20 Jahre Fanprojekt Karlsruhe - Koordinationsstelle Fanprojekte
20 Jahre Fanprojekt Karlsruhe - Koordinationsstelle Fanprojekte
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<strong>20</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>Fanprojekt</strong> <strong>Karlsruhe</strong><br />
Stadtjugendausschuss e.V.<br />
<strong>Karlsruhe</strong><br />
★ 1989 – <strong>20</strong>09 ★
Deutscher Fußball-Bund e.V.<br />
Hermann-Neuberger-Haus<br />
Otto-Fleck-Schneise 6<br />
60528 Frankfurt / Main<br />
Tel.: 069 - 67 88 0<br />
Fax: 069 - 67 88 266<br />
E-Mail: info@dfb.de<br />
I-Net: www.dfb.de<br />
Präsident<br />
Dr. Theo Zwanziger,<br />
1. Vizepräsidenten<br />
Hermann Korfmacher<br />
und Dr. Reinhard Rauball,<br />
Schatzmeister<br />
Horst R. Schmidt,<br />
Generalsekretär<br />
Wolfgang Niersbach<br />
<strong>20</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>Fanprojekt</strong>arbeit in <strong>Karlsruhe</strong> sind eine beeindruckend lange Zeit.<br />
Glückwunsch, von Herzen!<br />
Hoffentlich finden Sie alle die Kraft auch weitere zwanzig <strong>Jahre</strong> ans Werk<br />
zu gehen, denn die Geschichte der letzten Jahrzehnte hat uns gelehrt,<br />
dass man im Kanpf gegen Gewalt, Rassismus und Diskriminierung<br />
einen langen Atem braucht.<br />
Mit dem <strong>Fanprojekt</strong> <strong>Karlsruhe</strong> verbindet mich aber auch manch kontroverse<br />
Diskussion, dennoch schätze ich deren Arbeit aber sehr, weil letztendlich<br />
Offenheit und Aufrichtigkeit zählen. Trotz mancher generellen kritischen<br />
Diskussion bin ich absolut davon überzeugt, dass wir den sozialpädgogischen<br />
Ansatz, den die <strong>Fanprojekt</strong>e verfolgen, genauso benötigen, wie geschulte<br />
Ordner, maßvoll agierende Sicherheitsorgane und eine kreative Fankultur.<br />
An der Arbeit des <strong>Fanprojekt</strong>es <strong>Karlsruhe</strong> kann man aber auch sehen, welchen<br />
Spagat die Sozialpädagogen im Fußballumfeld leisten müssen. Zwischen<br />
Vereinsinteressen, den Anliegen der Polizei, der Verbände aber eben auch der<br />
selbstbewusst bis zuweilen auch problematisch agierenden Anhängerschaft,<br />
ist es wichtig einen kühlen Kopf zu bewahren.<br />
Hierzu wünsche ich auch für die nächsten <strong>20</strong> <strong>Jahre</strong><br />
ein glückliches und erfolgreiches „Händchen“.<br />
Helmut Spahn<br />
Deutscher Fußball-Bund e.V.<br />
Sicherheitsbeauftragter<br />
Hauptabteilungsleiter<br />
Prävention & Sicherheit<br />
<strong>20</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>Fanprojekt</strong> <strong>Karlsruhe</strong><br />
Grußwort des DFB
Die <strong>Karlsruhe</strong>r Fanszene war auch in den unruhigen <strong>Jahre</strong>n des Hooliganismus eine<br />
der bundesweit einflussreichsten in Deutschland, die Destroyers waren berüchtigt.<br />
Was machte die <strong>Karlsruhe</strong>r <strong>Fanprojekt</strong>arbeit nun so besonders in den entscheidenden<br />
<strong>Jahre</strong>n und vor der Formulierung der Rahmenkonzeption für <strong>Fanprojekt</strong>e gemäß<br />
den Bestimmungen des Nationalen Konzepts Sport und Sicherheit? Ganz sicher war<br />
dies die ungeheure Nähe der SozialpädagogInnen zu ihrer Zielgruppe, die<br />
Auseinandersetzung mit den Auffälligen, Harten, mitten unter den „bad guys“.<br />
Personelle Konstanz kam zuerst durch Welta Bandel, die sich über diese schwierige<br />
Zeit in den 90er <strong>Jahre</strong>n mit ihrer oft eruptiven Jugendgewalt beim Fußball nicht aus<br />
der sprichwörtlichen sozialpädagogischen Ruhe bringen ließ. Volker Körenzig startete<br />
1996 beim <strong>Fanprojekt</strong> und schloss sich schon bei der EURO 96 in England der<br />
Fanbotschaftsarbeit in Manchester an. Verstärkt durch Dirk Griesbaum sind die beiden<br />
<strong>Karlsruhe</strong>r <strong>Fanprojekt</strong>-Mitarbeiter als ganz wichtige Experten und Kenner in vorderster<br />
Linie bei der Entwicklung zeitgemäßer sozialpädaogogischer<br />
Betreuungskonzepte mit der nach der WM 1998 zahlenmäßig exorbitanten Szene<br />
der Ultras gewesen. Auch hier wieder spielte die <strong>Karlsruhe</strong>r Szene – wie schon im<br />
Falle der Destroyers – eine wichtige Rolle und war gerade in den Anfangsjahren der<br />
noch jungen und heterogenen Ultraszenen stilbildend.<br />
Die Räume des <strong>Fanprojekt</strong>s spielen für diese Entwicklungen eine elementare Rolle,<br />
selbst wenn diese Arbeit nicht immer störungsfrei ist. Deshalb sind die <strong>Karlsruhe</strong>r<br />
<strong>Fanprojekt</strong>mitarbeiter zurecht dafür bekannt, dass sie nicht zu denjenigen gehören,<br />
die es sich gerne einfach machen. Wenn es also ein Markenzeichen für die<br />
<strong>Karlsruhe</strong>r <strong>Fanprojekt</strong>arbeit gibt, dann ist dies, Konflikte auszuhalten und selbst bei<br />
großem öffentlichen Druck nicht zu wanken! Die dazu nötige vehemente<br />
Unterstützung durch den Träger war von Anfang an durch den Abteilungsleiter Rolf<br />
Fluhrer gesichert.<br />
Ich glaube ohne Übertreibung sagen zu können, dass auch ich persönlich ohne<br />
die <strong>Karlsruhe</strong>r Fanarbeit fachlich und persönlich nicht da wäre, wo ich heute bin.<br />
Daher wünsche ich mir persönlich, dass die Kolleginnen und Kollegen in <strong>Karlsruhe</strong><br />
noch sehr lange Kontinuität wahren und dabei bleiben. In diesem Sinne übermittle<br />
ich als Vertreter der DFL sehr gerne die herzlichsten Glückwünsche zum <strong>20</strong>-jährigen<br />
Jubiläum an das <strong>Fanprojekt</strong> <strong>Karlsruhe</strong> mit seinem starken Trägerverein.<br />
Macht bitte weiter so!<br />
Euer<br />
Thomas Schneider<br />
Koordinator für Fanangelegenheiten<br />
bei der Deutschen Fußball Liga GmbH<br />
<strong>20</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>Fanprojekt</strong> <strong>Karlsruhe</strong><br />
Grußwort der DFL<br />
Thomas Schneider<br />
Koordinator für<br />
Fanangelegenheiten bei der<br />
Deutschen Fußball Liga<br />
DFL<br />
Guiolettstraße 44-46<br />
60325 Frankfurt/Main
<strong>20</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>Fanprojekt</strong> <strong>Karlsruhe</strong><br />
Vorwort von Christian Klinger<br />
Liebe Fans des <strong>Karlsruhe</strong>r SC, sehr geehrte Damen und Herren,<br />
seit <strong>20</strong> <strong>Jahre</strong>n leistet das <strong>Fanprojekt</strong> des Stadtjugendausschuss e. V. <strong>Karlsruhe</strong> wertvolle<br />
Arbeit: Es hat sich zu einer unverzichtbaren Schnittstelle zwischen den<br />
Akteuren beim <strong>Karlsruhe</strong>r SC, den Supporters und allen anderen Fans, der Polizei<br />
und der Stadt <strong>Karlsruhe</strong> entwickelt. Für viele Anhänger des KSC ist das <strong>Fanprojekt</strong><br />
zur "zweiten Heimat" geworden. Deshalb darf sich die Einrichtung auch mit Fug und<br />
Recht als Sprachrohr der Fans bezeichnen.<br />
Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des <strong>Fanprojekt</strong>s sind kompetente<br />
Ansprechpartner für die Jugendlichen und Heranwachsenden bei allen Situationen<br />
im Umfeld der Fußballspiele und bieten eine wichtige Anlaufstelle. Das Team besteht<br />
schon seit vielen <strong>Jahre</strong>n in der gleichen Konstellation, was der Arbeit das notwendige<br />
Maß an Kontinuität verleiht.<br />
Gleichzeitig ist ein hoher Grad an Flexibilität nötig, um auf immer wieder neue<br />
Situationen adäquat reagieren zu können. Das Angebot offener Jugendarbeit, die<br />
Begleitung von Jugendlichen und Heranwachsenden innerhalb ihres sozialen<br />
Umfelds und die daraus resultierende gesellschaftliche Teilhabe und Mitwirkung<br />
sowie die kritische Auseinandersetzung mit Themen der (Jugend)-Subkultur wie der<br />
Umgang mit Alkohol oder Gewalt – all dies sind wichtige Kernpunkte bei der Arbeit.<br />
Dies unterstreicht auch den wichtigen präventiven Charakter des <strong>Fanprojekt</strong>s.<br />
Genau diese Kernpunkte sind auch tragender Bestandteil der Leitgedanken des<br />
Stadtjugendausschuss e. V. <strong>Karlsruhe</strong> in den mehr als 30 Kinder- und Jugendtreffs<br />
und Projekten zur Berufsorientierung, zur Gewaltprävention oder Medienkompetenz<br />
von Jugendlichen, die der Stadtjugendausschuss e. V. als Träger der Jugendhilfe im<br />
Auftrag der Stadt <strong>Karlsruhe</strong> anbietet.<br />
Der Vorstand des Stadtjugendausschuss e.V. <strong>Karlsruhe</strong> ist stolz auf die Arbeit der<br />
Kollegen im <strong>Fanprojekt</strong>.<br />
Christian Klinger<br />
1. Vorsitzender Stadtjugendausschuss e.V. <strong>Karlsruhe</strong><br />
Stadtjugendausschuss e.V.<br />
<strong>Karlsruhe</strong><br />
Christian Klinger<br />
1. Vorsitzender<br />
Stadtjugendausschuss e.V. <strong>Karlsruhe</strong><br />
03
Martin Lenz<br />
Bürgermeister<br />
der Stadt <strong>Karlsruhe</strong><br />
04<br />
<strong>20</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>Fanprojekt</strong> <strong>Karlsruhe</strong><br />
Grußwort des Bürgermeisters<br />
<strong>20</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>Fanprojekt</strong> <strong>Karlsruhe</strong> –<br />
ein unverzichtbarer Bestandteil der sozialen Arbeit in der Stadt <strong>Karlsruhe</strong><br />
Dem <strong>Fanprojekt</strong> <strong>Karlsruhe</strong> gratuliere ich ganz herzlich zu seinem <strong>20</strong>-jährigen<br />
Bestehen und danke allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern für die geleistete Arbeit<br />
in dieser Zeit. Seit <strong>20</strong> <strong>Jahre</strong>n trägt das <strong>Fanprojekt</strong> mit hohem Engagement und großer<br />
Bereitschaft dazu bei, Gewalt, Intoleranz und Rechtsextremismus im<br />
Fußballumfeld wirksam entgegenzutreten.<br />
In den Anfangsjahren war die Arbeit geprägt durch die Betreuung der<br />
Hooligangruppe "Destroyers", welche auch den Ursprung für die pädagogische<br />
Arbeit des Projektes im Jahr 1989 darstellt. An dieser Stelle darf ich an meinen<br />
Vorgänger, im Amt des Sozial- und Sportbürgermeisters erinnern, Herrn Erster<br />
Bürgermeister a. D. Harald Denecken, er war seinerzeit als Stadtrat und Vorsitzender<br />
des Trägervereins Stadtjugendausschuss e. V. <strong>Karlsruhe</strong> aktiv in diese Arbeit<br />
einbezogen. Die Erfahrungen von damals zeigen die Notwendigkeit des<br />
Arbeitsfeldes und auch die Erfolge, die daraus resultieren.<br />
Die ständigen Veränderungen der Fanszene – von der anfänglichen Arbeit mit<br />
Hooligan-Gruppierungen bis zum heutigen Hauptarbeitsbereich mit der "Ultra-<br />
Bewegung" – bedeuten für die Mitarbeiter auch ständige Veränderungen des pädagogischen<br />
Konzepts.<br />
Dahinter stecken wohlüberlegte pädagogische Arbeiten. Das Projekt bietet jugendlichen<br />
Fans gemeinsame Treffpunkte sowie Hilfe und Beratung in schwierigen<br />
Lebenslagen. An den Spieltagen in den Fußballstadien sind die Mitarbeiter<br />
Ansprechpartner bei Problemen mit den beteiligten Institutionen im Fußballumfeld.<br />
Damit leistet das <strong>Fanprojekt</strong> einen wichtigen Beitrag zur sozialen Stabilisierung der<br />
<strong>Karlsruhe</strong>r Fanszene.<br />
Die positiven Wirkungen dieser sozialarbeiterischen Arbeit machen sich nicht nur bei<br />
den Fans, sondern auch in der gesellschaftlichen Situation innerhalb der Stadt<br />
<strong>Karlsruhe</strong> bemerkbar. Dies fördert den Schulterschluss aller Beteiligten und fördert<br />
die notwendige politische Rückendeckung.<br />
Mein Dank geht selbstverständlich auch an die Fans des <strong>Karlsruhe</strong>r SC, die regelmäßig<br />
durch das positive "Fan-Dasein" ihren Beitrag leisten.<br />
Ich wünsche dem <strong>Fanprojekt</strong> weiterhin viel Erfolg!<br />
Martin Lenz<br />
Bürgermeister
<strong>20</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>Fanprojekt</strong> <strong>Karlsruhe</strong><br />
Liebe KSC-Fans und Freunde des <strong>Fanprojekt</strong>es,<br />
ich gratuliere dem <strong>Fanprojekt</strong> <strong>Karlsruhe</strong> im Namen des KSC herzlich zu seinem<br />
zwanzigjährigen Bestehen.<br />
Zwei Jahrzehnte besteht diese wichtige Einrichtung nun schon - drei <strong>Jahre</strong> in der<br />
Kapellenstraße, anschließend vierzehn <strong>Jahre</strong> in der Moltkestraße. Seit seinem letzten<br />
Umzug in die neue Heimat in der Mainestraße in der <strong>Karlsruhe</strong>r Nordstadt sind<br />
bereits auch wieder drei <strong>Jahre</strong> vergangen.<br />
Dem <strong>Fanprojekt</strong> kommt im heutigen Fußballzeitalter eine eminent wichtige Rolle zu.<br />
Diese umfasst viele verschieden Themenkomplexe: So spielt das <strong>Fanprojekt</strong> eine<br />
wichtige – wenn auch oft im Hintergrund stattfindende, und deshalb selten richtig<br />
wahrgenommene – Rolle, wenn es um die Deeskalation von Gewalt an Spieltagen<br />
geht. Hier ist es Spieltag für Spieltag unser gemeinsames Ziel, dass es friedlich im<br />
Stadion zugeht und dies auch so bleibt. Gerade bei heiklen Situationen und<br />
Geschehnissen ist das <strong>Fanprojekt</strong> immer gefragt.<br />
Angefangen hat das <strong>Karlsruhe</strong>r <strong>Fanprojekt</strong> mit einer halben ABM-Stelle – mittlerweile<br />
arbeiten drei Personen in hauptamtlicher Funktion in diesem Bereich. Dies zeugt<br />
von Kontinuität – wie auch die Tatsache, dass Volker Körenzig bereits seit elf <strong>Jahre</strong>n<br />
dabei ist.<br />
Den <strong>Fanprojekt</strong>mitarbeitern kommt bei den Belangen der Fanszene eine<br />
Mittlerposition zu – schon oft haben wir an einem Tisch gesessen und kontrovers<br />
über Fanthemen diskutiert. Dabei, daraus mache ich keinen Hehl, waren wir nicht<br />
immer einer Meinung. Aber letztlich gilt es, einen gemeinsamen Konsens zu finden,<br />
der allen Seiten so gut es geht gerecht wird. Darüber sind sich beide Seiten bewusst.<br />
Hier möchte ich auch die Verbindung mit den anderen an der Fanszene beteiligten<br />
Institutionen, sei es die Fanbetreuung oder die Supporters, nicht unerwähnt lassen<br />
und ihnen auf diesem Weg für die gute Zusammenarbeit danken.<br />
Ich wünsche der Jubiläumsveranstaltung anlässlich des <strong>20</strong>-jährigen Bestehens des<br />
<strong>Fanprojekt</strong>s ein gutes Gelingen und freue mich weiterhin auf eine gute<br />
Zusammenarbeit.<br />
Ihr<br />
Grußwort des KSC-Managers<br />
Rolf Dohmen<br />
Manager des <strong>Karlsruhe</strong>r SC<br />
Rolf Dohmen<br />
Manager des <strong>Karlsruhe</strong>r Sport-Clubs<br />
05
Die <strong>Koordinationsstelle</strong><br />
<strong>Fanprojekt</strong>e KOS berät und<br />
begleitet im Rahmen des<br />
Nationalen Konzepts Sport<br />
und Sicherheit (NKSS) die<br />
<strong>Fanprojekt</strong>e in Deutschland.<br />
Darüber hinaus steht sie<br />
weiteren Institutionen<br />
(DFB, DFL, Wissenschaft,<br />
Polizei, Medien, Politik etc.)<br />
als beratende Instanz zur<br />
Verfügung.<br />
06<br />
<strong>20</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>Fanprojekt</strong> <strong>Karlsruhe</strong><br />
Grußwort der KOS<br />
Mehr als <strong>20</strong> <strong>Jahre</strong> engagierte Arbeit für junge Fußballfans<br />
Soziale Arbeit mit Fußballfans galt lange Zeit<br />
geradezu als ein exotisches Feld der Sozialarbeit.<br />
Das <strong>Fanprojekt</strong> <strong>Karlsruhe</strong> gehört quasi zu den<br />
Pionier-Projekten. Es ist eine von 12<br />
Einrichtungen, die schon vor der Niederschrift der<br />
Arbeitsgrundlagen durch die Richtlinien des<br />
Nationalen Konzept Sport und Sicherheit (NKSS,<br />
1992) tätig waren und sich so große Verdienste<br />
um die grundlegende Ausrichtung und auch<br />
Qualität dieser Arbeit erwarben.<br />
Das <strong>Fanprojekt</strong> <strong>Karlsruhe</strong> macht nach wie vor mit<br />
frischen und innovativen Ideen und Aktionen von<br />
sich reden. Erst kürzlich durften wir uns auch<br />
ganz persönlich von der hohen Qualität des örtlichen<br />
Netzwerkes überzeugen, dessen "Pflege"<br />
ebenfalls zu den Aufgaben eines <strong>Fanprojekt</strong>s<br />
gehört. Es ging – wie so oft derzeit – um<br />
Stadionverbote, das Thema "Anhörung" und in<br />
diesem Fall sehr konkret um einen Konflikt zwischen<br />
Schlüsselpersonen der Fanszene mit<br />
Polizei und Verein. Unter Vermittlung des<br />
<strong>Fanprojekt</strong>s kam eine hochrangige<br />
Gesprächsrunde zusammen, die im Sinne des<br />
konstruktiven Dialoges genau die relevanten<br />
Konfliktparteien an einen Tisch brachte.<br />
<strong>Fanprojekt</strong> und KOS übernahmen die Moderation<br />
dieser Gesprächsrunde.<br />
Die meisten <strong>Fanprojekt</strong>e arbeiten in einer Rolle,<br />
die gerne als "zwischen den Stühlen sitzend"<br />
beschrieben wird. Das ist schwierig, aber nur so<br />
können die hochgesteckten und im NKSS formulierten<br />
Ziele auch erreicht werden. Man ist einerseits<br />
dafür zuständig, die Bedürfnisse von Fans<br />
bzw. Ultras in Richtung "Erwachsenenwelt",<br />
sprich auch den Institutionen zu übersetzen.<br />
Andererseits geht es darum, auch der jungen<br />
Klientel klarzumachen, dass es sinnvolle Regeln<br />
in einer demokratischen Gesellschaft gibt, deren<br />
Überschreitungen dann Konsequenzen nach sich<br />
ziehen.<br />
Diese Gratwanderung ist auch in <strong>Karlsruhe</strong> nicht<br />
einfach, insbesondere weil im viel beachteten<br />
Feld des Fußballs so viele verschiedene Akteure<br />
und Interessensgruppen aktiv sind. Gerade das<br />
<strong>Fanprojekt</strong> <strong>Karlsruhe</strong> zeichnet dabei aus, dass<br />
das Team aufgrund seiner langjährigen<br />
Berufserfahrung souverän und clever genug ist,<br />
diese Gratwanderung zu absolvieren.<br />
Auch hinsichtlich der Räumlichkeiten und deren<br />
Nutzungsvereinbarungen mit den jugendlichen<br />
KSC-Anhängern wird man kaum ein überzeugenderes<br />
Beispiel für die Standards der sozialpräventiven<br />
pädagogischen Arbeit finden. Die<br />
Möglichkeiten, die diese Räumlichkeiten durch<br />
einen Versammlungssaal, Gruppenräume wie<br />
auch dem Büro des Projektes bieten, würden wir<br />
gerne am liebsten sofort auf alle Standorte übertragen<br />
lassen.<br />
Insbesondere in der Arbeit mit den jungen und oft<br />
unbequemen Ultras wird der erfolgreiche Einfluss<br />
der Fanarbeit sichtbar. Dem <strong>Fanprojekt</strong> ist es<br />
durch frühzeitige Intensivierung des Kontaktes<br />
zur jungen Fanszene gelungen, sich innerhalb<br />
der Ultras einen anerkannten Einfluss zu erarbeiten.<br />
Schon am früheren <strong>Fanprojekt</strong>standort in der<br />
Nähe der Uni war es beeindruckend, wie viel<br />
junge Fans den Treffpunkt des <strong>Fanprojekt</strong>s nutzten<br />
und dadurch auch erreich- und ansprechbar<br />
für die Sozialpädagogen waren.<br />
Die <strong>Karlsruhe</strong>r Szene zählt zu einer der ältesten<br />
und auch wichtigsten innerhalb der bundesdeutschen<br />
Ultrabewegung. An den allermeisten<br />
Standorten verweigern gerade die Ultras die<br />
Kommunikation mit den Ordnungskräften, aber<br />
auch mit dem Verein. Dass dies in <strong>Karlsruhe</strong><br />
anders ist, ist eben auch der Arbeit des<br />
<strong>Fanprojekt</strong>s zu verdanken.
