Der Jäger in Europa (Von Prof. Jean-Michel PINET, Institut ... - FACE
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<strong>Der</strong> <strong>Jäger</strong> <strong>in</strong> <strong>Europa</strong><br />
(<strong>Von</strong> <strong>Prof</strong>. <strong>Jean</strong>-<strong>Michel</strong> <strong>PINET</strong>, <strong>Institut</strong> National Agronomique Paris-Grignon, Mai 1995)<br />
In Gesamt-<strong>Europa</strong> sowie <strong>in</strong> zahlreichen anderen Ländern wird die Jagd als Freizeitjagd oder als<br />
"Sport" ausgeübt, auch wenn <strong>Jäger</strong> nicht so gerne den Ausdruck "Sport" benutzen. Jagd bedeutet<br />
die Möglichkeit, Wildtiere nach FESTGELEGTEN REGELN im Revier zu erlegen. Diese Regeln<br />
konnten sich nach und nach aufgrund der Weiterentwicklung der alten jagdlichen Traditionen sowie<br />
durch die E<strong>in</strong>führung e<strong>in</strong>es Geme<strong>in</strong>schaftsrechts entwickeln. Veränderungen gehen hauptsächlich<br />
auf e<strong>in</strong>e bessere Kenntnis der Wildbiologie zurück, aber auch auf den E<strong>in</strong>fluss der städtischen<br />
Lebensweise, die weit entfernt von der Natur und ihren Ressourcen ist.<br />
Die europäischen <strong>Jäger</strong> besitzen lange Traditionen, die auch heute noch Bestandteil der Gesellschaft<br />
des 20. Jhrd. s<strong>in</strong>d. In dieser Studie werden ihre charakteristischen Merkmale, ihre Besonderheiten,<br />
aber auch Unterschiede und geme<strong>in</strong>same Standpunkte erläutert.<br />
<strong>Der</strong> europäische <strong>Jäger</strong> ist weder isoliert noch ohne Geme<strong>in</strong>schaft<br />
In allen Ländern der Europäischen Union s<strong>in</strong>d die <strong>Jäger</strong> zahlreich vertreten (Tab.1), oft ist ihre<br />
Anzahl mit der Zahl an E<strong>in</strong>zel- oder Mannschaftssportlern (Fußball oder Tennis) vergleichbar.<br />
Anzahl der Bevölkerungs- Anteil an der<br />
<strong>Jäger</strong><br />
dichte<br />
Bevölkerung<br />
F<strong>in</strong>nland 300000 15 1:17<br />
Norwegen 170000 13 1:25<br />
Schweden 320000 19 1:27<br />
Dänemark 177000 120 1:29<br />
Irland 120000 51 1:30<br />
Griechenland 293000 78 1:35<br />
Frankreich 1 650000 106 1:35<br />
Spa<strong>in</strong> 1 000000 78 1:39<br />
Portugal 300000 107 1:40<br />
Vere<strong>in</strong>igtes Königreich 625000 237 1:58<br />
Italien 925000 189 1:60<br />
Österreich 110000 94 1:72<br />
Slowenien 23000 94 1:84<br />
Luxemburg 2200 153 1:160<br />
Schweiz 30000 167 1:230<br />
Deutschland 326000 226 1:247<br />
Belgien 29000 330 1:348<br />
Niederlande 33500 370 1:454<br />
Polen 98700 123 1:389<br />
Ungarn 50000 111 1:206<br />
(Tabelle 1: Anzahl der <strong>Jäger</strong>, <strong>FACE</strong>, 1995)
Gemäß ihrem Anteil an der Bevölkerung lassen sich die europäischen <strong>Jäger</strong> <strong>in</strong> 4 geographische<br />
Zonen e<strong>in</strong>teilen:<br />
� Die skand<strong>in</strong>avische Zone mit dem größten Anteil an <strong>Jäger</strong>n an der Bevölkerung (1:25). Die<br />
Jagd bedeutet immer e<strong>in</strong>e Freizeitbeschäftigung aller sozialen Schichten, unberücksichtigt<br />
der ländlichen oder städtischen Herkunft. In der skand<strong>in</strong>avischen ist die Natur sehr<br />
gegenwärtig.<br />
� Die romanische Zone – plus Irland – mit e<strong>in</strong>em ger<strong>in</strong>gen Anteil von <strong>Jäger</strong>n an der<br />
Bevölkerung (1:40), stellt <strong>in</strong>sgesamt die größte Zahl an <strong>Jäger</strong>n <strong>in</strong>nerhalb der Europäischen<br />
Union. Dort wird die Jagd regelmäßig ausgeübt, jedoch mehr von der ländlichen<br />
Bevölkerung oder der mittleren E<strong>in</strong>kommensschicht (Arbeiter, Landwirte). Sie s<strong>in</strong>d<br />
vorrangig an der Bejagung von Nieder – oder Zugwild <strong>in</strong>teressiert.<br />
� Auch die angelsächsische Zone zeichnet sich noch durch e<strong>in</strong>e relativ hohe Anzahl von<br />
<strong>Jäger</strong>n aus, die aber im Verhältnis zur Bevölkerungszahl ger<strong>in</strong>g ist (1:60). Die jagdlichen<br />
Traditionen sowie die Jagdmethoden s<strong>in</strong>d wahrsche<strong>in</strong>lich enger an den Besitz von Grund<br />
und Boden und an e<strong>in</strong>e gewisse "sportliche" Weltanschauung gebunden, geschätzt wird nur<br />
e<strong>in</strong> "stilvoller" Schuss, Fasan und Rebhuhn s<strong>in</strong>d die begehrtesten jagdbaren Arten.<br />
� Die deutsche (1:250) und niederländische Zone (1:400) s<strong>in</strong>d von e<strong>in</strong>er sehr langen adligen<br />
Jagdtradition bee<strong>in</strong>flusst und von stark urbanisierten Gebieten geprägt. <strong>Jäger</strong> mit höherem<br />
E<strong>in</strong>kommen kennzeichnen die heutige Jagd. Die Bejagung des Hochwildes ist Inhalt<br />
komplexer aber auch wirksamer Verhaltensregeln. <strong>Der</strong> Aspekt der<br />
Wildtierbeschwirtschaftung stammt aus diesen Bereichen.<br />
Aufgrund der tiefgreifenden politischen Veränderungen <strong>in</strong> den letzten Jahren wurden Polen und<br />
Ungarn gesondert aufgeführt. Dabei wird es <strong>in</strong>teressant se<strong>in</strong> zu beobachten, ob sich diese beiden<br />
Länder mit ihrer Anzahl von <strong>Jäger</strong>n an das Niveau ihrer "natürlichen" jagdlichen Herkunftszonen<br />
(Österreich, Slowenien) und den Prozentsatz von 1% annähern können.<br />
Zwischen diesen Zonen dürfen ke<strong>in</strong>e starren Grenzen gesehen werden. Alle <strong>Jäger</strong> besitzen, das<br />
Herkunftsland und die unterschiedliche Jagdpraxis (Aufsuchen, Nachstellen, Erlegen und Fangen<br />
von Wild) unberücksichtigt, geme<strong>in</strong>same Merkmale.<br />
Die europäischen <strong>Jäger</strong> besitzen geme<strong>in</strong>same Charaktermerkmale<br />
Nach e<strong>in</strong>gehender Befragung bezüglich der jagdlichen Gewohnheiten antworteten alle <strong>Jäger</strong> mit<br />
ihrer VORLIEBE FÜR DIE NATUR, für Wälder, Sümpfe, Moore und Heideland. Ihre Antworten<br />
drücken oftmals e<strong>in</strong>e Art "Verehrung" der Natur aus, mit dem häufigen H<strong>in</strong>weis auf das "Goldene<br />
Zeitalter" und das jagdliche "Paradies". Diese Apologien beruhen auf Er<strong>in</strong>nerungen an das erste<br />
Jagderlebnis, das wie e<strong>in</strong> E<strong>in</strong>tritt <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e für Nicht-<strong>Jäger</strong> unsichtbare Welt wirkt und deren Regeln<br />
nach und nach erlernt werden müssen.<br />
<strong>Der</strong> Gang <strong>in</strong>s Revier f<strong>in</strong>det oft statt, im Sommer wie im W<strong>in</strong>ter, auch bei schlechten<br />
Wetterbed<strong>in</strong>gungen. Dieser Widerstand gegen die Unbillen der Natur, der durch moderne<br />
Kleidung erleichtert werden kann, ist e<strong>in</strong> geme<strong>in</strong>sames Merkmal der <strong>Jäger</strong>. Dar<strong>in</strong> liegt auch e<strong>in</strong><br />
Grund, dass die Jagd von Jüngeren ausgeübt wird. Im Gegensatz zur landläufigen Me<strong>in</strong>ung wird die<br />
Jagd bereits vor Erreichen des 60. Lebensjahres aufgegeben.
