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Schutzengel - Die Cleveren

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Hallo ihr Lieben!<br />

Lange hat’s gedauert, aber jetzt ist sie endlich „publikationsreif“, meine erste DC-<br />

FanFiction. Ich habe versucht einerseits einen halbwegs interessanten Fall zu<br />

konstruieren und andererseits Dominik’s Gefühlswelt nach Eva’s Tod noch etwas weiter<br />

zu verfolgen. Ich hoffe es gefällt Euch was daraus entstanden ist.<br />

Es wäre wirklich grossartig wenn Ihr mir Feedback zu meiner Story geben könntet. Es<br />

interessiert mich brennend was andere DC-Fans davon halten! Freue mich darauf von<br />

Euch zu hören!!<br />

<strong>Schutzengel</strong> – Teil 1<br />

© Karin_CH (kk213@yahoo.com)<br />

Wohnung Born,<br />

Mittwoch, 6.23 Uhr<br />

Das Wohnzimmer war düster, die Vorhänge waren zugezogen und nur spärlich drang das<br />

Licht der vor kurzem aufgegangenen Sonne durch die Spalte zwischen den beiden<br />

Vorhangteilen. Eine geöffnete Flasche Vodka stand auf dem Tisch, beinahe leer. Dominik<br />

Born sass in seinem Polsterstuhl und drehte geistesabwesend das Glas mit dem letzten<br />

Schluck Vodka in seinen Händen hin und her. Wieder eine durchgemachte Nacht. Wieder<br />

keinen Schlaf gefunden. Wieder zuviel getrunken. Wieder an sie gedacht. Sein Blick fiel<br />

auf das Glas in seiner Hand. <strong>Die</strong>ser verdammte Alkohol. Wütend kippte Born den letzten<br />

Schluck hinunter. Erschöpft und traurig lehnte er das Glas an seine Stirn, begrüsste den<br />

kurzen Moment der Kühle des Glases. Wiederum kehrten seine Gedanken zurück zu Eva.<br />

Das Klingeln der Wohnungstür riss ihn aus seinen Gedanken, aber er bemühte sich nicht<br />

aufzustehen. Stattdessen goss er sich den letzten Rest aus der Flasche ein. Es klingelte<br />

erneut, als er sich gerade einen Schluck genehmigen wollte. Mürrisch stellte er das Glas<br />

zurück auf den Tisch und machte sich auf den Weg zur Tür. Mittlerweile wurde von<br />

draussen Sturm geklingelt. „Ja, ja, ja... ich komme ja schon.“ Rief er durch die<br />

geschlossene Tür. Ungeschickt fummelte er am Schloss herum, bis er die Tür endlich<br />

offen hatte. Vor ihm stand seine Kollegin Isabell Becker, eine Akte unter den Arm<br />

geklemmt: „Guten Mo...“ Sie brach mitten im Satz ab als sie ihren Kollegen sah.<br />

Dominik Born steckte immer noch im gleichen Anzug wie vorgestern, er hatte sich<br />

offensichtlich lediglich seines Jacketts und der Krawatte entledigt. Bei genauerem<br />

Hinsehen stellte Isabell fest, dass auch seine Schuhe fehlten. Er sah furchtbar aus,<br />

unrasiert und übernächtigt. „Oh Gott, Born. Sag nicht, du hast schon wieder nicht<br />

geschlafen?“ Sie drängte sich an ihm vorbei und suchte sich ihren Weg ins Wohnzimmer.<br />

Es bot sich ihr ein Bild des Schreckens: Kreuz und quer standen riesige Umzugskartons.<br />

Pizzakartons, Pappteller und andere Fastfood Verpackungsmaterialien bedeckten den<br />

grössten Teil des Tisches und was nicht mehr auf den Tisch passte, fand am Boden<br />

seinen Platz. Isabell’s Blick fiel auf die leere Flasche und das halbvolle Glas. Energisch<br />

näherte sie sich dem Fenster, schob die Vorhänge zur Seite und riss das Fenster auf. Das<br />

grelle Licht blendete Dominik Born, der Isabell mittlerweile ins Wohnzimmer gefolgt war.<br />

Ein gequältes Stöhnen kam ihm über die Lippen. Seine Kollegin aber hatte kein<br />

Erbarmen, sondern schnappte sich Flasche und Glas vom Tisch und preschte an Born<br />

vorbei in die Küche. „Mann Dominik! Zwei Wochen ist es nun her, seit du hier eingezogen<br />

bist und du hast es noch nicht geschafft auch nur einen der Umzugskartons<br />

auszupacken!?“ meinte sie vorwurfsvoll.<br />

In der Küche bot sich ihr das gleiche Bild: Leere Konservendosen, weitere Pizzakartons,<br />

Essensreste auf Papptellern und vor allem weitere leere Flaschen die einst alkoholische


Getränke enthielten. Energisch knallte sie die leere Flasche aus dem Wohnzimmer auf die<br />

Arbeitsfläche und kippte den Vodka aus dem Glas weg. „Verdammt Born. So kann es<br />

doch nicht weitergehen. Schau dich doch an, du siehst furchtbar aus!“ Born war ihr<br />

wiederum gefolgt und schaute nun kritisch an sich herunter. „Na vielen Dank. Bist du nur<br />

gekommen um mir Komplimente zu machen oder hat dein Auftritt hier noch andere<br />

Gründe?“ lautete seine Antwort. Eigentlich hätte sich Isabell nun verletzt fühlen sollen.<br />

Aber einerseits waren solche Kommentare von Born mittlerweile eher die Regel als die<br />

Ausnahme, und andererseits wusste Isabell, was Born die letzten Wochen durchgemacht<br />

hatte und liess ihm solche Äusserungen meistens durchgehen. Sie atmete tief durch und<br />

meinte dann in einem beherrschten Tonfall: „Wir haben einen neuen Fall. Aber tu uns<br />

beiden einen Gefallen und geh unter die Dusche und zieh dir was anderes an.“ Damit<br />

drehte sie sich von ihm ab und fing an die Küche aufzuräumen. Dominik Born war drauf<br />

und dran eine weitere spitze Bemerkung in Richtung seiner Kollegin fallen zu lassen, doch<br />

er verkniff sie sich und verzog sich in Richtung Bad.<br />

Eine halbe Stunde später kam ein frisch geduschter und rasierter Born aus dem Bad, ein<br />

blaues Frottéhandtuch um die Hüften geschwungen. Isabell hatte mittlerweile in der<br />

Küche wahre Wunder gewirkt. Born erkannte seine Küche kaum wieder. Seit er vor zwei<br />

Wochen eingezogen war, hatte sie nie wieder so ordentlich ausgesehen. „Da ist wohl die<br />

Hausfrau in dir durchgebrochen, was? – Kann ich bitte ein paar Aspirin haben? Dritter<br />

Schrank von links, Mineralwasser ist im Kühlschrank. Danke.“ Träge schlurfte er in die<br />

Küche und liess sich auf einen Stuhl fallen. Isabell hielt inne in ihren<br />

Aufräumungsarbeiten. Erneut atmete sie tief durch. Sie öffnete den Schrank in dem das<br />

Aspirin war, schnappte sich das Röhrchen und warf sie Born zu: „Hol dir dein<br />

Mineralwasser selber.“ Damit entfernte sie sich aus der Küche. Born schaute ihr einen<br />

