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Ohne Geld - aber mit guten Ideen - Little Giants

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HANDELSBLATT, Montag, 12. März 2007, 13:11 Uhr<br />

Aufsteiger im Mittelstand<br />

<strong>Ohne</strong> <strong>Geld</strong> - <strong>aber</strong> <strong>mit</strong> <strong>guten</strong> <strong>Ideen</strong><br />

Oft mischen gerade kleine Unternehmen den Markt auf. Mit<br />

wenig <strong>Geld</strong> in der Tasche, dafür <strong>mit</strong> einer <strong>guten</strong> Idee und viel<br />

Engagment ausgestattet, erobern Start-ups erfolgreich<br />

Marktlücken. Handelsblatt.com stellt die pfiffigsten<br />

Geschäftsmodelle vor.<br />

Durchbruch <strong>mit</strong> batterielosen<br />

Sensoren. Foto: eco.one<br />

HB DÜSSELDORF. Die großen<br />

Sportartikelhersteller Adidas und Puma haben<br />

ihre Produktion schon lange aus Deutschland an<br />

Billiglohnstandorte verlagert. Zurück blieben in<br />

der <strong>mit</strong>telfränkischen Region Herzogenaurach<br />

viele gut ausgebildete Näherinnen und manches<br />

leere Firmengebäude. Kreative<br />

Jungunternehmen nutzen dieses Potenzial:<br />

Pololo ist eines von ihnen. Die Firma <strong>mit</strong> Sitz in<br />

Berlin lässt in einem ehemaligen Lager von<br />

Puma ökologisch verträgliche Hausschuhe für Kinder und neuerdings<br />

auch Erwachsene herstellen. Die Näherinnnen von Pololo waren einst<br />

bei Adidas beschäftigt – der Konzern unterstützte Pololo bei der<br />

Beschäftigung mehrerer seiner Ex-Mitarbeiter.<br />

„Pololo“ ist ein chilenisches Wort und bedeutet „fester Freund“. 2003<br />

kam den beiden Gründerinnen und Freundinnen Franziska Kuntze und<br />

Verena Carney die Idee zu dem Unternehmen: Sie saßen bei beim<br />

Spaghetti-Essen zusammen und monierten, dass sie keine schönen<br />

und gesundheitlich unbedenklichen Lauflernschuhe für ihre Kinder<br />

fanden. Also taten sie sich zusammen, die Betriebswirtin Kuntze und<br />

die Schuhdesignerin Carney. „Die erste Kollektion <strong>mit</strong> sechs Modellen<br />

haben wir noch selbst genäht“, erzählt Franziska Kuntze. Sie boten die<br />

Kinderschuhe auf Weihnachtsmärkten an und suchten in Berlin<br />

Krabbelgruppen und Fachgeschäfte auf. Das brachte die nötige<br />

Markterfahrung und Kundennähe.<br />

Heute, mehr als drei Jahre später, stellt Pololo rund 3 500 Paar Schuhe<br />

jeden Monat her und liefert sie an 350 Händler in Deutschland und<br />

Europa aus. Im Handel kostet das Paar um die 30 Euro. Beim einem<br />

Umsatz von mehr als einer halben Million Euro sei das Unternehmen<br />

heute profitabel, erläutert Franziska Kuntze. Das durchschlagende<br />

Argument zum Kauf der Schuhe soll neben dem Design die ökologische<br />

Unbedenklichkeit sein: Pololo verwendet pflanzlich- statt chromgegerbtes<br />

Nappaleder.<br />

Mit diesem Ansatz ist Pololo im vorigen Jahr auch in die Herstellung<br />

von Hausschuhen für Erwachsene eingestiegen. Nun wollen die beiden<br />

Gründerinnen die Märkte in Großbritannien und Frankreich erobern.<br />

Die Produktion der Firma, deren zwölf Beschäftigte ausschließlich


Frauen sind, soll in Franken bleiben. „Wir wollen dazu beitragen, dass<br />

es auch künftig noch professionelle Näherinnen und Näher in<br />

Deutschland gibt“, sagt Franziska Kuntze. bef<br />

Lesen Sie weiter auf Seite 2: Wie ein bayerisches Unternehmen <strong>mit</strong><br />

batterielosen Sensoren durchstartet.<br />

Bahnbrechend neue Technologien können in Startup-Unternehmen oft<br />

besser weitergetrieben werden als in Großkonzernen. Zu lang sind dort<br />

die Wege, zu kompliziert die Absprachen – vor allem, wenn die Idee<br />

noch keinem der bestehenden Geschäftssparten zuzuordnen ist. Das<br />

war ein Grund dafür, dass die <strong>mit</strong>tlerweile vielfach ausgezeichnete<br />

