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Prof. Dr. Nick Lin-Hi<br />
Juniorprofessur für Corporate Social Responsibility<br />
Unternehmensethik<br />
HWS 2009/10
CSR@Uni Mannheim<br />
Unternehmensethik | HWS 2009/10 | Prof. Dr. Nick Lin-Hi<br />
http://csr.uni-mannheim.de<br />
2
Syllabus<br />
09.10. Einführung<br />
16.10. Wirtschaft & Ethik: Vertiefung & Illustrationen<br />
23.10. Das Entfremdungsproblem & Fallstudien (u.a. Ford Pinto)<br />
30.10. Die moralische Qualität der Marktwirtschaft<br />
06.11. Corporate Social Responsibility<br />
20.11. Fallstudie „Enron“<br />
27.11. Klausurtraining<br />
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3
Ziele der Veranstaltung<br />
Am Ende der Veranstaltung sollten Sie<br />
� die Bedeutung von Anreizen &,<br />
� die Logik von Spielregeln (Institutionen) verstanden haben,<br />
� differenziert zu Marktwirtschaft und deren moralische Qualität<br />
Stellung nehmen können,<br />
� wissen, um was es bei CSR (nicht) geht,<br />
� sich an Diskursen über Moral in der Wirtschaft beteiligen<br />
können,<br />
� unternehmerische Aktivitäten differenziert bewerten können,<br />
� (tieferliegende) Zusammenhänge verstehen,<br />
� in der Lage sein, (kritische) Fragen zu stellen!<br />
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Reflexionsfähigkeit<br />
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Literatur I<br />
Basisliteratur (BL)<br />
� M. Friedman 1970: The Social Responsibility Of Business Is to<br />
Increase Its Profits; in: The New York Times Magazine, 13.<br />
September 1970, S. 32-33, S. 122-126.<br />
� S. Ghoshal 2005: Bad Management Theories Are Destroying Good<br />
Management Practices; in: Academy of Management Learning and<br />
Education, 4 (1), p. 75-91.<br />
� N. Lin-Hi, A. Suchanek 2009: Eine wirtschaftsethische<br />
Kommentierung der Finanzkrise; in: Forum Wirtschaftsethik, 17. Jg.,<br />
Nr. 1, S. 20-27.<br />
� A. Suchanek 2007: Ökonomische Ethik, 2. Auflage, Tübingen.<br />
� A. Suchanek, N. Lin-Hi 2008: Die gesellschaftliche Verantwortung<br />
von Unternehmen in der Marktwirtschaft, in: L. Heidbrink, A. Hirsch<br />
(Hrsg.): Verantwortung als marktwirtschaftliches Prinzip. Zum<br />
Verhältnis von Moral und Ökonomie, Frankfurt am Main, S. 69-96.<br />
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5
Literatur II<br />
Zur Vertiefung (ZV)<br />
� A.B. Carroll 1991: The Pyramid of Corporate Social Responsibility:<br />
Toward the Moral Management of Organizational Stakeholders; in:<br />
Business Horizons, 34 (4), S. 39-48.<br />
� G. Hardin 1968: The Tragedy of the Commons; in: Science, 162<br />
(3859), p. 1243-1248.<br />
� F.A. v. Hayek 1976: Law, Legislation and Liberty; Vol. 3: The Mirage<br />
of Social Justice; Chicago.<br />
� K. Homann, A. Suchanek 2005: Ökonomik. Eine Einführung, 2.<br />
Aufl.; Tübingen.<br />
� N. Lin-Hi 2009: Eine Theorie der Unternehmensverantwortung;<br />
Berlin.<br />
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Klausuranforderungen<br />
Differenzierte Stellungnahme zu einem Sachverhalt<br />
� Nachweis, dass grundlegende Zusammenhänge verstanden wurden<br />
� Strukturierungsleistung<br />
� Chancen, Herausforderungen & Probleme erkennen<br />
� Güte der Argumentation ist entscheidend<br />
� Keine Abfrage von Detailwissen<br />
� Klausurstellung in deutsch und englisch<br />
� Prüfungstermin: 15.12.2009<br />
Klausurtraining am 27.11.2009<br />
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7
Organisatorisches<br />
Homepage: http://lin-hi.bwl.uni-mannheim.de<br />
� Skript ( bis Donnerstagmittag vor der Veranstaltung verfügbar)<br />
� Veranstaltungstermine<br />
Literatur:<br />
� Studierendenportal � E-Learning<br />
Tutorin für Austauschstudierende: Larisa Topalo<br />
� Kontakt per Mail: lta6@sfu.ca<br />
� Tutorien (englisch): 14.30-16.00 Uhr, O 048-050<br />
� 27.10.<br />
� 03.11.<br />
� 10.11<br />
� 17.11<br />
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Sonstiges<br />
Orientierungspunkte<br />
� Zentrale Botschaften<br />
� einfach und prägnant formuliert<br />
Literaturhinweise<br />
BL: Basisliteratur<br />
ZV: Zur Vertiefung<br />
�<br />
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OP<br />
(Kritische) Fragen?<br />
Jederzeit und gerne!<br />
9
Moral und Eigeninteresse<br />
�<br />
Eigeninteresse<br />
(Gewinn, Wettbewerbsvorteile,<br />
Kundengewinnung etc.)<br />
�<br />
OP<br />
�<br />
Moral und Eigeninteresse sind miteinander in Einklang zu<br />
bringen bzw. füreinander fruchtbar zu machen<br />
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Die gesellschaftliche<br />
Zusammenarbeit zum<br />
gegenseitigen Vorteil<br />
Moral<br />
(Nachhaltigkeit, Solidarität etc.)<br />
10
„St. Martin-Symptom“<br />
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11
Philosophischer Exkurs<br />
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Immanuel Kant (1724-1804)<br />
„Es ist überall nichts in der Welt, ja<br />
überhaupt auch außer derselben zu<br />
denken möglich, was ohne<br />
Einschränkung für gut könnte<br />
gehalten werden, als allein ein<br />
GUTER WILLE.“<br />
(aus: Grundlegung zur Metaphysik der Sitten,<br />
Beginn 1. Abschnitt)<br />
� Nach Kant verliert eine Handlung ihren moralischen Wert, wenn Sie<br />
nicht aus sich heraus, sondern aus Eigeninteresse motiviert ist.<br />
� Implikation: „Moral muss weh tun!“ (insbesondere im deutschsprachigen<br />
Raum ist diese Vorstellung weit verbreitet)<br />
12
Das menschliche Wesen<br />
Jeder Mensch ist ein moralisches Subjekt, zur Freiheit und mit Würde<br />
begabt, und zugleich ein empirisches Wesen, das biologischen,<br />
psychologischen u.a. Bedingungen unterworfen ist.<br />
�<br />
Es verstößt konstitutiv gegen die Würde des Menschen, dauerhaft<br />
systematisch gegen sein Eigeninteresse handeln zu sollen!<br />
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Moral hat anreizkompatibel zu sein!<br />
OP<br />
13
Normativität in der modernen Gesellschaft<br />
1. Moralische Ideale<br />
2. Empirische<br />
Bedingungen<br />
.<br />
3. Ethische Urteile<br />
und Forderungen<br />
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� Frieden<br />
� Weltweite Verwirklichung der<br />
Menschenrechte<br />
� Medizinische Vollversorgung<br />
� Abschaffung von Armut, Hunger,<br />
Kindersterblichkeit…<br />
� (Soziale) Gerechtigkeit<br />
� Nachhaltigkeit<br />
� …<br />
Ein gemeinsames Interesse sichert nicht bereits dessen<br />
Realisierung! (� Logik des kollektiven Handelns)<br />
BL: Suchanek 2007, S. 42-46.<br />
14
Normativität in der modernen Gesellschaft<br />
1. Moralische Ideale<br />
2. Empirische<br />
Bedingungen<br />
.<br />
3. Ethische Urteile<br />
und Forderungen<br />
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� Naturgesetze<br />
� Begrenzte Ressourcen<br />
� Stand der Technik<br />
� Budgetrestriktionen<br />
� Wettbewerbsbedingungen<br />
� Das Verhalten der Anderen<br />
� Institutionen (rechtliche, soziale,<br />
kulturelle, moralische Normen)<br />
� …<br />
„Wir streben nach dem Besten, was wir innerhalb der Grenzen der<br />
Wirklichkeit erreichen können.“ (Rawls)<br />
15
Normativität in der modernen Gesellschaft<br />
1. Moralische Ideale<br />
2. Empirische<br />
Bedingungen<br />
.<br />
3. Ethische Urteile<br />
und Forderungen<br />
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Die Herleitung ethischer Urteile und<br />
Forderungen setzt die Integration von<br />
(1) moralischen Idealen und (2)<br />
empirischen Bedingungen voraus!<br />
CSR kann nicht losgelöst von den gesellschaftlichen und<br />
wirtschaftlichen Restriktionen bestimmt werden!<br />
16
Beispiel Kinderarbeit<br />
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Kinderarbeit<br />
� Definition laut ILO (Internationale<br />
Arbeitsorganisation): Kinder unter<br />
14 Jahre<br />
� Derzeit arbeiten ca. 200 Mio.<br />
Kinder weltweit (Unicef)<br />
Institutionelle Standards<br />
� SA 8000<br />
� Global Compact<br />
� BSCI<br />
Wie ist Kinderarbeit zu bewerten?<br />
17
Beispiel „redlining“<br />
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Redlining<br />
� Urspr. Klassifizierung von<br />
Risikogruppen entlang Regiooder<br />
Geodaten<br />
� Später Synonym für<br />
Diskriminierung aufgrund von<br />
Merkmalen wie Geschlecht<br />
oder Abstammung<br />
Anmerkung:<br />
Heutige Kreditscorings basieren auf<br />
mathematisch-statistischen Risiko-<br />
einstufungen über Merkmale (etwa Alter,<br />
Wohnort, Beruf, Höhe des Einkommens,<br />
Familienstand, Zahl der Kinder, Häufigkeit<br />
der Umzüge, Kontoumsätze etc.).<br />
18
The American Dream<br />
� Normatives Ideal: Eigenheim für jeden Bürger<br />
� Umsetzung: Etablierung entsprechender Anreiz-strukturen<br />
� Unzureichende Berücksichtigung von Folgewirkungen (Gestaltung von<br />
zukünfti-gen Bedingungen)<br />
� Treiber der Finanzkrise<br />
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19
Normativistischer Fehlschluss<br />
1. Moralische Ideale<br />
2. Empirische<br />
Bedingungen<br />
3. Ethische Urteile<br />
und Forderungen<br />
�<br />
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Normativistischer<br />
Fehlschluss:<br />
Vernachlässigung<br />
relevanter empirischer<br />
Bedingungen bei der<br />
Herleitung ethischer Urteile<br />
und Forderungen<br />
Wichtig: Interaktionsbedingungen beachten!<br />
20
In der IHK Wetzlar<br />
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21
Dilemmastruktur<br />
Wirtschafts- und Unternehmensethik befasst sich mit der Frage, wie die<br />
gesellschaftliche Zusammenarbeit zum gegenseitigen Vorteil unter den<br />
jeweils gegebenen empirischen Bedingungen verbessert werden kann<br />
bzw. was eine bessere Zusammenarbeit verhindert.<br />
Das zentrale Konzept zur<br />
Analyse der Hindernisse<br />
gelingender gesellschaftlicher<br />
Zusammenarbeit zum<br />
gegenseitigen Vorteil ist das der<br />
Dilemmastrukturen.<br />
BL: Suchanek 2007, S. 52-70.<br />
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Dilemmastruktur:<br />
Interaktionssituation, in der Infor-<br />
mations- und Anreizprobleme eine<br />
gesellschaftliche Zusammenarbeit zum<br />
gegenseitigen Vorteil verhindern<br />
(können).<br />
22
Interaktionsbedingungen<br />
Spieler A<br />
�<br />
Kooperation<br />
Nicht-<br />
Kooperation<br />
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I<br />
III<br />
Kooperation<br />
3 , 3<br />
4 , 1<br />
Spieler B<br />
II<br />
IV<br />
Nicht-<br />
Kooperation<br />
1 , 4<br />
2 , 2<br />
Fehlende Anreize für Kooperation bzw. Nicht-<br />
Kooperation als dominante Strategie<br />
23
Interaktionsbedingungen<br />
Spieler A<br />
�<br />
Kooperation<br />
Nicht-<br />
Kooperation<br />
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I<br />
III<br />
Kooperation<br />
3 , 3<br />
4 , 1<br />
Spieler B<br />
II<br />
IV<br />
Nicht-<br />
Kooperation<br />
1 , 4<br />
2 , 2<br />
Kollektive Selbstschädigung (beachte: Kooperation kann<br />
nicht per normativen Appellen eingefordert werden)<br />
24
Beispiele im Alltag?<br />
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25
Institutionelle Koordination<br />
Spieler A<br />
�<br />
Kooperation<br />
Nicht-<br />
Kooperation<br />
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I<br />
III<br />
Kooperation<br />
3 , 3<br />
4-2 , 1<br />
Spieler B<br />
II<br />
IV<br />
Nicht-<br />
Kooperation<br />
1 , 4-2<br />
2-2 , 2-2<br />
Institution sanktioniert niedrige Standards mit – 2.<br />
Folge: Kooperation wird anreizkompatibel<br />
26
Institutionen<br />
� Definition:<br />
anreizbewehrte, dauerhafte,<br />
gestaltbare Regeln zur<br />
Koordination individueller<br />
Handlungen.<br />
� Funktion:<br />
Ermöglichung einer<br />
hinreichenden Berechenbarkeit<br />
wechselseitiger Verhaltens-<br />
erwartungen<br />
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Beispiele:<br />
� Verfassung<br />
� BGB, StGB, HGB usw.<br />
� Eigentumsordnung<br />
� Straßenverkehrsordnung<br />
� DIN- bzw. ISO-Normen<br />
� Soziale bzw. kulturelle<br />
Normen<br />
� …<br />
Institutionen haben moralische Qualität, sofern sie<br />
Investitionen in die Bedingungen der gesellschaftlichen<br />
Zusammenarbeit zum gegenseitigen Vorteil fördern.<br />
Verträge<br />
(Wechselseitige<br />
Selbstbeschränkungen)<br />
27
Zur Relevanz von Institutionen<br />
�<br />
Kein Akteur hat vollständige Kontrolle über (von ihm) erwünschte<br />
soziale Ergebnisse/Zustände.<br />
Jede Interaktion ist durch gemeinsame und konfligierende<br />
Interessen geprägt.<br />
Zusammenarbeit zum gegenseitigen Vorteil ist nur gemeinsam<br />
realisierbar � Idee der bedingten Zusammenarbeit („Ich bin bereit,<br />
vorausgesetzt, dass auch die anderen bereit sind.“)<br />
Institution forcieren gesellschaftlich erwünschte<br />
Handlungen und fördern moralisches Verhalten<br />
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28
Bedingungen für funktionsfähige Institutionen<br />
� Die Geltung der Institutionen muss gewährleistet sein:<br />
� Die Institutionen müssen für alle gelten („Herrschaft des Gesetzes“)<br />
� (Interne oder externe) Sanktionen müssen hoch genug sein, um Nicht-<br />
Kooperation unattraktiv zu machen.<br />
� Aufdeckung von Nicht-Kooperation und Durchführung der<br />
Sanktionierung muss hinreichend glaubwürdig sein.<br />
� Die Institutionen müssen über die Zeit stabil sein bzw. Änderungen<br />
sollten berechenbar erfolgen.<br />
� Die Kosten der Etablierung und Durchsetzung dürfen nicht zu hoch<br />
sein.<br />
� Verschiedene Institutionen müssen miteinander hinreichend<br />
verträglich/konsistent sein.<br />
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29
Fallstudie Fischerei<br />
� In Kanada ist die jahrzehntelang florierende Dorschfischerei mit 30.000<br />
Arbeitsplätzen durch Überfischung der Bestände 1990 vollständig<br />
zusammengebrochen.<br />
� Im Nordost-Atlantik sind 40 von 60 Beständen von Speisefischen wie<br />
Kabeljau, Seehecht oder Seezunge stark überfischt. Die EU-Fischereiflotte ist<br />
um über 40 % zu groß. Gleichzeitig subventioniert (noch) die EU die<br />
Fischereiflotte jährlich mit 1,4 Milliarden Euro, wovon ein großer Teil in die<br />
Vergrößerung der Flotten statt in deren Abbau investiert wird.<br />
� Nach einer Studie des WWF stehen einige Fischpopulationen des Mittelmeers<br />
vor dem Aussterben. Für eine tragfähige Fischerei müsste die Flotte auf ein<br />
Drittel reduziert werden.<br />
� Lokale Fischer Senegals und anderer Länder leiden zunehmend unter<br />
Fischereiflotten europäischer Länder, die in die betreffenden Gewässer<br />
ausweichen.<br />
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30
Fallstudie Fischerei<br />
Annahmen:<br />
1. Drei Fischer fischen gleichzeitig.<br />
2. Die Gesamtkosten einer Ausfahrt betragen 3 Einheiten; Gewinn<br />
entsteht daher mit einem Fangergebnis über 3 Einheiten.<br />
3. Ein Schiff kann bei einer Ausfahrt höchstens 5 Einheiten fischen.<br />
4. Die Fische vermehren sich jährlich um 10 Prozent bis zu einem<br />
Höchstwert von 100 Einheiten.<br />
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31
Fallstudie Fischerei<br />
Jahr Ende+10% Meer F1 F2 F3 Ende<br />
1 100<br />
2<br />
3<br />
4<br />
5<br />
…<br />
Nachhaltiger Pfad:<br />
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32
Fallstudie Fischerei: Einsichten<br />
� Das Gewinnstreben des Einzelnen kann gesellschaftlich<br />
unerwünschte Folgen haben.<br />
� Dieses Gewinnstreben wird durch den Wettbewerb verstärkt<br />
(beachte: Wettbewerb lässt sich – geeignete Institutionen vorausgesetzt - in<br />
den Dienst gesellschaftlicher Interessen stellen).<br />
� Die „Tragik der Allmende“ ist durch Appelle an den einzelnen nicht<br />
lösbar („Conscience is self-eliminating“; G. Hardin), denn dessen<br />
Zurückhaltung erhöht den Anreiz für andere, maximale Quoten zu<br />
fischen.<br />
� Nötig sind vielmehr anreizkompatible Spielregeln (Institutionen),<br />
z.B. Privateigentum.<br />
BL: Harding 1968<br />
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33
Institutionelle Koordination<br />
Institutionen sind die Voraussetzung für gesellschaftlich<br />
erwünschte Handlungen, bedingen diese aber noch nicht!<br />
Unvollständigkeit/Offenheit von Regeln<br />
� Komplexität<br />
� Kontingenz der Zukunft<br />
� Freiheitseröffnung<br />
Kontrollierte Schließung von<br />
kollektiv problematischen<br />
Handlungsspielräumen<br />
Systematische Eröffnung von<br />
gesellschaftlicher Freiheit<br />
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Beispiel: Straßenverkehrsordnung<br />
34
Institutionelle Freiheit<br />
Der primäre Sinn von Institutionen ist nicht die Beschränkung,<br />
sondern die Eröffnung von Freiheit bzw. nicht die Realisierung<br />
sozialer Zustände, sondern die erfolgreiche Koordination<br />
individueller Handlungen freier Subjekte<br />
Beispiel Privateigentum<br />
� Eigentümer ist – innerhalb der gesetzlichen Schranken – frei im<br />
Umgang mit diesem<br />
� Eigentumsrechte umfassen die Entscheidungsgewalt über den<br />
Umgang mit Dingen im Hinblick auf<br />
� Nutzung<br />
� Ver- und Abänderung<br />
� Übertragung<br />
� Ausschluss von Dritten vom Umgang<br />
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35
Zusammenhänge<br />
�<br />
3<br />
2<br />
1<br />
Normativität liegt auf verschiedenen Ebenen<br />
Spielverständnis<br />
Spielregeln<br />
Spielzüge<br />
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OP<br />
36
Prof. Dr. Nick Lin-Hi<br />
Juniorprofessur für Corporate Social Responsibility<br />
Unternehmensethik<br />
HWS 2009/10
Moral und Eigeninteresse<br />
�<br />
Eigeninteresse<br />
(Gewinn, Wettbewerbsvorteile,<br />
Kundengewinnung etc.)<br />
�<br />
�<br />
Moral und Eigeninteresse sind miteinander in Einklang zu<br />
bringen bzw. füreinander fruchtbar zu machen<br />
Unternehmensethik | HWS 2009/10 | Prof. Dr. Nick Lin-Hi<br />