Dennoch kann man natürlich auch in <strong>Karlsruhe</strong><br />
nicht von einer heilen Welt sprechen. Das<br />
<strong>Fanprojekt</strong>, sprich ein dreiköpfiges Team, arbeitet<br />
durchschnittlich mit einigen hundert Fans. Diese<br />
wiederum treffen an Spieltagen in noch viel größerer<br />
Anzahl auf viele andere Gästeanhänger,<br />
dazwischen die Polizei, meist auch mit einigen<br />
Hundertschaften. Schaut man sich nur einmal<br />
dieses Zahlenverhältnis an, merkt man schnell,<br />
wie hoch die Leistung zu bewerten ist, für die nur<br />
drei Sozialarbeiter verantwortlich sind. Die in sie<br />
gesetzten Erwartungen sind hingegen oft noch<br />
viel größer, was die Arbeit sicherlich nicht leichter<br />
macht.<br />
Das Wort <strong>Fanprojekt</strong> war ursprünglich betont auf<br />
"Projekt", was ja an sich bedeuten könnte, nach<br />
einer Projektzeit wäre das Ganze dann auch einmal<br />
abgeschlossen. Aber die Erfahrungen wie<br />
auch die sogenannte ZiP-Studie (Pilz/Behn u.a.,<br />
"Wandlungen des Zuschauerverhaltens im<br />
Profifußball", <strong>20</strong>06) des Bundesinstituts für<br />
Sportwissenschaften belegen, dass die Arbeit mit<br />
den immer wieder neuen Generationen von<br />
Fußballfans eigentlich niemals beendet ist. Um<br />
etwa gegen rechtsextreme Äußerungen und<br />
Verhaltsweisen von Fußballfans vorzugehen<br />
Die <strong>Koordinationsstelle</strong> <strong>Fanprojekt</strong>e (KOS) bei der dsj<br />
v.l.n.r.: Volker Goll, Marion Kowal,<br />
Tobias Döpgen, Michael Gabriel.<br />
<strong>20</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>Fanprojekt</strong> <strong>Karlsruhe</strong><br />
bedarf es immer wieder neuer Anstrengungen.<br />
Dies gilt gleichfalls für den Bereich der<br />
Gewaltprävention. Die <strong>Fanprojekt</strong>e leisten somit<br />
eine eminent wichtige gesellschaftspolitische<br />
Arbeit, deren Ansatz unserer Überzeugung nach<br />
noch viel weiter ausgebaut werden sollte, damit<br />
er seine volle Wirksamkeit entfalten kann.<br />
In diesem Zusammenhang freuen wir uns natürlich,<br />
dass auch unser langjähriges Engagement<br />
mit dazu beigetragen hat, dass das Land Baden-<br />
Württemberg letztes Jahr von der Sinnhaftigkeit<br />
dieser ganz speziellen Sozialarbeit mit Fußballfans<br />
überzeugt werden konnte. Inzwischen werden<br />
in jedem Bundesland <strong>Fanprojekt</strong>e gefördert.<br />
Eine besondere Erwähnung muss an dieser<br />
Stelle die Stadt <strong>Karlsruhe</strong> finden. Die <strong>20</strong>-jährige<br />
Jubiläums-feier des <strong>Fanprojekt</strong>s ist in großem<br />
Maße den politischen Einsichten der städtischen<br />
Verantwortlichen zu verdanken, wie auch der<br />
ganz praktischen finanziellen Förderung über die<br />
ganzen <strong>Jahre</strong> hinweg.<br />
Volker Körenzig, Dirk Grießbaum, Jürgen<br />
Wiedmann und all ihren auch ehrenamtlich wirkenden<br />
Kolleginnen und Kollegen, wie auch den<br />
Vorgängerinnen und Vorgängern möchten wir für<br />
die geleistete Fanarbeit ganz herzlich danken und<br />
viel Kraft und Erfolg für die Zukunft wünschen. Mit<br />
der KOS werdet ihr auch in Zukunft einen engagierten<br />
Partner an eurer Seite haben.<br />
<strong>Koordinationsstelle</strong><br />
<strong>Fanprojekt</strong>e<br />
Deutsche Sportjugend<br />
Otto-Fleck-Schneise 12<br />
60528 Frankfurt / Main<br />
Tobias Döpgen<br />
Tel. (069) 6700-357<br />
Fax (069) 6700-1357<br />
doepgen@dsj.de<br />
Michael Gabriel<br />
Tel. (069) 6700-345<br />
Fax (069) 6700-1345<br />
gabriel@dsj.de<br />
Volker Goll<br />
Tel. (069)6700-390<br />
fax: (069)6700-1390<br />
goll@dsj.de<br />
07
Fritz Rüffel<br />
Leiter Polizeirevier KA-Marktplatz<br />
und Einsatzleiter Wildparkstadion<br />
08<br />
<strong>20</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>Fanprojekt</strong> <strong>Karlsruhe</strong><br />
Dieses berühmte Zitat von Sepp Herberger kennt sicherlich jeder Fußballfan. Das<br />
Zitat sagt aus, dass beim Fußball alles passieren kann und man nicht aufgeben, oder<br />
sich zurücklehnen darf, bevor der Schiedsrichter abpfeift.<br />
Das Zitat von Sepp Herberger möchte ich als "Steilvorlage" aufnehmen, um dem<br />
<strong>Fanprojekt</strong> <strong>Karlsruhe</strong> zu seinem <strong>20</strong>-jährigen Jubiläum zu gratulieren.<br />
Die <strong>Fanprojekt</strong>e sollen bundesweit die gesellschaftliche Komplexität der Fankulturen<br />
erfassen und diese Erfahrungen in der Alltagsarbeit umfassend berücksichtigen.<br />
Eine der wichtigsten Aufgaben von <strong>Fanprojekt</strong>en ist es, die positiven Kräfte von<br />
Fankulturen zu fördern und zu stärken. Choreographien, Transparente und Gesänge<br />
gehören zum modernen Fußball. Emotionen dürfen gezeigt und auch gelebt werden.<br />
Allerdings muss Gewalt bei den Fans Ablehnung erfahren und darf keine Akzeptanz<br />
finden.<br />
Gerade in diesem Spannungsfeld nehmen <strong>Fanprojekt</strong>e und die Polizei tragende und<br />
wichtige Rollen ein. Die Aufrechterhaltung der öffentlichen Sicherheit und Ordnung<br />
bei sportlichen Großveranstaltungen ist gesetzlicher Auftrag der Polizei. und kollidiert<br />
oftmals mit den Interessen der Fans. Gerade hier hat sich seit <strong>Jahre</strong>n die gute<br />
und konstruktive Zusammenarbeit zwischen dem <strong>Fanprojekt</strong> <strong>Karlsruhe</strong> und der<br />
<strong>Karlsruhe</strong>r Polizei bewährt.<br />
Fußballfans und Polizei wollen und sollen mehr miteinander reden. Der "heiße Draht"<br />
zwischen Fans und Polizei fördert den Austausch und das Verständnis für das jeweilige<br />
Gegenüber. Durch die Dialogförderung sollen Spannungen und Feindbilder<br />
abgebaut bzw. minimiert werden.<br />
Ich persönlich wünsche mir für die Zukunft einen noch stärkeren Dialog mit den Fans<br />
und darf mich nochmals recht herzlich für die gute, vertrauensvolle und konstruktive<br />
Zusammenarbeit mit allen Mitarbeitern des <strong>Fanprojekt</strong>es <strong>Karlsruhe</strong> bedanken, sowie<br />
sie zum <strong>20</strong>-jährigen Jubiläum beglückwünschen.<br />
Fritz Rüffel<br />
Leiter Polizeirevier KA-Marktplatz<br />
und Einsatzleiter<br />
Grußwort der Polizei<br />
"Der Ball ist rund und das Spiel dauert 90 Minuten"
BAG <strong>Fanprojekt</strong>e Süd e.V.<br />
<strong>20</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>Fanprojekt</strong> <strong>Karlsruhe</strong><br />
Ich gratuliere dem <strong>Karlsruhe</strong>r <strong>Fanprojekt</strong> sehr<br />
herzlich zu seinem <strong>20</strong>-jährigen Bestehen.<br />
Hiermit zählt die Fansozialarbeit in der ehemaligen<br />
Residenzstadt zu den ältesten und konstantesten<br />
im gesamten Bundesgebiet.<br />
Im Laufe der <strong>Jahre</strong> standen die Kolleginnen und<br />
Kollegen insbesondere im Netzwerk der Süd-<br />
<strong>Fanprojekt</strong>e stets für eine aktive und kooperative<br />
Zusammenarbeit. Umso erfreuter habe ich die<br />
aktuelle Würdigung ihrer Arbeit durch die Baden-<br />
Württembergische Landesregierung vernommen.<br />
Hierdurch kann auch auf längere Sicht eine professionelle<br />
und erfolgreiche Fansozialarbeit praktiziert<br />
werden.<br />
Thomas Beckmann<br />
Sprecher der Bundesarbeitsgemeinschaft der<br />
<strong>Fanprojekt</strong>e - Südverbund e.V. (BAG Süd e.V.)<br />
Grußworte<br />
Supporters <strong>Karlsruhe</strong> 1986 eV.<br />
<strong>20</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>Fanprojekt</strong> <strong>Karlsruhe</strong> – das heißt für<br />
mich <strong>20</strong> <strong>Jahre</strong> aktive Jugendarbeit und persönliche<br />
Anlaufstelle für KSC-Fans sein: Ansprechpartner<br />
und Anwalt zu sein, zuhören können,<br />
Beziehung knüpfen, Ratgeber sein, mal ins<br />
Gewissen reden, dann aber auch tröstend wirken,<br />
auskotzen lassen, aber auch den Anderen auffangen<br />
können, Plattform bieten, Freiraum geben,<br />
als Vermittler auftreten, für den anderen einsetzen,<br />
Konfliktlöser sein, Vertrauen schenken, kompromissbereit<br />
sein, diskutieren, Grenzen aufzeigen…<br />
Diese Liste ließe sich noch vielfach verlängern.<br />
Ein herzliches Dankeschön gilt allen<br />
Sozialarbeitern des <strong>Fanprojekt</strong>s in den letzten <strong>20</strong><br />
<strong>Jahre</strong>n. Miteinander für die „gute Sache“ streiten,<br />
war und ist nicht immer leicht, aber wir haben in<br />
unserer Zusammenarbeit immer einen gemeinsamen<br />
Nenner gefunden. Ohne Euren Einsatz<br />
würde es heute kein „Drei-Säulen-Modell“ in<br />
<strong>Karlsruhe</strong> geben.<br />
Ich danke auch dem Stadtjugendausschuss, dass<br />
er dem <strong>Fanprojekt</strong> in all den <strong>Jahre</strong>n den Rücken<br />
gestärkt hat, auch wenn der politische Druck oftmals<br />
sehr groß wurde.<br />
Persönlich danken will ich an dieser Stelle auch<br />
Harald Denecken, als Mitbegründer und Befürworter<br />
der <strong>Karlsruhe</strong>r Fanarbeit.<br />
Ich gratuliere dem <strong>Fanprojekt</strong> <strong>Karlsruhe</strong><br />
zu seinem <strong>20</strong>. Geburtstag. Wer gut arbeitet,<br />
hat auch ein Recht, gebührend zu feiern.<br />
Martin Löffler<br />
1. Vorstand der Supporters <strong>Karlsruhe</strong> 1986 eV.<br />
Martin Löffler<br />
1. Vorstand der Supporters<br />
<strong>Karlsruhe</strong> 1986 e.V.<br />
09
„Das <strong>Fanprojekt</strong> ist auf jeden<br />
Fall eine ganz tolle Einrichtung,<br />
die mir in meiner Sturm und<br />
Drang Phase immer eine<br />
Anlaufstelle geboten hat.<br />
Die Angestellten Volker<br />
Körenzig und Claus-Jürgen<br />
Sailer standen mir immer<br />
zur Seite, wenn irgendwas<br />
war und auf jeden Fall ein<br />
unverzichtbares MUSS!“<br />
Andreas Kleber<br />
10<br />
Stadtjugendausschuss e.V.<br />
<strong>Karlsruhe</strong><br />
Der Ursprung des <strong>Fanprojekt</strong> <strong>Karlsruhe</strong> geht bis<br />
in das Jahr 1986 zurück, in dem sich engagierte<br />
Fußballfans, die in verschiedenen Fanclubs organisiert<br />
waren, zum Dachverband der<br />
„Interessengemeinschaft <strong>Karlsruhe</strong>r Fußballfans<br />
e.V.“, den heutigen „Supporters <strong>Karlsruhe</strong> 1986<br />
e.V.“, zusammenschlossen. In Zusammenarbeit<br />
mit den Diplomanden um Wolfgang Schäfer forderte<br />
die IG auf politscher Ebene ein <strong>Fanprojekt</strong>,<br />
bei dem sozialpädagogisch orientierte<br />
Maßnahmen mit Fußballfans im Fokus standen.<br />
Die politischen Gremien der Stadt <strong>Karlsruhe</strong><br />
erkannten die Notwendigkeit und richteten eine<br />
solche Einrichtung ein. Die Anfänge des<br />
Projektes wurden durch die Arbeit mit der<br />
Hooligangruppierung „Destroyers“ geprägt, da sie<br />
eine stetige und wachsende Präsenz eingenommen<br />
hatten.<br />
Das Jahr 1989 brachte eine entscheidende<br />
Veränderung mit sich: das <strong>Fanprojekt</strong> wurde<br />
unter die Trägerschaft des Stadtjugendausschusses<br />
e.V. <strong>Karlsruhe</strong> gestellt und genießt bis<br />
heute einen starken fachlichen und politischen<br />
Rückhalt und wird sowohl von der Stadt als auch<br />
von den Fans akzeptiert.<br />
Das <strong>Fanprojekt</strong> in der Moltkestraße, 1992 – <strong>20</strong>06…<br />
<strong>20</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>Fanprojekt</strong> <strong>Karlsruhe</strong><br />
Historie<br />
Das <strong>Fanprojekt</strong> Karlsuhe – vom Ursprung bis heute<br />
Mit dem Einzug in die Räume in der<br />
Kapellenstraße hat das Projekt auch seine erste<br />
gemeinsame Anlaufstelle für die Fans und die<br />
Mitarbeiter des Projektes erhalten.<br />
Das Jahr 1993 brachte Neuerungen mit sich. Die<br />
Hooligangruppen standen nicht mehr alleine im<br />
Fokus der sozialpädagogischen Arbeit, weil sich<br />
ihre Zahl im Vergleich zu den <strong>Jahre</strong>n zuvor verringert<br />
hatte.<br />
Man kann aber bis heute nicht davon sprechen,<br />
dass diese Szene ausgestorben ist. Aufgrund der<br />
veränderten Ausrichtung auf die Zielgruppe und<br />
die Arbeit, die sich sowohl nach den Richtlinien<br />
des „Nationalen Konzept Sport und Sicherheit“,<br />
als auch nach den Grundlagen des Kinder- und<br />
Jugendhilfegesetzt orientiert, stehen jugendliche<br />
und heranwachsende Fußballfans im Mittelpunkt<br />
der Arbeit.<br />
Im gleichen Zeitraum bezog das <strong>Fanprojekt</strong> das<br />
Anne-Frank-Haus in der Moltkestraße.
