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20 Jahre Fanprojekt Karlsruhe - Koordinationsstelle Fanprojekte

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<strong>20</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>Fanprojekt</strong> <strong>Karlsruhe</strong><br />

Stadtjugendausschuss e.V.<br />

<strong>Karlsruhe</strong><br />

★ 1989 – <strong>20</strong>09 ★


Deutscher Fußball-Bund e.V.<br />

Hermann-Neuberger-Haus<br />

Otto-Fleck-Schneise 6<br />

60528 Frankfurt / Main<br />

Tel.: 069 - 67 88 0<br />

Fax: 069 - 67 88 266<br />

E-Mail: info@dfb.de<br />

I-Net: www.dfb.de<br />

Präsident<br />

Dr. Theo Zwanziger,<br />

1. Vizepräsidenten<br />

Hermann Korfmacher<br />

und Dr. Reinhard Rauball,<br />

Schatzmeister<br />

Horst R. Schmidt,<br />

Generalsekretär<br />

Wolfgang Niersbach<br />

<strong>20</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>Fanprojekt</strong>arbeit in <strong>Karlsruhe</strong> sind eine beeindruckend lange Zeit.<br />

Glückwunsch, von Herzen!<br />

Hoffentlich finden Sie alle die Kraft auch weitere zwanzig <strong>Jahre</strong> ans Werk<br />

zu gehen, denn die Geschichte der letzten Jahrzehnte hat uns gelehrt,<br />

dass man im Kanpf gegen Gewalt, Rassismus und Diskriminierung<br />

einen langen Atem braucht.<br />

Mit dem <strong>Fanprojekt</strong> <strong>Karlsruhe</strong> verbindet mich aber auch manch kontroverse<br />

Diskussion, dennoch schätze ich deren Arbeit aber sehr, weil letztendlich<br />

Offenheit und Aufrichtigkeit zählen. Trotz mancher generellen kritischen<br />

Diskussion bin ich absolut davon überzeugt, dass wir den sozialpädgogischen<br />

Ansatz, den die <strong>Fanprojekt</strong>e verfolgen, genauso benötigen, wie geschulte<br />

Ordner, maßvoll agierende Sicherheitsorgane und eine kreative Fankultur.<br />

An der Arbeit des <strong>Fanprojekt</strong>es <strong>Karlsruhe</strong> kann man aber auch sehen, welchen<br />

Spagat die Sozialpädagogen im Fußballumfeld leisten müssen. Zwischen<br />

Vereinsinteressen, den Anliegen der Polizei, der Verbände aber eben auch der<br />

selbstbewusst bis zuweilen auch problematisch agierenden Anhängerschaft,<br />

ist es wichtig einen kühlen Kopf zu bewahren.<br />

Hierzu wünsche ich auch für die nächsten <strong>20</strong> <strong>Jahre</strong><br />

ein glückliches und erfolgreiches „Händchen“.<br />

Helmut Spahn<br />

Deutscher Fußball-Bund e.V.<br />

Sicherheitsbeauftragter<br />

Hauptabteilungsleiter<br />

Prävention & Sicherheit<br />

<strong>20</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>Fanprojekt</strong> <strong>Karlsruhe</strong><br />

Grußwort des DFB


Die <strong>Karlsruhe</strong>r Fanszene war auch in den unruhigen <strong>Jahre</strong>n des Hooliganismus eine<br />

der bundesweit einflussreichsten in Deutschland, die Destroyers waren berüchtigt.<br />

Was machte die <strong>Karlsruhe</strong>r <strong>Fanprojekt</strong>arbeit nun so besonders in den entscheidenden<br />

<strong>Jahre</strong>n und vor der Formulierung der Rahmenkonzeption für <strong>Fanprojekt</strong>e gemäß<br />

den Bestimmungen des Nationalen Konzepts Sport und Sicherheit? Ganz sicher war<br />

dies die ungeheure Nähe der SozialpädagogInnen zu ihrer Zielgruppe, die<br />

Auseinandersetzung mit den Auffälligen, Harten, mitten unter den „bad guys“.<br />

Personelle Konstanz kam zuerst durch Welta Bandel, die sich über diese schwierige<br />

Zeit in den 90er <strong>Jahre</strong>n mit ihrer oft eruptiven Jugendgewalt beim Fußball nicht aus<br />

der sprichwörtlichen sozialpädagogischen Ruhe bringen ließ. Volker Körenzig startete<br />

1996 beim <strong>Fanprojekt</strong> und schloss sich schon bei der EURO 96 in England der<br />

Fanbotschaftsarbeit in Manchester an. Verstärkt durch Dirk Griesbaum sind die beiden<br />

<strong>Karlsruhe</strong>r <strong>Fanprojekt</strong>-Mitarbeiter als ganz wichtige Experten und Kenner in vorderster<br />

Linie bei der Entwicklung zeitgemäßer sozialpädaogogischer<br />

Betreuungskonzepte mit der nach der WM 1998 zahlenmäßig exorbitanten Szene<br />

der Ultras gewesen. Auch hier wieder spielte die <strong>Karlsruhe</strong>r Szene – wie schon im<br />

Falle der Destroyers – eine wichtige Rolle und war gerade in den Anfangsjahren der<br />

noch jungen und heterogenen Ultraszenen stilbildend.<br />

Die Räume des <strong>Fanprojekt</strong>s spielen für diese Entwicklungen eine elementare Rolle,<br />

selbst wenn diese Arbeit nicht immer störungsfrei ist. Deshalb sind die <strong>Karlsruhe</strong>r<br />

<strong>Fanprojekt</strong>mitarbeiter zurecht dafür bekannt, dass sie nicht zu denjenigen gehören,<br />

die es sich gerne einfach machen. Wenn es also ein Markenzeichen für die<br />

<strong>Karlsruhe</strong>r <strong>Fanprojekt</strong>arbeit gibt, dann ist dies, Konflikte auszuhalten und selbst bei<br />

großem öffentlichen Druck nicht zu wanken! Die dazu nötige vehemente<br />

Unterstützung durch den Träger war von Anfang an durch den Abteilungsleiter Rolf<br />

Fluhrer gesichert.<br />

Ich glaube ohne Übertreibung sagen zu können, dass auch ich persönlich ohne<br />

die <strong>Karlsruhe</strong>r Fanarbeit fachlich und persönlich nicht da wäre, wo ich heute bin.<br />

Daher wünsche ich mir persönlich, dass die Kolleginnen und Kollegen in <strong>Karlsruhe</strong><br />

noch sehr lange Kontinuität wahren und dabei bleiben. In diesem Sinne übermittle<br />

ich als Vertreter der DFL sehr gerne die herzlichsten Glückwünsche zum <strong>20</strong>-jährigen<br />

Jubiläum an das <strong>Fanprojekt</strong> <strong>Karlsruhe</strong> mit seinem starken Trägerverein.<br />

Macht bitte weiter so!<br />

Euer<br />

Thomas Schneider<br />

Koordinator für Fanangelegenheiten<br />

bei der Deutschen Fußball Liga GmbH<br />

<strong>20</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>Fanprojekt</strong> <strong>Karlsruhe</strong><br />

Grußwort der DFL<br />

Thomas Schneider<br />

Koordinator für<br />

Fanangelegenheiten bei der<br />

Deutschen Fußball Liga<br />

DFL<br />

Guiolettstraße 44-46<br />

60325 Frankfurt/Main


<strong>20</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>Fanprojekt</strong> <strong>Karlsruhe</strong><br />

Vorwort von Christian Klinger<br />

Liebe Fans des <strong>Karlsruhe</strong>r SC, sehr geehrte Damen und Herren,<br />

seit <strong>20</strong> <strong>Jahre</strong>n leistet das <strong>Fanprojekt</strong> des Stadtjugendausschuss e. V. <strong>Karlsruhe</strong> wertvolle<br />

Arbeit: Es hat sich zu einer unverzichtbaren Schnittstelle zwischen den<br />

Akteuren beim <strong>Karlsruhe</strong>r SC, den Supporters und allen anderen Fans, der Polizei<br />

und der Stadt <strong>Karlsruhe</strong> entwickelt. Für viele Anhänger des KSC ist das <strong>Fanprojekt</strong><br />

zur "zweiten Heimat" geworden. Deshalb darf sich die Einrichtung auch mit Fug und<br />

Recht als Sprachrohr der Fans bezeichnen.<br />

Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des <strong>Fanprojekt</strong>s sind kompetente<br />

Ansprechpartner für die Jugendlichen und Heranwachsenden bei allen Situationen<br />

im Umfeld der Fußballspiele und bieten eine wichtige Anlaufstelle. Das Team besteht<br />

schon seit vielen <strong>Jahre</strong>n in der gleichen Konstellation, was der Arbeit das notwendige<br />

Maß an Kontinuität verleiht.<br />

Gleichzeitig ist ein hoher Grad an Flexibilität nötig, um auf immer wieder neue<br />

Situationen adäquat reagieren zu können. Das Angebot offener Jugendarbeit, die<br />

Begleitung von Jugendlichen und Heranwachsenden innerhalb ihres sozialen<br />

Umfelds und die daraus resultierende gesellschaftliche Teilhabe und Mitwirkung<br />

sowie die kritische Auseinandersetzung mit Themen der (Jugend)-Subkultur wie der<br />

Umgang mit Alkohol oder Gewalt – all dies sind wichtige Kernpunkte bei der Arbeit.<br />

Dies unterstreicht auch den wichtigen präventiven Charakter des <strong>Fanprojekt</strong>s.<br />

Genau diese Kernpunkte sind auch tragender Bestandteil der Leitgedanken des<br />

Stadtjugendausschuss e. V. <strong>Karlsruhe</strong> in den mehr als 30 Kinder- und Jugendtreffs<br />

und Projekten zur Berufsorientierung, zur Gewaltprävention oder Medienkompetenz<br />

von Jugendlichen, die der Stadtjugendausschuss e. V. als Träger der Jugendhilfe im<br />

Auftrag der Stadt <strong>Karlsruhe</strong> anbietet.<br />

Der Vorstand des Stadtjugendausschuss e.V. <strong>Karlsruhe</strong> ist stolz auf die Arbeit der<br />

Kollegen im <strong>Fanprojekt</strong>.<br />

Christian Klinger<br />

1. Vorsitzender Stadtjugendausschuss e.V. <strong>Karlsruhe</strong><br />

Stadtjugendausschuss e.V.<br />

<strong>Karlsruhe</strong><br />

Christian Klinger<br />

1. Vorsitzender<br />

Stadtjugendausschuss e.V. <strong>Karlsruhe</strong><br />

03


Martin Lenz<br />

Bürgermeister<br />

der Stadt <strong>Karlsruhe</strong><br />

04<br />

<strong>20</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>Fanprojekt</strong> <strong>Karlsruhe</strong><br />

Grußwort des Bürgermeisters<br />

<strong>20</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>Fanprojekt</strong> <strong>Karlsruhe</strong> –<br />

ein unverzichtbarer Bestandteil der sozialen Arbeit in der Stadt <strong>Karlsruhe</strong><br />

Dem <strong>Fanprojekt</strong> <strong>Karlsruhe</strong> gratuliere ich ganz herzlich zu seinem <strong>20</strong>-jährigen<br />

Bestehen und danke allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern für die geleistete Arbeit<br />

in dieser Zeit. Seit <strong>20</strong> <strong>Jahre</strong>n trägt das <strong>Fanprojekt</strong> mit hohem Engagement und großer<br />

Bereitschaft dazu bei, Gewalt, Intoleranz und Rechtsextremismus im<br />

Fußballumfeld wirksam entgegenzutreten.<br />

In den Anfangsjahren war die Arbeit geprägt durch die Betreuung der<br />

Hooligangruppe "Destroyers", welche auch den Ursprung für die pädagogische<br />

Arbeit des Projektes im Jahr 1989 darstellt. An dieser Stelle darf ich an meinen<br />

Vorgänger, im Amt des Sozial- und Sportbürgermeisters erinnern, Herrn Erster<br />

Bürgermeister a. D. Harald Denecken, er war seinerzeit als Stadtrat und Vorsitzender<br />

des Trägervereins Stadtjugendausschuss e. V. <strong>Karlsruhe</strong> aktiv in diese Arbeit<br />

einbezogen. Die Erfahrungen von damals zeigen die Notwendigkeit des<br />

Arbeitsfeldes und auch die Erfolge, die daraus resultieren.<br />

Die ständigen Veränderungen der Fanszene – von der anfänglichen Arbeit mit<br />

Hooligan-Gruppierungen bis zum heutigen Hauptarbeitsbereich mit der "Ultra-<br />

Bewegung" – bedeuten für die Mitarbeiter auch ständige Veränderungen des pädagogischen<br />

Konzepts.<br />

Dahinter stecken wohlüberlegte pädagogische Arbeiten. Das Projekt bietet jugendlichen<br />

Fans gemeinsame Treffpunkte sowie Hilfe und Beratung in schwierigen<br />

Lebenslagen. An den Spieltagen in den Fußballstadien sind die Mitarbeiter<br />

Ansprechpartner bei Problemen mit den beteiligten Institutionen im Fußballumfeld.<br />

Damit leistet das <strong>Fanprojekt</strong> einen wichtigen Beitrag zur sozialen Stabilisierung der<br />

<strong>Karlsruhe</strong>r Fanszene.<br />

Die positiven Wirkungen dieser sozialarbeiterischen Arbeit machen sich nicht nur bei<br />

den Fans, sondern auch in der gesellschaftlichen Situation innerhalb der Stadt<br />

<strong>Karlsruhe</strong> bemerkbar. Dies fördert den Schulterschluss aller Beteiligten und fördert<br />

die notwendige politische Rückendeckung.<br />

Mein Dank geht selbstverständlich auch an die Fans des <strong>Karlsruhe</strong>r SC, die regelmäßig<br />

durch das positive "Fan-Dasein" ihren Beitrag leisten.<br />

Ich wünsche dem <strong>Fanprojekt</strong> weiterhin viel Erfolg!<br />

Martin Lenz<br />

Bürgermeister


<strong>20</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>Fanprojekt</strong> <strong>Karlsruhe</strong><br />

Liebe KSC-Fans und Freunde des <strong>Fanprojekt</strong>es,<br />

ich gratuliere dem <strong>Fanprojekt</strong> <strong>Karlsruhe</strong> im Namen des KSC herzlich zu seinem<br />

zwanzigjährigen Bestehen.<br />

Zwei Jahrzehnte besteht diese wichtige Einrichtung nun schon - drei <strong>Jahre</strong> in der<br />

Kapellenstraße, anschließend vierzehn <strong>Jahre</strong> in der Moltkestraße. Seit seinem letzten<br />

Umzug in die neue Heimat in der Mainestraße in der <strong>Karlsruhe</strong>r Nordstadt sind<br />

bereits auch wieder drei <strong>Jahre</strong> vergangen.<br />

Dem <strong>Fanprojekt</strong> kommt im heutigen Fußballzeitalter eine eminent wichtige Rolle zu.<br />

Diese umfasst viele verschieden Themenkomplexe: So spielt das <strong>Fanprojekt</strong> eine<br />

wichtige – wenn auch oft im Hintergrund stattfindende, und deshalb selten richtig<br />

wahrgenommene – Rolle, wenn es um die Deeskalation von Gewalt an Spieltagen<br />

geht. Hier ist es Spieltag für Spieltag unser gemeinsames Ziel, dass es friedlich im<br />

Stadion zugeht und dies auch so bleibt. Gerade bei heiklen Situationen und<br />

Geschehnissen ist das <strong>Fanprojekt</strong> immer gefragt.<br />

Angefangen hat das <strong>Karlsruhe</strong>r <strong>Fanprojekt</strong> mit einer halben ABM-Stelle – mittlerweile<br />

arbeiten drei Personen in hauptamtlicher Funktion in diesem Bereich. Dies zeugt<br />

von Kontinuität – wie auch die Tatsache, dass Volker Körenzig bereits seit elf <strong>Jahre</strong>n<br />

dabei ist.<br />

Den <strong>Fanprojekt</strong>mitarbeitern kommt bei den Belangen der Fanszene eine<br />

Mittlerposition zu – schon oft haben wir an einem Tisch gesessen und kontrovers<br />

über Fanthemen diskutiert. Dabei, daraus mache ich keinen Hehl, waren wir nicht<br />

immer einer Meinung. Aber letztlich gilt es, einen gemeinsamen Konsens zu finden,<br />

der allen Seiten so gut es geht gerecht wird. Darüber sind sich beide Seiten bewusst.<br />

Hier möchte ich auch die Verbindung mit den anderen an der Fanszene beteiligten<br />

Institutionen, sei es die Fanbetreuung oder die Supporters, nicht unerwähnt lassen<br />

und ihnen auf diesem Weg für die gute Zusammenarbeit danken.<br />

Ich wünsche der Jubiläumsveranstaltung anlässlich des <strong>20</strong>-jährigen Bestehens des<br />

<strong>Fanprojekt</strong>s ein gutes Gelingen und freue mich weiterhin auf eine gute<br />

Zusammenarbeit.<br />

Ihr<br />

Grußwort des KSC-Managers<br />

Rolf Dohmen<br />

Manager des <strong>Karlsruhe</strong>r SC<br />

Rolf Dohmen<br />

Manager des <strong>Karlsruhe</strong>r Sport-Clubs<br />

05


Die <strong>Koordinationsstelle</strong><br />

<strong>Fanprojekt</strong>e KOS berät und<br />

begleitet im Rahmen des<br />

Nationalen Konzepts Sport<br />

und Sicherheit (NKSS) die<br />

<strong>Fanprojekt</strong>e in Deutschland.<br />

Darüber hinaus steht sie<br />

weiteren Institutionen<br />

(DFB, DFL, Wissenschaft,<br />

Polizei, Medien, Politik etc.)<br />

als beratende Instanz zur<br />

Verfügung.<br />

06<br />

<strong>20</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>Fanprojekt</strong> <strong>Karlsruhe</strong><br />

Grußwort der KOS<br />

Mehr als <strong>20</strong> <strong>Jahre</strong> engagierte Arbeit für junge Fußballfans<br />

Soziale Arbeit mit Fußballfans galt lange Zeit<br />

geradezu als ein exotisches Feld der Sozialarbeit.<br />

Das <strong>Fanprojekt</strong> <strong>Karlsruhe</strong> gehört quasi zu den<br />

Pionier-Projekten. Es ist eine von 12<br />

Einrichtungen, die schon vor der Niederschrift der<br />

Arbeitsgrundlagen durch die Richtlinien des<br />

Nationalen Konzept Sport und Sicherheit (NKSS,<br />

1992) tätig waren und sich so große Verdienste<br />

um die grundlegende Ausrichtung und auch<br />

Qualität dieser Arbeit erwarben.<br />

Das <strong>Fanprojekt</strong> <strong>Karlsruhe</strong> macht nach wie vor mit<br />

frischen und innovativen Ideen und Aktionen von<br />

sich reden. Erst kürzlich durften wir uns auch<br />

ganz persönlich von der hohen Qualität des örtlichen<br />

Netzwerkes überzeugen, dessen "Pflege"<br />

ebenfalls zu den Aufgaben eines <strong>Fanprojekt</strong>s<br />

gehört. Es ging – wie so oft derzeit – um<br />

Stadionverbote, das Thema "Anhörung" und in<br />

diesem Fall sehr konkret um einen Konflikt zwischen<br />

Schlüsselpersonen der Fanszene mit<br />

Polizei und Verein. Unter Vermittlung des<br />

<strong>Fanprojekt</strong>s kam eine hochrangige<br />

Gesprächsrunde zusammen, die im Sinne des<br />

konstruktiven Dialoges genau die relevanten<br />

Konfliktparteien an einen Tisch brachte.<br />

<strong>Fanprojekt</strong> und KOS übernahmen die Moderation<br />

dieser Gesprächsrunde.<br />

Die meisten <strong>Fanprojekt</strong>e arbeiten in einer Rolle,<br />

die gerne als "zwischen den Stühlen sitzend"<br />

beschrieben wird. Das ist schwierig, aber nur so<br />

können die hochgesteckten und im NKSS formulierten<br />

Ziele auch erreicht werden. Man ist einerseits<br />

dafür zuständig, die Bedürfnisse von Fans<br />

bzw. Ultras in Richtung "Erwachsenenwelt",<br />

sprich auch den Institutionen zu übersetzen.<br />

Andererseits geht es darum, auch der jungen<br />

Klientel klarzumachen, dass es sinnvolle Regeln<br />

in einer demokratischen Gesellschaft gibt, deren<br />

Überschreitungen dann Konsequenzen nach sich<br />

ziehen.<br />

Diese Gratwanderung ist auch in <strong>Karlsruhe</strong> nicht<br />

einfach, insbesondere weil im viel beachteten<br />

Feld des Fußballs so viele verschiedene Akteure<br />

und Interessensgruppen aktiv sind. Gerade das<br />

<strong>Fanprojekt</strong> <strong>Karlsruhe</strong> zeichnet dabei aus, dass<br />

das Team aufgrund seiner langjährigen<br />

Berufserfahrung souverän und clever genug ist,<br />

diese Gratwanderung zu absolvieren.<br />

Auch hinsichtlich der Räumlichkeiten und deren<br />

Nutzungsvereinbarungen mit den jugendlichen<br />

KSC-Anhängern wird man kaum ein überzeugenderes<br />

Beispiel für die Standards der sozialpräventiven<br />

pädagogischen Arbeit finden. Die<br />

Möglichkeiten, die diese Räumlichkeiten durch<br />

einen Versammlungssaal, Gruppenräume wie<br />

auch dem Büro des Projektes bieten, würden wir<br />

gerne am liebsten sofort auf alle Standorte übertragen<br />

lassen.<br />

Insbesondere in der Arbeit mit den jungen und oft<br />

unbequemen Ultras wird der erfolgreiche Einfluss<br />

der Fanarbeit sichtbar. Dem <strong>Fanprojekt</strong> ist es<br />

durch frühzeitige Intensivierung des Kontaktes<br />

zur jungen Fanszene gelungen, sich innerhalb<br />

der Ultras einen anerkannten Einfluss zu erarbeiten.<br />

Schon am früheren <strong>Fanprojekt</strong>standort in der<br />

Nähe der Uni war es beeindruckend, wie viel<br />

junge Fans den Treffpunkt des <strong>Fanprojekt</strong>s nutzten<br />

und dadurch auch erreich- und ansprechbar<br />

für die Sozialpädagogen waren.<br />

Die <strong>Karlsruhe</strong>r Szene zählt zu einer der ältesten<br />

und auch wichtigsten innerhalb der bundesdeutschen<br />

Ultrabewegung. An den allermeisten<br />

Standorten verweigern gerade die Ultras die<br />

Kommunikation mit den Ordnungskräften, aber<br />

auch mit dem Verein. Dass dies in <strong>Karlsruhe</strong><br />

anders ist, ist eben auch der Arbeit des<br />

<strong>Fanprojekt</strong>s zu verdanken.


