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Hans Rainer Künzle *<br />

Der Umgang des Willensvollstreckers<br />

mit Unternehmen im Nachlass<br />

Inhaltsübersicht Seite<br />

A. Verwaltung der Erbschaft 9<br />

I. Allgemeines 9<br />

II. Weiterführung von Unternehmen 11<br />

1. Juristische Person 12<br />

2. Personengesellschaft 13<br />

3. Einzelfirma 15<br />

B. Vorbereitung der Teilung 16<br />

I. Allgemeines 16<br />

II. Auflösung des Unternehmens? 25<br />

III. Regelung der Nachfolge im Unternehmen 26<br />

C. Durchführung der Teilung 30<br />

I. Allgemeines 30<br />

II. Gründung von juristischen Personen und Handelsgesellschaften 33<br />

III. Handelsregister 34<br />

A. Verwaltung der Erbschaft<br />

I. Allgemeines<br />

a) Der Willensvollstrecker hat das Nachlassvermögen zu verwalten und geniesst<br />

dabei einen grossen Ermessensspielraum, 1 welcher nur durch die Aufsicht<br />

und Haftung begrenzt wird. 2 Das Nachlassvermögen ist in natura zu erhalten. 3<br />

Als erstes sind dringend notwendige sichernde Massnahmen zur Erhaltung des<br />

* PD Dr. oec. Hans Rainer Künzle, Rechtsanwalt, Privatdozent für Privatrecht und Privatrechtsvergleichung<br />

an der Universität Zürich (www.rwi.unizh.ch/pd_kuenzle), Partner, KPMG private,<br />

Badenerstr. 172, CH-8026 Zürich 4.<br />

1<br />

Vgl. PETER BREITSCHMID, Die Stellung des Willensvollstreckers in der Erbteilung, in: Praktische<br />

Probleme der Erbteilung, hg. v. Jean Nicolas Druey und Peter Breitschmid, Bern/Stuttgart/Wien<br />

1997, 124.<br />

2<br />

Vgl. JEAN GUINAND, Le pouvoir de disposition de l’exécuteur testamentaire et sa responsabilité,<br />

ZBGR 57 (1976) 328.<br />

3<br />

Vgl. BREITSCHMID (FN 1), 125.


10<br />

Hans Rainer Künzle<br />

Nachlasses zu ergreifen. 4 Ein besonderer Fall der Nachlassverwaltung ist die Beendigung<br />

von laufenden Geschäften, 5 insbesondere von hängigen Prozessen. 6<br />

b) Die Vermögensverwaltung verlangt, dass der Willensvollstrecker die<br />

(Strategie der) Anlage des Vermögens und gegebenenfalls die Bedingungen für<br />

ihre Verwaltung durch einen Dritten überprüft. Die Anlage des Vermögens muss<br />

konservativ, aber nicht mündelsicher erfolgen. 7 Schwankungen in den Vermögenswerten<br />

haben die Erben grundsätzlich hinzunehmen. 8 Bei der Verwaltung des<br />

Vermögen ist darauf zu achten, dass für die Zahlung von Schulden oder die Leistung<br />

von Vorschüssen genügend Liquidität vorhanden ist. 9 Überflüssige Mittel<br />

sind wieder anzulegen. Zur Verwaltung von Wertschriften kann auch die Ausübung<br />

von Bezugsrechten 10 und die Auszahlung von Vermögenserträgen an die Erben<br />

gehören. 11<br />

c) Zur Verwaltung können einzelne Liquidationshandlungen gehören. Diese<br />

sind auf das notwendige Mass zu beschränken. 12 Zulässig ist etwa der Verkauf<br />

verderblicher Ware. 13 Der Willensvollstrecker ist berechtigt, eine Liegenschaft<br />

4<br />

Vgl. MARTIN KARRER, Kommentar zu Art. 517 f. und Art. 551-559 ZGB, in: Kommentar zum<br />

Schweizerischen Privatrecht, Schweizerisches Zivilgesetzbuch II (Art. 457-977 ZGB, Art. 1-61<br />

SchlT), hg. v. Heinrich Honsell, Peter Nedim Vogt und Thomas Geiser, 2. A., Basel/Genf/München<br />

2002, Art. 518 ZGB N 28: „Sicherstellung gefährdeter Ansprüche, Unterbrechung der<br />

Verjährung, Erhebung von Mängelrügen, vorsorgliche Kündigung von Verträgen, Erwirkung<br />

einstweiliger Verfügungen oder Einleitung von Prozessen“.<br />

5<br />

Diese Aufgabe wird in Art. 596 Abs. 1 ZGB ausdrücklich für den Erbschaftsliquidator genannt,<br />

auf welchen Art. 518 Abs. 1 ZGB verweist, vgl. dazu JEAN CARRARD, Les pouvoirs de l’exécuteur<br />

testamentaire, Yverdon 1923 (Diss. Lausanne 1923), N 22.<br />

6<br />

Vgl. zum Beispiel die Sachverhalte in BGE 95 II 322 (Aktienrechtliche Verantwortlichkeitsklage)<br />

und BGE 93 II 205 = JdT 49 (1968) I 67 = Pra. 56 (1967) 396 Nr. 122 = ZBGR 50<br />

(1969) 272 Nr. 33 (Geltendmachung eines Vorkaufsrechts).<br />

7<br />

Vgl. ZR 91/92 (1992/93) 248 Erw. IV. 6 Nr. 64: Einlageheft mit Kontokorrentcharakter bei einer<br />

Kleinkreditbank ist nicht zu beanstanden; ebenso (für das BGB) BGH NJW-RR 10 (1995)<br />

577 = FamRZ 42 (1995) 478 = WM IV 49 (1995) 1465: Ermessensspielraum des Testamentsvollstreckers<br />

bei der Anlageentscheidung; BREITSCHMID (FN 1), 132; HANS RAINER KÜNZLE,<br />

Anlageberatung, Vermögensverwaltung und Willensvollstreckung, in: Festschr. für Heinz Rey,<br />

hg. v. Heinrich Honsell, Wolfgang Portmann, Roger Zäch und Dieter Zobl, Zürich 2003, 469.<br />

8<br />

Vgl. BREITSCHMID (FN 1), 133.<br />

9<br />

Vgl. KARRER (FN 4), Art. 518 ZGB N 29.<br />

10<br />

Ebenso (für das BGB) BGH AG 12 (1967) 115 = WM 21 (1967) 25.<br />

11<br />

Vgl. BREITSCHMID (FN 1), 134.<br />

12<br />

In der Regel werden bewegliche Sachen zuerst versilbert, bevor unbewegliche Sachen liquidiert<br />

werden; diese Reihenfolge wird in Art. 903 CC esp. vorgeschrieben.<br />

13<br />

Vgl. BREITSCHMID (FN 1), 125.


Der Umgang des Willensvollstreckers mit Unternehmen im Nachlass<br />

freihändig 14 zu verkaufen, wenn der Erlös benötigt wird, um Erbschaftsschulden<br />

zu bezahlen 15 oder Vermächtnisse auszurichten. 16 Im übrigen, insbesondere auch<br />

beim Verkauf im Hinblick auf die Erbteilung, sollten die Modalitäten und der<br />

Zeitpunkt möglichst mit den Erben abgesprochen werden. 17 Zu weit geht der Willensvollstrecker,<br />

wenn er ohne zwingenden Grund kurz nach dem Tod des Erblassers<br />

sämtliche Wertschriften verkauft. 18<br />

d) Zur Verwaltung kann auch gehören, dass der Willensvollstrecker einzelne<br />

Schulden begründet, etwa wenn dies zur Erhaltung des Nachlasses notwendig<br />

ist. 19 Darlehen an Erben sind zulässig, soweit die Erbteilung dadurch nicht beeinträchtigt<br />

oder gar präjudiziert wird. 20<br />

e) Der Willensvollstrecker hat die notwendige Infrastruktur aufzubauen,<br />

damit er den Nachlass fachgerecht verwalten oder verwalten lassen kann. Während<br />

bei kleineren Nachlässen eine Aktenablage genügt, kann bei grösseren Nachlässen<br />

eine ganze Nachlassbuchhaltung hinzukommen. 21<br />

II. Weiterführung von Unternehmen<br />

Wenn sich im Nachlass ein Unternehmen befindet, hat der Willensvollstrecker<br />

dieses grundsätzlich zu erhalten und vorläufig zu verwalten, bis feststeht,<br />

was mit ihm im Rahmen der Erbteilung geschieht. Häufig wird er dazu Drittpersonen<br />

beiziehen bzw. eine umfangreiche eigene Infrastruktur aufbauen müssen.<br />

14<br />

Art. 596 Abs. 2 ZGB kommt in diesem Fall nicht zur Anwendung, vgl. GUINAND (FN2), ZBGR<br />

57 (1976) 327.<br />

15<br />

Vgl. BGE 101 II 55 Erw. 2b = ZBGR 57 (1976) 376 Nr. 73 = SJ 98 (1976) 201 f.: Steuern der<br />

Erben, welche vom Willensvollstrecker zu bezahlen sind; SG-VP 3 (1928-43) 362 f. Nr. 529 =<br />

ZBGR 28 (1947) 318 Nr. 130; KARRER (FN 4), Art. 518 ZGB N 40.<br />

16<br />

Vgl. BGE 97 II 19 Erw. 4 = JdT 121 (1973) I 43 = Pra. 60 (1971) 535 Nr. 169 = ZBGR 53<br />

(1972) 117 Nr. 11; weiter vgl. den Sachverhalt in BGE 118 II 490 = Pra. 83 (1994) 36 Nr. 9:<br />

Verkauf einer Villa; KARRER (FN 4), Art. 518 ZGB N 40.<br />

17<br />

Vgl. KARRER (FN 4), Art. 518 ZGB N 41; BREITSCHMID (FN 1), 125.<br />

18<br />

A.M. BJM 1963, 203.<br />

19<br />

Vgl. BREITSCHMID (FN 1), 126; KARRER (FN 4), Art. 518 ZGB N 16, welcher die Pflicht zur<br />

Zurückhaltung betont; weiter vgl. § 2206 BGB.<br />

20<br />

Vgl. BREITSCHMID (FN 1), 135.<br />

21<br />

Vgl. KARRER (FN 4), Art. 518 ZGB N 16.<br />

11


12<br />

1. Juristische Person<br />

Hans Rainer Künzle<br />

a) Der Bestand einer juristischen Person wird durch den Tod des Erblassers<br />

nicht beeinträchtigt, ob dieser nun deren (teilweiser oder vollständiger) Eigentümer<br />

oder Organ ist. 22 Die Erben erlangen das Eigentum an den Anteilen des Erblassers<br />

und der Willensvollstrecker hat Anspruch auf deren Besitz. Der Willensvollstrecker<br />

beteiligt sich an der Willensbildung der juristischen Person 23 und übt insbesondere<br />

die Stimmrechte 24 der Erben aus. 25 Bei einer beherrschenden Beteiligung<br />

kann der Willensvollstrecker auf diese Weise die Verwaltung 26 und damit<br />

auch die Geschäftsführung bestimmen. Der Willensvollstrecker hat bei der Stimmabgabe<br />

allfällige letztwillige Anordnungen des Erblassers zu beachten. Dabei handelt<br />

es sich um eine Weisung des Erblassers und nicht etwa um eine an den Willensvollstrecker<br />

gerichtete Auflage, weil dieser „keine eigenen Vermögensrechte<br />

am Nachlass“ 27 hat.<br />

b) Die Pflichtteile verhindern nicht, dass der Erblasser den Willensvollstrecker<br />

anweist, mit Hilfe seines Stimmrechts die Unternehmensleitung (Verwaltung<br />

und Geschäftsführung) einem einzelnen Erben zu übertragen, während andere<br />

Erben übergangen werden, weil es sich nicht um eine vermögensrechtliche<br />

22<br />

Vgl. ARTHUR MEIER-HAYOZ/PETER FORSTMOSER, Grundriss des schweizerischen Gesellschaftsrechts,<br />

9. A., Bern 2004, § 2 N 4.<br />

23<br />

Zur Willensbildung gehört auch die Kontrolle der juristischen Person, vgl. (für das BGB) BGH<br />

BB 14 (1959) 911 = DB 12 (1959) 911 = GmbH-Rdsch. 50 (1959) 256 = MDR 13 (1959) 921 Nr.<br />

25 = NJW 12 (1959) 1820 Nr. 3 = VersR 10 (1959) 720: Kontrolle der Verwaltung einer GmbH<br />

durch den Testamentsvollstrecker.<br />

24<br />

Bei Inhaberaktien ergibt sich die Stimmberechtigung aus dem Besitz, bei Namenaktien aus der<br />

exklusiven Vertretungs- und Verfügungsmacht des Willensvollstreckers, vgl. CLAUDE WET-<br />

ZEL, Interessenkonflikte des Willensvollstreckers, Zürich 1985 (Diss. Zürich 1984), FN 585.<br />

25<br />

Vgl. BGer. vom 8. Februar 1968 (C.171/67 - unveröffentlicht), 11; Rep. 109 (1976) 229; weiter<br />

vgl. den Sachverhalt von BGer. vom 25. September 2000 (6S.205/2000); KARRER (FN 4), Art.<br />

518 ZGB N 32; WETZEL (FN 24), N 381, welcher auf mögliche Interessenkonflikte hinweist,<br />

falls der Willensvollstrecker selbst auch Aktionär ist; HANSJÜRG BRACHER, Der Willensvollstrecker,<br />

insbesondere im zürcherischen Zivilprozessrecht, Zürich 1966 (Diss. Zürich 1965), 80 f.:<br />

Bei Namenaktien sind die Erben ins Aktienregister einzutragen; ANGELO BERLA, Das Verfügungsrecht<br />

des Willensvollstreckers, Bern 1953 (Diss. Bern 1951), 34 f.; bei der Entlastung des<br />

Erblassers als Verwaltungsrat darf der Willensvollstrecker (wie die Erben allgemein, vgl. BGE<br />

118 II 496) ebenso nicht stimmen, wie bei der Entlastung eines Erben (für die Erben allgemein<br />

vgl. BGE 118 II 496).<br />

26<br />

Vgl. JEAN NICOLAS DRUEY, Unternehmer, Unternehmen und Erbrecht, SJZ 74 (1978) 343: „eine<br />

geeignete Persönlichkeit in den Verwaltungsrat ... berufen“; KARRER (FN 4), Art. 518 ZGB<br />

N 32, weist darauf hin, dass die Erben dem Willensvollstrecker treuhänderisch eine Aktie abtreten<br />

müssen, damit er Art. 707 Abs. 1 OR einhalten kann.<br />

27<br />

BGE 81 II 31 Erw. 7 = JdT 103 (1955) I 590; weiter vgl. DRUEY (FN 26), SJZ 74 (1978) 342.