Ab Mitte der 90er entwickelte sich in <strong>Karlsruhe</strong><br />
die Ultra-Bewegung. In Anbetracht des Alters und<br />
des Verhaltens der Mitglieder entsprechen die<br />
Ultras der Zielgruppe des <strong>Fanprojekt</strong>s <strong>Karlsruhe</strong>.<br />
Die Zielgruppe der Ultras ist bis zum heutigen Tag<br />
die größte Gruppierung, mit denen die Mitarbeiter<br />
des <strong>Fanprojekt</strong>s <strong>Karlsruhe</strong> arbeiten.<br />
Neben der Begleitung zu allen Heim- sowie<br />
Auswärtsspielen des KSC gibt es einen offenen<br />
Betrieb während der Woche und Öffnungszeiten<br />
des <strong>Fanprojekt</strong>s vor und nach den Heimspielen.<br />
Zentrale Arbeitsfelder sind die Krisenintervention<br />
und Beratung von Fans in akuten Problemlagen<br />
sowie eine ausgeprägte Vernetzungsarbeit mit<br />
allen beteiligten Institutionen im Umfeld des<br />
Fußballgeschehens des KSC.<br />
Durch den mehrmaligen Abstieg aus der<br />
Bundesliga bis in die Regionalliga und dem<br />
Wiederaufstieg in die 1. Liga fanden häufig<br />
Personalwechsel statt. Aktuell arbeiten im Projekt<br />
mit Volker Körenzig, Dirk Grießbaum und Jürgen<br />
Wiedmann drei hauptamtliche Mitarbeiter, die<br />
sich intensiv um die Belange der Jugendlichen<br />
kümmern.<br />
<strong>20</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>Fanprojekt</strong> <strong>Karlsruhe</strong><br />
… und das neue <strong>Fanprojekt</strong> in der Mainestraße, seit <strong>20</strong>06.<br />
Historie<br />
Das <strong>Fanprojekt</strong> Karlsuhe – vom Ursprung bis heute<br />
Die <strong>Fanprojekt</strong>ler in den neuen Räumlichkeiten.<br />
Im März <strong>20</strong>06 hat das <strong>Fanprojekt</strong> <strong>Karlsruhe</strong> ein<br />
neues Domizil gefunden. Durch den Bau der<br />
Mensa auf dem Engländerplatz mit seiner historischen<br />
Fußballgeschichte, bekam das <strong>Fanprojekt</strong><br />
neue Räumlichkeiten in der Nordstadt.<br />
Autor: Volker Körenzig<br />
Aufgeschnappt:<br />
"Dirk und Jürgen sind die<br />
rechte und die linke Hand des<br />
Teufels, welcher wiederum der<br />
Volker ist. Scherz."<br />
"Grundsätzlich kann man<br />
sagen, dass auf die Jungs<br />
eigentlich immer Verlass ist.<br />
Sie sind zwar nicht für jeden<br />
Spaß zu haben, aber für fast<br />
jeden. Deswegen lobe ich mir<br />
unsere drei Langhaarigen."<br />
11
„Das <strong>Fanprojekt</strong> war mein<br />
2. Wohnzimmer während<br />
dem Zivi und Studium,<br />
ich war immer stolz darauf,<br />
dass wir in <strong>Karlsruhe</strong> eins<br />
haben...<br />
Sozis:<br />
Danke für den „Spiegel vor's<br />
Gesicht halten“ und „über den<br />
Blockrand hinaus schauen.“<br />
Uli Kößler<br />
12<br />
Stadtjugendausschuss e.V.<br />
<strong>Karlsruhe</strong><br />
Wie ist die Idee des <strong>Fanprojekt</strong>es entstanden?<br />
Wolfgang:<br />
Zwischen 1983 und 1984 hat es viele<br />
Presseartikel über rechtsradikale und gewalttätige<br />
Fußballfans in <strong>Karlsruhe</strong> gegeben, vor allem in<br />
der <strong>Karlsruhe</strong>r Rundschau und in den Badische<br />
Neueste Nachrichten. Uta Eisenacher, Susanne<br />
Saub und ich hatten zu der Zeit an der<br />
Fachhochschule Mannheim studiert und uns hat<br />
interessiert, ob diese Behauptungen stimmen und<br />
ob in diesem Bereich sozialpädagogische<br />
Arbeiten stattfinden? Das waren zunächst die<br />
Grundfragen für unsere Diplomarbeit, die wir zu<br />
diesem Zeitpunkt gehabt haben.<br />
Wie hast du den ersten Kontakt mit der Szene<br />
aufgenommen?<br />
Wolfgang:<br />
Wir hatten zunächst einmal Kontakt mit einem<br />
Streetworker aufgenommen, der Verbindungen<br />
zum Fanclub Blau-Weiß-<strong>Karlsruhe</strong> hatte. Wir<br />
besuchten regelmäßig mit ihm die Fanclubs und<br />
Spiele. Dieser ganze Prozess zog sich über ein<br />
Jahr hin.<br />
Zu welchem Ergebnis bist du bezüglich der<br />
Thesen des Rechtsradikalismus und der<br />
Gewalttätigkeit in deiner Diplomarbeit gekommen?<br />
Wolfgang:<br />
Dafür gibt es keine pauschale Antwort.<br />
Rechtsradikalismus und Gewaltbereitschaft hat<br />
es vereinzelt gegeben. Man sollte zwischen einer<br />
gewalttätigen und friedlicheren Szene unterscheiden.<br />
<strong>20</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>Fanprojekt</strong> <strong>Karlsruhe</strong><br />
Interview mit Wolfgang Schäfer<br />
Ein Vorreiter für die Idee der “Fanarbeit in <strong>Karlsruhe</strong>”<br />
Wolfgang Schäfer (rechts) vor rund <strong>20</strong> <strong>Jahre</strong>n…<br />
Wie kann man sich die Situation der <strong>Fanprojekt</strong>e<br />
zu dieser Zeit vorstellen?<br />
Wolfgang:<br />
<strong>Fanprojekt</strong>e waren zu dieser Zeit nur in Bremen<br />
und Hamburg vorhanden und wir stellten uns die<br />
Frage, ob es von den Seiten der Fans erwünscht<br />
ist, so eine Einrichtung auch in <strong>Karlsruhe</strong> zu etablieren.<br />
Schließlich handelte es sich um eine der<br />
größten Jugendszenen, die es in Deutschland<br />
gab. Deswegen hatten wir unter den Fans eine<br />
Umfrage gestartet und hatten ihnen die Vorteile<br />
aufgeführt, die solch ein <strong>Fanprojekt</strong> mit sich bringen<br />
kann.<br />
Nachdem wir unsere Diplomarbeit abgeschlossen<br />
hatten, wollten wir natürlich nicht, dass unsere<br />
ganze Arbeit umsonst war. Wir sind dann auf<br />
die Stadt zugegangen, ob es möglich wäre so ein<br />
Projekt einzurichten. Als Antwort hatten wir dann<br />
zu hören bekommen, dass sich die Fans erst mal<br />
selber organisieren sollen und auf diesem Weg ist<br />
dann 1986 die „Interessengemeinschaft<br />
<strong>Karlsruhe</strong>r Fußballfans“ entstanden, bei dem<br />
Frank Schwarz den Vorsitz übernommen hat. Uta<br />
und Susanne waren auch im Vorstand aktiv.<br />
Wie ging es danach weiter?<br />
Wolfgang:<br />
Ich hatte in der Zeit als Streetworker hauptsächlich<br />
mit Fußballfans gearbeitet und hatte viel<br />
Vorarbeit für das <strong>Fanprojekt</strong> geleistet. Die<br />
Forderungen danach wurden dann auch immer<br />
lauter.<br />
1987 wurde dann das erste Projekt gegründet<br />
und die ABM-Stelle hat Susanne Schroth übernommen.<br />
Zwei <strong>Jahre</strong> später wurde das Projekt<br />
dem Stadtjugendausschuss unterstellt.
Für wen sollte das <strong>Fanprojekt</strong> als eine<br />
Anlaufstelle dienen?<br />
Wolfgang:<br />
Das Projekt sollte vor allem die normalen<br />
Fußballfans ansprechen. Aber 1987 verbreitete<br />
sich die Hooliganszene und es sollte eine<br />
Trennung zwischen normalen Fans und<br />
Hooligans erfolgen, weil es häufig zu Konflikten<br />
gekommen ist. Beide Gruppen lehnten sich<br />
gegenseitig ab und wollten nichts miteinander zu<br />
tun haben. Die Hooligans sind auch teilweise gar<br />
nicht in die „Interessensgemeinschaft Karlruher<br />
Fußballfans“ aufgenommen worden. Allerdings<br />
war die Trennung schwierig durchzführen und als<br />
Streetworker habe ich mich dann vor allem um<br />
die Hooligans gekümmert.<br />
Gibt es ein positives Erlebnis, an das du dich<br />
besonders gern erinnerst, wenn du an die<br />
Anfangsjahre des <strong>Fanprojekt</strong>es denkst?<br />
Wolfgang:<br />
Ich kann mich an einen jugendlichen Hooligan<br />
erinnern, den ich in meiner Zeit als Streetworker<br />
betreut hatte. Er hat drei <strong>Jahre</strong> Haft bekommen<br />
und konnte seine Haftzeit mit der Unterstützung<br />
von draußen auf die Hälfte verkürzen und eine<br />
Ausbildungsstelle finden, die er sehr gut abgeschlossen<br />
hat.<br />
Und wie sieht es mit einem negativen Ereignis<br />
aus?<br />
Wolfgang:<br />
Es war unheimlich, wie viele Jugendliche zu<br />
Recht Bewährungs- und Haftstrafen bekommen<br />
haben, weil sie einen Haufen Scheiß gebaut<br />
haben. Das schlimmste Erlebnis betrifft einen<br />
Jugendlichen, bei dem es klar war, dass er in den<br />
Knast muss.<br />
<strong>20</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>Fanprojekt</strong> <strong>Karlsruhe</strong><br />
Wolfgang Schäfer beim Besuch des neuen <strong>Fanprojekt</strong>es…<br />
Er ist dann mit dem Auto gegen einen<br />
Brückenpfeiler gefahren und verstorben. Aber<br />
dennoch denke ich, dass sich meine Arbeit als<br />
Streetworker gelohnt hat. Zum Beispiel wenn ich<br />
Jugendlichen einen Arbeitsplatz vermitteln konnte,<br />
damit sie bessere Chancen vor Gericht hatten.<br />
Ich wollte einfach für stabilere Verhältnisse sorgen.<br />
Hast du heute noch Kontakt zu der Szene, dem<br />
<strong>Fanprojekt</strong> oder dem KSC?<br />
Wolfgang:<br />
Kontakt zu der Szene habe ich nicht, außer über<br />
Jugendliche, die ins Jugendhaus kommen und<br />
die im Kontakt mit der Szene stehen und ein bisschen<br />
was erzählen. Aber ansonsten habe ich<br />
keinen Kontakt mehr. Über das <strong>Fanprojekt</strong> informiert<br />
mich Volker Körenzig, wenn wir uns bei Leitungssitzungen<br />
sehen und ich weiß dann, was so<br />
abgeht. Bei den Spielen des KSC bin ich nur noch<br />
selten, sondern verfolge es meistens im<br />
Fernsehen.<br />
Wie siehst du die Entwicklung des <strong>Fanprojekt</strong>es<br />
in den letzten <strong>20</strong> <strong>Jahre</strong>n?<br />
Wolfgang:<br />
Ich bin ein Stück weit stolz, dass wir sowas auf<br />
den Weg gebracht haben und dass es jetzt schon<br />
seit <strong>20</strong> <strong>Jahre</strong>n besteht. Ich empfinde die sozialpädagogische<br />
Arbeit in diesem Umfeld besonders<br />
wichtig, denn Fußballfans müssen betreut,<br />
begleitet und unterstützt werden.<br />
Was machst du heute beruflich?<br />
Wolfgang:<br />
Ich bin seit letztem Jahr Leiter des Kinder- und<br />
Jugendhauses in der Nordweststadt und<br />
empfinde die Arbeit dort als sehr angenehm.<br />
Interview: Jenny Heppner und Eli Bischoff<br />
„<strong>20</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>Karlsruhe</strong>r<br />
<strong>Fanprojekt</strong>, <strong>20</strong> <strong>Jahre</strong><br />
sind länger als die Hälfte<br />
meines Lebens, in der<br />
mich das <strong>Fanprojekt</strong><br />
begleitet hat.“<br />
Andreas Basler<br />
13
„Ist auf jeden Fall eine<br />
gute Sache, kann man<br />
viel machen zum Beispiel<br />
Choreos vorbereiten.“<br />
Philip König<br />
14<br />
Stadtjugendausschuss e.V.<br />
<strong>Karlsruhe</strong><br />
Wie bist Du überhaupt zum <strong>Fanprojekt</strong> gekommen?<br />
Zum Ende meines Studiums „Sozialwesen“ an<br />
der Gesamthochschule in Kassel fragte mich eine<br />
gute Bekannte, ob ich Lust hätte sie im<br />
<strong>Fanprojekt</strong> zu vertreten. Susanne S., damals einzige<br />
hauptamtliche Mitarbeiterin im frisch installierten<br />
<strong>Fanprojekt</strong>, hatte so viele Überstunden<br />
erarbeitet, dass sie diese aus dienstrechtlichen<br />
Gründen abtragen musste. Sie fragte mich, ob ich<br />
mir das zutrauen würde. Da ich öfters mit ihr über<br />
ihre Arbeit diskutierte, wusste ich, um was sich<br />
die Arbeit im Wesentlichen handelte. Gegenüber<br />
den Jugendlichen hatte ich weder Ängste noch<br />
Vorurteile und ich sagte zu. In der Folgezeit arbeitete<br />
ich öfter mit KollegenInnen zusammen.<br />
Als die KollegenInnen Ende 1990 das <strong>Fanprojekt</strong><br />
verließen, machte ich zunächst alleine weiter. In<br />
den Anfangsjahren war es sehr schwierig,<br />
Mitarbeiter für das FP zu gewinnen. Ich arbeitete<br />
in <strong>Fanprojekt</strong> bis Mitte des <strong>Jahre</strong>s <strong>20</strong>00 und<br />
wechselte dann in die Schulsozialarbeit.<br />
Wie ist der Übergang zwischen der<br />
„Interessensgemeinschaft <strong>Karlsruhe</strong> Fußballfans<br />
e.V.“(IG) und dem <strong>Fanprojekt</strong> verlaufen?<br />
Eigentlich sollte der Verein (IG) ins <strong>Fanprojekt</strong><br />
übergehen, aber das war zu Anfang schwierig.<br />
Zur Erklärung: Um einer weiteren Stigmatisierung<br />
und gesellschaftlicher Ausgrenzung von<br />
Fußballfans entgegen zu wirken, hatten sich sehr<br />
unterschiedliche <strong>Karlsruhe</strong>r Fanclubs zu einer<br />
auch jugendpolitischen Interessengemeinschaft<br />
in der IG zusammengeschlossen. Sie forderten<br />
die Einrichtung eines <strong>Fanprojekt</strong>s. Als Vorbild<br />
dienten Hamburg, Bremen, Frankfurt. Als mit vielerlei<br />
Unterstützung ein sehnsüchtig gewünschter<br />
<strong>20</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>Fanprojekt</strong> <strong>Karlsruhe</strong><br />
Interview mit Welta Bandel<br />
Welta Bandel, beim UEFA-CUP-Spiel in Valencia<br />
Die erste <strong>Fanprojekt</strong>leiterin 1989<br />
Träger zur Verfügung stand, begannen langwierige<br />
Diskussionen und Auseinander-setzungen<br />
über die verschiedensten Erwartun-gen seitens<br />
der Szene und den professionellen pädagogischen<br />
Anforderungen des Projektes z.B. für welche<br />
Jugendliche das <strong>Fanprojekt</strong> als<br />
Ansprechpartner zur Verfügung stehen soll und<br />
für welche nicht. Der Konflikt bestand zwischen<br />
„normalen Fans“ und Fanclubs gegen sogenannte<br />
„unorganisierte Fans“ und Härtegruppen,<br />
ungeachtet der Tatsache, dass die Grenzen oft<br />
fließend waren und viele Jugendliche biografisch<br />
miteinander vernetzt waren. Für alle Beteiligten<br />
war diese Auseinandersetzung ein sehr spannender<br />
Prozess, der letztlich in der Zielgruppenbestimmung<br />
des <strong>Fanprojekt</strong> mündete.<br />
Mit welcher Szene hast Du dich vor allem<br />
beschäftigt?<br />
In einer Szene zu arbeiten, bedeutet auch immer<br />
eine Beschäftigung mit dem ganzen System. Man<br />
kann das Eine nicht ohne das Andere verstehen<br />
und deshalb kann man es so nicht eindeutig herauskristallisieren.<br />
In den Anfangsjahren war die<br />
Arbeit stark darauf fokussiert die Ressentiments<br />
der verschiedenen Fangruppen abzubauen und<br />
da rede ich nicht nur von 2 oder 3 <strong>Jahre</strong>n. Das<br />
beinhaltet naturgemäß mit vielen verschiedenen<br />
Gruppierungen zu arbeiten, je nach<br />
Konfliktpotential und immer innerhalb des<br />
Ganzen. Ohne die intensive Arbeit gäbe es heute<br />
kein <strong>Fanprojekt</strong>. Ich sage es an dieser Stelle sehr<br />
gerne, es waren Jugendliche und Heranwachsende<br />
aus allen <strong>Karlsruhe</strong>r Gruppierungen<br />
„Phönix 78“ , „Kampftrinker“, „Gaggenauer<br />
Löwen“, viele der „ Destroyers“, „<strong>Karlsruhe</strong>r<br />
Hools“, „City Boys“ und viele andere! Durch diese<br />
intensive Auseinandersetzung gelang es dann<br />
auch mit vereinten Kräften, untereinander mehr<br />
Akzeptanz zu schaffen, um endlich an einen<br />
Strang ziehen zu können. Die Gruppierung der<br />
„Destroyers“ stellte insofern eine Besonderheit<br />
dar, als sie oft in eigener Mission unterwegs<br />
waren und einzelne der Gruppierung auch außerhalb<br />
des Fußballs auffällig waren. Sie haben mich<br />
wahrhaftig gut beschäftigt!<br />
Was hast Du beim Vorgehen der Polizei empfunden?<br />
Angst: Bei Auswärtsspielen und Länderspielen.<br />
Im Wildpark war dies selten der Fall, da die<br />
Polizei mich kannte und ich sicher war, dass die<br />
Polizei mich nicht wegsperren würde, nur weil ich<br />
meiner Arbeit nachging und möglicherweise zur<br />
falschen Zeit am falschen Ort stand. Für mich war<br />
es auch immer schlimm Gewaltausübung gegenüber<br />
Menschen mit ansehen zu müssen, ob sie<br />
nun von der einen oder anderen Seite ausgeübt<br />
wurde.<br />
Wut: Es gab Auswärtsspiele, und ich bin mir<br />
sicher, die gibt es heute noch, da habe ich mich<br />
schon vor der Abfahrt gefragt, wen es wohl heute<br />
wieder erwischen wird.