Die gesellschaftliche<br />
Zusammenarbeit zum<br />
gegenseitigen Vorteil<br />
Moral<br />
(Nachhaltigkeit, Solidarität etc.)<br />
2
Rekapitulation<br />
� Moral und Eigeninteresse sind simultan zur Geltung zu bringen<br />
� Nicht die Gesinnung der Akteure ist das Problem, sondern die Logik<br />
der Situation (Spiel „Gemeinschaftsprojekt“)<br />
� Bedeutung institutioneller Koordination (gute Spielregeln sind<br />
Voraussetzung, um Ethik zur Geltung bringen zu können)<br />
� Moral hat anreizkompatibel zu sein (Problem der Ausbeutbarkeit<br />
moralischer Vorleistungen)<br />
� Normative Ideale sind mit empirischen Bedingungen in Einklang zu<br />
bringen (Frage nach den relevanten Alternativen)<br />
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3
Wette auf den Tod<br />
� Ende der 1980er Jahre entwickelten Finanzmakler folgendes<br />
Geschäft: Sie boten Aids-Kranken an, ihre Lebensversicherungspolicen<br />
abzukaufen.<br />
� Die Rendite dieses Geschäfts ist umso höher, je rascher der Kranke<br />
stirbt. Man sprach deshalb auch von „Wetten auf den Tod“.<br />
� Der Markt mit Aids-Policen brach 1996 weitgehend zusammen,<br />
nachdem lebensverlängernde Therapien auf den Markt kamen (zu<br />
Beginn empfanden manche Investoren den Kauf von Medikamenten<br />
seitens der Kranken als eine Art Vertragsbruch).<br />
� Mittlerweile existiert ein allgemeiner „Second-hand-Markt“ („viatical<br />
settlements“) mit ähnlichen Produkten.<br />
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4
Wette auf den Tod<br />
� Verletzen solche Geschäfte („mit dem Tod“) gesellschaftliche<br />
Wertvorstellungen bzw. sind sie „moralisch verwerflich“?<br />
� Nutzen die Investoren die Not der Kranken in unangemessener<br />
Weise aus?<br />
� Untergraben derartige Kommerzialisierungsprozesse die Achtung<br />
vor der Würde des Menschen?<br />
� Ermöglichen solche Tauschchancen den Aids-Kranken ein<br />
„gelingenderes Leben“ und liegt darin eine Begründung für die<br />
ethische Aufwertung derartiger Geschäfte?<br />
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5
Wette auf den Tod<br />
� Tausch ist Ausdruck individueller Freiheit (Abwesenheit von Zwang).<br />
� Tausch ist eine Form der (gesellschaftlichen) Zusammenarbeit zum<br />
gegenseitigen Vorteil – und hat damit grundsätzlich sittliche Qualität.<br />
� Dies gilt solange, wie die Würde eines Tauschpartners oder die<br />
berechtigten Interessen Dritter nicht verletzt werden.<br />
� Manche moralisch sensiblen Tauschprozesse bedürfen der<br />
begleitenden ethischen Reflexion; anderenfalls droht ein<br />
Entfremdungsproblem.<br />
Ist es ethisch vertretbar, soziale Beziehungen auf ökonomische Größen<br />
zu reduzieren?<br />
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6
Reduktion vs. Reduktionismus<br />
� Jedes (!) Modell ist eine Reduzierung der Wirklichkeit<br />
� Die Reduzierung dient<br />
� der Handhabung von Komplexität<br />
� der Verfolgung von spezifischen Fragestellungen<br />
� der Erkenntnis von hochselektiven Einsichten<br />
Die Frage- bzw. Problemstellung definiert die Adäquanz eines Modells<br />
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7
Reduktion vs. Reduktionismus<br />
� Physiker: Masse der Astronauten<br />
� Chirurg: Erfolgreiche Operation<br />
� Hersteller von Impfstoffen: Anzahl der Impfdosen<br />
� Dirigent: Klang seines Orchesters<br />
� Professor: Argumente in der Klausur<br />
� Kaufmann: Zahlungsfähigkeit der Konsumenten Noten:<br />
� Noten: Definierte Lernanforderungen<br />
� Preise: Zahlungsbereitschaft<br />
Problemspezifische Reduktion<br />
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8
Reduktionismus<br />
Reduktionismus<br />
� Grenzen der Modelle werden nicht gesehen (� Ideologien)<br />
� Unzweckmäßige Anwendung<br />
� Unzweckmäßige Interpretation<br />
� Wissen über Modellierungen (d.h. auch über Reduktionen)<br />
� Reflektionsfähigkeit<br />
� (Moralische) Urteilskraft bei Interpretationen<br />
� Grenzen des Modells<br />
�<br />
Herausforderungen des „Wiedereintritts“<br />
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9
Unternehmensethik<br />
Unternehmensethik beschäftigt sich mit der Frage, welche<br />
Verantwortung Unternehmen haben und wie sie dieser nachkommen<br />
können.<br />
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Wirtschaftsethik<br />
(Frage nach der moralischen<br />
Qualität der Marktwirtschaft)<br />
Unternehmensethik<br />
Eine belastbare Antwort setzt hinrei-<br />
chende Kenntnisse über wirtschaftliche<br />
Zusammenhänge voraus<br />
10
Wirtschaft & Ethik<br />
Rendite<br />
Kundenpräferenzen<br />
Wettbewerbsvorteile<br />
Vorteile<br />
Preise<br />
Bilanzen<br />
Controlling<br />
Gewinn<br />
Eigenkapital<br />
Unternehmensethik | HWS 2009/10 | Prof. Dr. Nick Lin-Hi<br />
Fairness<br />
Solidarität<br />
Gerechtigkeit<br />
Nächstenliebe<br />
Hilfsbereitschaft<br />
Zahlung/Nichtzahlung (Reduktion!) gut/böse (Reduktion!)<br />
Tugenden<br />
Würde<br />
Moral<br />
Mäßigung<br />
11
Wirtschaftsethische Implikationen?<br />
Moralisches Sollen<br />
� Entfesselte Wirtschaft in ihre Schranken weisen?<br />
� Hierarchisierung von Moral und Eigeninteresse?<br />
� Moralische Appelle?<br />
Unternehmensethik | HWS 2009/10 | Prof. Dr. Nick Lin-Hi<br />
12
Perspektive einer normativen Dominanz<br />
Primat der Moral*<br />
� Notwendigkeit der prinzipiellen Bereitschaft, auf Gewinne zu<br />
verzichten<br />
� Selbstbeschränkung liegt in einem Selbstzweck<br />
� Fokus auf das „vernünftige Wollen“<br />
Sachzwangcharakter des Marktes wird in Frage gestellt<br />
Unternehmensethik | HWS 2009/10 | Prof. Dr. Nick Lin-Hi<br />
* Zu finden etwa bei Peter Ulrich 2008: Integrative<br />
Wirtschaftsethik, 4. Aufl., Bern.<br />
13
Anmaßung des Sollens<br />
Trivialisierung empirischer Bedingungen<br />
� Unternehmen agieren unter Wettbewerbsbedingungen<br />
� Gewinnorientierung hat eine gesellschaftliche Funktion<br />
� Akteure sind nicht immer bereit, ihre Interessen zurückzustellen<br />
�<br />
�<br />
Empirische Bedingungen lassen sich nicht normativ<br />
transzendieren<br />
Bedingungen der modernen Gesellschaft werden<br />
unzureichend berücksichtigt<br />
Unternehmensethik | HWS 2009/10 | Prof. Dr. Nick Lin-Hi<br />
14
(Vor-)Moderne Gesellschaft<br />
Vormoderne Gesellschaft (Charakteristika)<br />
� Kleine Gruppe (Dorf-/Stammesgesellschaft)<br />
� Gemeinsamer Wertekanon<br />
� Lebenslange Gruppenzugehörigkeit<br />
� Höhere Instanz erzeugt Verbindlichkeit von Werten<br />
� Persönliche Beziehungen<br />
� Möglichkeit der sozialen Kontrolle<br />
Unternehmensethik | HWS 2009/10 | Prof. Dr. Nick Lin-Hi<br />
Moderne Gesellschaft<br />
X<br />
X<br />
X<br />
Veränderte Bedingungen des gesellschaftlichen Zusammenlebens<br />
erfordern neue Formen von Abstimmungsprozessen<br />
X<br />
X<br />
X<br />
15
Moderne und vormoderne Gesellschaft<br />
Dimensionen /<br />
Gesellschaftsform<br />
Größe der Gruppe<br />
bzw. Reichweite<br />
der Kooperation<br />
Möglichkeiten /<br />
Freiheiten des<br />
Einzelnen<br />
Verständnis der<br />
„Spielregeln“ des<br />
Zusammenlebens<br />
Unternehmensethik | HWS 2009/10 | Prof. Dr. Nick Lin-Hi<br />
vormoderne Gesellschaft moderne Gesellschaft<br />
weitestgehend beschränkt auf<br />
kleine, überschaubare Gruppen<br />
(Sippe, Stamm, Polis, Zunft, Stand)<br />
stark eingeschränkt, i.d.R. fest<br />
eingebunden in vorgegebene soziale<br />
Beziehungen<br />
als gegeben angesehen, relativ<br />
einfach und (i.d.R. auf Grundlage<br />
religiöser Überzeugungen) für jeden<br />
unmittelbar einsichtig<br />
große, unüberschaubare bzw.<br />
anonyme Einheiten (Nation,<br />
Konföderationen wie EU,<br />
„Weltgesellschaft“)<br />
enorm erweitert, weitgehend freie<br />
(Aus-)Wahl von Beziehungen /<br />
individuellen Lebensplänen<br />
als „selbst gemacht“ und damit<br />
kontingent angesehen,<br />
hochkomplex und im Ganzen weder<br />
überschaubar noch unmittelbar<br />
einsichtig<br />
16
Individualisierung<br />
Definition:<br />
Individualisierung ist die<br />
„Herauslösung“ des Individuums<br />
aus festen, gewissermaßen qua<br />
Geburt definierten<br />
Sozialstrukturen (Familie, Sippe,<br />
Stände, Religion etc.)<br />
Wichtig: Individualisierung ≠<br />
Entsozialisierung<br />
�<br />
Unternehmensethik | HWS 2009/10 | Prof. Dr. Nick Lin-Hi<br />
� Zunahme individueller<br />
Möglichkeiten für eigene<br />
Lebenspläne / Lebensgestaltung<br />
� Verlust einer gemeinsamen<br />
„Konzeption des Guten“ (J. Rawls)<br />
� Kontingenz bzw. Wahlmöglichkeit<br />
in Bezug auf soziale Bindungen<br />
� aber auch: Zunahme der Zahl bzw.<br />
des Umfangs wechselseitiger<br />
Abhängigkeiten<br />
� „Freisetzung“ des Eigeninteresses<br />
Wechsel von der Fremd- zur Selbstbestimmung<br />
17
Funktionale Institutionalisierung<br />
Definition:<br />
Funktionale Institutionali-<br />
sierung ist die gezielte<br />
Gestaltung gesellschaftlicher<br />
Spielregeln (Institutionen) im<br />
Hinblick auf funktionale bzw.<br />
zweckrationale Aspekte<br />
�<br />
Unternehmensethik | HWS 2009/10 | Prof. Dr. Nick Lin-Hi<br />
� Versachlichung sozialer<br />
Interaktionen<br />
� Regeln werden bewusst als<br />
Menschenwerk anerkannt<br />
� Verlust an unmittelbarer<br />
Einsichtigkeit und Verbindlichkeit<br />
� „Entzauberung der Welt“ (Weber)<br />
� Problem der Entfremdung<br />
Von der wert- zur regelintegrierten Gesellschaft<br />
18
Werte in der modernen Gesellschaft<br />
� Menschen haben sich selbst die Spielregeln des Zusammenlebens<br />
zu geben<br />
� Begründung für Spielregeln ist im Wollen der Individuen zu suchen<br />
(und zu finden)<br />
� In der modernen wertepluralistischen Gesellschaft ist das Wollen<br />
systematisch aus den (Eigen-)Interessen der Gesellschaftsmitglieder<br />
abzuleiten<br />
� Die Begründung von Normativität ist im wohlverstandenen Eigeninteresse<br />
des Einzelnen zu suchen<br />
� Menschen müssen den (moralischen) Wert von Spielregeln<br />
erkennen<br />
Unternehmensethik | HWS 2009/10 | Prof. Dr. Nick Lin-Hi<br />
19
Konfliktpotenzial<br />
Traditionelle Werte kommen<br />
bisweilen mit funktionalen<br />
Spielregeln in Konflikt<br />
Systematischer Vorrang von<br />
formalem Recht<br />
Unternehmensethik | HWS 2009/10 | Prof. Dr. Nick Lin-Hi<br />
20
Normativität in der modernen Gesellschaft<br />
1. Moralische Ideale<br />
2. Empirische<br />
Bedingungen<br />
.<br />
3. Ethische Urteile<br />
und Forderungen<br />
Unternehmensethik | HWS 2009/10 | Prof. Dr. Nick Lin-Hi<br />
Die Herleitung ethischer Urteile und<br />
Forderungen setzt die Integration von<br />
(1) moralischen Idealen und (2)<br />
empirischen Bedingungen voraus!<br />
21
Beispiel: Gute Arbeit<br />
Gute Arbeit ist ein<br />
gemeinsames Interesse aller<br />
Akteure (AN & AG)<br />
1. Moralische Ideale<br />
2. Empirische<br />
Bedingungen<br />
.<br />
3. Ethische Urteile<br />
und Forderungen<br />
Unternehmensethik | HWS 2009/10 | Prof. Dr. Nick Lin-Hi<br />
Worin liegt das Problem?<br />
1. Subjektive Erwartungen<br />
2. Restriktionen der<br />
Globalisierung<br />
.<br />
3. Gute Arbeit<br />
Gute Arbeit ist unter den Bedingungen der Globalisierung zur Geltung<br />
zu bringen. Entsprechend sind die Restriktionen der Globalisierung<br />
ernst zu nehmen!<br />
22
Globalisierung<br />
Allgemein<br />
� Weltweite Verflechtung von Interaktionen<br />
� Zunahme von Arbeitsteilung (� Anstieg an Abhängigkeiten)<br />
� Globale Wertschöpfung<br />
� Intensivierung von Wettbewerb<br />
� …<br />
Implikationen für die Arbeitswelt<br />
� Lebenslanges Lernen<br />
� Mobilitätsanforderungen<br />
� Flexibilität<br />
� …<br />
Unternehmensethik | HWS 2009/10 | Prof. Dr. Nick Lin-Hi<br />
23
Entfremdungsproblem<br />
„Gute Arbeit“ ist eine Frage<br />
� empirischer Bedingungen &<br />
� subjektiver Einstellungen, die von den subjektiven Werten, Wünschen<br />
und Interpretationen der empirischen Bedingungen abhängen.<br />
Empirische Bedingungen Subjektive Einstellungen<br />
Globalisierung<br />
� Zunahme des Wettbewerbs<br />
� Internationale Wertschöpfung<br />
� Digitalisierung<br />
� …<br />
Ökonomische<br />
Notwendigkeit<br />
Unternehmensethik | HWS 2009/10 | Prof. Dr. Nick Lin-Hi<br />
Entfremdung<br />
Employability<br />
� Lebenslanges Lernen<br />
� Mobilität<br />
� Flexibilität<br />
� …<br />
Individuelle<br />
Zumutungen<br />
24
Der Mensch im Mittelpunkt<br />
HUMANKAPITAL<br />
Unternehmensethik | HWS 2009/10 | Prof. Dr. Nick Lin-Hi<br />
Unwort des Jahres 2004<br />
„Humankapital degradiert nicht nur<br />
Arbeitskräfte in Betrieben, sondern<br />
Menschen überhaupt zu nur noch<br />
ökonomisch interessanten Größen.“<br />
Jeder Mensch ist ein moralisches Subjekt, zur Freiheit und mit Würde<br />
begabt, und zugleich ein empirisches Wesen, das biologischen,<br />
psychologischen u.a. Bedingungen unterworfen ist.<br />
Mensch als<br />
moralisches<br />
Subjekt<br />
Mensch als<br />
empirisches<br />
Wesen<br />
25
Eine Frage der Perspektive<br />
Arbeitnehmer Arbeitgeber<br />
� Einkommen<br />
� Sicherheit<br />
� Emotionales Gleichgewicht<br />
� Wertschätzung der Arbeit<br />
� Sinngehalt<br />
� …<br />
Gute Arbeit<br />
Unternehmensethik | HWS 2009/10 | Prof. Dr. Nick Lin-Hi<br />
� Verhältnis Kosten-Erträge<br />
� Produktivität<br />
� Innovationsbereitschaft<br />
� Fehlzeiten<br />
� Fluktuation<br />
� …<br />
� Beide Sichtweisen sind angemessen, aber eben nicht das Gleiche<br />
� Gute Arbeit wird unterschiedlich interpretiert<br />
26
Eine gemeinsame Basis<br />
� Der Wunsch nach guter Arbeit konstituiert ein ausgeprägtes<br />
gemeinsames Interesse<br />
� Aber: Gemeinsame Interessen gehen stets mit gegensätzlichen<br />
Interessen einher<br />
� Gerade deshalb sind die Gemeinsamkeiten herauszuarbeiten und<br />
zu stärken<br />
Orientierungspunkt:<br />
Die Goldene Regel<br />
Unternehmensethik | HWS 2009/10 | Prof. Dr. Nick Lin-Hi<br />
Investiere in die Bedingungen der<br />
gelingenden Zusammenarbeit zum<br />
gegenseitigen Vorteil!<br />
27
Investitionen<br />
Arbeitnehmer:<br />
Bereitstellung ihrer Arbeitskraft<br />
für den Prozess der<br />
Wertschöpfung<br />
Unternehmensethik | HWS 2009/10 | Prof. Dr. Nick Lin-Hi<br />
Gute Arbeit<br />
(Voraussetzungen, Prozess,<br />
Ergebnisse)<br />
Vertrauen Verantwortung<br />
Respekt Fairness<br />
Arbeitgeber:<br />
Steuerung des<br />
Wertschöpfungsprozesses &<br />
angemessene Entlohnung<br />
28
Bedeutung des Dialogs<br />
1. Moralische Ideale<br />
2. Empirische<br />
Bedingungen<br />
.<br />
3. Ethische Urteile<br />
und Forderungen<br />
Unternehmensethik | HWS 2009/10 | Prof. Dr. Nick Lin-Hi<br />
1. Subjektive Erwartungen<br />
2. Restriktionen der<br />
Globalisierung<br />
.<br />
3. Gute Arbeit<br />
Dialog ist die Voraussetzung, um Investitionen in die<br />
Bedingungen guter Arbeit zu ermöglichen<br />
� Investitionen in die Anpassung subjektiver Erwartungen an die<br />
Bedingungen der globalisierten Welt<br />
� Investitionen in „objektive“ Arbeitsbedingungen<br />
29
Der Fall Bochum<br />
Die geplante Schließung des Standorts Bochum wird voraussichtlich etwa<br />
2.300 Nokia Beschäftigte betreffen.<br />
Die Entscheidung von Nokia, die Produktion in Bochum stillzulegen, ist auf die<br />
fehlende Wettbewerbsfähigkeit des Standortes zurückzuführen. Eine<br />
Erneuerung des Standorts würde zusätzliche Investitionen erfordern, doch<br />
selbst diese würden nicht dazu führen, die Produktion in Bochum weltweit<br />
wettbewerbsfähig zu machen. […]“<br />
Unternehmensethik | HWS 2009/10 | Prof. Dr. Nick Lin-Hi<br />
„Nokia plant, die Produktion mobiler<br />
Endgeräte in Deutschland einzustellen<br />
und den Standort Bochum bis Mitte<br />
2008 zu schließen. Das Unternehmen<br />
plant, die Produktion in andere,<br />
wettbewerbsfähigere Nokia Werke in<br />
Europa zu verlagern. […]<br />
15.01.2008<br />
Nokia: Pressemitteilung<br />
30
Hintergründe<br />
Unternehmensethik | HWS 2009/10 | Prof. Dr. Nick Lin-Hi<br />
Arbeitgeber Nokia<br />
� Ca. 2.300 Festangestellte<br />
� Ca. 900 Leiharbeiter<br />
� (+ Arbeitsplätze bei Zulieferern)<br />
Subventionen<br />
� Subventionen i.H.v. 88 Mio. €<br />
� Bindungsfrist der Subventionen lief im<br />
September 2006 aus<br />
� „Die Subventionskarawane zieht weiter“<br />
(IG Metall)<br />
� „Subventionsheuschrecke“ (Jürgen<br />
Rüttgers)<br />
31
Kommentare<br />
Unternehmensethik | HWS 2009/10 | Prof. Dr. Nick Lin-Hi<br />
„Die geplante Schließung des Werkes<br />
Bochum ist notwendig, um die Wettbe-<br />
werbsfähigkeit von Nokia langfristig zu<br />
sichern“<br />
(Veli Sundbäck, Executive Vice President von Nokia<br />
und Vorsitzender des Aufsichtsrates der deutschen<br />
Nokia GmbH)<br />
„Es ist geradezu unanständig, nach Auslaufen von Staatshilfen in Größen-<br />
ordnungen von annähernd 90 Millionen Euro dem Standort Bochum und der<br />
Re-gion den Rücken zu kehren und den Arbeitnehmerinnen und<br />
Arbeitnehmern so-wie deren Familien Arbeitslosigkeit, Angst und<br />
Perspektivlosigkeit zuzumuten.“<br />
(DGB 2008)<br />
Eine „inakzeptable Entscheidung“ (Kurt Beck)<br />
OP<br />
Man kann immer alles anders sehen und andere tun dies auch!<br />
32
Rekordgewinn<br />
Unternehmensethik | HWS 2009/10 | Prof. Dr. Nick Lin-Hi<br />
Nokia Pressemitteilung vom 24.01.2008<br />
� 7,2 Mrd. € Rekordgewinn (+ 67 %)<br />
� 40 % Marktanteil<br />
� „Wo schwarze Zahlen geschrieben werden, darf man keine Arbeitsplätze<br />
abschreiben. Erst recht nicht in einer Zeit, wenn Nokia Rekordgewinne<br />
einfährt und seinen Marktanteil weltweit auf 40 Prozent hochschraubt.“<br />
(Frank-Walter Steinmeier)<br />
� „7,2 Milliarden Reinerlös - damit könnten die über 100 Jahre unsere<br />
Lohnkosten zahlen.“ (Gisela Achenbach, Nokia Betriebsrats-Vorsitzende)<br />
33
Reaktionen der Öffentlichkeit<br />
Unternehmensethik | HWS 2009/10 | Prof. Dr. Nick Lin-Hi<br />
34
Nokias Reaktion I<br />
