Wodka - lisanne.ch
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L EBENSMITTEL GETRÄNKE<br />
Die Al<strong>ch</strong>emie des <strong>Wodka</strong>s<br />
Wissenswertes über die <strong>Wodka</strong>-<br />
Herstellung zu erfahren, war Ziel<br />
eines Besu<strong>ch</strong>s bei DIWISA in<br />
Willisau. Die grosse Brennerei stellt<br />
den einzigen in kommerziellen<br />
Mengen gebrannten und international<br />
vermarkteten S<strong>ch</strong>weizer <strong>Wodka</strong><br />
mit dem ambitionierten Namen<br />
«Xellent» her.<br />
V ON D R. LISANNE C HRISTEN<br />
Exzellentes aus der S<strong>ch</strong>weiz<br />
Man lässt si<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t besonders tief in die<br />
Karten s<strong>ch</strong>auen in diesem Business. Brennmeister<br />
Franz Huber führt mi<strong>ch</strong> an einem<br />
Sommertag dur<strong>ch</strong> die gesamte Produktionsanlage.<br />
Obst- und Kräuterbrände werden<br />
bei DIWISA seit Jahrzehnten hergestellt, die<br />
kommerzielle <strong>Wodka</strong>produktion startete<br />
2003. <strong>Wodka</strong> wird in der warmen Jahreszeit<br />
ni<strong>ch</strong>t gebrannt, jetzt duftet und lärmt es von<br />
der Destillation von Kirs<strong>ch</strong>en- und Aprikosen-Mais<strong>ch</strong>e,<br />
von der Filtration eines Kräuterdestillats.<br />
Düfte und Lärm sind allgegenwärtig.<br />
Wir gehen zuerst dorthin, wo die <strong>Wodka</strong>herstellung<br />
beginnt. Xellent basiert auf<br />
100% Roggenmehl. Der ho<strong>ch</strong>wertige Brot -<br />
roggen wä<strong>ch</strong>st in der Zentrals<strong>ch</strong>weiz und<br />
wird in der Willisauer Stadtmühle bedarfsweise<br />
fein gemahlen. Bei DIWISA findet die<br />
Umwandlung der Roggenstärke zu Zucker<br />
statt. Dafür versetzt man das Roggenmehl<br />
mit Wasser und Enzymen, wie es au<strong>ch</strong> bei<br />
der Herstellung von Grain Whisky übli<strong>ch</strong> ist.<br />
Diese zuckrige Flüssigkeit, die Roggenmais<strong>ch</strong>e,<br />
vergärt mit Hilfe von Reinzu<strong>ch</strong>thefen.<br />
Vergorene Roggenmais<strong>ch</strong>e ist der Grundstoff<br />
für die Destillation.<br />
Die Brennerei ist ein imposanter Saal, zwei<br />
Reihen kupferner Brennhäfen mit aufgesetzten<br />
Verstärkern und eine kupferne<br />
Brennsäule mit 45 Glockenböden sind hier<br />
untergebra<strong>ch</strong>t. Nur das untere Viertel der<br />
Brennsäule ist zu sehen, sie ragt no<strong>ch</strong> weitere<br />
drei Stockwerke ho<strong>ch</strong>. Man hat sie<br />
eigens für den Xellent konzipiert. Vergorene<br />
Roggenmais<strong>ch</strong>e wird, genau wie Obst, in<br />
einzelnen Chargen im Brennhafen<br />
Bild: Lisanne Christen<br />
<strong>Wodka</strong> Belvedere aus Polen, destilliert aus<br />
feinstem polnis<strong>ch</strong>en Dankowskie Goldroggen<br />
und elegant verpackt (Bild oben und re<strong>ch</strong>ts).<br />
gebrannt. Man erhält auf diese Weise ein<br />
aromatis<strong>ch</strong>es Destillat mit rund 70% Vol.<br />
Alkoholgehalt. Obst wäre jetzt fertig<br />
gebrannt, beim <strong>Wodka</strong> geht es in der Brennsäule<br />
