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In eine andere Welt - meine Auswander - La Digue Seychellen

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<strong>In</strong> <strong>eine</strong> <strong>andere</strong> <strong>Welt</strong><br />

Der <strong>eine</strong> oder <strong>andere</strong> hat schon einmal darüber nachgedacht auszusteigen. Ich habe das seit<br />

m<strong>eine</strong>m dreißigstem Lebensjahr getan. Da wollte ich mit 40 aufhören. Der Gedanke blieb, die<br />

Umsetzung immer wieder um fünf Jahre verschoben. Zuletzt wollte ich mit 63 Jahren aufhören,<br />

jetzt ist es mit 61 passiert. Das "Wo" stand schon seit über 10 Jahren fest, die <strong>Seychellen</strong> <strong>In</strong>sel <strong>La</strong><br />

<strong>Digue</strong>. <strong>In</strong> der Vergangenheit habe ich über m<strong>eine</strong> Aufenthalte hier <strong>eine</strong> Art Tagebuch primär für<br />

m<strong>eine</strong> Mutter geführt. a) weil sie gerne liest und b) wohl nie hier her kommen wird und doch<br />

wissen will was der Bub so macht. Also habe ich mein neues Leben und den Weg dahin in Worte<br />

gefasst. M<strong>eine</strong> Worte, die vielleicht nicht von jedem verstanden werden. Wer sie verstehen will,<br />

kann gerne mit <strong>eine</strong>r Mail weitere Erklärung bekommen.<br />

Juli 2009<br />

"Packe d<strong>eine</strong> Sachen und gehe an <strong>eine</strong>n Ort, den ich dir zeigen werde."<br />

Das waren Gottes Worte an Abraham. Ich tue das Gleiche obwohl Er, glaube ich, nicht mit mir<br />

gesprochen hat. Auch weiß ich nicht, ob Er mir diesen Ort vor nun mehr 24 Jahren das erste Mal<br />

gezeigt hat oder der Zufall es so wollte, aber das wäre ja auch Er. Wie dem auch sei, Tatsache ist,<br />

ich packe, um in 80 Tagen an <strong>eine</strong>n Ort zu gehen der neuneinhalb Flugstunden von Deutschland<br />

entfernt, mitten im <strong>In</strong>dischen Ozean liegt: <strong>La</strong> <strong>Digue</strong>.<br />

Die wesentlichen Dinge, wie zum Beispiel der Arbeitsvertrag sind bereits gekündigt, ebenso die<br />

Lebensversicherungen. Mein "Überbrückungsgeld" für die nötigen <strong>In</strong>vestitionen und zum<br />

Überleben bis zur Rente, falls sonst nichts reinkommt. Ich denke nun darüber nach womit ich den<br />

Container fülle der spätestens Anfang September auf die Reise gehen soll, um rechtzeitig mit mir<br />

da zu sein. Und so fange ich an einzukaufen wie der Teufel. <strong>In</strong> kurzer Zeit ist die Sauna bereits<br />

randvoll mit Kartons und Kisten, alles was "Mann" so brauchen könnte. Von Matratzen über<br />

Stromgeneratoren zu Bademäntelund Moskitonetzen, aber auch ein Räucherofen, ein<br />

Backautomat und <strong>eine</strong> Eismaschine. Während der Fortschritt hier sichtbar ist, gibt es Frust und<br />

Stillstand gleichermaßen als Gegenpol. Der Verkauf des Hauses in Deutschland geht nicht voran,<br />

der Job wird immer nerviger und die Baugenehmigung für das Haus auf <strong>La</strong> <strong>Digue</strong> macht auch k<strong>eine</strong><br />

Fortschritte. Sie ist da, aber nicht so wie gewollt. M<strong>eine</strong> Geschäftspartnerin Lindy schaltet auf stur<br />

und will sich mit den Behörden auf nichts einlassen. Schließlich ist es ihr Grundstück, da kann sie<br />

wohl machen was sie will. Schauen wir mal wie es ausgeht.<br />

August 2009<br />

Die Einkäufe gehen weiter, der Tag des Containers rückt näher. Als hätte ich k<strong>eine</strong> <strong>andere</strong>n Sorgen,<br />

nervt ein "lieber Kollege" und möchte auf <strong>La</strong> <strong>Digue</strong> <strong>eine</strong>n Cache platziert haben. GeoCasher, das<br />

sind die Typen, die mit <strong>eine</strong>m Navi all<strong>eine</strong> nicht auskommen. Sie müssen auch in der Freizeit noch<br />

mit <strong>eine</strong>m solchen Teil durch die <strong>La</strong>ndschaft rennen. Allerdings ohne sie wahr zu nehmen, auf der<br />

Suche nach dem Urinprobebehälter den <strong>andere</strong> versteckt haben. Ich nenne <strong>eine</strong>n Platz, m<strong>eine</strong>n


Angelfelsen, und verspreche den Behälter bei nächster Gelegenheit dort zu deponieren. Den<br />

Verrückten will ich sehen, der danach sucht.<br />

Der Container ist für die letzte Augustwoche bestellt und es stehen die Einkäufe des Heavy Metals<br />

an, so da sind 150 m² Fliesen, 60 m² <strong>La</strong>minat, <strong>eine</strong> Außentreppe, ein Regenwassertank und 160<br />

m²Dacheindeckung. All das, mit Zubehör, bringt gute 5 Tonnen auf die Waage. Mit dem ersten<br />

Container geht Murphy's <strong>La</strong>w weiter. Der ist nämlich undicht, und muss nach einigem Hin und<br />

Heraus getauscht werden. Natürlich war der schon mit allem Geschirr beladen, bevor wir merkten<br />

was Sache ist. Der nächste Container kommt, genau so "rusty", aber dicht. So beginnt das Beladen.<br />

M<strong>eine</strong>n Frust in der Firma versuche ich mit <strong>eine</strong>r Vereinbarung mit m<strong>eine</strong>m Chef zu lösen. Wir<br />

vereinbaren, dass ich nur noch ersch<strong>eine</strong> wenn er da ist und ich gebraucht werde, dafür ohne<br />

Rücksicht auf m<strong>eine</strong>n Resturlaub. Er willigt ein. Allerdings hat er die Rechnung ohne s<strong>eine</strong><br />

Dutzmanagementkollegen, den Miniprokuristen, denen man offensichtlich nicht traut und Ihnen<br />

deshalb Gesamtprokura gibt, wohl weil man ihnen nicht zutraut all<strong>eine</strong> vernünftige<br />

Entscheidungen zu treffen. Nun vielleicht bin ich da etwas voreingenommen, schließlich habe ich<br />

durch die Weigerung von Einzel auf Gesamt zu gehen u.a. m<strong>eine</strong>n vorletzten Job verloren. Wie<br />

dem auch sei, die Dame "HR" (Personalabteilung) verweigert ihre Zustimmung, so auch wohl der<br />

Geschäftsführer, und mein armer Chef muss s<strong>eine</strong> <strong>In</strong>kompetenz eingestehen. Ich werde erst einmal<br />

krank und trete dann dem Wunsch von "HR" (Human Resources, hätten die mal Englisch gelernt)<br />

entsprechend m<strong>eine</strong>n Resturlaub an. Der Geschäftsführer hofft es ist nichts Ernstes, ich sage ihm,<br />

dass ich auch nur ein Mensch bin, ich glaube aber er versteht es nicht.<br />

Naja, ich bringe m<strong>eine</strong>n Container auf den Weg, dabei macht der Kran, <strong>eine</strong> Nummer größer als<br />

der letzte, unsere Straße kaputt, war Anderes zu erwarten?<br />

September 2009<br />

Container weg, gilt es das Haus leer zu räumen, auch ein Einpersonenhaushalt beherbergt viel was<br />

die <strong>Welt</strong> eigentlich nicht braucht. Und so wird entsorgt. Ich unternehme zarte Versuche bestimmte<br />

Dinge zu verkaufen, so zum Beispiel m<strong>eine</strong> Klamotten. Nachdem ich erfahre, dass ich 20 Cent pro<br />

Kilo erwarten kann, gehen sie nach Königsberg, ein paar Russen werden sich freuen. Ähnlich geht<br />

es mit m<strong>eine</strong>n Schallplatten, <strong>eine</strong>r will sich das einmal anschauen, wenn er s<strong>eine</strong> nächste Tour<br />

zusammengestellt hat. Der Andere ist von der besonderen Art, sucht Rock, Jazz und Reggae.<br />

Nachdem ich ihm <strong>In</strong>terpreten nenne, bezeichnet er Queen, Stones, Small Faces aber auch Bob<br />

Marley als Pop der 70iger und 80iger Jahre, hallo, wer hat denn danach noch Platten gekauft und<br />

was ist Rock und Reggae? Also werden die wohl auch im Müll landen. Am 2., glaube ich, mache ich<br />

<strong>In</strong>a wunschgemäß <strong>eine</strong>n Heiratsantrag mit <strong>eine</strong>m Usambara?Veilchen. Es wäre wohl auch<br />

grundsätzlich kein Problem am 08.09., ihrem Geburtstag, dies zu tun. Die Grundsätzlichkeit des<br />

Wollens genügt fürs Erste und die Vernunft sagt, wir vertagen das Thema bis m<strong>eine</strong><br />

Aufenthaltsgenehmigung durch ist. <strong>In</strong>a trifft <strong>eine</strong> weitere Entscheidung, die voll m<strong>eine</strong>n Wunsch<br />

trifft, Charly, unser großer Schweitzer Sennenhund, kommt mit mir! Also fange ich an, die<br />

Formalitäten für ihn zu klären, freundlicher Unterstützung des Veterinäramtes der <strong>Seychellen</strong> und<br />

dem Konsul Hunzinger geht dies in <strong>eine</strong>m, für Behörden, super Tempo. Auch das<br />

"Tiergesundheitszentrum Grußendorf" ist voll auf den Ausw<strong>andere</strong>r fixiert, beschafft sogar <strong>eine</strong>


Adresse für das passende Hundefutter, in Südafrika, ist ja gerademal 3.000 km weg. Man mag es<br />

nicht glauben, ich habe plötzlich 3 <strong>In</strong>teressenten für das Haus. <strong>In</strong>sbesondere der Ortsbrandmeister<br />

von Sögeln wäre erste Wahl, bei mir und insbesondere beiden Nachbarn, aber er muss erst s<strong>eine</strong>n<br />

Resthof verkaufen, wir werden sehen. Die Firma melde sich ein letztes Mal, droht mit Fehltagen,<br />

weil nach ihrer Rechnung ich zwei Tage überfällig bin. Mein Chef entschuldigt sich für den Ablauf<br />

und bittet mich zum Dienst zu ersch<strong>eine</strong>n. Ich folge und bin das letzte Mal für zwei Stunden in dem<br />

"<strong>La</strong>den". Ursprünglich wollte ich <strong>eine</strong> Krankmeldung auf den Tisch legen, aber ich komme nicht auf<br />

das Niveau dieser "Manager" herunter, also lege ich m<strong>eine</strong>n Antrag für unbezahlten Urlaub auf den<br />

Tisch. Als der unterschrieben ist bin ich weg, nur mit <strong>eine</strong>m lachenden Auge. Ich entschuldige mich<br />

bei den Kollegen an denen mir gelegen, die <strong>andere</strong>n, sorry, gehen mir am A… vorbei, und das sind<br />

die Meisten. Natürlich nehme ich an der Abschiedsveranstaltung m<strong>eine</strong>r "direkten" Kollegen teil,<br />

im Haus m<strong>eine</strong>s Chefs, s<strong>eine</strong> arme Frau musste uns bekochen. Es war ok, und m<strong>eine</strong>m Naturell<br />

wurde weitestgehend entsprochen, die kennen mich halt. Über die Geschenke unter <strong>andere</strong>m ein<br />

Bild mit Seemannsknoten, nomen estomen, damit bin ich bei m<strong>eine</strong>r ersten Bootsscheinprüfung<br />

durchgefallen, reden wir später noch einmal.<br />

Oktober 2009<br />

<strong>La</strong>ngsam kommen die vergessen Sachen zu Vorschein, ein kl<strong>eine</strong>r Teil darf mitfliegen, der Rest<br />

bleibt eben hier. Nachdem die Werkstatt m<strong>eine</strong>n 307 CC kaputt repariert hat und sie ihn gekauft<br />

haben, fahre ich jetzt als Teil des Deals <strong>eine</strong>n 12 Jahre alten Peugeot 106, mein letztes Auto,<br />

wahrscheinlich. Alles was jetzt nicht von Freunden weggeholt wurde wandert auf den Sperrmüll,<br />

da ist ganz schön was zusammen gekommen. Irgendwie habe ich überhaupt kein Problem mehr<br />

damit mich von all den Sachen zu trennen. Und so kommt der letzte Tag rasend schnell auf mich<br />

zu. Ich packe die Sachen, die in den Container sollen, aber vergessen wurden, und so packe ich das<br />

Knotenbild zusammen mit einigen Streifenvorhängen und <strong>eine</strong>m Badteppich zusammen in <strong>eine</strong>n<br />

Vakuumbeutel, um das ganze zu komprimieren und zu fixieren. Als ich das Vakuum mittels<br />

Staubsauger anlege, funktioniert das auch anfänglich. Als das Vakuum allerdings größer wird<br />

kommt Leben in die Sache und die Glasscheibe des Bildes implodiert in tausend Teile. Ansonsten<br />

ist den Knoten nichts passiert. Ich kaufe als Ersatz <strong>eine</strong> Plexiglasscheibe. Wir treffen uns zwei Tage<br />

vor Abflug mit Beate und ihrem Mann zum Abendessen beim <strong>In</strong>der in Osnabrück. Beate ist die, die<br />

<strong>In</strong>a dazu gebracht hat, trotz allem, gemeinsam am 15. Januar nach <strong>La</strong> <strong>Digue</strong> zu kommen. Beate ist<br />

auch bereit am Freitag auf dem Flughafen Hilfestellung beim einchecken m<strong>eine</strong>r sieben Sachen<br />

und Charly zu leisten.<br />

Am Donnerstag gehe ich mit Charly zum Veterinär für die letzten Stempel. Als ich vor der Tür stehe,<br />

muss ich feststellen, dass ich alle Unterlagen zuhause vergessen habe. Also vertagen wir auf<br />

Freitagvormittag. Ich erledige noch m<strong>eine</strong> Bankangelegenheiten, gebe mein Auto ab und hole den<br />

Leihwagen. Der Kombi ist gerade groß genug, um alles, 2 Koffer, 2 Pakete mein prallvoller Rucksack<br />

und Charly's Kiste, darin unterzubringen. Am Abend haben wir noch ein Treffen mit den<br />

potentiellen Hauskäufern, und dann verlässt uns <strong>In</strong>a unter Tränen. Tschüs Deutschland. Am Freitag<br />

um 9.30 sind wir beim Veterinär. Der allerdings hat den Termin verpennt und taucht erst um 10.30<br />

auf, gibt mir die notwendigen Stempel und schickt mich zum Tierarzt für die <strong>In</strong>sektizid?<br />

Behandlung, also düse ich zum Tierarzt. Gott sei Dank sind die auf Zack, und ich bzw. Charly<br />

werden prompt bedient. Charly und ich werden mit den besten Wünschen von Frau Dr.<br />

Grußendorf verabschiedet. Ich packe in Windeseile m<strong>eine</strong> Sache und bin endlich mit <strong>eine</strong>r Stunde<br />

Verspätung auf der Piste. Als ich endlich um 16.30 bei m<strong>eine</strong>n Eltern eintreffe, hat mein Vater<br />

schon drei Stunden gewartet und ist jetzt so müde, dass er zwischen zwei Sätzen einschläft. Es


wäre ohnehin k<strong>eine</strong> leichte Unterhaltung gewesen. <strong>In</strong> <strong>eine</strong>r Wachphase verabschiede ich mich von<br />

ihm, in der Gewissheit, dass es wohl für immer sein wird. Er selbst sagt, es möge jetzt nur noch<br />

schnell gehen. Ich rede noch kurz mit Mutti, die die größte <strong>La</strong>st zu tragen hat. Die Pflege kommt<br />

morgens und abends für <strong>eine</strong> halbe Stund. <strong>In</strong> der restlichen Zeit muss sie sich um alles kümmern,<br />

insbesondere nachts, damit kommt sie eigentlich gar nicht mehr zur Ruhe. Ich verabschiede mich<br />

und verspreche mich nach der Ankunft zu melden. Wir fahren in den nahe gelegenen Wald und<br />

laufen <strong>eine</strong> Runde, Charly verrichtet brav s<strong>eine</strong> Geschäfte und ich verabreiche ihm 3 s<strong>eine</strong>r<br />

Tranquilizer?Pillen mit jeweils <strong>eine</strong>m Stück Käse und ab geht es zum Flughafen.<br />

Kaum das ich ausgeladen und das Auto abgegeben habe, erscheint Beate. Gemein schaffen wir den<br />

Weg über die gesamte Länge des Flughafengebäudes über 2 Stockwerke und Rolltreppen, wo kein<br />

Aufzug verfügbar. Charly in s<strong>eine</strong>r Kiste, lässt stoisch alles über sich ergehen. Die Wirksamkeit der<br />

Pillen ist offensichtlich. Beim Condor Check <strong>In</strong> angekommen geht zuerst das Gepäck. Es sind, mit<br />

Wohlwollen des Personal 52 kg, statt der erlaubten 20 kg, macht 400 €. Dann ist Charly dran, die<br />

Kiste muss von Sicherheitsleuten untersucht werden, also muss er raus. Wir bitten um Eile, weil er<br />

sich kaum noch bewegen kann. Wir schaffen es noch rechtzeitig, dass er mit eigener Kraft<br />

einsteigen kann. Die Kiste braucht <strong>eine</strong>n Wassernapf und Beate macht sich auf den Weg. Die Räder<br />

müssen ab und ich fange mit der Demontage an, da erscheint Beate mit <strong>eine</strong>r Vogeltränke, dem<br />

amtlichen Wassernapf für Notfälle. Wenn Charly s<strong>eine</strong> Zunge reinhält, ist er leer. Beate<br />

verabschiedet sich und darf sich m<strong>eine</strong>s Dankes sicher sein. All<strong>eine</strong> hätte ich ernste Probleme<br />

gehabt. Nun gehe ich zum Einchecken und wir warten auf das Boarding, das kommt auch<br />

irgendwann und dann sitzen wir im Flugzeug und warten. Nach 2 Stunden teilt man uns mit, dass<br />

<strong>eine</strong> der zwei Klimaanlagen ausgefallen ist, und man deshalb nicht starten dürfe. Außerdem würde<br />

die Crew aufgrund der Länge des Fluges die erlaubte Arbeitszeit überschreiten. Also aussteigen<br />

und Samstagmittag geht es noch einmal von vorne los. Ich nehme Charly an der Gepäckausgabe in<br />

Empfang. Der ist total benebelt und bekommt von allem nichts (Gott sei Dank) mit. Wir laufen über<br />

ein Stunde bis wir <strong>eine</strong>n Bus finden, der leer genug ist um Charly samt Kiste aufzunehmen. Als wir<br />

im Steigenberger ankommen ist es voll und wir müssen zurück ins Sheraton.<br />

Im Zimmer angekommen fällt Charly aus s<strong>eine</strong>r Kiste und schläft vor m<strong>eine</strong>m Bett weiter. Da die<br />

Minibar verriegelt ist gehe ich noch einmal in die Bar und trinke noch ein Glas Wein und treffe<br />

Leidensgenossen, die ebenfalls total begeistert von der hervorragenden Organisation der Condor<br />

sind. Als ich um 8.00 Uhr zum Frühstück gehe erfahre ich, dass wir um 12.20 abfliegen sollen.<br />

Charly ist inzwischen wach geworden und kann wieder auf allen Vieren stehen. Also gehen wir auf<br />

die Suche nach <strong>eine</strong>m Taxi, das uns in den Wald bringt. Der Erste, wie die <strong>andere</strong>n gestern Abend,<br />

transportiert k<strong>eine</strong> lebenden Tiere. Ich frage ihn, ob er m<strong>eine</strong>n Hund all<strong>eine</strong> im Wald ausführen<br />

wolle, aber scheinbar kann er mit m<strong>eine</strong>n Späßen nicht viel anfangen. Bei <strong>eine</strong>m <strong>In</strong>der habe ich<br />

mehr Glück. Der hat kein Problem und fährt uns in den nahe gelegenen Wald. Es regnet immer<br />

stärker und ich habe nur mein Sakko an und Charly hat überhaupt k<strong>eine</strong> Eile. Er macht s<strong>eine</strong><br />

Geschäfte und lässt sich alle Zeit der <strong>Welt</strong> wieder zum Taxi zu gehen. Durch und durch nass<br />

kommen wir wieder zum Hotel. Ich rufe den Flughafen?Veterinär an und frage ihn was ich nun mit<br />

Charly tun soll. Er ist absolut gegen <strong>eine</strong> neuerliche Dröhnung und hat gute Argumente, also lasse<br />

ich es. Ich gehe mit Charly wieder zum Check <strong>In</strong>, und das ganze Prozedere wiederholt sich. Räder<br />

ab, Sicherheitscheck und ab die Post. Ich muss Charly ein wenig anschieben, aber dann geht er<br />

doch wieder in s<strong>eine</strong> Kiste. Am Gate angekommen bringen die Busse schon Leute zum Flugzeug.<br />

Ich will gerade <strong>eine</strong>n Bus besteigen, als man uns bittet wieder zurück zugehen. Man hat<br />

versehentlich zu früh mit dem Boarding begonnen, die Maschine ist noch nicht sauber und die<br />

Crew noch nicht an Bord. Was haben die die ganze Nacht gemacht? Unmut macht sich breit unter<br />

den Passagieren, insbesondere bei denen die jetzt wieder aus den Bussen steigen. Und exakt als<br />

der letzte den Bus verlassen hat, darf wieder eingestiegen werden. Einige haben ihren


Geduldsfaden verloren, aber wem hilft es. Es gibt <strong>eine</strong> weitere Verzögerung, weil noch etwas<br />

überprüft werden muss. Der Applaus ist verständlich als die Maschine endlich zur Startbahn rollt<br />

und kurz darauf abhebt. Der Kapitän entschuldigt sich für das unentschuldbare und fordert die<br />

Passagiere auf, Beschwerdebriefe an Condor zu schicken. Und so erreichen wir unser Ziel, Mahe,<br />

am Sonntag 0.30. Immigration macht ein wenig Probleme wegen m<strong>eine</strong>s fehlenden<br />

Rückflugtickets, aber wir setzen Prioritäten und ich sammele erst einmal mein Gepäck und Charly<br />

ein. Der ist ok und will nur aus s<strong>eine</strong>r Kiste, was er natürlich nicht darf. Der Chef des<br />

Veterinäramtes persönlich holt Charly ab. Ich kann ihn ab 8.00h früh besuchen. Dann regele ich mit<br />

der Dame Offizier und der Dame Mason`s (Reisebüro) das Thema Rückflugticket und wir<br />

verständigen uns darauf, dass ich am Montag bei beiden, letztere zuerst, auf der Matte stehe und<br />

wir dann in aller Ruhe Ticket, Visa und Aufenthaltsgenehmigung besprechen. Ich unterschreibe ein<br />

Papier, gelobend das zu tun, und bin auf dem Weg zu Monkey Puzzle, m<strong>eine</strong>r ersten Segelyacht.<br />

Der Name: Monkey Puzzle steht für den Chilenischen Nationalbaum!<br />

Tja, da bin ich nun.<br />

<strong>In</strong> another world<br />

Ich finde kein Licht, aber <strong>eine</strong> altersschwache Taschenlampe, es reicht um aus <strong>eine</strong>m Koffer<br />

Bettbezug und Kissen zu holen, und dann verschwinde ich in m<strong>eine</strong>r Koje. Ich überlege wach zu<br />

bleiben, und schlafe darüber ein, bin aber um 6.00 wieder wach. Ich versuche mir <strong>eine</strong>n Überblick<br />

zu verschaffen und stelle fest, dass die Bilder die ich im Kopf hatte, die Wahrheit ganz schön<br />

geschminkt haben. <strong>In</strong> den nächsten Tagen wird Monkey Puzzle mir noch zeigen, dass der Name<br />

mehr als passend ist. Am Bootssteg ist Wasser und Strom verfügbar, allerdings habe ich kein Licht.<br />

Man gibt Monkey Puzzle zwei neue Batterien, trotzdem gibt es kein Licht, weil nämlich der<br />

Spannungswandler defekt ist. Der wiederum braucht 2 Tage, um wieder fit zu sein. M<strong>eine</strong><br />

Mängelliste umfasst 15 Positionen. Bis Mittwoch, m<strong>eine</strong>m ursprünglichen Abreisetag, ist nichts<br />

passiert bis auf die nicht notwendigen Batterien. Am Mittwochmorgen spreche ich mit Stephanie,<br />

die Chefin der Station, und <strong>eine</strong> halbe Stunde später ist Neil, der kl<strong>eine</strong> Chef da und erklärt, er lässt<br />

arbeiten und ab Mittag machen wir den Test auf See. Dazu kommt es dann auch und es macht<br />

verdammt viel Spaß. Neil hat auch für Donnerstag <strong>eine</strong>n Skipper angeheuert, der mich nach <strong>La</strong><br />

<strong>Digue</strong> begleiten soll. Die notwendigen Gelcoat?Arbeiten verschieben wir auf nächste Woche, wenn<br />

ich wieder da bin, um Charly abzuholen.<br />

Das ist ok.<br />

<strong>In</strong> den letzten drei Tagen habe ich m<strong>eine</strong> diversen Gänge erledigt, war bei Immigration, habe bis<br />

Dienstag jeden Morgen Charly besucht. Dann war der Schmerz zu groß ihn immer wieder verlassen<br />

zu müssen. Ich habe Einkäufe erledigt und eben versucht mich zu beschäftigen. Norman, mein<br />

Taxifahrer, war immer zur Stelle, sehr geduldig, und s<strong>eine</strong>m Wunsch Millionär zu werden in den<br />

drei Tagen etwas näher gekommen. Er freut sich schon auf m<strong>eine</strong> Rückkehr.<br />

Donnerstagmorgen um 8.30 erscheint mein Skipper. Er hat <strong>eine</strong> harte Nacht hinter sich und geht<br />

erst einmal Einkaufen. Er kehrt mit <strong>eine</strong>r großen Plastiktüte zurück. Wir fahren zum Tanken, das<br />

dauert länger als geplant, weil wir k<strong>eine</strong>n Tankschlüssel an Bord haben. Nach zehn Minuten ist<br />

<strong>eine</strong>r gefunden, wir tanken 52 Liter Diesel und stechen in See. <strong>In</strong> der Auffahrt aus der Marina<br />

öffnet er die erste Flasche Bier, und tut kund, dass er nur eingreift, wenn etwas nicht stimmt. Es<br />

stimmt alles und er widmet sich s<strong>eine</strong>m Bier. Als wir das offene Meer nach <strong>eine</strong>r Stunde erreichen,<br />

ist die zweite Flasche leer.


