Nabendynamo einspeichen - Thomas Roegner
Nabendynamo einspeichen - Thomas Roegner
Nabendynamo einspeichen - Thomas Roegner
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Folge 1: <strong>Nabendynamo</strong> <strong>einspeichen</strong> ❚ Folge 2: Frühjahrsinspektion ❚ Folge 3: Mehr Komf ort ❚ Folge 4: Neue Übersetzung ❚ Folge 5: Bremsen-Tuning ❚ Folge 6: Nabenschaltungen<br />
WERKSTATT<br />
Umrüsten auf einen <strong>Nabendynamo</strong><br />
bedeutet neu <strong>einspeichen</strong>. Klingt<br />
aufwändig, macht aber Spaß und<br />
ein selbst gefertigtes Laufrad ist<br />
wie ein Kunststück: Man genießt<br />
Entstehungsprozess und Werk.<br />
Rezepte zum Einspeichen gibt es unendlich<br />
viele. Die hier vorgestellte Methode ist relativ<br />
einfach, weil sie die beiden Nabenseiten nacheinander<br />
in Angriff nimmt. Es handelt sich<br />
um ein 32-Loch-<br />
Laufrad mit 3-fach<br />
gekreuzten Speichen.<br />
Es werden<br />
jeweils acht Speichen<br />
als „Paket“<br />
immer nach dem<br />
gleichen Prinzip<br />
eingebaut. Für<br />
jede Nabe-Felge-<br />
Kombination gibt<br />
es unterschiedliche<br />
82<br />
1<br />
Speichenlängen, die man mit Messungen und<br />
Kalkulationsprogrammen (s. Kasten) oder<br />
dem Händler herausfindet. Achtung: Die<br />
Speichenlöcher einer Felge liegen nicht mittig,<br />
sondern seitlich versetzt und damit immer dem<br />
rechten oder linken Nabenflansch zugeordnet.<br />
Speichenköpfe liegen abwechselnd innen<br />
oder außen am Flansch. Empfehlenswert als<br />
Universalspeichen sind Doppeldick-Modelle<br />
mit 2,0-1,8-2,0 Millimetern Durchmesser, die<br />
elastisch und nicht zu schwer sind. Neben der<br />
richtigen Länge ist vor allem bei Durchmesser<br />
und Bogenlänge darauf zu achten, dass sie so<br />
spielfrei wie möglich im Nabenflansch sitzen!<br />
1Wir beginnen auf der linken Seite (in Fahrtrichtung<br />
gesehen). Die erste Speiche von<br />
außen einfädeln und in das erste Loch links<br />
vom Ventilloch stecken. Dieses Loch muss in<br />
Fahrtrichtung gesehen auch nach links auf der<br />
Felge versetzt sein.<br />
2Die weiteren sieben Speichen der Phase eins<br />
kommen ins jeweils übernächste Loch am<br />
Flansch und in jedes vierte Felgenloch. So entsteht<br />
ein symmetrischer Stern mit den ersten acht Speichen.<br />
Alle Speichennippel leicht von außen mit<br />
einem Schraubendreher aufschrauben, am besten<br />
immer genau eine oder zwei Umdrehungen.<br />
2<br />
THOMAS ROEGNER ❘ text DANIEL SIMON ❘ fotos<br />
Jetzt die Nabe so weit wie möglich<br />
3 gegen den Uhrzeigersinn in der Felge<br />
verdrehen. Damit erreicht man, dass die Speichen<br />
tangential an der Nabe anliegen, so wie<br />
sie im fertigen Laufrad liegen werden.<br />
Nun kommen die Speichen an die Reihe,<br />
4 deren Köpfe auf der Flanschinnenseite<br />
liegen. Speiche Nummer neun also von der<br />
Innenseite der Nabe einfädeln. Jetzt gegen<br />
den Uhrzeigersinn drehen, so dass sie drei<br />
der bereits eingebauten Speichen kreuzt. Die<br />
ersten beiden Kreuzungen liegen über, die<br />
dritte unter den bereits montierten Speichen.<br />
Zwischen dieser und der danebenliegenden<br />
Speiche bleibt ein Felgenloch frei (siehe Pfeil).<br />
Nicht übersehen: Die erste Speichenkreuzung<br />
liegt unmittelbar am Nabenflansch (siehe rote<br />
Markierung).<br />
3<br />
4<br />
