Favoriten des Monats - P-Magazin
Favoriten des Monats - P-Magazin
Favoriten des Monats - P-Magazin
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
22_StÄDtiSch<br />
Wo: Mathildenhöhe (Sabaisplatz)<br />
Was:<br />
Zwei Sitzplätze, eine blitzblanke Rinne,<br />
terrazzoboden mit Mosaik<br />
Zwei Sitzplätze, Klobürste eignet sich<br />
fast auch zum Zähneputzen<br />
Wie: Passend zum gesamten Areal der Mathildenhöhe<br />
architektonisch sehr ansprechend; man muss anstehen,<br />
von Kulturinteressierten und Boule-Freaks hoch<br />
frequentiert.<br />
Sein Wort zum Klo: Es lässt sich gepflegt im<br />
Jungenstil pinkeln.<br />
Ihr Wort zum Klo: hier will ich müssen müssen!<br />
Wo: Friedensplatz (nur Behinderten-WC)<br />
Was: nur mit speziellem Schlüssel zugänglich, der<br />
für 10 Euro beim club Behinderter und ihrer Freunde<br />
(cBF) erworben werden kann und in ganz Deutschland<br />
nutzbar ist.<br />
Wie: Entspricht nicht den rechtlichen Vorgaben für<br />
Behinderten-Wcs. toilette mit haltegriffen ist vorhanden,<br />
ebenso ein zu hoch angebrachtes Waschbecken.<br />
Alarmknopf für den notfall? Fehlanzeige. Fazit: Wieder<br />
einmal ein Ort, den man als Rollifahrer nur schwer alleine<br />
aufsuchen kann – wird zum Glück bald ersatzlos<br />
abgerissen.<br />
Rollis Wort zum Klo: Eine toilette mit Galgenfrist.<br />
Wo: Dieburger Straße/Ecke Spessartring (Biergarten)<br />
Was: Pissoir im orangefarbenen Rondell gegenüber<br />
dem Biergarten<br />
Wie: Von außen zwar fotogen, innen aber unerträglich<br />
stinken<strong>des</strong>, mit laub und Jägermeisterflaschen<br />
dekoriertes Dreckloch.<br />
Ihr Wort zum Klo: ich bin froh, dass ich hier gar<br />
nicht erst die Wahl habe.<br />
Sein Wort zum Klo: hier würde ich lieber von außen<br />
dagegen pinkeln als von innen.<br />
Wo: Alexanderstraße<br />
Was: Pissoir<br />
Wie: ist außer Betrieb, scheint lediglich noch als<br />
„Drückerstube“ zu fungieren – Pinkeln tut hier<br />
niemand mehr.<br />
Unser Wort zum Klo: Von außen ist es dem benachbarten<br />
Darmstadtium zumin<strong>des</strong>t architektonisch weit<br />
voraus.<br />
Latrinen-Links<br />
www.kackblog.net<br />
www.gratispinkeln.de<br />
Spieltipp:<br />
Moni Port: Damen und herren. Wer gehört zu wem.<br />
Memospiel. 48 Paarkarten mit toilettenschildmotiven<br />
aus aller Welt. in schöner Box, mit Spielanleitung.<br />
iSBn-10: 3-7254-1432-7<br />
iSBn-13: 978-3-7254-1432-1<br />
Preis: 14,90 Euro<br />
illustrationen: Daniel Wiesen Fotos: Meike & Alexander heinigk<br />
Käsereibe? Geht gar nich!<br />
Als die Skater die Stadt verließen – ein Betroffener berichtet<br />
Als 2002 in Reinheim der erste vernünftige Skatepark<br />
im Darmstädter Umland eröffnet wurde, begann für<br />
die Darmstädter Skateszene eine Emigration, die bis<br />
heute anhält. Keiner der hiesigen Skatespots konnte<br />
auch nur im entferntesten mit der Reinheimer Anlage<br />
mithalten. Sowohl der Park an der Stadtmauer mit<br />
seinem rauen Teerboden und seinen für Skateboarder<br />
überdimensioniert großen Rampen als auch der bisherige<br />
Treffpunkt am Staatstheater verloren zusehends<br />
an Bedeutung für die Darmstädter auf Rollbrettern.<br />
Und während in Münster und Dieburg weitere Skateparks<br />
entstanden, wurde durch das Anbringen von<br />
Fahrradständern am Staatstheater auch der letzte Spot<br />
für die lokale Szene zerstört. Eine ganze Generation von<br />
Darmstädter Skatern verschwand aus dem Stadtbild.<br />
leider gibt es bis dato keinen wirklichen Grund, wieder<br />
zurückzukommen – kein gutes curb, keine smoothe<br />
Bank, selbst Plätze mit gutem Boden sind in Darmstadt<br />
dünn gesät – um dies zu ändern, sind 15 leidenschaftlich<br />
