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für Roß & Reiter - Vereinigte Bruderschaft Waldniel

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Foto Houben MG


Grußwort von<br />

Pastor Thorsten Aymanns<br />

Liebe Schützen brüder der<br />

<strong>Vereinigte</strong> <strong>Bruderschaft</strong>en<br />

<strong>Waldniel</strong> St. Michael 1473<br />

St. Josef 1753,<br />

zu ihrem Schützenfest 2007 grüße ich Sie und alle Gäste ganz herzlich. Dieses Fest<br />

ist sicher ein Höhepunkt im Leben der <strong>Bruderschaft</strong>. Sie feiern miteinander Gottes -<br />

dienst, sie gedenken Ihrer verstorbenen Mitglieder, Sie erinnern sich Ihrer langen<br />

Tradition und bringen die Werte der Schützenbrüder Glaube, Sitte, Heimat neu in<br />

das Bewusstsein.<br />

Solches zu feiern macht Sinn, aber nur dann, wenn all dies auch im Alltag gelebt<br />

wird, wenn die Uniformen wieder im Schrank hängen. Dann gilt es, die Ideale und<br />

die Gemeinschaft, die Sie in der Feier zum Ausdruck bringen, durchzutragen in einer<br />

Gesellschaft, in der oft andere Ziele gelten. Denn oftmals spielen in der Arbeitswelt<br />

oder auch schon in der Nachbarschaft die Werte der <strong>Bruderschaft</strong> kaum eine Rolle.<br />

So wünsche ich Ihnen ein schönes, fröhliches und erfolgreiches Schützenfest, in<br />

dem Sie alle auch Kraft und Ermutigung finden, den Zielen der <strong>Bruderschaft</strong> treu<br />

zu bleiben.<br />

Ihr Präses,<br />

Thorsten Aymanns<br />

1


Grußwort von<br />

Bürgermeister Reinhold Schulz<br />

Nach zwei Jahren Vorbereitung ist es wieder soweit.<br />

Die <strong>Vereinigte</strong>n <strong>Bruderschaft</strong>en <strong>Waldniel</strong> e.V. feiern am<br />

zweiten Juli-Wochenende 2007 ihr attraktives Heimatund<br />

Schützenfest. Für alle Freunde dieses traditionellen<br />

Brauchtums, aber auch <strong>für</strong> alle „Zaungäste“ ist der<br />

Festplatz auf dem Parkplatz des St. Wolfhelm-Gym -<br />

nasiums wieder genau der richtige Treffpunkt.<br />

Auch in diesem Jahr haben die engagierten <strong>Bruderschaft</strong>ler ein buntes Programm<br />

vorbereitet, das <strong>für</strong> alle Alterklassen etwas vorhält. Bei den farbenfrohen Festzügen<br />

und traditionsreichen Paraden, aber auch bei den Veranstaltungen im Festzelt mit<br />

dem Höhepunkt am Montagabend, dem Königsgalaball, erwartet die Gäste aller -<br />

beste Feststimmung.<br />

Im Mittelpunkt der Feierlichkeiten stehen König Peter Kohnen sowie seine Minister<br />

Walter Reinfeld und Kaspar Henßen, die mit ihren Partnerinnen nach umfangreichen<br />

Vorbereitungen und stressigen Wochen und Monaten endlich das Highlight ihrer<br />

Regentschaft genießen dürfen. Viel Spaß dabei!<br />

Ich wünsche den <strong>Vereinigte</strong>n <strong>Bruderschaft</strong>en <strong>Waldniel</strong> alles Gute und viel Erfolg <strong>für</strong><br />

ihr stimmungsreiches Fest und bin mir sicher, dass die Besucherinnen und Besucher<br />

schöne Tage im Herzen von <strong>Waldniel</strong> erleben werden.<br />

Reinhold Schulz<br />

Bürgermeister<br />

2 3


Grußwort von<br />

Friedhelm Schmitz<br />

(1. Brudermeister)<br />

Liebe Schwalmtaler<br />

Mitbürgerinnen und<br />

Mitbürger.<br />

Im Namen der <strong>Vereinigte</strong>n <strong>Bruderschaft</strong>en St. Michael (1473) und St. Josef (1753)<br />

<strong>Waldniel</strong> e.V. möchte ich sie recht herzlich einladen, mit uns vom 06. bis 10. Juli<br />

2007, unser Schützenfest zu feiern.<br />

Ich würde mich freuen, wenn sie auch in diesem Jahr, wieder so zahlreich wie in<br />

den letzten Jahren, unsere Veranstaltungen im Festzelt und auf den Straßen und<br />

Plätzen <strong>Waldniel</strong>s besuchen!<br />

An dieser Stelle möchte ich mich einmal bei allen bedanken, die uns auf irgendeine<br />

Art und Weise unterstützen. Mein Dank gilt den Sponsoren und Inserenten dieser<br />

Festschrift, ohne die es diese nicht geben würde.<br />

Auch den Mitbürgerinnen und Mitbürgern <strong>Waldniel</strong>s, die an den Kirmestagen ihre<br />

Häuser und ihre Straßen mit Fahnen, Wimpeln oder Maien schmücken und damit<br />

unserem Ort, unserem Fest einen festlichen Rahmen geben, möchte ich danken.<br />

Ein besonderer Dank gilt denen, welche ehrenamtlich dazu beitragen, dass die lange<br />

Tradition der Schützenfeste, dass Glaube, Sitte und Heimat weiter leben. Ohne diese<br />

fleißigen Helfer wäre es nicht möglich ein solches Schützenfest zu organisieren.<br />

Sagen auch sie diesen Menschen Dank, indem sie durch ihren Besuch beim<br />

Schützenfest ihre Arbeit würdigen.<br />

In diesem Sinne wünsche ich ihnen und uns schöne „Kirmestage“.<br />

Herzlichst Ihr<br />

Friedhelm Schmitz<br />

1. Brudermeister<br />

4 5


6<br />

Grußwort von<br />

Schützenkönig Peter Kohnen<br />

Liebe<br />

Mitbürgerinnen<br />

und Mitbürger<br />

von Schwalmtal,<br />

viele von Ihnen kennen mich und es<br />

erfüllt mich mit großem Stolz ein zweites<br />

Foto Houben MG<br />

Mal Schützenkönig von den <strong>Vereinigte</strong>n<br />

<strong>Bruderschaft</strong>en <strong>Waldniel</strong> zu sein.<br />

Ich möchte Sie alle recht herzlich einladen mit uns, dem Königsstaat und<br />

der Bruder schaft das Schützenfest vom 6. Juli bis zum 10 Juli 2007 zu feiern.<br />

Helfen Sie uns dieses Fest nicht aussterben zu lassen, indem Sie unsere<br />

Gäste und Freunde mit geschmückten Häusern und Straßen empfangen.<br />

Besuchen Sie uns im Festzelt, auf der Straße bei den Umzügen und bei<br />

der Parade, damit uns allen dieses Schützenfest noch lange in guter<br />

Erinnerung bleibt.<br />

Meine Frau, der Königsstaat und ich, würden uns freuen Sie dabei zu haben.<br />

Peter Kohnen<br />

Schützenkönig<br />

7


Inhaltsverzeichnis<br />

Vorstand .......................................................................................11<br />

Zugordnung ................................................................................. 13<br />

Zugwege & Programm ..................................................................14<br />

Die Schwarzen Husaren <strong>Waldniel</strong> ..................................................18<br />

Schillsche Offiziere <strong>Waldniel</strong> ......................................................... 25<br />

Rote Husaren ............................................................................... 31<br />

Über Wilhelm Tell und der hohen See<br />

zu den Blauen Husaren ................................................................ 38<br />

Wir danken unseren Sponsoren ................................................... 45<br />

Die Witwe Grün und die Straße der Tankstellen<br />

<strong>Waldniel</strong>s Aufbruch in das automobile Zeitalter ............................ 50<br />

Der „Rheinlandtaler“..................................................................... 83<br />

Eindrücke vom Schützenfest 2005 ............................................... 84<br />

Kleiner Führer durch die Kirmestage ............................................. 90<br />

8 9


<strong>Vereinigte</strong> <strong>Bruderschaft</strong>en <strong>Waldniel</strong> e.V.<br />

Vorstand<br />

Alt-Präses: Pfarrer Karl Wilhelm Koerschgens<br />

Präses: Pfarrer Thorsten Aymanns<br />

Geschäftsführender Vorstand:<br />

1. Brudermeister (Vorsitzender) Friedhelm Schmitz<br />

2. Brudermeister (Geschäftsführer) Jochen Mondroch<br />

Stellvertreter des 1. Brudermeisters<br />

3. Brudermeister (Kassierer) Herbert Hüls<br />

Brudermeister:<br />

Schießmeister Hans-Gerd Küppers<br />

Vertr. 1. und 2. Brudermeisters Manfred Henricks<br />

Schriftführer Udo Höke<br />

Vertr. des Schriftführers und Kassierers Udo Kox<br />

Beisitzer Ralf Hausmann und<br />

Leo Engler<br />

Erweiterter Vorstand:<br />

Hauptmann Peter Maier<br />

Archivar Kaspar Henßen<br />

Chronikführer Peter Kohnen<br />

Jungschützenmeister Michael Gotzen<br />

Ehrenvorstand<br />

Theo Camp<br />

10 11


12<br />

Schützenfest <strong>Waldniel</strong> 06. bis 10. Juli 2007<br />

Zugordnung<br />

1. <strong>Reiter</strong>ei: General Walter Müller<br />

Generaladjutantin Eftemia Küppers<br />

Majorin Claudia Emgenbroich<br />

Majoradjutantin Frauke Salewski<br />

2. Hauptmann: Peter Maier<br />

3. Schwarze Husaren: Major Rolf Henrix<br />

Rittmeister Uwe Schrörs<br />

4. Blaue Husaren: Major Leo Engler<br />

Rittmeister Markus Fausten<br />

5. Rote Husaren: Major Simon Schinken<br />

Rittmeister Tobias Kleef<br />

6. Mädchenzug: Majorin Jessica Jansen<br />

7. Schill’sche Offiziere: Hauptmann Ralf Hausmann<br />

Hauptfeldwebel Stefan Hubrich<br />

8. Schwarze Schill-Husaren: Hauptmann Patrick Thielen<br />

Rittmeister Christoph Gerhardts<br />

9. Tellschützen<br />

10. Musketiere: Hauptmann Dieter Rzepka<br />

Rittmeister Jürgen Camp<br />

11. Fahnengruppe: Fahnenhauptmann Heinz-Theo Niehsen<br />

Fahnenoffiziere Dr. Stefan Berger, Walter Fell,<br />

Volker Hußmann, Josef Mertin,<br />

Heiner Münster, Dietmar Richter,<br />

Michael Schnitzler<br />

12. Königsstaat: Schützenkönig Peter Kohnen<br />

Minister Peter Reinfeld<br />

Kaspar Henßen<br />

Königsadjutant Ralf Meurer<br />

13. Vorstand<br />

14. Blau-Rote Offiziere: Major Ekkehard Klug<br />

Majoradjutant Friedhelm Schmitz<br />

15. Schärpenzug: Oberleutnant Matthias Tietz<br />

16. Schlüffgeszug: Spieß Gerd Schlicht<br />

13


Schützenfest <strong>Waldniel</strong> 06. bis 10. Juli 2007<br />

Zugwege & Programm<br />

FREITAG 19:00 Uhr Abholen der Züge in den Wachlokalen durch den<br />

06.07.2007 Schützenkönig<br />

20:00 Uhr 80er Jahre Party mit der<br />

„Tanz- und Showband pop@rt“<br />

und Stargast Stevie Marks mit<br />

„Jon Bon Jovi – The Show“<br />

SAMSTAG 14:00 Uhr Sternmarsch der Züge zum Markt mit Platzkonzert<br />

07.07.2007<br />

15:00 Uhr Abmarsch zum Schützenkönig<br />

Markt ‹ Nieder Str. ‹ Langestr. ‹ Dülkener Str. ‹<br />

St. Michael Str. ‹ Gladbacher Str. ‹ zum Schützen -<br />

könig (Gladbacher Str. 54) Errichten des Königs-<br />

Maien<br />

14<br />

16:00 Uhr Abmarsch zum Altenheim<br />

Gladbacher Str. ‹ Goethestr. ‹ Lessingstr. ‹<br />

Schiller Str. ‹ Altenheim<br />

16:30 Uhr Abmarsch am Altenheim<br />

Schiller Str. ‹ Am Zoppenberg ‹ Eickener Str. ‹<br />

Schulstr. ‹ St. Michael Str. ‹ Dülkener Str. ‹<br />

Markt Str. ‹ Markt<br />

16:50 Uhr Großer Zapfenstreich am Ehrenmal am Markt<br />

19:30 Uhr Abmarsch am Markt zum Festzelt am Gymnasium<br />

(Königsstaat) Marktstr. ‹ Dülkener Str. ‹<br />

Friedenstr. ‹ Festelt<br />

20:00 Uhr „Zu Gast bei Freunden“ Tanzparty mit der<br />

„Tanz- und Showband pop@rt“ Eintritt frei<br />

21:30 Uhr Ehrungen<br />

SONNTAG 6:00 Uhr Fröhliches Wecken<br />

08.07.2007 7:45 Uhr Abmarsch ab dem Marktplatz zum Abholen der<br />

St. Johannes von Nepomuk <strong>Bruderschaft</strong> Ungerath<br />

Markt ‹ Gladbacher Str. ‹ Weiher Str. ‹<br />

Ungerather Str. (St. Johannes von Nepomuk <strong>Bruderschaft</strong><br />

Ungerath) ‹ Langestr. ‹ Marktstr. ‹ Markt<br />

8:30 Uhr Festhochamt im Schwalmtaldom<br />

9:15 Uhr Antreten auf dem Markt und Zug zur Parade<br />

Schulstr. ‹ St. Michael Str. ‹ Weiher Str. ‹<br />

Gladbacher Str. ‹ Markt ‹ Marktstr. ‹<br />

Dülkener Str. ‹ St. Michael Str.<br />

1. Parade ‹ Schulstr. ‹ Markt ‹ Marktstr. ‹<br />

Dülkener Str. ‹ St. Michael Str.<br />

2. Parade ‹ Schulstr. ‹ Markt ‹ Marktstr. ‹<br />

Dülkener Str. ‹ Friedenstr. ‹ Festzelt<br />

11:00 Uhr Klompeball im Festzelt<br />

mit Prämierung der schönsten Klompen Eintritt frei<br />

Klompen aus dem Jahr 2005<br />

Fotos: Foto Houben MG<br />

15


MONTAG 8:00 Uhr Abmarsch ab dem Marktplatz zum<br />

09.07.2007 Abholen des Königs beim Königsadjutanten<br />

Markt ‹ Marktstr. ‹ Dülkener Str. ‹ Richard<br />

Wagner Platz ‹ Mozartstr.<br />

8:40 Uhr Abmarsch beim Königsadjudanten<br />

Mozartstr. ‹ Heer Str ‹ Sechs Linden<br />

9:00 Uhr Feldgottesdienst am St. Michaelskapellchen (Sechs Linden)<br />

danach Abmarsch zum Empfang beim Präses im<br />

Alten heim<br />

Am Zoppenberg ‹ Schiller Str.<br />

10:30 Uhr Abmarsch am Altenheim<br />

Schiller Str. ‹ Goethestr. ‹ Gladbacher Str. ‹<br />

St. Michael Str. ‹ Dülkener Str. ‹<br />

Empfang bei der Volksbank Schwalmtal<br />

Dülkener Str. ‹ Marktstr. ‹ Markt ‹<br />

Empfang beim Bürgermeister<br />

Markt ‹ Marktstr. ‹ Dülkener Str. ‹<br />

Kreisverkehr ‹ Bahnhofstr. ‹ Vogelsrather Weg ‹<br />

Empfang bei der Firma Tacken<br />

Vogelsrather Weg ‹ Bahnhofstr. ‹ Kreisverkehr ‹<br />

Dülkener Str. ‹ Marktstr. ‹ Markt (Zugende)<br />

17:45 Uhr Fototermin auf dem Markt<br />

18:45 Uhr Abmarsch ab dem Marktplatz zum Festzelt<br />

19:30 Uhr Königsgalaball<br />

mit der „Tanz- und Showband pop@rt“ Eintritt frei<br />

DIENSTAG 19:00 Uhr Antreten auf dem Marktplatz<br />

10.07.2007 Abholen der Kränzerinnen und Kränzer<br />

Markt ‹ Marktstr. ‹ Dülkener Str. ‹ Friedenstr. ‹<br />

Festzelt<br />

16<br />

19:30 Uhr Dorfabend<br />

mit der „Tanz- und Showband pop@rt“ Eintritt frei<br />

Schützenfest <strong>Waldniel</strong> 06. bis 10. Juli 2007<br />

Straßenkarte<br />

17


Die Schwarzen Husaren <strong>Waldniel</strong><br />

1983 waren in den <strong>Vereinigte</strong>n <strong>Bruderschaft</strong>en <strong>Waldniel</strong> e.V. nur<br />

wenige Züge vorhanden. Somit sprachen einige Mitglieder ihre<br />

Söhne an, ob diese nicht Interesse hätten, einen Zug mit ihren<br />

Freunden beim Schützenfest zu bilden. Aus einer Messdiener-<br />

Gruppe entstanden damals Die „SCHWARZEN HUSAREN“<br />

<strong>Waldniel</strong>.<br />

Keiner von Ihnen hätte je geglaubt, daß diese Gruppe so lange existieren<br />

würde. In den letzten vergangenen Jahren sind einige<br />

Mitglieder ausgetreten, jedoch auch einige neue dazu gekommen.<br />

Seit einigen Jahren zieht auch schon unser eigener Nachwuchs mit. Bei den monatlichen<br />

Treffen in unserem Wachlokal „Waidmannsheil“ beleben wir unser Vereinsleben.<br />

Zu unseren Schützenfest Vorbereitungen werden wir mit Impulsen, Ideen und aktiver<br />

Mitarbeit von unseren Frauen, Partnerinnen und Kindern unterstützt, denn ohne<br />

Sie wäre ein Schützenfest nicht möglich.<br />

Seit 2002 ist es zur Tradition geworden, im Wachlokal „Waidmannsheil“ ein<br />

Schweine blut zu veranstalten.<br />

Zurzeit bestehen die Schwarzen Husaren aus12 Mitgliedern:<br />

Major: Rolf Henrix<br />

Rittmeister: Uwe Schrörs<br />

Standartenträger: Hans Gerd Küppers<br />

Husaren: Helmut Ahlers<br />

Jörg Emgenbroich<br />

Hans Willi Heepen<br />

Peter Kohnen<br />

Stephan Knops<br />

Christoph Mandel<br />

Michael Salewski<br />

Norbert Schrörs<br />

Klaus Vöhrs<br />

Wir die Schwarzen Husaren wünschen dem Königsstaat<br />

und allen ein schönes Schützenfest 2007.<br />

Eure „Schwarzen Husaren“ <strong>Waldniel</strong><br />

Bilder aus<br />

den Anfangs -<br />

jahren<br />

18 19


20 21


22<br />

HEIßMANGEL KOERSCHGENS<br />

Inh. Gertrud Engler<br />

Niederstraße 30, 41366 Schwalmtal<br />

Tel.: 02163/30532<br />

Öffnungszeiten:<br />

Mo.–Do.: von 15.00–19.00 Uhr<br />

Fr.: von 16.00–19.00 Uhr<br />

„Auch<br />

Bügelservice“<br />

23


24<br />

Schillsche Offiziere <strong>Waldniel</strong><br />

Die Schillsche – Offiziere <strong>Waldniel</strong> gründeten sich 1990 nach dem Ungerather<br />

Schützenfest. Man traf sich (wer zufällig gerade Urlaub hatte) Montags an der<br />

Schloß-Brauerei zum Freibier trinken. Aus einer „Bier-Laune heraus beschloss man<br />

im kommendem Jahr am Schützenfest in <strong>Waldniel</strong> aktiv teilzunehmen.<br />