<strong>Thomas</strong> Rögner ist Autor des Buchs „Der ultima-<br />
tive Bike-Workshop“ und schraubt an allem, was<br />
zwei Räder und Pedale hat, egal ob Trekkingrad,<br />
Mountainbike oder Rennrad. Motto: Wartung und<br />
Reparaturen stellen keine Arbeit dar, sondern sind<br />
aktive Entspannung.<br />
Nach dem gleichen Prinzip die weiteren<br />
5 Speichen dieser Seite einfädeln, in das<br />
Felgenloch stecken und mit einem leicht aufgeschraubten<br />
Nippel fixieren. Bei den Kreuzungen,<br />
vor allem bei der dritten Kreuzung,<br />
und dem Einsetzen ins Felgenloch müssen die<br />
Speichen leicht gebogen werden. Dies schadet<br />
ihnen nicht, da sie später ja gespannt werden.<br />
Man sollte es allerdings auch nicht übertrei-<br />
ben. Achten Sie darauf, die Felge nicht mit<br />
den Speichenenden zu verkratzen. Sind die<br />
Speichen 9 bis 16 korrekt eingesetzt, ist ein<br />
symmetrischer Doppelstern entstanden, bei<br />
dem die Speichen nahezu parallel zu verlaufen<br />
scheinen.<br />
Nun wird das Laufrad komplett auf die<br />
6 andere Seite gedreht. Die erste Speiche<br />
der neuen Seite wieder von außen in den<br />
5<br />
6<br />
Nabenflansch einstecken. Man beginnt an<br />
einem Flanschloch, das an der Stelle eines<br />
großen V liegt, das von den bisher eingesetzten<br />
Speichen gebildet wird (siehe rote<br />
Markierung in Foto 5). Dann wieder die<br />
Speiche gegen den Uhrzeigersinn drehen und<br />
in ein Felgenloch stecken, das in einem kleinen<br />
V der bereits montierten Speichen liegt<br />
(siehe Markierung in Foto 6) und wieder mit<br />
einem Speichennippel fixieren. Dann kommen<br />
die weiteren Speichen in jedes zweite Loch<br />
am Flansch und werden genau so wie die<br />
erste montiert: Gegen den Uhrzeigersinn,<br />
ins jeweils vierte Felgenloch nach der zuvor<br />
montierten Speiche. Dies waren Speichen<br />
Nummer 17 bis 24.<br />
Haben Sie alles richtig gemacht, ist jedes<br />
7 zweite Flanschloch noch frei und in<br />
der Felge ist jedes vierte Speichenloch offen<br />
7<br />
8<br />
geblieben. Alle bisher eingebauten Speichenköpfe<br />
dieser Seite müssen nach außen zeigen.<br />
Die letzten acht Kandidaten kommen<br />
8 nun konsequenterweise mit den Speichenköpfen<br />
am Flansch innen zu liegen. Das<br />
Einfädeln, wie auf dem Foto zu sehen, ist nun<br />
durch das Gedränge etwas schwieriger, aber<br />
noch gut machbar.<br />
9Die Speiche Nummer 25 muss nun wieder<br />
dreimal gekreuzt werden. Dafür wird<br />
Die Laufradbibel<br />
9<br />
Wer tiefer in die Materie<br />
einsteigen möchte, kann in<br />
„Die Kunst des Laufradbaus“<br />
von Gerd Schraner (Licorne-<br />
Verlag, 24 Euro) erfahren,<br />
warum es eine Kunst ist und<br />
erfährt alles Grundlegende über die Komponenten<br />
eines Laufrads: Felge, Speichennippel, Speichen,<br />
Naben und wie alles zusammenarbeitet. Interessant<br />
in dem 114-seitigen Buch sind Angaben über<br />
Speichenspannungen: Mit Doppeldick-Speichen<br />
(2,0-1,8-2,0) kollabiert bei 1200 Newton die Felge,<br />
die Speiche selbst (eine DT Swiss Competition)<br />
lässt sich gar nicht überspannen. Sehr wichtig ist<br />
der gute Sitz des Speichenkopfs im Nabenflansch,<br />
wozu Schraner das „Gold des Laufradbauers“,<br />
Messing-Unterlegscheiben empfiehlt.<br />
83
Folge 1: <strong>Nabendynamo</strong> <strong>einspeichen</strong> ❚ Folge 2: Frühjahrsinspektion ❚ Folge 3: Mehr Komf ort ❚ Folge 4: Neue Übersetzung ❚ Folge 5: Bremsen-Tuning ❚ Folge 6: Nabenschaltungen<br />
