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Schutz vor Legionellen - Legiokill

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<strong>Schutz</strong> <strong>vor</strong> <strong>Legionellen</strong><br />

07.11.2011<br />

Wasser ist das wichtigste Lebensmittel. In fast allen industrialisierten Ländern<br />

betreiben die Wasserversorger einen großen Aufwand, um ihre Verbraucher mit<br />

gesundheitlich unbedenklichem Trinkwasser zu versorgen. Doch was passiert innerhalb<br />

des Hauses? Hier schaffen neue Richtlinien der Europäischen Union noch mehr<br />

Sicherheit – beispielsweise durch eine Prüfung auf <strong>Legionellen</strong>.<br />

Saubere Sache: Für die Trinkwasserqualität gelten in der EU seit kurzem noch<br />

strengere Richtlininen<br />

© Getty Images<br />

Wer aus einem exotischen Urlaub nach Deutschland zurückkehrt, wird eine<br />

Selbstverständlichkeit in neuem Lichte sehen: Dreht er zu Hause den Wasserhahn auf, so<br />

fließt daraus Trinkwasser. Es hat Lebensmittelqualität, duftet frisch und nicht nach Chlor, mit<br />

dem in manchen Ländern schädliche Bakterien bekämpft werden. Auch warmes Wasser in<br />

Trinkqualität läuft in die Wanne oder kommt aus der Dusche.<br />

Gefahr aus der Dusche<br />

Doch zwischen Hausanschluss und Wasserhahn klaffte bislang noch eine Sicherheitslücke.<br />

Denn sobald das etwa acht Grad Celsius kalte Wasser in die Hausinstallation geflossen ist,<br />

haben die Wasserversorger keine Kontrolle mehr über dessen Qualität. Besonders ein<br />

Bakterium macht hier Sorgen: Legionella pneumophila.<br />

Es führt zu einem unspezifischen Krankheitsbild, das Ärzte unter dem Begriff<br />

„Legionärskrankheit“ zusammenfassen, da sie erstmals beschrieben wurde, als 1976<br />

amerikanische Kriegsveteranen bei einem Treffen daran erkrankten: Sie atmeten die<br />

Stäbchenbakterien beim Duschen ein. Besonders bei geschwächten und älteren Personen<br />

führen <strong>Legionellen</strong> zu Lungenentzündungen und Nierenversagen. 5518 Fälle wurden 2009 in<br />

Europa gemeldet, bei einer hohen Dunkelziffer. Mit zehn bis 20 Prozent ist die Sterblichkeit<br />

erheblich.<br />

Die Bakterien sind wählerisch. Bei einer Temperatur von unter +20 Grad Celsius vermehren<br />

sie sich erst gar nicht, und oberhalb von +60 Grad Celsius sterben sie binnen Minuten ab. Ihr


Milieu sind somit Leitungen und Boiler, in denen sich Warmwasser dieser Temperatur<br />

befindet. Optimal gedeihen die Bakterien bei 36 Grad Celsius. Sie siedeln sich in sogenannten<br />

„Biofilmen“ an, die sich unweigerlich in Rohrsystemen, Duschköpfen und Wasserhähnen<br />

bilden. Mit klassischen Maßnahmen der Hygiene ist ihnen kaum beizukommen.<br />

Zwar hat das Handwerk verbindliche Regeln entwickelt, mit denen die Gefahr einer<br />

Legionärskrankheit reduziert werden soll, doch das war dem Gesetzgeber zu wenig. Daher<br />

gilt seit dem 1. November 2011 im Rückgriff auf die Trinkwasserrichtline der EU ein<br />

Grenzwert auch für <strong>Legionellen</strong>: 100 Milliliter Trinkwasser dürften damit nicht mehr als 100<br />

„Koloniebildende Einheiten“ dieses Bakteriums enthalten. Und das ist jährlich ab einer<br />

bestimmten Größenordnung (siehe Info-Kasten am Ende des Artikels) zu prüfen.<br />

