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00. Symposium 2007 - GLObulus

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Notizen<br />

6. Internationales <strong>Symposium</strong> Homöopathie in Klinik, Praxis und Forschung<br />

Dr. von Haunersches Kinderspital der Ludwig-Maximilians-Universität München, 1.12.<strong>2007</strong>


Programm<br />

6. Internationales <strong>Symposium</strong><br />

„Homöopathie in Klinik, Praxis und Forschung”<br />

Konstitution und Entwicklung<br />

Samstag, den 1. Dezember <strong>2007</strong>, 9.30 – 17.30 Uhr<br />

Dr. von Haunersches Kinderspital – Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) München,<br />

Lindwurmstr. 4, 80337 München – Tel. 089-5160-7724, Fax: 089-5160-2151<br />

PROGRAMM<br />

Moderation: Dr. Kathrin Lindner<br />

9.30 – 9.40 Uhr<br />

Begrüßung<br />

Prof. Dr. Dietrich Reinhardt, Klinikleitung, Dr. von Haunersches Kinderspital der LMU München<br />

Dr. Mira Dorcsi-Ulrich, Vorstandsvorsitzende des Vereins <strong>GLObulus</strong><br />

V ORTRÄGE<br />

9.40 – 10.10 Uhr<br />

Wie relevant ist die Konstitution für die homöopathische Behandlung?<br />

Dr. Manfred Freiherr von Ungern-Sternberg, Begründer und ehemaliger Leiter<br />

des August-Weihe-Insituts, Detmold<br />

10.10 – 10.40 Uhr<br />

Konstitution und Diathese in der Wiener Schule der Homöopathie<br />

Dr. Leopold Drexler, Allgemeinarzt, Homöopathie, Feldkirch, Österreich<br />

10.40 – 11.20 Uhr<br />

Konstitution und Diathese in der kinderärztlichen Praxis<br />

Dr. Mira Dorcsi-Ulrich, Kinderärztin, Homöopathie, München<br />

Diskussion<br />

11.30 – 11.50 Uhr<br />

Entwicklungsauffälligkeit: Normvarianz oder Grund zur Sorge?<br />

Dr. Angelika Enders, Leiterin der Entwicklungsneurologie und des Zentrums für Frühförderung<br />

am Dr. von Haunerschen Kinderspital der LMU München<br />

11.50 – 12.50 Uhr<br />

Homöopathie bei Entwicklungsauffälligkeiten<br />

Dr. Herbert Pfeiffer, Kinderarzt, Homöopathie, Hofheim<br />

Diskussion<br />

13.00 – 14.00 Uhr<br />

Mittagspause<br />

6. Internationales <strong>Symposium</strong> Homöopathie in Klinik, Praxis und Forschung<br />

Dr. von Haunersches Kinderspital der Ludwig-Maximilians-Universität München, 1.12.<strong>2007</strong>


Programm<br />

14.00 – 14.30 Uhr<br />

Genetische Syndrome in der Frühförderung: Was sollten wir wissen?<br />

Dr. Angelika Enders, Leiterin der Entwicklungsneurologie und des Zentrums für Frühförderung<br />

am Dr. von Haunerschen Kinderspital der LMU München<br />

14.30 – 15.00 Uhr<br />

Homöopathie bei Kindern mit Down-Syndrom<br />

Dr. Bettina Baltacis, Leiterin der Down-Syndrom-Ambulanz an der Kinderklinik<br />

der Krankenanstalt Rudolfstiftung, Wien<br />

15.00 – 15.30 Uhr<br />

Homöopathie bei Kindern mit Prader-Labhard-Willi-Syndrom (PLWS) – Eine Beobachtungsstudie<br />

Dr. Sigrid Kruse, Leiterin des Projekts „Homöopathie in der Pädiatrie“<br />

am Dr. von Haunerschen Kinderspital der LMU München<br />

Diskussion<br />

15.40 – 16.10 Uhr<br />

Kaffeepause<br />

16.10 – 16.30 Uhr<br />

Enuresis – was tun?<br />

Dr. Martina Heinrich, Oberärztin der Kinderchirurgie am Dr. von Haunerschen Kinderspital<br />

der LMU München<br />

16.30 – 17.15 Uhr<br />

Homöopathie als Konstitutionstherapie bei Kindern mit Enuresis<br />

Dr. Jutta Gnaiger-Rathmanner, Allgemeinärztin, Homöopathie, Feldkirch, Österreich<br />

Diskussion<br />

Résumée der Referenten<br />

Ende: 17.30<br />

Sonntag, 2. Dezember <strong>2007</strong>, 10.20 – 12.00 Uhr:<br />

Führung durch die Pinakothek der Moderne, Ausstellung Max Beckmann,<br />

Eintritt 5,– Euro<br />

Barer Str. 40 in 80333 München, Tram: Linie 27, Haltestelle Pinakothek<br />

Treffpunkt um 10.20 Uhr im Foyer der Pinakothek der Moderne,<br />

Erkennungsmerkmal: Eintrittskarte <strong>Symposium</strong><br />

6. Internationales <strong>Symposium</strong> Homöopathie in Klinik, Praxis und Forschung<br />

Dr. von Haunersches Kinderspital der Ludwig-Maximilians-Universität München, 1.12.<strong>2007</strong>


Begrüßung<br />

Dr. med. Mira Dorcsi-Ulrich<br />

Begrüßung – Dr. med. Mira Dorcsi-Ulrich<br />

Vorsitzende des Vereins <strong>GLObulus</strong> e.V. – Verein zur Förderung der ärztlichen Homöopathie in den Kinderkliniken<br />

Liebe Teilnehmer des 6. Internationalen <strong>Symposium</strong>s „Homöopathie in Klinik, Praxis und Forschung“,<br />

ich freue mich, Sie alle, Ärzte, Heilpraktiker, Krankenschwestern und Freunde der Homöopathie<br />

heute hier am 1.12.<strong>2007</strong> sehr herzlich zu begrüßen! Sie haben zum Teil große Wege auf sich genommen,<br />

um hierher zu kommen. Herzlichen Dank für Ihr Kommen!<br />

Dieses <strong>Symposium</strong> ist der Konstitution und der Diathese des Menschen sowie der Entwicklung<br />

des Kindes gewidmet. Ziel des <strong>Symposium</strong>s ist es, die Brücke zwischen konventioneller Medizin und<br />

der Homöopathie weiter auszubauen. Das Besondere an unserer Veranstaltung ist, dass zunächst<br />

ein Experte einen Überblick über Diagnostik und Therapie einer bestimmten Krankheitsgruppe<br />

darstellt und anschliessend Erfahrungen mit der homöopathischen Therapie vorgestellt werden.<br />

Unser Wunsch ist es, im Anschluss an die Vorträge zu einem Themenblock eine rege Diskussion mit<br />

Respekt und Achtung zu führen, damit wir möglichst viel voneinander lernen.<br />

Nun ein paar Worte zu unseren Rednern, die allesamt Kapazitäten auf ihrem Gebiet sind:<br />

Der Vortragsreigen wird eröffnet durch Herrn Dr. Freiherr Manfred von Ungern-Sternberg aus<br />

Detmold, ein enger Freund von Mathias Dorcsi, der vor dem Hintergrund seiner über 40-jährigen<br />

Praxis-Erfahrung über die Relevanz der Konstitution in der homöopathischen Praxis sprechen wird.<br />

Herr Dr. Leopold Drexler aus Österreich, der Biograph von Mathias Dorcsi und einer seiner wichtigen<br />

Schüler, wird uns die Entwicklung der Wiener Schule der Homöopathie aus seinem eigenen<br />

Erleben vorstellen. Ich selbst, Dr. Mira Dorcsi-Ulrich, lade Sie dann ein zu einem Spaziergang in<br />

meine kinderärztliche Praxis, in der täglich die Einschätzung der Konstitution und Diathese bei der<br />

Behandlung von akuten und chronischen Krankheiten der Kinder eine zentrale Rolle spielt.<br />

Danach geht es weiter mit der Entwicklung des Kindes. Die erfahrene Entwicklungsneurologin,<br />

Dr. Angelika Enders aus diesem Hause, wird uns einen Einblick geben in den oft schwierigen<br />

Entscheidungsprozeß, ob es sich bei einer Entwicklungsauffälligkeit um eine Normvarianz handelt<br />

oder ob Grund zur Sorge besteht. Ganz besonders freue ich mich, anschließend unseren alten Freund<br />

und Kinderarzt, Dr. Herbert Pfeiffer zu hören, der ebenfalls ein wichtiger Schüler von Mathias<br />

Dorcsi ist. Er wird aus seiner reichhaltigen Erfahrung über die Homöopathie bei Entwicklungsauffälligkeiten<br />

sprechen.<br />

Nach der Mittagspause geht es zunächst um genetische Syndrome: Nach kurzer Einführung<br />

durch Dr. Angelika Enders wird Dr. Bettina Baltacis, Wien, Leiterin der einzigen Down-Syndrom-Ambulanz<br />

in Europa, von ihren bisherigen Erfahrungen mit der Homöopathie bei Patienten<br />

mit diesem Syndrom berichten. Anschließend stellt Dr. Sigrid Kruse eine Beobachtungsstudie zur<br />

homöopathischen Therapie bei Kindern mit Prader-Labhard-Willi-Syndrom (PLWS) vor.<br />

Der vierte Themenblock des Tages beschäftigt sich mit einem sehr häufigen Krankheitsbild: Enuresis<br />

bzw. Bettnässen. Dr. Martina Heinrich, Oberärztin in der Kinderchirurgie mit urologischem<br />

Schwerpunkt, wird uns in die State-of-the Art hier im Hause einführen. Eine weitere wichtige Schülerin<br />

von Mathias Dorcsi, Dr. Jutta Gnaiger-Rathmanner aus Österreich, wird uns anschließend<br />

über die konstitutionelle homöopathische Therapie bei Kindern mit Enuresis berichten.<br />

6. Internationales <strong>Symposium</strong> Homöopathie in Klinik, Praxis und Forschung<br />

Dr. von Haunersches Kinderspital der Ludwig-Maximilians-Universität München, 1.12.<strong>2007</strong><br />

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Begrüßung – Dr. med. Mira Dorcsi-Ulrich<br />

Die Wiener Schule der Homöopathie nach Mathias Dorcsi sieht in den beiden Begriffen Konstitution<br />

und Diathese einen Schlüssel zur Bereitschaft zu Gesundheit und Krankheit eines Menschen:<br />

Damit kann häufig eine Aussage zur Prognose einer Krankheit oder des Krankheitsverlaufs gemacht<br />

werden.<br />

Die Wiener Schule der Homöopathie begleitet prägend das Projekt „Homöopathie in der Pädiatrie“<br />

hier am Dr. von Haunerschen Kinderspital der Ludwig-Maximilians-Universität München seit<br />

1995, also seit über 12 Jahren! Die Integration der Homöopathie in die Pädiatrie an dieser Klinik ist<br />

besonders durch die Kinderärztin Dr. Sigrid Kruse gelungen. Ihr ist es zu verdanken, dass dieses<br />

Projekt heute in dieser Klinik verankert ist, und die Homöopathie auf den Stationen täglich eine ergänzende<br />

Therapiemöglichkeit darstellt. Das Homöopathie-Team dieser Kinderklinik ist ein Trio:<br />

Dr. Sigrid Kruse, Dr. Katharina Adam und Stefanie Schetzek. Dr. Katharina Adam ist im 3. Jahr ihrer<br />

Facharztausbildung auf der neonatologischen Intensivstation, wo sie die Homöopathie begleitend<br />

bei zum Teil schwerkranken Früh- und Neugeborenen einsetzt. Stefanie Schetzek ist derzeit im<br />

Rahmen ihrer Facharztausbildung in der Onkologie aktiv und wird seit dem 1.10.2006 zu 50%<br />

durch <strong>GLObulus</strong> e.V. (Verein zur Förderung der ärztlichen Homöopathie in den Kinderkliniken), finanziert.<br />

Die Integrierte Versorgung der Homöopathie mit den Betriebskrankenkassen, die seit Januar<br />

<strong>2007</strong> zunehmend interessant ist für niedergelassene, homöopathische Kassenärzte, leistet einen<br />

ganz wertvollen Beitrag für die kassenversicherten Patienten, die eine homöopathische Behandlung<br />

wünschen. Unsere Vision ist, die Integrierte Versorgung mit Homöopathie an Universitätskinderkliniken<br />

zu etablieren. Dadurch könnte unsere 3. Stelle langfristig gesichert werden.<br />

Wir danken dem Deutschen Zentralverein homöopathischer Ärzte e.V. (DZVhÄ) für seinen großen<br />

Einsatz und Erfolg auf dem Gebiet der Integrierten Versorgung mit Homöopathie für die Kassenpatienten<br />

in Deutschland.<br />

Ich wünsche uns allen ein wunderbares <strong>Symposium</strong>. Möge dieses <strong>Symposium</strong> dazu beitragen,<br />

dass wir im gemeinsamen Dialog in gegenseitigem Respekt unser Wissen vermehren zum Wohle<br />

der kranken Kinder!<br />

Dr. med. Mira Dorcsi-Ulrich<br />

6. Internationales <strong>Symposium</strong> Homöopathie in Klinik, Praxis und Forschung<br />

Dr. von Haunersches Kinderspital der Ludwig-Maximilians-Universität München, 1.12.<strong>2007</strong>


Wie relevant ist die Konstitution …? – Notizen Dr. med. Manfred Freiherr v. Ungern-Sternberg<br />

Wie relevant ist die Konstitution für die<br />

homöopathische Praxis?<br />

Konstitution und Konsens<br />

von Befund und Biografie<br />

Dr. med. Manfred Freiherr v. Ungern-Sternberg<br />

Detmold<br />

Zusammenfassung<br />

Der homöopathisch tätige Arzt bedient sich bei der Beurteilung<br />

seiner Vorgehensweise nicht nur der linken Hirnhälfte,<br />

sondern weitgehend auch des analogisierenden Denkens, was ihm die Empathie ermöglicht.<br />

Für die Behandlung des Kranken ist, anstatt die medizinische Diagnose zu therapieren,<br />

das Diagnostizieren der Therapie das Ausschlaggebende. Der nächste Schritt nach der<br />

Arzneimitteldiagnose ist die Anpassung der diagnostizierten Arznei an die Vitalkraft. Dazu<br />

gehört die therapeutische Pause, bis die erste Gabe ausgewirkt hat.<br />

Es kommt sehr darauf an, ob bei dem Patienten ein akutes oder ein chronisches Leiden<br />

vorliegt. Auf jeden Fall nehmen wir für die Arzneimitteldiagnose die aktuellen, auffallenden<br />

Charakteristika als Botschaft für unser Vorgehen. Sobald wir in die Modalitäten einsteigen,<br />

sind wir im Bereich der Causa und erhärten über die ich-nahen Symptome bereits die<br />

Wahrnehmung konstitutionell begründeter Eigenheiten.<br />

Der Blick hinter die Kulissen der Krankheit wird uns oftmals erst später geschenkt, nämlich,<br />

wenn uns gute Beobachtung und offenes Fragen den versperrten Zugang zum Unterbewusstsein<br />

des Patienten öffnet. Deshalb sind alle uns zu-fallenden Daten verwertbar, die<br />

oft als pars-pro-toto-Indikation genügen, um die Konstitution immun kräftigend antworten<br />

zu lassen.<br />

Der größte Wert des Erkennens der konstitutionell einwirkenden Arznei liegt jedoch in<br />

der dadurch leichter werdenden Arbeit mit dem Patienten und seinen Zweifeln und Vorurteilen,<br />

weil wir auf Gesetzmäßigkeiten vertrauen können. Dadurch findet jedoch gleichzeitig<br />

eine persönliche Entwicklung des Arztes statt, die wiederum unseren Patienten zugute<br />

kommt.<br />

Lebenslauf<br />

Dr. med. Manfred Freiherr von Ungern-Sternberg<br />

Facharzt für Allgemeinmedizin in Detmold, ist seit 1965 in ärztlicher Weiter- und Fortbildung<br />

tätig und nahm wesentlichen Einfluss auf die Entwicklung der modernen Homöopathie-Auffassung.<br />

