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baumreise - Hortitours Gartenreisen

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Foto: Yoshida Shigerua<br />

Die Femeiche in Erle: Hier wurde im Mittelalter Gericht gehalten und über Leben und Tod entschieden.<br />

Riesenbäume<br />

beeindruckten Japaner<br />

Deutsche Riesenbäume erfreuen sich nicht nur bei uns großer Beliebtheit. Ihre<br />

Schönheit und Einzigartigkeit ist nämlich auch auf der anderen Seite des Erdballs<br />

bekannt. So reiste eine Gruppe von zwölf japanischen Baumfotografen in<br />

der Zeit vom 13. bis 23. Oktober 2009 zu 22 ausgewählten Bäumen in den<br />

Norden von Deutschland. Von Markus Radscheit<br />

Die Gruppe wurde durch Markus Radscheit<br />

von HortiTours <strong>Gartenreisen</strong> aus<br />

Rheinbach bei Bonn zu den Baumriesen<br />

geführt. Die japanische Gruppenleiterin<br />

Setsuko Kanie und ihr Geschäftspartner<br />

Yoshida Shigeru sind beide auf Baumfotografie<br />

spezialisiert. Beide reisen jedes<br />

Jahr in verschiedene Länder auf dem<br />

Erdball – immer auf der Suche nach großen<br />

und mächtigen Baumgestalten. Vor<br />

TASPO BAUMZEITUNG 01 | 2010<br />

gut 15 Jahren lernten sich die drei erstmals<br />

eher zufällig als Besucher in Kew<br />

Gardens in London (England) kennen;<br />

seitdem stellt HortiTours für die Gruppe<br />

die Baumreisen in Europa zusammen.<br />

So ging es bereits zu den größten Bäumen<br />

in England und Schottland. Im Jahre<br />

2007 dann erstmals nach Deutschland zu<br />

den größten Bäumen südlich Frankfurts.<br />

Nun nach zwei Jahren kam die gleiche<br />

Gruppe wieder, um die größten Bäume<br />

nördlich Frankfurts zu besuchen und zu<br />

fotografieren.<br />

Der Japaner Yoshida Shigeru zählt neben<br />

dem Iren Thomas Packenham (Autor<br />

von „Meetings with Remarkable Trees”)<br />

und Stefan Kühn vom Deutschen Baumarchiv<br />

(Autor von „Deutschlands Alte<br />

Bäume”) zu der Trilogie der Top-Baumfotografen.<br />

Yoshida macht die Bilder für<br />

die in Japan erscheinenden Baumbücher,<br />

während Setsuko Kanie die entsprechenden<br />

Texte formuliert. Die anderen zehn<br />

Teilnehmer der Reise waren Menschen,<br />

die einfach Freunde an dem Anblick alter<br />

Bäume haben. Der Maler Koichi Ono<br />

reiste mit seiner Staffelage, mit japanischer<br />

Tusche, Pinsel und Zeichenbrett<br />

15<br />


▶<br />

BAUMREISE<br />

und skizzierte jeden Baum auf der Reise<br />

in Windeseile.<br />

Die diesjährige Baumreise begann in<br />

Frankfurt und verlief über Marburg,<br />

Hannover, Potsdam und Berlin zur Müritz.<br />

Von dort ging es nach Bremen und<br />

dann südlich durch das Emsland ins<br />

Rheinland. Von Siegburg aus trat die<br />

Gruppe dann die Rückreise über den<br />

Frankfurter Flughafen zurück nach Japan<br />

an.<br />

Die 22 Bäume wurden von Setsuko Kanie<br />

und Yoshida Shigeru in ihrem Büro in<br />

Tokio in Japan ausgewählt. Dort nämlich<br />

liegt der Band „Deutschlands Alte Bäume”<br />

von Stefan Kühn vor und man wählte<br />

die Bäume nach ästhetischen Gesichtspunkten<br />

aus. HortiTours entwickelte die<br />

Route und knüpfte die Kontakte zu den<br />

Baumeigentümern. Für Setsuko Kanie<br />

war es sehr wichtig, Bäume zu besuchen,<br />

die eine starke spirituelle Aura haben<br />

und aufgrund ihrer Gestalt und ihres Alter<br />

durch ihre Ausstrahlung überzeugen.<br />

Insgesamt besuchte die Gruppe sieben<br />

Eichen, sechs Linden, fünf Buchen, eine<br />

Ulme, eine Platane und eine Eibe. Einige<br />

der Bäume sind eingetragenen Naturdenkmale.<br />

Die Reise begann bei der Tanzlinde in<br />

Himmelsberg, die schon im Jahre 2001<br />

für eine Sondermarke der Deutschen<br />

Foto: Radscheit<br />

16<br />

Begeisterte Fotografen am Werk...<br />

Bundespost Modell stand. Im Reinhardswald<br />

(Hessen) wurden die Gerichtseiche<br />

am Junkerskopf und die Eichen im Sabawald,<br />

nebst ältestem Apfelbaum<br />

Deutschlands besucht. Weiter ging die<br />

Fahrt zur markanten Kaiser Lothar Linde<br />

in Königslutter (Niedersachsen). Die<br />

Koichi Ono malt<br />

die Ulme in Gülitz<br />

Foto: Radscheit<br />

Tumuluslinde in Evessen ist ein Baum,<br />

der von einem Hügel im Dorf auf die Region<br />

herabschaut. Eckehard Hilmar vom<br />

lokalen Heimatverein erläuterte den Besuchern<br />