Die Polizei muss einen schwierigen und undankbaren<br />
Job machen, nur manche verstehen ihr<br />
Handwerk und andere halt nicht. Oder wollen<br />
nicht…<br />
Dankbarkeit: Es gibt viele Erinnerungen an<br />
Situationen, wo ich heilfroh war, dass die Polizei<br />
vor Ort war oder andere, wo ich dachte: „Mein<br />
Gott, wo bleiben die nur?“ Das betraf mehrheitlich<br />
Situationen bei denen ich wusste und spürte,<br />
dass es gleich eskalieren wird. Das hat sich mit<br />
Sicherheit so mancher aus der Szene auch schon<br />
öfter gedacht… Bei „Auslandseinsätzen“ fühlte<br />
ich mich immer sicher, wenn szenekundige<br />
Beamten aus <strong>Karlsruhe</strong> auch vor Ort waren. So<br />
konnte ich darauf vertrauen, dass man mich nicht<br />
wahllos einsperrte oder aus der Einkesselungen,<br />
die ich vielleicht nicht frühzeitig erkannte, wieder<br />
heraus kam. Wie die letzten Zeilen bestätigen,<br />
war die Zusammenarbeit mit der <strong>Karlsruhe</strong>r<br />
Polizei immer von gegenseitiger Akzeptanz getragen.<br />
Jeder respektierte das Arbeitsfeld des<br />
Anderen, was nicht bedeuten soll, dass man<br />
einer Meinung war.<br />
An was erinnerst Du dich gerne, wenn Du an<br />
deine Zeit im <strong>Fanprojekt</strong> denkst?<br />
An die Szene und an sehr viele sehr nette<br />
Menschen. Was mich an der großen Familie der<br />
Fußballfans immer fasziniert hat, ist das soziale<br />
Miteinander das über alle Siege und Niederlagen<br />
erhaben ist: „You´ll never walk alone“! Wo gibt es<br />
eine solche Szene, die ihr Recht darauf, trotz aller<br />
Querelen, so vehement verteidigt, wie die<br />
Fußballszene?<br />
Gab es auch negative Erlebnisse?<br />
Ohne negative Erlebnisse kommt <strong>Fanprojekt</strong>arbeit<br />
naturgemäß nicht aus. Sie wäre dann überflüssig<br />
– das wäre schön! Ich werde hier niemandem<br />
ein Denkmal setzten oder zur Mythenbildung<br />
beitragen. Zum Thema „Brüssel“ möchte ich<br />
lediglich einige Anmerkungen machen, an denen<br />
man gut erkennen kann, in welchem Dilemma<br />
sich nicht nur Sozialarbeiter gelegentlich befanden,<br />
wenn sie mit Hooligans unterwegs waren.<br />
„Brüssel“ ist mir nachhaltig im Gedächtnis geblieben,<br />
da es einerseits ein schreckliches Lehrstück<br />
war und andererseits für uns als Sozialarbeiter<br />
eine große Niederlage bedeutete. Ich fühlte mich<br />
gleich zweimal „verraten“. Erstens wurde ich<br />
dafür bestraft mit „Hools“ zu arbeiten, indem man<br />
mich und meinen Kollegen ganz vorsätzlich in<br />
Sippenhaft nahm, (habe gehört, dass diese im<br />
21. Jahrhundert wieder salonfähig wird) veranlasst<br />
durch szenekundige Beamte aus Stuttgart,<br />
die uns kannten. So viel zum Thema Akzeptanz<br />
der <strong>Fanprojekt</strong>arbeit. Zweitens von ca. 70<br />
„Hools“, zwar nur wenige Einzelne aus <strong>Karlsruhe</strong>,<br />
die sich nicht an das hielten, was gemeinsam vereinbart<br />
war und vorsätzlich das anzettelten, wofür<br />
ich über 8 Stunden mit der Polizei verhandelt<br />
hatte, um es zu vermeiden. Ich habe mich sehr<br />
geschämt.<br />
Was hat dich immer wieder beeindruckt?<br />
Wie viel Härte die Jugendlichen ertragen und<br />
trotzdem randalieren.<br />
<strong>20</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>Fanprojekt</strong> <strong>Karlsruhe</strong><br />
Hast Du noch Kontakt zu der Szene?<br />
Am 16. April <strong>20</strong>00 habe ich zum letzten Mal das<br />
Stadion betreten. Ich freue mich sehr, wenn ich<br />
ab und zu Leute unterwegs treffe und manchmal<br />
habe ich richtig Lust dazu, ins Stadion zu gehen<br />
und dort Leute zu sehen. Ich vermisse das gelegentlich<br />
schon, aber das ganze Theater drum<br />
herum, ist mir dann doch zuviel! Ich kann es nicht<br />
mehr sehen!<br />
Was sind deine Wünsche für das <strong>Fanprojekt</strong>?<br />
Ich finde es nach wie vor sehr wichtig, dass es<br />
<strong>Fanprojekt</strong>e gibt, die diese Jugendkultur begleiten.<br />
Ich würde mir wünschen, dass das<br />
<strong>Fanprojekt</strong> weiter wissenschaftlich und inhaltlich<br />
durch übergeordnete Instanzen getragen wird<br />
und der Standard der Arbeit erhalten bleibt. Das<br />
haben die Kollegen in <strong>Karlsruhe</strong> aber voll im Griff.<br />
Durch ihre Vielschichtigkeit ist <strong>Fanprojekt</strong>arbeit<br />
einer der schwierigsten, die es in der Sozialarbeit<br />
überhaupt gibt und ich wünsche mir für alle<br />
Projekte und deren Mitarbeiter, dass ihre Arbeit<br />
endlich so wertgeschätzt und akzeptiert wird, wie<br />
sie es verdient hätten.<br />
Was machst Du heute?<br />
Ich mache Jugendsozialarbeit an einer Schule<br />
und arbeite mit Schülern, Lehrern und Eltern,<br />
installiere Projekte, vernetze verschiedene<br />
Jugendhilfeangebote und arbeite eng mit dem<br />
sozialen Dienst zusammen.<br />
Interview: Jenny Heppner<br />
Welta Bandel, <strong>20</strong>09<br />
„Als wir es damals gegründet<br />
haben, habe ich nicht damit<br />
gerechnet, dass es so lange<br />
steht und vor allem auch nicht,<br />
dass es sich so gut entwickelt.<br />
Ich denke, dass es zur Zeit<br />
der Regionalliga die<br />
Hauptattraktion gewesen ist.<br />
Zu der Zeit war ich froh,<br />
dass es da war, ansonsten<br />
wäre der Verein total<br />
auseinander gebrochen.“<br />
Hubi<br />
15
„Ich habe das <strong>Fanprojekt</strong><br />
<strong>Karlsruhe</strong> als sehr kritisches<br />
<strong>Fanprojekt</strong> kennengelernt, das<br />
sich stark für die Rechte von<br />
Fußballfans einsetzt.<br />
Dabei waren die Kollegen<br />
jederzeit sehr diskussionsfreu-<br />
dig aber auch lösungsorien-<br />
tiert. Deshalb kann ich auf<br />
eine interessante und kon-<br />
struktive Zusammenarbeit<br />
mit dem <strong>Fanprojekt</strong><br />
<strong>Karlsruhe</strong> zurückblicken!“<br />
Gerald von Gorissen<br />
Fanbeauftragter<br />
Deutscher Fußballbund<br />
16<br />
Das Nationale Konzept Sport und Sicherheit<br />
(NKSS) wurde als Reaktion auf die zunehmenden<br />
gewalttätigen Ausschreitungen zwischen<br />
Fußballfans erarbeitet und dient vor allem der<br />
Verbesserung der Sicherheit bei Sportveranstaltungen.<br />
Die Entwicklung der Arbeitsgrundlage<br />
aller <strong>Fanprojekt</strong>e erfolgte in Zusammenarbeit mit<br />
dem Deutschen Fußballbund, dem Deutschen<br />
Sportbund, dem Deutschen Städtetag , der<br />
Innenministerkonferenz, der Jugendministerkonferenz,<br />
der Sportministerkonferenz, dem Bundesministerium<br />
des Innern und dem Bundesministerium<br />
für Frauen und Jugend. In dieser<br />
Konzeption befinden sich unter anderem<br />
Leitideen zur Einrichtung eines <strong>Fanprojekt</strong>es und<br />
dessen Aufgaben und Ziele. Darunter ist zu verstehen,<br />
dass Mitglieder jugendlicher<br />
Problemgruppen bei der Bewältigung ihrer<br />
Schwierigkeiten, Ansprechpartner zur Verfügung<br />
stehen und dass junge Nachwuchsfans vor<br />
abweichendem Verhalten bewahrt werden.<br />
Das <strong>Karlsruhe</strong>r <strong>Fanprojekt</strong> verfolgt die Förderung<br />
einer positiven Fankultur, die präventiv Gewalt<br />
und extremistischen Orientierungen entgegenwirkt,<br />
bei den Fans eine Steigerung des<br />
Selbstwertgefühls hervorruft, ein Klima schafft, in<br />
dem gesellschaftliche Institutionen zu mehr<br />
Engagement für Jugendliche bewegt werden und<br />
die Rückbindung an den Verein angestrebt wird.<br />
Um die angestrebten Ziele zu erreichen, werden<br />
im NKSS bestimmte Maßnahmen empfohlen, di e<br />
durch das <strong>Karlsruhe</strong>r <strong>Fanprojekt</strong> in unterschiedlicher<br />
Intensität durchgeführt werden. Die<br />
Mitarbeiter nehmen an der Lebenswelt der Fußballfans<br />
teil, in dem sie bei Heim- und Auswärtsspielen<br />
präsent sind. Ihre Arbeit beschränkt sich<br />
dabei nicht nur auf die Dauer eines Fußballspiels,<br />
sondern sie stellen bei jedem Spieltag des KSC<br />
die <strong>Fanprojekt</strong>räume vier Stunden vor und vier<br />
Stunden nach dem Spiel zur Verfügung. Weitere<br />
Angebote umfassen die Bereitstellung der<br />
Räume für die unterschiedlichen Gruppierungen,<br />
die selbstorganisierte Öffnung der <strong>Fanprojekt</strong>räume<br />
durch die Fans in Eigenverantwortung und<br />
die Organisation von Veranstaltungen.<br />
<strong>20</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>Fanprojekt</strong> <strong>Karlsruhe</strong><br />
Nationales Konzept<br />
Sport und Sicherheit<br />
Jedes Angebot ist auf freiwilliger Basis angelegt<br />
und kann von den Fans genutzt werden , wobei<br />
sie jedoch in Entscheidungsprozesse einbezogen<br />
werden und auf diese Weise lernen, Verantwortung<br />
für sich und Andere zu übernehmen. Darauf<br />
soll eine Verhaltensänderung erfolgen, die dazu<br />
führt, dass sich das Gewaltpotenzial verringert<br />
und die Frustrationsgrenze steigt. Damit festigt<br />
das Projekt den Anspruch, dass alle Angebote<br />
gewaltpräventiv ausgerichtet sind.<br />
Durch all diese Maßnahmen gelingt es den<br />
Mitarbeitern des <strong>Karlsruhe</strong>r <strong>Fanprojekt</strong>es Kontakt<br />
zu den Fans aufzubauen, als Vertrauensperson in<br />
dieser Szene akzeptiert zu werden und<br />
Erkenntnisse über Regeln, Ordnungen und gruppendynamische<br />
Prozesse in der Fußballszene zu<br />
erlangen.<br />
Neben diesen Angeboten stehen die Mitarbeiter<br />
jederzeit als Hilfs- und Beratungsinstanz zur<br />
Verfügung. In den Statuten des NKSS wurde folgende<br />
Finanzierungsstruktur für <strong>Fanprojekt</strong>e festgelegt.<br />
Es sollen sich jeweils der DFB, das<br />
Bundesland, in dem das <strong>Fanprojekt</strong> gegründet<br />
werden soll und die Kommune zu jeweils einem<br />
Drittel an den Kosten beteiligen. Das Land<br />
Baden-Württemberg hat sich beim Erstantrag des<br />
<strong>Fanprojekt</strong>es <strong>Karlsruhe</strong> gegen eine Finanzierung<br />
entschlossen. Da die Stadt <strong>Karlsruhe</strong> aber dieses<br />
Projekt am Leben erhalten wollte, hat sie das<br />
Drittel des Landes Baden-Württemberg übernommen.<br />
Dies ist hervorzuheben, da es an keinem<br />
anderen Standpunkt in der Bundesrepublik eine<br />
solche Finanzierungsstruk-tur (1/3 DFB und 2/3<br />
Stadt) gegeben hat und es auch nur als<br />
Ausnahme geduldet wurde. Nach jahrelangem<br />
Kampf in Zusammenarbeit mit der<br />
Koordinierungsstelle der <strong>Fanprojekt</strong>e und<br />
Politikern auf kommunaler Ebene finanziert nun<br />
das Land Baden – Württemberg auch seit dem<br />
Jahr <strong>20</strong>09 <strong>Fanprojekt</strong>e in Baden-Württemberg.<br />
Ausrichtung der „Bundeskonferenz der <strong>Fanprojekt</strong>e“<br />
vom 4. bis 6.Mai 1998 durch das <strong>Fanprojekt</strong> <strong>Karlsruhe</strong><br />
im VIP-Bereich des Wildparkstadions
Volker Körenzig<br />
<strong>Fanprojekt</strong>leiter<br />
Berufe:<br />
Maurer (Baufirma),<br />
Fa. Quelle (Auslieferung),<br />
Zivildienst bei der<br />
Drogenberatungsstelle <strong>Karlsruhe</strong>,<br />
Erwerb der Fachhochschulreife,<br />
Studium der Sozialarbeit an der KFH Freiburg,<br />
Pädagogische Berufserfahrung in<br />
Drogenberatung und Jugendgerichtshilfe<br />
Seit 1997 <strong>Fanprojekt</strong>mitarbeiter<br />
Seit <strong>20</strong>01 <strong>Fanprojekt</strong>leiter<br />
Familienstand:<br />
ledig, lebe mit Freundin zusammen<br />
Alter: 45<br />
Wohnort: <strong>Karlsruhe</strong><br />
Sportliche Laufbahn:<br />
Jugendfußballer Borussia Mönchengladbach<br />
(E- C Jugend),<br />
Jugendfußballer <strong>Karlsruhe</strong>r SC<br />
(C - A -Jugend),<br />
FC Birkenfeld, SV Bad Herrenalb, FC Rotensol,<br />
SV Spielberg; FC Busenbach; TSV Wöschbach;<br />
FSSV <strong>Karlsruhe</strong> ( alle Senioren),<br />
Halbmarathon <strong>20</strong>03 (Zeit 1:45.09),<br />
Seit fünf <strong>Jahre</strong>n aktiver Tennisspieler<br />
FSSV <strong>Karlsruhe</strong><br />
<strong>20</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>Fanprojekt</strong> <strong>Karlsruhe</strong><br />
Portraits der Mitarbeiter:<br />
Volker Körenzig<br />
Das meinen Fans über Volker:<br />
"Was soll ich sagen? Solange ich im <strong>Fanprojekt</strong><br />
bin, ist auch Volker im <strong>Fanprojekt</strong>. Er ist hier<br />
überhaupt nicht wegzudenken. In den letzten<br />
<strong>Jahre</strong>n hat er sich ein bisschen rar gemacht bei<br />
Auswärtsspielen."<br />
"Ich finde, dass Volker die Gratwanderung zwischen<br />
Freundschaft und Verantwortung gegenüber<br />
den Fans gut meistert."<br />
"Volker ist die gute Seele des <strong>Fanprojekt</strong>s, der<br />
Chef des <strong>Fanprojekt</strong>s. Besonders toll an ihm ist,<br />
dass er trotz jeder Niederlage immer noch<br />
freundlich bleibt."<br />
"Volker hab´ ich immer als den kennen gelernt,<br />
der nicht immer an erster Front dabei ist, im<br />
Notfall aber da ist und die Leute rausboxt. Er<br />
kann immer mitsprechen und weiß ganz genau,<br />
was passiert ist."<br />
"Ich denke, Volker ist eine sehr wichtige Person<br />
hier im <strong>Fanprojekt</strong>. Durch ihn wurden manche<br />
Jungs eben richtig gut behandelt bei<br />
Strafverfolgung, Anzeigen.. Volker setzt sich echt<br />
für uns ein und macht einen richtig klasse Job.<br />
Mir persönlich hat er auch schon geholfen und<br />
ist hier einfach nicht wegzudenken."<br />
"Volker ist ein gutaussehender, sportlicher Typ,<br />
der einem wirklich immer mit einem guten Rat<br />
zur Seite steht."<br />
"Sehr kompetenter Mitarbeiter, der auf jede<br />
Frage eine Antwort weiß."<br />
"Volker ist der ruhende Pol, der hier alles<br />
zusammenhält, immer alles sachlich betrachtet<br />
und sich nicht aus der Ruhe bringen lässt."<br />
"Volker ist für mich die Personifikation des<br />
<strong>Fanprojekt</strong>s!"<br />
"Volker hat einfach alles im Griff. Ein Vater für<br />
alle."<br />
"Volker ist ganz nett! Er plaudert mit uns immer<br />
über unsere Essgewohnheiten, weil er meint, wir<br />
ernähren uns ungesund, obwohl er auch nicht<br />
besser ist."<br />
"Papa Löwe hat mir sehr geholfen in Sachen<br />
Stadionverbot. Extrem hilfsbereit und nett. Er ist<br />
einfach das <strong>Fanprojekt</strong> und gehört dazu."<br />
„Also ich finds toll.<br />
Da trifft man viele Leute und<br />
es macht einfach Spaß!“<br />
Ronja<br />
„<strong>Fanprojekt</strong> ist ok, passt super,<br />
weil es grade für die Jüngeren<br />
eine gute Anlaufzentrale ist.<br />
Ich wäre froh gewesen, wenn<br />
es auch schon in meinen jun-<br />
gen <strong>Jahre</strong>n existiert hätte.<br />
Leider hab ich keine Zeit ins<br />
<strong>Fanprojekt</strong> rauszufahren, son-<br />
dern versuch immer pünktlich<br />
auf den KSC zu kommen.“<br />
Tatjana Bögler<br />
17
„Ich finds schön, dass man im<br />
<strong>Fanprojekt</strong> seine Freunde trifft<br />
und man mit denen nicht nur<br />
auf den Spielen zusammen<br />
ist!“<br />
Lilly<br />
18<br />
Ziele:<br />
Konzeption <strong>Fanprojekt</strong> <strong>Karlsruhe</strong><br />
Fans und Sozialarbeit in Kontakt<br />
Jugendliche Fußballfans erwerben eine Offenheit<br />
und Bereitschaft zur Kommunikation mit<br />
Sozialarbeitern des <strong>Fanprojekt</strong>es. Sie übernehmen<br />
Eigenverantwortung (Thekenbereich;<br />
Organisation von Busfahrten) im Bereich des<br />
Fußballs.<br />
Prinzipien:<br />
- Aufsuchende und begleitende Jugendarbeit mit Fußballfans -<br />
Es werden Kontakte von den Sozialarbeitern zu<br />
den Fußballfans geknüpft und Beziehungen aufgebaut,<br />
um als Vertrauensperson akzeptiert zu<br />
werden<br />
Sozialarbeiter nehmen an der Lebenswelt der<br />
Fans durch Präsenz an den Spieltagen und an<br />
den regelmäßigen Treffen teil.<br />
Dadurch erlangen die Mitarbeiter des Projektes<br />
Erkenntnisse über Regeln, Ordnungen und gruppendynamische<br />