In seine hausärztliche Praxis kommen inzwischen viele Patienten, die er<br />

als Kinder behandelt hat, mit ihren Kindern. Er behandelt in manchen Familien schon die<br />

vierte Generation und ist sozusagen der „homöopathische Großvater“.<br />

Zahlreiche Publikationen, Vorträge und Seminare.<br />

6. Internationales <strong>Symposium</strong> Homöopathie in Klinik, Praxis und Forschung<br />

Dr. von Haunersches Kinderspital der Ludwig-Maximilians-Universität München, 1.12.<strong>2007</strong><br />

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Wie relevant ist Wiener die Konstitution Schule der Homöopathie …? – Dr. med. – Manfred Dr. Mira Freiherr Dorcsi-Ulrich v. Ungern-Sternberg<br />

Buchveröffentlichungen:<br />

1982 H.C. Allen, Leitsymptome wichtiger Arzneimittel der homöopathischen Materia Medica<br />

1991 vollständig revidierte und verbesserte Neuauflage, Burgdorf-Verlag, Göttingen<br />

2005 erweiterte 4. Auflage, Elsevier, Urban & Fischer Verlag, München<br />

1992 Homöopathisch behandelte Scharlachfälle. editio astramonte, Detmold<br />

<strong>2007</strong> Bevor ich den Arzt rufe. 4. Auflage, Books on demand<br />

Adresse:<br />

Dr. med. Manfred Freiherr von Ungern-Sternberg<br />

Auf der Saalbrede 29<br />

D-32756 Detmold,<br />

Tel: 0049 (0)5231-870660<br />

e-mail: dr@von-ungern-sternberg.de<br />

6. Internationales <strong>Symposium</strong> Homöopathie in Klinik, Praxis und Forschung<br />

Dr. von Haunersches Kinderspital der Ludwig-Maximilians-Universität München, 1.12.<strong>2007</strong>


Konstitution und Diathese in der Wiener Schule Notizen der Homöopathie – Dr. med. Leopold Drexler<br />

Konstitution und Diathese<br />

in der Wiener Schule der Homöopathie<br />

Dr. med. Leopold Drexler<br />

Allgemeinarzt, Homöopathie, Feldkirch, Österreich<br />

Die Wiener Schule der Homöopathie<br />

Der Begründer der Wiener Schule der Homöopathie war<br />

Mathias Dorcsi (1923 – 2001).<br />

Die Wiener Schule der Homöopathie gab es im engeren Sinn<br />

seit ihrer Vorstellung auf dem Wiener Liga Kongress 1973 bis etwa<br />

1989.<br />

Sie ist eine Schule der Begegnung mit dem Kranken, eine Schule des Sehens, Fühlens und Verstehens<br />

des Patienten und der Arznei. Sie lehrte, der Intuition ihren Platz in der Homöopathie zu gewähren.<br />

Kennzeichen einer Schule ist ein Lehrprogramm, welches ein einheitliches Bild der Homöopathie<br />

vermittelt und ein Lehrerteam, das inhaltlich gleiche, jedoch persönlich gefärbte und vor allem<br />

widerspruchsfreie Aussagen macht.<br />

Nach 1989, dem Umzug Dorcsis nach München, wird die Wiener Schule in den Homöopathiekursen<br />

für Kinderärzte in der deutschen Akademie in München, anschließend am Dr. von Haunerschen<br />

Kinderspital der Universität München weiter getragen. Ausbildungskurse im Sinne der Wiener<br />

Schule fanden in Tschechien, Slowenien, Ungarn und in weiteren Staaten statt. Heute sind es<br />

neben dem Dr. von Haunerschen Kinderspital die Ärzte aus seinem ehemaligen Lehrerteam, sowie<br />

viele ehemalige Hörer und „Schüler“ Dorcsis, die den Geist dieser Schule weiter vermitteln.<br />

Schon 1964 forderte Mathias Dorcsi in der Zeitschrift für Klassische Homöopathie (KH) die Schaffung<br />

von Schulen, „in denen die Eigengesetzlichkeit der homöopathischen Medizin gelehrt und erlernt<br />

werden kann. ... Dort muss nach allen Seiten hin an einer Medizin der Person gearbeitet werden“.<br />

Diese Forderung erhob er neuerlich 1971 in der „Acta Homoeopathica“ und forderte Skripten<br />

für eine zweijährige Ausbildung in Form von Intensivkursen. Didaktische und inhaltliche Grundlagen<br />

wurden am Wiener Ligakongress 1973 erarbeitet. 1975 wurde unter Leitung von Mathias Dorcsi<br />

das Ludwig Boltzmann Institut für Homöopathie an der Wiener Poliklinik begründet. Im gleichen<br />

Jahr begannen die dreistufigen „Badener Kurse“ mit Kurs I „Organotropie“, in dem der Hörer ausgehend<br />

von seinem klinischen Wissen schrittweise mit der homöopathischen Methode vertraut gemacht<br />

wurde. Im Kurs II wurde „Ätiologie“ in den Mittelpunkt gestellt. Hier wurden die den Menschen<br />

prägenden, auslösenden Ursachen behandelt. Im Kurs III wurde auf die Themen „Konstitution<br />

und Diathese“ eingegangen. Für Dorcsi ist die Homöopathie eine „personotrope Medizin“, die<br />

sich durch die Begriffe von Konstitution und Diathese erfassen und vermitteln lässt.<br />

Die Konstitution<br />

Konstitution ist die angeborene und erworbene geistig-seelische-körperliche Verfassung oder die<br />

angeborene und erworbene Anpassungs- und Regulationsweise eines Individuums.<br />

Das Wort Konstitution leitet sich aus den zwei lateinischen Worten „con“ „zusammen“ und „statuere“<br />

„setzen“, „stellen“ her. Ein Bereich der Konstitution ist angeboren. Es handelt sich hier um<br />

den Anteil, der genetisch von den Eltern und Vorfahren vererbt uns ins Leben mitgegeben wurde.<br />

6. Internationales <strong>Symposium</strong> Homöopathie in Klinik, Praxis und Forschung<br />

Dr. von Haunersches Kinderspital der Ludwig-Maximilians-Universität München, 1.12.<strong>2007</strong><br />

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Konstitution und Diathese in der Wiener Schule der Homöopathie – Dr. med. Leopold Drexler<br />

Der andere Anteil ist der in unserem Leben erworbene Anteil, der durch unsere Lebensumstände,<br />

Familiensituation, Bildung, Freunde, Menschen, Beziehungen, Ereignisse etc. geformt wurde. All diese<br />

Anteile und Bereiche sind ineinander gewoben und machen uns zu dem, der wir heute sind.<br />

Konstitution ist weder gut noch schlecht, sondern neutral und wertfrei.<br />

Konstitution ist wandelbar, veränderbar durch die Einflüsse von außen und durch unsere Erlebnisse<br />

im Inneren. Hier spielen vor allem die auslösenden Ursachen eine Rolle, Ereignisse, die unser<br />

Leben, unser Denken und Handeln prägen und somit zu einem Teil unserer Selbst werden.<br />

Konstitution ist mehr als die Summe der Symptome. Konstitution umfasst mehr als die im Repertorium<br />

gefundenen Gesichtsfarbe von rot oder blass, oder die Leibesbeschaffenheit von dick oder<br />

dünn. Konstitution ist ein lebendiger, dynamischer Ausdruck unserer menschlichen Existenz. Hinter<br />

rot verbirgt sich warm, feucht, kräftig mit einer guten Prognose. Hinter blass, kalt, trocken, müde,<br />

schwach mit einer vergleichbar schlechteren Prognose. Später kam noch fahl mit der noch schlechteren<br />

Prognose hinzu.<br />

Die Konstitution ist lehr- und vermittelbar. In der Wiener Schule der Homöopathie wurde dies in<br />

der Annäherung zu den Gegensatzpaaren gelehrt: rot – blass, warm – kalt, feucht – trocken, ruhig<br />

– unruhig, still – laut, verschlossen – gesellig.<br />

Hier gilt es, nicht nur den kranken Menschen zu erfassen, sondern gemäß dem Ähnlichkeitsgesetz<br />

die Arznei zu verstehen. Dies geschah vor allem auf zwei Ebenen: im Stufenplan, ursprünglich<br />

als 3-bändige Skripten verfasst, ab 1977 im Haug Verlag in Buchform herausgegeben, werden in mehreren<br />

Stufen von der Organotropie ausgehend über Ätiologie, Konstitution in unterschiedlichen Rubriken<br />

jeweils 12 Arzneien in 3er Gruppen mit nur wenigen Sätzen anhand der Leitsymptome beschrieben.<br />

Nachdem nur etwa 150 Arzneien behandelt werden, werden immer wieder dieselben Arzneien<br />

von verschiedenen Richtungen und Aspekten beschrieben, so dass im Leser nicht nur ein<br />

Arzneibild, sondern vor allem ein Arzneigefühl entsteht.<br />

Auf der zweiten Ebene war es die Patientendemonstration mit dem Üben der Arzneimittelfindung<br />

anhand des „blauen“, früher „roten“, später „grauen“ Büchleins. Dieses enthielt lediglich das<br />

Inhaltsverzeichnis des Stufenplanes mit den Rubriken und den entsprechenden Arzneien. Zunächst<br />

wurde die entsprechende Rubrik ausgewählt, dann die jeweiligen Arzneien entweder in die engere<br />

Wahl gezogen oder verworfen. Hierzu müssen jedoch die Arzneien des Stufenplanes bekannt und<br />

bereits ein Gefühl für sie entwickelt worden sein.<br />

Intuition ist ein Teil der ärztlichen Kunst. In einer Zeit der zunehmenden (scheinbaren) „Objektivierbarkeit“<br />

und Nachvollziehbarkeit der Computerrepertorisation ist auch in der Homöopathie die<br />

Intuition im Erfassen des Patienten und der Arznei wichtig. Von Anfang an lehrte die Wiener Schule<br />

auch den Teil der Intuition ihren Stellenwert einzuräumen: jede Arznei die einem „einfällt“ sei –<br />

ohne zu reflektieren – am rechten Rand des Anamneseblattes sofort aufzuschreiben. Oft können<br />

diese intuitiv notierten Arzneien die Arzneiwahl entscheiden.<br />

Die Diathese<br />

Während die Konstitution die leiblich-seelische-geistige Verfassung in der Gesundheit ist, bezieht<br />

sich die Diathese auf das Verhalten oder die Reaktionsweise in der Krankheit. Diathese ist die angeborene<br />

und erworbene Organschwäche und Systemminderwertigkeit. Es ist die angeborene und<br />

erworbene Krankheitsbereitschafts-Tendenz und/oder der Prozess in der Krankheit.<br />

Wir kennen die 3 Diathesen: die lymphatische (I), die lithämische (II) und die destruktive (III).<br />

Die tuberkulinische, exsudative, hypotone Diathese enthält die Qualitäten schwächlich, spärlich,<br />

unzulänglich, ängstlich, schüchtern, gehemmt.<br />

6. Internationales <strong>Symposium</strong> Homöopathie in Klinik, Praxis und Forschung<br />

Dr. von Haunersches Kinderspital der Ludwig-Maximilians-Universität München, 1.12.<strong>2007</strong>


Konstitution und Diathese in der Wiener Schule Notizen der Homöopathie – Dr. med. Leopold Drexler<br />

Die Lithämie, auch produktive, hypertonische, hypertrophe, gonorrhoische Diathese, umfasst<br />

die Eigenschaften stark, überschüssig, übertrieben, prahlerisch, aufdringlich, euphorisch.<br />

Die destruktive Diathese zeigt vor allem die Tendenz zur Destruktion. Sie umfasst die Begriffe atonisch,<br />

atrophisch, zerfallend, gereizt, gehässig, zerstörerisch, feindselig, läppisch, geschwätzig.<br />

Allen diesen Diathesen hat Dorcsi immer wieder neu einteilend die Arzneien zugeordnet und sowohl<br />

in Tabellen aufgeführt, als auch in seiner Arzneimittellehre beschrieben. Seine Arzneibeschreibungen<br />

in seinen Skripten wie in seinen Büchern beginnt er mit den Hinweisen zur Konstitution<br />

und Diathese. Erst anschließend folgt die Rubrik der Beschwerden, den klinischen Hinweisen,<br />

dann folgen Ätiologie und Modalitäten, Stimmung, Benehmen, Leibsymptome und das Kopf<br />

zu Fußschema.<br />

Über die Konstitution und Diathese haben wir die Möglichkeiten, den Menschen (und die Arznei)<br />

zu verstehen und ihm mit der entsprechenden Arznei zu einer neuen Stufe der Gesundheit zu<br />

verhelfen.<br />

Lebenslauf<br />

Dr. med. Leopold Drexler, geb. 1949 in Wien, Medizinstudium 1969 – 1976, anschließend Turnus<br />

in der Wiener Poliklinik.<br />

Seit 1973 mit der Homöopathie in Kontakt, von 1977-1980 Mitarbeiter in der Homöopathischen<br />

Ambulanz bei Prof. Dorcsi in der Poliklinik und im Krankenhaus Lainz. Referent und Kursleiter in<br />

Ärzteausbildungskursen seit 1979, Aufbau der Homöopathie-Ausbildungskurse in Tschechien und<br />

der Slowakei 1992-1997 sowie Referent und Kursleiter in Österreich, Deutschland, Italien und Slowenien.<br />

Seit 1999 Arznei-Suggestopädiekurse für Ärzte, Zahnärzte und Apotheker im In- und Ausland. Vertreter<br />

Österreichs im Bereich Ausbildung im ECH, dem europäischen Verband Homöopathischer<br />

Ärzte, 2001 – <strong>2007</strong> Sekretär für die Ausbildung im Weltverband Homöopathischer Ärzte (LMHI).<br />

Vorträge an internationalen Kongressen, diverse Publikationen.<br />

Homöopathische Privatpraxis in Feldkirch/ Vorarlberg seit 1982.<br />

Adresse<br />

Dr. med. Leopold Drexler<br />

Zeughausgasse 3/27<br />

A-6800 Feldkirch<br />

Tel.: 0043-(0)5522-72813<br />

Fax: 0043-(0)5522-72813<br />

e-mail: birgit.drexler@gmx.at<br />

Internet: www.dr-drexler.at<br />

6. Internationales <strong>Symposium</strong> Homöopathie in Klinik, Praxis und Forschung<br />

Dr. von Haunersches Kinderspital der Ludwig-Maximilians-Universität München, 1.12.<strong>2007</strong><br />

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Notizen<br />

6. Internationales <strong>Symposium</strong> Homöopathie in Klinik, Praxis und Forschung<br />

Dr. von Haunersches Kinderspital der Ludwig-Maximilians-Universität München, 1.12.<strong>2007</strong>


Konstitution und Diathese in der kinderärztlichen Praxis – Dr. med. Mira Dorcsi-Ulrich<br />

