Veränderte Herausforderung für die ... - Lust op dat Meer
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„Küstenentwicklung und Klimawandel“<br />
Ist <strong>Veränderte</strong> das unsere <strong>Herausforderung</strong> Zukunft an den Küsten?<br />
<strong>für</strong> <strong>die</strong><br />
Küstenentwicklung<br />
Klaus Schwarzer<br />
Institut <strong>für</strong> Geowissenschaften - Sedimentologie, Küsten- und Schelfgeologie<br />
Christian Albrechts-Universität zu Kiel<br />
<strong>Lust</strong> <strong>op</strong> <strong>dat</strong> <strong>Meer</strong> – Neue <strong>Herausforderung</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> Küstenentwicklung, Abschlussveranstaltung, 11.11.11, Kiel
Nord- und Ostsee sind 2 <strong>Meer</strong>esgebiete, wie<br />
sie unterschiedlicher nicht sein können<br />
<strong>Lust</strong> <strong>op</strong> <strong>dat</strong> <strong>Meer</strong> – Neue <strong>Herausforderung</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> Küstenentwicklung, Abschlussveranstaltung, 11.11.11, Kiel
Unterschiede von Nord- und Ostsee<br />
Nordsee Ostsee<br />
Beeinflusst durch <strong>die</strong> Tide und Wellen Beeinflusst durch Wellen und windinduzierte<br />
Wasserstandsunterschiede<br />
Primär Flachküste (Marsch) + Inseln Alternierend Flach- und Steilküsten<br />
Geringer morphologischer Gra<strong>die</strong>nt Gegenüber der Nordsee steilerer<br />
Gra<strong>die</strong>nt<br />
Natürliche Sedimentquelle:<br />
Nordseeboden<br />
Natürliche Sedimentquelle:<br />
Küstenerosion und der Seegrund<br />
Exposition nach Westen Exposition variierend<br />
Aufbau aus primär feinkörnigem<br />
Material (Silt, Sand)<br />
Gegenüber der Ostsee höhere Wellen<br />
an den Außenküsten; Energieabbau<br />
über Watten und Vorländern<br />
Geringe Verweildauer hoher<br />
Wasserstände<br />
Voll marin Brackisch<br />
Aufbau aus der gesamten Bandbreite<br />
von Ton – Steinen (Geschiebemergel)<br />
Gegenüber der Nordsee geringere<br />
Wellen an den Außenküsten. Keine<br />
Watten und Vorländer<br />
Hohe Verweildauer hoher Wasserstände<br />
Wasserkörper voll durchmischt Wasserkörper meist geschichtet<br />
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(Berner & Streif, 2000, modified)<br />
Pleistozäne Entwicklung<br />
Maximale Ausdehnung des Eises<br />
während der Saale- und Weichselvereisung<br />
in Mitteleur<strong>op</strong>a.<br />
Ems, Weser und Elbe haben ein<br />
gemeinsames Urstromtal gebildet<br />
über das das Wasser in den Nor<strong>dat</strong>lantik<br />
abfloss.<br />
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Weichselzeitlicher<br />
Schmelzwasserabfluss<br />
von Ost nach West<br />
(Eronen et al. 2001)<br />
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(Rouwen & Sirocko, 2010)<br />
Östliches Hügelland, besteht aus<br />
Moränenmaterial der letzten Eiszeit.<br />
Marsch, besteht überwiegend<br />
aus Material<br />
von der Nordsee.<br />
Geest, besteht aus<br />
Schmelzwassersanden /<br />
Vermoorungen und Relikten<br />
der Saale-Eiszeit<br />
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S<br />
North Sea<br />
9° east. l. of . Gr 10° 11° 12°<br />
13° 14°<br />
Denmark<br />
Schönhagen<br />
Einführung<br />
Cliff - coasts (300 km) Coastal lowlands (600 km)<br />
Die Küsten von Nord- und<br />
Ostsee<br />
m<br />
Kiel<br />
Brodten<br />
Hamburg<br />
Heiligenhafen<br />
Baltic Sea<br />
Rostock<br />
Steilküsten (ca. 300 km) Flachküsten ca. (600 km)<br />
50 km<br />
55°<br />
54°<br />
Meier, 2010<br />
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Effekte durch<br />
Klimaveränderungen<br />
<strong>Meer</strong>esspiegelanstieg<br />
Änderung der Oberflächentemperatur<br />
des <strong>Meer</strong>wassers<br />
Änderungen im<br />
Oberwasserabfluss<br />
Änderungen des<br />
Wellenklimas<br />
Änderungen in der<br />
Sturmhäufigkeit<br />
Änderung der CO 2<br />
Konzentration<br />
Auswirkungen auf <strong>die</strong> Umwelt im Küstenbereich<br />
Überflutung; Hochwasser- und Sturmschäden;<br />
Küstenerosion; Salzwasserintrusion; Anstieg des<br />
Grundwasserstandes; Verhinderung von Entwässerung;<br />
Verlust von Niederungen.<br />
Zunehmende Schichtung des Wasserkörpers, veränderte<br />
Zirkulation; weniger Vereisung in den nördlichen Bereichen,<br />
Veränderungen in der Nährstoffzufuhr.<br />
Veränderung in<br />
• der Sedimentzufuhr durch Flüsse;<br />
• der Überflutungsgefährdung von Niederungen;<br />
• im Nährstoffeintrag;<br />
• in der Wasserzirkulation.<br />
Änderungen in den Brandungsbedingungen; Änderungen im<br />
Akkumulations- /Erosionsmuster an den Küsten.<br />
Veränderungen in der Häufigkeit von Sturmfluten; einhergehend<br />
ein höheres Risiko <strong>für</strong> Schäden. Räumliche<br />
Ausdehnung sturmflutgefährdeter Bereiche.<br />
Zunehmender CO 2 Eintrag; zunehmende Versauerung der<br />
Ozeane; Abnahme der Sättigung des Wassers mit CaCO 3 –<br />
(Einfluss auf schalentragende Organismen).<br />
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Links: Zusammenfassung der<br />
nordwestdeutschen Klimaentwicklung,<br />
der Sta<strong>die</strong>n von Archäologie,<br />
Pollenzonen und Ostseeentwicklung<br />
(Naumann et al., 2010).<br />
Unten: Relative <strong>Meer</strong>esspiegelkurven<br />
<strong>für</strong> verschiedene Gebiete<br />
der Ostsee ( 14 C-Datierungen)<br />
(Lampe et al., 2010).