Die ARBEIT MIT DEM JAGDHUND ist e<strong>in</strong> weiteres Interessengebiet aller <strong>Jäger</strong>. Die Jagd wird<br />
meistens mit e<strong>in</strong>em oder mehreren Hunden ausgeübt und es gibt nur wenige <strong>Jäger</strong>, die regungslos<br />
verharren, wenn das Wild von den Hunden aufgespürt wird. <strong>Der</strong> Jagdhund ist e<strong>in</strong> besonderer<br />
Begleiter, sei es e<strong>in</strong>e Hunderasse der romanischen Zone, e<strong>in</strong> Rauhaar-Dackel der deutschen Zone,<br />
e<strong>in</strong> Vorstehhund bei der Feldjagd, <strong>in</strong> Heide- oder Sumpfgebieten, oder e<strong>in</strong> Retriever oder<br />
Schweißhund. <strong>Der</strong> Anblick von zusammen jagenden <strong>Jäger</strong>n und Hunden löst bei Nicht-<strong>Jäger</strong>n<br />
immer e<strong>in</strong> gewisses Erstaunen, aber auch Bewunderung aus.<br />
Die Suche nach der GESELLIGKEIT VON ANDEREN JÄGERN stellt e<strong>in</strong> weiteres, geme<strong>in</strong>sames,<br />
charakteristisches Merkmal dar. Die Jagd wurde immer <strong>in</strong> der Gruppe ausgeübt. Natürlich<br />
schwelgen viele <strong>Jäger</strong> <strong>in</strong> der Er<strong>in</strong>nerung an e<strong>in</strong>en "Ansitz mit ihrem Hund an e<strong>in</strong>em strahlenden<br />
Herbstmorgen", die große Mehrheit hat dagegen niemals alle<strong>in</strong>e gejagt. Im Unterschied zum<br />
Angeln wird die Jagd oftmals im Freundeskreis ausgeübt. Gewiss gibt es auch andere<br />
Jagdmethoden, die jedoch nur e<strong>in</strong>er M<strong>in</strong>derheit der <strong>Jäger</strong> zusagen. Die Tatsache, dass <strong>Jäger</strong> nach<br />
sozialen Kontakten suchen ist Nicht-<strong>Jäger</strong>n äußerst fremd und diese s<strong>in</strong>d immer wieder von dem<br />
Ritual überrascht – zynisch gesprochen – wie jedes e<strong>in</strong>zelne Detail über das Revier, den Jagdhund,<br />
das Wild, den erfolgten Schuss, immer wieder erzählt, nachvollzogen, neu erfunden wird, Jagd für<br />
Jagd und Saison für Saison!<br />
Ebenfalls bee<strong>in</strong>druckend für außenstehende Beobachter s<strong>in</strong>d die BEKLEIDUNGS-Gewohnheiten,<br />
die sich von Nord- bis Südeuropa nur ger<strong>in</strong>gfügig unterscheiden. Die Notwendigkeit der Tarnung,<br />
um sich dem Wild nähern zu können, erklärt diese Ähnlichkeit. Je nach jagdlicher Situation (die<br />
Pirschjagd ist nicht mit der Enten- oder Drosseljagd zu vergleichen) wird durch e<strong>in</strong>e Verknüpfung<br />
von Technik (Farbe, Material der Kleidung) und kulturellen Traditionen, für die Dauer der Jagd,<br />
e<strong>in</strong>e soziale Gleichheit hervorgerufen. Verschiedene ethnologische Untersuchungen haben diese<br />
Emotionen wiederholt aufgezeigt, wie z.B. die oftmals gemachte Aussage: "bei der Jagd ist man<br />
ganz <strong>Jäger</strong> und nichts anderes als <strong>Jäger</strong>". Realistisch betrachtet bestehen jedoch immer noch die<br />
teuren "aristokratischen" und die günstigeren "demokratischen" Jagden. Die an e<strong>in</strong>em Jagdtag<br />
zusammenkommenden <strong>Jäger</strong> stammen nicht aus derselben sozialen Schicht. Es ist e<strong>in</strong>e Gruppe von<br />
"Anhängern", die ihre Zeit und ihr Geld für die gleiche Passion ausgeben, jeder nach verfügbarem<br />
E<strong>in</strong>kommen und verfügbarer Zeit.<br />
Die JÄGERPRÜFUNG ist e<strong>in</strong> anderes Mittel, welches das Empf<strong>in</strong>den verstärkt, zur "Welt" der<br />
<strong>Jäger</strong> zu gehören. Befragungen haben gezeigt, dass das Bestehen e<strong>in</strong>er <strong>Jäger</strong>prüfung dem Jungjäger<br />
das Gefühl gibt, dazugehörig, auserwählt und von jetzt an ausgezeichnet zu se<strong>in</strong>. Die meisten <strong>Jäger</strong><br />
nehmen früh an der Prüfung teil (90% der Kandidaten s<strong>in</strong>d im Alter zw. 16 und 25 Jahren), die<br />
folglich als "Tor <strong>in</strong> die Erwachsenenwelt" angesehen wird. Die Existenz e<strong>in</strong>er Prüfung ist für die<br />
Integration der Jagd <strong>in</strong> die moderne Gesellschaft sicherlich e<strong>in</strong> Vorteil.<br />
Die theoretische und manchmal auch praktische Prüfung existiert nur <strong>in</strong> e<strong>in</strong>igen Ländern<br />
(Deutschland, Österreich, Belgien, Dänemark, Frankreich, Italien, Luxemburg, Niederlande,<br />
Schweden). Wie bei allen anderen Prüfungen werden <strong>in</strong> der Regel die Teilnehmer nicht bestehen,<br />
die der unteren sozialen Schicht angehören. Das ist nicht der e<strong>in</strong>zige Nachteil. Potentielle <strong>Jäger</strong> aus<br />
e<strong>in</strong>er gebildeten Schicht, die e<strong>in</strong>e gewisse Ausdrucksweise beherrschen (Journalisten, hohe<br />
Funktionäre, Geschäftsführer, Politiker) werden von der Prüfung abgeschreckt: sie haben nicht<br />
genügend Zeit, daran teilzunehmen (was jedoch ke<strong>in</strong> legitimer Grund ist) und – das ist eher der<br />
Grund –haben e<strong>in</strong>fach Angst, durchzufallen. Für Nicht-<strong>Jäger</strong> stellt die Prüfung den Beweis für die<br />
Ernsthaftigkeit der Jagd dar. Die Entwicklung <strong>in</strong> <strong>Europa</strong> wird zweifelslos so erfolgen, dass e<strong>in</strong>e<br />
Anpassung des Examens an die moderne Kultur erfolgt, <strong>in</strong> der das Visuelle bestimmend ist.
