02.01.2013 Aufrufe

Nabendynamo einspeichen - Thomas Roegner

Nabendynamo einspeichen - Thomas Roegner

Nabendynamo einspeichen - Thomas Roegner

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Folge 1: <strong>Nabendynamo</strong> <strong>einspeichen</strong> ❚ Folge 2: Frühjahrsinspektion ❚ Folge 3: Mehr Komf ort ❚ Folge 4: Neue Übersetzung ❚ Folge 5: Bremsen-Tuning ❚ Folge 6: Nabenschaltungen<br />

WERKSTATT<br />

Umrüsten auf einen <strong>Nabendynamo</strong><br />

bedeutet neu <strong>einspeichen</strong>. Klingt<br />

aufwändig, macht aber Spaß und<br />

ein selbst gefertigtes Laufrad ist<br />

wie ein Kunststück: Man genießt<br />

Entstehungsprozess und Werk.<br />

Rezepte zum Einspeichen gibt es unendlich<br />

viele. Die hier vorgestellte Methode ist relativ<br />

einfach, weil sie die beiden Nabenseiten nacheinander<br />

in Angriff nimmt. Es handelt sich<br />

um ein 32-Loch-<br />

Laufrad mit 3-fach<br />

gekreuzten Speichen.<br />

Es werden<br />

jeweils acht Speichen<br />

als „Paket“<br />

immer nach dem<br />

gleichen Prinzip<br />

eingebaut. Für<br />

jede Nabe-Felge-<br />

Kombination gibt<br />

es unterschiedliche<br />

82<br />

1<br />

Speichenlängen, die man mit Messungen und<br />

Kalkulationsprogrammen (s. Kasten) oder<br />

dem Händler herausfindet. Achtung: Die<br />

Speichenlöcher einer Felge liegen nicht mittig,<br />

sondern seitlich versetzt und damit immer dem<br />

rechten oder linken Nabenflansch zugeordnet.<br />

Speichenköpfe liegen abwechselnd innen<br />

oder außen am Flansch. Empfehlenswert als<br />

Universalspeichen sind Doppeldick-Modelle<br />

mit 2,0-1,8-2,0 Millimetern Durchmesser, die<br />

elastisch und nicht zu schwer sind. Neben der<br />

richtigen Länge ist vor allem bei Durchmesser<br />

und Bogenlänge darauf zu achten, dass sie so<br />

spielfrei wie möglich im Nabenflansch sitzen!<br />

1Wir beginnen auf der linken Seite (in Fahrtrichtung<br />

gesehen). Die erste Speiche von<br />

außen einfädeln und in das erste Loch links<br />

vom Ventilloch stecken. Dieses Loch muss in<br />

Fahrtrichtung gesehen auch nach links auf der<br />

Felge versetzt sein.<br />

2Die weiteren sieben Speichen der Phase eins<br />

kommen ins jeweils übernächste Loch am<br />

Flansch und in jedes vierte Felgenloch. So entsteht<br />

ein symmetrischer Stern mit den ersten acht Speichen.<br />

Alle Speichennippel leicht von außen mit<br />

einem Schraubendreher aufschrauben, am besten<br />

immer genau eine oder zwei Umdrehungen.<br />

2<br />

THOMAS ROEGNER ❘ text DANIEL SIMON ❘ fotos<br />

Jetzt die Nabe so weit wie möglich<br />

3 gegen den Uhrzeigersinn in der Felge<br />

verdrehen. Damit erreicht man, dass die Speichen<br />

tangential an der Nabe anliegen, so wie<br />

sie im fertigen Laufrad liegen werden.<br />

Nun kommen die Speichen an die Reihe,<br />

4 deren Köpfe auf der Flanschinnenseite<br />

liegen. Speiche Nummer neun also von der<br />

Innenseite der Nabe einfädeln. Jetzt gegen<br />

den Uhrzeigersinn drehen, so dass sie drei<br />

der bereits eingebauten Speichen kreuzt. Die<br />

ersten beiden Kreuzungen liegen über, die<br />

dritte unter den bereits montierten Speichen.<br />

Zwischen dieser und der danebenliegenden<br />

Speiche bleibt ein Felgenloch frei (siehe Pfeil).<br />

Nicht übersehen: Die erste Speichenkreuzung<br />

liegt unmittelbar am Nabenflansch (siehe rote<br />

Markierung).<br />

3<br />

4<br />

<strong>Thomas</strong> Rögner ist Autor des Buchs „Der ultima-<br />

