Tagesecho - Parteienporträt Nr. 4: Die Kommunistische Partei ...
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<strong>Tagesecho</strong> - <strong><strong>Partei</strong>enporträt</strong> <strong>Nr</strong>. 4: <strong>Die</strong> <strong>Kommunistische</strong> <strong>Partei</strong> Böhmens und Mährens<br />
[ 2010-06-17 ] Autor: Daniel Kortschak<br />
Der <strong>Kommunistische</strong>n <strong>Partei</strong> Böhmens und Mährens, kurz KSČM, ist in Tschechien die Farbe Rot<br />
zugeordnet. Das Logo der <strong>Partei</strong> zeigt ein Paar Kirschen. Eine Anspielung auf das französische Chanson „Le<br />
Temps des cerises“ – „<strong>Die</strong> Zeit der Kirschen“, das zu Zeiten der Pariser Kommune und während des<br />
Zweiten Weltkriegs als Hymne für Freiheit und Selbstbestimmung galt. Angesichts der politischen<br />
Vergangenheit der tschechischen Kommunisten eine ziemlich gewagte Assoziation.<br />
<strong>Die</strong> Ursprünge der tschechoslowakischen Kommunisten gehen<br />
auf das Jahr 1921 zurück, als sich die Sozialdemokratische<br />
<strong>Partei</strong> nach langen internen Kämpfen und einer gewaltsamen<br />
Auseinandersetzung um die <strong>Partei</strong>zentrale im Prager<br />
Volkshaus in zwei Flügel spaltete. Bald entwickelte sich die<br />
<strong>Partei</strong> (KSČ) zu einer der größten kommunistischen <strong>Partei</strong>en<br />
der Welt. Ab 1925 setzte eine strenge Bolschewisierung ein,<br />
die das Verhältnis der KSČ zur <strong>Kommunistische</strong>n<br />
Internationale festigte. 1929 wurde Klement Gottwald<br />
Vorsitzender der <strong>Partei</strong>, 1946 Premierminister und nach dem<br />
kommunistischen Putsch 1948 schließlich Staatspräsident.<br />
Klement Gottwald<br />
Bis zur politischen Wende 1989 blieb die <strong>Kommunistische</strong><br />
1<br />
<strong>Partei</strong> die alles bestimmende <strong>Partei</strong> in der Tschechoslowakei.<br />
Unter ihrer totalitären Herrschaft wurden zehntausende<br />
Menschen aus politischen Gründen verfolgt, unterdrückt und<br />
inhaftiert. Bei den politischen Prozessen in den 1950er Jahren<br />
wurden zahlreiche Menschen gefoltert und zum Tode<br />
verurteilt. Nach dem Zerfall der Tschechoslowakei 1993<br />
spaltete sich auch die <strong>Kommunistische</strong> <strong>Partei</strong>. Der slowakische<br />
Teil versuchte eine Neuorientierung als Demokratische<br />
Linkspartei und verschwand alsbald in der politischen<br />
Versenkung. <strong>Die</strong> tschechischen Kommunisten hingegen<br />
blieben unter dem neuen Namen KSČM der alten Ideologie<br />
weitgehend treu. Damit konnten sie sich bis heute im<br />
Parlament halten. Mit 11,3 Prozent der Stimmen erreichten sie<br />
bei den jüngsten Parlamentswahlen Platz vier. Dennoch hält<br />
der Politologe Robert Schuster die <strong>Partei</strong> derzeit nicht für<br />
regierungsfähig. Ihr mangle es schlicht an fähigen Politikern.<br />
Außerdem habe sie kein klares <strong>Partei</strong>programm.<br />
Vorsitzender der KSČM Vojtěch Filip<br />
(Foto: ČTK)<br />
„Was die Frage der Zukunft angeht, wird die <strong>Kommunistische</strong><br />
<strong>Partei</strong> gerade jetzt vor der Frage stehen, ob sie sich nicht doch<br />
reformieren soll. Denn wenn eine kommunistische <strong>Partei</strong>, die<br />
mit Klassenkampf daherkommt, in Zeiten der globalen<br />
Wirtschaftskrise nicht punkten kann, auch mit keiner<br />
Kapitalismuskritik, dann läuft etwas falsch in dem Laden.“<br />
Schuster sieht für die <strong>Partei</strong> zwei Möglichkeiten: entweder die<br />
Wandlung zu einer modernen Linkspartei mit neuem Namen<br />
und einer kritischen Auseinandersetzung mit der eigenen
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Vergangenheit. Oder eine dogmatische, klassenkämpferische<br />
kommunistische <strong>Partei</strong> mit klar antikapitalistischem<br />
Programm.<br />
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