15 Schillsche zogen dann 1991 erstmals mit den <strong>Vereinigte</strong>n <strong>Bruderschaft</strong>en<br />

<strong>Waldniel</strong> e.V. auf – in den ersten 4 Jahren noch in blauen Uniformen. König war<br />

damals Kurt Döhmen der sich in einem sehr spannenden (und denkwürdigen)<br />

Vogel-Schuss gegen Hans Brüster durchsetzte. Mit den Jahren entwickelten sich<br />

„Traditionen“ wie z.B. die Vatertagsradtour, das Familiengrillen, den „ersten Platz<br />

beim Klompenball gewinnen“ und die „Schillsche-Touren“ die uns in diesem Jahr im<br />

März nach Flims/Laax in die sonnige Schweiz zum Ski- und Snowboarden führte –<br />

siehe Bild.<br />

Wir wünschen König Peter mit Monika und Königsstaat<br />

ein tolles Schützenfest 2007.<br />

25


26 27


28<br />

29


Rote Husaren<br />

Die Roten Husaren <strong>Waldniel</strong> entstanden aus der ehemaligen<br />

Marine und aus großen Teilen der Jungschützengruppe, die sich<br />

aktiv am Schützenfest der <strong>Bruderschaft</strong> beteiligen wollten. So<br />

zogen die damals 9 Gründungsmitglieder 2004 beim Vogelschuss<br />

der <strong>Vereinigte</strong>n <strong>Bruderschaft</strong>en <strong>Waldniel</strong> zum ersten mal unter<br />

dem Namen “Rote Husaren” mit. Im Jahre 2005 zogen wir das<br />

erste mal in den Roten Uniformen beim <strong>Waldniel</strong>er Schützenfest<br />

mit. Wie das halt so ist kamen und gingen immer wieder mal<br />

Leute. Glücklicherweise kamen mehr Leute als gingen und so konnten wir in den letzten<br />

eineinhalb Jahren 4 Neuaufnahmen verbuchen. Somit bestehen wir im Großen<br />

und Ganzen mittlerweile aus 12 Mitgliedern. Hierzu muss man jedoch sagen das wir<br />

ohne die großartige Unterstützung von Hans Gerd Küppers und Friedhelm Schmitz<br />

wahrscheinlich garnicht bestehen würden. Die beiden unterstützten und unterstützen<br />

uns bei jeglichen Dingen, sei es das Uniformen anprobieren oder sonstige Sachen die<br />

wir als Jugendliche zwischen 15 und 19 Jahren nicht alleine bewältigen können. Auch<br />

ein großer Dank geht an Familie Maier, die uns nicht nur ihren Sohn als Spieß zur<br />

Verfügung stellt, sondern uns auch die Lokalität <strong>für</strong> ein Wachlokal zur Verfügung<br />

gestellt hat.<br />

Außerhalb vom Schützenfest betätigen wir uns äußerst aktiv in der Schießgruppe, wo<br />

wir eine der größten Mannschaften bilden. Außerdem sind wir eine ziemlich spontane<br />

Truppe, die es immer wieder hinbekommt innerhalb weniger Minuten eine Party<br />

oder einen Grill- oder Videoabend zu organisieren.<br />

30 31


32<br />

33


34<br />

35


36<br />

Steckenpferd · Alles <strong>für</strong> <strong>Roß</strong> & <strong>Reiter</strong><br />

Inhaber Bettina Brouwers<br />

Öffnungszeiten:<br />

Montag, Mittwoch undFreitag 15:00–19:00 Uhr<br />

Samstag 10:00–16:00 Uhr<br />

Lagerverkauf Gladbacherstraße 9, 41366 Schwalmtal/<strong>Waldniel</strong><br />

(Nähe Marktplatz) Tel.:02163/3490298<br />

37


Über Wilhelm Tell und der<br />

hohen See zu den Blauen Husaren.<br />

Viele werden sich jetzt die Frage stellen,<br />

was „Wilhelm Tell“, die „Hohe See“ und<br />

die „Blauen Husaren <strong>Waldniel</strong>“ mit einander<br />

zu tun haben. Nun auf den ersten<br />

Blick sicherlich nicht viel. Doch <strong>für</strong> uns die<br />

„Blauen Husaren“, in Bezug auf unseren<br />

Werdegang in den „<strong>Vereinigte</strong>n Bruder -<br />

schaften <strong>Waldniel</strong> e.V.“, sehr viel.<br />

Bereits im Alter von ca. 10 Jahren zog<br />

ein Großteil von uns schon beim<br />

Schützenfest mit. Doch nicht in blauer<br />

Uniform so wie heute, sondern in grüner Uniform mit<br />

weißen Kniestrümpfen und einer Armbrust über der Schulter. Die Tell -<br />

schützen-Uniform war somit <strong>für</strong> viele von uns der Einstieg in das Schützenfest.<br />

Doch im Laufe der Jahre wuchsen wir nach und nach aus der Telschützen-Uniform<br />

heraus und in die Marine-Uniform hinein. Also zogen wir die nächsten Schützenfeste<br />

zur „Hohen See“. Diese Zeiten verbinden wir noch heute mit schönen Erinnerungen.<br />

Doch diese Erinnerungen hätten wir nicht sammeln können ohne diejenigen die sich<br />

im Laufe der Jahre immer wieder Zeit <strong>für</strong> uns genommen haben. An dieser Stelle<br />

möchten wir uns da<strong>für</strong> einmal bei allen <strong>Bruderschaft</strong>lern und Verwandten die soviel<br />

Zeit in uns als Kinder investiert haben und auch noch heute in die nächsten<br />

Generationen investieren bedanken.<br />

Danke <strong>für</strong> Eure Unterstützung!<br />

Nach den Jahren bei der Marine verloren wir uns dann aus den Augen und<br />

man ging andere Wege, angetrieben durch Schulausbildung, Berufs -<br />

ausbildung, Bundeswehr, Zivildienst aber auch anderer privater Interessen.<br />

Der Vogelschuss im Jahre 2000, bei dem Hans Gerd Küppers den Vogel runter<br />

holte und das Engagement von Friedhelm Schmitz waren dann der Auslöser,<br />

dass vier von uns sich an einen Tisch setzten. In diesem kleinen Kreis<br />

wurde dann überlegt, wen man denn alles aus vergangen Jahren<br />

wieder mobilisieren könnte, um einen neuen Zug auf die Beine zu<br />

stellen. Leider konnten wir nicht genügend Leute <strong>für</strong> dieses<br />

Unterfangen gewinnen. Doch wer uns kennt, weiß das wir nicht so<br />

schnell aufgeben. Und so kam es, dass wir 2002 beim Vogelschuss<br />

das erste mal mit elf Mann als „Blaue Husaren <strong>Waldniel</strong>“ aufliefen.<br />

38<br />

Im Laufe der letzten 5 Jahre konnten wir unsere Truppe auf 15 Mann ver -<br />

stärken. Die aktuellen Mitglieder sind:<br />

Leo Engler Major<br />

Markus Fausten Rittmeister<br />

Marcel Maass Spieß und Kassierer<br />

Peter Fausten Zugkönig 2006–2008<br />

Paul Engler<br />

Sebastian Schmitz<br />

Alexander Schmitz<br />

Tobias Höke<br />

Thomas Beerens<br />

Niklas Ackermann<br />

Andreas Ackermann<br />

Christian Clingen<br />

Christian van de Flierdt<br />

Peter Röttgen<br />

Tilo Roidl<br />

Inzwischen sind auch einige von uns hinter den Kulissen tätig und merken wie viel<br />

Arbeit hinter dem ganzen Ereignis steckt. Doch das nehmen wir gerne in Kauf und<br />

werden auch dieses Jahr versuchen, unseren Teil dazu beizutragen, dass das<br />

Schützenfest 2007 mit unserem Schützenkönig Peter Kohnen und seinem Gefolge,<br />

ein voller Erfolg wird. Vielleicht werden diese Bemühungen schon in naher Zukunft <strong>für</strong><br />

den ein oder anderen der Grund sein einem Zug beizutreten, oder so wie wir einen<br />

eigenen Zug auf die Beine zu stellen.<br />

In diesem Sinne wünschen wir, die Blauen Husaren allen ein<br />

unvergessliches Schützenfest 2007.


40<br />

König Peter und seinem<br />

Gefolge wünschen wir ein<br />

schönes Schützenfest!<br />

IHR Fachbetrieb in Schwalmtal und<br />

Umgebung.<br />

Büro und Werkstatt:<br />

Friedenstr./Ecke Dülkener Str.<br />

Tel.: 02163/4413<br />

41


42<br />

Vennbachhof, Familie Engels<br />

Ungerath 327, 41366 Schwalmtal<br />

Tel.: 02163/3991<br />

E-Mail: Vennbachhof@t-online.de<br />

www.Vennbachhof.de<br />

43


44<br />

Wir danken unseren<br />

Sponsoren.<br />

Eheleute A. & E. Müller, Ungerather Kirchweg 8 A<br />

Gaststätte „Alexandros“ bei Angelo, Pumpenstr. 2<br />

Fa. Wilhelm Weuthen GmbH & Co KG,<br />

Agrarhandel, Stöckener Weg 1<br />

Frau Marianne Küpper, Schulstr.<br />

Berücksichtigen bitte unsere Inserenten bei Ihren Einkäufen<br />

und Dienstleistungen.<br />

Unserem Schützenbruder Karl-Heinz Schroers,<br />

sagen wir Danke <strong>für</strong> seine interessanten Festbeiträge. Karl-Heinz Schroers war<br />

20 Jahre Vorstandsmitglied unserer <strong>Bruderschaft</strong> und ist Träger des Sebastianus<br />

Ehrenkreuzes.<br />

45


Die St. Michaelpassage lädt zum Kirmeseinkauf ein<br />

46<br />

Woolworth<br />

– Laden Nr. 742 –<br />

Deutsche Woolworth<br />

GmbH & Co. OHG<br />

St.-Michael-Straße 5<br />

41366 Schwalmtal-<strong>Waldniel</strong><br />

Inh. Fuchs Lombard<br />

St.-Michael-Straße 3<br />

41366 Schwalmtal-<strong>Waldniel</strong><br />

Telefon:02163/32355<br />

Dr. Stera &<br />

Dr. Mund<br />

St.-Michael-Str. 5<br />

Ekkehard Klug &<br />

Melanie Kalt<br />

Rechtsanwälte<br />

St.-Michael-Str. 5<br />

Bernd Stapels<br />

Physiotherapeut<br />

St.-Michael-Str. 5<br />

Willi Ahlers<br />

Heerstraße 45<br />

Willi Wolters<br />

Amerner Str. 22<br />

Helmut Ahlers<br />

Heerstraße 47<br />

Ihr Bäcker in der Passage<br />

Stefan Kassek<br />

Bäckerei Kamps<br />

St.-Michael-Straße 5<br />

Tel. 0 21 63 / 3 18 29<br />

Öffnungszeiten:<br />

Mo.–Sa. 9.30–22.30 Uhr, So. 17.00–22.30 Uhr<br />

Wir liefern:<br />

täglich 12.00–14.30 Uhr und 17.00–22.30 Uhr<br />

So. 17.00 bis 22.30 Uhr<br />

St.Michael Str. 5, 41366 Schwalmtal<br />

Tel.: 02163 – 30019<br />

St.-Michael-Str. 5, 41366 Schwalmtal<br />

47


48<br />

49


Die Witwe Grün und die Straße der Tankstellen<br />

<strong>Waldniel</strong>s Aufbruch in das<br />

automobile Zeitalter<br />

von Karl-Heinz Schroers<br />

Schon immer hatten die Menschen davon geträumt, sich selbst und ihre Waren ohne<br />

großen Kraftaufwand von einem Ort zu einem anderen transportieren zu können. Rad<br />

und Wagen hatten zwar schon seit der Erfindung des Rades (vermutlich zwischen<br />

3500 und 3000 v. Chr. u. a. durch die Sumerer in Mesopotamien) die Beförderungs -<br />

möglichkeiten erheblich erweitert. Handel und Verkehr waren dadurch belebt worden<br />

und in vielen Wirtschaftszweigen war es damit zu einer gesteigerten Arbeits -<br />

produktivität gekommen, sofern man zur damaligen Zeit davon reden konnte. Aber<br />

der Wagen, ob Fuhrwerk oder Kutsche, rollte nicht von selbst, sondern er musste<br />

gezogen oder geschoben werden. Entweder mit eigener Muskelkraft oder von<br />

Pferden, Ochsen oder anderen Tieren. So ist es nicht verwunderlich, dass es im Laufe<br />

der Jahrhunderte immer wieder Versuche gegeben hat, diesem „Missstand“ abzuhelfen.<br />

Der eigentliche Durchbruch zu einem „selbstfahrenden Fahrzeug“ gelang jedoch<br />

erst 1876 mit dem so genannten Otto-Motor. Nikolaus August Otto hatte in Köln –<br />

Deutz einen „Viertaktmotor mit Ansaugen der Gasluft in den Zylinder, Kompression<br />

derselben, Verbrennen und Arbeit derselben, Austritt derselben aus dem Zylinder<br />

oberhalb des Kolbens bei zwei Umdrehungen der Kurbel welle“ erfunden. 1 In den<br />

nachfolgenden Jahren setzte eine technische Entwicklung ein, die Mitte der achtziger<br />

Jahre des 19. Jahrhunderts zu den ersten Ursprungs exemplaren des Automobils und<br />

letztendlich zu unserer heutigen „automobilen Gesellschaft“ führte. 2<br />

1885 baute Carl Benz einen Einzylinder-Viertakt-Benzinmotor als Antrieb <strong>für</strong> einen<br />

dreirädrigen Wagen, der 1886 vorgeführt wurde und <strong>für</strong> den er im gleichen Jahr ein<br />

Patent auf den ersten Motorwagen erhielt. 3 Dieses Gefährt von 1886 steht heute im<br />

Deutschen Museum in München und gilt als Grundlage des Kraftwagens allgemein.<br />

Es war jedoch nicht einfach gewesen <strong>für</strong> Carl Benz, seine neue Erfindung zu testen<br />

und auf öffentlichen Straßen fahren zu lassen. Die damalige Gesetzgebung im<br />

Großherzogtum Baden verhinderte nämlich ein Befahren der Straßen mit solcherlei<br />

neuartigen Konstruktionen, die laut knatterten, qualmten und die Luft verpesteten,<br />

denn schließlich befand man sich noch im Zeitalter der Kutschen und Pferdefuhr -<br />

werke. Benz musste daher mehrmals vorstellig werden, bis die Polizei ihm am<br />

30. November 1893 eine bis zum 31. Dezember 1894 befristete Fahrgenehmigung<br />

erteilte. 4 Danach entwickelte die Automobilisierung eine ungeahnte Eigendynamik.<br />

Allein bei Benz & Co wurden 1894 schon 67 Motorwagen hergestellt, 1898 waren es<br />

bereits 434 und 1899 sogar 572 Stück. 5<br />

1 Roediger, a.a.O., S. 9 f. • 2 Roediger, a.a.O., S. 3 • 3 Roediger, a.a.O., S. 17 • 4 Roediger, a.a.O., S. 23 • 5 Roediger, a.a.O., S. 27<br />

50<br />

Unabhängig von Benz hatte Gottlieb Daimler zwar schon 1882 in Cannstatt<br />

bei Stuttgart eine eigene Werkstatt gegründet, doch erst 1886 wurde der erste<br />

Daimler-Motorwagen gebaut.<br />

Bereits 1862 hatte Adam Opel in seiner Heimatstadt Rüsselsheim eine Firma gegründet<br />

– die Vorläuferin der späteren Adam Opel AG – in der zunächst Nähmaschinen<br />

hergestellt wurden. Später sollte er der erste Unternehmer sein, der in Deutschland<br />

Fahrräder produzierte. Er starb am 08. September 1895. Drei Jahre nach seinem Tode,<br />

also 1898, wurde unter der Leitung seiner Witwe Sophie mit dem Bau von<br />

Automobilen begonnen. 1929 wurde die Firma, die in erheblichen finanziellen<br />

Schwierigkeiten steckte, in eine AG umgewandelt und durch die General Motors<br />

Corporation, einen amerikanischen Automobilkonzern, übernommen.<br />

Doch trotz dieser Pioniere des Automobilbaus ging die Entwicklung des Autos als<br />

Massenprodukt in Deutschland wesentlich langsamer voran als in anderen Ländern.<br />

Wurden im Jahre 1900 in Deutschland insgesamt 800 Kraftwagen hergestellt, so<br />

waren es in Frankreich aber schon 3.000. Dies änderte sich in den Anfangsjahren des<br />

20. Jahrhunderts, als auch das Großkapital in die Automobilproduktion investierte<br />

und die technische Weiterentwicklung der Autos immer weiter fortschritt. Die<br />

Produktion stieg bis 1907 auf 5.000 Stück 6 , und 1909 beschäftigten die damals 54<br />

Unternehmen der deutschen Autohersteller bereits 17.748 Mitarbeiter. 1910 gab es<br />

in Deutschland schon knapp 30.000 PKW, 1914 bereits 65.000 Automobile. 7 Eine<br />

gewaltige Anzahl <strong>für</strong> die kurze Entwicklungsdauer, doch verglichen mit den USA<br />

waren es noch verschwindend wenige Fahrzeuge, die die hiesigen Straßen befuhren. In<br />

den USA waren 1913 nämlich bereits 1,2 Millionen Automobile auf den Straßen<br />

unterwegs. 8 Dort war seit 1908 durch Henry Ford der Kraftwagen zur Massenware<br />

geworden. Von seinem Modell T („Tin Lizzie“, zu deutsch „Blechliese“) wurden in den<br />

nächsten 19 Jahren mehr als 15 Millionen Stück verkauft. Eine ähnliche Erfolgs -<br />

geschichte, wie sie hierzulande später der VW – Käfer hatte.<br />

Mit der Zunahme der Fahrzeuge auf den öffentlichen Straßen und dem Neben -<br />

einander von Pferden, Kutschen und Motorwagen mussten auch Verkehrs vor schriften<br />

erlassen werden. Die ersten stammen aus dem Jahre 1888. Gleichzeitig verlangte ein<br />

gut organisiertes Staatswesen nach einer staatlichen Fahrerlaubnis, denn schließlich<br />

brachten die neuen Gefährte auch neue Gefahren mit sich.<br />

Die erste Fahrerlaubnis, die in Deutschland ausgestellt wurde, stammt aus dem Jahr<br />

1899. Sie wurde am 14. April 1899 durch die Königliche Polizei-Direktion München<br />

erteilt und ging an die Besitzer „eines vierrädrigen Wartburg Motorwagens“. Diese<br />

Fahrerlaubnis enthielt noch eine Reihe von Auflagen. So wurde die „höchst zulässige<br />

Schnelligkeit innerhalb der Stadt“ mit zwölf Stundenkilometern festgesetzt. Weiter<br />

hieß es: „Desgleichen ist beim Begegnen Allerhöchster Herrschaften, welche zu<br />

Wagen oder zu Pferde sich befinden, in angemessener Entfernung zu halten, bis dieselben<br />

vorüber sind.“ 9 Schließlich waren die damaligen Fahrzeuge noch sehr laut. Sie<br />

knatterten, pusteten ihre Abgaswolken in die Luft und machten die Pferde scheu. Die<br />

Hohen Herrschaften wollten sich auch gegenüber diesen neuzeitlichen Ungetümen<br />

6 Roediger, a.a.O., S. 65 • 7 Roediger, a.a.O., 65 • 8 Roediger, a.a.O., S. 68 • 8 Roediger, a.a.O., S. 35<br />

51


ihrer Privilegien bewusst sein, bis sie dann irgendwann selbst vom automobilen Fieber<br />

angesteckt wurden. Die Vorschrift galt zwar nur <strong>für</strong> den Raum München, doch rein<br />

theoretisch hätte sie überall gelten können.<br />

Allgemein begann im deutschen Kaiserreich die Ära der Fahrerlaubnis im Jahre 1906.<br />

Gleichzeitig wurden erste allgemein gültige Verkehrsregeln erlassen. 1909<br />

trat das reichseinheitliche „Gesetz über den Verkehr mit Kraftfahrzeugen“ in Kraft.<br />

