Wundfibel - St. Marien-Hospital Hamm
Wundfibel - St. Marien-Hospital Hamm
Wundfibel - St. Marien-Hospital Hamm
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
<strong>Wundfibel</strong><br />
Aktuelle Informationen zum<br />
Wundmanagement im<br />
<strong>St</strong>. <strong>Marien</strong>-<strong>Hospital</strong> <strong>Hamm</strong>
Herausgeber: <strong>St</strong>. <strong>Marien</strong>-<strong>Hospital</strong> <strong>Hamm</strong> gGmbH, 2005<br />
2. überarbeitete Auflage, 2006<br />
Unter Mitarbeit von:<br />
Dr. med. Andreas Franik Klinik für Gefäßchirurgie<br />
Raphaela Gerwin Klinik für <strong>St</strong>rahlentherapie<br />
Judith Holsträter Klinik für Gefäßchirurgie<br />
Barbara Jaschinski Klinik für Gefäßchirurgie<br />
Chrisiane Nachtkamp Zentral-OP<br />
Martina Özyurt Klinik für Innere Medizin<br />
Simone Pfeiffer Orthopädisch-Traumatologisches Zentrum<br />
Thorsten Pool Klinik für Hämatologie und Onkologie<br />
Ute Rienhöfer Zentral-OP<br />
Daniel Schulte-Mattler Klinik für Gefäßchirurgie<br />
Elisabeth Tiebing Innerbetriebliche Fortbildung<br />
Olaf Wiesrecker Zentral-OP<br />
Schutzgebühr 2,50 €
Grußwort<br />
Liebe Leserinnen, liebe Leser<br />
Ich freue mich, Ihnen die <strong>Wundfibel</strong> des <strong>St</strong>. <strong>Marien</strong>-<strong>Hospital</strong>s <strong>Hamm</strong> gGmbH<br />
vorzustellen.<br />
Die <strong>Wundfibel</strong> stellt die Leitlinien für die Versorgung von Patienten und<br />
Patientinnen mit chronischen Wunden in unserem Hause dar. Der<br />
Heilungsprozess chronischer Wunden ist häufig bei der Entlassung aus dem<br />
Krankenhaus noch nicht abgeschlossen. Für die betroffenen Menschen ist eine<br />
kontinuierliche Versorgung von großer Bedeutung. Die <strong>Wundfibel</strong> bietet die<br />
Möglichkeit, nach einheitlichen Qualitätsstandards während der gesamten<br />
Behandlung zu arbeiten. Sie ist von Ärzten und Pflegenden zusammen entwickelt<br />
worden.<br />
Mein Dank gilt den Mitgliedern der Arbeitsgruppe Wundmanagement, die mit<br />
großem Engagement und Einsatz ein umfassendes einheitliches Konzept für die<br />
Versorgung chronischer Wunden aus ärztlicher und pflegerischer Sicht entwickelt<br />
haben.<br />
Anne Fricke<br />
Pflegedirektorin
Vorwort<br />
Auf der Suche nach einer optimalen, einheitlichen Wundversorgung hat sich für<br />
uns die Notwendigkeit einer Leitlinie zur standardisierten Versorgung<br />
chronischer Wunden ergeben. Der Markt ist überfüllt mit hervorragenden<br />
Produkten zur Wundbehandlung, so dass eine Orientierungslosigkeit zur Wahl<br />
des individuell besten Präparates für eine ganz bestimmte Wunde besteht. Wenn<br />
sich dann auch noch mehrere Wundbehandler mit unterschiedlichen Erfahrungen<br />
und Ansätzen um die gleiche Wunde bemühen, wird es schwierig. So sehr die<br />
Individualität der einzelnen Wunde und des einzelnen Patienten geachtet werden<br />
muss, so sehr fällt dem Anwender eine Qualitätsbeurteilung in der<br />
Wundbehandlung schwer.<br />
Im Qualitätsmanagement bieten sich nun folgende Ansätze:<br />
1. Die Zahl der Wundbehandler kann nicht reduziert werden, daher müssen alle<br />
nach den gleichen Maßstäben Wunden beurteilen und behandeln. Dies<br />
bedeutet: Möglichst einfache Leitlinien müssen erstellt werden, eine Schulung<br />
muss erfolgen.<br />
2. Die Produktzahl muss auf das Notwendige reduziert werden, es sollte aber ein<br />
geringer individueller Spielraum bestehen bleiben.<br />
3. Es muss eine Qualitätsmessung erfolgen, um den Behandlungsprozess<br />
kontrollieren und gegebenenfalls anpassen zu können.<br />
Diesen Bedingungen hoffen wir mit Einführung einer standardisierten<br />
Wundversorgung gerecht werden zu können.<br />
In der <strong>Wundfibel</strong> finden Sie:<br />
• einfache Leitlinien<br />
• von Pflegekräften zusammengestellte praktische Anwendungsbeispiele<br />
• eine Produktliste<br />
• eine Wunddokumentationsvorlage, welche die individuelle Wundbeschreibung<br />
und den Heilungsverlauf besonders prägnant darstellt, so dass eine<br />
Qualitätsmessung und Nachvollziehbarkeit der Behandlung auch für<br />
Außenstehende möglich ist<br />
Dank der großen Nachfrage können wir Ihnen schon nach einem Jahr die 2.<br />
Auflage der <strong>Wundfibel</strong> präsentieren.<br />
Die Entwicklung der Wundbehandlung geht weiter und so wurde diese 2. Auflage<br />
bereits überarbeitet und um den Punkt „Madentherapie“ erweitert.