Prozesse in der Fußballszene.<br />
Die Angebote des Projektes können die Fans auf<br />
freiwilliger Basis nutzen.<br />
Den Fans muss der Sozialraum (Räumlichkeiten<br />
und Plätze im Fußballstadion) zur Verfügung stehen,<br />
damit die Sozialarbeiter einzelne Fans,<br />
Cliquen und Gruppen aus der Szene unterstützen<br />
können.<br />
Das <strong>Fanprojekt</strong>: Treffpunkt der KSC-Fans am Spieltag.<br />
Angebote:<br />
● Aufsuchen und Begleiten der Fans<br />
durch Mitarbeiter des <strong>Fanprojekt</strong>es bei<br />
allen Heimspielen und Auswärtsspielen<br />
des KSC um vor Ort Ansprechpartner in<br />
Konfliktsituationen zu sein.<br />
<strong>Fanprojekt</strong>mitarbeiter im Stadion<br />
● Öffnungszeiten des Projekts an<br />
Spieltagen des <strong>Karlsruhe</strong>r SC<br />
● Öffnungszeiten des Projekts<br />
für Ultragruppierungen und<br />
unorganisierte Fans
Ziele:<br />
Konzeption <strong>Fanprojekt</strong> <strong>Karlsruhe</strong><br />
Die Jugendlichen finden ihren Platz in ihrer peergroup<br />
und in der Gesellschaft.<br />
Durch Verhaltensveränderungen verringern sich<br />
die gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen<br />
rivalisierenden Fangruppierungen im und<br />
im Umfeld des Fußballstadions.<br />
Bei den Jugendlichen verringert sich das<br />
Aggressionspotential und gleichzeitig erhöht sich<br />
deren Frustrationsgrenze.<br />
Prinzipien:<br />
Die Angebote des <strong>Fanprojekt</strong>es basieren auf der<br />
freiwilligen Teilnahme der Jugendlichen und sind<br />
speziell auf ihre Interessenslage abgestimmt.<br />
Die Fans werden in Entscheidungsprozesse integriert<br />
und tragen dadurch Mitverantwortung.<br />
Alle Angebote des Projektes haben den Anspruch<br />
gewaltpräventiv ausgerichtet zu sein.<br />
Angebote:<br />
Ressourcen einer Fankultur<br />
● Anbieten von<br />
themenspezifischen Kursen.<br />
Djembe-Tromelkurs im <strong>Fanprojekt</strong><br />
- Durchführung von Kunst,- Musik,- und Sportprojekten -<br />
● Unterstützung und Bereitstellung<br />
von Ressourcen bei Erstellung<br />
von Choreografien, Fahnen und<br />
Doppelhaltern.<br />
● Teilnahme mit einer Mannschaft am<br />
jährlichen Fanfinale in Berlin in<br />
Verbindung mit dem DFB-Pokalfinale<br />
● Instandhaltung der Räumlichkeiten und<br />
der Außenanlagen mit Beteiligung der<br />
Fans an der Umsetzung<br />
● Veranstaltungen<br />
Benefiz-Konzert „Moser rockt” im <strong>Fanprojekt</strong><br />
„Der Einstieg in die Szene.<br />
Anlaufstelle für mich in der<br />
Freizeit“.<br />
Ricco Kunz,<br />
Ultra 24/7<br />
(Anmerkung der Redaktion:<br />
24 Stunden / 7 Tage die Woche)<br />
19
„Für mich persönlich der<br />
Wendepunkt: Manchester<br />
1996. Zum ersten Mal<br />
traf ich den langhaarigen<br />
Volker K. beim Frühstück.“<br />
Nils Rühland<br />
„..heisst für mich mehr als<br />
mein halbes Leben, da ich<br />
seit 15 <strong>Jahre</strong>n dort verkehre.<br />
Schweiß, Blut und<br />
Leidenschaft brachten<br />
diese <strong>Jahre</strong> mit sich.“<br />
Matthias Haas<br />
<strong>20</strong><br />
Ziele:<br />
Konzeption <strong>Fanprojekt</strong> <strong>Karlsruhe</strong><br />
Die Mitarbeiter des Projektes vertreten eine differenzierte<br />
Bewertung und Darstellung des<br />
Meinungsbildes der Fans zu aktuellen Themen in<br />
der Öffentlichkeit (Fernsehen, Rundfunk,<br />
Printmedien) und bei allen beteiligten<br />
Institutionen (Verein; Polizei…).<br />
Die Jugendlichen vertreten ihre Interessen in der<br />
Öffentlichkeit (Supporters – Zeitschrift;<br />
Radiosendungen; Podiumsdiskussionen).<br />
Dadurch erwerben die Jugendlichen ein größeres<br />
Selbstwertgefühl.<br />
Durch die Öffentlichkeitsarbeit der Mitarbeiter soll<br />
eine Akzeptanz der pädagogischen Arbeit mit<br />
Fußballfans erlangt werden.<br />
Prinzipien:<br />
Fan-Projekt als Stimme<br />
einer Subkultur<br />
– Öffentlichkeitsarbeit und Vernetzungsarbeit mit beteiligten Institutionen<br />
im Umfeld des Fußballgeschehens –<br />
Die <strong>Fanprojekt</strong>mitarbeiter sind die autonome<br />
Schnittstelle zwischen den Fans und allen am<br />
Fußballgeschehen beteiligten Institutionen.<br />
Sie stellen die Funktionen der <strong>Fanprojekt</strong>arbeit<br />
als Interessensvertreter der Fans in verschiedenen<br />
Gremien und in der Öffentlichkeit dar.<br />
Durch themenspezifische Diskussionen soll bei<br />
den Jugendlichen ein realistisches Meinungsbild<br />
entwickelt werden.<br />
Die verbalen und schriftlichen Ausdrucksformen<br />
der Jugendlichen werden durch die Mitarbeiter<br />
des Projekts gefördert.<br />
Spende der „Phönix Sons 99“ für einen guten Zweck<br />
Angebote:<br />
● Vorträge zum Thema "Fans und<br />
<strong>Fanprojekt</strong>" an Schulen und<br />
Hochschulen sowie bei anfragenden<br />
Institutionen<br />
● Teilnahme an der Bundeskonferenz der<br />
Koordinierungsstelle der <strong>Fanprojekt</strong>e<br />
● Teilnahme an der Konferenz der<br />
Bundesarbeitsgemeinschaft der<br />
<strong>Fanprojekt</strong>e<br />
● Teilnahme an den Regionalkonferenzen<br />
der Bundesarbeitsgemeinschaft Süd<br />
der <strong>Fanprojekt</strong>e<br />
● Reflexion der Spieltage mit den<br />
Supportersvorständen und der<br />
Fanbetreuung des KSC<br />
● Teilnahme an verschiedenen<br />
Fanveranstaltungen, die von den Fans<br />
durchgeführt werden<br />
● Unterstützung von verschiedenen<br />
Faninitiativen<br />
● Stellungnahme zu fanspezifischen<br />
Themen in den Medien und in der<br />
Öffentlichkeit<br />
● Durchführung von und Teilnahme<br />
an Podiumsdiskussionen
Ziele:<br />
Konzeption <strong>Fanprojekt</strong> <strong>Karlsruhe</strong><br />
Die Jugendlichen entwickeln ein ausgeprägtes<br />
Rechtsempfinden.<br />
Sie wenden erlernte Deeskalationsstrategien bei<br />
nicht gesellschaftskonformen Auftreten (rassistische<br />
und chauvinistische Sprüche, Ordnungswidrigkeiten<br />
und Straftaten) der eigenen Gruppe an,<br />
sowie bei eventuellen Aufeinandertreffen mit<br />
anderen rivalisierenden Fangruppierungen und<br />
im Umgang mit Polizei und Ordnungsdiensten.<br />
Die Fans treffen eigenverantwortliche<br />
Entscheidungen bei privaten und beruflichen<br />
Problemlagen.<br />
Prinzipien:<br />
Die Sozialarbeiter des Projektes müssen eine<br />
ausgeprägte Szenekenntnis haben, um fantypische<br />
Situationen konkret einschätzen zu können.<br />
Die Grundprinzipien für eine Vertrauensbasis<br />
gegenüber einzelnen Fans, Cliquen und Gruppen<br />
sind Parteilichkeit, Loyalität und Anonymität.<br />
Angebote:<br />
● Begleitung zu Gerichtsverhandlungen<br />
● Beratung und Begleitung in<br />
eingeleiteten Strafverfahren<br />
"Nicht verzagen –<br />
Sozis fragen"<br />
– Krisenintervention und Beratung von jugendlichen und<br />
und heranwachsenden Fußballfans in akuten Problemlagen –<br />
● Vermittlung zwischen Fußballfans und<br />
Polizei sowie Ordnungsdienst bei auf<br />
tretenden Problemen im Rahmen von<br />
Fußballspielen<br />
Podiumsdiskussion im <strong>Fanprojekt</strong>, Volker Körenzig und<br />
Björn Weiße, Leiter von BUS (Bürgerservice und<br />
Sicherheit der Stadt <strong>Karlsruhe</strong>)<br />
● Beratung von Fußballfans bei privaten<br />
und beruflichen Problemen im akuten<br />
Einzelfall<br />
Volker Körenzig bei einem Beratungsgespräch<br />
im <strong>Fanprojekt</strong>büro<br />
„Unsere legendären Fahrten<br />
nach Griechenland oder die<br />
erste Fahrt nach Pisa waren<br />
super!“<br />
Philip Tinnermann<br />
„Ich bin ja sozusagen<br />
„Mitbegründer“ des <strong>Karlsruhe</strong>r<br />
<strong>Fanprojekt</strong>s, da ich auch<br />
schon seit <strong>20</strong> <strong>Jahre</strong>n<br />
Szenekundiger Beamter bin.<br />
Ich möchte einfach sagen,<br />
dass ich den Mitarbeitern<br />
des FP´s viel Erfolg für ihre<br />
weitere Arbeit wünsche.“<br />
Werner Mummbauer<br />
Fans und Sozialarbeiter beim Auswärtsspiel in Stuttgart. 21
„Vom Phönix aus der Asche.<br />
Der Wechsel von der<br />
Moltkestrasse zur<br />
Mainestrasse war ein<br />
Quantensprung.“<br />
Holger Grimm<br />
22<br />
Ziele:<br />
Konzeption <strong>Fanprojekt</strong> <strong>Karlsruhe</strong><br />
Die Fans lernen andere Kulturen und Lebensweisen<br />
kennen. Jugendliche Fußballfans zeigen<br />
Toleranz gegenüber Menschen mit anderen<br />
Einstellungen.<br />
Sie erwerben Verhaltenskompetenz innerhalb<br />
ihrer Gruppe und für ihr alltägliches Leben.<br />
Prinzipien:<br />
"DER BALL IST RUND"<br />
– Durchführung (inter-) kultureller Begegnungen<br />
mit einzelnen Cliquen aus der Fußballszene –<br />
Das vorhandene Vertrauensverhältnis zwischen<br />
jugendlichen Fußballfans und den Sozialarbeitern<br />
des Projektes wird intensiviert. Alle Beteiligten<br />
sollen Spaß an den Aktionen haben.Durch gezielte<br />
Projekte sollen Fanfreundschaften auf nationaler<br />
und internationaler Ebene gepflegt werden.<br />
Die Jugendlichen sollen bei den Projekten<br />
Grenzerfahrungen sammeln, ihre eigenen<br />
Grenzen entdecken, sie akzeptieren und lernen,<br />
mit dieser Situation umzugehen.<br />
Die ganz jungen Fans ( 14 bis 18 <strong>Jahre</strong>) werden<br />
durch das spezielle Angebot (U-18 Fahrt) in<br />
einem vom <strong>Fanprojekt</strong> gestalteten und geschützten<br />
Rahmen bei ihren ersten Kontakten zum<br />
Fußballgeschehen begleitet.<br />
Berlin und <strong>Karlsruhe</strong> bei der EM <strong>20</strong>04 in Portugal<br />
<strong>Fanprojekt</strong>-Tour zur EM <strong>20</strong>08: Deutschland-Polen in Klagenfurt<br />
Angebote:<br />
● Durchführung von Tagesausflügen zu<br />
bestimmten Fußballspielen (Straßburg;<br />
Pisa; Länderspiele; Championsleague-<br />
Spiele)<br />
Fananlaufstelle bei der EM <strong>20</strong>08 in der Schweiz.<br />
● Planung und Durchführung<br />
von Freizeiten, bei Turnieren<br />
wie EM und WM<br />
● Planung und Durchführung von<br />
U18 - Fahrten (alkohol- und nikotinfreie<br />
Auswärtsfahrten für Jugendliche<br />
unter 18 <strong>Jahre</strong>n)<br />
s.S. 30-31
<strong>20</strong>04: 5 <strong>Jahre</strong> “Phönix Sons”<br />
Im Aufstiegsjahr: Mai <strong>20</strong>07<br />
<strong>20</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>Fanprojekt</strong> <strong>Karlsruhe</strong><br />
Choreografien<br />
„Ohne das <strong>Fanprojekt</strong><br />
<strong>Karlsruhe</strong> und seine<br />
engagierte Arbeit<br />
wäre unsere Fanszene<br />
um einiges ärmer<br />
– und unsere Arbeit<br />
im Fandachverband<br />
“Supporters” um<br />
einiges schwieriger.”<br />
Tom Beck<br />
im Vorstand der Supporters <strong>Karlsruhe</strong><br />
und im KSC-Vereinsrat<br />
Erstklassig: Freundschafts-Choreo im Mai <strong>20</strong>08 23
„Ich find vor allem die U-18<br />
Fahrten toll. Da sind Freunde<br />
aus meiner Klasse mitgefah-<br />
ren und wir hatten eine tolle<br />
Zeit zusammen!“<br />
Danielle<br />
24<br />
Stadtjugendausschuss e.V.<br />
<strong>Karlsruhe</strong><br />
Dirk Grießbaum<br />
<strong>Fanprojekt</strong>mitarbeiter<br />
Berufe:<br />
Gelernter Industrieelektroniker<br />
Fachrichtung Gerätetechnik<br />
Studium Sozialarbeit ev.<br />
Fachhochschule Freiburg<br />
Nebenjobs:<br />
Cinemaxx Freiburg,<br />
Müllfahrer Meier Entsorgung<br />
Abschluss als Dipl.-Sozialarbeiter<br />
Praktikum im Jahr <strong>20</strong>00 und<br />
seit <strong>20</strong>01 Mitarbeiter im <strong>Fanprojekt</strong><br />
Familienstand:<br />
Verheiratet, 2 Kinder (Jakob & Anton)<br />
Alter: 38<br />
Wohnort: Freiburg<br />
Sportliche Laufbahn:<br />
Jugend: SV Hausach<br />
3. Mannschaft SV Hausach<br />
Bunte Liga Freiburg:<br />
Vorwärts Bethlehem<br />
SPOSA (Zertifikat<br />
"Sport u. Soziale Arbeit")<br />
Seit <strong>20</strong>03 Jugendtrainer<br />
(Jahrgang 98/99)<br />
PSV Freiburg<br />
<strong>20</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>Fanprojekt</strong> <strong>Karlsruhe</strong><br />
Portraits der Mitarbeiter:<br />
Dirk Grießbaum<br />
Das meinen Fans über Dirk:<br />
"Dirk passt von seiner Art und aufgrund dessen,<br />
dass er aus Freiburg kommt, eigentlich gar nicht<br />
nach <strong>Karlsruhe</strong>. Macht aber seinen Job dafür,<br />
dass er ja eigentlich nicht hierher passt, recht<br />
gut. Ein bisschen zu sozial, aber da bremsen wir<br />
ihn schon ein."<br />
"Dirk kümmert sich aufopferungsvoll um die<br />
Belange der Fans. Besonders in brenzligen<br />
Situationen, er hat nämlich fast schon mal einen<br />
Schlagstock auf den Kopf bekommen."<br />
"Beim letzten Spiel gegen Kaiserslautern stand<br />
er uns wirklich eisern zur Seite und das fand ich<br />
super von ihm!"<br />
"Dirk hab´ ich immer als ein bisschen strenger in<br />
Erinnerung gehabt. Er ist wie Volker schon lange<br />
dabei und hilft auch öfters uns Jüngeren."<br />
"Dirk ist ne super Person, er macht echt eine<br />
gute Arbeit, hat immer ein offenes Ohr.<br />
Eigentlich kann man mit allen Sozis hier gut<br />
reden."<br />
"Dirk ist zwar öfters eher zurückhaltend, kann<br />
aber jede Frage mit geballter Fachkompetenz<br />
beantworten."<br />
"Dirk – für einen Freiburger eigentlich recht in<br />
Ordnung. Aber eigentlich kommt er ja aus dem<br />
Kinzigtal, aus meiner Nähe also. Von dem her<br />
sind wir uns recht verbunden."<br />
"Dirk kommt aus Freiburg – das ist halt schon<br />
hart, aber ansonsten ähnlich wie Volker. Ruhig,<br />
sachlich, immer für ein Spässle da."<br />
"Dirk ist manchmal halt so streng."<br />
"Dirk ist ein sehr ruhiger Mensch, der sich sehr<br />
weit entwickelt hat."<br />
"Dirk ist ein netter Kerl, hat von Fussball eben<br />
keine Ahnung, der alte Freiburger! Er ist halt ein<br />
SCFler."<br />
"Hilfsbereit und nimmt das Leben sehr ernst.<br />
Mit Unterstützung kann man bei ihm immer<br />
rechnen."
<strong>20</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>Fanprojekt</strong> <strong>Karlsruhe</strong><br />
Supporters <strong>Karlsruhe</strong> 1986 e.V.<br />
<strong>20</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>Fanprojekt</strong> - wir Supporters gratulieren zu diesem runden Geburtstag.<br />
Seit vielen <strong>Jahre</strong>n funktioniert in <strong>Karlsruhe</strong> ein ganz besonderes Modell in der Fanarbeit, die sogenannten<br />
"Drei-Säulen" aus städtischem <strong>Fanprojekt</strong>, der KSC-Fanbetreuung und einer unabhängigen<br />
Faninteressen-Vertretung, den Supporters.<br />
Ein Garant für dieses Gelingen waren in all den <strong>Jahre</strong>n die Ruhe, Kompetenz und vertrauensvolle<br />
Partnerschaftlichkeit, die von den hauptamtlichen Mitarbeitern des <strong>Fanprojekt</strong>s in die gemeinsame<br />
Arbeit mit eingebracht wurden. Fanarbeit ist ja kein ruhiges stilles Fahrwasser, in dem man sich geordnet<br />
und geplant vorwärts bewegt – eine solch lebendige Fankultur wie in <strong>Karlsruhe</strong> befindet sich immer<br />
wieder auch in stürmischen Zeiten und verändert sich ständig.<br />
Umso wichtiger ist es, Konstanten zu haben, Institutionen und vor allem aber natürlich Menschen, die<br />
bei der Orientierung helfen können und die trotz aller Fähigkeit zur Solidarität und Emotion immer auch<br />
genügend professionelle Distanz wahren können und so manchen Konflikt beruhigen oder schon im<br />
Vorfeld ausräumen können.<br />
Das <strong>Fanprojekt</strong> <strong>Karlsruhe</strong> ist dabei ein ganz wichtiger Ort und Faktor, für den genau dieses auch zutrifft.<br />
Die große Nähe zu den Supporters, dem Dachverband aller KSC Fans, war dabei immer auch eine tragende<br />
Säule innerhalb der Fanszene. Kurze Wege, schnelle Informationen und ein enges Miteinander<br />
bei der Erreichung unsere gemeinsamen Ziele ermöglichten es, eine bunte und vielfältige Fanszene<br />
aufzubauen und zu stärken.<br />
Dies machte es für uns leicht, als wir gefragt wurden, ob wir das <strong>Fanprojekt</strong> unterstützen können. Es<br />