Ein Jahr später wurden Führerscheinklassen geschaffen.<br />

Der erste Weltkrieg (1914–1918) und die Folgejahre brachten einen krassen<br />

Ein schnitt in die langsam aufblühende Automobilindustrie. Um den deutschen<br />

Autobau stand es immer schlechter. Die Inflation in Deutschland und die Welt -<br />

wirtschaftskrise verschärften noch die Situation. Hatte im Juli 1914 ein US-Dollar noch<br />

4,20 Mark und im Juli 1919 bereits 14 Mark gekostet, so mussten im Januar 1922<br />

schon 191,80 Mark <strong>für</strong> einen Dollar bezahlt werden. Im Januar 1923 kostete der<br />

Dollar bereits 17972 Mark, am 26. April 1923 notierte man in Deutschland einen US-<br />

Dollar mit 30.000 Mark. 10 Im August 1923 war die Talfahrt der Mark bei<br />

4620455 Mark pro Dollar angekommen und endete am 15. November 1923 mit der<br />

No-tierung: 1 Dollar = 4,2 Billionen Mark. 11 Ein Brötchen kostete jetzt eine Million<br />

Mark. Diese Entwicklung führte in Deutschland zu einer schweren Banken krise, zu<br />

zahlreichen Konkursen sowie zu einer nie gekannten Massen arbeits losig keit (1932<br />

rund sechs Millionen) mit den bekannten politischen Folgen.<br />

Auch die Preise der ohnehin schon teuren Autos waren in diesen Jahren in schwindelerregende<br />

Höhen geklettert. Da man aber auf die Vorteile des motorisierten Fahrens<br />

nicht verzichten wollte, machten viele aus der Not eine Tugend und griffen auf die<br />

wesentlich preiswerteren Motorräder zurück, so dass die Motorradher stellung einen<br />

wahren Aufschwung erlebte. Hatte es nämlich 1921 in Deutschland nur 26.666<br />

Motorräder gegeben, so waren bereits 1931 mit 792.075 Stück mehr Motorräder auf<br />

Deutschlands Straßen unterwegs, als Autos. 1939 gab es davon sage und schreibe<br />

1.755.320 Stück. 12<br />

Doch die politische Führung in Deutschland wollte auch die Automobilherstellung<br />

wieder ankurbeln. Am 11. Februar 1933 – nur 12 Tage nachdem er an die Macht<br />

gekommen war – eröffnete Hitler in Berlin die Automobilausstellung mit einer programmatischen<br />

Rede. Die Deutschen, so wollte es der „Führer“, sollten ein Volk von<br />

Autofahrern werden. Das Fahrzeug sollte <strong>für</strong> jeden „Volksgenossen“ erschwinglich<br />

sein.<br />

Ferdinand Porsche, der 1931 in Stuttgart ein eigenes Konstruktionsbüro eröffnet<br />

hatte, war begeistert, denn auch sein Traum war die Massenmotorisierung. Er unterbreitete<br />

Hitler seine Vorstellungen und der beauftragte Porsche mit der Konstruktion<br />

eines „Volkswagens“, der weniger als 1.000 Reichsmark kosten sollte.<br />

10 Roediger, a.a.O., S. 77<br />

11 Brockhaus multimedial, Inflation in Deutschland nach dem Ersten Weltkrieg<br />

12 Ein Jahrhundert Motorradtechnik, S. 29<br />

13 Das war <strong>für</strong> die damaligen Verhältnisse eine erkleckliche Summe; der heute vergleichbare Betrag läge etwa bei 20.€.<br />

14 Die nationalsozialistische Gemeinschaft „Kraft durch Freude“ (KdF) war eine zur „Deutschen Arbeitsfront“ gehörende politische Orga ni -<br />

sation. Die „Deutsche Arbeitsfront“ stellte den nationalsozialistischen Einheitsverband von Arbeitnehmern und Arbeitgebern dar, der<br />

am 10. Mai 1933 durch die Übernahme der freien Gewerkschaften, ihres Vermögens und unter Abschaffung des Streikrechts gegründet<br />

worden war. KdF hatte die Aufgabe, die Freizeit der deutschen Bevölkerung zu gestalten, zu überwachen und gleichzuschalten. Sie<br />

bestand von 1933 bis 1945, wobei die meisten Operationen mit Beginn des Zweiten Weltkrieges 1939 eingestellt wurden.<br />

52<br />

1937 wurde die „Gesellschaft zur Vorbereitung des deutschen Volkswagens“ gegründet,<br />

und ab 1. August 1938 sollte, konnte oder durfte jeder Deutsche einen mit fünf<br />

Mark 13 pro Woche dotierten Sparvertrag auf diesen von Porsche entwickelten KdF-<br />

Wagen 14 zum Preise von 990 Mark abschließen. 15 „Fünf Mark die Woche musst du<br />

sparen, willst du im eigenen Wagen fahren“, so lautete die Parole. 300.000 Volks -<br />

genossen folgten ihr, doch kein einziger von ihnen kam tatsächlich in den Genuss<br />

eines fabrikneuen Fahrzeuges, denn Porsches neu errichtetes Kdf-Werk im heutigen<br />

Wolfsburg hatte bald schon <strong>für</strong> die Motorisierung der Wehr macht zu sorgen.<br />

Während des Krieges gab es in Deutsch -<br />

land einen empfindlichen Mangel an<br />

Erdölprodukten. Die eigenen Erdöl reserven<br />

reichten bei weitem nicht aus und die Pro -<br />

duktion von Erdöl-Ersatz stoffen war zu<br />

teuer. Die verfügbaren Kraft stoff mengen<br />

waren fast ausschließlich dem Militär- und<br />

dem Staatsapparat vorbehalten. Auf der<br />

Suche nach Alternativen kam man auf Holz<br />

als nachwachsenden Rohstoff, und so gab<br />

Ein Auto mit Holzvergaser wird startklar gemacht<br />

denn das Holz ver gaser-Auto in dieser Zeit<br />

der Mangel wirtschaft eine kurze Vor -<br />

stellung. Die Holzvergasung ist eine verfah-<br />

renstechnische chemische Reaktion, die es ermöglicht, aus Holz brennbares Holzgas<br />

zu gewinnen. Dazu mussten zunächst die Personen- und Lastwagen entsprechend<br />

umgerüstet werden. Auf den Ladeflächen der LKW oder am Heck der Personen wagen<br />

wurde der Holzvergaser angebracht. Das war ein großer Behälter, der eher einem<br />

Einkochkessel ähnlich sah.<br />

Dieser wurde mit Holz befüllt und durch Erhitzen entwich aus dem Holz ein brennbares<br />

Gasgemisch, das über ein langes Gasrohr in den Motor geleitet wurde. Für 100<br />

km brauchte man etwa 15 bis 20 kg Holz, wobei Buchenholz wegen seines hohen<br />

Brennwertes bevorzugt wurde.<br />

Es war aber eine recht umständliche Fahrerei mit diesem Holzgas-Auto: Zu erst musste<br />

man warten, bis das Holz ausreichend erhitzt und das Holzgas entflammbar war, dann<br />

musste man auch immer genügend Brennholz mitführen und schließlich musste der<br />

Fahrer sich auch noch gut mit der Technik bezüglich Luftzu fuhr bzw. – drosselung auskennen,<br />

um immer genügend „Gas geben“ zu können. Daher verwundert es nicht,<br />

dass diese Art der Technik nach dem Krieg schnell wieder aufgegeben wurde.<br />

Die eigentliche Erfolgsgeschichte der Automobilindustrie und somit auch des<br />

Volkswagens begann nach dem 2. Weltkrieg. 1948 wurden bereits 1500 Käfer an<br />

Privatpersonen verkauft, 1949 der 50.000. VW-Käfer gefertigt. Doch letztlich sollte es<br />

noch bis 1957 dauern, bis in Deutschland die Zahl der Autos die der Motorräder wieder<br />

überholt hatte. 16<br />

15 Roediger, a.a.O., S. 115<br />

16 Ein Jahrhundert Motorradtechnik, S. 29<br />

53


Die ehemaligen KdF-Sparer, die sich um ihre Spareinlagen betrogen sahen, führten<br />

wegen dieser „verlorenen Sparbeträge“ einen jahrelangen Rechtsstreit mit Volks -<br />

wagen, der Anfang der sechziger Jahre vom Bundesgerichtshof entschieden wurde:<br />

beim Kauf eines Volkswagens erhielten sie einen Rabatt von einigen hundert Mark.<br />

Natürlich konnte diese Entwicklung, die die ganze Welt revolutionieren sollte, auch an<br />

<strong>Waldniel</strong> nicht vorbei gehen. Lag <strong>Waldniel</strong> auch nicht direkt im Einzugsbereich des<br />

Zentrums des automobilen Aufbruchs, so war es dennoch auch nicht so ganz außerhalb<br />

dieser Welt und die Nachrichten der konkurrierenden Erfinder werden durch<br />

Zeitungen und Augenzeugenberichte auch bis hier gekommen sein. Und waren 1914<br />

bereits 65.000 Automobile in Deutschland unterwegs, so ist es sicherlich möglich,<br />

dass auch eines davon durch <strong>Waldniel</strong> gekommen ist. Schließlich war <strong>Waldniel</strong> schon<br />

etwas näher an den Rest der großen, weiten Welt heran gerückt, seit die<br />

Straßenbahn-Linie 3 ab dem 22. Februar 1908 „von Hardt nach <strong>Waldniel</strong> und zurück“<br />

pendelte. Bereits ab Mitte der 1920er Jahre wurden die Straßenbahnen nach und<br />

nach durch Omnibusse ersetz, was beweist, dass die Automobilisierung zum damaligen<br />

Zeitpunkt auch unser kleines <strong>Waldniel</strong> erreicht hatte.<br />

In dem Buch „Bilder aus Alt-<br />

<strong>Waldniel</strong>“, das 1978 vom<br />

Museums verein Dohrenburg in<br />

Zusammenarbeit mit Gerhard<br />

Peters veröffentlicht worden ist,<br />

gibt es ein Bild, das etwa um<br />

das Jahr 1910 entstanden ist,<br />

und das angeblich das „erste<br />

Auto in <strong>Waldniel</strong>“ zeigt. Man<br />

sieht einen schmucken, offenen<br />

Wagen in <strong>Waldniel</strong> auf<br />

dem Marktplatz unmittelbar<br />

vor der Apotheke. Darin sitzen<br />

drei Paare mittleren<br />

Alters, die stolz in die<br />

Kamera blicken. Das Auto hat,<br />

wie damals bei den meisten Autos üblich, eine<br />

Rechts steuerung. Im Hinter grund, bei der Gaststätte Klüfer, stehen<br />

einige ältere Herren mit kleinen Kindern und beobachten den Wagen aus<br />

respektvoller Ent fernung, genauso wie ein älterer Herr im Eingang der Apo theke. Die<br />

zeitliche Einordnung des Bildes um das Jahr 1910 kann zutreffen, denn man erkennt<br />

die Straßenbahn schienen.<br />

Wann aber tatsächlich das erste Auto nach <strong>Waldniel</strong> gekommen ist, lässt sich heute<br />

nicht mehr genau feststellen. Die älteste „Nachweisung der in der Gemeinde <strong>Waldniel</strong><br />

vorhandenen Besitzer von Kraftwagen pp.“ stammt vom 29. März 1926. 17 Sie führt<br />

insgesamt 11 Namen auf:<br />

17 KA, GA <strong>Waldniel</strong> Nr. 210, Bl. 3<br />

Das erste Auto in <strong>Waldniel</strong><br />

1. Bongartz Wilh., Kaufmann, Dülkener Str. 1, Lastwagen, I.Z. 599<br />

2. Wentges Rob., Kaufmann, Dülkener Str. 48, Lastwagen, I.Z.48320<br />

3. Biermanns, Gebr. Händler, Hehler, Lastwagen, I.Z. 48290<br />

4. Moos Leonh., Händler, Hehler, Lastwagen I.Z. 44853<br />

5. Zohren Franz, Händler, Dülkener Str., Personenwagen,<br />

welcher auch betriebl. benutzt wird, I.Z. 884066.<br />

6. Dr. Ostendarp Herm., Arzt, Gladbacher Str., Personenwagen, I.Z. 44057<br />

7. Dr. Schrimpf Wilh., Arzt, Dülkener Str., Personenwagen, I.Z. 63990<br />

8. Wentges Rob., Kaufmann, Dülkener Str., Personenwagen, I.Z. 69344<br />

9. Berger Mich., Kaufmann, Gladbacher Str., Personenwagen, I.Z. 26586<br />

10. Waters Reiner, Kaufmann, Dülkener Str., Personenwagen, I.Z. 66270<br />

11. St. Josefsheim, Heil- und Pflegeanstalt, Hostert, Zugmaschine, Ohne<br />

Kennzeichen<br />

Wie man sieht, gab es damals 4 Last- und 6 Personenwagen, die regelmäßig die<br />

<strong>Waldniel</strong>er Straßen befuhren, denn die Zugmaschine der Heil- und Pflegeanstalt<br />

Hostert durfte nur auf dem Anstaltsgelände fahren. Der automobile Fortschritt war<br />

zwar in <strong>Waldniel</strong> angekommen, jedoch nur mit einem kleinen Kontingent und die<br />

Lastwagenbesitzer waren die bekannten <strong>Waldniel</strong>er Unternehmer jener Zeit: Wilhelm<br />

Bongartz betrieb die Krautpresse, Robert Wentges 18 hatte die „Destillerie- und Edel-<br />

Likörfabrik Wentges“, die Gebrüder Biermanns und Leonhard Moos waren bekannte<br />

Händler aus Hehler. Und auch die Personenwagen gehörten damals einem exklusiven<br />

Personenkreis: Da waren der Händler Zohren, der einen Landhandel betrieb, die Ärzte<br />

Dr. Schrimpf und Dr. Ostendarp, die Kaufleute Robert Wentges (Destillerie), Michael<br />

Berger (Textil) und Rainer Waters, der an der Dülkener Straße seine Leinenfabrik hatte.<br />

Ob es an den auch damals schon recht hohen Preisen lag, dass es hier nur so wenige<br />

Autos gab, oder an den schwierigen Verhältnissen nach der gerade überstandenen<br />

Weltwirtschaftskrise, ist nicht bekannt.<br />

Für die Gemeinde Amern wurden am 12. Juli 1927 übrigens nur zwei Lastwagen<br />

gemeldet: einer <strong>für</strong> Heinrich Leven, Brauerei, und einer <strong>für</strong> die Firma Bäcker & Cie 19 ,<br />

die bereits 1917 von der Drahtweberei Rösler aus Essen aufgekauft worden war. 20 Die<br />

Anzahl der Per sonenwagen in Amern ist nicht angegeben.<br />

Nach Aussagen des im Herbst 2006 verstorbenen Helmut Hofer, des Neffen und Erben<br />

von Karl und Robert Wentges, handelte es sich bei dem Lastwagen von Wentges um<br />

den ersten Ford-LKW in <strong>Waldniel</strong>. Auch wusste Helmut Hofer noch zu berichten, dass<br />

es zwischen den Brüdern Karl und Robert Wentges wegen der Anschaffung des LKW<br />

Meinungsverschiedenheiten gegeben hat. Während nämlich Karl Wentges als junger,<br />

dynamischer Unternehmer die Anschaffung eines LKW unbedingt be<strong>für</strong>wortete, soll<br />

sein Bruder Robert entgegnet haben: „Wat sollen wir denn mit ene Lastwagen?“ Bei<br />

dem Personenwagen des Robert Wentges handelte es sich laut Helmut Hofer um ein<br />

Cabriolet der Firma AGA, Aktiengesellschaft <strong>für</strong> Automobile, mit einem Hubraum von<br />

1,4 Litern und einer Leistung von 22 PS, das erstmalig 1921 gebaut worden ist.<br />

18 Mit seiner Ehefrau Sopia, geb. Knorr, hatte er sechs Kinder: Karl, Wilhelm, Robert, Paul, Margarethe und Gertrud.<br />

19 KA, GA Amern, Nr. 759, Ohne Blattnummer<br />

20 Festschrift „110 Jahre Rösler Draht“, S. 3, 1982<br />

54<br />

55


Die AGA war 1920 in Berlin – Lichtenberg als Aktiengesellschaft gegründet worden.<br />

Ihr vornehmliches Ziel war es, Fahrzeuge in hoher Stückzahl, und somit <strong>für</strong> viele<br />

erschwinglich, zu produzieren. Kurz nach dem ersten Weltkrieg wollte man also schon<br />

in die Massenproduktion einsteigen. Doch das Unternehmen konnte sich nicht<br />

wesentlich weiter entwickeln, da die allgemeine wirtschaftliche Rezession einsetzte.<br />

So wurde es 1922 durch Hugo Stinnes übernommen und in sein Unternehmen integriert.<br />

1925 endet jedoch nach wirtschaftlichen Problemen die AGA in einem<br />

Konkurs. Das von Robert Wentges gefahrene Modell wurde in den Jahren 1921 bis<br />

1928 in einer Stückzahl von 15.000 produziert. 21<br />

Eine andere interessante Geschichte weiß Franz-Paul Moos aus Hehler zu berichten,<br />

der Enkel des unter Ziffer 4 genannten Leonhard Moos. Danach war sein Großvater<br />

von Beruf Großhändler, der in der Woche mit seinem LKW unter anderem den<br />

Wochenmarkt in Mönchengladbach belieferte. Am Wochenende wurde die Lade -<br />

fläche gereinigt, Sitzbänke wurden darauf befestigt und somit der Lastwagen zur<br />

Personenbeförderung hergerichtet. Mit diesem Fahrzeug unternahm Leonhard Moos<br />

dann Wochenendtouren zum Rhein, zur Ahr und wohin es die Ausflügler sonst noch<br />

zog. Das war der Anfang des späteren Busunternehmens „Moos-Reisen“, das<br />

Leonhard Moos 1936 an seinen Sohn Jakob übertrug. Dessen Sohn Franz-Paul wiederum<br />

schloss sich 1977 mit der Firma „Gebrüder von der Forst" zum neuen Bus -<br />

unternehmen „Kraftverkehr Schwalmtal“ zusammen.<br />

Derartige Zusatzverdienste durch eine anderweitige Nutzung der Fahrzeuge, wie<br />

Leonhard Moos sie mit seinem ersten LKW betrieb, waren damals anscheinend keine<br />

Seltenheit. Die Akten berichten u. a. von einem Schreiben des Direktors der<br />

Städtischen Straßenbahn Glad-bach-Rheydt und der <strong>Vereinigte</strong>n Städtebahn<br />

Gladbach-Rheydt-Viersen-Dülken-Süchteln vom 26. Februar 1932. Darin meldet er<br />

der Polizeiverwaltung in Amern, dass der „Kraftfahrer Heinrich Otten aus Ungerath<br />

täglich im regelmäßigen Verkehr Personen von <strong>Waldniel</strong> und Umgebung nach<br />

Gladbach befördere.“ Der Herr Direktor wollte wissen, ob Otten denn überhaupt die<br />

erforderliche Genehmigung <strong>für</strong> die Personenbeförderung über Land habe, denn<br />

schließlich war Personenbeförderung sein Geschäft, und da ließ man sich nicht durch<br />

unlautere Schwarzfahrten hinein pfuschen. Diesbezüglich zur Rede gestellt, behauptete<br />

Otten eben frech, dass er überhaupt keine Genehmigung benötige, da er keinen<br />

öffentlichen Verkehr anbiete. Vielmehr fahre er ausschließlich Arbeiter innen von<br />

Ungerath, Lüttelforst und <strong>Waldniel</strong> nach Gladbach zur Firma Potting. In ihrem<br />

Antwortschreiben übernahm die Gemeindeverwaltung Amern seine Argu mentation,<br />

und damit hatte es denn auch sein Bewenden. 22<br />

Ein weiterer Aspekt der Automobilisierung darf nicht unerwähnt bleiben: der<br />

Motorsport. Bereits im Jahre 1894 hatte das erste offizielle Autorennen statt gefunden:<br />