Der Umgang des Willensvollstreckers mit Unternehmen im Nachlass<br />

Anordnung handelt. 28 Wenn der Erblasser seinen Nachfolger nur durch Eigenschaften<br />

und nicht namentlich bestimmt, ist dies nur zulässig, wenn der Nachfolger<br />

im Einzelfall objektiv bestimmt werden kann, 29 denn der Grundsatz der materiellen<br />

Höchstpersönlichkeit letztwilliger Verfügungen 30 muss gewahrt bleiben. Der Erblasser<br />

kann grundsätzlich auch den Willensvollstrecker für die (vorläufige) Unternehmensleitung<br />

vorsehen, aber dadurch können Interessenkonflikte entstehen, welche<br />

zur Absetzung des Willensvollstreckers führen können. 31 Der Einfluss des Erblassers<br />

ist insofern begrenzt, als die Willensvollstreckung vorübergehender Natur<br />

ist und die Verwaltung und Geschäftsführung deshalb in den meisten Fällen 32 nicht<br />

auf längere Dauer durch den Willensvollstrecker bestimmt wird. Soweit eine<br />

Nachfolgeplanung fehlt, hat sich der Willensvollstrecker bei der Ausübung des<br />

Stimmrechts nach den Interessen der Erben zu richten.<br />

c) Der Willensvollstrecker hat für die Erben(gemeinschaft) Prozesse über<br />

Verantwortlichkeitsansprüche fortzuführen, welche auf die Tätigkeit des Erblassers<br />

für eine juristische Person zurückgehen. 33<br />

2. Personengesellschaft<br />

Eine Personengesellschaft wird weitergeführt, wenn die Fortsetzung im Gesellschaftsvertrag<br />

vorgesehen ist 34 oder dies nachträglich vereinbart wird. 35 Der<br />

28 Vgl. DRUEY (FN 26), SJZ 74 (1978) 341: „der Erbe soll nur Vermögensanteil, nicht aber Leitungsmacht<br />

beanspruchen können“; PETER HERZOG, Die Unternehmung in der Erbteilung, in:<br />

Praktische Probleme der Erbteilung, hg. v. Jean Nicolas Druey und Peter Breitschmid, St. Gallen<br />

1997, 193, erwähnt, dass bei der Berechnung der Pflichtteile darauf zu achten ist, dass Stimmrechtsaktien<br />

einen höheren Wert haben als Stammaktien (Paketzuschlag).<br />

29 Vgl. DRUEY (FN 26), SJZ 74 (1978) 343: Es ist zulässig, die Unternehmensleitung „dem ausbildungsmässig<br />

und charakterlich geeignetsten Sohn“ zu überlassen; PAUL PIOTET, Schweizerisches<br />

Privatrecht, Band IV: Erbrecht, 1. Halbband, Basel/Stuttgart 1978, § 16 II 2; VITO PICE-<br />

NONI, Probleme aus der Willensvollstreckung, ZBGR 50 (1969) 167.<br />

30 Vgl. dazu BGE 89 II 282, 81 II 32 und 68 II 166.<br />

31 Nach BGHZ 51, 209 = DNotZ 20 (1969) 381 Nr. 4 = MDR 23 (1969) 373 Nr. 8 = NJW 22<br />

(1969) 841 Nr. 6 kann eine Wahl des Testamentsvollstreckers wegen Selbstkontrahierens unzulässig<br />

sein, wenn weder ein Auftrag des Erblassers, noch eine Ermächtigung der Erben vorliegt.<br />

32 Ausnahmsweise kann die Verwaltung langfristig durch den Willensvollstrecker bestimmt werden,<br />

wenn (1) keine Pflichtteile zu beachten sind, (2) der Willensvollstrecker auf Dauer bestellt<br />

wird und (3) der Willensvollstrecker Bestand hat, zum Beispiel selbst eine juristische Person<br />

ist.<br />

33 Vgl. den Sachverhalt von BGE 99 II 176.<br />

34 Vgl. Art. 545 Abs. 1 Ziff. 2, Art. 574 Abs. 1 und Art. 619 Abs. 1 OR; HEINZ HAUSHEER, Erbrechtliche<br />

Probleme des Unternehmers (Habil. Bern) Bern 1970, 104 ff.; DANIEL STAEHELIN,<br />

Kommentar zu Art. 545-551 OR und Art. 574-593 OR, in: Kommentar zum Schweizerischen Pri-<br />

13


14<br />

Hans Rainer Künzle<br />

Willensvollstrecker hat sich (im Rahmen der Vorbereitung der Erbteilung) um eine<br />

Fortführungsvereinbarung (mit einem, mehreren oder allen Erben) zu bemühen,<br />

wenn die Erben dies wünschen. Da die Erben für die Handlungen des Willensvollstreckers<br />

(voll) haften, 36 steht die Haftungsordnung einer Willensvollstreckung<br />

über einen Gesellschaftsanteil nicht entgegen 37 und die Fortsetzung einer<br />

Kollektivgesellschaft führt nicht zu einer Kommanditgesellschaft. 38 Bei einer<br />

Fortführung des Geschäfts übt der Willensvollstrecker die gesellschaftlichen<br />

Mitwirkungsrechte für die Erben 39 aus. 40 Anders sieht es allerdings aus, wenn<br />

ein bestimmter Nachfolger (zum Beispiel ein einzelner Erbe) im Gesellschaftsvertrag<br />

vorgesehen ist (qualifizierte Nachfolgeklausel), weil der Gesellschaftsanteil<br />

vatrecht, Obligationenrecht II: Art. 530-1186 OR, hg. von Heinrich Honsell, Peter Nedim Vogt<br />

und Wolfgang Wiegand, 2. A., Basel/Genf/München 2002, Art. 545/546 OR N 10.<br />

35 Vgl. STAEHELIN (FN 34), Art. 545/546 OR N 11 und Art. 576 OR N 3.<br />

36 Die Erben haften solidarisch für die Erbschaftsschulden und für die Erbgangsschulden, vgl.<br />

BGE 93 II 14 (Weiterführung eines Weinbaubetriebs); PETER TUOR/VITO PICENONI, Kommentar<br />

zum Schweizerischen Privatrecht, Band III: Das Erbrecht, 2. Abteilung: Der Erbgang (Art. 537-<br />

640 ZGB), Bern 1973, Art. 603 ZGB N 7 f.; ARNOLD ESCHER, Kommentar zum Schweizerischen<br />

Zivilgesetzbuch, Band III: Erbrecht, 2. Abteilung: Der Erbgang (Art. 537-640), 3. A., Zürich<br />

1960, Art. 603 N 2 ff.; die Erben können durch die Aufnahme eines Inventars zwar die Haftung<br />

für Erbschaftsschulden beschränken (Art. 589 f. ZGB; DERS., Kommentar zum Schweizerischen<br />

Zivilgesetzbuch, Band III: Erbrecht, 1. Abteilung: Die Erben [Art. 457-536], 3. A., Zürich 1959,<br />

Vorbem. zu Art. 560-565 ZGB N 9), nicht aber für die Erbgangsschulden, welche bei der Wieterführung<br />

einer Unternehmung entstehen, vgl. HAUSHEER (FN 34), 78: „ Wird die Erbschaft ...<br />

unter Vorbehalt des öffentlichen Inventars angenommen, können die aus der Fortführung der<br />

Unternehmung entstehenden Erbgangsschulden keiner Haftungsbeschränkung unterliegen“.<br />

37 Im deutschen Recht wird die (Dauer/Verwaltungs)Testamentsvollstreckung bei einer Offenen<br />

Handelsgesellschaft für unzulässig gehalten, weil nur der Nachlass, und nicht die Erben haften,<br />

und weil sie mit der Stellung eines unbegrenzt haftenden Gesellschafters unvereinbar sei, vgl.<br />

GÜNTER ESCH/WOLFGANG BAUMANN/DIETER SCHULZE ZUR WIESCHE, Handbuch der Vermögensnachfolge,<br />

6. A., Berlin 2001, N I 622; ROBIN DÖRRIE, Die Testamentsvollstreckung im<br />

Recht der Personengesellschaften und der GmbH, Berlin 1994 (Diss. Mannheim 1992/93), 53 ff.<br />

und 138 ff.; bei einer Kommanditbeteiligung ist eine Testamentsvollstreckung dagegen zulässig,<br />

vgl. BGHZ 108, 187 ff.; THOMAS ESCHELBACH, Die Testamentsvollstreckung am Kommanditanteil,<br />

Bonn 1990 (Diss. Bonn 1989), 14 ff.; HANS ULRICH WESSELS, Testamentsvollstreckung<br />

an einem Kommanditanteil, Frankfurt a.M./Bern/New York/Paris 1989 (Diss. Münster 1989),<br />

77 ff.<br />

38 Vgl. HAUSHEER (FN 34), 144 f.<br />

39 Vgl. HAUSHEER (FN 34), 154: „Nach der geltenden schweizerischen Rechtsordnung lässt sich<br />

bei der Vererbung der Gesellschafterstellung die Erbengemeinschaft nicht umgehen“; nach<br />

MEIER-HAYOZ/FORSTMOSER (FN 22), § 3 N 32, tritt die Erbengemeinschaft durch die Nachfolgeklausel<br />

in ihre Rechtsstellung; weiter vgl. ZBJV 76 (1940) 146 ff.<br />

40 Vgl. BREITSCHMID (FN 1), 136; WETZEL (FN 24), N 372 f.: Wenn keine Nachfolgeklausel oder<br />

Zustimmung der Gesellschafter vorliegt, bildet Art. 584 OR i.V.m. Art. 518 ZGB für den Willensvollstrecker<br />

die Grundlage, um die gesellschaftsrechtlichen Handlungen vorzunehmen; diese<br />

Bestimmung ist nach Art. 619 Abs. 1 OR auch für die Kommanditgesellschaft anwendbar.


Der Umgang des Willensvollstreckers mit Unternehmen im Nachlass<br />

durch Singularsukzession direkt auf diesen übergeht 41 und der Willensvollstrecker<br />

dann die Mitgliedschaftsrechte nicht ausüben kann.<br />

3. Einzelfirma<br />

Der Willensvollstrecker hat die Einzelfirma des Erblassers vorläufig<br />

fortzuführen 42 und somit den Wert des Geschäfts zu erhalten, bis die Erben über<br />

dessen weiteres Schicksal entschieden haben, weil dies zur Verwaltung der Erbschaft<br />

gehört. Dies gilt, obwohl die Fortführung problematisch ist, denn sie kann<br />

mit relativ weitreichenden Geschäften verbunden sein 43 und die Erben haften dafür<br />

persönlich und unbeschränkt. 44 Die Erben können ihre Haftung zwar begrenzen,<br />

indem sie die Aufnahme eines Inventars (Art. 580 Abs. 1 ZGB) verlangen. 45<br />

41<br />

Die Singularsukzession aufgrund einer qualifizierten Nachfolgeklausel ist ein Rechtsgeschäft<br />

unter Lebenden, vgl. RUDOLF P. SCHAUB, Die Nachfolgeklausel im Personengesellschaftsvertrag,<br />

SAG 56 (1984) 27; ROLAND PFÄFFLI, Änderungen bei Personengesellschaften aus der Sicht<br />

der praktischen Grundbuchführung, ZBGR 72 (1991) 327: „nicht ein erbrechtlicher, sondern ein<br />

gesellschaftsrechtlicher Vorgang“; skeptisch zur Singularsukzession HAUSHEER (FN 34),<br />

154 ff.; ablehnend DIETER ZOBL, Aenderungen im Personenbestand von Gesamthandschaften,<br />

Zürich 1973 (Diss. Zürich 1973), 199: Die qualifizierte Nachfolgeklausel ist „wegen ihres rechtlich<br />

unmöglichen Inhaltes nach Art. 20 OR nichtig“.<br />

Ähnlich wie bei den Versicherungsleistungen, welche ebenfalls ausserhalb des Nachlasses auf<br />

die Erben übergehen (BGE 112 II 160), aber nach Art. 529 ZGB herabgesetzt werden können,<br />

muss auch bei der Übertragung von Gesellschaftsanteilen ein wertmässiger Ausgleich stattfinden,<br />

indem die Pflichtteile einzuhalten sind.<br />

42<br />

Vgl. HAUSHEER (FN 34), 78 f.: „In der Literatur wird es offenbar als selbstverständlich angesehen,<br />

dass sich die Erbschaftsverwaltung durch den Willensvollstrecker insbesondere auch auf<br />

die Fortführung der Unternehmung bezieht. Dies trifft zweifellos und ohne weitere Bedenken<br />

dort zu, wo der Willensvollstrecker innert tunlicher Frist die Erbschaftsteilung durchzuführen<br />

hat und wo die sofortige Liquidation einer Nachlassunternehmung eine wesentliche Werteinbusse<br />

der Erbschaft verursachen würde“; PAUL STRAEHL, Die Erbschaftsverwaltung nach Art.<br />

554 f. des Schweizerischen Zivilgesetzbuches, Diss. Basel 1953 (MaschSchr.), 99; BERLA<br />

(FN 25), 35 f.: „Beispielsweise wird er für ein Geschäft den Einkauf und den Verkauf besorgen,<br />

Mietverträge abschliessen oder auslösen; er wird Angestellte einstellen oder Dienstverhältnisse<br />

kündigen, wenn dies für den Geschäftsbetrieb sich als notwendig erweist“; ebenso WALTER<br />

SCHICKER, Die Rechtsstellung des nach Art. 602/III ZGB für eine Erbengemeinschaft ernannten<br />

Vertreters, Zürich 1951 (Diss. Zürich 1949), 99, bezüglich des Erbenvertreters.<br />

Die Firma muss im Handelsregister nicht sofort abgeändert werden, vgl. ZBJV 44 (1907) 546<br />

Nr. 25: Frist von 1 Jahr zur Anpassung.<br />

43<br />

Vgl. ZBGR 69 (1988) 16 Nr. 1 (Erbenvertreter): Beschaffung eines Tankwagens für eine Brennstoffhandlung;<br />

STRAEHL (FN 42), 99.<br />

44<br />

Vgl. ESCHER (FN 36), Art. 518 ZGB N 13 (wo allerdings von Erbschafts- statt von Erbgangsschulden<br />

gesprochen wird) und Art. 603 N 2 ff. (Solidarität); WETZEL (FN 24), N 375; BERLA<br />

(FN 25), 36.<br />

45<br />

Vgl. KARLHEINZ MUSCHELER, Die Haftungsordnung der Testamentsvollstreckung (Habil. Freiburg<br />

i.Br. 1991/92), Tübingen 1994, 75 f.; die Erben können auch die amtliche Liquidation (Art.<br />