Die Beziehung zur Natur, zum Jagdhund, zu anderen <strong>Jäger</strong>n, die zeitweise Angleichung der<br />
sozialen Unterschiede, Teilnahme an der Jagd durch e<strong>in</strong>e Prüfung, all diese Elemente bilden e<strong>in</strong>e<br />
europäische jagdliche Ethik. Alle <strong>Jäger</strong> sprechen e<strong>in</strong>e geme<strong>in</strong>same Sprache, die es ermöglicht, dass<br />
z.B. e<strong>in</strong> spanischer <strong>Jäger</strong> sehr schnell und e<strong>in</strong>fach <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Gruppe skand<strong>in</strong>avischer oder irischer<br />
<strong>Jäger</strong> aufgenommen wir. Die Jagd <strong>in</strong> Nordamerika unterscheidet sich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er gewissen Art von der<br />
Jagd <strong>in</strong> <strong>Europa</strong>, so z.B. <strong>in</strong> H<strong>in</strong>sicht auf die Vorliebe für starke Trophäen oder große Strecken.<br />
<strong>Der</strong> <strong>Jäger</strong> führt e<strong>in</strong>e Waffe<br />
Diese Tatsache steht fest und bee<strong>in</strong>druckt den <strong>Jäger</strong> nicht. In <strong>Europa</strong> ist dies jedoch e<strong>in</strong> wichtiger<br />
Unterschied im Verhältnis zur Durchschnittsbevölkerung, die Waffen mit Gewalt und Krieg<br />
assoziiert. Zu jedem Zeitpunkt und <strong>in</strong> jedem europäischen Land unterlag der Besitz von Jagdwaffen<br />
strengen Reglementierungen. Die neuen europäischen Gesetze werden dazu führen, dass alle<br />
europäischen <strong>Jäger</strong> ihre Waffen deklarieren, bzw. e<strong>in</strong>e Erlaubnis beantragen müssen. Die<br />
Entwicklung wird <strong>in</strong> die Politik der Kontrolle des Besitzes und des Handels mit Waffen e<strong>in</strong>gehen<br />
und <strong>in</strong> e<strong>in</strong>igen Jahren werden diese Formalitäten vollständig <strong>in</strong> die jagdliche Kultur <strong>in</strong>tegriert se<strong>in</strong>.<br />
<strong>Der</strong> <strong>Jäger</strong> ist bodenständig<br />
In den meisten Fällen ist das Jagdrecht an den Besitz von Grund und Boden gebunden, das Wild<br />
lebt im Revier, <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em bestimmten Territorium. Jagen bedeutet, legal diese Fläche zu betreten,<br />
nach Entrichtung der Jagdpacht an den Jagdausübungsberechtigten. Das ist jedoch nicht der<br />
Hauptgrund, dass die Mehrheit der <strong>Jäger</strong> dazu tendiert, im gleichen Revier zu verbleiben. Es sollte<br />
dabei nicht unbeachtet bleiben, dass die Jagd auf Hunderten oder Tausenden von Hektar ausgeübt<br />
wird. Das Wild verteilt sich im Revier und wird selten an derselben Stelle angetroffen. Um e<strong>in</strong>e<br />
reelle Erfolgschance zu haben – der Erfolg ist der Schlüssel zur regelmäßigen Jagdausübung – muss<br />
der <strong>Jäger</strong> se<strong>in</strong> Revier gründlich kennen. Das ist der vorrangige Grund, warum <strong>Jäger</strong> <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />
bestimmten Revier bleiben: das Vergnügen, unvorhersehbare Ereignisse zu erleben, die An- oder<br />
Abwesenheit des Wildes, alles sche<strong>in</strong>t sich jedesmal zu gleichen bzw. zu ändern. <strong>Der</strong> <strong>Jäger</strong> ist e<strong>in</strong><br />
Mensch des Augenblicks. Während der Jagdausübung wird jeder Schritt <strong>in</strong>tensiv erlebt, da das<br />
zufällige Zusammentreffen mit dem Wild nur e<strong>in</strong>en ganz kurzen Augenblick dauern wird,<br />
unterbrochen oder nicht durch den Knall der Kugel. Die regelmäßige Jagdausübung im selben<br />
Revier 1 geht offensichtlich nicht nur auf traditionelle Gründe (Wohnung, Familie oder Freunde)<br />
zurück, sondern auch auf die neu auftretende Tendenz <strong>in</strong> der modernen europäischen Jagd, der<br />
Hege des Jagdreviers. Die immer besseren Kenntnisse über ökologische Ansprüche des Wildes<br />
haben Maßnahmen angeregt, die Lebensbed<strong>in</strong>gungen verschiedener Wildarten zu verbessern und<br />
die Biotopkapazität der Jagdgebiete zu erhöhen. Diese Maßnahmen werden oftmals von den <strong>Jäger</strong>n<br />
selbst durchgeführt, was zu e<strong>in</strong>er Art "Verbundenheit" der <strong>Jäger</strong> zu bestimmten Gebieten führt.<br />
Auch möchten sie die "Früchte" ihrer ausdauernden und regelmäßigen Arbeit ernten. Die<br />
"Selektionsabschüsse" tragen ebenfalls zur Vorliebe für e<strong>in</strong> bestimmtes Revier bei.<br />
Aber es gibt auch <strong>Jäger</strong>, die im ganzen Land oder sogar außerhalb der nationalen Grenzen jagen; sie<br />
bilden nicht die Mehrheit, machen aber e<strong>in</strong>en signifikanten Teil der wirtschaftlichen E<strong>in</strong>nahmen<br />
durch diesen Sektor aus. Dieser Jagdtourismus hat sich <strong>in</strong> verschiedenen Ländern der EU,<br />
haupsächlich <strong>in</strong> Irland, Schottland, Spanien und Österreich entwickelt.<br />
Gatter oder Wildparks unterstehen ebenfalls "jagdlichen" Maßnahmen. Diese wirtschaftlichen<br />
E<strong>in</strong>richtungen s<strong>in</strong>d oftmals an Aufzuchtmaßnahmen gebunden (Fasan, Rebhuhn, Stockente,<br />
Wildschwe<strong>in</strong>).<br />
1<br />
Die Studie "<strong>Der</strong> <strong>Jäger</strong> <strong>in</strong> Frankreich" hat gezeigt, dass 80% der <strong>Jäger</strong> höchstens 15 km entfernt von ihrem Wohnort<br />
jagen.