Dennoch kann man natürlich auch in <strong>Karlsruhe</strong><br />

nicht von einer heilen Welt sprechen. Das<br />

<strong>Fanprojekt</strong>, sprich ein dreiköpfiges Team, arbeitet<br />

durchschnittlich mit einigen hundert Fans. Diese<br />

wiederum treffen an Spieltagen in noch viel größerer<br />

Anzahl auf viele andere Gästeanhänger,<br />

dazwischen die Polizei, meist auch mit einigen<br />

Hundertschaften. Schaut man sich nur einmal<br />

dieses Zahlenverhältnis an, merkt man schnell,<br />

wie hoch die Leistung zu bewerten ist, für die nur<br />

drei Sozialarbeiter verantwortlich sind. Die in sie<br />

gesetzten Erwartungen sind hingegen oft noch<br />

viel größer, was die Arbeit sicherlich nicht leichter<br />

macht.<br />

Das Wort <strong>Fanprojekt</strong> war ursprünglich betont auf<br />

"Projekt", was ja an sich bedeuten könnte, nach<br />

einer Projektzeit wäre das Ganze dann auch einmal<br />

abgeschlossen. Aber die Erfahrungen wie<br />

auch die sogenannte ZiP-Studie (Pilz/Behn u.a.,<br />

"Wandlungen des Zuschauerverhaltens im<br />

Profifußball", <strong>20</strong>06) des Bundesinstituts für<br />

Sportwissenschaften belegen, dass die Arbeit mit<br />

den immer wieder neuen Generationen von<br />

Fußballfans eigentlich niemals beendet ist. Um<br />

etwa gegen rechtsextreme Äußerungen und<br />

Verhaltsweisen von Fußballfans vorzugehen<br />

Die <strong>Koordinationsstelle</strong> <strong>Fanprojekt</strong>e (KOS) bei der dsj<br />

v.l.n.r.: Volker Goll, Marion Kowal,<br />

Tobias Döpgen, Michael Gabriel.<br />

<strong>20</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>Fanprojekt</strong> <strong>Karlsruhe</strong><br />

bedarf es immer wieder neuer Anstrengungen.<br />

Dies gilt gleichfalls für den Bereich der<br />

Gewaltprävention. Die <strong>Fanprojekt</strong>e leisten somit<br />

eine eminent wichtige gesellschaftspolitische<br />

Arbeit, deren Ansatz unserer Überzeugung nach<br />

noch viel weiter ausgebaut werden sollte, damit<br />

er seine volle Wirksamkeit entfalten kann.<br />

In diesem Zusammenhang freuen wir uns natürlich,<br />

dass auch unser langjähriges Engagement<br />

mit dazu beigetragen hat, dass das Land Baden-<br />

Württemberg letztes Jahr von der Sinnhaftigkeit<br />

dieser ganz speziellen Sozialarbeit mit Fußballfans<br />

überzeugt werden konnte. Inzwischen werden<br />

in jedem Bundesland <strong>Fanprojekt</strong>e gefördert.<br />

Eine besondere Erwähnung muss an dieser<br />

Stelle die Stadt <strong>Karlsruhe</strong> finden. Die <strong>20</strong>-jährige<br />

Jubiläums-feier des <strong>Fanprojekt</strong>s ist in großem<br />

Maße den politischen Einsichten der städtischen<br />

Verantwortlichen zu verdanken, wie auch der<br />

ganz praktischen finanziellen Förderung über die<br />

ganzen <strong>Jahre</strong> hinweg.<br />

Volker Körenzig, Dirk Grießbaum, Jürgen<br />

Wiedmann und all ihren auch ehrenamtlich wirkenden<br />

Kolleginnen und Kollegen, wie auch den<br />

Vorgängerinnen und Vorgängern möchten wir für<br />

die geleistete Fanarbeit ganz herzlich danken und<br />

viel Kraft und Erfolg für die Zukunft wünschen. Mit<br />

der KOS werdet ihr auch in Zukunft einen engagierten<br />

Partner an eurer Seite haben.<br />

<strong>Koordinationsstelle</strong><br />

<strong>Fanprojekt</strong>e<br />

Deutsche Sportjugend<br />

Otto-Fleck-Schneise 12<br />

60528 Frankfurt / Main<br />

Tobias Döpgen<br />

Tel. (069) 6700-357<br />

Fax (069) 6700-1357<br />

doepgen@dsj.de<br />

Michael Gabriel<br />

Tel. (069) 6700-345<br />

Fax (069) 6700-1345<br />

gabriel@dsj.de<br />

Volker Goll<br />

Tel. (069)6700-390<br />

fax: (069)6700-1390<br />

goll@dsj.de<br />

07


Fritz Rüffel<br />

Leiter Polizeirevier KA-Marktplatz<br />

und Einsatzleiter Wildparkstadion<br />

08<br />

<strong>20</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>Fanprojekt</strong> <strong>Karlsruhe</strong><br />

Dieses berühmte Zitat von Sepp Herberger kennt sicherlich jeder Fußballfan. Das<br />

Zitat sagt aus, dass beim Fußball alles passieren kann und man nicht aufgeben, oder<br />

sich zurücklehnen darf, bevor der Schiedsrichter abpfeift.<br />

Das Zitat von Sepp Herberger möchte ich als "Steilvorlage" aufnehmen, um dem<br />

<strong>Fanprojekt</strong> <strong>Karlsruhe</strong> zu seinem <strong>20</strong>-jährigen Jubiläum zu gratulieren.<br />

Die <strong>Fanprojekt</strong>e sollen bundesweit die gesellschaftliche Komplexität der Fankulturen<br />

erfassen und diese Erfahrungen in der Alltagsarbeit umfassend berücksichtigen.<br />

Eine der wichtigsten Aufgaben von <strong>Fanprojekt</strong>en ist es, die positiven Kräfte von<br />

Fankulturen zu fördern und zu stärken. Choreographien, Transparente und Gesänge<br />

gehören zum modernen Fußball. Emotionen dürfen gezeigt und auch gelebt werden.<br />

Allerdings muss Gewalt bei den Fans Ablehnung erfahren und darf keine Akzeptanz<br />

finden.<br />

Gerade in diesem Spannungsfeld nehmen <strong>Fanprojekt</strong>e und die Polizei tragende und<br />

wichtige Rollen ein. Die Aufrechterhaltung der öffentlichen Sicherheit und Ordnung<br />

bei sportlichen Großveranstaltungen ist gesetzlicher Auftrag der Polizei. und kollidiert<br />

oftmals mit den Interessen der Fans. Gerade hier hat sich seit <strong>Jahre</strong>n die gute<br />

und konstruktive Zusammenarbeit zwischen dem <strong>Fanprojekt</strong> <strong>Karlsruhe</strong> und der<br />

<strong>Karlsruhe</strong>r Polizei bewährt.<br />

Fußballfans und Polizei wollen und sollen mehr miteinander reden. Der "heiße Draht"<br />

zwischen Fans und Polizei fördert den Austausch und das Verständnis für das jeweilige<br />

Gegenüber. Durch die Dialogförderung sollen Spannungen und Feindbilder<br />

abgebaut bzw. minimiert werden.<br />

Ich persönlich wünsche mir für die Zukunft einen noch stärkeren Dialog mit den Fans<br />

und darf mich nochmals recht herzlich für die gute, vertrauensvolle und konstruktive<br />

Zusammenarbeit mit allen Mitarbeitern des <strong>Fanprojekt</strong>es <strong>Karlsruhe</strong> bedanken, sowie<br />

sie zum <strong>20</strong>-jährigen Jubiläum beglückwünschen.<br />

Fritz Rüffel<br />

Leiter Polizeirevier KA-Marktplatz<br />

und Einsatzleiter<br />

Grußwort der Polizei<br />

"Der Ball ist rund und das Spiel dauert 90 Minuten"


BAG <strong>Fanprojekt</strong>e Süd e.V.<br />

<strong>20</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>Fanprojekt</strong> <strong>Karlsruhe</strong><br />

Ich gratuliere dem <strong>Karlsruhe</strong>r <strong>Fanprojekt</strong> sehr<br />

herzlich zu seinem <strong>20</strong>-jährigen Bestehen.<br />

Hiermit zählt die Fansozialarbeit in der ehemaligen<br />

Residenzstadt zu den ältesten und konstantesten<br />

im gesamten Bundesgebiet.<br />

Im Laufe der <strong>Jahre</strong> standen die Kolleginnen und<br />

Kollegen insbesondere im Netzwerk der Süd-<br />

<strong>Fanprojekt</strong>e stets für eine aktive und kooperative<br />

Zusammenarbeit. Umso erfreuter habe ich die<br />

aktuelle Würdigung ihrer Arbeit durch die Baden-<br />

Württembergische Landesregierung vernommen.<br />

Hierdurch kann auch auf längere Sicht eine professionelle<br />

und erfolgreiche Fansozialarbeit praktiziert<br />

werden.<br />

Thomas Beckmann<br />

Sprecher der Bundesarbeitsgemeinschaft der<br />

<strong>Fanprojekt</strong>e - Südverbund e.V. (BAG Süd e.V.)<br />

Grußworte<br />

Supporters <strong>Karlsruhe</strong> 1986 eV.<br />

<strong>20</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>Fanprojekt</strong> <strong>Karlsruhe</strong> – das heißt für<br />

mich <strong>20</strong> <strong>Jahre</strong> aktive Jugendarbeit und persönliche<br />

Anlaufstelle für KSC-Fans sein: Ansprechpartner<br />

und Anwalt zu sein, zuhören können,<br />

Beziehung knüpfen, Ratgeber sein, mal ins<br />

Gewissen reden, dann aber auch tröstend wirken,<br />

auskotzen lassen, aber auch den Anderen auffangen<br />

können, Plattform bieten, Freiraum geben,<br />

als Vermittler auftreten, für den anderen einsetzen,<br />

Konfliktlöser sein, Vertrauen schenken, kompromissbereit<br />

sein, diskutieren, Grenzen aufzeigen…<br />

Diese Liste ließe sich noch vielfach verlängern.<br />

Ein herzliches Dankeschön gilt allen<br />

Sozialarbeitern des <strong>Fanprojekt</strong>s in den letzten <strong>20</strong><br />

<strong>Jahre</strong>n. Miteinander für die „gute Sache“ streiten,<br />

war und ist nicht immer leicht, aber wir haben in<br />

unserer Zusammenarbeit immer einen gemeinsamen<br />

Nenner gefunden. Ohne Euren Einsatz<br />

würde es heute kein „Drei-Säulen-Modell“ in<br />

<strong>Karlsruhe</strong> geben.<br />

Ich danke auch dem Stadtjugendausschuss, dass<br />

er dem <strong>Fanprojekt</strong> in all den <strong>Jahre</strong>n den Rücken<br />

gestärkt hat, auch wenn der politische Druck oftmals<br />

sehr groß wurde.<br />

Persönlich danken will ich an dieser Stelle auch<br />

Harald Denecken, als Mitbegründer und Befürworter<br />

der <strong>Karlsruhe</strong>r Fanarbeit.<br />

Ich gratuliere dem <strong>Fanprojekt</strong> <strong>Karlsruhe</strong><br />

zu seinem <strong>20</strong>. Geburtstag. Wer gut arbeitet,<br />

hat auch ein Recht, gebührend zu feiern.<br />

Martin Löffler<br />

1. Vorstand der Supporters <strong>Karlsruhe</strong> 1986 eV.<br />

Martin Löffler<br />

1. Vorstand der Supporters<br />

<strong>Karlsruhe</strong> 1986 e.V.<br />

09


„Das <strong>Fanprojekt</strong> ist auf jeden<br />

Fall eine ganz tolle Einrichtung,<br />

die mir in meiner Sturm und<br />

Drang Phase immer eine<br />

Anlaufstelle geboten hat.<br />

Die Angestellten Volker<br />

Körenzig und Claus-Jürgen<br />

Sailer standen mir immer<br />

zur Seite, wenn irgendwas<br />

war und auf jeden Fall ein<br />

unverzichtbares MUSS!“<br />

Andreas Kleber<br />

10<br />

Stadtjugendausschuss e.V.<br />

<strong>Karlsruhe</strong><br />

Der Ursprung des <strong>Fanprojekt</strong> <strong>Karlsruhe</strong> geht bis<br />

in das Jahr 1986 zurück, in dem sich engagierte<br />

Fußballfans, die in verschiedenen Fanclubs organisiert<br />

waren, zum Dachverband der<br />

„Interessengemeinschaft <strong>Karlsruhe</strong>r Fußballfans<br />

e.V.“, den heutigen „Supporters <strong>Karlsruhe</strong> 1986<br />

e.V.“, zusammenschlossen. In Zusammenarbeit<br />

mit den Diplomanden um Wolfgang Schäfer forderte<br />

die IG auf politscher Ebene ein <strong>Fanprojekt</strong>,<br />

bei dem sozialpädagogisch orientierte<br />

Maßnahmen mit Fußballfans im Fokus standen.<br />

Die politischen Gremien der Stadt <strong>Karlsruhe</strong><br />

erkannten die Notwendigkeit und richteten eine<br />

solche Einrichtung ein. Die Anfänge des<br />

Projektes wurden durch die Arbeit mit der<br />

Hooligangruppierung „Destroyers“ geprägt, da sie<br />

eine stetige und wachsende Präsenz eingenommen<br />

hatten.<br />

Das Jahr 1989 brachte eine entscheidende<br />

Veränderung mit sich: das <strong>Fanprojekt</strong> wurde<br />

unter die Trägerschaft des Stadtjugendausschusses<br />

e.V. <strong>Karlsruhe</strong> gestellt und genießt bis<br />

heute einen starken fachlichen und politischen<br />

Rückhalt und wird sowohl von der Stadt als auch<br />

von den Fans akzeptiert.<br />

Das <strong>Fanprojekt</strong> in der Moltkestraße, 1992 – <strong>20</strong>06…<br />

<strong>20</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>Fanprojekt</strong> <strong>Karlsruhe</strong><br />

Historie<br />

Das <strong>Fanprojekt</strong> Karlsuhe – vom Ursprung bis heute<br />

Mit dem Einzug in die Räume in der<br />

Kapellenstraße hat das Projekt auch seine erste<br />

gemeinsame Anlaufstelle für die Fans und die<br />

Mitarbeiter des Projektes erhalten.<br />

Das Jahr 1993 brachte Neuerungen mit sich. Die<br />

Hooligangruppen standen nicht mehr alleine im<br />

Fokus der sozialpädagogischen Arbeit, weil sich<br />

ihre Zahl im Vergleich zu den <strong>Jahre</strong>n zuvor verringert<br />

hatte.<br />

Man kann aber bis heute nicht davon sprechen,<br />

dass diese Szene ausgestorben ist. Aufgrund der<br />

veränderten Ausrichtung auf die Zielgruppe und<br />

die Arbeit, die sich sowohl nach den Richtlinien<br />

des „Nationalen Konzept Sport und Sicherheit“,<br />

als auch nach den Grundlagen des Kinder- und<br />

Jugendhilfegesetzt orientiert, stehen jugendliche<br />

und heranwachsende Fußballfans im Mittelpunkt<br />

der Arbeit.<br />

Im gleichen Zeitraum bezog das <strong>Fanprojekt</strong> das<br />

Anne-Frank-Haus in der Moltkestraße.


