04.01.2013 Aufrufe

zum B rotkorb m it V anja K adic - Moustache Magazin

zum B rotkorb m it V anja K adic - Moustache Magazin

zum B rotkorb m it V anja K adic - Moustache Magazin

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

moustache | inhalt<br />

MODE<br />

Neue Designer braucht 5<br />

das Land<br />

Blackbook 6<br />

«Wie man m<strong>it</strong> T-Shirts von H&M<br />

und einem Bügeleisen <strong>zum</strong> Designer<br />

werden kann »<br />

Fräulein Rosarot 8<br />

Fräulein Krautwurst 10<br />

«Wurstwaren –<br />

Darf‘s ein bisschen mehr sein? »<br />

Laend 14<br />

«Von Bon Iver und Schoggi Cornet »<br />

KULTUR<br />

Kunst<br />

INHALT<br />

Fiona Dinkelbach 24<br />

L<strong>it</strong>eratur<br />

Copycat Roadkill 16<br />

Film<br />

Alice In Wonderland 20<br />

A Glass of Milk? 22


AUSGANG<br />

Je t‘aime Bar 28<br />

Agenda 30<br />

MUSIK<br />

CD-Rezensionen 32<br />

Maskenball 36<br />

SCHNAUZIGES<br />

3<br />

Horoskope 38<br />

Impressum 39<br />

Wettbewerbe 40<br />

Zum B<strong>rotkorb</strong> 42<br />

Vorschau 43


moustache | mode<br />

Die uk-Newcomerin des Jahres!<br />

Di 8.6.10, 20.00<br />

einziges konzert in der Schweiz<br />

Live @ kaufleuten Zürich<br />

A Fine Frenzy<br />

Bomb In a Birdcage Tour 2010<br />

Fr 21.5.10, 20.00<br />

VorVerkauF: www.allblues.ch • www.kaufleuten.com • Alle Ticketcorner,<br />

Die Post, Manor, SBB, Migros C<strong>it</strong>y Zürich • VERANSTALTER: AllBlues Konzert AG und Kaufleuten<br />

ONE-O-FIVE<br />

New Wave Bossa Nova Pop<br />

Fr 4.6.10, 20.00<br />

Freak Folk<br />

Di 13.7.10, 20.00<br />

einziges konzert in der Schweiz


NEUE DESIGNER<br />

BRAUCHT DAS LAND!<br />

Die Schweiz ist ja allgemein eher für lecker Schoggi und schöne Uhren bekannt als für bahnbrechendes<br />

Modedesign. <strong>Moustache</strong> zeigt euch, dass Hoffnung besteht. Wir durften vier<br />

jungen Desinger, einige schon m<strong>it</strong> eigenem Label, ein paar Fragen stellen.<br />

5<br />

Mustach by Tom Eerebout, Belgium


moustache | mode<br />

WIE MAN MIT EINEM BÜGELEISEN<br />

ZUM DESIGNER WERDEN KANN.<br />

André Lorenz Stock ist erst 18 Jahre alt und hat m<strong>it</strong> BlackBook im August 2008 sein eigenes<br />

Modelabel gegründet. M<strong>it</strong> Hilfe eines Bügeleisens brachte er die Designs, die er zuvor<br />

m<strong>it</strong> dem Microsoft Programm ‚Paint’ entworfen hat, auf den Stoff. Heute kann<br />

man die Stücke in seinem Onlineshop kaufen. Ausserdem ist der Schwede das nächste<br />

Opfer der H&M-Designer-Kooperation. Ob die T-Shirts so schnell weg gehen wie<br />

damals die von Herrn Lagerfeld? Wir sind gespannt und haben André vorab m<strong>it</strong> einigen<br />

Fragen gelöchert. (Interview und Text Miriam Suter, Bilder: René Zibold, H&M)<br />

André Lorenz Stock m<strong>it</strong> einem seiner selbst designten T-Shirts.


UND T-SHIRTS VON H&M<br />

Was war für dich ein ausschlaggebendes<br />

Erlebnis, das dich <strong>zum</strong> Nähen<br />

gebracht hat?<br />

Ich hatte schon immer einen sehr<br />

starken Drang, etwas zu kreieren, etwas<br />

herzustellen.<br />

Wer sind deine Idole in der Modewelt?<br />

Hast du überhaupt welche?<br />

Ich habe keine Modevorbilder, aber<br />

mich faszinieren die früheren Ikonen<br />

wie Coco Chanel und Gianni Versace.<br />

Wie sie Mode gelebt, wie sie Mode<br />

richtiggehend geatmet haben ist sehr<br />

interessant.<br />

Wenn du irgendeine Person (real<br />

oder fiktiv) einkleiden dürftest - wer<br />

wäre das und was bekäme sie oder<br />

er anzuziehen?<br />

Ich würde gerne Tupac Shakur einklei-<br />

den. Wenn er wieder zurück kommt,<br />

im 2014. Für mich ist er ein Pioneer<br />

seiner Ze<strong>it</strong>. Eine grossartige Inspiration<br />

und der beste Rapper meiner Meinung<br />

nach.<br />

Beschreibe deine Arbe<strong>it</strong> m<strong>it</strong> einem<br />

Lied / einer Band.<br />

Me Against the World von 2Pac.<br />

Ich mag die Aussage des Liedes - du<br />

brauchst niemand anderen ausser<br />

dir selber, um zu tun was du wirklich<br />

willst. Man kann das übrigens wunderbar<br />

auf die Modewelt anwenden:<br />

zieh dich doch einfach so an, wie es<br />

dir gefällt, auch wenn der ganze Rest<br />

anders herumläuft.<br />

Neben André durften noch andere Designer zu Farbe und Pinsel greifen:<br />

7<br />

Hast du beim Arbe<strong>it</strong>en spezielle R<strong>it</strong>uale?<br />

Skizzierst du <strong>zum</strong> Beispiel<br />

nackt oder schlägst zwischen den<br />

Näharbe<strong>it</strong>en Räder?<br />

Nein. Ich setze mich einfach ruhig<br />

hin und lasse ‚es’ kommen. Ich habe<br />

eine sehr starke Vorstellungskraft,<br />

die mich dann in Wellen überkommt.<br />

Aber ich denke, jeder sollte seinen<br />

eigenen Weg finden, Dinge zu kreieren.<br />

Wenn Musik hören hilft, dann<br />

hört Musik!<br />

M<strong>it</strong> welchem Satz würdest du deine<br />

erste Modenschau eröffnen?<br />

«Out on bail, fresh out of jail, California<br />

dreaming»<br />

Die gesamte Kollektion gibt‘s auf:<br />

www.bbook.se<br />

Coutore by Romas Makuhha, England Redhead by Giulia Voltini, Italy Beard by Sophia Tarouh<strong>it</strong>, Sweden


moustache | mode<br />

FRÄULEIN rosarot<br />

Ich habe mich verliebt. Verliebt in die unzähligen, wunderschönen und aussergewöhnlichen<br />

