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Onkel Zucc heros Hü homestory

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<strong>Onkel</strong> <strong>Zucc</strong><br />

FOTOS VON STEFFEN JÄNICKE • TEXT VON JENS-STEFAN HÜBEL


Das 170 Jahre alte Haus<br />

war eine echte Mühle. Der<br />

Bach, der das Wasser-<br />

rad antrieb, fließt heute<br />

noch durch das Anwesen<br />

und ist vom Wintergarten<br />

aus zu sehen<br />

ZUCCHERO Der italienische<br />

Popstar hat sich im Herzen<br />

der Toskana ein persönliches<br />

Paradies geschaffen<br />

Italiens erfolgreichster<br />

Rock-Pop-Exporteur:<br />

<strong>Zucc</strong>hero Fornaciari<br />

<strong>heros</strong> <strong>Hü</strong>tte<br />

133


„Im Wohnzimmer halte ich mich am liebsten auf, denn es hat<br />

Den wohnlichen Salon im<br />

Haupthaus nutzt der Hausherr<br />

auch als Büro. Hier erledigt er<br />

seine Post und surft am Laptop<br />

oft Stunden im Internet<br />

134


so einen inspirierenden Stilmix“<br />

Langsam fährt der blaue Golf mit Roma-Nummernschild die<br />

Landstraße entlang, bremst und parkt in einer kleinen<br />

Einbuchtung. Ein Pärchen steigt aus, beide Anfang 30. Sie versuchen,<br />

einen Blick über den Zaun auf das Grundstück zu werfen.<br />

Keine Chance. Aber echte Fans geben nicht so schnell auf:<br />

Die Frau drückt auf den unscheinbaren Klingelknopf am Tor und<br />

winkt verlegen in die Überwachungskamera. Nichts passiert. Ein<br />

Bauer, der auf dem Nachbargrundstück gerade seine Ziegen<br />

zusammentreibt, kommt näher und nimmt den Weitgereisten alle<br />

Hoffnung: „Vergesst es“, sagt er. „<strong>Zucc</strong>hero ist nicht zu Hause,<br />

das Klingeln könnt ihr euch sparen!“<br />

Sichtbar enttäuscht steigen die beiden wieder in ihr Auto.<br />

Jetzt sind wir an der Reihe. Klingeln. Einmal, mehrmals – aber<br />

wieder nichts. Falscher Tag? Falsche Zeit? Hektisches Blättern in<br />

unseren Kalendern, nervöse Blicke auf die Uhr. Vom Bauern der<br />

gleiche Spruch. Schließlich ein verzweifelter Griff zum Handy.<br />

Eine Laura meldet sich am Telefon im Hause <strong>Zucc</strong>hero: „Pronto!<br />

Ach, ihr seid es? Hmm … <strong>Zucc</strong>hero schläft noch, aber kommt<br />

doch schon mal rein!“<br />

Das schwere Eisentor öffnet sich ferngesteuert. Ein ungeteerter<br />

Weg führt vorbei an Weinreben, Ställen, endlos scheinenden<br />

Weiden mit Kühen und Pferden. Schon die Anfahrt zum<br />

Hausbesuch bei einem der erfolgreichsten Musiker Italiens ist ein<br />

Erlebnis. Hier in Pontremoli, im Herzen der Toskana, rund eine<br />

Autostunde von Florenz und zwei Stunden von Mailand entfernt,<br />

hat sich Adelmo Fornaciari, besser bekannt als <strong>Zucc</strong>hero, eine<br />

idyllische Oase geschaffen. Sechs Wohngebäude im toskanischen<br />

Stil, zwei kleine Seen und<br />

diverse Skulpturen birgt das<br />

Grundstück. Vor dem Haupthaus<br />

erwartet uns Laura<br />

schon. Sie ist <strong>Zucc</strong><strong>heros</strong><br />

persönliche Assistentin, 6<br />

<strong>Zucc</strong>hero liebt alte Möbel. Den<br />

Servierwagen hat er auf dem<br />

Antikmarkt in Arezzo gekauft.<br />

Die Schnapskaraffen sind leer,<br />

<strong>Zucc</strong>hero trinkt nur Wein und Bier


6 weicht selten von seiner Seite und koordiniert für den<br />

Maestro Termine, Interviews, Reisen – nun, eigentlich organisiert<br />

sie sein gesamtes Leben. „Ich habe ihn ausnahmsweise<br />

geweckt. Er steht sonst nie vor zehn Uhr auf. Gebt ihm noch eine<br />

halbe Stunde, dann ist er fertig“, sagt Laura in Englisch mit<br />

einem charmanten italienischen Akzent. „Ihr könnt euch ja<br />

schon mal umsehen.“<br />

Machen wir gern. Nur einige Meter vom Haupthaus liegt das<br />

Musikhaus: Es besitzt eine große Bühne. Darauf lagern einsatzbereit<br />

Gitarren, Keyboards. Daneben diverse Sitzecken sowie<br />

eine gut bestückte Bar mit Cola und Bier vom Fass. Neben dem<br />

Musikhaus ein weiteres altes Gebäude aus Naturstein: das<br />

Gästehaus. Drei komplett eingerichtete Zimmer gibt es hier, jedes<br />

mit Fernseher und luxuriösem Bad.<br />

Weiter führt unsere Besichtigungstour zum so genannten<br />

Kreativ-Pavillon mit Blick auf einen der beiden Seen und dann<br />

zum Arbeitsbungalow, in dem <strong>Zucc</strong>hero komponiert und nicht<br />

selten bis in die Morgenstuden arbeitet. Dann lässt er sich auch<br />

gleich dort in ein Bett fallen.<br />

Auch <strong>Zucc</strong><strong>heros</strong> dreijähriger Sohn Blue hat ein eigenes<br />