Ab Mitte der 90er entwickelte sich in <strong>Karlsruhe</strong><br />

die Ultra-Bewegung. In Anbetracht des Alters und<br />

des Verhaltens der Mitglieder entsprechen die<br />

Ultras der Zielgruppe des <strong>Fanprojekt</strong>s <strong>Karlsruhe</strong>.<br />

Die Zielgruppe der Ultras ist bis zum heutigen Tag<br />

die größte Gruppierung, mit denen die Mitarbeiter<br />

des <strong>Fanprojekt</strong>s <strong>Karlsruhe</strong> arbeiten.<br />

Neben der Begleitung zu allen Heim- sowie<br />

Auswärtsspielen des KSC gibt es einen offenen<br />

Betrieb während der Woche und Öffnungszeiten<br />

des <strong>Fanprojekt</strong>s vor und nach den Heimspielen.<br />

Zentrale Arbeitsfelder sind die Krisenintervention<br />

und Beratung von Fans in akuten Problemlagen<br />

sowie eine ausgeprägte Vernetzungsarbeit mit<br />

allen beteiligten Institutionen im Umfeld des<br />

Fußballgeschehens des KSC.<br />

Durch den mehrmaligen Abstieg aus der<br />

Bundesliga bis in die Regionalliga und dem<br />

Wiederaufstieg in die 1. Liga fanden häufig<br />

Personalwechsel statt. Aktuell arbeiten im Projekt<br />

mit Volker Körenzig, Dirk Grießbaum und Jürgen<br />

Wiedmann drei hauptamtliche Mitarbeiter, die<br />

sich intensiv um die Belange der Jugendlichen<br />

kümmern.<br />

<strong>20</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>Fanprojekt</strong> <strong>Karlsruhe</strong><br />

… und das neue <strong>Fanprojekt</strong> in der Mainestraße, seit <strong>20</strong>06.<br />

Historie<br />

Das <strong>Fanprojekt</strong> Karlsuhe – vom Ursprung bis heute<br />

Die <strong>Fanprojekt</strong>ler in den neuen Räumlichkeiten.<br />

Im März <strong>20</strong>06 hat das <strong>Fanprojekt</strong> <strong>Karlsruhe</strong> ein<br />

neues Domizil gefunden. Durch den Bau der<br />

Mensa auf dem Engländerplatz mit seiner historischen<br />

Fußballgeschichte, bekam das <strong>Fanprojekt</strong><br />

neue Räumlichkeiten in der Nordstadt.<br />

Autor: Volker Körenzig<br />

Aufgeschnappt:<br />

"Dirk und Jürgen sind die<br />

rechte und die linke Hand des<br />

Teufels, welcher wiederum der<br />

Volker ist. Scherz."<br />

"Grundsätzlich kann man<br />

sagen, dass auf die Jungs<br />

eigentlich immer Verlass ist.<br />

Sie sind zwar nicht für jeden<br />

Spaß zu haben, aber für fast<br />

jeden. Deswegen lobe ich mir<br />

unsere drei Langhaarigen."<br />

11


„Das <strong>Fanprojekt</strong> war mein<br />

2. Wohnzimmer während<br />

dem Zivi und Studium,<br />

ich war immer stolz darauf,<br />

dass wir in <strong>Karlsruhe</strong> eins<br />

haben...<br />

Sozis:<br />

Danke für den „Spiegel vor's<br />

Gesicht halten“ und „über den<br />

Blockrand hinaus schauen.“<br />

Uli Kößler<br />

12<br />

Stadtjugendausschuss e.V.<br />

<strong>Karlsruhe</strong><br />

Wie ist die Idee des <strong>Fanprojekt</strong>es entstanden?<br />

Wolfgang:<br />

Zwischen 1983 und 1984 hat es viele<br />

Presseartikel über rechtsradikale und gewalttätige<br />

Fußballfans in <strong>Karlsruhe</strong> gegeben, vor allem in<br />

der <strong>Karlsruhe</strong>r Rundschau und in den Badische<br />

Neueste Nachrichten. Uta Eisenacher, Susanne<br />

Saub und ich hatten zu der Zeit an der<br />

Fachhochschule Mannheim studiert und uns hat<br />

interessiert, ob diese Behauptungen stimmen und<br />

ob in diesem Bereich sozialpädagogische<br />

Arbeiten stattfinden? Das waren zunächst die<br />

Grundfragen für unsere Diplomarbeit, die wir zu<br />

diesem Zeitpunkt gehabt haben.<br />

Wie hast du den ersten Kontakt mit der Szene<br />

aufgenommen?<br />

Wolfgang:<br />

Wir hatten zunächst einmal Kontakt mit einem<br />

Streetworker aufgenommen, der Verbindungen<br />

zum Fanclub Blau-Weiß-<strong>Karlsruhe</strong> hatte. Wir<br />

besuchten regelmäßig mit ihm die Fanclubs und<br />

Spiele. Dieser ganze Prozess zog sich über ein<br />

Jahr hin.<br />

Zu welchem Ergebnis bist du bezüglich der<br />

Thesen des Rechtsradikalismus und der<br />

Gewalttätigkeit in deiner Diplomarbeit gekommen?<br />

Wolfgang:<br />

Dafür gibt es keine pauschale Antwort.<br />

Rechtsradikalismus und Gewaltbereitschaft hat<br />

es vereinzelt gegeben. Man sollte zwischen einer<br />

gewalttätigen und friedlicheren Szene unterscheiden.<br />

<strong>20</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>Fanprojekt</strong> <strong>Karlsruhe</strong><br />

Interview mit Wolfgang Schäfer<br />

Ein Vorreiter für die Idee der “Fanarbeit in <strong>Karlsruhe</strong>”<br />

Wolfgang Schäfer (rechts) vor rund <strong>20</strong> <strong>Jahre</strong>n…<br />

Wie kann man sich die Situation der <strong>Fanprojekt</strong>e<br />

zu dieser Zeit vorstellen?<br />

Wolfgang:<br />

<strong>Fanprojekt</strong>e waren zu dieser Zeit nur in Bremen<br />

und Hamburg vorhanden und wir stellten uns die<br />

Frage, ob es von den Seiten der Fans erwünscht<br />

ist, so eine Einrichtung auch in <strong>Karlsruhe</strong> zu etablieren.<br />

Schließlich handelte es sich um eine der<br />

größten Jugendszenen, die es in Deutschland<br />

gab. Deswegen hatten wir unter den Fans eine<br />

Umfrage gestartet und hatten ihnen die Vorteile<br />

aufgeführt, die solch ein <strong>Fanprojekt</strong> mit sich bringen<br />

kann.<br />

Nachdem wir unsere Diplomarbeit abgeschlossen<br />

hatten, wollten wir natürlich nicht, dass unsere<br />

ganze Arbeit umsonst war. Wir sind dann auf<br />

die Stadt zugegangen, ob es möglich wäre so ein<br />

Projekt einzurichten. Als Antwort hatten wir dann<br />

zu hören bekommen, dass sich die Fans erst mal<br />

selber organisieren sollen und auf diesem Weg ist<br />

dann 1986 die „Interessengemeinschaft<br />

<strong>Karlsruhe</strong>r Fußballfans“ entstanden, bei dem<br />

Frank Schwarz den Vorsitz übernommen hat. Uta<br />

und Susanne waren auch im Vorstand aktiv.<br />

Wie ging es danach weiter?<br />

Wolfgang:<br />

Ich hatte in der Zeit als Streetworker hauptsächlich<br />

mit Fußballfans gearbeitet und hatte viel<br />

Vorarbeit für das <strong>Fanprojekt</strong> geleistet. Die<br />

Forderungen danach wurden dann auch immer<br />

lauter.<br />

1987 wurde dann das erste Projekt gegründet<br />

und die ABM-Stelle hat Susanne Schroth übernommen.<br />

Zwei <strong>Jahre</strong> später wurde das Projekt<br />

dem Stadtjugendausschuss unterstellt.


Für wen sollte das <strong>Fanprojekt</strong> als eine<br />

Anlaufstelle dienen?<br />

Wolfgang:<br />

Das Projekt sollte vor allem die normalen<br />

Fußballfans ansprechen. Aber 1987 verbreitete<br />

sich die Hooliganszene und es sollte eine<br />

Trennung zwischen normalen Fans und<br />

Hooligans erfolgen, weil es häufig zu Konflikten<br />

gekommen ist. Beide Gruppen lehnten sich<br />

gegenseitig ab und wollten nichts miteinander zu<br />

tun haben. Die Hooligans sind auch teilweise gar<br />

nicht in die „Interessensgemeinschaft Karlruher<br />

Fußballfans“ aufgenommen worden. Allerdings<br />

war die Trennung schwierig durchzführen und als<br />

Streetworker habe ich mich dann vor allem um<br />

die Hooligans gekümmert.<br />

Gibt es ein positives Erlebnis, an das du dich<br />

besonders gern erinnerst, wenn du an die<br />

Anfangsjahre des <strong>Fanprojekt</strong>es denkst?<br />

Wolfgang:<br />

Ich kann mich an einen jugendlichen Hooligan<br />

erinnern, den ich in meiner Zeit als Streetworker<br />

betreut hatte. Er hat drei <strong>Jahre</strong> Haft bekommen<br />

und konnte seine Haftzeit mit der Unterstützung<br />

von draußen auf die Hälfte verkürzen und eine<br />

Ausbildungsstelle finden, die er sehr gut abgeschlossen<br />

hat.<br />

Und wie sieht es mit einem negativen Ereignis<br />

aus?<br />

Wolfgang:<br />

Es war unheimlich, wie viele Jugendliche zu<br />

Recht Bewährungs- und Haftstrafen bekommen<br />

haben, weil sie einen Haufen Scheiß gebaut<br />

haben. Das schlimmste Erlebnis betrifft einen<br />

Jugendlichen, bei dem es klar war, dass er in den<br />

Knast muss.<br />

<strong>20</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>Fanprojekt</strong> <strong>Karlsruhe</strong><br />

Wolfgang Schäfer beim Besuch des neuen <strong>Fanprojekt</strong>es…<br />

Er ist dann mit dem Auto gegen einen<br />

Brückenpfeiler gefahren und verstorben. Aber<br />

dennoch denke ich, dass sich meine Arbeit als<br />

Streetworker gelohnt hat. Zum Beispiel wenn ich<br />

Jugendlichen einen Arbeitsplatz vermitteln konnte,<br />

damit sie bessere Chancen vor Gericht hatten.<br />

Ich wollte einfach für stabilere Verhältnisse sorgen.<br />

Hast du heute noch Kontakt zu der Szene, dem<br />

<strong>Fanprojekt</strong> oder dem KSC?<br />

Wolfgang:<br />

Kontakt zu der Szene habe ich nicht, außer über<br />

Jugendliche, die ins Jugendhaus kommen und<br />

die im Kontakt mit der Szene stehen und ein bisschen<br />

was erzählen. Aber ansonsten habe ich<br />

keinen Kontakt mehr. Über das <strong>Fanprojekt</strong> informiert<br />

mich Volker Körenzig, wenn wir uns bei Leitungssitzungen<br />

sehen und ich weiß dann, was so<br />

abgeht. Bei den Spielen des KSC bin ich nur noch<br />

selten, sondern verfolge es meistens im<br />

Fernsehen.<br />

Wie siehst du die Entwicklung des <strong>Fanprojekt</strong>es<br />

in den letzten <strong>20</strong> <strong>Jahre</strong>n?<br />

Wolfgang:<br />

Ich bin ein Stück weit stolz, dass wir sowas auf<br />

den Weg gebracht haben und dass es jetzt schon<br />

seit <strong>20</strong> <strong>Jahre</strong>n besteht. Ich empfinde die sozialpädagogische<br />

Arbeit in diesem Umfeld besonders<br />

wichtig, denn Fußballfans müssen betreut,<br />

begleitet und unterstützt werden.<br />

Was machst du heute beruflich?<br />

Wolfgang:<br />

Ich bin seit letztem Jahr Leiter des Kinder- und<br />

Jugendhauses in der Nordweststadt und<br />

empfinde die Arbeit dort als sehr angenehm.<br />

Interview: Jenny Heppner und Eli Bischoff<br />

„<strong>20</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>Karlsruhe</strong>r<br />

<strong>Fanprojekt</strong>, <strong>20</strong> <strong>Jahre</strong><br />

sind länger als die Hälfte<br />

meines Lebens, in der<br />

mich das <strong>Fanprojekt</strong><br />

begleitet hat.“<br />

Andreas Basler<br />

13


„Ist auf jeden Fall eine<br />

gute Sache, kann man<br />

viel machen zum Beispiel<br />

Choreos vorbereiten.“<br />

Philip König<br />

14<br />

Stadtjugendausschuss e.V.<br />

<strong>Karlsruhe</strong><br />

Wie bist Du überhaupt zum <strong>Fanprojekt</strong> gekommen?<br />

Zum Ende meines Studiums „Sozialwesen“ an<br />

der Gesamthochschule in Kassel fragte mich eine<br />

gute Bekannte, ob ich Lust hätte sie im<br />

<strong>Fanprojekt</strong> zu vertreten. Susanne S., damals einzige<br />

hauptamtliche Mitarbeiterin im frisch installierten<br />

<strong>Fanprojekt</strong>, hatte so viele Überstunden<br />

erarbeitet, dass sie diese aus dienstrechtlichen<br />

Gründen abtragen musste. Sie fragte mich, ob ich<br />

mir das zutrauen würde. Da ich öfters mit ihr über<br />

ihre Arbeit diskutierte, wusste ich, um was sich<br />

die Arbeit im Wesentlichen handelte. Gegenüber<br />

den Jugendlichen hatte ich weder Ängste noch<br />

Vorurteile und ich sagte zu. In der Folgezeit arbeitete<br />

ich öfter mit KollegenInnen zusammen.<br />

Als die KollegenInnen Ende 1990 das <strong>Fanprojekt</strong><br />

verließen, machte ich zunächst alleine weiter. In<br />

den Anfangsjahren war es sehr schwierig,<br />

Mitarbeiter für das FP zu gewinnen. Ich arbeitete<br />

in <strong>Fanprojekt</strong> bis Mitte des <strong>Jahre</strong>s <strong>20</strong>00 und<br />

wechselte dann in die Schulsozialarbeit.<br />

Wie ist der Übergang zwischen der<br />

„Interessensgemeinschaft <strong>Karlsruhe</strong> Fußballfans<br />

e.V.“(IG) und dem <strong>Fanprojekt</strong> verlaufen?<br />

Eigentlich sollte der Verein (IG) ins <strong>Fanprojekt</strong><br />

übergehen, aber das war zu Anfang schwierig.<br />

Zur Erklärung: Um einer weiteren Stigmatisierung<br />

und gesellschaftlicher Ausgrenzung von<br />

Fußballfans entgegen zu wirken, hatten sich sehr<br />

unterschiedliche <strong>Karlsruhe</strong>r Fanclubs zu einer<br />

auch jugendpolitischen Interessengemeinschaft<br />

in der IG zusammengeschlossen. Sie forderten<br />

die Einrichtung eines <strong>Fanprojekt</strong>s. Als Vorbild<br />

dienten Hamburg, Bremen, Frankfurt. Als mit vielerlei<br />

Unterstützung ein sehnsüchtig gewünschter<br />

<strong>20</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>Fanprojekt</strong> <strong>Karlsruhe</strong><br />

Interview mit Welta Bandel<br />

Welta Bandel, beim UEFA-CUP-Spiel in Valencia<br />

Die erste <strong>Fanprojekt</strong>leiterin 1989<br />

Träger zur Verfügung stand, begannen langwierige<br />

Diskussionen und Auseinander-setzungen<br />

über die verschiedensten Erwartun-gen seitens<br />

der Szene und den professionellen pädagogischen<br />

Anforderungen des Projektes z.B. für welche<br />

Jugendliche das <strong>Fanprojekt</strong> als<br />

Ansprechpartner zur Verfügung stehen soll und<br />

für welche nicht. Der Konflikt bestand zwischen<br />

„normalen Fans“ und Fanclubs gegen sogenannte<br />

„unorganisierte Fans“ und Härtegruppen,<br />

ungeachtet der Tatsache, dass die Grenzen oft<br />

fließend waren und viele Jugendliche biografisch<br />

miteinander vernetzt waren. Für alle Beteiligten<br />

war diese Auseinandersetzung ein sehr spannender<br />

Prozess, der letztlich in der Zielgruppenbestimmung<br />

des <strong>Fanprojekt</strong> mündete.<br />

Mit welcher Szene hast Du dich vor allem<br />

beschäftigt?<br />

In einer Szene zu arbeiten, bedeutet auch immer<br />

eine Beschäftigung mit dem ganzen System. Man<br />

kann das Eine nicht ohne das Andere verstehen<br />

und deshalb kann man es so nicht eindeutig herauskristallisieren.<br />

In den Anfangsjahren war die<br />

Arbeit stark darauf fokussiert die Ressentiments<br />

der verschiedenen Fangruppen abzubauen und<br />

da rede ich nicht nur von 2 oder 3 <strong>Jahre</strong>n. Das<br />

beinhaltet naturgemäß mit vielen verschiedenen<br />

Gruppierungen zu arbeiten, je nach<br />

Konfliktpotential und immer innerhalb des<br />

Ganzen. Ohne die intensive Arbeit gäbe es heute<br />

kein <strong>Fanprojekt</strong>. Ich sage es an dieser Stelle sehr<br />

gerne, es waren Jugendliche und Heranwachsende<br />

aus allen <strong>Karlsruhe</strong>r Gruppierungen<br />

„Phönix 78“ , „Kampftrinker“, „Gaggenauer<br />

Löwen“, viele der „ Destroyers“, „<strong>Karlsruhe</strong>r<br />

Hools“, „City Boys“ und viele andere! Durch diese<br />

intensive Auseinandersetzung gelang es dann<br />

auch mit vereinten Kräften, untereinander mehr<br />

Akzeptanz zu schaffen, um endlich an einen<br />

Strang ziehen zu können. Die Gruppierung der<br />

„Destroyers“ stellte insofern eine Besonderheit<br />

dar, als sie oft in eigener Mission unterwegs<br />

waren und einzelne der Gruppierung auch außerhalb<br />

des Fußballs auffällig waren. Sie haben mich<br />

wahrhaftig gut beschäftigt!<br />

Was hast Du beim Vorgehen der Polizei empfunden?<br />

Angst: Bei Auswärtsspielen und Länderspielen.<br />

Im Wildpark war dies selten der Fall, da die<br />

Polizei mich kannte und ich sicher war, dass die<br />

Polizei mich nicht wegsperren würde, nur weil ich<br />

meiner Arbeit nachging und möglicherweise zur<br />

falschen Zeit am falschen Ort stand. Für mich war<br />

es auch immer schlimm Gewaltausübung gegenüber<br />

Menschen mit ansehen zu müssen, ob sie<br />

nun von der einen oder anderen Seite ausgeübt<br />

wurde.<br />

Wut: Es gab Auswärtsspiele, und ich bin mir<br />

sicher, die gibt es heute noch, da habe ich mich<br />

schon vor der Abfahrt gefragt, wen es wohl heute<br />

wieder erwischen wird.