Täschlis von Fräulein Rosarot. (Jud<strong>it</strong>h Erdin)<br />

Mein erster Gedanke, als ich das<br />

erste Mal von Fräulein Rosarot gehört<br />

habe und die Internetse<strong>it</strong>e besuchte,<br />

war: Was ist denn das? Ich<br />

begann mich einzulesen und klickte<br />

mich oberflächlich durch die Se<strong>it</strong>e.<br />

Die Frontpage und das Grafikatelier,<br />

ich gebe es ehrlich zu, konnten mein<br />

Interesse nicht wirklich wecken und<br />

ich spielte bere<strong>it</strong>s m<strong>it</strong> dem Gedanken<br />

doch lieber die Statusmeldungen auf<br />

Facebook abzuchecken als hier meine<br />

Ze<strong>it</strong> zu verschwenden.<br />

Doch dann kam es: die Täschlifabrik.<br />

Meine Augen begannen zu glänzen,<br />

mein Herz hüpfte vor Freude höher<br />

und meinem Mund entfuhr ein verzücktes<br />

Seufzen. Sporttaschen, Necessaires,<br />

Etuis, Schminktäschli, Nateltäschli,<br />

Shopper oder Handtäschli<br />

in den buntesten Farben und ausgefallensten<br />

Mustern beglückten meine<br />

Augen und meine Seele und mir war<br />

m<strong>it</strong> einem Schlag klar: das will ich<br />

auch!<br />

Wie so viele Frauen will ich nicht das<br />

haben, was jede zwe<strong>it</strong>e Frau bes<strong>it</strong>zt.<br />

Man denke an Horros<strong>it</strong>uationen im<br />

Club oder an einer Bar, wo die Frau<br />

neben dir (die blöde Kuh) das selbe<br />

Kleid trägt wie du – und darum räumte<br />

Fräuleins gut platzierter Slogan<br />

«Jedes Täschli ein handgefertigtes<br />

Unikat» die wenigen Zweifel aus und<br />

ich war ganz und gar eine gefangene<br />

im Traumland von Fräulein Rosarot.


«Das Einzige was ich wusste war: ICH MUSS DAS HABEN!»<br />

Mein Kopf war leergefegt, der kleine<br />

Teil im Gehirn, welcher für meine<br />

Finanzen zuständig ist, ausgeschaltet<br />

und mein freier Wille gebrochen.<br />

Es brauchte seine Ze<strong>it</strong> bis ich meine<br />

erste Bestellung Richtung Rosarot<br />

abschicken konnte, denn eine Entscheidung<br />

zu treffen stellte sich als<br />

schwieriger heraus, als ich mir vorgestellt<br />

hatte. Die Auswahl unter den<br />

verschiedenen Stoffen ist einfach zu<br />

gross als dass ich mich innert einer<br />

Minute oder zwei hätte entscheiden<br />

können, obwohl ich mich nicht unbedingt<br />

zu den unentschlossenen Men-<br />

schen zählen würde.<br />

Schlussendlich habe ich mich dann<br />

doch entscheiden können und die Bestellung<br />

abgeschickt - die Lieferung<br />

zu mir nach Hause liess nicht lange<br />

auf sich warten. Geduldig erwartete<br />

sie mich im Briefkasten und liess sich<br />

ohne Widerrede von mir ins Wohnzimmer<br />

tragen. Einer Zeremonie gleichend<br />

öffnete ich den Umschlag und<br />

zog m<strong>it</strong> andächtiger Ehrfurcht das<br />

filigrane Schminktäschli heraus. Die<br />

kleinen Rosen auf dem cremefarbenen<br />

Grund blinzelten mir verschwörerisch<br />

zu und ich konnte nicht anders<br />

als über das glatte feine Material<br />

zu streichen und die elegante Form<br />

zu bewundern. Verstohlen wischte<br />

ich die kleine Träne im Augenwinkel<br />

weg. Das war der Moment als ich den<br />

Täschlis von Fräulein Rosarot ganz<br />

und gar verfallen war.<br />

Wenn ich ehrlich bin, wollte ich diesen<br />

Artikel zuerst gar nicht verfassen,<br />

und Fräulein Rosarot nur hinter<br />

vorgehaltener Hand als ultimativen<br />

Geheimtipp we<strong>it</strong>erempfehlen. Jetzt<br />

jedoch bin ich zur Meinung übergegangen,<br />

dass es ein nicht wieder gut<br />

zu machender Fehler, einer Straftat<br />

gleichend, wäre, ihre Täschlis der<br />

Menschhe<strong>it</strong> vorzuenthalten.<br />

Darum: Wer nur einen kleinen Funken<br />

Sinn für das Schöne bes<strong>it</strong>zt,<br />

sollte diese Internetse<strong>it</strong>e unbedingt<br />

besuchen: www.fraeuleinrosarot.ch<br />

Zum Schluss möchte ich noch sagen:<br />

Ich bes<strong>it</strong>ze mein Schminktäschli nun<br />

schon se<strong>it</strong> über einem Monat und<br />

noch immer kann ich mir ein liebevolles<br />

Lächeln nicht verkneifen wenn<br />

ich das Täschli am Morgen aus dem<br />

Badezimmerschrank hole. Darum<br />

sind we<strong>it</strong>ere Bestellungen meinerse<strong>it</strong>s<br />

auch bere<strong>it</strong>s in der nicht zu unterschätzenden<br />

Entscheidungsphase.<br />

Also nehmt meinen Tipp an und verfallt<br />

auch ihr dem unwiderstehlichen<br />

Charme von Fräulein Rosarot.<br />

9


moustache | mode<br />

WURSTWAREN –<br />

DARF’S EIN BISSCHEN MEHR SEIN?<br />

Ihre Kleider sind immer tragbar, manchmal extravagant, selten klassisch und nie langweilig:<br />

Hannah Wolf näht, was das Zeug hält, und was dabei rauskommt erhält das<br />

Label Frl. Krautwurst. Wir haben Hannah nach ihrer Inspiration und R<strong>it</strong>ualen gefragt,<br />

und wollten vor allem wissen, woher der Name Krautwurst kommt.<br />

(Text und Interview: Miriam Suter, Bilder: Tim Klausing)


Woher kommt der Name Krautwurst?<br />

Meine Oma lebte in einem kleinen<br />

Ort nähe der bayerischen Grenze.<br />

Schaafheim. Sie kümmerte sich um<br />

diverse Gräber. Ich verbrachte also<br />

m<strong>it</strong> ihr immer mal wieder ein paar<br />

Stunden auf dem Friedhof. Ich lief herum<br />

und ich las die Namen auf den<br />

Grabsteinen. Ein dr<strong>it</strong>tel der Menschen<br />

dort hatte irgendwelche Namen<br />

(Meier, Müller, Schmidt), ein anderes<br />

Dr<strong>it</strong>tel hieß Roth und das dr<strong>it</strong>te dr<strong>it</strong>tel<br />

