die Fliessgewässerlänge bezogen<br />

auf einen Quadratkilometer ist in der <strong>Schweiz</strong> von Gebiet zu Gebiet<br />

unterschiedlich. Die Bodenbeschaffenheit spielt dafür die entscheidende<br />

Rolle. Im höheren westlichen Jura und in den nördlichen Kalkalpen<br />

kann die Flussdichte unter 1 Kilometer pro Quadratkilometer sinken, in<br />

der Ajoie (Kanton Jura) zum Beispiel auf 0,4. Auf schwer durchlässigem<br />

Untergrund wie Lehm und Mergel nimmt die Flussdichte zu. Längs<br />

der Grossen Schliere (Kanton Obwalden) beträgt sie beispielsweise 3<br />

Kilometer pro Quadratkilometer. 2<br />

Seit dem letzten Gletschervorstoss um 1850 haben ansteigende<br />

Temperaturen alle Alpengletscher weit zurückschmelzen lassen.<br />

Nur zwischen 1910 und 1920 ist infolge kühlerer Sommertemperaturen<br />

etwa die Hälfte von ihnen etwas vorgestossen. Von den<br />

insgesamt 121 Gletschern des Messnetzes der schweizerischen<br />

Gletscherbeobachtung konnte 1999 bei 98 Gletschern eine<br />

Zungenveränderung festgestellt werden: 9 Gletscher sind vorgestossen,<br />

85 sind auf dem Rückzug und 4 Gletscher veränderten ihre<br />

Zungenposition nur unwesentlich (Fig. <strong>1.1</strong>.3b). Die Maximalwerte wurden<br />

mit einem Rückzug von 106 Meter beim Allalingletscher und mit<br />

einem Vorstoss von 83 Meter am Turtmanngletscher gemessen. 3<br />

Der Aletschgletscher hat sich seit seinem letzten Hochstand von<br />

1859/60 bis heute um mehr als 3 Kilometer zurückgezogen, und<br />

die vergletscherte Fläche hat sich von ungefähr 105 auf knappe 87<br />

Quadratkilometer verkleinert.<br />

(rechts)<br />

Holzhauser Hanspeter Dr. (links), Martens F.<br />

2 Wiesli 1986, S. 48.<br />

3 Gäggeler et al. 2000. Fotos:


<strong>1.1</strong>.4 KLIMA<br />

Die <strong>Schweiz</strong> nimmt aufgrund ihrer Lage in Mitteleuropa in klimatischer<br />

Hinsicht eine Mittelstellung zwischen den ozeanisch beeinflussten<br />

Gebieten im Westen und den kontinentalen im Osten Europas ein. Sie<br />

weist ein Klima mit vielen Eigentümlichkeiten auf. Diese ergeben sich<br />

aus der Höhengliederung des Landes, dem Gegensatz zwischen der<br />

atlantischen und der südlichen Alpenflanke und aus der klimatischen<br />

Eigenart einiger abgeschlossener Räume (Fig. <strong>1.1</strong>.4a bis c).<br />

Entscheidend für die Temperaturverhältnisse eines Ortes ist<br />

seine Höhenlage. Generell nimmt die mittlere Jahrestemperatur pro<br />

100 Meter Höhenzunahme um durchschnittlich 0,7 Grad Celsius ab.<br />

Allerdings ist besonders im Gebirge die Hangexposition prägend, so<br />

dass es zu starken lokalen Unterschieden kommen kann. Hinzu<br />

kommt, dass sich im Winter in den Niederungen des Mittellands häufig<br />

Kaltluftseen bilden, an deren Obergrenze eine Hochnebeldecke entsteht,<br />

die den Wärmeaustausch verhindert. Weil bei sonnigem Wetter<br />

<strong>1.1</strong> NATURRAUM SCHWEIZ<br />

19<br />

darüber höhere Temperaturen herrschen, wird von einer Temperaturumkehr<br />

oder Inversion gesprochen. Kaltluftseen bescheren in<br />

abgeschlossenen Talbecken oft sehr tiefe Wintertemperaturen (zum<br />

Beispiel in La Brévine, Kanton Neuenburg, mit Wintertemperaturen bis<br />

minus 41 Grad Celsius).<br />

Auch in der Niederschlagsverteilung spiegelt sich das Relief<br />

wider. Regen bringen insbesondere die westlichen Winde, die feuchte<br />

Meeresluft heranführen. Darum wirken westexponierte Hänge des<br />

Juras und die gesamte Nordabdachung der Alpen als wichtigste<br />

Regenfänger. Relativ trocken sind das westliche Mittelland im Regenschatten<br />