15


16<br />

Hans Rainer Künzle<br />

Die Annahme unter Inventar (Art. 588 Abs. 1 ZGB) beschränkt die Haftung auf<br />

die vom Erblasser begründeten und die noch während der Inventaraufnahme angefallenen<br />

Schulden, 46 für die Erbgangsschulden, welche hier in Frage stehen, kann<br />

die Haftung aber nicht beschränkt werden. Während der Inventaraufnahme bedarf<br />

die Fortführung des Geschäfts zudem einer behördlichen Bewilligung, diese steht<br />

also nicht in der Kompetenz des Willensvollstreckers. 47 Nach Ablauf der Monatsfrist,<br />

innert welcher die Inventaraufnahme verlangt werden kann, 48 können die Erben<br />

die Weiterführung nur noch gezielt verhindern, indem sie dem Willensvollstrecker<br />

(einstimmig) die Weiterführung untersagen oder (einzeln) die Aufsichtsbehörde<br />

anrufen. Der Willensvollstrecker sollte im Gespräch mit den Erben möglichst<br />

bald abklären, ob diese (im Rahmen der Erbteilung) die Weiterführung planen<br />

oder das Geschäft liquidieren wollen. Wenn die Einzelfirma über längere Zeit<br />

fortgeführt wird, entsteht daraus eine Kollektivgesellschaft. 49<br />

B. Vorbereitung der Teilung<br />

I. Allgemeines<br />

a) Der Willensvollstrecker muss zur Vorbereitung der Teilung die im Inventar<br />

(Status) aufgezeichneten Nachlassgegenstände schätzen/schätzen lassen 50 und<br />

ein besonderes Teilungsinventar aufstellen, sofern die Erben nicht einstimmig<br />

darauf verzichten. 51<br />

b) Wenn der Erblasser eine Teilungsregel (Art. 608 ZGB) aufgestellt hat<br />

und der betroffene Erbe deren Vollstreckung verlangt, 52 die Erben mit anderen<br />

593 Abs. 1 ZGB) verlangen, was ihre Haftung ausschliesst (Art. 593 Abs. 2 ZGB), dann ist eine<br />

Wieterführung der Einzelfirma ausgeschlossen.<br />

46 Vgl. HAUSHEER (FN 34), 76 f.<br />

47 Vgl. ESCHER (FN 36), Art. 585 ZGB N 7; HAUSHEER (FN 34), 77.<br />

48 Vgl. Art. 580 Abs. 2 ZGB.<br />

49 Vgl. HAUSHEER (FN 34), 26; ALFRED SIEGWART, Kommentar zum Schweizerischen Zivilgesetzbuch,<br />

V. Band: Obligationenrecht, 4. Teil: Personengesellschaften (Art. 530-619), Zürich<br />

1938, Vorbem. zu Art. 530-551 OR N 48.<br />

50 Vgl. ZR 66 (1967) 197 Erw. 8 Nr. 103; ARTHUR JOST, Fragen aus dem Gebiete der Willensvollstreckung,<br />

in: Festg. zum Schweizerischen Anwaltstag, hg. v. Luzernischen Anwaltsverband,<br />

Luzern 1953, N 31: Massgebend ist der Fortführungswert.<br />

51 Vgl. TUOR/PICENONI (FN 36), Vorbem. zu Art. 607-625 bis ZGB N 8; ESCHER (FN 36), Vor-<br />

bem. zu Art. 607-625 bis ZGB N 9.<br />

52 Vgl. MATTHIAS STEIN-WIGGER, Verbindlichkeit und Durchsetzbarkeit erblasserischer Teilungsvorschriften,<br />

AJP 12 (2001) 1138.


Der Umgang des Willensvollstreckers mit Unternehmen im Nachlass<br />

Worten keine abweichende Vereinbarung treffen, hat der Willensvollstrecker diese<br />

zu vollziehen. So kann er zum Beispiel eine Liegenschaft, welche vom Erblasser<br />

dem überlebenden Ehegatten zugeteilt wird, im Grundbuch auf diesen übertragen<br />

werden, wobei eine beglaubigte Kopie des Testaments als Grundbuchausweis<br />

dient. Zulässig ist es sodann, die Bewertung eines Nachlassgegenstandes, welcher<br />

aufgrund einer Teilungsregel einem Erben zugewiesen wird, vorweg durch das<br />

Gericht feststellen zu lassen, zumal wenn diese Zuteilung unter den Erben<br />

unbestritten ist. 53 Im übrigen kann der Willensvollstrecker den Erben aber eine bestimmte<br />

Art der Teilung nicht aufzwingen, 54 wobei der Widerstand eines einzigen<br />

Erben genügt. 55 Er darf Zuteilungsstreitigkeiten insbesondere nicht durch den Verkauf<br />

umstrittener Gegenstände beenden, sondern muss den im folgenden geschilderten<br />

Prozess durchlaufen.<br />

c) Der Willensvollstrecker muss die notwendigen Unterlagen beschaffen, die<br />

Wünsche der Erben einholen 56 und hat den Erben Vorschläge für die Teilung zu<br />

unterbreiten. 57 Er sollte dabei eine möglichst neutrale Stellung einnehmen. 58 In der<br />

Praxis hält der Willensvollstrecker zu diesem Zweck Erbenkonferenzen ab, zu<br />

welchen die Erben auch Ehegatten oder Parteivertreter beiziehen können, sofern<br />

kein Erbe dagegen Einspruch erhebt. Der richtige Zeitpunkt für die Erbteilung bestimmt<br />

sich nach den Umständen des Falles. 59 Die Vorbereitungen hängen von der<br />

Teilungsart ab, ob die Teilung aufgrund einer Realteilung (e), aufgrund einer<br />

schriftlichen Vereinbarung der Erben (f-h), aufgrund eines richterlichen Urteils (i-<br />

53<br />

Vgl. RBOG 1998, 76 Nr. 2.<br />

54<br />

Vgl. ARTHUR JOST, Der Willensvollstrecker, Zürich 1953, N 72.<br />

55<br />

Vgl. JEAN NICOLAS DRUEY, Grundriss des Erbrechts, Bern 5. A., 2002, § 14 N 68.<br />

56<br />

Vgl. BGE 115 II 329 Erw. 2b = JdT 139 (1991) I 149 = Pra. 79 (1990) 319 Nr. 90 = ZBGR 73<br />

(1992) 196 Nr. 33: „Es ist von Lehre und Rechtsprechung anerkannt, dass der Willensvollstrecker<br />

verpflichtet ist, sich nach den Wünschen der Erben zu erkundigen und ihnen bei seinem<br />

Vorgehen im Blick auf die Teilung grundsätzlich Rechnung zu tragen (BGE 108 II 538<br />

Erw. 2c)“ (= JdT 131 [1983] I 593 f. = Pra. 72 [1983] 480 Nr. 177 = ZBGR 66 [1985] 247<br />

Nr. 51]); BREITSCHMID (FN 1), 147.<br />

57<br />

Vgl. ZVW 5 (1950) 99 Nr. 49; BREITSCHMID (FN 1), 137 f.; PIOTET (FN 29), § 24 III D; PICE-<br />

NONI (FN 29), ZBGR 50 (1969) 171.<br />

58<br />

Vgl. Rep. 37 (1943) 467: „un gestore imparziale delle facoltà ereditarie, nell’interesse di tutti<br />

gli aventi diritto e non soltanto di taluni fra di essi“.<br />

59<br />

Er hängt unter anderem davon ab, ob ein Erbe die Teilung verlangt (Art. 604 Abs. 1 ZGB), ob auf<br />

Wertschwankungen Rücksicht zu nehmen ist (Art. 604 Abs. 2 ZGB), ob der Ablauf von Klagefristen<br />

(Art. 521 und Art. 533 ZGB) abzuwarten ist und ob Fristen für Zuweisungen (Art. 612a ZGB,<br />

Art. 11 f. BGBB) abgewartet werden müssen, Vgl. KARRER (FN 4), Art. 518 ZGB N 54;<br />

BREITSCHMID (FN 1), 140 f.<br />

17


18<br />

Hans Rainer Künzle<br />

j) oder aufgrund eines Teilungsplans des Willensvollstreckers (k) durchgeführt<br />

wird. 60<br />

e) Bei der Realteilung (Naturalteilung) fallen Verpflichtungs- und Verfügungsgeschäft<br />

zusammen. 61 Die Realteilung wird mit der Entgegennahme von Losen<br />

abgeschlossen (Art. 634 Abs. 1 ZGB). Der Willensvollstrecker bildet die entsprechenden<br />

Lose 62 und kann dabei auch Sachverständige beiziehen. 63<br />

f) Wenn ein Erbteilungsvertrag 64 abgeschlossen werden soll, hat der Willensvollstrecker<br />

Entwürfe auszuarbeiten. Er darf darauf verzichten und den Erben<br />

sogleich Frist zur Anhebung der Teilungsklage stellen (i), wenn eine Einigung<br />

zum vornherein als ausgeschlossen erscheint. 65 Die Erben sind zur Teilnahme an<br />

den Verhandlungen 66 verpflichtet und unterstehen vorvertraglichen Pflichten (culpa<br />

in contrahendo) und Rechten. 67 Der Willensvollstrecker nimmt rechtsverbindliche<br />

Erklärungen der Erben entgegen, wie die Ausübung eines Kaufsrechts. 68<br />

Wenn er die Ansicht der Erben zu einem auslegungsbedürftigen Punkt der letztwilligen<br />

Verfügung einholt, darf diese Stellungnahme nicht leichthin als partielle<br />

Teilungsvereinbarung angesehen werden. 69 Verbindlich werden die Äusserungen/<br />

60<br />

Vgl. RJNE VIII (1915-52) 448 Erw. 3.<br />

61<br />

Vgl. BGE 102 II 203 Erw. 3a = JdT 58 (1977) I 337 = ZBGR 60 (1979) 98 Nr. 11; a.M. PETER<br />

WEIMAR, Die Erbschaftsteilung als Erfüllungs- und Verfügungsgeschäft, in: Festschr. Pierre Engel,<br />

hg. v. François Dessemontet und Paul Piotet, Lausanne 1989, 451 f.<br />

62<br />

Vgl. JOST (FN 54), N 63; THOMAS HUX, Die Anwendbarkeit des Auftragsrechts auf die Willensvollstreckung,<br />

die Erbschaftsverwaltung, die Erbschaftsliquidation und die Erbenvertretung, Entlebuch<br />

1985 (Diss. Zürich 1985), 42.<br />

63<br />

Vgl. PAUL PIOTET, Schweizerisches Privatrecht, Band IV: Erbrecht, 2. Halbband, Basel/Stuttgart<br />

1981, § 109 II.<br />

64<br />

Beim Teilungsvertrag handelt es sich - entgegen WEIMAR (FN 61), 450 ff. - um ein Verpflichtungsgeschäft,<br />

vgl. TUOR/PICENONI (FN 36), Art. 634 ZGB N 15; PETER C. SCHAUFELBERGER,<br />

Kommentar zu Art. 634-640 ZGB, in: Kommentar zum Schweizerischen Privatrecht, Schweizerisches<br />

Zivilgesetzbuch II (Art. 457-977 ZGB, Art. 1-61 SchlT ZGB), hg. v. Heinrich Honsell, Nedim<br />

Peter Vogt und Thomas Geiser, 2. A., Basel/Genf/München 2002, Art. 634 ZGB N 13; PAUL<br />

PIOTET, Du partage successoral conventionnel, ZBJV 126 (1990) 65 ff.<br />

65<br />

Vgl. BREITSCHMID (FN 1), 148 f.<br />

66<br />

Vgl. BREITSCHMID (FN 1), 138: „Die notwendigen Abklärungen und Absprachen unter den Beteiligten<br />

... haben den Charakter von Vertragsverhandlungen“.<br />

67<br />

Vgl. SCHAUFELBERGER (FN 64), Art. 634 ZGB N 14; BREITSCHMID (FN 1), 138 f.<br />

68<br />

Vgl. den Sachverhalt in ZBGR 77 (1996) 291 Nr. 43 = BN 55 (1994) 282.<br />

69<br />

In BGE 115 II 330 Erw. 2b = JdT 139 (1991) I 149 = Pra. 79 (1990) 319 Nr. 90 = ZBGR 73<br />

(1992) 197 Nr. 33, ging es um die Frage, ob Zuweisungen von Liegenschaften als Vorausvermächtnisse<br />

oder Teilungsregeln anzusehen seien; das Bundesgericht verneinte einen Bindungswillen<br />

der Erben, welche eine vom Willensvollstrecker formulierte Erklärung folgenden Inhalts<br />

unterschrieben: „Die Unterzeichneten verstehen die Zuteilung der Liegenschaften in Anrechnung<br />

an die jeweiligen Erbteile“ (BGE 115 II 324).


