kurz berichtet - LBV-München
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6<br />
oder die Ramsar-Gebiete aufgenommen<br />
werden, und zwar mit einer<br />
entsprechend großen Pufferzone an<br />
den Rändern. Ich denke dabei gerade<br />
an den Ismaninger Speichersee<br />
vor den Toren <strong>München</strong>s. Dort<br />
haben wir Flugbewegungen von<br />
200.000 bis 300.000 Vogelindividuen,<br />
die ständig übers Jahr hinweg kommen<br />
und gehen. Wenn dort, wie es<br />
geplant ist, aber hoffentlich nie<br />
kommt, am Nordwestrand eine<br />
Reihe von Windkraftanlagen aufgestellt<br />
wird, wäre das ganz fatal.<br />
Welche Mindestkriterien sollte man<br />
bei der Ausweisung von Windkraft-<br />
Standorten einhalten?<br />
Es gibt vom Dachverband Deutscher<br />
Avifaunisten (DDA) eine Ta-<br />
1 / 2012<br />
Manfred Siering erzählte Dr. Irene Frey-Mann viel Wissenswertes rund um die Ornithologie<br />
belle, in der für jede geschützte Vogelart<br />
eine Ausschlussdistanz zum<br />
Horst genannt wird, also zum Beispiel<br />
für den Uhu 3000 m. Diese Distanz<br />
halte ich für viel zu gering;<br />
Uhus fl iegen u. U. bis 10 km zur<br />
Beute oder zu einer Müllkippe. In<br />
diesen Bereich dürfte m. E. keine<br />
Windkraftanlage kommen. Das<br />
große Problem bei dieser Art der<br />
Planung ist: Wenn man jetzt überall<br />
nach dieser Ausschluss-Theorie die<br />
Windkraftanlagen plant und diese<br />
stehen dann an Plätzen, die momentan<br />
geeignet erscheinen, dann hat<br />
eine Großvogelart nie wieder die<br />
Chance zurückzukehren, wie es der<br />
Seeadler jetzt bereits getan hat! Wir<br />
mauern damit praktisch für alle Zukunft<br />
fest, wo der Seeadler sein darf<br />
Interview<br />
oder nie wieder hinkommen kann,<br />
weil man auf den jetzigen Status<br />
festgelegt ist. Wir verhindern, dass<br />
in der Natur das ständig vorhandene<br />
Kommen und Gehen der Tierarten<br />
stattfi nden kann.<br />
Gibt es Anzeichen in der Natur, ob<br />
wir in Bayern mit mehr oder weniger<br />
Wintergästen, z. B. Bergfi nken rechnen<br />
können?<br />
Zum Thema Bergfi nk ist zu sagen:<br />
Wir haben heuer ein Buchenmast-<br />
Jahr; auf den Autostraßen knirscht<br />
es, unzählige Bucheckern liegen in<br />
den Wäldern am Boden. Das lockt<br />
Bergfi nken an! Sie wissen natürlich<br />
in Skandinavien nicht, dass hier in<br />
Oberbayern eine Buchenmast stattfi<br />
ndet. Aber sie kommen im Winter<br />
zu uns, bleiben hier hängen, es kommen<br />
immer mehr und es staut sich<br />
dann regelrecht auf, bis alles weggefressen<br />
ist! Nach aller Erfahrung<br />
kann man mit einem Berg- und<br />
Buchfi nkenwinter rechnen.<br />
Immer wieder werden im Winter<br />
große weiße Reiher gemeldet, die oft direkt<br />
neben der Straße in Äckern und<br />
Wiesen nach Futter suchen. Handelt es<br />
sich dabei um Volierenfl üchtlinge?<br />
Nein, diese großen weißen Reiher<br />
in der Größe eines Graureihers sind<br />
Silberreiher. Die nächste Silberreiherkolonie<br />
ist am Neusiedler See,<br />
aber auch am Plattensee und in Holland<br />
brüten diese Vögel. Diese Reiher<br />
überwintern dort, wo der Schnee<br />
nicht allzu hoch liegt, wo also ein<br />
reiches Mäuseleben herrscht, weil<br />
Reiher (übrigens auch Graureiher)<br />
im Winter von der Mäusejagd leben.<br />
Wir haben im Ballungsraum <strong>München</strong><br />
vor 3 Jahren 420 Silberreiher<br />
gezählt.<br />
Vom 6. bis 8. Januar 2012 fi ndet wieder<br />
die „Stunde der Wintervögel“,<br />
Deutschlands größte Vogelzählung,<br />
statt. Was sagt der erfahrene Ornithologe<br />
zur massenhaften Konkurrenz durch<br />
engagierte Amateur-Vogelkundler?<br />
Können die überhaupt für neue Erkenntnisse<br />
sorgen?<br />
Bei diesen sog. Amateur-Vogelkundlern<br />
gibt es sicher viele, die genauso<br />
gut die Vögel kennen wie ich<br />
oder andere Ornithologen. Sie haben<br />
oft ein erstaunlich gutes Fachwissen.<br />
Ich respektiere auf jeden Fall die Ergebnisse!<br />
Es gibt natürlich Ausreißer<br />
drunter. Aber im Großen und Gan-