gern skatende heiner gerade dabei, den „Skateboard<br />
Verein Darmstadt“ zu gründen.<br />
Für jemand Fachfremden ist es vielleicht nicht so ersichtlich,<br />
aber eigentlich braucht man nicht viel, um als<br />
Skateboardfahrer glücklich zu sein: einen ebenerdigen<br />
Boden ohne Rillen und Steinchen, im besten Fall aus<br />
Marmor – dazu ein paar robuste Betonblocks, an deren<br />
Kanten (curbs) man rutschen (grinden/sliden) kann.<br />
Rampen sind zwar nett, aber nicht unbedingt notwendig,<br />
und halfpipes für 98 Prozent aller Skater unbrauchbar.<br />
Skaters’ paradise: Der Georg-Freundorfer-Platz in München<br />
in anderen Städten gibt es solche Möglichkeiten schon:<br />
Ein Ort, an dem sowohl Skater als auch Passanten<br />
eine harmonische Koexistenz führen, ist der Georg-<br />
Freundorfer-Platz in München. Eine Parkanlage, in der<br />
Betonblöcke aufgestellt und mit Metallkanten versehen<br />
wurden, im Rest <strong>des</strong> Parks gibt es noch einen Spielplatz,<br />
StÄDtiSch_23<br />
ein Outdoor-Schachbrett und eine große Rasenfläche.<br />
So findet an schönen tagen ein reger Austausch statt<br />
– die Parkbesucher kennen mittlerweile die Skater, man<br />
grüßt sich sogar und hält ein kleines Schwätzchen. Das<br />
wäre doch auch was für Darmstadt! Und die Skater haben<br />
in Eigenverantwortung dafür gesorgt, dass sich an<br />
die vereinbarten Zeiten von 8 bis 12 Uhr und von 15 bis<br />
20 Uhr gehalten wird und außerdem der Müll nach jeder<br />
Skate-Session wieder verschwindet.<br />
Mit diesem Konzept eines in die Stadt integrierten<br />
Skatespots in der tasche begannen wir, die organisierten<br />
Skater dieser Stadt, nun vor zwei Monaten die<br />
Ochsentour durch die Darmstädter lokalpolitik. Mit hilfe<br />
der Polit-Anarchos von Uffbasse konnten wir schnell<br />
Gespräche mit dem Sozialdezernenten Jochen Partsch<br />
und dem Baudezernenten Dieter Wenzel führen. Es läuft<br />
gut. Manchmal haben wir sogar das Gefühl, wir rennen<br />
offene türen ein, scheinen doch durch das Konjunkturpaket<br />
ii die notwendigen finanziellen Mittel verfügbar<br />
und darüber hinaus auch der politische Wille vorhanden,<br />
für die Darmstädter Skateboarder eine geeignete location<br />
zu finden. Ein zentraler Ort in der innenstadt wäre<br />
natürlich ideal und könnte als treffpunkt für junge und<br />
alte Skateboarder dienen. Manchmal träumen wir davon,<br />
auf dem neu gestalteten Friedensplatz oder im herrngarten<br />
einen Spot wie in München zu bekommen.<br />
Fast zu schön wurde es, als der Darmstadium-chef<br />
Klaus Krumrey Mitte März verlauten lies: „Mich persönlich<br />
stören die Skater nicht“ – und anbot, an den<br />
Blöcken neben dem Kongresszentrum Metallschienen<br />
zu befestigen. Doch das Ergebnis war erschreckend! Die<br />
Schienen sind übersät mit kleinen löchern im Abstand<br />
von zwei Zentimetern, die Kanten erinnern eher an<br />
Käsereiben – und sind unskatebar. „Wenn ich da drauf<br />
springe, ist das Selbstmord“, meint nicht nur Ruben<br />
löbbert, Mitglied <strong>des</strong> Skateboard Vereins Darmstadt. Die<br />
Aktion trifft vor allem die jungen Skater in Darmstadt,<br />
die keine Möglichkeit haben, mit dem Auto in entfernte<br />
Skateparks zu fahren – und für die das Darmstadium zu<br />
einem zentraler treffpunkt geworden ist. Aber vielleicht<br />
haben die Skate-Kids und wir bald einen richtigen, zentral<br />
gelegenen Spot und geben der innenstadt etwas,<br />
was das loop 5 „auf der Grünen Wiese“ in Weiterstadt<br />
nie haben wird: city-Flair.<br />
(Stefan Schneider, P-Redakteur und Mitglied <strong>des</strong><br />
Skateboard Vereins Darmstadt)<br />
illustrationen: Daniel Wiesen