des Juras und die Nordostschweiz im Regenschatten des<br />

Schwarzwalds. Im inneralpinen Raum bilden verschiedene Bündner<br />

Täler, das Rhonetal und südliche Walliser Täler eigentliche Trockeninseln.<br />

Die Südabdachung der Alpen (Tessin, südliche Bündner Täler)<br />

zeichnet sich zwar durch eine hohe Niederschlagsmenge, aber durch<br />

wesentlich weniger Niederschlagstage als im schweizerischen Mittel<br />

aus.<br />

Mittlere jährliche Sonnenscheindauer Fig. <strong>1.1</strong>.4a<br />

Quelle: Meteo<strong>Schweiz</strong><br />

Stunden pro Jahr<br />

1500–1600<br />

1600–1700<br />

1700–1800<br />

1800–1900<br />

1900–2 000<br />

2 000–2 100<br />

2 100–2 200<br />

2 200–2 300


Jahresniederschläge Fig. <strong>1.1</strong>.4b<br />

Quelle: Meteo<strong>Schweiz</strong><br />

Wetterrekorde 1 Fig. <strong>1.1</strong>.4c<br />

Klimatische Parameter Ort Werte Datum<br />

Wärmster Ort (Jahresmittel) Locarno-Monti 11,5 °C 2<br />

Wärmerekord Basel 39,3 °C 28.07.1921<br />

Kälteste Messstelle (Jahresmittel) Jungfraujoch – 7,9 °C 2<br />

Kälterekord La Brévine – 41,8 °C 12.0<strong>1.1</strong>987<br />

Sonnigster Ort Cimetta 2181 h 2<br />

Höchste Niederschlagsmenge (Tagesrekord) Camedo TI 414 mm 10.09.1983<br />

Trockenster Ort (Jahresmittel) Ackersand VS 521 mm 2<br />

Längste Trockenperiode Lugano 104 Tage ab 28.1<strong>1.1</strong>980<br />

Grösste Neuschneemenge (Tagesrekord) Klosters 130 cm 29./30.<strong>1.1</strong>982<br />

Grösste Schneehöhe Säntis 816 cm April 1999<br />

Höchste Windgeschwindigkeit, Berge Jungfraujoch 285 km/h 27.02.1990<br />

Höchste Windgeschwindigkeit, Niederungen Glarus 190 km/h 15.07.1985<br />

1 Messnetz der Meteo<strong>Schweiz</strong><br />

2 Langjähriger Durchschnittswert<br />

Quelle: Meteo<strong>Schweiz</strong><br />

Millimeter pro Jahr<br />

400–700<br />

700–1100<br />

1100–1400<br />

1400–1800<br />

1800–2 400<br />

2 400–3 000<br />

<strong>1.1</strong> NATURRAUM SCHWEIZ<br />

20


<strong>1.1</strong>.5 NATÜRLICHE VEGETATION UND NUTZUNG<br />

Über 4000 Meter Höhendifferenz liegen zwischen dem höchsten und<br />

dem tiefsten Punkt der <strong>Schweiz</strong>. Je nach Höhenlage unterscheidet sich<br />

die Pflanzendecke, was als vertikale Abfolge der Vegetationsstufen<br />

beschrieben werden kann. Die Grenzen verlaufen dabei im Süden bis<br />

zu 300 Meter höher als im Norden (Fig. <strong>1.1</strong>.5). Fast in der ganzen<br />

<strong>Schweiz</strong> würden natürlicherweise Wälder vorherrschen. Der Mensch<br />

hat durch seine Tätigkeiten seit dem Sesshaftwerden in die<br />

Naturlandschaft eingegriffen und sie zu einer Kulturlandschaft geformt.<br />

Die Höhenstufen lassen sich wie folgt unterteilen4 :<br />

– Kolline Stufe (bis 600 Meter, Rebengrenze): Vor der Besiedlung<br />

durch den Menschen dominierte der Laubwald die natürliche Pflanzenwelt.<br />

Nach der Rodung wurden die Flächen für den Obst- und<br />

4 Wiesli 1986, S. 44f.<br />

<strong>1.1</strong> NATURRAUM SCHWEIZ<br />

21<br />

Ackerbau genutzt. Heute ist diese Stufe geprägt durch<br />

Verkehrsachsen und Siedlungen.<br />

– Montane Stufe (bis rund 1200 Meter, Laubwaldgrenze): Der Laubwald<br />

bildete ursprünglich das charakteristische Landschaftselement.<br />

Der Ackerbau tritt hinter die Viehhaltung zurück.<br />

– Subalpine Stufe (bis etwa 2000 Meter, Nadelwaldgrenze): Nadelholzbestände<br />