tive Bike-Workshop“ und schraubt an allem, was<br />

zwei Räder und Pedale hat, egal ob Trekkingrad,<br />

Mountainbike oder Rennrad. Motto: Wartung und<br />

Reparaturen stellen keine Arbeit dar, sondern sind<br />

aktive Entspannung.<br />

Nach dem gleichen Prinzip die weiteren<br />

5 Speichen dieser Seite einfädeln, in das<br />

Felgenloch stecken und mit einem leicht aufgeschraubten<br />

Nippel fixieren. Bei den Kreuzungen,<br />

vor allem bei der dritten Kreuzung,<br />

und dem Einsetzen ins Felgenloch müssen die<br />

Speichen leicht gebogen werden. Dies schadet<br />

ihnen nicht, da sie später ja gespannt werden.<br />

Man sollte es allerdings auch nicht übertrei-<br />

ben. Achten Sie darauf, die Felge nicht mit<br />

den Speichenenden zu verkratzen. Sind die<br />

Speichen 9 bis 16 korrekt eingesetzt, ist ein<br />

symmetrischer Doppelstern entstanden, bei<br />

dem die Speichen nahezu parallel zu verlaufen<br />

scheinen.<br />

Nun wird das Laufrad komplett auf die<br />

6 andere Seite gedreht. Die erste Speiche<br />

der neuen Seite wieder von außen in den<br />

5<br />

6<br />

Nabenflansch einstecken. Man beginnt an<br />

einem Flanschloch, das an der Stelle eines<br />

großen V liegt, das von den bisher eingesetzten<br />

Speichen gebildet wird (siehe rote<br />

Markierung in Foto 5). Dann wieder die<br />

Speiche gegen den Uhrzeigersinn drehen und<br />

in ein Felgenloch stecken, das in einem kleinen<br />

V der bereits montierten Speichen liegt<br />

(siehe Markierung in Foto 6) und wieder mit<br />

einem Speichennippel fixieren. Dann kommen<br />

die weiteren Speichen in jedes zweite Loch<br />

am Flansch und werden genau so wie die<br />

erste montiert: Gegen den Uhrzeigersinn,<br />

ins jeweils vierte Felgenloch nach der zuvor<br />

montierten Speiche. Dies waren Speichen<br />

Nummer 17 bis 24.<br />

Haben Sie alles richtig gemacht, ist jedes<br />

7 zweite Flanschloch noch frei und in<br />

der Felge ist jedes vierte Speichenloch offen<br />

7<br />

8<br />

geblieben. Alle bisher eingebauten Speichenköpfe<br />

dieser Seite müssen nach außen zeigen.<br />

Die letzten acht Kandidaten kommen<br />

8 nun konsequenterweise mit den Speichenköpfen<br />

am Flansch innen zu liegen. Das<br />

Einfädeln, wie auf dem Foto zu sehen, ist nun<br />

durch das Gedränge etwas schwieriger, aber<br />

noch gut machbar.<br />

9Die Speiche Nummer 25 muss nun wieder<br />

dreimal gekreuzt werden. Dafür wird<br />

Die Laufradbibel<br />

9<br />

Wer tiefer in die Materie<br />

einsteigen möchte, kann in<br />

„Die Kunst des Laufradbaus“<br />

von Gerd Schraner (Licorne-<br />

Verlag, 24 Euro) erfahren,<br />

warum es eine Kunst ist und<br />

erfährt alles Grundlegende über die Komponenten<br />

eines Laufrads: Felge, Speichennippel, Speichen,<br />

Naben und wie alles zusammenarbeitet. Interessant<br />

in dem 114-seitigen Buch sind Angaben über<br />

Speichenspannungen: Mit Doppeldick-Speichen<br />

(2,0-1,8-2,0) kollabiert bei 1200 Newton die Felge,<br />

die Speiche selbst (eine DT Swiss Competition)<br />

lässt sich gar nicht überspannen. Sehr wichtig ist<br />

der gute Sitz des Speichenkopfs im Nabenflansch,<br />

wozu Schraner das „Gold des Laufradbauers“,<br />

Messing-Unterlegscheiben empfiehlt.<br />

83


Folge 1: <strong>Nabendynamo</strong> <strong>einspeichen</strong> ❚ Folge 2: Frühjahrsinspektion ❚ Folge 3: Mehr Komf ort ❚ Folge 4: Neue Übersetzung ❚ Folge 5: Bremsen-Tuning ❚ Folge 6: Nabenschaltungen<br />