21 Automobile waren 126 Kilometer von Paris nach Rouen gefahren. Die vier<br />

Erstplatzierten waren mit den damals neu entwickelten „Daimler“-Motoren ausgerüstet<br />

und hatten ganze 3,5 PS. Sie kamen auf dem 126 Kilometer langen Kurs<br />

auf eine Durchschnittsgeschwindigkeit von immerhin 20,5 Kilometer pro Stunde. 23<br />

21 www.deutsche-automobile.de<br />

22 KA, GA Amern, Nr. 551, ohne Blattnummer<br />

23 www.wissen.de<br />

Das war <strong>für</strong> die damaligen Autos ganz schön schnell, aber verglichen mit der<br />

Geschwindigkeit eines Michael Schumacher war es, als ginge man zu Fuß, denn heutige<br />

Rennfahrer legen diese Strecke mit ihren etwa 900 PS starken Fahrzeugen in<br />

weniger als einer halben Stunde zurück. 1906 wurde in Le Mans der erste Grand Prix<br />

gestartet. Am 18. Juni 1927 wurde in Deutschland der Nürburgring eröffnet. Erster<br />

Titelträger dort war der Remagener Hoteliersohn Rudolf Caracciola. Und bereits am<br />

14. April 1929 gab es das erste Autorennen durch die engen Straßen von Monaco.<br />

Das Rennfieber hatte die Motorsportbegeisterten in aller Herren Länder erfasst, und<br />

so verwundert es nicht, dass es auch in <strong>Waldniel</strong> Anhänger des Motorsports gegeben<br />

hat. Davon kündet des Vorhandensein eines „Motorsportclub <strong>Waldniel</strong>, 1929“.<br />

Dessen Vorsitzender Peter Naphausen meldete im Jahre 1930 an die Polizei -<br />

verwaltung in <strong>Waldniel</strong>, dass der Verein zwei Mitglieder, denen der Führerschein entzogen<br />

worden war, ausgeschlossen habe. 24 Es herrschten also strenge Sitten im<br />

Motorsportclub <strong>Waldniel</strong>.<br />

Da sich aber noch lange nicht jeder ein Auto leisten konnte, gab es bald auch die<br />

ersten Autovermietungen. Damit waren weniger Mietwagenfirmen gemeint, wie wir<br />

sie heutzutage kennen, sondern es handelte sich eher um eine Art Taxibetrieb, wo<br />

man im weitesten Sinne ja auch ein Fahrzeug nebst Fahrer mieten kann. Ein Ver -<br />

zeichnis dieser Autovermieter vom 22. August 1933 25 nennt <strong>für</strong> <strong>Waldniel</strong> die Gebr.<br />

Josef und Heinrich von der Forst, Bahnhofstr. 25, und Paul Stammen, Amerner Str. 12.<br />

Die gleiche Aufstellung vom 23. August 1933 meldet <strong>für</strong> Amern ebenfalls<br />

zwei Autovermieter, nämlich Heinrich Otten, Chauffeur, Ungerath Nr. 23a und<br />

Josef Deckers, Spediteur, Ungerath Nr. 23, den Vorgänger des späteren Bus -<br />

unter nehmens Valkenborgh. 26<br />

Ein Nachweis der Kraftwagen in der Bürgermeisterei <strong>Waldniel</strong>, erstellt etwa Mitte der<br />

1930er Jahre, nennt 61 Halter. Die Fahrzeuge waren alle noch nicht dem NSKK 27 verpflichtet,<br />

das heißt, dass jeder noch frei über sein Fahrzeug verfügen konnte. 28<br />

Etwa 1937/38 meldet Bürgermeister Dr. Kloos, dass es in <strong>Waldniel</strong> keine Kraftfahr -<br />

schulen gebe. 29<br />

Eine weitere Zusammenstellung aller hier vorhandenen Fahrzeuge ergab etwa <strong>für</strong><br />

1938/39, also kurz vor Ausbruch des 2. Weltkrieges: 63 Halter mit insgesamt 66 PKW<br />

und 6 Lastwagen. 30<br />

24 KA, GA <strong>Waldniel</strong> Nr. 372, Bl. 34 f.<br />

25 KA, GA <strong>Waldniel</strong> Nr. 372, Bl. 107<br />

26 KA, GA Amern, Nr. 551, ohne Blattnummer. Ungerath gehörte damals noch zu Amern St. Anton.<br />

27 Das Nationalsozialistische Kraftfahrkorps (NSKK) war eine paramilitärische Organisation der NSDAP die von 1931 bis 1945 existierte.<br />

Die Organisation war ein Nachfolger des Nationalsozialistischen Automobilkorps, das seit 1930 bestand.<br />

28 KA, GA <strong>Waldniel</strong> Nr. 372, Bl. 144 ff<br />

29 KA, GA <strong>Waldniel</strong> Nr. 371, Bl: 182<br />

30 KA, GA <strong>Waldniel</strong> Nr. 371, Bl. 285<br />

56<br />

57


Liste der in der Gemeinde <strong>Waldniel</strong><br />

vorhandenen Kraftfahrzeuge 31<br />

Lfd. Name und Vorname Wohnung Bezeichnung Kennzeichen<br />

Nr.: des Kfz.:<br />

1 Gebr. von der Forst Bahnhofstr. 25 Omnibus IY 76 908<br />

2 “ “ “ IY 74 952<br />

3 “ “ “ IY 76 941<br />

4 “ “ “ IY 75 135<br />

5 “ “ PKW IY 76 927<br />

6 Dr. Walter Hungerberg Gladbacher Str. LKW IY 74 091<br />

7 “ “ Krad IY 177 631<br />

8 “ “ PKW IY 74 722<br />

9 Willy Ahlers “ “ IY 76 694<br />

10 “ “ Krad IY 176 560<br />

11 Adolf Küpper Gladbacher Str. 65 PKW IY 75 448<br />

12 Gemeinde <strong>Waldniel</strong> Adolf-Hitler-Platz “ IY 252 533<br />

13 “ “ Krad IY 177 534<br />

14 Wilhelm Heepen Dülkener Str. 31 LKW IY 77 166<br />

15 Wilhelm Weuthen Eicken 26 “ IY 77 638<br />

16 Josef Breuer Dülkener Str. 5 Krad IY 177 470<br />

17 Leo Rütten “ “ IY 177 592<br />

18 Michael Granderath Horst-Wessel-Str. 17 “ IY 176 687<br />

19 Leo Schmitz Gladbacher Str. 102 LKW IY 77 014<br />

20 Peter Bodden Dülkener Str. 24 Omnibus IZ 159000<br />

21 Hugo Königs Bahnhofstr. 13 LKW IY 77 031<br />

22 Peter Grams Langestr. PKW IY 74 941<br />

23 Kunstseiden AG. Vogelsratherweg LKW IY 77 458<br />

24 “ “ “ IY 77 222<br />

25 “ “ PKW IY 75 746<br />

26 Hans Mahlert Langestr. “ IY 75 883<br />

27 Josef Leven “ “ IY 75 064<br />

28 Dr. Gerhard Katterbach Dülkener Str. “ IY 74 143<br />

29 Peter Henrix “ “ IY 74 071<br />

30 Dr. Hermann Ostendarp “ “ IY 76 427<br />

31 Dr. Paul Scholemann “ “ IY 74 736<br />

32 Heinrich Berger “ “ IY 76 434<br />

33 Oskar Leister Amerner Str. “ IY 76 829<br />

34 Dr. Wilhelm Feger Bahnhofstr. “ IY 75 889<br />

35 Heinrich Imkamp Gladbacher Str. “ IY 76 682<br />

36 Heinrich Pauen Adolf-Hitler-Platz “ IY 75 154<br />

37 Christian Bach “ “ IY 75 350<br />

38 Gerhard Coenen Gladbacher Str. “ IY 75 900<br />

39 Geschw. Mertens Lüttelforst “ IY 76 868<br />

40 Dr. Wilhelm Schrimpf Dülkener Str. “ IY 75 487<br />

Es war also rund ein Drittel weniger an Fahrzeugen vorhanden, als bei der letzten<br />

Aufstellung. Schon an den Adressen erkennt man den ungefähren Zeitpunkt dieser<br />

Zusammenstellung: Adolf-Hitler-Platz und Horst-Wessel-Straße, Ortsbezeichnungen,<br />

die eindeutig auf das „Dritte Reich“ hinweisen, denn schon bald nach der „Macht -<br />

ergreifung“ war es überall in Deutschland zu einer größeren Welle von Straßenum -<br />

benennungen gekommen. Zum einen war es <strong>für</strong> die neuen Machthaber wichtig,<br />

Straßen und Plätze nach Nationalsozialisten zu benennen, um sie möglichst schnell in<br />

den Alltag der Menschen einzuführen. Zum anderen ging es aber auch darum,<br />

Benennungen nach unliebsamen Politikern und Denkern aus dem alltäglichen<br />

Lebensraum zu tilgen. Am häufigsten wurde nach Adolf Hitler umbenannt, fast jede<br />

Ortschaft besaß schon bald eine Adolf-Hitler-Straße, einen Adolf-Hitler-Platz oder<br />

auch beides. Aber auch nach anderen Nationalsozialisten wurden Straßen und Plätze<br />

benannt, besonders nach „Märtyrern“ und „Blutopfern der NS-Bewegung“. Albert<br />

Leo Schlageter, Horst Wessel, Herbert Norkus und Dietrich Eckert etwa waren immer<br />

wieder beliebte Namensgeber. NSDAP-Mitglied Schlageter, war am 7. April 1923 von<br />

der französischen Militärpolizei wegen Sabotageakten gegen die alliierten Truppen,<br />

die das Ruhrgebiet besetzt hatten, verhaftet worden. Der 28jährige ehemalige Offizier<br />

des 1. Weltkrieges wurde vor ein Militärgericht gestellt und am 26. Mai 1923 in<br />

Düsseldorf standrechtlich erschossen. Für die Nationalsozialisten wurde Schlageter<br />

zum ersten Märtyrer ihrer Bewegung.<br />

31 58<br />

KA,GA <strong>Waldniel</strong> Nr. 611, Bl.100<br />

59


Horst Wessel war SA-Führer im Berlin der Weimarer Republik. Als er im Frühjahr 1930<br />

von einem kommunistischen Rollkommando getötet wurde, machte ihn die NS-<br />

Propaganda zu einer politischen Symbolfigur und zum Vorbild eines mutigen, opferbereiten<br />

Nationalsozialisten. Besondere Bedeutung erlangte dabei ein von Wessel<br />

getextetes SA-Lied, das später so genannte „Horst-Wessel-Lied“, das im Dritten Reich<br />

zu einer Art zweiter Nationalhymne wurde. Mit seinem Refrain „Die Fahne hoch! Die<br />

Reihen fest geschlossen“ gelangte es bald in den Status einer Art Staatshymne, die<br />

neben der offiziellen Nationalhymne bei öffentlichen Anlässen und Partei -<br />

veranstaltungen gesungen wurde.<br />

Herbert Norkus war ein Hitlerjunge, der bei politischen Auseinandersetzungen während<br />

einer Flugblattverteilung mit Kommunisten erstochen wurde. Er wurde danach<br />

vom Nationalsozialismus als „Vorbild <strong>für</strong> den kämpferischen Einsatz der Hitler-<br />

Jugend“ und als „Blutzeuge der Bewegung“ verklärt. „Ein jugendlicher Märtyrer“.<br />

Dietrich Eckert schließlich war ein völkischer Dichter, ein Vorkämpfer des National -<br />

sozialismus, der zahlreiche antisemitische Schriften verfasst hatte und von Adolf Hitler<br />

hoch verehrt wurde.<br />

Somit verwundert es nicht, dass es solche Straßennamen auch in <strong>Waldniel</strong> gab.<br />

Der Adolf-Hitler-Platz war der Marktplatz, die Horst-Wessel-Straße die heutige<br />

Josef-Rösler-Straße, die Gustav-Rösler-Straße hieß Herbert-Norkus-Straße und die<br />

Elisabeth-Rösler-Straße war damals die Dietrich-Eckert-Straße. Neben dem Markt platz<br />

also alles Straßen in der Rösler-Siedlung, mit deren Bau 1934 begonnen<br />

worden und die als Mustersiedlung von der Deutschen Arbeitsfront ausgezeichnet<br />

worden war. 32<br />

Am 6. Juni 1945 ordnete der damalige <strong>Waldniel</strong>er Gemeindedirektor Sauerborn 33 die<br />

Umbenennung der Straßen an. Der Markt erhielt seine alte Bezeichnung zurück, und<br />

die Straßen in der Rösler-Siedlung wurden zunächst nur mit den Vornamen von<br />

Familienmitgliedern der Familie Rösler bezeichnet, bevor sie dann in den Jahren 1953<br />

und 1955 den Familienzusatz „Rösler“ erhielten. 34<br />

Unmittelbar nach dem 2. Weltkrieg gab es auch in <strong>Waldniel</strong> nicht mehr so viele<br />

Fahrzeuge, wie vor dem Krieg. Die Produktion von Privatfahrzeugen hatte bekanntlich<br />

zugunsten der Militärfahrzeuge eingestellt werden müssen, aber in den schwierigen<br />

Kriegsjahren hätte außer den Kriegsgewinnlern ohnehin kaum jemand Geld <strong>für</strong><br />

ein neues Auto gehabt. Zudem waren während des Krieges und auch beim Einmarsch<br />

der Amerikaner immer wieder Autos beschlagnahmt worden. Auch hatte nicht jeder<br />

sein Auto auf Holzgas umgerüstet. Daher waren viele Autos still gelegt worden und<br />

warteten nun zum Teil gut versteckt überall in Schuppen und Scheunen darauf, wieder<br />

<strong>für</strong> den öffentlichen Verkehr zugelassen zu werden. Die amerikanische Armee und<br />

anschließend die britische Militärregierung ließen jedoch nur ganz allmählich wieder<br />

eine gewisse Freizügigkeit zu. Man wollte zunächst die allgemeine Lage in den Griff<br />

bekommen und stabilisieren. Nach und nach wurden dann aber doch wieder die noch<br />

fahrbereiten Autos zum öffentlichen Verkehr zugelassen und mit einer besonderen<br />

32 Festschrift „110 Jahre Rösler Draht“, S. 3, 1982<br />

33 Anfang Juni 1945 war Karl Sauerborn von der Militärregierung zum Gemeindedirektor ernannt worden. Er blieb bis Mai 1947.<br />

Zum 1. September 1947 kam dann Wilhelm Engbrocks als Gemeindedirektor.<br />

34 KA, GA <strong>Waldniel</strong>, Nr. 624, Bl. 7<br />

Be gründung bekam man auch schon mal eine behördliche Erlaubnis, über den<br />

eigenen Heimatbezirk hinaus fahren zu dürfen. 35 Auch jetzt war Kraftstoff noch<br />

Mangelware und immer noch <strong>für</strong> das Militär reserviert, jetzt aber <strong>für</strong> die<br />

Besatzungsmächte. Wohl erhielten auch einzelne ausgesuchte Unternehmen geringe<br />

Mengen Treibstoff, denn schließlich musste die Wirtschaft wieder in Gang gebracht<br />

werden. Die normale Bevölkerung ging weiterhin leer aus. Daher fuhren auch unmittelbar<br />

nach dem Krieg noch einige Holzgas-Autos auf den <strong>Waldniel</strong>er Straßen und so<br />

manche Kuriosität der „Marke Eigenbau“. Wie Ferdinand Ahlers, Im Kamp 27, zu<br />

berichten weiß, gehörte ein solches Gefährt seinem Vater, Willy Ahlers senior, der<br />

damals als Elektromeister bei der Kuag 36 beschäftigt war. Nachdem die amerikanischen<br />

Besatzer das Auto eines seiner Nachbarn beschlagnahmt hatte, wollte er eine<br />

mögliche Beschlagnahme seines eigenen Autos verhindern. Daher baute er schnell<br />

seinen Opel P4 – so weit er es konnte – auseinander, schraubte die Reifen ab, versteckte<br />

die Teile so gut es ging und hängte dann seinen Opel P4 an der Decke der<br />

Garage auf. Es muss wohl ein recht trauriger Anblick gewesen sein und eher an ein<br />

ausgeweidetes Stück Wild als an ein Auto erinnert haben. Aber es half. Die drohende<br />

Beschlagnahme erfolgte nicht, und Willy Ahlers konnte wieder vorsichtig daran<br />

gehen, sein Auto fahrbereit zu machen. Nur war die Sache mit dem Treibstoff etwas<br />

heikel, denn der war <strong>für</strong> die Bevölkerung noch immer nicht zu haben, jedenfalls nicht<br />

offiziell. Tatsächlich aber konnten einige Bedienstete der Kuag von den dort vorhandenen<br />

Treibstoffvorräten ein paar Liter abzweigen und damit ihre eigenen Autos<br />

betreiben. Ob der Kölner Kardinal Frings das auch noch als „fringsen“ angesehen<br />

hätte, sei dahingestellt, aber so waren nun mal die Zeiten. Den amerikanischen<br />

Besatzern jedenfalls hätte das gewiss nicht gefallen. Also musste diesen etwas vorgegaukelt<br />

werden. Und somit versah Willy Ahlers seinen Opel P4 mit einer Attrappe<br />

eines Holzvergasers: Er klappte hinten den Kofferraumdeckel herunter und montierte<br />

darauf einen alten Einkochkessel, der bei der Kuag nicht mehr gebraucht wurde.<br />

Dann führte er, wie bei einem Holzvergaser üblich, ein langes Rohr nach vorne, das in<br />

einem alten Heizkörper endete, den er auf der vorderen Stoßstange befestigt hatte.<br />

Und <strong>für</strong> jeden, der von diesen Dingen keine Ahnung hatte und nicht so genau hinsah,<br />

hatte es den Anschein, als führe Willy Ahlers frohgemut ein Auto mit<br />

Holzvergaser. Aber die erste Straßenkontrolle ließ nicht lange auf sich warten.<br />

35 Dazu: KA, GA Amern, Nr. 47<br />

36 Am 19. September 1899 wurde die „<strong>Vereinigte</strong> Glanzstoff-Fabriken AG“ gegründet, deren Werke Kunstseide produzierten.<br />

Das Stammwerk befand sich in Oberbruch, das heute zur Stadt Heinsberg gehört. 1925 wurde in <strong>Waldniel</strong> am Vogelsrather Weg<br />

ein großer Textilveredelungsbetrieb als Zweigwerk von Oberbruch errichtet, in dem zeitweise 1.429 Beschäftigte ihren Lebensunterhalt<br />

verdienten. Bei der Überführung der Textilfirma „C. Benrath jun. AG“ in die Glanzstoffgruppe erhielt das Unternehmen den<br />

Namen „Kunstseiden – Aktiengesell-schaft“ (Kuag). Das Werk <strong>Waldniel</strong> wurde noch vor dem Krieg dieser Tochtergruppe zugeordnet<br />

und seitdem hieß es auch in <strong>Waldniel</strong> nur noch „Kuag“. In den 1960er Jahren wurden täglich zahlreiche Arbeitskräfte mit Bussen<br />

aus den umliegenden Gemeinden von Niederkrüchten bis Bracht heran geholt wurden, sowie noch 60 weitere aus den Niederlanden<br />

und Belgien. Auch wurden hier die ersten Gastarbeiter beschäftigt, insgesamt 800. Fast alle kamen aus Griechenland, 50 aus Portugal.<br />

Am 26. September 1975 beschloss der Vorstand der jetzt zum Akzo-Konzern gehörenden Enka-Glanzstoff, das Werk <strong>Waldniel</strong> zu<br />

schließen, das zu diesem Zeitpunkt noch ca. 800 Beschäftigte hatte. Am 15. Dezember 1977 wurde die Produktion eingestellt.<br />

Die modernsten Zwirnmaschinen wurden demontiert und in Werken in den Niederlanden wieder aufgebaut. Die Abwicklung dauerte<br />

noch bis März 1978, dann mussten auch die letzten verbliebenen 350 Beschäftigten gehen. (Auskunft: Josef Cohnen, Amerner Straße 56,<br />

der viele Jahr dort tätig war.) Nach langen Jahren der Industriebrache ist der umfangreiche Gebäudekomplex mittlerweile wieder einer<br />

sinnvollen Nutzung zugeführt.<br />

60<br />

61


Willy Ahlers rutschte wohl das Herz in die Hose, denn der privat verbrauchte Treibstoff<br />

hätte ihm ohne weiteres ein Verfahren wegen Sabotage einbringen können. Doch als<br />

die amerikanischen Soldaten seine dubiose Konstruktion sahen, schlugen sie die<br />