Die Polizei muss einen schwierigen und undankbaren<br />

Job machen, nur manche verstehen ihr<br />

Handwerk und andere halt nicht. Oder wollen<br />

nicht…<br />

Dankbarkeit: Es gibt viele Erinnerungen an<br />

Situationen, wo ich heilfroh war, dass die Polizei<br />

vor Ort war oder andere, wo ich dachte: „Mein<br />

Gott, wo bleiben die nur?“ Das betraf mehrheitlich<br />

Situationen bei denen ich wusste und spürte,<br />

dass es gleich eskalieren wird. Das hat sich mit<br />

Sicherheit so mancher aus der Szene auch schon<br />

öfter gedacht… Bei „Auslandseinsätzen“ fühlte<br />

ich mich immer sicher, wenn szenekundige<br />

Beamten aus <strong>Karlsruhe</strong> auch vor Ort waren. So<br />

konnte ich darauf vertrauen, dass man mich nicht<br />

wahllos einsperrte oder aus der Einkesselungen,<br />

die ich vielleicht nicht frühzeitig erkannte, wieder<br />

heraus kam. Wie die letzten Zeilen bestätigen,<br />

war die Zusammenarbeit mit der <strong>Karlsruhe</strong>r<br />

Polizei immer von gegenseitiger Akzeptanz getragen.<br />

Jeder respektierte das Arbeitsfeld des<br />

Anderen, was nicht bedeuten soll, dass man<br />

einer Meinung war.<br />

An was erinnerst Du dich gerne, wenn Du an<br />

deine Zeit im <strong>Fanprojekt</strong> denkst?<br />

An die Szene und an sehr viele sehr nette<br />

Menschen. Was mich an der großen Familie der<br />

Fußballfans immer fasziniert hat, ist das soziale<br />

Miteinander das über alle Siege und Niederlagen<br />

erhaben ist: „You´ll never walk alone“! Wo gibt es<br />

eine solche Szene, die ihr Recht darauf, trotz aller<br />

Querelen, so vehement verteidigt, wie die<br />

Fußballszene?<br />

Gab es auch negative Erlebnisse?<br />

Ohne negative Erlebnisse kommt <strong>Fanprojekt</strong>arbeit<br />

naturgemäß nicht aus. Sie wäre dann überflüssig<br />

– das wäre schön! Ich werde hier niemandem<br />

ein Denkmal setzten oder zur Mythenbildung<br />

beitragen. Zum Thema „Brüssel“ möchte ich<br />

lediglich einige Anmerkungen machen, an denen<br />

man gut erkennen kann, in welchem Dilemma<br />

sich nicht nur Sozialarbeiter gelegentlich befanden,<br />

wenn sie mit Hooligans unterwegs waren.<br />

„Brüssel“ ist mir nachhaltig im Gedächtnis geblieben,<br />

da es einerseits ein schreckliches Lehrstück<br />

war und andererseits für uns als Sozialarbeiter<br />

eine große Niederlage bedeutete. Ich fühlte mich<br />

gleich zweimal „verraten“. Erstens wurde ich<br />

dafür bestraft mit „Hools“ zu arbeiten, indem man<br />

mich und meinen Kollegen ganz vorsätzlich in<br />

Sippenhaft nahm, (habe gehört, dass diese im<br />

21. Jahrhundert wieder salonfähig wird) veranlasst<br />

durch szenekundige Beamte aus Stuttgart,<br />

die uns kannten. So viel zum Thema Akzeptanz<br />

der <strong>Fanprojekt</strong>arbeit. Zweitens von ca. 70<br />

„Hools“, zwar nur wenige Einzelne aus <strong>Karlsruhe</strong>,<br />

die sich nicht an das hielten, was gemeinsam vereinbart<br />

war und vorsätzlich das anzettelten, wofür<br />

ich über 8 Stunden mit der Polizei verhandelt<br />

hatte, um es zu vermeiden. Ich habe mich sehr<br />

geschämt.<br />

Was hat dich immer wieder beeindruckt?<br />

Wie viel Härte die Jugendlichen ertragen und<br />

trotzdem randalieren.<br />

<strong>20</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>Fanprojekt</strong> <strong>Karlsruhe</strong><br />

Hast Du noch Kontakt zu der Szene?<br />

Am 16. April <strong>20</strong>00 habe ich zum letzten Mal das<br />

Stadion betreten. Ich freue mich sehr, wenn ich<br />

ab und zu Leute unterwegs treffe und manchmal<br />

habe ich richtig Lust dazu, ins Stadion zu gehen<br />

und dort Leute zu sehen. Ich vermisse das gelegentlich<br />

schon, aber das ganze Theater drum<br />

herum, ist mir dann doch zuviel! Ich kann es nicht<br />

mehr sehen!<br />

Was sind deine Wünsche für das <strong>Fanprojekt</strong>?<br />

Ich finde es nach wie vor sehr wichtig, dass es<br />

<strong>Fanprojekt</strong>e gibt, die diese Jugendkultur begleiten.<br />

Ich würde mir wünschen, dass das<br />

<strong>Fanprojekt</strong> weiter wissenschaftlich und inhaltlich<br />

durch übergeordnete Instanzen getragen wird<br />

und der Standard der Arbeit erhalten bleibt. Das<br />

haben die Kollegen in <strong>Karlsruhe</strong> aber voll im Griff.<br />

Durch ihre Vielschichtigkeit ist <strong>Fanprojekt</strong>arbeit<br />

einer der schwierigsten, die es in der Sozialarbeit<br />

überhaupt gibt und ich wünsche mir für alle<br />

Projekte und deren Mitarbeiter, dass ihre Arbeit<br />

endlich so wertgeschätzt und akzeptiert wird, wie<br />

sie es verdient hätten.<br />

Was machst Du heute?<br />

Ich mache Jugendsozialarbeit an einer Schule<br />

und arbeite mit Schülern, Lehrern und Eltern,<br />

installiere Projekte, vernetze verschiedene<br />

Jugendhilfeangebote und arbeite eng mit dem<br />

sozialen Dienst zusammen.<br />

Interview: Jenny Heppner<br />

Welta Bandel, <strong>20</strong>09<br />

„Als wir es damals gegründet<br />

haben, habe ich nicht damit<br />

gerechnet, dass es so lange<br />

steht und vor allem auch nicht,<br />

dass es sich so gut entwickelt.<br />

Ich denke, dass es zur Zeit<br />

der Regionalliga die<br />

Hauptattraktion gewesen ist.<br />

Zu der Zeit war ich froh,<br />

dass es da war, ansonsten<br />

wäre der Verein total<br />

auseinander gebrochen.“<br />

Hubi<br />

15


„Ich habe das <strong>Fanprojekt</strong><br />

<strong>Karlsruhe</strong> als sehr kritisches<br />

<strong>Fanprojekt</strong> kennengelernt, das<br />

sich stark für die Rechte von<br />

Fußballfans einsetzt.<br />

Dabei waren die Kollegen<br />

jederzeit sehr diskussionsfreu-<br />

dig aber auch lösungsorien-<br />

tiert. Deshalb kann ich auf<br />

eine interessante und kon-<br />

struktive Zusammenarbeit<br />

mit dem <strong>Fanprojekt</strong><br />

<strong>Karlsruhe</strong> zurückblicken!“<br />

Gerald von Gorissen<br />

Fanbeauftragter<br />

Deutscher Fußballbund<br />

16<br />

Das Nationale Konzept Sport und Sicherheit<br />

(NKSS) wurde als Reaktion auf die zunehmenden<br />

gewalttätigen Ausschreitungen zwischen<br />

Fußballfans erarbeitet und dient vor allem der<br />

Verbesserung der Sicherheit bei Sportveranstaltungen.<br />

Die Entwicklung der Arbeitsgrundlage<br />

aller <strong>Fanprojekt</strong>e erfolgte in Zusammenarbeit mit<br />

dem Deutschen Fußballbund, dem Deutschen<br />

Sportbund, dem Deutschen Städtetag , der<br />

Innenministerkonferenz, der Jugendministerkonferenz,<br />

der Sportministerkonferenz, dem Bundesministerium<br />

des Innern und dem Bundesministerium<br />

für Frauen und Jugend. In dieser<br />

Konzeption befinden sich unter anderem<br />

Leitideen zur Einrichtung eines <strong>Fanprojekt</strong>es und<br />

dessen Aufgaben und Ziele. Darunter ist zu verstehen,<br />

dass Mitglieder jugendlicher<br />

Problemgruppen bei der Bewältigung ihrer<br />

Schwierigkeiten, Ansprechpartner zur Verfügung<br />

stehen und dass junge Nachwuchsfans vor<br />

abweichendem Verhalten bewahrt werden.<br />

Das <strong>Karlsruhe</strong>r <strong>Fanprojekt</strong> verfolgt die Förderung<br />

einer positiven Fankultur, die präventiv Gewalt<br />

und extremistischen Orientierungen entgegenwirkt,<br />

bei den Fans eine Steigerung des<br />

Selbstwertgefühls hervorruft, ein Klima schafft, in<br />

dem gesellschaftliche Institutionen zu mehr<br />

Engagement für Jugendliche bewegt werden und<br />

die Rückbindung an den Verein angestrebt wird.<br />

Um die angestrebten Ziele zu erreichen, werden<br />

im NKSS bestimmte Maßnahmen empfohlen, di e<br />

durch das <strong>Karlsruhe</strong>r <strong>Fanprojekt</strong> in unterschiedlicher<br />

Intensität durchgeführt werden. Die<br />

Mitarbeiter nehmen an der Lebenswelt der Fußballfans<br />

teil, in dem sie bei Heim- und Auswärtsspielen<br />

präsent sind. Ihre Arbeit beschränkt sich<br />

dabei nicht nur auf die Dauer eines Fußballspiels,<br />

sondern sie stellen bei jedem Spieltag des KSC<br />

die <strong>Fanprojekt</strong>räume vier Stunden vor und vier<br />

Stunden nach dem Spiel zur Verfügung. Weitere<br />

Angebote umfassen die Bereitstellung der<br />

Räume für die unterschiedlichen Gruppierungen,<br />

die selbstorganisierte Öffnung der <strong>Fanprojekt</strong>räume<br />

durch die Fans in Eigenverantwortung und<br />

die Organisation von Veranstaltungen.<br />

<strong>20</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>Fanprojekt</strong> <strong>Karlsruhe</strong><br />

Nationales Konzept<br />

Sport und Sicherheit<br />

Jedes Angebot ist auf freiwilliger Basis angelegt<br />

und kann von den Fans genutzt werden , wobei<br />

sie jedoch in Entscheidungsprozesse einbezogen<br />

werden und auf diese Weise lernen, Verantwortung<br />

für sich und Andere zu übernehmen. Darauf<br />

soll eine Verhaltensänderung erfolgen, die dazu<br />

führt, dass sich das Gewaltpotenzial verringert<br />

und die Frustrationsgrenze steigt. Damit festigt<br />

das Projekt den Anspruch, dass alle Angebote<br />

gewaltpräventiv ausgerichtet sind.<br />

Durch all diese Maßnahmen gelingt es den<br />

Mitarbeitern des <strong>Karlsruhe</strong>r <strong>Fanprojekt</strong>es Kontakt<br />

zu den Fans aufzubauen, als Vertrauensperson in<br />

dieser Szene akzeptiert zu werden und<br />

Erkenntnisse über Regeln, Ordnungen und gruppendynamische<br />

Prozesse in der Fußballszene zu<br />

erlangen.<br />

Neben diesen Angeboten stehen die Mitarbeiter<br />

jederzeit als Hilfs- und Beratungsinstanz zur<br />

Verfügung. In den Statuten des NKSS wurde folgende<br />

Finanzierungsstruktur für <strong>Fanprojekt</strong>e festgelegt.<br />

Es sollen sich jeweils der DFB, das<br />

Bundesland, in dem das <strong>Fanprojekt</strong> gegründet<br />

werden soll und die Kommune zu jeweils einem<br />

Drittel an den Kosten beteiligen. Das Land<br />

Baden-Württemberg hat sich beim Erstantrag des<br />

<strong>Fanprojekt</strong>es <strong>Karlsruhe</strong> gegen eine Finanzierung<br />

entschlossen. Da die Stadt <strong>Karlsruhe</strong> aber dieses<br />

Projekt am Leben erhalten wollte, hat sie das<br />

Drittel des Landes Baden-Württemberg übernommen.<br />

Dies ist hervorzuheben, da es an keinem<br />

anderen Standpunkt in der Bundesrepublik eine<br />

solche Finanzierungsstruk-tur (1/3 DFB und 2/3<br />

Stadt) gegeben hat und es auch nur als<br />

Ausnahme geduldet wurde. Nach jahrelangem<br />

Kampf in Zusammenarbeit mit der<br />

Koordinierungsstelle der <strong>Fanprojekt</strong>e und<br />

Politikern auf kommunaler Ebene finanziert nun<br />

das Land Baden – Württemberg auch seit dem<br />

Jahr <strong>20</strong>09 <strong>Fanprojekt</strong>e in Baden-Württemberg.<br />

Ausrichtung der „Bundeskonferenz der <strong>Fanprojekt</strong>e“<br />

vom 4. bis 6.Mai 1998 durch das <strong>Fanprojekt</strong> <strong>Karlsruhe</strong><br />

im VIP-Bereich des Wildparkstadions


Volker Körenzig<br />

<strong>Fanprojekt</strong>leiter<br />

Berufe:<br />

Maurer (Baufirma),<br />

Fa. Quelle (Auslieferung),<br />

Zivildienst bei der<br />

Drogenberatungsstelle <strong>Karlsruhe</strong>,<br />

Erwerb der Fachhochschulreife,<br />

Studium der Sozialarbeit an der KFH Freiburg,<br />

Pädagogische Berufserfahrung in<br />

Drogenberatung und Jugendgerichtshilfe<br />

Seit 1997 <strong>Fanprojekt</strong>mitarbeiter<br />

Seit <strong>20</strong>01 <strong>Fanprojekt</strong>leiter<br />

Familienstand:<br />

ledig, lebe mit Freundin zusammen<br />

Alter: 45<br />

Wohnort: <strong>Karlsruhe</strong><br />

Sportliche Laufbahn:<br />

Jugendfußballer Borussia Mönchengladbach<br />

(E- C Jugend),<br />

Jugendfußballer <strong>Karlsruhe</strong>r SC<br />

(C - A -Jugend),<br />

FC Birkenfeld, SV Bad Herrenalb, FC Rotensol,<br />

SV Spielberg; FC Busenbach; TSV Wöschbach;<br />

FSSV <strong>Karlsruhe</strong> ( alle Senioren),<br />

Halbmarathon <strong>20</strong>03 (Zeit 1:45.09),<br />

Seit fünf <strong>Jahre</strong>n aktiver Tennisspieler<br />

FSSV <strong>Karlsruhe</strong><br />

<strong>20</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>Fanprojekt</strong> <strong>Karlsruhe</strong><br />

Portraits der Mitarbeiter:<br />

Volker Körenzig<br />

Das meinen Fans über Volker:<br />

"Was soll ich sagen? Solange ich im <strong>Fanprojekt</strong><br />

bin, ist auch Volker im <strong>Fanprojekt</strong>. Er ist hier<br />

überhaupt nicht wegzudenken. In den letzten<br />

<strong>Jahre</strong>n hat er sich ein bisschen rar gemacht bei<br />

Auswärtsspielen."<br />

"Ich finde, dass Volker die Gratwanderung zwischen<br />

Freundschaft und Verantwortung gegenüber<br />

den Fans gut meistert."<br />

"Volker ist die gute Seele des <strong>Fanprojekt</strong>s, der<br />

Chef des <strong>Fanprojekt</strong>s. Besonders toll an ihm ist,<br />

dass er trotz jeder Niederlage immer noch<br />

freundlich bleibt."<br />

"Volker hab´ ich immer als den kennen gelernt,<br />

der nicht immer an erster Front dabei ist, im<br />

Notfall aber da ist und die Leute rausboxt. Er<br />

kann immer mitsprechen und weiß ganz genau,<br />

was passiert ist."<br />

"Ich denke, Volker ist eine sehr wichtige Person<br />

hier im <strong>Fanprojekt</strong>. Durch ihn wurden manche<br />

Jungs eben richtig gut behandelt bei<br />

Strafverfolgung, Anzeigen.. Volker setzt sich echt<br />

für uns ein und macht einen richtig klasse Job.<br />

Mir persönlich hat er auch schon geholfen und<br />

ist hier einfach nicht wegzudenken."<br />

"Volker ist ein gutaussehender, sportlicher Typ,<br />

der einem wirklich immer mit einem guten Rat<br />

zur Seite steht."<br />

"Sehr kompetenter Mitarbeiter, der auf jede<br />

Frage eine Antwort weiß."<br />

"Volker ist der ruhende Pol, der hier alles<br />

zusammenhält, immer alles sachlich betrachtet<br />

und sich nicht aus der Ruhe bringen lässt."<br />

"Volker ist für mich die Personifikation des<br />

<strong>Fanprojekt</strong>s!"<br />

"Volker hat einfach alles im Griff. Ein Vater für<br />

alle."<br />

"Volker ist ganz nett! Er plaudert mit uns immer<br />

über unsere Essgewohnheiten, weil er meint, wir<br />

ernähren uns ungesund, obwohl er auch nicht<br />

besser ist."<br />

"Papa Löwe hat mir sehr geholfen in Sachen<br />

Stadionverbot. Extrem hilfsbereit und nett. Er ist<br />

einfach das <strong>Fanprojekt</strong> und gehört dazu."<br />

„Also ich finds toll.<br />

Da trifft man viele Leute und<br />

es macht einfach Spaß!“<br />

Ronja<br />

„<strong>Fanprojekt</strong> ist ok, passt super,<br />

weil es grade für die Jüngeren<br />

eine gute Anlaufzentrale ist.<br />

Ich wäre froh gewesen, wenn<br />

es auch schon in meinen jun-<br />

gen <strong>Jahre</strong>n existiert hätte.<br />

Leider hab ich keine Zeit ins<br />

<strong>Fanprojekt</strong> rauszufahren, son-<br />

dern versuch immer pünktlich<br />

auf den KSC zu kommen.“<br />

Tatjana Bögler<br />

17


„Ich finds schön, dass man im<br />

<strong>Fanprojekt</strong> seine Freunde trifft<br />

und man mit denen nicht nur<br />

auf den Spielen zusammen<br />

ist!“<br />

Lilly<br />

18<br />

Ziele:<br />

Konzeption <strong>Fanprojekt</strong> <strong>Karlsruhe</strong><br />

Fans und Sozialarbeit in Kontakt<br />

Jugendliche Fußballfans erwerben eine Offenheit<br />

und Bereitschaft zur Kommunikation mit<br />

Sozialarbeitern des <strong>Fanprojekt</strong>es. Sie übernehmen<br />

Eigenverantwortung (Thekenbereich;<br />

Organisation von Busfahrten) im Bereich des<br />

Fußballs.<br />

Prinzipien:<br />

- Aufsuchende und begleitende Jugendarbeit mit Fußballfans -<br />

Es werden Kontakte von den Sozialarbeitern zu<br />

den Fußballfans geknüpft und Beziehungen aufgebaut,<br />

um als Vertrauensperson akzeptiert zu<br />

werden<br />

Sozialarbeiter nehmen an der Lebenswelt der<br />

Fans durch Präsenz an den Spieltagen und an<br />

den regelmäßigen Treffen teil.<br />

Dadurch erlangen die Mitarbeiter des Projektes<br />

Erkenntnisse über Regeln, Ordnungen und gruppendynamische<br />

Prozesse in der Fußballszene.<br />

Die Angebote des Projektes können die Fans auf<br />

freiwilliger Basis nutzen.<br />

Den Fans muss der Sozialraum (Räumlichkeiten<br />

und Plätze im Fußballstadion) zur Verfügung stehen,<br />

damit die Sozialarbeiter einzelne Fans,<br />

Cliquen und Gruppen aus der Szene unterstützen<br />

können.<br />

Das <strong>Fanprojekt</strong>: Treffpunkt der KSC-Fans am Spieltag.<br />

Angebote:<br />

● Aufsuchen und Begleiten der Fans<br />

durch Mitarbeiter des <strong>Fanprojekt</strong>es bei<br />

allen Heimspielen und Auswärtsspielen<br />

des KSC um vor Ort Ansprechpartner in<br />

Konfliktsituationen zu sein.<br />

<strong>Fanprojekt</strong>mitarbeiter im Stadion<br />

● Öffnungszeiten des Projekts an<br />

Spieltagen des <strong>Karlsruhe</strong>r SC<br />

● Öffnungszeiten des Projekts<br />

für Ultragruppierungen und<br />

unorganisierte Fans


Ziele:<br />

Konzeption <strong>Fanprojekt</strong> <strong>Karlsruhe</strong><br />

Die Jugendlichen finden ihren Platz in ihrer peergroup<br />

und in der Gesellschaft.<br />

Durch Verhaltensveränderungen verringern sich<br />

die gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen<br />

rivalisierenden Fangruppierungen im und<br />

im Umfeld des Fußballstadions.<br />

Bei den Jugendlichen verringert sich das<br />

Aggressionspotential und gleichzeitig erhöht sich<br />

deren Frustrationsgrenze.<br />

Prinzipien:<br />

Die Angebote des <strong>Fanprojekt</strong>es basieren auf der<br />

freiwilligen Teilnahme der Jugendlichen und sind<br />

speziell auf ihre Interessenslage abgestimmt.<br />

Die Fans werden in Entscheidungsprozesse integriert<br />

und tragen dadurch Mitverantwortung.<br />

Alle Angebote des Projektes haben den Anspruch<br />

gewaltpräventiv ausgerichtet zu sein.<br />

Angebote:<br />

Ressourcen einer Fankultur<br />

● Anbieten von<br />

themenspezifischen Kursen.<br />

Djembe-Tromelkurs im <strong>Fanprojekt</strong><br />

- Durchführung von Kunst,- Musik,- und Sportprojekten -<br />

● Unterstützung und Bereitstellung<br />

von Ressourcen bei Erstellung<br />

von Choreografien, Fahnen und<br />

Doppelhaltern.<br />

● Teilnahme mit einer Mannschaft am<br />

jährlichen Fanfinale in Berlin in<br />

Verbindung mit dem DFB-Pokalfinale<br />

● Instandhaltung der Räumlichkeiten und<br />

der Außenanlagen mit Beteiligung der<br />

Fans an der Umsetzung<br />

● Veranstaltungen<br />

Benefiz-Konzert „Moser rockt” im <strong>Fanprojekt</strong><br />

„Der Einstieg in die Szene.<br />

Anlaufstelle für mich in der<br />

Freizeit“.<br />

Ricco Kunz,<br />

Ultra 24/7<br />

(Anmerkung der Redaktion:<br />

24 Stunden / 7 Tage die Woche)<br />

19


„Für mich persönlich der<br />

Wendepunkt: Manchester<br />

1996. Zum ersten Mal<br />

traf ich den langhaarigen<br />

Volker K. beim Frühstück.“<br />

Nils Rühland<br />

„..heisst für mich mehr als<br />

mein halbes Leben, da ich<br />

seit 15 <strong>Jahre</strong>n dort verkehre.<br />

Schweiß, Blut und<br />

Leidenschaft brachten<br />

diese <strong>Jahre</strong> mit sich.“<br />

Matthias Haas<br />

<strong>20</strong><br />

Ziele:<br />

Konzeption <strong>Fanprojekt</strong> <strong>Karlsruhe</strong><br />

Die Mitarbeiter des Projektes vertreten eine differenzierte<br />

Bewertung und Darstellung des<br />

Meinungsbildes der Fans zu aktuellen Themen in<br />

der Öffentlichkeit (Fernsehen, Rundfunk,<br />

Printmedien) und bei allen beteiligten<br />

Institutionen (Verein; Polizei…).<br />

Die Jugendlichen vertreten ihre Interessen in der<br />

Öffentlichkeit (Supporters – Zeitschrift;<br />

Radiosendungen; Podiumsdiskussionen).<br />

Dadurch erwerben die Jugendlichen ein größeres<br />

Selbstwertgefühl.<br />

Durch die Öffentlichkeitsarbeit der Mitarbeiter soll<br />

eine Akzeptanz der pädagogischen Arbeit mit<br />

Fußballfans erlangt werden.<br />

Prinzipien:<br />

Fan-Projekt als Stimme<br />

einer Subkultur<br />

– Öffentlichkeitsarbeit und Vernetzungsarbeit mit beteiligten Institutionen<br />