Wir merken schnell, dass der Wind nicht viel her gibt, schalten also Motor und Autopilot ein. Dann<br />

bleibt nichts mehr zu tun als Musik zu hören und übers Meer zu schauen für die nächsten<br />

dreieinhalb Stunden und für ihn natürlich sich s<strong>eine</strong>m Bier zu widmen. Er hat 6 Flaschen<br />

eingekauft. Die letzte leert er bei der Einfahrt in den Hafen von <strong>La</strong> <strong>Digue</strong>. Wir setzen Anker und<br />

vertauen am Kai. Er bekommt s<strong>eine</strong> 1.500 Rupees und geht erst einmal noch <strong>eine</strong> Pizza essen,<br />

bevor er die Heimreise antritt. Er war mir <strong>eine</strong> große Hilfe, hat er doch festgestellt, dass der<br />

Kühlschrank nicht funktioniert.<br />

Zumindest waren alle m<strong>eine</strong> Lieben beruhigt, dass ich nicht all<strong>eine</strong> unterwegs war. Wir räumen<br />

mein Gepäck aus und bringen es an <strong>La</strong>nd und mittel Taxi zum Haus. Wäre doch etwas viel gewesen,<br />

es die 300 Meter zu tragen. Nach dem Abendessen ist es der Wunsch von Lindy, dass wir alle noch<br />

einmal zu Monkey Puzzle gehen. Wir sitzen 10 Minuten am Kai und schauen uns den Kahn an, wie<br />

er da vor sich hin schaukelt, dann gehen wir zurück und legen uns nieder.<br />

Am nächsten Morgen gehe ich zum Hafen um Monkey Puzzle etwas in tieferes Gewässer<br />

umzusetzen. Und da ist der nächste Stachel dieses Chilenischen Nationalbaumes. Der Motor<br />

springt nicht an, der Anlasser dreht leer. Ein Anruf bei Sunsail, ein Unternehmen der TUI!, der<br />

Mechaniker kommt von Mahe. Das Ritzel vom Anlasser ist total verrostet, die Ursache aber ist ein<br />

Leck im Abgaskühler. Am nächsten Tag kommt erst einmal ein neuer Anlasser, der Motor startet<br />

wieder, aber wir haben den Motorraum voll Wasser. Also wird der Kühler ausgebaut. Es kommt am<br />

nächsten Tag ein Neuer. Jetzt fehlt noch ein passender Keilriemen. Den hole ich am nächsten Tag in<br />

Praslin ab und lasse ihn einbauen, und zum Anlass segele ich noch <strong>eine</strong> Runde, bevor ich gegen<br />

Mittag nach <strong>La</strong> <strong>Digue</strong> zurückkehre. Und so kann es wieder nach Mahe gehen, mit vollem<br />

Programm. Ich brauche 6 Stunden, aber ich habe voll m<strong>eine</strong>n Spaß. Für 1 Stunde begleiten mich 2<br />

Delphine. Ich erreiche Eden Island um halb drei im strömenden Regen und habe m<strong>eine</strong> lieben<br />

Probleme anzulegen. Zum Einen bin ich fast blind, wg. des Regens, zum Anderen will Monkey<br />

Puzzle nicht so wie ich will. Wir rammen <strong>eine</strong>n Pfosten und verbiegen den Anker leicht und<br />

schrammen an <strong>eine</strong>m Katamaran vorbei, dann kommt Hilfe und wir legen sicher an. Das rückwärts<br />

Einparken müssen wir dann noch ein wenig üben. Ich verbringe m<strong>eine</strong>n Abend mit Fish und Chips<br />

und trinke etwas zu viel Wein.<br />

Am nächsten Morgen wartet mein Fahrer Norman auf mich und fährt mich zu Immigration, er soll<br />

mich um 12.00 beim Anwalt abholen. Ich hole m<strong>eine</strong>n Pass mit dem Visum ab. Dann spreche ich<br />

mit dem Sachbearbeiter für die Aufenthaltsgenehmigung und er gibt mir die Adresse von <strong>eine</strong>m<br />

Arzt, der HIV und Röntgen soll. Ich habe noch genügend Zeit bis zum Notar Termin. Also mache ich<br />

mich auf den Weg zum HIV?Test, das Röntgen findet in <strong>eine</strong>m <strong>andere</strong>n Krankenhaus statt. An dem<br />

laufe ich auf dem Weg zum Notar vorbei, weiß aber noch nicht, dass ich dahin muss. Auch hier<br />

wird der Privatpatient schnell bedient. 20 Euro, auch hier ist Zeit Geld, also geht alles sehr schnell.<br />

Ebenso arbeitet der Notar, er braucht 10 Minuten für die Vollmacht und die Firmenregistrierung,<br />

und bevor ich wieder auf <strong>La</strong> <strong>Digue</strong> bin, liegen Firmenentwurf und Rechnung schon vor. Ich rufe<br />

Norman an, um mich abzuholen und zum Krankenhaus zu bringen. Nach 10 Minuten bin ich<br />

geröntgt und habe m<strong>eine</strong> 300 Rupees gezahlt. Schnell zurück zum HIV Arzt, der fasst zusammen,<br />

alles ok. Das Ergebnis bringe ich noch schnell zu Immigration und dann kommt der Moment. Ich<br />

hole Charly ab! Der weiß <strong>eine</strong>n Moment nicht, wo er dran ist, aber dann gibt es kein Halten mehr.<br />

S<strong>eine</strong> Pflegerin hatte wohl ein schlechtes Gewissen, ob der 100 Euro und gibt mir massenweise<br />

Reis, Dosenfleisch und –Thunfisch mit auf den Weg. Ich bezahle 1.000 Rupees und wir verfrachten<br />

Charly im Käfig ins Auto. Taxis dürfen eigentlich k<strong>eine</strong> lebenden Tiere transportieren, es droht<br />

sofortiger Lizenzentzug. Wir kommen aber ungeschoren auf Eden Island an. Charly hat volle<br />

Aufmerksamkeit. Ich mit s<strong>eine</strong>r Kiste trabe hinter ihm her Richtung Monkey Puzzle. An <strong>eine</strong>r<br />

fehlenden Planke geht ein Rad baden. An Monkey Puzzle angekommen beginnt der Kampf mit dem<br />

Einsteigen. Charly braucht 15 Minuten bis er den Satz(50 cm auf gleicher Höhe) wagt. Nach


Sonnenuntergang laufen wir noch <strong>eine</strong> Runde durch das Gelände und werden von <strong>eine</strong>m Herrn<br />

gestoppt, der genau wissen will wo ich herkomme und wo ich hin will. Es ist der General Manager<br />

dieser <strong>In</strong>sel, der mir dann erklärt, dass auf Eden Island absolutes Hundeverbot besteht. Er erlaubt<br />

uns aber, dass Charly 2 mal am Tag auf den Parkplatz der Marina darf. Ich sage dazu nichts. Nach<br />

m<strong>eine</strong>m Räucherfischsalat muss Charly dann nach unten ins Boot. Er will natürlich nicht über die<br />

steile Treppe, also trage ich ihn runter. Er bekommt Reis, extra an Bord gekocht und Thunfisch. Er<br />

frisst erst gar nicht, dann ein wenig und am nächsten Morgen ist nichts mehr da. Er schläft direkt<br />

vor m<strong>eine</strong>r Kajüte. Nach m<strong>eine</strong>m Kaffee geht es nach oben und Charly meistert die Treppe ohne<br />

Probleme. Ebenso gefällt es ihm von Bord zu gehen. Das tut er auch dann des öfteren und flaniert<br />

auf der Pier entlang. Charly bleibt an Bord als ich auf den Markt gehe um Gemüse einzukaufen<br />

und zum Notar. Ausserdem versuche ich <strong>eine</strong>n Außenbordmotor zu kaufen. Letzteres erst einmal<br />

ohne Erfolg. Wieder zurück fahren wir zum Tanken und legen dann längsseits an der Pier an bevor<br />

wir die Reise nach <strong>La</strong> <strong>Digue</strong> antreten. Charly hat zwischenzeitlich geübt aus dieser Position das<br />

Boot zu verlassen. Als er aber an Bord soll, springt er etwas zu kurz und landet zwischen Boot und<br />

Pier im Wasser. Zum ersten Mal in s<strong>eine</strong>m Leben schwimmt er nun. <strong>In</strong> s<strong>eine</strong>r und m<strong>eine</strong>r Panik erst<br />

einmal unter die Pier und auf Kommando wieder zurück. Mit vereinten Kräften, zwei Knaben vom<br />

Reinigungsdienst helfen mir, schaffen wir ihn wieder an <strong>La</strong>nd. Jetzt muss ich ihn aufs Boot heben<br />

und bin danach genau so nass wie er. Wir starten auf den Weg nach <strong>La</strong> <strong>Digue</strong>.<br />

Es ist 12.30. Wir wollten eigentlich schon früher unterwegs sein, also gilt es <strong>eine</strong> Kohle mehr<br />

aufzulegen. Charly liegt die ganze Zeit vor sich hin dösend zwischen Außentisch und Luke. Wir<br />

legen um 16.30 an. Ron, mein Helfer auf <strong>La</strong> <strong>Digue</strong> in Sachen Boot, empfängt mich mit dem kl<strong>eine</strong>n<br />

Ruderboot. Wir legen Monkey Puzzle an den Anker und vertauen an <strong>La</strong>nd. Wir werden von Lindy<br />

und Leticia erwartet. Wir bringen erst Charly's Kiste an <strong>La</strong>nd und dann, mit einiger Überredung,<br />

auch Charly. Er wird gehätschelt und getätschelt und er lässt alles stoisch über sich ergehen. Er<br />

inspiziert sein neues Zuhause und ist sauer, weil er nicht ins Haus darf. Wir laufen noch einmal die<br />

Anse Severe rauf und runter. Dann gibt es Reis mit Dosenfleisch und diesmal ist der Napf in<br />

Sekunden leer. Charly liegt den Abend über neben m<strong>eine</strong>m Sessel auf der Veranda. Als er in s<strong>eine</strong><br />

Kiste muss, zeigt er sich störrisch, gibt aber mit etwas anschieben endlich nach. Am Morgen, es ist<br />

Samstag kurz nach 06.00, laufen wir erst einmal wieder die Anse Severe entlang, dann frühstücken<br />

wir. Danach geht es auf's Boot zum Aufräumen. Andy, mein Begleiter auf dem ersten Trip nach <strong>La</strong><br />

<strong>Digue</strong>, ankert mit <strong>eine</strong>m Katamaran und bringt mich mit s<strong>eine</strong>m Dinghi zu Monkey Puzzle. Für<br />

Charly ist alles schon <strong>eine</strong> Selbstverständlichkeit, bis er mal wieder im Wasser landet. Ich räume<br />

auf und nach <strong>eine</strong>r Stunde wollen wir eigentlich wieder zurück, aber es ist weit und breit kein Boot<br />

in Sicht. Heute findet ein Angelwettbewerb statt und ich beobachte die Vorbereitung für die<br />

Siegerehrung. Dann ist endlich ein kl<strong>eine</strong>s Boot da, aber niemand der es zu mir bringt, mein Helfer<br />

Ron hat wohl besseres zu tun. Also rufe ich Bruno um Hilfe. Der ist auch kurze Zeit später da und<br />

befreit uns aus unserer misslichen <strong>La</strong>ge. Später gehen wir noch einmal zum Hafen, um uns das<br />

Spektakel anzuschauen. Charly ist schon recht bekannt geworden, von allen Seiten wird er gerufen<br />

und insbesondere bei Frauen kommt er gut an. Unsere anschließende Runde durch die Gemeinde<br />

bringt ihn s<strong>eine</strong>n Mithunden näher. Die Meisten begrüßen ihn friedlich, <strong>eine</strong>r bekläfft ihn wild, den<br />

lässt er links liegen. Daneben gehen die normalen, oder besser wichtigen Dinge, ihren <strong>La</strong>uf.<br />

Der Container ist im Zoll und mein Zollexperte Jimmy ruft fünf Mal am Tag an, um s<strong>eine</strong><br />

Erfolgsmeldungen in Bezug auf den Container abzuliefern. Die Baugenehmigung liegt nun<br />

schriftlich vor. Es darf begonnen werden. Pierre kümmert sich um die Versicherung für Monkey<br />

Puzzle. Es ist Sonntag und wir haben beschlossen Segeln und Angeln zu gehen. Bruno hat <strong>eine</strong>n<br />

mittleren Kater, weniger vom Wein am Abend, als von den diversen Seybrews (Seychellisches Bier)<br />

während s<strong>eine</strong>r Ausflüge zur Abschlussparty des Angelwettbewerbs. Gegen 10.00 stechen wir in<br />

See. Bruno, Ron, Charly und ich. Charly nimmt s<strong>eine</strong>n angestammten Platz ein und ist mit sich und


der <strong>Welt</strong> zufrieden. Ron darf ans Steuer, als Dank für s<strong>eine</strong> Hilfe, neben ein paar Rupees natürlich.<br />

Wir haben recht ordentlichen Wind und segeln Richtung Sister und Cocos. Auch bringen wir unsere<br />

Angeln in Position, wer fängt den ersten Fisch? Um es vorweg zu nehmen: k<strong>eine</strong>r gewinnt. Wir<br />

gehen alle leer aus. Dennoch haben wir unseren Spaß und kehren gegen 16.00 zurück, von Lindy<br />

und Leticia erwartet. Leticia darf Charly zum Haus führen, begafft von all den Leuten auf der Straße<br />

und stolz wie ein Spanier. Es ist Montag und da es sonst nichts zu tun gibt gehen Charly und ich zur<br />

Anse Coco und weiter zu m<strong>eine</strong>m Angelfelsen. Charly ist voll bei der Sache und das Felsenklettern<br />

macht ihm offensichtlich Spaß, obwohl sein Vierbeinantrieb zeitweise etwas konfus ist. An m<strong>eine</strong>m<br />

Felsen angekommen sucht er sich unter <strong>eine</strong>m Felsvorsprung auf <strong>eine</strong>m Viertelquadratmeter<br />

s<strong>eine</strong>n Platz und bewegt, außer s<strong>eine</strong>n Augen, für zwei Stunden nichts mehr. M<strong>eine</strong> Angelparty<br />

wird recht aufregend, weil die See sehr rau ist. Bald erwischt mich <strong>eine</strong> Welle voll und ich rette<br />

mich und die Angel mit knapper Not vor <strong>eine</strong>m 3 Meter Sturz, schramme mir dabei ein paar<br />

Rippen, aber sonst ist alles ok. Ich gehe auf die <strong>andere</strong> Seite und fange prompt <strong>eine</strong>n Fisch. Die<br />

Freude währt allerdings nicht lange, denn die nächste Welle fegt über den Felsen und als ich mich<br />

umschaue ist mein Fang perdu. Dann tut sich nichts mehr. Wir treten den Rückweg an und Charly<br />

voran, zeigt mir den Weg durch das Dickicht. Das hat er drauf, sind wohl die Gene. <strong>In</strong> Deutschland<br />

konnte er das nie unter Beweis stellen. Als wir uns dann mit dem Fahrrad bergab bewegen, ich vor<br />

mich hin träumend, höre ich ein Bellen und sehe <strong>eine</strong>n Schatten sich in Richtung Charly bewegen.<br />

Ich kann die L<strong>eine</strong> nicht schnell genug loslassen um Charly freien <strong>La</strong>uf zu lassen. Also mache ich<br />

<strong>eine</strong>n Abgang über den Lenker und als ich mich wieder aufgerappelt habe, hat Charlys Kontrahent<br />

die Flucht ergriffen. Mir bleiben diverse Schrammen. Ein Bluterguss an der Wade, vom Pedal und<br />

<strong>eine</strong>r am Oberschenkel, vom Lenker und so radeln wir weiter Richtung Heimat. Am nächsten Tag<br />

machen wir denselben Trip noch einmal. Die See ist noch etwas wilder, also muss ich etwa <strong>eine</strong><br />

Stunde warten bis ich überhaupt auf m<strong>eine</strong>n Felsen kann. Und dann erleide ich das gleiche<br />

Schicksal wie gestern. Eine Welle nimmt m<strong>eine</strong>n gerade gefangenen Fisch und dazu mein Messer.<br />

Dieses finde ich allerdings später wieder in <strong>eine</strong>r Felsspalte. Naja, aller guten Dinge sind drei.<br />

Diesmal erreichen wir die Heimat ohne Hundeattacke.<br />

Der Mittwoch soll der Vorbereitung auf die Containerankunft am Donnerstag dienen und Charly<br />

<strong>eine</strong> Ruhepause geben. Ich wasche Türen ab und reinige Waschbecken, pflanze Tomaten und Salat<br />

und entferne <strong>eine</strong>n Strauch, wo der Container stehen soll. Und dann kommt Lindy nach Hause mit<br />

der frohen Botschaft, dass der Container nun doch nicht auf <strong>La</strong> <strong>Digue</strong> bleiben darf. Er muss auf<br />

dem Schiff entladen werden. Also wird das ganze verschoben. Wir bauen übers Wochenende <strong>eine</strong>n<br />

Schuppen in dem wir alles lagern können. Mein Vater ist gestorben. Das erfahre ich in all dem<br />

Trubel mit zwei Tagen Verspätung. Es erlöst ihn und Mama, die wohl, insbesondere die letzten<br />

Wochen, sehr viel ertragen musste. Ich halte mein Versprechen und werde ihn in guter Erinnerung<br />

behalten. Unser Schr<strong>eine</strong>r, <strong>eine</strong>r von Lindy`s Schwagern, will Holz, Sperrholz und Wellblech für die<br />

Hütte besorgen. Diese soll am Samstag und Sonntag gebaut werden. Wir beginnen am Samstag<br />

nach dem Regen am Morgen gegen 09.00 und sind um 13.00 mit dem Gröbsten fertig. Hat richtig<br />

Spass gemacht wieder einmal körperlich zu arbeiten. Es gebricht uns an Dachlatten und kurzen<br />

Nägeln, also machen wir den Rest am Sonntag. Da aber ist Max, unser Schr<strong>eine</strong>r, krank. Nun, das<br />

ist nicht so schlimm, denn der Container kann nicht am Montag kommen, denn da ist Feiertag, fällt<br />

unser gerade mal ein, also wird es frühestens Dienstag. Das Gleiche gilt natürlich auch für den<br />

<strong>In</strong>ternetanschluss. Der ist nämlich auch noch nicht da. Ich hoffe jetzt nur, dass beide Sachen<br />

wenigstens bis zu m<strong>eine</strong>m Abflug nach Deutschland am 07. November über die Bühne sind. Ich<br />

werde 1 Woche in Deutschland bleiben. Nach der Beerdigung am Dienstag fahre ich für zwei Tage<br />

nach Osnabrück. <strong>In</strong> der Zwischenzeit wird Monkey Puzzle <strong>eine</strong> <strong>In</strong>spektion verpasst. Und wenn ich<br />

Glück habe, woran man eigentlich nicht glauben mag, habe ich dann auch <strong>eine</strong>n Außenbordmotor<br />

für mein Schlauchboot.


Charly ist mehr und mehr zuhause. Will heißen, er bellt die Nachbarschaft an, jagt die Hühner und<br />

stöbert im Urwald, frisst allen Scheiß und kotzt dementsprechend hin und wieder. Ich muss ihn des<br />

Öfteren an die L<strong>eine</strong> legen, damit er s<strong>eine</strong> Grenzen nicht vergisst. Mittlerweile ist das Übersetzten<br />

zu Monkey Puzzle auch kein Problem mehr. Im Gegenteil, er hat s<strong>eine</strong>n Spaß damit von Boot zu<br />

Boot zu springen. Am Sonntagnachmittag verbringe ich 2 Stunden auf dem Boot und inspiziere<br />

wieder einmal alle Ecken und Winkel und finde diesmal auch die Schwimmwesten. Aber auch ein<br />

paar Dinge, die ich nicht finden wollte, wie ein nicht verbundenes Erdungskabel zum Motor und<br />

ein paar liederliche Ecken in der hinteren Kabine. Ich mache mir Notizen für die <strong>In</strong>spektion in der<br />

übernächsten Woche. Montagmorgen ist Max wieder zur Stelle und wir beenden unseren<br />

Verschlag. Der Container kann kommen. Es ist super Wetter, strahlend blauer Himmel und<br />

ordentlicher Wind. Charly und ich gehen <strong>eine</strong> Runde Segeln. Charly will oben auf der Bank sitzen<br />

und hat s<strong>eine</strong> liebe Not sich dort zu halten. Wir segeln zweimal Richtung Ile Coco und zurück. Nach<br />

zweieinhalb Stunden kehren wir zurück, da k<strong>eine</strong> Hilfe in Sicht ist, versuche ich es all<strong>eine</strong>. Dreimal<br />

nehme ich Anlauf, aber jedes Mal wenn ich in passender Position bin, hat es mir den Kahn wieder<br />

aus der Spur geweht bis ich den Anker erreicht habe. Genervt gebe ich auf und fahre wieder aufs<br />

Meer. Nach <strong>eine</strong>r halben Stunde kehre ich wieder in den Hafen zurück, diesmal ist Hilfe zur Stelle<br />

und so legen wir problemlos an, weil ich mich auf das Manövrieren konzentrieren kann, während<br />

mein Helfer den Anker legt. Charly hat es eilig von Bord zu kommen und schrammt gerade so an<br />

<strong>eine</strong>m unfreiwilligen Bad vorbei. Ich gehe auf m<strong>eine</strong> Einkaufstour und wie immer nach <strong>eine</strong>m<br />

langen Wochenende (diesmal wegen Allerheiligen) sind viele Läden mangels Ware, insbesondere<br />

Getränken, geschlossen. Ich finde 4 offene und klaube 3 Flaschen Wasser, <strong>eine</strong> Flasche Öl und<br />

Knoblauch zusammen. Brot und Wein sind Fehlanzeige. Wir laufen noch einmal die Anse Severe<br />

rauf und runter und dann ergötzen Bruno und ich uns an <strong>eine</strong>m Mahl aus Octopuscurry und<br />

<strong>La</strong>nguste und wir spülen das Ganze mit <strong>eine</strong>m Merlot herunter, man gönnt sich ja sonst nichts. Mit<br />

der Hoffnung, dass morgen der Container und der <strong>In</strong>ternetanschluss kommen, legen wir uns<br />

nieder.<br />

Es kommt natürlich k<strong>eine</strong>s von Beiden. Der Container könnte Morgen oder Übermorgen kommen,<br />

der Kapitän will sich noch nicht so genau festlegen. Der <strong>In</strong>ternetanschluss wird für morgen 09.00<br />

angekündigt, man wird sehen. Charly und ich gehen zur Anse Coco. Charly hat sich <strong>eine</strong> neue<br />

Höhle ausgesucht, verschwindet darin und wird die nächsten zwei Stunden nicht mehr gesehen.<br />

Mein Angelglück kommt langsam zurück, ich fange drei. Den Ersten und Größten opfere ich als<br />

Köder, bringt aber nichts. M<strong>eine</strong> Schnecken kommen besser an. Ich fange noch zwei weitere. Der<br />

Eine geht zurück ins Meer, er ist einfach zu klein. Der Andere reicht immerhin für <strong>eine</strong> Portion<br />

marinierten Fisch. Zurück vom Trip gehe ich noch einmal Einkaufen und lasse Charly in der Obhut<br />

von Lindy und Bruno. Charly gibt auch vor bleiben zu wollen. Kaum bin ich weg, entscheidet er sich<br />

anders und verschwindet klammheimlich. Bruno fängt ihn auf halbem Wege zum Hafen ein und<br />

schafft es, ihn zur Rückkehr zu überreden. Wir haben ja noch drei Tage zum Üben, bevor ich für<br />

<strong>eine</strong> Woche verschwinde. Ich hoffe, es gibt nicht zu viel Stress für Charly und m<strong>eine</strong> beiden<br />

Freunde. Pünktlich um 9.00 stehen die Cable und Wireless (die <strong>Seychellen</strong> Telekom) Leute auf der<br />

Matte und installieren den <strong>In</strong>ternetanschluss. Eine Stunde später kann ich m<strong>eine</strong> Mails lesen und<br />

beantworten. Das Glück ist nicht von langer Dauer, denn kurze Zeit später geht wieder nichts mehr.<br />

Auch am Mittwoch soll es mit dem Container nichts werden, es ist etwas dazwischen gekommen<br />

beim Kapitän. Nach heftiger werdender Diskussionen legt er sich endlich fest und sichert die<br />

Ankunft für Donnerstagabend zu. Am Donnerstag um 16.30 kommt der Anruf, auf den wir alle<br />

gewartet haben. Das Schiff hat Praslin auf dem Weg nach <strong>La</strong> <strong>Digue</strong> verlassen. Wir haben drei LKWs<br />

und Bruno's Fussballmannschaft zum Entladen angeheuert. Um 17.30 kann ich m<strong>eine</strong>n Container<br />

endlich sehen. Das Schiff legt längsseits am Kai an und wir fangen mit dem Entladen an. Bruno<br />

fährt mit dem ersten LKW zurück zum Haus und soll dort mit der Hälfte der Mannschaft entladen<br />

und in den Schuppen räumen. Die Jungs arbeiten wie der Teufel und wir brauchen k<strong>eine</strong> 10


Minuten um <strong>eine</strong>n LKW zu beladen. Nachdem die Fliesen und das <strong>La</strong>minat entladen sind, ist der<br />

Kapitän bereit den Container auf den Kai zu hieven. Das macht das Ganze etwas leichter. Wir<br />

schaffen es sogar die Palette mit der Treppe heile auf den LKW zu bekommen. Nicht ganz<br />

<strong>eine</strong>inhalb Stunden später ist der Container leer und das Schiff wieder ausgelaufen. Zurück am<br />

Haus erwartet mich das Chaos. Das Wenige, das eingeräumt ist, steht hinten im Schuppen und<br />

sollte eigentlich vorne stehen. Der Rest ist über das ganze Grundstück verteilt. Also muss ich<br />

morgen noch einmal neu sortieren. Jetzt schaffen wir erst einmal alles rein, um es vor den<br />

eventuellen Regen zu schützen. Die Jungs arbeiten jetzt noch schneller, um endlich zu ihrem<br />

versprochenen Bier zu kommen. Nachdem jeder 3 Flaschen getrunken hat verschwinden allesamt<br />

mit Bruno, der ihnen noch das versprochene Geld geben soll. Er kommt nach zweieinhalb Stunden<br />

ziemlich angeschlagen zurück. Der Lohn musste gleich versoffen werden und Bruno kräftig<br />

dabeihelfen. Entsprechend sauer ist Lindy und tut dies auch lauthals kund. Um 23.30 war es das<br />

für heute gewesen.<br />

Um sieben Uhr am Freitagmorgen fange ich an aus? und umzupacken und zu sortieren. Ich brauche<br />

den ganzen Tag dazu. Am späten Nachmittag läuft dann auch, zu Brunos Freude, der Fernseher.<br />

<strong>In</strong>sbesondere fasziniert die Bild im Bild Funktion, kann er doch nun die beiden verfügbaren<br />

Programme gleichzeitig sehen. Da bleibt noch nicht einmal Zeit den alten Fernseher abzuschalten.<br />

Ich kann ihn noch dazu bewegen mit mir das Schlauchboot zum Hafen zu schleppen nachdem ich<br />

vergeblich versucht habe ein Auto aufzutreiben. Ziemlich kaputt verschwinde ich um 21.30 im Bett,<br />

will ich doch morgen früh los. Am nächsten Morgen verabschiede ich mich von Charly und bin um<br />

kurz nach 8 am Boot. Monkey Puzzle liegt allerdings eingekeilt zwischen <strong>eine</strong>m Frachtschiff und<br />

<strong>eine</strong>m großen Katamaran und ich muss bis 9.30 warten bis der Kat endlich ablegt und ich ebenfalls<br />

ablegen kann. Es ist heftiger Sturm. Der Wind kommt direkt von vorne und wegender hohen<br />

Wellen komme ich kaum voran, zeitweise mit weniger als <strong>eine</strong>m Knoten. So brauche ich 6 Stunden<br />

bis ich Mahe erreiche, kräftig durchgeschüttelt und unzählige Male mit Seewasser geduscht. Mir<br />

bleibt noch Zeit das Salz abzuwaschen, Neil m<strong>eine</strong> <strong>In</strong>struktionen für die Arbeiten in der nächsten<br />

Woche zu geben und zu Abend zu essen. Dann wartet auch schon Norman mit dem Taxi zum<br />

Flughafen. Beim Einchecken fällt mein leerer Koffer auf. Er wiegt ganze 5 Kilo. Er wird in <strong>eine</strong>r<br />

Woche definitiv wieder viel schwerer sein. Ich werde noch von "m<strong>eine</strong>r" Einwanderungsbeamtin<br />

verabschiedet und bin schon beim Start eingeschlafen. Werde zum Essen wach und schlafe danach<br />

gleich wieder ein. Als wir um 6.30 in Frankfurt landen haben wir unsere halbstündige Verspätung<br />

fast aufgeholt. Ich hole mir <strong>eine</strong>n Leihwagen und bin auf dem Weg zu Mama und <strong>eine</strong>m guten<br />

Frühstück. Es folgt der zarte Versuch Mutti zu <strong>eine</strong>m Trip auf die <strong>Seychellen</strong> zu bewegen. Sie will,<br />

aber hat doch Angst. Wen will es wundern mit 85. Die Suche nach <strong>eine</strong>m Reisepass bleibt erfolglos,<br />

also nutzen wir den verkaufsoffenen Sonntag um Passbilder zu machen. Wir gehen am<br />

Montagmorgen zum Bürgeramt und lassen den Reisepass machen. Der Fingerabdruckautomat<br />

streikt ein paar Mal und dann ist auch das geschafft. Am Nachmittag kommt mein Bruder mit<br />

Anhang. Drei starke Raucher auf 50 m² treiben da schon die Tränen in die Augen. Dienstag, Tag der<br />

Beerdigung. Gegen 10.00h kommt der Bruder von Papa. Kurz darauf s<strong>eine</strong> Schwester mit Tochter<br />

und Schwiegersohn. Allesamt habe ich wohl schon 25 Jahre nicht mehr gesehen aber doch,<br />

zumindest teilweise, noch erkannt. Es wird gedrückt und geheult, das muss wohl so sein auch<br />

wenn es mir nicht unbedingt danach ist. Wir ziehen gen Friedhof und treffen dort auf den Rest der<br />

Trauergemeinde. Der indische Pfarrer macht die Zeremonie mit s<strong>eine</strong>m gebrochenen Deutsch und<br />

der <strong>La</strong>utsprecheranlage (bei 15 Leuten) zu <strong>eine</strong>r nahezu unverständlichen Predigt, mit <strong>eine</strong>m<br />