Konstitution und Diathese<br />

in der kinderärztlichen Praxis<br />

Dr. med. Mira Dorcsi-Ulrich<br />

Fachärztin für Kinder- und Jugendmedizin,<br />

Homöopathie, München<br />

Jeder Mensch versteht intuitiv und spontan den Satz:<br />

„Sie haben eine gute Konstitution“.<br />

Versuchen wir das logische, einsichtige und auch synthetische Verständnis<br />

von Konstitution nachzuvollziehen, wird es für uns viel<br />

schwieriger.<br />

Gibt es sichtbare und erfassbare Prinzipien wie Regulationssysteme, die zum Verständnis von Konstitution<br />

des Menschen führen?<br />

Wie definieren wir diese Regulationssysteme, die hinweisend sind zur Konstitution und Diathese<br />

des Menschen?<br />

Was ist Konstitution?<br />

Sie ist das gesamte Strickmuster des Menschen, das im Moment der Vereinigung von Ei und Spermium<br />

entsteht. Hier spielen die Genetik der Eltern und die äußeren und inneren Umstände zur Zeit<br />

der Konzeption eine tragende Rolle.<br />

Was ist Diathese?<br />

In dem Strickmuster der Konstitution sind bei jedem Menschen Strickmusterfehler; wir nennen das<br />

die Diathese.<br />

Konstitution und Diathese sind die „key factors“ für Gesundheit und Krankheit in jedem<br />

Menschen.<br />

Konstitution führt uns zu den Phänomenen des menschlichen Seins.<br />

Diese können wir mit unseren fünf Sinnen erkennen.<br />

Es handelt sich um die erfassbaren Phänomene:<br />

in der körperlichen Ebene<br />

in der mentalen Ebene<br />

in der emotionalen Ebene und<br />

in der ethischen Ebene<br />

Konstitution ist also die Gesamtheit aller sichtbaren und begreifbaren Phänomene, die man an einem<br />

Menschen wahrnehmen und dann beurteilen kann.<br />

Die Diathese ist die angeborene und erworbene Organ- und Systemminderwertigkeit. Sie zeigt uns<br />

die Tendenz der ablaufenden Krankheitsprozesse eines Individuums. Wird ein Mensch schnell aus<br />

der Krankheit genesen oder wird dies langsam erfolgen?<br />

Konstitution und Diathese geben uns einen Schlüssel in die Hand zur Prognose einer Krankheit<br />

beim Menschen.<br />

6. Internationales <strong>Symposium</strong> Homöopathie in Klinik, Praxis und Forschung<br />

Dr. von Haunersches Kinderspital der Ludwig-Maximilians-Universität München, 1.12.<strong>2007</strong><br />

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Konstitution und Diathese in der kinderärztlichen Praxis – Dr. med. Mira Dorcsi-Ulrich<br />

Aufmerksame Kinderärzte erleben über ihre ärztlichen Lehrer immer wieder, dass diese ihre besonderen<br />

Erfahrungen zur Konstitution und Diathese eines Kindes an jüngere Kollegen weitergeben.<br />

Geschichte der Konstitution<br />

Die Konstitution wurde schon vor 2500 Jahren im Ayurveda in Indien beschrieben und schriftlich<br />

als folgende drei Regulationssysteme aufgezeigt:<br />

Kapha (Erde-Wasser)<br />

Pitta (Feuer)<br />

Vata (Luft)<br />

In der ayurvedischen Medizin werden die so genannten Doshas (entsprechen unseren Diathesen)<br />

über die Pulsdiagnose ermittelt.<br />

Fast zur gleichen Zeit erschien in Griechenland vor 2400 Jahren durch Empedokles die Gedanken<br />

der Einteilung der Konstitution des Menschen in Luft, Feuer, Erde, Wasser.<br />

Hippokrates (460 v. Chr.) zeigt uns den Ansatz der Regulationsmechanismen des Menschen mit der<br />

Einteilung von Blut, Schwarze Galle und gelbe Galle.<br />

Ernst Kretschmer hat über seine Veröffentlichung “Körperbau und Charakter“ (1921) das Konstitutionsdenken<br />

im letzten Jahrhundert einer volksnahen Komponente zugeführt, die jeder aus dem Bauch<br />

versteht.<br />

Man versteht, was gemeint ist, wenn von der Konstitution des leptosomen, des athletischen und des<br />

pyknischen Menschen gesprochen wird.<br />

Hahnemann hat vor über 200 Jahren, als einer der ersten Ärzte und Gelehrten in Europa, in seiner<br />

„ Miasmenlehre“ den genialen Versuch unternommen, die menschliche Konstitution in seiner Bereitschaft<br />

zur Krankheit zu verstehen.<br />

Seine Einteilung der Krankheitsbereitschaft des Menschen in Psora, Sykosis und Syphilis ist heute<br />

noch ein wichtiger Zugang für uns homöopathische Ärzte in der Beurteilung der Diathese beim kranken<br />

Menschen.<br />

Mathias Dorcsi hat uns mit seiner Wiener Schule der Homöopathie eine Brücke in die moderne Zeit<br />

des klinischen Denkens im Praxisalltag gegeben.<br />

Er nannte diese drei Diathesen des Menschen lymphatisch, lithämisch und destruktiv.<br />

Die lymphatische Diathese ist typischerweise in der Kindheit zu finden. Sie ist mit anabolischen<br />

Prozessen verbunden.<br />

Die lithämische Diathese entwickelt sich meist nach der Kindheit mit krankhaften metabolischen Prozessen<br />

wie Nierensteine, Gallensteine, Diabetes mellitus u.a.<br />

Die destruktive Diathese kann bei schwerer Krankheit in jedem Alter erscheinen, häufig jedoch<br />

beim alternden Menschen. Typisch sind katabolische Prozesse wie Tumorgeschehen und degenerative<br />

Erkrankungen.<br />

Wir Menschen sind eine Mischung aus all diesen drei Diathesen.<br />

In jedem Alter steht meist eine der drei Diathesen im Vordergrund.<br />

Was bewegt uns homöopathische Kinderärzte, uns mit der Konstitution und Diathese eines Kindes<br />

so ausführlich auseinander zu setzen? Welche Hilfe bieten sie in unserem kinderärztlichen Alltag?<br />

6. Internationales <strong>Symposium</strong> Homöopathie in Klinik, Praxis und Forschung<br />

Dr. von Haunersches Kinderspital der Ludwig-Maximilians-Universität München, 1.12.<strong>2007</strong>


Konstitution und Diathese in der kinderärztlichen Praxis – Dr. med. Mira Dorcsi-Ulrich<br />

Anhand einiger Beispiele wird die Bedeutung der Konstitution und Diathese für die Arzneimittelfindung<br />

in der kinderärztlichen Praxis dargestellt, verdeutlicht durch Videoaufnahmen.<br />

Warum ist die Homöopathie gerade in der täglichen kinderärztlichen Praxis so bedeutsam?<br />

Sie zeigt uns die PROGNOSE einer Krankheit an und ist dadurch sehr wertvoll im ärztlichen Alltag.<br />

In der kinderärztlichen Praxis ist Konstitutions- und Diathesedenken das, was wir jeden Tag als<br />

Kinderärzte erleben und erarbeiten als Basis für die homöopathische Therapie.<br />

Wir homöopathischen Kinderärzte wählen die ärztliche Methode, die für den kranken Patienten das<br />

geringste Risiko darstellt, sei es die Homöopathie oder eine andere Methode, um schnell, sanft und<br />

dauerhaft zu heilen.<br />

Lebenslauf<br />

Mira Dorcsi-Ulrich wurde 1943 in Kalkutta als Tochter eines Professors für Chemie, Gründer der<br />

Universität in Darjeeling und seiner Frau, die aus einer Missionarsfamilie stammte, geboren. Niedergelassen<br />

in eigener homöopathischer kinderärztlicher Kassenarzt-Praxis seit 1981 in München-<br />

Schwabing. 1989-1997 Homöopathie-Kurse für Kinderärzte im Kinderzentrum München gemeinsam<br />

mit Prof. Mathias Dorcsi, Begründer der Wiener Schule der Homöopathie. Initiatorin und Supervisorin<br />

des Projekts „Homöopathie in der Pädiatrie“ am Dr. von Haunerschen Kinderspital der<br />

Ludwig-Maximilians-Universität München. Begründerin und Vorstandsvorsitzende des Vereins „<strong>GLObulus</strong><br />

e.V.“ (Verein zur Förderung der ärztlichen Homöopathie in den Kinderkliniken).<br />

Adresse<br />

Dr. med. Mira Dorcsi-Ulrich<br />

Fachärztin für Kinder- und Jugendmedizin<br />

Homöopathie<br />

Elisabethstr. 9<br />

D-80796 München<br />

Tel.: 0049 (0)89-2714000<br />

Fax: 0049 (0)89-27349696<br />

e-mail: mira_dorcsi@yahoo.de<br />

6. Internationales <strong>Symposium</strong> Homöopathie in Klinik, Praxis und Forschung<br />

Dr. von Haunersches Kinderspital der Ludwig-Maximilians-Universität München, 1.12.<strong>2007</strong><br />

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Notizen<br />

6. Internationales <strong>Symposium</strong> Homöopathie in Klinik, Praxis und Forschung<br />

Dr. von Haunersches Kinderspital der Ludwig-Maximilians-Universität München, 1.12.<strong>2007</strong>


Entwicklungsauffälligkeit: Normvarianz oder Notizen Grund zur Sorge? – Dr. med. Angelika Enders<br />

Entwicklungsauffälligkeit:<br />

Normvarianz oder Grund zur Sorge?<br />

Dr. med. Angelika Enders<br />

Leiterin des Zentrums für Entwicklungsneurologie<br />

und Frühförderung im Dr. von Haunerschen Kinderspital<br />

der Ludwig-Maximilians-Universität München<br />

Zusammenfassung<br />

Die kindliche Entwicklung ist gekennzeichnet durch Individualität,<br />

Adaptivität und Variabilität.<br />

Kinder entwickeln sich individuell unterschiedlich. Die Unterschiede<br />

sind so groß, dass jedes Kind in seiner Art einmalig ist. Allein schon die Konstitution des<br />

Kindes (z.B. großer Kopf, Hypermobilität der Gelenke, Muskelhypotonie) wird unter biomechanischen<br />

Aspekten auf seine motorische Entwicklung Einfluss nehmen. Temperament, Aufmerksamkeit,<br />

Emotionalität und Kognition werden das motorische Verhalten prägen. Jeder von uns entwickelt<br />

so sein individuelles Gangbild, an dem wir ihn oft schon von weitem erkennen.<br />

Reifungsprozesse im Zentralnervensystem verlaufen vorwiegend genetisch determiniert. Entwicklungsprozesse<br />

antworten dagegen adaptiv auf Vorgaben, welche durch die Umfeldbedingungen,<br />

durch familiäre und kulturelle Forderungen gestellt werden, in denen und mit denen ein Kind<br />

aufwächst und zu leben hat.<br />

Untersuchungen der individuellen Entwicklung von Kindern zeigen im einzelnen Verlauf scheinbare<br />

„Auffälligkeiten“ der kindlichen Entwicklung, die erklärt werden müssen. Warum ist z.B. ein<br />

Kind schon einmal einige Schritte frei gegangen oder es hat schon mal „Mama“ oder „Papa“ gesagt?<br />

Dann aber war die neu erworbene Fähigkeit zur Enttäuschung der Eltern trotz aller Ermunterungen<br />

wieder verschwunden. Nach Tagen oder Wochen ist die Fähigkeit wieder abrufbar und wird nun<br />

auch endgültig beibehalten. Solche Aufschübe nennen wir Inkonsistenzen. Sie sind charakteristisch<br />

für eine adaptive, unauffällige Entwicklung. Neue Entwicklungsschritte, die sich anbahnen, stehen<br />

nicht von heute auf morgen stabil zur Verfügung, sie müssen erst vollständig automatisiert werden.<br />

Kinder werden in der Regel auch in den einzelnen Entwicklungspfaden wie der Sprachentwicklung,<br />

Körpermotorik, Spielentwicklung sowie emotionalen und sozialen Entwicklung eine unterschiedliche<br />

Dynamik aufweisen. Die motorische Entwicklung kann beispielsweise rasch, die<br />

Sprachentwicklung dagegen eher langsam verlaufen oder gerade umgekehrt. Das einzelne Kind ist<br />

oftmals in den jeweiligen Entwicklungsbereichen unterschiedlich weit entwickelt. Wir sprechen dann<br />

von einer intraindividuellen Variabilität. Nachweislich gibt es auch transkulturelle Unterschiede für<br />

den Zeitpunkt des Erlernens bestimmter Entwicklungsschritte.<br />

Da sich das kindliche Nervensystem noch in einem dynamischen Reifungs- und Differenzierungsprozess<br />

befindet, ist die fundierte Kenntnis der normalen Entwicklung und ihrer Variabilität<br />

grundlegende Voraussetzung, um im Rahmen einer entwicklungsneurologischen Beurteilung ein<br />

Kind nicht vorschnell als abnorm oder pathologisch abzustempeln. Variabilität ist eines der wichtigsten<br />

Optimierungskriterien hinsichtlich des neurologischen Verhaltens.<br />

6. Internationales <strong>Symposium</strong> Homöopathie in Klinik, Praxis und Forschung<br />

Dr. von Haunersches Kinderspital der Ludwig-Maximilians-Universität München, 1.12.<strong>2007</strong><br />

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Entwicklungsauffälligkeit: Normvarianz oder Grund zur Sorge? – Dr. med. Angelika Enders<br />

Lebenslauf Dr. med. Angelika Enders<br />

21.08.1951 In München geboren<br />

1971 – 1978 Studium der Humanmedizin<br />

1978 – 1986 Facharztausbildung im Klinikum der Universität München<br />

im Dr. von Haunerschen Kinderspital<br />

1981 Promotion an der LMU München zum Thema:<br />

„Zellulär-immunologische Untersuchungen bei Kindern<br />

mit Immundefekten“<br />

1986 Facharztanerkennung<br />

zum Arzt für Kinder- und Jugendmedizin<br />

seit 1982 Spezialisierung im Bereich Entwicklungsneurologie und Frühförderung,<br />

ärztliche Mitarbeiterin im multiprofessionellen Team des Zentrums für<br />

Entwicklungsneurologie und Frühförderung (Leitung: Dr. Barbara Ohrt)<br />

seit 1997 Ärztliche Leiterin des Zentrums für Entwicklungsneurologie<br />

und Frühförderung am Dr. von Haunerschen Kinderspital<br />

Adresse<br />

Dr. med. Angelika Enders<br />

Zentrum für Entwicklungsneurologie und Frühförderung<br />

im Dr. von Haunerschen Kinderspital<br />

Lindwurmstr. 4, D- 80337 München<br />

Tel.: 0049 (0)89 5150 2881<br />

Fax: 0049 (0)89 5160 4903<br />

e-mail: Angelika.Enders@med.uni-muenchen.de<br />

6. Internationales <strong>Symposium</strong> Homöopathie in Klinik, Praxis und Forschung<br />

Dr. von Haunersches Kinderspital der Ludwig-Maximilians-Universität München, 1.12.<strong>2007</strong>


Homöopathie bei Entwicklungsauffälligkeiten Notizen – Dr. med. Herbert Pfeiffer<br />

Homöopathie bei<br />

Entwicklungsauffälligkeiten<br />

Dr. med. Herbert Pfeiffer<br />

Facharzt für Kinder- und Jugendmedizin, Homöopathie, Hofheim<br />

Zusammenfassung<br />

Lasst die Kinder zu mir kommen, hindert sie nicht daran, denn<br />

für solche ist das Reich Gottes (Markus 10, 14).<br />

Dieser Satz steht für die Verantwortung, die Kinderärzte bei der<br />

Behandlung von Kindern haben. Sie sollen mit ihrer Therapie dazu<br />

beitragen, dass die Kinder nicht nur physische, psychische, intellektuelle<br />

und soziale Gesundheit erlangen, sondern auch ihre Geistseele entfalten können. Die<br />