� Festhalten an der Entscheidung<br />
zur Werksschließung<br />
� Wettbewerbsdruck als zentrales<br />
Element<br />
� Subventionsbetrug wird<br />
vehement zurückgewiesen<br />
Verhandlungen über<br />
Interessenausgleich<br />
Unternehmensethik | HWS 2009/10 | Prof. Dr. Nick Lin-Hi<br />
Ergebnis der Verhandlungen:<br />
Zustimmung zu einem Sozialplan i.H.v. 200<br />
Mio. €<br />
� ~ das Dreifache des ursprünglichen<br />
gebotenen Betrags<br />
� entspricht umgerechnet ~ 87.000 € pro<br />
Mitarbeiter (das Geld fließt in direkte<br />
Lohnfortzahlungen und eine<br />
Transfergesellschaft)<br />
� eine der „besten, bisher getroffenen Vereinbarungen<br />
in Deutschland.“<br />
(Achenbach, Betriebsrätin)<br />
35
Nokias Reaktion II<br />
Einigung mit dem Land Nordrhein-<br />
Westfalen in der „Subventionsfrage“*<br />
� Unterstützung des Programms<br />
„Wachstum für Bochum“<br />
� Bereitstellung von 20 Mio. €<br />
� Bereitstellung der Nettoerlöse aus<br />
dem Verkauf des Werksgeländes (~<br />
13 Mio. €)<br />
*Aufgrund mehrerer Anzeigen ermittelte die Staatsanwaltschaft Bochum gegen<br />
Nokia wegen Subventionsbetrugs, stellte die Ermittlungen allerdings im April<br />
2008 wieder ein, da keine Anhaltspunkte für einen Betrug zu finden waren.<br />
Unternehmensethik | HWS 2009/10 | Prof. Dr. Nick Lin-Hi<br />
36
Nachwirkungen<br />
Unternehmensethik | HWS 2009/10 | Prof. Dr. Nick Lin-Hi<br />
37
Implikationen für diese Veranstaltung<br />
OP<br />
Unternehmensethik | HWS 2009/10 | Prof. Dr. Nick Lin-Hi<br />
Corporate Social Responsibility<br />
� hat etwas mit dem Verhältnis<br />
von Gewinn und Moral zu tun,<br />
� ist für Manager faktisch<br />
relevant (social claims),<br />
� stellt Manager vor neue<br />
Herausforderungen.<br />
Fehlende Kompetenzen<br />
können enorm teuer werden!<br />
�<br />
CSR ist das Management der Bedingungen des langfristigen<br />
unternehmerischen Erfolgs!<br />
38
Prof. Dr. Nick Lin-Hi<br />
Juniorprofessur für Corporate Social Responsibility<br />
Unternehmensethik<br />
HWS 2009/10
Organisatorisches<br />
Tutorin für Austauschstudierende: Larisa Topalo<br />
� Kontakt per Mail: lta6@sfu.ca<br />
� Tutorien (englisch): 14.30-16.00 Uhr, O 048-050<br />
� 27.10.<br />
� 03.11.<br />
� 10.11.<br />
� 17.11.<br />
Die Online-Prüfungsanmeldung ist vom 20.10. bis 03.11.2009<br />
(http://pruefung.uni-mannheim.de) möglich.<br />
Unternehmensethik | HWS 2009/10 | Prof. Dr. Nick Lin-Hi<br />
2
Der Fall Bochum<br />
Die geplante Schließung des Standorts Bochum wird voraussichtlich etwa<br />
2.300 Nokia Beschäftigte betreffen.<br />
Die Entscheidung von Nokia, die Produktion in Bochum stillzulegen, ist auf die<br />
fehlende Wettbewerbsfähigkeit des Standortes zurückzuführen. Eine<br />
Erneuerung des Standorts würde zusätzliche Investitionen erfordern, doch<br />
selbst diese würden nicht dazu führen, die Produktion in Bochum weltweit<br />
wettbewerbsfähig zu machen. […]“<br />
Unternehmensethik | HWS 2009/10 | Prof. Dr. Nick Lin-Hi<br />
„Nokia plant, die Produktion mobiler<br />
Endgeräte in Deutschland einzustellen<br />
und den Standort Bochum bis Mitte<br />
2008 zu schließen. Das Unternehmen<br />
plant, die Produktion in andere,<br />
wettbewerbsfähigere Nokia Werke in<br />
Europa zu verlagern. […]<br />
15.01.2008<br />
Nokia: Pressemitteilung<br />
3
Fragen<br />
� Wie viele andere Mobiltelefonhersteller produzieren noch in Deutschland?<br />
� Wie sieht die Zulieferersituation für diese Industrie in Deutschland aus?<br />
� Wie sinnvoll war es von der Politik, 88 Mio. € Subventionen für eine nichtzukunftsfähige<br />
Technik zu zahlen?<br />
� Was ist das Wesen von Verträgen?<br />
� Was sagen Gewinngrößen der Vergangenheit über die Zukunft aus?<br />
� Sind 2.300 Arbeitsplätze in Deutschland mehr wert als 2.300 in Rumänien?<br />
� Welche Anreize haben Unternehmen, Produkte stetig besser und<br />
kostengünstiger zu machen?<br />
� Hätte Nokia sich damals für den Standort Deutschland entschieden, hätten<br />
sie gewusst, wie es sein wird?<br />
� Welche Auswirkungen hat der Fall Bochum auf die Attraktivität des Standorts<br />
Deutschland?<br />
� …<br />
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4
Globale Wertschöpfung<br />
Arbeitsteilung Spezialisierung<br />
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5
Maschinisierung & Automatisierung<br />
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6
„Schöpferische Zerstörung“<br />
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7
Die moderne Gesellschaft – und hier insbesondere das<br />
marktwirtschaftliche System – stellen an den Einzelnen erhebliche<br />
Zumutungen<br />
� Arbeitslosigkeit<br />
� Konkurse<br />
� Finanzkrise<br />
� …<br />
�<br />
Gefahr der Entfremdung<br />
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8
Entfremdung<br />
� Verlust der Sinnhaftigkeit von Institutionen in der modernen<br />
Gesellschaft<br />
� Wirkungsmechanismen (nicht-intendierte Effekte)<br />
� „Kosten“ (individuelle Zumutungen)<br />
� Institutionen werden als Moral unterminierend wahrgenommen<br />
(Sachzwangcharakter des Marktes)<br />
� Gefühl der Fremdbestimmung<br />
Explizite und implizite Forderungen, entfremdungsstiftende<br />
Institutionen (z.B. Privateigentum, Arbeitsteilung, Wettbewerb)<br />
abzuschaffen<br />
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9
Entfremdungseffekte<br />
Unternehmensethik | HWS 2009/10 | Prof. Dr. Nick Lin-Hi<br />
10
Entfremdungseffekte<br />
Unternehmensethik | HWS 2009/10 | Prof. Dr. Nick Lin-Hi<br />
11
Bürgerentscheid Leipzig 2008<br />
"Sind Sie dafür, dass die kommunalen Unternehmen und Betriebe<br />
der Stadt Leipzig, die der Daseinsvorsorge dienen, weiterhin zu<br />
100 % in kommunalem Eigentum verbleiben?“<br />
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� Wahlbeteiligung: 41,0 %<br />
� OB-Wahl 2006: 34,9 %<br />
12
Entfremdungseffekte<br />
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Quelle: Super Illu (repräsentative Umfrage)<br />
13
Entfremdungseffekte<br />
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14
Entfremdungseffekte<br />
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15
Fallstudie: Ford Pinto<br />
„Safety doesn‘t sell.“ (Lee Iacocca, Ford, 1971)<br />
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16
Ford Pinto: Hintergründe<br />
� Ende der 1960er verlieren<br />
amerikanische Automobilfirmen<br />
erhebliche Marktanteile, v.a. an<br />
japanische Importe<br />
� Als Folge verlangt Lee Iacocca<br />
(Ford), ein neues Modell, das<br />
kostengünstig (< 2.000 $) und leicht<br />
(< 1 t) ist, binnen kürzester Zeit auf<br />
den Markt zu bringen, den Ford<br />
Pinto. Tatsächlich erfolgt dies<br />
innerhalb von 25 (statt üblicher 48)<br />
Monaten<br />
� Betriebswirtschaftliche Überlegungen, u.a. auf der Basis von Kosten-<br />
Nutzen-Analysen, führen zu verringerten Sicherheitsvorkehrungen mit<br />
überdurchschnittlichem Brandrisiko bei Auffahrunfällen<br />
� 1978 wird Ford aufgrund eines Auffahrunfalls mit Todesfolge wegen<br />
fahrlässiger Tötung angeklagt, jedoch freigesprochen, da gesetzliche<br />
Vorgaben nicht verletzt wurden<br />
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17
Fords Kosten-Nutzen-Analyse<br />
Benefits Costs<br />
180 burn deaths à $ 200.000 11 mio. cars à $ 11<br />
180 burn injuries à $ 67.000 1.5 mio. light<br />
2.100 burned<br />
trucks à<br />
$ 11<br />
vehicles à<br />
$ 700<br />
Total $ 49.5 mio. Total $ 137,5<br />
mio.<br />
Quelle: Hoffman, W.M.: The Ford Pinto, in: Hoffman/Frederick (eds.): Business Ethics, 3rd<br />
ed., New York et al. 1995, pp. 552 ff.<br />
Dürfen (derartige) Kosten-Nutzen-Analysen, die Menschenleben<br />
monetär bewerten, angestellt werden?<br />
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18
Fragen<br />
� Wo sind die Grenzen von ökonomischen Berechnungen?<br />
� Welche langfristigen Auswirkungen sollten in<br />
Entscheidungsprozesse miteinbezogen werden?<br />
� Wem kann Verantwortung prinzipiell zugerechnet werden?<br />
� Welche Rolle spielt die Selbstbestimmung des Einzelnen?<br />
� Hätte Ford Kunden anbieten sollen, gegen Aufpreis zusätzliche<br />
Sicherheitsvorkehrungen einzubauen?<br />
� Wie kalkuliert man Kosten und Nutzen von Sicherheit?<br />
� Hätte sich Ford für höhere gesetzlich vorgeschriebene<br />
Sicherheitsstandards einsetzen sollen?<br />
� …<br />
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19
Eigeninteresse<br />
(Gewinn, Wettbewerbsvorteile,<br />
Kundengewinnung etc.)<br />
�<br />
�<br />
�<br />
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Investiere in die Bedingungen der<br />
gesellschaftlichen Zusammenarbeit<br />
zum gegenseitigen Vorteil!<br />
Moral<br />
(Nachhaltigkeit, Solidarität etc.)<br />
Im Trade-off gibt es keine überzeugenden Lösungen!<br />
20
Fallstudie: Nike<br />
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21
Schuhe & Wertschöpfung<br />
� € 49,50 Einzelhandel (inkl. MwSt.)<br />
� € 32,00 Markenfirma<br />
� € 8,50 Material<br />
� € 5,00 Transportkosten, Steuern<br />
� € 3,00 Gewinn des Produzenten<br />
� € 0,50 Lohn für die Näherin<br />
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€ 98,50<br />
Quelle: Clean Clothes Campaign<br />
22
Personen<br />
Philip H. Knight (Gründer & Chairman)<br />
Geschätztes Vermögen: ~ 10.5 Mrd. US-$<br />
Mark Parker (CEO):<br />
Gehalt 2008: 7,6 Mio. US-$<br />
Tiger Woods<br />
Werbevertrag:<br />
~ 20 Mio. US-$ p.a.<br />
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Das ist etwa doppelt so viel, wie<br />
die 12.000 asiatischen Nähe-<br />
rinnen von Nike zusammen ver-<br />
dienen.<br />
23
Globale Probleme<br />
Unternehmensethik | HWS 2009/10 | Prof. Dr. Nick Lin-Hi<br />
� Armut: Mehr als 2,8 Mrd. Menschen haben<br />
weniger als 2 US-$ pro Tag zum Leben<br />
(etwa jeder 2. Mensch)<br />
� Unterernährung: 40.000 Menschen<br />
verhungern täglich.<br />
� Kindersterblichkeit:1.104 Kinder unter 5<br />
Jahren sterben pro Stunde.<br />
� …<br />
„Wir streben nach dem Besten, was wir<br />
innerhalb der Grenzen der Wirklichkeit<br />
erreichen können.“ (Rawls)<br />
24
Wichtig: Bedeutung empirischer Bedingungen<br />
1. Moralische Ideale<br />
2. Empirische<br />
Bedingungen<br />
3. Ethische Urteile<br />
und Forderungen<br />
Die Herleitung ethischer<br />
Urteile und Forderungen<br />
setzt die Integration von<br />
(1) moralischen Idealen<br />
und (2) empirischen<br />
Bedingungen voraus!<br />
Unternehmensethik | HWS 2009/10 | Prof. Dr. Nick Lin-Hi<br />
Das größere Bild<br />
� Bedeutung wechselseitiger Verhaltenserwartungen<br />
für Investitionen<br />
� Das Verhalten der Anderen<br />
� Berücksichtigung von Folgewirkungen<br />
(„was kommt dann?“)<br />
� Berücksichtigung von Anreizimplikationen<br />
(� nicht intendierte Effekte)<br />
Wir leben im Hier und Jetzt! Jede ethische<br />
Forderung hat – auch und insbesondere im<br />
Interesse der Betroffenen – den Status quo der<br />
Realität ernst zu nehmen.<br />
25
Unternehmensethik | HWS 2009/10 | Prof. Dr. Nick Lin-Hi<br />
26
Fallstudie Brent Spar<br />
� Brent Spar: Gemeinschaftsprojekt von Shell U.K. (50<br />
%) und Esso (50 %)<br />
� 1976 – 1991: Betrieb der Öllager- und<br />
Verladeplattform<br />
� 1991: Shell U.K. beschäftigt sich mit der Frage,<br />
wie die stillgelegte Brent Spar entsorgt werden soll<br />
� Beauftragung von 30 (!) Studien und Gutachten<br />
� Verhandlungen mit der britischen Regierung<br />
� Diskussionen mit britischen NGOs<br />
Unternehmensethik | HWS 2009/10 | Prof. Dr. Nick Lin-Hi<br />
Tiefseeversenkung als beste Möglichkeit<br />
� 30 Studien<br />
� Ausnahmegenehmigung der brit. Regierung<br />
� OK der Anrainerstaaten<br />
27
Proteste von Greenpeace<br />
� 30. April 1995: Greenpeace besetzt die Brent Spar, um eine<br />
Versenkung in der Nordsee zu verhindern, Ziele:<br />
� Umweltfreundliche Entsorgung der „schwimmenden Sondermülldeponie“<br />
� Verhinderung weiterer Tiefseeversenkungen<br />
� Shell versucht, die Plattform räumen zu lassen<br />
Unternehmensethik | HWS 2009/10 | Prof. Dr. Nick Lin-Hi<br />
28
Eskalation<br />
� Shell hält weiter an der Sondergenehmigung der britischen<br />
Regierung fest (Rückzug in die juristische Dimension)<br />
� Deklaration der Tiefseeversenkung als beste Option<br />
� Besonders in Dänemark, Deutschland und in den Niederlanden<br />
kommt es zu einer starken Berichterstattung in den öffentlichen<br />
Medien<br />
� Juni 1995: Nordseeschutzkonferenz konstatiert desolaten Zustand<br />
der Nordsee (Verknüpfung der Ereignisse!)<br />
� Shell versucht mit sachlichen Argumenten<br />
die Situation zu beruhigen<br />
� In Deutschland kommt es zu<br />
massiven Protesten<br />
� Öffentlicher Aufruf zum Boykott<br />
von Shell<br />
� Starke Kritik aus der Politik<br />
� Bombendrohungen, Anschläge<br />
Unternehmensethik | HWS 2009/10 | Prof. Dr. Nick Lin-Hi<br />
29
Eskalation – Konsequenzen<br />
� Umsatzeinbrüche an<br />
Tankstellen (D) bis zu 50 %<br />
� Massiver Verlust der<br />
Unternehmensreputation<br />
� Mai 1995: 59 % der befragten<br />
Deutschen attestierten Shell<br />
einen guten Ruf<br />
� Juni 1995: einen Monat später<br />
taten dies nur noch 12 %<br />
Unternehmensethik | HWS 2009/10 | Prof. Dr. Nick Lin-Hi<br />
30
Shell: Zum Kurswechsel gezwungen<br />
� 20. Juni 1995: Shell gibt bekannt, dass die Brent Spar an Land<br />
entsorgt wird<br />
� Deutsche Shell AG schaltet in über 100 Tageszeitungen ganzseitige<br />
Anzeigen: „Wir werden uns ändern!“<br />
…<br />
Unternehmensethik | HWS 2009/10 | Prof. Dr. Nick Lin-Hi<br />
Autonome Ländergesellschaften<br />
„Kleine Fürstentümer“ (Schlote 1995:33)<br />
Betreiber der Brent Spar<br />
Zur Verantwortung gezogen<br />
� Differenzierung spielte in der Öffentlichkeit faktisch keine Rolle<br />
31
Modifikation der Strategie<br />
� Weltweite Befragungen von Mitarbeitern, Experten, Öffentlichkeit im<br />
Hinblick auf die Erwartungen an das Unternehmen (Stakeholderdialog)<br />
� Modifikation der Unternehmensgrundsätze: u.a. Aufnahme der<br />
Aspekte Menschenrechte, Nachhaltigkeit<br />
� Veränderung der Evaluation von Großprojekten: überarbeitete<br />
Kriterien, verstärkter Dialog mit Stakeholdern (z.B. lokale und<br />
internationale NGOs)<br />
� Mittlerweile gehört Shell zu den Vorreitern in Sachen CSR &<br />
Nachhaltigkeit<br />
Unternehmensethik | HWS 2009/10 | Prof. Dr. Nick Lin-Hi<br />
32
Im Nachgang…<br />
� Juli 2005: Ein in ‚Nature‘ veröffentlichter Aufsatz zweier Professoren<br />
gibt die durch eine Tiefseeversenkung verursachte Umweltbelastung<br />
als minimal an und spricht von einem Geschenk für das Ökosystem<br />
� 04. September 1995: Greenpeace muss öffentlich bekannt geben,<br />
dass die teilweise kolportierten 5.500 Tonnen an giftigen<br />
Ölrückständen an Bord der Brent Spar zu hoch angesetzt waren<br />
� 18. Oktober 1995: Laut Prüfungsbericht der norwegischen<br />
Schiffsklassifizierungsgesellschaft DNV befanden sich lediglich ca.<br />
75-100 Tonnen an Ölrückständen an Bord der Brent Spar<br />
� Laut DNV waren die Shell-Angaben im Großen und Ganzen richtig<br />
Nahezu alles weist darauf hin, dass die Versenkung der Brent Spar<br />
– wie von Shell stets betont – die vorteilhafteste<br />
Entsorgungsvariante (auch ökologisch!) gewesen wäre<br />
�<br />
Aber: Die Öffentlichkeit glaubte Greenpeace, nicht Shell!<br />
Unternehmensethik | HWS 2009/10 | Prof. Dr. Nick Lin-Hi<br />
33
Erklärungsansätze<br />
Zurechnungsschemata:<br />
� Shell = gewinnorientiert = bad guy<br />
� Greenpeace = ökologieorientiert = good guy<br />
Sympathieverteilung gemäß David vs. Goliath<br />
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34
Zurechnungsprozesse<br />
Unternehmensethik | HWS 2009/10 | Prof. Dr. Nick Lin-Hi<br />
35
Semantik<br />
Gewinn<br />
Moral<br />
Unternehmensethik | HWS 2009/10 | Prof. Dr. Nick Lin-Hi<br />
� Mentales trade-off-Schema:<br />
Günstigste Entsorgungsvariante<br />
kann per se ökologisch nicht<br />
vorteilhaft sein<br />
� Unternehmen haben das Vorurteil<br />
gegen sich, Gewinne auch auf Kosten<br />
der Moral (Umwelt, Mitarbeiter etc.) zu<br />
machen<br />
� Shell wird unterstellt, durch<br />
Umweltverschmutzung Profite<br />
steigern zu wollen<br />
� Shell war nicht in der Lage, die Legitimität ihrer Entscheidung glaubhaft<br />
kommunizieren zu können<br />
� Shell fehlten Vermögenswerte wie Integrität oder Glaubwürdigkeit<br />
� Shell fehlte Argumentationskompetenz (respondere, lat. = antworten;<br />
CSR umfasst die Rechtfertigung von Handlungen)<br />
36
Einsichten<br />
� Der Rückzug in die juristische Dimension bei Konflikten ist wenig<br />
zweckmäßig (das Bestehen auf formales Recht kann mitunter massive<br />
Folgen haben)<br />
� Gesellschaftliche Zurechnungsprozesse sind oftmals unterkomplex<br />
(verkürzte Wiedergabe von Zusammenhängen)<br />
� Die Rekonstruktion von Zurechnungsprozessen sowie deren<br />
Adaption ist für die Handhabung von Konflikten notwendig<br />
� Grenzen komplexer Argumentationen<br />
� Shell hat auf die Gefahren der Landentsorgung hingewiesen (insb.<br />
Auseinanderbrechen der Brent Spar in küstennahen Gewässern,<br />
Gesundheitsrisiko für Arbeitskräfte, Schlepprisiken)<br />
� Im Namen von Moral, Verantwortung, Umweltschutz etc. werden<br />
bisweilen Aktivitäten gefordert, welche gesellschaftlichen Interessen<br />
faktisch zuwider laufen<br />
� Auch Problem eines „single issue minded“<br />
� Reputation, Image, Integrität etc. sind zentrale Vermögenswerte für<br />
Unternehmen<br />
Unternehmensethik | HWS 2009/10 | Prof. Dr. Nick Lin-Hi<br />
37
Implikationen<br />
Richtige Handlungen müssen von der Gesellschaft nicht immer<br />
auch als solche wahrgenommen werden<br />
� Bedeutsamkeit von Integrität und Glaubwürdigkeit<br />
� Vermögenswerten setzen Investitionen voraus<br />
Argumentations-<br />
kompetenz<br />
CSR-Framework<br />
Unternehmensethik | HWS 2009/10 | Prof. Dr. Nick Lin-Hi<br />
Gestaltungs-<br />