Der Umgang des Willensvollstreckers mit Unternehmen im Nachlass<br />

Stellungnahmen der Erben grundsätzlich erst mit der Unterzeichnung des Erbteilungsvertrags,<br />

welcher der Schriftform unterliegt (Art. 634 Abs. 2 ZGB). 70 Der<br />

Willensvollstrecker kann einen Erben beim Abschluss des Teilungsvertrags vertreten,<br />

muss dann aber vom Erben ausdrücklich ermächtigt sein (Art. 33 OR) 71<br />

und das Vertretungsverhältnis (Art. 32 OR) schriftlich angegeben. 72 Wenn ein Erbe<br />

unter Vormundschaft steht, ist die Zustimmung des gesetzlichen Vertreters erforderlich.<br />

73 Kommt (mit oder ohne Mitwirkung des Willensvollstreckers) 74 ein<br />

(vollständiger oder partieller 75 ) Teilungsvertrag zustande, ist der Willensvollstrecker<br />

daran gebunden, 76 auch wenn diese Einigung von den Anordnungen des<br />

Erblassers abweicht, 77 es sei denn, sie sei widerrechtlich 78 oder unsittlich. 79 Der<br />

70<br />

Vgl. KARRER (FN 4), Art. 518 ZGB N 61: Unbenütztes Verstreichenlassen der Frist für die<br />

Stellungnahme zum Teilungsvorschlag ist nicht als Zustimmung auszulegen.<br />

71<br />

Die Vertretung von Erben beim Abschluss des Teilungsvertrags gehört nicht zu den Aufgaben<br />

des Willensvollstreckers, vgl. BGE 102 II 202 Erw. 2b = BN 41 (1980) 143 Nr. 8 = JdT 125<br />

(1977) I 335 = ZBGR 60 (1979) 97 Nr. 11.<br />

72<br />

Vgl. BGE 102 II 201 Erw. 2b = JdT 125 (1977) I 335 = ZBGR 60 (1979) 97 Nr. 11.<br />

73<br />

Vgl. ZVW 5 (1950) 99 f. Nr. 49.<br />

74<br />

Vgl. KARRER (FN 4), Art. 518 ZGB N 67; in ZR 90 (1991) 223 Erw. 7d Nr. 66 wurden die Folgen<br />

der Nichtmitwirkung des Willensvollstreckers offen gelassen.<br />

75<br />

Unzulässig ist eine Teilung für diejenigen Erben, welche sich einig sind, vgl. DRUEY (FN 55), §<br />

16 N 33; KARRER (FN 4), Art. 518 ZGB N 65: Der Willensvollstrecker „kann nicht zu Lasten<br />

der Erbengemeinschaft einen Vertrag mit einem einzelnen Erben abschliessen“; BREITSCHMID<br />

(FN 1), 150 f.; PIOTET (FN 64), ZBJV 126 (1990) 59 f.; anders WEIMAR (FN 61), 455 ff.; dies<br />

würde gegen das Prinzip der Gesamthand, das Prinzip der Gleichbehandlung und das Prinzip<br />

der Realteilung verstossen.<br />

76<br />

Vgl. BGE 108 II 538 Erw. 2c = JdT 131 (1983) I 593 = Pra. 72 (1983) 480 Nr. 177 = ZBGR 66<br />

(1985) 247 Nr. 51: „Dass der Willensvollstrecker verpflichtet ist, sich nach den Wünschen der<br />

Erben zu erkundigen und ihnen bei seinem Vorgehen im Hinblick auf die Teilung grundsätzlich<br />

Rechnung zu tragen, wird auch von der Lehre angenommen“; BGE 97 II 17 Erw. 3 = JdT 121<br />

(1973) I 40 = Pra. 60 (1971) 533 Nr. 169 = ZBGR 53 (1972) 114 Nr. 11: „Für einen Willensvollstrecker,<br />

der die Erbteilung mangels besonderer Anordnungen des Erblassers nach Vorschrift<br />

des Gesetzes auszuführen hat, bedeuten diese Regeln in erster Linie, dass er in allen<br />

Punkten über welche die Erben einig sind, deren Willen zu respektieren hat“;<br />

BERNHARD SCHNYDER, Vom Risiko im Erbrecht, recht 3 (1985) 107 m.w.N.; BREITSCHMID<br />

(FN 1), 145; PIOTET (FN 29), § 24 III C 2; JÜRG CHRISTIAN SCHÄRER, Der Grundsatz der materiellen<br />

Höchstpersönlichkeit der letztwilligen Verfügung, Zürich 1973 (Diss. Bern 1973), 156; anders<br />

ESCHER (FN 36), Art. 518 ZGB N 17; PETER TUOR, Kommentar zum Schweizerischen Privatrecht,<br />

Band III: Das Erbrecht, 1. Abteilung: Die Erben (Art. 457-536), 2. A., Bern 1964, Art.<br />

518 ZGB N 1 und 16.<br />

77<br />

Vgl. PIOTET (FN 63), § 108 I; KARRER (FN 4), Art. 518 ZGB N 57 m.w.N.; LIONEL HARALD<br />

SEEBERGER, Die richterliche Erbteilung, 2. A., Freiburg i.Ue. 1993 (Diss. Freiburg i.Ue. 1992),<br />

27; ORLANDO CANOVA, Die amtliche Mitwirkung bei der Erbteilung gemäss Art. 609 ZGB, Zürich<br />

1947 (Diss. Zürich 1947), 79 ff.; der Erblasser kann die Erben nicht dazu zwingen, die Gemeinschaft<br />

auf bestimmte oder unbestimmte Zeit fortzusetzen, vgl. (für das BGB) KARL HAE-<br />

GELE, Recht des Testamentsvollstreckers zu unentgeltlichen Verfügungen und zur Erbteilung bei<br />

Dauervollstreckung, BWNotZ 35 (1969) 270.<br />

19


20<br />

Hans Rainer Künzle<br />

Willensvollstrecker hat mit anderen Worten das Prinzip der freien Erbteilung zu<br />

respektieren 80 und kann die Gültigkeit/Verbindlichkeit der Vereinbarung nicht von<br />

seiner Zustimmung abhängig machen. 81 Die Wirksamkeit einer Teilungsvereinbarung<br />

kann auch nicht von einer kantonalen Genehmigung abhängig gemacht werden.<br />

82 Verstösst der Willensvollstrecker gegen (gemeinsame) Vereinbarungen der<br />

Erben, verletzt er seine Pflichten und wird haftbar. 83<br />

g) Der Willensvollstrecker kann die Teilung vorläufig nicht durchführen,<br />

wenn der Richter die Fortsetzung der Gemeinschaft in bestimmten Fällen (Wertverminderung<br />

[Art. 604 Abs. 2 ZGB] 84 bzw. ungeborenes Kind [Art. 605 Abs. 1<br />

ZGB] 85 ) anordnet. 86 Der Willensvollstrecker bleibt in beiden Fällen bis zum (späteren)<br />

Abschluss der Teilung im Amt. 87<br />

h) Es steht nicht im Ermessen des Willensvollstreckers, die Teilung zu verschieben,<br />

auch wenn es dafür gute Gründe gibt (etwa das Warten, bis der geeignete<br />

Nachfolger im Unternehmen seine Ausbildung abgeschlossen hat). 88 Dagegen<br />

78 Vgl. SEEBERGER (FN 77), 26; auf dem Gebiet des Erbrechts ist vor allem ein Verstoss gegen<br />

zwingende Bestimmungen zu prüfen; weiter vgl. BREITSCHMID (FN 1), 145: Der Willensvollstrecker<br />

darf „auf eine vollstreckbare und formal taugliche Abmachung pochen“.<br />

79 Vgl. PAUL PIOTET, Inexistence et invalidité des dispositions à cause de mort, JdT 117 (1969) I<br />

166 f.<br />

80 Vgl. BREITSCHMID (FN 1), 111; ähnlich CANOVA (FN 77), 82 ff.; die Durchsetzung des erblasserischen<br />

Willens ist nur dann gefragt, wenn Anordnungen (wie die Ausrichtung von Vermächtnissen<br />

oder die Durchsetzung von Auflagen) durchzusetzen sind, welche nicht in die Verfügungsgewalt<br />

der Erben fallen, vgl. BREITSCHMID (FN 1), 146, welcher folgende Beispiele nennt: Eine<br />

Stiftung zu alimentieren, einen Grabunterhaltsvertrag abzuschliessen<br />

81 Ebenso KARRER (FN 4), Art. 518 ZGB N 61; anders HEINZ REY, Aspekte richterlicher Rechtsfortbildung<br />

im Erbrecht, recht 2 (1984) 93; SEEBERGER (FN 77), 26; WEIMAR (FN 61), 454.<br />

82 Vgl. BGE 114 II 420 Erw. 2b = JdT 137 (1989) I 579 = Pra. 78 (1989) 576 Nr. 169 = ZBGR 72<br />

(1991) 30 Nr. 5; SG-GVP 1957, 185 Erw. 5 Nr. 85: Wenn ein Willensvollstrecker „bestellt ist,<br />

kommt eine amtliche Teilung grundsätzlich nicht in Frage“.<br />

83 Vgl. BGE 108 II 539 f. Erw. 4 = BN 45 (1984) 416 Nr. 13 = JdT 131 (1983) I 595 = Pra. 72<br />

(1983) 482 Nr. 177 = ZBGR 6 (1985) 248 f. Nr. 51: Verkauf einer Liegenschaft zu einem tieferen<br />

als dem von den Erben vorgegebenen Preis.<br />

84 Vgl. ROBERT VETTERLI, Die Willensvollstrecker im schweizerischen Zivilgesetzbuch, Diss. Leip-<br />

zig 1920 (MaschSchr.), 9.<br />

85 Vgl. VETTERLI (FN 84), 7 f.<br />

86 Vgl. ZBGR 34 (1953) 263 Nr. 56; JOST (FN 54), N 60.<br />

87 Vgl. KARRER (FN 4), Art. 518 ZGB N 60: „Ob ein Vertrag der Erben auf (vorläufigen) Verzicht<br />

auf Teilung die Willensvollstreckung hinfällig werden lässt, hängt von den Umständen<br />

ab“; BREITSCHMID (FN 1), 140: Wenn die Willensvollstreckung bis zum Erreichen eines Minimalalters<br />

angeordnet wurde oder wenn ein nasciturus vorhanden ist (Art. 605 Abs. 1 ZGB), endigt<br />

sie mit einer Nichtteilungsvereinbarung nicht; BERLA (FN 25), 65.<br />

88 A.M. SCHÄRER (FN 76), 168 ff.; das von Schärer festgestellte Bedürfnis, den Nachfolger für<br />

ein Unternehmen zu bestimmen, kann nicht in jedem Fall durch Einsetzen eines Willensvoll-


Der Umgang des Willensvollstreckers mit Unternehmen im Nachlass<br />

können die Erben eine (vollständige oder partielle) 89 Fortsetzung der Erbengemeinschaft<br />

vereinbaren (Nichtteilungsvereinbarung) 90 oder den gesamten Nachlass<br />

in eine (andere) Gemeinschaftsform überführen. 91 In diesen Fällen findet<br />

ebenfalls keine Teilung statt und darüber hinaus wird die Tätigkeit des Willensvollstreckers<br />

beendet. 92<br />

i) Kommt weder eine Realteilung noch eine Teilungs- oder Nichtteilungsvereinbarung<br />

zustande, kann der Willensvollstrecker die Teilung nicht selbst „durch<br />

einseitigen Rechtsakt verbindlich zum Abschluss bringen“, 93 es sei denn die Erben<br />

hätten ihn zum Schiedsrichter bestellt. 94 Der Willensvollstrecker (nicht: der Richter)<br />

95 hat in diesem Fall den Erben (nicht: den Vermächtnisnehmern) 96 eine Frist<br />

streckers gelöst werden, sondern - ähnlich wie die Nachfolge im bäuerlichen Gewerbe - letztlich<br />

nur durch eine (gegenwärtig fehlende) gesetzliche Regelung.<br />

89 Durch Vertrag kann auch ein einzelner Erbe ausscheiden, vgl. ZOBL (FN 41), 101 und 103 ff.<br />

90 Vgl. ZVW 5 (1950) 99 f.: Fortgesetzte Erbengemeinschaft über einen Viertel des Erbes; BREIT-<br />

SCHMID (FN 1), 139; JOST (FN 50), N 60; nach DIETER MOOR, Die fortgesetzte Erbengemeinschaft,<br />

Diss. Basel 1971 (MaschSchr.), 70 f., ist eine fortgesetzte Erbengemeinschaft, welche<br />

ebenfalls eine Gesamthandsgemeinschaft ist, nicht möglich, wenn der Willensvollstrecker mit<br />

der Durchführung der Teilung beauftragt ist oder eine Nichtteilung sonst dem Willen des Erblassers<br />

zuwiderlaufen würde; dies wird heute anders gesehen: Die Erben können dank weitgehender<br />

Freiheit der Erbteilung über das weitere Schicksal des Nachlasses bestimmen; Schranke<br />

bleibt - was MOOR (FN 90), 71, zu Recht erwähnt - der Rechtsmissbrauch, etwa eine angebliche<br />

Fortsetzung der Erbengemeinschaft, um den Willensvollstrecker zu umgehen.<br />

91 In Frage kommen die Gemeinderschaft (Art. 336 ZGB), die Einfache Gesellschaft (Art. 530<br />

OR), die AG, GmbH, Kollektiv- oder Kommanditgesellschaft und Miteigentum (Art. 646 ff.<br />

ZGB), vgl. SCHICKER (FN 42), 41 ff.; TUOR/PICENONI (FN 36), Art. 602 ZGB N7 und 15.<br />

92 Vgl. BREITSCHMID (FN 1), 140: Gemeinsame Verwaltung einer Liegenschaft.<br />

93 BGE 102 II 202 Erw. 2c = JdT 125 (1977) I 336 = Pra. 65 (1976) 545 Nr. 219 = ZBGR 60<br />

(1979) 97 Nr. 11; weiter vgl. RJNE VIII (1915-52) 448 Erw. 3.<br />

94 Vgl. PIOTET (FN 29), § 24 III D; KARRER (FN 4), Art. 518 ZGB N 11: „Der Erblasser kann<br />

nicht testamentarisch anordnen, dass der Willensvollstrecker als Schiedsrichter zur verbindlichen<br />

Regelung von Streitigkeiten unter den Erben eingesetzt wird“, und N 58; WETZEL<br />

(FN 24), N 61; CARRARD (FN 5), N 71.<br />

95 Vgl. BRACHER (FN 25), 88; der Richter ist nur zuständig, wenn eine gesetzliche Grundlage dafür<br />

vorhanden ist (TUOR/PICENONI [FN 36], Art. 604 ZGB N 1d), denn die Aufsichtsbehörde<br />

darf nicht anstelle des Willensvollstreckers handeln; für den Kanton Zürich wurde in § 215<br />

Ziff. 29 ZH-ZPO eine gesetzliche Grundlage geschaffen: „Der Einzelrichter entscheidet im<br />

summarischen Verfahren auf Grund des Zivilgesetzbuches über: ... 29. Die Fristansetzung an<br />

die Erben zur Anerkennung des vom Willensvollstrecker aufgestellten Teilungsplans oder zur<br />

Teilungsklage, sofern der Willensvollstrecker oder ein Erbe dies verlangt“; ebenso schon (ohne<br />

gesetzliche Grundlage) ZR 60 (1961) 183 Erw. 8 Nr. 84, ZBGR 34 (1953) 261 f. und 265 Nr.<br />

56, ZR 34 (1935) 369 Nr. 182, ZR 27 (1928) 35 Nr. 14 = ZBGR 30 (1949) 66 Nr. 23 und ZR<br />

16 (1917) 179 f. Nr. 108: Fristansetzung durch die Aufsichtsbehörde, nämlich den Einzelrichter<br />

in nichtstreitigen Rechtssachen; es handelt sich dabei um „eine (zum Glück fakultative) Zürcher<br />

Eigenheit“ (ROGER WEBER, Gerichtliche Vorkehren bei der Nachlassabwicklung, AJP 6 [1997]<br />

561).<br />

21


22<br />

Hans Rainer Künzle<br />

zur Anhebung der Teilungsklage (Art. 604 ZGB) anzusetzen. 97 Wollte man dem<br />

Willensvollstrecker eine solche Fristansetzung nicht zugestehen, wäre eine Verwaltung<br />

der Erbschaft mit unbestimmtem (oder sogar ohne) Ende die Folge. 98<br />

Dies ist dem Willensvollstrecker nicht zuzumuten 99 und widerspricht dem Zweck<br />

der Willensvollstreckung, nämlich einer schnellen und sicheren Verteilung der<br />