im Umfeld des Fußballgeschehens –<br />

Die <strong>Fanprojekt</strong>mitarbeiter sind die autonome<br />

Schnittstelle zwischen den Fans und allen am<br />

Fußballgeschehen beteiligten Institutionen.<br />

Sie stellen die Funktionen der <strong>Fanprojekt</strong>arbeit<br />

als Interessensvertreter der Fans in verschiedenen<br />

Gremien und in der Öffentlichkeit dar.<br />

Durch themenspezifische Diskussionen soll bei<br />

den Jugendlichen ein realistisches Meinungsbild<br />

entwickelt werden.<br />

Die verbalen und schriftlichen Ausdrucksformen<br />

der Jugendlichen werden durch die Mitarbeiter<br />

des Projekts gefördert.<br />

Spende der „Phönix Sons 99“ für einen guten Zweck<br />

Angebote:<br />

● Vorträge zum Thema "Fans und<br />

<strong>Fanprojekt</strong>" an Schulen und<br />

Hochschulen sowie bei anfragenden<br />

Institutionen<br />

● Teilnahme an der Bundeskonferenz der<br />

Koordinierungsstelle der <strong>Fanprojekt</strong>e<br />

● Teilnahme an der Konferenz der<br />

Bundesarbeitsgemeinschaft der<br />

<strong>Fanprojekt</strong>e<br />

● Teilnahme an den Regionalkonferenzen<br />

der Bundesarbeitsgemeinschaft Süd<br />

der <strong>Fanprojekt</strong>e<br />

● Reflexion der Spieltage mit den<br />

Supportersvorständen und der<br />

Fanbetreuung des KSC<br />

● Teilnahme an verschiedenen<br />

Fanveranstaltungen, die von den Fans<br />

durchgeführt werden<br />

● Unterstützung von verschiedenen<br />

Faninitiativen<br />

● Stellungnahme zu fanspezifischen<br />

Themen in den Medien und in der<br />

Öffentlichkeit<br />

● Durchführung von und Teilnahme<br />

an Podiumsdiskussionen


Ziele:<br />

Konzeption <strong>Fanprojekt</strong> <strong>Karlsruhe</strong><br />

Die Jugendlichen entwickeln ein ausgeprägtes<br />

Rechtsempfinden.<br />

Sie wenden erlernte Deeskalationsstrategien bei<br />

nicht gesellschaftskonformen Auftreten (rassistische<br />

und chauvinistische Sprüche, Ordnungswidrigkeiten<br />

und Straftaten) der eigenen Gruppe an,<br />

sowie bei eventuellen Aufeinandertreffen mit<br />

anderen rivalisierenden Fangruppierungen und<br />

im Umgang mit Polizei und Ordnungsdiensten.<br />

Die Fans treffen eigenverantwortliche<br />

Entscheidungen bei privaten und beruflichen<br />

Problemlagen.<br />

Prinzipien:<br />

Die Sozialarbeiter des Projektes müssen eine<br />

ausgeprägte Szenekenntnis haben, um fantypische<br />

Situationen konkret einschätzen zu können.<br />

Die Grundprinzipien für eine Vertrauensbasis<br />

gegenüber einzelnen Fans, Cliquen und Gruppen<br />

sind Parteilichkeit, Loyalität und Anonymität.<br />

Angebote:<br />

● Begleitung zu Gerichtsverhandlungen<br />

● Beratung und Begleitung in<br />

eingeleiteten Strafverfahren<br />

"Nicht verzagen –<br />

Sozis fragen"<br />

– Krisenintervention und Beratung von jugendlichen und<br />

und heranwachsenden Fußballfans in akuten Problemlagen –<br />

● Vermittlung zwischen Fußballfans und<br />

Polizei sowie Ordnungsdienst bei auf<br />

tretenden Problemen im Rahmen von<br />

Fußballspielen<br />

Podiumsdiskussion im <strong>Fanprojekt</strong>, Volker Körenzig und<br />

Björn Weiße, Leiter von BUS (Bürgerservice und<br />

Sicherheit der Stadt <strong>Karlsruhe</strong>)<br />

● Beratung von Fußballfans bei privaten<br />

und beruflichen Problemen im akuten<br />

Einzelfall<br />

Volker Körenzig bei einem Beratungsgespräch<br />

im <strong>Fanprojekt</strong>büro<br />

„Unsere legendären Fahrten<br />

nach Griechenland oder die<br />

erste Fahrt nach Pisa waren<br />

super!“<br />

Philip Tinnermann<br />

„Ich bin ja sozusagen<br />

„Mitbegründer“ des <strong>Karlsruhe</strong>r<br />

<strong>Fanprojekt</strong>s, da ich auch<br />

schon seit <strong>20</strong> <strong>Jahre</strong>n<br />

Szenekundiger Beamter bin.<br />

Ich möchte einfach sagen,<br />

dass ich den Mitarbeitern<br />

des FP´s viel Erfolg für ihre<br />

weitere Arbeit wünsche.“<br />

Werner Mummbauer<br />

Fans und Sozialarbeiter beim Auswärtsspiel in Stuttgart. 21


„Vom Phönix aus der Asche.<br />

Der Wechsel von der<br />

Moltkestrasse zur<br />

Mainestrasse war ein<br />

Quantensprung.“<br />

Holger Grimm<br />

22<br />

Ziele:<br />

Konzeption <strong>Fanprojekt</strong> <strong>Karlsruhe</strong><br />

Die Fans lernen andere Kulturen und Lebensweisen<br />

kennen. Jugendliche Fußballfans zeigen<br />

Toleranz gegenüber Menschen mit anderen<br />

Einstellungen.<br />

Sie erwerben Verhaltenskompetenz innerhalb<br />

ihrer Gruppe und für ihr alltägliches Leben.<br />

Prinzipien:<br />

"DER BALL IST RUND"<br />

– Durchführung (inter-) kultureller Begegnungen<br />

mit einzelnen Cliquen aus der Fußballszene –<br />

Das vorhandene Vertrauensverhältnis zwischen<br />

jugendlichen Fußballfans und den Sozialarbeitern<br />

des Projektes wird intensiviert. Alle Beteiligten<br />

sollen Spaß an den Aktionen haben.Durch gezielte<br />

Projekte sollen Fanfreundschaften auf nationaler<br />

und internationaler Ebene gepflegt werden.<br />

Die Jugendlichen sollen bei den Projekten<br />

Grenzerfahrungen sammeln, ihre eigenen<br />

Grenzen entdecken, sie akzeptieren und lernen,<br />

mit dieser Situation umzugehen.<br />

Die ganz jungen Fans ( 14 bis 18 <strong>Jahre</strong>) werden<br />

durch das spezielle Angebot (U-18 Fahrt) in<br />

einem vom <strong>Fanprojekt</strong> gestalteten und geschützten<br />

Rahmen bei ihren ersten Kontakten zum<br />

Fußballgeschehen begleitet.<br />

Berlin und <strong>Karlsruhe</strong> bei der EM <strong>20</strong>04 in Portugal<br />

<strong>Fanprojekt</strong>-Tour zur EM <strong>20</strong>08: Deutschland-Polen in Klagenfurt<br />

Angebote:<br />

● Durchführung von Tagesausflügen zu<br />

bestimmten Fußballspielen (Straßburg;<br />

Pisa; Länderspiele; Championsleague-<br />

Spiele)<br />

Fananlaufstelle bei der EM <strong>20</strong>08 in der Schweiz.<br />

● Planung und Durchführung<br />

von Freizeiten, bei Turnieren<br />

wie EM und WM<br />

● Planung und Durchführung von<br />

U18 - Fahrten (alkohol- und nikotinfreie<br />

Auswärtsfahrten für Jugendliche<br />

unter 18 <strong>Jahre</strong>n)<br />

s.S. 30-31


<strong>20</strong>04: 5 <strong>Jahre</strong> “Phönix Sons”<br />

Im Aufstiegsjahr: Mai <strong>20</strong>07<br />

<strong>20</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>Fanprojekt</strong> <strong>Karlsruhe</strong><br />

Choreografien<br />

„Ohne das <strong>Fanprojekt</strong><br />

<strong>Karlsruhe</strong> und seine<br />

engagierte Arbeit<br />

wäre unsere Fanszene<br />

um einiges ärmer<br />

– und unsere Arbeit<br />

im Fandachverband<br />

“Supporters” um<br />

einiges schwieriger.”<br />

Tom Beck<br />

im Vorstand der Supporters <strong>Karlsruhe</strong><br />

und im KSC-Vereinsrat<br />

Erstklassig: Freundschafts-Choreo im Mai <strong>20</strong>08 23


„Ich find vor allem die U-18<br />

Fahrten toll. Da sind Freunde<br />

aus meiner Klasse mitgefah-<br />

ren und wir hatten eine tolle<br />

Zeit zusammen!“<br />

Danielle<br />

24<br />

Stadtjugendausschuss e.V.<br />

<strong>Karlsruhe</strong><br />

Dirk Grießbaum<br />

<strong>Fanprojekt</strong>mitarbeiter<br />

Berufe:<br />

Gelernter Industrieelektroniker<br />

Fachrichtung Gerätetechnik<br />

Studium Sozialarbeit ev.<br />

Fachhochschule Freiburg<br />

Nebenjobs:<br />

Cinemaxx Freiburg,<br />

Müllfahrer Meier Entsorgung<br />

Abschluss als Dipl.-Sozialarbeiter<br />

Praktikum im Jahr <strong>20</strong>00 und<br />

seit <strong>20</strong>01 Mitarbeiter im <strong>Fanprojekt</strong><br />

Familienstand:<br />

Verheiratet, 2 Kinder (Jakob & Anton)<br />

Alter: 38<br />

Wohnort: Freiburg<br />

Sportliche Laufbahn:<br />

Jugend: SV Hausach<br />

3. Mannschaft SV Hausach<br />

Bunte Liga Freiburg:<br />

Vorwärts Bethlehem<br />

SPOSA (Zertifikat<br />

"Sport u. Soziale Arbeit")<br />

Seit <strong>20</strong>03 Jugendtrainer<br />

(Jahrgang 98/99)<br />

PSV Freiburg<br />

<strong>20</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>Fanprojekt</strong> <strong>Karlsruhe</strong><br />

Portraits der Mitarbeiter:<br />

Dirk Grießbaum<br />

Das meinen Fans über Dirk:<br />

"Dirk passt von seiner Art und aufgrund dessen,<br />

dass er aus Freiburg kommt, eigentlich gar nicht<br />

nach <strong>Karlsruhe</strong>. Macht aber seinen Job dafür,<br />

dass er ja eigentlich nicht hierher passt, recht<br />

gut. Ein bisschen zu sozial, aber da bremsen wir<br />

ihn schon ein."<br />

"Dirk kümmert sich aufopferungsvoll um die<br />

Belange der Fans. Besonders in brenzligen<br />

Situationen, er hat nämlich fast schon mal einen<br />

Schlagstock auf den Kopf bekommen."<br />

"Beim letzten Spiel gegen Kaiserslautern stand<br />

er uns wirklich eisern zur Seite und das fand ich<br />

super von ihm!"<br />

"Dirk hab´ ich immer als ein bisschen strenger in<br />

Erinnerung gehabt. Er ist wie Volker schon lange<br />

dabei und hilft auch öfters uns Jüngeren."<br />

"Dirk ist ne super Person, er macht echt eine<br />

gute Arbeit, hat immer ein offenes Ohr.<br />

Eigentlich kann man mit allen Sozis hier gut<br />

reden."<br />

"Dirk ist zwar öfters eher zurückhaltend, kann<br />

aber jede Frage mit geballter Fachkompetenz<br />

beantworten."<br />

"Dirk – für einen Freiburger eigentlich recht in<br />

Ordnung. Aber eigentlich kommt er ja aus dem<br />

Kinzigtal, aus meiner Nähe also. Von dem her<br />

sind wir uns recht verbunden."<br />

"Dirk kommt aus Freiburg – das ist halt schon<br />

hart, aber ansonsten ähnlich wie Volker. Ruhig,<br />

sachlich, immer für ein Spässle da."<br />

"Dirk ist manchmal halt so streng."<br />

"Dirk ist ein sehr ruhiger Mensch, der sich sehr<br />

weit entwickelt hat."<br />

"Dirk ist ein netter Kerl, hat von Fussball eben<br />

keine Ahnung, der alte Freiburger! Er ist halt ein<br />

SCFler."<br />

"Hilfsbereit und nimmt das Leben sehr ernst.<br />

Mit Unterstützung kann man bei ihm immer<br />

rechnen."


<strong>20</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>Fanprojekt</strong> <strong>Karlsruhe</strong><br />

Supporters <strong>Karlsruhe</strong> 1986 e.V.<br />

<strong>20</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>Fanprojekt</strong> - wir Supporters gratulieren zu diesem runden Geburtstag.<br />

Seit vielen <strong>Jahre</strong>n funktioniert in <strong>Karlsruhe</strong> ein ganz besonderes Modell in der Fanarbeit, die sogenannten<br />

"Drei-Säulen" aus städtischem <strong>Fanprojekt</strong>, der KSC-Fanbetreuung und einer unabhängigen<br />

Faninteressen-Vertretung, den Supporters.<br />

Ein Garant für dieses Gelingen waren in all den <strong>Jahre</strong>n die Ruhe, Kompetenz und vertrauensvolle<br />

Partnerschaftlichkeit, die von den hauptamtlichen Mitarbeitern des <strong>Fanprojekt</strong>s in die gemeinsame<br />

Arbeit mit eingebracht wurden. Fanarbeit ist ja kein ruhiges stilles Fahrwasser, in dem man sich geordnet<br />

und geplant vorwärts bewegt – eine solch lebendige Fankultur wie in <strong>Karlsruhe</strong> befindet sich immer<br />

wieder auch in stürmischen Zeiten und verändert sich ständig.<br />

Umso wichtiger ist es, Konstanten zu haben, Institutionen und vor allem aber natürlich Menschen, die<br />

bei der Orientierung helfen können und die trotz aller Fähigkeit zur Solidarität und Emotion immer auch<br />

genügend professionelle Distanz wahren können und so manchen Konflikt beruhigen oder schon im<br />

Vorfeld ausräumen können.<br />

Das <strong>Fanprojekt</strong> <strong>Karlsruhe</strong> ist dabei ein ganz wichtiger Ort und Faktor, für den genau dieses auch zutrifft.<br />

Die große Nähe zu den Supporters, dem Dachverband aller KSC Fans, war dabei immer auch eine tragende<br />

Säule innerhalb der Fanszene. Kurze Wege, schnelle Informationen und ein enges Miteinander<br />

bei der Erreichung unsere gemeinsamen Ziele ermöglichten es, eine bunte und vielfältige Fanszene<br />

aufzubauen und zu stärken.<br />

Dies machte es für uns leicht, als wir gefragt wurden, ob wir das <strong>Fanprojekt</strong> unterstützen können. Es<br />

ging um den Umzug in die neue Heimat und es fehlte - wieder einmal - am Geld. Um die Miete des<br />

neuen <strong>Fanprojekt</strong>s zu decken, zogen auch die Supporters mit ihrem kleinen Büro in das Gebäude ein<br />

- und ermöglichten somit die Finanzierung des Projektes in der Mainestraße. Ein Beitrag zum Gelingen<br />

unserer gemeinsamen Ziele, den wir gerne leisten.<br />

Nun sind die Wege praktischerweise noch kürzer geworden und die Partnerschaft unserer beiden<br />

Institutionen Tür an Tür wird so noch augenfälliger.<br />

Wir wünschen den Mitarbeitern des <strong>Fanprojekt</strong>es, dass sie den eingeschlagenen Weg weiter so motiviert<br />

und partnerschaftlich gehen und dabei auch weiterhin die bewährte Partnerschaft in den "Drei-<br />

Säulen" unterstützen und leben.<br />

Denn uns alle eint ein Ziel: eine eigenständige, unabhängige, lebendige, fanatische, tolerante,<br />

bunte, friedliche, kreative, laute und geile Kurve – die Gegengerade <strong>Karlsruhe</strong>.<br />

„Dem <strong>Fanprojekt</strong> gelingt<br />

es in bewundernswerter<br />

Weise, in einem sehr<br />

speziellen Umfeld eine<br />

gute, saubere Arbeit<br />

abzuliefern. Parteilich,<br />

aber nicht parteiisch!<br />

So muss gute<br />

Sozialarbeit sein.”<br />

Dieter Gläser<br />

2. Vorstand der Supporters <strong>Karlsruhe</strong><br />

und stellvertretender Vorsitzender<br />

im KSC-Vereinsrat<br />

25


„Viele Gesichter und eine<br />

super Institution für Fans.“<br />

Wolfgang Emmert<br />

(KSC-Fanbetreuung)<br />

26<br />

Stadtjugendausschuss e.V.<br />

<strong>Karlsruhe</strong><br />

Am Tag vor dem DFB Pokalfinale findet das<br />

Fanfinale der <strong>Fanprojekt</strong>e in Berlin statt.<br />

<strong>Karlsruhe</strong>r Fans Anfang der 90er<br />

Veranstaltet wird dieses bundesweite Fußballturnier<br />

für jugendliche Fußballfans beiderlei<br />

Geschlechts von der Bundesarbeitsgemeinschaft<br />

der Fan-Projekte, Ausrichter ist das <strong>Fanprojekt</strong><br />

der Sportjugend Berlin.<br />

Teilnehmen können Teams aus Städten, in denen<br />

sozialpädagogisch arbeitende <strong>Fanprojekt</strong>e existieren.<br />

Die Teams setzen sich aus jugendlichen<br />

Fußballfans – ob "Ultras", "Kutten" oder "Hooligans"<br />

– zusammen.<br />

<strong>20</strong>04<br />

<strong>20</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>Fanprojekt</strong> <strong>Karlsruhe</strong><br />