kompetenz<br />
38
Fallstudie: Jahrhunderthochwasser<br />
Unternehmensethik | HWS 2009/10 | Prof. Dr. Nick Lin-Hi<br />
39
Fallstudie: Jahrhunderthochwasser<br />
� Im August 2002 erlebten einige an<br />
Flüssen gelegene Regionen<br />
Ostdeutschlands eine verheerende<br />
Flutkatastrophe.<br />
� In dieser Zeit stieg der Preis von<br />
Sandsäcken von 35 Cent auf 70<br />
Cent; teilweise verlangten<br />
Lieferanten von Privatpersonen bis<br />
zu 7 €.<br />
� Dieses Verhalten wurde in den<br />
Medien als empörende ‚Abzocke‘ zu<br />
Lasten ohnehin schon Geschädigter<br />
angesehen.<br />
�<br />
Wie ist die Preisgestaltung zu bewerten?<br />
Unternehmensethik | HWS 2009/10 | Prof. Dr. Nick Lin-Hi<br />
40
Die Allokationsfunktion von Preisen<br />
Preis<br />
Preis nach Flut<br />
Preis vor Flut<br />
Unternehmensethik | HWS 2009/10 | Prof. Dr. Nick Lin-Hi<br />
Nachfrage nach Flut<br />
Nachfrage vor Flut<br />
Sandsäcke<br />
41
Das Diskriminierungsproblem<br />
Durch die gestiegene Nachfrage nach Sandsäcken kommt es zu<br />
einem (verschärften) Diskriminierungsproblem: Wer soll nach<br />
welchen (Diskriminierungs-) Kriterien Sandsäcke erhalten?<br />
Unternehmensethik | HWS 2009/10 | Prof. Dr. Nick Lin-Hi<br />
42
Prof. Dr. Nick Lin-Hi<br />
Juniorprofessur für Corporate Social Responsibility<br />
Unternehmensethik<br />
HWS 2009/10
Effekte der Marktwirtschaft<br />
„Sandsack-<br />
Preisgestaltung“<br />
Entlassungen<br />
Unternehmensethik | HWS 2009/10 | Prof. Dr. Nick Lin-Hi<br />
Finanz- und<br />
Wirtschaftskrise<br />
Reduzierung von<br />
Menschen auf<br />
Arbeitsressourcen<br />
(„Humankapital“)<br />
2
Das Problem des guten Wirtschaftens<br />
Wie können freie und gleiche Subjekte in der modernen<br />
Gesellschaft ein selbstbestimmtes Leben führen?<br />
Genauer: Wie können<br />
� in der „großen“, anonymen (Welt-)Gesellschaft<br />
� die wirtschaftlichen Aktivitäten<br />
� freier und gleicher Subjekte<br />
so koordiniert werden, dass<br />
� jeder Anreize zu einem investiven Umgang mit<br />
prinzipiell knappen Ressourcen hat bzw.<br />
� die gesellschaftliche Zusammenarbeit zum gegenseitigen<br />
Vorteil („Solidarität“) gefördert wird bzw.<br />
� die (ökologischen) Grundlagen dieser Zusammenarbeit<br />
erhalten bleiben („Nachhaltigkeit“)?<br />
BL: Suchanek 2007, S. 90-115.<br />
Unternehmensethik | HWS 2009/10 | Prof. Dr. Nick Lin-Hi<br />
Zentralverwaltungs-<br />
wirtschaft<br />
Marktwirtschaft<br />
3
Zur Erinnerung<br />
�<br />
Alternative Zentralverwaltungswirtschaft?<br />
Unternehmensethik | HWS 2009/10 | Prof. Dr. Nick Lin-Hi<br />
4
Unternehmensethik | HWS 2009/10 | Prof. Dr. Nick Lin-Hi<br />
Beachte: Zentralverwaltungswirtschaft ≠ Sozialismus<br />
5
„Ich bin überzeugt, um diesen schweren Missständen [den Folgen des<br />
Krieges] abzuhelfen, gibt es nur ein Mittel, nämlich die Errichtung einer<br />
sozialistischen Wirtschaft mit einem Erziehungssystem, das auf soziale Ziele<br />
abstellt ist. In einer solchen Wirtschaft gehören dann die Produktionsmittel der<br />
Gemeinschaft, die sie nach einem bestimmten Plan benutzt. Man würde in<br />
einer solche Planwirtschaft die Produktion den Bedürfnissen der Gesellschaft<br />
anpassen, die zu leistende Arbeit unter die Arbeitsfähigen verteilen und jedem,<br />
Mann, Frau und Kind, den Lebensunterhalt garantieren. In der Erziehung<br />
würde man Sorge tragen, in jedem Einzelnen, neben seinen eigenen Gaben,<br />
auch das Verantwortungsgefühl gegenüber seinen Mitmenschen zu pflegen<br />
und nicht, wie in unserer heutigen [kapitalistischen] Gesellschaft, Macht und<br />
Erfolg zu verherrlichen.“<br />
Unternehmensethik | HWS 2009/10 | Prof. Dr. Nick Lin-Hi<br />
(A. Einstein, 1949)<br />
6
Zentralverwaltungswirtschaft<br />
Grundidee:<br />
Zentrale Koordination der wirtschaftlichen Aktivitäten durch einheitliche<br />
Planungs-, Steuerungsund Kontrollinstanz<br />
Hintergrundvorstellung<br />
„Identitätsthese“:<br />
Alle sind zugleich<br />
� Produzenten<br />
� Produktionsmitteleigentümer<br />
und<br />
� Konsumenten<br />
Unternehmensethik | HWS 2009/10 | Prof. Dr. Nick Lin-Hi<br />
(1)<br />
(2)<br />
(3)<br />
Gemeinsames Ziel bzw.<br />
gemeinsame Interessen aller<br />
hinsichtlich eines gerechten und<br />
effizienten Wirtschaftens<br />
Grundsätzliche Bereitschaft zur<br />
Mitwirkung aller<br />
Problemlose Steuerung und<br />
Kontrolle der "Produktivkräfte"<br />
als Mittel zur Realisierung des<br />
gemeinsamen Ziels<br />
7
(1) Gemeinsames Interesse<br />
Planung setzt<br />
Planbarkeit voraus<br />
„Die zentrale Planung verlangt in gesellschaftspolitischer<br />
Hinsicht den Kollektivismus<br />
und in staatspolitischer Hinsicht<br />
den Totalitarismus des Einparteiensystems.<br />
[…] Die HandlungsundBewegungsfreiheit der Individuen bildet in der<br />
zentral verwalteten Wirtschaft einen latenten<br />
Störfaktor, den der Staat zurückzudrängen<br />
sucht.“ (Pätzold)<br />
Beispiel 5 Jahresplanung<br />
� Basis für die Planung<br />
wirtschaftlicher Aktivitäten<br />
� Definition von Ressourcen<br />
� Definition von zu erbringenden<br />
Gütern und Dienstleistungen<br />
Unternehmensethik | HWS 2009/10 | Prof. Dr. Nick Lin-Hi<br />
Kollektivismus: Die Interessen<br />
des Einzelnen<br />
werden dem Interesse des<br />
Kollektivs untergeordnet<br />
(� direkte Solidarität).<br />
(Zur Erinnerung:<br />
Individualisierung als Merkmal<br />
der modernen Gesellschaft)<br />
Produktion erfolgt nach Mengen-<br />
vorgaben und nicht nach Nachfrage<br />
� Langfristige Stabilität des gemeinsamen<br />
Ziels (inkl. Güter)<br />
� Verbindliche Vorgaben (kaum Anpassungsmöglichkeiten)<br />
� Keine „Nischenprodukte“<br />
8
(2) Bereitschaft zur Mitwirkung aller<br />
�<br />
Spieler A<br />
Unterstellte Anreizkompatibilität<br />
Kooperation<br />
Nicht-<br />
Kooperation<br />
Unternehmensethik | HWS 2009/10 | Prof. Dr. Nick Lin-Hi<br />
I<br />
III<br />
Spieler B<br />
Nicht-<br />
Kooperation Kooperation<br />
3 , 3<br />
4 , 1<br />
II<br />
IV<br />
1 , 4<br />
2 , 2<br />
Nicht-Kooperation als dominante Strategie<br />
9
(2) Bereitschaft zur Mitwirkung aller<br />
T<br />
E<br />
A<br />
M<br />
= oll<br />
= in<br />
= nderer<br />
= acht‘s<br />
Realität & fehlende Anreizkompatibilität<br />
(� Bedeutung institutioneller Koordination)<br />
� Küche im Studentenwohnheim<br />
� Kyoto-Protokoll<br />
� Schwarzfahren<br />
� Musik Downloads<br />
� …<br />
Unternehmensethik | HWS 2009/10 | Prof. Dr. Nick Lin-Hi<br />
10
(3) Steuerungsparadigma<br />
� Toll Collect & Probleme beim Aufbau des Mautsystems<br />
� Bluescreens<br />
� Verspätungen bei der Bahn<br />
� Lautstärke im Hörsaal<br />
� …<br />
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11
ZVW: Informations- und Anreizprobleme<br />
� Informationsprobleme:<br />
� Vernachlässigung der Bedeutung lokalen und oft impliziten<br />
Wissens, v.a. hinsichtlich relevanter empirischer Bedingungen<br />
� fehlende Kenntnisse hinsichtlich der Abstimmung verschiedener<br />
Pläne (Komplexität), v.a. bei Anpassungsnotwendigkeiten<br />
� Anreizprobleme:<br />
� Vernachlässigung von Interessenkonflikten bzw.<br />
Dilemmastrukturen (z.B. Weitergabe von Informationen, Bücher verstecken)<br />
� fehlende (Anreiz-)Rückkopplungen (Preismechanismus)<br />
� „rent-seeking“<br />
�<br />
Entmutigung von Investitionen in die Zusammenarbeit zum gegenseitigen<br />
Vorteil aufgrund Missmanagement von Dilemmastrukturen<br />
Ausdruck eines normativistischen Fehlschlusses<br />
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12
Umweltschutz in der DDR<br />
� Verfassung von 1968: Schutz der Umwelt<br />
und der Natur wird zur Pflicht des Staates<br />
und der Gesellschaft erklärt<br />
� Landeskulturgesetz 1970: Regelungen<br />
bzgl. der Aufgaben und Ziele der<br />
Umweltpolitik<br />
� 1972: Ministerium für Umweltschutz und<br />
Wasserwirtschaft<br />
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13
„Umweltschutz“ in der DDR<br />
� Europaweit höchste Schwefeldioxid-Belastungen<br />
� Enorm hohe Luftverschmutzung<br />
� Braunes „Trinkwasser“<br />
� Einige Stadtgebiete (u.a. Bitterfeld und Espenhain) wiesen derart<br />
massive Umweltbelastungen auf, dass sie nach UNO Grenzwerten<br />
als nicht bewohnbar eingestuft hätten werden müssen<br />
� „Die DDR wurde eine der Regionen der Erde mit den höchsten<br />
Umweltschäden“ (Küster 1996)<br />
Unternehmensethik | HWS 2009/10 | Prof. Dr. Nick Lin-Hi<br />
14
Die sechs Wunder des Sozialismus‘<br />
1. Es gibt keine Arbeitslosigkeit, aber<br />
niemand arbeitet.<br />
2. Keiner arbeitet, aber alle erhalten Lohn.<br />
3. Alle erhalten Lohn, aber damit kann man nichts kaufen.<br />
4. Nichts kann man kaufen, aber jeder besitzt alles.<br />
5. Jeder besitzt alles, aber alle sind unzufrieden.<br />
6. Alle sind unzufrieden, aber alle stimmen bei Wahlen für<br />
das System.<br />
Unternehmensethik | HWS 2009/10 | Prof. Dr. Nick Lin-Hi<br />
15
Unternehmensethik | HWS 2009/10 | Prof. Dr. Nick Lin-Hi<br />
16
Marktwirtschaft<br />
p<br />
Rahmenordnung<br />
(Spielregeln)<br />
Angebot<br />
Nachfrage<br />
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x<br />
Dezentralisierung von Entscheidungen,<br />
WER WAS WIE WANN WO für WEN produziert.<br />
17
Dezentrale Koordination<br />
Preise<br />
� Kundenpräferenzen<br />
� Effiziente Allokation<br />
� Management von Knappheit<br />
� …<br />
� Träger von Informationen<br />
Anreize<br />
� Kundenorientierung<br />
� Anpassungen<br />
� Investitionen<br />
� …<br />
� Management von gesellschaftlichen<br />
Kooperationen<br />
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Funktionale Koordination des<br />
gesellschaftlichen Zusammenlebens<br />
18
Funktionslogik gesellschaftlicher Wert-<br />
schöpfung in der modernen Gesellschaft<br />
Eigeninteresse<br />
(Gewinne, Wettbewerbsvorteile,<br />
Marktanteile, Reputation,…)<br />
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„Nicht vom Wohlwollen des Metzgers, Brauers<br />
und Bäckers erwarten wir das, was wir zum<br />
Essen brauchen, sondern davon, dass sie ihre<br />
eigenen Interessen wahrnehmen.“<br />
(Adam Smith)<br />
Nichtintendierte Effekte<br />
� Gesellschaftlich erwünschte Resultate<br />
als Ergebnis individueller eigeninteressierter<br />
Handlungen<br />
� Bedeutung von guten Spielregeln<br />
19
Implikationen für Normativität<br />
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≠<br />
Solidarität Teilen<br />
Konkurrenz<br />
=<br />
Wettbewerb<br />
�� Gegenteil von<br />
Kooperation<br />
�� Konflikt<br />
�� Produziert „Verlierer“<br />
Wettbewerb hat nicht nur effizient, sondern ebenso auch<br />
moralisch wertvoll zu sein!<br />
20
Leistungswettbewerb<br />
Wettbewerb hat einen ambivalenten Charakter<br />
Ein gesellschaftlicher erwünschter Wettbewerb bedarf immer (!)<br />
guter Spielregeln<br />
Entdeckungs-<br />
funktion<br />
Disziplinierungs-<br />
funktion<br />
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Entmachtungs-<br />
funktion<br />
Ökologische<br />
Funktion<br />
Leistungswettbewerb motiviert Akteure, in die gesellschaftliche<br />
Zusammenarbeit zum gegenseitigen Vorteil zu investieren!<br />
21
MW als Management von Dilemmastrukturen<br />
Etablierung / Aufrechterhaltung der Marktwirtschaft<br />
als zu überwindende Dilemmastruktur<br />
Anbieter<br />
�<br />
Wettbewerb als<br />
zu etablierende<br />
Dilemmastruktur<br />
�<br />
Anbieter<br />
Tausch als zu<br />
überwindende<br />
Dilemmastruktur<br />
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Nachfrager<br />
�<br />
Wettbewerb als<br />
zu etablierende<br />
Dilemmastruktur<br />
�<br />
Nachfrager<br />
22
Zur prinzipiellen moralischen Qualität der<br />
Marktwirtschaft<br />
Nicht-Nullsummenspiel<br />
Relevante Alternativen<br />
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A B<br />
Wie können<br />
�� in der „großen“, anonymen (Welt-)Gesellschaft<br />
�� die (wirtschaftlichen) Handlungen freier und<br />
gleicher Subjekte<br />
so koordiniert werden, dass<br />
�� jeder die nötigen Informationen und Anreize<br />
�� zu einem investiven Umgang mit jenen<br />
Vermögenswerten hat,<br />
�� welche die nachhaltige gesellschaftliche Zusammenarbeit<br />
zum gegenseitigen Vorteil fördern?<br />
Marktwirtschaft ist das bisher beste bekannte System zur<br />
Realisierung der Solidarität aller Menschen!<br />
23
Vermögenswert Marktwirtschaft<br />
Marktwirtschaft ist ein gesellschaftlicher Vermögenswert!<br />
Notwendigkeit von Investitionen<br />
� Wissen über Zusammenhänge<br />
� Vertrautheit mit der MW<br />
� Vertrauen in die MW<br />
Akzeptanz institutionalisierter<br />
Zumutungen<br />
� Arbeitsplatzverlust<br />
� Konkurse<br />
� …<br />
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Semantische Herausforderungen<br />
� Funktionale Versachlichung<br />
� Forcierung von Konflikten<br />
(Wettbewerb)<br />
� Überholte Auffassungen über Moral<br />
(Solidarität, soziale Gerechtigkeit,<br />
Verantwortung)<br />
� Vorteile fallen breit gestreut an,<br />
Nachteile selektiv und ausgeprägt<br />
24
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25
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26
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27
Zur Erinnerung<br />
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28
Fallstudie: Jahrhunderthochwasser<br />
� Im August 2002 erlebten einige an<br />
Flüssen gelegene Regionen<br />
Ostdeutschlands eine verheerende<br />
Flutkatastrophe.<br />
� In dieser Zeit stieg der Preis von<br />
Sandsäcken von 35 Cent auf 70<br />
Cent; teilweise verlangten<br />
Lieferanten von Privatpersonen bis<br />
zu 7 €.<br />
� Dieses Verhalten wurde in den<br />
Medien als empörende ‚Abzocke‘ zu<br />
Lasten ohnehin schon Geschädigter<br />
angesehen.<br />
�<br />
Wie ist die Preisgestaltung zu bewerten?<br />
Unternehmensethik | HWS 2009/10 | Prof. Dr. Nick Lin-Hi<br />
29
Die Allokationsfunktion von Preisen<br />
Preis<br />
Preis nach Flut<br />
Preis vor Flut<br />
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Nachfrage nach Flut<br />
Nachfrage vor Flut<br />
Sandsäcke<br />
30
Das Diskriminierungsproblem<br />
Durch die gestiegene Nachfrage nach Sandsäcken kommt es zu<br />
einem (verschärften) Diskriminierungsproblem: Wer soll nach<br />
welchen (Diskriminierungs-) Kriterien Sandsäcke erhalten?<br />
Unternehmensethik | HWS 2009/10 | Prof. Dr. Nick Lin-Hi<br />
31
Die Allokationsfunktion von Preisen<br />
� Zunehmende relative Knappheit führt zu steigenden Preisen<br />
� Händler verkaufen Produkte an Akteure mit der höchsten<br />
Zahlungsbereitschaft<br />
� Die Zahlungsbereitschaft ist dort am größten, wo das Gut den höchsten<br />
Nutzen bietet<br />
Preise geben darüber Auskunft, wo Güter am effizientesten<br />
eingesetzt werden können und führen damit zu einer<br />
effizienten Güterallokation<br />
� Steigende Preise führen (c.p.) zu höheren Gewinnmargen<br />
� Höhere Gewinne ziehen neue Anbieter an, macht die Erschließung neuer<br />
und/oder alternativer Produktionskapazitäten und/oder Substitute<br />
interessant<br />
Preise informieren darüber, wo es sinnvoll ist, Produktionskapazitäten<br />
zu erweitern bzw. neue Märkte zu erschließen<br />
Unternehmensethik | HWS 2009/10 | Prof. Dr. Nick Lin-Hi<br />
32
Eine differenzierte Betrachtung<br />
Individuelle Zahlungsbereitschaft ist grundsätzlich das<br />
sinnvollste – und auch gerechteste! – Kriterium zur<br />
Allokation knapper Güter<br />
Aber:<br />
� Besonderheit der Situation (Ausnahmecharakter)<br />
� Marktmechanismen führen – insbesondere aufgrund der Fristigkeit –<br />
nicht zu einer Verbesserung der Situation<br />
� Anbieter sollten damit rechnen, dass ihnen die Diskriminierung<br />
negativ zugerechnet wird<br />
Voraussetzungen für staatliche Eingriffe sind hier erfüllt<br />
Unternehmensethik | HWS 2009/10 | Prof. Dr. Nick Lin-Hi<br />
33
Probleme permanenter Markteingriffe<br />
40 Cent/l = Mindestpreis?<br />
Unternehmensethik | HWS 2009/10 | Prof. Dr. Nick Lin-Hi<br />
Milchpreis<br />
� Milchquoten (> Nachfrage)<br />
� Milchsubventionen (Milchkuhprämien,<br />
Butteraufkauf, Steuervergünstigungen etc.)<br />
� „Faire“ Milchprodukte<br />
� …<br />
Wettbewerbsmechanismen<br />
werden außer Kraft gesetzt<br />
Effekte<br />
� Effizienzverluste<br />
� Informations- und Koordinationsfunktion von Preisen werden nicht voll<br />
genutzt<br />
� Begrenzte Marktanpassungen<br />
� Lokale Milchmärkte in Entwicklungsländern leiden unter Billigexporten<br />
(Subventionen!) aus der EU<br />
34
Sozialpolitik gegen den Markt<br />
Paradigma: Effizienz und soziale Gerechtigkeit stehen diametral<br />
zueinander<br />
Effizienz<br />
Soziale<br />
Gerechtigkeit<br />
� Gerechtigkeit wird als Nullsummenspiel<br />
verstanden („Leistung ohne<br />
Gegenleistung“)<br />
� Gemeinsame Interessen zwischen<br />
Geber und Nehmer sind ausgeblendet<br />
Unternehmensethik | HWS 2009/10 | Prof. Dr. Nick Lin-Hi<br />
� Das Soziale wird über die Höhe von<br />
Sozialleistungen definiert<br />
Unfruchtbare Wertediskussion<br />
Negative Anreizwirkungen<br />
für Geber und Nehmer<br />
35
Sozialpolitik für den Markt<br />
Paradigma: Wie können Anreize zur gesellschaftlichen<br />
Zusammenarbeit zum gegenseitigen Vorteil geschaffen werden?<br />
� Von der statischen zur intertemporalen Perspektive (� Investitionen<br />
werden möglich)<br />
� Ermöglichung individueller Investitionen (etwa Bildung,<br />
Arbeitsmarktpolitik)<br />
� Förderung von (riskanten) Investitionen durch Versicherungssystem<br />
� Versicherung vor unverschuldeten Umständen (Krankheit,<br />
Arbeitslosigkeit, Armut etc.)<br />
Sozialsysteme als Investition in die<br />
Zustimmung zur Marktwirtschaft<br />
Unternehmensethik | HWS 2009/10 | Prof. Dr. Nick Lin-Hi<br />
36
Moral Hazard<br />
„Too Big to Fail“<br />
Versicherung &<br />
(Risiko-)Verhalten<br />
Institutionen (Spielregeln) zur Reduzierung<br />
