Social Accountability 8000 – Ein praktikables Instrument zur ...
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Verbesserungen der Effizienz in Produktionsprozessen und die<br />
Entwicklung neuer Strategien ebenfalls Kostenvorteile erzielbar.<br />
Problematisch ist außerdem, dass SA <strong>8000</strong> vorwiegend auf die Bedürfnisse<br />
von Produktionsunternehmen zugeschnitten ist. Die besondere<br />
Problematik von Dienstleistungsunternehmen bleibt weitgehend<br />
unberücksichtigt. <strong>Ein</strong>e erfolgreiche Zertifizierung bezieht sich zudem<br />
immer nur auf den Produktionsprozess als solchen, welche Produkte<br />
produziert werden, unterliegt keiner kritischen Evaluation im Audit. <strong>Ein</strong><br />
weiteres Problem sind die im Rahmen von SA <strong>8000</strong> festgelegten<br />
Definitionen für z. B. die Höchstarbeitszeit oder den Begriff der<br />
Kinderarbeit, über die kein supranationaler Konsens besteht. Am Beispiel<br />
der Kinderarbeit zeigen sich die Schwierigkeiten von festgelegten<br />
Definitionen sehr deutlich. Es entsteht die paradoxe Situation, dass sich die<br />
Situation der Menschen bei Anwendung von SA <strong>8000</strong> oft verschlimmert,<br />
anstatt verbessert. Terre des Hommes und Unicef warnen beispielsweise<br />
vor einem rigorosen Vorgehen gegen Kinderarbeit in Entwicklungsländern,<br />
ohne sich um die Folgen für die Fünf- bis Vierzehnjährigen zu kümmern.<br />
Kinder tragen mit ihrer Arbeit häufig wesentlich zum Familieneinkommen<br />
bei. Kommt es im Zuge der Anwendung von SA <strong>8000</strong> <strong>zur</strong> Entlassung von<br />
Kindern, sollen Unternehmen zwar Übergangshilfen zahlen und<br />
Bildungsmöglichkeiten anbieten. Es muss jedoch bezweifelt werden, dass<br />
Unternehmen die genannten Hilfsmassnahmen tatsächlich immer<br />
bereitstellen werden. Zu kritisieren ist schließlich, dass internationale<br />
Konzerne durch die Zertifizierung von Lieferanten die Verantwortung in<br />
der Lieferantenkette „nach hinten“ weitergeben. Je nach Industriezweig<br />
endet die Möglichkeit, Garantien für Zulieferer und deren Zertifizierung zu<br />
geben jedoch dort, wo es eine Vielzahl von Subkontraktoren sowie kaum<br />
beobachtbare und damit unkontrollierbare Heimarbeit gibt (z. B.<br />
Textilsektor). 23<br />
Zusammenfassend lässt sich die Ausgangsfrage, die wir im Titel dieses<br />
Beitrages gestellt haben, folgendermaßen beantworten: Die Zertifizierungsinitiative<br />
SA <strong>8000</strong> ist momentan eines der am weitesten<br />
entwickelten <strong>Instrument</strong>e <strong>zur</strong> Umsetzung von Unternehmensethik in<br />
international tätigen Unternehmen. Die Stärke des Konzeptes liegt aus<br />
unserer Sicht in seiner praktischen Vorzüglichkeit. In sinnvoller Kombination<br />
mit anderen Ethikmaßnahmen kann SA <strong>8000</strong> Führungskräfte im Hinblick<br />
auf die Übernahme sozialer Verantwortung sinnvoll unterstützen. Obwohl<br />
das Konzept noch keine weite Verbreitung in der Unternehmenspraxis<br />
gefunden hat, ist zu erwarten, dass die meisten international tätigen<br />
Unternehmen ihre diesbezügliche Zurückhaltung bald aufgeben werden.<br />
Populäre Vorreiter bei der Zertifizierung wie Toys’R’US oder der Otto<br />
zfwu, 2/2 (2001), 123-148 143