SHIMANO Inter L-<strong>Nabendynamo</strong>s<br />

ab 55 Euro (Scheibenbremsversion<br />

DH-3D71 für 90<br />

Euro). www.paul-lange.de<br />

sie im(!) Uhrzeigersinn bewegt, so dass sie<br />

die ersten beiden Speichen oben, die dritte<br />

wieder darunter kreuzt. Dazu muss wieder<br />

etwas „sanfte Gewalt“ eingesetzt werden.<br />

Mit den restlichen Speichen (Nr. 26 bis 32)<br />

genauso verfahren. Dann erst einmal zurück<br />

lehnen und das Werk genießen: Ein komplett<br />

eingespeichtes Laufrad sollte nun vor Ihnen<br />

liegen.<br />

Nun alle Speichen einmal gleichmäßig<br />

10 anziehen. Dies entweder durch eine<br />

konstante Anzahl von Umdrehungen mit dem<br />

Schraubendreher, oder man orientiert sich an<br />

den Gewindegängen der Speiche und lässt<br />

10<br />

1<br />

2 3<br />

4<br />

Diese Maße braucht man für die<br />

Berechnung der Speichenlängen:<br />

1. Lochkreisdurchmesser<br />

2. Abstand Nabenflansch zu<br />

Außenkante links und 3. rechts<br />

(bei asymmetrischen Naben). 4.<br />

Einbaubreite der Nabe.<br />

SRAM i-light heißt das amerikanisch-fränkische<br />

Kraftwerk<br />

und kostet rund 49 Euro.<br />

www.sram.com<br />

Die Speichenlänge<br />

SON Der Edle für 159 Euro.<br />

Für 78 Euro mehr gibt es ihn<br />

mit Mavic-Felge und DD-Speichen.<br />

www.nabendynamo.de<br />

noch zwei Gewindegänge<br />

(bei korrekterSpeichenlänge)<br />

frei. Damit<br />

baut man die erste<br />

Spannung im Speichengeflecht<br />

auf.<br />

Um eine hundertprozentig<br />

korrekte<br />

S p e i c h e n s p a n -<br />

nung zu erzielen,<br />

bräuchte man<br />

ein sogenanntes<br />

Tensiometer. Diese Geräte sind jedoch sehr<br />

teuer (um die 250 Euro) und rechnen sich nur<br />

für professionelle Laufradbauer oder Hobbyschrauber<br />

mit Hang zum Perfektionismus.<br />

Die Speichen müssen satt und bündig<br />

11im Flansch sitzen, bevor man mit dem<br />

Zentrieren weitermacht. Dazu genügt ein<br />

gefühlvoller Schlag mit einem Durchschlag,<br />

dessen Spitze so konkav geformt sein muss,<br />

dass der Speichenkopf hineinpasst. Ein spitzer<br />

Durchschlag ist dafür nicht geeignet!<br />

Die Maße links und der genaue<br />

Felgendurchmesser(!) sind<br />

entscheidend für die Speichenlängen.<br />

Es gibt einige Internetseiten, auf denen man die Längen<br />

berechnen kann oder sogar mit Auswahllisten Naben- und<br />

Felgentypen auswählt und so die Speichenlänge erhält.<br />

Tipps und Programme unter<br />

www.dtswiss.com, www.whizz-wheels.de<br />

www.rst.mp-all.de/eisp.htm, www.sudibe.de/tandem.html<br />

www.kreuzotter.de/deutsch/speich.htm<br />

www.sapim.be/index.php?st=spokelength&taal=de<br />

Auswahl an Kombinationen: www.damonrinard.com/spocalc.htm<br />

11 12<br />

Für die Speichenspannung kann man<br />

12 sich an einem vorhanden Laufrad orientieren.<br />

Stimmt die berechnete Speichenlänge,<br />

sollte man den Nippel so weit einschrauben<br />

können, dass das Speichengewinde genau<br />

verschwindet.<br />

Nach dem ersten Spannen der Spei-<br />

13 chen folgt das sogenannte Abdrücken<br />

des Laufrads, das man wörtlich verstehen<br />

kann. Das Laufrad einfach mit der Nabe<br />

auf den Boden legen und mit den gegenüberliegenden<br />

Händen die Felge nach unten<br />

Richtung Boden drücken. Aufpassen, dass<br />

weder Boden noch die Nabe beschädigt<br />

werden beim Aufsetzen. Jeweils um drei Speichen<br />