die Geschichte rund um die Tumuluslinde.<br />

In Groß Schönebeck (Brandenburg)<br />

wanderte die Gruppe lange im<br />

herbstlichen Wald, um zur ausgesprochen<br />

beeindruckenden Silkebuche zu gelangen.<br />

Der Riesenbaum steht auf einer<br />

Lichtung im Wald und besticht mit seinen<br />

dutzenden aufstrebenden Kronenästen.<br />

Entlang der Müritz in Mecklenburg<br />

Vorpommern waren die Eichen von<br />

Ivenack die Stars unter den Riesenbäumen.<br />

Aber auch die alte Eibe in Jabel und<br />

die Ulme von Gülitz überzeugten durch<br />

ihren Charme. Die majestätische Tümpeleiche<br />

vom Burg Schlitz wurde vom Förster<br />

Luttman gezeigt und die Teilnehmer<br />

erfuhren vieles zur Geschichte der Region.<br />

Die Kroneiche bei Minzow steht direkt<br />

an der Landstraße mitten im Wald.<br />

Stadtförster Fritz Bugenings zeigte gerne<br />

der Gruppe den Baum und die alte Försterei.<br />

Japanische Lieder<br />

unter der Rieseneiche<br />

In Lehsen wurde die Eiche im Garten<br />

der Familie Bartels besucht. Nicht nur<br />

der Rieseneichenbaum sorgte für Aufregung.<br />

Hatte der ansässige Bürgermeister<br />

doch anlässlich des Besuches den 88-jährigen<br />

Ehrenbürger der Stadt mitgebracht.<br />

Dieser war während seiner<br />

Kriegsgefangenschaft in Russland mit einem<br />

Japaner inhaftiert und hatte so die<br />

japanische Sprache gelernt. Erstmals<br />

TASPO BAUMZEITUNG 01 | 2010


nach 60 Jahren sprach er an dem Nachmittag<br />

wieder Japanisch und die Rührung<br />

der Gruppe war groß, als man gemeinsam<br />

japanische Lieder unter der Rieseneiche<br />

sang.<br />

Während der Reise durch das Emsland<br />

wurde der größte Baum Deutschlands<br />

besichtigt. Die Riesenlinde zu Heede hat<br />

einen Stammumfang von 16,80 Meter.<br />

Die Hutebuchen im Tinnerloh bei Tinnen<br />

sind von ganz besonderer Schönheit.<br />

Durch die jahrhundertelange Nutzung<br />

als Rohstofflieferant für Blattfutter haben<br />

sie eine ganz besonders markante Figur.<br />

Die Femeiche in Erle wurde der<br />

Gruppe vom Vorsitzenden des Geschichtsvereins<br />

Klaus Werner vorgestellt.<br />

Hier unter der Eiche wurde im Mittelalter<br />

Gericht gehalten und über Leben und<br />

Tod entschieden.<br />

Im Rheinland wurden zum Ende der<br />

Reise noch drei sehr beeindruckende<br />

Bäume gezeigt: die Hexenbuche in Hilberath<br />

bei Bonn, die Riesenbuche im<br />

Vischltal bei Ahrweiler und die Riesenplatane<br />

im Arboretum der Härle Stiftung<br />

in Bonn-Oberkassel. Bei jedem Baum<br />

verweilte die Gruppe gut ein bis zwei<br />

Stunden. Währenddessen wurden die<br />

Bäume vermessen, beobachtet, fotografiert<br />

und vor allem bestaunt.<br />

Die Reisegruppe war von dem Programm,<br />

welches durch touristische Besuchspunkte,<br />

wie Stadtrundfahrten und<br />

Führungen in Botanischen Gärten aufgelockert<br />

wurde, begeistert. Denn nicht nur<br />

die Bäume, sondern auch die Menschen,<br />

die die Bäume gezeigt haben, empfingen<br />

Foto: Yoshida Shigeru<br />

Die Riesenlinde zu Heede<br />

TASPO BAUMZEITUNG 01 | 2010<br />

Foto: Yoshida Shigeru<br />

In Mecklenburg Vorpommern waren die Eichen von Ivenack die Stars unter den Riesenbäumen.<br />

die asiatischen Gäste mit größter Gastfreundschaft<br />

und Herzlichkeit, so dass sie<br />

Deutschland, seine alten Bäume und<br />

Menschen in guter Erinnerung halten<br />

werden.<br />

Yoshida Shigeru und Setsuko Kanie<br />

planen, die Bilder der letztjährigen Reise<br />

zusammen mit denen der Reise vor drei-<br />

Jahren nach Süddeutschland in naher Zukunft<br />

in einem Farbbildband zu veröffentlichen.<br />

Für den Sommer 2011 steht<br />

aber schon fest: es geht zu den Riesenbäumen<br />

der Schweiz. Weitere Informationen<br />

unter www.HortiTours.de.<br />

Der Autor<br />

Markus Radscheit hat während seines Gartenbaustudiums<br />

an der School of Horticulture in<br />

Kew Gardens (London) 1996 „HortiTours” gegründet.<br />

Seit dem organisiert und leitet er <strong>Gartenreisen</strong><br />

für Liebhaber sowie Gartenbau-Studienreisen<br />

für Fachgruppen sowohl in Großbritannien<br />

als auch in Deutschland. Geplant ist<br />

auch eine Reise in die Schweiz.<br />

Er ist außerdem „LWK-zertifizierter Baumkontrolleur”<br />

und Mitglied im Institut of Horticulture<br />

in England.<br />

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