Inhaltsverzeichnis<br />
Grußwort 3<br />
Vorwort 4<br />
Inhaltsverzeichnis 5<br />
1. Leitfaden 6<br />
2. Formular Wunddokumentation 7<br />
2.1 Anmerkungen zur Wunddokumentation 8<br />
3. Verbandwechsel 9<br />
3.1 Verbandwechsel allgemein 9<br />
3.2 Oberflächliche Wunde 11<br />
3.3 Tiefe Wunde 11<br />
3.4 Nekrotische Wunde 12<br />
Seite<br />
Abbildungen unterschiedlicher Wunden 13<br />
3.5 Infizierte Wunde 17<br />
3.6 V.A.C.-Therapie 18<br />
3.7 Madentherapie 20<br />
4. Verbandwechsel bei verschiedenen Krankheiten 21<br />
4.1 Dekubitus 21<br />
4.2 Ulcus curis 22<br />
4.3 Diabetisches Fußsyndrom 23<br />
5. Produktliste 25
1. Leitfaden
2. Formular Wunddokumentation
2.1 Anmerkungen zum Ausfüllen des Formulars Wunddokumentation<br />
Das Formular Wunddokumentation erleichtert die Dokumentation des<br />
Wundverlaufes. Die schriftliche Beschreibung einer Wunde wird durch ein<br />
Ankreuzverfahren ersetzt. Der Zustand der Wunde wird so präzise und<br />
nachvollziehbar dargestellt, da der Aufbau einer „Fieberkurve“ ähnelt.<br />
Auf dem Formular wird jeder Verbandwechsel dokumentiert. Von oben nach<br />
unten wird wie folgt dokumentiert:<br />
• Datum<br />
Der Tag des Verbandwechsels wird eingetragen; falls der Verbandwechsel<br />
mehrmals täglich durchgeführt wird auch die Uhrzeit.<br />
• Wundlokalisation<br />
Der Ort wird beim ersten VW aufgeschrieben, danach mit „=“ weitergeführt.<br />
Problem: Sollen mehrere Wunden auf einem Bogen eingetragen werden?<br />
Jede Wunde benötigt eine eigene Kennzeichnung. Eine farbliche<br />
Kennzeichnung ist nicht möglich, da man die Farben beim Kopieren nicht<br />
mehr erkennen kann.<br />
• Geruch, Sekretion, Granulation, Größe<br />
Der jeweilige Zustand wird angekreuzt. Je höher das Kreuz ist, desto<br />
schlechter ist der Zustand der Wunde. Veränderungen zum Besseren oder<br />
Schlechteren können auf den ersten Blick erkannt werden.<br />
• Fotodokumentation<br />
Bei der Aufnahme und Entlassung des Patienten müssen Fotos von der Wunde<br />
gemacht werden. Während des Aufenthaltes muss die Wunde 1x pro Woche<br />
mittels eines Fotos dokumentiert werden. Bei der Fotodokumentation wird ein<br />
Zentimetermaß und der Name des Patienten mitfotografiert, damit die<br />
einzelnen Fotos vergleichbar sind.<br />
• Verband<br />
Die unterschiedlichen Verbandmaterialien werden zeilenweise eingetragen<br />
und bei entsprechendem Gebrauch angekreuzt. Auffälligkeiten am Verband<br />
müssen dokumentiert werden.<br />
• HZ<br />
Der/die Durchführende (Arzt/Pflegekraft) zeichnet mit seinem/ihrem<br />
Handzeichen für die Richtigkeit der Dokumentation.<br />
Die Dokumentation von Dekubiti muss im <strong>St</strong>. <strong>Marien</strong>-<strong>Hospital</strong> <strong>Hamm</strong> über das<br />
Formular „Dekubitus-/Wunddokumentation“ erfolgen. In diesem Formular ist das<br />
Formular „Wunddokumentation“ integriert.