sind dominierend. Die natürliche Waldgrenze bewegt<br />

sich zwischen 1800 Meter im Norden und 2400 Meter in gewissen<br />

inneralpinen Lagen.<br />

– Alpine Stufe (von 2500 bis 3300 Meter, Schneegrenze): Sie zeichnet<br />

sich durch nur im Sommer nutzbaren Alpweiden aus. In den höheren<br />

Lagen löst sich die Vegetationsdecke allmählich auf.<br />

– Nivale Stufe: Diese liegt im Bereich der Schneegrenze und ist vorwiegend<br />

durch Fels, Schnee und Eis gekennzeichnet.<br />

Vegetationsstufen Fig. <strong>1.1</strong>.5<br />

4 000 m<br />

3 500 m<br />

3 000 m<br />

2 500 m<br />

2 000 m<br />

1 500 m<br />

1 000 m<br />

500 m<br />

Quelle: Burri 1998, S. 60, verändert<br />

Nordschweiz Wallis Südschweiz<br />

Schneestufe<br />

Schneegrenze<br />

Obere Alpenstufe<br />

Nadelwaldgrenze<br />

Untere Alpenstufe<br />

Laubwaldgrenze<br />

Bergstufe<br />

Rebengrenze<br />

Hügelstufe


<strong>1.1</strong>.6 ROHSTOFFE<br />

Die <strong>Schweiz</strong> gilt als rohstoffarmes Land, und die vorhandenen<br />

Lagerstätten sind von geringer Ausdehnung (siehe Kapitel 2.5 Stoffe<br />

und Abfälle). Vor allem die in den Alpen gelegenen Rohstoffvorkommen<br />

sind bei der Gebirgsbildung verfaltet, zerrissen oder zerquetscht worden,<br />

so dass der Abbau heute unwirtschaftlich ist. In der Gegenwart<br />

werden eigentlich nur nichtmetallische Rohstoffe wie Ton, Mergel,<br />

Kalkgestein, Sand, Kies, Gips, Salz sowie Bausteine abgebaut und vor<br />

allem für Bauzwecke verwendet (Fig. <strong>1.1</strong>.6).<br />

<strong>1.1</strong>.7 NATURGEFAHREN<br />

Unter Naturgefahren werden sämtliche Vorgänge und Einflüsse der<br />

Natur verstanden, welche nachteilige Auswirkungen für Menschen oder<br />

ihr Eigentum haben könnten. Dazu gehören Überschwemmung,<br />

Murgang, Steinschlag, Sturm, Hagel, Felssturz, Rutschung, Lawine,<br />

Erdbeben, Trockenheit, Blitzschlag und Waldbrand. Naturkatastrophen<br />

sind in den letzten Jahren weltweit intensiver und häufiger geworden.<br />

Aufgrund der wachsenden räumlichen Nutzung durch den Menschen<br />

hat das Schadenpotenzial zugenommen (Fig. <strong>1.1</strong>.7).<br />

Seit 1972 werden die Unwetterschäden registriert. Erfasst werden<br />

dabei naturbedingte Wasser- und Rutschungsschäden als Folge<br />

von Gewittern, Dauerregen und Schneeschmelze. Unwetterschäden<br />

sind verantwortlich für den überwiegenden Teil der Schäden durch<br />

Naturkatastrophen.<br />

<strong>1.1</strong> NATURRAUM SCHWEIZ<br />

22<br />

Rohstoffproduktion Fig. <strong>1.1</strong>.6<br />

Tausend Tonnen pro Jahr<br />

8 000<br />

7 000<br />

6 000<br />

5 000<br />

4 000<br />

3 000<br />

2 000<br />

1000<br />

0<br />

Kies und Sand<br />

Zementrohstoff<br />

Quelle: Labhart 1993, S. 169<br />

Geschätzte Schadensummen von Unwettern, Hagel, Lawinen und Schneedruck Fig. <strong>1.1</strong>.7<br />

Millionen Franken<br />

1300<br />

1200<br />

1100<br />

1000<br />

900<br />

800<br />

700<br />

600<br />

500<br />

400<br />

300<br />

200<br />

100<br />

0<br />

1977 78 79 80 81 82 83 84 85 86 87 88 89 90 91 92 93 94 95 96 97 98 99 2000 3<br />

1 Elementarschäden an Gebäuden (19 Kantone ohne AI, GE, OW, SZ, TI, UR, VS)<br />

2 Entschädigungen inkl. Abschätzkosten<br />

55 000<br />

Schotter<br />

3 Daten zu Lawinen und Schneedruck noch nicht verfügbar<br />

Quellen: Eidgenössische Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft; Vereinigung kantonaler Feuerversicherungen; <strong>Schweiz</strong>erische Hagel-Versicherungs-Gesellschaftt<br />