Enocean GmbH aus Oberhaching bei München entstanden ist. >/p><br />

Vor sechs Jahren gründeten fünf ehemalige Siemens-Entwickler das<br />

Unternehmen: Sie hatten im Konzern eine neue Grundlagentechnik<br />

geschaffen, <strong>mit</strong> der Funksensoren ohne Batterie betrieben werden<br />

können. Schnelligkeit war gefragt, denn die positive Resonanz aus<br />

vielen Anwendungsbranchen war groß.<br />

2001 startete Enocean ausgestattet <strong>mit</strong> Wagniskapital von Siemens<br />

und weiteren Venture-Capital (VC)-Gesellschaften, zwei Jahre später<br />

kam das erste Produkt auf den Markt. Die Erfindung passt gut zur<br />

derzeitigen Diskussion über Energieeinsparung: Wenn Sensoren von<br />

Enocean per Fingerdruck betätigt werden, wandeln sie<br />

Umgebungsenergie in elektrische Energie um, <strong>mit</strong> der die Signale<br />

gesendet werden. So können ganz ohne Stromkabel und Batterie<br />

Geräte im Umkreis von 300 Metern gesteuert werden, beispielsweise<br />

Jalousien oder Klimaanlagen.<br />

Rund 50 Firmen nutzen die Sensoren bereits, 200 000 Funkmodule<br />

wurden bislang vermarktet. „Wir fokussieren uns zunächst ganz auf<br />

die Gebäudetechnik“, sagt Vetriebsleiter Andreas Schneider – obwohl<br />

die Anwendungsmöglichkeiten weitaus größer sind. „Unser Ziel ist es,<br />

in einem Marktsegment zum Standard zu werden. Dann ergibt sich die<br />

Lawine von selbst“, hofft er. Schneider hat die Firma <strong>mit</strong> Armin<br />

Anders, Markus Brehler, Frank Schmidt und Oliver Sczesny gegründet.<br />

Profitabel ist das Unternehmen noch nicht, denn Markterschließung<br />

und Forschung kosten viel <strong>Geld</strong>. Doch Experten glauben an die<br />

Zukunftsfähigkeit: Im Herbst 2005 sammelte Enocean weitere zehn<br />

Millionen Euro bei Wagniskapitalgesellschaften ein, darunter 3i,<br />

Wellington und Siemens Venture Capital. Mit dem <strong>Geld</strong> wurde eine<br />

Niederlassung in den USA aufgebaut.<br />

Neben VC-Gesellschaften und den Gründern sind die Mitarbeiter von<br />

Enocean an der GmbH beteiligt. 34 Arbeitsplätze hat das Unternehmen<br />

geschaffen, produziert werden die Funkmodule unter anderem vom<br />

ehemaligen Arbeitgeber der Gründer, Siemens. Wenn der<br />

Wachstumsplan in der industriellen Gebäudetechnik aufgeht, könnten<br />

sich Chancen im privaten Wohnungsbau oder bei Anwendungen in<br />

Autos ergeben. Das ist laut Schneider <strong>aber</strong> Zukunftsmusik: „Wir wollen<br />

uns nicht verzetteln.“ bef<br />

Lesen Sie weiter auf Seite 3: Warum sich ein kleines Modegeschäft<br />

zum Internethändler mausert.<br />

In Dachau kennt man das Traditionshaus in der Innenstadt gut, denn<br />

das Modegeschäft Rauffer verkauft schon seit 1888 feines Tuch für den


Herrn. Anzüge von Hugo Boss oder Mode von Ralph Lauren sind dort<br />

im Angebot. Doch bald soll Rauffer in ganz Deutschland ein Begriff<br />

sein: Hans-Peter Ackermann, Inh<strong>aber</strong> und Geschäftsführer des<br />

