Programm - Hochschule für Musik Freiburg
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»Das ist keine Kirchenmusik <strong>für</strong> euch Deutsche, meine heiligste<br />
<strong>Musik</strong> ist doch nur immer semi seria...«<br />
(Rossini an Eduard Hanslick)<br />
Als sich Gioacchino Rossini im Jahr 1829 nach der Uraufführung<br />
seiner Oper Guillaume Tell aus der Öffentlichkeit zurückzog, konnte<br />
er auf die Komposition von etwa 40 Opern zurückblicken. Er ent-<br />
schloss sich – scheinbar den Zenit seiner Schaffensmöglichkeit in<br />
diesem Genre erreicht – nie wieder ein Bühnenwerk zu schreiben.<br />
Die Petite Messe solennelle (Kleine feierliche Messe) komponierte er<br />
1863, als er bereits 71 Jahre alt war. Sie bleibt als Auftragskomposition<br />
<strong>für</strong> die Weihe der Hauskapelle des Grafen Pillet-Will am 14. März 1864<br />
das letzte größere Werk der zweiten Lebenshälfte, von ihm selbst als<br />
»Péchés de vieillesse« (die leider letzte Todsünde seines Alters)<br />
tituliert.<br />
Laut der Notiz auf dem zweiten Titelblatt composée pour ma ville-<br />
giature de Passy war die Petite Messe solennelle trotz dieses »Gelegen-<br />
heitscharakters« aber ein sehr persönliches, zur eigenen Erbauung<br />
komponiertes Werk. Ein besonderes Augenmerk gilt der fast intimen<br />
Besetzung: vier Solisten, Chor, Klavier und Harmonium. Diese hat in<br />
der französischen Tradition der Messen allerdings ihren festen Platz.<br />
Die von Rossini später eingerichtete Orchesterfassung erklang indes<br />
erst ein Jahr nach seinem Tod, konnte sich aber gegenüber der Origi-<br />
nalbesetzung nicht durchsetzen. In diesem Kontext schrieb Rossini<br />
kurz nach der Uraufführung an Franz Liszt: »Ich habe Widerwillen<br />
solche Arbeit zu übernehmen, weil ich in diese Komposition all mein<br />
kleines musikalisches Wissen gelegt habe und weil ich gearbeitet<br />
habe mit wahrer Liebe zur Religion.«<br />
Auf den ersten Blick scheint diese sakrale Komposition eine untypi-<br />
sche Heiterkeit zu entfalten. Aber bei genauerer Betrachtung weist<br />
sie viele nicht minder ernste Passagen auf.