SHIMANO Inter L-<strong>Nabendynamo</strong>s<br />
ab 55 Euro (Scheibenbremsversion<br />
DH-3D71 für 90<br />
Euro). www.paul-lange.de<br />
sie im(!) Uhrzeigersinn bewegt, so dass sie<br />
die ersten beiden Speichen oben, die dritte<br />
wieder darunter kreuzt. Dazu muss wieder<br />
etwas „sanfte Gewalt“ eingesetzt werden.<br />
Mit den restlichen Speichen (Nr. 26 bis 32)<br />
genauso verfahren. Dann erst einmal zurück<br />
lehnen und das Werk genießen: Ein komplett<br />
eingespeichtes Laufrad sollte nun vor Ihnen<br />
liegen.<br />
Nun alle Speichen einmal gleichmäßig<br />
10 anziehen. Dies entweder durch eine<br />
konstante Anzahl von Umdrehungen mit dem<br />
Schraubendreher, oder man orientiert sich an<br />
den Gewindegängen der Speiche und lässt<br />
10<br />
1<br />
2 3<br />
4<br />
Diese Maße braucht man für die<br />
Berechnung der Speichenlängen:<br />
1. Lochkreisdurchmesser<br />
2. Abstand Nabenflansch zu<br />
Außenkante links und 3. rechts<br />
(bei asymmetrischen Naben). 4.<br />
Einbaubreite der Nabe.<br />
SRAM i-light heißt das amerikanisch-fränkische<br />
Kraftwerk<br />
und kostet rund 49 Euro.<br />
www.sram.com<br />
Die Speichenlänge<br />
SON Der Edle für 159 Euro.<br />
Für 78 Euro mehr gibt es ihn<br />
mit Mavic-Felge und DD-Speichen.<br />
www.nabendynamo.de<br />
noch zwei Gewindegänge<br />
(bei korrekterSpeichenlänge)<br />
frei. Damit<br />
baut man die erste<br />
Spannung im Speichengeflecht<br />
auf.<br />
Um eine hundertprozentig<br />
korrekte<br />
S p e i c h e n s p a n -<br />
nung zu erzielen,<br />
bräuchte man<br />
ein sogenanntes<br />
Tensiometer. Diese Geräte sind jedoch sehr<br />
teuer (um die 250 Euro) und rechnen sich nur<br />
für professionelle Laufradbauer oder Hobbyschrauber<br />
mit Hang zum Perfektionismus.<br />
Die Speichen müssen satt und bündig<br />
11im Flansch sitzen, bevor man mit dem<br />
Zentrieren weitermacht. Dazu genügt ein<br />
gefühlvoller Schlag mit einem Durchschlag,<br />
dessen Spitze so konkav geformt sein muss,<br />
dass der Speichenkopf hineinpasst. Ein spitzer<br />
Durchschlag ist dafür nicht geeignet!<br />
Die Maße links und der genaue<br />
Felgendurchmesser(!) sind<br />
entscheidend für die Speichenlängen.<br />
Es gibt einige Internetseiten, auf denen man die Längen<br />
berechnen kann oder sogar mit Auswahllisten Naben- und<br />
Felgentypen auswählt und so die Speichenlänge erhält.<br />
Tipps und Programme unter<br />
www.dtswiss.com, www.whizz-wheels.de<br />
www.rst.mp-all.de/eisp.htm, www.sudibe.de/tandem.html<br />
www.kreuzotter.de/deutsch/speich.htm<br />
www.sapim.be/index.php?st=spokelength&taal=de<br />
Auswahl an Kombinationen: www.damonrinard.com/spocalc.htm<br />
11 12<br />
Für die Speichenspannung kann man<br />
12 sich an einem vorhanden Laufrad orientieren.<br />
Stimmt die berechnete Speichenlänge,<br />
sollte man den Nippel so weit einschrauben<br />
können, dass das Speichengewinde genau<br />
verschwindet.<br />
Nach dem ersten Spannen der Spei-<br />
13 chen folgt das sogenannte Abdrücken<br />
des Laufrads, das man wörtlich verstehen<br />
kann. Das Laufrad einfach mit der Nabe<br />
auf den Boden legen und mit den gegenüberliegenden<br />
Händen die Felge nach unten<br />
Richtung Boden drücken. Aufpassen, dass<br />
weder Boden noch die Nabe beschädigt<br />
