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Elektronischer Sonderdruck für Was können blinde Patienten mit ...

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Abb. 2 8 a Funduseinblick auf einen unter die Makula implantierten subretinalen Mikrochip, Verlauf des Stromversorgungskabels.<br />

b Die Sekundärspule wird subdermal im Schädelknochen fixiert. Die äußere Primärspule wird magnetisch in Position<br />

gehalten und wird immer angelegt, wenn das Implantat aktiviert werden soll. c Kontrast und Verstärkung der Wahrnehmung<br />

werden vom <strong>Patienten</strong> manuell angepasst. (Mit freundl. Genehmigung Retina Implant AG)<br />

nete Gruppe von Bipolarzellen gereizt<br />

wird, bleibt die natürliche Retinotopie<br />

der Wahrnehmung korrekt erhalten.<br />

» Das Implantat besteht<br />

aus dem subretinalen<br />

Mikrochip und einer externen<br />

Stromversorgung durch ein Kabel<br />

Elektronische Implantate benötigen eine<br />

Stromversorgung, da die Energie des einfallenden<br />

Lichtes nicht ausreichend ist,<br />

um die beschriebenen Vorgänge anzusteuern.<br />

Das gesamte Implantat besteht<br />

daher nicht nur aus dem subretinalen Mikrochip,<br />

sondern auch aus einem System<br />

einer externen Stromversorgung durch<br />

ein Kabel (. Abb. 1). Dieses Kabel verlässt<br />

nach einer als dünne Folie ausgebildeten<br />

subretinalen Strecke den Bulbus<br />

transchorioidal und transskleral. Es verläuft<br />

weiter unter dem M. temporalis bis<br />

hinter das Ohr und mündet in eine subperiostale<br />

Empfangsspule <strong>für</strong> die Stromversorgung<br />

und Steuersignale, ähnlich<br />

wie beim Cochleaimplantat ([7, 8],<br />

. Abb. 2a)<br />

In der Pilotstudie, die in den Jahren<br />

2005–2009 in der Tübinger Universitäts-<br />

Augenklinik durchgeführt wurde, war<br />

zunächst experimentell ein transdermales<br />

Kabel <strong>mit</strong> einem Stecker <strong>für</strong> die externe<br />

Stromversorgung benutzt worden.<br />

Diese Implantate wurden immer spätestens<br />

nach 4 Monaten wieder chirurgisch<br />

entfernt.<br />

In der aktuellen klinischen Studie<br />

(Hauptstudie) wird die oben beschrie-<br />

bene, spulenbasierte Stromversorgung<br />

verwendet. Die drahtlose Energie- und<br />

Steuersig nalübertragung erfolgt durch<br />

elektromagnetische Induktion über eine<br />

epidermale Spule, die über der subperiostalen<br />

Empfangsspule magnetisch in Position<br />

gehalten wird (. Abb. 2). Die nun<br />

verwendeten Implantate müssen nicht<br />

mehr entfernt werden, da es hier keine<br />

transdermale Verbindung mehr gibt.<br />

Eine externe Batterie versorgt das Implantat<br />

über die Spulen <strong>mit</strong> gepulster Energie.<br />

Der gesamte Chip nimmt <strong>mit</strong> den<br />

1500 Mikrophotodioden mehrmals pro<br />

Sekunde <strong>für</strong> 1 ms lang ein Bild auf und erzeugt<br />

ein elektrisches Reizmuster, das an<br />

die Bipolarzellen weitergegeben wird.<br />

Das durch ein subretinales Implantat<br />

ver<strong>mit</strong>telte Sehen besteht in einem rechteckigen<br />

Ausschnitt der visuellen Welt von<br />

etwa 12°, dargestellt in bis zu etwa 9 differenzierbaren<br />

Grautönen. Es gibt keine<br />

Farbenunterscheidung, da alle Photodioden<br />

die gleiche spektrale Sensitivität <strong>für</strong><br />

Licht haben. Ein weiterer Unterschied<br />

zum natürlichen Sehen ist die fehlende<br />

spontane Adaptation an die Umgebungshelligkeit.<br />

Diese kann der Patient selber<br />

manuell einstellen, je nach Helligkeit der<br />

Umgebung und der Kontrastbedingungen.<br />

Dies geschieht anhand zweier Drehknöpfe<br />

auf der Stromversorgungseinheit,<br />

<strong>mit</strong> denen die Kontrastempfindlichkeit<br />

und die Lichtverstärkung angepasst werden<br />

<strong>können</strong>, um den Seheindruck zu optimieren<br />

(. Abb. 2c).<br />

Der dem <strong>Patienten</strong> ver<strong>mit</strong>telte Seheindruck<br />

dürfte dem Bild eines Schwarz-<br />

Weiß-Fernsehers nahekommen, bei dem<br />

Kontrast und Helligkeit ebenfalls manu-<br />

ell reguliert und die Bilder in Grautönen<br />

dargestellt wurden. Allerdings kann das<br />

Implantat nur eine li<strong>mit</strong>ierte Sehschärfe<br />

ver<strong>mit</strong>teln, die rein rechnerisch den dezimalen<br />

Visus von 0,1 nicht überschreiten<br />

kann.<br />

Klinische Studie<br />

Das schriftliche Einverständnis in Übereinstimmung<br />

<strong>mit</strong> der Deklaration von<br />

Helsinki und der Richtlinie 93/42/EWG<br />

des Europäischen Parlaments und des Rates<br />

vom 14.06.1993 über Medizinprodukte<br />

sowie der DIN EN ISO 14155 ist Voraussetzung<br />

<strong>für</strong> den Einschluss jedes <strong>Patienten</strong>.<br />

Die monozentrische Phase in Tübingen<br />

ist inzwischen abgeschlossen. Die<br />

ersten <strong>Patienten</strong> im multizentrischen Studienmodul,<br />

an dem Kollegen aus Budapest,<br />

Dresden, Kiel, Frankfurt, London,<br />

Oxford und Tübingen <strong>mit</strong>arbeiten, wurden<br />

Ende 2011 eingeschlossen.<br />

Die klinische Hauptstudie benutzt das<br />

Implantat Alpha IMS <strong>mit</strong> der spulenbasierten<br />

Stromversorgung (. Abb. 2). Das<br />

Implantat kann nicht nur in der Klinik,<br />

sondern auch vom <strong>Patienten</strong> selbstständig<br />

im Freien, zu Hause oder bei der Arbeit<br />

usw. benutzt werden. Die Dauer der Studie<br />

beträgt <strong>für</strong> jeden <strong>Patienten</strong> 1 Jahr <strong>mit</strong><br />

12 mehrtägigen Visiten. Nach Abschluss<br />

der Studie werden alle <strong>Patienten</strong> mindestens<br />

jährlich nachkontrolliert.<br />

Die Verbesserung der Stromversorgung<br />

ermöglicht es <strong>Patienten</strong>, alltagsrelevante<br />

visuelle Erfahrungen <strong>mit</strong> dem subretinalen<br />

Chip zu sammeln.<br />

In die Studie werden nur <strong>Patienten</strong> <strong>mit</strong><br />

einer erblichen Netzhautdegeneration,<br />

Der Ophthalmologe 2 · 2012 |<br />

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