Hände über dem Kopf zusammen und brachten sich schnell vor diesem scheinbar<br />

hochexplosiven Ungetüm in Sicherheit. Willy Ahlers konnte weiter fahren.<br />

Gegen Mitte bis Ende der 1950er Jahre nahm auch in <strong>Waldniel</strong> die Anzahl der<br />

Automobile allmählich zu. Die Kinder konnten zwar noch relativ ungestört auf den<br />

Straßen spielen, doch auch die <strong>Waldniel</strong>er Bürger entdeckten mehr und mehr die<br />

Vorteile des Individualverkehrs.<br />

Wie rasant diese Entwicklung voran schritt, zeigen die Zahlen von heute. Am<br />

01. Januar 2006 gab es in der Gemeinde Schwalmtal 13.772 angemeldete Kraft -<br />

fahrzeuge. 37 Diese teilten sich auf in: 1.102 Motorräder, 11.402 PKW, 820 LKW<br />

und 448 sonstige Fahrzeuge, also Busse, Traktoren, Zugmaschinen und Ähnliches.<br />

Diese Entwicklung der Automobilisierung, von ihren Anfängen bis heute, ging jedoch<br />

nicht ganz so einfach vonstatten. Schließlich mussten die Autos regelmäßig betankt<br />

werden, Reparaturen mussten durchgeführt werden und vor allem das Straßennetz<br />

musste den neuen Erfordernissen angepasst und ausgebaut werden. Es musste eine<br />

komplett neue Infrastruktur aufgebaut werden. Versorgungsunter nehmen mussten<br />

gegründet und international ausgebaut werden. Niederlassungen oder Tochterfirmen<br />

mussten in Deutschland entstehen, denn Deutschland selbst verfügte über keine nennenswerten<br />

Rohstoffe <strong>für</strong> die Herstellung von Treibstoffen <strong>für</strong> die Verbrennungs -<br />

motoren, und schließlich musste das ganze Land mit einem Netz von Tankstellen überzogen<br />

werden.<br />

Als am 10. Januar 1870 die „Standard Oil of Ohio“ gegründet wurde, war es bereits<br />

mehr als 10 Jahre her, dass Öl entdeckt worden war. Obwohl die Gründung damals<br />

eher von lokaler Bedeutung war, entwickelte sich in den folgenden Jahren die amerikanische<br />

RaffinerieIndustrie rasch, an deren Spitze Standard Oil stand. Als gemeinsames<br />

Unternehmen gründeten 1890 deutsche Kaufleute und der Inhaber der Standard<br />

Oil die „Deutsch-Amerikanische Petroleum-Gesellschaft“ (DAPG).<br />

Bald war jedem, der ein Fahrzeug mit Benzin bewegte, das Warenzeichen<br />

„DAPOLIN“ ein Begriff. Das Benzin mit der Bezeichnung „Dapolin“ kostete<br />

damals 37 Pfennig pro Liter. Erst 1931 änderte die DAPG den Namen ihrer Treibstoffe<br />

„DAPOLIN“ in „Standard Benzin“ um. Hinzu kamen weitere Kraftstoffe, u.a.<br />

„Super-ESSO“.<br />

1950 wurde der Firmenname DAPG in ESSO A.G. geändert. Der Name ESSO leitet sich<br />

von den beiden phonetisch ausgesprochenen Anfangsbuchstaben S O <strong>für</strong> Standard<br />

Oil ab. Nach und nach wurde ESSO in Deutschland ein fester Begriff.<br />

Die „erste Tankstelle der Welt“ war jedoch keine der heute bekannten Marken -<br />

tankstellen, sondern sie war quasi aus einer Notsituation geboren worden. Als Bertha<br />

Benz im August 1888 ohne Wissen ihres Mannes mit ihren beiden Söhnen ihre legendäre<br />

Fahrt auf dem dreirädrigen Patent-Motorwagen ihres Mannes von Mannheim<br />

nach Pforzheim unternahm, war in Wiesloch auf einmal der Tank leer. Bei dem<br />

Apotheker Willi Ockel kaufte sie die letzten drei vorhandenen Liter Ligroin, das<br />

37 Auskunft der Gemeinde Schwalmtal.<br />

normalerweise als Reinigungsmittel verwendet<br />

wurde. Apotheker Ockel hatte im<br />

Badischen Generalanzeiger von dem<br />

Motorwagen aus Mannheim gelesen und<br />

schloss jetzt messerscharf, dass seine<br />

Wieslocher Stadtapotheke „die erste<br />

Tankstelle der Welt“ war.<br />

Die ersten Hinweise auf eine Tankstelle in<br />

<strong>Waldniel</strong> ergeben sich aus einem<br />

Schreiben des Gewerberates <strong>für</strong> den<br />

Stadt- und Landkreis Krefeld und den<br />

Kreis Kempen vom 5. Juli 1925. Darin<br />

heißt es: „Das ... Schreiben vom<br />

2. d. M. ... betr. Antrag der Firma Amer.<br />

Petroleum Anlagen Neuss, auf Ge -<br />

nehmigung zur Auf stellung einer Dapolin<br />

– Pumpenanlage und Lagerung von 5000<br />

kg Benzin auf dem Grund stück des<br />

Leonh. Golzheim in <strong>Waldniel</strong>, Dülkener<br />

Str. 23 38 habe ich dem Regierungs -<br />

präsidenten zur Ausnahme bewilligung<br />

von der Freilassung der vorgeschriebenen<br />

Schutzzone weitergereicht.“ 39 Derartige<br />

Pumpanlagen waren damals ein großer Fortschritt <strong>für</strong> die Betriebstechnik und<br />

Feuersicherheit des Kraftstoffverkaufs. Bis dahin war Treibstoff in Wohnhäusern oder<br />

an anderen ungeeigneten Orten gelagert und mit Eimern, Kannen und Trichtern in die<br />

Tanks der Kraftfahrzeuge abgefüllt worden. Mit den Straßen-Pumpanlagen konnte<br />

die feuergefährliche Flüssigkeit nun direkt aus den Lagertanks in die Kraftstoffbehälter<br />

der Fahrzeuge gelangen. Solche Pumpanlagen, die ungeschützt am Fahrbahnrand,<br />

oft auf den Gehwegen vor Läden oder Werk stätten, aufgestellt waren, waren noch<br />

um 1940 vielerorts in Gebrauch.<br />

Aber auch damals schon unterlagen gewerbliche Anlagen – genau wie heute – strengen<br />

Auflagen seitens der Genehmigungsbehörden, und es gab spezielle baupolizeiliche<br />

Vorschriften <strong>für</strong> die Sicherheit in Kraftwagenräumen. Natürlich mussten auch<br />

diese Vorschriften, so wie auch heute noch, ständig den sich ändernden Bedingungen<br />

angepasst werden. So erließ der preußische Minister <strong>für</strong> Volkswohl fahrt am 7.<br />

November 1929 folgende Vorschrift über Feuerlöscher <strong>für</strong> Räume, in denen bis zu<br />

sechs Fahrzeuge untergebracht werden konnten: „Die Löscher müssen etwa 60 – 70<br />

Liter Schaum erzeugen können oder etwa 4 kg Löschpulver ... Die wirksame<br />

Wurfweite (nicht die tatsächliche) muß mindestens 3 m betragen.“ 40<br />

38 Das ist das Haus, das heute unmittelbar am Kreisverkehr gelegen ist.<br />

39 KA, GA <strong>Waldniel</strong> Nr. 516, Bl. 38<br />

40 KA, GA <strong>Waldniel</strong> Nr. 374, Bl. 147<br />

62<br />

63


Dennoch ging es damals alles viel schneller als heute. Die beantragten Genehmi -<br />

gungen <strong>für</strong> die Tankstelle Golzheim scheinen erteilt worden zu sein, doch schon etwa<br />

zwei Jahre später, am 09. Dezember 1927, wurde die Anlage wieder abgebaut. 41<br />

Interessanterweise warb Leonhard Golzheim in der Festschrift zum 50jährigen des<br />

Turnvereins im Jahre 1926 nicht <strong>für</strong> seine Tankstelle, sondern nur <strong>für</strong> „Auto-<br />

u. Fahrradreparatur – Herde u. Oefen“.<br />

Am 24. Juni 1926, also nur knapp ein Jahr nach<br />

dem Antrag bezüglich der Tank stelle Golzheim,<br />

zeigte die Fa. Rhenania-OSSAG, Mineralölwerke<br />

AG, Düsseldorf, der Polizeiverwaltung in <strong>Waldniel</strong><br />

an, dass sie auf dem Grundstück des Herrn Franz<br />

Grün, Langestr. 26, eine „oberirdische Benzin -<br />

zapfpumpe mit einem unterirdischen Lagerbe hälter<br />

von 2.000 Liter Kapazität“ errichten wolle. 42<br />

Das 1947 in „Deutsche Shell AG“ umgewandelt<br />

Unternehmen war 1902 durch die niederländische<br />

Firma „Royal Dutch“ in Düsseldorf als Tochter -<br />

gesellschaft unter dem Namen „Benzinwerke<br />

Rhenania GmbH.“ gegründet worden, um dort<br />

eine Fabrik zur Verarbeitung von Rohbenzin zu<br />

errichten. 1917 gingen die Mineralöl werke<br />

Rhenania GmbH in Monheim & der Benzinwerke<br />

GmbH in die neu gegründete Rhenania-Ossag Mineralöl AG auf. 1924 wurde in<br />

Neuss die erste Tankstelle der Rhenania eröffnet, eine Benzinpumpe. Fünf Jahre später,<br />

also 1929, war die erste Aufbauphase <strong>für</strong> eine flächendeckende Versorgung mit<br />

Tankanlagen abgeschlossen. 15 große und 104 kleine Tanklager konnten 15.000<br />

Tankstellen in ganz Deutschland mit Benzin versorgen. Eine davon war die Tankstelle<br />

Grün in <strong>Waldniel</strong> auf der Langestraße.<br />

Das Genehmigungsverfahren <strong>für</strong> die Tankstelle Grün ist in den Akten des Kreis archivs<br />

Viersen recht gut dokumentiert, hinzu kommen private Unterlagen der<br />

Enkelgeneration, so dass es sich lohnt, diesen Vorgang etwas ausführlicher zu<br />

betrachten, zumal Betreiberin der Tankstelle eine Frau war, nämlich „die Witwe Franz<br />

Grün“, was <strong>für</strong> damalige Zeiten ausgesprochen ungewöhnlich war.<br />

Immer noch hatten nämlich die Frauen nicht die gleichen Rechte wie Männer. Bis<br />

ins 19. Jahrhundert war alles, was eine Frau „besaß“ vor dem Gesetz Eigentum des<br />

Mannes. Erst 1891 gab es ein erstes „Arbeiterinnenschutzgesetz“, wonach Frauen -<br />

arbeit unter Tage verboten wurde. Gleichzeitig wurde der 11-Stunden-Tag <strong>für</strong> Frauen<br />

eingeführt, sowie vier Wochen bezahlte Ruhepause nach einer Entbindung.<br />

Andererseits wurde noch am 12. März 1891 die Zulassung von Frauen zum Uni -<br />

versitäts studium verweigert.<br />

41 KA, GA <strong>Waldniel</strong> Nr. 516, Bl. 135<br />

42 Auskunft und private Unterlagen der Frau Renate Hehn, geb. Grün, Lessingstr.26,<br />

einer Enkelin von Katharina Grün; KA, GA <strong>Waldniel</strong> Nr. 516, Bl. 46 ff.<br />

Das Bürgerliche Gesetzbuch (BGB), das 1900 in Kraft trat, verankerte mit seinen<br />

Regelungen zu Ehe und Familie die Rechtstellung der Frau im Sinne der patriarchalischen<br />

Tradition, wonach dem Ehemann das Entscheidungsrecht in allen Fragen des<br />

Ehe- und Familienlebens zukam. Erst am 30. November 1918 erhielten Frauen das<br />

aktive und passive Wahlrecht. Im Art. 109 Abs. 2 der Weimarer Verfassung hieß es ab<br />

dann: „Männer und Frauen haben grundsätzlich dieselben Rechte und Pflichten.“<br />

Aber was heißt schon „grundsätzlich“?<br />

Der größte Nachteil war, dass Frauen bis weit ins 19. Jahrhundert weitestgehend von<br />

der allgemeinen Schulbildung ausgeschlossen waren. Ziel der Eltern war es, aus heutiger<br />

Sicht, Mädchen gut zu verheiraten. Schulisches Wissen und ein ausgebildeter<br />

Intellekt waren da nicht von Bedeutung, sondern vielleicht eher hinderlich, denn<br />

Wissen verleitet schon mal zum Widerspruch. Alles, was junge Mädchen zu lernen<br />

und zu wissen hatten, waren häusliche Fähigkeiten, und die lernte man bei der<br />

Mutter, bei Verwandten oder als Hausgehilfen in einem größeren Haushalt. Der<br />

Zugang zu ausreichender Bildung, der schon immer der Schlüssel zu wirtschaftlichem<br />

Erfolg, zur Teilhabe an der Politik und letztlich auch zur Behauptung der Position<br />

innerhalb der Familie war, blieb ihnen versperrt.<br />

In Deutschland ist die Gleichberechtigung von Männern und Frauen erst 1949 in den<br />

Artikel 3 des neuen Grundgesetzes <strong>für</strong> die Bundesrepublik aufgenommen worden,<br />

doch war dadurch eine erhebliche Rechtsunsicherheit entstanden, die erst durch das<br />

Gleichberechtigungsgesetz, das 1. Juli 1958 in Kraft trat, weitgehend geklärt wurde.<br />

Auch kulturelle Traditionen erschwerten den Frauen häufig eine Teilnahme am allgemeinen<br />

öffentlichen Leben. Bereits ein Blick auf Europa zeigt, dass die zivilrechtliche<br />

Stellung der Frauen auch heute noch kulturell rückgebunden ist und sich nur allmählich<br />

wandelt. Während in den meisten nordeuropäischen Ländern Männer und Frauen<br />

schon seit langem gleichgestellt sind, herrschte in den romanischen Ländern lange<br />

Zeit die weitgehende private Rechtlosigkeit verheirateter Frauen vor. So können verheiratete<br />

Frauen in Spanien zwar seit 1931 wählen, bis 1976 aber konnten sie ohne<br />

die Erlaubnis ihrer Ehemänner kein Bankkonto eröffnen und keine Erwerbs tätigkeit<br />

ausüben. Erst seit den Siebzigerjahren wurde in den meisten westlichen Ländern das<br />

Ehe- und Familienrecht dahin gehend geändert, dass der Mann nun nicht mehr<br />

automatisch als Familienoberhaupt gilt und dass die Erziehungsberechti gung gleich<br />

verteilt ist.<br />

In der Schweiz beispielsweise erhielten die Frauen erst 1978 ein dem Ehemann gleichberechtigtes<br />

Sorgerecht <strong>für</strong> ihre Kinder. Und noch mal zehn Jahre später, also 1988,<br />

wurde die Bestimmung aufgehoben, wonach der Mann das Oberhaupt der Familie ist<br />

und die Frau den Haushalt zu führen hat, und erst seit 1990 haben alle Kantone und<br />

Gemeinden das Stimm- und Wahlrecht der Frauen eingeführt.<br />

Krankheiten, Seuchen, Unfälle und Kriege haben schon immer (junge) Witwen hervor<br />

gebracht, die den Lebensunterhalt <strong>für</strong> sich und ihre Kinder erwirtschaften mussten.<br />

Oft genug wurde ihre hilflose Lage schamlos ausgenutzt. Aber häufig versuchten sie<br />

auch, sich selbst und ihre Kinder durch den gewagten Sprung in die Selbstständigkeit<br />

abzusichern. In dem kleinen, männerdominierten und von alten Traditionen bestimmten<br />

<strong>Waldniel</strong> der damaligen Zeit ist das Handeln der „Witwe Franz Grün“ vor diesem<br />

64<br />

65


Rechnung über ein Damenrad<br />

Margareta Katharina Grün vor ihrer<br />

Tankstelle<br />

Hintergrund der rechtlichen Ungleichheit jedoch als<br />

besonders mutig und fortschrittlich anzusehen. Und<br />

gewiss haben einige „Herren der Schöpfung“ das ein<br />

oder andere Mal hinter mehr oder weniger vorgehaltener<br />

Hand gefragt: „En Frau un Autos? Kann die dat<br />

övverhaupt?“ Und ob sie das konnte!<br />

Margareta Katharina Grün, wie die „Witwe Franz<br />

Grün“ eigentlich hieß, war am 22. Januar 1875 in<br />

Eschweiler geboren und hatte den am 23. Dezember<br />

1880 in Hilbringen geborenen Franz Grün geheiratet.<br />

Irgendwie waren sie in <strong>Waldniel</strong> auf der Langestraße<br />

Nr. 26 sesshaft und heimisch geworden. Nachdem sie<br />

das neben ihrem schmalen Haus liegende, ebenfalls<br />

recht schmale Haus Hinkelmanns (Haus nummer 28)<br />

gekauft und mit ihrem Haus zu einem größeren verbunden<br />

hatten 43 , führten sie dort ein Fahrradgeschäft,<br />

in dem man aber auch andere wichtige Dinge kaufen<br />

konnte, wie z.B. Nähmaschinen, Waffen, Grammo -<br />

phone und Schallplatten. Franz Grün starb jedoch<br />

bereits am 26. März 1923 und hinterließ seine Frau<br />

mit dem am 20. Januar 1912 geborenen Sohn Franz<br />

Engelbert. Mit seinen elf Jahren konnte Franz<br />

Engelbert seiner Mutter zwar bei einigen Dingen<br />

schon zur Hand gehen, doch Gretchen Grün, wie sie<br />

überall genannt wurde, musste nun zusehen, wie sie<br />

mit ihrem kleinen Sohn über die Runden kam. In späteren<br />

Jahren wurde aus Franz Engelbert ein gelernter<br />

Kfz-Mechaniker, der dann den Hauptteil der Arbeit<br />

übernahm. Doch trotz all’ ihrer Energie und Initiative<br />

blieb Margareta Katharina immer nur die „Witwe<br />

Franz Grün“, ganz so, wie es zur damaligen Zeit<br />

üblich war. Als ob sie keine eigene Persönlichkeit<br />

gehabt hätte. So war die damalige männer-dominierte<br />

Gesellschaft!<br />

Am 22. Juni 1926 unterschrieb also Margareta<br />

Katharina Grün (als „Witwe Franz Grün“) einen<br />

Tankstellenvertrag mit der Rhenania-OSSAG. Darin<br />

hieß es u.a.: „Zum Zwecke ordnungsgemäßer<br />

Lagerung wird ... eine Anlage, bestehend aus<br />

Benzintank und Pumpe, leihweise zur Verfügung<br />

gestellt. ... Als Vergütung <strong>für</strong> seine Leistungen<br />

erhält ... 10 % des erzielten Verkaufspreises der<br />

durch ihn verkauften Waren.“ 44<br />

43 Heute beherbergt das Haus den Friseursalon Doktor.<br />

44 Auskunft und private Unterlagen der Frau Christel Doktor, geb. Grün, Langestr. 26, einer Enkelin von Katharina Grün.<br />

Der Antrag der Fa. Rhenania-OSSAG vom 24. Juni 1926 beschrieb die <strong>für</strong> Grün vorgesehene<br />

Anlage als „in technischer Hinsicht den Grundsätzen <strong>für</strong> die technische<br />

Durch führung von Benzinzapfanlagen gemäß der Polizeiver ordnung über den Verkehr<br />

von Mineralölen“ entsprechend. Man gedenke, in einigen Tagen mit dem Einbau der<br />

Anlage zu beginnen und bitte daher, eventuelle besonders zu beachtende Beding -<br />

ungen „umgehend aufzugeben, damit wir in der Montage nicht unnötig aufgehalten<br />

werden.“ 45 Nach dem zum Antrag gehörigen Lageplan sollte der Tank in die schmale<br />