Unternehmens, hat den Sprung ins Internetgeschäft gewagt und einen<br />

Online-Shop unter dem Namen Herrenkontor.de eröffnet. Seit August<br />

vorigen Jahres verkauft Herrenkontor dort Herrenmode bekannter<br />

Marken nebst Accessoires.<br />

Die Idee dazu kam dem 38-Jährigen, als er nach neuen Möglichkeiten<br />

suchte, seine Leidenschaft für Mode und Geschäft zu verbinden. Denn<br />

die Wachstumschancen in der 40 000-Einwohner-Stadt Dachau sind<br />

li<strong>mit</strong>iert. Gemeinsam <strong>mit</strong> einem Geschäftspartner aus der<br />

Modebranche hat er zwei Jahre am Konzept von Herrenkontor<br />

gearbeitet. Das junge Unternehmen sucht vor allem die gut betuchte<br />

Kundschaft, denn niedrige Preise stehen nicht im Fokus. Vielmehr will<br />

sich Ackermann von anderen Internetangeboten dieser Art durch<br />

Fachkompetenz bei der Onlineberatung und spezielle Auswahl des<br />

Sortiments abgrenzen.<br />

Anzüge im Online-Shop zu kaufen – das scheint für viele Männer<br />

undenkbar. Ackermann hält dagegen, dass beispielsweise<br />

Geschäftsmänner wenig Zeit zum Kauf hätten und sich ungern am<br />

Samstagnach<strong>mit</strong>tag in die Innenstädte drängen. „Zudem schwankt die<br />

Beratungsqualität im stationären Handel gerade zu diesen Zeiten sehr<br />

stark“, sagt er. Herrenkontor liefert Anzüge und Accessoires <strong>mit</strong><br />

Umtauschfrist nach Hause und hat zur eigenen Überraschung viele<br />

Frauen als Kunden.<br />

Die Umsatzziele für die ersten Monate habe man übertroffen, sagt<br />

Ackermann, ohne Zahlen zu nennen. Zwar ist das Unternehmen schon<br />

in Österreich aktiv, doch vor internationaler Expansion will<br />

Herrenkontor sich erst mal aufs Geschäft in Deutschland<br />

konzentrieren. Ackermanns Ziel ist es, den derzeitigen Marktführer<br />

Herrenausstatter.de zu schlagen. Wenn das gelingt, ist für ihn<br />

langfristig auch ein Online-Shop für Damenmode denkbar –<br />

www.damenkontor.de hat er schon reserviert. bef<br />

Lesen Sie weiter auf Seite 4: Wie ein Amerikaner in Berlin <strong>mit</strong><br />

kostenlosen Stadtführungen eine Dreiviertelmillion Euro umsetzt.<br />

„Free Tour“ prangt auf dem Pappschild des jungen Mannes <strong>mit</strong> dem<br />

roten Shirt am Brandenburger Tor. Pünktlich um elf Uhr finden sich<br />

rund 20 junge Amerikaner, Briten und Kanadier ein, um sich von<br />

einem Muttersprachler <strong>mit</strong> Hochschulstudium in dreieinhalb Stunden<br />

Berlin zeigen zu lassen – und das auch noch kostenlos. Zumindest wird<br />

niemand verpflichtet, dem Stadtführer ein Honorar zu zahlen.<br />

Trinkgelder dagegen sind sehr willkommen und Gäste, die<br />

wiederkommen, um eine andere – kostenpflichtige – Führung zu<br />

buchen, wie etwa die „Kneipentour“ oder die „Drittes-Reich-Tour“. „46<br />

Prozent der Gäste kommen wieder“, freut sich Chris Sandeman, Erbe<br />

der gleichnamigen Sherry-Dynastie und Erfinder von New Berlin Tours.<br />

Seit einiger Zeit bietet er nicht nur Touren in der deutschen Hauptstadt<br />

an, sondern auch in München, Amsterdam und London. Demnächst will<br />

er in Paris starten.<br />

Das Konzept kommt an: Im vergangenen Jahr setzte er <strong>mit</strong> seinem<br />

Unternehmen Sandeman’s New Europe bereits eine Dreiviertelmillion<br />

Euro um. Gestartet war er <strong>mit</strong> 20 000 Euro und dem Wissen um eine


Marktlücke. Dass es <strong>mit</strong>tlerweile so gut läuft, war 2004 für den heute<br />