3. Verbandwechsel<br />
3.1 Verbandwechsel allgemein<br />
Einteilung der Wunden<br />
Aseptische Wunden<br />
Durch Naht verschlossene Wunden ohne Zeichen von Wundheilungsstörungen<br />
• nach aseptischen Eingriffen<br />
• nach bedingt aseptischen Eingriffen<br />
• nach Verletzungen<br />
Kontaminierte oder potentiell kontaminierte Wunden<br />
• offen behandelte Wunden ohne Zeichen einer Infektion<br />
• eröffnete Hämatome oder Serome<br />
• Verbrennungswunden<br />
Infizierte, septische Wunden<br />
• eröffnete Eiterherde<br />
• primär aseptische Wunden bei Zeichen der Infektion<br />
• kontaminierte oder potentiell kontaminierte Wunden nach Auftreten von<br />
Zeichen der Infektion<br />
Reihenfolge der Verbandwechsel<br />
1. aseptische Wunden (z.B. Totalendoprothesen)<br />
2. bedingt aseptische Wunden (z.B. Appendektomie)<br />
3. kontaminierte Wunden (z.B. offen behandelte Wunden)<br />
4. septische Wunden (z.B. Abszess)<br />
Vorbereitung<br />
Patient<br />
• Patient informieren<br />
• Lagerung des Patienten<br />
Umgebung<br />
• keine offenen Türen und Fenster<br />
• keine Reinigungsarbeiten<br />
• kein Betten der Mitpatienten<br />
• keine „Zuschauer“<br />
• keine Schnittblumen in unmittelbarer Umgebung<br />
• ausreichend große Arbeitsfläche<br />
• Abwurf in der Nähe
Material<br />
• ggf. Schutzkleidung<br />
• ggf. Mundschutz und Haube<br />
• Einmalhandschuhe<br />
• sterile Handschuhe<br />
• sterile Instrumente<br />
• sterile Verbandmaterialien<br />
• Fixiermaterial<br />
Durchführung<br />
• Material vorbereiten<br />
• Verband lösen<br />
• Wundauflage abnehmen<br />
• hygienische Händedesinfektion<br />
• Inspektion der Wunde<br />
• Reinigung der Wunde unter sterilen Kautelen<br />
• sterile Wundauflage aufbringen<br />
• Wundverband fixieren<br />
Nachbereitung<br />
• Lagerung des Patienten<br />
• Entsorgung bzw. Desinfektion des gebrauchten Materials/der Instrumente<br />
• Händedesinfektion<br />
• Dokumentation
3.2 Oberflächliche Wunde<br />
• Verbandwechsel (S. 9)<br />
• Bilder (S. 13)<br />
1. Verband ist entfernt<br />
2. Beurteilung/Dokumentation<br />
3. Reinigung: Exsudat oder Beläge mit einer steriler Kompresse ggf. steriler<br />
Lösung (NaCl 0,9%/Ringer-Lösung) entfernen, tupfen nicht wischen<br />
4. Wunde mit Mepilex (Mepilex Border, bei geringer Sekretion Mepilex lite)<br />
oder Allevyn thin abdecken<br />
5. sekundäre Befestigung mittels Fixierflies (z.B. Omnifix) oder Mullbinde<br />
VW-Interwall: Mepilex kann zur Wundkontrolle abgelöst und wieder angeheftet<br />
werden, Wechsel bei Undichtigkeit des Mepilex, spätestens nach<br />
sieben Tagen.<br />
Tgl. VW ist unwirtschaftlich und hemmt den Heilungsprozess!!!<br />
Ziel: Epithelisierung, Druckentlastung<br />
3.3 Tiefe Wunde<br />
• Verbandwechsel (S.9)<br />
• Bilder (S. 14)<br />
1. Verband ist entfernt<br />
2. Beurteilung/Dokumentation<br />
3. Reinigung: Exsudat oder Beläge mit einer sterilen Kompresse ggf. steriler<br />
Lösung (NaCl 0,9%/Ringer-Lösung) entfernen<br />
4. Wunde mit Kaltostat (Tamponade/Kompresse) auffüllen<br />
5. Wundtaschen berücksichtigen<br />
6. auf die Wunde beschränken, nicht über den Wundrand hinaus (Mazerationsgefahr),<br />
zuschneiden!<br />
7. mit Mepilex (Mepilex Border) abdecken<br />
8. sekundäre Befestigung mittels Fixierflies (z.B. Omnifix) oder Mullbinde<br />
VW-Interwall: nach Bedarf (ca. 2-3 Tage, abhängig von der Durchfeuchtung)<br />