Klimaveränderungen, <strong>Meer</strong>esspiegelfluktuationen (Anstieg und Abfall),<br />
Küstenrückgang, etc.; das ist nicht neu, es sind seit Jahrhunderten /<br />
Jahrtausenden andauernde Prozesse.<br />
Als “Kleine Eiszeit” wird der Zeitraum von Anfang des 15. Jahrhunderts<br />
bis etwa zur Mitte des 19. Jahrhundert bezeichnet.<br />
In <strong>die</strong>ser Zeit war das Klima relativ kühl. Es wurde geprägt durch lange<br />
kalte Winter und kühle Sommer mit hohen Niederschlagsmengen.<br />
Die Kleine Eiszeit gilt mittlerweile als weltweites Phänomen, das <strong>für</strong><br />
Eur<strong>op</strong>a, Nordamerika, Russland, China wissenschaftlich abgesichert ist.<br />
Innerhalb der aktuell geführten Klimadiskussion gilt <strong>die</strong> Kleine Eiszeit als<br />
Beispiel <strong>für</strong> natürliche Klimavariationen, <strong>die</strong> durch kurzfristige<br />
Schwankungen geprägt sind.<br />
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Devel<strong>op</strong>ment of the sea level in the area of the East Frisian islands based on<br />
sequence stratigraphy (Bungenstock 2005)<br />
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Relativer <strong>Meer</strong>esspiegelanstieg an der südlichen Ostsee. Aus homogenen Pegelreihen werden säkulare<br />
relative Höhenänderungen des <strong>Meer</strong>esspiegels im Bezug zur Küste als linearer Trend bestimmt und<br />
räumlich interpoliert. (Einheit: mm/a) (Richter et al., 2011)<br />
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Entwicklung des mittleren <strong>Meer</strong>esspiegels seit 1925 an fünf deutschen Ostseepegeln<br />
(Hofstede 2009). Produkt aus eustatischer und isostatischer Komponente<br />
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Was ist Küstenentwicklung ?<br />
� Veränderung in der geographischen Lage und Ausdehnung<br />
� Veränderung in der Art des aufbauenden Sedimentes<br />
� Veränderungen im Volumen des <strong>die</strong> Küste aufbauenden Sedimentes<br />
� Veränderung des morphologischen Gra<strong>die</strong>nten<br />
Änderung: Zunahme in der Wellenhöhe<br />
(Brown et al., verändert 2005)<br />
Die Beziehung zwischen der Neigung des Vorstrandes, der Wellensteilheit<br />
(Energieeintrag) und dem vorhandenen Sediment (Korngröße)
Was ist Küstenentwicklung ?<br />
� Veränderung in geographischer Lage und Ausdehnung Strand wird schmaler<br />
� Veränderung in der Art des aufbauenden Sedimentes Sediment wird gröber<br />
� Veränderungen im Volumen des <strong>die</strong> Küste aufbauenden Sedimentes Da<br />
feines Sediment ausgetragen wird, nimmt das Volumen ab<br />
� Veränderung des morphologischen Gra<strong>die</strong>nten Strand wird steiler<br />
Zunahme in der Wellenhöhe<br />
(Brown et al., verändert 2005)<br />
Die Beziehung zwischen der Neigung des Vorstrandes, der Wellensteilheit<br />
(Energieeintrag) und dem vorhandenen Sediment (Korngröße)
Nordseeküste<br />
Schematischer Schnitt durch den holozänen Akkumulationskeil an der<br />
Nordseeküste; Beispiel von Ostfriesland (STREIF, 1990, verändert).<br />
Bei der natürlichen Küstenentwicklung und ausreichender Sedimentverfügbarkeit<br />
verlagert sich das gesamte System unter Beibehaltung<br />
des morphologischen Gra<strong>die</strong>nten landwärts.<br />
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Transgression<br />
Regression<br />
(Behre, 2003)<br />
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Der Mensch greift seit Jahrhunderten<br />
in das morphodynamische System ein.<br />
Die Bedeichung Nordfrieslands<br />
(Prange, 1986)<br />
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Bei einem<br />
<strong>Meer</strong>esspiegelanstieg<br />
weicht <strong>die</strong><br />
Aussenküste<br />
zurück<br />