Hauch zum Schmunzeln. Fazit: er war ein guter Mensch, aber das sind sie an dieser Stelle wohl alle.<br />

Sein Hobby war der Campingplatz. Na ja, da bleibe ich doch beim Buch Abraham. Der erste Vers<br />

sollte für m<strong>eine</strong>n Abschied reichen! Und wenn ich arm sterbe, habe ich doch zumindest reiches<br />

Leben gehabt. Immer besser als umgekehrt. Vielleicht hören es die, die mich mal unter die Erde<br />

schaffen müssen. Der Rest des Tages geht auch vorbei und ich beschließe früh aufzubrechen. Ich


inge 10 oder mehr Säcke mit Papa?Klamotten zur Evangelischen Kirche. Kaufe noch<br />

Reparaturmasse für Monkey Puzzle und bin auf dem Weg nach Osnabrück. Stressfrei, wie sich zeigt<br />

und verbringe drei relaxte Tage mit <strong>In</strong>a. Wir haben Mama+Heinz(<strong>In</strong>a´s Mama+Lebensgefährten) zu<br />

Besuch, erledigen unseren Notar Termin und shoppen m<strong>eine</strong> Liste sehr erfolgreich ab. Am Sonntag<br />

machen wir noch <strong>eine</strong>n Spaziergang rechtzeitig vor dem nächsten Regen und um Eins sattele ich<br />

die Hühner. Mache auf <strong>eine</strong>n Kaffee bei Mama halt. Sie ist guter Dinge und dann fahre ich zum<br />

Flughafen. Beim Einchecken erregen m<strong>eine</strong> 7 Kilo Übergepäck und mein übervoller Rucksack<br />

k<strong>eine</strong>rlei Aufsehen und werden kommentarlos hingenommen. Es kann auch von Vorteil sein Air<br />

Seychelles zu fliegen. Zudem ist die Maschine pünktlich. Es folgen neun Stunden Schlaf<br />

unterbrochen von Abendessen und Frühstück. Ich werde vom freundlichen Gesicht der<br />

Passbeamtin begrüßt, die ihrer Kollegin Anweisung gibt wie mit mir zu verfahren ist. Stempel drauf,<br />

Visum?verlängerung bis zum 16.02. und Tschüs. Natürlich wünschen wir uns auch noch <strong>eine</strong>n<br />

schönen Tag, soviel Zeit muss sein. Norman wartet mit dem Taxi. Mit drei <strong>andere</strong>n Ankömmlingen<br />

fahren wir nach Eden Island und verabreden uns in <strong>eine</strong>r Stunde für m<strong>eine</strong> diversen Erledigungen.<br />

Monkey Puzzle liegt da wie ich es verlassen habe. Die Vielzahl von Fettfingern an der<br />

Motorverkleidung und der Pantry zeigt, dass gearbeitet wurde. Aber mehr als die Motorinspektion<br />

konnte in <strong>eine</strong>r Woche nicht getan werden. Wie konnte ich auch nur mehr erwarten? M<strong>eine</strong> Gänge<br />

zu Immigration und Anwalt sind <strong>eine</strong> Sache von wenigen Minuten und dann widme ich dem<br />

Einkauf. Priorität haben der Bezugsstoff für die Polster im Salon von Monkey Puzzle und der<br />

Außenborder. Der Stoff macht vorerst unlösbare Probleme. Kunstleder ja, aber <strong>eine</strong>n<br />

vergleichbaren Stoff, nein. Der Außenborder, ich habe mich nun doch für 5 PS <strong>La</strong>gerware<br />

entschlossen, ist zwar vorrätig aber im Zoll. Das geht heute nicht mehr. Ab jetzt übernimmt<br />

Norman. Er macht klar, der Herr zahlt bar und braucht den Motor heute, weil er Mahe morgen mit<br />

s<strong>eine</strong>r Yacht verlässt. Er ist überzeugend, denn 10 Minuten später darf ich zahlen und nach<br />

weiteren 20 Minuten kann ich m<strong>eine</strong>n Motor in Empfang nehmen. Wir kaufen noch schnell 5 Liter<br />

Benzin und es bleibt noch genügend Tageslicht um den Motor am Schlauchboot festzumachen und<br />

für zwei Minuten laufen zu lassen. Die Ausfahrt muss noch warten. Am nächsten Morgen fahren<br />

wir auf den Markt, kaufen Gemüse ein und ich suche weiter nach Stoff. Wieder erfolglos, also<br />

entscheide ich mich für passend blaues Kunstleder. Hat ja was für sich falls der <strong>eine</strong> oder <strong>andere</strong><br />

s<strong>eine</strong>n nassen Arsch, Verzeihung, nasse Badehose darauf platziert. Danach fahren wir zum<br />

Bootszubehörladen um noch Seil zu kaufen. Während der Verkäufer45 Meter (für das Ankern auf<br />

<strong>La</strong> <strong>Digue</strong>) abmisst laufe ich durch den <strong>La</strong>den und entdecke in <strong>eine</strong>r Ecke den Stoff den ich suche.<br />

Etwas dunkler im Farbton aber sonst gleich. Ich kaufe natürlich und kann jetzt <strong>eine</strong>n <strong>La</strong>den<br />

aufmachen, vielleicht mag ja <strong>eine</strong>r blaues Kunstleder. Zurück auf Eden Island gehe ich zur<br />

Managerin Stefanie, mit dem üblichen Effekt: alle fangen an zu arbeiten. Wir beschränken uns auf<br />

den Versuch die Dusche gängig zu machen. Resultat: es muss <strong>eine</strong> neue Pumpe bestellt werden.<br />

Mit zweieinhalb Stunden Verspätung steche ich in <strong>eine</strong> wilde See. Als erstes gebe ich den Versuch<br />

auf, den Außenborder an Bord zu holen, er wird es überleben. Auf offener See streiche ich nach<br />

zwei 360° Drehungen das Genua und begnüge mich mit dem Hauptsegel. Sattsam gebeutelt, aber<br />

mit heilem Schlauchboot und Außenborder erreiche ich nach 5 Stunden <strong>La</strong> <strong>Digue</strong>. Ron ist zur Stelle<br />

um mir beim Anlegen zu helfen. Wir laden nur noch aus und verstauen den Außenborder im<br />

Staufach an Deck. Ron besteht darauf! Zuhause gibt es nichts neues. Will heißen, es hat sich nichts<br />

getan. Ich liefere m<strong>eine</strong> Bestellungen ab. Charles beschwert sich, dass er nur <strong>eine</strong> Zündkerze<br />

bekommt. Er wollte doch ein paar als Reserve für den Rasentrimmer, soll wohl für 20 Jahre<br />

reichen. Mein Schr<strong>eine</strong>r Max hat wohl Ebbe in der Kasse, denn er bitte um 3 Monate Zahlpause für<br />

das 45 Euro Sägeblatt. Wir nehmen den Werkzeugschuppen in Angriff. Am Wochenende soll er<br />

stehen. Ich beschäftige mich mit Vorarbeiten und bereite alles für den Samstag vor. Am<br />

Freitagnachmittag mauere ich schnell noch <strong>eine</strong> Wand zum Waschhaus. Wie m<strong>eine</strong> Erste vor 38<br />

Jahren ist sie etwas schief aber der Putz wird es ausgleichen. Am Samstagmorgen wird klar, es gibt


kein Wellblech und kein Sperrholz, folglich auch k<strong>eine</strong>n Max zum Arbeiten. Ich baue all<strong>eine</strong> weiter<br />

und mache den Schuppen erst einmal mit Kunststoff? und Alufolie aus dem Fondus dicht. Es hält<br />

zumindest dicht über diverse Tropenschauer bis dann am Montag das Wellblech kommt. <strong>In</strong> der<br />

Zwischenzeit hat sich Ron mit <strong>eine</strong>m Spezi daran gemacht Monkey Puzzle unter und über Wasser<br />

zu reinigen. Diese Aktion ist mir doch 500 Rupies wert. Die Jungs dürfen auch ihr Bier auf dem Boot<br />

trinken und sich ein wenig als Eigner fühlen. So kann man mit kl<strong>eine</strong>n Sachen den Menschen <strong>eine</strong><br />

Freude machen. Auf den versprochenen Ausritt am Sonntag müssen sie allerdings verzichten, der<br />

Schuppen geht vor. Auch Charly ist nicht gerade glücklich bis auf Morgen? und Abendspaziergang<br />

am Haus bleiben zu müssen. Ein bisschen mehr Aktion könnte wohl sein und so strapaziert er<br />

m<strong>eine</strong> Nerven mit Versteckspielen. Lege dich irgendwo hin in das üppig vorhandene Gestrüpp und<br />

reagiere nicht wenn der alte Sack ruft. Das Resultat ist ein schmollender Charly an der L<strong>eine</strong>. Noch<br />

zwei Tage und das Werkzeug kann den <strong>La</strong>gerschuppen verlassen und wir können etwas großzügiger<br />

lagern und sehen ob und wie viele Wasserschäden wir zu beklagen haben. Da mir Sand für das<br />

Verputzen fehlt, baue ich Regale was dasZeug hält, um immer wieder festzustellen, dass es noch<br />

nicht reicht. Charly geht mit Bruno an den Strand zum Schwimmen. Der Eine ist froh, dass er nicht<br />

helfen muss, der Andere, dass er Abwechslung hat. Ich selbst verbringe zur Abwechslung <strong>eine</strong><br />

halbe Stunde auf Monkey Puzzle, lasse den Diesel laufen und etwas frische Luft herein. Ich muss<br />

unbedingt mal wieder auf das Meer, um somehr als das Wetter nicht besser sein kann. Strahlend<br />

blauer Himmel und <strong>eine</strong> ordentliche Brise aus Nordwest. Aber der Zugang zu m<strong>eine</strong>n Sachen ist<br />

erst einmal wichtiger, also maloche ich weiter. Noch vier Wochen bis Weihnachten! Berücksichtigt<br />

man m<strong>eine</strong>n Kurztrip nach Deutschland, bin ich gerade mal <strong>eine</strong> Urlaubslänge hier. Warum bin ich<br />

so unruhig? Ich verputze m<strong>eine</strong> gemauerte Wand. Ein Job den ich schon vor 38 Jahren gehasst<br />

habe, weil er sich gerne, als alles gut aussah quadratmeterweise von der Wand verabschiedete.<br />

Das Problem der Generalisten, sie können viel aber sind in nichts perfekt. Wir ersparen uns den<br />

Versuch daran etwas zu ändern. Der Putz bleibt haften und gleicht m<strong>eine</strong> schiefe Mauer<br />

weitestgehend aus. Bruno's Kommentar, ist ja nur ein Schuppen, baut mich natürlich unheimlich<br />

auf. Spontan gebe ich mir <strong>eine</strong>n Tag frei und Charly und ich gehen segeln. Ich steuere Ile Coco an,<br />

muss aber feststellen, dass bereits ein Katamaran und <strong>eine</strong> 50 Meter Yacht auf die gleiche Idee<br />

gekommen sind. Also ändere ich den Kurs auf Marianne (<strong>eine</strong> weitere <strong>In</strong>sel), zumal der Wind<br />

dieses Vorhaben bestens unterstützt. Vor Marianne will ich ankern, lasse den Anker runter und<br />

gehe zum Steuer um zu sehen ob er greift. Auf den Weg dorthin sehe ich kein Schlauchboot. Ich<br />

sehe nach links, nach rechts, kein Schlauchboot. Ich brauche einige Minuten um es etwa <strong>eine</strong>n<br />

Kilometer entfernt im Meer ausfindig zu machen. Also Anker hoch und Schlauchboot bergen. Wie<br />

bei der Prüfung berge ich das Schlauchboot auf Backbord mit dem Bootshaken im ersten Anlauf.<br />

Charly hat sich erhoben, um das Ganze besser mit zu bekommen. Wir segeln mit 7 Knoten am<br />

Wind, also beschließe ich zum Hafen zurück zu segeln. Es ist kurz vor ein Uhr und nur ein weiteres<br />

Boot im Hafen und Freund und Helfer Ron zur Stelle. Nach s<strong>eine</strong>m letzten unglücklichen Versuch<br />

Monkey Puzzle rückwärts zu bewegen, überlässt er das Dilemma lieber mir, zumal s<strong>eine</strong><br />

Kumpels am Ufer zahlreich vertreten sind. Wie gehabt, kämpfe ich mich auf L<strong>eine</strong>nlänge zum Ufer<br />

und den Rest macht Manneskraft, kräftig ziehen. Im Wasser kann man auch 10 Tonnen von Hand<br />

gut bewegen. Pflichtbewusst werke ich den Rest des Nachmitttags weiter am Schuppen. Bei<br />

m<strong>eine</strong>m Ausritt habe ich feststellen müssen, dass auch mein noch so sparsamer Diesel diesen<br />

verbraucht und der Tank nur noch zu <strong>eine</strong>m Viertel voll ist. Also müssen wir aus Kanistern tanken.<br />

Wir wollen das am Freitagnachmittag tun. Ich hole den ersten Kanister mit dem Fahrrad von der<br />

Tankstelle. Hier wird noch von Hand fünf literweise abgezapft. Ron ist nicht zur Stelle, dafür steht<br />

Charles (Lindy´s Schwager) am Pier und wir plaudern <strong>eine</strong> Runde. Als Ron immer noch nicht<br />

auftaucht überrede ich Charles mir zu helfen. Er will ins Schlauchboot steigen als dieses sich<br />

bewegt. Was folgt ist ein Akt fürs Fernsehen. Füße auf dem Schlauchboot, Hände an <strong>eine</strong>m Seil,<br />

kämpfte er mit der Schwerkraft. Jeder normale Mensch wäre ins Wasser gefallen, aber er schafft es


nach hartem Kampf den Tanz zu beenden und im Schlauchboot zu landen. Die Anwesenden am<br />

Pier klatschen Applaus. So <strong>eine</strong> Show bekommen sie nur einmal geboten. Wir hangeln uns zu<br />

Monkey Puzzle und das entern geht ohne Probleme. Als dann Ron erscheint ist Charles sichtlich<br />

erleichtert. Er wartet noch bis der erste Tankvorgang erledigt ist und will dann aber doch lieber<br />

wieder mit an <strong>La</strong>nd. Doris (Lindy´s Schwester, Frau von Charles) fängt mich auf der Straße ab. Sie<br />

muss mit mir reden. Wir verabreden uns für den späten Nachmittag. Wir haben ca. 50 Ltr. getankt<br />

und der Tank ist voll. Also stimmt die Anzeige und 75 Ltr. gehen in den Tank, gut zu wissen. Der<br />

Besuch bei Doris zeigt, dass diese Familie was hat. Bruder Fred, mein Nachbar, fragt Doris, ob sie<br />

mich fragen kann, ob ich s<strong>eine</strong>n Bungalow im <strong>In</strong>ternet anbieten kann. Warum kann er mich nicht<br />

direkt fragen? So ist die Familie, so Doris lapidar.Sie wird ihm sagen, dass er mit mir reden kann.<br />

Das tut er dann, während ich auf die Audienz beim "Big Brother" (Lindy´s großer Bruder und<br />

Bauunternehmer) warte. Ich sage Fred, für 10 Prozent nehme ich s<strong>eine</strong>n Bungalow in m<strong>eine</strong><br />

Webside auf. Big Brother lässt mich <strong>eine</strong> halbe Stunde warten. Das Gespräch dauert fünf Minuten.<br />

Ja, er hat freie Kapazität und kann sofort beginnen. Ja, der Bau ist bis März fertig weil er dann s<strong>eine</strong><br />

Arbeiter nach <strong>In</strong>dien zurück schicken muss. Die Kosten schätzt er auf 85.000 Euro. Ich sage, wir<br />

reden darüber wenn er nicht mehr schätzt. Ortstermin am Montag und Tschüs. Am Sonntag<br />

beschließen wir Angeln zu gehen. Fred fragt, ob er mit kann und so ziehen er, Ron, Bruno, Charly<br />

und Philip, der Angel? Profi und ich um 9.00 Uhr los. Wetter super. Kaum Wind, ruhige See. Wir<br />

fahren Richtung Marianne und suchen <strong>eine</strong> flache Stelle, aber die gibt es hier nicht. Wir fahren auf<br />

die Rückseite von Marianne wo sich zwei Fischerboote aufhalten. Die Jungs fangen auch eifrig. Bei<br />

uns allerdings hält es sich mit der Ausbeute in Grenzen. Immerhin fangen wir 2 Passable und drei<br />

Kl<strong>eine</strong>re, aber m<strong>eine</strong> Mitstreiter sind unzufrieden mit dem Ergebnis. Also fahren wir weiter zur<br />

Nordseite. Dort tummelt sich Monsieur <strong>La</strong>blache (Big Brother) mit <strong>eine</strong>r Angelgesellschaft. Die<br />

irren ebenfalls von <strong>eine</strong>m Ort zum Anderen um die besten Fanggründe zu finden. Ich will der Sache<br />

ein Ende machen, zumal Charly so langsam <strong>eine</strong> Pinkelpause braucht. Ich stimme zu noch einmal<br />

vor Felicite (<strong>eine</strong> weitere <strong>In</strong>sel) zu ankern. Letzter Versuch! Dummerweise geht da die Ankerwinde<br />

kaputt. Ein Kabel ist ab und so will der Motor nicht. Man will es nicht glauben, aber es gelingt mir<br />

das Ding notdürftig zu flicken. Zumindest läuft der Motor bis Kette und Anker wieder an Bord sind.<br />

Auf dem Rückweg werden Gründe für den geringen Erfolgt gesammelt. Das große Boot, man sitzt<br />

ja so hoch über dem Wasser; die kurze Zeit der Vorbereitung, so was muss ja viel besser<br />

vorbereitet werden, dann fängt man auch. Ich frage mich, wieso ich überhaupt schon <strong>eine</strong>n Fisch<br />

gefangen habe. Naja, ich bin schon froh überhaupt <strong>eine</strong>n zu fangen und habe eben nicht den<br />

Anspruch auf Masse.Während sich der Rest verabschiedet, machen Ron und ich noch klar Schiff<br />

bevor auch wir gen Heimat gehen. Der Montag kommt, aber k<strong>eine</strong> Bauarbeiter. Am Nachmittag<br />

lässt Big Brother ausrichten, dass er morgen 7.15 da sein wird. Er kommt dann um 7.45 mit s<strong>eine</strong>m<br />

indischen Vorabeiter. Die nehmen den Bauplatz in Augenschein. Nach fünf Minuten war es das.<br />

Morgen kommt die ganze Mannschaft. Die kommt weder am Dienstag noch am Mittwoch, wie<br />

auch, hat sie doch im Patatran ( Hotel von Big Brother) noch drei Bungalows zu renovieren. Am<br />

Donnerstagmorgen kommt der <strong>In</strong>der mit <strong>eine</strong>m <strong>In</strong>der, suchen die Grenzst<strong>eine</strong> und verschwinden<br />

nach 10 Minuten. Ich gebe den Baubeginn für diese Woche auf. Da kommt die Botschaft, dass Big<br />

Brother am Freitag den Bau beginnt. Ausnahmsweise sind Big Brother und ich <strong>eine</strong>r Meinung, der<br />

Bau muss beginnen. Schauen wir mal. Es ist der dritte Dezember 11.45 und ich bin per Ansage der<br />

Einwanderungsbehörde zeitlich befristeter Bürger der <strong>Seychellen</strong>. Wieder mal <strong>eine</strong> Mühle die<br />

schneller arbeitet als man es ihr eigentlich zutraut. Ich darf jetzt fünf Jahre hier leben und 150.000<br />

Rupees zahlen. Nun ja, billiger als m<strong>eine</strong> Heizkosten in Deutschland. So bin ich erst einmal bis auf<br />

weiteres Resident ohne Residenz, von Monkey Puzzle einmal abgesehen.<br />

Dezember 2009


Ja, da war noch Frau Weingärtner, <strong>eine</strong> Alcan?Kollegin aus Singen, die auch schon seit etlichen<br />

Jahren immer im November für vier Wochen auf den <strong>Seychellen</strong> ist. Und so bin ich <strong>eine</strong>s<br />

Nachmittags beim Einkaufen. An der Kasse vor mir steht <strong>eine</strong> blonde Frau, die mich anschaut, weg<br />

schaut und wieder anschaut. Das Gesicht kommt mir bekannt vor, mehr fällt mir dazu im Moment<br />

nicht ein. Nach dem zweiten Schau hin, Schau weg, sagt sie; " Ich glaube es nicht, Herr Ackermann!<br />

Ich habe schon die ganze <strong>In</strong>sel nach ihnen abgesucht und jetzt treffe ich sie in diesem <strong>La</strong>den." Ich<br />

bezahle und wir reden noch <strong>eine</strong> wenig vor der Tür und verabreden uns zu <strong>eine</strong>m Kaffee, Saft oder<br />

so. Sie kommt ein paar Tage später auf <strong>eine</strong>n Saft und wir plaudern <strong>eine</strong> Stunde über Alcan, Gott<br />

und die <strong>Welt</strong>. Der nächste Tag ist ihr Abreisetag, und Tschüs. Besuchen sie mich wieder.<br />

Die Handwerker kommen natürlich nicht am Freitag. Ich verbringe den Tag mit Arbeiten im<br />

Abstellraum hinter der Waschmaschine und einige Zeit auf Monkey Puzzle. Es gelingt mir die<br />

Armaturen von Waschbecken und Dusche zu lösen, weil die erneuert werden sollen. Die sind<br />

ziemlich mitgenommen und haben vieles von ihrem Chrom eingebüßt. Dabei habe ich wohl den<br />

wahren Grund für die nicht funktionierende Dusche entdeckt. Der dünne Plastikschlauch, der<br />

Wasser zum Duschkopf bringen soll ist komplett abgeknickt. Da kann nicht richtig Wasser fließen.<br />

Am Abend geht Lindy nach Praslin zu <strong>eine</strong>r Party von Barclay's, der Bank. Grund für Bruno heftig<br />

<strong>eine</strong>n zu heben. Er verschwindet um 21.30 und wart nicht mehr gesehen. Allerdings hat er am<br />

nächsten Morgen bis in den nachmittag reichende Startschwierigkeit. Charly und ich machen<br />

unseren Trip zur Anse Coco. An selbiger gesellt sich <strong>eine</strong> Hundedame zu uns und folgt uns mit dem,<br />

den <strong>Seychellen</strong>?Hunden üblichen Sicherheitsabstand. Während Charly sofort s<strong>eine</strong> Felsenhöhle<br />

aufsucht, begleitet sie mich auf den Angelfelsen. Es hat angefangen zu regnen und die Hundedame<br />

findet es toll mir den Regen vom Rücken abzulecken. Dann verfängt sie sich in der Angelschnur,<br />

während ich <strong>eine</strong>n Köder hole, und verschwindet schmollend, um allerdings nach <strong>eine</strong>r halben<br />

Stunde wieder auf <strong>eine</strong>m Felsen nahe Charly's Höhle zu liegen. Ich fange drei kl<strong>eine</strong> Fische. Einer<br />

wird Fischfutter, die <strong>andere</strong>n gehen zurück ins Meer. Ich beschließe weiter zu gehen. Die Dame<br />

bleibt uns, allerdings vorerst unsichtbar, auf den Fersen. Am Felsen angekommen begutachte ich<br />

erst einmal den Cache m<strong>eine</strong>s Ex‐Kollegen.Der liegt wohlbehalten in s<strong>eine</strong>m Versteck und wird da<br />

wohl auch nie behelligt werden. Ein Hundebellen signalisiert, die Dame ist im Anmarsch. Die zwei<br />

liegen fünf Meter voneinander entfernt mit Sichtkontakt da und schauen mir beim Angeln zu. Ich<br />

fange drei kl<strong>eine</strong>re Fische und habe mal wieder <strong>eine</strong>n Hai an der Angel. Mein Angelhaken ist zu<br />

klein, um ein ernsthaftes Problem für ihn zu sein, allerdings ist ihm <strong>eine</strong> gewisse Belästigung<br />

anzusehen. Nach <strong>eine</strong>r Zeit des Kampfes spukt er den Haken samt Köder wieder aus. Im<br />

strömenden Regen treten wir den Heimweg an. Die Hundedame begleitet uns bis zur Grande Anse,<br />

um dann das Weite zu suchen. Wir kommen klatschnass zuhause an, wo Charly sich sofort auf<br />

s<strong>eine</strong>n Lieblingsplatz vor dem Haus, jetzt <strong>eine</strong> lehmrote Pfütze, legt. Erwäre ja fast auch schon<br />

sauber gewesen. Am Sonntag werke ich ein wenig dies und das und verbringe 2 Stunden auf<br />

Monkey Puzzle, flicke ein paar Löcher und putze mal wieder in den Ecken. Es gibt noch viel zu tun<br />

bis es wirklich mein Kahn ist. Ich versuche es mit dem Räuchern, nehme dazu m<strong>eine</strong>n gestrigen<br />

Fang, der lag über Nacht in Salzlake. Das Schauspiel hat drei Akte. Der Erste, ich mache ein<br />

Holzfeuer und der Kasten wird schnell 120° C warm. Allerdings wird er genau so schnell wieder kalt<br />

und mein Rauch bringt weder viel Rauch noch etwas Wärme. Nach 45 Minuten folgt die Kostprobe.<br />

Der Fisch ist roh. Der zweite Akt, ich starte ein neues Feuer. Bin auch in der <strong>La</strong>ge die Wärme etwas<br />

länger zu halten. Mein Rauch raucht auch schön, allerdings wiederum nicht lange genug. Nach<br />

weiteren 45 Minuten dann der dritte Akt. Die Entsorgung des Fehlversuchs. Dem Trauerzug folgen<br />

tausende von Fliegen zur Mülltonne. Der nächste Versuch wird besser, schließlich habe ich schon<br />

einmal Holzkohle besorgt. Eigentlich hatte ich geplant am Dienstag nach Mahe zugehen, doch da


ist ein public holiday. K<strong>eine</strong>r kann mir den Grund sagen, irgendetwas Kirchliches! Also verschiebe<br />

ich auf Ende der Woche. Bruno hat sich <strong>eine</strong>n Tag freigenommen und wir probieren die Motorsäge<br />

aus. Roden ein wenig Wald, der zumindest im Moment noch nicht uns gehört. Als wir fertig sind<br />

haben wir den Platz, den wir für die zwei weiteren Bungalows brauchen würden. Die Säge hat, wie<br />

auch der Häcksler die Bewährungsprobe bestanden. Noch ein wenig Rasenmähen und dann<br />

erklären wir die Hausarbeit für beendet. Das <strong>In</strong>ternet geht mal wieder nicht. Allerdings stellt sich<br />

am Abend heraus, das Problem ist hausgemacht. Bruno hat beim Ausdünnen <strong>eine</strong>r Palme das<br />

Kabel gekappt. Ich besuche Max den Zimmermann, der prompt ein paar m<strong>eine</strong>r Schrauben braucht<br />

und fahre bei Doris und Charles auf <strong>eine</strong>n Kaffee vorbei. Ich staube etwas Holzkohle ab, bekomme<br />

von Doris Hinweise wie man aus Zucker Gelierzucker macht. Diese für mein nächstes Vorhaben<br />

Marmelade zu kochen, zumal mein dritter Versuch Brot zu backen mit mehr Wasser und<br />

zusätzlicher Hefe ein Brot hervorbrachte, das den Namen verdient. Für unsere Breiten braucht die<br />

deutsche Backmischung eben ein wenig Modifikation. Es ist public holiday. Also kann das<br />

Telefonkabel nicht repariert werden, folglich mache ich es selbst. Lindy, die heute frei hat, ruft<br />

sicherheitshalber ihren Bruder an, den von der <strong>Seychellen</strong> Telecom. Aber bis er kommt geht wieder<br />

alles. Es waren auch nur zwei Kabel und wie sich herausstellt, war es egal welches man<br />

miteinander verbindet. Ich verbinde die vorher von Hand zusammengedrehten Kabel mit <strong>eine</strong>r<br />

Lüsterklemme. Eigentlich wollte ich auf's Wasser, aber Lindy hat <strong>eine</strong> Idee. Könnte man vielleicht<br />

<strong>eine</strong>n Teil m<strong>eine</strong>s Kleiderschrankregals im Wohnzimmer aufstellen und den alten Schrank in die<br />

Tonne treten? OK, also hole ich die benötigten Elemente aus dem Schuppen. Ich entdecke dabei<br />

weitere verborgeneSchätze. Unter <strong>andere</strong>m T?Shirts und Hosen und natürlich Geschirrhandtücher.<br />

Lindy meint, ich könne dreimal am Tag T?Shirts wechseln und trotzdem brauchte sie die nächsten 2<br />

Monate k<strong>eine</strong> zu waschen. Das ist leicht übertrieben; sagen wir <strong>eine</strong>n Monat. Lindy´s Mama<br />

kommt zu Besuch. Sitzt mitten im Chaos und schaut TV. Bis zum Nachmittag ist der alte Schrank<br />

entsorgt und der Neue eingeräumt. Lindy ist begeistert. Ihr Wohnzimmer sieht jetzt so europäisch<br />

aufgeräumt aus. Bis dann Stereoanlage und Video?Gerät angeschlossen sind und alles wieder<br />

eingeräumt, ist der Tag gelaufen. Die Ersatzteile für Monkey Puzzle lassen noch auf sich warten.<br />

Also erübrigt sich mein Trip nach Mahe erst einmal. Ich verbringe in den nächsten zwei Tagen<br />

weiter m<strong>eine</strong> Zeit mit Verleimen, Verspachteln, Streichen und Aufkleber entfernen. Ich habe<br />

mittlerweile alle Schlupflöcher ausfindig gemacht, glaube ich. Diese notwendig trockengelegt und<br />

sauber gemacht und langsam ist <strong>La</strong>nd in Sicht. Es ist Montag und eigentlich sollten mal wieder<br />

Bauarbeiter ersch<strong>eine</strong>n, aber wen wundert es? K<strong>eine</strong> Bauarbeiter, der <strong>In</strong>genieur muss erst planen,<br />

wieder einmal. Ich verbringe <strong>eine</strong>n Tag auf See. Nach Tagen Sonne pur, habe ich natürlich Regen<br />

und k<strong>eine</strong>n Wind. Wir werden ordentlich nass und nach 3 Stunden kehren wir in den heimatlichen<br />

Hafen zurück. Ich habe Dachrinnen für Lindy's Haus bestellt. Bringen wir eben ihr Haus ein<br />

bisschen auf Vordermann. Charly wird plötzlich ziemlich träge. Er will sich kaum noch bewegen und<br />

lässt den Kopf bis auf den Boden hängen. Nur zu den Mahlzeiten zeigt er gewohntes <strong>In</strong>teresse. Am<br />

nächsten Tag das gleiche Bild. Er bewegt sich in Zeitlupe und will kaum aufstehen. Da er normal<br />

frisst, schiebe ich das Verhalten auf das Klima. Es ist wirklich heiß, kaum ein Lüftchen und man<br />

schwitzt schon beim Aufstehen. Also verordne ich ihm <strong>eine</strong> lauwarme Dusche, und siehe da, mein<br />

Hund erwacht wieder zu neuem Leben. Er wälzt sich im trocknen <strong>La</strong>ub und zeigt wieder etwas<br />

mehr Bewegung. Am nächsten Tag ist er wieder der Alte. Er geht jetzt morgens und abends ins<br />

Meer zum baden. Soweit das er gerade noch laufen kann. Übers Wochenende installieren wir die<br />

Dachrinne, schwitzender Weise, bis auf die Abgänge. Man versucht mir 90° Bögen als 45° zu<br />

verkaufen. Nach kurzer Diskussion sieht man ein, dass man damit nicht weiter kommt und<br />

verspricht diese schnellstens zu besorgen. Schauen wir mal. Nach <strong>eine</strong>m neuerlich nicht<br />

gehaltenen Versprechen unseres Bauunternehmers in spe, spreche ich <strong>eine</strong>n indischen<br />

Unternehmer an. <strong>In</strong>nerhalb <strong>eine</strong>r Stunde steht der auf der Matte und verspricht innerhalb von<br />

zwei Tagen ein Angebot. Unser lieber Monsieur <strong>La</strong>blache hat das in 8 Wochen noch nicht geschafft.