der Problematik<br />
� Fixierung von Sorgfaltspflichten<br />
� Selbstbehalte/Zuzahlungen<br />
� Prämien-/Bonussysteme<br />
� Sanktionen<br />
Unternehmensethik | HWS 2009/10 | Prof. Dr. Nick Lin-Hi<br />
Moral hazard<br />
� Ex post (nach Vertragsschluss)<br />
Opportunismus<br />
� Grund: Auseinanderfallen<br />
von kollektiven und individuellen<br />
Interessen<br />
Anreize für<br />
Investitionen in die<br />
gesellschaftliche<br />
Zusammenarbeit<br />
zum gegenseitigen<br />
Vorteil!<br />
37
Institutionalisierte Solidarität<br />
Solidarität<br />
Unternehmensethik | HWS 2009/10 | Prof. Dr. Nick Lin-Hi<br />
� Ursprünglich: eine spezifische Form der<br />
Haftung („Einer für alle, alle für einen“)<br />
� Allgemeiner: Ausdruck gesellschaftlicher<br />
Kooperation mit direkt reziprokem Charakter<br />
� Interpretation: Selbstlosigkeit, Altruismus<br />
Problem: Adaption auf gesellschaftliche Probleme bzw. Problemlösungen<br />
Institutionalisierte<br />
Solidarität<br />
�<br />
� Abkopplung von individueller Disposition<br />
� Keine unmittelbar reziproke Wirkung<br />
� Instrumentalisierung der Marktlogik: Unter<br />
geeigneten Spielregeln ist der Markt eine<br />
Form institutionalisierter Solidarität<br />
Herausforderung für normative Erwartungen<br />
38
Corporate Social Responsibility<br />
Corporate Social Responsibility<br />
Marktwirtschaft<br />
� CSR ist unter und durch Wettbewerbsstrukturen<br />
zur Geltung zu bringen<br />
� Ohne Anreize werden Unternehmen keine<br />
Verantwortung übernehmen (können)<br />
� Unternehmen können – im gesellschaftlichen<br />
Interesse (sic!) – nicht altruistisch agieren<br />
� Es ist Teil der Verantwortung von<br />
Unternehmen, Gewinne zu erzielen<br />
Unternehmensethik | HWS 2009/10 | Prof. Dr. Nick Lin-Hi<br />
39
Prof. Dr. Nick Lin-Hi<br />
Juniorprofessur für Corporate Social Responsibility<br />
Unternehmensethik<br />
HWS 2009/10
Die Allokationsfunktion von Preisen<br />
� Zunehmende relative Knappheit führt zu steigenden Preisen<br />
� Händler verkaufen Produkte an Akteure mit der höchsten<br />
Zahlungsbereitschaft<br />
� Die Zahlungsbereitschaft ist dort am größten, wo das Gut den höchsten<br />
Nutzen bietet<br />
Preise geben darüber Auskunft, wo Güter am effizientesten<br />
eingesetzt werden können und führen damit zu einer<br />
effizienten Güterallokation<br />
� Steigende Preise führen (c.p.) zu höheren Gewinnmargen<br />
� Höhere Gewinne ziehen neue Anbieter an, macht die Erschließung neuer<br />
und/oder alternativer Produktionskapazitäten und/oder Substitute<br />
interessant<br />
Preise informieren darüber, wo es sinnvoll ist, Produktionskapazitäten<br />
zu erweitern bzw. neue Märkte zu erschließen<br />
Unternehmensethik | HWS 2009/10 | Prof. Dr. Nick Lin-Hi<br />
2
Eine differenzierte Betrachtung<br />
Individuelle Zahlungsbereitschaft ist grundsätzlich das<br />
sinnvollste – und auch gerechteste! – Kriterium zur<br />
Allokation knapper Güter<br />
Aber:<br />
� Besonderheit der Situation (Ausnahmecharakter)<br />
� Marktmechanismen führen hier – insbesondere aufgrund der<br />
Fristigkeit – nicht zu einer Verbesserung der Situation<br />
� Anbieter sollten damit rechnen, dass ihnen die Diskriminierung<br />
negativ zugerechnet wird<br />
Voraussetzungen für staatliche Eingriffe sind hier erfüllt<br />
Unternehmensethik | HWS 2009/10 | Prof. Dr. Nick Lin-Hi<br />
3
Probleme permanenter Markteingriffe<br />
40 Cent/l = Mindestpreis?<br />
Unternehmensethik | HWS 2009/10 | Prof. Dr. Nick Lin-Hi<br />
Milchpreis<br />
� Milchquoten (> Nachfrage)<br />
� Milchsubventionen (Milchkuhprämien,<br />
Butteraufkauf, Steuervergünstigungen etc.)<br />
� „Faire“ Milchprodukte<br />
� …<br />
Wettbewerbsmechanismen<br />
werden außer Kraft gesetzt<br />
Effekte<br />
� Effizienzverluste<br />
� Informations- und Koordinationsfunktion von Preisen werden nicht voll<br />
genutzt<br />
� Begrenzte Marktanpassungen<br />
� Lokale Milchmärkte in Entwicklungsländern leiden unter Billigexporten<br />
(Subventionen!) aus der EU<br />
4
Sozialpolitik gegen den Markt<br />
Paradigma: Effizienz und soziale Gerechtigkeit stehen diametral<br />
zueinander<br />
Effizienz<br />
Soziale<br />
Gerechtigkeit<br />
� Gerechtigkeit wird als Nullsummenspiel<br />
verstanden („Leistung ohne<br />
Gegenleistung“)<br />
� Gemeinsame Interessen zwischen<br />
Geber und Nehmer sind ausgeblendet<br />
Unternehmensethik | HWS 2009/10 | Prof. Dr. Nick Lin-Hi<br />
� Das Soziale wird über die Höhe von<br />
Sozialleistungen definiert<br />
Unfruchtbare Wertediskussion<br />
Negative Anreizwirkungen<br />
für Geber und Nehmer<br />
5
Sozialpolitik für den Markt<br />
Paradigma: Wie können Anreize zur gesellschaftlichen<br />
Zusammenarbeit zum gegenseitigen Vorteil geschaffen werden?<br />
� Von der statischen zur intertemporalen Perspektive (� Investitionen<br />
werden möglich)<br />
� Ermöglichung individueller Investitionen (etwa Bildung,<br />
Arbeitsmarktpolitik)<br />
� Förderung von (riskanten) Investitionen durch Versicherungssystem<br />
� Versicherung vor unverschuldeten Umständen (Krankheit,<br />
Arbeitslosigkeit, Armut etc.)<br />
Sozialsysteme als Investition in die<br />
Zustimmung zur Marktwirtschaft<br />
Unternehmensethik | HWS 2009/10 | Prof. Dr. Nick Lin-Hi<br />
6
Moral Hazard<br />
„Too Big to Fail“<br />
Versicherung &<br />
(Risiko-)Verhalten<br />
Institutionen (Spielregeln) zur Reduzierung<br />
der Problematik<br />
� Fixierung von Sorgfaltspflichten<br />
� Selbstbehalte/Zuzahlungen<br />
� Prämien-/Bonussysteme<br />
� Sanktionen<br />
Unternehmensethik | HWS 2009/10 | Prof. Dr. Nick Lin-Hi<br />
Moral hazard<br />
� Ex post (nach Vertragsschluss)<br />
Opportunismus<br />
� Grund: Auseinanderfallen<br />
von kollektiven und individuellen<br />
Interessen<br />
Anreize für<br />
Investitionen in die<br />
gesellschaftliche<br />
Zusammenarbeit<br />
zum gegenseitigen<br />
Vorteil!<br />
7
Institutionalisierte Solidarität<br />
Solidarität<br />
Unternehmensethik | HWS 2009/10 | Prof. Dr. Nick Lin-Hi<br />
� Ursprünglich: eine spezifische Form der<br />
Haftung („Einer für alle, alle für einen“)<br />
� Allgemeiner: Ausdruck gesellschaftlicher<br />
Kooperation mit direkt reziprokem Charakter<br />
� Interpretation: Selbstlosigkeit, Altruismus<br />
Problem: Adaption auf gesellschaftliche Probleme bzw. Problemlösungen<br />
Institutionalisierte<br />
Solidarität<br />
�<br />
� Abkopplung von individueller Disposition<br />
� Keine unmittelbar reziproke Wirkung<br />
� Instrumentalisierung der Marktlogik: Unter<br />
geeigneten Spielregeln ist der Markt eine<br />
Form institutionalisierter Solidarität<br />
Herausforderung für normative Erwartungen<br />
8
Corporate Social Responsibility<br />
Corporate Social Responsibility<br />
Marktwirtschaft<br />
� CSR ist unter und durch Wettbewerbsstrukturen<br />
zur Geltung zu bringen<br />
� Ohne Anreize werden Unternehmen keine<br />
Verantwortung übernehmen (können)<br />
� Unternehmen können – im gesellschaftlichen<br />
Interesse (sic!) – nicht altruistisch agieren<br />
� Es ist Teil der Verantwortung von<br />
Unternehmen, Gewinne zu erzielen<br />
Unternehmensethik | HWS 2009/10 | Prof. Dr. Nick Lin-Hi<br />
9
Diffusität<br />
Babylonisches Sprachgewirr<br />
� Corporate (Social) Responsibility<br />
� Unternehmensverantwortung<br />
� Corporate Citizenship<br />
� Nachhaltigkeit<br />
� Stakeholder Management<br />
� Corporate Governance<br />
� Unternehmensführung<br />
� …<br />
�<br />
Unternehmensethik | HWS 2009/10 | Prof. Dr. Nick Lin-Hi<br />
Inhaltliche Diffusität<br />
� Greenpeace: Emissionen<br />
� Anwohner: Spielplätze<br />
� ver.di: Arbeitsplätze<br />
� Kunden: Qualität<br />
� Attac: Preissetzung durch<br />
demokratischen Prozess<br />
� Mitarbeiter: Fort- und<br />
Weiterbildungen<br />
� …<br />
CSR: Ein prominenter Begriff von schillernder Vieldeutigkeit<br />
10
CSR: Ein grenzenloser Begriff?<br />
"Corporate social responsibility is the<br />
continuing commitment by business<br />
to behave ethically and contribute to<br />
economic development while im-<br />
proving the quality of life of the work-<br />
force and their families as well as of<br />
the local community and society at<br />
large."<br />
(World Business Council for Sustainable<br />
Development, 1999)<br />
�<br />
Notwendigkeit von Orientierungspunkten<br />
Unternehmensethik | HWS 2009/10 | Prof. Dr. Nick Lin-Hi<br />
11
Triebkräfte I<br />
Globalisierung<br />
� Internationale Wertschöpfung<br />
� Steigender Wettbewerbsdruck<br />
� Zunahme (regelungsbedürftiger) Kooperations- und Konfliktmöglichkeiten<br />
Informations- und Kommunikationsbedingungen<br />
� Enorme Leistungssteigerung bei gleichzeitig sinkenden Kosten<br />
� Potenzielle permanente Transparenz<br />
� Risiken von Aufdeckung und Sanktionierung steigen<br />
Kritischere Öffentlichkeit<br />
� Unternehmensskandale (Enron, Lidl, Siemens etc.)<br />
� Sensibilisierung & Aktivierung der Verbraucher (s.a. LOHAS)<br />
� Formierung von schlagkräftigen Anspruchsgruppen/NGOs<br />
Kapitalmärkte (ambivalent!)<br />
� Nachhaltigkeitsanalysen<br />
� Nachhaltige Kapitalanlagen/Indizes (etwa DJSI, FTSE4Good)<br />
� Renditedruck<br />
Unternehmensethik | HWS 2009/10 | Prof. Dr. Nick Lin-Hi<br />
12
Triebkräfte II<br />
Gesellschaftliche Problemlagen<br />
� Mangel an wirkmächtigen Akteuren<br />
� Faktische Verantwortungszuschreibung zur Lösung von Problemen (veränderte<br />
Zurechnungsprozesse)<br />
Kapitalismuskritik<br />
� Sinnverlust (Entfremdung)<br />
� Fehlender Konterpart<br />
� Finanzkrise<br />
Triebkräfte wirken dahingehend, dass Unternehmen ihre<br />
gesellschaftliche Erwünschtheit (permanent) nachweisen müssen;<br />
anderenfalls droht ihnen der Verlust ihrer Licence to operate.<br />
Unternehmensethik | HWS 2009/10 | Prof. Dr. Nick Lin-Hi<br />
13
CSR: Jenseits des Kerngeschäfts?<br />
BL: Suchanek/Lin-Hi 2008<br />
Unternehmensethik | HWS 2009/10 | Prof. Dr. Nick Lin-Hi<br />
14
Wohltaten als Unternehmensverantwortung?<br />
Unternehmensethik | HWS 2009/10 | Prof. Dr. Nick Lin-Hi<br />
15
Wohltaten als Unternehmensverantwortung?<br />
Unternehmensethik | HWS 2009/10 | Prof. Dr. Nick Lin-Hi<br />
16
Wohltaten als Unternehmensverantwortung?<br />
Unternehmensethik | HWS 2009/10 | Prof. Dr. Nick Lin-Hi<br />
17
Beispiele für Wohltätigkeiten<br />
� Cause-Related Marketing<br />
� Geld- oder Sachspenden<br />
� Sponsoring sozialer oder kultureller Veranstaltungen<br />
� Pro-Bono-Projekte<br />
� Informationsveranstaltungen an Schulen<br />
� Kostenlose Abgabe eigener Produkte an Non-Profit-<br />
Organisationen<br />
� Corporate Volunteering<br />
� Programme für arbeitslose Jugendliche<br />
� …<br />
Wohltätigkeiten („corporate philanthropy“) werden in der Gesellschaft<br />
stark mit CSR assoziiert. Gerade hier ist eine hohe gesellschaftliche<br />
Nachfrage zu verzeichnen.<br />
Unternehmensethik | HWS 2009/10 | Prof. Dr. Nick Lin-Hi<br />
18
Gründe für die Beliebtheit<br />
Unternehmen<br />
� Sichtbarkeit (CSR-Leuchttürme)<br />
� Gute Kommunizierbarkeit<br />
� Hohe Werbewirksamkeit<br />
� Interne Motivationswirkung<br />
� Einfache Handhabbarkeit<br />
� Bequeme Art, das Thema<br />
CSR abzuhaken<br />
Unternehmensethik | HWS 2009/10 | Prof. Dr. Nick Lin-Hi<br />
Gesellschaft<br />
� Unternehmen sind nicht nur<br />
gewinnorientiert<br />
� Man gibt etwas der<br />
Gesellschaft zurück<br />
� Gute Taten<br />
19
Kritik<br />
� Alter Wein in neuen Schläuchen<br />
� Fokus auf die Mittelverwendung, die Art und Weise der<br />
Mittelerzielung bleibt außen vor<br />
� „Crowding out“ einer verantwortungsvollen Wertschöpfung<br />
� Implizite Positionierung als Korrekturfunktion zur Gewinnerzielung<br />
� Umverteilungsparadigma<br />
� Unsystematischer Ansatz<br />
� Fehlender Problembezug (Konfliktfelder bleiben außen vor)<br />
� Keine normative Fundierung (� Grenzen der Verantwortung bleiben<br />
unklar)<br />
� Ablasshandel?<br />
Unternehmensethik | HWS 2009/10 | Prof. Dr. Nick Lin-Hi<br />
20
Lidl & Wohltätigkeiten<br />
Unternehmensethik | HWS 2009/10 | Prof. Dr. Nick Lin-Hi<br />
21
Semantische Botschaft<br />
Wohltätigkeiten erodieren die unternehmerische<br />
Legitimität in der Gesellschaft, da sie der Separation von<br />
Gewinn und Moral Vorschub leisten!*<br />
� Die Verantwortung von Unternehmen wird jenseits ihrer<br />
Geschäftstätigkeit verortet<br />
� Umkehrschluss: Die Geschäftstätigkeit selbst ist nicht verantwortlich<br />
� Wenn die Geschäftstätigkeit nicht verantwortlich ist, so ist fraglich,<br />
was Unternehmen in der Gesellschaft überhaupt legitimiert<br />
*Solche Aktivitäten sind sinnvoller Bestandteil im Marketing- und Kommunikationsmix von<br />
Unternehmen; sie werden aber problematisch, wenn sie als Verantwortung deklariert werden.<br />
Unternehmensethik | HWS 2009/10 | Prof. Dr. Nick Lin-Hi<br />
22
CSR = Gewinn?<br />
„The Social Responsibility of Business Is to<br />
Increase Its Profits“ (Milton Friedman 1970)<br />
„Social welfare is maximized when all firms in an economy<br />
maximize total firm value.“ (Jensen 2002)<br />
BL: Friedman 1970<br />
Unternehmensethik | HWS 2009/10 | Prof. Dr. Nick Lin-Hi<br />
23
Friedmans Anliegen<br />
CSR gefährdet die freiheitliche Gesellschaft<br />
� Manager erhalten von Unternehmenseigentümern Ressourcen für<br />
eine relativ klar definierte Aufgabe (= Gewinnmaximierung*)<br />
� CSR: Ressourceneinsatz für „irgendwelche“ sozialen und<br />
ökologischen Dinge<br />
CSR ist problematisch, da Manager<br />
� dafür keinen Auftrag haben,<br />
� nicht über notwendige Informationen<br />
und Kompetenzen verfügen<br />
Unternehmensethik | HWS 2009/10 | Prof. Dr. Nick Lin-Hi<br />
� Ineffiziente Verwendung<br />
von Ressourcen<br />
� Eröffnung von Missbrauchsmöglichkeiten<br />
*beachte: pragmatische Reduktion<br />
24
CSR als Gefahr für die Freiheit<br />
„Few trends could so thoroughly undermine the very foundations of our free<br />
society as the acceptance by corporate officials of a social respon-sibility other<br />
than to make as much money for their stockholders as possible. This is a<br />
fundamentally subversive doctrine.” (Friedman 1962)<br />
� Unterminierung von Eigentumsrechten<br />
� „Zwangssteuer“ (Überwälzung von CSR-Kosten auf Kunden und<br />
Mitarbeiter)<br />
� Nichtdemokratische Entscheidungen<br />
� Staat ist der Ansprechpartner für gesellschaftliche Probleme<br />
Ein falsches Verständnis von CSR gefährdet die Funktionsfähigkeit<br />
von Märkten<br />
Unternehmensethik | HWS 2009/10 | Prof. Dr. Nick Lin-Hi<br />
25
Friedmans Argumente<br />
Manager sind Agenten<br />
der Eigentümer<br />
Diffuses Verständnis<br />
von Verantwortung<br />
Semantik<br />
Ansprechpartner Staat<br />
Unternehmensethik | HWS 2009/10 | Prof. Dr. Nick Lin-Hi<br />
� Bereitstellung von Kapital,<br />
� Kapitalmehrung<br />
� Kontrollmöglichkeit & Anreize<br />
� Machtmissbrauch<br />
� Ineffizienzen<br />
� Problem eines sozialistisches Verständnis<br />
� Gewinnerzielung hat moralische Qualität<br />
� Lösung von Problemen<br />
� Gestaltung der Rahmenordnung<br />
Auflösung des Grundkonflikts zugunsten des Gewinnprinzips:<br />
„The social responsibility of business is to increase its profits“<br />
26
Einseitigkeit der Position von Friedman<br />
Die Position von Friedman ist NICHT falsch, aber sie ist aufgrund<br />
ihrer Einseitigkeit problematisch!<br />
� Vernachlässigung der Einbindung von Unternehmen in<br />
gesellschaftliche Beziehungen (� „Triebkräfte“)<br />
� Forcierung ideologischer Orientierungspunkte<br />
� Überschätzung staatlicher Steuerungs- und Kontrollkompetenz<br />
� Trivialisierung ethischer Herausforderungen im unternehmerischen<br />
Alltag<br />
� Der Grundkonflikt zwischen Moral und Gewinn wird – v.a. per Annahme<br />
über Funktionsfähigkeit von Märkten – „wegdefiniert“<br />
� Fehlende Heuristik zur Lösung des Grundkonflikts<br />
Unternehmensethik | HWS 2009/10 | Prof. Dr. Nick Lin-Hi<br />
27
Problematische Formen der Gewinnerzielung<br />
Es gibt problematische Formen der Gewinnerzielung<br />
Nicht nur ein verfehltes Verständnis von Verantwortung<br />
gefährdet die gesellschaftliche Freiheit, sondern ebenso<br />
ein verfehltes Verständnis von Gewinnerzielung!<br />
Unternehmensethik | HWS 2009/10 | Prof. Dr. Nick Lin-Hi<br />
28
CSR: Management von Konfliktfelder<br />
OP<br />
Konfliktfelder entstehen durch das stets latent vorhandene<br />
Spannungsverhältnis zwischen Gewinn und Moral<br />
Gewinn<br />
Moral<br />
Beispiele:<br />
Unternehmensethik | HWS 2009/10 | Prof. Dr. Nick Lin-Hi<br />
� Menschenrechtsverletzungen<br />
� Kinderarbeit<br />
� Umweltverschmutzung<br />
� Korruption<br />
� Bilanzverschleierung<br />
� Vernachlässigung von Sicherheitsstandards<br />
� Rüstungsexporte in Spannungsgebiete<br />
� Hohe Preise für lebensnotwendige<br />
Medikamente<br />
� ...<br />
CSR beinhaltet das Management von Konflikten zwischen<br />
Gewinn und Moral<br />
29
Licence to operate<br />
Licence to operate (= Gesellschaftliche Akzeptanz von<br />
Unternehmen)<br />
� ist die Bedingung der unternehmerischen Wertschöpfung<br />
� wird implizit und explizit von den Mitgliedern der Gesellschaft<br />
gegeben bzw. entzogen<br />
Unternehmensethik | HWS 2009/10 | Prof. Dr. Nick Lin-Hi<br />
30
Licence to operate<br />
Licence to operate<br />
� basiert auf subjektiven Wahrnehmungen der<br />
Gesellschaftsmitglieder,<br />
� welche mit subjektiven Erwartungen verknüpft sind, und<br />
� durch normative Vorstellungen beeinflusst werden.<br />
Es gilt:<br />
� die Licence to operate lässt sich nicht formal erwerben,<br />
� die Anforderungen zur Erlangung verändern sich im Zeitablauf,<br />
� es gibt keinen Lösungsalgorithmus.<br />
�<br />
Die Licence to operate wird durch Konfliktfelder gefährdet<br />
Unternehmensethik | HWS 2009/10 | Prof. Dr. Nick Lin-Hi<br />
31
Antizipation von Konfliktfeldern<br />
� Eine grundlegende Herausforderung besteht darin, Konflikte<br />