Das Fanfinale in Berlin<br />

Eine außergewöhnliche Fußballveranstaltung<br />

1992 noch als reines Jungenturnier mit zwölf<br />

Teams gestartet, stieg die Teilnehmerzahl in den<br />

letzten <strong>Jahre</strong>n kontinuierlich an. In diesem Jahr<br />

nahmen siebenundzwanzig Jungen- und dreizehn<br />

Mädchenteams am Fanfinale teil. Ein eigenes<br />

Turnier für weibliche Fußballfans ist seit 1995<br />

fester Bestandteil des Fanfinales.<br />

Halbzeitbesprechung beim Viertelfinale<br />

<strong>Karlsruhe</strong>r Mädchenteam <strong>20</strong>02


Was ist nun aber das besondere an diesem<br />

Fußballturnier ?<br />

Schon allein die Tatsache, dass hier an drei<br />

Tagen Jugendliche, aus teilweise gewaltbereiten<br />

Szenen und rivalisierenden Fangruppen, was im<br />

Fußballalltag nicht immer problemlos bleibt, in<br />

konfliktfreier Atmosphäre gemeinsam Fußball<br />

spielen und zelten, zeigt, dass solche<br />

Sportveranstaltungen gerade auch mit dieser<br />

Zielgruppe eine wichtige Rolle in der gewaltpräventiven<br />

Jugendarbeit spielen.<br />

Darüber hinaus zeigt sich hier der Sport als Motor<br />

und Katalysator nicht nur für den Abbau von<br />

Vorurteilen und Feindschaften, sondern auch den<br />

Aufbau von Beziehungen und Freundschaften,<br />

die bis in den Bundesliga- und Regionalligaalltag<br />

hinein wirken.<br />

Dieses Angebot soll auch jugendliche und heranwachsende<br />

Fußballfans ansprechen, die durch<br />

den organisierten Vereinssport nicht mehr<br />

erreicht werden.<br />

So haben sich bei den bisherigen Fanfinalspielen<br />

mehrere Fanfreundschaften entwickelt, die schon<br />

über <strong>Jahre</strong> hinweg Bestand haben. Gerade die<br />

Fanfreundschaft zwischen <strong>Karlsruhe</strong> und Berlin<br />

wird hier jedes Jahr gepflegt.<br />

Beim Fanfinale – als einem besonderen und einmaligen<br />

Ereignis – bieten die jeweiligen<br />

<strong>Fanprojekt</strong>-mitarbeiter eine kontinuierliche<br />

Betreuung der Jugendlichen.<br />

<strong>20</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>Fanprojekt</strong> <strong>Karlsruhe</strong><br />

Das Fanfinale in Berlin<br />

Eine außergewöhnliche Fußballveranstaltung<br />

<strong>20</strong>09<br />

Ehrenrunde beim KSC nach Erreichen des Finales in Berlin <strong>20</strong>02.<br />

Damit ist die Nachhaltigkeit in der pädagogischen<br />

Langzeitwirkung gewährleistet.<br />

Durch die verbundene Öffentlichkeitsarbeit und<br />

der Unterstützung vieler großer Institutionen wird<br />

schließlich auch einer zunehmenden<br />

Stigmatisierung und Ausgrenzung von jugendlichen<br />

Fußballfans entgegengewirkt.<br />

Dem öffentlich vorhandenen Bild des jugendlichen<br />

Fußballfans als potentiellem Gewalttäter<br />

wird somit ein positives Bild entgegengesetzt,<br />

welches dazu beiträgt, diese Jugendszene vorurteilsfreier<br />

zu betrachten und zu beurteilen anstatt<br />

vorzuverurteilen.<br />

Autor: Dirk Grießbaum<br />

„Weltklasse!”<br />

Hansi Klepac<br />

„Das <strong>Fanprojekt</strong> ist super.<br />

Mir macht es Spaß und<br />

ich finds einfach toll!“<br />

Aufgeschnappt<br />

am U18-Tag<br />

27


Claus-Jürgen Sailer 1998<br />

Alter: 43 <strong>Jahre</strong><br />

Familienstand: verheiratet<br />

Berufliche Laufbahn:<br />

Seit 1995<br />

Dipl.-Sozialpädagoge (FH)<br />

Seit 1995 beim<br />

Stadtjugendausschuss e.V.<br />

1995- 1999 <strong>Fanprojekt</strong><br />

1999 – <strong>20</strong>08 Leiter der<br />

Einrichtung FunCar<br />

Seit <strong>20</strong>08 im Kinder- und<br />

Jugendhaus Durlach<br />

Hobbies: Fußball spielen und<br />

schauen, Skifahren, Reisen<br />

und Lesen<br />

28<br />

Stadtjugendausschuss e.V.<br />

<strong>Karlsruhe</strong><br />

Welche Bedingungen hast Du vorgefunden als<br />

Du beim <strong>Fanprojekt</strong> angefangen hast?<br />

Bevor ich beim <strong>Fanprojekt</strong> angefangen habe, war<br />

der Fokus völlig auf die Hooligans ausgerichtet.<br />

Als ich dann´95 anfing, wollte man sich mehr bzw.<br />

auch auf die anderen Fangruppen konzentrieren.<br />

Also auf die Kutten und nicht nur auf die schwierigen<br />

Fälle.<br />

Wie wurdest du beim <strong>Fanprojekt</strong> aufgenommen?<br />

Ich habe mich damals vor rund <strong>20</strong>0 Fans im<br />

Clubhaus vorgestellt. Als sie meinen schwäbischen<br />

Dialekt hörten, haben sie das Lied „Ein<br />

Schwab, ein toter Schwab“ angestimmt. Die<br />

Situation war für mich nicht leicht. Um diesen<br />

peinlichen Moment ein bisschen zu entspannen,<br />

habe ich dann einfach den Dirigenten gespielt.<br />

Das hat mich damals viel Überwindung gekostet.<br />

Im Laufe der Zeit hat sich dann alles ein bisschen<br />

relativiert, weil sie nicht nur den Schwaben gesehen<br />

haben, sondern auch den Menschen dahinter.<br />

Welche Vorgehensweisen in der Arbeit haben<br />

sich als nützlich erwiesen?<br />

Anfangs war es nicht einfach Kontakt zu den<br />

Fans zu knüpfen. Meine Anfangszeit bestand<br />

hauptsächlich aus aufsuchender Sozialarbeit. Wir<br />

haben szenekundige Kneipen besucht, wie zum<br />

Beispiel Titanic, Underground, Germania, CD-<br />

Pilsstüble, Sockenschuss und Bierakademie und<br />

mit den Fans gesprochen. Das wurde mit jedem<br />

Mal auch leichter und diese Art der Arbeit entspricht<br />

sowieso meinen persönlichen Fähigkeiten.<br />

Oder wir haben an Sitzungen von Fanclubs<br />

teilgenommen. Natürlich gab es immer wieder<br />

Einzelfallberatungen, wenn es beispielsweise zu<br />

Stadionverboten wegen dem Abbrennen von<br />

Pyrotechnik, gekommen ist.<br />

Einen guten Ansatzpunkt habe ich über die<br />

Sportschiene gefunden – ich bin halt selber aktiver<br />

Fußballer! Und man darf natürlich nicht die<br />

wichtigste Literatur vergessen: den Kicker! Ich<br />

hatte immer etwas worüber ich reden konnte, vor<br />

allem, wenn ich in den Bussen oder in den<br />

Sonderzügen mitgefahren bin.<br />

Wie ist es zu der Idee der U-16 Busse gekommen?<br />

Zu dieser Zeit gab es noch die sogenannten<br />

„Drecksaubusse“, in denen sehr exzessiv gesoffen<br />

wurde. Der Boden war meist voll mit Bier. Aus<br />

diesem Grund sind wir auf die Idee gekommen,<br />

U16 Busse einzuführen. Den Jugendlichen sollte<br />

gezeigt werden, dass es auch ohne Alkohol und<br />

Nikotin geht und dass man trotzdem Spaß haben<br />

kann. Der Verein stand voll und ganz dahinter<br />

und hat auch für das Rahmenprogramm immer<br />

ein paar Fanartikel für unser traditionelles<br />

Fußballquiz beigesteuert. Der damalige Präsident<br />

Roland Schmider hat uns für die Ausfahrt immer<br />

antialkoholische Getränke zur Verfügung gestellt.<br />

<strong>20</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>Fanprojekt</strong> <strong>Karlsruhe</strong><br />

Interview mit Claus-Jürgen Sailer<br />

<strong>Fanprojekt</strong>mitarbeiter von 1995 bis 1999<br />

Wir haben auch Begegnungen mit Jugendlichen<br />

aus anderen Fanszenen geschaffen und waren<br />

im Vorfeld z.B. im Schalker <strong>Fanprojekt</strong>.<br />

Wie hat sich die Arbeit im Laufe der Zeit verändert?<br />

Die Szene hat sich dann weiterentwickelt. 1995<br />

habe ich dann aus Bologna Broschüren mit<br />

Choreographien mitgebracht und die Jungs<br />

haben dann auch angefangen sich in Form, eben<br />

solcher Choreos, künstlerisch zu betätigen. 1995<br />

haben wir dann auch ein Fanzine mit mehreren<br />

Ausgaben herausgegeben, mit Redaktionssitzungen<br />

im <strong>Fanprojekt</strong>. 1999 wollten wir dann<br />

auch die Stimmung im Stadion fördern.<br />

Anfänglich gab es dann Trompetenspieler und<br />

später auch Trommler, die die Fans angeheizt<br />

haben. Damals hat sich auch die Struktur im<br />

Fußball verändert. Stehplatzabbau und<br />

Kommerzialisierung – diese Dinge beeinflussen<br />

natürlich die Fankultur. Und dann war es wichtig<br />

auch die kritischen Stimmen der Fans zu fördern<br />

und sie bei Entscheidungen mit ins Boot zu holen.<br />

Es ist ihr Lebensraum und den sollen sie mit ihren<br />

Ideen und Vorstellungen mitgestalten.<br />

Welche weiteren Grundideen habt ihr während<br />

Eurer Arbeit verfolgt?<br />

Wir wollten neben künstlerischen Elementen<br />

auch den interkulturellen Austausch zwischen<br />

den Jugendlichen fördern. Vor der EM 96 sind wir<br />

zum Beispiel mit über <strong>20</strong> Fans nach Manchester<br />

geflogen. Wir haben Spiele angeschaut, hatten<br />

eine Begegnung mit englischen Fans in<br />

Nottingham in Form eines kleinen Turniers. ´97<br />

sind wir zusammen mit dem Mainzer und dem<br />

Frankfurter <strong>Fanprojekt</strong> zwei Wochen nach<br />

Frankreich gefahren. Auch die Verbindung nach<br />

Straßburg und die damals sehr intensiv geführte<br />

Fanfreundschaft, die heute noch besteht, fand ich<br />

eine tolle Sache.<br />

Welche Ideen hättest Du heute für die Arbeit mit<br />

Fussballfans / für die Szene?<br />

Heute würde ich neben all den Dingen, wie<br />

Fussballturnieren, Radtouren oder einem internationalen<br />

Fanaustausch, erlebnispädagogische<br />

Elemente einsetzen. Spontan denke ich an eine<br />

Kanutour. Paddeln mit Fussballfans – ich glaube,<br />

das wäre cool.<br />

Welche Eigenschaften soll ein <strong>Fanprojekt</strong>ler<br />

Deiner Meinung nach mitbringen?<br />

In der Szene muss man sich einen Namen schaffen.<br />

Das geht nur über Präsenz und Beziehungsarbeit.<br />

Man muss schon jahrelang dabei sein, um<br />

alle Besonderheiten der Szene zu kennen. Man<br />

muss sich in die Fans natürlich auch rein versetzen<br />

können. Das ist einfacher, wenn man selbst<br />

einen Bezug zum Fußball hat. Dass Fußball<br />

Emotionen auslöst und darüber hinaus leider<br />

auch Gewalt, in und außerhalb des Stadions ent-


stehen lässt, darüber muss man sich bewusst<br />

werden, bevor man diesen Job als <strong>Fanprojekt</strong>ler<br />

antritt. Letztendlich steht und fällt das Ganze aber<br />

immer mit der Person, wie glaubwürdig und<br />

authentisch kommt er bei den Fans rüber?<br />

Wie war das Verhältnis mit der Polizei und wie<br />

wurde das Projekt von dieser akzeptiert?<br />

Wir haben damals versucht uns ein Stück weit mit<br />

der Polizei auszutauschen. Aber aus unserer<br />

Sicht und mit unserem sozialpädagogischen<br />

Auftrag haben wir natürlich eine ganz andere<br />

Vorgehensweise verfolgt als die Polizei. Uns ging<br />

es ja darum, Vertrauen zu den Fans aufzubauen.<br />

Die Polizei verfolgt eben ihren ordnungspolitischen<br />

Auftrag, indem sie Straftaten verfolgt.<br />

Trotzdem ging es natürlich nicht, dass die Polizei<br />

z.B. das <strong>Fanprojekt</strong> besucht und dort ermittelt.<br />

Unser Auftrag war die Begleitung und<br />

Unterstützung der Fans. Der Kern unserer Arbeit<br />

besteht darin eine Beziehung zu den einzelnen<br />

Fans aufzubauen. Diese beiden Aufträge sind<br />

natürlich schwierig zusammenzuführen. In der<br />

Vermittlerrolle als <strong>Fanprojekt</strong>ler fühlt man sich,<br />

denke ich, immer ein wenig zwischen den<br />

Stühlen, aber ich glaube, dass die Mitarbeiter im<br />

<strong>Fanprojekt</strong> sich sehr gut in diesem ganzen<br />

Gefüge bewegen. Die Fans wissen, dass zwischen<br />

dem <strong>Fanprojekt</strong> und der Polizei ein Dialog<br />

besteht. Und dieser Dialog muss einfach transparent<br />

gehalten werden.<br />

Erinnerst Du Dich an ein negatives Ereignis während<br />

Deiner Zeit im <strong>Fanprojekt</strong>?<br />

Einmal gab es mangels Absprache ein internes<br />

Problem im Team. Ich war gerade im <strong>Fanprojekt</strong>,<br />

als ein Mitglied der Hooligangruppe „Destroyers“<br />

zusammen mit seiner Freundin kam. Er war ein<br />

ziemlicher Schrank und hat mich kurz am Kragen<br />

gepackt. Ich hab ihn damals nicht angezeigt, aber<br />

ich habe ein klärendes Gespräch eingefordert<br />

und das war sehr gut.<br />

In dem Gespräch wurde mir seine Sicht und auch<br />

der Auslöser des Ganzen klar. Ich wollte nichts<br />

unter den Tisch fegen, sondern die Fronten klären<br />

und die Konsequenzen aufzeigen, sollte so<br />

etwas noch mal passieren.<br />

Wieviel hast Du in Deiner Zeit von der Ultra-<br />

Bewegung mitbekommen und wie siehst Du<br />

diese?<br />

Als ich damals im <strong>Fanprojekt</strong> aufgehört habe, war<br />

die Ultra-Bewegung gerade in ihren Anfängen.<br />

Die „Phönix Sons“ haben sich damals gegründet.<br />

Ich glaube aber, dass zu dieser Zeit für die meisten<br />

noch nicht klar war, was „Ultra“ eigentlich<br />

bedeutet. Die ursprüngliche Bewegung aus<br />

Italien beinhaltet viel mehr Politik, als hier in<br />

Deutschland. In Deutschland steht die Ultra-<br />

Bewegung mehr für die Atmosphäre, die<br />

Stimmung im Stadion und die treue<br />

Unterstützung des eigenen Clubs. Als ich im<br />

<strong>Fanprojekt</strong> angefangen habe, gab es sehr viele<br />

kleine autonome Fanclubs. Unter dem<br />

Dachverband der Interessensgemeinschaft hatten<br />

sie trotzdem z.B. ihre eigene Satzung. Mit<br />

„Ultras“ verbinde ich diese geballte Bewegung in<br />

<strong>20</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>Fanprojekt</strong> <strong>Karlsruhe</strong><br />

der Masse und die Dynamik, die sich sowohl in<br />

positiver als auch negativer Richtung entladen<br />

kann.<br />

Gibt es ein positives Erlebnis, an das du dich<br />

besonders gern erinnerst, wenn du an Deine<br />

Zeit im <strong>Fanprojekt</strong> denkst?<br />

Wir haben damals, als Volker noch Praktikant<br />

war, eine Radtour nach Stuttgart gemacht.<br />

Zusammen mit ca. 25 Fans sind wir nach<br />

Stuttgart geradelt. In Vaihingen-Enz haben die<br />

Jungs nachts dann die Zeche geprellt. Das war<br />

vielleicht weniger schön, aber die Radtour nach<br />

Stuttgart – einmalig! Super! Einmal haben wir in<br />

Zusammenarbeit mit dem „Soundtruck“ (eine<br />

musikpädagogische Einrichtung des Stadtjugendauschuss)<br />

eine CD mit Fußballliedern aufgenommen.<br />

Die Jungs haben ihre Texte selber<br />

gesungen, mal die richtigen Töne getroffen und<br />

mal voll daneben gelegen. Das war wirklich witzig.<br />

Gibt es spontan irgendeine kleine Anekdote, an<br />

die Du Dich erinnerst?<br />

Als ich 1995 zu einem Fachkräfteaustausch in<br />

Bologna war, habe ich immer Broschüren über<br />

Choreographien mitgebracht und der Guido war<br />

damals auch begeistert davon. Und als ich dann<br />

privat nach Italien gefahren bin, wollte Guido<br />

unbedingt mit. Er hat dann seine Mutter bearbeitet,<br />

dass er mitfahren darf und durfte das dann<br />

auch. Und eigentlich war er wirklich einer der<br />

ersten richtigen Groundhopper. Und hat eben<br />

auch viele Ideen in die Szene eingeführt.<br />

Was wünscht Du dem <strong>Fanprojekt</strong> für die Zukunft?<br />

Macht so weiter! Ich wünsche Euch ganz viel<br />

Kraft, Ausdauer und Durchhaltevermögen für die<br />

tägliche Arbeit, vor allem in der Auseinandersetzung<br />

mit den unterschiedlichsten Problemen. Ich<br />

wünsche Euch, dass ihr immer die richtigen<br />

Antworten auf die Fragen findet, die im Raum stehen.<br />

Und nicht zuletzt wünsche ich Euch eine gut<br />

funktionierende Zusammenarbeit mit allen rund<br />

um die Fanszene relevanten und verantwortlichen<br />

Institutionen.<br />

Interview: Jenny Heppner und Eli Bischoff<br />

„<strong>20</strong> <strong>Jahre</strong> sind eine lange Zeit!<br />

Ich bin jetzt seit 18 <strong>Jahre</strong>n<br />

dabei und es ist einfach schön.<br />

Die neuen Räumlichkeiten<br />

sind natürlich besser als die<br />

alten und die Partys mit den<br />

Ultras sind einfach gut!“<br />

Rasti<br />

Claus-Jürgen beim Interview an „alter Wirkungsstätte” 29


„Ich bin seit 15 <strong>Jahre</strong>n dabei<br />

und das <strong>Fanprojekt</strong><br />

war für mich immer eine<br />

Anlaufstelle und Treffpunkt<br />

meiner Freunde.“<br />

Michael Kunz<br />

2. Vorstand der Supporters <strong>Karlsruhe</strong><br />

und im KSC-Vereinsrat<br />

30<br />

Stadtjugendausschuss e.V.<br />

<strong>Karlsruhe</strong><br />

<strong>20</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>Fanprojekt</strong> <strong>Karlsruhe</strong><br />