das Laufrad weiterdrehen und wieder<br />

mit den Händen nach unten drücken. Dies<br />

für beide Seiten des Laufrads durchführen.<br />

Es kann durchaus ein knackendes oder anderes<br />

Geräusch dabei zu hören sein.<br />

13<br />

WERKSTATT<br />

Fürs wei-<br />

14 tereZentrieren braucht<br />

man einen passendenSpeichennippelschlüssel:<br />

Der übliche<br />

Durchmesser der<br />

Nippel beträgt<br />

3,3 Millimeter.<br />

Der hier gezeigte<br />

Spokey aus<br />

Kunststoff liegt<br />

14<br />

gut in der Hand<br />

und besitzt einen Metalleinsatz.<br />

Abschließend folgt das Nachzentrieren<br />

15 des Laufrads, wozu man einen Zentrierständer<br />

benötigt, mit dem man Höhensowie<br />

Seitenschläge korrigieren kann. Wer<br />

sich an das Einspeichen wagt, sollte aber<br />

bereits etwas Erfahrung mit dem Zentrieren<br />

besitzen. Wenn nicht, zuvor an einem alten<br />

Laufrad üben. Wichtig ist das sogenannte<br />

Einmitten des Laufrads. Dies bedeutet, dass<br />

die Felge genau zentral zwischen den beiden<br />

äußeren Anschlägen der Nabe liegt, wo sie im<br />

Rahmen bzw. der Gabel eingespannt ist. Für<br />

eine genaue Einmittung benötigt man eine<br />

Zentrierlehre, mit der man den Abstand der<br />

Felge vom Nabenanschlag messen und für<br />

beide Seiten vergleichen kann.<br />

Um Höhenschläge aus der Felge zu<br />

16 ziehen, spannt man alle Speichen im<br />

betroffenen Bereich der Felge leicht an (am<br />

besten mit Viertel- und halben Umdrehungen<br />

arbeiten) und wiederholt das so lange, bis die<br />

Abweichung verschwunden ist.<br />

16<br />

Bei Seitenschlägen wird die im Zent-<br />

17 rum der Abweichung liegende Speiche<br />

am stärksten gespannt oder entlastet, die<br />

jeweils danebenliegenden Speichen kontinuierlich<br />

geringer. Für Einsteiger: Zunächst nur<br />

mit Speichen einer Flanschseite (jede zweite)<br />

arbeiten: Erhöht man deren Spannung,<br />

wird die Felge in Richtung des Flansches<br />

gezogen. Verringert man die Speichenspan-<br />

Einer der renommiertenLaufradspezialistenDeutschlands<br />

ist Bernd<br />

Warth von der Firma<br />

Whizzwheels. Hier<br />

seine besten Tipps:<br />

1 Beim Einspeichen das Gewinde der<br />

Speichen mit normalem Motorenöl 15W40<br />

befeuchten. So lassen sich die Nippel<br />

besser aufdrehen.<br />

2 Nach dem Spannen der Speichen das<br />

Laufrad über Nacht ruhen lassen. Erst am<br />

nächsten Tag auszentrieren.<br />

3 Beim Einfädeln der Speichen diese<br />

einmal „überstrecken“, das heißt die<br />

Speiche kräftig zum eigenen Körper<br />

bzw. bei Kopf innen zur anderen Seite<br />

drücken.<br />

4 Beim Vorspannen zwei Drittel der<br />

Endspannung aufbringen, also Nippel bis<br />

knapp zum Ende des Gewindes anziehen.<br />

5 Den guten Sitz der Speichenköpfe im<br />

Flansch gewährleisten, indem man mit<br />

einem Speichenkopftreiber (Durchschlag<br />

mit konkavem Ende) mit Gefühl darauf<br />

klopft.<br />

nung, wandert die Felge Richtung Nabenmitte.<br />

Mit Spannen einer Flanschseite (jede<br />

zweite Speiche) und gleichzeitigem Lockern<br />

der anderen (Speichen dazwischen) erzielt<br />

man die am feinsten abgestuften Ergebnisse<br />

und nähert sich vorsichtig dem Ideal.<br />

84 TREKKINGBIKE 1/2006 DAS MODERNE FAHRRADMAGAZIN<br />

85<br />

15<br />

17

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!