weiter. Um einen absolut reintönigen<br />
<strong>Wodka</strong> mit 96% Vol. zu erhalten, dur<strong>ch</strong>läuft<br />
das Roggendestillat no<strong>ch</strong> zwei Dur<strong>ch</strong>gänge<br />
in der Säule. 1 Dana<strong>ch</strong> ruht die ho<strong>ch</strong>prozentige<br />
Flüssigkeit mehrere Monate in grossen<br />
Bild: Lisanne Christen<br />
Edelstahltanks; das Destillat wird wei<strong>ch</strong>er<br />
im Verlauf der Zeit. Vieles an der Xellent-<br />
Herstellung ist Handarbeit oder erfolgt<br />
halbautomatis<strong>ch</strong>, au<strong>ch</strong> die «Einstellung» mit<br />
Glets<strong>ch</strong>erwasser vom Titlis auf 40% Vol.<br />
Trinkstärke, die abs<strong>ch</strong>liessenden Filtrationen<br />
und die Abfüllung in die speziellen<br />
roten Flas<strong>ch</strong>en.<br />
Roggen und Glets<strong>ch</strong>erwasser aus der Zentrals<strong>ch</strong>weiz<br />
– mehr ist na<strong>ch</strong> Aussage seiner<br />
Erzeuger im Xellent ni<strong>ch</strong>t drin. Es ist ein<br />
zartwürziger <strong>Wodka</strong> mit einem Hau<strong>ch</strong> von<br />
Süsse im Auftakt, cremig am Gaumen und<br />
feinaromatis<strong>ch</strong> im Na<strong>ch</strong>hall, eine elegante<br />
Spirituose für den Genuss. Und er hält dem<br />
Verglei<strong>ch</strong> mit russis<strong>ch</strong>em <strong>Wodka</strong> aus dem<br />
Premium-Segment Stand, beipielsweise mit<br />
Kauffman Hard, der auf dem S<strong>ch</strong>weizer<br />
Markt doppelt soviel kostet. Kauffman Hard<br />
ist sogar milder, ges<strong>ch</strong>macksneutraler, trotz<br />
Aromatisierung mit vers<strong>ch</strong>iedenen Substanzen,<br />
wie es in russis<strong>ch</strong>en <strong>Wodka</strong>s übli<strong>ch</strong> ist.<br />
Die feine Aromatik des Xellent erstaunt deshalb<br />
umso mehr. 2 Brennmeister Huber<br />
erklärt dies mit der Roggenqualität und mit<br />
Besonderheiten des Brennverfahrens (mehr<br />
wird ni<strong>ch</strong>t verraten).<br />
Haben si<strong>ch</strong> die DIWISA-Leute in Russland<br />
umges<strong>ch</strong>aut in der langen Vorbereitungsphase<br />
zwis<strong>ch</strong>en Sommer 1999, als das<br />
neue Alkoholgesetz das Brennen von<br />
Grundnahrungsmitteln erlaubte, und 2003,<br />
als man von der Versu<strong>ch</strong>s- zur kommerziellen<br />
<strong>Wodka</strong>-Brennerei überging? Nein, sagt<br />
Franz Huber mit seinen fast drei Jahrzehnten<br />
Brenn-Erfahrung, dieses Knowhow<br />
musste man si<strong>ch</strong> s<strong>ch</strong>on selbst erarbeiten.<br />
Bea<strong>ch</strong> Beauty<br />
Zutaten<br />
4 cl <strong>Wodka</strong><br />
2 cl Creme de Bananes<br />
1 cl Grendadinesiruup<br />
4 cl Orangensaft<br />
10 cl Tonic Water<br />
Eiswürfel<br />
Zubereitung<br />
Alle flüssigen Zutaten ausser dem Tonic<br />
Water in den Shaker geben und zusammen<br />
mit einigen Eiswürfeln kräftig s<strong>ch</strong>ütteln.<br />
Die Mis<strong>ch</strong>ung dur<strong>ch</strong> das Barsieb in ein<br />
Longdrinkglas auf weitere Eiswürfel abseihen.<br />
Je na<strong>ch</strong> Ges<strong>ch</strong>mack mit Tonic Water<br />