ging um den Umzug in die neue Heimat und es fehlte - wieder einmal - am Geld. Um die Miete des<br />
neuen <strong>Fanprojekt</strong>s zu decken, zogen auch die Supporters mit ihrem kleinen Büro in das Gebäude ein<br />
- und ermöglichten somit die Finanzierung des Projektes in der Mainestraße. Ein Beitrag zum Gelingen<br />
unserer gemeinsamen Ziele, den wir gerne leisten.<br />
Nun sind die Wege praktischerweise noch kürzer geworden und die Partnerschaft unserer beiden<br />
Institutionen Tür an Tür wird so noch augenfälliger.<br />
Wir wünschen den Mitarbeitern des <strong>Fanprojekt</strong>es, dass sie den eingeschlagenen Weg weiter so motiviert<br />
und partnerschaftlich gehen und dabei auch weiterhin die bewährte Partnerschaft in den "Drei-<br />
Säulen" unterstützen und leben.<br />
Denn uns alle eint ein Ziel: eine eigenständige, unabhängige, lebendige, fanatische, tolerante,<br />
bunte, friedliche, kreative, laute und geile Kurve – die Gegengerade <strong>Karlsruhe</strong>.<br />
„Dem <strong>Fanprojekt</strong> gelingt<br />
es in bewundernswerter<br />
Weise, in einem sehr<br />
speziellen Umfeld eine<br />
gute, saubere Arbeit<br />
abzuliefern. Parteilich,<br />
aber nicht parteiisch!<br />
So muss gute<br />
Sozialarbeit sein.”<br />
Dieter Gläser<br />
2. Vorstand der Supporters <strong>Karlsruhe</strong><br />
und stellvertretender Vorsitzender<br />
im KSC-Vereinsrat<br />
25
„Viele Gesichter und eine<br />
super Institution für Fans.“<br />
Wolfgang Emmert<br />
(KSC-Fanbetreuung)<br />
26<br />
Stadtjugendausschuss e.V.<br />
<strong>Karlsruhe</strong><br />
Am Tag vor dem DFB Pokalfinale findet das<br />
Fanfinale der <strong>Fanprojekt</strong>e in Berlin statt.<br />
<strong>Karlsruhe</strong>r Fans Anfang der 90er<br />
Veranstaltet wird dieses bundesweite Fußballturnier<br />
für jugendliche Fußballfans beiderlei<br />
Geschlechts von der Bundesarbeitsgemeinschaft<br />
der Fan-Projekte, Ausrichter ist das <strong>Fanprojekt</strong><br />
der Sportjugend Berlin.<br />
Teilnehmen können Teams aus Städten, in denen<br />
sozialpädagogisch arbeitende <strong>Fanprojekt</strong>e existieren.<br />
Die Teams setzen sich aus jugendlichen<br />
Fußballfans – ob "Ultras", "Kutten" oder "Hooligans"<br />
– zusammen.<br />
<strong>20</strong>04<br />
<strong>20</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>Fanprojekt</strong> <strong>Karlsruhe</strong><br />
Das Fanfinale in Berlin<br />
Eine außergewöhnliche Fußballveranstaltung<br />
1992 noch als reines Jungenturnier mit zwölf<br />
Teams gestartet, stieg die Teilnehmerzahl in den<br />
letzten <strong>Jahre</strong>n kontinuierlich an. In diesem Jahr<br />
nahmen siebenundzwanzig Jungen- und dreizehn<br />
Mädchenteams am Fanfinale teil. Ein eigenes<br />
Turnier für weibliche Fußballfans ist seit 1995<br />
fester Bestandteil des Fanfinales.<br />
Halbzeitbesprechung beim Viertelfinale<br />
<strong>Karlsruhe</strong>r Mädchenteam <strong>20</strong>02
Was ist nun aber das besondere an diesem<br />
Fußballturnier ?<br />
Schon allein die Tatsache, dass hier an drei<br />
Tagen Jugendliche, aus teilweise gewaltbereiten<br />
Szenen und rivalisierenden Fangruppen, was im<br />
Fußballalltag nicht immer problemlos bleibt, in<br />
konfliktfreier Atmosphäre gemeinsam Fußball<br />
spielen und zelten, zeigt, dass solche<br />
Sportveranstaltungen gerade auch mit dieser<br />
Zielgruppe eine wichtige Rolle in der gewaltpräventiven<br />
Jugendarbeit spielen.<br />
Darüber hinaus zeigt sich hier der Sport als Motor<br />
und Katalysator nicht nur für den Abbau von<br />
Vorurteilen und Feindschaften, sondern auch den<br />
Aufbau von Beziehungen und Freundschaften,<br />
die bis in den Bundesliga- und Regionalligaalltag<br />
hinein wirken.<br />
Dieses Angebot soll auch jugendliche und heranwachsende<br />
Fußballfans ansprechen, die durch<br />
den organisierten Vereinssport nicht mehr<br />
erreicht werden.<br />
So haben sich bei den bisherigen Fanfinalspielen<br />
mehrere Fanfreundschaften entwickelt, die schon<br />
über <strong>Jahre</strong> hinweg Bestand haben. Gerade die<br />
Fanfreundschaft zwischen <strong>Karlsruhe</strong> und Berlin<br />
wird hier jedes Jahr gepflegt.<br />
Beim Fanfinale – als einem besonderen und einmaligen<br />
Ereignis – bieten die jeweiligen<br />
<strong>Fanprojekt</strong>-mitarbeiter eine kontinuierliche<br />
Betreuung der Jugendlichen.<br />
<strong>20</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>Fanprojekt</strong> <strong>Karlsruhe</strong><br />
Das Fanfinale in Berlin<br />
Eine außergewöhnliche Fußballveranstaltung<br />
<strong>20</strong>09<br />
Ehrenrunde beim KSC nach Erreichen des Finales in Berlin <strong>20</strong>02.<br />
Damit ist die Nachhaltigkeit in der pädagogischen<br />
Langzeitwirkung gewährleistet.<br />
Durch die verbundene Öffentlichkeitsarbeit und<br />
der Unterstützung vieler großer Institutionen wird<br />
schließlich auch einer zunehmenden<br />
Stigmatisierung und Ausgrenzung von jugendlichen<br />
Fußballfans entgegengewirkt.<br />
Dem öffentlich vorhandenen Bild des jugendlichen<br />
Fußballfans als potentiellem Gewalttäter<br />
wird somit ein positives Bild entgegengesetzt,<br />
welches dazu beiträgt, diese Jugendszene vorurteilsfreier<br />
zu betrachten und zu beurteilen anstatt<br />
vorzuverurteilen.<br />
Autor: Dirk Grießbaum<br />
„Weltklasse!”<br />
Hansi Klepac<br />
„Das <strong>Fanprojekt</strong> ist super.<br />
Mir macht es Spaß und<br />
ich finds einfach toll!“<br />
Aufgeschnappt<br />
am U18-Tag<br />
27
Claus-Jürgen Sailer 1998<br />
Alter: 43 <strong>Jahre</strong><br />
Familienstand: verheiratet<br />
Berufliche Laufbahn:<br />
Seit 1995<br />
Dipl.-Sozialpädagoge (FH)<br />
Seit 1995 beim<br />
Stadtjugendausschuss e.V.<br />
1995- 1999 <strong>Fanprojekt</strong><br />
1999 – <strong>20</strong>08 Leiter der<br />
Einrichtung FunCar<br />
Seit <strong>20</strong>08 im Kinder- und<br />
Jugendhaus Durlach<br />
Hobbies: Fußball spielen und<br />
schauen, Skifahren, Reisen<br />
und Lesen<br />
28<br />
Stadtjugendausschuss e.V.<br />
<strong>Karlsruhe</strong><br />
Welche Bedingungen hast Du vorgefunden als<br />
Du beim <strong>Fanprojekt</strong> angefangen hast?<br />
Bevor ich beim <strong>Fanprojekt</strong> angefangen habe, war<br />
der Fokus völlig auf die Hooligans ausgerichtet.<br />
Als ich dann´95 anfing, wollte man sich mehr bzw.<br />
auch auf die anderen Fangruppen konzentrieren.<br />
Also auf die Kutten und nicht nur auf die schwierigen<br />
Fälle.<br />
Wie wurdest du beim <strong>Fanprojekt</strong> aufgenommen?<br />
Ich habe mich damals vor rund <strong>20</strong>0 Fans im<br />
Clubhaus vorgestellt. Als sie meinen schwäbischen<br />
Dialekt hörten, haben sie das Lied „Ein<br />
Schwab, ein toter Schwab“ angestimmt. Die<br />
Situation war für mich nicht leicht. Um diesen<br />
peinlichen Moment ein bisschen zu entspannen,<br />
habe ich dann einfach den Dirigenten gespielt.<br />
Das hat mich damals viel Überwindung gekostet.<br />
Im Laufe der Zeit hat sich dann alles ein bisschen<br />
relativiert, weil sie nicht nur den Schwaben gesehen<br />
haben, sondern auch den Menschen dahinter.<br />
Welche Vorgehensweisen in der Arbeit haben<br />
sich als nützlich erwiesen?<br />
Anfangs war es nicht einfach Kontakt zu den<br />
Fans zu knüpfen. Meine Anfangszeit bestand<br />
hauptsächlich aus aufsuchender Sozialarbeit. Wir<br />
haben szenekundige Kneipen besucht, wie zum<br />
Beispiel Titanic, Underground, Germania, CD-<br />
Pilsstüble, Sockenschuss und Bierakademie und<br />
mit den Fans gesprochen. Das wurde mit jedem<br />
Mal auch leichter und diese Art der Arbeit entspricht<br />
sowieso meinen persönlichen Fähigkeiten.<br />
Oder wir haben an Sitzungen von Fanclubs<br />
teilgenommen. Natürlich gab es immer wieder<br />
Einzelfallberatungen, wenn es beispielsweise zu<br />
Stadionverboten wegen dem Abbrennen von<br />
Pyrotechnik, gekommen ist.<br />
Einen guten Ansatzpunkt habe ich über die<br />
Sportschiene gefunden – ich bin halt selber aktiver<br />
Fußballer! Und man darf natürlich nicht die<br />
wichtigste Literatur vergessen: den Kicker! Ich<br />
hatte immer etwas worüber ich reden konnte, vor<br />
allem, wenn ich in den Bussen oder in den<br />
Sonderzügen mitgefahren bin.<br />
Wie ist es zu der Idee der U-16 Busse gekommen?<br />
Zu dieser Zeit gab es noch die sogenannten<br />
„Drecksaubusse“, in denen sehr exzessiv gesoffen<br />
wurde. Der Boden war meist voll mit Bier. Aus<br />
diesem Grund sind wir auf die Idee gekommen,<br />
U16 Busse einzuführen. Den Jugendlichen sollte<br />
gezeigt werden, dass es auch ohne Alkohol und<br />
Nikotin geht und dass man trotzdem Spaß haben<br />
kann. Der Verein stand voll und ganz dahinter<br />
und hat auch für das Rahmenprogramm immer<br />
ein paar Fanartikel für unser traditionelles<br />
Fußballquiz beigesteuert. Der damalige Präsident<br />
Roland Schmider hat uns für die Ausfahrt immer<br />
antialkoholische Getränke zur Verfügung gestellt.<br />
<strong>20</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>Fanprojekt</strong> <strong>Karlsruhe</strong><br />
Interview mit Claus-Jürgen Sailer<br />
<strong>Fanprojekt</strong>mitarbeiter von 1995 bis 1999<br />
Wir haben auch Begegnungen mit Jugendlichen<br />
aus anderen Fanszenen geschaffen und waren<br />
im Vorfeld z.B. im Schalker <strong>Fanprojekt</strong>.<br />
Wie hat sich die Arbeit im Laufe der Zeit verändert?<br />
Die Szene hat sich dann weiterentwickelt. 1995<br />
habe ich dann aus Bologna Broschüren mit<br />
Choreographien mitgebracht und die Jungs<br />
haben dann auch angefangen sich in Form, eben<br />
solcher Choreos, künstlerisch zu betätigen. 1995<br />
haben wir dann auch ein Fanzine mit mehreren<br />
Ausgaben herausgegeben, mit Redaktionssitzungen<br />
im <strong>Fanprojekt</strong>. 1999 wollten wir dann<br />
auch die Stimmung im Stadion fördern.<br />
Anfänglich gab es dann Trompetenspieler und<br />
später auch Trommler, die die Fans angeheizt<br />
haben. Damals hat sich auch die Struktur im<br />
Fußball verändert. Stehplatzabbau und<br />
Kommerzialisierung – diese Dinge beeinflussen<br />
natürlich die Fankultur. Und dann war es wichtig<br />
auch die kritischen Stimmen der Fans zu fördern<br />
und sie bei Entscheidungen mit ins Boot zu holen.<br />
Es ist ihr Lebensraum und den sollen sie mit ihren<br />
Ideen und Vorstellungen mitgestalten.<br />
Welche weiteren Grundideen habt ihr während<br />
Eurer Arbeit verfolgt?<br />
Wir wollten neben künstlerischen Elementen<br />
auch den interkulturellen Austausch zwischen<br />
den Jugendlichen fördern. Vor der EM 96 sind wir<br />
zum Beispiel mit über <strong>20</strong> Fans nach Manchester<br />
geflogen. Wir haben Spiele angeschaut, hatten<br />
eine Begegnung mit englischen Fans in<br />
Nottingham in Form eines kleinen Turniers. ´97<br />
sind wir zusammen mit dem Mainzer und dem<br />
Frankfurter <strong>Fanprojekt</strong> zwei Wochen nach<br />
Frankreich gefahren. Auch die Verbindung nach<br />
Straßburg und die damals sehr intensiv geführte<br />
Fanfreundschaft, die heute noch besteht, fand ich<br />
eine tolle Sache.<br />
Welche Ideen hättest Du heute für die Arbeit mit<br />
Fussballfans / für die Szene?<br />
Heute würde ich neben all den Dingen, wie<br />
Fussballturnieren, Radtouren oder einem internationalen<br />
Fanaustausch, erlebnispädagogische<br />
Elemente einsetzen. Spontan denke ich an eine<br />
Kanutour. Paddeln mit Fussballfans – ich glaube,<br />
das wäre cool.<br />
Welche Eigenschaften soll ein <strong>Fanprojekt</strong>ler<br />
Deiner Meinung nach mitbringen?<br />
In der Szene muss man sich einen Namen schaffen.<br />
Das geht nur über Präsenz und Beziehungsarbeit.<br />
Man muss schon jahrelang dabei sein, um<br />
alle Besonderheiten der Szene zu kennen. Man<br />
muss sich in die Fans natürlich auch rein versetzen<br />
können. Das ist einfacher, wenn man selbst<br />
einen Bezug zum Fußball hat. Dass Fußball<br />
Emotionen auslöst und darüber hinaus leider<br />
auch Gewalt, in und außerhalb des Stadions ent-
stehen lässt, darüber muss man sich bewusst<br />
werden, bevor man diesen Job als <strong>Fanprojekt</strong>ler<br />
antritt. Letztendlich steht und fällt das Ganze aber<br />
immer mit der Person, wie glaubwürdig und<br />
authentisch kommt er bei den Fans rüber?<br />
Wie war das Verhältnis mit der Polizei und wie<br />
wurde das Projekt von dieser akzeptiert?<br />
Wir haben damals versucht uns ein Stück weit mit<br />
der Polizei auszutauschen. Aber aus unserer<br />
Sicht und mit unserem sozialpädagogischen<br />
Auftrag haben wir natürlich eine ganz andere<br />
Vorgehensweise verfolgt als die Polizei. Uns ging<br />
es ja darum, Vertrauen zu den Fans aufzubauen.<br />
Die Polizei verfolgt eben ihren ordnungspolitischen<br />
Auftrag, indem sie Straftaten verfolgt.<br />
Trotzdem ging es natürlich nicht, dass die Polizei<br />
z.B. das <strong>Fanprojekt</strong> besucht und dort ermittelt.<br />
Unser Auftrag war die Begleitung und<br />
Unterstützung der Fans. Der Kern unserer Arbeit<br />
besteht darin eine Beziehung zu den einzelnen<br />
Fans aufzubauen. Diese beiden Aufträge sind<br />
natürlich schwierig zusammenzuführen. In der<br />
Vermittlerrolle als <strong>Fanprojekt</strong>ler fühlt man sich,<br />
denke ich, immer ein wenig zwischen den<br />
Stühlen, aber ich glaube, dass die Mitarbeiter im<br />
<strong>Fanprojekt</strong> sich sehr gut in diesem ganzen<br />
Gefüge bewegen. Die Fans wissen, dass zwischen<br />
dem <strong>Fanprojekt</strong> und der Polizei ein Dialog<br />
besteht. Und dieser Dialog muss einfach transparent<br />
gehalten werden.<br />
Erinnerst Du Dich an ein negatives Ereignis während<br />
Deiner Zeit im <strong>Fanprojekt</strong>?<br />
Einmal gab es mangels Absprache ein internes<br />
Problem im Team. Ich war gerade im <strong>Fanprojekt</strong>,<br />
als ein Mitglied der Hooligangruppe „Destroyers“<br />
zusammen mit seiner Freundin kam. Er war ein<br />
ziemlicher Schrank und hat mich kurz am Kragen<br />
gepackt. Ich hab ihn damals nicht angezeigt, aber<br />
ich habe ein klärendes Gespräch eingefordert<br />
und das war sehr gut.<br />
In dem Gespräch wurde mir seine Sicht und auch<br />
der Auslöser des Ganzen klar. Ich wollte nichts<br />
unter den Tisch fegen, sondern die Fronten klären<br />
und die Konsequenzen aufzeigen, sollte so<br />
etwas noch mal passieren.<br />
Wieviel hast Du in Deiner Zeit von der Ultra-<br />
Bewegung mitbekommen und wie siehst Du<br />
diese?<br />
Als ich damals im <strong>Fanprojekt</strong> aufgehört habe, war<br />
die Ultra-Bewegung gerade in ihren Anfängen.<br />
Die „Phönix Sons“ haben sich damals gegründet.<br />
Ich glaube aber, dass zu dieser Zeit für die meisten<br />
noch nicht klar war, was „Ultra“ eigentlich<br />
bedeutet. Die ursprüngliche Bewegung aus<br />
Italien beinhaltet viel mehr Politik, als hier in<br />
Deutschland. In Deutschland steht die Ultra-<br />
Bewegung mehr für die Atmosphäre, die<br />
Stimmung im Stadion und die treue<br />
Unterstützung des eigenen Clubs. Als ich im<br />
<strong>Fanprojekt</strong> angefangen habe, gab es sehr viele<br />
kleine autonome Fanclubs. Unter dem<br />
Dachverband der Interessensgemeinschaft hatten<br />
sie trotzdem z.B. ihre eigene Satzung. Mit<br />
„Ultras“ verbinde ich diese geballte Bewegung in<br />
<strong>20</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>Fanprojekt</strong> <strong>Karlsruhe</strong><br />
der Masse und die Dynamik, die sich sowohl in<br />
positiver als auch negativer Richtung entladen<br />
kann.<br />
Gibt es ein positives Erlebnis, an das du dich<br />
besonders gern erinnerst, wenn du an Deine<br />
Zeit im <strong>Fanprojekt</strong> denkst?<br />