Augenblick verdutzt nach, dann kümmerte er sich erst mal um seinen hämmernden Kopf,<br />

bevor er sich in sein Schlafzimmer zurückzog um sich anzuziehen.<br />

Als er kurze Zeit später wieder ins Wohnzimmer trat, hatte Isabell bereits die Akte auf<br />

dem Tisch ausgebreitet. Verwundert musste Dominik feststellen, dass der ganze Abfall<br />

offensichtlich einfach vom Tisch gefegt worden war. Isabell bemerkte seinen Blick und<br />

meinte trocken: „Räum deinen Mist selber weg, Born.“ Plötzlich überfuhr Dominik eine<br />

unerwartete Hektik und er begann den Abfall auf dem Boden zu durchstöbern.<br />

Pizzakartons und Verpackungen flogen durch die Gegend. Becker war zuerst ratlos, doch<br />

sie begriff schnell wonach ihr Kollege Ausschau hielt: „Ich habe das Album auf die<br />

Umzugskartons gelegt.“ Alle Kraft schien Dominik Born zu verlassen. Müde und<br />

abgekämpft schlurfte er hinüber zu den Kartons. Dort lag es, das silberne Fotoalbum das<br />

Eva ihm zum Geburtstag hatte schenken wollen. Liebevoll drückte er es an seine Brust.<br />

Isabell Becker senkte den Kopf und sagte: „Ich war bei Eva im Büro als sie es für dich<br />

einpackte.“ Nach einer Weile fügte sie hinzu: „Dominik, sie war sehr glücklich an jenem<br />

morgen.“ Eigentlich hätte sie noch mehr sagen wollen, doch Dominik legte abrupt das<br />

Album beiseite, kam zurück zum Tisch und liess sich in den Sessel fallen. Jetzt war wohl<br />

nicht der richtige Augenblick um über jenen Tag zu sprechen. Genau wie die letzten zwei<br />

Monate nicht der richtige Augenblick dafür gewesen waren.<br />

Isabell zog sich den zweiten Polstersessel näher an den Tisch heran und begann damit,<br />

ihren Kollegen über den neuen Fall zu informieren: „Innerhalb der letzten drei Monate<br />

sind in Berlin fünf Paketbomben explodiert. Acht Schwerverletzte, sechs Tote. Alle<br />

Betroffenen waren Polizisten. <strong>Die</strong> letzte Bombe ging gestern abend hoch.“ Born griff nach<br />

den Polizeiberichten, die seine Kollegin ihm reichte. Während sie weitere Angaben über<br />

die einzelnen Fälle machte, schaute sich Born die beigefügten Bilder der einzelnen<br />

Tatorte an. Auf den Bildern zeigte sich ihm das Ausmass der Verwüstung in aller<br />

Deutlichkeit. In den Räumen in denen die Bomben explodiert waren, sass anschliessend<br />

kaum noch ein Stein auf dem anderen. Folglich mussten die Bomben über eine enorme<br />

Sprengkraft verfügen. „Frau Dr. Korda erwartet uns bereits in Berlin. Sie hat sich die<br />

beiden Opfer von gestern abend angesehen. Unser Flug geht in neunzig Minuten. Ich<br />

würde vorschlagen du gehst packen.“ Schloss Isabell Becker ihren Ausführungen. Als sie<br />

zu ihrem Partner hinüber blickte musste sei jedoch feststellen, dass dieser so vertieft in


die Berichte war, dass er wohl kaum die Hälfte ihrer Informationen mitbekommen hatte.<br />

„Dominik?“ – „Der gestrige Anschlag fand nicht auf einem Polizeirevier statt.“ Antwortete<br />

Born und legte den entsprechenden Bericht vor Isabell auf den Tisch. Auf dem Bild waren<br />

ganz klar die Reste eines Wohnzimmers zu erkennen. „Nein. <strong>Die</strong> gestrige Paketbombe<br />

ging in Berlin Heiligensee, im Privathaus von Heinz Maifelder hoch. Er und seine Frau<br />

kamen dabei ums Leben. Maifelder war ehemaliger Revierleiter, seit zwei Jahren im<br />

Ruhestand. – Dominik... du solltest packen.“ Born nickte und erhob sich um das<br />

Wohnzimmer zu verlassen, jedoch nicht ohne zuvor Eva’s Geschenk wieder an sich zu<br />

nehmen. „Ich bin in einer Viertelstunde bereit.“ sagte er beim Hinausgehen. Isabell<br />

Becker schaute ihm traurig nach, dann raffte sie die Berichte zusammen und ging in die<br />

Küche um für sich und ihren Kollegen Kaffe zu kochen.<br />

Gerichtsmedizinisches Institut Berlin,<br />

Mittwoch, 11.07 Uhr<br />

„Schön, dass sich die Herrschaften entschliessen konnten, sich doch noch die Ehre zu<br />

geben.“ lautete die spitze Begrüssung von Frau Dr. Korda als Becker und Born die<br />

Pathologie 2 des Gerichtsmedizinischen Institutes Berlin betraten. „Guten morgen, Frau<br />

Dr. Korda.“ grüsste Isabell, während Born müde hinter ihr her schlurfte, seine glasigen<br />

Augen hinter einer dunkelblauen Sonnenbrille versteckt. Auch Korda sah dem<br />

Diplompsychologen auf der Stelle die durchgemachte Nacht an. So wie heute morgen<br />

hatte er in den letzen Wochen viele Male ausgesehen. Born tat ihr leid, aber sie würde<br />

den Teufel tun ihm das zu zeigen, ihn in seinem sich Hängen lassen noch zu bestärken.<br />

Mittlerweile waren die Gerüchte über die private Beziehung zwischen Glaser und Born<br />

auch bis zu ihr durchgedrungen. Sie konnte deshalb Dominik’s derzeitige Situation, oder<br />

besser Verzweiflung, bis zu einem gewissen Grade nachvollziehen. Allerdings wusste<br />

auch sie, dass es für Born an der Zeit war, sein Leben wieder in den Griff zu bekommen.<br />

Auch ihr hatte Glaser’s Tod zugesetzt, mehr als sie sich und allen anderen einzugestehen<br />

bereit war. Allerdings arbeitete sie selbst, vor allem aber Born und Becker in einem<br />

Beruf, bei dem man sich keinesfalls vom Privatleben ablenken lassen durfte. <strong>Die</strong><br />

Konsequenzen konnten fatal sein. Und Born war es sich selbst, seiner neuen Kollegin, vor<br />

allem aber auch Eva Glaser schuldig, gut auf sich aufzupassen.<br />

Born lief zielstrebig auf die Kaffeekanne hinten in der Ecke des Raumes zu, füllte sich<br />

einen Becher mit dem dampfend heissen Gebräu und warf sich zwei weitere Aspirin ein.<br />

Der Alkohol, dachte sich Korda. Alkohol schien in letzter Zeit Born’s ständiger Begleiter<br />

zu sein. Bis jetzt hatten Becker und sie Born jeweils zu decken vermocht.<br />

Glücklicherweise war er nie angetrunken im Büro aufgetaucht, aber bei jeder Gelegenheit<br />

hatte er seinen Flachmann gezückt und sich einen hinter die Binde gekippt. Und gerade<br />

als Dr. Korda diese Gedanken durch den Kopf gingen, zog Born erneut die kleine Flasche<br />

aus seiner Manteltasche und spülte die beiden Aspirin damit runter. Genug war genug.<br />

<strong>Die</strong> Pathologin stürmte zu Dominik hinüber, riss ihm die Flasche, die er gerade zum<br />

zweiten Mal angesetzt hatte, aus der Hand und goss sie in den Ausguss. <strong>Die</strong> leere Flasche<br />

entsorgte sie im Abfalleimer. „Verdammt Dominik! Hören sie endlich mit dieser elenden<br />