Toreinfahrt eingelassen werden, die zur Werkstatt führte. Zur Straße hin war diese<br />

Einfahrt wie mit einem Türsturz überbaut und konnte mit einem Tor verschlossen werden.<br />

Die Zapfanlage sollte zum Bürgersteig hin in einer separaten Nische neben der<br />

Eingangstür untergebracht werden, wobei die Zapfsäule selbst auch mittels Drehtüren<br />

geschlossen werden konnte, so dass im Zweifelsfalle Toreinfahrt mit Tank und<br />

Zapfanlage gegen den unbefugten Zugriff Dritter geschützt werden konnten. Wegen<br />

ihrer verschließbaren Drehtüren gab der Volksmund der Zapfanlage übrigens später<br />

noch die wenig schmeichelhafte Bezeichnung „eiserne Jungfrau“. Eine solche „eiserne<br />

Jungfrau“ war ein Gerät, das im Mittelalter angeblich zur Folterung und<br />

Hinrichtung von Menschen benutzt worden war. Dabei handelte es sich um einen<br />

Hohlkörper aus Holz oder Metall, der meist in den Umrissen einer Frauengestalt gearbeitet<br />

war. Er ließ sich vorne durch zwei Türen öffnen. Sowohl die Türen als auch die<br />

restliche Innenseite der „eisernen Jungfrau“ waren mit Nägeln oder Dornen beschlagen,<br />

deren Spitzen nach innen zeigten. Der Delinquent wurde im Inneren eingeschlossen,<br />

worauf sich die Spitzen in seinen Körper bohrten. Interessant ist auch der Hinweis<br />

der Fa. Rhenania-OSSAG in dem Antrag vom 24. Juni 1926, eventuell besonders zu<br />

beachtende Bedingungen „umgehend aufzugeben, damit wir ... nicht unnötig aufgehalten<br />

werden“. Zeugt er doch von dem Selbstbewusstsein der Rhenania-OSSAG und<br />

ihrer Selbstsicherheit im Umgang mit (kleineren) Behörden. Wie hätte die Rhenania-<br />

OSSAG erst bei den heutigen langwierigen Entscheidungs- und Genehmigungs -<br />

prozessen argumentiert? Und wie hätten dann wohl heutige Behörden auf derartige<br />

Ansinnen reagiert?<br />

Mit Schreiben vom 01. Juli 1926 legte Bürgermeister Heitzmann 46 den Antrag dem<br />

Regierungspräsidenten in Düsseldorf und dem Landrat in Kempen zur Prüfung vor.<br />

Gleich zeitig erhielt die Fa. Rhenania-Ossag eine Benachrichtigung, „dass mit der<br />

Aufstellung der Benzin-Zapfpumpe nicht begonnen werden darf, bevor Genehmi -<br />

gung erteilt ist.“<br />

Während der Landrat das Gesuch lediglich zur Kenntnis nahm, schaltete der<br />

Regierungspräsident den zuständigen Gewerberat in Krefeld ein. Dieser wiederum<br />

teilte nach Prüfung der Unterlagen mit Datum vom 13. Juli 1926 der Polizei-Ver -<br />

waltung in <strong>Waldniel</strong> mit, dass „der Lagerung von 2.000 L Benzin nach dem unterirdischen<br />

Lagerungsverfahren „Type D der Rhenania-Ossag-Düsseldorf gemäss den beiliegenden<br />

Zeichnungen und Beschreibungen“ keine Bedenken nach § 6 Ziffer 3 der<br />

Mineralölverkehrsordnung vom 12. Januar 1926 entgegen stünden. Des Weiteren<br />

gab der Gewerberat vor, welche Bedingungen in die Betriebserlaubnis aufzunehmen<br />

seien<br />

45 Wie Nr. 42<br />

44 Albert Heitzmann, Bürgermeister in <strong>Waldniel</strong> von 1904 – 1930.<br />

66<br />

67


Unter dem 04. August 1926, also nur etwa sechs Wochen nach Antragstellung,<br />

erhielt die „Witwe Franz Grün“ von Bürgermeister Heitzmann als örtliche Polizei -<br />

behörde den Genehmigungsbescheid. Ein Tippfehler in diesem Bescheid verringerte<br />

zwar die zu lagernde Menge von 2.000 Litern auf 200 Liter, aber da der Fehler offensichtlich<br />

war, führte er zu keiner Verzögerung. Für die damals in unserer Gegend noch<br />

relativ wenigen Kraftfahrzeuge, war ein Tankinhalt von 2000 Litern schon eine ganze<br />

Menge. Verglichen jedoch mit den heutigen Tankstellen, deren doppelwandige Tanks<br />

oft mehrere Kammern <strong>für</strong> die verschiedenen Kraftstoffsorten haben und die bis zu<br />

100.000 Litern fassen können, waren die 2.000 Liter eine verschwindend geringe<br />

Menge. Aber <strong>für</strong> die wenigen Autos damals reichte es. Weiterer Bestandteil des<br />

Genehmigungsbescheids waren die von dem Gewerberat angemahnten<br />

Bestimmungen <strong>für</strong> die technische Durchführung der „Polizei-Ver ordnung über den<br />

Verkehr mit Mineralölen und Mineralölmischungen“ <strong>für</strong> unterirdische Tanks. Darin<br />

hieß es u.a.:<br />

1. Die Bedienung der Anlage darf nur zuverlässigen über 18 Jahre alten Personen<br />

übertragen werden.<br />

2. Die Zapfsäule ist bei Nichtbenutzung stets verschlossen zu halten.<br />

3. Das Lagern von leicht brennbaren Gegenständen sowie das Hantieren mit<br />

offenem Licht und Feuer in der Nähe der Tankstelle ist verboten.<br />

4. Der Tank muß allseitig 1 m, die Oberkante des Doms 47 mindestens 30 cm mit<br />

Erde überdeckt sein. Nebeneinander liegende Tanks müssen einen Abstand von<br />

40 cm voneinander haben.<br />

5. Einsteigeschächte sind mittels eines übergreifenden Deckels abzudecken.<br />

Diese müssen so stark sein, dass sie den Einwirkungen des darüber hinweggehenden<br />

Verkehrs und eines dort etwa entstandenen Feuers sicher widerstehen.<br />

6. Zum Schutz gegen Anrosten ist der Tank vor dem Eingraben mit einer wasserundurchlässigen,<br />

das Eisen nicht angreifenden Umhüllung ... zu umgeben.<br />

Danach folgten dann technische Vorgaben über die Fundamentierung des Tanks, die<br />

Abnahme der Dichtigkeit der Anlage durch einen vom Gewerberat anerkannten<br />

Sachverständigen mittels einer Druckprobe von 2 Atmosphären. In angemessener Frist –<br />

etwa alle 5 Jahre – seien Nachprüfungen auf Dichtheit und ordnungsgemäße Be -<br />

schaffenheit vorzunehmen. Dann ging es weiter:<br />

9. Alle aus dem Tank nach oben führenden Rohre sind zum Schutz gegen<br />

mechanische Verletzungen und gegen Zerstörung durch Feuer auf 10 – 25 cm<br />

Höhe über der Erdoberfläche mit kräftigen Blöcken aus Mauerwerk, Beton<br />

oder Eisenbeton zu schützen.<br />

12. Die über dem Tank oder in dessen Nähe befindlichen Abfüllschuppen sind mit<br />

wirksamem auch den Tank schützenden Blitzschutz zu versehen.<br />

Zu guter Letzt folgte noch der Hinweis, dass binnen 14 Tagen 15 Mark an<br />

Verwaltungsgebühren bei der Gemeindekasse zu zahlen seien.<br />

47 Das ist der Aufbau zum Einfüllen in den Tank.<br />

Hatte der Bürgermeister auch die Genehmigung schon mit einigen Vorschriften über<br />

die Lagerung des Tanks und den Betrieb der Anlage versehen, so handelte es sich<br />

doch im Vergleich zu den heute geltenden äußerst strengen Umweltschutzvor -<br />

schriften um reine Bagatellen. Für die damalige Zeit und den damaligen Kenntnis -<br />

stand stellten sie jedoch streng einzuhaltende Regularien dar, ohne die eine solche<br />

Anlage weder installiert noch betrieben werden durfte.<br />

Mit Schreiben vom 30. Juli 1926 hatte die Rhenania-OSSAG bereits angekündigt, dass<br />

sie die Pumpenanlage in den nächsten Tagen nach <strong>Waldniel</strong> schicken werde. Frau<br />

Grün solle doch bitte umgehend das Eintreffen der Anlage anzeigen, „damit wir<br />

einen unserer Monteure nach dort beordern können, um die nötigen An weis ungen<br />

<strong>für</strong> den Einbau zu geben“. 48 Die erforderlichen Erd- und Betonarbeiten sollten einer<br />

ortsansässigen Firma übertragen werden.<br />

Die Rhenania-OSSAG und Margareta Katharina Grün hielten die in der Genehmi -<br />

gungs verfügung gemachten Auflagen ein, und somit konnte die Anlage installiert<br />

werden und der Betrieb der Tankstelle Grün beginnen. Nun musste natürlich auch <strong>für</strong><br />

den neuen Geschäftszweig geworben werden, obwohl es sich sicherlich schon längst<br />

bei den wenigen ortsansässigen Autobesitzern herumgesprochen hatte, dass es nun<br />

auch in <strong>Waldniel</strong> eine weitere Tankstelle gab. Margareta Katharina Grün änderte kurzerhand<br />

die Art und Weise, wie sie <strong>für</strong> ihre Firma Werbung machte. Hatte in der<br />

Festschrift zu den <strong>Waldniel</strong>er Heimattagen vom 27. bis 29. Juni 1925, also vor<br />

Errichtung der Tankstelle, noch folgender Werbeeintrag gestanden:<br />

so stand schon in der Festschrift des Turnvereins zum 50jährigen Bestehen<br />

(Veranstaltungen 7. und 8. August) 1926 folgende Anzeige, mit der auch <strong>für</strong> Öl und<br />

Benzin geworben wurde:<br />

48 Private Unterlagen der Frau Christel Doktor<br />

68<br />

69


Auch diese Anzeige war ein mutiger Schritt der „Witwe Franz Grün“, denn schließlich<br />

war die Genehmigung ja gerade erst am 04. August erteilt worden, so dass sie<br />

bei Drucklegung der Festschrift noch gar nicht existent gewesen sein kann. Hatte sie<br />

vielleicht versteckte Hinweise aus dem Rathaus erhalten oder war es weibliche<br />

Intuition?<br />

Am 25. August 1926 erklärte sich die Rhenania-OSSAG bereit, bei Grün auch ein<br />

Lager mit Kommissionsware ihrer Ossag-Autoöle und -Fette einzurichten. Und nachdem<br />

das geschehen war, wurden Frau Grün mit Schreiben vom 2. September 1926<br />

folgende Mengen in Rechnung gestellt:<br />

1 Fass ca. 55 Liter mit Abfüllhahn Ossag-Autoöl D = mittelflüssig,<br />

Marke Adac zum Preise von 52 Reichsmark.<br />

1 Kiste zu 10 x 1 ltr. Ossag-Autoöl D = mittelflüssig, Marke Adac<br />

1 Kiste zu 10 x 1 ltr. Voltol 49<br />

1 Kiste zu 6 x 5 ltr. Voltol.<br />

Der Bestand der Kommissionsware sollte jeweils am 1. eines Monats aufgenommen<br />

und abgerechnet werden. Für die Verkaufspreise gab es Richtwerte, die aber gegenüber<br />

ADAC-Mitgliedern 50 nicht überschritten werden durften. Zwischen dem DMV,<br />

dem Vorgänger des ADAC, und den Deutschen Benzin- und Ölwerken war bereits<br />

1907 ein Höchstpreis <strong>für</strong> Kraftstoff von 43 Reichspfennigen pro Liter vereinbart worden.<br />

(Somit ist die Rabattvereinbarung zwischen dem ADAC und der Deutschen Shell<br />

vom Oktober 2006 keine neue Erfin-dung.) Weiter hieß es: „Die leihweise von uns zur<br />

Verfügung zu stellenden Emaille-Reklame-Schilder sind von Ihnen unentgeltlich, möglichst<br />

weithin sichtbar und wirkungsvoll sofort nach Erhalt an Ihrem Geschäftslokal<br />

anzubringen.“<br />

Ebenfalls am 25. August 1926 unterschrieb Frau Grün eine Erklärung, in der es hieß:<br />

„Ich übernehme hiermit eine offizielle A.D.A.C.-Ossag-Autoölstation und<br />

verpflichte mich<br />

a) jederzeit ein sortiertes Lager in Ihren OSSAG-Autoölen und -Fetten sowie VOLTOL<br />

vorrätig zu halten,<br />

b) die mir leihweise zur Verfügung zu stellenden Emaille-Stationsschilder unentgeltlich<br />

weithin sichtbar und wirkungsvoll sofort nach Erhalt anzubringen,<br />

c) die OSSAG-Autoöle und – Fette sowie VOLTOL an die ADAC-Mitglieder zu Preisen<br />

zu verkaufen, welche diejenigen Ihrer mir jeweils zur Verfügung zu stellenden<br />

Verbraucher-Preislisten (V) nicht überschreiten.<br />

Sie werden mir dagegen einen Stationär-Bonus von 2% auf Ihre jeweilige Wieder -<br />

verkäufer-Preisliste (W) einräumen.<br />

49 Es handelte sich um ein Gleitöl.<br />

50 Am 24. Mai 1903 war die „Deutsche Motorradfahrer-Vereinigung“ (DMV) gegründet worden, die sich 1907 in „Deutsche Motorfahrer-<br />

Vereinigung“ umbenannte. 1911 beschließt die DMV, sich in „Allgemeiner Deutscher Automobilclub“ (ADAC) umzubenennen.<br />

Neben dem Stationär-Bonus vergüten Sie mir einen Treu-Bonus von 1%, insgesamt<br />

also 3%, da ich mich verpflichte, meinen Be darf an Auto-Schmiermaterial ausschließlich<br />

bei Ihnen zu beziehen.“ 51<br />

Nun konnte das Tankstellengeschäft so richtig losgehen, und dank der Tatkraft von<br />

Mutter Margareta Katharina und Sohn Franz Engelbert, der im Laufe der Zeit immer<br />

mehr Arbeit übernahm, war damit über etliche Jahre der Familienunterhalt gesichert.<br />

Im Jahre 1931 gab es eine turnusmäßige Überprüfung der Zapfanlage durch „einen<br />

Beamten des Dampfkessel-Überwachungsvereins bezw. durch einen anerkannten<br />

Sachverständigen“. 52 Bei diesen Dampkessel-Überwachungs-Vereinen (DÜV) handelte<br />

es sich um unabhängige Selbsthilfeeinrichtungen <strong>für</strong> technische Sicherheit, die<br />

weitsichtige Unternehmer in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts gegründet<br />

hatten. Aus ihnen entwickelten sich die heutigen Technischen Überwachungsvereine<br />

(TÜV).<br />

Etwa seit Anfang der 1930er Jahre gab es bei Grün neben den zahlreichen anderen<br />

Waren auch Motorräder zu kaufen. Frumold Gorissen vom Markt Nr. 22, der Ende<br />

November vorigen Jahres leider so plötzlich verstorben ist und dem ich manchen wertvollen<br />

Hinweis verdanke, kannte dazu folgende Anekdote: Etwa Mitte der 1930er<br />

Jahre kaufte sein Vater, Josef Gorissen, bei Grün ein Motorrad der Marke Triumph mit<br />

einem Hubraum von 200 ccm. Da hier<strong>für</strong> weder ein Führerschein noch eine amtliche<br />

Anmeldung erforderlich war, weil da<strong>für</strong> keine Steuern gezahlt werden mussten, spielte<br />

sich das Ganze folgendermaßen ab: Nachdem man sich über den Kauf des<br />

Motorrades einig geworden war, erklärte Franz Engelbert Grün das Gefährt und fuhr<br />

mit Josef Gorissen auf dem Beifahrersitz eine Demonstrations runde. Danach wurden<br />

die Plätze getauscht, und unter Aufsicht von Franz Engelbert musste jetzt Josef<br />

Gorissen eine Probe seiner Fahrkünste abliefern. Das war alles, und ab sofort durfte<br />

Josef Gorissen mit seiner soeben erworbenen Triumph am Straßenverkehr teilnehmen.<br />

Der <strong>für</strong> fünf Jahre geschlossene Ursprungsvertrag zwischen der Rhenania-OSSAG und<br />

der „Witwe Grün“ wurde zunächst <strong>für</strong> weitere fünf Jahre verlängert. Eine daran<br />

anschließende Verlängerung vom 12. März 1935 ging sogar bis zum 22. Juni 1945. 53<br />

51 Private Unterlagen der Frau Christel Doktor.<br />

70<br />

71<br />

52 wie vor.<br />

52 wie vor.


Ob die Tankstelle jedoch tatsächlich so lange Bestand hatte, entzieht sich dem<br />

Erinnerungsvermögen der Enkelinnen. Jedoch scheint es auf Grund der späteren<br />

Kriegssituation wenig wahrscheinlich. Nach Ansicht der Enkeltöchter könnte sie bis<br />

etwa 1938/39 in Betrieb gewesen sein.<br />

Nach Aussagen seiner Tochter<br />

Renate 54 war Franz Engelbert Grün in<br />

jungen Jahren auch ein leidenschaftlicher<br />

und recht guter Fußballspieler.<br />

Wenn am Wochenende ein Aus -<br />

wärtsspiel anstand, durfte er zum<br />

Transport seiner Mannschaft leihweise<br />

einen kleinen Lastwagen benutzen.<br />

Dieser LKW gehörte der Firma Josef<br />

Deckers, Bus- und Speditionsbetrieb,<br />

die später von August Valkenborgh<br />

übernommen wurde, der die Tochter<br />

des Inhabers heiratete. In der Woche<br />

wurden damit diverse Güter transportiert, unter<br />

anderem auch Schweine, und man kann sich<br />

Aussehen und Geruch der Ladefläche gut vorstellen.<br />

Aber da die Fußballkameraden den Weg zu<br />

den Auswärtsspielen nicht mit dem Fahrrad<br />

zurücklegen wollten und eine andere Transport -<br />

möglichkeit nicht zur Verfügung stand, wurde<br />

zum Wochenende kurzerhand die Ladefläche<br />

gründlich gereinigt, so dass Franz Engelbert mit eben<br />

diesem Fahrzeug die Fußballmannschaft des SC <strong>Waldniel</strong> zu den<br />

Franz Engelbert Grün schaut aus dem Führerhaus, ob seine<br />

Fußballkameraden eingestiegen sind.<br />

Franz Engelbert Grün vor der Tankstelle<br />

Auswärtsspielen fahren konnte. Als Franz Engelbert Jahre später aus der Kriegs -<br />

gefangenschaft wieder nach Hause kam, ließ sein Gesundheitszustand es nicht mehr<br />

zu, dass er sich nochmals in ein „Abenteuer Tankstelle“ stürzen konnte. Er verdiente<br />

seinen Lebensunterhalt zunächst in dem englischen GSO – Lager 55 , das auf dem<br />

Gelände der heutigen Firma Kraftverkehr Schwalmtal auf der Bahnhofstraße 25<br />

eingerichtet worden war, bevor er als Lehrlingsausbilder zur Firma Roeper nach<br />

Dülken ging. Franz Engelbert Grün starb 1978.<br />

Die Langestraße, an der sich die Tankstelle Grün befand, war seit jeher eine der wichtigsten<br />

Durchgangsstraßen in <strong>Waldniel</strong>. Es gab noch keine Umgehungsstraßen und so<br />

musste der gesamte Verkehr, der eigentlich an <strong>Waldniel</strong> vorbei in andere Ortschaften<br />

wollte, mitten durch den <strong>Waldniel</strong>er Ortskern fahren. Daher war die an die Dülkener<br />

Straße anschließende Langestraße die Durchgangsstraße von Nordost nach Südwest,<br />

und die Gladbacher Straße war die Südost-Nordwest-Verbindung, die nach Passieren<br />

des Marktes auf die Langestraße stieß. Somit waren diese beiden Straßen ideale<br />