Ziel: Auffüllung des Defekts mit Granulationsgewebe
3.4 Nekrotische Wunde<br />
• Verbandwechsel (S. 9)<br />
feuchte Nekrose<br />
1. Verband ist entfernt<br />
2. Beurteilung/Dokumentation<br />
3. Reinigung und Abtragung bereits angelöster Beläge<br />
4. feuchter Verband mit NaCl 0,9% oder Normlgel<br />
5. Wundtaschen berücksichtigen<br />
6. auf die Wunde beschränken, nicht über den Wundrand hinaus<br />
(Mazerationsgefahr)<br />
7. sekundäre Abdeckung bei Normlgel mit Alldress sonst mit trockenen<br />
Kompressen oder Saugkompressen<br />
trockene Nekrose<br />
1. Verband ist entfernt<br />
2. Beurteilung/Dokumentation<br />
3. Reinigung und Abtragung bereits angelöster Beläge<br />
4. Hypergel auf die Nekrose, nicht auf die Umgebung, auftragen (starke<br />
Mazerationsgefahr)<br />
5. Wundtaschen berücksichtigen<br />
6. Abdeckung mit Alldress<br />
VW-Interwall: täglich<br />
Tipps, Tricks, Tücken:<br />
• Pflaster haftet auf mit Octinesept behandelten Hautarealen schlecht<br />
• bei Hypergel die Mazerationsgefahr besonders beachten<br />
Ziel: Nekrosenaufweichung<br />
oder<br />
Chirurgische Nekrosektomie<br />
• abhängig vom Allgemeinzustand des Patienten, von der Größe der<br />
Nekrose und vom Erfolg der o.g. Maßnahmen<br />
• bei Superinfektionen immer chirurgische Nekrosektomie
Oberflächliche Wunde<br />
Dekubitus<br />
Verband mit:<br />
Mepilex light<br />
Sekundäre Fixierung<br />
mit Fixomull
Tiefe Wunde<br />
Nicht im Hautniveau<br />
zu verbinden<br />
Einlage von Alginat<br />
z.B. Kaltostat<br />
Abdeckung mit z.B.<br />
Mepilex light,<br />
eine sekundäre<br />
Fixierung wird noch<br />
benötigt
Infizierte Wunde<br />
Superinfizierte Wunde<br />
Auflage von Mesalt<br />
Abdeckung mit z.B.<br />
Mepilex Border
Vacuseal Therapie<br />
Tiefe Wunde mit<br />
freiliegendem<br />
Knochen<br />
Schwamm und<br />
Folienverband<br />
Vakuumanlage,<br />
je distaler, um so<br />
geringere Werte<br />
einstellen!<br />
Z.B. 50mmHg
3.5 Infizierte Wunde<br />
• Verbandwechsel (S. 9)<br />
• Bilder (S. 15)<br />
1. Verband ist entfernt<br />
2. Beurteilung/Dokumentation<br />
3. Reinigung: mit Octenisept spülen<br />
Mesalt NaCl 0,9%<br />
4. Wundgrund zur Unterstützung der 4. feuchter Verband mit NaCl 0,9%<br />
Wundreinigung mit Mesalt auslegen getränkten Kompressen<br />
5. Wundtaschen berücksichtigen 5. Wundtaschen berücksichtigen<br />
6. auf die Wunde beschränken, nicht 6. auf die Wunde beschränken, nicht<br />
über den Wundrand hinaus<br />
über den Wundrand hinaus<br />
(Mazerationsgefahr)<br />
(Mazerationsgefahr)<br />
7. Wunde mit Mepilex abdecken 7. Abdeckung mit trockenen<br />
Kompressen oder Saugkompressen<br />
8. Fixierung mit Fixierflies (z.B. 8. Fixierung mit Fixierflies (z.B.<br />
Omnifix)<br />
Omnifix)<br />
VW-Intervall: erst nach Verbrauch der<br />
Saugkraft des Mepilex,<br />
tägliche Wundinspektion<br />
VW-Intervall: mindestens 1x täglich<br />
Tipps, Tricks, Tücken:<br />
• Pflaster und Fixierflies haften auf mit Octenisept behandelten Hautarealen<br />
schlecht<br />
• Bei feuchten Verbänden immer Mazerationsgefahr bedenken<br />
• Mepilex ablösen und wieder anheften<br />
• Silikonverbände sind schmerzfrei und atraumatisch<br />
V.A.C.-Therapie (S. 18)<br />
oder<br />
Ziel: Infektbekämpfung, Granulationsförderung
3.6 V.A.C. Therapie (Vacuum Assisted Closure Therapie)<br />
• Bilder (S: 16)<br />
Die V.A.C. Therapie fördert den Wundverschluss.<br />