Zu kle<strong>in</strong>e Flächen, ohne ausreichende Dickungen und Ruheplätze, mit Wildtieren, die entweder<br />
apathisch und h<strong>in</strong>sichtlich der Genetik von zweifelhafter Herkunft s<strong>in</strong>d, haben die Jagd <strong>in</strong><br />
Misskredit gebracht. Glücklicherweise konnten auf Verlangen der <strong>Jäger</strong> und auf Druck ihrer<br />
Organisationen diese Wildgatter geschlossen bzw. verr<strong>in</strong>gert werden. Andererseits, wenn diese<br />
geschlossenen Flächen die ökologischen Voraussetzungen zum Überleben e<strong>in</strong>er Wildart bieten,<br />
können sie somit e<strong>in</strong>en Beitrag zur lokalen Wirtschaft leisten. Zudem s<strong>in</strong>d auch sie Teil jagdlicher<br />
Traditionen, die bekanntesten Beispiele s<strong>in</strong>d die königlichen Wildtiergatter.<br />
<strong>Der</strong> <strong>Jäger</strong> ist e<strong>in</strong> Wirtschaftsfaktor<br />
Seit e<strong>in</strong>em Jahrzehnt haben die verschiedenen nationalen Organisationen sowie die <strong>FACE</strong> Studien<br />
über die wirtschaftliche Bedeutung der Jagd angeregt und veröffentlicht, im H<strong>in</strong>blick auf die<br />
f<strong>in</strong>anzielle Perspektive sowie auf Arbeitsplätze, die direkt mit der Jagd verbunden s<strong>in</strong>d. Diese<br />
Studien konnten dazu beitragen, die Untersuchungsmethoden, die Methoden zum Sammeln der<br />
verfügbaren Daten und die Vergleichbarkeit zwischen Ländern zu verbessern. Die zuverlässigste<br />
Methode besteht dar<strong>in</strong>, mittels Fragebögen e<strong>in</strong>e Aufstellung der Ausgaben anhand e<strong>in</strong>er Auswahl<br />
von <strong>Jäger</strong>n durchzuführen. Unterschiede <strong>in</strong> den Ergebnissen hängen hauptsächlich von der<br />
Zusammensetzung der Probenauswahl der Untersuchung ab, können aber herangezogen werden, um<br />
allgeme<strong>in</strong>gültige Aussagen zu treffen.<br />
Die Jagd verursacht Ausgaben<br />
Um die verschiedenen Ausgabenbereiche beschreiben zu können, müssen alle Maßnahmen und<br />
Aktivitäten aufgeführt werden, die notwendig s<strong>in</strong>d, um die Jagd auszuüben. Als Ergebnis erhält<br />
man e<strong>in</strong>e Kostenaufstellung, wobei die e<strong>in</strong>zelnen Posten noch genau aufgeführt werden müssen.<br />
Diese Ausgaben s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> Hauptkategorien unterteilt, die bereits bekannt s<strong>in</strong>d.<br />
� Regelmäßige Kosten<br />
In fast allen europäischen Ländern wird die Jagdausübung durch öffentliche Behörden kontrolliert,<br />
die Regelungen bzgl. der Teilnahme an e<strong>in</strong>er <strong>Jäger</strong>prüfung, dem Erwerb e<strong>in</strong>es gültigen Jagdsche<strong>in</strong>s,<br />
dem Erwerb e<strong>in</strong>er Waffenbesitzkarte, dem Abschluss e<strong>in</strong>er Jagdhaftpflichtversicherung, usw.<br />
festlegen können. Oftmals ist auch der Kauf e<strong>in</strong>er speziellen Marke für verschiedene Wildtierarten<br />
notwendig. Je nach Land umfassen diese Ausgaben etwa 6-10% der Gesamtkosten, die Summe ist<br />
jedoch ger<strong>in</strong>g. Diese Gebühren s<strong>in</strong>d jährlich zu entrichten und die <strong>Jäger</strong> überschätzen oftmals deren<br />
f<strong>in</strong>anzielle Bedeutung. Andererseits haben e<strong>in</strong>ige Studien aufgezeigt, dass gerade jüngere <strong>Jäger</strong>, die<br />
meistens über ger<strong>in</strong>gere f<strong>in</strong>anzielle Mittel verfügen, diese Ausgaben besonders zu spüren<br />
bekommen.<br />
� Ausgaben für die Jagdpacht<br />
Die Jagd wird meistens auf e<strong>in</strong>er gepachteten Fläche ausgeübt, die entweder dem Staat (Staatswald<br />
oder Geme<strong>in</strong>deflächen) oder Privatbesitzern gehört. Für die Bejagung müssen Pacht- oder<br />
Beitragsgebühren entrichtet werden. Gerade <strong>in</strong> dicht besiedelten Ländern und <strong>in</strong> Regionen, <strong>in</strong> denen<br />
der freie Zugang e<strong>in</strong>geschränkt ist, gew<strong>in</strong>nt das Jagdausübungsrecht e<strong>in</strong>e größere Bedeutung.<br />
Die Pachte<strong>in</strong>nahmen fließen den Landbesitzern zu, aber auch den Jagdaufsehern und Berufsjägern,<br />
die zum Erhalt der jagdlichen Qualität des Reviers beitragen.
Die Wildtierzüchter können ebenfalls <strong>in</strong>direkte Nutzer der Jagdabgaben se<strong>in</strong>, da die <strong>Jäger</strong> nur selten<br />
ihr eigenes Wild kaufen. In der skand<strong>in</strong>avischen Zone kommen Wildtierzüchter quasi nicht vor.<br />
Die Ausgaben für das Jagdausübungsrecht variieren je nach Fläche und Land und liegen zw. 0 und<br />
25%. E<strong>in</strong>e Schätzung beläuft sich auf 15-18%.<br />
� Ausgaben für die Ausrüstung<br />
Das s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> der Tat die speziellsten Ausgaben für die Jagd. Wie der Angler durch se<strong>in</strong>e Angelrute<br />
gekennzeichnet ist, wird der <strong>Jäger</strong> durch die Waffe symbolisiert. Die Waffe (Fl<strong>in</strong>te oder Büchse)<br />
und die dazugehörige Munition (Schrot- oder Kugelmunition) stellen nur e<strong>in</strong>en Teil se<strong>in</strong>er<br />
Ausrüstung dar. Die Waffe kann e<strong>in</strong>fach oder luxuriös gearbeitet se<strong>in</strong>, sie besitzt jedoch immer<br />
e<strong>in</strong>en lang anhaltenden Wert. Normalerweise ist der Kauf e<strong>in</strong>er Waffe e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>malige Ausgabe und<br />
macht nur e<strong>in</strong>en ger<strong>in</strong>gen Teil an den Gesamtausgaben für die Ausrüstung aus.<br />
Besondere Ausrüstungsgegenstände (Zielfernrohr, Fernglas, Messer, usw.) wie z.B. Patronentasche,<br />
Wildwanne, Waffenkoffer und Pflegemittel werden zu den Ausgaben für die Ausrüstung gezählt.<br />
Das gleiche gilt für kle<strong>in</strong>ere Ausrüstungsgegenstände (z.B. Lock<strong>in</strong>strumente).<br />
Die Ausgaben enthalten noch e<strong>in</strong>en dritten Posten: Kosten für die Bekleidung (wetterfeste Kleidung<br />
gegen Regen oder Kälte, Jagdstiefel) und speziellere Ausgaben (Kopfbedeckung, besondere<br />
Kleidungsstücke, Sitzstock, usw.).<br />
Die Liste könnte noch weitergeführt werden, die Ausgaben für Kle<strong>in</strong>artikel s<strong>in</strong>d jedoch ger<strong>in</strong>g.<br />
Dieser Bereich umfasst 15%.<br />
� Ausgaben für die Fahrt <strong>in</strong>s Revier<br />
Die europäische Bevölkerung lebt immer mehr <strong>in</strong> Städten. Die Jagd ist unter der ländlichen<br />
Bevölkerung weiter verbreitet und man jagt selten <strong>in</strong> den Stadtzentren. Wie se<strong>in</strong>e städtischen<br />
Mitmenschen benutzt auch der <strong>Jäger</strong> se<strong>in</strong> Auto, um <strong>in</strong>s Revier zu gelangen, was natürlich Kosten<br />
verursacht. Es können folglich zwei Kategorien von <strong>Jäger</strong>n unterschieden werden:<br />
- <strong>Der</strong> "regionale" <strong>Jäger</strong>, der nur e<strong>in</strong>en kurzen Weg zum Revier zurücklegt, aber während der<br />
Jagdsaison sehr oft jagt (mehr als 100 mal pro Jahr)<br />
- <strong>Der</strong> "nationale" <strong>Jäger</strong>, der weniger jagt, dafür aber weiter weg fährt<br />
In beiden Fällen bedeutet dies e<strong>in</strong>e bedeutende Zahl von Kilometern und Reisekosten betragen ca.<br />
25% der jährlichen Ausgaben.<br />
� Ausgaben für den Jagdhund<br />
"Tout chasseur sachant chasser ne chasse pas sans son chien" (e<strong>in</strong> guter <strong>Jäger</strong> jagt nicht ohne<br />
Hund). Dieser französische Zungenbrecher spiegelt die Realität wieder: weniger als 12% der<br />
europäischen <strong>Jäger</strong> besitzen ke<strong>in</strong>en Jagdhund und m<strong>in</strong>destens 5% besitzen 4 oder mehr Hunde.<br />
<strong>Der</strong> Jagdhund muss täglich gefüttert werden und das immer mehr mit Fertigprodukten.