Ziegeleiton<br />

Baustein<br />

Gips-Rohgestein<br />

Salz<br />

Lawinen und Schneedruck 1<br />

Hagel 2<br />

Unwetter


Lawinen im Februar 1999<br />

Hauptursache für die verheerenden Lawinenniedergänge<br />

im Februar 1999 waren die in<br />

kurzer Zeit gefallenen grossen Schneemengen.<br />

Starke Winde, die den Schnee verfrachteten,<br />

verschärften die Situation noch zusätzlich.<br />

Gesamthaft sind in den <strong>Schweiz</strong>er Alpen<br />

im Winter 1998/1999 rund 1200 Schadenlawinen<br />

niedergegangen. Betroffen war der<br />

gesamte Alpennordhang sowie weite Teile<br />

des Wallis und Graubündens. 17 Menschen<br />

starben im Februar 1999 in den Lawinen, 11<br />

davon in Gebäuden. Zehntausende Personen<br />

mussten evakuiert werden oder waren mehrere<br />

Tage von der Umwelt abgeschnitten,<br />

weil zahlreiche Verkehrswege unterbrochen<br />

waren.<br />

Quelle: Eidgenössisches Institut für Schnee- und Lawinenforschung<br />

Hochwasser im Mai 1999<br />

Quelle: Eidenössische Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft<br />

<strong>1.1</strong> NATURRAUM SCHWEIZ<br />

23<br />

Neuschneesumme auf rund 1500 m ü.M.<br />

100 cm<br />

200 cm<br />

300 cm<br />

400 cm<br />

> 500 cm<br />

Schadenlawinen<br />

Schadensumme pro Schadenfall<br />

stark: > 2 Millionen Franken<br />

mittel: 0.4–2 Millionen Franken<br />

leicht: < 0.4 Millionen Franken<br />

Ausgedehnte feuchte Luftmassen brachten im Mai 1999 in weiten Teilen der <strong>Schweiz</strong> ausserordentliche Niederschläge. Gesamthaft ist vom<br />

11. bis 22. Mai in der Deutschschweiz und am Alpennordrand die 2- bis 2,5-fache Regenmenge des langjährigen Monatsmittels im Mai gefallen.<br />

Eine Rolle spielten auch die Schneeschmelze und der nasse Vormonat April. Flüsse und Seen traten über die Ufer und überschwemmten<br />

weite Landstriche. In Bern beispielsweise überflutete die Aare rund 500 Häuser und in der Altstadt von Rheinfelden (Kanton Aargau) stand<br />

das Wasser bis 1,5 Meter hoch. Am Thuner-, Brienzer-, Sarner-, Boden- und Zugersee wurden die höchsten Wasserstände des Jahrhunderts<br />

registriert.


Bibliografie<br />

Burri Klaus: <strong>Schweiz</strong> – Suisse – Svizzera – Svizra. Zürich 1998.<br />

Gäggeler Heinz, Hoelzle Martin, Von der Mühll Daniel, Schwikowski Margrit: Die<br />

Gletscher der <strong>Schweiz</strong>er Alpen 1998/1999. In: Die Alpen 10/2000, S. 22 – 33.<br />

2000.<br />

Labhart Toni: Geologie der <strong>Schweiz</strong>. Thun 1993.<br />

Wachter Daniel: <strong>Schweiz</strong> eine moderne Geographie. Zürich 1995.<br />

Wiesli Urs: Die <strong>Schweiz</strong>. Wissenschaftliche Länderkunden Band 26. Darmstadt<br />

1986.<br />

Internetadressen<br />

Earth Observatory (NASA)<br />

http://earthobservatory.nasa.gov<br />

Dieses Angebot der NASA ist für Lehrpersonen und andere Interessierte gedacht:<br />

Daten aus der Fernerkundung werden erklärt und sind so aufbereitet, dass sie am<br />

Bildschirm zu Animationen zusammengestellt werden können. Es enthält zudem<br />

Tipps und Lektionsvorschläge.<br />

WSL – Eidgenössische Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft<br />

www.wsl.ch<br />

Eine sehr gut zugängliche Site, die viele der WSL-Produkte online zum Gebrauch<br />

anbietet. So kann man sich beispielsweise Karten der in der <strong>Schweiz</strong> vorhandenen<br />

Lebensraumtypen zusammenstellen oder ein Ozonquiz machen.<br />

Erdkunde-Online<br />

www.erdkunde-online.de<br />

<strong>1.1</strong> NATURRAUM SCHWEIZ<br />

24<br />

Erdkunde-Online richtet sich vor allem an Schülerinnen und Schüler, bietet aber<br />

auch für weitere Interessierte Wissenswertes. Kurzbeschreibungen von rund 200<br />

Ländern sind mit Querverweisen vernetzt und enthalten statistische Daten.

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