Erbschaft. Fraglich kann im konkreten Fall allenfalls sein, ob vom Willensvollstrecker<br />

im Zeitpunkt einer solchen Fristansetzung noch verlangt werden könne,<br />

weitere Teilungsvorschläge zu präsentieren oder ob er die Erben (bereits) auf den<br />

Klageweg verweisen dürfe. 100 Der Vorschlag von Karrer, 101 der Willensvollstrecker<br />

solle zur Erhebung der Teilungsklage selbst berechtigt sein, ist de lege lata<br />

abzulehnen, weil es dem Prinzip der freien Erbteilung widerspricht, es wäre<br />

aber de lege ferenda sinnvoll, diese Klage in ein neu zu konzipierendes Verfahren<br />

102 einzubinden.<br />

j) Solange der Willensvollstrecker an einem Teilungsplan arbeitet, ist noch<br />

kein Raum für die Teilungsklage eines Erben, 103 denn sonst könnte man den<br />

Willensvollstrecker jederzeit ausschalten. 104 Reicht ein Erbe die Teilungsklage<br />

96<br />

Vgl. ZR 34 (1935) 370 Nr. 182: „es läge darin eine unzulässige Klageprovokation“.<br />

97<br />

Vgl. BJM 1968, 27; SJ 61 (1939) 461; das BGer. hat diese Frage offen gelassen, vgl. BGer.<br />

vom 1. März 1967 (C.202/66 - unveröffentlicht), S. 7.<br />

98<br />

Die Auffassung von SEEBERGER (FN 77), 29, der drohende Honoraranspruch des Willensvollstreckers<br />

werde den Erben Beine machen, übersieht, dass dies verglichen mit der Missgunst unter<br />

Erben nicht selten das kleinere Übel ist.<br />

99<br />

Vgl. ZBGR 34 (1953) 263 Nr. 56; anders ARTHUR JOST, Der Erbteilungsprozess im schweizerischen<br />

Recht, Bern 1960, 20 f.<br />

100<br />

Vgl. BREITSCHMID (FN 1), 148, welcher festhält, dass die Aufsichtsbehörde über diese verfahrensrechtliche<br />

Frage zu entscheiden habe.<br />

101<br />

Vgl. KARRER (FN 4), Art. 518 ZGB N 66.<br />

102<br />

Wenn der Willensvollstrecker die Teilungsklage erheben kann, muss zum Beispiel genauer bestimmt<br />

werden, (1) in welchem Zeitpunkt dies der Fall ist, (2) in welchem Verhältnis diese<br />

Klage zur Teilungsklage der Erben steht (ist eine Fristansetzung noch sinnvoll?) und (3) ob die<br />

Erben diese Klage verhindern können (die Erben sind sich zwar nicht einig, wollen aber übereinstimmend<br />

[noch] keine Teilungsklage).<br />

103<br />

Vgl. ZG-GVP 1981/82, 82 Erw. 2: Die Klage auf Feststellung und Teilung des Nachlasses ist<br />

„zur Zeit abzuweisen“; TUOR/PICENONI (FN 36), Art. 604 ZGB N 5: „Vorübergehend kann der<br />

Anspruch auf Teilung ausgeschlossen ... sein“; JOST (FN 99), 113: „vorübergehend ausgeschlossen“.<br />

104<br />

Vgl. SJZ 92 (1996) 242 Nr. 3; ZG-GVP 1981/82, 81 f. Erw. 2; PIOTET (FN 63), § 107 I: Die<br />

Erben können allenfalls eine Aufsichtsbeschwerde wegen Verzögerung führen; WETZEL<br />

(FN 24), N 192.<br />

Unklar bleibt allerdings, wo der Verschiebungsgrund „Willensvollstreckung“ in Art. 604 ZGB<br />

einzuordnen ist; ESCHER (FN 36), Art. 604 ZGB N 8, ordnet die „erblasserische Anordnung“<br />

zwischen den in Art. 604 Abs. 1 ZGB genannten Gründen „Vertrag oder Vorschrift des Gesetzes“<br />

ein; JOST (FN 99), 117, ordnet die Willensvollstreckung in Art. 604 Abs. 2 ZGB (rich-


Der Umgang des Willensvollstreckers mit Unternehmen im Nachlass<br />

(Art. 604 ZGB) ein, wird die Vorbereitung der Teilung (Bestimmung der Teilungsmasse,<br />

Schätzung und Losbildung) vom Richter übernommen. 105 Der Willensvollstrecker<br />

wird das (Gestaltungs-)Urteil vollziehen, 106 soweit dies im Urteil<br />

nicht einzelnen Erben übertragen wird. 107<br />

k) Läuft die Frist zur Anhebung der Teilungsklage unbenützt ab, darf der<br />

Willensvollstrecker seinen eigenen Teilungsplan vollziehen, 108 welcher sich auf<br />

die letztwillige Verfügung des Erblassers 109 (nicht aber auf seine sonstigen Anordnungen<br />

110 ) und das Gesetz 111 stützt (Art. 518 Abs. 2 ZGB). Der Willensvollstrecker<br />

hat darüber hinaus die Einigung der Erben über einzelne Punkte zu beachten.<br />

112 Im übrigen wird ihm ein grosser Ermessensspielraum zugestanden, 113 zumal<br />

verschiedene Einschränkungen bestehen: Wenn Grundeigentum zum Nachlass<br />

gehört, kann der Willensvollstrecker ohne die Mitwirkung der Erben zwar Alleineigentum,<br />

aber kein Stockwerkeigentum begründen, 114 obwohl dies in vielen<br />

Fällen sinnvoll wäre. Er kann auch keine Ausgleichszahlungen anordnen, 115 obwohl<br />

dies häufig nützlich wäre. Er darf keine Teilung vornehmen, welche zu ei-<br />

terlicher Teilungsaufschub) ein; PIOTET (FN 63), § 107 I, ordnet die Willensvollstreckung den<br />

im Gesetz genannten 3 Verschiebungsgründen nicht zu.<br />

105<br />

Vgl. JOST (FN 99), 90 ff.; TUOR/PICENONI (FN 36), Art. 604 ZGB N 4f.; PIOTET (FN 29),<br />

§ 107 III.<br />

106<br />

Vgl. JOST (FN 99), 110: „Die Vollstreckung des Urteils wird ... in der Hauptsache nur die Herausgabe<br />

bestimmter beweglicher Sachen bzw. die Besitzübertragung an Immobilien betreffen.<br />

107<br />

Vgl. dazu JOST (FN 99), 110: „Im Dispositiv des Teilungsurteils ist der Kläger zu ermächtigen,<br />

die ihm zugewiesenen Grundstücke auf seinen Namen im Grundbuch eintragen zu lassen“.<br />

108<br />

Vgl. BJM 1968, 27; KARRER (FN 4), Art. 518 ZGB N 63: Zürcher Praxis; anders BREITSCHMID<br />

(FN 1), 149; STEIN-WIGGER (FN 52), AJP 12 (2001) 1144 ff.; HUX (FN 62), 42: Der Willensvollstrecker<br />

muss „sein Amt niederlegen oder die Verwaltung der Erbschaft so lange fortführen,<br />

bis sich die Erben doch noch einigen oder bis eine Teilung klageweise erzwungen wird“.<br />

109<br />

Der Willensvollstrecker hat die Teilungsvorschriften, wie etwa für den Verkauf einer Liegenschaft<br />

(vgl. StE 8 [1991] B 42.31 Nr. 4 und Nr. 2), zu beachten.<br />

110<br />

Vgl. RAYMOND JEANPRÊTRE, Le sottisier des notaires - Souvenirs d’un juge, ZBGR 60 (1979)<br />

274: „Il n’est pas en droit de faire respecter une volonté du défunt qui n’a pas trouvé son expression<br />

dans le testament“.<br />

111<br />

Der Willensvollstrecker sollte unter anderem den Ortsgebrauch, die persönlichen Verhältnisse<br />

und die Wünsche der Mehrheit der Erben berücksichtigen, vgl. Art. 611 Abs. 2 ZGB; er ist daran<br />

aber nicht so strikt gebunden, wie der Richter oder die Teilungsbehörde, vgl. BREITSCHMID<br />

(FN 1), 153.<br />

112<br />

Vgl. WEIMAR (FN 61), 455.<br />

113<br />

Vgl. BGE 101 II 56 f. Erw. 2c = Pra. 64 (1975) 502 Nr. 179 = ZBGR 57 (1976) 377 Nr. 73 = SJ<br />

98 (1976) 203: „un large pouvoir d’appréciation ... Compte tenu de l’urgence“.<br />

114<br />

Vgl. BGE 94 II 232; PAUL PIOTET, Partage judiciaire et constitution de propriétés par étages,<br />

ZSR 113 (1994) 208; a.M. SEEBERGER (FN 77), 194 ff.; BREITSCHMID (FN 1), 153 f.<br />

115<br />

Vgl. HANS MERZ, Die Übertragung des Grundeigentums gestützt auf gesetzliche Erbfolge, Testament,<br />

Erbvertrag oder Auflösung des Güterstandes infolge Todes eines Ehegatten, 99; a.M. SEE-<br />

BERGER (FN 77), 114 ff., welcher Ausgleichszahlungen bis 10% zulässt.<br />

23


24<br />

Hans Rainer Künzle<br />

nem wesentlichen Wertverlust führt (Art. 612 Abs. 2 ZGB). 116 Für Eigentumsübertragungen<br />

im Grundbuch hat der Willensvollstrecker als Ausweis anstelle der<br />

Zustimmung aller Erben oder des Teilungsvertrags (Art. 18 GBV) seinen Teilungsplan,<br />

die Fristansetzung an die Erben 117 sowie eine Bestätigung des Gerichts,<br />

dass keine Erbteilungsklage erhoben wurde, beizubringen. 118 Der unbenützte Ablauf<br />

der Frist hindert die Erben nicht, nachträglich die Teilungsklage anzuheben,<br />

119 er schliesst lediglich eine Haftung des Willensvollstreckers aus. 120 Der Teilungsplan<br />

des Willensvollstreckers regelt die Teilung also nicht abschliessend. 121<br />

Stein-Wigger hat gegen diesen faktischen Vollzug eingewendet, dass er die Erben<br />

zur Klageerhebung zwinge und die Lage für den empfangenden Erben unstabil<br />

sei. 122 Es ist richtig und sogar beabsichtigt, dass Druck auf die Erben ausgeübt<br />

wird. Wenn eine Klageerhebung tatsächlich erfolgt, kann der Richter für die richtige<br />

Verteilung sorgen. Wenn sie dagegen nicht erfolgt, kann man davon ausgehen,<br />

dass auch nicht restlos befriedigende Teilungen von den Erben hingenommen<br />

werden, weil das für sie das kleinere Übel ist als das Führen eines Prozesses. Die<br />

Lage stabilisiert sich also und der Willensvollstrecker verdient seinen Namen und<br />

ist nicht nur Teilungsgehilfe.<br />

l) Im Rahmen der Vorbereitung einer Teilung kann der Willensvollstrecker<br />

den Erben Vorschüsse ausrichten, 123 wobei er auf die Gleichbehandlung zu achten<br />

hat. 124 Unter Umständen besteht sogar eine Pflicht zur Auszahlung von Vorschüssen.<br />

125<br />

m) Die Erben haben grundsätzlich Anspruch auf naturale Zuweisung. 126 Der<br />

Willensvollstrecker darf deshalb zur Vorbereitung der Teilung nur dann (ohne an-<br />

116<br />

Vgl. GUINAND (FN2), ZBGR 57 (1976) 329; weiter vgl. dazu SEEBERGER (FN 77), 167 ff.,<br />

welcher als Grenzwert einen Verlust von 25% nennt.<br />

117<br />

Im Kanton Zürich kann die Fristansetzung durch das Gericht erfolgen, vgl. § 215 Ziff. 29 ZH-<br />

ZPO.<br />

118<br />

Vgl. KARRER (FN 4), Art. 518 ZGB N 65.<br />

119<br />

Vgl. TUOR (FN 76), Art. 518 ZGB N 17; ESCHER (FN 36), Art. 518 ZGB N 18; WETZEL<br />

(FN 24), N 67: „keine peremptorische Wirkung“.<br />

120<br />

Vgl. KARRER (FN 4), Art. 518 ZGB N 64; offen gelassen in ZBGR 34 (1953) 265 Nr. 56.<br />

121<br />

Vgl. SG-GVP 1966, 48 Erw. II Nr. 13.<br />

122<br />

Vgl. STEIN-WIGGER (FN 52), AJP 12 (2001) 1146 f.<br />

123<br />

Vgl. BJM 1963, 202: Der Erbe, welcher zwei Drittel des Erbes erhält, darf bei einem Nachlass<br />

von Fr. 80’000 mehr als Fr. 10’000 Vorschuss erhalten; Rep. 80 (1947) 536.<br />

124<br />

Vgl. KARRER (FN 4), Art. 518 ZGB N 46: „Im Sinne der Gleichbehandlung sind sie (sc. die<br />

Vorschüsse) an alle Erben gleichzeitig und im Verhältnis zu ihren Erbteilen zu machen“.<br />

125<br />

Vgl. ZR 91 (1992) 181 Erw. 4c bb Nr. 46: Bezahlung der Erbschaftssteuern.<br />

126<br />

Vgl. DRUEY (FN 55), § 16 N 50 ff.; REY (FN 81), recht 2 (1984) 91.