DER U-18 TAG IM FANPROJEKT<br />

Schon seit geraumer Zeit führt das <strong>Fanprojekt</strong><br />

<strong>Karlsruhe</strong> spezielle U-18 Fahrten zu Auswärtsspielen<br />

des KSC durch und bietet in den<br />

Schulferien unterschiedliche Freizeitangebote<br />

(z.B. Erstellung von Choreografien, Fan-<br />

Begegnungen mit Pisa & Strasbourg, Besuch des<br />

DFB Pokal Endspiels und Teilnahme am dortigen<br />

Fanfußballturnier). Das Angebot richtet sich an<br />

jugendliche KSC Fans im Alter zwischen zwölf<br />

und achtzehn <strong>Jahre</strong>n.<br />

U18 auf der A5 Richtung Düsseldorf<br />

Da gerade der Nachwuchs von heute die Fans<br />

von morgen sind, haben wir beschlossen dem<br />

Nachwuchs einen eigenen Tag zu widmen.<br />

Dieser Tag soll den jungen Fans die Möglichkeit<br />

bieten unter sich zu sein und das <strong>Fanprojekt</strong> bietet<br />

regelmäßig exklusive Aktionen, wie z.B.<br />

Kinotage, Filmvorführungen, Freizeitaktivitäten,<br />

Austauschprogramme mit ausländischen Fans<br />

oder diverse Angebote (Indoorsoccer, Bolzplatz,<br />

Streetkick, Kickern, Playstation-Spiele, Fußballspiele<br />

auf Großbildleinwand uvm. an).<br />

Natürlich kann dieser Tag aber auch einfach<br />

genutzt werden, um Fahnen, Doppelhalter u.ä. zu<br />

malen, Tischtennis, Billiard, Playstation usw. zu<br />

spielen oder sich zu treffen und sich in vertrauter<br />

Atmosphäre auszutauschen. Vor allem die U18-<br />

Auswärtsfahrten sind als präventives Angebot zu<br />

verstehen und ermöglichen jungen KSC-Fans<br />

zwischen zwölf und achtzehn <strong>Jahre</strong>n, kostengünstig<br />

(dem Budget Jugendlicher entsprechend) zu<br />

den Auswärtsspielen des <strong>Karlsruhe</strong>r SC zu gelangen.<br />

Ein Dank an dieser Stelle an die Supporters,<br />

die uns dabei auch finanziell zur Seite stehen.<br />

Aktivitäten für junge Fans<br />

Vorbereitungsarbeiten zur U18-Choreografie<br />

Den Jugendlichen kann so deutlich gemacht werden,<br />

dass Auswärtsfahrten auch ohne Alkohol<br />

und Nikotin Spaß machen können. Die Fahrten<br />

werden meist mit einem speziellen<br />

Besichtigungsziel, einem Treffen oder auch<br />

einem Freundschaftsspiel gegen eine<br />

Fanmannschaft des jeweiligen Auswärtsgegners<br />

verbunden. So entsteht ein freundschaftlicher<br />

Kontakt im sportlichen Bereich, der Spannungen<br />

bereits im Vorfeld der Spiele lösen kann. Den<br />

Jugendlichen sollen Informationen über Verein,<br />

Fans sowie das <strong>Fanprojekt</strong> gegeben werden, um<br />

sie zu animieren, sich als aktiver und gewaltloser<br />

Fan für den <strong>Karlsruhe</strong>r SC zu engagieren. Ältere<br />

Fans werden bei diesen Fahrten als Begleiter eingebunden<br />

und übernehmen somit durch ihre<br />

übertragenen Aufgaben Verantwortung und werden<br />

in ihrem Selbstwertgefühl gestärkt.<br />

Ferienspaß im Soccer-Center<br />

Ziel solcher Aktionen ist es jungen und motivierten<br />

Fans den Einstieg in die Fanszene zu erleichtern<br />

und ihnen dabei gesellschaftskonformes<br />

Verhalten vorzuleben. Im Mittelpunkt der Aktivitäten<br />

rund um den U-18 Tag stehen Sport, Spiel<br />

und Spaß - natürlich alkohol- und nikotinfrei.<br />

Autor: Jürgen Wiedmann<br />

U18 beim Freundschaftsmatch in Leverkusen <strong>20</strong>07 KSC-Logo im Großformat auf dem Parkplatz


U18-Auftritte in Unterhaching <strong>20</strong>07,...<br />

…in Augsburg <strong>20</strong>09<br />

…und daheim mit einer eigenen Choreografie <strong>20</strong>08.<br />

<strong>20</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>Fanprojekt</strong> <strong>Karlsruhe</strong><br />

U-18<br />

Aktiv sein für die Fanszene<br />

„Es ist wie eine zweite Heimat.<br />

Das alte <strong>Fanprojekt</strong> in der<br />

Moltkestrasse war cool, auf<br />

jeden Fall gemütlicher.“<br />

Timo Rastätter<br />

31


32<br />

Stadtjugendausschuss e.V.<br />

<strong>Karlsruhe</strong><br />

„Ich finde die Vermittlungs-<br />

arbeit zwischen Verein,<br />

Polizei und Fans gut.<br />

Außerdem sind die<br />

Sozialarbeiter auch<br />

für Probleme da,<br />

die nichts mit Fußball<br />

zu tun haben.“<br />

Marc Hoppe<br />

Jürgen Wiedmann<br />

<strong>Fanprojekt</strong>mitarbeiter<br />

Berufe:<br />

Zivildienst<br />

im KlinikumKarlsbad-Langensteinbach<br />

Ausbildung zum Schreiner<br />

Studium der Sozialarbeit an der ev. FH Freiburg<br />

Pädagogische Berufserfahrung im Projekt<br />

"BauStellen" bei der Diakonie Freiburg<br />

Seit November <strong>20</strong>06 selbständig<br />

als Schreiner in Freiburg<br />

Im <strong>Fanprojekt</strong> tätig seit <strong>20</strong>03 (zunächst als<br />

Praktikant, danach als Honorarkraft und<br />

seit <strong>20</strong>08 festangestellt mit 50%)<br />

Familienstand:<br />

ledig<br />

Alter: 34<br />

Wohnort: Freiburg<br />

Unsere Mitarbeiter<br />

Portraits der Mitarbeiter:<br />

Jürgen Wiedmann<br />

Das meinen Fans über Jürgen:<br />

"Jürgen ist mein U-18-Gefährte. Wir haben<br />

schon grandiose Fahrten zusammen gehabt und<br />

ich hoffe, da werden noch einige folgen."<br />

"Jürgen ist für mich ne wichtige Person im<br />

<strong>Fanprojekt</strong>. Man kann mit ihm über alles reden,<br />

er hilft immer, wenn irgendwo ein Problem ist,<br />

ist eigentlich für alles offen und hier nicht<br />

wegzudenken."<br />

"Er ist ganz cool drauf."<br />

"Jürgen war mit uns in Pisa. Das war cool.<br />

Er macht halt viel mit uns jungen Leuten –<br />

find´ ich gut!"<br />

"Jürgen ist ein bisschen wie wir alle. Mit ihm<br />

kann man auch Quatsch machen, er war halt<br />

früher auch bissle ein ´Raudi´".<br />

"Sehr cooler Typ, mit dem man auch außerhalb<br />

seiner Arbeitszeit sehr viel Spaß haben kann."<br />

"Jürgen – mein Lieblingssozi. Coole Einstellung<br />

– macht Spaß mit ihm auf jeden Fall!"<br />

"Wenn Jürgen gegen irgendwelche NPD-Plakate<br />

Farbbomben werfen würde, dann wären sie<br />

sicherlich blau-weiß."<br />

"Jürgen würde, wenn er in die Arbeit richtig rein<br />

wachsen könnte, wenn er öfter da wäre, sicher<br />

ein sehr guter <strong>Fanprojekt</strong>mitarbeiter werden.<br />

Das soll nicht heißen, dass er schlecht ist,<br />

aber er ist einfach zu wenig da."<br />

"Jürgen ist als »<strong>20</strong>-Ab-Gegner« (Kartenspiel)<br />

absolut nicht meine Kragenweite. Da muss er<br />

noch ein bisschen trainieren."<br />

"Freiburger. Lustig und hilfsbereit.<br />

Man kann gut mit ihm reden."


Fanfreundschaft zu Berlin<br />

Die ersten freundschaftlichen Beziehungen zwischen<br />

Berlinern und <strong>Karlsruhe</strong>rn liegen schon<br />

einige <strong>Jahre</strong> zurück (14.08.1976) und lassen<br />

somit auf eine gewisse Tradition dieses<br />

Bündnisses schließen. Bereits in den 80er und<br />

frühen 90er <strong>Jahre</strong>n gab es Kontakte zwischen<br />

den damals aktiven Fan- und Hooligangruppen<br />

der beiden Vereine.<br />

Mit dem Aufstieg der Hertha und dem damit verbundenen<br />

Gastspiel beim <strong>Karlsruhe</strong>r SC<br />

(Rückrunde 1997/1998) wurden die Kontakte<br />

nach einer langen Ruhephase reanimiert. Die<br />

Freundschaft zwischen den „Harlekins Berlin“<br />

und den „Phönix Sons“ wurden von Jahr zu Jahr<br />

intensiviert und es entstand eine brüderliche<br />

Bindung in der man schon einige sportliche<br />

Höhen und Tiefen gemeinsam durchschritt.<br />

<strong>20</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>Fanprojekt</strong> <strong>Karlsruhe</strong><br />

Fanfreundschaften<br />

Grenzenlose Leidenschaft verbindet.<br />

Im Januar <strong>20</strong>04 kam es, auf Initiative beider<br />

Fanlager, dann zum Freundschaftsspiel<br />

<strong>Karlsruhe</strong>r SC – Hertha BSC im Wildparkstadion.<br />

Rund 500 Herthaner machten sich auf den weiten<br />

Weg nach Baden.<br />

Im Stadion positionierte man sich zusammen mit<br />

den <strong>Karlsruhe</strong>rn auf der Gegengerade und zelebrierte<br />

die gemeinsame Freundschaft.<br />

Doch nicht nur die beiden Ultragruppen tragen<br />

diese Fanfreundschaft, denn auch viele andere<br />

Fangruppen, Fanclubs und auch Einzelpersonen<br />

aus beiden Fanszenen pflegen mittlerweile mehr<br />

als nur freundschaftliche Kontakte.<br />

Autor: Jürgen Wiedmann<br />

Fanfreundschaftsspiel im Wildpark „Phönix Sons” gegen „Harlekins Berlin“<br />

„<strong>20</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>Fanprojekt</strong><br />

<strong>Karlsruhe</strong> - Die soziale<br />

Festung in der Brandung!<br />

Die Fanfreundschaft zwischen<br />

Berlin und <strong>Karlsruhe</strong> wäre<br />

ohne das <strong>Fanprojekt</strong><br />

<strong>Karlsruhe</strong> nicht zustande<br />

gekommen, die Teilnahme<br />

am Fanfinale in Berlin und<br />

Gastfreundschaft in ihren<br />

Räumen ebnete den Weg<br />

der Freundschaft!<br />

Bewundernswert ist die<br />

Ausdauer, die Geduld und<br />

das Feingefühl mit jungen und<br />

heranwachsenden Fußballfans<br />

umzugehen, für sie da zu sein.<br />

Glückwunsch zu <strong>20</strong> <strong>Jahre</strong>n<br />

erstklassiger Arbeit für die<br />

Fanszene und die Stadt<br />

<strong>Karlsruhe</strong>!“<br />

Kay Bernstein<br />

Berlin<br />

33


„Super Anlaufstelle für junge<br />

und alte Fußballfans aus<br />

<strong>Karlsruhe</strong>.“<br />

Daniel Sieger<br />

34<br />

Stadtjugendausschuss e.V.<br />

<strong>Karlsruhe</strong><br />

Fanfreundschaft zu Strasbourg (von Daniel)<br />

Beginn, seit wann??<br />

Meiner Meinung nach besteht die Freundschaft<br />

schon seit den frühen 80er <strong>Jahre</strong>n und wurde<br />

damals unter anderem von den Fanclubs "Phönix<br />

78" und "Blau-Weisse Adler" initiiert und getragen.<br />

Das waren zumindest die Leute, die ich<br />

selbst bei den ersten Besuchen in Strasbourg<br />

wahrgenommen habe. Später gab es dann mit<br />

den Blue Pirates sogar einen Fanclub, der sowohl<br />

ein KSC- wie auch ein Racing-Fanclub war.<br />

Wie kam´s dazu?<br />

Wie es genau dazu kam, kann ich nicht wirklich<br />

sagen, da ich bei den Anfängen noch nicht dabei<br />

war.<br />

Wer waren die Antreiber dieser Freundschaft?<br />

Neben den oben genannten Fanclubs gab es auf<br />

Strasbourger Seite eine bestimmte Person, die<br />

meiner Meinung nach zu Beginn wie auch in der<br />

ganzen Zeit danach, maßgeblich an der<br />

Freundschaft und deren Entwicklung beteiligt<br />

war. Jean von den "Meinau Boys" war sowohl in<br />

<strong>Karlsruhe</strong> wie auch in Strasbourg sehr bekannt<br />

und vor allem beliebt. Leider ist er vor ein paar<br />

<strong>Jahre</strong>n nach einem Hirnschlag gestorben. Damit<br />

hatte die Freundschaft einen ganz großen<br />

Protagonisten verloren. Übrigens war Jean auch<br />

Mitglied bei "Phönix 78".<br />

Wie oft fahrt Ihr nach Strasbourg?<br />

Eigentlich fahren zu jedem Spiel von Racing<br />

wenigstens einige Leute, sofern natürlich der<br />

KSC nicht zeitgleich spielt. Eine Zeitlang drohte<br />

die Freundschaft etwas einzuschlafen, doch das<br />

war nur eine Durstphase, die mittlerweile schon<br />

wieder vorbei ist.<br />

<strong>20</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>Fanprojekt</strong> <strong>Karlsruhe</strong><br />

Fanfreundschaften<br />

Fragen an Tobi und Daniel<br />

Wie oft werdet ihr von Strasbourgern besucht?<br />

Ebenso sind auch bei fast jedem Spiel einige<br />

unserer Freunde zu Gast.<br />

Aber eben auch, sofern Racing nicht selbst spielt.<br />

Worin liegen Gemeinsamkeiten, worin die<br />

Unterschiede?<br />

Obwohl uns geographisch ja nicht so viel trennt,<br />

sind die Elsässer doch ein ganz anderer<br />

Menschenschlag, von denen wir in manchen<br />

Belangen noch viel lernen können. Beispielsweise<br />

gehen die Strasbourger Dinge viel gelassener<br />

an, wie wir das vielleicht tun würden. Eine<br />

absolute Gemeinsamkeit beider Szenen ist die<br />

Leidensfähigkeit, die Jahr um Jahr auf neue<br />

Proben gestellt wird, weil Erfolge in unseren<br />

Vereinen doch eher spärlich gesät sind und man<br />

öfter enttäuscht als glücklich nach Hause geht.<br />

Wie hat sich die Freundschaft seit Bestehen entwickelt?<br />

Wie gesagt gab es ähnlich wie zum sportlichen<br />

Auf und Nieder der Vereine auch Hoch- und<br />

Durst-Phasen, was natürlich auch an Problemen<br />

innerhalb der Szenen lag. Doch seit wir beide<br />

wieder einen starken und hungrigen Nachwuchs<br />

haben, sind wir meiner Meinung nach wieder auf<br />

einem guten Weg in bessere Zeiten.<br />

Wird die Freundschaft von der gesamten<br />

Fanszene getragen?<br />

Kurz und bündig: Ja. Einige Fans, die nichtmal<br />

Ultras sind, haben sogar Dauerkarten fürs<br />

Meinau-Stadion und umgekehrt.<br />

Was war euer schönstes Erlebnis in Strasbourg?<br />

Da fallen mir spontan die vielen Beileids-bekundungen<br />

und Transparente zu Dominik Mosers<br />

Tod ein, der sich auch in Strasbourg größter<br />

Beliebtheit erfreute. Das waren zwar keinen<br />

"schönen" Momente, aber dafür umso ergreifender!<br />

Was wünscht ihr Euren Freunden?<br />

Dass sie weiter im Kampf für ihre Ziele und ihre<br />

Ideale zusammen halten und den Glauben an<br />

die Sache nicht verlieren. Dabei können sie<br />

immer auf ihre Freunde aus dem Wildpark zählen.


Fanfreundschaft zu Pisa (von Tobi)<br />

Wie kam es zu der Fanfreundschaft mit Pisa?<br />

Die ersten Kontakte knüpften wir nach Pisa, als<br />

sich einige PS’ler inkl. Sozi Volker, auf den Weg<br />

zum Länderspiel Griechenland – Deutschland<br />

machten. Die Reise führte quer durch Italien nach<br />

Bari, um von dort aus mit der Fähre nach<br />

Griechenland zu gelangen. Doch vorher erkundigte<br />

man sich noch beim Progetto Ultra (eine Art<br />

Fanverband in Italien) über das Toskana Derby<br />

Pisa – Livorno. Uns wurde geraten, diese Derby<br />

nicht zu besuchen, da es in der Vergangenheit<br />

immer wieder zu schweren Auseinandersetzungen<br />

zwischen den verfeindeten Fan-Szenen<br />

gekommen war. Dies konnte die illustre<br />

Reisegesellschaft natürlich nicht zurückschrecken<br />

und so wurden die Eintrittskarten über das<br />

Progetto Ultra bestellt und diese wurde uns dann<br />

von einem Ultra aus Pisa, von der Gruppe „RAN-<br />

GERS“ an einem Treffpunkt übergeben. Dadurch,<br />

dass dieser Ultra ein geborener Schweizer ist und<br />

die deutsche Sprache sehr gut beherrschte, wurden<br />

wir gleich zum Treffpunkt der Pisani eingeladen.<br />

Wir verstanden uns auf Anhieb und standen<br />

dann während des Spiels bei den Pisani in der<br />

Curva Nord und waren total begeistert von dieser<br />

genialen Stimmung, die in dem Stadion herrschte<br />

und das bei einem Spiel in der 3. Liga.<br />

Wer waren die Antreiber dieser Freundschaft?<br />

Am Anfang war es unsere Hopper-Fraktion, die<br />

immer wieder zu den Auswärtsspielen von Pisa<br />

gefahren ist. Nach und nach wurde aus den<br />

bestehenden Einzelkontakten eine richtige<br />

Freundschaft, die zu Beginn nur zu den „Rangers<br />

Pisa 1979“ bestand und mittlerweile zu allen<br />

Gruppen der Curva Nord Maurizo Alberti besteht.<br />

Ab dem Jahr <strong>20</strong>07 würde ich von einer richtigen<br />

Freundschaft sprechen, denn hier waren vor<br />

allem Pedro und ein SV’ler die Kontaktpersonen<br />

<strong>20</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>Fanprojekt</strong> <strong>Karlsruhe</strong><br />