Standorte <strong>für</strong> Tankstellen, denn schließlich musste der Durchgangs verkehr<br />

54 Renate Hehn, geb. Grün, Lessingstraße 26.<br />

55 German Service Organisation – Es handelte sich um Versorgungseinheiten der britischen Besatzungsarmee,<br />

die aus deutschen Beschäftigten bestanden.<br />

notgedrungen eine der beiden oder sogar beide Straßen benutzen. Während sich<br />

aber damals auf der gesamten Strecke von Hardt bis <strong>Waldniel</strong> keine einzige Tankstelle<br />

ansiedelte, hatten auf der Achse Dülkener Straße/Langestraße anscheinend einige<br />

weitere Anwohner mitbekommen, dass eine Tankstelle ein interessantes und<br />

zukunftsträchtiges Geschäft mit entsprechenden Einnahmen zu werden versprach, so<br />

dass diese Achse sich nach und nach zu einer regelrechten „Straße der Tankstellen“<br />

entwickelte.<br />

Bereits am 27. Dezember 1927, also nur gut ein Jahr nach Eröffnung der Tankstelle<br />

Grün und wenige Tage nach Schließung der Tankstelle Golzheim, stellte die Amer.<br />

Petroleums Anlagen GmbH aus Neuss einen Antrag, vor dem Anwesen Rath eine<br />

Benzinzapfanlage zu errichten. 56 Das Hotel Rath lag genau auf der Ecke Marktstraße<br />

(damals: Kuhstraße)/ Langestraße. Auf Anfrage des Landesbauamtes Krefeld beim<br />

zuständigen Gewerberat, ob gegen diese Anlage Bedenken bestünden, teilte der<br />

Gewerberat mit Datum vom 06. Januar 1928 mit, dass seinerseits keine Bedenken<br />

erhoben würden. Daraufhin wurde die „Tankanlage mit Zapfstelle“ unverzüglich<br />

errichtet und bereits am 25. Februar 1928 abgenommen. Damit ging die nächste<br />

Tankstelle auf der Achse Dülkener Straße/Langestraße in Betrieb. Nach dem in den<br />

Akten befindlichen Lageplan befand sich der Benzintank in der Toreinfahrt des Hotels<br />

Rath auf der Langestraße, die Zapfsäule stand auf dem Bürgersteig seitlich davor. Aus<br />

einem Schreiben, das wir später noch näher betrachten werden, ergibt sich aber, dass<br />

diese Tankstelle bei dem Hotel Rath bereits im Jahre 1935 wieder aufgehoben wurde.<br />

Damit war auch dieser Tankstelle, wie zuvor der von Golzheim, nur eine recht kurze<br />

Lebensdauer beschieden. Und Margareta Katharina Grün, die Frau, deren<br />

Engagement anfangs sicherlich oft belächelt worden war, verkaufte immer noch<br />

Benzin.<br />

Aus dem eben genannten Schreiben erfahren wir auch, dass es bei der Gaststätte<br />

Schäfer, also beim ehemaligen Brauereiausschank Ecke Langestraße/Lüttelforster<br />

Straße/Roermonder Straße, ebenfalls eine Tankstelle gegeben hat, die aber auch<br />

schon Ende 1935/Anfang 1936 wieder aufgehoben worden war. Die Tankstelle lag<br />

zwar in der Sektion Geneschen II, die zur damaligen Zeit noch zur Gemeinde Amern<br />

St. Anton gehörte, doch liegt auch dieses Grundstück direkt an der oben beschriebenen<br />

Nordost-Südwest-Achse.<br />

56 KA,GA,<strong>Waldniel</strong> Nr. 516, Bl. 118 ff.<br />

72<br />

73


Führte man diese Achse fort, so kam man über die Lüttelforster Straße durch die<br />

Schomm in Richtung Lüttelforst, Merbeck und Niederkrüchten. Daher verwundert es<br />

auch nicht, dass am 5. November 1929 auf dem Grundstück des C. Wassenberg,<br />

Lüttelforst 175, also auf dem Grundstück der Lüttelforster Mühle, eine Tankstelle mit<br />

Zapfanlage in Betrieb genommen wurde. Die Zapfsäule stand noch sehr lange vor<br />

dem Gebäude in unmittelbarer Nähe zur Straße. 57<br />

Aus einem Schreiben vom 26. Januar 1931 ergibt sich, dass die Firma Genneper,<br />

Birgen 8, im Februar 1931 eine Tankanlage errichten wollte. 58 Also auch in den umliegenden<br />

Sektionen und Honschaften wurde an die ortsnahe Versorgung – hier wohl<br />

vor allem landwirtschaftli-cher Maschinen – mit Kraftstoff gedacht.<br />

An der Nordost-Südwest-Achse durch den <strong>Waldniel</strong>er Ortskern war aber das Tank -<br />

stellenfieber noch immer nicht erloschen, denn immer noch versuchten neue<br />

Interessenten, sich an dem aufblühenden Geschäft mit dem Verkauf von Benzin zu<br />

beteiligen. So auch die „Witwe Wilh. Wolters“. Interessant ist auch hier, dass sie nicht<br />

mit ihrem eigenen Vornamen „Katharina“ benannt wurde, sondern ebenfalls immer<br />

nur über ihren verstorbenen Ehemann als dessen Witwe definiert wurde. Anfang<br />

1933 hatte sie einen Antrag gestellt, auf ihrem Grundstück Dülkener Straße 15 eine<br />

Tankstelle errichten zu dürfen. 59 Gemeinsam mit ihrem Ehemann hatte sie eine kleine<br />

Dachdeckerfirma betrieben. Als ihr Ehemann schon in recht jungen Jah-ren starb, und<br />

sie mit einer Tochter und fünf Söhnen zurückließ, musste sie von da an den Betrieb<br />

alleine weiterführen, was sicherlich auch nicht einfach war. Zum Zeitpunkt des<br />

Antrages auf Genehmigung einer Tankstelle war ihr ältester Sohn Josef, der 1900<br />

geboren wor-den war, die wichtigste Stütze in dem kleinen Familienbetrieb. Während<br />

die Tochter Maria noch lange Zeit im Haushalt ihrer Mutter verblieb, dürften die anderen<br />

Söhne da schon außer Haus gewesen sein.<br />

Mit Schreiben vom 19. April 1933 beschwert sich jedenfalls „die Ww. Wilh. Wolters“ 60<br />

über die Ablehnung ihres Antrages. Dieser war aus verkehrspolizeilichen Gründen<br />

abgelehnt worden, da an dieser Stelle die Amerner Straße und die Bahnhofstraße in<br />

die Dülkener Straße einmündeten. Man be<strong>für</strong>chtete, durch die auf dem Bürgersteig<br />

zu installierenden Zapfanlagen könnte die Einsicht in die Dülkener Straße behindert<br />

werden. Kurioserweise war aber wenige Wochen zuvor genau an der Stelle, wo die<br />

Zapfanlage hinkommen sollte, eine Litfasssäule errichtet worden, die den Einblick in<br />

die Dülkener Straße wesentlich stärker beeinträchtigte, als eine doch recht schmale<br />

Zapfanlage. Frau Wolters wollte daher wissen, wieso diese Plakatsäule die Einsicht in<br />

die Dülkener Straße nicht behindere? Zudem wies sie darauf hin, dass sie zur<br />

Sicherung des Familienunterhaltes ein weiteres Standbein benötige, denn schließlich<br />

wollte ihr Sohn Josef auch einmal heiraten und eine eigene Familie gründen, was er<br />

übrigens ein Jahr später auch tat. Es ging einige Zeit hin und her, doch am 7.<br />

November 1933 wurde schließlich Einvernehmen über die genaue Positionierung und<br />

Ausrichtung der Tankanlage erzielt. Aber gebaut wurde sie wohl nie. Der Teilbereich<br />

des Grundstückes, auf dem sich heute der Anbau mit dem Blumengeschäft Reimann<br />

57 KA, GA <strong>Waldniel</strong> Nr. 516, Bl. 145 ff<br />

58 KA, GA <strong>Waldniel</strong> Nr. 516, Bl. 186<br />

59 Das Haus liegt neben dem Kreisverkehr. Den flachen Anbau, der heute das Blumenhaus Reimann beherbergt, gab es damals noch nicht.<br />

60 KA, GA <strong>Waldniel</strong> Nr. 516, Bl. 227 ff.<br />

befindet, war zu jener Zeit noch ein eingezäunter Hof, auf dem Materialien <strong>für</strong> den<br />

Dachdeckerbetrieb lagerten und auf dem auch später noch die Enkelkinder der<br />

Katharina Wolters spielten. Einer dieser Enkel, Willi Wolters, der heute auf der<br />

Amerner Straße wohnt, kann sich weder an eine Tankanlage erinnern noch daran,<br />

dass jemals in seiner Familie darüber gesprochen worden sei. Hätte es eine Tankstelle<br />

gegeben, so wäre das <strong>für</strong> einen kleinen Jungen mit Sicherheit ein unvergessliches<br />

Umfeld gewesen. Und da auch bei den späteren Ausschachtungen <strong>für</strong> die<br />

Fundamentierung des Anbaues weder Tank noch Leitungen oder ähnliches zu Tage<br />

gefördert wurden, kann man wohl davon ausgehen, dass trotz des endlich positiv<br />

beschiedenen Antrages die Tankstelle der „Witwe Wilh. Wolters“ niemals errichtet<br />

worden ist.<br />

Aber auch damit war es mit den Tankstellen auf der Nordost-Südwest-Durchfahrt<br />

durch <strong>Waldniel</strong> noch nicht zu Ende. 1935 stand das Haus Dülkener Str. 23 von Leonh.<br />

Golzheim zum Verkauf. Mathias Bellen kaufte es und zog Anfang Januar 1936 mit<br />

seiner Familie dort ein. Bereits kurz danach stellte er einen Antrag, auf seinem<br />

Grundstück eine Tankstelle errichten zu dürfen, so wie es früher dort schon einmal die<br />

Tankstelle von Golzheim gegeben hatte. In einem Bericht vom 03. März 1936 be<strong>für</strong>wortete<br />

die Gemeinde <strong>Waldniel</strong> gegenüber dem Landrat diesen Antrag. 61 Als Be -<br />

gründung wurde angegeben, „dass vor einigen Wochen die Tankstelle bei der<br />

Wirtschhaft Schäfer, die etwa 500 Meter von der jetzt zu errichtenden Tankstelle<br />

61 KA, GA <strong>Waldniel</strong> Nr. 516, Bl. 270<br />

74<br />

75


abliegt, aufgehoben worden ist.“ Bei dieser Wirtschaft Schäfer handelte es sich<br />

bekanntlich um den ehemaligen Brauerei-Ausschank. Weiter heißt es, dass die<br />

Tankstelle bei dem Hotel Rath, die etwa 100 Meter von dem Antragsteller entfernt<br />

liege, im vergangenen Jahr, also 1935, aufgehoben worden sei. Im Übrigen habe sich<br />

an dem Haus des Bellen bis vor etwa 5 Jahren gleichfalls eine Tankstelle befunden.<br />

Damit kann nur die Anlage des Leonhard Golzheim gemeint gewesen sein, obwohl<br />

diese bereits am 09. Dezember 1927, also vor fast neun Jahren abgebaut worden war,<br />

denn in der Zwischenzeit hatte es dort keinen anderen Betrieb gegeben. Da somit also<br />

binnen weniger Jahre drei Tankstellen aufgehoben worden wa-ren, wurde seitens der<br />

Gemeinde <strong>Waldniel</strong> der Bedarf <strong>für</strong> eine weitere anerkannt. Zudem habe Bellen vor<br />

einigen Monaten das Haus Dülkener Str. 23 erworben und dort eine<br />

Autoreparaturwerkstatt eröffnet. Auch <strong>für</strong> diese Werkstatt habe wegen des starken<br />

Durchgangsverkehrs durch <strong>Waldniel</strong> ein dringendes Bedürfnis bestanden. Weiter zeigt<br />

die Gemeindeverwaltung sich in dem Bericht von ihrer unternehmerfreundlichen und<br />

auch sozialen Seite, denn es heißt: „Mit dieser Autoreparatur werkstatt stellt sich auch<br />

das Bedürfnis heraus, den nötigen Treibstoff zu veräußern. Ohne die Tankstelle dürfte<br />

der Antragsteller kaum existenzfähig sein, da das Haus verhältnismäßig teuer war.<br />

Aus den vorgelegten Gründen möchte ich den Antrag auf Genehmigung zur<br />

Errichtung einer Tankanlage warm be<strong>für</strong>worten.“<br />

Nachdem der Antrag genehmigt worden war, konnte Bellen zusammen mit der ARAL<br />

mit der Verwirklichung seines Vorhabens beginnen. Zunächst wurden zwei Tanks zu<br />

je 3.000 Litern Fassungsvermögen ins Erdreich eingelassen. Die Tanks lagen in der<br />

Fahrt zwischen Wohnhaus, Werkstatt und Lagerraum. Wohnhaus und Lager raum<br />

lagen vorne an der Dülkener Straße 62 , die Werkstatt befand sich in dem hinteren<br />

Gebäude, das an die Bahnhofstraße grenzte. Die Zapfsäule wurde unmittelbar neben<br />

dem Bürgersteig vor dem Lagergebäude aufgestellt. Schon am 06. Oktober 1936<br />

wurden die Tanks durch den Rheinischen Dampfkessel-Überwachungsverein (DÜV)<br />

Cöln-Düsseldorf, geprüft und abgenommen. Als in den 1950er Jahren der<br />

Automobilisierungsgrad auch in <strong>Waldniel</strong> weiter zunahm, stellte sich bald heraus,<br />

dass die Tankstelle Bellen den gestiegenen Anforderungen auf Dauer nicht mehr<br />

genügen würde. Mit Schreiben vom 28. Juli 1953 wandte Mathias Bellen sich daher<br />

an die Vorsitzenden der Ratsfraktionen der Gemeinde <strong>Waldniel</strong>. Das waren: <strong>für</strong> die<br />

CDU: Willi Roth; <strong>für</strong> das Zentrum: Heinrich Jennissen 63 ; <strong>für</strong> die SPD: Franz Kaiser; <strong>für</strong><br />

die FDP: Engelbert Gölden und <strong>für</strong> die BHE-Fraktion 64 : Dr. W. Günther. In diesem Brief<br />

hieß es: „Im Interesse der Allgemeinheit und auch meiner Kunden muß ich mich um<br />

eine Verbesserung der Tankstelle und der Verkehrsverhältnisse an der Dülkener Straße<br />

bemühen.“ Bellen wollte auf dem Platz unmittelbar neben seinem Anwesen, auf dem<br />

damals noch das Kriegerdenkmal stand, eine neue Tankstelle errichten, die den<br />

Erfordernissen der Zeit entsprach, und die eine Behinderung des fließenden Verkehrs<br />

62 Der ehemalige Lagerraum hat heute die Hausnummer 23a.<br />

63 Die Zentrumspartei war 1870 gegründet worden. Sie verfolgte Ziele des politischen Katholizismus. Sie war bis 1933 eine der wichtigsten bürgerlichen<br />

Parteien des Kaiserreichs und der Weimarer Republik. Gegen Ende der Weimarer Republik wurde ihre Orientierung zunehmend<br />

konservativ und schließlich stimmte sie sogar dem Ermächtigungsgesetz von 1933 zu; danach Selbstauflösung. Nach dem Krieg wurde das<br />

Zentrum wiedergegründet, da die neu gegründete CDU einen Kurs steuerte, den das Zentrum als rechtslastig empfand.<br />

64 Der Block der Heimatvertriebenen und Entrechteten (BHE) war 1950 in Kiel gegründet worden. Seit Septem-ber 1952 nannte er sich<br />

Gesamtdeutscher Block der Heimatvertriebenen und Entrechteten (GB/BHE). Die Partei war gegen einen Verzicht auf ehemals deutsches<br />

Gebiet.<br />

durch tankende Fahrzeuge vollständig ausschließen würde. Denn bis dahin standen<br />

die tankenden Fahrzeuge immer noch auf der Dülkener Straße, wodurch es häufig zu<br />

Verkehrsproblemen gekommen war. Bellen wollte das Ehrenmal auf seine Kosten<br />

oder auf Kosten der „Benzingesellschaft“ an einer anderen, „der Gemeinde -<br />

vertretung genehmen Stelle“ neu errichten und schlug da<strong>für</strong> den künftigen Kaiser -<br />

park vor.<br />

Der Gemeinderat konnte sich jedoch den Vorstellungen des Mathias Bellen nicht<br />

anschließen und lehnte die Anfrage ab. Daraufhin schlug die ARAL vor, die geplante<br />

neue Tankstelle an einer völlig anderen Stelle zu errichten. Nach Ablauf des 20-Jahres-<br />

Vertrages hätte Bellen dann im Jahre 1956 seinen Betrieb in Zusammenarbeit mit der<br />

ARAL fortsetzen können, aber nicht mehr an der Dülkener Straße. Doch Bellens Sohn<br />

Wolfgang, ein gelernter Kfz-Meister, der den Betrieb des Vaters hätte weiter führen<br />

sollen, wollte sich nicht mehr mit dem Tankstellengeschäft belasten, sondern nur noch<br />

eine Werkstatt betreiben. Damit scheiterten die Verhandlungen zwischen Bellen und<br />

ARAL über eine Fortführung der Geschäftsbeziehungen und an Stelle von Mathias<br />

Bellen erhielt Peter Bodden, der bis dahin einen Omnibusbetrieb hatte, einen Vertrag<br />

<strong>für</strong> eine neu zu errichtende Tankstelle an der Roermonder Straße. Bei der Aufhebung<br />

seiner Tankstelle kaufte Bellen der ARAL die beiden Bodentanks mit der Begründung<br />

ab, dass er darin künftig Heizöl <strong>für</strong> den Privat ver brauch lagern wolle. Lediglich die<br />

Zapfanlage wurde entfernt.<br />

76<br />

77


Doch Matthias Bellen überlegte es sich anders. Er wollte sein Tankgeschäft doch noch<br />

nicht aufgeben und ging daher am 10. November 1956 eine Verbindung mit der<br />

Firma Johann Rüdelstein, Mineralöle, aus Harff bei Köln ein, die künftig als neuer<br />

Lieferant von Caltex-Treibstoffen an Stelle der ARAL handeln sollte. Auch dieser<br />

Vertrag sah eine Dauer von 20 Jahren vor. Doch nun bekam Bellen Ärger mit der ARAL<br />

und mit dem Oberkreisdirektor. Die ARAL fühlte sich hintergangen, da Bellen jetzt in<br />

den beiden ehemaligen ARAL-Tanks Treibstoffe der Konkurrenz lagerte, und der<br />

Oberkreisdirektor war erbost, weil Bellen ohne Genehmigung schon Caltex-Treibstoff<br />

hatte einfüllen lassen und den Betrieb der Tankstelle im Januar 1957 wieder aufgenommen<br />

hatte. Das Tankgeschäft wickelte sich also weiter auf dem Gehweg ab, die<br />

Fahrzeuge standen wieder auf der Straße war, und der fließende Verkehr wurde weiterhin<br />

behindert. Daher lehnte der Oberkreisdirektor mit Bescheid vom 8. Mai 1957<br />

den Antrag des Mathias Bellen auf Wiederinbetriebnahme der ehemaligen Tankstelle<br />

ab, denn „nach Nr. 1 des Merkblattes <strong>für</strong> die Anordnung und Kennzeichnung von<br />

Tankstellen an öffentlichen Straßen, nach dessen ministeriellen Weisungen verfahren<br />

werden soll, darf der Gemeingebrauch an den öffentlichen Zwecken gewidmeten<br />

Flächen durch die Anlage von Tankanlagen nicht beeinträchtigt werden.“ Gegen diesen<br />

Bescheid legte Mathias Bellen kein Rechtsmittel ein und somit war es ganz schnell<br />

wieder aus mit einer erneuten Tankstelle Bellen. Mathias Bellen blieb nur noch, die<br />

Tankanlage jetzt endgültig abzubauen und die angefal lene Verwaltungsgebühr von<br />