Krautwurst. Alte Schlachterdynastie.<br />

Ich liebte diesen Namen immer<br />

auf eine schaurig schöne Weise. Der<br />

klingt einfach bekloppt. Die Nachbarin<br />

meiner Oma hieß auch so. Erna<br />

Krautwurst. Ich mochte sie und ihren<br />

Papageien und vor allem ihren schier<br />

unendlichen Vorrat Schokolade sehr.<br />

Was war für dich ein ausschlaggebendes<br />

Erlebnis, das dich <strong>zum</strong> Nähen<br />

gebracht hat?<br />

Ich sah nie so aus, wie meine M<strong>it</strong>schülerinnen.<br />

Schon vom Gesicht<br />

her nicht und dann auch nicht vom<br />

Outf<strong>it</strong>. Einfach weil ich das kultivieren<br />

wollte. Und auf meiner Schule,<br />

ich war damals so 13 hatte knallrote<br />

Dreads und eine 70iger Jahre Bluse<br />

an, war ein wahnsinnig schönes<br />

Mädchen. Sie war in der zwölften<br />

Klasse und mein heimliches Idol. Und<br />

dann eines Nachm<strong>it</strong>tags sprach sie<br />

mich in der Innenstadt an. Woher ich<br />

denn meinen tollen Rock hätte. Er<br />

war selbst genäht. Und sie bat mich<br />

ihr auch einen zu nähen. Das tat ich.<br />

Mehr schlecht als recht. Aber es war<br />

ein gutes Gefühl. Und dann bewunderte<br />

ich sie we<strong>it</strong>er auf der anderen<br />

Se<strong>it</strong>e des Schulhofs.<br />

Wer sind deine Idole in der Modewelt?<br />

Hast du überhaupt welche?<br />

Ich glaube ich habe keine. Natürlich<br />

gibt es Menschen, die tolle Sachen<br />

machen. Die letzten, die mich echt<br />

begeistert haben, waren Peret und<br />

Schaad. Aber die sind auch wieder zu<br />

nah um wirklich Idole zu sein. Sie sind<br />

von meiner Uni und die Stoffe hat<br />

eine aus meinem Kurs gemacht. Und<br />

wirklich gut kenne ich mich auch nicht<br />

aus. Ich kenne kaum Namen und es<br />

interessiert mich auch wenig. Ich mag<br />

mich nicht an anderen orientieren<br />

oder mich von ihnen einschüchtern<br />

lassen. Dazu neige ich nämlich leider.<br />

Wobei ich Rose Bertin schon beeindruckend<br />

finde. Unter Marie Antoinette<br />

war sie quasi «Modeministerin».<br />

Sie hat quasi «Trends» überhaupt erst<br />

erfunden. Ohne sie gäbe es das, was<br />

wir heute als Modeindustrie kennen,<br />

gar nicht erst. Was sie natürlich auch<br />

ein bisschen hassenswert ist.<br />

11<br />

Wenn du irgendeine Person (real oder<br />

fiktiv) einkleiden dürftest - wer wäre<br />

das und was bekäme sie oder er anzuziehen?<br />

Ich hätte große Lust Kostüme, die sich<br />

nicht an der Real<strong>it</strong>ät messen müssen,<br />

zu gestallten. Eine Band <strong>zum</strong> Beispiel.<br />

Scooter. Das würde mir großen Spass<br />

machen. Ein bisschen Blade Runner<br />

meets Lady GaGa. Warum jetzt Scooter?<br />

Nicht nur, weil sie Trash sind.<br />

Sondern auch weil ich sie für mich ein<br />

gelungenes Beispiel für die Unterhöhlung<br />

der Musikindustrie gelten. Man<br />

beachte die Reminiszenzen an «The<br />

Klf» oder auch das Hörbuchprojekt<br />

von H.P. Baxter bei dem er Thomas<br />

Bernhard Texte ließt. Können die<br />

nicht mal ein Musical machen?<br />

Beschreibe deine Arbe<strong>it</strong> m<strong>it</strong> einem<br />

Lied / einer Band.<br />

Forrest Families von the Knife. Das<br />

Gefühl sich nicht verstanden zu wissen<br />

und der Anpassungsdruck, dem<br />

man in der Provinz unterliegt und die<br />

unendlichen kreativen Potenziale, die<br />

sich freisetzen, wenn man endlich in<br />

einer anderen Umgebung ist. Das ist<br />

meine Geschichte.


moustache | mode<br />

Hast du beim Arbe<strong>it</strong>en spezielle R<strong>it</strong>uale?<br />

Skizzierst du <strong>zum</strong> Beispiel nackt<br />

oder schlägst zwischen den Näharbe<strong>it</strong>en<br />

Räder?<br />

Ich habe keine grossen R<strong>it</strong>uale. Meist<br />

läuft der Fernseher oder ein Hörspiel<br />

- <strong>zum</strong> Musik genießen ist es leider<br />

zu laut. Und ich Rauche viel. Das hat<br />

aber nichts m<strong>it</strong> dem Nähen zu tun,<br />

das mach ich eh immer. Und nach<br />

ca. 10 Minuten bin ich (halb)nackt.<br />

Einfach weil ich die Sachen immer<br />

wieder anprobieren muss und ich zu<br />

faul bin mich immer wieder an und<br />

auszuziehen.<br />

M<strong>it</strong> welchem Satz würdest du deine<br />

erste Modenschau eröffnen?<br />

Die Folter endet nie. Tocotronic. Und<br />

für mich das lebensbejaenste Lied der<br />

letzten Ze<strong>it</strong>.


Denkst du, dass das Internet, speziell<br />

das Phänomen Modeblogs die Modeindustrie<br />

in einer ähnlichen Art bedrohen,<br />

wie der Musikdownload die<br />

Musikindustrie?<br />

Die meisten Modeblogs sind belanglos<br />

und werden nichts ändern. Wenn<br />

überhaupt nur das Shoppingverhalten<br />

von M<strong>it</strong>telstandskindern.<br />

Und dann gibt es ein paar wenige,<br />

denen ich schon Macht zu sprechen<br />

würde, The Business of Fashion <strong>zum</strong><br />

Beispiel. Aber nein, eine Bedrohung<br />

wie für die Musikindustrie werden sie<br />

nicht werden (wobei selbst das noch<br />

zu diskutieren wäre). Ich kann einfach<br />

keine Fotos anziehen. Es geht nicht.<br />

Heruntergeladene Musik kann ich hören<br />

und sie erfüllt ihren Zweck (wenn<br />

auch nicht immer in bester Qual<strong>it</strong>ät).<br />

ich denke viel mehr, dass die wenigen<br />

Modeblogs, die inhaltlich interessant<br />

sind, viel mehr die Macht haben, kleinere<br />

Designer, die eben noch keine<br />

Show in Paris machen können, unterstützen<br />

können. Vielfalt, das ist das<br />

einzige, das passieren könnte. Und<br />

gleichze<strong>it</strong>ig wird sich ein Lagerfeld<br />

auch nicht um seine Pfründe sorgen<br />

müssen.<br />

Zu kaufen gibt es Hannahs Kleider<br />

entweder auf Bestellung in ihrem Blog<br />

oder in ihrem Dawanda-Onlineshop.<br />

www.frlkrautwurst.blogspot.com<br />

13


moustache | mode<br />

VON BON IVER UND SCHOGGI CORNET<br />

Laend Phuengk<strong>it</strong> gehört zu den erfolgreichsten letztjährigen Absolventen der Fachhochschule<br />