Sauferei auf! Hätte Glaser das gutgeheissen? Wohl kaum.“ Kühl wischte sich Dominik mit<br />

dem Handrücken über den Mund: „Kümmern sie sich um ihre eigenen Angelegenheiten,<br />

Frau Korda.“ Er nahm sich den Kaffeebecher und ging hinüber zu den Seziertischen.<br />

Etwas fassungslos starte Dr. Korda ihm nach und wechselte einen vielsagenden Blick mit<br />

Isabell Becker, die beinahe unmerklich mit den Schultern zuckte. Auch sie war ratlos. Dr.<br />

Korda holte einmal tief Luft und gesellte sich dann zu den beiden.<br />

Auf den beiden Seziertischen waren die Umrisse von menschlichen Körpern zu erkennen,<br />

die von zwei grossen giftig grünen Tüchern abgedeckt waren. Frau Dr. Korda stellte sich<br />

in den Zwischenraum und deckte nacheinander die beiden Leichname auf.<br />

„Polizeihauptmeister a. D. Heinz Maifelder... und seine Frau Annemarie.“ Becker sog<br />

deutlich hörbar die Luft ein, als sie die beiden stark entstellten Opfer des letzten<br />

Anschlages sah, während Dominik eine Grimasse schnitt und den Kopf ruckartig leicht


abwandte. Ein zufriedenes Lächeln spielte für einen Augenblick um Dr. Korda’s<br />

Mundwinkel. Leichname in diesem Zustand auf vermutlich nüchternen Magen, nach einer<br />

durchgemachten Nacht und sehr wahrscheinlich reichlich Alkohol, das war nicht<br />

jedermanns Sache. Heute ganz offensichtlich auch nicht Dominik Born’s. Doch Dr. Korda<br />

kehrte schnell wieder zu ihrer gewohnt professionellen Art zurück: „Ihm fehlen beide<br />

Hände, was darauf schliessen lässt, dass er das Paket geöffnet haben muss. In der<br />

Bombe muss eine ansehnliche Menge Sprengstoff enthalten gewesen sein, denn die<br />

Detonation riss ihm nicht nur beide Hände ab, sondern wie sie sehen können, auch den<br />

grössten Teil seines Gesichts. Er starb durch die Detonation. Was seine Frau angeht: Sie<br />

wurde wahrscheinlich von herumfliegenden Metallteilen tödlich verletzt. Gestorben ist sie<br />

jedenfalls am akuten Blutverlust. An beiden Opfern konnte ich Schrauben, Nägel und<br />

andere spitze Metallteile feststellen. Es sieht so aus, als ob es die gleiche Art Bombe war<br />

wie bei den vier anderen Fällen der letzten drei Monate. Genauere Informationen zu der<br />

Sprengvorrichtung kann ihnen wahrscheinlich das Sprengstoff-Kommando des LKA<br />

geben.“ Frau Dr. Korda schaute von Becker zu Born. Dann deutete sie auf die beiden<br />

Toten und als sowohl Isabell und auch Dominik ihren Blick abwandten, deckte sie die<br />

Eheleute Maifelder wieder ab. „Konnten sie irgendwelche andere Gewalteinwirkungen<br />

feststellen? Könnte es sein, dass diese beiden Opfer bereits vor der Explosion getötet<br />

worden sind?“ hakte Becker nach. Dr. Korda schüttelte den Kopf. Nichts liess sie darauf<br />

schliessen. Beide Frauen blickten zu Born hinüber, der mittlerweile seinen Becher Kaffe<br />

beinahe geleert hatte. Er stand am Kopfende der beiden Seziertische und starrte vor sich<br />

hin. Als er die Blicke der beiden Frauen bemerkte, trank er den letzten Schluck Kaffee<br />

und meinte: „Keine Fragen. Wann kann ich den Tatort sehen?“ – „Heute nachmittag. Wir<br />

fahren jetzt ins LKA und treffen dort mit Kommissar Weber zusammen.“ antwortete<br />

Isabell. Born nickte, stellte den Kaffeebecher auf einen der Seziertische und machte sich<br />

ohne weitere Worte auf Richtung Tür. „Vielen Dank, Frau Dr. Korda.“ sagte Becker<br />

schnell und fast etwas entschuldigend. „Ihr werter Kollege scheint seine guten Manieren<br />

zu Hause vergessen zu haben.“ knirschte diese. Isabell Becker lächelte Dr. Korda kurz zu<br />

und beeilte sich dann, Born einzuholen.<br />

LKA Berlin,<br />

Mittwoch, 13.53 Uhr<br />

Becker, Born und Kommissar Weber sassen um einen der beiden Schreibtische in dem<br />

kleinen Büro, dass man Becker und Born für diesen Fall im LKA zur Verfügung gestellt<br />

hatte. Dominik Born hatte sich mittlerweile seiner dunklen Sonnenbrille und des Mantels<br />

entledigt. Er schien die letzte Nacht nun endgültig abgeschüttelt zu haben. Geduldig und<br />

aufmerksam hörte er sich die Ausführungen von Kommissar Weber an, stellte<br />

Gegenfragen und nahm allgemein aktiv an der Besprechung teil. Isabell war froh diese<br />

Veränderung in ihm zu sehen. In Momenten wie diesen war sie sich fast sicher, dass<br />

Dominik Born auf dem Wege der Besserung war. Wenn bloss auf so ein Hoch nicht immer<br />

wieder ein Rückfall folgen würde... <strong>Die</strong> Besprechung war um kurz nach halb drei zu Ende<br />

und das Trio machte sich auf nach Heiligensee, um den letzten Tatort persönlich in<br />

Augenschein zu nehmen.<br />

Wohnhaus Maifelder, Berlin Heiligensee<br />

Mittwoch, 15.09 Uhr<br />

Das Anwesen der Maifelders war mit Absperrband abgegrenzt und von zahlreichen<br />

uniformierten Beamten bewacht. Eine Reihe von Schaulustigen hatte sich auf der<br />

gegenüberliegenden Strassenseite eingefunden und einige Übertragungswagen diverser<br />

Fernsehsender waren auch vor Ort. Als die kleine Gruppe, bestehend aus Kommissar<br />

Weber, Becker und Born, vor dem Haupteingang vorfuhr und das Fahrzeug verliess,<br />

wurden die drei augenblicklich von den Medienvertretern belagert und ein unaufhörlicher<br />

Schwall von Fragen prasselte auf sie ein. „Kein Kommentar.“ lautete die Standardantwort<br />

der drei. Kommissar Weber zückte an der Pforte zum Grundstück der Maifelders seinen<br />

Polizeiausweis und verschuf sich und seinen Begleitern damit Zutritt zu dem Grundstück.<br />

<strong>Die</strong> Meute von Reportern wurde am Tor zurückgehalten. Becker, Born und Kommissar


Weber bewegten sich auf das Haus zu, als Dominik sich plötzlich etwas zurückfallen liess<br />

und sich den Reportern und Schaulustigen zuwandte. Aufmerksam liess er seinen Blick<br />

über die Anwesenden schweifen. Isabell und der Kommissar waren indessen auch stehen<br />

geblieben und beobachteten Born. „Sagen sie, Herr Kommissar. Haben sie einen<br />

Polizeifotographen vor Ort?“ Als der Kommissar nickte, fuhr Born fort: „Lassen sie ihn<br />