Er gehört e<strong>in</strong>er bestimmten Rasse an (Laufhund, Vorstehhund, Schweißhund oder Retriever) und<br />
wird meistens bei e<strong>in</strong>em professionellen Züchter gekauft. Auch benötigt er veter<strong>in</strong>ärmediz<strong>in</strong>ische<br />
Untersuchungen, manchmal bed<strong>in</strong>gt durch Verletzungen. Zudem müssen Hundele<strong>in</strong>e, Halsband und<br />
auch e<strong>in</strong>e staatliche Hundemarke gekauft werden.<br />
Dies erklärt den hohen Anteil der Ausgaben (30%) für den Jagdhund im Budget des <strong>Jäger</strong>s.<br />
� Sonstige Ausgaben<br />
Obwohl es sich um viele verschiedene Bereiche handelt, umfassen diese Ausgaben nicht mehr als<br />
5% der Gesamtkosten.<br />
Hier s<strong>in</strong>d die Beiträge für verschiedene Verbände, die Ausgaben für Jagdreisen außerhalb des<br />
Wohnortes oder im Ausland (weniger als 10% der <strong>Jäger</strong>), für Informationen (Bücher und<br />
Zeitschriften), für Geschenke (außergewöhnliche Luxusartikel) und Souvenirs (Malerei,<br />
Schnitzereien, usw.) enthalten. Diese Ausgaben machen nicht mehr als 5% der durchschnittlichen<br />
Kosten aus.<br />
Die verschiedenen Ausgabenbereiche können von Land zu Land variieren, die u.a. Grafik stellt das<br />
typische durchschnittliche Ausgabenverhältnis dar.<br />
Reisen 25%<br />
Pacht<br />
15%<br />
Waffen,<br />
Munition<br />
11%<br />
Hunde<br />
30%<br />
Verwaltung<br />
10%<br />
Ausstattung 4%<br />
Sonstiges 5%<br />
Aufgrund der verschiedenen regional verfügbaren Untersuchungen ist es möglich, e<strong>in</strong>e<br />
durchschnittliche Ausgabenbilanz des europäischen <strong>Jäger</strong>s aufzustellen.<br />
Die neuesten Untersuchungen geben folgenden Überblick:<br />
Belgien ECU 5.800 (1992)<br />
Spanien ECU 2.450 (1993, überschätzt)<br />
Schottland ECU 1.720 (1990)<br />
Frankreich ECU 1.200 (1993)<br />
Irland ECU 350 (1992, unterschätzt)
Nach Vergleich dieser Werte mit der Anzahl der <strong>Jäger</strong> <strong>in</strong> jedem betreffenden Land ergeben sich<br />
durchschnittliche Ausgaben von 1.680 ECU. H<strong>in</strong>sichtlich der methodischen Unterschiede und der<br />
Repräsentativität der Beispiele können im Durchschnitt 1.500 ECU für jeden europäischen <strong>Jäger</strong> als<br />
persönliche Ausgaben für die Jagd angenommen werden.<br />
Die Gesamtkosten für die Jagdausübung <strong>in</strong> <strong>Europa</strong> belaufen sich auf ca. 10 Mrd. ECU.<br />
Diese Entwicklung erlaubt die Unterscheidung der jährlichen durchschnittlichen Ausgaben <strong>in</strong><br />
verschiedene Posten und, nach europäischem Stand, die Schätzung der F<strong>in</strong>anzmittel <strong>in</strong> jedem<br />
Bereich (Tab. 2):<br />
Verwaltung<br />
Jagdpacht<br />
Waffen<br />
- Fl<strong>in</strong>te, Büchse<br />
- Munition,<br />
Pflegemittel<br />
Ausrüstung<br />
- Grundausstattung<br />
- Besondere Ausrüstung<br />
Jagdhunde<br />
- Futter<br />
- Veter<strong>in</strong>är, sonstige<br />
Revierfahrten<br />
- Kilometer<br />
- sonstige<br />
Sonstige Ausgaben<br />
- Reisen<br />
- Zeitschriften, Bücher<br />
- Andenken<br />
- Beitrag für Verbände<br />
(Tab. 2: Pro-Kopf-Ausgaben)<br />
Jährliche Ausgaben des<br />
europäischen <strong>Jäger</strong>s<br />
(Durchschnitt, <strong>in</strong> ECU)<br />
150<br />
225<br />
165<br />
88<br />
77<br />
60<br />
45<br />
15<br />
450<br />
360<br />
90<br />
375<br />
270<br />
105<br />
75<br />
20<br />
35<br />
8<br />
12<br />
F<strong>in</strong>anzmittel<br />
im Sektor<br />
(<strong>in</strong> Mio. ECU)<br />
988<br />
1 481<br />
1 086<br />
580<br />
506<br />
395<br />
296<br />
99<br />
4 435<br />
3 478<br />
957<br />
2470<br />
1778<br />
692<br />
Anhand der jährlichen Gesamtausgaben konnten mittels nationaler Studien unterschiedliche<br />
Kategorien von <strong>Jäger</strong>n ermittelt werden. Tabelle 3 zeigt die Ausgabenverteilung gemäß dreier<br />
Kategorien, die sich hauptsächlich dar<strong>in</strong> unterscheiden, wie weit <strong>Jäger</strong> reisen, um jagen zu können.<br />
Auslandsreisen erhöhen wesentlich die jährlichen Ausgaben, die Jagdreisen f<strong>in</strong>den jedoch nicht<br />
regelmäßig und meistens nur e<strong>in</strong>mal pro Jahr statt. Darüber h<strong>in</strong>aus s<strong>in</strong>d die Kosten für alle anderen<br />
Bereiche (Verwaltungsgebühren, Jagdpacht, Ausstattung, Informationen, Souvenirs, usw.) höher.<br />
493<br />
131<br />
230<br />
53<br />
79
Typ<br />
<strong>Der</strong> "regionale"<br />
europäische <strong>Jäger</strong> (jagt<br />
niemals außerhalb<br />
se<strong>in</strong>es Heimatlandes)<br />
<strong>Der</strong> "nationale"<br />
europäische <strong>Jäger</strong> (hat<br />
mehrere Jagdgelegenheiten<br />
<strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Land,<br />
jagt e<strong>in</strong>- oder zweimal<br />
im Ausland)<br />
<strong>Der</strong> "supranationale"<br />
europäische <strong>Jäger</strong><br />
(jagt regelmäßig im<br />
Ausland)<br />