Wirkungsweise<br />
• Wundreinigung durch kontinuierliche Drainage<br />
• Reduktion des Wundödems<br />
• Verbesserung der Durchblutung<br />
• mechanische Wundkontraktion<br />
• Beschleunigung der Bildung von Granulationsgewebe<br />
• Reduktion der Bakterienbesiedlung<br />
• Vermeidung von Kreuzinfektionen<br />
• feuchte Wundbehandlung ohne Exsudatstau<br />
Indikationsgebiete<br />
• Dekubitus<br />
• Ulcus cruris<br />
• chronische Wundheilungsstörungen<br />
• posttraumatische und postoperative Wunden<br />
• Weichteilverletzungen<br />
• Wunden nach Spalten eines Kompartments an einer Extremität<br />
• offene Bauchbehandlung einschließlich Fistelbehandlung<br />
• infizierte Wunden<br />
Anwendungshinweise<br />
• verstellbare Saugintensität<br />
• großer Kanister mit 500 ml Fassungsvermögen<br />
• Alarmfunktionen gewährleisten Sicherheit des Patienten<br />
• Filtersystem verhindert Geruchs- und Aerosolbildung<br />
• berührungsempfindliche Bildschirme<br />
• VW im OP unter Narkose<br />
V.A.C.-Zubehör<br />
• je nach Größe der Wunde Smal, Medium, Large oder X-Large<br />
GranuFoam TM Dressing Assembly V.A.C. ® ATS TM T.R.A.C. TM -System<br />
• V.A.C. ® ATS TM Einwegbehälter<br />
• V.A.C. ® ATS TM
Verbandwechsel<br />
1. alten V.A.C.-Verband vorsichtig abnehmen und entsprechend den geltenden<br />
Vorschriften entsorgen<br />
2. evtl. vorhandenen Schorf oder verhärtete Absonderungen entfernen<br />
3. Wunde gründlich reinigen<br />
4. evtl. ein entfettendes Mittel verwenden<br />
5. Wundabmessung und geeigneten Schaum wählen, den Schaum zurechtschneiden<br />
6. Schaum darf nicht über die Wundränder reichen (ggf. Mepitel als Schutz<br />
unter den Schaum aufbringen, 2 cm über den Wundrand legen)<br />
7. Schaum vorsichtig in die Wunde setzen<br />
8. Folie so zurechtschneiden, dass sie den Schaumverband und 3-5 cm des<br />
umliegenden Gewebes bedeckt, am besten dachziegelartig<br />
9. Schlauchleitung an den Verband anschließen<br />
10. Loch in die Folie schneiden<br />
11. Saugplatte aufkleben<br />
12. Kanister in die V.A.C.-Einheit setzen<br />
13. Schlauchleitungen verbinden<br />
14. einschalten der V.A.C. nach Therapievorgabe des behandelnden Arztes<br />
15. Wichtig: Je weiter distal der Verband angelegt wurde, umso geringer sollten<br />
die Vakuumdruckwerte eingestellt werden, Vorsicht vor allem bei arteriellen<br />
Durchblutungsstörungen.<br />
16. beste Granulationsergebnisse werden mit niedrigsten Vakuumwerten erreicht<br />
Vorteile/Therapieziel<br />
• äußerst geringer Pflegeaufwand<br />
• VW spätestens nach 5 Tagen unter Sedoanalgesie (Narkose im OP)<br />
• Auffüllen des Wunddefektes mit Granulationsgewebe (keine Epithelisierung<br />
zu erwarten)<br />
• Beschleunigung der Wundreinigung<br />
• Vorbereitung zur Spalthautdeckung oder sonstigem Wundverschluss
3.7 Madentherapie<br />
Nekrotische,<br />
auch superinfizierte<br />
chronische Wunde<br />
Unzureichende<br />
Granulation, Nekrosenabtragung<br />
erforderlich<br />
ja<br />
Nekrosektomie<br />
ja<br />
kommt an die Grenze zur<br />
Majoramputation<br />
ja<br />
Madentherapie<br />
Nekrosenauflösung,<br />
Granulationsförderung,<br />
Infektsanierung<br />
nein<br />
nein<br />
Chirurgische<br />
Nekrosektomie<br />
Einstufung nach Leitlinien<br />
Behandlung chronischer Wunden<br />
Indikation<br />
<strong>St</strong>ößt eine notwendige operative Nekrosenentfernung an die Grenzen zur<br />