Gestalung und Kunst Basel. Wir durften ihm ein paar Fragen stellen. (Miriam Suter)<br />

Was war für dich ein ausschlaggebendes Erlebnis, das<br />

dich <strong>zum</strong> Nähen gebracht hat?<br />

Meine Grossmutter hat mich eindeutig beeinflusst. Ihr<br />

beim Nähen, Stricken zuzusehen war für mich faszinierend<br />

aber wirklich mich getraut hab ich mich nicht selber<br />

ranzugehen. Erst nach der Handelsschule habe ich dann<br />

gemerkt was ich wirklich lernen will.<br />

Wer sind deine Idole in der Modewelt? Hast du überhaupt<br />

welche?<br />

Ich habe keine Idole. Vielmehr finde ich verschiedene<br />

Künstler/Designer interessant, wie sie arbe<strong>it</strong>en und was<br />

sie der Gesellschaft m<strong>it</strong>teilen wollen. Vielmehr interessiert<br />

es mich das Vorangehensweise eines Modedesigners und<br />

ihren Statements und nicht das Produkt.<br />

Beschreibe deine Arbe<strong>it</strong> m<strong>it</strong> einem Lied / einer Band /<br />

einer Musikrichtung<br />

Diese Frage ist toll... da ich oft während dem Entwurfsprozess<br />

Musik höre und dies mich intensiviert beim Designen.<br />

Dadurch reflektiere ich viel besser. Die Stimmung ist für<br />

mich super wichtig. So kann ich die Outf<strong>it</strong>s bzw. Gesamtkollektion<br />

definieren. Für mich hat jede von meiner Kollektion<br />

ein anderes Lied bzw. Musikrichtung. Meine Diplomkollektion<br />

<strong>zum</strong> Beispiel war Bon Iver, das Lied Lump Sum.<br />

Die melancholisch verträumte Mystik. Die nächste Kollektion<br />

wird die Stimmung Apparat und Moderat haben.<br />

Hast du beim Arbe<strong>it</strong>en spezielle R<strong>it</strong>uale? Skizzierst du<br />

<strong>zum</strong> Beispiel nackt oder schlägst zwischen den Näharbe<strong>it</strong>en<br />

Räder?<br />

Ich recherchiere sehr viel bis mir irgendeine Inspiration<br />

oder Idee einfällt. Das können Bilder aus dem Museum<br />

oder <strong>Magazin</strong>en sein oder auch Gebäuden bzw. Arch<strong>it</strong>ekur<br />

wie z.B. von Daniel Liebeskind. Und wenn ich die<br />

Ausgangslage gefunden habe, gehts eigentlich gleich los<br />

m<strong>it</strong> dem Entwurf Skizze und Abformen an der Büste und<br />

an mir selbst.<br />

M<strong>it</strong> welchem Satz würdest du deine erste Modenschau<br />

eröffnen?<br />

Laend: M<strong>it</strong> gar keinem!<br />

Welche ist deine Lieblings Glacé-Sorte?<br />

Mein Lieblingsglacé ist Schoggi-Cornet


Wie beurteilst du die Auswirkung<br />

von Modeblogs auf die ‚professionelle‘<br />

Modewelt? Liest du selber<br />

auch Modeblogs? Welche?<br />

Generell sind Modeblogs hilfreich für<br />

die Modewelt. Ein dig<strong>it</strong>ales Archiv für<br />

die Recherche. Der Blog zeigt, was<br />

heute und evtl. morgen Trend ist.<br />

Der Nachteil ist, dass Designer diesem<br />

rationalen Wandel im Blog gar<br />

nicht mehr nachkommen können m<strong>it</strong><br />

kreieren, weil teilweise die Blogs viel<br />

schneller sind als wir.<br />

Spezifisch kann ich nicht sagen, welche<br />

Blogs ich am meisten lese oder<br />

mein Favor<strong>it</strong> ist. Während ich in den<br />

Blogs rumstörbere, suche ich eh nur<br />

Bilder raus. Was da wirklich steht interessiert<br />

mich generell nicht.<br />

Denkst du, dass es in der heutigen<br />

Ze<strong>it</strong> noch Stilikonen wie vor 50, 60<br />

Jahren gibt? Wenn ja, wer?<br />

Ich würde sagen, Kate Moss ist die<br />

Stilikone der 90er in der heutigen ze<strong>it</strong>.<br />

Was sind für dich absolute Faux Pas<br />

was Mode angeht?<br />

Bauchfrei!<br />

Einige Desinges aus seiner<br />

Spring-Summer-Kollektion<br />

15


moustache | l<strong>it</strong>eratur<br />

Ob Helene Hegemann diese Zeile<br />

wohl im Hinterkopf umherschwirren<br />

hatte, als sie sich an den Schreibtisch<br />

gesetzt hat, um ihren Debütkracher<br />

«AXOLOTL ROADKILL» zu schaffen,<br />

müsste man sie wohl schon selber<br />

fragen. Dass sie dam<strong>it</strong> allerdings<br />

bis <strong>zum</strong> heutigen Tag «Wirbel wie ne<br />

Turbine» gemacht hat, wie es im Refrain<br />

des selben Songs heisst, ist eine<br />

unbestr<strong>it</strong>tene Tatsache.<br />

Nach Erscheinen des Romans im Januar<br />

diesen Jahres in den Feuilltons<br />

durchgehend in den Himmel gelobt<br />

und als Wegbere<strong>it</strong>erin einer neuen<br />

Sprache, die die Web 2.0-Kultur<br />

und die hedonistische-gleichgültige<br />

Lebenseinstellung der urbanen Jugend<br />

der Nullerjahre in die L<strong>it</strong>eratur<br />

einbringt, lernte sie schnell die<br />

Schattense<strong>it</strong>e ze<strong>it</strong>genössischer Medienkultur<br />

kennen, als Blogger Deef<br />

Pirmasens auf auffällige Ähnlichke<strong>it</strong>en<br />

zwischen AXOLOTL ROADKILL<br />

und dem 2009 erschienen Untergrund<br />

Techno-Roman «STROBO»<br />

von Blogkollege Airen hinwies, und<br />

dam<strong>it</strong> eine Plagiatsdiskussion ausgelöst<br />

hat, die bis heute im Gange<br />

ist und in deren Laufe we<strong>it</strong>er ungenannte<br />

Quellen, Z<strong>it</strong>ate und wörtlich<br />

übernommene Inspirationen aufgetaucht<br />

sind.<br />

COPYCAT ROADKILL<br />

«Findet man ein geiles Sample, ja dann nimmt man das!» rappt Denyo von den Beginnern<br />