auffüllen und lei<strong>ch</strong>t umrühren. Dazu wird<br />
ein Orangens<strong>ch</strong>nitz gerei<strong>ch</strong>t.<br />
L EBENSMITTEL GETRÄNKE<br />
Bloody Mary<br />
Zutaten<br />
5 cl <strong>Wodka</strong><br />
1 cl Zitronensaft<br />
12 cl Tomatensaft<br />
Worcestersauce<br />
Tabasco<br />
3 g Pfeffer<br />
2 g Selleriesalz<br />
Eiswürfel<br />
Zubereitung<br />
Einige Eiswürfel in ein Longdinkglas geben.<br />
<strong>Wodka</strong>, Tomatensaft, Zitronensaft, Pfeffer,<br />
Selleriesalz und jeweils einige Spritzer<br />
Tabasco sowie Worcestersauce dazugeben.<br />
Vorsi<strong>ch</strong>tig von unten na<strong>ch</strong> oben dur<strong>ch</strong>rühren<br />
(spiralförmig). Der katerkillende Effekt<br />
wird erhöht, wenn man die <strong>Wodka</strong>menge<br />
reduziert.... Dazu wird ein Zitronens<strong>ch</strong>nitz<br />
gerei<strong>ch</strong>t.<br />
Pauli Cuisine l 06/2009 l 35
Bild: DIWISA<br />
L EBENSMITTEL GETRÄNKE<br />
Glasklarer <strong>Wodka</strong>, so hatten die Marketing-<br />
Strategen der DIWISA befunden, symbolisiere<br />
exakt die Stärken der S<strong>ch</strong>weiz: Perfekte<br />
Rohstoffe und hö<strong>ch</strong>ste te<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>e Präzision.<br />
<strong>Wodka</strong> in Russland<br />
So wie er seit Jahrhunderten eingesetzt und<br />
konsumiert wird, war <strong>Wodka</strong> in Russland<br />
immer eine Bedrohung für die Volksgesundheit.<br />
Man nippt ni<strong>ch</strong>t einen Abend lang am<br />
Gläs<strong>ch</strong>en. Zügig und in grossen Mengen<br />
rinnt der <strong>Wodka</strong> die russis<strong>ch</strong>en Kehlen<br />
runter. Das Ho<strong>ch</strong>prozentige wird seit jeher<br />
in Gesells<strong>ch</strong>aft getrunken. Nur wer seine<br />
Flas<strong>ch</strong>e allein leert, gilt in Russland als alkoholkrank.<br />
Wenn etwas gegen die Wirts<strong>ch</strong>aftskrise<br />
resistent ist, dann ist es die russis<strong>ch</strong>e<br />
<strong>Wodka</strong>industrie!<br />
Ho<strong>ch</strong>prozentiges kann man aus jeder<br />
Pflanze brennen. <strong>Wodka</strong> war im alten Russland<br />
aber vor allem ein Getreides<strong>ch</strong>naps.<br />
Man wusste um den Zusammenhang von<br />
Getreidesorten, Bodenbes<strong>ch</strong>affenheit und<br />
Klimazonen mit der Rohstoffqualität und<br />
wählte gezielt besonders stärkehaltiges<br />
Getreide für den <strong>Wodka</strong> aus. Die im 16.<br />
Jahrhundert na<strong>ch</strong> Europa importierte südamerikanis<strong>ch</strong>e<br />
Kartoffelknolle verbreitete<br />
si<strong>ch</strong> erst im 18. Jahrhundert in der polni-<br />
36 l Pauli Cuisine l 06/2009<br />
Bild: DIWISA<br />
s<strong>ch</strong>en und russis<strong>ch</strong>en Landwirts<strong>ch</strong>aft. Im<br />
Laufe des 19. Jahrhunderts wurde mehrheitli<strong>ch</strong><br />
<strong>Wodka</strong> aus Kartoffel-Mais<strong>ch</strong>e gebrannt.<br />
Im 20. Jahrhundert nahm die Bedeutung<br />
von Getreide wieder zu. Wasser ist im Herstellungsprozess<br />
eines Destillats der zweite<br />
Hauptrohstoff. In Russland weist natürli<strong>ch</strong><br />