werden beim Aufsetzen. Jeweils um drei Speichen<br />
das Laufrad weiterdrehen und wieder<br />
mit den Händen nach unten drücken. Dies<br />
für beide Seiten des Laufrads durchführen.<br />
Es kann durchaus ein knackendes oder anderes<br />
Geräusch dabei zu hören sein.<br />
13<br />
WERKSTATT<br />
Fürs wei-<br />
14 tereZentrieren braucht<br />
man einen passendenSpeichennippelschlüssel:<br />
Der übliche<br />
Durchmesser der<br />
Nippel beträgt<br />
3,3 Millimeter.<br />
Der hier gezeigte<br />
Spokey aus<br />
Kunststoff liegt<br />
14<br />
gut in der Hand<br />
und besitzt einen Metalleinsatz.<br />
Abschließend folgt das Nachzentrieren<br />
15 des Laufrads, wozu man einen Zentrierständer<br />
benötigt, mit dem man Höhensowie<br />
Seitenschläge korrigieren kann. Wer<br />
sich an das Einspeichen wagt, sollte aber<br />
bereits etwas Erfahrung mit dem Zentrieren<br />
besitzen. Wenn nicht, zuvor an einem alten<br />
Laufrad üben. Wichtig ist das sogenannte<br />
Einmitten des Laufrads. Dies bedeutet, dass<br />
die Felge genau zentral zwischen den beiden<br />
äußeren Anschlägen der Nabe liegt, wo sie im<br />
Rahmen bzw. der Gabel eingespannt ist. Für<br />
eine genaue Einmittung benötigt man eine<br />
Zentrierlehre, mit der man den Abstand der<br />
Felge vom Nabenanschlag messen und für<br />
beide Seiten vergleichen kann.<br />
Um Höhenschläge aus der Felge zu<br />
16 ziehen, spannt man alle Speichen im<br />
betroffenen Bereich der Felge leicht an (am<br />
besten mit Viertel- und halben Umdrehungen<br />
arbeiten) und wiederholt das so lange, bis die<br />
Abweichung verschwunden ist.<br />
16<br />
Bei Seitenschlägen wird die im Zent-<br />
17 rum der Abweichung liegende Speiche<br />
am stärksten gespannt oder entlastet, die<br />
jeweils danebenliegenden Speichen kontinuierlich<br />
geringer. Für Einsteiger: Zunächst nur<br />
mit Speichen einer Flanschseite (jede zweite)<br />
arbeiten: Erhöht man deren Spannung,<br />
wird die Felge in Richtung des Flansches<br />
gezogen. Verringert man die Speichenspan-<br />
Einer der renommiertenLaufradspezialistenDeutschlands<br />
ist Bernd<br />
Warth von der Firma<br />
Whizzwheels. Hier<br />
seine besten Tipps:<br />
1 Beim Einspeichen das Gewinde der<br />
Speichen mit normalem Motorenöl 15W40<br />
befeuchten. So lassen sich die Nippel<br />
besser aufdrehen.<br />
2 Nach dem Spannen der Speichen das<br />
Laufrad über Nacht ruhen lassen. Erst am<br />
nächsten Tag auszentrieren.<br />
3 Beim Einfädeln der Speichen diese<br />
einmal „überstrecken“, das heißt die<br />
Speiche kräftig zum eigenen Körper<br />
bzw. bei Kopf innen zur anderen Seite<br />
drücken.<br />
4 Beim Vorspannen zwei Drittel der<br />
Endspannung aufbringen, also Nippel bis<br />
knapp zum Ende des Gewindes anziehen.<br />
5 Den guten Sitz der Speichenköpfe im<br />
Flansch gewährleisten, indem man mit<br />
einem Speichenkopftreiber (Durchschlag<br />
mit konkavem Ende) mit Gefühl darauf<br />
klopft.<br />
nung, wandert die Felge Richtung Nabenmitte.<br />
Mit Spannen einer Flanschseite (jede<br />
zweite Speiche) und gleichzeitigem Lockern<br />
der anderen (Speichen dazwischen) erzielt<br />
man die am feinsten abgestuften Ergebnisse<br />
und nähert sich vorsichtig dem Ideal.<br />
84 TREKKINGBIKE 1/2006 DAS MODERNE FAHRRADMAGAZIN<br />
85<br />
15<br />
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