Aufnahmen von den anwesenden Personen machen. Aber diskret, bitte.“ Damit drehte er<br />

sich wieder um und die Dreiergruppe setzte ihren Weg zum Haus fort.<br />

Kommissar Weber geleitete Becker und Born ins Wohnzimmer, wo der Anschlag<br />

stattgefunden hatte. Dann entschuldigte er sich und ging auf die Suche nach dem<br />

Fotographen. Um keine Spuren zu verfälschen oder gar zu vernichten, zogen sich<br />

Dominik und Isabell die weissen Gummihandschuhe über, die bei der Polizeiarbeit zum<br />

Standard gehörten. Während sich Isabell zu den Leuten der Spurensicherung gesellte,<br />

verschaffte sich Dominik erst mal einen Lageüberblick. Das Zimmer war in einem<br />

desolaten Zustand: Das Sofa an der Wand gegenüber der Fensterfront und der<br />

Wohnzimmertisch davor waren am meisten beschädigt. Eine grosse Blutlache erstreckte<br />

sich über Tisch, Boden und das Sofa. In Sofa, Wand, Decke und Teilen der umstehenden<br />

Möbel steckten deutlich sichtbar die selben Metallteile wie sie Dr. Korda auch an den<br />

beiden Opfern entdeckt hatte. Born entdeckte noch eine zweite Blutlache, etwas weiter<br />

weg, gleich neben dem grossen Ohrensessel. Der Fundort der zweiten Leiche, vermutete<br />

er richtig. Der Diplompsychologe lenkte seine Aufmerksamkeit auf den Wohnzimmertisch.<br />

Den Spuren nach zu deuten war dort die Bombe explodiert. Der Tisch, oder was von ihm<br />

noch übrig war, war übersäht von Glasscherben, Metallsplittern, verkohlten Papierfetzen<br />

und anderen, meist unidentifizierbaren Trümmerteilen. Da würde die Spurensicherung<br />

wohl ihr ganzes Können unter Beweis stellen müssen. Etwas Seltsames erweckte Born’s<br />

Aufmerksamkeit. Auf dem verkohlten Tisch verstreut lagen ebenfalls angekokelte<br />

Werkzeuge: einige Schraubenzieher, ein Hammer, diverse Feilen, eine Zange. An der<br />

Stelle wo der Tisch die grössten Brandspuren aufwies, war etwas geschmolzen. Born<br />

kauerte sich neben dem Tisch nieder um sich die Überreste genauer anzusehen.<br />

Isabell Becker hatte ihr Gespräch mit den Kollegen der Spurensicherung beendet und<br />

gesellte sich zu Born. Interessiert blickte sie ihm über die Schulter. „Na? Schon etwas<br />

entdeckt? – Was ist das?“ Born hatte sich seinen Kugelschreiber zu Hilfe genommen und<br />

stocherte vorsichtig in dem geschmolzenen Etwas herum. „Kunststoff, würde ich sagen.<br />

Aber das soll mal die Spurensicherung noch abklären.“ Born erhob sich und liess<br />

nochmals einen prüfenden Blick durch den Raum wandern. Isabell wartete geduldig auf<br />

seine nächsten Ausführungen. In den wenigen Monaten ihrer Zusammenarbeit hatte sie<br />

bereits einige seiner Angewohnheiten aufgeschnappt. Dominik liess sich Zeit. Nochmals<br />

kehrten seine Augen zum Wohnzimmertisch zurück. „Was hat Maifelder mit all diesen<br />

Werkzeugen gemacht?“ Auch Becker liess ihren Blick über den Tisch gleiten. <strong>Die</strong> vielen<br />

Werkzeuge waren ihr anfangs gar nicht aufgefallen, aber jetzt fand auch sie es<br />

ungewöhnlich. „Keine Ahnung. Vielleicht hat er etwas repariert?“ fragte sie nach. Born<br />

schüttelte den Kopf. Dafür konnte er keinerlei Anzeichen entdecken. Was war mit den<br />

Werkzeugen? Er konnte sich keinen rechten Reim darauf machen. Nun ja, er würde sich<br />

den Tatort auf den Fotos nochmals genau vor Augen führen. Für den Augenblick hatte er<br />

genug gesehen, er wollte zurück ins Büro und sich nochmals mit den Akten beschäftigen.<br />

Nachdem er sich kurz mit seiner Kollegin besprochen hatte, verliess er das Wohnhaus<br />

und wartete draussen auf Becker und Weber.<br />

<strong>Die</strong> schaulustige Menge hatte sich noch vergrössert, noch mehr Reporter und<br />

Fernsehteams waren zwischenzeitlich eingetroffen. Dominik setzte seine dunkle<br />

Sonnenbrille wieder auf und liess seinen Blick erneut über die Leute schweifen. <strong>Die</strong><br />

Sensationslust der Menschen überraschte ihn immer wieder aufs Neue. Leute jeglichen<br />

Alters waren anwesend: Mütter mit ihren Kindern, Jugendliche, Rentner. Auf beiden<br />

Seiten der angrenzenden Grundstücke hatten sich Neugierige in Gruppen<br />

zusammengefunden, sehr wahrscheinlich Nachbarn, die von einigen Polizeibeamten<br />

befragt wurden. Alles schien ganz normal, nichts Ungewöhnliches war Dominik<br />

aufgefallen. Befriedigt sah er, dass der Fotograf noch immer Fotos der umstehenden


Leute knipste. „Wozu die Fotos?“ fragte unerwartet eine Stimme hinter ihm. Kommissar<br />

Weber war unbemerkt an ihn heran getreten. Gelassen und ohne ihn anzublicken<br />

antwortete Born: „Es kommt vor, dass sich Täter unter die Schaulustigen mischen, um<br />

sich in ihrem Erfolg zu sonnen. Mit der Tat alleine, beispielsweise mit dem Tod der<br />

Zielperson, ist die Sache für manche noch nicht abgeschlossen. Sie wollen auch weiterhin<br />

teilhaben.“ Kommissar Weber nickte nachdenklich. „Sie denken also, dass einer dieser<br />

Leute da der Täter ist? Und wie wollen sie ihn dingfest machen?“ Born liess seinen Blick<br />

noch immer über die Umstehenden schweifen. „Ich weiss nicht ob der Täter hier ist.<br />

Vielleicht ist er hier, vielleicht war er hier und ist schon wieder weg, vielleicht war er auch<br />

gar nie hier. Aber ich habe irgendwie so ein Gefühl...“ Born brach ab und Kommissar<br />

Weber schaute ihn etwas ungläubig an. „Ein Gefühl...?“ sagte er zweifelnd. „Mein Kollege<br />

hat in dieser Beziehung eine Art siebter Sinn, Herr Weber. Für uns Aussenstehende ist<br />

das manchmal etwas schwer zu begreifen, aber in der Vergangenheit haben Born und<br />

seine Gefühle bereits zu zahlreichen aufgeklärten Verbrechen geführt.“ Becker hatte den<br />

letzten Teil des Gesprächs zwischen Born und Kommissar Weber mitbekommen als sie<br />

aus dem Haus kam. Nur zu gern hatte sie Partei für ihren Kollegen ergriffen. Auch sie<br />

hatte zu Anfang ihrer Zusammenarbeit Schwierigkeiten mit Born’s zum Teil etwas<br />

unkonventionellen Methoden gehabt. Doch bereits nach diesen wenigen Monaten<br />

vertraute sie auf Born’s Instinkte. Obwohl Dominik nach Eva’s Tod nicht mehr der Gleiche<br />

war, auf seine Instinkte konnte man sich meistens verlassen. „Bist du soweit?“ fragte sie<br />

ihn. Born nickte nach kurzem Zögern und die drei Beamten begaben sich zurück zu ihrem<br />