Lindy und Bruno gehen endlich nach Mahe, um beim Notar ihre Unterschriften zu leisten. Soon<br />

come sollte besser not so soon come heißen. M<strong>eine</strong> zweite Räucheraktion kommt dem Ziel näher,<br />

ist aber noch ein ganzes Stück von genießbar entfernt. Eine Angeltour an die Anse Coco zusammen<br />

mit Charly ist wenig erfolgreich. Dafür gehe ich zum ersten Mal in der Zeit richtig schwimmen.<br />

Charly ist das nicht ganz geheuer und er bewacht in der Zeit m<strong>eine</strong>n Rucksack. Auf dem Rückweg<br />

werde ich von <strong>eine</strong>m Knaben angesprochen und in sein Haus geschleppt. Er will für mich arbeiten,<br />

habe er doch gehört,dass ich jemanden suche. Eigentlich war die Botschaft, dass ich ein Boot<br />

suche. Ich vertröste ihn und werde mich beim ihm melden, wenn Bedarf besteht. Wenn man was<br />

zu geben hat, ist man auf <strong>La</strong><strong>Digue</strong> immer gerne gesehen, man darf nur nichts wollen, umsonst<br />

natürlich. Charly und ich gehen mal wieder auf See. Das Wetter ist durchwachsen und wir<br />

umsegeln 3 Schauer. Der Versuch dabei <strong>eine</strong>n Fisch zu fangen scheitert kläglich und ich beklage<br />

den Verlust <strong>eine</strong>s Angelhakens und der dazugehörigen Schnur. Sie waren auf einmal weg. Ich<br />

glaube aber nicht, dass ein Fisch im Spiel war. Als ich wieder im Hafen einlaufe ist kein Mensch am<br />

Kai. Also muss ich all<strong>eine</strong> anlegen. Man will es kaum glauben, aber ich schaffe das Ganze und habe<br />

nach <strong>eine</strong>r halben Stunde m<strong>eine</strong>n Kahn sicher vertaut. Am nächsten Tag ist der ganze Hafen in<br />

Aufruhr. Ein Katamaran liegt gefährlich nahe am Bug von Monkey Puzzle auf m<strong>eine</strong>r Ankerkette<br />

und ich bin nicht zu erreichen. Mein Handy liegt auf dem Bett zum Aufladen. Bis Bruno aufgeregt<br />

auftaucht und mich zum Hafen schickt. <strong>In</strong> der Zwischenzeit haben Ron und Co. die <strong>La</strong>ge geklärt und<br />

den Kat am Ufer befestigt. Ich bin auf Monkey Puzzle als der Typ dann auftaucht. Sein Kat, auch ein<br />

Moorings Boot hat sich wieder auf <strong>eine</strong>n halben Meter an m<strong>eine</strong> Seite herangearbeitet. Ich bitte<br />

ihn, hey Mister, sein Boot ordentlich zu sichern. Typisch deutsches Arschloch sagt: ich habe mein<br />

Boot ordentlich gesichert, der Wind hat gedreht, da kann ich doch nichts für. Da mein Äußeres<br />

nicht mehr darauf schließen lässt, daß ich ein Deutscher bin, gebe ich mich auch nicht als solcher<br />

zu erkennen. Eine Stunde später hat er 50 Meter Sicherheitsabstand zwischen sich und Monkey<br />

Puzzle gebracht, Schade, dass so wenig Boote im Hafen liegen. Und dann kommt der erste große<br />

Regen in diesem Jahr. Er dauert jetzt schon zwei Tage, wechselnd von heftig bis sehr heftig, also<br />

fällt mein für Sonntag geplanter Törn erst einmal sprichwörtlich ins Wasser. Es regnet ohne<br />

Unterlass bis Montagmorgen. Dann kommt noch einmal ein kurzer Schauer und für den Rest des<br />

Tages bleibt es trocken, aber es stürmt weiterhin heftig. Monkey Puzzle hat sich heftigst bewegt<br />

und sich angeblich <strong>eine</strong>m Katamaran genähert und ihn beschädigt. Als ich am Hafen ankomme<br />

liegt Monkey Puzzle ziemlich quer und nahe am Katamaran. Aber der Kat kommt auf uns zu, weil er<br />

nur mit <strong>eine</strong>m Tau am Ufer befestigt ist. Außerdem liegt er über m<strong>eine</strong>m Anker, sodass ich wenig<br />

tun kann. Ich vertaue nochmals neu und lege <strong>eine</strong> L<strong>eine</strong> zu <strong>eine</strong>m Katamaran auf der <strong>andere</strong>n<br />

Seite. Als dieser ausläuft will ich Monkey Puzzle an <strong>eine</strong>n <strong>andere</strong>n Platz bringen, aber m<strong>eine</strong> Jungs<br />

haben k<strong>eine</strong> traute und wollen lieber auf weniger Wind warten. Auch Recht, sicherheitshalber lege<br />

ich am Abend aber noch <strong>eine</strong> L<strong>eine</strong> zum Boot auf der linken Seite, da soll wohl nichts mehr schief<br />

gehen. Zwischendrin habe ich unsere Wasserleitung neu verlegt und unseren Abwasserkanal<br />

gereinigt, mit <strong>eine</strong>m weiteren Bauunternehmer gesprochen und Charly bewegt bevor es wieder<br />

Abend ist. Ich habe einige Antwortmails aus Deutschland bekommen, alle mit Bildern verschneiter<br />

<strong>La</strong>ndschaften. Obwohl ich mich ganz doll angestrengt habe, irgendwie konnte ich dem Wunsch<br />

neidisch zu werden nicht entsprechen. Der Regen hat sich erst einmal verzogen, aber der Sturm ist<br />

geblieben. Mein Bauunternehmer ruft um sieben Uhr an das er kommt. Ich gehe mit Charly laufen<br />

und trinke m<strong>eine</strong> zweite Tasse Kaffee, was kommt ist Fred mit s<strong>eine</strong>m LKW, <strong>eine</strong>m <strong>In</strong>der, Holz und<br />

einigen Moniereisen. Der <strong>In</strong>der fragt nach <strong>eine</strong>m großen Messer, sprich Machete, um s<strong>eine</strong> Hölzer<br />

anspitzen zu können. Sowas hatte ich auch schon in Deutschland, ein Handwerker ohne Werkzeug.<br />

Ich fliehe, um nach Monkey Puzzle zu sehen. All<strong>eine</strong> auf weiter Flur schaukelt sie still vor sich hin.<br />

Ich installiere m<strong>eine</strong>n Generator fertig und lasse ihn ohne Probleme laufen und er liefert Strom.<br />

Allerdings funktioniert mein verlängerter Auspuff nur für wenige Minuten und ich muss abstellen.<br />

Was ich brauche gibt es natürlich nur auf Mahe. Also ein weiterer Punkt auf der Liste. Ich komme


gerade recht zur Mittagspause wieder nach Hause. M<strong>eine</strong> mittlerweile zwei Bauarbeiter<br />

verabschieden sich in dieselbe. Die ist übrigens heilig, zwischen 12 und 1 läuft hier nichts. Ich<br />

stopfe mein letztes Regenrinnenloch, pflanze m<strong>eine</strong> Bohnen um und sähe Tomaten. M<strong>eine</strong><br />

Bauarbeiter sitzen unter <strong>eine</strong>r Banane und studieren nicht relevante Pläne, denn die richtigen sind<br />

ausversehen nach Mahe gegangen. Wenig später ergötzen sie sich an unserem Obst, <strong>eine</strong>r<br />

Mischung aus Apfel und Birne mit dem Geschmack <strong>eine</strong>r Melone. Wiederum ziehe ich es vor zu<br />

gehen und mache m<strong>eine</strong> Shoppingtour. Als ich auf dem Rückweg am Hafen vorbei komme liegt ein<br />

Katamaran gefährlich nahe an Monkey Puzzle. Also hangele ich mich aufs Boot. Der Kat liegt auf<br />

m<strong>eine</strong>r Ankerkette, ich weise den Skipper darauf hin. Mir kann es egal sein, ist ja sein Rumpf der<br />

leidet. Er unternimmt mit s<strong>eine</strong>m Matrosen verschiedene Manöver um immer wieder am<br />

Ausgangspunkt zu landen. Nach <strong>eine</strong>r halben Stunde kann ich mir auch das nicht mehr anschauen<br />

und trete den Heimweg an. Wahrscheinlich erzählt er mir morgen ich habe s<strong>eine</strong>n Rumpf<br />

beschädigt. Der Sturm hält an und zwischen den Kats eingeklemmt ist Monkey Puzzle ziemlich<br />

nahe ans Ufer gedrückt worden. Als der <strong>eine</strong> verschwindet ziehe ich es mit dem Anker wieder nach<br />

draußen. Für die Nacht vertauen wir uns mit <strong>eine</strong>m Kat und mit dem verschwindet am nächsten<br />

Tag auch ein Fender. Es ist Heiligabend, von dem man nichts merkt. Es ist wie in Deutschland und<br />

anderswo. Die übliche Hektik und die letzten Einkäufe vor dem Feiertag, obwohl die Geschäfte hier<br />

morgen wieder auf haben. Wir haben <strong>eine</strong>n heftigen Schauer am Mittag und es sieht nach mehr<br />

aus. Hier regnet es an Weihnachten nun mal sehr gerne. Die vergessenen Mailantworten kann ich<br />

nicht schreiben, weil das <strong>In</strong>ternet wieder nicht funktioniert. Ich denke, dass m<strong>eine</strong> Mitbewohner<br />

nach und nach verschwinden und Charly und ich <strong>eine</strong> Stille Nacht verbringen. Charly in s<strong>eine</strong>m<br />

Schlammloch und ich eher früher als später in der Falle. Morgen geht es auf See, wenn es nicht aus<br />

Kübeln gießt. Mein Plan um Praslin zu segeln gefällt dem Wind nicht, also umrunden wir wieder <strong>La</strong><br />

<strong>Digue</strong>, segeln an Marianne vorbei und um Felicite herum wieder zurück. Der Hafen ist ziemlich leer<br />

geworden und ich kann mir <strong>eine</strong>n schönen Platz am Ende des Hafenbeckens aussuchen. Von<br />

m<strong>eine</strong>n Helfern ist weit und breit nichts zu sehen. Als ich mich anschicke all<strong>eine</strong> zurecht zu<br />

kommen ruft <strong>eine</strong>r ob er mir helfen kann. Es ist Andy mein Begleiter bei der ersten Überfahrt im<br />

Oktober. Er hat mal wieder mit <strong>eine</strong>m Katamaran voller Touries auf <strong>La</strong> <strong>Digue</strong> Station gemacht. Da<br />

der Außenborder s<strong>eine</strong>s Dingys nicht anspringt schwimmter mit m<strong>eine</strong>n Sicherungsl<strong>eine</strong>n ans Ufer.<br />

Ihm reicht ein Dankeschön für s<strong>eine</strong> Hilfe. Zuhause schreibe ich m<strong>eine</strong>m Bauunternehmer <strong>eine</strong>n<br />

Brief und lasse ihn wissen, dass er bis Sonntag Zeit hat ein Angebot zu erstellen, andernfalls ich mir<br />

<strong>eine</strong>n <strong>andere</strong>n suche. Mal sehen was kommt! Bruno hat sich verabschiedet um "ein paar Freunde<br />

zu besuchen", heißt, " ich komme besoffen zurück". Das schafft er auch ohne Probleme. S<strong>eine</strong><br />

Kochkünste lassen an diesem Abend zu wünschen übrig. Dafür habe ich die <strong>andere</strong> Hälfte des<br />

Essens gekocht und bis auf etwas zu viel Chili ist mir das gut gelungen. Den zweiten Feiertag, der<br />

hier kaum ein solcher ist, beginne ich mit Tanken, d.h. ich ziehe mit m<strong>eine</strong>m 25 Ltr. Kanister los zur<br />

Tanke am <strong>andere</strong>n Ende von <strong>La</strong> Passe und radele zurück zu MonkeyPuzzle. Ich schaffe das Umfüllen<br />

in den Tank all<strong>eine</strong> und ohne etwas daneben zu schütten. Zurück am Haus glaubt Bruno jemand<br />

will Katzen vergiften. Er hat da so <strong>eine</strong>n Verdacht und Charly muss an der L<strong>eine</strong> bleiben. Wie sich<br />

das für <strong>eine</strong>n Feiertag gehört mähe ich Rasen. M<strong>eine</strong> Rundspruch an die Gemeinde , dass ich ein<br />

Fischerboot suche, hat Erfolg. Es meldet sich <strong>eine</strong> Frau bei Lindy, die ein"neues Boot mit neuem<br />

Motor" zu verkaufen hat. Soviel neu war zwar nicht geplant, aber wir werden es uns anschauen.<br />

Bruno macht <strong>eine</strong>n Termin für Sonntagnachmittag. Und so ziehen wir los zur Besichtigung. Das<br />

Boot ist alt, der Farbe neu, der Motor ist alt, ein paar Teile neu und der liebe Jean?Marc will 60.000<br />

Rupees. Mein Angebot ist 40.000. Es sollte sich später herausstellen, dass mein Gebot dem<br />

Neupreis für beides entspricht. Bedingt durch die Feiertage konnte ich allerdings nicht bei Yamaha<br />

anrufen um die Preise zu erfragen. Wir machen <strong>eine</strong> Probefahrt. Es ist Ebbe und das Boot liegt<br />

innerhalb des Riffs. Also müssen wir <strong>eine</strong> Weile schieben bis wir genügend Wasser unter dem Kiel<br />

haben. Bis wir auf dem Meer sind läuft der Motor im Leerlauf recht ordentlich, als ich auf dem


offenen Meer Gas geben kann, läuft er bis zur mittleren Drehzahl normal, darüber geht er in die<br />

Knie. Auf der Rückfahrt schicke ich Bruno und zwei Jungs ins Wasser, weil die Motorarretierung<br />

kaputt ist und die Zwischenstellung zwischen ganz und halb im Wasser mit <strong>eine</strong>m Stück Holz<br />

bewerkstelligt werden muss. Damit beschäftigt, bemerke ich erst nicht, dass wir Richtung <strong>eine</strong>m<br />

Steinwall laufen, der Begrenzung zum Hafenbecken. Dazu läuft gerade die Fähre ein und mache<br />

zusätzlich Wellen. Bis ich das bemerke und den Rückwärtsgang reinhaue, haben m<strong>eine</strong><br />

Mitreisenden sich auf den Steinwall geflüchtet. Ich lese sie am Ende des Walls wieder auf. Ich teste<br />

nochmal im Leerlauf, gleiches Ergebnis. Bei höherer Drehzahl stirbt der Motor ab. Zurück an <strong>La</strong>nd<br />

ist mein Verkäufer bei 50.000. Ich bestehe auf die Untersuchung des Motors bevor wir<br />

weiterreden. Wir vertagen uns auf morgen. Ich lasse nebenbei fallen, dass ich ein Haus zur Miete<br />

suche. Es folgen zwei Anrufe, und Bruno und ich fahren zu <strong>eine</strong>m Haus, im <strong>In</strong>neren hinter der<br />

Kirche und der Schule gelegen, sehr ruhig aber doch recht zentral gelegen. Es sieht für hiesige<br />

Verhältnisse recht ordentlich und recht groß aus. Wir fahren zu den Besitzern. Die haben ein<br />

kl<strong>eine</strong>s Hotel und ihnen gehört, wie so üblich ein halber Berg. Sie gehören zur Familie des<br />

Bootsverkäufers, sind aber trotzdem nett. Wir reden kurz, einigen uns auf ein Jahr für 50.000<br />

Rupees, gehen zurück um uns das Haus von <strong>In</strong>nen anzuschauen. Es ist vollmöbliert mit drei<br />

Schlafzimmern, <strong>eine</strong>m großen Bad, separater Toilette, riesiger Küche, Wohnzimmer und Veranda,<br />

mit etwa 700 m² Grundstück. M<strong>eine</strong>m Wunsch, das Haus leer zu räumen wollen sie nach kurzem<br />

zögern nachkommen. Bis zum 1. Januar soll die Küche neu gefliest und das Haus leer sein. Nicht<br />

dass das <strong>In</strong>terieur m<strong>eine</strong>m Geschmack entspricht, die ortsüblich braunen Bodenfliesen, blaues Bad<br />

und Möbel, die Gott sei dank verschwinden, aber genügend Platz um alle m<strong>eine</strong> Möbel<br />

unterzubringen bevor sie im Schuppen vergammeln. Wir nennen es ein Deal und in zwei bis drei<br />

Tagen soll ich einräumen können. Naja, wenn es nächste Woche ist will ich auch zufrieden sein.<br />

Natürlich muss auch hie und da ein wenig neue Farbe an die Wände. Am nächsten Morgen rufe ich<br />

bei Yamaha an. Ein neuer 25 PS Motor kostet 26.000 Rupees. Ich entschließe mich bei der kl<strong>eine</strong>n<br />

Bootswerft nachzufragen. Ein Knabe m<strong>eine</strong>s Alters sprich mich an, ich sage ihm, dass ich ein<br />

kl<strong>eine</strong>s Boot mit oder ohne Motor suche. Kein Problem, er will mir eins zeigen, wir gehen zu<br />

s<strong>eine</strong>m Haus und da liegt was ich suche. Es ist sein eigenes und wir haben wohl etwas aneinander<br />

vorbei geredet. Ich m<strong>eine</strong> kaufen, er ausleihen. Als das geklärt ist gibt es immer noch kein Problem.<br />

Er kann mir auchein neues bauen, die Form ist ja da. Er hat auch zwei Motoren im Angebot, als ich<br />

ihm mein Skepsis gegenüber Gebrauchtem klarmache, sagt er kein Problem. Du fährst zwei<br />

Wochen damit und wenn dir was nicht gefällt gibst du den Motor zurück. Er will sich Gedanken<br />

machen und wir wollen morgen weiterreden. Es stellt sich heraus, dass Jeffrey, so sein Name, nicht<br />

nur Besitzer der Werft, sondern auch der Tankstelle ist. Es sei noch bemerkt, es regnet nahezu<br />

ohne Unterlass und ein Gewitter löst das nächste ab, das soll auch die ganze Nacht so bleiben. Der<br />

nächste Morgen ist kurzzeitig trocken und Charly und ich machen uns auf den Weg zur Anse Coco.<br />

Machen bei Jeffrey halt, der mit s<strong>eine</strong>n Gedanken noch nicht am Ende ist und sich melden will. Wir<br />

ziehen weiter und haben den ersten Wolkenbruch zu überstehen, bis wir an der Anse Coco<br />

angekommen sind hat es aufgehört zu regnen. Wir sind natürlich durch und durch nass. Es vergeht<br />

<strong>eine</strong> Stunde bis zum nächsten Schauer. Da kann kaum was trocknen, und dann werden die<br />

Trockenphasen kürzer. Mein Angelglück bleibt auf <strong>eine</strong>n mageren, kl<strong>eine</strong>n Fisch beschränkt. Im<br />

Regen treten wir den Heimweg an. Unterwegs ruft Jean?Marcan, der Motor läuft wieder, ich könne<br />

nochmals testen. Ich bedanke mich und sage ihm, dass ich kein <strong>In</strong>teresse mehr habe. Er nimmt es<br />

sportlich. Nach dem Klamottenwechsel nutze ich <strong>eine</strong> Trockenphase zum Einkaufen. Ich schaffe es<br />

gerade noch zurück bevor es mit voller Kraft weitergeht und so fällt Charly' s Abendspaziergang<br />

heute einmal ins Wasser. Der Morgen bringt bedeckten Himmel und Regen im Anzug. Es dauert<br />

nicht lange bis es wieder aus Kübeln schüttet. Jeffrey hat sich entschieden, sein Boot an mich zu<br />

verkaufen. 11.000 Rupees mit neuem Anti?Fouling. K<strong>eine</strong> Diskussion, ich akzeptiere. Also sprechen<br />

wir über den Motor, aber der ist nicht da, und bevor er über <strong>eine</strong>n Preis spricht muss ich die Sache


gesehen haben, also morgen! Ich gehe mit Charly im Trockenen spazieren und gehe instinktiv noch<br />

einmal zu Monkey Puzzle, um festzustellen, dass die Katamarane mich mal wieder in Abseits<br />

gedrängt haben. Die Typen gehen mir langsam auf den Sack. Natürlich hat sich mein Boot bewegt.<br />

Ich drohe, m<strong>eine</strong>n Anker zu lichten, um zu zeigen wer wen bewegt und man gibt klein bei weil die<br />

liegen allesamt über m<strong>eine</strong>r Kette. Wir schieben die Kats ein bisschen zur Seite, was allemal zehn<br />

Minuten hält, vertauen Monkey Puzzle neu und lassen es für heute genug sein. Am nächsten<br />

Morgen muss ich feststellen, dass sie m<strong>eine</strong> L<strong>eine</strong>n wieder umgelegt haben, Kette gegeben haben<br />

und Monkey Puzzle somit hinter ihnen liegt. Damit laufe ich Gefahr auf Grund zu liegen, aber<br />

m<strong>eine</strong> Ankerkette schabt ordentlich an dem Rumpf des Kat, hoffentlich reißt sie ihm das Ruder ab.<br />

Eigentlich wollte ich mit Charly auf See um die letzte Nacht des Jahres einfach weg zu sein. Mein<br />

Wunsch das Bootsdeal abzuschließen, der Zugang zu m<strong>eine</strong>r neuen Hütte und die Tatsache, dass<br />

ich gar nicht raus könnte, weil ich zugeparkt bin, lassen mich den Abend im Haus verbringen. Ich<br />

habe ein Fischerboot mit Motor gekauft, m<strong>eine</strong> ersten Arbeiten im neuen Haus gemacht und mit<br />

Bruno gut zu Abend gegessen. Und jetzt sitze ich mit Joe Cocker im Rücken, das zu tun was man<br />

wohl am letzten Tag des Jahres zu tut. Ich blicke zurück auf die letzten fast drei Monat in m<strong>eine</strong>m<br />

neuen Zuhause. Ich habe viele kl<strong>eine</strong> und große "böse Menschen" kennengelernt, aber auch<br />

Menschen die einfach nur nett sind. Arme Leute wie auch reiche, Menschen die dein Geld haben<br />

wollen und solche die auch ohne Geld hilfsbereit sind. Was habe ich erreicht? Ich bin da wo ich<br />

sein will und Charly und ich fühlen uns wohl, jeder auf s<strong>eine</strong> Art. Das was nicht unbedingt für mich<br />

sein sollte ist nicht einmal angefangen. Ich bin gelassen geworden dies betreffend. Wenn die, die<br />

an Vorteil haben können nichts dafür tun, müssen sie sehen wo sie bleiben. Man muss hier mit der<br />

Gewissheit leben, dass man gibt und nichts bekommt. Das ist aber kein Problem, wen man den<br />

Leuten zeigt, dass man das System versteht und "Diguoise" ist. Charly hat den Anfang gemacht und<br />

s<strong>eine</strong>n Artgenossen die Grenzen gezeigt, und sein Herrchen wird das Gleiche tun. Wollen wir sehen<br />

was 2010 uns so bringt. Sicher ist, es wird nicht langweilig werden und wir werden kein Fett<br />

ansetzen. Und mit "a little help from our friends" werden wir in der "<strong>andere</strong>n <strong>Welt</strong>" weiter unseren<br />

Spaß haben. Willkommen 2010.<br />

Januar 2010<br />

Das große Feiern hat begonnen und wird jetzt bis Sonntag dauern, tagsüber ist die <strong>In</strong>sel wie<br />

ausgestorben. Außer den Touries sieht man niemanden auf der Straße, bis gegen 16.00 Uhr wieder<br />

Leben in die Gemeinde kommt und die Sauferei weitergeht. Ich verbringe diese Tage damit das<br />

Haus auf Vordermann zu bringen. Zwischen m<strong>eine</strong>n Streichaktionen wasche ich 20 Vorhänge und<br />

habe bis Sonntag die beiden Schlafzimmer und das Wohnzimmer fertig. Mein Fischerboot ist<br />

immer noch nicht startklar, was mir die Arbeiten im Haus leichter macht, zumal ein ordentlicher<br />

Wind bei super Wetter weht und ich immer wieder versucht bin Monkey Puzzle in Fahrt zu<br />

bringen. Am Sonntagmittag treffe ich Jeffrey. Er hat <strong>eine</strong>n Riss im Rumpf entdeckt und will das<br />

noch reparieren lassen bevor er mir das Boot übergibt. Spontan bitte ich ihn mir s<strong>eine</strong>n LKW zu<br />

leihen um Möbel zum Haus zu bringen. Kein Problem in zwanzig Minuten ist er da, und siehe da<br />

die wissen allesamt wo es hingeht. Also hat es sich schon rumgesprochen wo mein neues Zuhause<br />

ist, bei Leuten die ich bis dato noch nie gesehen haben. Wir packen die Sachen aus dem Schuppen,<br />

haben drei kapitaleSchäden zu verzeichnen, zwei Ikea?Schränke haben Löcher und <strong>eine</strong> Platte des<br />

Kleiderschrankes ist total aufgequollen und schwarz. Wir werden sehen, ob sich etwas reparieren<br />

lässt. Während die Sachen draußen liegen kackt dann noch ein Vogel auf das Sofa. Aber sonst gibt<br />

es bei der ersten Fuhre k<strong>eine</strong> weiteren Schäden. Das Haus ist jetzt schon voll und wir haben<br />

ungefähr die Hälfte dessen drin was da eigentlich rein soll. Mir bleibt noch <strong>eine</strong> Woche um das<br />

Ganze bewohnbar zu machen.