29-Jährigen noch nicht abzusehen.<br />

Nach seinem Psychologiestudium in den USA war er auf einer<br />

Weltreise in Berlin gelandet und dort hängen geblieben. Er arbeitete<br />

als Stadtführer. Viele Touristen fragten ihn nach einem<br />

englischsprachigen Stadtmagazin <strong>mit</strong> Übernachtungs- und<br />

Ausgehtipps. Weil Sandeman keines empfehlen konnte, mutierte er<br />

kurzerhand zum Verleger und entwarf selbst das New Berlin Magazine.<br />

Hotels, Pensionen und Hostels fanden die Idee gut, doch das Geschäft<br />

<strong>mit</strong> den Anzeigen lief schleppend. So entstand Sandemans zweite<br />

Geschäftsidee: Er schaltete selbst Anzeigen und bot darin eigene<br />

Stadtführungen an – kostenlose.<br />

Heute, drei Jahre später, arbeiten rund 40 Stadtführer allein in Berlin<br />

für Sandeman. Die Konkurrenz reibt sich die Augen. Den meisten sind<br />

kostenlose Touren suspekt, weil sie um den Ruf der Stadtführungen<br />

bangen. Die anderen fragen sich, wie das Unternehmen <strong>mit</strong> seinen<br />

Gratisangeboten <strong>Geld</strong> verdient. Die kostenlosen Stadtmagazine und<br />

Touren sind Lockangebote, Sandeman hat <strong>mit</strong> ihnen quasi einen neuen<br />

Vertriebsweg für die kostenpflichtigen Touren geschaffen. „Gute<br />

Kooperationspartner sind enorm wichtig“, sagt er, seine Magazine<br />

finden ihre Leser – Touristen zwischen 18 und 30 – bei Starbucks,<br />

Dunkin Donuts oder Air Berlin.<br />

Sandeman beschäftigt viele junge Leute aus dem Ausland auf Zeit.<br />

Einen großen Teil ihres Einkommens erhalten die Stadtführer über die<br />

Trinkgelder der kostenlosen Touren. Weil die allermeisten von ihnen<br />

als Kleinunternehmer arbeiten und weniger als 17 500 Euro pro Jahr<br />

umsetzen, müssen sie keine Umsatzsteuer zahlen. Und weil sie oft für<br />

weniger als ein halbes Jahr nach Europa kommen, entsteht meist auch<br />

keine Einkommensteuerpflicht. Sandeman will nun zügig europaweit<br />

expandieren – ein ungewöhnlicher Plan in der lokalen Branche der<br />

Reiseführer. am<br />

Lesen Sie weiter auf Seite 5: Warum ein Ehepaar die Kinderbeteruung<br />

zu einem erfolgreichen Geschäftsmodell macht.<br />

<strong>Ideen</strong> für neue Unternehmen kommen oft dann, wenn man den Mangel<br />

an geeigneten Produkten selbst zu spüren bekommt. So erging es<br />

Jelena und Peter Wahler, als sie nach ihrer Rückkehr aus den USA in<br />

Stuttgart eine Betreuung für ihr zweites Kind suchten. Während ihres<br />

MBA-Studiums in den Staaten hatten sie ihr erstes Kind tagsüber in<br />

einer unternehmerisch geführten Kinderkrippe betreuen lassen. „Wir<br />

waren vom dortigen Konzept begeistert“, erzählt Peter Wahler. Die US-<br />

Kinderkrippe setzte auf gezielte und frühe Förderung der Kinder. Nach<br />

ähnlichen Angeboten suchten die Wahlers in Stuttgart – vergeblich.<br />

Deshalb haben sie nach dem amerikanischen Vorbild im Jahr 2005 das<br />

Unternehmen Giant Leap gegründet und dafür ihre Jobs als Controller<br />

und Beraterin aufgegeben. Giant Leap betreibt Kinderkrippen der<br />

besonderen Art – das zeigt sich schon am Namen: Unter der Marke<br />

„<strong>Little</strong> <strong>Giants</strong>“ eröffnete die Firma im September in Stuttgart das erste<br />