<strong>Die</strong>nstfahrzeug und machten sich auf den Weg zurück ins Büro.<br />

LKA Berlin,<br />

Mittwoch, 19.33 Uhr<br />

Drei der vier Wände des Konferenzraumes waren mit Korktafeln behängt auf denen<br />

Dutzende von Fotos aufgesteckt waren. Jeder der fünf Fälle hatte seine eigene Tafel<br />

bekommen. Auf dem grossen Tisch in der Mitte des Raumes lagen noch weitere Fotos,<br />

vor allem Fotos der Schaulustigen vom Tatort Heiligensee, die auf der entsprechenden<br />

Tafel keinen Platz mehr gefunden hatten. Um den Tisch herum sassen Becker, Born,<br />

Kommissar Weber, Frau Dr. Korda und einige weitere Polizeibeamte. Kommissar Weber<br />

hatte die letzten zwei Stunden damit zugebracht die Einsatzgruppe über die neuesten<br />

Erkenntnisse zu informieren. Frau Dr. Korda hatte ihren Zwischenbericht abgegeben,<br />

genau so wie die Spurensicherung. Aber auch nach zwei Stunden Bericht erstatten, mehr<br />

oder weniger aufmerksam zuhören und Ansichten austauschen waren sich alle Beteiligten<br />

einig: Es gab keine heisse Spur. Nachdem Kommissar Weber seinen Bericht beendet<br />

hatte drehten sich alle Köpfe hoffnungsvoll in Richtung Born. Der sass gedankenverloren<br />

in seinem Stuhl, den Kopf in seine linke Hand gestützt. Er machte keine Anstalten sich zu<br />

erheben und etwas zu diesem Fall beitragen zu wollen. Becker, die neben ihm sass,<br />

knuffte ihn leicht in die Seite. „Dominik... sie warten auf dich.“ Aus seinen Gedanken<br />

hochgeschreckt stand Born auf und bewegte sich zu der Stirnseite des Tisches. Er<br />

brauchte einen Augenblick um seine Gedanken zu ordnen, um sie zum aktuellen Fall<br />

zurück zu lenken. Er räusperte sich. „Nun... ich kann ihnen leider noch nicht viel sagen.<br />

Ich hatte noch keine grosse Gelegenheit mich in die einzelnen Fälle einzulesen.“ Isabell<br />

Becker konnte ihre Verwunderung kaum verbergen. Das klang so gar nicht nach Born.<br />

Üblicherweise brauchte er bloss einen kurzen Blick auf die Akten zu werfen und er hatte<br />

eine ungefähre Idee was sich abgespielt haben könnte. „Ich möchte allerdings die<br />

Kollegen von der Spurensicherung fragen ob sie ermitteln konnten, woher die<br />

Kunststoffüberreste auf dem Wohnzimmertisch stammen.“ fuhr Born fort. Fragend blickte<br />

er zu den Experten hinüber. Einer der drei Herren ergriff das Wort: „Nun ja, ganz sicher<br />

sind wir noch nicht. Aber wir vermuten, dass es sich um eine Werkzeugkiste gehandelt<br />

haben könnte. Wir haben Spuren und weitere kleine Teile vom selben Kunststoff rund um<br />

den Tisch und das Sofa gefunden. Und Frau Dr. Korda hat ebenfalls Teile davon an der<br />

männlichen Leiche gefunden, nicht wahr?“ Korda nickte.<br />

Born’s Blick klärte sich auf. Eilig schritt er hinüber zu der Tafel mit den Bildern vom<br />

letzten Tatort. „Natürlich... eine Werkzeugkiste.“ murmelte er mehr zu sich selbst. Becker


gesellte sich zu ihm. „Ist dir was aufgefallen?“ Der Diplompsychologe suchte eilig die<br />

Fotos ab. Endlich hatte er gefunden, wo nach er gesucht hatte. Er entfernte zwei der<br />

Fotos von der Wand und reichte sie Isabell. „<strong>Die</strong> Werkzeuge, Isabell. Es waren nicht<br />

Maifelder’s Werkzeuge die da auf dem Tisch lagen.“ Isabell Becker schaute sich die Fotos<br />

an, während Dominik Born sich den wartenden Beamten zuwandte: „Ich denke die<br />

Bombe war in einer Werkzeugkiste untergebracht. Das würde dann auch die Schrauben<br />

und Nägel erklären, die an beiden Toten gefunden wurden.“ Nach Bestätigung suchend<br />

schaute er Frau Dr. Korda an. <strong>Die</strong>se überlegte kurz und stimmte dann mit einem<br />

nachdenklichen Nicken Born’s Aussage zu. Neues Leben schien durch Born zu fliessen:<br />

„Okay. Nun gilt es rauszukriegen, wie die Werkzeugkiste zu Maifelder gelangt ist. Auf<br />

dem Postweg? Per Kurier? Wurde sie persönlich vorbeigebracht? Ausserdem sind wir<br />

noch immer auf der Suche nach einem Motiv. Einem Motiv im Fall Maifelder, sowie einem<br />

Motiv für alle diese Anschläge.“ Born wurde in seinen Ausführungen unterbrochen als<br />

eine Sekretärin hereinkam. Sie ging hinüber zu Kommissar Weber und drückte ihm einen<br />

Zettel in die Hand. Danach verliess sie den Konferenzraum wieder. Kommissar Weber las<br />

sich den Zettel durch, erhob sich vom Stuhl und ging in Richtung Tür. Becker wechselte<br />

einen Blick mit Born, legte die Fotos beiseite und folgte ihm.<br />

Kurz ausserhalb der Tür hatte Isabell Kommissar Weber bereits eingeholt. „Haben sie<br />

neue Informationen erhalten?“ Kommissar Weber blieb nicht stehen als er antwortete:<br />

„In meinem Büro wartet eine gewisse Frau Radke. Sie ist heute schon zum vierten Mal<br />

hier und wartet seit zwei Stunden. Ich denke ich sollte mich kurz mit ihr unterhalten.“ Es<br />

fiel Isabell nicht schwer mit Kommissar Weber Schritt zu halten. „Hat es irgendwas zu<br />

tun mit diesen Fällen?“ <strong>Die</strong> beiden Beamten hatten mittlerweile das Treppenhaus erreicht<br />

und machten sich auf den Weg in das darüber liegende Geschoss. „Das weiss ich noch<br />

nicht genau. Meine Sekretärin meinte es könnte etwas damit zu tun haben.“ Kommissar<br />

Weber geriet auf den Stufen etwas ausser Atem, Isabell machten sie nichts aus. „Darf ich<br />

sie begleiten?“ fragte Isabell. Zwischen zwei hastigen Atemzügen entgegnete Weber<br />

etwas mürrisch: „Das tun sie ja bereits, nicht wahr?“ Isabell Becker quittierte dies mit<br />

einem entschuldigenden Lächeln. Als sie die letzten Stufen hinter sich gebracht hatten,<br />

war Kommissar Weber ordentlich ausser Atem. <strong>Die</strong> zehn oder mehr Jahre<br />

Altersunterschied zwischen ihm und Becker wurden ihm nun mehr als deutlich vor Augen<br />

geführt. Isabell waren die gepressten Atemzüge des Kommissars auch aufgefallen.<br />

Diskret verlangsamte sie ihr Tempo und blieb ein paar Schritte hinter Weber zurück.<br />