Der Umgang des Willensvollstreckers mit Unternehmen im Nachlass<br />

derweitigen Grund) Liquidationshandlungen durchführen, wenn der Erblasser<br />

sie letztwillig angeordnet hat 127 oder alle Erben damit einverstanden sind. 128 Die<br />

Bezahlung aller Schulden ist keine notwendige Voraussetzung für die Teilung,<br />

diese können vielmehr von einzelnen Erben übernommen werden, zumal die Erben<br />

den Gläubigern gemeinsam haften (Art. 639 f. ZGB). 129 Die Frage der Auflösung<br />

von Unternehmen im Nachlass wird im folgenden Abschnitt (II.) behandelt.<br />

II. Auflösung des Unternehmens?<br />

a) Die juristischen Personen werden durch den Tod des Erblassers in ihrem<br />

Bestand grundsätzlich nicht beeinträchtigt. Der Willensvollstrecker ist berechtigt,<br />

eine Aufhebungsklage 130 gegen eine Stiftung zu führen, wenn ihr Zweck widerrechtlich<br />

oder unsittlich ist (Art. 88 Abs. 2 und Art. 89 Abs. 1 ZGB). 131 Wenn der<br />

Richter nach Art. 725 OR benachrichtigt werden muss, ist dies nicht die Aufgabe<br />

des Willensvollstreckers (eines Mitglieds der Verwaltung oder Kontrollstelle),<br />

sondern muss von den verbleibenden Organen erledigt werden. 132 Wenn keine Organe<br />

mehr vorhanden sind, hat der Willensvollstrecker dafür zu sorgen, dass für<br />

die Funktion, welche der Erblasser inne hatte, ein Ersatz gefunden wird, indem er<br />

die Rechte eines Aktionärs ausübt. 133<br />

127 Vgl. den Sachverhalt in AGVE 1990, 203 Nr. 20: Anordnung, eine Eigentumswohnung zu verkaufen<br />

und den (eingesetzten) Erben den Erlös zu überlassen.<br />

128 Vgl. den Sachverhalt in BGE 110 II 209 Pt. A = Pra. 73 (1984) 659 Nr. 242 = ZBGR 68 (1987)<br />

102 Nr. 8.<br />

129 Vgl. TUOR/PICENONI (FN 36), Art. 610 ZGB N 6; zum Schutz vor einem zahlungsunfähigen<br />

Miterben kann aber jeder Erbe die Schuldentilgung oder Sicherstellung beantragen, vgl. Art.<br />

610 Abs. 3 ZGB.<br />

130 Vgl. HANS MICHAEL RIEMER, Kommentar zum Schweizerischen Privatrecht, Band I: Einleitung<br />

und Personenrecht, 3. Abteilung: Die juristischen Personen, 3. Teilband: Die Stiftungen (Systematischer<br />

Teil und Art. 80-89bis ZGB), 3. A., Bern 1981, Art. 88/89 ZGB N 40; BGE 90 II 387, wo<br />

das Führen der Aufhebungsklage allerdings im konkreten Fall nicht als Aufgabe des Willensvollstreckers<br />

angesehen wurde; weiter vgl. den Sachverhalt in BGE 79 II 115 Pt. C.: Erbschaftsverwalter<br />

führt Aufhebungsklage.<br />

131 Nach Art. 88 Abs. 1 ZGB wird die Stiftung von Gesetzes wegen aufgelöst, wenn ihr Zweck unerreichbar<br />

geworden ist; die Aufhebung erfolgt von Amtes wegen (RIEMER [FN 130], Art.<br />

88/89 ZGB N 18), der Willensvollstrecker kann wie jedermann, der ein Interesse hat (RIEMER<br />

[FN 130], Art. 88/89 ZGB N 19), den Anstoss zur Feststellung der Aufhebung geben.<br />

132 Vgl. ZR 94 (1995) 156 f. Erw. 4.3 Nr. 51: Eine Ausnahme ist nur in dringenden Fällen zu ma-<br />

chen.<br />

133 Der Willensvollstrecker hat beispielsweise für die Neuwahl eines Verwaltungsrats zu sorgen,<br />

indem er eine ausserordentliche Generalversammlung einberufen lässt (Art. 699 Abs. 3 OR),<br />

oder für die Bestellung eines Beistands; vgl. zu diesen Massnahmen MARTIN WERNLI, Kom-<br />

25


26<br />

Hans Rainer Künzle<br />

b) Personengesellschaften werden von Gesetzes wegen durch den Tod eines<br />

Gesellschafters aufgelöst, wenn die Fortführung nicht vereinbart wurde oder wird.<br />

Der Willensvollstrecker hat sowohl im Falle der Auflösung als auch der Fortführung<br />

die Mitgliedschaftsrechte wahrzunehmen. 134 Zudem nimmt er den Liquidationsanteil<br />

für die Erben entgegen. 135 Wenn der Willensvollstrecker gleichzeitig<br />

einziger Mitgesellschafter ist, liegt ein (unlösbarer) Interessenkonflikt vor, welcher<br />

einen Einsatz als Willensvollstrecker verhindert. 136<br />

c) Wenn die Einzelfirma nach dem Tod des Erblassers nicht weitergeführt<br />

wird, gehört ihre Liquidation nicht ohne weiteres zu den Aufgaben des Willensvollstreckers,<br />

137 weil die Erben Anspruch auf naturale Zuweisung haben. Soweit<br />

der Willensvollstrecker nicht mit der Liquidation beauftragt wird, hat er nur die<br />

einzelnen Vermögenswerte (Aktiven und Passiven) der Einzelfirma (im Rahmen<br />

der Erbteilung) auf die Erben zu übertragen.<br />

III. Regelung der Nachfolge im Unternehmen<br />

a) Zur Erleichterung der Erbteilung kann es sinnvoll sein, ein Unternehmen,<br />

welches ganz oder mehrheitlich dem Erblasser gehört hat, umzugestalten,<br />

bevor es auf die Erben übertragen wird. Der Willensvollstrecker hat entsprechende<br />

Verträge/Beschlüsse auszuarbeiten. Dabei kann er von allen Möglichkeiten,<br />

welche das neue Fusionsgesetz 138 bietet (Fusion, Spaltung, Umwandlung<br />

usw.), Gebrauch machen. Dazu einige Beispiele:<br />

(1) Die Teilung kann vereinfacht werden durch die Abspaltung von Liegenschaften<br />

oder anderen nichtbetriebsnotwendigen Mitteln in eine eigene Gesellschaft<br />

oder durch deren Überführung ins Privatvermögen. 139<br />

(2) Es kann z.B. sinnvoll sein, ein Unternehmen, welches Transporte<br />

mentar zu Art. 707-Art. 715a OR, in: Kommentar zum Schweizerischen Privatrecht, Obligationenrecht<br />

II: Art. 530-1186 OR, hg. von Heinrich Honsell, Peter Nedim Vogt und Wolfgang Wiegand,<br />

2. A., Basel/Genf/München 2002, Art. 710 OR N 5 f.<br />

134<br />

Vgl. Art. 584 und Art. 619 Abs. 1 OR; KARRER (FN 4), Art. 518 ZGB N 31; STAEHELIN<br />

(FN 34), Art. 584 OR N 1; STRAEHL (FN 42), 100: Der Erbschaftsverwalter hat „als Liquidator<br />

mitzuwirken, wenn der Erblasser geschäftsführender Gesellschafter war“.<br />

135<br />

Vgl. STRAEHL (FN 42), 100.<br />

136<br />

Vgl. WETZEL (FN 24), N 387 ff.<br />

137<br />

Vgl. KARRER (FN 4), Art. 518 ZGB N 31.<br />

138<br />

Vgl. BG vom 3. Oktober 2003 über die Fusion, Spaltung, Umwandlung und Vermögensübertragung<br />

(Fusionsgesetz - FusG - SR 221.301 - BBl. 2003, 6691).<br />

139<br />

Vgl. ARTHUR BÜRGI/DIETER BRÄUTIGAM/JEANNETTE GANZ/URS HASLER, Die Lösung der<br />

Nachfolge in Klein- und Mittelbetrieben, Bern 1993, 32.


Der Umgang des Willensvollstreckers mit Unternehmen im Nachlass<br />

durchführt und über Lagerhallen verfügt, für die Übernahme durch einen einzelnen<br />

Erben aber zu gross ist, in zwei selbständige Gesellschaften aufzuspalten 140<br />

und diese zwei Unternehmen dann je ihrer eigenen Bestimmung (Übernahme<br />

durch einen oder mehrere Erben, Management buyout/buyin, Übernahme durch<br />

einen Dritten usw.) zuzuführen.<br />

(3) Zusammengehörende Betriebe können vor einer Übertragung an die Erben<br />

unter einer Holding vereinigt werden, um die Kontrolle sicherzustellen. 141<br />

b) Die Bestimmung des Nachfolgers im Unternehmen darf nicht dem<br />

Willensvollstrecker überlassen werden, weil dies gegen die Höchstpersönlichkeit<br />

der letztwilligen Verfügung verstösst. 142 Das Bestimmen eines Nachfolgers<br />

kann in der letztwilligen Verfügung festgelegt werden und zwar entweder als<br />

Auflage, 143 deren Vollzug der Willensvollstrecker zu überwachen hat, oder<br />

dann als Weisung an den Willensvollstrecker. 144 Da die Bestimmung eines<br />

Nachfolgers nicht vermögensrechtlicher Natur ist, verletzt sie keine Erbrechte,<br />

wie etwa Pflichtteilsrechte.<br />

c) Bei den juristischen Personen hat der Willensvollstrecker im Rahmen<br />

der Teilungsvorbereitung die Aufteilung der Anteile bzw. die Auszahlung einzelner<br />

Erben zu planen. 145 Bevor vinkulierte Aktien verteilt werden können, hat der<br />

Willensvollstrecker abzuklären, ob die Gesellschaft zur Aufnahme der Erben ins<br />

Aktienbuch bereit ist oder ob sie die Aktien übernimmt (Art. 685b Abs. 4 OR). 146<br />

Wenn der Erblasser ein Unternehmen alleine oder mehrheitlich geführt hat, kann<br />

unter Umständen eine Erhöhung oder Senkung des Kapitals oder eine Veränderung<br />

der Beteiligungsrechte (z.B. Einführung von Stimmrechtsaktien, 147 Partizipa-<br />

140<br />

Vgl. dazu STEFAN ZWICKER/HANS RAINER KÜNZLE, Abspaltung von Unternehmensteilen bei<br />

der AG - Rechtliche Aspekte, STH 71 (1997) 993 ff.<br />

141<br />

Vgl. HAUSHEER (FN 34), 205; DANIELE CORTIULA, Unternehmensnachfolge: Der Unternehmer<br />

und das Erbrecht, Der Treuhandexperte 1996, 151; zur steuerrechtlichen Problematik der Erbenholding<br />

vgl. HANS RAINER KÜNZLE, Business Succession Planning, in: Festschr. für Kurt<br />

Siehr, hg. v. Peter Johannes Weber, Marc Weber, Riccardo Seitz und Hans Rainer Künzle, Zürich<br />

2001, 139.<br />

142<br />

Vgl. WETZEL (FN 24), N 351 ff.; nach HAUSHEER (FN 34), 55 ff., sollte dem Willensvollstrecker<br />

wenigstens ein überprüfbarer Ermessensentscheid zugestanden werden.<br />

143<br />

Vgl. TUOR (FN 76), Art. 482 ZGB N 6.<br />

144<br />

Vgl. DRUEY (FN 26), SJZ 74 (1978) 343.<br />

145<br />

Vgl. WETZEL (FN 24), N 345 ff.<br />

146<br />

Vgl. den Sachverhalt in BGE 110 II 293 = JdT 33 (1985) I 214 = Pra. 73 (1984) Nr. 248 (wo<br />

noch der alte Art. 686 Abs. 4 OR angewendet wurde).<br />

147<br />

Vgl. MAX KUMMER, Die Eignung der Aktiengesellschaft für die Erhaltung der Familienunternehmung,<br />

in: Die Erhaltung der Unternehmung im Erbgang, Bern 1972, 114.<br />

27


28<br />

Hans Rainer Künzle<br />

tionsscheinen, vinkulierten Aktien 148 oder Gewinnbeteiligungsrechten 149 ) dazu<br />

dienen, die Erbteilung besser durchführen zu können. Der Willensvollstrecker hat<br />

entsprechende Abklärungen zu treffen und Vorschläge zu unterbreiten. Für die<br />

Bewertung der Anteile ist der Verkehrswert massgebend, 150 welcher aber im Einzelfall<br />

wenig adäquat sein kann. 151<br />

d) Die Erben können die Unternehmensleitung aufgrund der ihnen zustehenden<br />

Freiheit in der Erbteilung auch abweichend von den Wünschen, Vorstellung<br />

und Anordnungen des Erblassers festlegen. Bei Aktiengesellschaften wird häufig<br />

ein Aktionärbindungsvertrag 152 abgeschlossen, weil dieser die Möglichkeit bietet,<br />

mehrere Erben in verschiedener Funktion am Unternehmen beteiligt zu lassen<br />

und dennoch die Kontrolle zu behalten. Der Willensvollstrecker hat entsprechende<br />

Vorschläge auszuarbeiten.<br />

e) Bei einer Personengesellschaft ist die Nachfolge häufig schon im Gesellschaftsvertrag<br />

geregelt und zwar durch Fortsetzungs-, 153 Eintritts-, 154 Abfin-<br />

148 Die Übertragung von vinkulierten Aktien ist im Verhältnis zur Gesellschaft von der Zustimmung<br />

des Verwaltungsrates abhängig, vgl. Art. 685b OR; weiter vgl. BGE 110 II 293.<br />

149 Vgl. MEN RAUCH, Generationenwechsel und Nachfolgeplanung im Unternehmen, CH-D Wirtschaft<br />

6/2000, 12: Vorwegdividende oder Dividendengarantie.<br />

150 Vgl. TUOR (FN 76), Art. 474 ZGB N 19.<br />

151 Vgl. DRUEY (FN 26), SJZ 74 (1978) 341: Es kann die kapital- und funktionsmässige Beteiligung<br />

interessieren und weniger die Substanz.<br />

152 Auch Pool- oder Stimmbindungsverträge genannt; vgl. dazu KUMMER (FN 147), 114 ff.; MAX<br />

MEYER, Der Aktionärbindungsvertrag als Instrument der juristischen Praxis, ZBJV 136 (2000)<br />

421; die Aktionäre verpflichten sich, ihre Mitgliedschaftsrecht so auszuüben, wie dies in der<br />

Poolversammlung beschlossen wurde; weitere mögliche Gegenstände von Aktionärbindungsverträgen<br />

sind: Übertragung von Aktien (Vinkulierung), Erwerbsberechtigungen und -verpflichtungen,<br />

Veräusserungsberechtigungen und -verpflichtungen (Wertbestimmung, Andienungsrechte,<br />

Vorkaufsrechte, Kaufs- und Verkaufsrechte [Call- und Put-Optionen], Mit-Verkaufsrechte<br />

usw.), Verhaltenspflichten, Konkurrenzverbote und Nebenklauseln (Konventionalstrafen,<br />

Vertragsdauer, Streiterledigung), vgl. THOMAS STAEHELIN, Nachfolge im Familienunternehmen,<br />

insbesondere gesellschafts- und steuerrechtliche Aspekte, in: Güter- und erbrechtliche<br />

Planung, hg. v. Jean Nicolas Druey und Peter Breitschmid, Bern/Stuttgart/Wien 1999, 119<br />

FN 3; weiter vgl. RAUCH (FN 149), CH-D Wirtschaft 6/2000, 12: Abgangsentschädigung für<br />

Geschäftsführer, maximales Gehalt des Geschäftsführers, Sitze im Verwaltungsrat, Zuständigkeiten<br />

in der Geschäftsleitung, Beschlüsse über grössere Investitionen, Einstellung von Kader<br />

usw.<br />

153 Vgl. BGE 95 II 547; die Fortsetzungsklauseln sehen üblicherweise vor, dass die Kündigung<br />

oder der Tod eines Gesellschafters kein Grund zur Auflösung der Gesellschaft ist, sondern<br />

bloss Anlass zum Ausscheiden des Kündigenden/Verstorbenen sein soll, während die Gesellschaft<br />

unter den verbleibenden Gesellschaftern fortgesetzt wird, vgl. HEINZ HAUSHEER, Gesellschaftsvertrag<br />

und Erbrecht, ZBJV 105 (1969) 134 f.; CHRISTOPH V. GREYERZ, Die Unternehmensnachfolge<br />

in den Personengesellschaften, in: Die Erhaltung der Unternehmung im Erbgang,<br />

Bern 1972, 78 ff.