Majoramputation, sollte eine Madentherapie erwogen werden. Auch bei<br />
MRSA- Besiedlung stellt die Madentherapie eine gute Behandlungsoption dar.<br />
Anwendungshinweise<br />
Zur Anwendung kommen im <strong>St</strong>. <strong>Marien</strong>-<strong>Hospital</strong> <strong>Hamm</strong> nur die BioMonde ®<br />
Biobag's, je nach Wundgröße mit 50, 100, 200 oder 500 Fliegenmaden.<br />
Verbandwechsel<br />
• Die Wunde wird gereinigt oder ausgeduscht, sie darf aber nicht desinfiziert<br />
werden.<br />
• Das Biobag wird mit den lebenden Maden in die Wunde gelegt.<br />
• Ein luftdurchlässiger lockerer Schutzverband mit sterilen Kompressen und<br />
Mullwickel dient der Fixierung.<br />
• Die Maden werden täglich kontrolliert und ein neuer Schutzverband angelegt.<br />
• Nach ca. 5 Tagen oder nach Absterben bzw. Verpuppung der Maden erfolgt<br />
der Wechsel des Biobag.<br />
• Bei frühzeitigem Absterben der Maden am 1. oder 2. Tag sollte auf die weitere<br />
Madentherapie verzichtet werden (toxisches Milieu, ungeeignete Keimbesiedlung).
4. Verbandwechsel bei verschiedenen Krankheiten<br />
4.1 Dekubitus<br />
Definition<br />
Wunde infolge Minderdurchblutung bei fehlender Druckentlastung<br />
Ursache<br />
Lokale Minderdurchblutung (Ischämie) und den dadurch bedingten Zelltod,<br />
verursacht durch 3 Faktoren:<br />
• Druck ⇒ Auflagedruck<br />
• Zeit ⇒ Druckverweildauer<br />
• Disposition ⇒ vorliegende Risikofaktoren<br />
Einteilung<br />
1. Grad: Hautrötung<br />
2. Grad: Blasenbildung<br />
3. Grad: Defekt aller Hautschichten<br />
4. Grad: Haut- und Gewebsdefekt mit Knochenbeteiligung<br />
Allgemeine Maßnahmen<br />
Ausschalten der vorliegenden Risikofaktoren durch prophylaktische und<br />
therapeutische Maßnahmen<br />
• Einschätzung der Gefährdung (Bradenskala)<br />
• Lagerung: mindestens 2 stdl., ggf. nach Hautzustand häufiger, Scherkräfte<br />
vermeiden<br />
• Mobilisation: nach Befinden des Patienten<br />
• Hautpflege: Lotion, Salben, Cremes je nach Hautbeschaffenheit<br />
• Ernährung: ausgewogene Ernährung<br />
• Flüssigkeitszufuhr: nach ärztlicher Absprache<br />
• Psychische Betreuung: Fragen und Ängste ansprechen<br />
Spezielle Maßnahmen<br />
Grad 1: kontinuierliche Lagerung, Mobilisation,<br />
Grad 2: geschlossene Blase: regelmäßige Lagerung (Freilagerung der<br />
Blase)<br />
offene Blase: VW siehe oberflächliche Wunde (S. 11),<br />
besonders vorteilhaft Mepilex (auch<br />
Polstereffekt)<br />
Grad 3/4: VW nach Beurteilung der Wundverhältnisse siehe tiefe Wunde<br />
(S. 11)<br />
Ziel: Optimale Blutzirkulation und Verbesserung des Hautzustandes
4.2 Ulcus curis venosum<br />
Definition<br />
Geschwüriger Gewebedefekt, meist am distalen Unterschenkel<br />
Ursache<br />
Mangelnder venöser Abfluss (posttraumatisch, Venenklappeninsuffizienz) mit<br />
Blutrückstau im venösen Schenkel des Kapillarsystems<br />
Therapie<br />
• Ausschluss AVK, dekompensierte Herzinsuffizienz<br />
• ggf. Thrombosebehandlung<br />
• ggf. Venenstripping/Verödung/Perforansausschaltung<br />
• Kompressionstherapie (angepasster Kompressionsstrumpf, vor dem<br />
Aufstehen anziehen, keine Einschnürungen)<br />
• Schmerztherapie vor der Mobilisation<br />
Pflege<br />
• Beine ausstreichen, Hochlagerung<br />
• Flüssigkeitszufuhr nach Arztabsprache<br />
• Mobilisation nach Befinden des Patienten, möglichst wenig sitzen und<br />
stehen<br />