Kommissar Weber war ihr äusserst dankbar, gab es ihm doch die Gelegenheit seine<br />

Atmung wieder unter Kontrolle zu bringen bevor er seinem Gast gegenüber stand.<br />

Kommissar Weber’s Büro<br />

Mittwoch, 20.07 Uhr<br />

<strong>Die</strong> Frau, die in Weber’s Büro wartete, war nach Isabell’s Einschätzung Mitte dreissig. Sie<br />

war adrett gekleidet, dezent geschminkt und gut frisiert. Kommissar Weber setzte sich<br />

hinter seinen Schreibtisch, Isabell Becker lehnte sich an den Aktenschrank. Nochmals<br />

blickte Kommissar Weber auf den Zettel den ihm seine Sekretärin zugesteckt hatte. Er<br />

hatte noch nie ein gutes Namensgedächtnis gehabt. „Guten Tag Frau... Radke. Mein<br />

Name ist Weber, das da drüben ist meine Kollegin vom BKA, Frau Becker. - Sie wollten<br />

mich sprechen?“ Skeptisch blickte die Frau für einen Moment zu Isabell hinüber. „Ja...<br />

Herr Kommissar. Ich habe in den Medien von den Bombenanschlägen gehört und möchte<br />

mich nach dem Stand der Ermittlungen erkundigen.“ Noch bevor Kommissar Weber<br />

etwas entgegnen konnte, wandte sich Isabell an die Frau: „Sie verstehen sicher, Frau<br />

Radke, dass wir zum jetzigen Zeitpunkt keine weiteren Informationen zu diesem Fall<br />

abgeben können.“ Abschätzig funkelte Frau Radke Isabell an. „Sie verstehen das nicht. –<br />

Herr Kommissar, ihnen sollte mein Name doch etwas sagen, nicht? Radke, Hannes<br />

Radke?“ Hoffnungsvoll blickte sie zum Kommissar hinüber. Kommissar Weber überlegte.<br />

Irgendwo klingelte bei dem Namen Radke etwas bei ihm. Aber er kam nicht darauf, so<br />

sehr er auch nachdachte. Frau Radke schien zu spüren, dass der Kommissar nicht alleine<br />

darauf kam, denn sie fügte hinzu: „Hannes, mein Mann, war Polizeimeister bei der<br />

Polizeidirektion 1, Abschnitt 11. Vor drei Jahren wurden ihm beide Hände abgerissen


durch eine Rohrbombe.“ Das war es. Radke, natürlich, dachte sich Kommissar Weber.<br />

Der Fall hatte damals ziemliche Schlagzeilen gemacht. „Nun habe ich mir gedacht... nun<br />

ja...“ stammelte Frau Radke. „Vielleicht ist es ja der gleiche Täter? Haben sie<br />

diesbezüglich bereits irgendwelche Erkenntnisse?“ Isabell Becker bemerkte erneut den<br />

hoffnungsvollen Blick den die Frau dem Kommissar zuwarf. Isabell bewegte sich hinüber<br />

zum Schreibtisch, stützte sich darauf ab und lehnte sich hinüber zu der Frau: „Frau<br />

Radke, es tut mir leid was mit ihrem Mann passiert ist. Aber als Frau eines Polizisten<br />

verstehen sie sicher, dass wir keine Angaben zu den Ermittlungen eines laufenden Falles<br />

machen dürfen.“ <strong>Die</strong> Frau wurde zunehmend hektischer und verzweifelter. Sie wandte<br />

ihren Blick von Isabell ab und sah flehend den Kommissar an: „Herr Kommissar, bitte...“<br />

Doch Isabell liess nicht locker, sie fuhr ihr ins Wort: „Es tut mir leid, Frau Radke. Wir<br />

dürfen keine Informationen abgeben. Ich muss sie nun bitten zu gehen.“ Isabell ging<br />

hinüber zur Tür und öffnete sie. „Aber sie verstehen nicht...“ <strong>Die</strong> Frau war nun den<br />

Tränen nahe. Noch immer suchte sie Hilfe beim Kommissar. „Guten Abend, Frau Radke.“<br />

Sagte Isabell bestimmt. Nun schaltete sich Kommissar Weber ein indem er sich aus<br />

seinem Stuhl erhob und sich hinüber zu Frau Radke gesellte. „Frau Radke. Ich werde mir<br />

den Fall ihres Mannes noch einmal ansehen. Ich werde sie wissen lassen wenn ich auf<br />

etwas stosse. Fahren sie nun nach Hause, Frau Radke. Danke für ihren Besuch.“ Damit<br />

half er ihr behutsam auf die Beine. Frau Radke wischte sich verstohlen eine Träne aus<br />

dem Gesicht. „Danke Herr Kommissar.“ Dann wandte sie sich ab und ging zur Tür. Alles<br />

was Isabell von ihr bekam war ein weiteres böses Funkeln zum Abschied.<br />

Becker schloss die Tür nachdem Frau Radke das Büro verlassen hatte. „Seltsame<br />

Person...“ meinte sie. „Was sollte das, Frau Becker?“ fuhr der Kommissar sie unfreundlich<br />

an. Isabell war überrascht vom barschen Ton des Kommissars. „Was das sollte? <strong>Die</strong> Frau<br />

hat uns die Zeit gestohlen. Wir haben weiss Gott wichtigeres zu tun als hier ein<br />

Kaffeekränzchen abzuhalten.“ Kommissar Weber setzte sich auf die Tischkante. „Frau<br />

Becker, Frau Radke ist gekommen um mit mir zu sprechen. Ich habe ihnen lediglich<br />

gestattet bei dem Gespräch dabei zu sein. Halten sie sich in Zukunft bitte daran, ja?“<br />

Isabell staunte nicht schlecht über diese Standpauke. Nun ja, wenn sie sich die Sache<br />

nochmals durch den Kopf gehen liess musste sie sich insgeheim eingestehen, dass sie<br />

ihre Kompetenzen schon ein wenig überschritten hatte. „Bitte entschuldigen sie, Herr<br />

Weber. Aber ich sah wirklich nicht, wohin uns eine noch längere Unterhaltung mit dieser<br />

Frau hätte bringen können.“ Kommissar Weber schien etwas besänftigt zu sein. „Nun<br />

sehen sie, Frau Becker. Der Fall Radke hat vor einiger Zeit ziemlichen Wirbel gemacht.<br />

Aber sie haben wohl nichts davon gehört, wie?“ Isabell schüttelte den Kopf. „Na mal<br />

sehen woran ich mich noch erinnern kann... hmmmmm. Vor gut zwei Jahren wurden<br />

Hannes Radke bei einem Einsatz beide Hände durch eine Rohrbombe abgerissen. Er lag<br />

viele Monate im Krankenhaus und musste seinen Job natürlich aufgeben. Es gab natürlich<br />

auch eine Untersuchung der Angelegenheit. Aber was dabei rauskam... das muss ich<br />

zuerst nachschlagen. Ich werde uns den Fall aus dem Archiv kommen lassen. Aber sehen<br />

sie, Frau Becker, bei diesem Hintergrund ist es doch nur normal, dass sich Frau Radke<br />

erkundigt, nicht?“ Isabell nickte. Vielleicht war sie etwas zu hart mit der Frau<br />

umgesprungen.<br />

Hotel Britzer Hof, Berlin<br />

Donnerstag, 7.18 Uhr<br />

Dominik Born sass in seinem Schlafanzug auf der Bettkante. Der Wecker hatte ihn vor<br />

knapp zwanzig Minuten aus seinem unruhigen Schlaf geholt. Vor ihm auf dem Nachttisch<br />

stand eine kleine Flasche Vodka aus der Minibar. Ungeöffnet. Noch. Seit der Wecker<br />

geklingelt hatte, starrte er auf diese Flasche. Seine Hände zitterten leicht. Verstohlen rieb<br />

er sie aneinander. Ist es schon soweit mit dir gekommen, Dominik, dachte er sich. Ein<br />

Alkoholiker. Langsam war es an der Zeit es sich einzugestehen, nicht? Aber hatte er nicht<br />

auch allen Grund dazu? Nachdem ihm das Liebste auf der Welt genommen worden war?<br />

Born griff sich die Flasche.