Wir schreiben den 31. Januar und ich habe alles hinter mich gebracht. Zum Schreiben bin ich in<br />

derZeit nicht gekommen, deshalb ein kl<strong>eine</strong>r Rückblick. Ich schaffe es, das Haus in <strong>eine</strong>n<br />

einigermaßen brauchbaren Zustand zu versetzen, mit immerwährenden Diskussionen mit m<strong>eine</strong>m<br />

Vermieter wegen der Kosten und der Notwendigkeit. Ich sage Danke und überweise ihm nur 11<br />

Monate Miete, dafür ist er immer noch am Werken und nervt, hier gibt es eben k<strong>eine</strong> gelben<br />

Seiten. Mein Bruder stirbt. Der muss es so gewollt haben und man muss es hinnehmen. Arme<br />

Mama, sie musste dabeisein, mir reicht das Hörensagen. Ich verdränge die Gedanken mit Arbeit<br />

und da gibt es genug. Zusätzlich gibt's es <strong>eine</strong> Attacke auf mein Fischerboot, zuerst ist der Motor<br />

verstümmelt, dann das Boot mit Sand gefüllt. Der Schaden am Motor ist mit 30 € Ersatzteilen und<br />

etwas Bastelarbeit gering. Das Boot muss an ein paar Stellen geflickt werden, ärgerlich aber nicht<br />

dramatisch. Als ich mich am 14. auf den Weg nach Mahe mache, ist die Hütte halbwegs auf<br />

Vordermann. Charly und ich segeln in ruhigem Wasser gen Eden Island und sind um 4 Uhr dort. Ich<br />

mache noch schnell ein paar Einkäufe. Nachdem Charly sein Fressen bekommen hat gehe ich ins<br />

Restaurant und genehmige mir <strong>eine</strong>n"smoked fish salade" und lege mich nach <strong>eine</strong>r Flasche Wein<br />

nieder. Es schüttet in der Nacht und Charly, der Achtern auf Deck schläft liegt am Morgen da wie<br />

ein begossener Pudel. An Reparatur ist nicht zu denken, da die Ersatzteile noch nicht eingetroffen<br />

sind. Ich mache mit Norman m<strong>eine</strong> Einkäufe. Hole m<strong>eine</strong> Aufenthaltsgenehmigung ab und will<br />

m<strong>eine</strong> ID?Card abholen, aber dafür brauche ich m<strong>eine</strong>n Reisepass, der ist natürlich auf <strong>La</strong> <strong>Digue</strong>.<br />

Also das nächste Mal. Samstagmorgen, ich habe beschlossen Charly an Bord zu lassen und all<strong>eine</strong><br />

zum Flughafen zu fahren. Die Condor ist pünktlich und mit der üblichen Stunde Abfertigung kann<br />

ich m<strong>eine</strong> Gäste in Empfang nehmen. Wir bringen Gepäck und Mountainbike auf Monkey Puzzle<br />

und <strong>In</strong>a kann Charly begrüßen. Tatsächlich haben wir auch <strong>eine</strong>n Werker an Bord, der zum zweiten<br />

Mal versucht die Wasserpumpe zu reparieren, angeblich mit Erfolg und definitiv viel Dreck. Bis wir<br />

vom Einkaufen zurück sind soll alles sauber sein. Das ist natürlich relativ. Der Einkauf wird von<br />

leichtem Regen begleitet. Letzter Halt ist ein Supermarkt für das, was am Abend und zum<br />

Frühstück so gebraucht wird. Die Damen beschließen wegen der "Hitze" mit Charly auf Deck zu<br />

nächtigen. <strong>In</strong>a gibt das ungemütliche <strong>La</strong>ger in der Nacht auf und verkriecht sich zu mir in die Koje.<br />

Am Morgen nach dem Frühstück und dem Auffüllen unserer Wassertanks nehmen wir Kurs auf <strong>La</strong><br />

<strong>Digue</strong>. Die See ist ruhig und die Überfahrt unspektakulär, bis auf <strong>eine</strong> abtauchende Schildkröte und<br />

ein paar fliegende Fische will die See heute nichts zeigen. Am Hafen nimmt uns Ron in Empfang<br />

und wir legen erst am Pier an um das Gepäck ins wartende Taxi zu verstauen, dann ankern wir an<br />

unserem angestammten Platz. Als Charly und ich zum Haus kommen haben sich m<strong>eine</strong> temporären<br />

Belagerer schon mal mit der Hütte vertraut gemacht. Soweit scheint alles ok, nur zu warm zu sein.<br />

Das sollte sich die nächsten zwei Wochen auch nicht ändern. Die Schauer während der Zeit kann<br />

man an <strong>eine</strong>r Hand abzählen. Am Sonntag zur Halbzeit machen wir <strong>eine</strong>n Ausflug zur <strong>In</strong>sel<br />

Curieuse. Mit an Bord sind Lindy, Pam (älteste Tochter vom Big Brother) Leticia, Bruno und m<strong>eine</strong><br />

Drei und Charly natürlich. Es ist super Wetter und sogar ein wenig Segelwind. Wir ankern vor dem<br />

Strand und setzen mit dem Schlauchboot über. Als alle am Strand sind und scheinbar den Weg zur<br />

Schildkrötenfarm antreten, kehre ich zu Monkey Puzzle zurück, lege mich auf Deck und höre Bon<br />

Jovi. Ich entschließe mich zu Schnorcheln und dabei m<strong>eine</strong> Unterwasserkamera zu testen. Was ich<br />

alsbald sehe ist ein Felsen kaum <strong>eine</strong>n Meter unter derWasseroberfläche und gerademal 10 Meter<br />

von Monkey Puzzle entfernt. Schwein gehabt und um <strong>eine</strong> weitere Erfahrung reicher. Während die<br />

<strong>In</strong>sulaner auf halben Weg kehrt machten, gehen die Urlauber bis zur Farm. Als sich alle wieder am<br />

Strand versammelt haben, kommt das Schlauchboot wieder zum Einsatz und die Meute wird an<br />

Bord geholt. Lindy wäre gerne noch zur Anse <strong>La</strong>zio gefahren, aber dazu ist es schon zu spät und wir<br />

segeln gen Heimat. Ron wartet bereits auf s<strong>eine</strong>n Einsatz. Wir setzen allesamt am Pier ab und<br />

legen dann Monkey Puzzle an die L<strong>eine</strong>. Sie spielt mal wieder Diva und will gegen den Wind<br />

rückwärts k<strong>eine</strong>n Kurs halten, also hilft Ron mit dem Schlauchboot ein wenig nach und wir ziehen


den Rest mit den L<strong>eine</strong>n. So geht es auch. Die zweite Woche gehen m<strong>eine</strong> Gäste bis auf das<br />

Frühstück ihre eigenen Wege und verzichten weitestgehend auf m<strong>eine</strong> Dienste und ich begrüße<br />

ihren Entschluss mit der Fähre nach Mahe zurück zu gehen. Und so kommt der Samstag, mit<br />

abschließender Hektik, weil Bruno doch kein Taxi bestellt hat und als <strong>In</strong>a eins eingefangen hat, sie<br />

ihre Tasche mit allen Papieren auf der Veranda vergisst. Also fahre ich nocheinmal mit unserem<br />

Taxi?LKW zurück. Als wir wieder am Hafen sind bleiben noch 5 Minuten bis die Fähre ablegt. Charly<br />

und ich sitzen am Pier und sehen zu wie sie den Hafen verlässt und treten dann den Heimweg an.<br />

So, das war es denn, m<strong>eine</strong> ersten Gäste. Ich gebe erst einmal k<strong>eine</strong>n Kommentar dazu ab. Ich<br />

habe mich entschlossen es auf <strong>eine</strong>n zweiten Versuch ankommen zu lassen, um dann zu<br />

entscheiden, ob dies <strong>eine</strong> Einrichtung bleibt oder nicht. Im Moment würde ich allen Beteiligten<br />

inklusive m<strong>eine</strong>r Einer möglicherweise Unrecht tun.<br />

Februar 2010<br />

Es kommt der erste Einsatz des Fischerbootes. Mein Nachbar und Bruder m<strong>eine</strong>s Vermieters will<br />

mit mir rausfahren zum Angeln, weil sein Boot in Reparatur ist. Für mich ok, denn ich weiß noch<br />

nicht wie ich mit dem Kahn aus dem Riff raus und wieder rein komme. Er steht dann am<br />

Samstagmorgen auf der Matte und wir ziehen um zehn Uhr mit Motor, Tank und Ausrüstung, er<br />

hat drei volle Eimer und zwei Tüten dabei, zum Strand. Zu m<strong>eine</strong>m Erstaunen tut er kund, dass er<br />

mit Pinne nicht steuern kann und ich das Fahren übernehmen muss. Gut, wenn er dafür Fische<br />

fängt soll mir das recht sein. Es ist Halbebbe und wir setzen zweimal auf bevor wir über das Riff<br />

sind. Er gibt den Kurs zum sicheren Angelplatz an. Wir sind noch k<strong>eine</strong>n Kilometer vom Strand<br />

entfernt als wir das erste Mal Anker legen. Nach <strong>eine</strong>r Stunde ist der Erfolg mager, er <strong>eine</strong>n<br />

Winzling, ich Null. Dabei soll es bei mir auch bleiben. Wir wechseln noch viermal die Position und<br />

mit jedem Wechsel wird sein Erfolg größer. Am Ende haben wir 8 Fische vier davon mit guten 5 Kilo<br />

das Stück. Sein Rezept sei hier verraten: Man nehme ein Stück Makrele an den Haken; dann formt<br />

man um diesen Köder herum <strong>eine</strong>n Fischburger aus Sand (<strong>In</strong>halt des <strong>eine</strong>n Eimers) und<br />

kleingehackter Makrele und lässt es zu Wasser, nicht einfach Köder an den Haken und rein damit.<br />

Das ist nichts für schwache Mägen, aber ich glaube, die angeln auch nicht bzw. gehen nicht mit<br />

<strong>eine</strong>r Nussschale aufs Meer. Wir waren fast sieben Stunden auf dem Meer. Der Motor läuft wie<br />

<strong>eine</strong> Eins, was will man mehr. Ich nehme mir zwei der Kleinsten und gebe ihm den Rest und wir<br />

verabreden uns für nächsten Samstag, so das Wetter es will. Ein netter Kerl undein guter Fischer,<br />

nun davon lebt er. Die Verständigung ist auch ok, auch wenn er kaum Englisch und ich kein Kreol<br />

spreche, verstehen wir uns meistens doch. Und im Gegensatz zu all den Anderen hat er kein<br />

Seybrew, sondern Ananas Saft und Kuchen zum Lunch.<br />

Ich mache mich mit Charly auf den Weg nach Mahe. Charly soll beim Veterinär gecheckt und auf<br />

Herzwürmer untersucht werden und ich habe Behördengänge, Anwalt und Einkäufe auf der Liste.<br />

Reparaturen an Monkey Puzzle können nicht gemacht werden, weil immer noch k<strong>eine</strong> Ersatzteile<br />

da sind. Wir haben etwas Verzögerung, weil mein Anker sich an <strong>eine</strong>r Kette verfangen hat, nach<br />

mehrfachen Versuchen frei zu kommen, hilft mir ein Australier aus der Patsche, indem er<br />

runtertaucht und m<strong>eine</strong>n Anker frei macht. Danke! Die Überfahrt ist unspannend, ein Gewitter,<br />

falscher Wind und k<strong>eine</strong> Wellen. Als wir St. Anne passiert haben rufe ich Neil, wie abgesprochen<br />

wegen <strong>eine</strong>s Anlegeplatzes an. Die Nummer ist nicht vergeben. Nach vier weiteren Versuchen und<br />

mittlerweile in der Marina rufe ich die Officenummer an um zu erfahren, dass es Neil nicht mehr<br />

gibt. Er ist Samstagnacht bei <strong>eine</strong>m Unfall ums Leben gekommen. Ich erfahre später, dass es ein<br />

illegales Autorennen war. Er fuhr in <strong>eine</strong>r Kurve geradeaus gegen <strong>eine</strong>n Baum und brach sich das


Genick. C`est la vie! Ich suche mir <strong>eine</strong> Lücke aus und steuere die erfolgreich an, als <strong>eine</strong> Gestalt<br />

auftaucht, die sagt, hier nicht. Der <strong>andere</strong> Platz gestaltet sich weitaus problematischer, weil<br />

Monkey Puzzle sich mal wieder weigert rückwärts Kurs anzunehmen. Ich nehme <strong>eine</strong>n Franzosen<br />

m<strong>eine</strong>s Alters an Bord und übergebe ihm das Steuer. Es hilft ihm nichts, dass er lauthals flucht, er<br />

kommt nur in die Lücke,weil ich mit Fussabwehr Kollisionen mit <strong>andere</strong>n Booten verhindere und<br />

Monkey letztendlich in die Lücke schubse. Unsere Konversation beschränkt sich auf Scheiße und<br />

Merde, weil er nur Französisch spricht und null Englisch versteht. Wie dem auch sei, am Ende<br />

haben wir gemeinsam <strong>eine</strong>n guten Job gemacht. Ich bringe Charly an <strong>La</strong>nd und der wälzt sich erst<br />

einmal in jeder verfügbaren Pfütze. Dann wartet das Taxi. Norman ist im Krankenhaus, wird<br />

operiert und fällt für <strong>eine</strong>n Monat aus. Sein Ersatzmann Jimmy wartet. Außer einmal Supermarkt<br />

ist heute nichts mehr zu machen. Der Rest wird morgen erledigt. Um halb Neun wartet Jimmy mit<br />

<strong>eine</strong>m Privatwagen um uns zum Tierarzt zu bringen. Es sind vier Wartende vor mir und dann<br />

kommt da ein Typ pfeifend mit <strong>eine</strong>m total verängstigten Hund. Der muss weg, sagt der Typ. Kein<br />

Platz im Haus und lacht. Nach <strong>eine</strong>r halbenStunde verschwindet er wieder mit Halsband und Kette,<br />

ohne Hund, so geht es hier. Charly kommt dran. Ganz brav lässt er sich Blut abnehmen und<br />

untersuchen, nur Ohren putzen ist wie üblich nicht sein Ding. Der Herzwurmtest ist negativ, sollte<br />

aber in zwei Wochen noch einmal wiederholt werden. Ich will bezahlen und werde aufgeklärt, dass<br />

die Untersuchung kostenlos ist. Bevor wir Charly zurückbringen, lasse ich noch m<strong>eine</strong>n<br />

Personalausweis machen. Nachdem Charly wieder auf dem Boot ist und Jimmy das Autos<br />

gewechselt hat geht es zum Anwalt und dann kommt erst mal der große Regen und die<br />

Mittagspause nahezu zeitgleich. Ich erledige m<strong>eine</strong> Einkäufe und kehre zurück nach Eden. Ich<br />

verzichte auf Fastfood und esse an Bord. Wer mich kennt wird staunen. Es gibt 4 Eier und gleichviel<br />

Scheiben Toast, danach etwas Käse aus der Dose. Am nächsten Morgen stechen wir um 8.30 in<br />

See. Der Wind ist brauchbar, die See nicht mehr ganz ruhig. Wir machen zeitweise acht Knoten und<br />

es kommt Freude auf. Charly findet das Ganze nicht so toll, zumal die See rauer wird je weiter wir<br />

uns <strong>La</strong> <strong>Digue</strong> nähern. Dann müssen wir noch <strong>eine</strong> Ehrenrunde drehen bis Ron auftaucht. An <strong>La</strong>nd<br />

geht Charly erst einmal Kotzen, das macht er noch zweimal. Am nächsten Morgen hat er Durchfall<br />

und damit ist der Reisestress dann überstanden. Als ich die letzten Sachen vom Boot hole, liegt das<br />

Schlauchboot mal wieder auf den Felsen, weil mal wieder <strong>eine</strong>r die hintere L<strong>eine</strong> losgemacht hat.<br />

So wird das nicht mehr lange leben. Ich beschließe mir ein kl<strong>eine</strong>s GFK?Boot (Glasfaserkunststoff)<br />

von Jeffrey machen zu lassen, das kann man wenigstens reparieren. Der Freitag geht mit<br />

Wäschewaschen, putzen und Rasenmähen drauf und für Samstag ist wieder Angeln vorgesehen.<br />

Doch die See macht uns <strong>eine</strong>n Strich durch die Rechnung und wir verschieben auf Sonntag.<br />

Mein"schlagfestes" Dinghy ist in Arbeit und soll bis Montag fertig sein.<br />

<strong>La</strong> Passe gewinnt das erste Fussballspiel in der Qualifikation für den Africa Cup gegen das Team<br />

aus Mauritius.Wir satteln am Sonntagmorgen um 9 Uhr die Hühner, mittlerweile mit Routine<br />

haben wir den Pickup geladen und Motor und Zubehör zum Boot gebracht. Wir fahren etwa 1<br />

Kilometer hinaus und fangen, im Gegensatz zum letzten Mal, in der ersten Stunde gut ein Dutzend<br />

Fische. Selbst ich kann 3 Stück beisteuern. Die See wird rauer und trotz mehrfachem<br />

Stellungswechsel haben die Fische k<strong>eine</strong>n Bock mehr. Ich versuche die Methode "Fischburger"<br />

ohne Erfolg. Dann erwischt uns <strong>eine</strong> Welle voll und was noch trocken war ist jetzt auch nass<br />

einschließlich Handy und Zigaretten, allerdings ohne bleibende Schäden. Gegen drei Uhr treten wir<br />

den Heimweg an. Ich habe wieder einiges dazu gelernt und wie übliche geht der Fang bis auf zwei<br />

kl<strong>eine</strong> Fische an Jeamie. Auf m<strong>eine</strong>m anschließenden Kontrolltrip komme ich an m<strong>eine</strong>m<br />

Lieblingsfreund Monsieur <strong>La</strong>blache vorbei. Außer uns weit und breit niemand. Also sieht er in dem<br />

Himmel, um m<strong>eine</strong>n Anblick nicht ertragen zumüssen. Auch gut. Sicher ist, der wird mit m<strong>eine</strong>m<br />

Geld kein Haus bauen. Ich bleibe noch hier und da auf ein Schwätzchen stehen, allerdings ist


überall der Kanal ziemlich voll und ich fasse mich kurz ohne unhöflich zu sein. Der Montag beginnt<br />

mit drei Tropfen Regen und bleibt dann trübe, gut für die anstehende Hausarbeit. Ich mache<br />

Ananaseis und backe ein Brot, putze Fenster, befreie den Außenborder vom Salz des gestrigen<br />

Tages und schon ist es wieder Abend. Das Wetter bleibt wie es ist. Raue See, viel Wolken, heiß und<br />

kein Regen. Die Touries werden mehr. Ich pendele zwischen Monkey Puzzle und Haus, dieses und<br />

jenes tuend, hin und her. Mache mit Charly <strong>eine</strong>n Ausflug Richtung Anse Maron. Auf halber Strecke<br />

machen wir Rast und treten dann wieder den Rückweg an. Charly ist kaputt und regt sich erst<br />

wieder beim Abendessen. Einige Telefonate bringen mich dem Geheimnis auf den <strong>Seychellen</strong> ein<br />

Gewerbe legal auszuüben, etwas näher. Und so zeigt sich, trotz anderslautender <strong>In</strong>formationen,<br />

dass man am Seychelles <strong>In</strong>vestment Bureau, kurz SIB, nicht vorbeikommt und dass das immer der<br />

erste Weg sein muss. Hat halt ein bisschen gedauert bis auch ich darauf kam. Es mag verwundern,<br />

aber das Einzige was ein Ausländer vorbehaltlos darf, ist einRestaurant betreiben, bei allem<br />

<strong>andere</strong>n muss es entweder groß sein oder von Seychellois kontrolliert werden, zumindest auf dem<br />

Papier und so habe ich wiederum an Erfahrung gewonnenund möglicherweise hilfreiche Kontakte<br />

für die Zukunft geknüpft. Wir machen mal wieder <strong>eine</strong>n Trip an die Anse Coco, auf den ersten<br />

Metern spielt Charly "wilder Hengst" um sich dann wohl zu erinnern was auf ihn zu kommt und<br />

verfällt in <strong>eine</strong>n gemütlichen Trab. Wir gehen zum Angelplatz und Charly verkriecht sich in <strong>eine</strong>r<br />

schattigen Höhle und ward erst mal nicht mehr gesehen. Ich angele still vor mich hin. Angele <strong>eine</strong>n<br />

Winzling, der sofort wieder schwimmen darf. Dann <strong>eine</strong>n des normalen Kalibers und dann folgt<br />

<strong>eine</strong> Stunde des Wartens. Das wird belohnt mit dem Größten, den ich je mit der Angel gefangen<br />

habe, <strong>eine</strong> Papageifisch von gut 3 kg und damit beende ich den Angeltag, denn ich muss ja alles<br />

auch zurücktragen und da reicht der. Auf dem Rückweg hole ich <strong>eine</strong> Kokosnuss von <strong>eine</strong>r Palme<br />

und teile sie mit der Machete. Natürlich läuft dabei die Milch weg aber wie sich herausstellt ist<br />

Charly ein absoluter Fan von Kokosmark, also nehme ich noch <strong>eine</strong> mit. Auf demRückweg wird<br />

Charly noch <strong>eine</strong>n Gang langsamer und als wir am Haus angekommen sind, ist er fix und fertig. Ich<br />

fahre zu Jeffrey um <strong>eine</strong>n Kanister Diesel zu kaufen. Mit dem Kanister auf der Lenkstange radele ich<br />

zurück und werde von <strong>eine</strong>m Köter attackiert, der mir auch prompt in die Ferse beißt. Ich brülle ihn<br />

an, worauf er mich wieder in Ruhe lässt. Das nächste Mal wird Charly ihm in den Hintern beißen,<br />

wie schon zweimal geschehen nachdem er von dem Köter attackiert wurde. Aber der hat<br />

offensichtlich noch nicht genug. Ich lecke m<strong>eine</strong> sattsam blutenden Wunden, will heißen, ich<br />

desinfiziere sie und mache <strong>eine</strong> Wundsalbe drauf. Ich will den Diesel zu Monkey Puzzle bringen, als<br />

mein Nachbar auftaucht, der helfen will und ich beschließe mit ihm gemeinsam das Schlauchboot<br />

auf dem Rückweg zum Haus zu holen, um es ordentlich sauber zu machen. Wir fahren damit<br />

innerhalb des Riffs bis zum Strand vorm Haus zurück. Da das Wasser schon recht hoch ist geht das<br />

ohneProbleme und wir brauchen kaum mehr als 5 Minuten. Mit dem Fahrradanhänger schaffen<br />

wir es dann zum Haus. Es hat <strong>eine</strong> gründliche Reinigung bitter nötig. Wenn ich sehe wie es in den<br />

letzten fünf Monaten gelitten hat, ist es fraglich ob es die Garantiezeit überlebt. Jetzt wird es<br />

zumindest ansatzweise vor dem Zugriff <strong>andere</strong>r geschützter sein, und das Polyesterboot muss die<br />

Drecksarbeit übernehmen. Samstagmorgen regnet es kurz und wenig. Mein Fischfangexperte sagt<br />

wir sollen besser erst morgen rausgehen. Auch gut. Ich putze das Haus und hole dann den<br />

Räucherofen, denn der nächste Fang soll mal wieder <strong>eine</strong>m Räucherversuch zum Opfer fallen.<br />

Mein Freund, Schr<strong>eine</strong>r Max, hat mir von Mahe Beschläge mitgebracht. Ich habe ihm 1.000 Rupees<br />

mitgegeben, er gibt 400 für m<strong>eine</strong> Sachen aus und den Rest für sich. "Kriegst es am Montag<br />

zurück", schauen wir mal. Ich mache Fruchteis mit Sahne, nach Rezept, weil mein Früchtezauber<br />

bald alle ist. Weil Wochenende, gönne ich mir Tiger Prawns zum Abendessen. Charly bekommt<br />

zwei Eigelb ins Fressen, das Eiweiß ist im Eis, und ist ebenfalls gut zufrieden. Am Sonntagmorgen<br />

fahren wir raus aufs Meer und sind sehr erfolgreich. Jeamie fängt einmal mehr die Masse, ich<br />

steuere immerhin 4 zu den 15 bei. Er fängt auch <strong>eine</strong> Koralle und <strong>eine</strong>n Tintenfisch, ich dafür <strong>eine</strong><br />

Seeschlange. Wir verlieren <strong>eine</strong>n Anker, der in denKorallen festsitzt. Wir versuchen <strong>eine</strong> halbe


Stunde ihn frei zubekommen als die L<strong>eine</strong> reißt. Dazuverlieren wir jeder <strong>eine</strong>n Haken, weil <strong>eine</strong><br />

besondere Spezies die L<strong>eine</strong>n durchbeißt. Als Entschädigung fängt Jeamie <strong>eine</strong>n gut <strong>eine</strong>n Meter<br />

langen Chob?Fisch. Ich begnüge mich wieder mi tzwei Kl<strong>eine</strong>n und dem halben Tintenfisch und<br />

lasse ihm den Rest. Am Montag erzählt mir Max <strong>eine</strong> lange Story vom Schlaganfall <strong>eine</strong>s Freundes<br />

und dem Verlust s<strong>eine</strong>r Brieftasche und dass er mir meinGeld erst am nächsten Wochenende<br />

zurückgeben kann. S<strong>eine</strong> Frau macht <strong>eine</strong> kaputte Nähmaschine verantwortlich für die noch nicht<br />

fertigen Bezüge für Monkey Puzzle und auch Philipe hat den Weg zur Bank noch nicht gefunden.<br />

Bis Donnerstag ist es tägliches Allerlei, Bude putzen, die Runde zu den Booten und zum Einkaufen.<br />

Die Zeit vergeht wie nichts. Am Donnerstag satteln wir die Hühner und segeln gen Mahe. Glatte<br />

See und wenig Wind, muss der Diesel die Hauptarbeit leisten. Wir kommen um 16.30 auf Eden<br />

Island an. Monkey Puzzle ist zahm und lässt sich ohne Probleme einparken. Der neue Manager ist<br />

nicht da und ich mache noch m<strong>eine</strong> Einkaufsrunde, koche für Charly und mich, und dann legen wir<br />

uns nieder. Am Freitagmorgen gehen wir als Erstes zum Tierarzt. Auch der zweite Test auf<br />

"Herzwürmer" ist negativ also kann mit der Behandlung (vorbeugend) begonnen werden. Einmal<br />

im Monat <strong>eine</strong> 2 ml?Spritze in den Mund, das wohl solange er hier lebt. Allerdings, <strong>eine</strong><br />

Dreimonatsration kostet 30 Rupees. Das können wir wohl verkraften. M<strong>eine</strong> Besuche bei den<br />

verschiedenen Behörden wegen m<strong>eine</strong>r Arbeitsgenehmigung verlaufen recht frustrierend, sodass<br />

ich gegen Mittag die Aktion abblase und auf ein Andermal verschiebe. Der Manager ist auch heute<br />

nicht da und k<strong>eine</strong>r will ohne ihn etwas tun. Also warten wir auf Morgen. Der kommt am Samstag<br />

und will die ganze Sache schnell über die Bühne bringen. Allerdings nur das was irgendwo<br />

schriftlichvereinbart ist. Wir wollen mailen. Dann kommt <strong>In</strong>a und wir stechen in See Richtung <strong>La</strong><br />

<strong>Digue</strong>. Die Überfahrt verläuft ohne Probleme, ruhige See, kaum Wind. Das Anlegen auf <strong>La</strong> <strong>Digue</strong><br />

wird ein wenig frustig, weil kein Helferlein in Sicht und Monkey Puzzle mal wieder nicht<br />

rückwärtsfahren will und <strong>In</strong>a die Fehler bei sich sucht und Charly von Bord will. Es geht dann doch<br />

irgendwie und irgendwann. Der Taxifahrer darf zu guter Letzt den Hund wie immer nicht<br />

mitnehmen und so laufen Charly und ich nach Hause.<br />

März 2010<br />

Auch wenn <strong>In</strong>a k<strong>eine</strong>n Stressfaktor darstellt, sind die Tagesabläufe etwas geändert und m<strong>eine</strong> Lust<br />

zum Schreiben hält sich, wie schon im Januar, in Grenzen. So sitze ich jetzt, am 21.03. auf Monkey<br />

Puzzle auf Mahe und fange an Revue passieren zu lassen. <strong>In</strong>a hat die <strong>Seychellen</strong> gestern wieder<br />

verlassen und ich muss morgen früh ins Krankenhaus um mich für die Arbeitsgenehmigung<br />

untersuchen zu lassen. Nachdem es die ganze Nacht regnete und stürmte, ist die See rau und es<br />

windet heftigst, sehr zum Ungemach von Charly, der das <strong>eine</strong> und <strong>andere</strong> Mal von der Sitzbank<br />

fällt. Wir laufen um 16.00 in <strong>eine</strong> menschenleere Marina ein und ich bewältige das<br />