für die Pisani, welche die Freundschaft richtig aufbauten.<br />

Vor allem außerhalb des Stadions unternahm<br />

man sehr viel mit den Jungs und Mädels<br />

aus Pisa.<br />

Wie oft fahrt Ihr nach Pisa?<br />

Das kann man nicht genau sagen, da die<br />

Besuche von Saison zu Saison schwanken (je<br />

nach Zugehörigkeit der Liga, überschneiden sich<br />

oft die Spiele). Zwei Mitglieder unserer Gruppe<br />

haben mittlerweile die 50-Spiele Marke überschritten<br />

und auch viele andere PS’ler waren mindestens<br />

bei <strong>20</strong>- bis 30 Spielen von Pisa. Mein<br />

persönlicher Rekord liegt bei zwölf Spielen in<br />

einer Saison (dank meines SV’s).<br />

Werdet Ihr genauso oft aus Pisa besucht?<br />

Alessandro hat auch schon die 50-Spiele Marke<br />

erreicht und kam immer mit einem Auto voller<br />

Pisani (oder auch nicht!). Wie oben bereits<br />

beschrieben, kann man das schlecht sagen, aber<br />

wir freuen uns immer riesig, wenn die Pisani uns<br />

in <strong>Karlsruhe</strong> oder bei Auswärtsspielen unterstützen.<br />

Worin liegen die Gemeinsamkeiten/<br />

Unterschiede zu Pisa?<br />

Sehr gute Frage, nur würde sie komplett den<br />

Rahmen des Interviews sprengen, da es sehr<br />

viele Unterschiede zwischen uns gibt. Dies wäre<br />

vor allem:<br />

1. Lebenseinstellung – vive per vivere<br />

(Lebe um zu leben)<br />

2. Mentalität – in Pisa gibt es schon seit mehr als<br />

30 <strong>Jahre</strong>n die Ultrabewegung und dies merkt man<br />

zum einem in ihrem Handeln und im Alter der<br />

Kurve, das deutlich höher liegt als das Unsrige.<br />

3. Drogen – 90% der Tifosi konsumieren diese.<br />

... weiter auf S. 36<br />

„Ein Stück weit Heimat für<br />

mich. Viele schöne Partys,<br />

viele schöne Momente,<br />

interessante Momente.<br />

Ich hab beim Szenegeflüster<br />

mitgearbeitet und das war<br />

echt ne tolle Zeit!<br />

Denk ich gerne dran!“<br />

Andreas Ullske<br />

35


„<strong>Fanprojekt</strong> - für mich<br />

persönlich seit über<br />

10 <strong>Jahre</strong>n ein unverzichtbarer<br />

Teil meines Fanlebens.“<br />

Andreas Wawru<br />

36<br />

Stadtjugendausschuss e.V.<br />

<strong>Karlsruhe</strong><br />

Wie hat sich die Freundschaft aus Deiner Sicht<br />

seit Bestehen entwickelt?<br />

Die Freundschaft hat sich, wie ich finde, super<br />

entwickelt, wenn man die Entfernung von 8<strong>20</strong><br />

Kilometern berücksichtigt. Einige Mitglieder<br />

haben jeden Tag via Internet Kontakt mit den<br />

Pisani und es haben sich richtige Freundschaften<br />

fürs Leben entwickelt. Besonders zu erwähnen<br />

wäre die Anwesenheit der Capo’s der „Curva<br />

Nord“ beim Heimspiel gegen Frankfurt, sowie die<br />

hohe Anzahl der Pisani bei unserer 10-<br />

<strong>Jahre</strong>sfeier. Grazie!<br />

Wird die Freundschaft von der gesamten<br />

Fanszene getragen?<br />

Die Freundschaft wird nur von den „Phönix Sons<br />

<strong>Karlsruhe</strong> 1999“ zu der gesamten „Curva Nord<br />

Maurizio Alberti“ getragen, speziell „Rangers“,<br />

„Sconvolts“, „Wanderers“, „Kapovolit“ und<br />

„Svitati“. Ab und zu fahren ein paar Jungs von den<br />

anderen Gruppen mit nach Pisa, aber nur um<br />

einen Einblick in die dortige „Welt“ zu bekommen.<br />

Was war Euer schönstes Erlebnis in Pisa?<br />

Hier kann ich nur für meine Person sprechen:<br />

- Playoff Spiel <strong>20</strong>02 in Bergamo als 15.000 Pisani<br />

anwesend waren und das Stadion gerockt haben.<br />

- Auswärts Napoli, das Stadion total beeindrukkend<br />

und die Napoletani sind einfach nur krank!!!<br />

- Die vielen Menschen, die ich durch diese<br />

Freundschaft kennenlernen konnte<br />

Das war nur ein kleiner Auszug von Highlights die<br />

ich in Pisa erlebt habe, hier könnte ich noch zig<br />

Spiele, Partys, Auswärtsfahrten aufzählen.<br />

Was wünscht ihr Euren Freunden?<br />

Da unsere Freunde einen Zwangsabstieg in die<br />

5. Liga hinter sich haben, wünschen ich Ihnen vor<br />

allem sportlichen Erfolg und eine schnelle<br />

Rückkehr in den Profifußball. Des weiteren hoffe<br />

ich, dass die sinnlosen Repressionen in Italien<br />

endlich aufhören und die Ultras wieder ihre<br />

Mentalität im Stadion ausleben können.<br />

An dieser Stelle möchte ich noch besonders<br />

unseren Freund Alessandro grüßen, ohne IHN<br />

wäre diese Freundschaft NIE so intensiv geworden.<br />

Dafür möchte ich ihm danken.<br />

Pisa e <strong>Karlsruhe</strong> -<br />

Freundschaft ohne Grenzen!!!<br />

Die „Curva Nord“ in Pisa<br />

<strong>20</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>Fanprojekt</strong> <strong>Karlsruhe</strong><br />

Interview mit<br />

Inwiefern hast Du das Konzept im FP verändert,<br />

seitdem Du Leiter im <strong>Fanprojekt</strong> bist, bzw. welche<br />

Besonderheiten kennzeichnen das <strong>Karlsruhe</strong>r<br />

Konzept?<br />

Als ich beim <strong>Fanprojekt</strong> 1998 angefangen habe,<br />

war die Szene noch durch das präsente Auftreten<br />

der „Destroyers“ geprägt. Dies war für die<br />

Mitarbeiter eine schwierige Zeit, da diese<br />

Gruppierung eigentlich keine anderen<br />

Gruppierungen im <strong>Fanprojekt</strong> zugelassen hat.<br />

Dies änderte sich dann aber und mit dem<br />

Herauswachsen der Ultraszene aus der<br />

Fanszene veränderte sich relativ schnell auch die<br />

Arbeit und somit das gesamte Konzept des<br />

<strong>Fanprojekt</strong>s. Die Unterstützung der Ultraszene<br />

bei ihrer Etablierung innerhalb des Fußballs<br />

wurde zur Hauptaufgabe des <strong>Fanprojekt</strong>s. Dies<br />

resultierte aus der Zunahme verschiedener<br />

Gruppen, die von Jahr zu Jahr größer wurden.<br />

Auch die inhaltliche Arbeit veränderte sich sehr.<br />

Nach anfänglichen Schwierigkeiten wurden die<br />

Besucherzahlen des <strong>Fanprojekt</strong>s immer größer<br />

und die Räume in der Moltkestrasse waren dann<br />

irgendwann einfach zu klein. Die Unterstützung<br />

bei den Choreografien und anderen Projekten<br />

wurde vom <strong>Fanprojekt</strong> mit Inhalten, Materialien<br />

und Räumlichkeiten unterstützt, was zu einer<br />

Verbesserung der Fankultur beigetragen hat. Die<br />

pädagogischen Ziele „Erhalt des Sozialraums für<br />

Fans“, „Partizipation“ und die „Einzelfallhilfe“ nahmen<br />

mehr Zeit in Anspruch. Auch die Vernetzung<br />

mit den beteiligten Institutionen – Verein,<br />

Fanbeauftragten, Fanbetreuung und Supporters<br />

– wurde intensiviert und das <strong>Karlsruhe</strong>r Modell<br />

der „ Drei-Säulen-Betreuung“ ist wohl in dieser<br />

Konstellation äusserst selten.<br />

Seit <strong>20</strong>00 kam es vermehrt zu Stadionverboten.<br />

Die „kontroverse, aber auch konstruktive<br />

Diskussion“ mit der Polizei und dem Verein KSC,<br />

der die Stadionverbote ja aussprechen muß,<br />

wurde ein wichtiger Bestandteil unserer Arbeit.<br />

Ich bin mir bei diesem Teil sehr bewusst, dass<br />

dies immer eine Gratwanderung zwischen den<br />

Interessen der Fans und den Interessen der<br />

anderen Beteiligten ist. Das Wichtigste ist aber,<br />

dass das Vertrauensverhältnis zwischen Fan und<br />

Sozialarbeiter da ist. Ich glaube, dass uns dies<br />

hier in <strong>Karlsruhe</strong> sehr gut gelingt.<br />

Wie wird das Projekt Deiner Meinung nach angenommen?<br />

Von der Szene selbst, der Polizei, dem<br />

DFB, dem Verein?<br />

Die Entwicklung der Ultraszene in den letzten 10<br />

<strong>Jahre</strong>n hat eindeutig dazu geführt, dass die<br />

Anzahl der Personen, die das <strong>Fanprojekt</strong> besuchen<br />

sehr groß geworden ist. An Spieltagen sind<br />

immer zwischen 100 und 300 Fans im <strong>Fanprojekt</strong>.<br />

Da wir uns als Ansprechpartner für alle KSC –<br />

Fans verstehen, sind im Prinzip alle relevanten<br />

Fanszenen im <strong>Fanprojekt</strong> vertreten. Dies ist uns<br />

auch sehr wichtig, dass keine Gruppen oder einzelne<br />

Personen ausgeschlossen werden.


Volker Körenzig<br />

Ich glaube, die <strong>Fanprojekt</strong>mitarbeiter haben in der<br />

Fanszene eine hohe Akzeptanz, das Verhältnis<br />

zur Polizei hat sich auch in den letzten <strong>Jahre</strong>n<br />

positiv entwickelt.<br />

Hat man vor <strong>Jahre</strong>n den Kontakt von beiden<br />

Seiten aus vermieden, so ist auch dort eine<br />

Veränderung spürbar. Wenn es zur<br />

Strafverfolgung gegenüber Fans und zur<br />

Aussprache von Stadionverboten kommt, ist es<br />

unerlässlich, dass beide Parteien an einem Tisch<br />

sitzen und das <strong>Fanprojekt</strong> als Vertreter der Fans<br />

Position beziehen kann. Dies ist natürlich immer<br />

abhängig von den handelnden Personen. Der<br />

DFB ist sich seiner sozialen Verantwortung<br />

bewusst und hat dies ja auch durch das<br />

„Nationale Konzept Sport und Sicherheit“ mit der<br />

Finanzierung von <strong>Fanprojekt</strong>en untermauert. Es<br />

besteht aber in der Realität relativ wenig Kontakt<br />

zum DFB. Dafür gibt es die Schnittstelle „Koordinierungsstelle<br />

der <strong>Fanprojekt</strong>e“, die beim DFB<br />

angesiedelt ist und darüber ist der Kontakt dann<br />

zum DFB sehr gut. Mit dem Sicherheitsbeauftragten<br />

des DFB, Helmuth Spahn, haben wir in<br />

Fällen von Stadionverboten einen sehr kompetenten<br />

Ansprechpartner, der sich auch mit diesem<br />

Thema auseinandersetzt.<br />

Das Verhältnis zum Verein KSC ist in den letzten<br />

<strong>Jahre</strong>n deutlich besser geworden.<br />

Auch wenn es immer wieder kontroverse<br />

Diskussionen bezüglich negativem Verhalten der<br />

Fans bei Spielen und in Sachen Stadionverbot<br />

gibt, sind wir auf einem guten Weg, die<br />

Kommunikation zu optimieren. Daher möchte ich<br />

mich auf diesem Weg auch für die<br />

Zusammenarbeit bei den ehemaligen<br />

Ansprechpartnern Klaus Fuchs, Detlef Dietrich,<br />

Gerhard Seiler sowie den aktuellen<br />

Ansprechpartnern Rolf Dohmen, Michael Steidl,<br />

Burkard Reich und Wolfgang Emmert, der für uns<br />

die Schnittstelle zum Verein bildet, bedanken.<br />

Wie kamst Du zum KSC? Bist Du selbst KSC-<br />

Fan? Wie wichtig findest Du es als Mitarbeiter im<br />

FP selbst aus dem Fussballbereich zu kommen?<br />

1978 bin ich aus Mönchengladbach nach Bad<br />

Herrenalb gezogen. Ich war bis dahin<br />

Jugendspieler bei der Borussia und ab der C –<br />

Jugend habe ich alle Jugendmannschaften beim<br />

KSC durchlaufen. Von Frau Ötzel, die heute noch<br />

in der Ticketabteilung arbeitet, haben wir damals<br />

unsere Eintrittskarten als Jugendspieler bekommen.<br />

Ich bin natürlich KSC-Fan.<br />

Während meines Studiums an der Katholischen<br />

Fachhochschule in Freiburg habe ich 2 Praktika<br />

gemacht, eins bei der Jugendgerichtshilfe<br />

<strong>Karlsruhe</strong> und das andere beim <strong>Fanprojekt</strong><br />

<strong>Karlsruhe</strong>. Nach Abschluss des Studiums wurde<br />

dann eine befristete Stelle im <strong>Fanprojekt</strong> frei und<br />

ich habe diese dann bekommen. Seit 1998 arbeite<br />

ich nun im <strong>Fanprojekt</strong> und bin mittlerweile der<br />

Leiter. Ich denke, es ist sehr von Vorteil, wenn<br />

Mitarbeiter des <strong>Fanprojekt</strong>es aus dem<br />

Fußballsport kommen, oder sich in den<br />

Fußballszene auskennen.<br />

<strong>20</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>Fanprojekt</strong> <strong>Karlsruhe</strong><br />

Die ganze Thematik ist sehr speziell und die fanspezifischen<br />

Themen sind leichter zu verstehen,<br />

wenn man selbst Ahnung in diesem Bereich hat.<br />

Es gehört aber unabdingbar die qualifizierte<br />

Ausbildung zu diesem Berufsbild.<br />

Erzähl doch mal ein negativ und ein positiv prägendes<br />

Erlebnis!<br />

Bei den negativen Beispielen fallen mir zwei<br />

Ereignisse ein. Ich war als <strong>Fanprojekt</strong>mitarbeiter<br />

bei der Weltmeisterschaft 1998 in Frankreich bei<br />

dem Spiel in Lens vor Ort. Die Situation mit der<br />

schweren Verletzung des französischen<br />

Polizisten David Nivel habe ich praktisch vor Ort<br />

selbst miterlebt, obwohl ich die Situation nicht<br />

gesehen habe, da ich in einer Nebenstrasse war.<br />

Aber dieses Ereignis hat mich doch ganz schön<br />

lange beschäftigt.<br />

Das zweite negative Ereignis war meine eigene<br />

Verhaftung beim Spiel Greuther Fürth gegen den<br />

KSC vor drei <strong>Jahre</strong>n. Ich wollte eine Sache deeskalierend<br />

regeln und kam in Gewahrsam unter<br />

dem „Verdacht der Strafvereitelung im Amt“.<br />

Dadurch habe ich alle Situationen erlebt, welche<br />

die Fans auch oft mit Polizei und Staatsanwaltschaft<br />

und Gericht erleben müssen. Verhaftung<br />

aus dem Block heraus, Gewahrsamnahme über<br />

drei Stunden im Stadion, Busstürmung der Polizei<br />

auf dem Rückweg nach <strong>Karlsruhe</strong>, wiederum<br />

Gewahrsamnahme und die darauf folgenden<br />

Strafanzeigen der Staatsanwaltschaft Nürnberg.<br />

Mit Unterstützung meines Arbeitgebers, dem<br />

„Stadtjugendausschuss <strong>Karlsruhe</strong> e.V.“, hier in<br />

Person von Klaus Pistorius und Elisabeth<br />

Peitzmeier, sowie dem Sozialbürgermeister<br />

Harald Denecken und dem Zentraljuristischen<br />

Dienst der Stadt <strong>Karlsruhe</strong> wurde das Verfahren<br />

gegen mich eingestellt. Dieses Erlebnis und<br />

deren Folgen hat mich für meine weitere Arbeit<br />

als Sozialarbeiter im <strong>Fanprojekt</strong> sehr geprägt.<br />

Besonders positiv erlebe ich, dass die<br />

Fußballfans, die in der Öffentlichkeit häufig negativ<br />

dargestellt werden, in täglichen Alltagssituationen<br />

sehr grosses soziales Engagement zeigen.<br />

Spezieller Dank hier an Holger, Guido,<br />

David, Daniel, Tobi, Manu, Matze für ihr<br />

Engagement.<br />

Viele verändern sich zum Positivem und ihre gute<br />

Entwicklung zeigt mir den Erfolg unserer<br />

<strong>Fanprojekt</strong>arbeit.<br />

Besonders positiv ist die Unterstützung meiner<br />

Mitarbeiter, Dirk Grießbaum und Jürgen<br />

Wiedmann, auf die ich mich in jeder Situation verlassen<br />

kann. Schöne Erinnerungen habe ich an<br />

verschiedene Auswärtsfahrten mit dem KSC und<br />

sehr interessanten Länderspielfahrten wie die<br />

letzte im März <strong>20</strong>09 nach Wales.<br />

Interview: Jenny Heppner und Eli Bischoff<br />

„Wir danken dem <strong>Fanprojekt</strong><br />

und seinen Mitarbeiten<br />

für <strong>20</strong> <strong>Jahre</strong> hervorragende<br />

Jugendarbeit in <strong>Karlsruhe</strong>.<br />

Bestreitet den Weg, den<br />

Ihr eingeschlagen habt,<br />

so weiter.“<br />

Armata Fidelis <strong>20</strong>03<br />

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38<br />

1989 <strong>20</strong>09


<strong>20</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>Fanprojekt</strong> <strong>Karlsruhe</strong><br />

Danke<br />

Zu guter letzt wollen wir auf dieser Seite allen danken, die für das <strong>Fanprojekt</strong> <strong>Karlsruhe</strong><br />

auf irgendeine Weise Unterstützung geleistet haben.<br />

Ein besonderer Dank gilt daher Christian Klinger (1.Vorsitzender), dem Vorstand Klaus Pistorius<br />

(Geschäftsführer), Elisabeth Reitmeier (stellvertretende Geschäftsführerin) und Hubert Resch (ehemaliger<br />

1. Vorsitzender) des Stadtjugendausschuss e.V. <strong>Karlsruhe</strong><br />

sowie allen ehemaligen Mitarbeiter vom <strong>Fanprojekt</strong> <strong>Karlsruhe</strong><br />

dem gesamten Supportersvorstand,<br />

Martin Löffler (Supportersvorstand und langjähriger Wegbegleiter)<br />

Rolf Fluhrer (ehemaliger Abteilungsleiter Stadtjugendausschuss e.V.)<br />

Harald Denecken (1. Bürgermeister der Stadt <strong>Karlsruhe</strong> a. D.)<br />

Hubert Raase Präsident <strong>Karlsruhe</strong>r SC)<br />

Burkhard Reich (Fanbeauftragter <strong>Karlsruhe</strong>r SC)<br />

Wolfgang Emmert (Fanbetreuung <strong>Karlsruhe</strong>r SC)<br />

Rolf Dohmen (Manager <strong>Karlsruhe</strong>r SC)<br />

Michael Steidl (Vizepräsident <strong>Karlsruhe</strong>r SC)<br />

Sean Dundee (ehemaliger Spieler <strong>Karlsruhe</strong>r SC)<br />

Maik Franz (ehemaliger Spieler <strong>Karlsruhe</strong>r SC)<br />

Kurt Pfund (Gebäudewirtschaft der Stadt <strong>Karlsruhe</strong>)<br />

Werner Merkel (ehemaliger Vizepräsident <strong>Karlsruhe</strong>r SC)<br />

Klaus Fuchs (ehemaliger Manager <strong>Karlsruhe</strong>r SC)<br />

Gerhard Seiler (ehemaliger Präsident <strong>Karlsruhe</strong>r SC)<br />

Gunter A. Pilz (wissenschaftlicher Begleiter der <strong>Fanprojekt</strong>e)<br />

Gerd Rillmann (ehemaliger Vorstand „IG <strong>Karlsruhe</strong>r Fußballfans)<br />

der Koordinierungsstelle der <strong>Fanprojekt</strong>e<br />

Thomas Schneider (Fanbeauftragter der DFL)<br />

Gerald von Gorrissen (Fanbeauftragter des DFB)<br />

Helmut Spahn (Sicherheitsbeauftragter DFB)<br />

Katja Sichtig (Ticketing DFB)<br />

Ralf Zänger (Sprecher BAG der <strong>Fanprojekt</strong>e)<br />

Ralf Busch (Sprecher BAG der <strong>Fanprojekt</strong>e)<br />

Stefan Thomé (<strong>Fanprojekt</strong> Leverkusen und langjähriger Wegbegleiter)<br />

sowie allen 46 <strong>Fanprojekt</strong>en in Deutschland<br />

Dirk Bachmann (Profi-Getränke-Shop Hagsfeld)<br />

Willi Fritsch (Bäckerei Fritsch)<br />

Athanasios Chatzitheodorou / Saki (Clubhauswirt <strong>Karlsruhe</strong>r SC)<br />

Sigrid Wieland (Anne-Frank-Haus Stadtjugendausschuss e.V.)<br />

Kai Bernstein (Harlekins Berlin)<br />

den Gruppen „Destroyers“, „Baden Onkelz“, „Bullterrier 89“, „Phönix Sons 99“<br />

„Rheinfire 02“, „Armata Fidelis 03“,„Wildboys 04“, „Harlekins Berlin 98“,„UB 90 Strasbourg“<br />

Stellvertretend für viele aktive Fans der letzten <strong>Jahre</strong>:<br />

Daniel Schneider Holger Grimm, Guido Kirchenbauer, David Kaiser, Matthias Haas, Manuel Haas,<br />

Michael Kunz, Tom Beck, Martin Kößler, Ulli Kößler, Andreas Kleber, Tatjana Bögler, Andreas Gräber,<br />

Adriano Solegun, Marc Wolnik, Michael Wenz, Pedro Gonzales, Philipp Tinnermann, Oli Erb,…<br />

…und die vielen Fans, die auch noch hier stehen könnten!<br />

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1989 ★ ★ <strong>20</strong>09

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