Er hatte den Verschluss schon beinahe geöffnet als er innehielt. Du bist im <strong>Die</strong>nst,<br />

Dominik, verdammt. Er stellte die Flasche zurück auf den Nachttisch und strich sich mit<br />

seinen zittrigen Händen durch die Haare. „Ach Eva...“ seufzte er. Neue Tränen stahlen<br />

sich in seine Augen. Er vermisste sie so. Wenn er doch die Zeit nur zurückdrehen könnte.<br />

Immer und immer wieder tauchten die Bilder jenes schicksalhaften Tages vor seinem<br />

geistigen Auge auf. Er hörte den Schuss, sah Eva zusammenzucken, sah und hörte die<br />

Explosion des Wagens. Dann rannte Eva auf ihn zu, glücklich schloss er sie in die Arme.<br />

Und jedes Mal sank sie bewusstlos in seinen Armen zusammen. Mittlerweile liefen die<br />

Tränen seine Wangen hinunter. Wütend griff er erneut nach der Flasche. Da klopfte es an<br />

der Tür.<br />

Born stellte die Flasche zurück auf den Nachttisch und öffnete die Tür. Isabell Becker<br />

stand vor ihm. „Ah gut, du bist schon wach.“ Lächelte sie ihn freundlich an. Sie war<br />

natürlich schon frisch geduscht, frisiert, geschminkt und angezogen. Born verkniff sich<br />

eine schnippische Bemerkung. „Ich wollte noch einige Akten mit dir durchgehen bevor wir<br />

ins Büro fahren.“ Er liess sie hereintreten. Isabell waren Born’s verweinte Augen sofort<br />

aufgefallen. Aber sie sprach ihn nicht darauf an. Es kam selten vor, dass Dominik Born<br />

seine Gefühle so offen zur Schau stellte und ihre Partnerschaft war noch nicht so stark<br />

als dass Isabell sich traute ihn darauf anzusprechen. „Ich geh unter die Dusche. Du<br />

kannst ja schon mal die Akten drüben auf dem Tisch ausbreiten.“ sagte Born müde. Er<br />

holte sich die frischen Sachen aus dem Schrank und verschwand ins Bad.<br />

Isabell trat zu dem kleinen Tisch in der Ecke des Raumes hinüber. Dabei fiel ihr Blick auf<br />

den Nachttisch und zwangsläufig auf die Flasche. Ein entnervter Seufzer glitt ihr über die<br />

Lippen. Sie hätte wirklich gedacht, dass er sich wenigstens während eines Falles<br />

beherrschen würde. Zielstrebig ging sie hinüber um die Flasche an sich zu nehmen und<br />

bei Gelegenheit zu entsorgen. Als sie sie aufnahm fiel ihr auf, dass die Flasche noch voll<br />

war. Nach genauerem Hinsehen stellte sie fest, dass auch das Siegel noch intakt war.<br />

Stolz blickte sie hinüber zur geschlossenen Türe zum Bad. Gut gemacht Born, dachte sie<br />

sich und stellte die Flasche wieder zurück auf den Nachttisch. Dann ging sie zurück zu<br />

ihren Akten und begann sie erneut zu sortieren.<br />

Kurze Zeit später kam Born aus dem Bad. Becker musste zugeben, dass ein frisch<br />

geduschter Dominik, in einem sauberen, frisch gebügelten Anzug, dazu noch rasiert und<br />

gekämmt, wirklich gut aussah. Und die paar Büschel Haare am Hinterkopf, die er nie<br />

zähmen zu können schien, liessen ihn frech und spitzbübisch aussehen. Dominik gesellte<br />

sich zu seiner Kollegin an den Tisch. Zuvor fischte er sich allerdings noch einen<br />

Orangensaft aus der Minibar. Erneut zufrieden nahm Isabell dies wahr. Danach machten<br />

sie sich an den Akten zu schaffen.<br />

Rund eine dreiviertel Stunde später hatten sie sich durchgekämpft. Während Isabell die<br />

Aktenmappen zusammen kramte trat Born ans Fenster gleich neben dem Nachttisch. „Ich<br />

geh noch schnell ins Bad bevor wir losfahren, ja?“ meldete sich seine Kollegin. Born<br />

nickte und schaute weiter zum Fenster hinaus. Undeutlich nahm er sein Spiegelbild war.<br />

An seinem Hals klebte noch immer der Fetzen Papier um die Blutung zu stoppen. Er hatte<br />

sich beim Rasieren geschnitten. Kein Wunder bei seinen zittrigen Händen. Vorsichtig zog<br />

er daran und entsorgte den Fetzen im Papierkorb. Dann drehte er sich um und begann in<br />

der Nachttischschublade nach dem Schlüssel für den Wagen zu kramen. Der Schlüssel<br />

klimperte und Born wurde erneut auf seine zitternden Hände aufmerksam. Wiederum<br />

rieb er sie aneinander um das Zittern zu beenden. Sein Blick fiel auf die Flasche Vodka,<br />

dann zur Badtüre hinüber. Eilig griff er nach der Flasche, öffnete sie und trank gierig ein<br />

paar Schluck Alkohol. Nur um meine Hände zu beruhigen, sagte er sich.<br />

Als Isabell aus dem Bad trat, hatte sich Born bereits wieder zu dem kleinen Tisch gestellt<br />

und griff nach dem Aktenberg. „Können wir?“ fragte er gelassen. Lächelnd nickte Isabell<br />

ihm zu. Born ging voran zur Tür und gerade als Isabell sich umdrehte um ihm zu folgen,<br />

fiel ihr Blick auf die Flasche. Sie war nun jedoch kaum noch zu einem Drittel voll. Für


einen Moment liess sie ihren Kopf hängen und die Schultern sinken. Schade, sie hatte es<br />

so sehr gehofft. Dann folgte sie ihrem Partner.<br />

LKA Berlin,<br />

Donnerstag, 18.57 Uhr<br />

Born hatte den Tag beinahe ausschliesslich mit dem Studium der Akten verbracht. Er<br />

hatte endlos lange gebraucht um sie durch alle Fälle durchzulesen. Als endlich ein Ende<br />

abzusehen war, wurden die ersten Zeugenaussagen zum Fall Maifelder bei ihm<br />

abgegeben. <strong>Die</strong> ganze Sache hatte allerdings auch etwas Gutes an sich: Er war den<br />

ganzen Tag über so mit dem Fall beschäftigt gewesen, dass er nicht einmal daran<br />

gedacht hatte, sich einen Schluck aus seinem Flachmann zu gönnen. Stattdessen hatte er<br />

einige Becher von dem scheusslichen Automatenkaffee gekippt.<br />

Isabell Becker kam gerade zur Tür herein. Sie knallte ihre Tasche und einen Stapel<br />