Rückwärtseinparken an m<strong>eine</strong>m mittlerweile angestammten Platz in Minuten und vertaue Monkey<br />

Puzzle in Rekordzeit, und k<strong>eine</strong>r hat es gesehen. Aber braucht der Profi Publikum? Ich koche Charly<br />

Reis und er bekommt s<strong>eine</strong> übliche Mahlzeit, während ich ins Restaurant muss und Fisch und<br />

Pommes bekomme. Mangels Wein muss ein Glas aus der eisernen Wodka?Reserve herhalten,<br />

bevor wir uns niederlegen. Um halb neun bin ich im Krankenhaus und werde die nächsten<br />

dreieinhalb Stunden "untersucht". Zum Teil wie bei der Aufenthaltsgenehmigung, also testen wir<br />

nochmals HIV und röntgen. Die Ärztin möchte übers Wochenende nach <strong>La</strong> <strong>Digue</strong> und fragt ob ich<br />

<strong>eine</strong> Bleibe hätte. Habe ich natürlich. Vielleicht kommen die unnötigen Kosten ja so wieder rein.<br />

Nach ein paar Einkäufen gehe ich zurück zur Marina und spreche mit Scott. Er will auf alle Fälle die<br />

Reling komplett neu abdichten. Zum Rest will er sich schlau machen und Bescheid geben. Charly<br />

kennt das Prozedere auf Eden Island mittlerweile auswendig. Runter vom Boot, rauf auf<br />

denParkplatz, dreimal pinkeln, einmal kacken und einmal im Gras wälzen und zurück zum Kahn. Ich


auchte gar nicht dabei zu sein. Am Dienstagmorgen, nach Charly's <strong>La</strong>ndgang und <strong>eine</strong>m kurzen<br />

Frühstück stechen wir um acht in See. Die ist mehr als ruhig ebenso der Wind. Also"düsen" wir mit<br />

fünf Knoten über Grund Richtung Heimat. Ich bin umzingelt von Katamaranen, die auch in m<strong>eine</strong><br />

Richtung wollen. Ich steuere geradewegs Shark Rock an, werde aber noch schnell genug wach um<br />

es zu merken. Um ein Uhr bin ich in <strong>La</strong> Passe, nehme Ron auf und ziehe die gleiche<br />

Einparknummer wie auf Mahe ab. Es kommen sicherlich auch wieder schlechtere Tage. Der Alltag<br />

kommt mit vernähten Polstern von Jeannette für Monkey Puzzle, <strong>eine</strong>m für <strong>La</strong>nd ungeeignetem<br />

Anker für die Hängematte, Regen und <strong>eine</strong>m Hamstereinkauf von Wein im 3 Liter Tetrapak. Wer<br />

weiß, wann das nächste brauchbare ankommt. Am Mittwoch rufe ich den Bauingenieur an. Der<br />

entschuldigt sich und verspricht, dass ich die Pläne bis morgen bei mir habe. Ich bin gerade auf<br />

MonkeyPuzzle als ein Katamaran ablegt und m<strong>eine</strong>n Anker samt Kette mitnehmen will. Die hängt<br />

an s<strong>eine</strong>r Schraube und weil er nicht loskommt, gibt der Depp auch noch Gas. Ich rufe ihm ein paar<br />

nette Worte zu und er erkennt s<strong>eine</strong>n Fehler. Per Taucheinsatz wird die Schraube von der Kette<br />

befreit. Hoffentlich braucht er <strong>eine</strong> Neue. Die Charterleute machen sich bei mir immer beliebter.<br />

Ich bekomme m<strong>eine</strong> Pläne am nächsten Abend mit dem Frachtschiff. Auf den ersten Blick glaubt<br />

man ich wolle ein Hochhaus bauen. Und ich bekomme erstaunlich schnell Antwort auf m<strong>eine</strong><br />

Anfrage nach Ersatzteilen für m<strong>eine</strong>n Kühlschrank und den Windmesser für Monkey Puzzle. Die<br />

Mails nach Südafrika, das ist die nächstgelegen Ansprechstelle, werden umgehend beantwortet.<br />

Der Regen hat sich verzogen und es ist wieder heiß. Charly hat sich ins Haus verkrochen und liegt<br />

tagsüber im Büro. Nur das Rascheln <strong>eine</strong>r Tüte bzw. das Öffnen der Kühlschranktür aktiviert ihn.<br />

Dafür ist er auf unseren Runden Morgens und Abends nicht zu bändigen. Wir gehen am Sonntag<br />

fischen und nehmen Bruno mit. Der kompensiert auch gleich m<strong>eine</strong> mageren Erfolge und so<br />

machen wir reiche Beute. Jeamie gesteht, dass er mangels <strong>La</strong>germöglichkeit die Fische die für ihn<br />

bleiben gar nicht verkaufen kann und so unter der Familie verteilt. Ob ich denn nicht <strong>eine</strong><br />

Gefriertruhe kaufen könne aus der man den Fisch abverkauft. Also kaufe ich <strong>eine</strong> Gefriertruhe und<br />

wir sind fortan Businesspartner. Eine deutsche Familie meldet sich über das <strong>In</strong>ternet und möchte<br />

Segeln. Ich rufe Ron an mich zu begleiten. Der ist Feuer und Flamme, nicht zuletzt weil ich ihm 50 €<br />

zusage. Ich backe Muffins und mache Thunfischsalat zum Lunch. Die Familie, Mama, Papa und drei<br />

Töchter zwischen 12 und 19 sind recht pflegeleicht. Sie bewegen sich nicht von den zugewiesenen<br />

Plätzen und so segeln wir ohne Wind um <strong>La</strong> <strong>Digue</strong> und nehmen dann Kurs auf Marianne. Dort<br />

gehen wir vor Anker und an <strong>La</strong>nd um zu Lunchen. Die Familie schwimmt, während Ron und ich mit<br />

dem Dinghi und der Verpflegung zum Strand fahren. Nach dem obligatorischen Muschel suchen<br />

und der Besichtigung des Wracks <strong>eine</strong>s Deutschen Versicherungsbetrügers (m<strong>eine</strong><br />

Einschätzung)wird m<strong>eine</strong> Mahlzeit allesamt angenommen. Wir gehen zurück an Bord und nehmen<br />

Kurs auf die Sister und jetzt haben wir sogar Wind und können ordentlich Fahrt machen. Wir<br />

fahren zwischen den beiden Schwestern hindurch und Ankern nochmals für <strong>eine</strong> Runde<br />

Schnorcheln, um dann wieder <strong>La</strong> <strong>Digue</strong> anzusteuern. Die Familie hat für ihre 250 € was erlebt und<br />

macht <strong>eine</strong>n zufriedenen Eindruck als wir wieder am Hafen anlegen. Ron konnte endlich mal<br />

Segeln und hat neben s<strong>eine</strong>n 50 € noch 200 Rupees Trinkgeld bekommen. Als ich ihm vorschlage<br />

<strong>eine</strong> Lizenz zu beantragen, die ich nicht bekomme, ist er Feuer und Flamme. Der Deal lautet 70:30<br />

und er kann aktiv werden. Erstaunlich für <strong>eine</strong>n <strong>Digue</strong>ois: er wird es auch! Geht zu Licensing und<br />

sagt mir was er an Unterlagen braucht. Geht zum Hafenmeister, der prompt Monkey Puzzle<br />

begutachtet und mit den Worten "sehr schönes Schiff" MonkeyPuzzle verlässt. "Leave everything<br />

to me", verspricht er die Angelegenheit zu Rons Gunsten zu regeln. Man wird sehen. <strong>La</strong>st but not<br />

least bringt Ron zwei Kunden für <strong>eine</strong> <strong>In</strong>selrundfahrt an.<br />

April 2010


Als ich am Abend mit Charly spazieren gehe, werde ich von <strong>eine</strong>m Paar angesprochen, wo man ein<br />

Halsband für <strong>eine</strong>n Hund kaufen kann. Ich identifiziere sie als Deutsche oder besser Bayern und<br />

sage ihnen, dass es sowas hier nicht zu kaufen gibt. Und dann kommt <strong>eine</strong> Geschichte die<br />

ihresgleichen sucht. Ihnen ist auf Mahe ein Hund nachgelaufen, der soll umgebracht werden, weil<br />

er kein Zuhause hat und um ein Restaurant rumstreicht. Die Zwei wollten ihn retten und mit nach<br />

Deutschland nehmen, er soll drei Monate alt sein und aus gutem Hause stammen, weil er k<strong>eine</strong><br />

Zecken hat. Jetzt dauern die Formalitäten für <strong>eine</strong> Ausfuhr drei Monate, nach Aussage des<br />

Veterinärs auf Mahe. Das Paar reist aber am Samstag heim. Der Herr der Schöpfung will aber<br />

nächste Woche wieder kommen, um sich um das Tier zu kümmern. Könnte ich vielleicht den Hund<br />

solange aufnehmen bis er nach Deutschland kann. Er schreibt sich m<strong>eine</strong> Telefonnummer auf und<br />

will sich melden, wenn er wieder auf Mahe ist. Schauen wir mal, wie weit die Hundeliebe reicht.<br />

Rons Franzosen sind Italiener, trotzdem angenehme Zeitgenossen. Sie wollen um die <strong>In</strong>sel herum<br />

und dann schnorcheln. Noch nie vorher auf den <strong>Seychellen</strong> und den zweiten Tag auf <strong>La</strong> <strong>Digue</strong> gibt<br />

es viel zu erklären. Übrigens k<strong>eine</strong> schlechte Idee, nicht nur aus unserer Sicht, sich das Ganze erst<br />

einmal vom Wasser aus anzusehen. Wir ankern an der Anse Coco und gehen <strong>eine</strong> Runde<br />

Schnorcheln, die zwei sind begeistert, haben sie doch zwei große Napoleons gesehen, was immer<br />

es auch sei. Ron hat ihnen Tuna‐Sandwich gemacht und sie sind rundum zufrieden. Wir machen<br />

<strong>eine</strong>n weiteren Halt an der Anse Patate vor dem Patatran und ich mache den Fehler noch einmal<br />

ins Wasser zu gehen. Auf dem Weg zurück von den Felsen komme ich in die Strömung und k<strong>eine</strong>n<br />

Meter mehr voran. Ron kommt mit dem Schlauchboot zu Hilfe. Dummerweise nur mit dem Paddel<br />

und wir brauchen gut zwanzig Minuten um die 50 Meter zu Monkey Puzzle zurück zu rudern.<br />

Unsere Italiener waren unwissend cleverer und sind in den Felsen in die <strong>andere</strong> Richtung<br />

geschwommen, sodass die Strömung sie auf Monkey Puzzle zu treibt. Soviel zum Thema, kurz mal<br />

Schwimmen gehen und außerdem lasse ich mich das nächste Mal nur motorisiert retten. Wir legen<br />

um drei Uhr wieder am Hafen an und nehmen 100 Euro ein, Ron bekommt 500 Rupees, weil<br />

Ostern ist, in der Hoffnung, dass morgen noch was über ist. Mit s<strong>eine</strong>m noch vom Vorabend<br />

besoffenen Kopf, eiert er im Hafenbecken herum, wie ich in m<strong>eine</strong>n schlechten Tagen. Und als wir<br />

endlich die L<strong>eine</strong> gelegt haben, hat er vergessen das Dinghi am Boot festzumachen und darf dafür<br />

nochmals ins Wasser. Wir machen klar Schiff und ziehen von dannen. Am nächsten Morgen hat<br />

Ron weitere Kunden für Montag an der Angel. Wir brauchen dringend die Lizenz sonst haben wir<br />

<strong>eine</strong> Menge Ärger am Hals. Wenn die Leute schon wissen wieviel Fische ich fange, wissen sie auch<br />

wann, wieviele Leute auf Monkey Puzzle gehen. Es ist Ostersonntag und wir gehen zum Fischen,<br />

ohne Bruno, der im Patatran Dienst tun muss. Wir ziehen schon um halb neun los. Die See ist wie<br />

ein im Wind wehendes Betttuch. Die erste Stunde ist ziemlich mager. Bei mir null, bei Jeamie 3<br />

kl<strong>eine</strong> Fische. Und dann beginnt mein Siegeszug. Ich hole <strong>eine</strong>n großen Red Snapper hoch, drei<br />

sollen es dann insgesamt werden. Jeamie fängt weiter kl<strong>eine</strong> Fische und ist ziemlich gefrustet. Am<br />

Ende füllt unser Fang ein Drittel unserer neuen Gefriertruhe. Ron's Kunden haben sich anders<br />

entschieden und er wird am Mittwoch nach Mahe gehen um die Lizenz zu beantragen. Ich will Eis<br />

machen, aber es mangelt an Sahne und Früchten, also backe ich Muffins, nicht um zuvor <strong>eine</strong><br />

<strong>In</strong>selrundfahrt wegen 4 Bananen zu machen. <strong>In</strong> der Nacht regnet es endliche einmal wieder und<br />

ich beschließe endlich m<strong>eine</strong>n Wassertank zu installieren. Da m<strong>eine</strong> Helferlein sich rar gemacht<br />

haben, beschließe ich selbst das Loch zu buddeln, drei Meter im Durchmesser, <strong>eine</strong>n Meter tief. Ich<br />

erledige den schwierigsten Teil, das Abtragen der Grasnarbe und bin schon nach fünf Minuten nass<br />

wie unter der Dusche. Mangels Transportmöglichkeit verteile ich die Erde schaufelweise am Ende<br />

des Grundstücks. Folglich hat Ron den Auftrag von Mahe <strong>eine</strong> Schubkarre mit zu bringen. Am<br />

Donnerstag muss der Tank in der Erde sein, so m<strong>eine</strong> Vorgabe. Wahrscheinlich kommt dann die<br />

große Trockenzeit. Ron kommt ohne Schubkarre zurück, denn sie war mit 1.400 Rupees teurer als<br />

gedacht und überstieg s<strong>eine</strong> Reserven, aber er besorgt mir so ein Teile und der Tank ist am Freitag<br />

in der Erde und es kommt der Regen. Bis heute, Montag hat er den Tank zu 2/3 gefüllt und morgen


soll ich wohl die Pumpe anschließen können. Am Wochenende haben wir gemeinsam klar Schiff<br />

gemacht, will heißen 2 Stunden geschrubbt und wie bestellt hat der nachfolgende Regen "Randy<br />

Andy" (Scheuermilch) weggespült. Nicht wirklich, wie sich später rausstellt, denn wo man hinlangt<br />

ist es weiß, also müssen wir da noch einmal ran. Voller Skepsis nehme ich die Pumpe in Empfang<br />

und natürlich sind nicht alle Teile für die Anschlüsse da. Der Testlauf ist schon einmal positiv, denn<br />

die Pumpe funktioniert, ohne Wasser. Davon ist mittlerweile genügend im Tank, der nach weiterem<br />

Regen randvoll ist. Und dann, am 15. April ist es soweit, das System funktioniert und nach einigen<br />

Anlaufschwierigkeit fördert es Wasser, in ausreichender Menge und mehr Druck als die<br />

Gemeindeleitung. Ich dusche mit Regenwasser und lasse die erste <strong>La</strong>dung Wäsche damit waschen.<br />

Von jetzt an wird gespart, schließlich müssen die 15.000 Rupees (ca. 1.000 €) die der Spaß gekostet<br />

hat, wieder reinkommen. Ich habe natürlich sofort <strong>eine</strong> Lizenz für den Bau von Wasseranlagen<br />

beantragt. Mein Duscherlebnis von oben positiv, erweist sich von unten negativ, denn das Wasser<br />

läuft nicht ab. Ich erstehe <strong>eine</strong>n "Pümpel" und sauge was das Ding hergibt, drei Schaufeln Sand<br />

und 75 Cent aus der Leitung, aber das Wasser bleibt. Mein Vermieter kommt mit s<strong>eine</strong>m<br />

Einheitsspruch " das war doch vorher nicht", verspricht aber vorbei zu kommen. Er kommt dann,<br />

als ich mit Jeamie zum Fischen bin und legt <strong>eine</strong> Leitung im Garten frei. Die soll es sein, er konnte<br />

ja nicht ins Haus, weil Hund im Haus und ich nicht da. Ich versuche diese Leitung durchzuspülen bis<br />

mir Zweifel kommen, denn das Problem liegt 1,5 Meter höher und der beste "Pümpel" schafft es,<br />

Sand über diese Höhe anzusaugen. Ich mache mich auf die Suche und finde die Leitung, rüttele<br />

zweimal und schon ist die Leitung wieder frei. Schön wenn man so hilfreiche Vermieter hat. Auf<br />

Jeamie's Wunsch sind wir am Freitag raus und unser Fang ist mehr als bescheiden. Wir fangen 8<br />

relativ kl<strong>eine</strong> Fische, aus s<strong>eine</strong>r Sicht negativ Rekord und er will nie mehr am Freitag mit mir<br />

rausfahren. Wieder am Strand angekommen, ist unser Pickup weg. Ich mache mich auf die Suche<br />

und frage Jeffrey. Es stellt sich raus, dass sein Enkelin den Karren zum Spielen entdeckt hat und ihn<br />

dann hinter <strong>eine</strong>m Gebüsch versteckt hat. Wir schaffen unsere Klamotten nach Hause. Jeder<br />

nimmt sich ein Abendessen und der Rest unserer mageren Beute landet in der Gefriertruhe. Bis<br />

auf m<strong>eine</strong> zwei Runden mit Charly verbringe ich den Sonntag zuhause mit ein wenig Hausarbeit,<br />

Chili und Paprika pflanzen, lesen und <strong>eine</strong>m Nachmittagsschläfchen und auch so geht der Tag<br />

vorbei. Ich frage Jeffrey, ob er mir ein Stück von s<strong>eine</strong>m Strand für ein Restaurant überlässt und er<br />

will das wohl mit s<strong>eine</strong>r Frau besprechen. Ich bombardiere SIB, das staatliche <strong>In</strong>vestmentbüro mit<br />

Geschäftsplänen und die höfliche Antwort kommt prompt: "Bitte die entsprechenden Formulare<br />

ausfüllen!" Dazu <strong>eine</strong> Liste was ich alles nicht darf oder nur unter Vorbehalt. Die verstehen es<br />

<strong>eine</strong>m das Leben schwer zu machen, nur um ein paar Euro zu investieren und den <strong>eine</strong>n oder<br />

<strong>andere</strong>n mitverdienen zu lassen. Es kommt das erste Angebot für den Hausbau und siehe da, die<br />

Sache bekommt doch <strong>eine</strong> realistische Größenordnung. 80.000 Euro sollen es sein, warten wir die<br />

<strong>andere</strong>n ab. Es folgen zwei Gewittertage und mein Tank läuft über. M<strong>eine</strong> Wasserrechnung beläuft<br />

sich auf das mögliche Minimum, die Grundgebühren von 4 Euro, obwohl ich erst die Hälfte der Zeit<br />

Regenwasser nutze, mehr ist also nicht drin. Charly und ich nutzen den trüben Tag und machen<br />

<strong>eine</strong>n Ausflug an die Anse Coco. Ich angele ein wenig, fange <strong>eine</strong>n Winzling und verliere zwei<br />

Haken in den Felsen. Der PETling m<strong>eine</strong>s "Geocache‐Kollegen" liegt noch wohlbehalten an s<strong>eine</strong>m<br />

Ort, es gibt <strong>eine</strong>n Eintrag vom 28. 12. 2009. Die zwei Anderen, die vorgaben ihn gefunden zu<br />

haben, hatten wohl nichts zum Schreiben dabei. Im leichten Regen treten wir den Heimweg an und<br />

Charly verschwindet im Büro zum Schlafen und wird bis zum Abendessen nicht mehr gesehen. Das<br />

Wetter hat sich beruhigt und ich beschließe Monkey Puzzle zu bewegen. Nach hundert Metern<br />

streikt Charly humpelnd auf <strong>eine</strong>m Hinterbein. Also zurück zum Haus, <strong>eine</strong> Untersuchung zeigt<br />

k<strong>eine</strong> sichtbare Verletzung aber er humpelt ins Büro und ich ziehe all<strong>eine</strong> von dannen. Ich segele<br />

so 5 Kilometer bei schwachem Wind an den "Sistern" vorbei und werfe m<strong>eine</strong> Angel aus und, fange<br />

<strong>eine</strong>n Bonito. Zurück im Hafen legen wir, Ron wartet am Pier, im Rekordtempo von nicht einmal<br />

fünf Minuten <strong>eine</strong> Ankerung hin, kein Manövrieren, vorwärts an den Pier, Ron aufnehmen,


ückwärts Anker legen und vom Dinghi die L<strong>eine</strong>n aufnehmen, festmachen und fertig. Nach<br />

fünfzehn Minuten ist alles dicht und wir an <strong>La</strong>nd. Ich gebe Ron m<strong>eine</strong>n Bonito und trete den<br />

Heimweg an. Charly ist wohlauf, humpelt aber immer noch. Dann kommt Jeamie und bringt mir,<br />

was wohl? Einen Bonito! Dann kommt der Regen und <strong>In</strong>a, in der Reihenfolge. <strong>In</strong> <strong>eine</strong>r Regenpause<br />

nehmen wir Anlauf den Mast von Monkey Puzzle zu erklimmen. Jeffrey will es mit s<strong>eine</strong>m Kran am<br />

LKW machen, doch der erweist sich als zu kurz. Letztendlich nehmen wir das Seil vom Hauptsegel.<br />

Ron lässt sich von mir an der Winde hochziehen. Im leichten Regen und im Schweiße m<strong>eine</strong>s<br />

Körpers winde ich ihn nach oben, allerdings kommen wir nicht an die Mastspitze und er kann nicht<br />

Ursachenforschung betreiben. Also hat er zumindest die Aussicht genossen und wir müssen auf<br />

den Frachter mit dem langen Kran warten.<br />

Mai 2010<br />

Während der, mehr oder weniger, Dauerregen weitergeht, bereite ich mich auf m<strong>eine</strong>n<br />

Deutschlandtrip vor und segele am Samstag nach Mahe, mit unruhiger See und sattem Wind. Der<br />

bringt mich auf durchschnittlich 7 Knoten und sorgt dafür, dass k<strong>eine</strong> <strong>La</strong>ngeweile aufkommt. Zum<br />

Dank erreiche ich den Kanal von St.Anne in dreieinhalb Stunden. Beim Einparken habe ich <strong>eine</strong>n<br />

m<strong>eine</strong>r schlechteren Tage. Es fing alles gut an bis auf die letzten fünf Meter. Einmal zu früh in den<br />

Vorwärtsgang und der Kahn kommt danach rückwärts nicht mehr unter Kontrolle. Aber irgendwie<br />

schaffe ich es, mich und ein Seil an <strong>La</strong>nd zu bringen und Monkey Puzzle ziehender Weise in<br />

Position zu bringen. Ich habe mit Sunsail vereinbart, dass sie während m<strong>eine</strong>r Abwesenheit die<br />

ausstehenden Reparaturen erledigen. Nach m<strong>eine</strong>m Abendmahl mit Fishfinger und Pommes im<br />

Nobel Yachtrestaurant rufe ich Jimmy sen., das Taxi. Der hört sich stockbesoffen an. Schließlich ist<br />

es der 1. Mai und der ist hier ein Besäufnis wert. Zwar verspricht er zu kommen, doch als er 15<br />

Minuten überfällig ist und das Taxi „Max“ gerade da steht, darf er mich zum Flughafen fahren. Er<br />

erweist sich als netter Zeitgenosse, zumal bereit zukünftig in s<strong>eine</strong>m Taxi für mich Werbung zu<br />

machen. Erst einmal muss er aber mit s<strong>eine</strong>r Tochter nach Dubai in den Zoo, danach müssen wir<br />

reden. Ich checke m<strong>eine</strong> 5 Kilo Gepäck ein, verschlafe im Flieger mein Abendessen und wache zum<br />

Frühstück über dem Balkan auf. <strong>In</strong> Frankfurt hat es zwölf Grad, schön mal wieder hier zu sein. Ich<br />

schaffe es den richtigen Bus zu finden um nach Neu‐Isenburg gebracht zu werden, wo Mama mit<br />

dem Frühstück wartet. Ein Besuch bei Papa am Grab und schon ist der Tag vorbei. Der Montag<br />

beginnt mit <strong>eine</strong>m Besuch des Einkaufzentrums und geht mit dem Abenteuer Bahnfahrt nach<br />

Osnabrück weiter. Das erweist sich nicht als solches und vergeht schneller als befürchtet. Für den<br />

Abend habe ich mich mit den Ex‐Kollegen im Restaurant Wein‐Krüger verabredet. Es werden fünf<br />

kurzweilige Stunden. Am Dienstagmorgen werde ich um halb Sieben wach, das Thermometer zeigt<br />

drei Grad, ich liebe Deutschland. Ich beginne mit <strong>eine</strong>m Besuch bei der Werbeagentur wegen der<br />

Website und besuche die alte Firma wegen m<strong>eine</strong>s Zeugnisses. Es ist tatsächlich nach nur 7<br />

Monaten fertig und es scheint als habe die gesamte Personalabteilung und „leo“ lange an der<br />

englischen Version gearbeitet. Da konnte ich schlecht sagen, dass ich es gar nicht brauche, aber<br />

Ordnung muss sein. Es folgen Stipvisiten bei der Bank und dem Zahnarzt und danach der Besuch<br />

bei Mama Heinz (<strong>In</strong>a‘s Mutter und der Mann an ihrer Seite). Ich verabrede mich mit Heinz zum<br />

gemeinsamen Trip nach Bremen am nächsten Tag, um m<strong>eine</strong> Einkäufe für Monkey Puzzle zu<br />

tätigen. Zurück in Osnabrück verbringe ich noch <strong>eine</strong> halbe Stunde mit der Parkplatzsuche, um<br />

dann ins Parkhaus zu fahren, ich liebe <strong>La</strong> <strong>Digue</strong>. Der Mittwoch begrüßt mich mit drei Grad, ich liebe<br />

<strong>La</strong> <strong>Digue</strong>. Unser Besuch in Bremen wird zu <strong>eine</strong>m Erlebnis, mehr für Heinz als für mich. Ich<br />

bekomme m<strong>eine</strong>n Chartplotter, die Seekarte für die <strong>Seychellen</strong> und was das Herz sonst noch für<br />

nötig hielt. Fast pünktlich zum Mittagessen sind wir wieder ins Menslage. Nach <strong>eine</strong>m kurzen<br />

Einkaufsbummel in Osnabrück besuche ich mein Ex‐Haus und die neuen Besitzer und freue mich,


dass sie ihren Kauf nicht bereuen. Für mich ist das sehr weit Gestern und nicht mehr m<strong>eine</strong> <strong>Welt</strong>,<br />

trotzdem bleibt Zeit für <strong>eine</strong>n kl<strong>eine</strong>n Schnack mit den Nachbarn. Zurück in Osnabrück finde ich<br />

<strong>eine</strong>n Parkplatz „direkt vorm Haus“ und werde den auch nicht mehr hergeben. Noch ein paar<br />

Einkäufe und schon bin ich am Bahnhof, um wieder nach Frankfurt zu fahren. Ich gönne mir erster<br />

Klasse und stelle fest, dass sie nicht ihr Geld wert ist. Um vier Uhr bin ich wieder bei Mama. Ich<br />

gehe noch einmal im strömenden Regen 2 Kilometer nach Sprendlingen zum Bau‐ und Supermarkt<br />

und dann darf ich schon wieder nach Hause. Der Freitag vergeht im Flug, noch die letzten Einkäufe<br />

und schon sage ich, good bye Mama, und bin auf dem Weg in die Heimat. Ich upgrade in premium<br />

economy und schaffe es noch mein Abendessen zu mir zu nehmen um dann <strong>eine</strong>inhalb Stunden<br />

vor <strong>La</strong>ndung zum Frühstück wieder wach zu werden. Wir landen pünktlich und schon bald bin ich<br />

wieder auf Monkey Puzzle und treffe Chaos vor. Die Reling demontiert, das Boot voller Müll, da<br />

kann schon Zorn aufkommen. Ich bin drauf und dran mit der Fähre zu fahren, doch der Manager<br />

verspricht in <strong>eine</strong>r Stunde kann ich ablegen. Wir wechseln noch ein paar wenig freundliche Worte<br />

und ich steche in See. Mit ordentlich Wind und reichlich Seegang habe ich gegen 16.00 Uhr mein<br />

Ziel erreicht. Dumm ist nur, dass mir auf halbem Weg der Keilriemen zur Lichtmaschine gerissen<br />

ist. Ron steht bereit und im leichten Regen gehen wir mit 28 Kilo Gepäck, plus 10 Kilo im Rucksack<br />

an <strong>La</strong>nd. <strong>In</strong>a hat die Woche allein mit Charly zu Haus gut überstanden. Ich beginne m<strong>eine</strong><br />