2003 auf der Single «Fäule» und bringt dam<strong>it</strong> jenes Selbstverständnis <strong>zum</strong> Ausdruck,<br />

m<strong>it</strong> dem sich Produzenten von HipHop-Beats beim Komponieren ihrer Stücke se<strong>it</strong><br />

Beginn der Bewegung bei anderen Musikern und deren Songs bedienen. (Text und Bild: Daniel Mahrer)<br />

Das Lesen des Buches bekam so<br />

eine ganz neue Qual<strong>it</strong>ät, der an sich<br />

doch eher banale Inhalt trat hinter<br />

die Spannung einer Suche nach noch<br />

unentdeckten copypaste-Passagen<br />

zurück – ganz im Sinne einer l<strong>it</strong>erarischen<br />

Schn<strong>it</strong>zeljagd.<br />

Von der Wonderwoman des L<strong>it</strong>eraturbetriebs<br />

zur Copycat, der schillernde<br />

neue Pfau im Gehege doch<br />

nur ein schüchternes Küken, das sich<br />

m<strong>it</strong> fremden Federn geschmückt in<br />

eine Welt vorgewagt hat, die sich als<br />

noch eine Nummer zu gross erweist<br />

und in der es nun von wütenden<br />

Schnäbeln der etablierten Hennen<br />

und Gockel zerfetzt wird?<br />

Die Häme, m<strong>it</strong> der Helene Hegemann<br />

quer durch sämtliche Medien<br />

übergossen wurde, war gewaltig<br />

und bei mehr als einer Schelte<br />

glaubte man die Erleichterung des<br />

Autors darüber spüren zu können,<br />

dass das vermeintliche Wunderkind<br />

nun doch betrogen und ihn nicht m<strong>it</strong><br />

purer Begabung auf dem Weg nach<br />

oben abgehängt und in dunkle Reich<br />

der ewigen Bedeutungslosigke<strong>it</strong> verbannt<br />

hat.<br />

«Bad artists copy, good artists steal»<br />

Pablo Picasso<br />

Dass sich Kunstschaffende se<strong>it</strong> jeher<br />

bei ihren Vorgängern bedienen, ist<br />

ein fester Teil unserer Kulturentwicklung,<br />

egal ob in Musik, Film, bildender<br />

Kunst oder eben in der L<strong>it</strong>eratur:<br />

abgekupfert, neuinterpretiert, gesamplet,<br />

transformiert, z<strong>it</strong>iert oder<br />

schlicht und einfach geklaut wurde<br />

in unterschiedlichem Ausmass schon<br />

immer fleissig und som<strong>it</strong> bewegt sich<br />

Hegemann nicht nur inhaltlich auf<br />

<strong>zum</strong>indest nicht neuen Pfaden.<br />

Dass aber insbesondere die älteren<br />

Vertreter des L<strong>it</strong>eraturbetriebs gegen<br />

sie heftig auf die Barrikaden gehen,<br />

liegt weniger an dem medialen Generationenkonflikt,<br />

der sicherlich<br />

auch eine Rolle spielt, als wohl viel<br />

mehr an der Tatsache, dass Hegemann<br />

besonders skrupellos, um nicht<br />

zu sagen platt geklaut hat.<br />

Ganze sechs A4-Se<strong>it</strong>en füllen die<br />

Passagen aus seinem Buch, merkt<br />

Airen in seinem Erlebnisbericht der<br />

vergangenen Tage im Rolling Stone<br />

<strong>Magazin</strong>e an, Passagen die Hegemann<br />

nicht nur in ihrer Aussage und<br />

teilweise auch Wortlaut unverändert<br />

lässt, sondern auch in ihrem Kon-


text. Die Geschichte ist som<strong>it</strong> insofern<br />

problematisch, als die von Airen<br />

geklauten Stellen einen grossen Teil<br />

des Reizes an AXOLOTL ROADKILL<br />

ausmachen, bieten sie doch genau<br />

jenen Einblick in eine nihilistische<br />

Welt aus bedenkenlosem Drogenmischkonsum<br />

und anonymem Sex in<br />

der urbanen Orientierungslosigke<strong>it</strong><br />

der Nullerjahre, die vielen von uns<br />

ansonsten verwehrt bleiben würden,<br />

und die man Helene Hegemann, vor<br />

allem auch aufgrund ihres jungen<br />

Alters nur schwerlich abkauft. Auch<br />

wenn diese darauf besteht kein Tagebuch<br />

geschrieben, sondern ein<br />

Experiment gemacht zu haben, so<br />

begle<strong>it</strong>et stets ein schaler Nebengeschmack<br />

fehlender Authenz<strong>it</strong>ät die<br />

Lektüre des Buches.<br />

Statt aus dem tatsächlichen Leben<br />

von Airen, finden diese Erlebnisse<br />

nun halt im fiktiven Leben der m<strong>it</strong><br />

der Ze<strong>it</strong> ziemlich nervend altklugen<br />

Protagonistin Mifti statt und können<br />

som<strong>it</strong> wohl auch einen Teil, der um<br />

einiges grösseren Aufmerksamke<strong>it</strong><br />

erklären, die AXOLOTL ROADKILL<br />

gegenüber STROBO erregt hat:<br />

Wenn ein siebzehnjähriges Mädchen<br />

in dieser Sprache («Fickundkotz-Jargon»,<br />

die Ze<strong>it</strong>) über exzessive Party-,<br />

17


moustache | l<strong>it</strong>eratur<br />

Sex- und Drogenerlebnisse schreibt,<br />

so kommt da nicht nur ein gewisser<br />

voyeuristischer Reiz ins Spiel:<br />

Es wirkt denn auch in Kombination<br />

m<strong>it</strong> SMS- und E-Mail-Auszügen<br />

viel eher avantgardistisch als das<br />

Absturztagebuch eines Aussteigers<br />

Ende zwanzig, dem vom durchschn<strong>it</strong>tlichen<br />

Rezipienten schnell mal<br />

der Begriff Junkie, gleichbedeutend<br />

m<strong>it</strong> Versager auf die Stirn gedrückt<br />

wird.<br />

www.ullsteinbuchverlage.de<br />

Hegemanns Rechtfertigung, ihr Plagiieren<br />

sei eine ze<strong>it</strong>gemässe Schaffensform<br />

greift insofern zu kurz, als<br />

dass sie weder die kopierten Stellen<br />

als solche markiert, noch auf deren<br />

Quellen aufmerksam gemacht hätte.<br />

Dass sie in einer ersten Stellungnahme<br />

abgestr<strong>it</strong>ten hat, STROBO<br />

zu kennen, hilft ihr da nicht we<strong>it</strong>er,<br />