Kinderärzte haben eine große Erziehungsaufgabe, die darin besteht, den Eltern zu helfen, ihre Kinder<br />

in Liebe und zur Liebe zu erziehen. Die Homöopathie ist eine Therapie, die in alle Bereiche des<br />

kindlichen Lebens hinein wirkt und die Entwicklung positiv beeinflusst. Jede Entwicklungsauffälligkeit<br />

ist Ansatz für eine antimiasmatische Therapie. Sowohl die akuten wie die chronischen Erkrankungen<br />

oder Störungen sind Ausdruck der vorhandenen und wirksamen Miasmen. Akute Erkrankungen<br />

sind meist eine vorübergehende Erscheinung des vorherrschenden Miasmas. Im Anschluss<br />

an die akute homöopathische Behandlung sollten wir nach den chronischen Symptomen des<br />

Miasmas suchen. Dabei helfen uns die Entwicklungsauffälligkeiten, die uns anamnestisch oder durch<br />

die Untersuchung zugänglich sind. In der Praxis erfolgt zuerst die übliche medizinische Diagnostik,<br />

um zu einer klinischen Diagnose zu kommen und um klinische Befunde zu haben, die im Laufe der<br />

homöopathischen Therapie kontrolliert werden können. Von Anfang an wird jedes Symptom auf seinen<br />

miasmatischen Stellenwert überprüft. Die miasmatischen Symptome bestimmen die Therapie,<br />

erlauben eine Prognose und sind die Prüfsteine unserer Therapie. Die primäre und die sekundäre<br />

(persönliche) Miasmatik zeigen uns die vorhandenen diathetischen Belastungen an. Der Katalog<br />

der Risikonummern des Vorsorgeheftes weist uns auf die vielfältigen pränatalen Belastungen hin. Ein<br />

Kind kommt in die Praxis und zeigt uns häufig prima vista einen Teil seiner miasmatischen Pathologie,<br />

die uns bei der Anamneseerhebung in der Gesamtheit der Symptome zugänglich wird. Neben<br />

den anderen Untersuchungen hat die Entwicklungsdiagnostik eine große Bedeutung, da hierbei<br />

funktionelle Entwicklungsauffälligkeiten sichtbar gemacht werden können. Eine zentrale Stellung<br />

hat die Prüfung der Lagereaktionen nach Vojta, die ein Abbild der Funktion des zentralen Nervensystems<br />

und der posturalen Reifung gibt. Je mehr Risikofaktoren in der Schwangerschaft auf das<br />

Kind eingewirkt haben, um so häufiger sind die Lagereaktionen auffällig, woraus sich die Therapiebedürftigkeit<br />

ergibt. Die Prüfung der Meilensteine der Entwicklung des Kindes kann schon früh<br />

eine Entwicklungsauffälligkeit anzeigen. Die Zeitangaben sollten bei jedem Kind, auch den frühoder<br />

mangelgeborenen Kindern, ohne Abzüge angewandt werden, um keine Therapiezeit zu versäumen.<br />

In den beiden Repertoriumsrubriken, „langsam oder spät Sprechen lernen“ und „spät Gehen<br />

lernen“ finden wir die bedeutsamsten Arzneimittel für die Behandlung der Entwicklungsauffälligkeiten.<br />

Sowohl für die Störung der Sprachentwicklung wie der motorischen Entwicklung finden<br />

wir fast übereinstimmend dieselben Arzneien.<br />

6. Internationales <strong>Symposium</strong> Homöopathie in Klinik, Praxis und Forschung<br />

Dr. von Haunersches Kinderspital der Ludwig-Maximilians-Universität München, 1.12.<strong>2007</strong><br />

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16<br />

Homöopathie bei Entwicklungsauffälligkeiten – Dr. med. Herbert Pfeiffer<br />

Die Aufgabe der Kinderärzte ist es, so früh wie möglich die Symptome zu erkennen, die miasmatisch<br />

sind und für die Entwicklung eine Bedeutung haben. Viele dieser Symptome sind in unsere<br />

Materia Medica eingeflossen. Wir können die einzelnen Symptome miasmatisch verstehen. Neurophysiologisch<br />

gesehen äußern sich die Entwicklungsauffälligkeiten mit einem bestimmten Muskeltonus,<br />

der auf den vier Grundformen hypoton, hyperton, athetotisch und ataktisch beruht, die<br />

eine zugeordnete Gehirnlokalisation haben. Die homöopathischen Arzneien haben einen Bezug zu<br />

den vier Grundformen des Muskeltonus. Zum Verständnis der neurophysiologischen Auffälligkeiten<br />

ist die Kenntnis der tonischen Muster, des asymmetrischen und symmetrischen tonischen Nackenreflexes<br />

und des tonischen Labyrinthreflexes von großer Bedeutung. Sie erklären viele der alltäglichen<br />

Beschwerden und Krankheiten der Bevölkerung. Sie zeigen uns aber immer von früh an<br />

die Entwicklungsauffälligkeiten, die an Bildern aus dem täglichen Leben zu sehen sind, ganz besonders<br />

beim Sport. Sie haben auch Auswirkung auf die Psyche, denn die Sensomotorik bestimmt<br />

die Psychomotorik. Freud nannte die Muskulatur das Organ der Seele. Entwicklungsauffälligkeiten<br />

sind zunehmend häufiger, da die Zahl der Risikokinder zugenommen hat, insbesondere die Frühgeborenen,<br />

mit zum Teil sehr kurzer Gestationsdauer. Entwicklungsauffälligkeiten sind in der Regel<br />

durch eine zentrale Koordinationsstörung verursacht, was sich durch die Aktivität von tonischen Mustern<br />

belegen lässt. Es gibt zahlreiche klinische Hinweise auf eine zentrale Koordinationsstörung, die<br />

sich in besonderen Schwächen oder Störungen in den verschiedenen Lebensaltern äußert.<br />

Homöopathische Behandlung<br />

Die homöopathische Behandlung einer zentralen Koordinationsstörung und damit die Bestimmung<br />

der homöopathischen Arznei, des Simile, bezieht sich auf die Gesamtheit der Symptome.<br />

Diese ergeben sich aus der Anamnese, dem Gestationsalter, dem Rückstand in der posturalen Entwicklung,<br />

den abnormen Antworten bei den Lagereaktionen, der Störung des Muskeltonus, dem Auftreten<br />

unkoordinierter und pathologischer Bewegungen, dem Auftreten anderer motorischer Auffälligkeiten,<br />

auf Fehlhaltungen und auf dem Verhalten.<br />

Es ist das große Anliegen der Kinderärzte, so früh wie möglich bei Entwicklungsauffälligkeiten<br />

mit einer homöopathischen Behandlung beginnen zu können. Diese Therapie ist nicht invasiv,<br />

aber intensiv, da sie im miasmatischen Sein des Menschen wirksam wird und damit das Leben<br />

ganz wesentlich beeinflussen wird. So ergeben sich schon homöopathische Therapiemöglichkeiten<br />

in der pränatalen Entwicklung, wie bei Hyperemesis, Schreckereignissen, Gebrauch von Drogen aller<br />

Art. In der perinatalen Phase können alle Arten von Störungen des Geburtsverlaufes, auch bedrohliche<br />

Störungen, die sich in einem niedrigen APGAR-Wert oder einer Atemstörung zeigen, homöopathisch<br />

behandelt werden. In der postnatalen Phase werden dann die eigentlichen Entwicklungsauffälligkeiten<br />

sichtbar, um so deutlicher, je älter das Kind wird. Das unterstreicht die Bedeutung<br />

der ganz frühen Behandlung. Deshalb werden gerade die Einzelheiten der frühen Behandlungsmöglichkeiten<br />

von Auffälligkeiten aufgezeigt.<br />

Leo erfuhr erst spät eine gezielte homöopathische Behandlung seines schweren Entwicklungsrückstandes.<br />

Auf Grund seiner Vorgeschichte und seiner extremen Frühgeburt wäre die homöopathische<br />

Behandlung schon pränatal möglich gewesen. Doch war ihm dies auf Grund von widrigen<br />

Umständen nicht vergönnt. Trotzdem hat ihm die Homöopathie bis heute sehr viel geholfen.<br />

Je weiter die Homöopathie als wichtiges Mittel der Behandlung auch schwerer Pathologien verbreitet<br />

und akzeptiert wird, um so mehr vergrößert sich die Chance anderer Kinder, in den Genuß<br />

dieser segensreichen Behandlungsform zu kommen. Die Homöopathie ersetzt keine andere notwendige<br />

Therapie, wie hier die neurophysiologische Behandlung (TPM = Therapiekonzept Pfeiffer-Meisel).<br />

Sie ist aber die erfolgreichste Arzneitherapie der Entwicklungsauffälligkeiten.<br />

6. Internationales <strong>Symposium</strong> Homöopathie in Klinik, Praxis und Forschung<br />

Dr. von Haunersches Kinderspital der Ludwig-Maximilians-Universität München, 1.12.<strong>2007</strong>


Homöopathie bei Entwicklungsauffälligkeiten Notizen – Dr. med. Herbert Pfeiffer<br />

Am Schluß mag wieder ein Satz aus der Bibel stehen, um den Kinderärzten zu zeigen, in welchem<br />

Auftrag und mit welcher Verantwortung die homöopathische Therapie von Entwicklungsauffälligkeiten<br />

durchzuführen ist:<br />

Und wer ein solches Kind in meinem Namen aufnimmt, der nimmt mich auf (Matthäus 18:5).<br />

Lebenslauf Dr. med. Herbert Pfeiffer<br />

1936 in Hamburg geboren. Medizinstudium in München. In Schweden 1961 bis 1962 internistischer<br />

Assistent in Vadstena und 1962-1964 chirurgischer Assistent in Nyköping. 1964-1965 Assistent<br />

in der psychiatrischen Universitätsklinik Waldau in Bern, Schweiz. 1965 bis 1969 Ausbildung zum<br />

Facharzt für Kinderheilkunde an der Universitätskinderklinik in Bern, Schweiz. Seit 1970 in eigener<br />

kinderärztlicher Praxis tätig, bis 1978 in Prien am Chiemsee und seit 1978 in Kriftel / Hofheim am<br />

Taunus. Ab 1975 Ausbildung in Homöopathie. Seit 1980 Vorträge und Seminare zur Fort- und Weiterbildung<br />

in Homöopathie in Deutschland, Österreich, Schweiz, Ungarn, Rumänien und Armenien.<br />

Veröffentlichungen<br />

1.) Pfeiffer H: Homöotherapie der Bewegungsstörungen im Kindesalter. In: Documenta<br />

homoeopathica, Band 9. Wien: Maudrich Verlag. 1996.<br />

2.) Pfeiffer H., Drescher M., Hirte M. (Hrsg.) Homöopathie in der Kinder- und Jugendmedizin:<br />

2. Auflage. München: Elsevier Urban und Fischer. <strong>2007</strong>.<br />

3.) Pfeiffer H. Krankheiten im Kindesalter. In: Weiterbildung Homöopathie, Band D. Stuttgart:<br />

Sonntag Verlag. 2003.<br />

Adresse:<br />

Dr. med. Herbert Pfeiffer<br />

Arzt für Kinder- und Jugendmedizin, Homöopathie<br />

Fichtestr. 14 A,<br />

D-65719 Hofheim am Taunus<br />

Tel.: 0049 (0)6192-7015<br />

e-mail: dr.pfeiffer@gmx.net<br />

6. Internationales <strong>Symposium</strong> Homöopathie in Klinik, Praxis und Forschung<br />

Dr. von Haunersches Kinderspital der Ludwig-Maximilians-Universität München, 1.12.<strong>2007</strong><br />

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Notizen<br />

6. Internationales <strong>Symposium</strong> Homöopathie in Klinik, Praxis und Forschung<br />

Dr. von Haunersches Kinderspital der Ludwig-Maximilians-Universität München, 1.12.<strong>2007</strong>


Genetische Syndrome in der Frühförderung:Was Notizen sollten wir wissen? – Dr. med. Angelika Enders<br />

Genetische Syndrome<br />

in der Frühförderung:<br />

Was sollten wir wissen?<br />

Dr. med. Angelika Enders<br />

Leiterin des Zentrums für Entwicklungsneurologie<br />

und Frühförderung im Dr. von Haunerschen Kinderspital<br />

der Ludwig-Maximilians-Universität München<br />

Zusammenfassung<br />

Kinder mit genetischen Syndromen sind oft schon wegen ihres<br />

syndromspezifischen Aussehens als „Blickdiagnose“ erkennbar. Als Beispiel lässt sich hierfür der typische<br />

Gesichtsausdruck eines Kindes mit Down-Syndrom anführen. Gezielt achten wir dann auf bekannte,<br />

assoziierte körperliche Merkmale oder Anlageanomalien. Nicht selten imponieren uns Kinder<br />

jedoch primär durch ihre Entwicklungsretardation und weisen charakteristische, syndromspezifische<br />

Entwicklungsprofile und/oder Verhaltensbesonderheiten auf.<br />

Von Verhaltensphänotypen spricht man, wenn eine Kombination von bestimmten Entwicklungsund<br />

Verhaltensbesonderheiten bei Kindern mit einem definierten genetischen Syndrom mit einer höheren<br />

Wahrscheinlichkeit auftritt als bei Kindern mit einer Störung der Entwicklung aus anderer Ursache<br />

(Finegan 1998).<br />

Welchen Nutzen kann das Wissen um den „Verhaltensphänotyp“ von Kindern mit genetischen Syndromen<br />

haben?<br />

Die Kenntnis spezifischer Verhaltensbesonderheiten kann wesentlich zur Syndromzuordnung im<br />

frühen Kindesalter beitragen. Viele Syndrome sind auch heute noch erst nach klinischer Verdachtsdiagnose<br />

genetisch nachweisbar.<br />

Bei der Diagnosevermittlung an die Eltern und Erstberatung ist es wichtig, nicht nur auf die spezifischen<br />

Schwierigkeiten einzugehen, sondern die Familien auch auf die Stärken ihrer Kinder aufmerksam<br />

zu machen und so Perspektiven der Entwicklungs- und Fördermöglichkeiten zu eröffnen.<br />

Das Wissen um die syndromspezifischen Gemeinsamkeiten der Kinder kann Eltern auch von<br />

Schuldgefühlen entlasten, wenn sie mit schwierigen Verhaltensweisen konfrontiert sind. Zu diesen<br />

spezifischen Entwicklungsstörungen rechnen nicht selten auch eine belastende Ernährungs- oder<br />

Schlafproblematik.<br />

Es ist wesentlich, die inter- und intraindividuelle Variabilität von Entwicklungsmerkmalen bei<br />

Kindern des gleichen Syndroms zu kennen.<br />

So ist die kognitive Entwicklung von Kindern mit Prader-Willi-Syndrom oder Williams-Beuren-Syndrom<br />

sehr unterschiedlich.<br />

Die Mitteilung von charakteristischen Entwicklungs- und Verhaltensrisiken kann potentiell auch<br />

negative Auswirkungen haben. Sie kann zu einer sich selbst erfüllenden Prophezeiung werden.<br />

Die frühe diagnostische Zuordnung einer Entwicklungsproblematik ist eine wesentliche<br />

Grundlage für die Beratung der Familie und der therapeutischen Empfehlungen. Die Festlegung<br />

einer Diagnose soll nicht zu Schubladendenken verführen, nicht zur Stigmatisierung.<br />

Eltern wollen ihr Kind verstehen und auf seinem Weg bestmöglich begleiten.<br />

6. Internationales <strong>Symposium</strong> Homöopathie in Klinik, Praxis und Forschung<br />

Dr. von Haunersches Kinderspital der Ludwig-Maximilians-Universität München, 1.12.<strong>2007</strong><br />