„Early Learning Center“. 30 Plätze für Kinder im Alter von acht Wochen<br />

bis drei Jahren gibt es dort.<br />

Da jedes Kind eine feste Bezugsperson haben soll, kommt auf drei<br />

Plätze eine Betreuerin. In jedem Center gibt es deutschsprachige<br />

Mitarbeiter und englische Muttersprachler. Dadurch sollen die Kinder –


wenn von den Eltern gewünscht – zweisprachig aufwachsen. „Wir<br />

wollen das Leben von Kindern durch altersgerechte Lernerfahrungen<br />

so beeinflussen, dass sie ihre Fähigkeiten voll ausschöpfen können“,<br />

erläutert Peter Wahler das Konzept.<br />

Das hat seinen Preis, auch weil Giant Leap bislang auf staatliche<br />

Förderung verzichtet. Eine Betreuung von Babys an fünf Tagen pro<br />

Woche kostet 1 090 Euro pro Monat. Schon allein wegen des Preises<br />

richtet sich die Firma eher an gut verdienende Eltern und sucht sich<br />

Standorte <strong>mit</strong> hohen Durchschnittseinkommen aus.<br />

Giant Leap ist ein Beispiel dafür, dass Unternehmer die einst rein<br />

staatliche Domäne der Kinderbetreuung zu einem Markt machen – und<br />

das bundesweit: In Stuttgart will die junge Firma bald zusätzlich eine<br />

Kindertagesstätte für Drei- bis Sechsjährige eröffnen und plant<br />

langfristig <strong>mit</strong> einem Schülerhort.<br />

In München und Frankfurt starten derzeit zwei weitere „Early Learning<br />

Center“. Das Angebote kommt offenbar an, denn nach Angaben<br />

Wahlers gibt es für alle Center bereits Wartelisten. Der 36-Jährige und<br />

seine ein Jahr jüngere Frau wollen deswegen in den nächsten Jahren<br />

das Geschäft deutschlandweit ausbauen und das Konzept von „<strong>Little</strong><br />

<strong>Giants</strong>“ <strong>mit</strong> Hilfe von Franchisepartnern vermarkten. bef<br />

Lesen Sie weiter auf Seite 6: Wie ein pensionierter Tüftler <strong>mit</strong><br />

gepanzerten Minenräumbaggern Millionen umsetzt.<br />

Erfahrener Tüftlergeist trifft auf unternehmerisch ambitionierte junge<br />

Männer – keine schlechte Kombination für die Gründung einer Firma.<br />

So war es, als Ingenieur Heinz Rath nach seiner Pensionierung Anfang<br />

2003 an der Managementschule WHU in Koblenz seine Idee vorstellte:<br />

einen Spezialbagger zur Minenräumung. Student Christoph Frehsee,<br />

damals 24 Jahre alt, lauschte dem Vortrag. Rath hatte das ehemalige<br />

Kriegsgebiet in Bosnien besucht und bemerkt, dass es an<br />

kostengünstigem und wirkungsvollem Gerät fehlt, <strong>mit</strong> dem die für die<br />

Bevölkerung tödliche Gefahr durch Landminen beseitigt werden kann.<br />

Frehsee war von der Idee begeistert und suchte <strong>mit</strong> Rath nach<br />

Mitstreitern.<br />

Die fand er im Kreis der WHU-Ehemaligen: Denn auch Tobias Schmidt,<br />

damals bei der Wagniskapitalgesellschaft Atlas Venture beschäftigt,<br />

und der damalige Bertelsmann-Jungmanager Philipp von Michaelis<br />

träumten von der Selbstständigkeit. Der Businessplan überzeugte<br />

mehrere Banken sowie Schmidts Arbeitgeber Atlas, von ihnen kam das<br />

Kapital für den Start des Unternehmens Mine Wolf Systems im<br />

Frühjahr 2004.<br />

Mine Wolf arbeitet vorwiegend <strong>mit</strong> internationalen, nichtstaatlichen<br />

Organisationen zusammen, die in ehemaligen Kriegsgebieten verminte<br />

Flächen säubern. Sie kaufen die gepanzerten Spezialbagger von Mine<br />

Wolf, <strong>mit</strong> denen die Gebiete durchpflügt und die Minen gesprengt<br />

werden. Zwischen 15 000 und 20 000 Quadratmeter schafft das Gerät<br />

im Schnitt pro Tag, Einsatzgebiete sind beispielsweise der Balkan,<br />

Sudan, Jordanien und Kambodscha.<br />

Zwischen drei und vier Mill. Euro Jahresumsatz macht das<br />

Unternehmen <strong>mit</strong> derzeit 30 Mitarbeitern. Die Gründer Schmidt, 29,<br />

von Michaelis, 31, und Frehsee, 26, führen es zusammen <strong>mit</strong> Paul<br />