Der Umgang des Willensvollstreckers mit Unternehmen im Nachlass<br />

dungs-, 155 Nachfolge-, 156 Konversions- 157 oder Kapitalkontenklauseln 158 enthalten.<br />

Derartige Klauseln in den Gesellschaftsverträgen müssen die Form der<br />

letztwilligen Verfügung erfüllen, wenn sie als Verfügungen von Todes wegen<br />

qualifiziert werden, 159 und sind vom Willensvollstrecker zu vollziehen. Soweit<br />

es mit dem Gesellschaftsvertrag vereinbar ist, kann der Erblasser dem Willensvollstrecker<br />

in seiner letztwilligen Verfügung die Weisung erteilen, einen bestimmten<br />

Nachfolger einzusetzen oder diesen in einer Auflage bestimmen, für deren<br />

Durchsetzung der Willensvollstrecker zu sorgen hat. Wenn die Gesellschaft<br />

ohne die Erben fortgesetzt wird, fällt der Abfindungsanspruch in den Nachlass<br />

160 und ist vom Willensvollstrecker in seinen Teilungsplan aufzunehmen.<br />

f) Bei einer Einzelfirma kann der Willensvollstrecker die operative Führung<br />

bis zur Erbteilung einem Fachmann übertragen und nur noch dessen Tätigkeit<br />

überwachen. 161 Er kann dafür auch geeignete Erben einbeziehen. Einzelne Erben<br />

haben kein Recht, an der Unternehmensführung beteiligt zu werden, weil die<br />

Verwaltung der Erbschaft dem Willensvollstrecker zusteht und dessen Vertre-<br />

154 Mit einer einfachen Eintrittsklausel werden sämtliche Erben aufgenommen, mit einer qualifizierten<br />

Eintrittsklausel einer unter mehreren Erben, vgl. V. GREYERZ (FN 152), 80.<br />

155 „Als Abfindungsklausel bezeichnen wir jene Bestimmungen im Gesellschaftsvertrag, welche<br />

die Berechnungsart oder die Auszahlungsmodalitäten der Abfindungssumme regeln“<br />

(V. GREYERZ [FN 152], 87).<br />

156 „Die Nachfolgeklausel soll die Mitgliedschaft eines unbeschränkt haftenden Gesellschafters<br />

übertragbar machen“ (HAUSHEER [FN 153], ZBJV 105 [1969] 138); mit der einfachen Nachfolgeklausel<br />

wird die Mitgliedschaft auf alle Erben übertragen, mit der qualifizierten Nachfolgeklausel<br />

auf einen unter mehreren Erben, vgl. V. GREYERZ (FN 152), 90.<br />

157 „Dieser Klausel zufolge soll die Mitgliedschaft eines unbeschränkt haftenden Gesellschafters<br />

nur in Form einer Kommanditistenstellung vererbt werden. Bis zur Erbteilung wird die Erbengemeinschaft<br />

Kommanditärin“ (HAUSHEER [FN 153], ZBJV 105 [1969] 141).<br />

158 „Für den Fall des Ausscheidens eines Gesellschafters durch Tod oder Kündigung kann ... vorgesehen<br />

werden ... dass der Kapitalanteil und der Saldo des Privatkontos verschiedenen Auszahlungsmodalitäten<br />

unterstehen ...“ (V. GREYERZ [FN 152],100).<br />

159 Vgl. BGE 119 II 119 (Abfindungsklausel); BGE 113 II 270 (Abfindungsklausel); HEINZ HAUS-<br />

HEER/ROLAND PFÄFFLI, Zur Bedeutung des Anwachsungsprinzips bei der einfachen Gesellschaft<br />

und bei der Gütergemeinschaft im Todesfall - zur Tragweite von BGE 119 II 119 ff. für<br />

die Grundbuchführung, ZBJV 130 (1994) 43: Die Form der letztwilligen Verfügung ist notwendig,<br />

„wenn die Klausel dahin geht, dass die Erben des verstorbenen Gesellschafters mehr belastet<br />

werden, als der Erblasser selber belastet wäre, wäre er zu seinen Lebzeiten aus der Gesellschaft<br />

ausgeschieden“.<br />

160 Vgl. HAUSHEER (FN 153), ZBJV 105 (1969) 134 f.: Zur Auszahlung der Abfindung kommt es<br />

bei der Fortsetzungsklausel und wenn ein Bedachter von der Eintrittsklausel keinen Gebrauch<br />

macht.<br />

161 Vgl. BREITSCHMID (FN 1), 136; der Willensvollstrecker kann statt dessen Vertreter (etwa Prokuristen)<br />

bestellen und diesen die Geschäftsführung weitgehend überlassen, ebenso (für das<br />

BGB) KG NJW 12 (1959) 1086 Nr. 12.<br />

29


30<br />

Hans Rainer Künzle<br />

tungs- und Verfügungsmacht exklusiv ist. Um die Kontinuität nach Abschluss der<br />

Teilung zu gewährleisten, sollte der Willensvollstrecker die operative Führung<br />

frühzeitig dem vom Erblasser (in der letztwilligen Verfügung) oder von den Erben<br />

(in einer Vereinbarung) bestimmten Nachfolger übergeben. 162 Problematisch ist<br />

die Situation, wenn die Willensvollstreckung auf längere Dauer angelegt ist und<br />

minderjährige Erben vorhanden sind. 163 Wenn ein einzelner Erbe das Geschäft<br />

weiterführt und weitere mitbeteiligt, entsteht eine stille Gesellschaft, wenn mehrere<br />

Erben die Einzelfirma weiterführen, entsteht eine Kollektivgesellschaft. 164<br />

g) Bei der Einzelfirma kann der Erblasser die zum Unternehmen gehörenden<br />

Vermögenswerte mit einer Teilungsvorschrift einem bestimmten Erben<br />

zuweisen, 165 welche vom Willensvollstrecker zu vollziehen ist. Allerdings besteht<br />

das Risiko, dass der Bedachte das Unternehmen gar nicht weiterführen<br />

will und es deshalb zur Liquidation kommt. 166 Einzelfirmen können - vor oder<br />

nach der Erbteilung - in eine Personengesellschaft, AG oder GmbH überführt<br />

werden.<br />

C. Durchführung der Teilung<br />

I. Allgemeines<br />

a) Der Willensvollstrecker hat die Teilung durchzuführen. 167 Seine Funktion<br />

darf durch kantonale Vorschriften nach Art. 609 Abs. 2 ZGB (Teilungs- und<br />

andere Behörden) nicht eingeschränkt werden. 168 Von der Willensvollstreckung<br />

162 Vgl. KARRER (FN 4), Art. 518 ZGB N 31; BREITSCHMID (FN 1), 136.<br />

163 Vgl. HAUSHEER (FN 34), 79 f.<br />

164 Vgl. SIEGWART (FN 49), Vorbem. zu Art. 530-551 OR N 48.<br />

165 Statt einen bestimmten Erben zu nennen, kann der Erblasser auch ein Teilungsverbot aussprechen<br />

oder mit einer Auflage oder Bedingung dafür sorgen, dass die Einzelfirma solange erhalten<br />

bleibt, bis der Nachfolger von den Erben bestimmt wird, vgl. HAUSHEER (FN 153), ZBJV<br />

105 (1969) 131.<br />

166 Vgl. SIMON FEDERER, Nachfolgeprobleme erkennen und lösen für Klein- und Mittelunternehmen,<br />

Der Treuhandexperte 1994, 197.<br />

167 Vgl. ZVW 5 (1950) 99 Nr. 49; BREITSCHMID (FN 1), 156.<br />

168 Vgl. ZBl. 44 (1943) 313 f.: Die amtliche Teilung hat neben einem Willensvollstrecker keinen<br />

Platz; SJZ 23 (1926/27) 26 Nr. 23; anders SO-BOG 1944, 104 Nr. 2b = ZBGR 28 (1947) 36<br />

Nr. 15: „Die endgültige Teilung liegt im Kompetenzbereich des Amtsschreibers, wobei den<br />

Willensvollstreckern allerdings noch eine bestimmte unterstützende Tätigkeit zukommen<br />

wird“; dies ist eine unzulässige Einschränkung der bundesrechtlich festgelegten Aufgabe des<br />

Willensvollstreckers durch kantonale Regeln; weiter vgl. KARRER (FN 4), Art. 518 ZGB N 59;


Der Umgang des Willensvollstreckers mit Unternehmen im Nachlass<br />

nicht betroffen ist die nach Art. 609 Abs. 1 ZGB zuständige Behörde zum Schutz<br />

eines Erbengläubigers. 169<br />

b) Die Kompetenzen des Willensvollstreckers sind durch verschiedene Faktoren<br />

begrenzt:<br />

(1) Der Erblasser kann in der letztwilligen Verfügung keine Teilung nach<br />

Gutdünken des Willensvollstreckers anordnen. 170 Ein derartig weit gefasstes Ermessen<br />

verstösst gegen die materielle Höchstpersönlichkeit der letztwilligen Verfügung<br />

171 und macht eine entsprechende Anordnung unwirksam. 172<br />

(2) Der Erblasser kann den Willensvollstrecker nicht ermächtigen, die<br />

letztwillige Verfügung zu ergänzen, weil dies dem Grundsatz der Höchstpersönlichkeit<br />

widerspricht. 173 Lücken in der letztwilligen Verfügung können nur (in beschränktem<br />

Rahmen) vom Richter geschlossen werden 174 und führen zur Unwirksamkeit<br />

einer Anordnung, wenn diese unklar oder zweideutig bleibt. 175<br />

(3) Der Erblasser kann den Willensvollstrecker nicht ermächtigen, den<br />

massgebenden Sinn einer letztwilligen Verfügung festzulegen, 176 weil der<br />

PETER MEIER, Der Erbgang nach solothurnischem Einführungsrecht, Affoltern am Albis 1950<br />

(Diss. Freiburg i.Ue.), 133 ff.<br />

169 Vgl. KARRER (FN 4), Art. 518 ZGB N 59: „Die Kompetenzen der zuständigen Behörde zum<br />

Schutz eines Erbengläubigers i.S.v. Art. 609 Abs. 1 bleiben indessen auch bei Vorliegen der<br />

Willensvollstreckung unberührt“.<br />

170 Vgl. DRUEY (FN 55), § 8 N 24; KARRER (FN 4), Art. 518 ZGB N 11.<br />

171 Vgl. BGE 81 II 28 Erw. 6 = JdT 103 (1955) I 588, wo es allerdings nicht um ein Erbe, sondern<br />

um ein Vermächtnis ging: Es gilt der „Grundsatz, dass der Erblasser die mit einem Vermächtnis<br />

bedachten Personen selbst zu bezeichnen hat und deren Individualisierung keinem Dritten überlassen<br />

kann“. Dagegen verstösst der vorliegende Fall, „wo der Erblasser es grundsätzlich dem<br />

Belieben des Willensvollstreckers anheimgestellt hat, welchem Priesteramtskandidaten er Leistungen<br />

aus dem Nachlass zukommen lassen will“; grosszügiger allerdings BGE 100 II 98 =<br />

Pra. 64 (1975) 22 Nr. 8 = SJ 97 (1975) 170, welcher die Erbeinsetzung der ‘Leprakranken’ toleriert<br />

hat; weiter vgl. EDMUND BOSSARD, Über die Pflichten des Willensvollstreckers, ZBJV 81<br />

(1945) 347.<br />

172 Vgl. PIOTET (FN 29), § 33 III; DRUEY (FN 55), § 8 N 28.<br />

173 Vgl. BGE 48 II 313 Erw. 2 = JdT 71 (1923) I 294 = Pra. 11 (1922) 414 Nr. 166 = ZBGR 27<br />

(1946) 235 Nr. 80; BOSSARD (FN 171), ZBJV 81 (1945) 347; CARRARD (FN 5), N 34.<br />

174 Vgl. PIOTET (FN 29), § 33 III und IV: Zulässig ist nur die Anwendung von allgemeinen Ergänzungsvorschriften<br />

(wie favor negotii und die Übereinstimmung mit dem Intestatrecht), nicht<br />

aber die individuelle richterliche Ergänzung; anders DRUEY (FN 55), § 12 N 16 f., welcher die<br />

ergänzende Auslegung für zulässig hält.<br />

175 Vgl. PIOTET (FN 29), § 33 III.<br />

176 Vgl. KARRER (FN 4), Art. 518 ZGB N 11; BRACHER (FN 25), 37 f.; ALFRED SCHREIBER,<br />

L’exécution testamentaire en droit suisse, Lausanne/Genève/Neuchâtel/Montreux/Berne/Bâle<br />

1940, 96; a.M. BVR 21 (1996) 505 f. Erw. 3b: „Auslegung und Vollstreckung des Testaments<br />

sind Aufgaben des vom Verstorbenen bestimmten Willensvollstreckers“; JOST (FN 54), N 7;<br />

JOST (FN 50), N 7.<br />

31


32<br />

Hans Rainer Künzle<br />

Richter die Auslegung vornimmt bzw. unklare oder zweideutige Bestimmungen<br />

für ungültig erklärt. 177 Aus dem gleichen Grund ist auch der an sich sinnvolle Vorschlag<br />

von Breitschmid 178 nicht durchführbar, welcher dem Willensvollstrecker<br />

gewisse Zweckmässigkeitsentscheidungen überlassen möchte. Aus ähnlichen<br />

Überlegungen ist es dem Erblasser verwehrt, den Erben ein Schiedsgericht aufzuzwingen.<br />

179 Das Ermessen des Willensvollstreckers kommt nur im Rahmen der<br />

Durchführung eines eigenen Teilungsplans zum Zug und ist auch dort nur zulässig,<br />

weil es sich um eine provisorische Ordnung handelt, welche von den Erben<br />

jederzeit (durch Vereinbarung oder Klage) korrigiert werden kann.<br />

(4) Der Willensvollstrecker darf nicht ohne Rücksprache mit den Erben zur<br />

(teilweisen oder vollständigen) Teilung schreiten, wenn die letztwillige Verfügung<br />

eine klare Anordnung des Erblassers enthält, 180 weil die Erben davon abweichende<br />