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Genetische Syndrome in der Frühförderung:Was sollten wir wissen? – Dr. med. Angelika Enders<br />

Lebenslauf Dr. med. Angelika Enders<br />

21.08.1951 In München geboren<br />

1971 – 1978 Studium der Humanmedizin<br />

1978 – 1986 Facharztausbildung im Klinikum der Universität München<br />

im Dr. von Haunerschen Kinderspital<br />

1981 Promotion an der LMU München zum Thema:<br />

„Zellulär-immunologische Untersuchungen bei Kindern<br />

mit Immundefekten“<br />

1986 Facharztanerkennung<br />

zum Arzt für Kinder- und Jugendmedizin<br />

seit 1982 Spezialisierung im Bereich Entwicklungsneurologie und Frühförderung,<br />

ärztliche Mitarbeiterin im multiprofessionellen Team des Zentrums für<br />

Entwicklungsneurologie und Frühförderung (Leitung: Dr. Barbara Ohrt)<br />

seit 1997 Ärztliche Leiterin des Zentrums für Entwicklungsneurologie und<br />

Frühförderung am Dr. von Haunerschen Kinderspital<br />

Adresse<br />

Dr. med. Angelika Enders<br />

Zentrum für Entwicklungsneurologie und Frühförderung<br />

im Dr. von Haunerschen Kinderspital<br />

Lindwurmstr. 4, D- 80337 München<br />

Tel.: 0049 (0)89 5150 2881<br />

Fax: 0049 (0)89 5160 4903<br />

e-mail: Angelika.Enders@med.uni-muenchen.de<br />

6. Internationales <strong>Symposium</strong> Homöopathie in Klinik, Praxis und Forschung<br />

Dr. von Haunersches Kinderspital der Ludwig-Maximilians-Universität München, 1.12.<strong>2007</strong>


Homöopathie bei Kindern mit Down-Syndrom Notizen – Dr. med. Bettina Baltacis<br />

Homöopathie bei Kindern<br />

mit Down-Syndrom<br />

Erfahrungen der Down-Syndrom-Ambulanz<br />

an der Krankenanstalt Rudolfstiftung in Wien<br />

Dr. med. Bettina Baltacis<br />

Fachärztin für Kinder- und Jugendheilkunde, Homöopathie, Wien<br />

Grundlagen<br />

Das Down-Syndrom, auch Trisomie 21, ist mit etwa 1:800 lebendgeborenen<br />

Kindern die häufigste chromosomale Veränderung. Typische äußere Merkmale wie<br />

schräge Lidachsen, Epicanthus, ein flaches Mittelgesicht, muskuläre Hypotonie sowie eine Vierfingerfurche<br />

führen dazu, dass meist bereits kurze Zeit nach der Geburt ein erster Verdacht auf das Vorliegen<br />

der Trisomie 21 im Raum steht. Es ist Aufgabe der betreuenden Fachkräfte (ÄrztInnen, Hebammen),<br />

diesen Verdacht den Eltern in einer angemessenen Gesprächssituation mitzuteilen und in<br />

der folgenden Zeit der Unsicherheit, Enttäuschung, Trauer und Sorge begleitend zur Verfügung zu stehen<br />

bzw. zusätzliche Ansprechpartner (PsychologIn, SozialarbeiterIn, Stillberaterin etc.) zu nennen.<br />

Zur Abklärung und Therapie eventueller begleitender Fehlbildungen, darunter vor allem angeborene<br />

Herzfehler wie Ventrikel- oder Vorhofseptumdefekte bzw. der für das Down-Syndrom typische<br />

AV-Kanal oder gastrointestinale Malformationen, sind in der ersten Zeit im Leben eines Kindes<br />

mit Down-Syndrom oft diagnostische Vorgänge und medizinische Interventionen nötig. Zusätzliche<br />

Sorge machen möglicherweise eine respiratorische Anpassungsstörung, Trinkschwäche oder ein Neugeborenenikterus.<br />

Ein wichtiges Anliegen muss es dabei sein, Mutter und Kind zu einer guten Stillbeziehung<br />

zu verhelfen, selbst wenn anfangs manchmal der Weg über das Füttern abgepumpter Muttermilch<br />

führt. Das Trinken an der Brust kann aber als die wichtigste logopädische Maßnahme im<br />

Säuglingsalter betrachtet werden und ist vor allem ein Stück gemeinsam erarbeiteter Kompetenz,<br />

das zum Bewältigen der Situation beiträgt.<br />

Der weitere Verlauf ist einerseits von der Entwicklungsverzögerung geprägt, andererseits von der<br />

Neigung zu bestimmten Krankheiten oder Beschwerden. Jedenfalls ist eine entwicklungsneurologische<br />

Begleitung wünschenswert, um bereits früh altersgemäße Förderung zu gewährleisten. Dazu trägt auch<br />

die Kontrolle von Gehör und Visus bei. Regelmäßig sollte darüber hinaus die Schilddrüsenfunktion<br />

überprüft werden, um eine Hypothyreose rechtzeitig zu erkennen und zu behandeln.<br />

Häufige Beschwerdebilder im frühen Kindesalter sind Infekte der oberen Atemwege, teilweise mit<br />

Beteiligung des Mittelohres, Obstipation (wobei in hartnäckigen Fällen an den Ausschluss eines Morbus<br />

Hirschsprung gedacht werden muss) sowie trockene Haut und die Neigung zu Ekzemen. Seltener<br />

treten schwere Erkrankungen wie Epilepsien, vorwiegend vom BNS-Typ, oder Leukämien auf.<br />

Der homöopathische Zugang zum Kind mit Down-Syndrom<br />

In vielen der oben angeführten Situationen kann die Homöopathie alleine oder ergänzend zu<br />

notwendigen anderen Therapien einen wichtigen Beitrag zum Gesundwerden und –bleiben leisten.<br />

Das Ziel ist immer eine konstitutionelle Behandlung, wobei auch die akute Situation einen<br />

6. Internationales <strong>Symposium</strong> Homöopathie in Klinik, Praxis und Forschung<br />

Dr. von Haunersches Kinderspital der Ludwig-Maximilians-Universität München, 1.12.<strong>2007</strong><br />

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22<br />

Homöopathie bei Kindern mit Down-Syndrom – Dr. med. Bettina Baltacis<br />

wichtigen Ausblick auf das Simile bieten kann. Im Zentrum steht die Frage „Was ist das zu Heilende?“<br />

– und man sollte sich nicht dazu verleiten lassen, die angeborene chromosomale Veränderung<br />

dafür zu halten.<br />

Selbstverständlich wird ein Kind, das in seinen Krankheiten gut homöopathisch begleitet wird,<br />

auch seine Entwicklungspotentiale besser ausschöpfen können. Allerdings ist es bei der großen individuellen<br />

Schwankungsbreite des Entwicklungsverlaufs sehr schwierig, den Effekt homöopathischer<br />

Therapie auf das Erreichen bestimmter Fortschritte abzuschätzen. Nicht zuletzt versuchen die<br />

Eltern auch meist, für ihr Kind zusätzliche Fördermaßnahmen zu finden, von heilpädagogischer<br />

Frühförderung über Physio- und Ergotherapie, Logopädie, Rhythmik und Musiktherapie oder tiergestützte<br />

Therapien.<br />

Es geht daher darum, das Kind in der Gesamtheit seiner körperlichen, funktionellen und geistigseelischen<br />

Symptome wahrzunehmen, ohne pathognomonische Symptome des Down-Syndroms<br />

für die Arzneimittelfindung heranzuziehen. Das bedeutet, dass z.B. die muskuläre Hypotonie nur<br />

dann als Symptom verwendbar wäre, wenn sie deutlich über dem für das Down-Syndrom zu erwartende<br />

Ausmaß liegt und für die Krankheit von Bedeutung ist. Dadurch erweitert sich das Spektrum<br />

der Mittel natürlich weit über die unter der Rubrik „Down Syndrom“ aufgeführten hinaus.<br />

Beispiele für homöopathische Therapie bei Kindern mit Down Syndrom<br />

In allen Phasen des Lebens kann Homöopathie in akuten Situationen ebenso wie bei chronischen<br />

oder rezidivierenden Beschwerden eingesetzt werden.<br />

Das kann eine akute Intervention postpartal sein, wenn die kardiorespiratorische Adaptation verzögert<br />

verläuft. Durch eine rasche Gabe des geeigneten Mittels (das kann, je nach Symptomenkonstellation<br />

z.B. Opium, Carbo vegetabilis, Antimonium tartaricum oder andere sein) kann es gelingen,<br />

die frühe Phase des Bondings möglichst ungestört verlaufen zu lassen. Auch wenn danach<br />

schwierige Zeiten zu bewältigen sind, entsteht mit diesem ersten Kennenlernen eine wichtige Basis.<br />

Auch in der Neugeborenenzeit gibt es viele Einsatzbereiche für homöopathische Behandlung:<br />

beim Neugeborenenikterus kommen unter anderem häufig Phosphor, Sulphur, Lycopodium oder<br />

China, aber auch Opium oder Nux vomica in Frage, entweder als alleinige Therapie oder ergänzend<br />

zur Phototherapie. Bei Stillproblemen, seien sie nun durch schwächeres Saugen des Kindes<br />

oder lange Schlafphasen bedingt, die zu ungenügender Stimulation der Milchbildung führen, oder<br />

durch Ausbleiben der Milch nach dem Schock und Kummer, den die Mutter zu bewältigen hat, ist<br />

neben einer gut gewählten homöopathischen Arznei immer auch die Beiziehung einer erfahrenen<br />

Stillberaterin empfehlenswert.<br />

Sind chirurgische Interventionen notwendig, beschränkt sich das Einsatzgebiet der Homöopathie<br />

auf Förderung der Heilung, wie z.B. durch Arnica, Silicea oder Staphisagria, aber auch Behandlung<br />

begleitender Beschwerden, z.B. Regulierung der Darmtätigkeit nach gastrointestinalen Operationen<br />

(z.B. Opium, Nux vomica) oder Förderung der Diurese bei Herzfehlern (Aconitum, Apis, etc.).<br />

Einige Fallbeispiele zu konstitutionellen Behandlungen:<br />

Ekzeme, Durchfälle, Koliken – Sulphur<br />

Operation bei Ventrikelseptumdefekt, Keloidbildung im Bereich der Thorakotomienarbe, Gedeihstörung,<br />

Obstipation – Silicea<br />

Infekte (Conjunctivitis, chronischer Schnupfen, Bronchitiden) – Pulsatilla<br />

6. Internationales <strong>Symposium</strong> Homöopathie in Klinik, Praxis und Forschung<br />

Dr. von Haunersches Kinderspital der Ludwig-Maximilians-Universität München, 1.12.<strong>2007</strong>


Homöopathie bei Kindern mit Down-Syndrom – Dr. med. Bettina Baltacis<br />

Zusammenfassung<br />

Für Babys und Kinder mit Down-Syndrom bietet die homöopathische Behandlung viele Möglichkeiten,<br />

körperliche und funktionelle Schwächen zu überwinden und Stärken auf allen Ebenen<br />

zu festigen und auszubauen. Gerade die Homöopathie hat einen Blick auf den Menschen, der seine<br />

Individualität berücksichtigt, ja ins Zentrum der Überlegungen stellt. Der wichtigste Faktor zum<br />

optimalen Ausschöpfen der individuellen Potentiale ist aber sicher das Aufwachsen in einer Umgebung,<br />

die Anerkennung des So-Seins, Wertschätzung und liebevolle Förderung bieten.<br />

Lebenslauf Dr. med. Bettina Baltacis<br />

geb. 24.2.1965 in Wien<br />

Schule (humanistisches Gymnasium) und Studium der Medizin in Wien<br />

Berufliche Tätigkeit<br />

1993 – 1996 Ausbildung zur Ärztin für Allgemeinmedizin im Mautner Markhofschen<br />

Kinderspital, Krankenhaus Lainz, Wilhelminenspital und Krankenanstalt<br />

Rudolfstiftung, Wien<br />

1996 – 2000 Ausbildung zur Fachärztin für Kinder- und Jugendheilkunde im Mautner<br />

Markhofschen Kinderspital und Krankenanstalt Rudolfstiftung, Wien<br />

1999 ÖGHM Diplom für Homöopathie<br />

seit 1999 Tätigkeit an der Neonatologischen Abteilung der KA Rudolfstiftung,<br />

Mitarbeit in der Entwicklungsambulanz, Anwendung der Homöopathie in<br />

der Neonatologie<br />

seit 2005 Homöopathische Babyambulanz Krankenanstalt Rudolfstiftung, Wien<br />

21.3.2006 Eröffnung der Spezialambulanz für Menschen mit Down Syndrom<br />

Krankenanstalt Rudolfstiftung, Wien.<br />

Adresse<br />

Dr. med. Bettina Baltacis<br />

Ärztin für Kinder- und Jugendmedizin<br />

Leiterin der Down-Syndrom-Ambulanz<br />

in der Krankenanstalt Rudolfstiftung<br />

Boerhaavegasse 13<br />

A-1030 Wien<br />

Tel. 0043 (0)699-12132133<br />

e-mail: ambulanz@down-syndrom.at<br />

6. Internationales <strong>Symposium</strong> Homöopathie in Klinik, Praxis und Forschung<br />

Dr. von Haunersches Kinderspital der Ludwig-Maximilians-Universität München, 1.12.<strong>2007</strong><br />

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Notizen<br />

6. Internationales <strong>Symposium</strong> Homöopathie in Klinik, Praxis und Forschung<br />

Dr. von Haunersches Kinderspital der Ludwig-Maximilians-Universität München, 1.12.<strong>2007</strong>


Homöopathie bei Kindern mit Prader-Labhard-Willi-Syndrom Notizen (PWLS) – Dr. med. Sigrid Kruse<br />

Homöopathie bei Kindern mit<br />

Prader-Labhard-Willi-Syndrom (PLWS)<br />

Eine Beobachtungsstudie<br />

Dr. med. Sigrid Kruse<br />

Dr. von Haunersches Kinderspital der LMU München<br />

Zusammenfassung<br />

Im Bereich der Entwicklungsneurologie erleben wir mit homöopathischer<br />

Begleittherapie immer wieder sehr erfreuliche<br />

Krankheitsverläufe. Diese Einzelfälle unterschiedlicher<br />

Ausprägung verschiedener Störungen sind für Studien kaum geeignet. Für eine Beobachtungsstudie<br />

wählten wir das Prader-Labhard-Willi-Syndrom als umschriebene Erkrankung<br />

mit einheitlichem Beschwerdebild.<br />

Prader-Labhard-Willi-Syndrom (PLWS)<br />

Beim Prader-Labhard-Willi-Syndrom handelt es sich um eine genetische Erkrankung, die<br />

1956 erstmals von den schweizerischen Pädiatern Prof. Prader (Zürich), Prof. Labhard (Basel)<br />

und Prof. Willi (Zürich) beschrieben worden ist. Kennzeichnend war die Symptomen-<br />

Trias: Adipositas mit Eß-Sucht, Kleinwuchs und Oligophrenie (Intelligenzminderung). Im<br />

Jahre 1981 wurde als Ursache eine Deletion am Chromosom 15 gefunden. Die Häufigkeit<br />

des PLWS beträgt 1:15 0<strong>00.</strong><br />

Klinisch fallen die Kinder in der Neugeborenenzeit durch eine ausgeprägte muskuläre Hypotonie<br />

mit extremer Bewegungsarmut („floppy infant“), Schläfrigkeit und Trinkschwäche<br />

auf, so dass sie anfangs meist mit Magensonde ernährt werden müssen.<br />

Im Alter von 3 Monaten bis zum 6. Lebensjahr schlägt diese Trinkschwäche mit Gedeihstörung<br />

ins Gegenteil um: die Kinder entwickeln eine große Eß-Lust bis Eß-Sucht und werden<br />

adipös – bei auffallendem Kleinwuchs.<br />

Morphologisch haben die Kinder typischerweise ein schmal-ovales Gesicht, mandelförmige<br />