Insgesamt<br />
(Tab. 3)<br />
%<br />
70<br />
20<br />
10<br />
100<br />
Die Jagd führt zu Arbeitsplätzen<br />
Anzahl<br />
4 610 000<br />
1 315 000<br />
660 000<br />
6 585 000<br />
Indiv.<br />
Ausgaben<br />
(<strong>in</strong> ECU)<br />
1 200<br />
1 800<br />
3 000<br />
Gesamtausgaben<br />
(<strong>in</strong> Mrd. ECU)<br />
Die <strong>in</strong>dividuellen Ausgaben der <strong>Jäger</strong> und der betreffende F<strong>in</strong>anzfluss können e<strong>in</strong>en direkten oder<br />
<strong>in</strong>direkten Nutzen br<strong>in</strong>gen. In Ländern mit e<strong>in</strong>er zentralisierten Organisation ist es vergleichsweise<br />
e<strong>in</strong>fach, die Anzahl der Arbeitnehmer des Dienstleistungsbereichs abzuschätzen. Die stark jagdlich<br />
geprägten Wirtschaftszweige wie z.B. der Bereich Waffen/Munition erlauben Schätzungen, welche<br />
durch professionelle Strukturen (z.B. Händlerverband) bestätigt werden. Schwieriger ist die<br />
annähernde Ermittlung der Arbeitsplätze, die durch Ausgaben für Jagdhunde geschaffen werden<br />
können und ähnlich schwierig lassen sich die Arbeitsplätze kalkulieren, die mit dem<br />
Jagdausübungsrecht zusammenhängen (Jagdaufseher, Aufzucht von Wild). Im Bereich Ausrüstung<br />
(von der Herstellung bis zum Verkauf) ist es nahezu unmöglich, Daten anhand von Befragungen<br />
ovn Firmen zu erhalten, die nicht spezialisiert s<strong>in</strong>d. Die Kosten, die mit Reisen, Hotelunterkunft und<br />
Restaurants verbunden s<strong>in</strong>d, wurden nicht <strong>in</strong> die Arbeitsplatzschätzungen mite<strong>in</strong>bezogen.<br />
Es ist deshalb notwendig, die nationalen Schätzungen <strong>in</strong> den verschiedenen Ländern kritisch zu<br />
betrachten, gerade wenn es sich um direkte Arbeitsplätze handelt. Schätzungen, die auf e<strong>in</strong>em<br />
lokalen Sektor oder e<strong>in</strong>er besonderen Jagdmethode beruhen, vermitteln oftmals e<strong>in</strong>e überhöhte<br />
Vorstellung. Die verfügbaren Daten s<strong>in</strong>d nicht immer exakt genug, um die nationalen<br />
Gegebenheiten <strong>in</strong> e<strong>in</strong> richtiges Verhältnis zu setzen.<br />
1500<br />
5,53<br />
2,37<br />
1,98<br />
10
Wir haben uns eher für e<strong>in</strong>e M<strong>in</strong>imumschätzung entschieden. Aufgrund derer kann die Jagd e<strong>in</strong><br />
bee<strong>in</strong>druckendes Arbeitnehmerverhältnis für diese freizeitgebundenen Ausgaben aufweisen. Die<br />
Zusammenfassung der nationalen Studien erlaubt e<strong>in</strong>e Schätzung von<br />
1 Arbeitnehmer auf 65 <strong>Jäger</strong>.<br />
Nach dieser Schätzung entstehen durch die Jagd ca. 101.300 Arbeitsplätze! H<strong>in</strong>sichtlich der<br />
Genauigkeit der Daten gehen wir von 100.000 Arbeitnehmern <strong>in</strong> der Europäischen Union aus.<br />
Betrachtet man die gesamten F<strong>in</strong>anzmittel (10 Mrd. ECU) und die Anzahl der Arbeitnehmer<br />
(100.000), ist für die Errichtung e<strong>in</strong>es Arbeitsplatzes e<strong>in</strong>e Summe von 100.000 ECU notwendig.<br />
Dies ist nicht unbedeutend, da die meisten dieser Arbeitsplätze im ländlichen Bereich geschaffen<br />
werden, während andere besondere Kenntnisse voraussetzen. Sicherlich können diese Arbeitsplätze<br />
nicht so e<strong>in</strong>fach <strong>in</strong> Bezug zur Jagd gesetzt werden, da sie <strong>in</strong> kle<strong>in</strong>eren und mittleren Betrieben oder<br />
<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>eren Strukturen zu f<strong>in</strong>den s<strong>in</strong>d, aber diese Arbeitsplätze wurden noch durch die Jagd<br />
geschaffen.<br />
Die ehrenamtliche Arbeit<br />
Die f<strong>in</strong>anzielle Schätzung der jagdlichen Maßnahmen verdeckt e<strong>in</strong>e wichtige Bedeutung des <strong>Jäger</strong>s.<br />
In praktisch jedem Land der EU tragen die <strong>Jäger</strong> zu Kenntnissen über die Ökologie des Wildes<br />
(Statistik, Zählung, usw.) und der Habitate (Kartographie, Erkennung der Ursachen für die<br />
Mortalität) bei. Zur Bestandsschätzung e<strong>in</strong>er Rebhuhnpopulation werden m<strong>in</strong>d. 20 Beobachter<br />
benötigt, die Zählung von Rotwild kann bis zu 100 Teilnehmer beanspruchen. <strong>Der</strong> Ausgleich von<br />
W<strong>in</strong>terverlusten durch regelmäßige Fütterung oder der Verlust im Sommer durch Zufuhr von<br />
Wasser, die Wiederherstellung der Habitate verschiedener Arten (für Enten, Rebhühner,<br />
Wildkan<strong>in</strong>chen und Rothirsch) stellen Maßnahmen dar, die von zahlreichen <strong>Jäger</strong>n durchgeführt<br />
werden. Größtenteils handelt es sich dabei um ehrenamtliche Arbeit, die ke<strong>in</strong>e f<strong>in</strong>anzielle<br />
Schätzung ermöglicht.<br />
Diese Arbeit kann zu e<strong>in</strong>er erhöhten Anzahl von Revierfahrten führen. Man schätzt z.B. <strong>in</strong><br />
Frankreich, basierend auf durchschnittlich 3,5 Revierfahrten 2 pro <strong>Jäger</strong>, <strong>in</strong>sgesamt 600.000<br />
