Christoph von Schmid - Oberstadion
Christoph von Schmid - Oberstadion
Christoph von Schmid - Oberstadion
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Das Titelbild,ein Gemälde<br />
<strong>von</strong> Liberat Hundertpfund,<br />
zeigt <strong>Christoph</strong> <strong>von</strong> <strong>Schmid</strong><br />
in seinem Studierzimmer<br />
(Original im Historischen<br />
Museum Dinkelsbühl).<br />
Der Historische Verein<br />
Dinkelsbühl erteilte freundlicherweise<br />
die Genehmigung<br />
zum Abdruck.<br />
<strong>Christoph</strong> <strong>von</strong> <strong>Schmid</strong> ist der erfolgreichste<br />
und bekannteste deutsche<br />
Kinder- und Jugendschriftsteller<br />
der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts,<br />
dessen Werke in insgesamt 24<br />
Sprachen übersetzt weltweite Verbreitung<br />
fanden. Seine großen Wirkung<br />
<strong>von</strong> den Vereinigten Staaten bis<br />
nach Japan hielt bis ins frühe 20.<br />
Jahrhundert an, noch der junge Marcel<br />
Proust, der spätere Papst Paul VI.<br />
und Golo Mann haben seine Geschichten<br />
gern gelesen.<br />
Der aus dem fränkischen Dinkelsbühl<br />
stammende Sohn eines angesehenen<br />
Beamten studierte in Dillingen<br />
Theologie und Philosophie.<br />
Maßgeblichen Einfluß übte auf ihn<br />
der dort lehrende bedeutende Theologe<br />
und spätere Bischof <strong>von</strong> Regensburg<br />
Johann Michael Sailer aus.<br />
Nach der Priesterweihe 1791 war<br />
<strong>Christoph</strong> <strong>von</strong> <strong>Schmid</strong> als Kaplan in<br />
Nassenbeuren an der Mindel, dann<br />
in Seeg bei Johann Michael Feneberg<br />
tätig, wo er sich der Allgäuer Er-<br />
weckungsbewegung anschloß. 1796<br />
übernahm er eine Stelle als Benefiziat<br />
und Distriktsschulinspektor in<br />
Thannhausen.<br />
Hier begann aus der Praxis des<br />
Schulunterrichts heraus seine<br />
schriftstellerische Tätigkeit mit<br />
Nacherzählungen der "Biblischen<br />
Geschichte für Kinder" (1801, 6<br />
Bände), die an die 200 Auflagen erfuhren.<br />
1810 erschien in Augsburg<br />
seine erste große erfolgreiche Erzählung<br />
"Genovefa", der 1816 die<br />
berühmt gewordenen "Ostereier",<br />
1823 "Rosa <strong>von</strong> Tannenburg" und<br />
1824 "Der Weihnachtsabend" folgten.<br />
Als Freund Sailers in dessen Auseinandersetzungen<br />
mit konservativen<br />
kirchlichen Kreisen in Bayern<br />
verwickelt, nahm er nach Ablehnungen<br />
bei Bewerbungen um Pfarrämter<br />
1816 die außerhalb Bayerns gelegene<br />
Pfarrstelle <strong>Oberstadion</strong> bei Ulm<br />
an. König Ludwig I. holte <strong>Christoph</strong><br />
<strong>von</strong> <strong>Schmid</strong> auf Sailers Betreiben<br />
nach Bayern zurück und ernannte<br />
ihn 1827 zum Domkapitular in<br />
Augsburg. Gegen Ende seines Lebens<br />
verfasste er als schon Achtzigjähriger<br />
"Erinnerungen" in vier Bänden.<br />
1854 starb er als Opfer der Cholera<br />
in Augsburg.<br />
Die religiös-moralische Unterweisung<br />
spielt eine große Rolle in<br />
allen seinen Werken, die durch das<br />
Vertrauen in den Sieg des Guten über<br />
das Böse durch die göttliche Vorsehung<br />
geprägt sind.Auf der Grundlage<br />
dieser innigen und milden Religiosität<br />
vermochte <strong>Christoph</strong> <strong>von</strong><br />
<strong>Schmid</strong> durch spannende und<br />
rührende Ereignisse und eine verständliche<br />
Sprache über ein Jahrhundert<br />
lang eine unermesslich große<br />
junge Leserschaft in der ganzen<br />
westlichen Welt anzusprechen.<br />
<strong>Schmid</strong> schrieb auch Theaterstücke<br />
und trat als Verfasser <strong>von</strong> Gedichten<br />
und Liedern, auch <strong>von</strong> bekannten<br />
Kirchenliedern wie "Beim letzten<br />
Abendmahle", hervor.Am populärsten<br />
geblieben ist <strong>von</strong> seinem Werk<br />
bis heute das Lied "Ihr Kinderlein<br />
kommet".<br />
Dr. Helmut Gier<br />
Direktor der Staats- und<br />
Stadtbibliothek Augsburg