Augen, auffallend kleine Hände und Füße und einen Hypogonadismus mit kleinen<br />

Hoden, kleiner Klitoris und Kryptorchismus. Sie entwickeln oft einen Strabismus und Zahnschmelzdefekte<br />

mit Kariesanfälligkeit.<br />

Es besteht ein Entwicklungsrückstand im Bereich der Motorik, der Sprache und des Geistes.<br />

Die Meilensteine der Entwicklung wie Sitzen, Laufen und Sprechen werden verspätet<br />

erreicht. Die Kinder sind grobmotorisch ungeschickt, verstärkt durch die Muskelhypotonie,<br />

das Übergewicht und die kleinen Hände und Füße. Häufig ist die Sprache verwaschen und<br />

undeutlich. Der Intelligenzquotient liegt durchschnittlich bei 70 Punkten (40-100). Manche<br />

Kinder erreichen den Hauptschulabschluß, andere besuchen die Schule für Geistigbehinderte.<br />

Besonders schwer fällt ihnen das abstrakte Denken wie z.B. das Rechnen.<br />

Bei älteren Kindern treten weitere Störungen bedingt durch die Adipositas auf. Typisch<br />

ist das Schlafapnoe-Syndrom mit nächtlichen Atempausen. Aufgrund des Sauerstoffmangels<br />

nachts sind die Kinder morgens auffallend müde und schlafen am Vormittag immer wie-<br />

6. Internationales <strong>Symposium</strong> Homöopathie in Klinik, Praxis und Forschung<br />

Dr. von Haunersches Kinderspital der Ludwig-Maximilians-Universität München, 1.12.<strong>2007</strong><br />

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Homöopathie bei Kindern mit Prader-Labhard-Willi-Syndrom (PWLS) – Dr. med. Sigrid Kruse<br />

der beim Unterricht ein. Im frühen Erwachsenenalter entwickeln die Betroffenen oft einen<br />

Diabetes mellitus Typ II mit den bekannten Spätkomplikationen.<br />

Neben diesen Veränderungen im somatischen Bereich entwickeln die Kinder verschiedene<br />

Auffälligkeiten im Verhalten: An erster Stelle ist ihre Eß-Lust zu nennen. Sie essen alles,<br />

was sie bekommen können, zum Teil sogar Ungenießbares wie Bananenschalen oder<br />

Gefrorenes. Sie essen anderen Kindern das Pausenbrot weg und sind äußerst geschickt im<br />

Organisieren von Essen. Wenn hier nicht frühzeitig diätetisch eingegriffen wird, werden die<br />

Kinder sehr adipös. Zudem fallen sie durch ihre Langsamkeit auf. Sie haben ihre eigene innere<br />

Uhr und können kaum zur Eile angetrieben werden. Darauf sollte sich die Umgebung<br />

einstellen, z.B. durch langsames Sprechen. Außerdem haben sie wenig Lust, sich zu bewegen.<br />

Sie spielen meist im Sitzen oder Liegen. Meisterhaft beherrschen sie das Puzzle-Spiel.<br />

Bemerkenswert ist ihre Sturheit und fehlende Flexibilität. Die Kinder brauchen ihren gewohnten<br />

Tagesablauf und Rituale. Häufig fragen sie immer wieder dasselbe, obwohl sie<br />

die Antwort schon mehrfach bekommen haben. Außerdem neigen die Kinder zu heftigen<br />

und plötzlichen Wutanfällen, z.B. bei Änderungen des Tagesablaufs, bei Verboten und bei<br />

Einschränkung des Essens. Sie rasten dann richtig aus, werfen sich auf den Boden und<br />

können aggressiv werden. Sie sind durch Worte nicht erreichbar. Wenn sie sich wieder beruhigt<br />

haben, bedauern sie meist ihre anfallsartige Wut und entschuldigen sich dafür. Ansonsten<br />

sind die Kinder auffallend freundlich, lieb, anhänglich und vertrauensselig. Sie<br />

spielen gern mit kleineren Kindern, die sie bemuttern können. Bemerkenswert ist ihr fehlendes<br />

Misstrauen gegenüber Fremden. Eine weitere Auffälligkeit ist die Neigung der Kinder,<br />

sich zu kratzen, an verschiedenen Stellen zu zupfen oder Fingernägel zu beißen. Damit<br />

können sie sich stundenlang beschäftigen, ohne dass ihnen langweilig wird. Sie kratzen<br />

jeden Mückenstich auf, können sogar ihre Leberflecken wegkratzen. So finden wir bei der<br />

Untersuchung meist viele Narben und Wunden in verschiedenen Heilungsstadien.<br />

Beobachtungsstudie<br />

Es handelt sich um eine prospektive, monozentrische Beobachtungsstudie, die am Dr. von<br />

Haunerschen Kinderspital der Ludwig-Maximilians-Universität durchgeführt wurde.<br />

Die Fragestellung der Studie lautet: Lassen sich die bekannten Problembereiche bei Kindern<br />

mit Prader-Labhard-Willi-Syndrom durch eine individuelle homöopathische Therapie<br />

mit Einzelmitteln günstig beeinflussen?<br />

In die Studie aufgenommen wurden alle Kinder, bei denen ein Prader-Labhard-Willi-Syndrom<br />

molekulargenetisch nachgewiesen wurde und deren Eltern einverstanden waren,<br />

dass ihr Kind an der Studie teilnimmt.<br />

Die bisherigen Therapien wie Krankengymnastik, Ergotherapie, Logotherapie, Ernährungstherapie<br />

und/oder Wachstumshormontherapie wurden genau dokumentiert und weitergeführt.<br />

Zur homöopathischen Arzneimittelfindung wurde bei jedem Kind eine ausführliche homöopathische<br />

Anamnese (Dauer 1-2 Stunden) erhoben, um das Kind in seiner ganzen Persönlichkeit<br />

und Konstitution sowie Vorgeschichte und Umgebung genau kennen zu lernen.<br />

Anschließend erfolgte die körperliche Untersuchung und eine kurze Videoaufnahme des<br />

Kindes. In Supervision mit dem Homöopathie-Team und Dr. Mira Dorcsi-Ulrich wurde das<br />

passende homöopathische Einzelmittel gefunden, das dem Kind konstitutionell am besten<br />

6. Internationales <strong>Symposium</strong> Homöopathie in Klinik, Praxis und Forschung<br />

Dr. von Haunersches Kinderspital der Ludwig-Maximilians-Universität München, 1.12.<strong>2007</strong>


Homöopathie bei Kindern mit Prader-Labhard-Willi-Syndrom (PWLS) – Dr. med. Sigrid Kruse<br />

entsprach. Diese Arznei wurde in LM VI als Globuli gegeben, 1 Woche lang täglich, in der<br />

2. Woche alle 2 Tage und ab der 3. Woche nur noch 2x pro Woche. Bei einigen Kindern<br />

wurde für Akutsituationen wie z.B. Wutanfall eine weitere Arznei in C30 verordnet.<br />

Mit Hilfe eines standardisierten Fragebogens wurden die oben beschriebenen acht Problembereiche<br />

beurteilt:<br />

• Entwicklungsrückstand im motorischen, geistigen und sprachlichen Bereich<br />

• Eß-Störung mit Eß-Sucht und Adipositas<br />

• Schlafprobleme mit Apnoen<br />

• Langsamkeit im Denken und in der Bewegung<br />

• Mangelnde Anpassungsfähigkeit und Sturheit<br />

• Neigung zu Wutanfällen<br />

• Auffallende Vertrauensseligkeit<br />

• Neigung, sich zu kratzen oder Nägel zu beißen<br />

Die Eltern füllten den Fragebogen vor Beginn der homöopathischen Therapie aus, dann<br />

alle 6-8 Wochen für die Dauer eines Jahres.<br />

Ergebnisse<br />

In die Studie aufgenommen wurden insgesamt 30 Kinder im Alter zwischen 7 Monaten<br />

und 16 Jahren. Es wurden drei Altersgruppen gebildet. Obwohl bei allen Kindern molekulargenetisch<br />

die Diagnose eines PLWS gesichert worden war, waren die Hauptproblembereiche<br />

bei den einzelnen Kindern entgegen der Lehrbuchmeinung sehr heterogen. Diese Unterschiede<br />

waren nicht nur altersabhängig, sondern auch innerhalb der Altersgruppen zu beobachten.<br />

Homöopathisch wurden insgesamt 17 verschiedene Arzneien eingesetzt, wobei Calcium<br />

carbonicum am häufigsten (bei 14 Kindern) erfolgreich verordnet wurde. Häufige Probleme<br />

der PLWS-Kinder wie Entwicklungsrückstand, Muskelhypotonie, Schlaffheit, Bewegungsunlust,<br />

Langsamkeit, gesteigerter Appetit mit Adipositas und Neigung zu Wutanfällen<br />

sind typische Leitsymptome für die Arznei Calcium carbonicum.<br />

Bei fast allen Kindern konnten Besserungen erreicht werden. Bei den einzelnen Kindern<br />

konnte in der Regel derjenige Problembereich gut beeinflusst werden, der am stärksten<br />

ausgeprägt war.<br />

Deutliche Verbesserungen waren vor allem im Bereich der Verhaltensauffälligkeiten beobachtet<br />

worden wie die Wutanfälle, die Langsamkeit und mangelnde Aktivität der Kinder.<br />

Was die Entwicklung der Kinder betrifft, sind besonders dann gute Fortschritte erreichbar,<br />

wenn die homöopathische Behandlung im frühen Alter beginnt. Die Eßproblematik, die Neigung<br />

zu kratzen und die Sturheit ließen sich nur mäßig gut und meistens nicht anhaltend<br />

beeinflussen.<br />

Eine wichtige Erkenntnis ist, dass das Krankheitsbild PLWS viel heterogener ist als in den<br />

Lehrbüchern dargestellt und daher die Kinder nur schwer vergleichbar sind. Für eine Studie<br />

zu diesem Thema sind gute Einzelfalldokumentationen im längeren Verlauf besser geeignet.<br />

6. Internationales <strong>Symposium</strong> Homöopathie in Klinik, Praxis und Forschung<br />

Dr. von Haunersches Kinderspital der Ludwig-Maximilians-Universität München, 1.12.<strong>2007</strong><br />

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Homöopathie bei Kindern mit Prader-Labhard-Willi-Syndrom (PWLS) – Dr. med. Sigrid Kruse<br />

Lebenslauf Dr. med. Sigrid Kruse<br />

1965 In Sindelfingen geboren<br />

1984 Abitur in Sindelfingen<br />

1984 – 1986 Ausbildung zur Arzthelferin, homöopathisch-internistische Praxis<br />

bei Frau Dr. Waltraut Schiedel, Sindelfingen<br />

1986 – 1992 Studium der Medizin in Tübingen<br />

Leitung des studentischen Arbeitskreises Homöopathie in Tübingen<br />

Besuch vieler Homöopathiekurse im In- und Ausland.<br />

Wichtige Lehrer in der Homöopathie: Dr. Waltraut Schiedel und<br />

Prof. Mathias Dorcsi<br />

1996 Promotion „Otitis media bei Kindern – homöopathische Therapie<br />

versus konventionelle Therapie“<br />

1992 – 1995 Gynäkologie und Geburtshilfe im Krankenhaus Josefinum<br />

in Augsburg, Einsatz der Homöopathie in Ergänzung zur<br />

konventionellen Therapie<br />

1994 Drei-Monats-Kurs Homöopathie in Augsburg<br />

Seit 1995 Aufbau und Leitung des Modellprojekts „Homöopathie in der<br />

Pädiatrie“ als Assistenzärztin am Dr. von Haunerschen Kinderspital<br />

der Ludwig-Maximilians-Universität München<br />

2002 Förderpreis der Karl und Veronica Carstens-Stiftung, Essen, für<br />

die erfolgreiche Integration der Homöopathie ins Dr. von Haunersche<br />

Kinderspital der Ludwig-Maximilians-Universität München.<br />

<strong>2007</strong> Facharztanerkennung zur Ärztin für Kinder- und Jugendmedizin<br />

Seit 1996 Lehr- und Vortragstätigkeit im In- und Ausland, neben Kongressen,<br />

Symposien und Workshops, Vorträge in zahlreichen Kinderkliniken.<br />

Desweiteren mehrere Veröffentlichungen<br />

Vision Integration der Homöopathie auch in andere Kinderkliniken, damit<br />

auch dort diese Therapieform als Erweiterung der Medizin für die<br />

bestmögliche Therapie beim einzelnen Kind angewendet wird.<br />

Adresse<br />

Dr. med Sigrid Kruse<br />

Leiterin des Projekts: Homöopathie in der Pädiatrie<br />

Dr. von Haunersches Kinderspital<br />

Ludwig-Maximilians-Universität München<br />

Lindwurmstr. 4,<br />

D-80337 München<br />

Tel.: 0049 (0)89-5160-7724<br />

Fax: 0049 (0)89-5160-2151<br />

e-mail: Sigrid.Kruse@med.uni-muenchen.de<br />

6. Internationales <strong>Symposium</strong> Homöopathie in Klinik, Praxis und Forschung<br />

Dr. von Haunersches Kinderspital der Ludwig-Maximilians-Universität München, 1.12.<strong>2007</strong>


Enuresis – was tun? Notizen – Dr. med. Martina Heinrich<br />

Enuresis – was tun?<br />

Dr. med. Martina Heinrich<br />

Oberärztin der Kinderchirurgie am Dr. von Haunerschen<br />

Kinderspital der LMU München<br />

Zusammenfassung<br />

Einnässen ist das häufigste urologische Krankheitsbild im Kindesalter.<br />

Zur Einschätzung und Behandlung des Symptoms „Einnässen“<br />

ist die Unterscheidung zwischen Enuresis und Harninkontinenz<br />

entscheidend. Bei der Enuresis handelt es sich um eine<br />

normale Blasenentleerung am falschen Platz zur falschen Zeit.<br />

Davon abzugrenzen ist die Harninkontinenz, die jede Form des<br />

ungewollten Harnabgangs als Symptom einer zugrundeliegenden Erkrankung bezeichnet. Diese kann<br />

struktureller, neurogener, psychogener oder auch funktioneller Art sein. Die Unterscheidung gelingt<br />

in den meisten Fällen schon durch eine strukturierte Anamnese sowie durch ein gut geführtes<br />

Trink- und Miktionsprotokoll. Die genaue Definition der Enuresis nocturna ist das Einnässen im Schlaf<br />

an mindestens zwei Nächten pro Monat nach dem 5. Lebensjahr. Ab diesem Alter wird normalerweise<br />

die Blasenkontrolle erreicht. Im Alter von 5 bis 6 Jahren sind ca. 90% aller Kinder zuverlässig<br />

trocken.<br />

Die Entwicklung der Blasenkontrolle gibt Einblick in die Pathogenese der Enuresis und der funktionellen<br />

Harninkontinenz. Die Miktion des Säuglings erfolgt unbewusst über ein pontines, mesencephales<br />

Miktionszentrum, teils stimuliert durch äußere Trigger z.B. Trinken. Es erfolgt eine unwillkürliche<br />