Berichte unachtsam auf den Tisch und warf dabei beinahe Born’s letzten Becher mit<br />

kaltem Kaffee um. Müde liess sie sich in den Stuhl neben Born’s Schreibtisch fallen und<br />

streckte die Beine von sich. Sie hatte praktisch den ganzen Tag auf den Beinen<br />

verbracht. Morgens war sie mit der Spurensicherung nach Heiligensee raus gefahren um<br />

sich den Tatort nochmals genauer anzusehen. Danach hatte sie wie viele ihrer<br />

uniformierten Kollegen Fussarbeit geleistet und Zeugenaussagen gesammelt. Nach dem<br />

Mittagessen war sie mit Kommissar Weber die anderen Tatorte abgefahren und hatte sich<br />

mit Arbeitskollegen und Angehörigen der Opfer unterhalten. Anschliessend hatte sie noch<br />

bei Frau Dr. Korda in der Gerichtsmedizin und im Labor vorbeigeschaut. Überall hatte sie<br />

fleissig Berichte eingesammelt, die sie und Born jetzt noch durcharbeiten mussten.<br />

„Anstrengender Tag?“ fragte Born und blickte kurz von seinen Akten hoch. Er bekam<br />

einen Seufzer und ein müdes Nicken als Antwort. Born nutzte die Gelegenheit um seine<br />

steifen Glieder zu strecken während Isabell ihm kurz umschrieb wie ihr Tag verlaufen<br />

war. „Na ja, wenigstens hattest du ein anständiges Mittagessen. Den Frass in der Kantine<br />

hier kann ich wirklich nicht empfehlen.“ meinte Born nachdem seine Kollegin geendet<br />

hatte. Ein müdes Lächeln spielte um Isabell’s Mundwinkel als sie aufstand, sich die Jacke<br />

auszog und zu ihrem eigenen Schreibtisch hinübertrat.<br />

Sie hängte ihre Jacke über die Lehne ihres Stuhles und setzte sich hin. „Hat Kommissar<br />

Weber etwas für mich abgeben lassen?“ fragte sie Dominik und schaute sich suchend auf<br />

ihrer Schreibtischoberfläche um. „Nein, nicht das ich wüsste. Alle Berichte und Akten die<br />

durch die Tür kamen sind auf meinem Schreibtisch gelandet.“ entgegnete Born. Sein<br />

Tisch war mit Aktenbergen übersäht. „Na dann werd ich doch gleich mal nachfragen, wo<br />

die Akte Radke bleibt...“ Isabell griff zum Telefon. „Radke?“ hakte Born nach. „Ach ja...<br />

das hab ich dir ja noch gar nicht erzählt. Gestern wartete eine gewisse Frau Radke in<br />

Weber’s Büro. Sie sagte sie hätte aus der Presse von den Bombenanschlägen erfahren.<br />

Anscheinend ist ihr Mann vor einiger Zeit im <strong>Die</strong>nst durch einer Rohrbombe verletzt<br />

worden. Weber hat ihr versprochen sich nochmals die Akte vorzunehmen. Er wollte sie<br />

auch mir schicken lassen.“ Gerade als Isabell die Nummer von Kommissar Weber’s<br />

Sekretariat wählen wollte ging die Tür auf und seine Sekretärin kam herein. „Guten<br />

Abend Frau Becker, Herr Born. Ich soll ihnen diese Akte bringen. Ausserdem hab ich auf<br />

dem Weg auch gleich noch bei der Poststelle vorbeigeschaut und ihnen ihre Post<br />

mitgebracht.“ Mit einem Lächeln legte sie den Stapel den sie in den Händen hielt auf<br />

Isabell’s Tisch und verschwand wieder. Skeptisch blickten Isabell und Dominik auf den<br />

Stapel. „Ich denke das wird noch ein langer Abend. Ich hol erst mal frischen Kaffee...<br />

oder die Brühe die hier als Kaffee verkauft wird. Für dich auch?“ grinste Born. „Ja, gern!“<br />

nickte Isabell. Domink angelte sich seine Brieftasche aus dem Jackett und machte sich<br />

erneut auf in Richtung Kaffeeautomat.<br />

Verwaist stand der Kaffeeautomat auf dem Korridor. Wenigstens musste man für dieses<br />

Gebräu nicht auch noch Schlange stehen, dachte sich Born. Er warf die ersten Münzen<br />

ein und wählte für sich einen Espresso. Vorsichtig stellte er den Becher auf dem<br />

Automaten ab und warf die Münzen ein für Isabell’s Kaffee. Er wollte gerade die


entsprechende Taste drücken als ein ohrenbetäubender Knall durch das Stockwerk hallte<br />

und Scheiben klirrend zu Bruch gingen. Erschrocken schaute sich Dominik um. Aus dem<br />

Büro das er vor kaum einer Minute verlassen hatte drang Rauch auf den Korridor. Oh<br />

mein Gott, schoss es ihm durch den Kopf. Ohne zweimal nachzudenken rannte er auf das<br />

Büro zu. Aus den anderen Türen kamen weitere erstaunte Polizeibeamte angelaufen,<br />

doch Born war als erster bei der Tür zu seinem Büro. Es waren die Scheiben seines und<br />

Becker’s Büro die zu Bruch gegangen waren. Born riss die Tür auf und stürzte hinein. Der<br />

Rauch stieg im beissend in Augen und Nase und er konnte im ersten Moment kaum<br />

etwas ausmachen. Dann nahm er die brennenden Papiere auf Isabell’s Schreibtisch wahr.<br />

„Einen Feuerlöscher, schnell!“ rief er nach draussen. Das Büro rund um Isabell’s<br />

Arbeitsplatz war in Chaos getaucht. Vorsichtig stakste Dominik näher an den Tisch heran.<br />

„Isabell? - Isabell!“ rief er aufgeregt. Als er um den Schreibtisch herumkam sah er sie.<br />

Sie lag am Boden, halb unter dem Schreibtisch verborgen. „Isabell!“ rief er nochmals als<br />

er sich zu ihr niederkniete. Mittlerweile waren andere Beamte damit beschäftigt die vielen<br />

kleinen Brandstellen im Büro zu löschen. Isabell regte sich nicht. „Wir brauchen einen<br />

Arzt! Einen Krankenwagen, schnell!“ schrie Born. Vorsichtig tätschelte er Isabell die<br />

Wange. „Isabell! Hörst du mich?“ Sorgenvoll wartete er auf die kleinste Reaktion seiner<br />

Partnerin, doch nichts rührte sich. Ihr Gesicht war mit Russ überzogen und Dominik<br />

glaubte eine Verbrennung wahrnehmen zu können. Aus einer Wunde an der rechten<br />

Schläfe floss Blut. Born griff vorsichtig nach der Hand seiner Kollegin. Sie war<br />

blutverschmiert und ebenfalls mit Russ überzogen. Genau wie die andere, wie er<br />

bemerkte. Behutsam legte er die Hand auf Isabell’s Bauch zurück. Er wollte ihr keine<br />

zusätzlichen Schmerzen bereiten. „Isabell?“ Born strich ihr behutsam eine Strähne ihres<br />

matten Haares aus der Stirn. Ein unterdrücktes Stöhnen kam über Isabell’s Lippen.<br />

Dominik war erleichtert. Sie lebte. „Wo bleibt der verdammte Krankenwagen?“<br />

So, das war’s für’s Erste. Der zweite und gleichzeitig letzte Teil ist auch schon fast<br />

soweit! Ich hoffe Ihr könnt es kaum erwarten wie’s weitergeht... Denkt bitte daran, ich<br />

rechne fest mit Feedback von Euch! – Liebe Grüsse, Karin_CH

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