Wir haben damals, als Volker noch Praktikant<br />
war, eine Radtour nach Stuttgart gemacht.<br />
Zusammen mit ca. 25 Fans sind wir nach<br />
Stuttgart geradelt. In Vaihingen-Enz haben die<br />
Jungs nachts dann die Zeche geprellt. Das war<br />
vielleicht weniger schön, aber die Radtour nach<br />
Stuttgart – einmalig! Super! Einmal haben wir in<br />
Zusammenarbeit mit dem „Soundtruck“ (eine<br />
musikpädagogische Einrichtung des Stadtjugendauschuss)<br />
eine CD mit Fußballliedern aufgenommen.<br />
Die Jungs haben ihre Texte selber<br />
gesungen, mal die richtigen Töne getroffen und<br />
mal voll daneben gelegen. Das war wirklich witzig.<br />
Gibt es spontan irgendeine kleine Anekdote, an<br />
die Du Dich erinnerst?<br />
Als ich 1995 zu einem Fachkräfteaustausch in<br />
Bologna war, habe ich immer Broschüren über<br />
Choreographien mitgebracht und der Guido war<br />
damals auch begeistert davon. Und als ich dann<br />
privat nach Italien gefahren bin, wollte Guido<br />
unbedingt mit. Er hat dann seine Mutter bearbeitet,<br />
dass er mitfahren darf und durfte das dann<br />
auch. Und eigentlich war er wirklich einer der<br />
ersten richtigen Groundhopper. Und hat eben<br />
auch viele Ideen in die Szene eingeführt.<br />
Was wünscht Du dem <strong>Fanprojekt</strong> für die Zukunft?<br />
Macht so weiter! Ich wünsche Euch ganz viel<br />
Kraft, Ausdauer und Durchhaltevermögen für die<br />
tägliche Arbeit, vor allem in der Auseinandersetzung<br />
mit den unterschiedlichsten Problemen. Ich<br />
wünsche Euch, dass ihr immer die richtigen<br />
Antworten auf die Fragen findet, die im Raum stehen.<br />
Und nicht zuletzt wünsche ich Euch eine gut<br />
funktionierende Zusammenarbeit mit allen rund<br />
um die Fanszene relevanten und verantwortlichen<br />
Institutionen.<br />
Interview: Jenny Heppner und Eli Bischoff<br />
„<strong>20</strong> <strong>Jahre</strong> sind eine lange Zeit!<br />
Ich bin jetzt seit 18 <strong>Jahre</strong>n<br />
dabei und es ist einfach schön.<br />
Die neuen Räumlichkeiten<br />
sind natürlich besser als die<br />
alten und die Partys mit den<br />
Ultras sind einfach gut!“<br />
Rasti<br />
Claus-Jürgen beim Interview an „alter Wirkungsstätte” 29
„Ich bin seit 15 <strong>Jahre</strong>n dabei<br />
und das <strong>Fanprojekt</strong><br />
war für mich immer eine<br />
Anlaufstelle und Treffpunkt<br />
meiner Freunde.“<br />
Michael Kunz<br />
2. Vorstand der Supporters <strong>Karlsruhe</strong><br />
und im KSC-Vereinsrat<br />
30<br />
Stadtjugendausschuss e.V.<br />
<strong>Karlsruhe</strong><br />
<strong>20</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>Fanprojekt</strong> <strong>Karlsruhe</strong><br />
DER U-18 TAG IM FANPROJEKT<br />
Schon seit geraumer Zeit führt das <strong>Fanprojekt</strong><br />
<strong>Karlsruhe</strong> spezielle U-18 Fahrten zu Auswärtsspielen<br />
des KSC durch und bietet in den<br />
Schulferien unterschiedliche Freizeitangebote<br />
(z.B. Erstellung von Choreografien, Fan-<br />
Begegnungen mit Pisa & Strasbourg, Besuch des<br />
DFB Pokal Endspiels und Teilnahme am dortigen<br />
Fanfußballturnier). Das Angebot richtet sich an<br />
jugendliche KSC Fans im Alter zwischen zwölf<br />
und achtzehn <strong>Jahre</strong>n.<br />
U18 auf der A5 Richtung Düsseldorf<br />
Da gerade der Nachwuchs von heute die Fans<br />
von morgen sind, haben wir beschlossen dem<br />
Nachwuchs einen eigenen Tag zu widmen.<br />
Dieser Tag soll den jungen Fans die Möglichkeit<br />
bieten unter sich zu sein und das <strong>Fanprojekt</strong> bietet<br />
regelmäßig exklusive Aktionen, wie z.B.<br />
Kinotage, Filmvorführungen, Freizeitaktivitäten,<br />
Austauschprogramme mit ausländischen Fans<br />
oder diverse Angebote (Indoorsoccer, Bolzplatz,<br />
Streetkick, Kickern, Playstation-Spiele, Fußballspiele<br />
auf Großbildleinwand uvm. an).<br />
Natürlich kann dieser Tag aber auch einfach<br />
genutzt werden, um Fahnen, Doppelhalter u.ä. zu<br />
malen, Tischtennis, Billiard, Playstation usw. zu<br />
spielen oder sich zu treffen und sich in vertrauter<br />
Atmosphäre auszutauschen. Vor allem die U18-<br />
Auswärtsfahrten sind als präventives Angebot zu<br />
verstehen und ermöglichen jungen KSC-Fans<br />
zwischen zwölf und achtzehn <strong>Jahre</strong>n, kostengünstig<br />
(dem Budget Jugendlicher entsprechend) zu<br />
den Auswärtsspielen des <strong>Karlsruhe</strong>r SC zu gelangen.<br />
Ein Dank an dieser Stelle an die Supporters,<br />
die uns dabei auch finanziell zur Seite stehen.<br />
Aktivitäten für junge Fans<br />
Vorbereitungsarbeiten zur U18-Choreografie<br />
Den Jugendlichen kann so deutlich gemacht werden,<br />
dass Auswärtsfahrten auch ohne Alkohol<br />
und Nikotin Spaß machen können. Die Fahrten<br />
werden meist mit einem speziellen<br />
Besichtigungsziel, einem Treffen oder auch<br />
einem Freundschaftsspiel gegen eine<br />
Fanmannschaft des jeweiligen Auswärtsgegners<br />
verbunden. So entsteht ein freundschaftlicher<br />
Kontakt im sportlichen Bereich, der Spannungen<br />
bereits im Vorfeld der Spiele lösen kann. Den<br />
Jugendlichen sollen Informationen über Verein,<br />
Fans sowie das <strong>Fanprojekt</strong> gegeben werden, um<br />
sie zu animieren, sich als aktiver und gewaltloser<br />
Fan für den <strong>Karlsruhe</strong>r SC zu engagieren. Ältere<br />
Fans werden bei diesen Fahrten als Begleiter eingebunden<br />
und übernehmen somit durch ihre<br />
übertragenen Aufgaben Verantwortung und werden<br />
in ihrem Selbstwertgefühl gestärkt.<br />
Ferienspaß im Soccer-Center<br />
Ziel solcher Aktionen ist es jungen und motivierten<br />
Fans den Einstieg in die Fanszene zu erleichtern<br />
und ihnen dabei gesellschaftskonformes<br />
Verhalten vorzuleben. Im Mittelpunkt der Aktivitäten<br />
rund um den U-18 Tag stehen Sport, Spiel<br />
und Spaß - natürlich alkohol- und nikotinfrei.<br />
Autor: Jürgen Wiedmann<br />
U18 beim Freundschaftsmatch in Leverkusen <strong>20</strong>07 KSC-Logo im Großformat auf dem Parkplatz
U18-Auftritte in Unterhaching <strong>20</strong>07,...<br />
…in Augsburg <strong>20</strong>09<br />
…und daheim mit einer eigenen Choreografie <strong>20</strong>08.<br />
<strong>20</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>Fanprojekt</strong> <strong>Karlsruhe</strong><br />
U-18<br />
Aktiv sein für die Fanszene<br />
„Es ist wie eine zweite Heimat.<br />
Das alte <strong>Fanprojekt</strong> in der<br />
Moltkestrasse war cool, auf<br />
jeden Fall gemütlicher.“<br />
Timo Rastätter<br />
31
32<br />
Stadtjugendausschuss e.V.<br />
<strong>Karlsruhe</strong><br />
„Ich finde die Vermittlungs-<br />
arbeit zwischen Verein,<br />
Polizei und Fans gut.<br />
Außerdem sind die<br />
Sozialarbeiter auch<br />
für Probleme da,<br />
die nichts mit Fußball<br />
zu tun haben.“<br />
Marc Hoppe<br />
Jürgen Wiedmann<br />
<strong>Fanprojekt</strong>mitarbeiter<br />
Berufe:<br />
Zivildienst<br />
im KlinikumKarlsbad-Langensteinbach<br />
Ausbildung zum Schreiner<br />
Studium der Sozialarbeit an der ev. FH Freiburg<br />
Pädagogische Berufserfahrung im Projekt<br />
"BauStellen" bei der Diakonie Freiburg<br />
Seit November <strong>20</strong>06 selbständig<br />
als Schreiner in Freiburg<br />
Im <strong>Fanprojekt</strong> tätig seit <strong>20</strong>03 (zunächst als<br />
Praktikant, danach als Honorarkraft und<br />
seit <strong>20</strong>08 festangestellt mit 50%)<br />
Familienstand:<br />
ledig<br />
Alter: 34<br />
Wohnort: Freiburg<br />
Unsere Mitarbeiter<br />
Portraits der Mitarbeiter:<br />
Jürgen Wiedmann<br />
Das meinen Fans über Jürgen:<br />
"Jürgen ist mein U-18-Gefährte. Wir haben<br />
schon grandiose Fahrten zusammen gehabt und<br />
ich hoffe, da werden noch einige folgen."<br />
"Jürgen ist für mich ne wichtige Person im<br />
<strong>Fanprojekt</strong>. Man kann mit ihm über alles reden,<br />
er hilft immer, wenn irgendwo ein Problem ist,<br />
ist eigentlich für alles offen und hier nicht<br />
wegzudenken."<br />
"Er ist ganz cool drauf."<br />
"Jürgen war mit uns in Pisa. Das war cool.<br />
Er macht halt viel mit uns jungen Leuten –<br />
find´ ich gut!"<br />
"Jürgen ist ein bisschen wie wir alle. Mit ihm<br />
kann man auch Quatsch machen, er war halt<br />
früher auch bissle ein ´Raudi´".<br />
"Sehr cooler Typ, mit dem man auch außerhalb<br />
seiner Arbeitszeit sehr viel Spaß haben kann."<br />
"Jürgen – mein Lieblingssozi. Coole Einstellung<br />
– macht Spaß mit ihm auf jeden Fall!"<br />
"Wenn Jürgen gegen irgendwelche NPD-Plakate<br />
Farbbomben werfen würde, dann wären sie<br />
sicherlich blau-weiß."<br />
"Jürgen würde, wenn er in die Arbeit richtig rein<br />
wachsen könnte, wenn er öfter da wäre, sicher<br />
ein sehr guter <strong>Fanprojekt</strong>mitarbeiter werden.<br />
Das soll nicht heißen, dass er schlecht ist,<br />
aber er ist einfach zu wenig da."<br />
"Jürgen ist als »<strong>20</strong>-Ab-Gegner« (Kartenspiel)<br />
absolut nicht meine Kragenweite. Da muss er<br />
noch ein bisschen trainieren."<br />
"Freiburger. Lustig und hilfsbereit.<br />
Man kann gut mit ihm reden."
Fanfreundschaft zu Berlin<br />
Die ersten freundschaftlichen Beziehungen zwischen<br />
Berlinern und <strong>Karlsruhe</strong>rn liegen schon<br />
einige <strong>Jahre</strong> zurück (14.08.1976) und lassen<br />
somit auf eine gewisse Tradition dieses<br />
Bündnisses schließen. Bereits in den 80er und<br />
frühen 90er <strong>Jahre</strong>n gab es Kontakte zwischen<br />
den damals aktiven Fan- und Hooligangruppen<br />
der beiden Vereine.<br />
Mit dem Aufstieg der Hertha und dem damit verbundenen<br />
Gastspiel beim <strong>Karlsruhe</strong>r SC<br />
(Rückrunde 1997/1998) wurden die Kontakte<br />
nach einer langen Ruhephase reanimiert. Die<br />
Freundschaft zwischen den „Harlekins Berlin“<br />
und den „Phönix Sons“ wurden von Jahr zu Jahr<br />
intensiviert und es entstand eine brüderliche<br />
Bindung in der man schon einige sportliche<br />
Höhen und Tiefen gemeinsam durchschritt.<br />
<strong>20</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>Fanprojekt</strong> <strong>Karlsruhe</strong><br />
Fanfreundschaften<br />
Grenzenlose Leidenschaft verbindet.<br />
Im Januar <strong>20</strong>04 kam es, auf Initiative beider<br />
Fanlager, dann zum Freundschaftsspiel<br />
<strong>Karlsruhe</strong>r SC – Hertha BSC im Wildparkstadion.<br />
Rund 500 Herthaner machten sich auf den weiten<br />
Weg nach Baden.<br />
Im Stadion positionierte man sich zusammen mit<br />
den <strong>Karlsruhe</strong>rn auf der Gegengerade und zelebrierte<br />
die gemeinsame Freundschaft.<br />
Doch nicht nur die beiden Ultragruppen tragen<br />
diese Fanfreundschaft, denn auch viele andere<br />
Fangruppen, Fanclubs und auch Einzelpersonen<br />
aus beiden Fanszenen pflegen mittlerweile mehr<br />
als nur freundschaftliche Kontakte.<br />
Autor: Jürgen Wiedmann<br />
Fanfreundschaftsspiel im Wildpark „Phönix Sons” gegen „Harlekins Berlin“<br />
„<strong>20</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>Fanprojekt</strong><br />
<strong>Karlsruhe</strong> - Die soziale<br />
Festung in der Brandung!<br />
Die Fanfreundschaft zwischen<br />
Berlin und <strong>Karlsruhe</strong> wäre<br />
ohne das <strong>Fanprojekt</strong><br />
<strong>Karlsruhe</strong> nicht zustande<br />
gekommen, die Teilnahme<br />
am Fanfinale in Berlin und<br />
Gastfreundschaft in ihren<br />
Räumen ebnete den Weg<br />
der Freundschaft!<br />
Bewundernswert ist die<br />
Ausdauer, die Geduld und<br />
das Feingefühl mit jungen und<br />
heranwachsenden Fußballfans<br />
umzugehen, für sie da zu sein.<br />
Glückwunsch zu <strong>20</strong> <strong>Jahre</strong>n<br />
erstklassiger Arbeit für die<br />
Fanszene und die Stadt<br />
<strong>Karlsruhe</strong>!“<br />
Kay Bernstein<br />
Berlin<br />
33
„Super Anlaufstelle für junge<br />
und alte Fußballfans aus<br />
<strong>Karlsruhe</strong>.“<br />
Daniel Sieger<br />
34<br />
Stadtjugendausschuss e.V.<br />
<strong>Karlsruhe</strong><br />
Fanfreundschaft zu Strasbourg (von Daniel)<br />
Beginn, seit wann??<br />
Meiner Meinung nach besteht die Freundschaft<br />
schon seit den frühen 80er <strong>Jahre</strong>n und wurde<br />
damals unter anderem von den Fanclubs "Phönix<br />
78" und "Blau-Weisse Adler" initiiert und getragen.<br />
Das waren zumindest die Leute, die ich<br />
selbst bei den ersten Besuchen in Strasbourg<br />
wahrgenommen habe. Später gab es dann mit<br />
den Blue Pirates sogar einen Fanclub, der sowohl<br />
ein KSC- wie auch ein Racing-Fanclub war.<br />
Wie kam´s dazu?<br />
Wie es genau dazu kam, kann ich nicht wirklich<br />
sagen, da ich bei den Anfängen noch nicht dabei<br />
war.<br />
Wer waren die Antreiber dieser Freundschaft?<br />
Neben den oben genannten Fanclubs gab es auf<br />
Strasbourger Seite eine bestimmte Person, die<br />
meiner Meinung nach zu Beginn wie auch in der<br />
ganzen Zeit danach, maßgeblich an der<br />
Freundschaft und deren Entwicklung beteiligt<br />
war. Jean von den "Meinau Boys" war sowohl in<br />
<strong>Karlsruhe</strong> wie auch in Strasbourg sehr bekannt<br />
und vor allem beliebt. Leider ist er vor ein paar<br />
<strong>Jahre</strong>n nach einem Hirnschlag gestorben. Damit<br />
hatte die Freundschaft einen ganz großen<br />
Protagonisten verloren. Übrigens war Jean auch<br />
Mitglied bei "Phönix 78".<br />
Wie oft fahrt Ihr nach Strasbourg?<br />
Eigentlich fahren zu jedem Spiel von Racing<br />
wenigstens einige Leute, sofern natürlich der<br />
KSC nicht zeitgleich spielt. Eine Zeitlang drohte<br />
die Freundschaft etwas einzuschlafen, doch das<br />
war nur eine Durstphase, die mittlerweile schon<br />
wieder vorbei ist.<br />
<strong>20</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>Fanprojekt</strong> <strong>Karlsruhe</strong><br />
Fanfreundschaften<br />
Fragen an Tobi und Daniel<br />
Wie oft werdet ihr von Strasbourgern besucht?<br />
Ebenso sind auch bei fast jedem Spiel einige<br />
unserer Freunde zu Gast.<br />
Aber eben auch, sofern Racing nicht selbst spielt.<br />
Worin liegen Gemeinsamkeiten, worin die<br />
Unterschiede?<br />
Obwohl uns geographisch ja nicht so viel trennt,<br />
sind die Elsässer doch ein ganz anderer<br />
Menschenschlag, von denen wir in manchen<br />
Belangen noch viel lernen können. Beispielsweise<br />
gehen die Strasbourger Dinge viel gelassener<br />
an, wie wir das vielleicht tun würden. Eine<br />
absolute Gemeinsamkeit beider Szenen ist die<br />
Leidensfähigkeit, die Jahr um Jahr auf neue<br />
Proben gestellt wird, weil Erfolge in unseren<br />
Vereinen doch eher spärlich gesät sind und man<br />
öfter enttäuscht als glücklich nach Hause geht.<br />
Wie hat sich die Freundschaft seit Bestehen entwickelt?<br />
Wie gesagt gab es ähnlich wie zum sportlichen<br />
Auf und Nieder der Vereine auch Hoch- und<br />
Durst-Phasen, was natürlich auch an Problemen<br />
innerhalb der Szenen lag. Doch seit wir beide<br />
wieder einen starken und hungrigen Nachwuchs<br />
haben, sind wir meiner Meinung nach wieder auf<br />
einem guten Weg in bessere Zeiten.<br />
Wird die Freundschaft von der gesamten<br />
Fanszene getragen?<br />
Kurz und bündig: Ja. Einige Fans, die nichtmal<br />
Ultras sind, haben sogar Dauerkarten fürs<br />
Meinau-Stadion und umgekehrt.<br />
Was war euer schönstes Erlebnis in Strasbourg?<br />
Da fallen mir spontan die vielen Beileids-bekundungen<br />
und Transparente zu Dominik Mosers<br />
Tod ein, der sich auch in Strasbourg größter<br />
Beliebtheit erfreute. Das waren zwar keinen<br />
"schönen" Momente, aber dafür umso ergreifender!<br />
Was wünscht ihr Euren Freunden?<br />
Dass sie weiter im Kampf für ihre Ziele und ihre<br />
Ideale zusammen halten und den Glauben an<br />
die Sache nicht verlieren. Dabei können sie<br />
immer auf ihre Freunde aus dem Wildpark zählen.