zwischen Gewinn und Moral im unternehmerischen Alltag<br />
erkennen zu können;<br />
� dies setzt voraus, gesellschaftliche Zurechnungsprozesse zu<br />
verstehen.<br />
Unternehmensethik | HWS 2009/10 | Prof. Dr. Nick Lin-Hi<br />
32
Das Amazon Partnerprogramm<br />
Unternehmensethik | HWS 2009/10 | Prof. Dr. Nick Lin-Hi<br />
33
Amazon und der Verfassungsschutz<br />
„Mit jedem Einkauf bei amazon.de, auch<br />
anderer Produkte als den von uns hier<br />
empfohlenen Gütern, und/oder dem Zu-<br />
gang zu amazon.de über unsere Em-<br />
pfehlungsliste, unterstützen Sie das<br />
Projekt 'Nationales Netztagebuch'.<br />
Vielen Dank dafür.“<br />
(NPD-Partei-Internetseite “Nationales-Netztagebuch“,<br />
Kreisverband Barnim-Uckermark )<br />
Unternehmensethik | HWS 2009/10 | Prof. Dr. Nick Lin-Hi<br />
Aufgedeckt vom brandenbur-<br />
gischen Verfassungsschutz<br />
„[…] Amazon nennt das ‚Werbe-<br />
kostenerstattung‘. Andere könnten das<br />
eine wirtschaftliche Partnerschaft mit<br />
verfassungsfeindlichen Extremisten<br />
nennen. […]“ (vom 04. Juni 2009)<br />
Vorangegangener „Dialog“<br />
� Brandenburgische Verfassungsschutz kontaktiert Amazon<br />
� Amazon: Wenn „ein offizielles Verbot“ zu den im „Nationalen Netztagebuch“<br />
beworbenen Artikeln „oder zu der Seite selbst geschehen, werden wir diese<br />
selbstverständlich umgehend aus dem Angebot beziehungsweise aus dem<br />
Partnerprogramm entfernen.“<br />
� Entspricht einem (nicht untypischen) Rückzug in die juristische<br />
Dimension<br />
34
Amazon und Reaktionen<br />
Unternehmensethik | HWS 2009/10 | Prof. Dr. Nick Lin-Hi<br />
Mediale Berichterstattung<br />
� Massive Kritik an der „Partnerschaft“<br />
zwischen Amazon und NPD<br />
� Boykottdrohungen durch diverse Politiker<br />
� Berichterstattung und Kommentierung in<br />
diversen Blogs<br />
Kommentierung auf der NPD-Seite<br />
� Aufruf zur „Solidarität mit Amazon“<br />
� „erfolgreiche[r] amerikanischer Konzern“<br />
35
Amazons Statements (nach der Berichterstattung)<br />
Auf eine Anfrage des Tagesspiegel:<br />
„Wir prüfen derzeit die Einhaltung der Teilnahmebedingungen unseres<br />
Partnerprogramms durch die Website und werden nach Abschluss der Prüfung<br />
adäquate Maßnahmen treffen.“<br />
Auf die Frage, warum rechtsextremistische Schriften angeboten werden:<br />
Amazon übernehme „stets die Einschätzung“ von Gerichten, Staatsanwaltschaften<br />
und der Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien. Ansonsten nehme man<br />
„bei der Beantwortung der Frage, ob ein Produkt vertrieben werden sollte, keine<br />
eigene Wertung vor.“<br />
Unternehmensethik | HWS 2009/10 | Prof. Dr. Nick Lin-Hi<br />
„Amazon vertreibt weder indizierte noch ver-<br />
botene Titel. Unser Ziel ist es, unseren Kunden<br />
die größtmögliche Auswahl an verschiedenen<br />
Titeln bereitzustellen. Aus diesem Grund bieten<br />
wir Artikel an, die auf dem deutschen Markt frei<br />
erhältlich sind.“ (Antwort auf Kundenanfragen)<br />
„Es gibt eine Nachfrage dafür, die wollen wir<br />
befriedigen.“ (Angebliche Aussage am Telefon – welche<br />
es allerdings bis ins Handelsblatt geschafft hat)<br />
36
Schlussendlich<br />
� Amazon reagiert infolge von zahlreichen kritischen Berichten,<br />
Kundenbeschwerden und Account-Löschungen<br />
� (Temporärer) Verlust der Licence to operate<br />
"Wir haben die Überprüfung der Netztagebuch-Website abgeschlossen<br />
und entschieden, dass die Website nicht den Teilnahmebedingungen<br />
unseres Partnerprogramms entspricht. Wir schließen die Website von<br />
der weiteren Teilnahme am Amazon.de-Partnerprogramm aus und<br />
haben den Websitebetreiber über unsere Entscheidung informiert."<br />
(Amazon, 08.06.2009)<br />
Unternehmensethik | HWS 2009/10 | Prof. Dr. Nick Lin-Hi<br />
37
Einsichten<br />
� Fragilität der Licence to operate<br />
� Demokratisierung von Informationen<br />
� Grenzen der juristischen Argumentation<br />
� Zurechnungsprozesse laufen vielfach stark vereinfacht ab<br />
OP<br />
Man kann immer alles anders sehen und andere tun dies auch!<br />
Unternehmensethik | HWS 2009/10 | Prof. Dr. Nick Lin-Hi<br />
38
Implikationen für CSR<br />
Was war das Problem?<br />
� Trivialisierung der moralischen Dimension<br />
� Substitution durch die juristische Dimension<br />
� Unterschätzung möglicher Auswirkungen<br />
� Warnhinweise konnten nicht verarbeitet werden<br />
� Inhaltlich (Nichtverständnis)<br />
� Organisatorisch (Nichteskalation)<br />
� Strategisch (Nichtadaption)<br />
Herausforderungen für das Management von CSR<br />
� Antizipation von Konfliktfeldern (moralisches Urteilsvermögen)<br />
� Gestaltung entsprechender Governance-Strukturen<br />
(Gestaltungskompetenz!)<br />
Unternehmensethik | HWS 2009/10 | Prof. Dr. Nick Lin-Hi<br />
39
CSR & Erfolgsbedingungen<br />
�<br />
Gewinn<br />
�<br />
�<br />
Unternehmensethik | HWS 2009/10 | Prof. Dr. Nick Lin-Hi<br />
Investiere in die Bedingungen<br />
der gesellschaftlichen<br />
Zusammenarbeit zum<br />
gegenseitigen Vorteil (= CSR)<br />
Verantwortung<br />
CSR ist das Management der Bedingungen des<br />
langfristigen Unternehmenserfolgs<br />
40
Die goldene Regel<br />
„Investiere in die Bedingungen der<br />
gesellschaftlichen Zusammenarbeit zum<br />
gegenseitigen Vorteil!“<br />
Bedingungen sind:<br />
� Humankapital (Fähigkeiten, ‚Tugenden‘, Mitarbeitermotivation)<br />
� Sozialkapital (Beziehung, Netzwerke)<br />
� Organisationskapital (‚brand name‘, Reputation, Integrität)<br />
� Institutionelles Kapital (formale Governancestrukturen)<br />
� Natur- und Sachkapital (Ressourcen, Technologien)<br />
Unternehmensethik | HWS 2009/10 | Prof. Dr. Nick Lin-Hi<br />
41
CSR als Investition<br />
CSR ist das Management von Konflikten zwischen Gewinn und<br />
Moral<br />
� Es geht nicht um Verzicht, sondern um Investitionen<br />
� Unternehmen sind auf Vermögenswerte wie Integrität, Glaubwürdigkeit etc.<br />
angewiesen<br />
� Es ist im wohlverstandenen Eigeninteresse, auf bestimmte Formen der<br />
kurzfristigen Gewinnerzielung zu verzichten (Keine Gewinnerzielung<br />
zulasten Dritter!)<br />
Der Verzicht auf kurzfristige Gewinnerzielung ist als Investition in<br />
zukünftige Handlungsbedingungen zur Geltung zu bringen<br />
Unternehmensethik | HWS 2009/10 | Prof. Dr. Nick Lin-Hi<br />
42
Investive Selbstbindung<br />
�<br />
Unternehmensethik | HWS 2009/10 | Prof. Dr. Nick Lin-Hi<br />
Investive Selbstbindung!<br />
Beachte: Ethik zahlt sich nicht immer aus!<br />
43
Unverantwortlich<br />
Negativformulierung von<br />
Verantwortung:<br />
Unverantwortlich ist eine<br />
Handlung, die die Bedingungen<br />
ihres eigenen Erfolgs in Anspruch<br />
nimmt und dabei zugleich zu der<br />
Erosion dieser Bedingungen<br />
beiträgt.<br />
Unternehmensethik | HWS 2009/10 | Prof. Dr. Nick Lin-Hi<br />
Beispiele:<br />
� Unabhängiger<br />
Versicherungsvertreter &<br />
Provisionen<br />
� „Cash Management“<br />
� CSR-Beratung &<br />
Trivialisierung von Problemen<br />
� Teenager & Diskobesuche<br />
� …<br />
44
Herausforderung<br />
Unternehmensethik | HWS 2009/10 | Prof. Dr. Nick Lin-Hi<br />
45
CSR im Alltag<br />
CSR ist das Management der Bedingungen des langfristigen<br />
unternehmerischen Erfolgs<br />
1. Moralische Ideale<br />
2. Empirische<br />
Bedingungen<br />
.<br />
3. Ethische Urteile<br />
und Forderungen<br />
Unternehmensethik | HWS 2009/10 | Prof. Dr. Nick Lin-Hi<br />
1. Verantwortung, Nachhaltigkeit etc.<br />
2. Restriktionen des gesellschaft-<br />
lichen & wirtschaftlichen Alltags<br />
.<br />
3. Corporate Social<br />
Responsibility<br />
46
Bedingungen<br />
gegebene<br />
Handlungs-<br />
bedingungen<br />
t 1<br />
OP<br />
� Handlungen � Handlungs-<br />
folgen<br />
Unternehmensethik | HWS 2009/10 | Prof. Dr. Nick Lin-Hi<br />
�<br />
Jede Handlung beeinflusst zukünftige<br />
Handlungsbedingungen!<br />
zukünftige<br />
Handlungs-<br />
bedingungen<br />
t 2<br />
47
Prof. Dr. Nick Lin-Hi<br />
Juniorprofessur für Corporate Social Responsibility<br />
Unternehmensethik<br />
HWS 2009/10
Corporate Social Responsibility<br />
Corporate Social Responsibility<br />
Marktwirtschaft<br />
� CSR ist unter und durch Wettbewerbsstrukturen<br />
zur Geltung zu bringen<br />
� Ohne Anreize werden Unternehmen keine<br />
Verantwortung übernehmen (können)<br />
� Unternehmen können – im gesellschaftlichen<br />
Interesse (sic!) – nicht altruistisch agieren<br />
� Es ist Teil der Verantwortung von<br />
Unternehmen, Gewinne zu erzielen<br />
Unternehmensethik | HWS 2009/10 | Prof. Dr. Nick Lin-Hi 2
Problematische Formen der Gewinnerzielung<br />
Es gibt problematische Formen der Gewinnerzielung<br />
Nicht nur ein verfehltes Verständnis von Verantwortung<br />
gefährdet die gesellschaftliche Freiheit, sondern ebenso<br />
ein verfehltes Verständnis von Gewinnerzielung!<br />
Unternehmensethik | HWS 2009/10 | Prof. Dr. Nick Lin-Hi 3
CSR: Management von Konfliktfeldern<br />
OP<br />
Konfliktfelder entstehen durch das stets latent vorhandene<br />
Spannungsverhältnis zwischen Gewinn und Moral<br />
Gewinn<br />
Moral<br />
Beispiele:<br />
� Menschenrechtsverletzungen<br />
� Kinderarbeit<br />
� Umweltverschmutzung<br />
� Korruption<br />
� Bilanzverschleierung<br />
� Vernachlässigung von Sicherheitsstandards<br />
� Rüstungsexporte in Spannungsgebiete<br />
� Hohe Preise für lebensnotwendige<br />
Medikamente<br />
� ...<br />
CSR beinhaltet das Management von Konflikten zwischen<br />
Gewinn und Moral<br />
Unternehmensethik | HWS 2009/10 | Prof. Dr. Nick Lin-Hi 4
Licence to operate<br />
Licence to operate (= Gesellschaftliche Akzeptanz von<br />
Unternehmen)<br />
� ist die Bedingung der unternehmerischen Wertschöpfung<br />
� wird implizit und explizit von den Mitgliedern der Gesellschaft<br />
gegeben bzw. entzogen<br />
Unternehmensethik | HWS 2009/10 | Prof. Dr. Nick Lin-Hi 5
Licence to operate<br />
Licence to operate<br />
� basiert auf subjektiven Wahrnehmungen der<br />
Gesellschaftsmitglieder,<br />
� welche mit subjektiven Erwartungen verknüpft sind und<br />
� durch normative Vorstellungen beeinflusst werden.<br />
Es gilt:<br />
� die Licence to operate lässt sich nicht formal erwerben<br />
� die Anforderungen zur Erlangung verändern sich im Zeitablauf<br />
� es gibt keinen Lösungsalgorithmus<br />
�<br />
Die Licence to operate wird durch Konfliktfelder gefährdet<br />
Unternehmensethik | HWS 2009/10 | Prof. Dr. Nick Lin-Hi 6
Antizipation von Konfliktfeldern<br />
� Eine grundlegende Herausforderung besteht darin, Konflikte<br />
zwischen Gewinn und Moral im unternehmerischen Alltag<br />
erkennen zu können;<br />
� dies setzt voraus, gesellschaftliche Zurechnungsprozesse zu<br />
verstehen.<br />
Unternehmensethik | HWS 2009/10 | Prof. Dr. Nick Lin-Hi 7
Das Amazon Partnerprogramm<br />
Unternehmensethik | HWS 2009/10 | Prof. Dr. Nick Lin-Hi 8
Amazon und der Verfassungsschutz<br />
„Mit jedem Einkauf bei amazon.de, auch<br />
anderer Produkte als den von uns hier<br />
empfohlenen Gütern, und/oder dem Zugang<br />
zu amazon.de über unsere Empfehlungsliste,<br />
unterstützen Sie das<br />
Projekt 'Nationales Netztagebuch'.<br />
Vielen Dank dafür.“<br />
(NPD-Partei-Internetseite “Nationales-Netztagebuch“,<br />
Kreisverband Barnim-Uckermark )<br />
Vorangegangener „Dialog“<br />
� Brandenburgischer Verfassungsschutz kontaktiert Amazon<br />
Aufgedeckt vom brandenburgischen<br />
Verfassungsschutz<br />
„[…] Amazon nennt das ‚Werbekostenerstattung‘.<br />
Andere könnten das<br />
eine wirtschaftliche Partnerschaft mit<br />
verfassungsfeindlichen Extremisten<br />
nennen. […]“ (vom 04. Juni 2009)<br />
� Amazon: Wenn „ein offizielles Verbot“ zu den im „Nationalen Netztagebuch“<br />
beworbenen Artikeln „oder zu der Seite selbst geschehen, werden wir diese<br />
selbstverständlich umgehend aus dem Angebot beziehungsweise aus dem<br />
Partnerprogramm entfernen.“<br />
� Entspricht einem (nicht untypischen) Rückzug in die juristische<br />
Dimension<br />
Unternehmensethik | HWS 2009/10 | Prof. Dr. Nick Lin-Hi 9
Amazon und Reaktionen<br />
Mediale Berichterstattung<br />
� Massive Kritik an der „Partnerschaft“<br />
zwischen Amazon und NPD<br />
� Boykottdrohungen durch diverse Politiker<br />
� Berichterstattung und Kommentierung in<br />
diversen Blogs<br />
Kommentierung auf der NPD-Seite<br />
� Aufruf zur „Solidarität mit Amazon“<br />
� „erfolgreiche[r] amerikanischer Konzern“<br />
Unternehmensethik | HWS 2009/10 | Prof. Dr. Nick Lin-Hi 10
Amazons Statements (nach der Berichterstattung)<br />
Auf eine Anfrage des Tagesspiegel:<br />
„Wir prüfen derzeit die Einhaltung der Teilnahmebedingungen unseres<br />
Partnerprogramms durch die Website und werden nach Abschluss der Prüfung<br />
adäquate Maßnahmen treffen.“<br />
Auf die Frage, warum rechtsextremistische Schriften angeboten werden:<br />
Amazon übernehme „stets die Einschätzung“ von Gerichten,<br />
Staatsanwaltschaften und der Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien.<br />
Ansonsten nehme man „bei der Beantwortung der Frage, ob ein Produkt<br />
vertrieben werden sollte, keine eigene Wertung vor.“<br />
„Amazon vertreibt weder indizierte noch verbotene Titel. Unser Ziel ist es,<br />
unseren Kunden die größtmögliche Auswahl an verschiedenen Titeln<br />
bereitzustellen. Aus diesem Grund bieten wir Artikel an, die auf dem deutschen<br />
Markt frei erhältlich sind.“ (Antwort auf Kundenanfragen)<br />
„Es gibt eine Nachfrage dafür, die wollen wir befriedigen.“ (Angebliche Aussage am<br />
Telefon – welche es allerdings bis ins Handelsblatt geschafft hat)<br />
Unternehmensethik | HWS 2009/10 | Prof. Dr. Nick Lin-Hi 11
Schlussendlich<br />
� Amazon reagiert infolge von zahlreichen kritischen Berichten,<br />
Kundenbeschwerden und Account-Löschungen<br />
� (Temporärer) Verlust der Licence to operate<br />
"Wir haben die Überprüfung der Netztagebuch-Website abgeschlossen<br />
und entschieden, dass die Website nicht den Teilnahmebedingungen<br />
unseres Partnerprogramms entspricht. Wir schließen die Website von<br />
der weiteren Teilnahme am Amazon.de-Partnerprogramm aus und<br />
haben den Websitebetreiber über unsere Entscheidung informiert."<br />
(Amazon, 08.06.2009)<br />
Unternehmensethik | HWS 2009/10 | Prof. Dr. Nick Lin-Hi 12
Einsichten<br />
� Fragilität der Licence to operate<br />
� Demokratisierung von Informationen<br />
� Grenzen der juristischen Argumentation<br />
� Zurechnungsprozesse laufen vielfach stark vereinfacht ab<br />
OP<br />
Man kann immer alles anders sehen und andere tun dies auch!<br />
Unternehmensethik | HWS 2009/10 | Prof. Dr. Nick Lin-Hi 13
Implikationen für CSR<br />
Was war das Problem?<br />
� Trivialisierung der moralischen Dimension<br />
� Substitution durch die juristische Dimension<br />
� Unterschätzung möglicher Auswirkungen<br />
� Warnhinweise konnten nicht verarbeitet werden<br />
� Inhaltlich (Nichtverständnis)<br />
� Organisatorisch (Nichteskalation)<br />
� Strategisch (Nichtadaption)<br />
Herausforderungen für das Management von CSR<br />
� Antizipation von Konfliktfeldern (moralisches Urteilsvermögen)<br />
� Gestaltung entsprechender Governance-Strukturen<br />
(Gestaltungskompetenz!)<br />
Unternehmensethik | HWS 2009/10 | Prof. Dr. Nick Lin-Hi 14
CSR & Erfolgsbedingungen<br />
�<br />
Gewinn<br />
�<br />
�<br />
Investiere in die Bedingungen<br />
der gesellschaftlichen<br />
Zusammenarbeit zum<br />
gegenseitigen Vorteil (= CSR)<br />
Verantwortung<br />
CSR ist das Management der Bedingungen des<br />
langfristigen Unternehmenserfolgs<br />
Unternehmensethik | HWS 2009/10 | Prof. Dr. Nick Lin-Hi 15
Die goldene Regel<br />
„Investiere in die Bedingungen der<br />
gesellschaftlichen Zusammenarbeit zum<br />
gegenseitigen Vorteil!“<br />
Bedingungen sind:<br />
� Humankapital (Fähigkeiten, ‚Tugenden‘, Mitarbeitermotivation)<br />
� Sozialkapital (Beziehung, Netzwerke)<br />
� Organisationskapital (‚brand name‘, Reputation, Integrität)<br />
� Institutionelles Kapital (formale Governancestrukturen)<br />
� Natur- und Sachkapital (Ressourcen, Technologien)<br />
Unternehmensethik | HWS 2009/10 | Prof. Dr. Nick Lin-Hi 16
CSR als Investition<br />
CSR ist das Management von Konflikten zwischen Gewinn und<br />
Moral<br />
� Es geht nicht um Verzicht, sondern um Investitionen<br />
� Unternehmen sind auf Vermögenswerte wie Integrität, Glaubwürdigkeit etc.<br />
angewiesen<br />
� Es ist im wohlverstandenen Eigeninteresse, auf bestimmte Formen der<br />
kurzfristigen Gewinnerzielung zu verzichten (Keine Gewinnerzielung<br />
zulasten Dritter!)<br />
Der Verzicht auf kurzfristige Gewinnerzielung ist als Investition in<br />
zukünftige Handlungsbedingungen zur Geltung zu bringen<br />
Unternehmensethik | HWS 2009/10 | Prof. Dr. Nick Lin-Hi 17
Investive Selbstbindung<br />
�<br />
Beachte: Ethik zahlt sich nicht immer aus!<br />
Unternehmensethik | HWS 2009/10 | Prof. Dr. Nick Lin-Hi 18
Unverantwortlich<br />
Negativformulierung von<br />
Verantwortung:<br />
Unverantwortlich ist eine<br />
Handlung, die die Bedingungen<br />
ihres eigenen Erfolgs in Anspruch<br />
nimmt und dabei zugleich zu der<br />
Erosion dieser Bedingungen<br />
beiträgt.<br />
Beispiele:<br />
� Unabhängiger<br />
Versicherungsvertreter &<br />
Provisionen<br />
� „Cash Management“<br />
� CSR-Beratung &<br />
Trivialisierung von Problemen<br />
� Teenager & Diskobesuche<br />
� …<br />
Unternehmensethik | HWS 2009/10 | Prof. Dr. Nick Lin-Hi 19
Herausforderung<br />
Unternehmensethik | HWS 2009/10 | Prof. Dr. Nick Lin-Hi<br />
20
CSR im Alltag<br />
CSR ist das Management der Bedingungen des langfristigen<br />
unternehmerischen Erfolgs<br />
1. Moralische Ideale<br />
2. Empirische<br />
Bedingungen<br />
.<br />
3. Ethische Urteile<br />
und Forderungen<br />
1. Verantwortung, Nachhaltigkeit etc.<br />
2. Restriktionen des gesellschaftlichen<br />
& wirtschaftlichen Alltags<br />
.<br />
3. Corporate Social<br />
Responsibility<br />
Unternehmensethik | HWS 2009/10 | Prof. Dr. Nick Lin-Hi 21