Vereinbarungen treffen könnten.<br />

(5) Der Willensvollstrecker darf formungültige Verfügungen nicht vollziehen.<br />

181 In der Praxis ist es allerdings schwierig, die genaue Bedeutung derartiger<br />

Verfügungen abzuschätzen, weil z.B. auch mit der Kopie einer letztwilligen Verfügung<br />

unter Umständen deren Inhalt genügend nachgewiesen werden kann. 182<br />

(6) Der Willensvollstrecker darf die Teilung nicht durchführen, wenn eine sichernde<br />

Massnahme wie die (von ihm oder einer anderen Person auszuführende)<br />

Erbschaftsverwaltung angeordnet wurde, 183 wenn ein öffentliches Inventar aufgenommen<br />

184 oder die Liquidation der Erbschaft durchgeführt wird.<br />

177<br />

Vgl. dazu PIOTET (FN 29), § 33 III.<br />

178<br />

Vgl. BREITSCHMID (FN 1), 160.<br />

179<br />

Vgl. HANS MICHAEL RIEMER, Schiedsfähigkeit von Klagen des ZGB, in: Festschr. für Hans Ulrich<br />

Walder, hg. v. Isaak Meier, Hans Michael Riemer und Peter Weimar, Zürich 1994, 380 f.;<br />

ZR 80 (1981) 26 Nr. 10 = SJZ 78 (1982) 145 Nr. 27; weniger streng RENATE WENNINGER<br />

SCHMID, Testamentarische Schiedsklauseln - nationale und internationale Aspekte, in: Festschr.<br />

für Peter Forstmoser, hg. v. Walter R. Schluep und Peter R. Isler, Zürich 1993, 356 f., und ZR 88<br />

(1989) 239 Nr. 75 = ZBGR 73 (1992) 149 Nr. 25, welche ein Schiedsgericht nur für den Umfang<br />

des Pflichtteils ausschliesst; dies führt aber zu einer Spaltung des Rechtswegs und ist deshalb<br />

abzulehnen, vgl. RIEMER (FN 179), 381.<br />

180<br />

Anders Max. X (1961-70) 423 Nr. 557 = ZBGR 47 (1966) 221 Nr. 48: Der Willensvollstrecker<br />

ist verpflichtet, „die Teilungsvorschriften des Erblassers auszuführen, ganz gleichgültig, ob die<br />

Erben damit einiggehen oder nicht“.<br />

181<br />

Vgl. BGE 48 II 313 Erw. 2 = JdT 71 (1923) I 294 = Pra. 11 (1922) 414 Nr. 166 = ZBGR 27<br />

(1946) 235 Nr. 80.<br />

182<br />

Vgl. BGer. vom 31. März 2003 (5C.133/2002).<br />

183<br />

Vgl. ZR 54 (1955) 78 Nr. 30 = ZBGR 38 (1957) 208 Nr. 39.<br />

184<br />

Vgl. ZR 54 (1955) 80 Nr. 32 = ZBGR 38 (1957) 209 Nr. 40: Beschränkung der Tätigkeit auf<br />

notwendige Verwaltungshandlungen.


Der Umgang des Willensvollstreckers mit Unternehmen im Nachlass<br />

c) Die Erben können gegenüber dem Willensvollstrecker, welcher in Konkurs<br />

gefallen ist, die Legalzession im Sinne von Art. 401 OR geltend machen. 185<br />

Um diesen Anspruch sicherzustellen und Dritte vor einer Zahlung an die Konkursverwaltung<br />

abzuhalten, ist diesen eine entsprechende Mitteilung zu machen. 186<br />

d) Der Willensvollstrecker hat die Nachlassgegenstände den Erben auszuhändigen.<br />

187 Das gilt auch dann, wenn ein Erbe seinen Anteil einem Dritten abgetreten<br />

hat, weil der Dritte dadurch keinen direkten Anspruch erwirbt (Art. 635<br />

Abs. 2 ZGB). 188<br />

e) In den folgenden Abschnitten werden einige Erfüllungshandlungen näher<br />

betrachtet, welche im Zusammenhang mit Unternehmen im Nachlass vorkommen,<br />

nämlich die Gründung von juristischen Personen und Handelsgesellschaften<br />

(II.) und die Anmeldung zum Eintrag im Handelsregister (III.).<br />

II. Gründung von juristischen Personen und Handelsgesellschaften<br />

a) Wenn der Erblasser einem Erben oder Vermächtnisnehmer die Auflage erteilt,<br />

eine Stiftung zu errichten, hat der Willensvollstrecker für die Erfüllung dieser<br />

Auflage zu sorgen. 189 Der Willensvollstrecker kann aber auch selbst damit beauftragt<br />

werden, die Stiftung zu errichten. 190 Wenn der Erblasser die Stiftung mit<br />

letztwilliger Verfügung errichtet hat, aber die vorgesehene Organisation nicht genügt,<br />

hat der Willensvollstrecker zuhanden der Aufsichtsbehörde Vorschläge zu<br />

machen, wie diese Mängel behoben werden können. 191 Der Willensvollstrecker<br />

kann zudem beauftragt werden, Stiftungsräte zu benennen. 192 In allen Fällen kann<br />

185 Vgl. BGE 87 III 16 ff. Erw. 1 = JdT 109 (1961) II 77 ff.<br />

186 Vgl. Art. 168 Abs. 2 OR; BGE 63 II 57 und 55.<br />

187 Vgl. BREITSCHMID (FN 1), 156.<br />

188 Vgl. BGE 87 II 223 f. Erw. 1a = JdT 110 (1962) I 218 = Pra. 51 (1962) 9 Nr. 4 = ZBGR 44<br />

(1963) 266 Nr. 56; weiter vgl. den Sachverhalt in BGE 92 II 336 Pt. A = JdT 116 (1968) I 42 =<br />

Pra. 56 (1967) 250 Nr. 79 = SJ 89 (1967) 313: Auszahlung des zedierten Erbanteils an eine<br />

Bank.<br />

189 Vgl. KARRER (FN 4), Art. 518 ZGB N 50; CANOVA (FN 77), 78.<br />

190 Vgl. die Sachverhalte in BGE 108 II 279 Pt. A a = ZBGR 66 (1985) 294 Nr. 64 („une fondation<br />

qu’elle chargeait ses exécuteurs testamentaires de constituer“) und ZVW 2 (1947) 65 Nr. 33;<br />

ALFRED BÖCKLI, Der Einfluss der Testamentsanfechtung auf die Stellung des Willensvollstreckers,<br />

SJZ 18 (1921/22) 381.<br />

191 Vgl. JOST (FN 54), N 58; BERLA (FN 25), 38; SCHREIBER (FN 176), 50.<br />

192 Vgl. den Sachverhalt in BVR 20 (1995) 483 Pt. A.<br />

33


34<br />

Hans Rainer Künzle<br />

der Erblasser den Willensvollstrecker als Stiftungsorgan einsetzen, sogar als einziges<br />

Stiftungsorgan. 193 Wenn dadurch Interessenkonflikte entstehen, kann dies allerdings<br />

zur Suspendierung oder gar Absetzung des Willensvollstreckers führen.<br />

194 Häufig wird der Willensvollstrecker die Aufgabe haben, der (errichteten)<br />

Stiftung die notwendigen Mittel zu überlassen. 195<br />

b) Die Erben können - anstelle einer Erbteilung - vereinbaren, die Erbengemeinschaft<br />

in ein Gesellschaftsverhältnis überzuführen, in eine AG, GmbH,<br />

Kollektiv- oder Kommanditgesellschaft. 196 Dies ist im ZGB zwar nicht ausdrücklich<br />

vorgesehen, wird aber in Anlehnung an Art. 336 ZGB (Fortführung als Gemeinderschaft)<br />

durchgeführt. Mit der Überführung der Erbmasse auf eine derartige<br />

Gesellschaft ist die Aufgabe des Willensvollstreckers erfüllt. 197 Der Willensvollstrecker<br />

kann die Erben daran ebensowenig hindern, wie er keine bestimmte<br />

Teilung gegen ihren Willen durchsetzen kann. 198<br />

III. Handelsregister<br />

a) Der Willensvollstrecker hat dafür zu sorgen, dass die Stiftungsorgane die<br />

(von ihm oder vom Erblasser mit letztwilliger Verfügung gegründete) Stiftung<br />

zum Eintrag ins Handelsregister anmelden. 199 Unterbleibt die Anmeldung, kann er<br />

mit einer Beschwerde an die (stiftungsrechtliche) Aufsichtsbehörde gelangen. 200<br />

b) Die durch den Tod des Erblassers notwendigen Anpassungen (Eintragungen,<br />

201 Änderungen 202 oder Löschungen 203 ) im Bestand, in der Vertretungsord-<br />

193<br />

Vgl. BGE 90 II 389 Erw. 5 = JdT 113 (1965) 348 = Pra. 54 (1965) 125 Nr. 36; vgl. den Sachverhalt<br />

in BGE 107 II 385 = JdT 131 (1983) I 182; anders PKG 1964, 141 ff. Erw. 8 Nr. 55;<br />

RIEMER (FN 130), Art. 83 ZGB N 30.<br />

194<br />

Vgl. WETZEL (FN 24), N 390 ff.<br />

195<br />

Vgl. BERLA (FN 25), 38, welcher zu Recht die Einschränkung macht, dass die Mittel nur zu<br />

überlassen sind, „wenn dadurch nicht pflichtteilsberechtigte Erben in ihren Rechten verletzt<br />

werden und sämtliche Schulden der Erbschaft bezahlt werden können“.<br />

196<br />

Vgl. SCHICKER (FN 42), 43 f.; OSCAR ANNEN, Die objektiv und subjektiv beschränkte Teilung<br />

der Erbengemeinschaft, Schwyz 1941 (Diss. Freiburg i. Ue. 1939), 37 und 44 ff.<br />

197<br />

Dasselbe gilt für den Erbenvertreter, vgl. SCHICKER (FN 42), 39.<br />

198<br />

A.M. JOST (FN 54), N 60.<br />

199<br />

Vgl. Art. 22 und Art. 101 ff. HRV; RIEMER (FN 130), Art. 81 ZGB N 91; KARRER (FN 4), Art.<br />

518 ZGB N 50; WETZEL (FN 24), N 96; BERLA (FN 25), 38; SCHREIBER (FN 176), 49.<br />

200<br />

Vgl. RIEMER (FN 130), Art. 81 ZGB N 91 und Art. 84 ZGB N 119; anders JOST (FN 50), N 58:<br />

Der Willensvollstrecker hat die Stiftung im Handelsregister anzumelden.<br />

201<br />

Vgl. Art. 934 ff. OR.


Der Umgang des Willensvollstreckers mit Unternehmen im Nachlass<br />

nung oder in der Firma einer juristischen Person oder Handelsgesellschaft sind<br />

im Handelsregister einzutragen. Bei den entsprechenden Anmeldungen hat der<br />

Willensvollstrecker mitzuwirken, 204 soweit dies überhaupt notwendig ist 205 und<br />

die Organe dafür nicht alleine zuständig sind. 206 Für einen Eintrag des Willensvollstreckers<br />

(als solchen) gibt es keinen Anlass. 207<br />

c) Der Willensvollstrecker hat nach dem Tod des Erblassers dafür zu sorgen,<br />

dass der Eintrag einer Einzelfirma im Handelsregister sofort den neuen Verhältnissen<br />

angepasst wird. 208 Dazu gehört auch ein Hinweis auf seine Stellung, 209 weil<br />

die Erben während der Dauer der Erbschaftsverwaltung von der Vertretung ausgeschlossen<br />

sind. 210 Wenn die Einzelfirma nicht weitergeführt wird, hat sie der Willensvollstrecker<br />

löschen zu lassen. 211<br />

202<br />

Vgl. Art. 937 OR.<br />

203<br />

Vgl. Art. 938 OR.<br />

204<br />

Vgl. Art. 24 HRV; KARRER (FN 4), Art. 518 ZGB N 31; JOST (FN 54), N 54; JOST (FN 50),<br />

N 54; für das deutsche Recht vgl. ESCH/BAUMANN/SCHULZE ZUR WIESCHE (FN 37), N I 626:<br />

Anmeldung durch den Testamentsvollstrecker.<br />

205<br />

Die Mitwirkung des Willensvollstrecker ist notwendig, (1) wenn der Erblasser Gesellschafter<br />

einer Kommanditgesellschaft war, weil Anmeldungen von allen Gesellschaftern zu unterzeichnen<br />

sind (Art. 597 OR), (2) der Erblaser Gesellschafter einer Kollektivgesellschaft war, weil die<br />

Anmeldung von deren Auflösung von allen Gesellschaftern zu unterzeichnen ist (Art. 574 Abs.<br />

2 OR; STAEHELIN [FN 34], Art. 574 OR N 5).<br />

206<br />

Die Mitwirkung des Willensvollstreckers ist in der Regel nicht notwendig, wenn der Erblasser<br />

als Verwaltungsrat einer AG ausscheidet, vgl. Art. 711 Abs. 2 OR: Erst wenn die verbleibende<br />

Verwaltung das Ausscheiden als Verwaltungsrat nicht innert 30 Tagen beim Handelsregister<br />

anmeldet, kann der Betroffene (hier: der Willensvollstrecker) die Anmeldung selbst vornehmen.<br />

207<br />

Vgl. WETZEL (FN 24), N 99: Bei einer juristischen Person kann sich jemand, der als Willensvollstrecker<br />

tätig ist, in die Verwaltung wählen und dies ins Handelsregister eintragen lassen;<br />

bei Personengesellschaften führt der Tod des Erblassers (je nach Gesellschaftsvertrag oder Abmachung)<br />

zur Auflösung, zum Austritt der Erben oder zur Fortsetzung mit einzelnen Erben,<br />

nicht aber zur Fortsetzung mit dem Willensvollstrecker (als solchem), weshalb letzterer nicht<br />

ins Handelsregister eingetragen wird.<br />

208<br />

Der Willensvollstrecker kann zum Beispiel die Vertretungsverhältnisse in der Weise anpassen,<br />

dass Prokuristen nur noch mit ihm zusammen zeichnen können (Kollektivprokura), vgl.<br />

SCHREIBER (FN 176), 60 f.<br />

209<br />

Ebenso für das deutsche Recht ESCH/BAUMANN/SCHULZE ZUR WIESCHE (FN 37), N I 607; anders<br />

STRAEHL (FN 42), 87.<br />

210<br />

Wenn die Erben dennoch Geschäfte tätigen, haftet nur ihr Privatvermögen.<br />

211<br />

Vgl. Art. 938 OR.<br />

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