1,– DM an die Kreiskasse zu zahlen. Danach wurde nur noch in sehr geringen Mengen<br />

Kraftstoff <strong>für</strong> die neu auf den Markt gekommenen Mopeds verkauft. Aber als<br />

Matthias Bellens Sohn Wolfgang 1960 nach Fröndenberg verzog, endete die Ära<br />

Bellen auf der Dülkener Straße unwiderruflich. 65<br />

Das Jahr 1939 brachte <strong>Waldniel</strong> eine Umgehungsstraße, die um den Ortskern herumführte.<br />

Wie vielerorts sollten entgegen allen anderen Verlautbarungen die<br />

Aufmarschwege zu den westlichen Nachbarländern vereinfacht werden, denn ein<br />

Feldzug, der sich zunächst mühsam mitten durch viele kleine Orte quälen musste, bis<br />

„Feindesland“ erreicht war, war nicht im Sinne des „größten Feldherrn aller Zeiten“.<br />

Für die <strong>Waldniel</strong>er Bevölkerung, die damals von alledem noch nichts ahnen konnte,<br />

brachte diese Umgehungsstraße jedoch erhebliche Vorteile, denn der<br />

Durchgangsverkehr durch die Ortsmitte mit ihren engen Straßen wurde spürbar weniger.<br />

Im Volksmund hieß die Umgehungsstraße nur „Neue Straße“ oder auch<br />

„Betonstraße“, denn sie war aus vorgefertigten, aneinander gereihten Betonplatten<br />

zusammengefügt. Und auf einmal waren die vormals so interessanten Standorte der<br />

Tankstellen im Ortskern von <strong>Waldniel</strong> nicht mehr so attraktiv wie zuvor.<br />

Als idealer Standort <strong>für</strong> eine Tankstelle erwies sich jetzt die Lage unmittelbar an der<br />

Umgehungsstraße, der ehemaligen B 230. Im September 1949 begann Jakob Peters,<br />

der bis dahin als Fahrer bei dem Busunternehmen Moos in Hehler beschäftigt war, mit<br />

der Errichtung einer solchen auf dem Grundstück Ungerath 301, denn hier treffen<br />

auch heute noch die Verkehrsströme aus Richtung Mönchengladbach auf die, die aus<br />

Richtung Dülken kommen. Diese Tankstelle sollte etwas Besonderes werden. Architekt<br />

Josef Derix, der <strong>für</strong> die Planung verantwortlich war, Bauunter nehmer Leonhard<br />

62 Auskunft und private Unterlagen der Frau Anna Maria Schomm, geb. Bellen, Heerstr. 34.<br />

Gorissen, der von seinem Vater die Firma „Josef Gorissen, Baugeschäft“ übernommen<br />

hatte und die Bauarbeiten durchführen sollte, und ihr damaliger Mitarbeiter Willi<br />

Jennihsen hatten sich zuvor auf den Weg zur Hannover-Messe gemacht, um dort die<br />

neuesten Techniken und Verfahren kennen zu lernen, die vor allem aus Amerika in das<br />

noch junge Nachkriegsdeutschland kamen. Dort hatten sie zu ihrem Erstaunen eine<br />

Tankstelle mit einem weit ausladenden Dach gesehen, das nur von einer einzigen<br />

Stütze gehalten wurde. Und dieses „Beton pilzdach“ hatte es ihnen angetan.<br />

Architekt Josef Derix besorgte die umfangreiche Statik, und so entstand an der<br />

„Betonstraße“ in <strong>Waldniel</strong>, die zweite Tankstelle in Deutschland mit einem<br />

„Betonpilzdach“. Die Anlage bestand damals nur aus einem kleinen Gebäude mit<br />

dem Abrechnungsraum, dem riesigen Dach und darunter zwei Zapfsäulen, so dass<br />

man auch bei Regenwetter bequem unter der Überdachung tanken konnte. Es war<br />

schon eine kleine Sensation. Später wurde noch eine Autowaschhalle angebaut sowie<br />

ein Wohnhaus daneben gestellt. Architekt Derix erinnert sich noch gut an die<br />

schweißtreibende Arbeit im heißen Herbst 1949. Wegen des großen, frei tragenden<br />

Daches sah die Statik eine starke Eisenarmierung vor, und so wurde dann zwei<br />

Wochen lang Baustahl verlegt, bis endlich mit dem Gießen der Decke begonnen werden<br />

konnte. Und da die Decke ja schnell und in einem Stück gegossen werden musste,<br />

war extra ein neuer, „hochmoderner“ Betonmischer angeschafft worden.<br />

Zu jener Zeit betrieb Robert Wentges oberhalb des Baugeländes die Gaststätte „Haus<br />

Sonnenschein“, von wo aus er bequem die Arbeiten auf der Baustelle beobachten<br />

78<br />

79


konnte. Tagsüber saß er oft im Schatten der hohen Bäume und sah<br />

den Bauleuten bei der Arbeit zu und nach Feierabend gesellte er sich<br />

regelmäßig zu ihnen, unter dem Arm eine Flasche „Danziger<br />

Goldwasser“, und so konnte dann der Tag in entspannter<br />

Atmosphäre ausklingen. 66<br />

Am 13. April 1950, also nach Fertigstellung und Abnahme der<br />

Baumaßnahme, erhielt Jakob Peters die endgültige Betriebs -<br />

genehmigung und die Erlaubnis zur Lagerung von bis zu 24.000<br />

Litern Treibstoff. Bedenkt man, dass bei den ersten Tankstellen nur bis<br />

zu maximal 5.000 Litern Lagerkapazität genehmigt worden war, so<br />

war dies eine gewaltige Steigerung. Vertragspartner war die<br />

ESSO-AG, die damals noch ihren Sitz in Düsseldorf auf der<br />

Königsallee Nr. 55 hatte. Mitte der 1960er Jahre übernahm sein Sohn<br />

Herbert Peters die Tankstelle. Mit Vertrag vom 20. November 1995<br />

wurde sie an die Total Deutschland GmbH verpachtet, die die gesamte<br />

Anlage mit erheblichem Aufwand entsprechend den heutigen<br />

strengen Umweltschutzvorschriften modernisierte. Obwohl mittlerweile<br />

eine Autobahn umgehung um <strong>Waldniel</strong> herumführt, so dass<br />

nicht mehr jeder, der Richtung Niederkrüchten oder Roermond<br />

fahren will, automatisch an der Tankstelle vorbei kommt, wird sie<br />

auch heute noch von dem Pächter Kaikos betrieben und ist die einzige<br />

Tankstelle in <strong>Waldniel</strong>. 67<br />

Weitere Tankstellen kamen hinzu:<br />

• Mitte der 1950er Jahre baute Fritz Kattanek an der <strong>Waldniel</strong>er Heide, direkt an der<br />

Kreuzung B 230 und Rickelrather Straße, eine Tankstelle, die er zunächst in<br />

Eigenregie betrieb. Im Jahre 1956 erweiterte er die Tankstelle um eine Kfz-Werk -<br />

statt, und 1957 baute er nebenan sein Wohnhaus. Mit Datum vom 29. Dezember<br />

1966 verpachtete Fritz Kattanek die Tankstelle an die Deutsche Shell AG, die ab dem<br />

01. Januar 1967 den Betrieb der Anlage übernahm. Die Tankstelle wurde am 30.<br />

April 1980 geschlossen. Heute hat dort das Autohaus Arenhövel seine Unter kunft<br />

gefunden. 68<br />

• Im Herbst 1956 baute Peter Bodden eine Tankstelle mit der ARAL an der Roer -<br />

monder Straße. Dies war ihm möglich geworden, weil Mathias Bellen seinen<br />

Standort an der Dülkener Straße nicht verlassen wollte. Später übernahm sein Sohn<br />

Herbert den Betrieb. Seit Mitte Dezember 1997 ist sie geschlossen.<br />

• 1964 errichtete die ESSO-AG auf einem Grundstück an der Dülkener Straße/Ecke<br />

Schulzentrum, das noch immer der Familie des Landwirts Johannes Küppers gehört,<br />

eine Tankstelle. Doch auch dieser war keine längere Laufzeit beschieden. Sie wurde<br />

bereits 1970 wieder geschlossen. 69<br />

66 Auskunft zu dem Vorstehenden: Architekt Josef Derix, Hospitalstraße 1, und Willi Jennihsen, Schubertstr. 2.<br />

67 Auskunft des Herrn Herbert Peters, Ungerath 301.<br />

68 Auskunft und private Unterlagen der Frau Ute Jansen, geb. Kattanek, Steeg 10.<br />

69 Auskunft des Herrn Karl-Heinz Küppers, Dülkener Str. 47.<br />

• Ebenfalls 1964 baute Leo Deckers, der letzte Schäfer von <strong>Waldniel</strong>, <strong>für</strong> seinen Enkel<br />

Wilhelm Gravendyck am Zoppenberg, auf der Gladbacher Straße Nr. 90, eine BP-<br />

Tankstelle mit angeschlossener Kfz-Werkstatt. Am 1. April 1965 nahm sie ihren Betrieb<br />

auf. Sie stand auf einem Gelände, auf dem jahrelang ein alter Schuppen<br />

gestanden hatte, der Leo Deckers u. a. als Unterstand <strong>für</strong> seine Schafe gedient<br />

hatte. Erster Pächter der Tankstelle, und zwar nur bis zum 30. Januar 1966 war Willi<br />

Klomberg. Ihm folgte bis zum 1. Juli 1979 Theo Klomberg. Danach wurde sie bis<br />

zum 31. Dezember 1985 von Horst Beyen betrieben, und am 01. Januar 1986 übernahm<br />

Gerhard Linz Tankstelle und Werkstatt, die er bis zum Februar 1990 führte.<br />

Ihm folgte noch <strong>für</strong> kurze Zeit Reiko Kokot, bevor Tankstelle und Werkstatt aufgegeben<br />

wurden und ein Getränkehandel dort Ein zug hielt. 70 Heute beherbergt sie<br />

eine Pizzeria.<br />

Wie man sieht, hat es auch in <strong>Waldniel</strong> mancherlei Versuche gegeben, mit den neuen<br />

Herausforderungen des automobilen Zeitalters seinen Lebensunterhalt zu verdienen.<br />

Sei es mit dem Betrieb von Werkstätten oder mit dem Verkauf von Treib stoff. Einige<br />

haben lange Jahre davon profitiert und gut gelebt, anderen war nur ein kurzes<br />

betriebliches Dasein vergönnt. Doch den interessantesten Aspekt auf diesen Teil der<br />

<strong>Waldniel</strong>er Entwicklungsgeschichte wirft im-mer noch die Tankstelle der „Witwe<br />

Franz Grün“, deren Emanzipation aus der Not geboren wurde und die es dann den<br />

Männern gezeigt hat.<br />

Literaturverzeichnis:<br />

• Brockhaus, multimedial, 2001<br />

• Gerd Peters, Dieter Pesch, „Bilder aus Alt-<strong>Waldniel</strong>“,<br />

Museumsverein Dohrenburg e.V., 1978<br />

• Roediger, Wolfgang, Hundert Jahre Automobil, Leipzig, Berlin, 1990<br />

• 110 Jahre Rösler Draht, Festschrift 1882<br />

• Ein Jahrhundert Motorradtechnik, VDI-Verlag, Düsseldorf 1987<br />

66 Auskunft der Frau Erika Linz, Lessingstraße 22.<br />

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82<br />

Am 5. Sept. wurde unserem Schützenbruder<br />

Karl-Heinz Schroers der Rheinlandtaler im<br />

Kreishaus Viersen verliehen.<br />

Der „Rheinlandtaler“<br />

Der Landschaftsverband Rheinland (LVR) hat den Rheinlandtaler im Jahre 1976 „<strong>für</strong><br />

herausragende Verdienste um die landschaftliche Kulturpflege“ gestiftet. Bis 1992<br />

wurden mit ihm Persönlichkeiten ausgezeichnet, die sich in der Denkmal- und<br />

Bodendenkmalpflege, in der Archiv* und Museumspflege, in der Landesgeschichte,<br />

Volkskunde, Mundartpflege und Sprachgeschichte, in der Naturkunde und im<br />

Naturschutz ehrenamtlich besonders verdient gemacht haben. Seit 1992 werden<br />

zudem Persönlichkeiten mit dem Rheinlandtaler geehrt, die sich „in besonderer<br />

Weise, anregend oder fördernd, um die kulturelle Entwicklung und Bedeutung des<br />

Rheinlandes“ Meriten erworben haben. Seit März 1996 können mit ihm auch<br />

Persönlichkeiten ausgezeichnet werden, die sich „<strong>für</strong> das multinationale Zusammen -<br />

leben und das friedliche Miteinander zwischen einzelnen Völkergruppen auf kulturellem<br />

Gebiet im Rheinland“ hervorgetan haben. Ausgezeichnet werden zudem<br />

Persönlichkeiten aus dem benachbarten Ausland, die sich „grenzüberschreitende<br />

Verdienste um den gemeinsamen Kulturraum“ erworben haben. Über die Verleihung<br />

des Rheinlandtalers entscheidet der Kulturausschuß der Landschafts versammlung<br />

Rheinland nach Vorberatung in der Auswahlkommission Rheinlandtaler.<br />

Mit der Stiftung des Rheinlandtalers hat der LVR, dem die landschaftliche Kulturpflege<br />

obliegt, eine einmalige Auszeichnung geschaffen. Landschaftliche Kulturpflege ist<br />

nicht denkbar ohne die aktive Mitarbeit engagierter ehrenamtlich tätiger Bürgerinnen<br />

und Bürger. Die Kulturpflege des LVR ist auf ihre In formation und praktische<br />

Mitwirkung dringend angewiesen.<br />

Die <strong>Vereinigte</strong>n <strong>Bruderschaft</strong>en St. Michael und St. Josef <strong>Waldniel</strong><br />

gratulieren ihrem Schützenbruder Karl Heinz Schroers zur Veleihung<br />

des Rheinlandtalers.<br />

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Eindrücke vom Schützenfest 2005<br />

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Alle Fotos von<br />

Foto Houben MG<br />

In diesem Jahr können<br />

beim König, Peter Kohnen,<br />

Foto-CDs vom Schützenfest<br />

2007 <strong>für</strong> 20,– € erworben<br />

werden.<br />

Bitte vorbestellen.<br />

Mit Vorrauskasse.<br />

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Kleiner Führer durch die<br />

Kirmestage.<br />

Kommen sie doch am Freitag den 06. Juli 2007 ins Festzelt am St. Wolfhelm<br />

Gymnasium und feiern mit uns eine 80er Jahre Party. Bei fetziger Musik der Show<br />

und Tanzband Pop@rt und unserem Stargast Stevie Marks mit „Jon Bon Jovi – The<br />

Show“, geht bestimmt die Post ab.<br />

Rocken sie mal wieder richtig ab und besuchen sie in den Tanzpausen die gute alte<br />

Sektbar, die wir extra <strong>für</strong> diesen Abend wieder aufleben lassen.<br />

Am Samstag werden dann zum ersten Mal die bunten Uniformen und festlichen<br />

Kleider angezogen. Ab 14.00 Uhr treffen die einzelnen Züge auf dem Marktplatz ein,<br />

um sich bei einem Platzkonzert <strong>für</strong> den Festumzug zu formieren.<br />

Der erste Weg führt uns dann zu unserem Schützenkönig Peter, der uns mit seinem<br />

Königsstaat auf der Gladbacher Straße erwartet. Nach dem Errichten des<br />

Königsmaien werden wir weiter durch den geschmückten und beflaggten Ort ziehen<br />

und uns gegen 16.50 Uhr am Ehrenmal neben dem Marktplatz zum „Großen Zapfen -<br />

streich“ einfinden.<br />

Ab 20.00 Uhr heißt es dann: Zu Gast bei Freunden. Sind sie dabei, wenn uns<br />

befreundete Züge besuchen, wenn unsere Schützen in ihren schmucken Uniformen<br />

aufziehen und die Tanzfläche <strong>für</strong> den Königstanz absperren, wenn das Königspaar<br />

und der Königsstaat ihre Ehrentänze haben, wenn wir in lockerer Atmosphäre und bei<br />

schöner Musik zur Tanzparty einladen.<br />

Am Sonntag besuchen wir gemeinsam mit unseren Freunden der St. Johannes von<br />

Nepomuk <strong>Bruderschaft</strong> Ungerath, um 8.30 Uhr den Festgottesdienst im<br />

Schwalmtaldom.<br />

Anschließend findet auf der St. Michaels Straße die große Königsparade statt. Hier<br />

sind „Schaulustige“ ausdrücklich erwünscht! Sparen sie nicht mit Applaus, wenn die<br />

einzelnen Züge und Gruppen, im Paradeschritt an Königsstaat und Vorstand, an<br />

Gästen und ihnen liebe Schwalmtalerinnen und Schwalmtaler vorbei marschieren.<br />

Um 11.00 Uhr beginnt dann im Festzelt unser Klompenball, mit Prämierung der<br />

schönsten Klompen. Kommen sie doch mal vorbei und treffen, bei einem kühlen Bier<br />

oder einem erfrischendem Softgetränk, alte Bekannte oder neue Freunde.<br />

90<br />

Der Montag ist der Tag der Empfänge. Um 8.00 Uhr empfängt der Königsadjutant<br />

unsere <strong>Bruderschaft</strong>. Von dort ziehen wir dann zum St. Michaels Kappelchen an Sechs<br />

Linden, wo wir um 9.00 Uhr zum Gottesdienst einladen. Es schließen sich die<br />

Empfänge beim Pfarrer, bei der Volksbank, beim Bürgermeister und bei der Firma<br />

Tacken an.<br />

Am Abend empfangen wir dann unsere befreundeten <strong>Bruderschaft</strong>en zum<br />

Königsgalaball im Festzelt. Die Königspaare der Gastbruderschaften erweisen unserem<br />

Königspaar Peter und Monika sowie dem gesamten Königsstaat ihre Ehre.<br />

Es wäre schön, wenn sie als Zuschauer den einziehenden <strong>Bruderschaft</strong>en am<br />

Straßenrand Spalier bilden und mit Applaus begrüßen würden.<br />

Jedes Fest geht einmal vorüber, so auch unser Schützenfest oder wie wir auch sagen<br />

unsere Kirmes. Nachdem wir die Uniform abgelegt haben, laden wir zum Abschluss<br />

zum Dorfabend ein. Der Dorfabend ist den Kränzerinnen und Kränzern gewidmet,<br />

die in liebevoller Arbeit, Rösschen gedreht und Grün <strong>für</strong> Bögen und Maien gesteckt<br />

haben.<br />

Kommen sie, feiern sie mit und schauen sie sich die schon über die Ortsgrenzen<br />

hinaus bekannten Darbietungen der einzelnen Züge an.<br />

Übrigens, alle Veranstaltungen (außer 80er Jahre Party) sind eintrittsfrei.<br />

Ich hoffe ich habe ihr Interesse geweckt und ich würde mich freuen sie bei der einen<br />

oder anderen Veranstaltung begrüßen zu dürfen.<br />

Friedhelm Schmitz<br />

1. Brudermeister<br />

Restaurant · Gaststätte · Biergarten<br />

Schweizer Haus<br />

Internationale Küche<br />

Inh. Georgios Lamprianidis<br />

Amernerstr. 12, 41366 Schwalmtal (<strong>Waldniel</strong>)<br />

Tel.: 02163–42 81 · Fax: 02163–459978<br />

Mobil: 01 73–5461546<br />

Internationale Küche<br />

Tägl. wechselnder Mittagstisch<br />

Beerdigungskaffees<br />

Hochzeiten, Kommunionen usw.<br />

Gesellschaften bis 200 Pers.<br />

Partyraum ca. 40 Pers.<br />

Kegelbahn<br />

Alle Speisen auch zum mitnehmen!<br />

Öffnungszeiten: Fr.–Mi. ab 10:00 Uhr<br />

91


Unsere neue Band <strong>für</strong> die<br />

Kirmestage<br />

Wir bedanken uns bei der Band „Dusty Druids“, die<br />

leider nicht mehr bei uns spielen können, <strong>für</strong> ihre<br />

langjährige musikalische Begleitung.<br />

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