Fanfreundschaft zu Pisa (von Tobi)<br />
Wie kam es zu der Fanfreundschaft mit Pisa?<br />
Die ersten Kontakte knüpften wir nach Pisa, als<br />
sich einige PS’ler inkl. Sozi Volker, auf den Weg<br />
zum Länderspiel Griechenland – Deutschland<br />
machten. Die Reise führte quer durch Italien nach<br />
Bari, um von dort aus mit der Fähre nach<br />
Griechenland zu gelangen. Doch vorher erkundigte<br />
man sich noch beim Progetto Ultra (eine Art<br />
Fanverband in Italien) über das Toskana Derby<br />
Pisa – Livorno. Uns wurde geraten, diese Derby<br />
nicht zu besuchen, da es in der Vergangenheit<br />
immer wieder zu schweren Auseinandersetzungen<br />
zwischen den verfeindeten Fan-Szenen<br />
gekommen war. Dies konnte die illustre<br />
Reisegesellschaft natürlich nicht zurückschrecken<br />
und so wurden die Eintrittskarten über das<br />
Progetto Ultra bestellt und diese wurde uns dann<br />
von einem Ultra aus Pisa, von der Gruppe „RAN-<br />
GERS“ an einem Treffpunkt übergeben. Dadurch,<br />
dass dieser Ultra ein geborener Schweizer ist und<br />
die deutsche Sprache sehr gut beherrschte, wurden<br />
wir gleich zum Treffpunkt der Pisani eingeladen.<br />
Wir verstanden uns auf Anhieb und standen<br />
dann während des Spiels bei den Pisani in der<br />
Curva Nord und waren total begeistert von dieser<br />
genialen Stimmung, die in dem Stadion herrschte<br />
und das bei einem Spiel in der 3. Liga.<br />
Wer waren die Antreiber dieser Freundschaft?<br />
Am Anfang war es unsere Hopper-Fraktion, die<br />
immer wieder zu den Auswärtsspielen von Pisa<br />
gefahren ist. Nach und nach wurde aus den<br />
bestehenden Einzelkontakten eine richtige<br />
Freundschaft, die zu Beginn nur zu den „Rangers<br />
Pisa 1979“ bestand und mittlerweile zu allen<br />
Gruppen der Curva Nord Maurizo Alberti besteht.<br />
Ab dem Jahr <strong>20</strong>07 würde ich von einer richtigen<br />
Freundschaft sprechen, denn hier waren vor<br />
allem Pedro und ein SV’ler die Kontaktpersonen<br />
<strong>20</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>Fanprojekt</strong> <strong>Karlsruhe</strong><br />
für die Pisani, welche die Freundschaft richtig aufbauten.<br />
Vor allem außerhalb des Stadions unternahm<br />
man sehr viel mit den Jungs und Mädels<br />
aus Pisa.<br />
Wie oft fahrt Ihr nach Pisa?<br />
Das kann man nicht genau sagen, da die<br />
Besuche von Saison zu Saison schwanken (je<br />
nach Zugehörigkeit der Liga, überschneiden sich<br />
oft die Spiele). Zwei Mitglieder unserer Gruppe<br />
haben mittlerweile die 50-Spiele Marke überschritten<br />
und auch viele andere PS’ler waren mindestens<br />
bei <strong>20</strong>- bis 30 Spielen von Pisa. Mein<br />
persönlicher Rekord liegt bei zwölf Spielen in<br />
einer Saison (dank meines SV’s).<br />
Werdet Ihr genauso oft aus Pisa besucht?<br />
Alessandro hat auch schon die 50-Spiele Marke<br />
erreicht und kam immer mit einem Auto voller<br />
Pisani (oder auch nicht!). Wie oben bereits<br />
beschrieben, kann man das schlecht sagen, aber<br />
wir freuen uns immer riesig, wenn die Pisani uns<br />
in <strong>Karlsruhe</strong> oder bei Auswärtsspielen unterstützen.<br />
Worin liegen die Gemeinsamkeiten/<br />
Unterschiede zu Pisa?<br />
Sehr gute Frage, nur würde sie komplett den<br />
Rahmen des Interviews sprengen, da es sehr<br />
viele Unterschiede zwischen uns gibt. Dies wäre<br />
vor allem:<br />
1. Lebenseinstellung – vive per vivere<br />
(Lebe um zu leben)<br />
2. Mentalität – in Pisa gibt es schon seit mehr als<br />
30 <strong>Jahre</strong>n die Ultrabewegung und dies merkt man<br />
zum einem in ihrem Handeln und im Alter der<br />
Kurve, das deutlich höher liegt als das Unsrige.<br />
3. Drogen – 90% der Tifosi konsumieren diese.<br />
... weiter auf S. 36<br />
„Ein Stück weit Heimat für<br />
mich. Viele schöne Partys,<br />
viele schöne Momente,<br />
interessante Momente.<br />
Ich hab beim Szenegeflüster<br />
mitgearbeitet und das war<br />
echt ne tolle Zeit!<br />
Denk ich gerne dran!“<br />
Andreas Ullske<br />
35
„<strong>Fanprojekt</strong> - für mich<br />
persönlich seit über<br />
10 <strong>Jahre</strong>n ein unverzichtbarer<br />
Teil meines Fanlebens.“<br />
Andreas Wawru<br />
36<br />
Stadtjugendausschuss e.V.<br />
<strong>Karlsruhe</strong><br />
Wie hat sich die Freundschaft aus Deiner Sicht<br />
seit Bestehen entwickelt?<br />
Die Freundschaft hat sich, wie ich finde, super<br />
entwickelt, wenn man die Entfernung von 8<strong>20</strong><br />
Kilometern berücksichtigt. Einige Mitglieder<br />
haben jeden Tag via Internet Kontakt mit den<br />
Pisani und es haben sich richtige Freundschaften<br />
fürs Leben entwickelt. Besonders zu erwähnen<br />
wäre die Anwesenheit der Capo’s der „Curva<br />
Nord“ beim Heimspiel gegen Frankfurt, sowie die<br />
hohe Anzahl der Pisani bei unserer 10-<br />
<strong>Jahre</strong>sfeier. Grazie!<br />
Wird die Freundschaft von der gesamten<br />
Fanszene getragen?<br />
Die Freundschaft wird nur von den „Phönix Sons<br />
<strong>Karlsruhe</strong> 1999“ zu der gesamten „Curva Nord<br />
Maurizio Alberti“ getragen, speziell „Rangers“,<br />
„Sconvolts“, „Wanderers“, „Kapovolit“ und<br />
„Svitati“. Ab und zu fahren ein paar Jungs von den<br />
anderen Gruppen mit nach Pisa, aber nur um<br />
einen Einblick in die dortige „Welt“ zu bekommen.<br />
Was war Euer schönstes Erlebnis in Pisa?<br />
Hier kann ich nur für meine Person sprechen:<br />
- Playoff Spiel <strong>20</strong>02 in Bergamo als 15.000 Pisani<br />
anwesend waren und das Stadion gerockt haben.<br />
- Auswärts Napoli, das Stadion total beeindrukkend<br />
und die Napoletani sind einfach nur krank!!!<br />
- Die vielen Menschen, die ich durch diese<br />
Freundschaft kennenlernen konnte<br />
Das war nur ein kleiner Auszug von Highlights die<br />
ich in Pisa erlebt habe, hier könnte ich noch zig<br />
Spiele, Partys, Auswärtsfahrten aufzählen.<br />
Was wünscht ihr Euren Freunden?<br />
Da unsere Freunde einen Zwangsabstieg in die<br />
5. Liga hinter sich haben, wünschen ich Ihnen vor<br />
allem sportlichen Erfolg und eine schnelle<br />
Rückkehr in den Profifußball. Des weiteren hoffe<br />
ich, dass die sinnlosen Repressionen in Italien<br />
endlich aufhören und die Ultras wieder ihre<br />
Mentalität im Stadion ausleben können.<br />
An dieser Stelle möchte ich noch besonders<br />
unseren Freund Alessandro grüßen, ohne IHN<br />
wäre diese Freundschaft NIE so intensiv geworden.<br />
Dafür möchte ich ihm danken.<br />
Pisa e <strong>Karlsruhe</strong> -<br />
Freundschaft ohne Grenzen!!!<br />
Die „Curva Nord“ in Pisa<br />
<strong>20</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>Fanprojekt</strong> <strong>Karlsruhe</strong><br />
Interview mit<br />
Inwiefern hast Du das Konzept im FP verändert,<br />
seitdem Du Leiter im <strong>Fanprojekt</strong> bist, bzw. welche<br />
Besonderheiten kennzeichnen das <strong>Karlsruhe</strong>r<br />
Konzept?<br />
Als ich beim <strong>Fanprojekt</strong> 1998 angefangen habe,<br />
war die Szene noch durch das präsente Auftreten<br />
der „Destroyers“ geprägt. Dies war für die<br />
Mitarbeiter eine schwierige Zeit, da diese<br />
Gruppierung eigentlich keine anderen<br />
Gruppierungen im <strong>Fanprojekt</strong> zugelassen hat.<br />
Dies änderte sich dann aber und mit dem<br />
Herauswachsen der Ultraszene aus der<br />
Fanszene veränderte sich relativ schnell auch die<br />
Arbeit und somit das gesamte Konzept des<br />
<strong>Fanprojekt</strong>s. Die Unterstützung der Ultraszene<br />
bei ihrer Etablierung innerhalb des Fußballs<br />
wurde zur Hauptaufgabe des <strong>Fanprojekt</strong>s. Dies<br />
resultierte aus der Zunahme verschiedener<br />
Gruppen, die von Jahr zu Jahr größer wurden.<br />
Auch die inhaltliche Arbeit veränderte sich sehr.<br />
Nach anfänglichen Schwierigkeiten wurden die<br />
Besucherzahlen des <strong>Fanprojekt</strong>s immer größer<br />
und die Räume in der Moltkestrasse waren dann<br />
irgendwann einfach zu klein. Die Unterstützung<br />
bei den Choreografien und anderen Projekten<br />
wurde vom <strong>Fanprojekt</strong> mit Inhalten, Materialien<br />
und Räumlichkeiten unterstützt, was zu einer<br />
Verbesserung der Fankultur beigetragen hat. Die<br />
pädagogischen Ziele „Erhalt des Sozialraums für<br />
Fans“, „Partizipation“ und die „Einzelfallhilfe“ nahmen<br />
mehr Zeit in Anspruch. Auch die Vernetzung<br />
mit den beteiligten Institutionen – Verein,<br />
Fanbeauftragten, Fanbetreuung und Supporters<br />
– wurde intensiviert und das <strong>Karlsruhe</strong>r Modell<br />
der „ Drei-Säulen-Betreuung“ ist wohl in dieser<br />
Konstellation äusserst selten.<br />
Seit <strong>20</strong>00 kam es vermehrt zu Stadionverboten.<br />
Die „kontroverse, aber auch konstruktive<br />
Diskussion“ mit der Polizei und dem Verein KSC,<br />
der die Stadionverbote ja aussprechen muß,<br />
wurde ein wichtiger Bestandteil unserer Arbeit.<br />
Ich bin mir bei diesem Teil sehr bewusst, dass<br />
dies immer eine Gratwanderung zwischen den<br />
Interessen der Fans und den Interessen der<br />
anderen Beteiligten ist. Das Wichtigste ist aber,<br />
dass das Vertrauensverhältnis zwischen Fan und<br />
Sozialarbeiter da ist. Ich glaube, dass uns dies<br />
hier in <strong>Karlsruhe</strong> sehr gut gelingt.<br />
Wie wird das Projekt Deiner Meinung nach angenommen?<br />
Von der Szene selbst, der Polizei, dem<br />
DFB, dem Verein?<br />
Die Entwicklung der Ultraszene in den letzten 10<br />
<strong>Jahre</strong>n hat eindeutig dazu geführt, dass die<br />
Anzahl der Personen, die das <strong>Fanprojekt</strong> besuchen<br />
sehr groß geworden ist. An Spieltagen sind<br />
immer zwischen 100 und 300 Fans im <strong>Fanprojekt</strong>.<br />
Da wir uns als Ansprechpartner für alle KSC –<br />
Fans verstehen, sind im Prinzip alle relevanten<br />
Fanszenen im <strong>Fanprojekt</strong> vertreten. Dies ist uns<br />
auch sehr wichtig, dass keine Gruppen oder einzelne<br />
Personen ausgeschlossen werden.
Volker Körenzig<br />
Ich glaube, die <strong>Fanprojekt</strong>mitarbeiter haben in der<br />
Fanszene eine hohe Akzeptanz, das Verhältnis<br />
zur Polizei hat sich auch in den letzten <strong>Jahre</strong>n<br />
positiv entwickelt.<br />
Hat man vor <strong>Jahre</strong>n den Kontakt von beiden<br />
Seiten aus vermieden, so ist auch dort eine<br />
Veränderung spürbar. Wenn es zur<br />
Strafverfolgung gegenüber Fans und zur<br />
Aussprache von Stadionverboten kommt, ist es<br />
unerlässlich, dass beide Parteien an einem Tisch<br />
sitzen und das <strong>Fanprojekt</strong> als Vertreter der Fans<br />
Position beziehen kann. Dies ist natürlich immer<br />
abhängig von den handelnden Personen. Der<br />
DFB ist sich seiner sozialen Verantwortung<br />
bewusst und hat dies ja auch durch das<br />
„Nationale Konzept Sport und Sicherheit“ mit der<br />
Finanzierung von <strong>Fanprojekt</strong>en untermauert. Es<br />
besteht aber in der Realität relativ wenig Kontakt<br />
zum DFB. Dafür gibt es die Schnittstelle „Koordinierungsstelle<br />
der <strong>Fanprojekt</strong>e“, die beim DFB<br />
angesiedelt ist und darüber ist der Kontakt dann<br />
zum DFB sehr gut. Mit dem Sicherheitsbeauftragten<br />
des DFB, Helmuth Spahn, haben wir in<br />
Fällen von Stadionverboten einen sehr kompetenten<br />
Ansprechpartner, der sich auch mit diesem<br />
Thema auseinandersetzt.<br />
Das Verhältnis zum Verein KSC ist in den letzten<br />
<strong>Jahre</strong>n deutlich besser geworden.<br />
Auch wenn es immer wieder kontroverse<br />
Diskussionen bezüglich negativem Verhalten der<br />
Fans bei Spielen und in Sachen Stadionverbot<br />
gibt, sind wir auf einem guten Weg, die<br />
Kommunikation zu optimieren. Daher möchte ich<br />
mich auf diesem Weg auch für die<br />
Zusammenarbeit bei den ehemaligen<br />
Ansprechpartnern Klaus Fuchs, Detlef Dietrich,<br />
Gerhard Seiler sowie den aktuellen<br />
Ansprechpartnern Rolf Dohmen, Michael Steidl,<br />
Burkard Reich und Wolfgang Emmert, der für uns<br />
die Schnittstelle zum Verein bildet, bedanken.<br />
Wie kamst Du zum KSC? Bist Du selbst KSC-<br />
Fan? Wie wichtig findest Du es als Mitarbeiter im<br />
FP selbst aus dem Fussballbereich zu kommen?<br />
1978 bin ich aus Mönchengladbach nach Bad<br />
Herrenalb gezogen. Ich war bis dahin<br />
Jugendspieler bei der Borussia und ab der C –<br />
Jugend habe ich alle Jugendmannschaften beim<br />
KSC durchlaufen. Von Frau Ötzel, die heute noch<br />
in der Ticketabteilung arbeitet, haben wir damals<br />
unsere Eintrittskarten als Jugendspieler bekommen.<br />
Ich bin natürlich KSC-Fan.<br />
Während meines Studiums an der Katholischen<br />
Fachhochschule in Freiburg habe ich 2 Praktika<br />
gemacht, eins bei der Jugendgerichtshilfe<br />
<strong>Karlsruhe</strong> und das andere beim <strong>Fanprojekt</strong><br />
<strong>Karlsruhe</strong>. Nach Abschluss des Studiums wurde<br />
dann eine befristete Stelle im <strong>Fanprojekt</strong> frei und<br />
ich habe diese dann bekommen. Seit 1998 arbeite<br />
ich nun im <strong>Fanprojekt</strong> und bin mittlerweile der<br />
Leiter. Ich denke, es ist sehr von Vorteil, wenn<br />
Mitarbeiter des <strong>Fanprojekt</strong>es aus dem<br />
Fußballsport kommen, oder sich in den<br />
Fußballszene auskennen.<br />
<strong>20</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>Fanprojekt</strong> <strong>Karlsruhe</strong><br />
Die ganze Thematik ist sehr speziell und die fanspezifischen<br />
Themen sind leichter zu verstehen,<br />
wenn man selbst Ahnung in diesem Bereich hat.<br />
Es gehört aber unabdingbar die qualifizierte<br />
Ausbildung zu diesem Berufsbild.<br />
Erzähl doch mal ein negativ und ein positiv prägendes<br />
Erlebnis!<br />
Bei den negativen Beispielen fallen mir zwei<br />
Ereignisse ein. Ich war als <strong>Fanprojekt</strong>mitarbeiter<br />
bei der Weltmeisterschaft 1998 in Frankreich bei<br />
dem Spiel in Lens vor Ort. Die Situation mit der<br />
schweren Verletzung des französischen<br />
Polizisten David Nivel habe ich praktisch vor Ort<br />
selbst miterlebt, obwohl ich die Situation nicht<br />
gesehen habe, da ich in einer Nebenstrasse war.<br />
Aber dieses Ereignis hat mich doch ganz schön<br />
lange beschäftigt.<br />
Das zweite negative Ereignis war meine eigene<br />
Verhaftung beim Spiel Greuther Fürth gegen den<br />
KSC vor drei <strong>Jahre</strong>n. Ich wollte eine Sache deeskalierend<br />
regeln und kam in Gewahrsam unter<br />
dem „Verdacht der Strafvereitelung im Amt“.<br />
Dadurch habe ich alle Situationen erlebt, welche<br />
die Fans auch oft mit Polizei und Staatsanwaltschaft<br />
und Gericht erleben müssen. Verhaftung<br />
aus dem Block heraus, Gewahrsamnahme über<br />
drei Stunden im Stadion, Busstürmung der Polizei<br />
auf dem Rückweg nach <strong>Karlsruhe</strong>, wiederum<br />
Gewahrsamnahme und die darauf folgenden<br />
Strafanzeigen der Staatsanwaltschaft Nürnberg.<br />
Mit Unterstützung meines Arbeitgebers, dem<br />
„Stadtjugendausschuss <strong>Karlsruhe</strong> e.V.“, hier in<br />
Person von Klaus Pistorius und Elisabeth<br />
Peitzmeier, sowie dem Sozialbürgermeister<br />
Harald Denecken und dem Zentraljuristischen<br />
Dienst der Stadt <strong>Karlsruhe</strong> wurde das Verfahren<br />
gegen mich eingestellt. Dieses Erlebnis und<br />
deren Folgen hat mich für meine weitere Arbeit<br />
als Sozialarbeiter im <strong>Fanprojekt</strong> sehr geprägt.<br />
Besonders positiv erlebe ich, dass die<br />
Fußballfans, die in der Öffentlichkeit häufig negativ<br />
dargestellt werden, in täglichen Alltagssituationen<br />
sehr grosses soziales Engagement zeigen.<br />
Spezieller Dank hier an Holger, Guido,<br />
David, Daniel, Tobi, Manu, Matze für ihr<br />
Engagement.<br />
Viele verändern sich zum Positivem und ihre gute<br />
Entwicklung zeigt mir den Erfolg unserer<br />
<strong>Fanprojekt</strong>arbeit.<br />
Besonders positiv ist die Unterstützung meiner<br />
Mitarbeiter, Dirk Grießbaum und Jürgen<br />
Wiedmann, auf die ich mich in jeder Situation verlassen<br />
kann. Schöne Erinnerungen habe ich an<br />
verschiedene Auswärtsfahrten mit dem KSC und<br />
sehr interessanten Länderspielfahrten wie die<br />
letzte im März <strong>20</strong>09 nach Wales.<br />
Interview: Jenny Heppner und Eli Bischoff<br />
„Wir danken dem <strong>Fanprojekt</strong><br />
und seinen Mitarbeiten<br />
für <strong>20</strong> <strong>Jahre</strong> hervorragende<br />
Jugendarbeit in <strong>Karlsruhe</strong>.<br />
Bestreitet den Weg, den<br />
Ihr eingeschlagen habt,<br />
so weiter.“<br />
Armata Fidelis <strong>20</strong>03<br />
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38<br />
1989 <strong>20</strong>09
<strong>20</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>Fanprojekt</strong> <strong>Karlsruhe</strong><br />
Danke<br />
Zu guter letzt wollen wir auf dieser Seite allen danken, die für das <strong>Fanprojekt</strong> <strong>Karlsruhe</strong><br />
auf irgendeine Weise Unterstützung geleistet haben.<br />
Ein besonderer Dank gilt daher Christian Klinger (1.Vorsitzender), dem Vorstand Klaus Pistorius<br />
(Geschäftsführer), Elisabeth Reitmeier (stellvertretende Geschäftsführerin) und Hubert Resch (ehemaliger<br />
1. Vorsitzender) des Stadtjugendausschuss e.V. <strong>Karlsruhe</strong><br />
sowie allen ehemaligen Mitarbeiter vom <strong>Fanprojekt</strong> <strong>Karlsruhe</strong><br />
dem gesamten Supportersvorstand,<br />
Martin Löffler (Supportersvorstand und langjähriger Wegbegleiter)<br />
Rolf Fluhrer (ehemaliger Abteilungsleiter Stadtjugendausschuss e.V.)<br />
Harald Denecken (1. Bürgermeister der Stadt <strong>Karlsruhe</strong> a. D.)<br />
Hubert Raase Präsident <strong>Karlsruhe</strong>r SC)<br />
Burkhard Reich (Fanbeauftragter <strong>Karlsruhe</strong>r SC)<br />
Wolfgang Emmert (Fanbetreuung <strong>Karlsruhe</strong>r SC)<br />
Rolf Dohmen (Manager <strong>Karlsruhe</strong>r SC)<br />
Michael Steidl (Vizepräsident <strong>Karlsruhe</strong>r SC)<br />
Sean Dundee (ehemaliger Spieler <strong>Karlsruhe</strong>r SC)<br />
Maik Franz (ehemaliger Spieler <strong>Karlsruhe</strong>r SC)<br />
Kurt Pfund (Gebäudewirtschaft der Stadt <strong>Karlsruhe</strong>)<br />
Werner Merkel (ehemaliger Vizepräsident <strong>Karlsruhe</strong>r SC)<br />
Klaus Fuchs (ehemaliger Manager <strong>Karlsruhe</strong>r SC)<br />
Gerhard Seiler (ehemaliger Präsident <strong>Karlsruhe</strong>r SC)<br />
Gunter A. Pilz (wissenschaftlicher Begleiter der <strong>Fanprojekt</strong>e)<br />
Gerd Rillmann (ehemaliger Vorstand „IG <strong>Karlsruhe</strong>r Fußballfans)<br />
der Koordinierungsstelle der <strong>Fanprojekt</strong>e<br />
Thomas Schneider (Fanbeauftragter der DFL)<br />
Gerald von Gorrissen (Fanbeauftragter des DFB)<br />
Helmut Spahn (Sicherheitsbeauftragter DFB)<br />
Katja Sichtig (Ticketing DFB)<br />
Ralf Zänger (Sprecher BAG der <strong>Fanprojekt</strong>e)<br />
Ralf Busch (Sprecher BAG der <strong>Fanprojekt</strong>e)<br />
Stefan Thomé (<strong>Fanprojekt</strong> Leverkusen und langjähriger Wegbegleiter)<br />
sowie allen 46 <strong>Fanprojekt</strong>en in Deutschland<br />
Dirk Bachmann (Profi-Getränke-Shop Hagsfeld)<br />
Willi Fritsch (Bäckerei Fritsch)<br />
Athanasios Chatzitheodorou / Saki (Clubhauswirt <strong>Karlsruhe</strong>r SC)<br />
Sigrid Wieland (Anne-Frank-Haus Stadtjugendausschuss e.V.)<br />
Kai Bernstein (Harlekins Berlin)<br />
den Gruppen „Destroyers“, „Baden Onkelz“, „Bullterrier 89“, „Phönix Sons 99“<br />
„Rheinfire 02“, „Armata Fidelis 03“,„Wildboys 04“, „Harlekins Berlin 98“,„UB 90 Strasbourg“<br />
Stellvertretend für viele aktive Fans der letzten <strong>Jahre</strong>:<br />
Daniel Schneider Holger Grimm, Guido Kirchenbauer, David Kaiser, Matthias Haas, Manuel Haas,<br />
Michael Kunz, Tom Beck, Martin Kößler, Ulli Kößler, Andreas Kleber, Tatjana Bögler, Andreas Gräber,<br />
Adriano Solegun, Marc Wolnik, Michael Wenz, Pedro Gonzales, Philipp Tinnermann, Oli Erb,…<br />
…und die vielen Fans, die auch noch hier stehen könnten!<br />
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1989 ★ ★ <strong>20</strong>09