Detrusorkontraktion im Sinne eines Reflexbogens. Ab dem 2.-3. Lebensjahr wird die Blasenfüllung<br />

bewusst wahrgenommen, unwillkürliche Detrusorkontraktionen können aber noch<br />

nicht vollständig durch inhibitorische kortikale Bahnen gehemmt werden. In dieser Zeit kommt es<br />

auch zu einer transitorischen Detrusorhyperaktivität bei noch nicht vollständiger Suppression des<br />

Entleerungsreflexes. Daher wird kompensatorisch zum Erreichen der Kontinenz der willkürliche<br />

Sphinkter externus vesicae angespannt, um den Harnabgang durch die unwillkürliche Detrusorkontraktion<br />

zu verhindern. Enuresis ist die Folge einer verzögerten Reifung dieser Blasenkontrolle.<br />

Vor allem nachts kommt es noch zu einer vollständigen Blasenentleerung durch eine nicht gehemmte<br />

Detrusorkontraktion. Einflussfaktoren sind Tiefschlaf und die damit verminderte Vigilanz, kleine Blasenkapazität<br />

oder übermäßige bzw. nicht gedrosselte nächtliche Urinproduktion durch mangelnde<br />

ADH-Ausschüttung. Ein miktionelles Fehlverhalten kann in eine sogenannte psychogene Harninkontinenz<br />

münden. Hierbei wird der Harndrang nicht registriert oder die Miktion trotz bestehendem<br />

Harndrang hinausgezögert. Die Gründe hierfür sind z.B ein konzentriertes Spielen, welche das<br />

Kind nicht unterbrechen will oder das Vermeiden des Toilettengangs außerhalb von zu Hause. Daraus<br />

können sich sekundäre Blasenfunktionsstörungen mit Restharnbildung entwickeln. Zusätzlich<br />

kann hier eine Enkopresis bestehen und häufig auch andere Verhaltensauffälligkeiten. Die funktionelle<br />

Harninkontinenz resultiert aus einer pathologischen Speicherphase bei Detrusorinstabilität<br />

und/oder aus einer pathologischen Entleerungsphase bei Detrusor-Sphinkter-Dyskoordination.<br />

Diese Kinder können tagsüber nur durch ein auffälliges Miktionsverhalten ohne Harninkontinenz<br />

auffallen, aber nachts Einnässen. Die Detrusorinstabilität beschreibt die vorzeitige Detrusorkontraktion<br />

bei noch geringer Füllung der Blase. Sie kann idiopathisch oder sekundär Folge eines erhöh-<br />

6. Internationales <strong>Symposium</strong> Homöopathie in Klinik, Praxis und Forschung<br />

Dr. von Haunersches Kinderspital der Ludwig-Maximilians-Universität München, 1.12.<strong>2007</strong><br />

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Enuresis – was tun? – Dr. med. Martina Heinrich<br />

ten Auslasswiderstands der Blase sein. Die Detrusor-Sphinkter-Dyskoordination tritt durch eine mangelhafte<br />

Entspannung des Beckenbodens und des Sphinkter externus während der Miktion auf. Funktionell<br />

kommt es zur subvesikalen Obstruktion. Die Detrusor-Sphinkter-Dyskoordination und Detrusorinstabilität<br />

treten bei der funktionellen Harninkontinenz häufig gemeinsam auf. Die weiterführende<br />

Diagnostik ergibt im Unterschied zur echten neurogenen Blase meist normale anatomische<br />

und morphologische Verhältnisse.<br />

Diagnostisch sind eine genaue Anamnese sowie ein Trink- und Miktionsprotokoll wichtig. In der<br />

Anamnese der Enuresis zeigt sich meist ein Einnässen jede Nacht, bis das “Bett schwimmt”. Das<br />

Kind wird in der Regel davon nicht wach und die Eltern berichten, dass es schwer erweckbar ist.<br />

Tagsüber zeigen sich ein normales Miktionsverhalten und auch normale Stuhlgewohnheiten. Eine<br />

Tagessymptomatik legt immer den Verdacht auf Vorliegen einer Harninkontinenz nahe. Es werden<br />

in der Regel keine Harnwegsinfektionen angegeben. Als Basisdiagnostik wird eine Urinuntersuchung<br />

und Ultraschalluntersuchung durchgeführt. Besteht anamnestisch der Verdacht auf Vorliegen einer<br />

strukturellen Harninkontinenz, schließt sich eine weiterführende Stufendiagnostik an. Diese beinhaltet<br />

dann der Reihenfolge nach die Zystomanometrie mit Uroflow und Beckenboden-EMG, ggf.<br />

eine uroradiologische und szintigraphische Diagnostik oder eine Urethro-Zystoskopie.<br />

Therapeutisch haben die Alarmsysteme, die sog. Konditionierungsbehandlung (Klingelhose) immer<br />

noch einen hohen Stellenwert in der Behandlung der Enuresis. Die Therapie ist jedoch nicht ohne<br />

Belastung für die ganze Familie, vor allem aufgrund der schweren Erweckbarkeit des einnässenden<br />

Kindes. Laut Literatur können bei richtiger und vor allem konsequenter Anwendung innerhalb<br />

von 2 Monaten Erfolgsquoten von bis zu 85% erzielt werden. Die Rückfallquote liegt bei etwa 20%.<br />

Die medikamentöse Behandlung zur Reduzierung der nächtlichen Urinproduktion steht dem gegenüber.<br />

Hier steht mit Desmopressin, ein synthetisches Analogon von humanem Vasopressin, zur Verfügung.<br />

Es wirkt selektiv als V2-Rezeptor-Agonist. Es bewirkt eine vermehrte Wasserrückresorption<br />

und Konzentrierung des Urins. Beachtet werden muss, dass nach der Einnahme am Abend Trinkexzesse<br />

unbedingt vermieden werden müssen, da es sonst zu einer lebensbedrohlichen Wasserintoxikation<br />

kommen kann. Unter konsequenter Behandlung und Beachtung der richtigen Dosierung<br />

werden innerhalb von einem halben Jahr 70-80% der Kinder trocken. Die medikamentöse Behandlung<br />

der Enuresis mit trizyklischen Antidepressiva kann heute nicht mehr empfohlen werden.<br />

Die Therapie der psychogenen und funktionellen Harninkontinenz umfasst die Urotherapie in Kombination<br />

mit einer medikamentösen anticholinergen Therapie bei Vorliegen einer instabilen Blase.<br />

Als Urotherapie bezeichnet man eine Verhaltenstherapie, die ambulant oder teilstationär in mehreren<br />

Sitzungen einzeln oder in Gruppen durchgeführt wird. Es erfolgt eine Schulung der Patienten und<br />

anschließend eine gemeinsame Besprechung bzw. Schulung zusammen mit den Eltern. Das Ziel ist<br />

es, dem Kind ein besseres Verständnis des eigenen Körpers und insbesondere der Blasenfunktion zu<br />

vermitteln. Voraussetzung ist eine entsprechende Motivation und mindestens Schulreife. Unterstützend<br />

wird in der Urotherapie zu Beckenbodenübungen und einem Biofeedback-Training zur Verbesserung<br />

der Entspannung des Beckenbodens angeleitet. Eine anticholinerge Therapie hat ihren Stellenwert<br />

in der Therapie von Patienten mit Einnässen bei einer Blasenfunktionsstörung mit Detrusorhyperaktivität<br />

mit dem Bild einer instabilen Blase (kleine Miktionsvolumina und eine Pollakisurie).<br />

Insgesamt ist die Chance einer erfolgreichen Behandlung einer Enuresis sehr gut, bei Mädchen<br />

sogar etwas besser als bei Knaben. Allerdings müssen zur Bestimmung des Behandlungskonzeptes<br />

ein ausführliches Trink- und Miktionsprotokoll geführt werden, um eine Blasenfunktionsstörung zu<br />

entdecken. Die alleinige Anamnese reicht nicht aus. Die sogenannte funktionell bedingte Harnin-<br />

6. Internationales <strong>Symposium</strong> Homöopathie in Klinik, Praxis und Forschung<br />

Dr. von Haunersches Kinderspital der Ludwig-Maximilians-Universität München, 1.12.<strong>2007</strong>


Enuresis – was tun? – Dr. med. Martina Heinrich<br />

kontinenz kann dann durch die Kombination der Urotherapie mit medikamentöser Behandlung in<br />

bis zu 90% der Fälle erfolgreich behandelt werden. Nur etwa 1% aller Patienten bleiben auch Enuretiker.<br />

Lebenslauf Dr. med. Martina Heinrich<br />

Geb. 15.12.1969 in Gräfelfing<br />

Gymnasium Weilheim, Abitur 1989<br />

Studium der Medizin an der TU München<br />

Jun. 1996 – Dez. 1997 Ärztin im Praktikum, Kinderchirurgie, Klinik St. Hedwig Regensburg<br />

1998 Assistenzärztin, Allgemeinchirurgie, Luzern, Schweiz<br />

1999 – 2003 Assistenzärztin, Kinderchirurgie,<br />

Dr. von Haunersches Kinderspital der LMU München<br />

Mai 2003 Fachärztin für Kinderchirurgie<br />

seit Mai 2003 Oberärztin, Kinderchirurgie,<br />

Dr. von Haunersches Kinderspital der LMU München<br />

Schwerpunkte: Kinderurologie, Kinderviszeralchirurgie,<br />

Schmerztherapie bei Kindern<br />

Adresse<br />

Dr. med. Martina Heinrich<br />

Oberärztin Kinderchirurgie<br />

Dr. von Haunersches Kinderspital<br />

der Ludwig-Maximilians-Universität München<br />

Lindwurmstr. 4<br />

D-80337 München<br />

Tel.: 0049 (0)89-5160-3131<br />

e-mail: Martina.Heinrich@med.uni-muenchen.de<br />

6. Internationales <strong>Symposium</strong> Homöopathie in Klinik, Praxis und Forschung<br />

Dr. von Haunersches Kinderspital der Ludwig-Maximilians-Universität München, 1.12.<strong>2007</strong><br />

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Notizen<br />

6. Internationales <strong>Symposium</strong> Homöopathie in Klinik, Praxis und Forschung<br />

Dr. von Haunersches Kinderspital der Ludwig-Maximilians-Universität München, 1.12.<strong>2007</strong>


Konstitutionstherapie bei Kindern mit Enuresis – Dr. med. Jutta Gnaiger-Rathmanner<br />

Homöopathie als Konstitutionstherapie<br />

bei Kindern mit Enuresis<br />

Dr. med Jutta Gnaiger-Rathmanner<br />

Allgemeinmedizin, Homöopathie, Feldkirch, Österreich<br />

Der ärztliche Auftrag – eine Kunst der Begegnung und der Kommunikation,<br />

in zweiter Linie eine Wissenschaft.<br />

Betritt ein Kind den Ordinationsraum, beginnen Kontakt und Begegnung<br />

und damit die homöopathische Anamnese. Vieles lässt<br />

sich unmittelbar beobachten:<br />

Schaut das Kind mich an? Ist es dabei aufrecht, schlaff oder verkrampft?<br />

Lässt es sich ein in die Begegnung, klammert es sich davon aus oder übernimmt es sofort<br />

die Führung? Ist es offen, verhalten und verschlossen oder neugierig? Ist es ernst oder fröhlich und<br />

unbekümmert? Benimmt es sich aufmerksam, bewegt es sich verlangsamt, schwerfällig oder übertrieben<br />

aufgedreht?<br />

Diese Zeichen an Hand von „unvoreingenommener Wahrnehmung mit allen Sinnen“ sind die nonverbalen,<br />

präverbalen Daten über ein Kind: Sie sind immer da, immer zur Verfügung. Der Arzt, geschult<br />

in seiner Logik und mit großem Wissen, muss lernen, diese ständig präsenten Zeichen des<br />

Seins so direkt und unkompliziert wahrzunehmen, wie sie sich anbieten. Er muss lernen, sie bewusst<br />

zu registrieren und nach den Regeln der Methode einzusetzen und zu verwenden.<br />

Die Enuresis ist ein Leiden, das sich meist nachts, unbewusst, ohne Worte und meist ohne bedeutende<br />

Begleitsymptome abspielt. Ist der Aspekt der Konstitution in der Kindermedizin bedeutend,<br />

so besonders bei diesem Thema als notwendige Ergänzung zum Gespräch.<br />

Drei Beispiele von Kindern und Arzneien mit Blick auf die Konstitution werden angeführt, auf<br />

Grund der eigenen Erfahrung und im Vergleich mit den Ergebnissen von Dorcsi, Flury und dem Repertorium.<br />

Ein ruhiger Junge, angepasst und scheu, zuhause heftig und zornig<br />

Klinische Diagnosen:<br />

Chronischer Schnupfen mit Verdacht auf Adenoide, Enuresis diurna<br />

Verdacht auf Erythema nodosum, Plantarwarze<br />

Homöopathische Diagnose in Ergänzung:<br />

Der torpide Verlauf an Schleimhaut und Haut, dazu die Blasensymptomatik als drittes gestörtes<br />

Organsystem. Das Verhalten und die Konstitution des Kindes.<br />

Petroleum in niederen und hohen Potenzen hat ihm nachhaltig geholfen.<br />

Vergleichsmittel auf Grund der Konstitution:<br />

Sulfur, Lycopodium und Sepia.<br />

Das rastlose, hektische, kämpferische, risikofreudige Kind<br />

Kräftig – athletisch, oft mit frühzeitig geformten Gesichtszügen, manchmal „wie alt aussehend“,<br />

vorlaut, keck, und charmant.<br />

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Dr. von Haunersches Kinderspital der Ludwig-Maximilians-Universität München, 1.12.<strong>2007</strong><br />

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Konstitutionstherapie bei Kindern mit Enuresis – Dr. med. Jutta Gnaiger-Rathmanner<br />

Ein Frühentwickler in Motorik und Verhalten, doch etwas polternd und grob.<br />

Immer dabei mit den großen Geschwistern und im Wettkampf mit ihnen, ohne Rücksicht auf<br />

Verluste, und je gewagter, umso lieber.<br />

Jungen oder burschikose Mädchen.<br />

Nachts ein Bauchschläfer, unruhig<br />

Enuresis, gelegentlich mit scharf riechendem Urin. Neigung zu Onanie, Windeldermatitis oder<br />

Soor oder andere Störungen im Urogenitalbereich sind oft in der Vorgeschichte zu finden.<br />

Diese Konstellation weist auf Medorrhinum hin, immer in Hochpotenzen verabreicht.<br />

Vergleichsmittel auf Grund der Konstitution:<br />

Mercurius solubilis, Staphisagria, Sulfur.<br />

Das liebenswerte, extrovertierte, sanguinische Kind<br />

Zart, zierlich, grazil und spielerisch bewegt, feine Züge, lebhafte Augen, charmant.<br />

Kontaktfreudig, heiter, aufgeweckt, neugierig, klug – lebensklug, altklug.<br />

Meist entweder hellblond oder mit dichtem, dunklem Haar.<br />

Das Kind, das den Kontakt und die Abwechslung liebt. „Reiselust“. Doch es ist nicht das<br />

angepasste Kind: Es kann gut nein sagen, ist widerspenstig und eigensinnig, ja böse und<br />

kratzbürstig – doch immer wieder mit zärtlichen, heiteren Phasen im Wechsel.<br />

Enuresis nocturna – ohne sonstige Symptome<br />

Auch: Reizblase, Tenesmen und chronische Zystitis<br />

Empfindlich auf Wetterwechsel, Kälteeinfluss, auf Erregung - auch Freude.<br />

Vielleicht infektanfällig mit zervikaler Lymphadenitis oder<br />

Zeichen von Atopie an Haut und Bronchien im Sinne von Reizhusten<br />

oder Neigung zu Diarrhoe.<br />

Dieses gesamte Bild des Kindes weist auf die Arznei Tuberculinum hin, meist in Hochpotenzen<br />

verabreicht.<br />

Vergleichsmittel auf Grund der Konstitution:<br />

Pulsatilla, Belladonna, Ferrum metallicum, Phosphor, Bacillinum, Carcinosinum.<br />