Revierfahrten im Jahr, was ca. 11 Fahrten/100ha/Jahr entspricht. Es bestehen sicherlich<br />
Unterschiede zwischen den e<strong>in</strong>zelnen Regionen und Zonen, aber es ist auch offensichtlich, dass die<br />
Maßnahmen des <strong>Jäger</strong>s für das Wild und das Revier weiter über das Schießen h<strong>in</strong>ausgehen.<br />
E<strong>in</strong>e Schätzung der ehrenamtlichen Arbeit <strong>in</strong> anderen Ländern der EU wäre wünschenswert, um<br />
diese Angaben zu ergänzen.<br />
DIE HERAUSFORDERUNGEN FÜR DIE JAGD IM JAHR 2000<br />
Bessere Kenntnisse über den <strong>Jäger</strong> und se<strong>in</strong>e Beweggründe<br />
E<strong>in</strong>e der vorrangigsten Herausforderungen an die Jagd im Jahr 2000 besteht dar<strong>in</strong>, den <strong>Jäger</strong> ebenso<br />
gut zu kennen, wie man Kenntnisse über die Ökologie der Wildtiere und auch seltenen Arten<br />
besitzt. In zahlreichen europäischen Ländern hat es die Jagd zu e<strong>in</strong>er Fülle von Traditionen<br />
gebracht, diese Kenntnisse der Jagdkultur haben jedoch dazu beigetragen, dass über den <strong>Jäger</strong> mehr<br />
bekannt ist, als über die Jagd.<br />
2 Fahrten für die Jungjägerausbildung werden nicht mitgerechnet
Literatur über die verschiedenen Jagdmethoden gibt es reichlich: Rebhuhnjagd, Hüttenjagd auf<br />
Enten, Schnepfenstrich, Treibjagd auf Schwarzwild oder Cerviden ... und noch vieles mehr.<br />
Kenntnisse über Wildtiere s<strong>in</strong>d gleichermaßen gut dokumentiert, praktisch wie wissenschaftlich.<br />
<strong>Europa</strong>weit gibt es Dutzende von Jagdzeitschriften, die Wildbiologie ist e<strong>in</strong> Teil der<br />
Zoologie/Ökologie geworden und viele Studenten verfassen Arbeiten über diese Themen. Die<br />
International Union of Game Biologists (Internationaler Verband der Wildbiologen) bspw.<br />
veranstaltet regelmäßig Symposien.<br />
Angesichts dieser umfassenden Kenntnisse über die Jagdpraxis und Wildarten stellt man e<strong>in</strong>en<br />
MANGEL AN INFORMATIONEN ÜBER DEN JÄGER fest, seien sie soziologischer oder<br />
wirtschaftlicher Art. In diesem "vernachlässigten" Bereich gehen die vorhandenen Informationen<br />
auf zwei verschiedene Methoden zurück:<br />
1. Statistische soziologische Studien, die den <strong>Jäger</strong> nach den klassischen Parametern Alter,<br />
Geschlecht, Beruf, geographische Verbreitung beschreiben und die Korrelation mit anderen<br />
allgeme<strong>in</strong>en Populationsparametern berücksichtigen. Diese Studien s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> der Regel<br />
oberflächlich und werden nicht regelmäßig wiederholt. Die Schwierigkeit, wissenschaftliche<br />
Daten zu erhalten, stellt e<strong>in</strong>e ernsthafte E<strong>in</strong>schränkung dieser Studien dar.<br />
2. Wertvoller und methodisch zuverlässiger s<strong>in</strong>d völkerkundliche Betrachtungsweisen der<br />
<strong>Jäger</strong>. Zahlreiche wissenschaftliche Studien basieren auf e<strong>in</strong>er Jagdmethode (Treibjagd auf<br />
Schwarzwild, Vogelnetzjagd, Parforcejagd, usw.) und beschreiben deren praktische<br />
Durchführung. Die Vergleiche s<strong>in</strong>d gründlich und gut durchgeführt. Unglücklicherweise ist<br />
e<strong>in</strong>e Generalisierung der Resultate aufgrund der Beispiele nicht möglich. Außerdem<br />
besitzen diese Studien die Tendenz, sich auf seltene Jagdmethoden zu konzentrieren und<br />
zwar aus Gründen der Methodik und Orig<strong>in</strong>alität.<br />
Deshalb s<strong>in</strong>d trotz der vorliegenden Kenntnisse über den Durchschnittsjäger noch Lücken<br />
vorhanden. Es ist deshalb notwendig, weitere Informationen bzgl. der Anzahl de <strong>Jäger</strong> und ihres<br />
<strong>in</strong>dividuellen <strong>Prof</strong>ils zu erhalten.<br />
� Die Anzahl der <strong>Jäger</strong><br />
In allen europäischen Ländern wird von den überregionalen Organisationen, nach eigener Methode,<br />
die lokale Anzahl von <strong>Jäger</strong>n statistisch geführt. Es ist dann e<strong>in</strong>fach, die nationale Anzahl von<br />
<strong>Jäger</strong>n zu berechnen. Dies s<strong>in</strong>d dann die Zahlen, wie sie von der <strong>FACE</strong> angegeben werden.<br />
Dennoch s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> e<strong>in</strong>igen Ländern, wie z.B. im Vere<strong>in</strong>igten Königreich oder Spanien auch diese<br />
Angaben noch ungewiss.<br />
� Die Motivation der <strong>Jäger</strong><br />
In e<strong>in</strong>igen Ländern bemerken die nationalen Verbände e<strong>in</strong>en Rückgang der <strong>Jäger</strong>. Die Beibehaltung<br />
der Gesamtzahl sche<strong>in</strong>t aufgrund wirtschaftlicher oder demographischer Gründe wünschenswert. Es<br />
ist deshalb notwendig, den <strong>Jäger</strong> eher als "Verbraucher" und weniger als "Nutzer" zu analysieren.<br />
Die grundlegende Methode besteht dar<strong>in</strong>, e<strong>in</strong> repräsentatives Beispiel zu ermitteln.