vorkommendes Wasser selten die für guten<br />
<strong>Wodka</strong> nötige Wei<strong>ch</strong>heit und Sauberkeit<br />
auf. Es wird bedarfsweise enthärtet, entsalzt<br />
und/oder filtriert.<br />
Zahlrei<strong>ch</strong>e Verfeinerungss<strong>ch</strong>ritte sind in<br />
Russland traditionell Bestandteil der<br />
<strong>Wodka</strong>-Produktion. Mit der Reinheit der<br />
Grundstoffe und Destillationsresultate<br />
stand es ni<strong>ch</strong>t immer zum Besten. Was si<strong>ch</strong><br />
ni<strong>ch</strong>t dur<strong>ch</strong> Reinigungsprozesse verbessern<br />
liess, wurde dur<strong>ch</strong> allerlei aromatis<strong>ch</strong>e Zutaten<br />
ges<strong>ch</strong>mackli<strong>ch</strong> übertönt. Heute dienen<br />
die Zusätze der Abgrenzung zwis<strong>ch</strong>en Produkten<br />
und der Kreation unters<strong>ch</strong>iedli<strong>ch</strong>er<br />
<strong>Wodka</strong>sorten. Vergorene Mais<strong>ch</strong>e aus<br />
Getreiden, Kartoffeln oder – für Billigstwodka<br />
– aus Zuckerrohrmelasse wird in<br />
grossen Brennsäulen in mehreren Dur<strong>ch</strong>läufen<br />
kontinuierli<strong>ch</strong> bis zu 96,3% Vol. Alkoholgehalt<br />
gebrannt. Ziel ist ein ges<strong>ch</strong>macksneutrales<br />
Destillat, weshalb man ans<strong>ch</strong>liessend<br />
mit Aktivkohle bzw. modifizierter Stärke<br />
unerwüns<strong>ch</strong>te Ges<strong>ch</strong>macks- und Geru<strong>ch</strong>sstoffe<br />
entfernt. Aromatis<strong>ch</strong>e Substanzen, so<br />
sie ges<strong>ch</strong>macksgebend sein sollen, werden<br />
erst jetzt zugefügt. Raffinierter Zucker,<br />
Honig, aromatis<strong>ch</strong>e Alkohole und Aufgüsse,<br />
ätheris<strong>ch</strong>e Öle, Aromen und andere Lebensmittelzusätze<br />
sind in Russland erlaubt. Die<br />
Zusätze sind auf den Abfüllungen deklariert.<br />
Vor der Flas<strong>ch</strong>enabfüllung erfolgt die «Standardisierung»<br />
des Alkoholgehalts, konkret<br />
das Beimis<strong>ch</strong>en von natürli<strong>ch</strong>em unaufbereiteten<br />
oder aufbereiteten bzw. enthärteten<br />
Trinkwasser sowie eine abs<strong>ch</strong>liessende Fil-<br />
Bild: Lisanne Christen<br />
Franz Huber, Brennmeister bei DIWISA seit fast<br />
drei Jahrzehnten, an einem Brennhafen, wie er<br />
au<strong>ch</strong> für den ersten Brand des Xellent zum<br />
Einsazt kommt.<br />
tration. Na<strong>ch</strong> S<strong>ch</strong>weizer Lebensmittelverordnung<br />
muss <strong>Wodka</strong> mindestens 37,5%<br />
Vol. Alkohol aufweisen. Abfüllungen mit 40<br />
- 50% Vol. sind handelsübli<strong>ch</strong>.<br />
Marktplatz S<strong>ch</strong>weiz<br />
<strong>Wodka</strong>importe und -verkäufe steigen in der<br />
S<strong>ch</strong>weiz rasant. Wesentli<strong>ch</strong> beteiligt daran<br />
sind die Jugendli<strong>ch</strong>en, au<strong>ch</strong> sol<strong>ch</strong>e, die für<br />
den Spirituosenkauf zu jung sind. Wie bei<br />
den Kleidern geben sie si<strong>ch</strong> markenbewusst.<br />
Ihre Favoriten sind die überaus trendig<br />
beworbenen <strong>Wodka</strong>s Grey Goose aus<br />