Lebenslauf Dr. med. Jutta Gnaiger-Rathmanner<br />

Seit 25 Jahren Private Arztpraxis für Allgemeinmedizin mit Schwerpunkt Homöopathie in<br />

Feldkirch, Österreich<br />

Ab 1975 Mitarbeit im Ludwig-Boltzmann-Institut für Homöopathie in Wien bei<br />

Dr. Mathias Dorcsi<br />

Studienaufenthalte in Augsburg bei Dr. Stübler und in Mexiko City bei<br />

Dr. Proceso Sanchez Ortega<br />

1978 – 1994 Mitarbeit im Vorstand der Österreichischen Gesellschaft für<br />

Homöopathische Medizin (ÖGHM)<br />

1994 – 1996 Vorsitzende der ÖGHM<br />

1985 – 1991 Vizepräsidentin für Österreich bei der Internationalen Liga für<br />

homöopathische Ärzte<br />

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Konstitutionstherapie bei Kindern mit Notizen Enuresis – Dr. med. Jutta Gnaiger-Rathmanner<br />

April 1993 Kongresspräsidentin des Internationalen Liga-Kongresses in Wien<br />

seit 1982 Lehr- und Vortragstätigkeit in Homöopathie in Österreich und Deutschland,<br />

in Osteuropa und auf den Internationalen Liga-Kongressen.<br />

Preise Goldene Samuel-Plakette für den besten Vortrag am Internationalen<br />

Liga-Kongress in Köln, 1991<br />

Thema: Angst, Sehnsucht und Unvermögen bei Lac caninum –<br />

mit 8 Krankengeschichten<br />

Dr. Peithner Forschungspreis für Homöopathie 2004 für die Arbeit<br />

Petroleum – eine Arznei der Kohlenstoffgruppe<br />

Wissenschaftliche Arbeiten – Beispiele<br />

1.) Mitautorin am Lehrbuch „Homöopathie in der Gynäkologie und Geburtshilfe“, Verlag Urban<br />

und Fischer, Elsevier, München, 2006, Kasuistiken<br />

2.) Mitautorin am Lehrbuch „Homöopathie in der Kinder- und Jugendmedizin“,<br />

Verlag Urban & Fischer, Elsevier, München 2. Auflage <strong>2007</strong><br />

3.) „Das unruhige Kind“ unter dem Motto der Konstitution. AHZ 6/2006<br />

4.) „Petroleum – eine Arznei der Kohlenstoffgruppe“ Documenta homoeopathica, Maudrich, Wien<br />

2003<br />

5.) “Medorrhinum – A Remedy for “Modern” Children” – Management of Allergic and Nervous<br />

Children. Homoeopathic Links 2/03, Vol. 16,<br />

6.) Auf Deutsch in AHZ 3/2002<br />

Adresse:<br />

Dr. med Jutta Gnaiger–Rathmanner<br />

Praktische Ärztin / Homöopathie<br />

Hirschgraben 15<br />

A-6800 Feldkirch<br />

Tel: 0043 (0)5522-72097<br />

Fax: 0043 (0)5522-72097-6<br />

e-mail: dr.jutta.gnaiger@aon.at<br />

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Dr. von Haunersches Kinderspital der Ludwig-Maximilians-Universität München, 1.12.<strong>2007</strong><br />

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Ankündigung<br />

Abstract<br />

Ankündigung<br />

Wir laden Sie herzlich ein zum<br />

7. Internationalen <strong>Symposium</strong><br />

Homöopathie in Klinik, Praxis und Forschung<br />

am Samstag, 29. November 2008<br />

Thema:<br />

“Das chronisch kranke Kind”<br />

Ort:<br />

Dr. von Haunersches Kinderspital der<br />

Ludwig-Maximilians-Universität München<br />

6. Internationales <strong>Symposium</strong> Homöopathie in Klinik, Praxis und Forschung<br />

Dr. von Haunersches Kinderspital der Ludwig-Maximilians-Universität München, 1.12.<strong>2007</strong>


Verein zur Förderung der ärztlichen Homöopathie in den Kinderkliniken<br />

Vorstandsvorsitzende: Dr. med. Mira Dorcsi-Ulrich, Kinderärztin, Homöopathie<br />

Benderstr. 7 • 81247 München • Tel.: 089-2714000 • Fax: 089-27349696<br />

e-mail: info@globulus.org • homepage: www.globulus.org<br />

Hypo-Vereinsbank, BLZ 70020270, Kontonummer 90198700<br />

<strong>GLObulus</strong> e.V. wurde im Dezember 2000 in München gegründet. Mitglieder sind interessierte Menschen, die<br />

die Homöopathie in den Kinderkliniken unterstützen wollen, wie Eltern, Patienten, Apotheker, Ärzte und<br />

Kinderärzte. Sie verstehen die Homöopathie als einen Teil der gesamten Medizin. Vorrangiges Ziel von <strong>GLObulus</strong><br />

e.V. ist u.a. der Ausbau des Projekts „Homöopathie in der Kinderheilkunde“ am Dr. von Haunerschen<br />

Kinderspital der LMU München.<br />

Projekt: Homöopathie in der Kinderheilkunde<br />

Pionierleistung und Vision<br />

Das Modellprojekt<br />

Das Modellprojekt Homöopathie in der Kinderklinik<br />

wurde von April 1995 bis 2002 von der Karl und<br />

Veronica Carstens-Stiftung gefördert. Sie finanzierte<br />

eine Assistenzarztstelle am Dr.von Haunerschen Kinderspital<br />

der Ludwig-Maximilians-Universität München.<br />

Frau Dr. Sigrid Kruse kann seither bei der Behandlung<br />

der Kinder die homöopathische Therapie<br />

begleitend zur konventionellen Therapie einsetzen.<br />

Derzeit finanzieren die Krankenkassen zwei Assistenzarztstellen<br />

für Homöopathie am Dr. von Haunerschen<br />

Kinderspital, eine weitere Assistenzarztstelle<br />

wird zu 50% von <strong>GLObulus</strong> e.V. bezahlt.<br />

Ziele des Projekts<br />

• Vergrößerung der Forschungsgruppe Homöopathie<br />

am Dr. von Haunerschen Kinderspital.<br />

• Wissenschaftliche Studien und Forschung zur<br />

homöopathischen Therapie.<br />

• Integration der Homöopathie in anderen Kinderkliniken.<br />

Welche Krankheiten werden<br />

homöopathisch behandelt?<br />

Voraussetzung für eine begleitende, homöopathische<br />

Therapie ist eine abgeschlossene medizinische Diagnostik.<br />

Teilweise handelt es sich um Erkrankungen<br />

mit wenig Therapiemöglichkeiten.<br />

e.V.<br />

1) Akute Erkrankungen:<br />

Fieberhafte Infekte der oberen Luftwege, Magen-<br />

Darm-Infekte, Zahnungsbeschwerden, Folgen von<br />

Verletzung und Schock, Angstzustände u.a.<br />

2) Chronische Erkrankungen:<br />

Allergien, Neurodermitis, Asthma, häufig wiederkehrende<br />

Infekte, Migräne, Tic, Hirnblutung, Entwicklungsverzögerung,<br />

Bettnässen, ADHS, Linderung<br />

der Nebenwirkungen durch Chemotherapie bei Krebserkrankungen<br />

u.a.<br />

Wie gehen wir vor?<br />

• Indikationsstellung<br />

Entscheidung, ob eine homöopathische Therapie<br />

beim jeweiligen Kind angezeigt ist<br />

• Krankengeschichte<br />

Akute Erkrankungen: Zielgerichtete Anamnese mit<br />

Fokus auf das vollständige Lokalsymptom, körperliche<br />

Untersuchung und Verordnung nach<br />

der Bewährten Indikation.<br />

Chronische Erkrankungen: Erheben einer ausführlichen,<br />

homöopathischen Anamnese (1-2 Stunden)<br />

mit körperlicher Untersuchung und kurzer<br />

Videoaufnahme des Kindes<br />

• Supervision<br />

Besprechung und Wahl des geeigneten homöopathischen<br />

Einzelmittels im Homöopathie-<br />

Team gemeinsam mit der erfahrenen Kinderärztin<br />

Dr. Mira Dorcsi-Ulrich.<br />

• Verlaufsbeurteilung<br />

Regelmäßiger persönlicher und telefonischer Kontakt<br />

6. Internationales <strong>Symposium</strong> Homöopathie in Klinik, Praxis und Forschung<br />

Dr. von Haunersches Kinderspital der Ludwig-Maximilians-Universität München, 1.12.<strong>2007</strong><br />

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Welche Kinder<br />

werden homöopathisch behandelt?<br />

1) Auf den Stationen:<br />

Durch Zuweisung von Stationsärzten,<br />

auf Wunsch der Eltern oder<br />

durch Initiative der Krankenschwestern<br />

2) In der Ambulanz:<br />

Durch Überweisung von niedergelassenen Ärzten<br />

und ärztlichen Kollegen der Klinik oder auf Nachfrage<br />

von Eltern<br />

Forschung zur Homöopathie<br />

Neben der Integration der Homöopathie in die Klinik<br />

ist die Forschung bedeutsam. Dabei steht die Frage<br />

im Vordergrund, ob die homöopathischen Therapieerfolge<br />

beim einzelnen Kind auch unter Studienbedingungen<br />

überzeugend sind.<br />

Bisher wurden Beobachtungsstudien zu folgenden<br />

Themen durchgeführt:<br />

• wiederkehrende Infekte der oberen Luftwege<br />

• chronische Harnwegsinfektionen<br />

• Bettnässen<br />

• Prader-Labhard-Willi-Syndrom (= genetisch bedingte<br />

Erkrankung mit Entwicklungsstörung)<br />

• Tic<br />

• Säuglinge mit Hirnblutung 3. Grades<br />

• Drogenentzugssyndrom bei Neugeborenen<br />

Welche Erfahrungen<br />

haben zwölf Jahre Modellprojekt gebracht?<br />

Es wurden Kinder mit unterschiedlichsten Krankheiten<br />

homöopathisch behandelt.<br />

In vielen Einzelfällen konnte eine, manchmal erstaunliche,<br />

Besserung erzielt werden.<br />

Die Offenheit gegenüber der Homöopathie ist in der<br />

Klinik deutlich gewachsen.<br />

Es hat sich eine erfreulich gute Zusammenarbeit mit<br />

den Kollegen der verschiedenen Spezialgebiete<br />

entwickelt.<br />

Die Pilotstudien brachten bisher ermutigende Resultate.<br />

Für ein aussagekräftiges Ergebnis bedarf es<br />

jedoch weiterer, umfassender Studien.<br />

Klinikumfrage<br />

Im Jahre 2000 wurde eine Fragebogenaktion unter<br />

den Ärzten, Pflegepersonal und Eltern der Klinik<br />

durchgeführt. Als Ergebnis fand sich bei allen Befragten<br />

schon damals eine erstaunlich große Zustimmung<br />

für das Projekt und die begleitende, homöopathische<br />

Therapie in dieser Kinderklinik.<br />

Abstract<br />

Pionierleistung und Vision<br />

Die Pionierleistung:<br />

Die begleitende homöopathische Therapie hat im<br />

Dr. von Haunerschen Kinderspital innerhalb von<br />

zwölf Jahren einen eigenen Stellenwert für die Ärzte,<br />

Eltern und Kinder bekommen. Ein homöopathisches<br />

Konsil auf den Stationen ist zur Selbstverständlichkeit<br />

geworden.<br />

Unsere Vision:<br />

Verwurzelung der Homöopathie in die Kinderklinik<br />

durch<br />

• Fortführung des Projekts im Dr. von Haunerschen<br />

Kinderspital<br />

• Ausbau der Forschungsgruppe mit Ärzten, Dokumentationsassistenten,<br />

Statistikern<br />

• Durchführung von Studien zur Etablierung der Homöopathie<br />

in dieser und in anderen Kinderkliniken<br />

• Versorgung der kranken Kinder mit begleitender<br />

homöopathischer Therapie auch in anderen Kinderkliniken<br />

Ein solches Projekt kostet Geld.<br />

Deshalb brauchen wir engagierte Menschen und<br />

Sponsoren, die uns unterstützen.<br />

Dies ist eine besondere Chance – und Herausforderung<br />

an die moderne Medizin und unsere Gesellschaft.<br />

Unser zentrales Anliegen ist der offene Dialog zwischen<br />

Homöopathie und konventioneller Medizin<br />

mit Respekt und Achtung füreinander, damit wir<br />

gemeinsam die bestmögliche Therapie für das einzelne<br />

Kind anwenden.<br />

Was können Sie tun?<br />

• Werden Sie Mitglied des <strong>GLObulus</strong> e.V. (Mitgliedsbeitrag:<br />

50,– Euro/Jahr)!<br />

• Unterstützen Sie <strong>GLObulus</strong> e.V. mit einer Spende<br />

auf folgendes Konto:<br />

Hypo-Vereinsbank<br />

BLZ 70020270<br />

Kontonummer 90198700<br />

Selbstverständlich sind Spende und Mitgliedsbeitrag<br />

steuerlich abzugsfähig. Die Spendenbescheinigung<br />

wird Ihnen umgehend zugeschickt.<br />

6. Internationales <strong>Symposium</strong> Homöopathie in Klinik, Praxis und Forschung<br />

Dr. von Haunersches Kinderspital der Ludwig-Maximilians-Universität München, 1.12.<strong>2007</strong>


Danksagung<br />

Wir danken für die freundliche<br />

Unterstützung des 6. Internationalen<br />

<strong>Symposium</strong>s „Homöopathie in Klinik,<br />

Praxis und Forschung“ durch:<br />

Impressum<br />

Projekt „Homöopathie in der Pädiatrie“<br />

Leiterin: Dr. med. Sigrid Kruse<br />

Dr. von Haunersches Kinderspital der<br />

Ludwig-Maximilians-Universität München<br />

Lindwurmstr. 4, 80337 München<br />

Tel. 089-5160-7724 (8-9 Uhr)<br />

Fax 089-5160-2151<br />

e-mail: Sigrid.Kruse@med.uni-muenchen.de<br />

Veranstalter<br />

Kinderklinik und Poliklinik im<br />

Dr. von Haunerschen Kinderspital der<br />

Ludwig-Maximilians-Universität München<br />

Lindwurmstr. 4, 80337 München<br />

und<br />

<strong>GLObulus</strong>. e.V. (Verein zur Förderung<br />

der ärztlichen Homöopathie<br />

in den Kinderkliniken)<br />

Benderstr. 7, 81247 München<br />

Tel. 089-2714000<br />

Fax 089-27349696<br />

e-mail: info@globulus.org<br />

Internet: www.globulus.org<br />

Impressum<br />

Redaktion<br />

Dr. med. Sigrid Kruse<br />

Dr. med. Mira Dorcsi-Ulrich<br />

Dr. med. Katharina Adam<br />

Stefanie Schetzek<br />

Grafische Gestaltung<br />

Studio für Werbung, Christian Korn<br />

www.apanoua.de<br />

Druck<br />

Druckerei Haag, Augsburg<br />

Auflage: 1.000<br />

© <strong>GLObulus</strong> e.V. (Verein zur Förderung<br />

der ärztlichen Homöopathie in den<br />

Kinderkliniken)<br />

1. Dezember <strong>2007</strong><br />

6. Internationales <strong>Symposium</strong> Homöopathie in Klinik, Praxis und Forschung<br />

Dr. von Haunersches Kinderspital der Ludwig-Maximilians-Universität München, 1.12.<strong>2007</strong>

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