KURZGESCHICHTEN - Geothermie
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Status quo und Entwicklungspotential der <strong>Geothermie</strong> in Ostafrika<br />
Michael Kraml, Katrin Keßels, Damien Delvaux*, Ulrich Kalberkamp, Peter Kehrer, Norbert Ochmann, Gernot Reitmayr &<br />
Christopher Stadtler<br />
Durch im internationalen Vergleich geringste Elektrifizierungsraten<br />
und mangelnder Versorgungssicherheit wurden<br />
die Regierungen der ostafrikanischen Länder zu Reformen<br />
ihrer Energiepolitik veranlasst. Diese beinhalten Pläne<br />
einer Entmonopolisierung und teilweisen Privatisierung des<br />
Energiesektors, die Einführung von Regulierungsbehörden,<br />
den Abbau von Subventionen sowie ein starkes Engagement<br />
zur Diversifizierung der Energieerzeugung.<br />
Vor diesem Hintergrund möchten die ostafrikanischen Länder<br />
nun ihre geothermischen Ressourcen nutzen, da<br />
<strong>Geothermie</strong> Strom zu geringen Gestehungskosten liefert,<br />
zur Versorgungssicherheit mit Grundlastenergie beiträgt,<br />
dem Klima- und Umweltschutz dient sowie die Abhängigkeit<br />
von fossilen Energieträgern und damit verbundene stetig<br />
steigende Devisenausgaben reduziert.<br />
Auf dem Weg zur <strong>Geothermie</strong> müssen jedoch zahlreiche<br />
Barrieren überwunden werden, die sich von unzureichender<br />
Information der Bevölkerung und politischen Entscheidungsträgern<br />
über mangelnde Erfahrung mit geothermischer<br />
Exploration und dem Betrieb von Kraftwerken bis hin zu den<br />
praktisch nicht vorhandenen hohen Anfangsinvestitionen<br />
erstrecken.<br />
Jedes Land entlang des ostafrikanischen Grabens verfügt<br />
über potentielle <strong>Geothermie</strong>-Standorte, deren Qualität (Eignung<br />
für Stromerzeugung) jedoch ein großes Spektrum aufweisen.<br />
Kenia und Äthiopien besitzt den größten Anteil am<br />
vulkanisch aktiven Ostarm des ostafrikanischen Grabens,<br />
weshalb in diesen beiden Ländern die meisten Hochenthalpie-Resourcen<br />
zu finden sind, welche mittels klassischer<br />
Dampfkraftwerke genutzt werden können.<br />
Im Gegensatz zum Ostarm zeichnet sich der Westarm des<br />
ostafrikanischen Grabens durch eine spärliche vulkanische<br />
Aktivität und somit äußerst seltenes Auftreten von<br />
Abb.1: Installierte Leistung und Anteile der Energiequellen<br />
für Stromproduktion sowie Anteil der Stromproduktion, welcher<br />
mit <strong>Geothermie</strong> abgedeckt werden könnte.<br />
Tiefe <strong>Geothermie</strong> Strom<br />
Hochenthalpie-Standorten aus.<br />
Diese Unterschiede spiegeln sich entsprechend im abgeschätzten<br />
Potential wider, wobei sich insbesondere für die<br />
nördlichen Länder mit einer vergleichsweise geringen installierten<br />
Leistung bei gleichzeitig hohem geothermischen<br />
Potential eine bemerkenswert günstige Situation ergibt<br />
(Abb.1).<br />
Anders sieht dies bei den südlichen West-Rift-Ländern<br />
Malawi, Sambia und Mosambik aus. Dort erreichen die<br />
Reservoirtemperaturen der nicht an Vulkane gebundenen<br />
geothermischen Systeme in der Regel kaum 100°C, weshalb<br />
Binärkraftwerke mit geringer Leistung und Wirkungsgrad<br />
sich nur dann ökonomisch betreiben lassen, wenn das<br />
Thermalwasser durch flache Bohrungen erschlossen werden<br />
kann.<br />
Als Beispiel hierfür dient die sambische, im südlichen<br />
Tanganyika-Rift bei Nsumbu 1986 errichtete Binäranlage<br />
Kapisya (0,2 MW installierte Leistung), welche an mehrere<br />
Flachbohrungen (150-200m Teufe) angeschlossen ist, die<br />
90°C heißes Thermalwasser fördern. Diese Anlage konnte<br />
jedoch nicht in Betrieb genommen werden, da es für den<br />
Bau einer Stromleitung zur Anbindung an das nationale Netz<br />
an Geld fehlte und das lokale technische Personal nicht in<br />
Wartung und Betrieb der Anlage ausgebildet war.<br />
Außerdem soll in diesem Zusammenhang das erste afrikanische<br />
<strong>Geothermie</strong>kraftwerk nicht unerwähnt bleiben, welches<br />
im nicht vulkanischen Upemba-Graben (ein zukünftiger<br />
Seitenarm des Westrifts) im Südosten der Demokratischen<br />
Republik Kongo schon im Jahre 1952 am Standort<br />
Kiabukwa ein Thermalwasservorkommen mit 91°C und einer<br />
Schüttung von 40 Liter pro Sekunde zur Stromerzeugung<br />
genutzt hat (0,2 MW installierte Leistung; Robert 1956;<br />
Abb.2). Nach wenigen Jahren wurde die Anlage jedoch stillgelegt.<br />
Auch das in Äthiopien am Standort Aluto-Langano 1997 errichtete<br />
kombinierte Kraftwerk wurde nach kurzer Betriebszeit,<br />
welche 1998 begann, letztlich aufgrund eines Lecks im<br />
Wärmetauscher der Binäranlage stillgelegt. Bis heute ist<br />
<strong>Geothermie</strong> somit nur in Kenia eine Erfolgsgeschichte, wo<br />
das Dampfkraftwerk Olkaria I seit 1981 (mit Erweiterungen<br />
1982 und 1985) problemlos läuft und drei weitere Kraftwerke<br />
an diesem Standort hinzugekommen sind, womit eine<br />
Gesamtkapazität von rund 130 MWel erreicht wird. Zurzeit<br />
ist sowohl die Rehabilitation der sambischen und äthiopischen<br />
binären Pilotanlagen als auch die Erweiterung der<br />
Binäranlage Olkaria III von derzeit 12 bzw. 13 auf 48 MW<br />
jeweils mit internationaler Unterstützung in Vorbereitung. Im<br />
Falle von Olkaria III wird dies durch die Kreditanstalt für Wiederaufbau<br />
(KfW) erfolgen. Darüberhinaus wird in Kenia künftig<br />
das 70 MW Dampfkraftwerk Olkaria II mit einer weiteren<br />
Turbine auf 105 MW erweitert und eine der produktiven<br />
Bohrungen am Standort Eburru für ein 2,5 MW Binärkraftwerk<br />
genutzt. Die systematische Entwicklung weiterer<br />
kenianischer Standorte ist im Energieentwicklungsplan vorgesehen.<br />
Um die zuvor beschriebenen Barrieren auch in anderen<br />
Ländern zu überwinden sind auf mehreren Ebenen konkrete<br />
Maßnahmen erforderlich. Dies sind:<br />
- Sensibilisierung der politischen Entscheidungsträger,<br />
damit <strong>Geothermie</strong> in den Energieentwicklungsplan der<br />
jeweiligen Länder aufgenommen wird,<br />
Geothermische Energie 53/2006 6