erweckt es doch im Gegenteil den<br />

Anschein eines besonders dreisten<br />

Diebstahls, da sie offenbar dam<strong>it</strong> gerechnet<br />

haben muss, bei der geringen<br />

Verbre<strong>it</strong>ung der Vorlage würde<br />

er nicht auffallen.<br />

«Unreifes Verhalten einer<br />

jungen, unerfahrenen<br />

Autorin oder eiskalte<br />

Berechnung des Verlags<br />

zu PR-Zwecken?»<br />

Während Hegemann nach ihren fast<br />

schon arrogant anmutenden Rechfertigungsversuchen<br />

plötzlich wieder<br />

Welpenschutz vor den Reaktionen<br />

der Medien beansprucht (bei Harald<br />

Schmidt, man müsse bedenken, was<br />

man m<strong>it</strong> einer Siebzehnjährigen in<br />

der Öffentlichke<strong>it</strong> machen könne),<br />

will man beim Ullstein Verlag von<br />

sämtlichen Plagiaten nichts gewusst<br />

haben und verweist darauf, dass<br />

bei allen herausgegebenen Büchern<br />

sämtliche Z<strong>it</strong>ate m<strong>it</strong> ihren Quellen<br />

ausnahmslos genannt werden müssten.<br />

Es bleibt zu bemerken, dass aus der<br />

ganzen Geschichte, abgesehen von<br />

Helene Hegemanns öffentlichem<br />

Ansehen <strong>zum</strong>indest keine offensichtlichen<br />

Verlierer hervorzugehen<br />

scheinen, so hat die umfassende Berichterstattung<br />

während Wochen,<br />

sowohl in den klassischen Medien,<br />

wie auch im Internet, nicht nur<br />

AXOLOTL ROADKILL, sondern auch<br />

dessen Vorlage einen reissenden<br />

Absatz beschert. Ullstein wird noch<br />

diesen Herbst Airens STROBO ebenfalls<br />

als Taschenbuch herausbringen,<br />

und während dieser m<strong>it</strong> I AM AI-<br />

REN MAN bere<strong>it</strong>s nach kurzer Ze<strong>it</strong><br />

nachgelegt hat, scheint auch Blogger<br />

Deef Pirmasens von der gesteigerten<br />

Aufmerksamke<strong>it</strong> um seine Person<br />

prof<strong>it</strong>iert zu haben, ist er doch soeben<br />

m<strong>it</strong> seinen multimedialen Lesungen<br />

zu STROBO durch Deutschland<br />

getourt.


A<br />

B<br />

online shop: www.bang-on.ch<br />

19


moustache | film<br />

ALICE IN WONDERLAND – TIM BURTON<br />

We‘re all mad here,<br />

…I’m mad. You’re mad», sagt die<br />

Grinsekatze zu Alice, als sie ins Wunderland<br />

eintaucht. Doch im neuen<br />

Film von Tim Burton wird nicht die<br />

Geschichte erzählt, die man kennt.<br />

Es ist der zwe<strong>it</strong>e Teil des Klassikers.<br />

(Sara Suter)<br />

Die inzwischen 19-jährige Alice Kingsley<br />

hat ihre Abenteuer im Wunderland<br />

schon lange vergessen, träumt jedoch<br />

immer noch von den Erlebnissen vor<br />

13 Jahren. M<strong>it</strong> ihrer Mutter fährt sie<br />

zu einer Gartenparty von den Ascots,<br />

doch das Fest entpuppt sich als Verlobungsfeier:<br />

Vor allen Anwesenden<br />

b<strong>it</strong>tet der langweilige Hamish Alice<br />

um ihre Hand. Sie reagiert zerstreut<br />

und weiss nicht, was sie sagen soll.<br />

Bis sie ein weisses Kaninchen ins Gebüsch<br />

hoppeln sieht. Sie rennt ihm<br />

hinterher und fällt in ein tiefes Loch,<br />

der Eingang zur neuen Welt – dem<br />

Wunderland.<br />

Die Geschichte hält viele Parallelen<br />

<strong>zum</strong> Kinderfilm, ist jedoch auch um<br />

einige interessante Sachen erwe<strong>it</strong>ert.<br />

M<strong>it</strong> Johnny Depp als Hutmacher und<br />

Mia Wasikowska als Alice Kingsley<br />

sind die Rollen perfekt besetzt. Der<br />

Film enthält eine ganze Auswahl an<br />

verschiedenartigen Szenen, von w<strong>it</strong>zig<br />

bis makaber und seltsam.<br />

3D-animierte Gegenstände und Personen<br />

bekommen eine sehr echt<br />

wirkende Ausstrahlung. Es lohnt sich<br />

also, den Film im 3D-Kino zu schauen.<br />

Von uns gibts gekämmte 5 von 5<br />

Schnäuzen!


Alice …<br />

21


moustache | film<br />

Als Oberst Landa m<strong>it</strong> einem Lächeln<br />

auf den Lippen ein Glas Milch<br />

für die Mademoiselle ordert, läuft<br />

dem Zuschauer ein kalter Schauer<br />

über den Rücken. Denn wir erinnern<br />

uns noch allzu gut an die Eröffnungsszene<br />

des Films, in der besagter<br />

Oberst den Bauern LaPad<strong>it</strong>e<br />

befragt, und was sich der Oberst<br />

erbat war – ein Glas Milch.<br />

Dieses Glas Milch, dass mehrmals,<br />

in Wort und Bild, seinen Auftr<strong>it</strong>t in<br />

Tarantinos «Inglourious Basterds»<br />

(2009) erfährt, ist bei we<strong>it</strong>em nicht<br />

das erste Glas Milch der Filmgeschichte.<br />

Da ist <strong>zum</strong> Beispiel das berühmteste,<br />

das in «Suspicion» (1941) naemlich,<br />

welches Carry Grant als Johnnie<br />

Aysgarth seiner Frau ans Bett<br />

bringt. Diese verdächtigt ihn, sie<br />

umbringen zu wollen, und das Glas<br />

Milch, dass der Gatte im expressionistischen<br />

Setting die Treppe hinauf<br />

<strong>zum</strong> Schlafzimmer trägt, leuchtet<br />

geradezu gespenstisch.<br />

Im Interview m<strong>it</strong> Truffaut weist<br />

H<strong>it</strong>chcock, dem wir diese Szene zu<br />

verdanken haben, dann auch dezidiert<br />

darauf hin, dass der Effekt<br />

durch eine Glühbirne in der Milch<br />

herbeigeführt wurde – dam<strong>it</strong> der<br />

Zuschauer auch ja auf das Glas<br />

Got Milk?<br />

Ob das Glas halb voll oder halb leer ist, interessiert uns für einmal einen feuchten Dreck.<br />