Mitbringsel für Monkey Puzzle zum Funktionieren zu bringen, wobei der Chartplotter schon auf<br />

der Überfahrt nach <strong>La</strong> <strong>Digue</strong> gezeigt hat, dass er funktioniert. <strong>In</strong>a reinigt das Teak an Bord mit<br />

durchschlagendem Erfolg. Das Angebot der Hausbauer aus Mahe kommt dann auch und die<br />

genehmigten Statikpläne. Ich könnte also bauen. Jetzt diskutieren wir die Pro und Contra und ich<br />

beschließe nicht zu bauen. Das <strong>In</strong>teresse m<strong>eine</strong>r „Partner“ an der Aktion und m<strong>eine</strong>m Umfeld (<strong>In</strong>a<br />

und Charly) von mir nicht zu sprechen, ist null, also warum? Zumal Jeamie sein Haus vermieten<br />

und, wie sich herausstellt, auch verkaufen will. Ich biete ihm 1 Million Rupees . Er will 1.3, so oder<br />

so ein Preis unter Freunden. Dennoch ich zögere, weil der Preis ist gleich 20 Jahre Miete und mit<br />

62 ist das schon noch einmal <strong>eine</strong> Überlegung wert. Wir werden sehen. Monkey Puzzle wird auf<br />

Lizenztauglichkeit geprüft. Der Prüfer kündigt sich drei Tage lang an, um dann am Vierten zu<br />

ersch<strong>eine</strong>n. Er hat die <strong>eine</strong> und <strong>andere</strong> Beanstandung, wie Überprüfung der Feuerlöscher und der<br />

Rettungsinsel, aber ansonsten ist der Kahn ok. Eine weitere Hürde zur Lizenz ist übersprungen. <strong>In</strong><br />

der Zwischenzeit habe ich mit Philip <strong>eine</strong> Vereinbarung für das Hafenrestaurant getroffen, heißt,<br />

ich gebe ihm Geld was daraus zu machen. So, die Räder drehen sich, auch wenn es nicht immer<br />

den Anschein hat. Fester Bestandteil m<strong>eine</strong>s Lebens wird der Fischfang mit Jeamie , mit mehr oder<br />

weniger Erfolg, aber viel Spaß (für mich). Dann kommt der Donnerstagabend und mein<br />

Spaziergang mit Charly. Wie üblich laufen wir zum Strand. Auf dem Heimweg wird er von 5 Hunden<br />

attackiert und <strong>eine</strong>r beißt ihm voll in die Seite. Charly, ob der Anzahl und ich, wegen der<br />

Sekundenbruchteile, hatten k<strong>eine</strong> Chance zu reagieren. Das Resultat, Charly hat <strong>eine</strong> tiefe, lange<br />

Wunde an der Seite. Ich hole Verbandszeug von Monkey Puzzle und erkundige mich bei Charles<br />

nach <strong>eine</strong>m Veterinär. Wir beschließen am nächsten Morgen nach Praslin zu gehen. Mein Verband<br />

ist nicht der beste und am Morgen ist die Wunde wieder freigelegt. Das Gleiche passiert dann auch<br />

auf dem Weg zu Monkey Puzzle. Ron ist bereit mit uns zu fahren und auf dem Boot zu bleiben. Ich<br />

habe <strong>eine</strong>n LKW organisiert, weil lebende Tiere ja nicht ins Taxi dürfen. Wir fahren zum <strong>andere</strong>n<br />

Ende von Praslin zur Frau Veterinärin mit <strong>eine</strong>m Schumi‐Verschnitt am Steuer, der die Distanz in<br />

Rekordzeit zurücklegen will und uns ordentlich durchschüttelt. Beim Rasieren kommt dann noch<br />

<strong>eine</strong> zweite, kl<strong>eine</strong>re Wunde zum Vorschein, die wird mit 4, die Große mit 10 Stichen genäht. <strong>In</strong> ein<br />

großes Strandlagen eingepackt schaffen wir den „toten“ Charly zurück zum und mit vereinten<br />

Kräften aufs Boot. Auf <strong>La</strong> <strong>Digue</strong> gilt es wieder <strong>eine</strong>n LKW zu organisieren, denn Charly ist noch im<br />

Reich der Träume. Wir finden nach einiger Zeit <strong>eine</strong>n, der leider vorher rote Erde geladen hatte.<br />

Das Badelaken und <strong>In</strong>a haben danach <strong>eine</strong> Wäsche verdient. Ich vertaue Monkey Puzzle<br />

gemeinsam mit Ron und mache mich dann auch auf den Heimweg. Charly kommt langsam zu sich


und ist soweit ok. Die ganze Aktion hat schon am nächsten Morgen ihren Sinn verloren, weil die<br />

große Wunde wieder offen ist. Ob mit oder ohne Zutun von Charly weiß er allein. Ein Anruf bei der<br />

Veterinärin und wir überlassen alles der Natur und Antibiotika, die es von nun an richten sollen.<br />

Charly ist derweil guter Dinge und hat s<strong>eine</strong>n Appetit nicht verloren, auch als <strong>In</strong>a ihm die Condor‐<br />

Socken über <strong>eine</strong>n Fuß verordnet, damit er sich nicht an der Wunde kratzen kann. Sein Ausgang ist<br />

bis auf Weiteres auf Haus und Grundstück beschränkt. Zwischenzeitlich haben m<strong>eine</strong><br />

Restaurantpläne mit Philip am Hafen weiter Gestalt angenommen und wir beginnen<br />

Vergangenheit mit Zukunft zu verbinden. Lindy nimmt emotionslos m<strong>eine</strong> Entscheidung hin, von<br />

Bruno höre ich nichts. Der Tag der Abreise für <strong>In</strong>a ist gekommen. Feststeht sie kommt wieder, wann<br />

und wie lange wird sie mir schon sagen. Die Condorsocke hat sich als beinahe Katastrophe<br />

erwiesen. Nach <strong>In</strong>as Abreise sitze ich am Computer. Charly liegt unter dem Schreibtisch und der<br />

Gestank s<strong>eine</strong>r Schweißfüße wird unerträglich, sodass ich ihm die Socke ausziehe. Erst dachte ich,<br />

<strong>In</strong>a hat sie ihm gepolstert, um dann festzustellen, dass sein Fuß und Unterschenkel auf den<br />

dreifachen Umfang angeschwollen sind. Was schlimm aussieht, hat sich am nächsten Morgen<br />

schon fast wieder normalisiert. Es regnet mal wieder. Allerdings geben die Wolken weniger als sie<br />

den Anschein geben. Wir fahren zum Fischen. Die See wird von slight nach moderate (spätestens<br />

Kotzgrenze für den „<strong>La</strong>ndmann“), als ich <strong>eine</strong> Welle, voll konzentriert auf m<strong>eine</strong>n Fischfang, voll in<br />

den Rücken bekomme und danach fünf Minuten wasserschöpfen muss, schwindet mein<br />

Vergnügen. Unser Fang ist mehr als bescheiden, ein Packet von 5 Fischen kommt dabei rum. Hier<br />

werden Fische im Packet verkauft. Ein Packet sind drei bis 6 Fische, je nach Größe und man<br />

bekommt 50‐75 Rupees für das Packet. Also 3‐5 € für ca. 10 Kilo Fisch.Viel Geld für 5 Stunden<br />

„Schiffschaukel“. <strong>In</strong> Deutschland muss man dafür bezahlen. Und so kommt es, dass Jeamie, wie fast<br />

schon erwartet, mir s<strong>eine</strong> Geldprobleme beichtet. Er hat, da sein Boot ja nicht einsatzbereit, als<br />

Aushilfe auf <strong>eine</strong>m <strong>andere</strong>n Boot gearbeitet. Das ist jetzt perdu. Er hat aber <strong>eine</strong> Familie zu<br />

ernähren und 2.600 Rupees pro Monat für das nicht funktionierende Boot abzuzahlen. Ich sage<br />

ihm, verkauf mir dein Haus, dann hast du Geld. Worauf er entgegnet ich würde es ja nicht tun. Ich<br />

gebe ihm 5.000 Rupees „Überbrückungsgeld“ und verspreche <strong>eine</strong> schnelle Entscheidung. Die<br />

Anzahl m<strong>eine</strong>r Schuldner ist dennoch nicht gewachsen, hat doch mein „Trikotfreund“ nach drei<br />

Monaten s<strong>eine</strong> 300 Rupees für die Hose (Adidas, Deutsche Nationalmannschaft WM 2010!)<br />

bezahlt und Freund Max mit <strong>eine</strong>m Stuhl für mein Gästeschlafzimmer das Sägeblatt vom letzten<br />

Jahr bezahlt. Unlackiert und mit herausstehenden Nägeln! Man darf den (monetären) Glauben an<br />

die Diguoise nicht aufgeben.<br />

Juni 2010<br />

Am Dienstag gehen wir wieder zum Fischen, die See ist moderat, heißt ziemlich doll. Wellen wie<br />

Sau und aus allen Richtungen, weil Jeamie mal wieder zur Windseite will. Vielleicht kennt er nur<br />

dieses Riff. Zu allem Übel verlieren wir noch <strong>eine</strong>n Anker, weil sich der Schäkel gelöst hat und der<br />

Fang ist 50 Rupees wert, plus unserem Abendessen. Immerhin, abzüglich des verbrauchten Sprits,<br />

ein glattes Minus aus geschäftlicher Sicht und nicht mal Spaß dabei. Ich konzentriere mich auf die<br />

Reparaturen auf Monkey Puzzle und mache echte Fortschritte. Das Radio geht wieder, der<br />

Voltmeter funktioniert, der Ankerschalter am Cockpit ist eingebaut, die verfaulten Umleimer an<br />

diversen Klappen entfernt und die Multiplex‐Kanten lackiert. So langsam bekomme ich den Kahn in<br />

den Griff. Am Donnerstag gehen wir wieder zum Fischen. Wir steuern zu guter Letzt wieder das<br />

gleiche Riff an, sind aber sehr erfolgreich und die See ist wesentlich ruhiger als die Tage zuvor. Ich<br />

schaffe es mit Mehrfachhaken an der L<strong>eine</strong> 5 Fische auf einmal hoch zu holen, was selbst m<strong>eine</strong>m<br />

Meister Respekt einflößt, „ Charly is a real fisherman“. Wir holen sieben Pakete aus dem Meer,<br />

geschäftlich sind wir +/‐ null, in nur fünf Stunden, wobei die Zeit die geringste Rolle spielt, zur


ichtigen Zeit am richtigen Ort ist die Parole. <strong>In</strong> kurzer Zeit hat es sich natürlich herumgesprochen,<br />

dass der Amateur mit s<strong>eine</strong>m Meister die meisten Fische an diesem Tag gefangen hat. Am Freitag<br />

bin ich wieder auf Monkey Puzzle und muss in <strong>eine</strong>m Dinghy voller Urin übersetzen. Die<br />

Vatertagsfreunde, am Pier lagen 5 leere Flaschen Wodka, fanden es wohl toll in den Kahn zu<br />

pinkeln. Der Gestank ist erbärmlich, aber ich schaffe es immerhin „trockenen Fußes“ auf Monkey<br />

Puzzle zu kommen und mit der Reinigungsaktion zu beginnen. Schön wenn man Freunde hat, die<br />

Spaß verstehen. Zum krönenden Abschluss dieses Tages kotzt mir Charly zweimal auf die Veranda.<br />

Naja, der Tag ist auch vorbei. Jeamie erklärt die See für zu rau und wir verzichten auf unsere<br />

Angeltour. Dafür ruft Ron an und kündigt Kunden für <strong>eine</strong>n Turn an und bestätigt <strong>eine</strong> Stunde<br />

später das zwei Schweizer oder Deutsche zur Ile Coco wollen. Abfahrt 13.00 Uhr. Ich ziehe um 11<br />

Uhr los und mache erst einmal klar Schiff. Es sind dann Holländer denen Ron 150 Euro für den Trip<br />

berechnet. Sie bekommen aber auch was geboten. Schnorchel vor Felicite und Coco, zweimal<br />

Turtels als Begleitung beim Schnorcheln und Delfine die am Boot vorbei ziehen, Wind und somit<br />

gutes Segeln. Sie machen <strong>eine</strong>n sehr zufriedenen Eindruck als wir um 16 Uhr wieder in den Hafen<br />

einlaufen. Ich habe <strong>eine</strong>n Termin mit <strong>eine</strong>r Anwältin auf Mahe ausgemacht und da ich die Dame<br />

vorher nicht mehr erreichen kann, treten Charles (als Pseudokäufer), Jemmy (so sein richtiger<br />

Name, wie sich bei der Gelegenheit herausstellt) und ich am Mittwoch die Reise nach Mahe an. Die<br />

See ist ziemlich unruhig, sagt man mir, weil ich die Überfahrt komplett verpenne. Jimmy Taxi<br />

erwartet uns und so ziehen wir unsere Kreise. First things first, kaufe ich 10 Liter Wein und zwei<br />

Stangen Marlboro. Charles hat etwas im Krankenhaus zu erledigen und Mama zu besuchen.<br />

Jemmy geht zum Frisör, bevor wir dann um 13.30 den Termin bei Madame Anwalt haben. <strong>In</strong> <strong>eine</strong>r<br />

Stunde haben wir alles unter Dach und Fach. Jemmy bekommt 150.000 Rupees Anzahlung um <strong>eine</strong><br />

Bürgschaft abzulösen. Danach kann die Übertragung auf Charles mit der Zahlung des Restbetrages<br />

erfolgen. Gemeinsam gehen wir am nächsten Morgen zur Bank und Jemmy bekommt sein Geld um<br />

s<strong>eine</strong> Schulden loszuwerden. Das Wetter bleibt wie es ist. Wolkig aber kaum Regen um nass zu<br />

werden, viel Wind und raue See. Trotzdem gehen wir am Samstag zum Fischen. Ich muss einfach<br />

mal wieder raus. Es ist Ebbe und wir müssen den Kahn bis zum Riff von Hand ziehen. Draußen auf<br />

dem Meer kommen kurze Zweifel, ob die Idee so gut war. Wir werden ordentlich durchgeschaukelt<br />

und bekommen mehrfach <strong>eine</strong> volle Dusche, dazu fangen wir die ersten zwei Stunden nichts. Nach<br />

mehreren Stellungswechseln fängt Jemmy <strong>eine</strong>n richtig großen, ca. 10 Kilo, und zwei kl<strong>eine</strong>re Red<br />

Snapper. Mein Beitrag bleibt mit drei kl<strong>eine</strong>ren Fischen mehr als bescheiden. Nach der Sicherung<br />

des Abendessen für jeden, bleiben die Red Snapper und drei Pakete für den Verkauf. Wir sind<br />

schon mit weniger Nachhause gekommen. Es folgen Tage des „ business as usual“. Die See ist rau<br />

und es stürmt, folglich kein Fischen. Dafür warten auf die Lizenz für Monkey Puzzle, die<br />

Genehmigungen für das Restaurant, und den Austrag der Bürgschaft auf Jemmy’s Grundstück.<br />

Zwischen dem Warten; Hausputz, Wäsche waschen, das <strong>eine</strong> und <strong>andere</strong> auf Monkey Puzzle<br />

renovieren, da es neben dem Sturm auch noch sattsam regnet, werden die Aktivitäten vom Wetter<br />

bestimmt. Es kommen drei Anfragen für Übernachtungen und <strong>eine</strong> umgehende Absage, weil man<br />

sich entschieden hat erst einmal in Europa zu bleiben. Ich habe <strong>eine</strong>n Termin auf Mahe um<br />

Monkey Puzzle trocken zu legen. Ron und Henry werden mit von der Partie sein. Ich hole mit<br />

Jeffries Hilfe den Wassertank und die Treppe von Lindy’s Grundstück. Bei dieser Gelegenheit haben<br />

wir, wie nicht anders zu erwarten, wieder mal <strong>eine</strong> Begegnung mit dem Monster der <strong>Seychellen</strong><br />

das gefürchtet ist wie nichts <strong>andere</strong>s. Ein Tausendfüßler, voller Stacheln, etwa 1 cm dick und 10‐15<br />

cm lang, der im Gegensatz zu <strong>andere</strong>m Getier nicht flüchtet, sondern sofort attackiert. Von ihm<br />

gebissen, glaubt man wohl für einige Tage das Ende sei gekommen. Dementsprechend groß ist die<br />

Panik wenn er gesichtet wird. Einer wird bei Bruno gemetzelt, der Andere kann beim Abladen der<br />

Palette flüchten. Jeffrey hat mal wieder Reisefieber und will mit mir nach Madagaskar, aber erst im<br />

September. Wir reparieren, wie es scheint, erfolgreich Jemmy’s Außenborder und dann ist auch<br />

dieser Tag, der Samstag nach der Deutschlandpleite gegen Serbien bei der WM, vorbei. Es stürmt


weiter, aber, nachdem ich m<strong>eine</strong> Wäsche abgehängt habe, ist es trocken geblieben. Der Sonntag<br />

vergeht mit den Vorbereitungen für den Trip nach Mahe um Monkey Puzzle an <strong>La</strong>nd zu holen. Und<br />

so starten wir am Montagmorgen, Ron, Henry, Charly und ich gen Mahe, mit Verzögerung, denn<br />

wir hängen erst einmal wieder an <strong>eine</strong>m <strong>andere</strong>n Anker und brauchen einige Zeit um ihn<br />

loszuwerden. Es erwartet uns raue See und Wind satt und so sind wir in drei Stunden auf Mahe<br />

und <strong>eine</strong> Stunde später an <strong>La</strong>nd. Das Unterwasserteil von Monkey Puzzle ist besser als erwartet<br />

nur die Opferanode an der Schraube ist gänzlich aufgebraucht und bis zum Abend hat der<br />

Hochdruckreiniger den Bewuchs beseitigt. Charly muss <strong>eine</strong> 2 Meter hohe Leiter bewältigen und<br />

schafft es in 15 Minuten runter und in 20 wieder hoch. Das Umfeld behagt ihm überhaupt nicht.<br />

Außer 20 m² Wiese hat das Hafengebiet nichts zu bieten, aber sein Appetit nimmt k<strong>eine</strong>n Schaden.<br />

Henry, stolzer Besitzer <strong>eine</strong>s Führerscheins, meint wir sollten ein Auto mieten, für 500 Rupees am<br />

Tag, dann können wir besser unsere Besorgungen machen. Zwar skeptisch, stimme ich zu und<br />

bereue. Nach dem ersten „Ausritt“ ziehe ich es vor am nächsten Morgen Jimmy Taxi’s Dienste in<br />

Anspruch zu nehmen. Ich gehe in <strong>eine</strong> Privatklinik um m<strong>eine</strong> taube Zehe am linken Fuss zum<br />

Thema zu machen. Der chinesische Arzt erzählt mir für 10 € ich solle aufhören zu rauchen und ich<br />

sei k<strong>eine</strong> 25 mehr, ansonsten aber fit wie ein Turnschuh. Er verschreibt mir für weitere 10 €<br />

Magnesiumpillen und Aspirin, falls es doch Durchblutungsstörungen sind. Alles wie in Deutschland<br />

nur viel billiger. Mein nächster Halt ist SIB, Seychelle <strong>In</strong>vestment Bureau, da muss man als<br />

Ausländer hin, wenn man etwas tun will. Ich erfahre, dass alle m<strong>eine</strong> geplanten Aktivitäten illegal<br />

sind. Nichts ist schlüssig, aber so sind die Gesetze. Ich bedanke mich, Mittelfinger hoch, für die<br />

<strong>In</strong>formationen und kaufe erst einmal 2 Stangen Marlboro und 10 Liter Wein. Vorrat kann nie<br />

schaden. M<strong>eine</strong> Jungs haben derweil Urlaub, denn an Reinigungsarbeiten ist hier nicht zu denken,<br />

so staubig die Umgebung ist. Sie bekommen 500 Rupees und machen sich <strong>eine</strong>n schönen Abend.<br />

Monkey Puzzle ist inzwischen abgeschliffen und der Primer aufgetragen. Dann kann das Pinseln<br />

beginnen, aber es gibt k<strong>eine</strong> blaue Farbe, nur Schwarz. Also fahre ich zu <strong>eine</strong>m <strong>La</strong>den der Blau<br />

hatte. Blau ist aus, nur Schwarz und Rot. Zurück auf der Werft sagt man mir, dass man auch nicht<br />

ausreichend Schwarz hat. Super!! Mittlerweile hat der <strong>La</strong>den zu. Am nächsten Morgen um 8 Uhr<br />

stehen wir auf der Matte um 10 Liter Farbe zu kaufen. Die kosten mich schlappe 10.000 Rupees,<br />

aber irgendwie muss der Kahn ja wieder ins Wasser und ohne Farbe geht es eben nicht. Monkey<br />

Puzzle bekommt zwei Anstriche Antifouling und kann wieder ins Wasser. Zahltag: aus dem<br />

Kostenvoranschlag von 7.600 Rupees werden 22.000. Wir stechen in See. Mit <strong>eine</strong>m neuen Dinghi<br />

an Bord, rauer See und <strong>eine</strong>m Henry, der Schumacher auf See zu sein scheint. Ich muss ihn bald<br />

bremsen, denn ich habe <strong>eine</strong> Öllache unter dem Motor und Wasser im Boot. Ich werde gewahr<br />

was noch alles undicht ist. Auf halber Strecke haben wir den Wind von Vorne und wir brauchen<br />

viereinhalb Stunden bis wir wieder auf <strong>La</strong> <strong>Digue</strong> sind. Wir packen zusammen und flüchten nach<br />

Hause. Ich verbringe zwei Tage mit aufräumen, putzen und renovieren auf dem Kahn, zumal das<br />

Wetter fischen nicht zulässt. Der Bauunternehmer hat angefangen das Küchenhaus zu bauen und<br />

die ersten Mauern stehen. Und dann beruhigt sich die See und wir können wieder raus. Recht<br />

erfolgreich fangen wir in zwei Tagen ca. 50 Kilo Fisch und die Gefriertruhe ist wieder voll bis zum<br />

Rand, obwohl wir vier Pakete frisch aus dem Meer verkaufen. Unser Preis sind jetzt die<br />

ortsüblichen 75 Rupees. Philip kommt mit der Cafe Abrechnung und <strong>eine</strong>m satten Minus.<br />

Allerdings unterschreitet das Bare den rechnerischen Wert um 50%. Ich schicke ihn nach Hause mit<br />

der Empfehlung, mit Geld oder <strong>eine</strong>r schlüssigen Erklärung wieder zu kommen. Jeffry fährt die<br />

erste <strong>La</strong>dung von Bruno zu Jemmy’s Haus und das freigeräumte Zimmer ist voll. Wir müssen wohl<br />

noch zweimal fahren bis alles transferiert ist.<br />

Juli 2010


Wir gehen wieder raus bei brauchbarer See und fangen nur vier Pakete, besser als nichts. Philip<br />

gesteht ein paar Rupees wohl für sich gebraucht zu haben und bitte sein Gehalt entsprechend zu<br />

kürzen. Er gelobt Besserung, was allerdings mein Misstrauen nicht sonderlich reduziert. Jeffry hat<br />

nun den Sonntag für den nächsten Transport ausgesucht, allerdings hatte zu dem Zeitpunkt<br />

Deutschland noch nicht gegen Argentinien bei der WM gewonnen. Am Sonntagmorgen gehe ich zu<br />

ihm und findet s<strong>eine</strong>n LKW mit <strong>eine</strong>r Deutschlandfahne geschmückt. Kurz darauf kommt ein<br />

schwankend tanzender Jeffry mit wildem Gesang um die Ecke, ziemlich dicht, aber er verspricht um<br />

11 Uhr für den Transport da zu sein. Ich erfahre, das Jeffry immer bei <strong>eine</strong>r WM auf die Deutschen<br />

wettet, außerdem wurde er beim Einkauf von 4 Flaschen Whiskey gesehen. Er kommt um halb<br />

zwölf und kann nicht mehr fahren, erklärt sich aber bereit mir s<strong>eine</strong> Karre zu überlassen und so<br />

zittern wir, Jeffry’s Hiwi Nelson, Jemmy und ich Richtung Bruno. Die Kiste hat nur noch 2, 3 und<br />

Rückwärtsgang und ich kann alsbald verstehen warum Jeffry immer so langsam fährt. Wir schaffen<br />

die zwei Kilometer in 15 Minuten, umjubelt von den Passanten ob der zwei Deutschlandfahnen an<br />

den Türen. Ebenso schnell ist klar, dass da nicht Jeffry am Steuer sitzt. Das ist noch mehr Sensation<br />

auf <strong>La</strong> <strong>Digue</strong> als Deutschlands Sieg gepaart mit der heftig diskutierten Frage, darf der das? Wir<br />

laden den LKW, sogar Bruno hilft für <strong>eine</strong> Viertelstunde, und bringen unser <strong>La</strong>dung zu Jemmy’s<br />

Haus. Danach müssen wir noch einmal zu Jeffry’s Boot und 10 Kartons Vogeleier von Bird Island<br />

holen. Dies sind die goldenen Eier der <strong>Seychellen</strong> und kosten 30 €‐Cent das Stück. Geld das der<br />

Staat einnimmt. Sie sind heiß begehrt, allerdings kann ich nicht viel daran finden. Das Beste daran<br />

ist die Schale, weiß mit blauen Sprenkeln. Mein Neubau „Küchenhaus“ auf Jemmy’s bzw. m<strong>eine</strong>m<br />

zukünftigen Grundstück nimmt Gestalt an, allerdings lässt das Tempo etwas zu wünschen übrig.<br />

Vertraglich ist die Fertigstellung 1 Monat nach Zahlung der ersten Hälfte, das war am 16. Juni, jetzt,<br />

am 06. Juli sagt mein Bauunternehmer stolz, dass er wohl in <strong>eine</strong>m Monat fertig ist. Es fallen ein<br />

paar harte Worte, darüber wie ich mir als zahlender Kunde Termintreue vorstelle. Unsere<br />

folgenden zwei Fänge finden nicht den Weg bis zum Haus. Wir verkaufen direkt am Strand und<br />

hätten zehnmal mehr fangen müssen um alle Kaufwünsche zu erfüllen. Zumindest ist jetzt der<br />

Heimweg weniger beschwerlich, lassen sich doch 300 Rupees leichter tragen als 20 kg Fisch. Ich<br />

verbringe jetzt m<strong>eine</strong> freie Zeit damit bei Charles <strong>eine</strong> Regenrinne anzubringen und zwei Container<br />

an <strong>eine</strong> Pumpe anzuschließen. Das Problem besteht darin, dass die passenden Anschlüsse mal<br />

gerade wieder nicht verfügbar sind. Strahlender Dritter ist Barry, der einige s<strong>eine</strong>r <strong>La</strong>denhüter los<br />

wird. Natürlich werke ich auch immer wieder auf Monkey Puzzle, allerdings bleibt k<strong>eine</strong> Zeit den<br />

Kahn mal wieder zu bewegen. Hauptgrund ist jedoch unser Wetter, es ist stürmisch und<br />

vergleichbar unserem Aprilwetter, immer wieder schauert es. Wassersorgen haben wir bislang<br />

k<strong>eine</strong>. Die Bauarbeiten haben die ein und <strong>andere</strong> Verzögerung. Mal fehlt es am Sand!!, mal am<br />

Transport, mal an den entsprechenden Arbeitern. Die Restaurantabrechnungen werden immer ein<br />

bisschen genauer und die Umsätze steigen langsam wieder an. Monkey Puzzle darf auch mal<br />

wieder Geld verdienen. Ein französischen Ehepaar mit kl<strong>eine</strong>r Tochter bucht uns für zwei Tage,<br />

<strong>eine</strong>m halben für Ile Coco und <strong>eine</strong>n Tag mit BBQ auf Curieuse. <strong>In</strong> beiden Fällen lässt das Wetter<br />

nichts zu wünschen übrig. Allerdings ist am Samstag die See zu rau um vor Ile Coco zu ankern, also<br />

müssen wir vor Felicite im Windschatten bleiben. Der Trip nach Curieuse ist stressfreier, die See ist<br />

ruhiger und auf dem Weg dorthin fangen wir auch noch <strong>eine</strong>n Bonito. Der wird dann Bestandteil<br />

des Grillens neben m<strong>eine</strong>m letzten Fisch aus der Kühltruhe. Unsere Gäste sind gut zufrieden und<br />

zum Schluss ankern wir noch kurz vor Islette St. Pierre. Hier ist die Hölle los, gut 10 Boote liegen<br />

vor Anker. Der nächste Trip läuft nicht so reibungslos. Ein holländisches Ehepaar bucht Cousin, mit<br />

dem Wunsch auf der <strong>In</strong>sel Vögel zu beobachten. Als wir gegen 10.30 dort ankommen geht aber<br />

nichts mehr. Die einzige Führung am Tag ist um 9.30. Unser Ornithologe ist ziemlich gefrustet, was<br />

s<strong>eine</strong> Frau in heftige Worte fast. Nach hitziger Diskussion fahren wir weiter nach Curieuse, sehen<br />

auf dem Weg dahin einige Delphine und den ersten Regenschauer. Die Schildkröten auf Curieuse<br />

beruhigen die Gemüter nochmals und als wir vor St. Pierre zum Schnorcheln ankern ist alles


soweit wieder im Lot. Allerdings ist ein Preisnachlass nicht zu vermeiden, ebenso wenig wie der<br />