• Venenpumpe aktivieren (gezielte Übungen im Liegen z.B. Fußspitze zur<br />
Nase ziehen)<br />
• Motivationsarbeit, da nur langsame Besserung sichtbar<br />
• Psychische Betreuung: Fragen und Ängste ansprechen<br />
• Achtung: sekundärer Krankheitsgewinn<br />
Wundversorgung<br />
VW nach Beurteilung der Wundverhältnisse (S. 9-18)<br />
Ziel: Wundheilung, Förderung des venösen Rückflusses, Erhalt der Mobilität
4.3 Diabetisches Fußsyndrom<br />
Der diabetische Fuß ist ein breites Krankheitsbild und reicht von der<br />
„Fußpilzinfektion“ bis zur Fußnekrose.<br />
Er ist gekennzeichnet durch<br />
• PNP –periphere sensible und autonome Polyneuropathie<br />
• PAVK- periphere arterielle Verschlusskrankheit<br />
• Infektionen<br />
Risikofaktoren für Fußkomplikationen<br />
• Verlust von Schutzmechanismen – diabetische Neuropathie<br />
• nicht ausreichende Gewebedurchblutung – PAVK<br />
• knöcherne und muskuläre Fußdeformitäten<br />
• Erhöhung des Fußsohlendrucks<br />
• Einschränkung der Seh- und Bewegungsfähigkeit<br />
Fußkomplikationen<br />
• trockene, rissige Haut<br />
• Hyperkeratosen („Schwielen“)<br />
• oberflächliche Ulcera<br />
• Ulcus mit Taschenbildung<br />
• infiziertes Ulcus<br />
• tiefe Ulcerationen mit knöcherner Beteiligung (Malum perforanz)<br />
• tiefe Ulcerationen mit knöcherner Beteiligung und Infektion<br />
(Osteomyelitis)<br />
Lokalisation<br />
• nahezu immer plantar unter den Metatarsalköpfchen, seitliche im<br />
Vorfußbereich, im Zehenbereich oder an der Ferse<br />
Diagnose<br />
• Anamnese (Schuhe ansehen)<br />
• Prüfung auf Neuropathie<br />
• Gefäßdiagnostik<br />
• Röntgenaufnahme
Therapie<br />
• Druckentlastung z.B. Gehstützen, Vorfußentlastungsorthese,<br />
Fersenentlastungsorthese<br />
• Revaskularisierung<br />
• ggf. operative Mittelfußköpfchenentfernung<br />
• Hyperkeratosenabtragung (Podologe oder Arzt)<br />
• BZ-Einstellung und Schulung<br />
• Wundbehandlung und Verbandwechsel nach Befund<br />
Pflegerische Maßnahmen<br />
• Patienteninformation und -schulung (z.B. über eigene Fußinspektion mit<br />
Spiegel, Schuhwerk, professionelle Fußpflege, Diabetikerschulung,<br />
Ernährungsberatung)<br />
• Fußinspektion täglich ( Hautzustand?, Rötung?, Hyperkeratosen?,<br />
Hautdefekte?, Ulcus?, Infektionszeichen?)<br />
• Hautpflege ( Pflegelotionen, -salben, -cremes)<br />
Zehenzwischenräume aussparen<br />
• Fußbad: nicht länger als 10 Minuten, Temp. bis höchstens 36°C, Haut<br />
vorsichtig mit weichem Frottiertuch trocknen, Zehenzwischenräume<br />
gut trocknen<br />
• Wundversorgung und Verbandwechsel nach Befund/ärztlicher Anordnung<br />
(S. 9-18)<br />
• Dokumentation<br />
Ziel: Druckentlastung, Infektbekämpfung, Granulationsförderung,<br />
Epithelisierung
5. Produktliste<br />
Alldress<br />
Wundauflagen<br />
undurchlässiger Folienverband mit Wundkissen in Verbindung mit<br />
Normlgel und Hypergel (siehe unten)<br />
Allevyn thin ∗ Hydrokolloidverband zur Anwendung bei Epitheldefekten und als<br />
Abdeckung bei Alginatanwendung<br />
Mepilex ∗<br />
-Border, -light<br />
Nicht klebende, aber adhäsive silikonbeschichtete Polyurethan-<br />
Weichschaumkompresse haftet sanft auf der trockenen<br />
Wundumgebung, nicht jedoch auf der Wunde. Für flache, nässende<br />
und schmerzhafte Wunden zur Aufrechterhaltung eines feuchten<br />
Wundmilieus, kann zur Wundbeurteilung abgelöst und wieder<br />
angeheftet werden<br />
Wundtamponaden<br />