Unsere Autorin Vera hat sich m<strong>it</strong> dem Milchglas als wiederkehrendes Stilm<strong>it</strong>tel im Film<br />

auseinandergesetzt. (Text: Vera)<br />

schaue und nicht auf den allzu angebeteten<br />

Darsteller. Man muss<br />

sich nur zu helfen wissen!<br />

Aber auch in früheren Filmen setzte<br />

H<strong>it</strong>chcock das Glas Milch ein.<br />

Wenn <strong>zum</strong> Beispiel in «The 39<br />

Steps»(1935)der unschuldig Schuldige<br />

Richard Hannay m<strong>it</strong> der unfreiwillig<br />

an ihn gefesselten Pamela<br />

in einem Gasthaus Unterschlupf<br />

sucht, erb<strong>it</strong>tet er ein Glas Milch<br />

für die Dame, in deren Begle<strong>it</strong>ung<br />

er sich befindet. Dieses Glas Milch<br />

leert Hannay dann später, nach einem<br />

we<strong>it</strong>ren Disput m<strong>it</strong> Pamela,<br />

selbst; Die Lacher hat er auf seiner<br />

Se<strong>it</strong>e.<br />

Und dann wird in einem we<strong>it</strong>eren<br />

Film dem Milchglas eine geradezu<br />

philosophische Dimension hinzugefügt.<br />

Xavier durchlebt geradezu ein<br />

Wechselbad der Gefühle in Cedric<br />

Klapischs «Les Poupées Russes»<br />

(2005). Und warum er sich hat<br />

dazu hinreissen lassen, nach Moskau<br />

zu fahren und dort das Modell<br />

Cecilia zu treffen, anstatt we<strong>it</strong>erhin<br />

in St Petersburg m<strong>it</strong> seiner Freundin<br />

Wendy zu bleiben – das weiss<br />

er plötzlich auch nicht mehr genau.<br />

In dem Moment nämlich, in dem<br />

er in einer Moskauer Disko auf der<br />

Tanzfläche steht, m<strong>it</strong> einem Glas<br />

Milch in der Hand, um welches ihn<br />

eben jene Cecilia gebeten hatte,<br />

die dann, während Xavier an der<br />

Bar stand, zufällig Bekannte traf<br />

und m<strong>it</strong> diesen über alle Berge verschwand.<br />

Und Xavier wird sich bewusst,<br />

welchen Fehler er m<strong>it</strong> seiner<br />

Fahrt nach Moskau begangen hat<br />

und steht nun im bunten Scheinwerferlicht<br />

und die Bässe stampfen<br />

und die Milch zieht Kreise.<br />

Das Milchglas also lässt sich in den<br />

unterschiedlichsten Filmen unterschiedlichster<br />

Epochen und Genres<br />

wiederfinden, es scheint geradezu<br />

eine Faszination auszuüben auf die<br />

Regisseure jeglicher Couleur. Und<br />

metaphorisch lässt es sich auch immer<br />

wieder unterschiedlich deuten<br />

– als Zeichen der Machtausübung<br />

in «Inglourious Basterds», als Sinnbild<br />

für den Verdacht der Ehefrau in<br />

«Suspicion», aber ebenso als sexuelle<br />

Metapher, gerade in der direkten<br />

Verbindung m<strong>it</strong> den oft angeführten<br />

Handschellen in «The 39 Steps».<br />

Und nicht zuletzt als Verbildlichung<br />

der Bässe in «Les Poupées Russes»,<br />

die Wiederum als dem Herzschlag<br />

ähnlich klassifiziert werden, im O-<br />

Ton der Bilder.


moustache | kultur | kunst<br />

FIONA DINKELBACH<br />

Collagen basteln kennen die meisten von uns ja noch aus Kindergartenze<strong>it</strong>en: Ein bisschen<br />

was ausschneiden, neu anordnen und wieder zusammenkleben. Ganz einfach, eigentlich.<br />

Nur sehen die meisten Collagen auch danach aus. Nicht so bei Fiona Dinkelbach: Ihre Werke<br />

erinnern an laue Sommerabende, an denen die Füsse noch angenehm warm kribbeln.<br />

Wir haben ihr ein paar Fragen über ihr Schaffen gestellt! (Interview: Miriam Suter)


ICH KLEB DIR GLEICH EINE!<br />

Was war für dich ein ausschlaggebendes<br />

Erlebnis, das dich zur Collage<br />

/ zur Kunst gebracht hat?<br />

Der Zufall. Begonnen habe ich m<strong>it</strong><br />

meiner Arbe<strong>it</strong> 2004. Das Prinzip der<br />

Collage habe ich gewählt weil ich<br />

eine große Schwäche für alte Dinge<br />

habe, So auch alte Ze<strong>it</strong>ungen, Ze<strong>it</strong>schriften<br />

sowie das Vergängliche. Ich<br />

habe viel Material gesammelt ohne<br />

zu wissen, zu welchem Zweck. Bis ich<br />

dann schließlich begonnen habe m<strong>it</strong><br />

diesen Fragmenten zu arbe<strong>it</strong>en.<br />

Wer sind deine Idole in der (Kunst)<br />

Welt? Hast du überhaupt welche?<br />

Idole habe ich nicht. Natürlich gibt es<br />

Künstler die ich sehr bewundere und<br />

achte. Richard Prince ist einer von ihnen.<br />

Ich liebe seine Nurse-Paintings.<br />

Das ist vielleicht auch eine Technik,<br />

m<strong>it</strong> der ich mich irgendwann einmal<br />

auseinandersetze: Das Übermalen<br />

von bere<strong>it</strong>s existierenden Bildern.<br />

Beschreibe deine Arbe<strong>it</strong> m<strong>it</strong> einem<br />

Lied / einer Band.<br />

Die Musik der 60er Jahre: The Velvet<br />

Underground & Nico. Astrud Gilberto<br />

ist für manche Arbe<strong>it</strong>en auch sehr<br />

passend. Es kommt auf den Entstehungsze<strong>it</strong>raum<br />

an. Ich habe um<br />

2007 viel m<strong>it</strong> rosa Tönen gearbe<strong>it</strong>et<br />

und Sp<strong>it</strong>ze was sehr mädchenhaft<br />

bestimmt war. Da sind es Melodien<br />

aus Filmen, die man im Kopf hat und<br />

nicht zuordnen kann. Vielleicht lassen<br />

sich meine Arbe<strong>it</strong>en viel besser m<strong>it</strong><br />

Filmen beschreiben.<br />

Hast du beim Arbe<strong>it</strong>en spezielle R<strong>it</strong>uale?<br />

Skizzierst du <strong>zum</strong> Beispiel<br />

nackt oder schlägst zwischen den<br />

Näharbe<strong>it</strong>en Räder?<br />

Ich kann hauptsächlich nachts arbe<strong>it</strong>en.<br />

Dunkelhe<strong>it</strong>, eine kleine Lampe<br />

und Ruhe.<br />

25<br />

collage<br />

Wer neugierig auf Fionas Bilder geworden<br />

ist, kann sich auf ihrem Blog<br />

Anti War is Anti Orgasm einen genaueren<br />

Einblick verschaffen. Auf jeden<br />

Fall einen Blick wert!