Rüffel für m<strong>eine</strong>n Partner, der die Kunden wohl bei der Buchung missverstanden hat.<br />

Mein Bau macht einige Fortschritte, er wird aber wohl nicht, wie versprochen, zum Wochenende<br />

fertig sein. Ich trete mit Jemmy den zweimal verschobenen Trip nach Mahe an. Wie üblich<br />

verschlafe ich die Überfahrt mit Cat Coco. Jimmy erwartet uns mit s<strong>eine</strong>m Taxi und wir drehen<br />

mehr oder weniger erfolgreich unsere Runden. Den Besuch beim Anwalt, bei der Bank, beim Kauf<br />

<strong>eine</strong>s Außenborders für Jemmy, 10 Liter Wein und zwei Stangen Marlboro. M<strong>eine</strong> Teile für Monkey<br />

Puzzle allerdings suche ich erst einmal vergebens. Aber ich bin ja schon nächste Woche wieder da,<br />

dann kann die Suche weitergehen. Jemmy meint Fischen ist ok, also fahren wir raus. Entgegen<br />

s<strong>eine</strong>r Prognose ist die See alles <strong>andere</strong> als ruhig, dazu regnet es das <strong>eine</strong> und <strong>andere</strong> Mal, und wir<br />

fangen gerademal ein Paket. Ich bezeichne es als groß und verkaufe es für 80 Rupees an Charles.<br />

Wenn ich nicht Fischen gehe bastele ich Regale für m<strong>eine</strong>n Werkzeugraum. Zwei sind nötig, ich<br />

schaffe <strong>eine</strong>s und da das Wetter Besserung verspricht, gehen wir am nächsten Tag wieder raus. Bis<br />

Mittag ist die See noch heftig, dann wird sie ruhiger und wir fangen ordentlich, aber Kleinvieh. Es<br />

werden drei Pakete und kaum an <strong>La</strong>nd sind sie verkauft. Die nächsten zwei Tage waren gedacht<br />

etwas Ordnung in mein Chaos zu bringen bevor <strong>In</strong>a eintrifft, um festzustellen ob sie (oder ich) es<br />

ein Jahr hier aushält. Es wird nichts daraus, denn m<strong>eine</strong> Jungs besorgen Pfähle für den Zaun und<br />

Jemmy will helfen Zaun zu bauen, also bauen wir Zaun und blockieren den, zur Gewohnheit<br />

gewordenen Durchgangsweg, der eigentlich nicht existiert und Teil m<strong>eine</strong>s Grundstückes ist. Man<br />

realisiert wie viele Menschen diesen Weg nutzen und kein Verständnis für diese Einschränkung<br />

haben. Wir schließen den Weg nicht, wir machen ihn nur etwas schmaler, dennoch ist es das<br />

Thema schlechthin. Ich habe mich mit m<strong>eine</strong>m Nachbarn dahingehend abgesprochen. Der Dritte<br />

will den Weg eh mit <strong>eine</strong>r Mauer blockieren. Und dann ist da Monica, die bei mir buchen will,<br />

möglichst billig. Ich biete ihr unser Apartment für 25 € die Nacht an. Aber nach 10 Mails<br />

entscheidet sie sich für <strong>eine</strong>n Bungalow für 40 € die Nacht.<br />

Eine 50 % ige Anzahlung will sie nicht, weil ich mit dem Geld (320 €) durchbrennen könnte. Nach<br />

weiteren Mails und m<strong>eine</strong>m Angebot woanders ihr Glück zu versuchen, ist sie bereit m<strong>eine</strong><br />

Bedingungen zu akzeptieren. Ich bekomme dann noch ein Bild von Monica (Made in Italy) mit<br />

Schoßhund, damit ich sie erkenne. Wir sind mal wieder auf dem Weg nach Mahe. Hauptgrund sind<br />

die Unterschriften von Charles für den Kauf des Hauses und damit er damit k<strong>eine</strong>n Unfug treiben<br />

kann. Frau Anwalt leistet ganze Arbeit und hat sogar ein Testament für ihn aufgesetzt, das er das<br />

Grundstück mir vererbt. Da wir um 13.00 Uhr wieder zurück wollen bleibt nicht mehr viel Zeit. Es<br />

reicht für Zigaretten, Wein und Dichtungen für Jemmy’s Boot und 6 Bojen von den<br />

Thunfischnetzreparierern. Charles bekommt sie umsonst. M<strong>eine</strong> Jungs hätten mir wohl wieder<br />

1.000 Rupees abgeknöpft. Zurück auf <strong>La</strong> <strong>Digue</strong> muss ich feststellen, dass am Bau nicht gearbeitet<br />

wurde und Jemmy anstelle der Arbeiter das Grundstück gereinigt hat. Ich beschließe von jetzt an<br />

mit harten Bandagen zu arbeiten, sprich jeden Tag ohne Arbeit von der Rechnung abzuziehen.<br />

Und dann kommt der letzte Tag des Monats und mit ihm <strong>In</strong>a. Jimmy Taxi wird sie am Flughafen<br />

abholen und zur Fähre bringen. Ich nehme sie dann mit Sack und Pack auf Praslin in Empfang um<br />

gemeinsam nach <strong>La</strong> <strong>Digue</strong> zu dem hoffentlich wartenden Taxi und nachhause zu kommen.<br />

August 2010<br />

Das Taxi hat natürlich nicht gewartet und der Fahrer sich am Ende geweigert ein Fahrrad zu<br />

transportieren. Wie dem auch sei, wir kamen nach über <strong>eine</strong>r Stunde mit Sack und Pack am Haus<br />

an. Alles hat den Transport gut überstanden und damit öffnen sich für mich auf Monkey Puzzle<br />

<strong>eine</strong> Reihe von neuen Baustellen. Ich fange gleich mit den vermeintlich einfachen Dingen an und<br />

muss feststellen, dass nichts auf diesem Kahn einfach ist. Auch m<strong>eine</strong> Baustellen an <strong>La</strong>nd laufen


alles <strong>andere</strong> als nach Plan, dazu ist das Wetter launig wie ich selbst und es ist immer stürmisch. Zu<br />

stürmisch um zum Angeln raus zu fahren, was die Stimmung ebenfalls nicht bessert. Sicher ist, für<br />

die Zukunft wird der August zum Wartungsmonat für Monkey Puzzle. Ich muss k<strong>eine</strong> kotzenden<br />

Touristen auf m<strong>eine</strong>m Boot haben. Dann kommt die Woche vor dem Festival und <strong>eine</strong> gewisse<br />

Hektik befällt die <strong>In</strong>sel, uns natürlich auch. Unser Cafeteria‐Manager verspricht traumhafte<br />

Umsätze und kauft ein wie ein <strong>Welt</strong>meister. M<strong>eine</strong> Bauarbeiter arbeiten plötzlich wie verrückt und<br />

ich wechsele zweimal täglich m<strong>eine</strong> Baustellen ohne wirklich <strong>La</strong>nd zu sehen. Nichts was ich<br />

anfange will ohne Probleme funktionieren, was der Stimmung nicht wirklich förderlich ist. Im<br />

Wechsel bin ich auf Monkey Puzzle und auf der Baustelle, es ist Usus geworden, dass die<br />

Handwerker ohne Werkzeug kommen, es ist ja Alles da, da muss man es nicht her tragen. M<strong>eine</strong><br />

Drohung alle am Donnerstag rauszuschmeißen zeigt Wirkung und der Bau ist am Donnerstag fertig,<br />

allerdings lassen die Aufräumarbeiten zu wünschen übrig. Der Chef persönlich dichtet noch die<br />

letzten Fugen ab, mit m<strong>eine</strong>r Dichtungsmasse, und hat mehr Dichtungsmasse an den Händen als in<br />

der Fuge. Auf Monkey Puzzle funktioniert die elektrische Toilette, dafür ist der Ausbau der alten<br />

Kühlanlage ein echtes Geduldsspiel und so schallt „Scheiße“ schon das <strong>eine</strong> und <strong>andere</strong> Mal über<br />

den Hafen, wenn der Faden mal wieder nicht lange genug ist. Die Vorbereitungen zum Festival<br />

laufen auf Hochtouren. Übrigens zur Ehre der unbefleckten Empfängnis, bezeichnend, dass man<br />

hier davon <strong>eine</strong>n Hermann macht. Wie dem auch sei, jeder hofft auf das große Geschäft und die<br />

<strong>In</strong>sel füllt sich zusehend. Auch m<strong>eine</strong> Gäste stehen am Nachmittag am Zaun. Sie nehmen mit<br />

Wohlwollen Jemmy’s (m<strong>eine</strong>) Hütte in Augenschein und sammeln dann die Kohle für zwei<br />

Übernachtungen zusammen. <strong>In</strong> der Cafeteria hat der staatliche Rundfunk alles in Beschlag<br />

genommen und an Umsatz ist nicht zu denken. Die Stimmung zwischen mir und m<strong>eine</strong>m Partner<br />

im Geschäft wird zunehmend schlechter, ist er doch dabei den letzten Kredit zu verspielen. Am<br />

Sonntag ist Zahltag und da werden wir sehen! Der Fischfang bleibt auf der Strecke, die See bleibt<br />

rau und Jemmy, der frischgebackene Millionär dank m<strong>eine</strong>s Hauskaufes beschränkt sich auf den<br />

Fang von Tintenfisch im Riff bei Ebbe, immerhin bleibt <strong>eine</strong>r für mich über. Ich verbringe jetzt viel<br />

Zeit mit den Einbauten von <strong>In</strong>a’s mitgebrachten Teilen für Monkey Puzzle und wie es so sein muss,<br />

nichts geht reibungslos, aber schließlich funktioniert auch der Kühlschrank. Damit sind die<br />

Einbauten unter Deck erste einmal abgeschlossen und wir können unten klar Schiff machen. Es<br />

geht langsam, aber sicher voran. M<strong>eine</strong> Gäste im Haus sind super. Bevor sie wieder gehen<br />

reinigen sie das Haus und wechseln die Bettwäsche, mehr kann man nicht erwarten. Für die<br />

Cafeteria werden die „tollen“ Tage ein Fiasko, statt der riesigen Umsätze bleibt ein mäßiger<br />

Wochenumsatz. Die Fähren brauchen drei Tage Sondereinsatz um die Massen wieder in ihre<br />

Heimat zu bringen und <strong>La</strong> <strong>Digue</strong> atmet auf. Es dauert zwei Tage bis die Müllberge beseitigt sind.<br />

Und bei mir will das Chaos kein Ende nehmen. Die Baustelle „Monkey Puzzle“ kostet echte<br />

Nerven, nicht der Einbau der neuen, mehr der Ausbau der alten Teile macht echte Probleme.<br />

Schließlich haben wir unter Deck mehr oder weniger „klar Schiff“ und <strong>In</strong>a übernachtet das erste<br />

Mal auf Monkey Puzzle mit großer Begeisterung, während mein Ort die Mastspitze wird. Der<br />

Austausch des Windmessers gestaltet sich da noch recht einfach, braucht es doch nur zwei<br />

Aufstiege, der Austausch der Mastlampe ist da schon problematischer. Die Alte ist so vergammelt,<br />

dass ich die Schrauben absägen muss. Die Neuen sind zu lang und passende sind schwer zu<br />

bekommen. Die Aktivitäten am Haus ruhen erst einmal, warten wir doch auf die Umschreibung des<br />

Hauses damit wir die Anträge stellen können. Dann kommt Monica, Italienerin, die eigentlich bei<br />

Fred gebucht hatte und ich sie für zwei Tage ertragen musste. Wir haben Wassermangel, nur<br />

morgens und abends für zwei Stunden. Ich habe Regenwassertanks, allerdings muss man die<br />

Pumpe einschalten um in das Vergnügen zu kommen und da hat Signora ihre ersten Probleme. Wir<br />

bringen das Ganze hinter uns und freuen uns, dass sie geht bevor ihre Rasta‐Freunde Einzug<br />

halten, soll Fred damit klar kommen. Da ist da auch noch unser Fischfang, wir gehen dreimal raus<br />

und fangen, recht bescheiden, fünf Pakete für nicht gerade entspannende 10 Stunden auf See,


denn das Meer ist immer noch recht wild und den Vorhersagen zum Trotz mehr rau als ruhig und<br />

so bleibt die <strong>eine</strong> oder <strong>andere</strong> Dusche nicht aus. Mein Fischer Jemmy hat außerdem die Lust am<br />

Fischfang unter allen Bedingungen verloren. Wie gewonnen, so zerronnen wird sich das auch in<br />

Kürze wieder ändern. Charly hat wohl <strong>eine</strong>n Polypen im Hintern, der hoffentlich mit<br />

Medikamenten entfernt werden kann und ich habe „Rücken“, die kl<strong>eine</strong>n Probleme des Alters, die<br />

auch im Paradies nicht ausbleiben, und wie man sieht <strong>eine</strong> kl<strong>eine</strong> Schreibblockade, gäbe es doch<br />

viel mehr zu schreiben, so man wollen könnte. Und so werden Felix, mein Zweithund, und<br />

auswanderungswillige Südafrikaner, später einmal Erwähnung finden. So hoffen wir auf, und<br />

geloben Besserung für die verbleibenden zwei Monate bevor diese Story endet.<br />

September 2010<br />

Die <strong>In</strong>sel hat noch drei Tage nur morgens und abends für 2 Stunden Wasser, uns berührt das nur<br />

wenig, da wir von unseren Regenwasserreserven zehren. Natürlich ist in dieser Trockenphase die<br />

Entsalzungsanlage ausgefallen, was im Wesentlichen zu den Restriktionen führte. Wir haben bei<br />

<strong>eine</strong>m Hausbrand ein Todesopfer zu beklagen, weil kein Wasser zum löschen da war. Und dann<br />

kommt der Regen und in zwei Tagen sind unsere Tanks wieder zum Überlaufen voll. Fischen ist im<br />

Moment noch nicht, weil die See immer noch nicht viel hergeben will. Also werke ich am Haus und<br />

auf Monkey Puzzle und es geht nur langsam voran, denn nichts will auf Anhieb klappen. Nach der<br />

5. oder 6. Mastbesteigung will m<strong>eine</strong> Toplaterne immer noch nicht brennen. <strong>In</strong>a hat ihre Liebe<br />

zum Übernachten auf See entdeckt und nächtigt des Öfteren auf Monkey Puzzle. Die Anzeichen<br />

zum Wind wechsel sind sichtbar, die Takamakas bekommen frische Blätter und es hat den Hauch<br />

von weniger Wind, aber der nächste Tag kann schon wieder alles ändern und so haben wir auch<br />

Tage mit kaum Sonne. So ist die Wettervorhersage „bedeckt mit eventuellen Schauern, auch<br />

sonnige Abschnitte sind möglich“ gegenwärtig die Sicherste. Wir entscheiden uns zum Fischen zu<br />

gehen und haben tatsächlich gute Bedingungen, finden <strong>eine</strong> gute Korallenbank und fangen<br />

immerhin 8 Pakete, und ich mir <strong>eine</strong>n heftigen Sonnenbrand ein. Wir sind bei Hochwasser raus,<br />

also nimmt man erst einmal ein Vollbad bis der Motor am Boot festgemacht ist und das Salz auf<br />

der Haut wirkt wie ein Prisma, nach sechs Stunden auf See ist man wie ein gekochter Krebs. Aber<br />

Spaß macht es trotzdem. Ich habe <strong>eine</strong>n neuen Freund, sprich jemand der an mir Geld verdient,<br />

ein Schr<strong>eine</strong>r oder besser Holzfäller, der mir das Holz für m<strong>eine</strong>n Bodenbelag zwischen Haus und<br />

Küchenhaus beschaffen will, kann plötzlich mehr liefern und freut sich über die jeweils prompte<br />

Bezahlung. Charly’s Beule am Hintern, oder besser im, geht in die nächste Behandlungsrunde und<br />

wird von <strong>eine</strong>m pensionierten Veterinär besichtigt. Der schließt sich der Meinung der deutschen<br />

Tierärztin an und glaubt an <strong>eine</strong>m Tumor, jedenfalls zeigen die verabreichten Medikamente k<strong>eine</strong><br />

sichtbare Wirkung. Da wird Charly mal wieder nach Mahe reisen müssen. M<strong>eine</strong> Ankerlaterne<br />

brennt immer noch nicht, mal regnet es, mal hat Ron <strong>eine</strong> Verletzung, die ihn am Winde bedienen<br />

hindert. Ansonsten ist Monkey Puzzle wie das Wetter, lieb und brav bei <strong>eine</strong>m Ausritt mit Miriam<br />

der deutschen Lehramtspraktikantin, die für zwei Monate auf <strong>La</strong> <strong>Digue</strong> Englisch lehrt. Wir machen<br />

<strong>eine</strong>n „Round the Island“ Trip Felicite und die Schwestern eingeschlossen und der Kahn zeigt k<strong>eine</strong><br />

Macken. Als wir nach Praslin gehen um <strong>In</strong>a’s Visum zu verlängern entledigt sich der Kahn der<br />

Lichtmaschine und wir müssen die letzten Meter zum Hafen unter Segeln bewältigen,<br />

währenddessen der kochende Motor sich abkühlt. Man soll es nicht glauben, aber ich bekomme<br />

brauchbare Edelstahlschrauben auf Anhieb. Und so können wir mit kurzer Verzögerung wieder<br />

unter Motor zurück nach <strong>La</strong> <strong>Digue</strong>. Ich fülle nochmals Kühlwasser auf und ziehe alle Schrauben<br />

nach und glaube wir sind fit für den nächsten Ausritt. Trugschluss, denn jetzt will sich die<br />

Lichtmaschine nicht mehr drehen und ich kann gerade noch die Verkohlung des Keilriemens


verhindern, verbrenne mir den Finger am heißen Gerät, und <strong>In</strong>a’s „ist es schlimm“, „sieh besser<br />

noch einmal nach“, bessern m<strong>eine</strong> <strong>La</strong>une nicht wirklich. Man bietet mir ein Grundstück in <strong>La</strong> Passe<br />

an. Schön in direkter Nachbarschaft <strong>eine</strong>r Hühnerfarm, 600 m² für 50.000 Dollar. Dazu hat es<br />

darauf es noch zwei „Straßen“, die <strong>Digue</strong>oise zu Ihrem Eigen gemacht haben. Dies ist übrigens <strong>eine</strong><br />

Vorliebe, man geht den bequemsten Weg und schon wird es Allgemeingut. Ungeachtet der<br />

Besitzverhältnisse, und wehe der Besitzer will das ändern. Also ich bin höflich und überschlafe das<br />

Nein. Der Trip hilft näheren Kontakt zu Jeffry’s Frau zu schließen, der gehören 200 Meter<br />

Strandgrundstück an der Anse Reunion direkt vor der Source d‘Argent, wo alle Touries täglich<br />

vorbei kommen und ich hätte gerne ein Stück davon für ein kl<strong>eine</strong>s Restaurant mit freiem Blick auf<br />

den Sonnenuntergang und jeder Menge Selbstversorgerbungalows im Umfeld. Madame zeigt sich<br />

interessiert, insbesondere als ich ihr sage, dass ich nicht kaufen, nur mieten will und sie gerne am<br />

Geschäft beteiligen will. Die Arbeiten an m<strong>eine</strong>m „ Hochsitz“ zwischen Haus und Küche gehen mit<br />

viel Dreck und Lärm voran, auch wenn man, abgesehen davon, noch nicht viel sehen kann. Mit<br />

Fischen ist nicht viel, entweder mein Partner ist anderweitig aktiv oder die See ist rau. Muss er ja,<br />

für den Moment, nicht mehr davon leben und ich noch nicht. So gehen mit „business as usual“ die<br />

Tage ins <strong>La</strong>nd. Allerdings wird der Wind weniger und damit die Sonne etwas wärmer. Die noch<br />

ausstehenden Ersatzteile für Monkey Puzzle sind nun auch endlich auf dem Weg zu den<br />

<strong>Seychellen</strong>, sodass ich auch möglicherweise bald wieder weiß wie tief es unter dem Kahn ist.<br />

Oktober 2010<br />

Wir machen <strong>eine</strong>n problemlosen Trip nach Praslin. Monkey Puzzle will nicht streiken oder<br />

warmlaufen oder sonstige unangenehme Eigenschaften an den Tag legen. Wir gehen umringt von<br />

jungen Stachelrochen und den entsprechenden Warnungen der Einheimischen mit dem Dinghi an<br />

<strong>La</strong>nd. Zum <strong>eine</strong>n wegen <strong>In</strong>a’s Visumverlängerung, und Überraschung hier haben sich die Kosten<br />

gerademal mehr als verzehnfacht, und einigen, erfolgreichen Einkäufen. Nach knapp <strong>eine</strong>r Stunde<br />

befinden wir uns schon wieder auf dem Rückweg, wiederum ohne Probleme. Auf <strong>La</strong> <strong>Digue</strong><br />

angekommen, ist Helferlein Ron nicht zur Verfügung, also legen <strong>In</strong>a und ich ohne Probleme, bis auf<br />

ein paar Korrekturen m<strong>eine</strong>rseits, weil rückwärts immer noch nicht so m<strong>eine</strong> Sache ist, relativ<br />

zügig Anker. M<strong>eine</strong> Holzveranda wird fertig gestellt und macht <strong>eine</strong>n ordentlichen Eindruck.<br />

Unsere Fischfänge fallen weiterhin recht bescheiden aus, auch wenn wir das <strong>eine</strong> und <strong>andere</strong> Paket<br />

an <strong>La</strong>nd ziehen. Monkey Puzzle ist wieder auf Krawall aus und macht weiterhin Ärger mit der<br />

Lichtmaschine. Ein Besuch der Tourismusbehörde endet nach kurzer Besichtigung mit m<strong>eine</strong>m<br />

Abbruch der Aktion, „ wir melden uns wieder, wenn es (wir) dann soweit sein sollte“. <strong>In</strong>a hat ihren<br />

Gefallen am Fischfang gefunden und fängt im zweiten Anlauf 14, wenn auch recht kl<strong>eine</strong>, Fische.<br />

Die ruhige See macht es möglich mit ihr an Plätze zu fahren, wo man relativ sicher fangen kann. Ja,<br />

und dann kommt der Tag an dem ich ein Jahr auf den <strong>Seychellen</strong> bin und der Tag an dem wir<br />

gemeinsam nach Mahe segeln. Charly wird operiert. Was alle für <strong>eine</strong>n Tumor hielten, entpuppt<br />

sich als <strong>eine</strong> Fettbeule am Darmausgang, Frau Doktor entfernt dann auch gleich noch <strong>eine</strong> große<br />

Beule an s<strong>eine</strong> rechten Seite und wir können ihn nachmittags wieder abholen. <strong>In</strong> der Zwischenzeit<br />

versuche ich m<strong>eine</strong> Lichtmaschine repariert zu bekommen und hoffe, dass Monkey Puzzle aus dem<br />

Wasser kommt damit die Propellerwelle neu abgedichtet werden kann. Ich finde <strong>eine</strong> Werkstatt,<br />

die sich der Lichtmaschine annimmt, um festzustellen, dass ein Teil defekt ist. Dieses aber ist<br />

funktionsfähig nicht verfügbar. Also mache ich <strong>eine</strong> <strong>In</strong>seltour auf der Suche nach etwas<br />

Passendem. Helfer in der Not, Ralph, glaubt das zu haben, dennoch bitte ich ihn <strong>eine</strong> neue<br />

Lichtmaschine sicherheitshalber im Gepäck zu haben. Er kommt nur mit <strong>eine</strong>r neuen<br />

Lichtmaschine (hätte ich auch getan). Aber ich bin happy. Wir holen <strong>eine</strong>n halbbetäubten Charly


aus der Klinik ab und Monkey Puzzle kommt rechtzeitig zum „Nachmittagswasser“ an <strong>La</strong>nd und so<br />

kann wenigstens noch der Unterboden gereinigt werden. Die Dichtung und Antifouling sollen dann<br />

am nächsten Morgen erfolgen und am 11 Uhr können wir gen <strong>La</strong> <strong>Digue</strong> segeln. Das funktioniert<br />

auch, wie m<strong>eine</strong> Lichtmaschine, die allerdings nicht mit dem Drehzahlmesser harmonieren will,<br />

trotz Ralphs Versicherung. Aber sie lädt und das ist ja das Wichtigste, erst einmal! Die Überfahrt ist<br />

erst ok, zwar komme ich leicht vom Kurs ab, Scheiß Navi, mit Kompass ist mir das nicht passiert. Je<br />

näher wir nach 4 Stunden an <strong>La</strong> <strong>Digue</strong> kommen desto heftiger wird der Wind und es sinkt <strong>In</strong>a’s<br />

Stimmung. Des Friedens Willen hole ich die Segel ein und wir fahren die letzten 5 Sm unter Motor.<br />

Der Reinigung sei Dank, machen wir 6 Knoten und sind gegen 16 Uhr wieder auf unsere <strong>In</strong>sel. Ron<br />

kommt zur Hilfe und <strong>In</strong>a und Charly treten schon mal den Heimweg an, während ich den Kahn<br />

vertaue. Dann kommen die seltenen Dauerregentage. M<strong>eine</strong> Wassertanks laufen über und m<strong>eine</strong><br />

Boote voll. Mein Fischerboot finde ich nach <strong>eine</strong>r Regennacht mit dem Kiel oben im Wasser.<br />

Bedauerlicherweise war der Motor noch auf dem Boot und Tauchgänge liegen ihm nicht so sehr.<br />

Gott sei Dank war Hochwasser und ich habe nur Wasser im Motor und nicht auch noch Sand. Nach<br />

gründlicher Reinigung springt er nach kurzer Zeit an und spuckt ungewohnten Diesel und Öl wieder<br />

aus, Glück gehabt! Hadert dann aber noch ein wenig mit dem Leerlauf, also steht <strong>eine</strong><br />

Vergaserreinigung an. Der Besuch von <strong>In</strong>as Freundinnen bringt, insbesondere für <strong>In</strong>a, Kurzweil ins<br />

Haus. Danach startet der Umbau des Hauses. Zwar warten ich noch immer auf die<br />

Baugenehmigung, wir werden dennoch mit dem Umbau beginnen, denn zum 01. Januar 2011<br />

werde ich dort wohnen. Also werden die Tage noch etwas kürzer werden, denn den <strong>In</strong>nenumbau<br />

will ich selbst machen. Aus diesem und <strong>andere</strong>n Gründen endet mein Tagebuch jetzt und hier. Es<br />

mag vielleicht später mal weiter gehen, jetzt aber, da Pleiten, Pech und Pannen Alltag geworden<br />

sind, soll es genug gewesen sein. Allerdings, ich höre nicht ganz auf. <strong>In</strong> losen Zeitabständen werde<br />

ich über <strong>La</strong>nd und Leute kurze Geschichten schreiben. Wen es interessiert, einfach immer mal<br />

wieder reinschauen.<br />

Zu guter Letzt ein Fazit:<br />

Ich habe Eintritt und Lehrgeld für mein Leben auf <strong>eine</strong>m der wohl schönsten Flecken der Erde<br />

bezahlt und es ist jeden Cent wert. Nicht alles ging durch den Schornstein, neben den Booten<br />

habe ich ja schließlich noch das Haus als Gegenwert und natürlich auch m<strong>eine</strong>, mehr oder weniger<br />

guten Freunde und m<strong>eine</strong>, bis jetzt, mehr oder weniger brotlosen Aktivitäten. Der Spruch „ du<br />

wirst wie sie und sie ein wenig wie du“ trifft den Nagel auf den Kopf. Bei <strong>eine</strong>m Trip nach Praslin<br />

sagt ein Taxifahrer zu Freunden nachdem ich zwecks Einkäufen das Taxi verlassen hatte; „euer<br />

Freund ist wie ein Seychelloise, nur dass er nicht unsere Sprache spricht. Wie jeder „Gastarbeiter“<br />

beherrsche ich das <strong>eine</strong> oder <strong>andere</strong> unanständige Wort und kommt es über m<strong>eine</strong> Lippen fliegen<br />

die Köpfe.<br />

Ich wiederhole mich, ich bereue nur, den Entschluss nicht schon fünf Jahre früher gefasst zu haben.<br />

Bienvenu a <strong>La</strong> <strong>Digue</strong>, einfach am Hafen nach Juergen oder Charly fragen und es gibt in der<br />

Cafeteria „Le Kazier“ ein Getränk aufs Haus

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