� Erstellen e<strong>in</strong>es repräsentativen Beispiels<br />
Die Jagd ist e<strong>in</strong>e Freizeitbeschäftigung, die von Personen aller sozialer Schichten ausgeübt wird. Es<br />
ist richtig, dass repräsentative Beispiele aus der nationalen Bevölkerung, die von<br />
Me<strong>in</strong>ungsforschungs<strong>in</strong>stituten ermittelt werden, sich aus e<strong>in</strong>er bestimmten Anzahl von <strong>Jäger</strong>n<br />
zusammensetzen, zum<strong>in</strong>dest <strong>in</strong> den Ländern, die über e<strong>in</strong>e ausreichende Anzahl von <strong>Jäger</strong>n<br />
verfügen. Diese Beispiele s<strong>in</strong>d jedoch für spezielle Untersuchungen nicht sehr nützlich: die Zahl der<br />
<strong>Jäger</strong> ist zu ger<strong>in</strong>g. Ihre Repräsentativität ist weder vom soziologischen, wirtschaftlichen oder<br />
geographischen Standpunkt aus, noch bezüglich Fragen zur jagdlichen Praxis gesichert.<br />
E<strong>in</strong>e nationale, repräsentative Probe der jagdlichen Bevölkerung zu erstellen setzt voraus, dass<br />
die E<strong>in</strong>heiten, also die Individuen dieser Probenahme, zufällig aus der Gesamtzahl der <strong>Jäger</strong><br />
ausgewählt werden. Das ist die Voraussetzung, um anwendbare Durchschnittswerte zu erhalten<br />
und deshalb werden z.B. Fragebögen, die von den Jagdzeitungen erstellt werden, ausgeschlossen.<br />
Die Probenahme unterliegt genauen Regeln und wäre e<strong>in</strong>facher, wenn alle Verbände mit<br />
Computern ausgestattet wären, was jedoch noch nicht der Fall ist. Auch wenn dies möglich ist,<br />
bleibt der Zugang zu den Daten oftmals – und das ist auch richtig – versperrt.<br />
E<strong>in</strong> Probenahmeverhältnis von 1% stellt oftmals e<strong>in</strong>en akzeptablen Kompromiss dar, der nicht zu<br />
kosten<strong>in</strong>tensiv ist und e<strong>in</strong>e ausreichende Anzahl von Fragebögen liefert. Die Verteilung der<br />
Fragebögen erfolgt im Verhältnis zur regionalen Anzahl von <strong>Jäger</strong>n sowie mit e<strong>in</strong>em Protokoll<br />
welches ermöglicht, die <strong>Jäger</strong> zufällig auszuwählen, die e<strong>in</strong>en Fragebogen erhalten haben. E<strong>in</strong>en<br />
bedeutenden Faktor stellen die Fragebögen dar, die nicht zurückgesendet werden und dieser<br />
E<strong>in</strong>fluss muss genau ermittelt werden.<br />
Unter diesen Vorbehalten ist es möglich, e<strong>in</strong>e nationale, repräsentative Probenzahl von <strong>Jäger</strong>n zu<br />
erhalten, die für e<strong>in</strong>e statistische und typologische Datenverarbeitung genutzt werden kann. Diese<br />
Untersuchungen brauchen nur alle 4-6 Jahre wiederholt zu werden, da die Jagd e<strong>in</strong> starres<br />
kulturelles Gefüge darstellt.<br />
In der breiten Öffentlichkeit werden repräsentative Umfragen häufig durchgeführt und regelmäßig<br />
von Market<strong>in</strong>g-Fachleuten der Unternehmen genutzt. Obwohl solchen Studien zukünftig e<strong>in</strong>e<br />
wichtige Bedeutung zukommt, besitzen die Verbände und Unternehmen im jagdlichen Bereich sehr<br />
oft weder die f<strong>in</strong>anziellen Mittel, noch die Absicht, diese zu nutzen.<br />
Jagd und öffentliche Me<strong>in</strong>ung<br />
Seit m<strong>in</strong>destens e<strong>in</strong>em Jahrzehnt ist die Jagd <strong>in</strong> fast allen Ländern das Ziel von Verleumdungen,<br />
öffentlichem Druck und sonstigen Angriffen. Diese Aggressionen s<strong>in</strong>d fe<strong>in</strong>dlich geprägt und gehen<br />
aus kle<strong>in</strong>en Gruppen hervor, deren Ideologie e<strong>in</strong> Anti-Jagd-Programm enthält. Parallel dazu zeigt<br />
die öffentliche Me<strong>in</strong>ung <strong>in</strong>nerhalb der europäischen Bevölkerung – wenn sie diesen extremen<br />
Positionen auch nicht zustimmt – e<strong>in</strong>e gewisse Interessenlosigkeit und Gleichgültigkeit, die es der<br />
Jagd nicht e<strong>in</strong>fach macht, mit anderen Nutzungsformen des ländlichen Raums (Wandern, Reiten,<br />
Mounta<strong>in</strong>-Bike-Fahren, usw.) <strong>in</strong> harmonischer Koexistenz zu konkurrieren.<br />
Es besteht kaum die Möglichkeit, diese mehrheitlichen Tendenzen <strong>in</strong> unserer Gesellschaft zu<br />
verbessern. Andererseits müssen die nationalen Verbände bis zum Jahr 2000 Kenntnisse darüber<br />
besitzen, wie die Jagd von der Öffentlichkeit gesehen wird. Diese Informationen können <strong>in</strong> der<br />
Regel kostengünstig von Me<strong>in</strong>ungsforschungs<strong>in</strong>stituten bezogen werden.
Alle 2-3 Jahre stattf<strong>in</strong>dende Befragungen sollten genügen, um die öffentliche Me<strong>in</strong>ung und den<br />
E<strong>in</strong>fluss auf jegliche zielgerichtete Kampagne richtig e<strong>in</strong>schätzen zu können und auch für die<br />
<strong>FACE</strong> wäre das Sammeln von Daten von großem Interesse. Und dies könnte <strong>in</strong> der Tat dazu führen<br />
– durch e<strong>in</strong>en <strong>in</strong>nereuropäischen Vergleich – e<strong>in</strong> Bild der Jagd <strong>in</strong> den verschiedenen<br />
Gesellschaftsschichten mit ihren unterschiedlichen Lebensweisen und Jagdkulturen zu zeichnen.<br />
Die Jagd und der ländliche Raum<br />
E<strong>in</strong>e Vertiefung der Kenntnisse über Wechselwirkungen zwischen dem <strong>Jäger</strong>, der jagdlichen Praxis,<br />
dem Revier und der ländlichen Bevölkerung, also dort, wo die Jagd ausgeübt wird, stellt ebenfalls<br />
e<strong>in</strong>e bedeutende Herausforderung der kommenden Jahre dar.<br />
Unter dem E<strong>in</strong>fluss der technischen Weiterentwicklung, der Geme<strong>in</strong>samen Agrarpolitik und der<br />
Weiterentwicklung der Lebensweise, hat sich die ländliche Bevölkerung <strong>in</strong> den letzten zwei<br />
Jahrhunderten tiefgreifend verändert. <strong>Der</strong> <strong>Jäger</strong> ist nicht mehr länger mit der ländlichen<br />
Bevölkerung nur durch den Landwirt oder den Besitzer des "Jagdrechts" verbunden. Wenige<br />
ernsthafte Studien haben diese Beziehungen untersucht. <strong>Der</strong> <strong>Jäger</strong> ist daran <strong>in</strong>teressiert,<br />
Wildtierpopulationen weiterzuentwickeln, unter Mite<strong>in</strong>beziehung der ländlichen Umwelt. Er trifft<br />
auf andere "Nutzer", seien es Landwirte, Förster oder andere Naturliebhaber. Es entstehen kle<strong>in</strong>e<br />
Konflikte, die jedoch unentdeckt bleiben und deshalb schlecht bewältigt werden können. Auf<br />
nationaler oder europäischer Ebene s<strong>in</strong>d die Jagdverbände für ihre Kompetenz im Bereich der<br />
Wildtierfauna bekannt, das trifft jedoch weniger auf lokaler/regionaler Ebene zu. Was der<br />
europäische <strong>Jäger</strong> als se<strong>in</strong>e zukünftige Aufgabe betrachten muss, ist se<strong>in</strong>e Funktion als "Akteur" im<br />
ländlichen Raum. Dieses Ziel kann erreicht werden, <strong>in</strong>dem er ökologische und praktische<br />
Kenntnisse mite<strong>in</strong>br<strong>in</strong>gt, die zu e<strong>in</strong>er zahl- und artenreichen Wildtierfauna durch die Jagd führen.<br />
Paris, 16. Juni 1995<br />
Literatur<br />
L'importance économique de la chasse en Belgique. Study of the Royal St Hubert Club 1992<br />
The economic impact of sport<strong>in</strong>g <strong>in</strong> Scotland. BASC, Feb. 1990<br />
Chasseurs de France UNFDC – JM P<strong>in</strong>et, 1993<br />
The value of field sports to the Iris economy. Gameshot, Nov. 1992<br />
La caza mueve 400 000 milliones. Trofeo Jan 1993