Für die Prüfung zapft zunächst ein akkreditierter Probenehmer an der Entnahmestelle 250<br />

Milliliter Wasser, die er in eine sterilisierte Kunststoffflasche füllt. Um tatsächlich nur das aus<br />

dem Boiler kommende Wasser zu erhalten, desinfiziert er die Entnahmestelle zur Vernichtung<br />

aller Bakterien mit 70-prozentigem Ethanol, stellt nach der Einwirkzeit auf höchste<br />

Wassertemperatur, lässt das Wasser einige Zeit laufen und zieht erst dann die Probe.<br />

Analyse bei Dr. Graner & Partner<br />

Bild 1 von 10<br />

Alles ist <strong>vor</strong>bereitet für die Trinkwasseranalyse: links der Kompressor und in der Mitte<br />

die Filterbank<br />

© Nils Schiffhauer<br />

Im Brutschrank wachsen die Kolonien<br />

Die Wasserprobe landet in einem akkreditierten Prüflabor, beispielsweise bei der Dr. Graner<br />

& Partner GmbH in München. „Wir starten mit der Analyse dann innerhalb von zwölf<br />

Stunden nach der Probenahme“, sagt Manfred Holz, promovierter Chemiker und<br />

Geschäftsführer dieses renommierten Labors für analytische und pharmazeutische Chemie.<br />

Hier landen die Proben auf einem Labortisch, wo Ralph Elbert diese Analyse <strong>vor</strong>nimmt.<br />

Der Chemielaborant erläutert: „Die Prüfung erfolgt, indem wir das Bakterienwachstum auf<br />

einem Nährboden beobachten.“ Diese Prüfung ist dreifach. Zum einen pipettiert Elbert jeweils<br />

zweimal 500 Mikroliter der Probe auf die Agaroberfläche zweier Petrischalen und verstreicht<br />

diese Tropfen mit einem sogenannten Drigalski-Spatel. Diesen bewahrt er in technischem


Ethanol auf, flammt ihn ab und lässt ihn <strong>vor</strong> dem Einsatz noch kurz abkühlen, damit keine<br />

eventuell in der Probe <strong>vor</strong>handenen Bakterien durch die Hitze abgetötet werden. Damit sind<br />

die beiden „nativen“ – also unbehandelten – Proben fertig.<br />

<strong>Legionellen</strong>: Die stäbchenförmigen Bakterien kommen in Süß- und Salzwasser <strong>vor</strong><br />

© Mauritius<br />

Die dritte Probe wird so behandelt, dass sich auf dem Filter möglichst nur noch<br />

<strong>Legionellen</strong> befinden. Ralph Elbert nutzt hierfür eine Filterbank von Merck Millipore, auf<br />

der er arbeitssparend drei Proben zugleich bearbeiten kann. Auch hier ist wieder höchste<br />

Sorgfalt notwendig. Mit einer Pinzette holt er einen feinporigen Filterträger („Damit sich<br />

der Unterdruck gleichmäßig verteilt!“) aus einem braunen Becherglas von Ethanol, flammt<br />

ihn ab und setzt ihn auf den Stutzen der Filterbank.<br />

Darauf entnimmt er einem luftdichten Schlauchblister den Membranfilter von 47<br />

Millimetern Durchmesser: „Dessen Porengröße liegt bei 0,45 Mikrometer, sodass größere<br />

Bakterien, wie auch <strong>Legionellen</strong>, zurückgehalten werden.“ Dann setzt er einen<br />

sterilisierten Trichter auf, füllt exakt 100 Milliliter der Probe ein, setzt einen Deckel darauf<br />

und schaltet den Kompressor an. Der erzeugt einen Unterdruck von rund 13 Millibar –<br />

binnen Sekunden sind drei Proben filtriert.<br />

Die Filtermembran wird dann noch weiter behandelt. So wirkt ein Säurepuffer mit einem<br />

pH-Wert von 2,2, der die Begleitflora abtöten soll, fünf Minuten lang auf sie ein: „Die<br />