Frankrei<strong>ch</strong> und Belvedere aus Polen, vorzugsweise<br />
in ganz grossen Flas<strong>ch</strong>en und<br />
«bedarfsweise» erworben über einen alters-<br />
Bild: DIWISA<br />
konformen Mittelsmann. Der in der Charente<br />
fünffa<strong>ch</strong> destillierte Weizen-<strong>Wodka</strong><br />
Grey Goose und der aus ho<strong>ch</strong>wertigem polnis<strong>ch</strong>en<br />
Roggen viermal destillierte Belvedere<br />
sind Premium-Produkte und kosten<br />
entspre<strong>ch</strong>end viel (vom Tas<strong>ch</strong>engeld). Ähnli<strong>ch</strong><br />
aufwendig hergestellt und teuer sind<br />
a<strong>ch</strong>tfa<strong>ch</strong> destillierter und mit filtriertem<br />
Glets<strong>ch</strong>erwasser versetzter russis<strong>ch</strong>er Imperia<br />
aus Winterweizen, vierfa<strong>ch</strong> destillierter<br />
und sehr anspre<strong>ch</strong>end präsentierter amerikanis<strong>ch</strong>er<br />
Skyy90 Vodka ebenfalls aus Winterweizen<br />
oder aussergewöhnli<strong>ch</strong> langsam<br />
destillierter und im Winter natürli<strong>ch</strong> kältefiltrierter<br />
russis<strong>ch</strong>er Stoli<strong>ch</strong>naya Elit aus<br />
Roggen-Weizen-Mais<strong>ch</strong>e. Sol<strong>ch</strong>e <strong>Wodka</strong>s<br />
geniesst man – am besten pur bei Zimmertemperatur.<br />
Mit Farben und Aromen will man Käufersegmente<br />
erobern. Absolut Vodka aus<br />
S<strong>ch</strong>weden zelebrierte 1979 zum 100jährigen<br />
Firmenbestehen den Relaun<strong>ch</strong> mit dem<br />
klassis<strong>ch</strong>en aus Winterweizen gebrannten<br />
<strong>Wodka</strong>. Seit 1986 werden praktis<strong>ch</strong> jährli<strong>ch</strong><br />
neue mit natürli<strong>ch</strong>en Zutaten hergestellte,<br />
völlig ungesüsste Ges<strong>ch</strong>macksvarianten auf<br />
den Markt gebra<strong>ch</strong>t, in den letzten vier Jahren<br />
die Produkte Rasperri, Apea<strong>ch</strong>, Apears,<br />
Mango. Fru<strong>ch</strong>tvarianten gibt es au<strong>ch</strong> von<br />
anderen Häusern wie Belvedere, Finlandia,<br />
Grey Goose oder Smirnoff. Wyborowa aromatisiert<br />
mit Rosenblättern bzw. mit gerösteten<br />
Mandeln. Flagman ist der «Hoflieferant»<br />
des heutigen Kreml. Beat Hirt von<br />
Glen Fahrn in Züri<strong>ch</strong> bes<strong>ch</strong>reibt diesen<br />
<strong>Wodka</strong> als «gearbeitet wie ein Bauerns<strong>ch</strong>naps<br />
für Mens<strong>ch</strong>en, die den ursprüngli<strong>ch</strong>en<br />
<strong>Wodka</strong> su<strong>ch</strong>en». Diesen günstigen<br />
<strong>Wodka</strong> gibt es in Varianten mit Zitrus- und<br />
mit Birkenknospenzusatz.<br />
Dann wären da no<strong>ch</strong> die <strong>Wodka</strong>s des<br />
obersten Preissegments in Flacons anstelle<br />
gewöhnli<strong>ch</strong>er Flas<strong>ch</strong>en wie der eingangs<br />
erwähnte Vodka Kauffman: Das in Frankrei<strong>ch</strong><br />
hergestellte Behältnis erinnert an den<br />
ägyptis<strong>ch</strong>en Horusfalken, der Inhalt ist edel.<br />
Soft Selected ist mit natürli<strong>ch</strong>em Honig und<br />
Ginsengtinktur aromatisiert. Hard Selected<br />