Häuschen. Und in einem weiteren Gebäude wohnen <strong>Zucc</strong><strong>heros</strong><br />

Gärtner und die Haushälterin. Sie serviert uns einen köstlichen<br />

1<br />

2 3<br />

1 Die Küche im Haupthaus. <strong>Zucc</strong>hero kocht leiden-<br />

schaftlich gern, am liebsten Penne arrabiata 2 Eine<br />

Zuckerdose, <strong>Zucc</strong>hero nannte ihn schon seine<br />

Mamma 3 <strong>Zucc</strong><strong>heros</strong> selbst gekelterter Chardonnay<br />

Espresso – und dann bittet uns auch schon <strong>Zucc</strong>hero auf die<br />

angenehm schattige Terasse des Haupthauses. Der 46-Jährige<br />

scheint uns den frühen Besuch und die vorzeitige<br />

Schlafunterbrechung nicht weiter übel zu nehmen. „Schön, dass<br />

ihr da seid“, sagt er in makellosem Englisch. Schlanker sieht er<br />

aus, als man ihn von den CD-Booklets kennt. „Habt ihr euch<br />

schon ein bisschen umgeguckt“, fragt er und erzählt, wie er das<br />

Grundstück entdeckt hat: „Ich liebte die Gegend hier schon<br />

immer. Als ich wieder mal einfach so rumfuhr, sah ich plötzlich<br />

ein Verkaufsschild. Ich zögerte keinen Augenblick.“<br />

Außer dem Haupthaus, Sandpisten und Wiesen gab es damals<br />

nichts. „Heute dagegen sind wir fast Selbstversorger“, erzählt<br />

<strong>Zucc</strong>hero nicht ohne Stolz. „Wir haben hier nicht nur unsere<br />

eigene Milch, unseren selbst gemachten Käse, eigene Wurst,<br />

eigene Pasta, eigenes Brot und eigenes Gemüse, sondern auch<br />

Wein, den wir hier keltern. Den trinkt Francesca besonders<br />

gern.“ Francesca ist seit rund fünf Jahren <strong>Zucc</strong><strong>heros</strong> Freundin<br />

und die Mutter seines Sohnes Blue. „Ich bin seit zwölf Jahren<br />

geschieden. Meine beiden älteren Töchter leben bei meiner<br />

Exfrau“, erklärt er uns seine Familienverhältnisse. Heute aber<br />

sind Francesca und Blue nicht hier: „Wir haben noch ein Haus<br />

am Meer“, erzählt der Hausherr. „Wenn es heiß ist, hält sich 6<br />

136 I n S t y l e J a n u a r 2 0 0 2


„Urlaub? Den mache ich am liebsten hier zu Hause“<br />

Fünf Schlafzimmer hat das<br />

Haus, doch dieses Bett ist<br />

<strong>Zucc</strong><strong>heros</strong> liebstes. Denn von<br />

hier aus hat er sein gesamtes<br />

Anwesen im Blick


Im kunterbunt gestyl-<br />

ten Musikhaus hängen<br />

<strong>Zucc</strong><strong>heros</strong> Auszeich-<br />

nungen, zum Beispiel<br />

goldene CDs<br />

ZUCCHERO<br />

■ Geboren als Adelmo Fornaciari am 25. September<br />

1955 in Roncocesi in der Emilia Romagna, Italien<br />

■ Karriere: Durchbruch 1983 beim Festival in San Remo,<br />

veröffentlichte rund 15 Alben. Die erfolgreichsten: „Rispetto“<br />

(1986), „Blues“ (1987) und „Blue Sugar“ (1998). Größter<br />

Hit: „Senza Una Donna“ (1991). Neustes Album: „Shake“<br />

<strong>Zucc</strong>hero<br />

bei einem<br />

Konzert<br />

■ Privat: Lebt mit<br />

Freundin Francesca<br />

und Sohn Blue, 3, in<br />

Pontremoli, Toskana<br />

www.polydor.de<br />

Homepage seiner Plattenfirma mit vielen Infos und Downloads<br />

www.zucchero.it<br />

<strong>Zucc</strong><strong>heros</strong> italienisch/englische Homepage mit sehenswertem Intro<br />

4<br />

„Im Musikhaus bin ich mit<br />

meinen Kumpels schon mehr<br />

als einmal total versackt“<br />

6 Francesca lieber dort auf. Auch für Blue ist es am Strand angenehmer.“<br />

<strong>Zucc</strong>hero dagegen ist lieber hier. „Da kann ich besser<br />

denken, komponieren und träumen“, sagt er. Bald wird er hier<br />

sogar seine CDs aufnehmen können, denn hinter dem<br />

Musikhaus wird gerade gebaut: „Ein eigenes Tonstudio – dann<br />

brauche ich zu den Aufnahmen endlich nicht mehr weg.“<br />

Es klingelt. <strong>Zucc</strong>hero springt auf und guckt auf den<br />

Überwachungsmonitor. „Waren wieder Fans. „Aber ich lasse<br />

sie nur rein, wenn ich sehe, dass sie ein Geschenk für mich dabei<br />

haben“, sagt er und grinst. „Dann gebe ich ihnen Autogramme,<br />

zeige ihnen das Grundstück. Und wenn das Geschenk besonders<br />

schön war, bekommen sie sogar noch eine echte Flasche<br />

<strong>Zucc</strong>hero-Wein.“ Nun wissen wir also, was die beiden glücklosen<br />

Römer falsch gemacht haben …<br />

H<br />

I n S t y l e J a n u a r 2 0 0 2

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