<strong>Legionellen</strong> bleiben in der Einwirkzeit vom niedrigen pH-Wert unberührt.“ Abschließend<br />

legt Ralph Elbert die Membran auf eine Agarplatte. Diesem Nährboden sind noch<br />

Substanzen wie Fungizide und Antibiotika beigemischt, die das Wachstum der<br />

Begleitflora hemmen. Ab in den Brutschrank damit, wo sich die <strong>Legionellen</strong> bei ihrer<br />

Wohlfühltemperatur von 36 Grad Celsius eine gute Woche lang vermehren können.<br />

Daniel Schäfer, Leiter der Mikrobiologie des Labors, tritt danach mit einer solchen<br />

Petrischale zur Beurteilung ans Fenster und zeigt auf einige grüngraue Flecken: „Jeder<br />

dieser Flecken“, erläutert der promovierte Biologe, „ist eine Kolonie aus <strong>Legionellen</strong>, die<br />

sich aus einem Bakterium gebildet hat.“ Unter Berücksichtigung der Probenmenge ergibt<br />

die Zahl dieser Flecken die Anzahl der „Koloniebildenden Einheiten je 100 Milliliter“, wie<br />

es der Gesetzgeber <strong>vor</strong>schreibt.<br />

Ist der Befund positiv, so müssen die Bakterien in dem untersuchten System abgetötet<br />

werden: „Am besten, indem man es über kurze Zeit mit wirklich heißem Wasser von über<br />

70 Grad Celsius erhitzt“, erläutert Schäfer. Danach kann keine Legionelle mehr das<br />

Wasser trüben.


Trinkwasser in Deutschland: eine klare Sache<br />

Maßstab für die Trinkwasserqualität in Europa ist die EU-Richtlinie 98/83 „Über die<br />

Qualität von Wasser für den menschlichen Gebrauch“. Diese setzen die Mitgliedsstaaten<br />

in jeweils unterschiedlicher Ausprägung um.<br />

In Deutschland wacht darüber die Trinkwasserkommission des Bundesministeriums für<br />

Gesundheit und Soziale Sicherung. Über die Selbstverpflichtung des Handwerks innerhalb<br />

des „Deutschen Vereins des Gas- und Wasserfaches e.V.“ spannt der Gesetzgeber die<br />

allein verbindliche „Trinkwasserverordnung“ in ihrer jeweils neuesten Fassung.<br />

Danach müssen Eigentümer von „Großanlagen zur Trinkwassererwärmung“ diese<br />

überprüfen lassen. Verstanden werden darunter Speicher-Trinkwassererwärmer oder<br />

zentrale Durchfluss-Trinkwassererwärmer von mehr als 400 Liter und/oder drei Liter in<br />

jeder Rohrleitung zwischen dem Abgang des Trinkwassererwärmers und der<br />

Entnahmestelle.<br />

Die Regelung gilt für alle Eigentümer, die einer öffentlichen oder gewerblichen Aufgabe<br />

nachkommen, also nicht nur für Schulen, Krankenhäuser und Sportanlagen, sondern auch<br />

für Vermieter und Mitglieder einer Eigentümergesellschaft.<br />

Diese müssen unter anderem unaufgefordert den Leitungsstand dokumentieren und<br />

grundsätzlich jährlich von einem akkreditierten Labor systemisch auf <strong>Legionellen</strong><br />

untersuchen lassen. Diese Ergebnisse sind dem zuständigen Gesundheitsamt zu<br />

übermitteln.<br />

Maßnahmen müssen dann ergriffen werden, wenn der „Maßnahmewert“ erreicht ist, den<br />

die Verordnung auf „100 Koloniebildende Einheiten je 100 Milliliter Trinkwasser“<br />

festlegt.

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