Bedingungen<br />
gegebene<br />
Handlungsbedingungen<br />
t 1<br />
OP<br />
� Handlungen � Handlungsfolgen<br />
Unternehmensethik | HWS 2009/10 | Prof. Dr. Nick Lin-Hi 22<br />
�<br />
Jede Handlung beeinflusst zukünftige<br />
Handlungsbedingungen!<br />
zukünftige<br />
Handlungsbedingungen<br />
t 2
Der Zusammenbruch des siebtgrößten<br />
Unternehmens der USA<br />
Unternehmensethik | HWS 2009/10 | Prof. Dr. Nick Lin-Hi 23
Personen<br />
Jeff Skilling: 24 Jahre, 4 Monate Haft; 45 Mio. $<br />
Andrew Fastow: 6 Jahre Haft und 2 Jahre Bewährung<br />
Cliff Baxter: Selbstmord<br />
Richard Causey: 5 Jahre, 6 Monate Haft<br />
Kenneth Lay: verstorben<br />
Unternehmensethik | HWS 2009/10 | Prof. Dr. Nick Lin-Hi 24
Enron-Kapitalismus<br />
� Kapitalismus: Sie haben zwei Kühe. Sie verkaufen eine Kuh und kaufen sich<br />
einen Bullen. Ihre Herde vergrößert sich und die Wirtschaft wächst. Sie<br />
verkaufen die Herde und leben von den Zinsen.<br />
� Sozialismus: Sie haben zwei Kühe. Der Staat nimmt eine davon und gibt sie<br />
dem Nachbarn. Sie werden gezwungen, eine Genossenschaft zu gründen und<br />
dem Nachbarn bei der Tierhaltung zu helfen.<br />
� Anarchie: Sie haben zwei Kühe. Entweder Sie verkaufen die Milch zu einem<br />
fairen Preis oder Ihr Nachbar tötet Sie und Ihre Kühe.<br />
� Faschismus: Sie haben zwei Kühe. Der Staat enteignet Sie. Sie werden<br />
gezwungen, sich um diese zu kümmern und man verkauft Ihnen Ihre Milch.<br />
� Enron Venture Capitalism: Sie haben 2 Kühe. 3 davon verkaufen Sie an Ihre<br />
Aktiengesellschaft, die diese mit einem von Ihrem Schwager verbürgten Kredit<br />
bezahlt. Anschließend wandeln Sie den Kredit in Eigenkapital um, indem Sie<br />
diesen gegen Aktien tauschen und verbinden das Ganze mit einem öffentlichen<br />
Übernahmeangebot. So bekommen Sie Ihre 4 Kühe zurück, inklusive einer<br />
Steuerbefreiung für eine 5. Kuh. Die Melkrechte an den 6 Kühen werden über<br />
einen Mittelsmann an eine Firma auf den Cayman Islands verkauft, deren<br />
Inhaber die Rechte an den 7 Kühen an Sie zurückverkauft. Laut Jahresbericht<br />
besitzt Ihr Unternehmen nun 8 Kühe sowie eine Option auf eine 9. Kuh.<br />
Unternehmensethik | HWS 2009/10 | Prof. Dr. Nick Lin-Hi 25
Historie<br />
1985 Enron geht als Erdgasanbieter aus einem Merger zwischen Houston Natural<br />
Gas und InterNorth hervor.<br />
1989 Enron startet seine „Gas Bank“, die Käufern von Erdgas langfristige<br />
Lieferverträge und deren Finanzierung anbietet.<br />
1993 Die Commodity Futures Trading Commission unter Vorsitz von Wendy Gramm<br />
gewährt dem Handel mit Energie-Derivativen eine Befreiung von staatlicher<br />
Aufsicht<br />
1994 Enron beginnt mit dem Handel von Elektrizität; dieser Bereich erweist sich in<br />
den nächsten Jahren als bedeutendstes Profitcenter der Firma.<br />
1996 Die Federal Energy Regulatory Commission startet mit der Deregulierung der<br />
Energiemärkte. Kalifornien wird der erste Bundesstaat mit dereguliertem<br />
Markt.<br />
1999 EnronOnline, „the first global commodity trading web site“, nimmt den Dienst<br />
auf.<br />
2000 Enrons Aktienkurs erreicht im August mit 90.56 $ sein Maximum.<br />
Unternehmensethik | HWS 2009/10 | Prof. Dr. Nick Lin-Hi 26
Enrons Business<br />
� Traditioneller Gasanbieter<br />
� Betreiber von Gaspipelines<br />
� Energiegroßhändler<br />
� Aufbau elektronischer Marktplätze (> 1500 Güter)<br />
� Terminhändler (Energie, Gummi, Plastik, Wintermäntel,<br />
Datenübertragskapazitäten etc.)<br />
� Derivate (Wetter, Kredite etc.)<br />
Unternehmensethik | HWS 2009/10 | Prof. Dr. Nick Lin-Hi 27
Eine Erfolgsbilanz<br />
Enron:<br />
The world‘s<br />
leading energy<br />
company<br />
� Hochprofitabel (in 2000 siebtgrößtes Unternehmen<br />
der USA, 22.000 Mitarbeiter, Umsatz: 101 Mrd $,<br />
Gewinn 1 Mrd $, Marktkapitalisierung 60 Mrd $)<br />
� Kreditwürdig (investment-grade rating)<br />
� Hochinnovativ (1996-2001 Platz 1 der Fortune-<br />
Liste der „America‘s most innovative companies“)<br />
� Exzellent geführt (2000 Platz 1 der Fortune-Liste<br />
„reputation of quality of management“)<br />
� Einer der beliebtesten Arbeitgeber (v.a. für „smart<br />
guys“)<br />
� Ein an Werten wie „respect“, „integrity“, „excellence“<br />
usw. orientiertes Unternehmen, das auch durch<br />
großzügige Unterstützung („charity“) seine „good<br />
corporate citizenship“ unter Beweis stellte.<br />
Unternehmensethik | HWS 2009/10 | Prof. Dr. Nick Lin-Hi 28
Enron & CSR<br />
� 64 seitiger Code of Ethics<br />
� Ethik Hotline<br />
� Berichtswesen für moralisches<br />
Fehlverhalten<br />
� Compliance Officer auf<br />
Vorstandsebene<br />
� Großzügige Spenden<br />
(Krankenhäuser, Krebsforschung,<br />
Ballett etc.)<br />
Unternehmensethik | HWS 2009/10 | Prof. Dr. Nick Lin-Hi 29
�<br />
„Our Values:<br />
RESPECT: We treat others as we<br />
would like to be treated ourselves.<br />
We do not tolerate abusive or<br />
disrespectful treatment.<br />
Ruthlessness, callousness, and<br />
arrogance don’t belong here.<br />
INTEGRITY: We work with<br />
customers and prospects openly,<br />
honestly, and sincerely. When we<br />
say we will do something, we will do<br />
it; when we say we cannot or will not<br />
do something, then we won’t do it.“<br />
(Quelle: Enrons Code of Ethics)<br />
Vorbildlichen Unternehmen werden gerne Freiheiten gewährt<br />
Unternehmensethik | HWS 2009/10 | Prof. Dr. Nick Lin-Hi 30
Kaliforniens Energiekrise<br />
� Scheinexporte<br />
� Termingeschäfte mit Tochterfirmen außerhalb Kaliforniens, Rückkauf der<br />
Energie<br />
� Faktisch produzierten die kalifornischen Kraftwerke die gleiche Energie<br />
wie zuvor und lieferten diese direkt an die kalifornischen Haushalte –<br />
allerdings zu enormen Preisen<br />
� Kauf von Energieübertragungskapazitäten (ohne Absicht, diese zu nutzen) �<br />
künstliche Netzüberlastungen � Netzbetreiber wurden gezwungen, Enron für<br />
die Unterlassung von Energielieferungen zu bezahlen<br />
� Oktober 2000: Angst vor Untersuchungen: dubiose Praktiken wurden<br />
eingestellt (man wollte die weitere Deregulierung nicht gefährden)<br />
"At least when the Titanic went down, the lights were on."<br />
(Jeff Skilling)<br />
Unternehmensethik | HWS 2009/10 | Prof. Dr. Nick Lin-Hi 31
Der Abstieg<br />
� 16. Oktober: Bekanntgabe eines Verlusts i.H.v. 618 Mio. $ in Q3<br />
� Am 2. Dezember 2001 meldet Enron Konkurs an<br />
� 4.000 Mitarbeiter verlieren unmittelbar ihren Arbeitsplatz und weitgehend ihre<br />
betrieblich gewährleisteten Renten, die sie in Form von Aktien besaßen<br />
� Staatliche Pensionsfonds müssen 1.3 Mrd $ abschreiben<br />
� Insgesamt verlieren<br />
Aktionäre 60 Mrd.<br />
$, darunter zahlreicheKleinaktionäre.<br />
� Die angesehene<br />
Firma Arthur<br />
Andersen geht<br />
aufgrund ihrer<br />
Verstrickungen in<br />
den Fall Enron<br />
zugrunde.<br />
Unternehmensethik | HWS 2009/10 | Prof. Dr. Nick Lin-Hi 32
Run on the bank<br />
„It is my belief that Enron‘s failure was due to a classic ‚run on the<br />
bank‘: a liquidity crisis spurred by a lack of confidence in the company.<br />
At the time of Enron‘s collapse, the company was solvent and highly<br />
profitable – but, apparently, not liquid enough.“<br />
(Jeff Skilling am 07.02.2002 anlässlich der Anhörung vor<br />
dem Kongressausschuss)<br />
Was führte zum ‚Run on the bank?‘<br />
Unternehmensethik | HWS 2009/10 | Prof. Dr. Nick Lin-Hi 33
Kreditwürdigkeit<br />
Herabstufung der Kreditwürdigkeit durch Rating-Agenturen,<br />
Wall-Street-Analysten und generell den Markt<br />
� 2.1.2001: Enrons Kurs: 79.88 $<br />
� 5.3.: „Is Enron Overpriced?“ (Fortune)<br />
� 17.4.: „You‘re the only financial institution that can‘t come up with a<br />
balance sheet or cash flow statement after earnings.“ (Der Short-seller<br />
R. Grubman bei einem conference call)<br />
� 14.8.: J. Skilling tritt als CEO „aus persönlichen Gründen“ zurück<br />
� 16.10.: Enron verkündet 638 Mio.$ Verlust für 3. Quartal und korrigiert<br />
den Unternehmenswert um 1.2 Mrd. $ nach unten.<br />
� 28.11.: Enrons Kreditwürdigkeit wird von „investment grade“ auf „junk“<br />
heruntergestuft (was zum sofortigen Zusammenbruch führt),<br />
� 31.12.2001: Enrons Kurs: 0.60 $<br />
Was führte zur Herabstufung der Kreditwürdigkeit?<br />
Unternehmensethik | HWS 2009/10 | Prof. Dr. Nick Lin-Hi 34
Glaubwürdigkeit<br />
Differenz zwischen behaupteten und tatsächlichen Unternehmensgewinnen<br />
und -werten (Glaubwürdigkeitsproblem)<br />
� Mark-to-Market Accounting (� Überbewertung von Assets)<br />
� Prepaids (� Verschleierung von faktischen Kreditaufnahmen)<br />
� Special Purpose Entities (SPE) (� Erzeugung von Intransparenz)<br />
ENRON<br />
97 % 3 % Unabhängiger<br />
SPE<br />
Investor<br />
Was waren die Triebkräfte?<br />
Unternehmensethik | HWS 2009/10 | Prof. Dr. Nick Lin-Hi 35
Interne Anreizbedingungen<br />
� Steigender Börsenkurs als grundlegender Orientierungspunkt<br />
� Nahezu alle Zahlungsarrangements waren an den Aktienkurs<br />
gekoppelt<br />
� Enorme Prämien (50 Mio $ Prämie für indisches Kraftwerksprojekt,<br />
was ein finanzielles Desaster darstellte)<br />
� Rank & Yank: Die besten 5 % bekamen enorme Prämien, die<br />
schlechtesten 10 % mussten ins „office of shame“<br />
� Offene Aufforderung an Mitarbeiter, die „Grenzen zu testen“<br />
� Top-Management als Vorbild für korruptes und habgieriges Verhalten<br />
Motto: Break the rules! You can cheat, you can lie,<br />
but as long as you make money, it‘s all right.<br />
Unternehmensethik | HWS 2009/10 | Prof. Dr. Nick Lin-Hi 36
Externe Anreizbedingungen<br />
Warum hat niemand etwas bemerkt?<br />
� Ungenügende Kontrollmechanismen (z.T. durch Enron direkt<br />
und indirekt forciert)<br />
�<br />
� Board: erhält verschiedene Vergünstigungen<br />
� Auditoren (Andersen): zugleich als Berater tätig<br />
� Banken: verdienen an Geschäften<br />
� Analysten: Anreize für Hausse-Prognosen<br />
� Rating-Agenturen: lassen sich vom Enron-Hype erfassen<br />
� SEC: gewährte Enron Spielräume für Derivate-Handel, wird später<br />
durch Andersen u.a. ausgebremst<br />
� Politik: wird von Enron finanziell unterstützt<br />
� Journalisten: lassen sich vom Enron-Hype erfassen<br />
� Gesellschaft: Enron, Stolz einer Nation<br />
Wechselseitige Stabilisierung von Einschätzungen<br />
Unternehmensethik | HWS 2009/10 | Prof. Dr. Nick Lin-Hi 37
Einsichten: Einfluss der Unternehmenskultur<br />
� Die Organisationskultur wird von den „shared mental models“<br />
(„Perspektiven“) der Beteiligten, insbesondere der Führung<br />
geprägt.<br />
� Enrons Unternehmenskultur führte zu<br />
� selektiver Fokussierung auf kurzfristorientiertes Profitdenken,<br />
das die Mittel zur Aufrechterhaltung der (Buch-) Gewinne<br />
immer mehr anreichert mit Hinausschieben oder Brechen von<br />
Grenzen / Regeln,<br />
� einer selektiven Wahrnehmung der Wirklichkeit (inkl.<br />
Aktienfokussierung) mit Verdrängung künftiger Probleme,<br />
� einer kontinuierlichen Erosion der Integritätsstandards.<br />
� Für Enron als Händler langfristiger Lieferverträge war<br />
Vertrauen (Glaubwürdigkeit, Integrität) ein Vermögenswert<br />
von fundamentaler Bedeutung.<br />
Unternehmensethik | HWS 2009/10 | Prof. Dr. Nick Lin-Hi 38
Einsichten: Managementkompetenz<br />
� Unternehmensverantwortung erfordert (bisweilen erhebliche)<br />
Investitionen (nicht nur monetärer Art!)<br />
� Formale Strukturen (Code of Conduct, Compliance-Systeme etc.)<br />
bedürfen der Anschlussfähigkeit an informale (gelebte!) Strukturen<br />
(Unternehmenskultur)<br />
� Gestaltungskompetenz (Widerspruchsmanagement,<br />
Sinnvermittlung etc.)<br />
� Die Bedeutsamkeit von Orientierungspunkten zeigt sich mitunter<br />
erst im Nachhinein<br />
� Gefahr der Trivialisierung<br />
� Problem der Nichtsichtbarkeit/Langfristigkeit<br />
�<br />
Das Management von Verantwortung ist eine Investition in<br />
zukünftige Handlungsbedingungen und damit in zukünftige<br />
Gewinnpotenziale<br />
Die Organisation von Verantwortung bedarf Kompetenzen!<br />
Unternehmensethik | HWS 2009/10 | Prof. Dr. Nick Lin-Hi 39
Bedingungen<br />
gegebene<br />
Handlungsbedingungen<br />
t 1<br />
� Handlungen � Handlungsfolgen<br />
CSR ist das Management der Bedingungen des<br />
langfristigen unternehmerischen Erfolgs!<br />
Unternehmensethik | HWS 2009/10 | Prof. Dr. Nick Lin-Hi 40<br />
�<br />
zukünftige<br />
Handlungsbedingungen<br />
t 2
Prof. Dr. Nick Lin-Hi<br />
Juniorprofessur für Corporate Social Responsibility<br />
Unternehmensethik<br />
HWS 2009/10
Organisatorisches<br />
Klausur: 15.12.2009, 8.30-10.00 Uhr<br />
Klausurtraining (englisch) für Austauschstudierende:<br />
� 01.12.2009: 15.15-16.30 Uhr, O 048-050<br />
� Larisa Topalo: lta6@sfu.ca<br />
Sprechstunde am 08.12.2009<br />
� 13.30 – 15.00 Uhr (nicht 11.00-13.00 Uhr!!)<br />
Unternehmensethik | HWS 2009/10 | Prof. Dr. Nick Lin-Hi 2
Klausuraufbau<br />
Differenzierte Stellungnahme zu einem Sachverhalt<br />
(4 Fragen)<br />
� Nachweis, dass grundlegende Zusammenhänge verstanden wurden<br />
� Strukturierungsleistung<br />
� Chancen, Herausforderungen & Probleme erkennen<br />
� Güte der Argumentation ist entscheidend<br />
� Keine Abfrage von Detailwissen<br />
� Klausurstellung in deutsch und englisch<br />
� 90 Minuten Bearbeitungszeit<br />
Nutzen Sie das offerierte Instrumentarium für Ihre Argumentation<br />
Unternehmensethik | HWS 2009/10 | Prof. Dr. Nick Lin-Hi 3
Instrumentarium<br />
1. Moralische Ideale<br />
2. Empirische<br />
Bedingungen<br />
.<br />
3. Ethische Urteile<br />
und Forderungen<br />
1. Verantwortung, Gerechtigkeit etc.<br />
2. Restriktionen der wirtschaftlichen<br />
und gesellschaftlichen Alltags<br />
.<br />
3. Corporate Social Responsibility<br />
(3) ist immer aus (1) und (2) herzuleiten!<br />
Unternehmensethik | HWS 2009/10 | Prof. Dr. Nick Lin-Hi 4
Instrumentarium<br />
Eigeninteresse<br />
gegebene<br />
Handlungsbedingungen<br />
t 1<br />
�<br />
�<br />
Die gesellschaftliche Zusammenarbeit<br />
zum gegenseitigen Vorteil<br />
(Zeitperspektive beachten!)<br />
Moral<br />
� Handlungen � Handlungsfolgen<br />
� zukünftige<br />
Handlungsbedingungen<br />
Unternehmensethik | HWS 2009/10 | Prof. Dr. Nick Lin-Hi 5<br />
t 2
Instrumentarium<br />
„Investiere in die Bedingungen der<br />
gesellschaftlichen Zusammenarbeit zum<br />
gegenseitigen Vorteil!“<br />
Bedingungen sind:<br />
� Humankapital (Fähigkeiten, ‚Tugenden‘, Mitarbeitermotivation)<br />
� Sozialkapital (Beziehung, Netzwerke)<br />
� Organisationskapital (‚brand name‘, Reputation, Integrität)<br />
� Institutionelles Kapital (Gesetze, Normen, Regeln)<br />
� Natur- und Sachkapital (Ressourcen, Technologien)<br />
Unternehmensethik | HWS 2009/10 | Prof. Dr. Nick Lin-Hi 6
Instrumentarium<br />
Spieler A<br />
Kooperation<br />
Nicht-<br />
Kooperation<br />
I<br />
III<br />
Kooperation<br />
3 , 3<br />
4-2 , 1<br />
Spieler B<br />
Unternehmensethik | HWS 2009/10 | Prof. Dr. Nick Lin-Hi 7<br />
II<br />
IV<br />
Nicht-<br />
Kooperation<br />
1 , 4-2<br />
2-2 , 2-2<br />
� Logik von Dilemmastrukturen (Problem ausbeutbarer Vorleistungen)<br />
� Bedeutung von Institutionen<br />
� Management von Dilemmastrukturen (Marktwirtschaft als erwünschte<br />
Dilemmastruktur)
Instrumentarium<br />
�<br />
3<br />
2<br />
1<br />
Normativität liegt auf verschiedenen Ebenen<br />
Spielverständnis<br />
Spielregeln<br />
Spielzüge<br />
Unternehmensethik | HWS 2009/10 | Prof. Dr. Nick Lin-Hi 8
Hilfestellung: Themenübersicht<br />
� Marktwirtschaft<br />
� Grundlegender Funktionsmechanismus (Gewinne als Anreize, damit<br />
Akteure in die gesellschaftliche Zusammenarbeit zum gegenseitigen<br />
Vorteil investieren)<br />
� Leistungswettbewerb (Spielregeln!)<br />
� Rolle des Staates (Spielregeln setzen; Staatseingriffe…)<br />
� Gründe für die Skepsis gegenüber Wettbewerb und<br />
Gewinnorientierung<br />
� Corporate Social Responsibility<br />
� Was ist hierunter (nicht) zu verstehen<br />
� Licence to operate<br />
� Verhältnis von Verantwortung und Gewinnerzielung<br />
� Die Bedeutung von Anreizkompatibilität<br />
� Unternehmerische Vermögenswerte (investive Selbstbindung)<br />
Unternehmensethik | HWS 2009/10 | Prof. Dr. Nick Lin-Hi 9
Klausur 2008*<br />
Sie sind Vorstandsassistent eines internationalen Automobilherstellers. Wie die gesamte<br />
Automobilbranche ist auch Ihr Unternehmen von der aktuell schwierigen Marktsituation<br />
betroffen und leidet unter einem massiven Absatzeinbruch. Aufgrund der damit<br />
verbundenen angespannten Finanzlage hat ihr Vorstand die Maxime ausgegeben,<br />
konsequent Kosteneinsparmöglichkeiten voranzutreiben. Ihr Vorstand beauftragt Sie, den<br />
Bereich Unternehmensverantwortung einer intensiven Prüfung zu unterziehen und bittet<br />
Sie, die folgenden Punkte für ihn auszuarbeiten:<br />
1. Kann sich ein Unternehmen in Krisenzeiten so etwas wie Unternehmensverantwortung<br />
überhaupt leisten? Gehen Sie hierbei auch darauf ein, was unter<br />
Unternehmensverantwortung sinnvollerweise zu verstehen ist. (35 %)<br />
2. Erläutern Sie, unabhängig von Ihrer vorherigen Antwort, welche konkreten Investitionen<br />
im Bereich Unternehmensverantwortung für einen Automobilhersteller interessant sein<br />
könnten. Illustrieren Sie Ihre Ausführungen mit Beispielen. (35 %)<br />
*Beachte: Die Klausur 2009 wird sich an den Inhalten der Vorlesung (und<br />
der Diskussionen!) 2009 orientieren!<br />
Unternehmensethik | HWS 2009/10 | Prof. Dr. Nick Lin-Hi 10
Herangehensweise<br />
� Fragestellung lesen!<br />
Hinweis: Es gibt keine Punkte für irgendwelche Ausführungen,<br />
sondern nur für solche, die im Zusammenhang mit der Fragestelllung<br />
stehen!<br />
� Argumentation strukturieren: Qualität und nicht Quantität der<br />
Ausführungen ist entscheidend! (Zeit für eine Skizze der<br />
Argumentation nehmen)<br />
� Gewichtung beachten<br />
Es gibt verschiedene Argumentationsmöglichkeiten!<br />