Quelle: J. Hofstede, MLUR<br />
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Entwicklung und<br />
Rekonstruktion<br />
eines Hakens<br />
(Köster, 1955)<br />
Akkumulation und Erosion hängen<br />
unmittelbar voneinander ab.<br />
Man kann nicht das eine haben,<br />
ohne das andere zu akzeptieren<br />
EROSION<br />
AKKUMULATION<br />
Aus:<br />
Kohlhase, S.<br />
(1991)<br />
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Ostseeküste: Natürliche Küstendynamik<br />
Durch <strong>die</strong> natürliche Küstendynamik entstehen neue<br />
Landflächen und Steilufer können inaktiv werden<br />
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Natürliche Dynamik an der wellendominierten Küste<br />
Wir sehen eine natürliche Rückverlegung von Küstenvorsprüngen<br />
Entwicklung des Brodtener Ufers in den letzten ca. 6000<br />
Jahren (GRIPP, 1952)<br />
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Stakendorf , Profil : Mitte Buhne 47/48 , Station : 16+754<br />
500 [m]<br />
1954<br />
1975-1983<br />
1985-1990<br />
400<br />
300<br />
200<br />
Kalifornien , Profil : Kf9 , Station : 11+698 (Messkette)<br />
500 [m]<br />
1954<br />
1975-1983<br />
1985-1990<br />
1991-1994<br />
400<br />
300<br />
200<br />
Flachküsten<br />
100<br />
[NN+m]<br />
(aus: Schwarzer, 2003, Die Küste, 66<br />
100<br />
0<br />
0<br />
1<br />
0<br />
-1<br />
-2<br />
-3<br />
-4<br />
-5<br />
[NN+m]<br />
(aus: Schwarzer, 2003, Die Küste, 66<br />
1<br />
0<br />
-1<br />
-2<br />
-3<br />
-4<br />
-5<br />
© Schwarzer<br />
Vergleich von Seevermessungen aus<br />
den Jahren 1954 -1994 (Fertigstellung<br />
des Deiches: 1988).
After 2002<br />
Hofstede 2004<br />
Coastal defence on Sylt Island, Kampen, with<br />
support by geotextiles and beach nourishment. It<br />
is a costly measure but it can provide a<br />
permanent protection from storm surges<br />
(Source: MBM+F 2002: The North Sea,<br />
Problems and Research Needs.)<br />
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Probstei, östl. Kieler Aussenförde<br />
Anpassung durch Rückzug<br />
Also doch?<br />
aber<br />
Dort ist kein Platz !<br />
Beach from Balneario Camboriu, Brazil<br />
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Sandentnahmegebiet Westerland II, 7 km offshore Sylt, September 2001.<br />
Entnahme kontinuierlich seit 1984. Entnommenes Volumen: 20 mio m³.<br />
Entnahmetrichter sind tiefer als 20 m.<br />
Zeiler et al., 2004
Vergleich der Position der 20 m Isobathe in dem Sandentnahmegebiet<br />
„Westerland II /Sylt, 1993, 1997 and 2001 (Zeiler et al. 2004).<br />
Zeiler et al., 2004
Zusammenfassung<br />
� Nord- und Ostsee sind hinsichtlich ihrer Genese, den steuernden<br />
Prozessen und in ihrem heutigen Erscheinungsbild grundsätzlich<br />
unterschiedlich.<br />
� Küsten sind hinsichtlich ihrer Funktionsweise in ihrer Gesamtheit<br />
zu betrachten – das schließt Erosionsgebiet, Sedimenttransport-<br />
zone und Akkumulationsgebiet ein.<br />
� Eine klimaabhängige Küstenentwicklung ist nichts Neues. Neu ist<br />
<strong>die</strong> verstärkt anthr<strong>op</strong>ogene Einflussnahme auf <strong>die</strong> Küste.<br />
� Eine fixierte Küstenlinie wirkt bei steigendem <strong>Meer</strong>esspiegel<br />
bzw. höherem Energieeintrag nachteilig auf <strong>die</strong> natürliche Dynamik.<br />
� <strong>Herausforderung</strong>en: Entwicklung von Konzepten, um den Eingriff in<br />
den Küstenraum so naturnah wie möglich zu gestalten.<br />
<strong>Lust</strong> <strong>op</strong> <strong>dat</strong> <strong>Meer</strong> – Neue <strong>Herausforderung</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> Küstenentwicklung, Abschlussveranstaltung, 11.11.11, Kiel
Vielen Dank <strong>für</strong> <strong>die</strong><br />
Aufmerksamkeit