enthält – gemäss mikroskopis<strong>ch</strong> klein<br />
gedruckter Rückenetikette – Zucker, natürli<strong>ch</strong>en<br />
Honig und Pantokrinextrakt. Pantokrin<br />
ist Bast vom Geweih des jungen Maralhirs<strong>ch</strong>es<br />
und soll Hormone, Vitamine,<br />
Mineralsalze und Antioxidantien enthalten.<br />
Das erinnert an den Gebrau<strong>ch</strong> des <strong>Wodka</strong>s<br />
im Mittelalter; er begann seine Karriere als<br />
Medizin. Au<strong>ch</strong> so etwas steht auf der Rückenetikette:<br />
mit 100 ml nimmt man 224 kcal<br />
L EBENSMITTEL GETRÄNKE<br />
zu si<strong>ch</strong>! Von Kauffman gibt’s no<strong>ch</strong> Vintage-<br />
<strong>Wodka</strong>s von Weizen einer einzigen Ernte<br />
und extrem teure bzw. teuer verpackte<br />
Spezialabfüllungen. Polnis<strong>ch</strong>er Wyborowa<br />
Exquisite ist ein dreifa<strong>ch</strong> destillierter Brand<br />
aus polnis<strong>ch</strong>em Roggen in kleiner Auflage;<br />
die Flas<strong>ch</strong>e hat der amerikanis<strong>ch</strong>e Starar<strong>ch</strong>itekt<br />
Frank Gehry (Novartis Campus Basel,<br />
Guggenheim Museum Bilbao) designt. Premium-Produkt,<br />
designte Flas<strong>ch</strong>e, vernünftiger<br />
Preis: da s<strong>ch</strong>liesst si<strong>ch</strong> der Kreis der<br />
<strong>Wodka</strong>-Betra<strong>ch</strong>tungen, und wir sind zurück<br />
beim Xellent aus der S<strong>ch</strong>weiz.<br />
1 Anmerkung zur Brennsäule: Sie hat eine<br />
weitere wi<strong>ch</strong>tige Funktion. Williams-Brände,<br />
die wegen eines spezifis<strong>ch</strong>en Fru<strong>ch</strong>tpektins<br />
viel Methanol enthalten, werden in diese<br />
Säule demethanolisiert.<br />
2 Anmerkung zur Verkostung: <strong>Wodka</strong> wird<br />
in gastronomis<strong>ch</strong>en Betrieben ganz selbstverständli<strong>ch</strong><br />
aus dem Kühls<strong>ch</strong>rank und in<br />
eisig-kalten geradwandigen Gläsern serviert.<br />
I<strong>ch</strong> bitte jeweils, ein kleineres bau<strong>ch</strong>iges Glas<br />
(z.B. Portweinglas) zu benützen, und wärme<br />
den Inhalt in den Händen auf. Auf diese<br />
Weise werden die sehr zurückhaltenden<br />
Ges<strong>ch</strong>macksnuancen ho<strong>ch</strong>wertiger <strong>Wodka</strong>s<br />
erlebbar.<br />
<strong>lisanne</strong>.pc@wortundwein.<strong>ch</strong><br />
Literatur:<br />
W.S. Grigorjewa: <strong>Wodka</strong>. Leopold Stocker<br />
Verlag, Graz - Stuttgart, 2007.<br />
Kommentar: Mögli<strong>ch</strong>erweise problematis<strong>ch</strong>e<br />
russis<strong>ch</strong>e Vorlage, ganz si<strong>ch</strong>er aber<br />
inkompetente Übersetzung, die eine Art<br />
Parallelwelt ers<strong>ch</strong>afft (z.B. ist ein<br />
Kondensator hier «eine Art Kühls<strong>ch</strong>rank»).<br />
Weder Lektorat no<strong>ch</strong> Korrektorat. Ohne<br />
fundiertes Fa<strong>ch</strong>wissen über<br />
Alkoholdestillation nahezu unlesbar.<br />
Anspre<strong>ch</strong>ende Gestaltung, Fundus an<br />
Originalquellen und ausgezei<strong>ch</strong>nete<br />
Bebilderung.<br />
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