Jodoform Jodimprägnierte Mullbinde nur zur kurzzeitigen antiseptischen<br />
Tamponade * Tamponade und Drainage nach chirurgischer Abszesssanierung<br />
Kaltostat<br />
Kompresse*/<br />
Tamponade<br />
Mesalt*<br />
Leukasekegel<br />
von Fisteln und von Abszesshöhlen<br />
<strong>St</strong>ark absorbierende Alginatkompresse/-tamponade für die<br />
Versorgung stark sezernierender akuter und chronischer, tiefer<br />
Wunden, Abdeckung mit Allevyn oder Mepilex<br />
Mit kristallinem Kochsalz imprägnierte Vlieskompresse zur Unterstützung<br />
der Wundreinigung bei mittel bis stark sezernierenden,<br />
belegten und infizierten Wunden, entspricht einer hypertonen NaCl-<br />
Lösung<br />
Kleiner Antibiotikakegel zum Aufhalten kleiner Fistelgänge, wenn<br />
sonst keine andere Drainagemöglichkeit besteht<br />
Wundgaze<br />
Cuticerin* Imprägnierte Wundgaze zur kurzfristigen Versorgung von Wunden<br />
und Verletzungen, verhindert Adhäsionen von Verbandmaterial mit<br />
der Wunde<br />
Mepitel* Silikonbeschichtetes Wundnetz, haftet nicht auf der Wunde, als<br />
längerfristige Unterlage für antiseptische und feuchte Verbände,<br />
z.B. Kombination mit Repithel, Betaisodona-Salbe, VAC-VW,<br />
Fixierung von Hauttransplantaten und Hautentnahmestellen<br />
∗ verschiedene Größen und Formen
Betaisodona<br />
Salbe<br />
Flammazine<br />
Creme<br />
Salben, Gel<br />
Kurzfristige Behandlung von infizierten und superinfizierten<br />
Wunden<br />
Zum Auftragen auf oberflächliche, frische und infektionsgefährdete<br />
Wunden nach Verbrennungen, Verbrühungen und leichten<br />
Säureverätzungen<br />
Kurzfristige Behandlung von infizierten Hauterkrankungen<br />
Fucidine<br />
Salbe<br />
Hypergel Wässriges Gel für das Aufweichen und Entfernen trockener<br />
Nekrosen, entspricht einer hypertonen NaCl-Lösung (20 %),<br />
Abdeckung mit Alldress, Gel darf nicht auf gesunde Haut gelangen<br />
Normlgel Normotones Hydrogel, zur Aufrechterhaltung eines feuchten<br />
Wundmilieus, zum Schutz von Granulationsgewebe und<br />
Unterstützung des autolytischen Debridement, bei allen offenen<br />
und trockenen Wunden<br />
Repithel Antiseptisches Hydrogel zur Behandlung von Problemwunden, z.B.<br />
bei immunsupprimierten Patienten<br />
Lösungen und sonstige Produkte<br />
Eosin Lösung Ersatz von Mercuchrom, desinfizierend und adstringierend, z.B. zur<br />
Verhinderung einer sekundären Infektion von primär<br />
verschlossenen Wunden mit nässendem Charakter<br />
Betaisodona Kurzfristige Behandlung von infizierten und superinfizierten<br />
Lösung Wunden, Spülung von Wundtaschen, Desinfektion<br />
Octenisept Farbloses, wässriges Haut- und Schleimhautantiseptikum zur<br />
unterstützenden antiseptischen Wundbehandlung, kurzfristige<br />
antiseptische Behandlung von Schleimhaut<br />
Prontosan W Lösung zur Reinigung, Befeuchtung und Dekontamination von<br />
Rivanol<br />
Lösung<br />
Wasserstoffsuperoxid<br />
3% Lösung<br />
Höllensteinstift<br />
belegten, kontaminierten und chronischen Wunden<br />
Nur noch in Ausnahmen zur Behandlung von infektiösen Haut-,<br />
Weichteil- und Sehnenscheiden-Erkrankungen in der Hand- und<br />
Allgemeinchirurgie, die stark adstringierende Wirkung stellt häufig<br />
eine Kontraindikation zur Anwendung dar<br />
Lösung zur Reinigung von Schürfwunden mit blutstillender Wirkung,<br />
gewebetoxisch<br />
Silbernitratstift zum Ätzen von überschießenden<br />
Wundgranulationen