Unternehmensethik | HWS 2009/10 | Prof. Dr. Nick Lin-Hi 11
Herangehensweise<br />
1. Kann sich ein Unternehmen in Krisenzeiten so etwas wie Unternehmensverantwortung<br />
überhaupt leisten? Gehen Sie hierbei auch darauf ein, was unter<br />
Unternehmensverantwortung sinnvollerweise zu verstehen ist. (35 %)<br />
Fragestellung lesen<br />
� Es geht um Unternehmensverantwortung (=CSR) in Krisenzeiten<br />
� Es ist nicht danach gefragt, was nicht unter CSR zu verstehen ist<br />
Problem verstehen (empirische Bedingungen ernst nehmen)<br />
Differenziert argumentieren<br />
� Verantwortung hat anreizkompatibel zu sein<br />
� Generell stehen alle Aktivitäten auf dem Prüfstand<br />
� Das Unternehmen muss das Überleben sichern (kurzfristige Einsparungen realisieren)<br />
� CSR ist eine Investition in zukünftige Handlungsbedingungen<br />
� Gefahr, dass aufgrund der Krise rentable Investitionen unterlassen werden<br />
� „sich leisten“ ist eine unzweckmäßige Perspektive<br />
� Reputation, Integrität etc. sind auf kontinuierliche Investitionen angewiesen<br />
� CSR im Kerngeschäft stärken, Aktivitäten fokussieren<br />
� …<br />
Unternehmensethik | HWS 2009/10 | Prof. Dr. Nick Lin-Hi 12
Herangehensweise<br />
Differenziert argumentieren (andere Argumentationsrichtung)<br />
� Generelles Problem aufzeigen<br />
� Automobilindustrie ist massiv von der Krise betroffen<br />
� Unternehmen droht die Pleite<br />
� …<br />
� Fragestellungen aufwerfen und Zusammenhänge herstellen<br />
� CSR ist eine langfristige Investition<br />
� In der Krise geht es um kurzfristige Herausforderungen<br />
� Es ist fraglich, ob CSR geeignet ist, der Krise entgegenwirken zu können<br />
� Generell besteht hier durchaus ein Spannungsverhältnis<br />
� Aber: Investitionen<br />
� Kurzfristige Aktivitäten können negative Auswirkungen auf zukünftige<br />
Handlungsbedingungen haben (z.B. „Cash-Management“)<br />
� Bei CSR geht es um das Management des zukünftigen Erfolgs<br />
� Bedeutung von Vermögenswerten für das Geschäft (� Kooperationsfähigkeit)<br />
� Unternehmensspezifika beachten<br />
� Antwort hängt von der Ausgangslage des Unternehmens ab<br />
� CSR-Aktivitäten sind differenziert zu bewerten<br />
� …<br />
Unternehmensethik | HWS 2009/10 | Prof. Dr. Nick Lin-Hi 13
Herangehensweise<br />
2. Erläutern Sie, unabhängig von Ihrer vorherigen Antwort, welche konkreten Investitionen<br />
im Bereich Unternehmensverantwortung für einen Automobilhersteller interessant sein<br />
könnten. Illustrieren Sie Ihre Ausführungen mit Beispielen. (35 %)<br />
Fragestellung lesen<br />
� Es geht um konkrete Investitionen<br />
� Beispiele werden gefordert<br />
Argumentieren & illustrieren<br />
� Immaterielle Vermögenswerte (z.B. Reputation, Integrität)<br />
� Positionierung als guter Arbeitgeber (Fachkräfte binden)<br />
� Image im Bereich Servicequalität (Kundenbindung)<br />
� …<br />
� Natur- und Sachkapital (z.B. Know How)<br />
� Investition in umweltfreundliche Technologien<br />
� …<br />
� Humankapital (z.B. Mitarbeitermotivation, Kompetenzen)<br />
� Work-Life-Balance<br />
� (Ethik-)Trainings<br />
� …<br />
Unternehmensethik | HWS 2009/10 | Prof. Dr. Nick Lin-Hi 14
LIDL<br />
(Leben im Dauerlauf)<br />
Unternehmensethik | HWS 2009/10 | Prof. Dr. Nick Lin-Hi 15
Zahlen & Fakten zu LIDL<br />
� Gehört zur Schwarz-Gruppe (Kaufland, KaufMarkt, Handelshof)<br />
� Komplexes Geflecht aus mehreren hundert Firmen<br />
� 280.000 Mitarbeiter insgesamt (2008)<br />
� Ca. 54 Mrd. € Umsatz (2008)<br />
� Gehört nach diversen Rankings zu den 10 größten Einzelhändler weltweit<br />
� 99,9 % hält die Dieter-Schwarz-Stiftung<br />
� Ca. 13 Mrd. € Umsatz in Deutschland, 28 Mrd. € im Ausland (2008)<br />
� Ca. 8.000 Filialen in über 20 europäischen Ländern (ca. 3.000 in<br />
Deutschland)<br />
� Ca. 150.000 Beschäftigte (2007), davon ca. 50.000 in Deutschland<br />
� 24 % Marktanteil im deutschen Discountgeschäft (2006)<br />
� 12,1 % Umsatzwachstum 2006<br />
� Zweistellige Wachstumsraten in den letzten Jahren<br />
� Lidl hat seit 2001 geschätzte 30.000 Arbeitsplätze in Deutschland geschaffen<br />
�<br />
LIDL – ein Vorzeigeunternehmen?<br />
Unternehmensethik | HWS 2009/10 | Prof. Dr. Nick Lin-Hi 16
Unternehmensethik | HWS 2009/10 | Prof. Dr. Nick Lin-Hi 17
Aber: LIDL wird öffentlich angeklagt<br />
29.10.2004: Gewinn des Big Brother Awards in der Kategorie Arbeitswelt<br />
für: „den nahezu sklavenhalterischen Umgang<br />
mit ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern“<br />
10.12.2004: Ver.di veröffentlicht Schwarzbuch über LIDL<br />
� Aussagen von (ehemaligen) Mitarbeitern, die massive Vorwürfe gegen LIDL<br />
erheben<br />
� Vorwürfe: Verstoß gegen die Menschenrechte, verheerende Arbeitsbedingungen,<br />
Klima der Angst<br />
� u.a. heißt es dort auch, dass der Erfolg von LIDL mit den schlechten<br />
Arbeitsbedingungen Hand in Hand geht<br />
� Kritik an fehlender Mitbestimmung<br />
(weniger als 10 Lidl-Filialen haben einen Betriebsrat)<br />
Unternehmensethik | HWS 2009/10 | Prof. Dr. Nick Lin-Hi 18
Aussagen einer Mitarbeiterin<br />
Eine Mitarbeiterin von Lidl erzählt in einem Interview mit dem ZDF<br />
Politikmagazin „Frontal 21“ (Dezember 2004):<br />
"Bei LIDL ist der Druck brutal. Wir müssen alles machen: Bestellung,<br />
Regale auffüllen, Kühlung abspachteln, Lagerarbeiten, putzen, kassieren.<br />
Oft war niemand da, der mich an der Kasse ablöst. Ich hatte nicht mal Zeit,<br />
auf die Toilette zu gehen. Wenn ich die Kasse verlassen hätte,<br />
hätte es eine Abmahnung gegeben. Manchmal kam ich nach Hause und hatte<br />
einen nassen Schlüpfer."<br />
Unternehmensethik | HWS 2009/10 | Prof. Dr. Nick Lin-Hi 19
50 % der neu eingestellten Hochschulabsolventen verlassen Lidl<br />
innerhalb der ersten 6 Monate.<br />
(lt. internen Quellen)<br />
Unternehmensethik | HWS 2009/10 | Prof. Dr. Nick Lin-Hi 20
LIDL reagiert<br />
� Ende November 2004: LIDL geht an die Öffentlichkeit (über Frontal<br />
21)<br />
� bisher geheime Unternehmenszahlen (Umsatz, Mitarbeiter etc.) werden<br />
erstmals preisgegeben<br />
� neue, offenere Kommunikationsstrategie wird angekündigt<br />
� es wird betont, dass das anstehende Schwarzbuch nicht der Auslöser ist<br />
� Pressemittelung in Bezug auf das Schwarzbuch:<br />
"Wir empfinden dies als ausgesprochene<br />
Diskriminierung und als Diffamierungskampagne"<br />
� Vorwürfe werden zurückgewiesen und als Einzelfälle deklariert<br />
� LIDL wirft Ver.di vor, dass dessen Vorgehen ein Ausdruck der Tatsache<br />
ist, dass die Gewerkschaft bei dem wachstumsstarken Unternehmen<br />
LIDL keinen Zuspruch findet.<br />
Unternehmensethik | HWS 2009/10 | Prof. Dr. Nick Lin-Hi 21
Ausweitung des Konflikts<br />
� März 2005: 1. Ausgabe Schwarz-Markt erscheint<br />
� Attac startet im August 2005 eine Kampagne gegen die<br />
Arbeitsbedingungen, die Politik und die Produkte von Lidl<br />
Unternehmensethik | HWS 2009/10 | Prof. Dr. Nick Lin-Hi 22
� Sommer 2005: Lidl plant, die Filiale in Calw<br />
(13 Mitarbeiter) zu schließen<br />
� Begründung: Filiale passt nicht mehr zum<br />
Unternehmenskonzept<br />
� Filiale gehörte zu den umsatzstärksten in<br />
Baden-Württemberg<br />
� Zusatzinformation: Calw war eine von acht<br />
Filialen (von damals 2.600 Filialen in<br />
Deutschland), die einen Betriebsrat hatten<br />
� September 2005: Die Badische Neueste<br />
Nachrichten (BNN) kündigen einer<br />
Journalistin, die kritisch über Lidl berichtet<br />
hatte<br />
Unternehmensethik | HWS 2009/10 | Prof. Dr. Nick Lin-Hi 23
Aktionen gegen LIDL<br />
in Mannheim<br />
Unternehmensethik | HWS 2009/10 | Prof. Dr. Nick Lin-Hi 24<br />
Foto: Attac
Die Vorwürfe (nicht abschließend)<br />
� Schlechte Arbeitsbedingungen<br />
� Betriebsräte werden systematisch verhindert<br />
� Kündigung der Initiatoren und Einschüchterungen<br />
� Verflechtung des Konzerns<br />
� Preisdumping bei<br />
� Bananen (Hungerlöhne in Entwicklungsländern)<br />
� Milch (Bauern müssen unter Produktionskosten verkaufen)<br />
� Wasser (Überanspruchung der Quellen)<br />
� Ebenso Preisdumping bei Löhnen (Lidl fördert working-poor)<br />
� LIDL zerstört Arbeitsplätze (für einen Arbeitsplatz bei LIDL fallen drei<br />
beim anderen Einzelhandel weg)<br />
� LIDL greift soziale Rechte weltweit an<br />
� LIDL einziges Kriterium beim Einkauf ist der Preis<br />
Unternehmensethik | HWS 2009/10 | Prof. Dr. Nick Lin-Hi 25
Begründungen (Vorwurf Preisdumping)<br />
„Lidl presst seine Lieferanten aus. Seine Marktmacht erlaubt es ihm,<br />
Preise zu diktieren, die oft nicht einmal die Herstellungskosten<br />
decken“ (Attac)<br />
„Die Einkaufsmacht der Discounter ist mittlerweile so groß, dass sie –<br />
und da wieder vorneweg Lidl – den Preisdruck permanent verstärken<br />
können, indem sie laufend die Produzenten gegeneinander<br />
ausspielen – die Zeche zahlt der Kleinbauer oder Plantagenarbeiter,<br />
der seine Kinder nicht mehr ernähren kann. Die Discounter heizen<br />
damit eine Armutsspirale an, in der die Arbeitsbedingungen und die<br />
Kaufkraft weltweit immer weiter sinken.“ (oha, Zeitung)<br />
Unternehmensethik | HWS 2009/10 | Prof. Dr. Nick Lin-Hi 26
Forderungen (nicht abschließend)<br />
� Betriebsräte bei LIDL<br />
� Besondere Berücksichtigung der Rechte von Frauen<br />
� LIDL soll mit den Bauern und Molkerein faire Milchpreise aushandeln<br />
� LIDL soll das Preisdumping bei Bananen stoppen sowie für faire<br />
Arbeitsbedingungen auf den Plantagen sorgen<br />
� LIDL muss transparent werden; sowohl bei der Konzernstruktur als<br />
auch bei Produkten (wer ist der Hersteller, woher kommen diese)<br />
� Einführung von Labels und Siegels<br />
� LIDL muss sein generelles Einkaufs- und Handelsverhalten umstellen<br />
� faire Preise für alle Produkte und weltweite Achtung von sozialen<br />
Rechten<br />
Unternehmensethik | HWS 2009/10 | Prof. Dr. Nick Lin-Hi 27
LIDL handelt<br />
� Einstellung eines offiziellen Pressesprechers Anfang 2006<br />
� Durchführung einer großen Imagekampagne im Frühjahr 2006<br />
� Einführung von fair-trade Produkten sowie Bio-Produkten (Frühjahr<br />
2006)<br />
� Ankündigung März 2007: fair-trade Produkte europaweit<br />
Unternehmensethik | HWS 2009/10 | Prof. Dr. Nick Lin-Hi 28
Die Reaktion der Kritiker<br />
„Sie [gemeint ist Transfair] legitimieren mit der Zustimmung zu dem<br />
Lidl-Transfair-Abkommen die unsoziale, gewerkschaftsfeindliche und<br />
unökologische Politik von Lidl. Lidl ist mit diesem Abkommen dank<br />
schwacher Verhandlungspartner ein geradezu genialer Coup<br />
gelungen.“<br />
Wolfgang Johann von der „Aktion 3. Welt Saar“ in einem offenen Brief an Transfair e.V.<br />
Die Ankündigung von LIDL in Kooperation mit TransFair, eine faire Eigenmarke<br />
in das Sortiment aufzunehmen, betrachtet der Dachverband<br />
Entwicklungspolitk Baden-Württemberg (DEAB) hingegen kritisch. Es<br />
besteht die Gefahr, dass durch die Kooperation mit Lidl die Glaubwürdigkeit<br />
und Qualität des Fairtrade-Siegels beschädigt wird. „So wie Lidl<br />
sich erhofft vom Glanz des Fairtrade-Siegels zu profitieren und sein<br />
Image aufzubessern, so besteht die Gefahr, dass das „Billig-Image“ und<br />
die Profitmaximierung um jeden Preis seinen Schatten auf das Fairtrade-Siegel<br />
wirft.<br />
Auszug aus einer Pressemitteilung des Dachverband Entwicklungspolitik Baden-Württemberg e.V.<br />
Unternehmensethik | HWS 2009/10 | Prof. Dr. Nick Lin-Hi 29
Argumente der Kritiker<br />
Argumente der Kritiker gegen fair-trade<br />
Produkte bei LIDL<br />
� LIDL erzeugt durch sein Engagement jetzt<br />
auch in diesem Segment Preisdruck.<br />
� LIDL verwässert die Kennzeichnung.<br />
� Das negative Image von LIDL färbe auf fairtrade<br />
Produkte ab.<br />
� LIDL ist nicht der Sache verpflichtet, sondern<br />
ist nur an Gewinnmaximierung interessiert,<br />
so dass solche Strategien nicht glaubwürdig<br />
sind.<br />
� LIDL stiehlt sich mit „Nebelbomben aus der<br />
Verantwortung“.<br />
Unternehmensethik | HWS 2009/10 | Prof. Dr. Nick Lin-Hi 30
Ein anderer Schauplatz<br />
November 2005: LIDL „gewinnt“ deinen Preis-Pokal für „Maximale<br />
Pestizidbelastung 2005“* bei Obst und Gemüse<br />
� 658 Proben wurden untersucht<br />
� Bei 21 % der getesteten Produkte liegen die chemischen Belastungen über<br />
dem gesetzlich vorgeschriebenen Grenzwert<br />
„Bei Lidl … bekommen die Verbraucher beim Obst- und Gemüsekauf am<br />
meisten Gift fürs Geld“ (Greenpeace 2005)<br />
*auch andere Handelshäuser<br />
bekamen einen Pokal, Lidl war<br />
jedoch eindeutiger Sieger<br />
Unternehmensethik | HWS 2009/10 | Prof. Dr. Nick Lin-Hi 31
… und eine andere „Strategie“<br />
� Interner Standard bei LIDL: Maximal 70 % der gesetzlichen<br />
Höchstmenge<br />
� greenpeace magazin (4,90 €): seit Sommer 2006 bei LIDL (neben Bild)<br />
� 150.000 Exemplare (Abnahme > 50% der Auflage)<br />
Unternehmensethik | HWS 2009/10 | Prof. Dr. Nick Lin-Hi 32
Glaubwürdigkeit?<br />
Februar 2007: LIDL rückt beim zweiten Pestizidtest von<br />
Greenpeace vom letzten auf den ersten Platz vor*<br />
„Greenpeace Deutschland hat die Wirkung des Verkaufs des Greenpeace-<br />
Magazins beim Discounter Lidl falsch eingeschätzt. Wir haben das Obst- und<br />
Gemüseangebot von Lidl wie das vieler anderer Handelsketten kritisch unter die<br />
Lupe genommen und dort zeitgleich das Greenpeace-Magazin zum Kauf<br />
angeboten. Wir hätten nie gedacht, dass diese Kombination unsere<br />
Glaubwürdigkeit in Frage stellen könnte. Das war ein Fehler. Wir bedauern,<br />
dass wir Zweifel an unserer Unabhängigkeit möglich gemacht haben.“<br />
Quelle: www.greenpeace.de<br />
*Ergebnis wurde später durch einen durch Stern TV veranlassten Test bestätigt<br />
Unternehmensethik | HWS 2009/10 | Prof. Dr. Nick Lin-Hi 33
Europaweite Kritik an LIDL<br />
� Ausweitung der Anti-LIDL Kampagnen auf Europa: am 8. März 2006<br />
fanden erstmals gleichzeitige Aktionen in verschiedenen Ländern<br />
statt (Deutschland, Frankreich, Österreich, Polen und Tschechien)<br />
� Ende Juni 2006 erschien das Schwarzbuch LIDL Europa<br />
Unternehmensethik | HWS 2009/10 | Prof. Dr. Nick Lin-Hi 34
Kreditprobleme<br />
� Schwarz-Gruppe beantragt Kredit über 100 Mio. Euro bei der Bank<br />
für Wiederaufbau und Entwicklung (EBRD) (Rumänien-Expansion)<br />
� Europäische Gewerkschaften protestieren dagegen<br />
� Januar 2007: EBRD bewilligt den Antrag nicht<br />
� Februar 2007: EBRD sagt die Kreditvergabe zu<br />
Unternehmensethik | HWS 2009/10 | Prof. Dr. Nick Lin-Hi 35
Übernahmeprobleme<br />
Sommer 2007<br />
� LIDL beteiligt sich mit 23 % am Bio-Supermarkt basic<br />
� Ziel: Mehrheitsbeteiligung<br />
� „Ich mache mir wenig Sorge, dass uns das Image von LIDL schadet.“ (Josef<br />
Spanrunft, basic Vorstand)<br />
Massiver Widerstand<br />
� Diverse Kampagnen, u.a. „Kein LIDL im Bioladen“ (Attac)<br />
� Lieferanten kündigen Verträge mit basic (inkl. dennree und Tagwerk)<br />
Auswirkungen<br />
� Massiver Imageverlust<br />
� Umsatzeinbußen<br />
September 2007: Übernahme<br />
durch LIDL wird ausgesetzt<br />
09.11.2009: LIDL verkündet, sich von den basic Anteilen zu trennen<br />
Unternehmensethik | HWS 2009/10 | Prof. Dr. Nick Lin-Hi 36
Datenskandal 2008<br />
Unternehmensethik | HWS 2009/10 | Prof. Dr. Nick Lin-Hi 37
Krankenaktenskandal 2009<br />
� Interne Unterlagen von LIDL werden in einer Mülltonne in einer<br />
Autowaschanlage gefunden<br />
� Akten stammen aus dem Zeitraum Mai-Dezember 2008 (und damit aus<br />
einer Zeit nach dem Datenskandal)<br />
� Aufzeichnungen von LIDL über die Krankheiten und Leiden der Mitarbeiter<br />
� Von Grippe über Krankenhausaufenthalten oder psychologische<br />
Behandlungen bis hin zum Kinderwunsch<br />
� Hinweise auf die Existenz von standardisierten Formularen (Datei<br />
„Krankenstand_2.xls“)<br />
� LIDL bestätigt, dass Krankenakten bei LIDL geführt wurden<br />
Deutschland Chef Frank-Michael Mros wird freigestellt<br />
Unternehmensethik | HWS 2009/10 | Prof. Dr. Nick Lin-Hi 38
„Personalmanagement“<br />
Unternehmensethik | HWS 2009/10 | Prof. Dr. Nick Lin-Hi 39
Unternehmensethik | HWS 2009/10 | Prof. Dr. Nick Lin-Hi 40
Klausurvorbereitung<br />
� Nicht nur lesen, sondern aktiv formulieren<br />
� Unterlagen diskutieren, am besten in der Gruppe<br />
� In der Veranstaltung geführte Diskussionen vergegenwärtigen<br />
� Strukturelle Zusammenhänge nachvollziehen<br />
� Andere Perspektiven wahrnehmen und verstehen<br />
� Auseinandersetzung mit Herausforderungen & Problemen<br />
Unternehmensethik | HWS 2009/10 | Prof. Dr. Nick Lin-Hi 41
In der Klausur<br />
� Fragen Sie nach dem Problem (Frage genau lesen!)<br />
� Nicht alles aufschreiben, was einem „irgendwie“ einfällt<br />
� Zeit gut einteilen (an Gewichtung orientieren!)<br />
� Zeit nehmen für strukturierten Argumentationsaufbau (dafür gibt es Punkte!)<br />
� Es gibt keine endgültigen Antworten<br />
� Auch (begründete!) Hinweise auf Probleme geben Punkte<br />
� Differenziert argumentieren<br />
� Nicht in Einzelheiten verlieren (sinkende Grenzerträge einzelner<br />
Erläuterungen!)<br />
� Geprüft wird das Verständnis des Vorlesungsstoffs; das bedeutet nicht,<br />
dass man die Meinung des Professors teilen/übernehmen muss.<br />
� Mehrere Argumentationen sind möglich, doch wird in jedem Fall eine<br />
Auseinandersetzung mit dem Vorlesungsstoff erwartet.<br />
Unternehmensethik | HWS 2009/10 | Prof. Dr. Nick Lin-Hi 42
Wiederholungsklausur 2008<br />
1.<br />
Nicht selten postulieren Manager, Ethik zahle sich immer aus. Nehmen<br />
Sie zu dieser Aussage Stellung. Gehen Sie dabei auf das Konzept<br />
„Dilemmastruktur“ sowie auf einige relevante Folgerungen Ihrer<br />
Überlegungen ein (35 %)<br />
2.<br />
Erläutern Sie, warum die Übernahme von Verantwortung einem<br />
Unternehmen grundsätzlich nicht zum Nachteil reichen darf. Gehen Sie<br />
hierbei auch auf die Rolle des Wettbewerbs aus wirtschaftsethischer<br />
Sicht ein. (35%)<br />
Unternehmensethik | HWS 2009/10 | Prof. Dr. Nick Lin-Hi 43