Collison vom schweizerischen Pfäffikon und von Deutschland aus. Mine


Wolf liefert nicht nur die Technologie, sondern auch verbundene<br />

Dienstleistungen und begleitet die Projekte in den Gebieten. Die<br />

Unternehmer sehen sich jetzt am Ende der Start-up-Phase und wollen<br />

zunächst im Kerngeschäft wachsen. Denn das Einsatzpotenzial ist<br />

groß: Nach Uno-Angaben liegen in über 80 Ländern rund 110 Mill.<br />

Landminen – durch sie werden jedes Jahr 20 000 Menschen<br />

verstümmelt oder getötet.<br />

Fünf bis zehn Maschinen pro Jahr wollen die Jungunternehmer<br />

zusammen <strong>mit</strong> dem Produktionspartner AHWI jährlich ausliefern,<br />

erläutert Mine-Wolf-Gesellschafter von Michaelis. Mit Blick in die<br />

Zukunft können sie sich weitere technologische Lösungen und<br />

Dienstleistungen vorstellen – als eine Art Zulieferer für humanitäre<br />

Organisationen in Ex-Kriegsregionen. bef<br />

Lesen Sie weiter auf Seite 7:Wie aus einer schlecht ins Chinesische<br />

übersetzten Visitenkarte eine clevere Geschäftsidee wurde.<br />

Als Florian Mair vor zwei Jahren wegen eines wichtigen Termins nach<br />

China reisen musste, ließ er sich vor dem Abflug extra einen<br />

persönlichen chinesischen Namen entwerfen und auf die Visitenkarten<br />

drucken. Umso erstaunter war der Münchener Unternehmer, als ihm<br />

sein chinesischer Partner nach der Ankunft in der Volksrepublik dezent<br />

empfahl, die neuen chinesischen Karten doch lieber im Portemonnaie<br />

stecken zu lassen und doch besser auf die englische Version<br />

zurückzugreifen.<br />

Zwei Tage später, bei einem Bier, hatte Mair den Mumm, den Chinesen<br />

nach dem Grund dafür zu fragen. Sein Gegenüber klärte ihn auf, dass<br />

der Name sinngemäß „schwules Pferd“ bedeuten würde. Für den<br />

ehemaligen Unternehmensberater hatte die Blamage letztlich <strong>aber</strong> ihre<br />

<strong>guten</strong> Seiten: Es entstand eine neue Firma daraus. Seit Mitte<br />

Dezember bietet der 38-Jährige auf der Homepage<br />

„mychinaname.com“ Beratung bei der Suche nach chinesische Namen<br />

an – und zwar solche, die in China bei den Geschäftspartnern keine<br />

Lachanfälle auslösen.<br />

Das Geschäftsmodell ist schnell beschrieben: Im Internet geben die<br />

Kunden ihren Namen ein und machen weitere Angaben zu ihrer<br />

Person. Da geht es dann etwa um das Geburtsdatum, die Größe, den<br />

Beruf und Charaktereigenschaften. Alle Informationen werden dann<br />

nach China geschickt, wo sich Fachleute daran machen, einen<br />

passenden Namen auszusuchen. „Es ist fatal, wenn Namen Silbe für<br />

Silbe übertragen werden“, sagt Mair. Deshalb suchen die Spezialisten<br />

vor Ort Namen aus, die ähnlich klingen wie das Original und<br />

gleichzeitig positive Assoziationen wecken unter Chinesen.<br />

Anschließend bekommt der Auftraggeber seinen neuen chinesischen<br />

Namen samt Urkunde und Erklärung per E-Mail zurück.<br />

„Ab 30 Namen pro Tag sind wir profitabel“, sagt Mair, der das<br />

Unternehmen China Name zusammen <strong>mit</strong> zwei Partnern gegründet<br />

hat. Für die fachliche Beratung sorgt dabei Roland Winkler, ein<br />

Sinologe <strong>mit</strong> reichlich Erfahrung in China. Im Dezember ist das<br />

Geschäft angelaufen. Zielgruppe sind Manager, <strong>aber</strong> auch China-<br />

Reisende. Darüber hinaus hoffen Mair und seine Partner, dass viele<br />

Namen einfach verschenkt werden. In der günstigsten Variante kostet<br />

das 25 Euro, Mair selbst nennt sich in China inzwischen „Ma Fu Liang“.<br />

Das soll so viel heißen wie „durchsetzungsfähiger, guter Berater“. In<br />

jedem Fall hat er da<strong>mit</strong> in der Volksrepublik bessere Chancen als


früher, als er noch „schwules Pferd“ hieß. jojo<br />

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