moustache | kultur | kunst


moustache | ausgang<br />

Die Je t’aime Bar in Aarau ist klein,<br />

aber nicht einengend. Gemütlich,<br />

aber nicht auf der Kuschelrock-<br />

Schiene. Wein und Bier sind günstig,<br />

die Musik ist gut, kurz: der<br />

perfekte Ort, um einen Abend anzufangen<br />

oder ausklingen zu lassen.<br />

Je Taime Bar/Concerts das sind<br />

zwei junge Herren aus der Umgebung<br />

Aarau: Valentin und Celeste:<br />

«Enstanden ist das ganze aus einer<br />

gewissen Unzufriedenhe<strong>it</strong>. Da es in<br />

der Stadt der schönen Giebel wenig<br />

alternative Orte gibt, wussten<br />

wir was zu machen ist – das ganze<br />

muss selber in die Hand genommen<br />

werden. In den paar wenigen, aber<br />

ausgewählten Konzerten, die wir<br />

bis jetzt organisiert haben, hatten<br />

wir das durchmischte Publikum, das<br />

je t‘aime bar<br />

Die Lücke zwischen dem KiFF und dem Flösserplatz wurde endlich aufgefüllt.<br />

Die Je t’aime Bar in Aarau ist wirklich <strong>zum</strong> lieb haben! (Miriam Suter)<br />

wir uns erhofften. Unsere Konzerte<br />

sollen nicht nur ein junges oder altes<br />

Publikum ansprechen sondern die<br />

Mischung macht es aus. Wir machen<br />

das Ganze m<strong>it</strong> viel Herzblut und sind<br />

froh wenn wir nicht aus eigener Tasche<br />

noch drauf zahlen müssen.»<br />

Die Bar liegt m<strong>it</strong>ten in der Aarauer<br />

Altstadt (frühere Barracuda-Besucher<br />

können den Weg wohl bere<strong>it</strong>s<br />

im Schlaf wandeln) vor der Kettenbrücke,<br />

direkt neben der Spaghetti<br />

Factory (wo das <strong>Moustache</strong> <strong>Magazin</strong><br />

übrigens seine Anfänge gefunden<br />

hat).<br />

Die <strong>Moustache</strong>-Redaktion und ihr<br />

Gefolge hat die Je t’aime Bar bere<strong>it</strong>s<br />

ausgiebig getestet und als hervorragend<br />

befunden: An einem Ort, wo<br />

die Getränke günstig und die Musik<br />

gut sind, wo die Konzerte in einem<br />

winzigen Keller stattfinden und die<br />

Bänkli m<strong>it</strong> Leopardfell bezogen sind<br />

kann man sich ja nur wohlfühlen!<br />

Bevorstehende Konzerte:<br />

POESIE plus X 08.05.2010<br />

Ein feinsinnig poetischer, nachdenklich-besinnlicher,<br />

über die Stränge<br />

schlagender, Grenzen sprengender,<br />

swingender, unbedingt persönlicher,<br />

nach vorne denkender Abend m<strong>it</strong><br />

Rap und Jazz im Zeichen der gereimten<br />

Wortes.<br />

www.tobias-pingler.net<br />

Budget Boozers 22.05.2010<br />

Die Budget Boozers lauten Rock<br />

n Roll und ekstatischen Garage


Rock. Im Herbst 2005 trafen sich<br />

die Drummerin, der Bassist und der<br />

G<strong>it</strong>arrist das erste Mal im Langenthaler<br />

Kulturzentrum «Lakuz» – über<br />

40 Konzerte in der Schweiz und<br />

Deutschland m<strong>it</strong> Bands wie «The<br />

Monsters», «Jancee Pornick Casino»<br />

oder «Slam & Howie» folgten.<br />

Budget Boozers (Myspace)<br />

Urban Junior 28.05.2010<br />

Anfang 2007 hat Urban Junior sein<br />

Set aufgerüstet: Neben Schlagzeug,<br />

G<strong>it</strong>arre und Gesang, gesellt<br />

sich se<strong>it</strong>her ein Synthie plus Hi-Hat.<br />

Während intensivem Soundgetüftel<br />

in Appenzell und Aarau hat Urban<br />

Junior m<strong>it</strong> diesem Set sein neues Album<br />

«E-B.O.M.B.» enstehen lassen.<br />

Alle 15 Songs auf der Scheibe sind<br />

übrigens live eingespielt.<br />

Urban Junior (Myspace)<br />

Copy & Paste 12.06.2010<br />

Copy & Paste, das verdrehte Electro-<br />

Trash-Pop Duo aus Bern, dass sich<br />

an Punkshows wohler fühlt als bei<br />

Dancefloor Events, veröffentlicht<br />

seine zwe<strong>it</strong>e Scheibe auf Everestrecords.<br />

Sie verdichten und verdre-<br />

hen hausgemachte Beats, veredelt<br />

m<strong>it</strong> poppigen Melodien und rotzigen<br />

Lyrics. Was im Wohnzimmer als Spaß<br />

anfing, hat sich inzwischen zu einem<br />

ernsthaften Projekt entwickelt. Die<br />

ersten Songs überzeugten die Live-<br />

Testhörer derart, dass Mischu und<br />

Cheyenne sofort mehr produzierten.<br />

Copy & Paste Myspace<br />

Das Pferd 17.07.2010<br />

«Wieso heisst ihr eigentlich das<br />

Pferd?» ist die wohl am meist gestellte<br />

Frage, m<strong>it</strong> der sich die Band<br />

auseinandersetzen muss. Doch eine<br />

passende Antwort haben Andreas<br />

Mattmann und Felix Hohler bis<br />

heute nicht gefunden. Oder will die<br />

Band dam<strong>it</strong> nur einen Mythos aufrecht<br />

erhalten? Man wird es wohl nie<br />

erfahren. Passender wäre wohl die<br />

Frage: «Wieso gibt es das Pferd?»<br />

Die Antwort ist einfach: Vor 5 Jahren<br />

gründeten 2 Musiker aus Frust<br />

über die bestehende Band ein neues<br />

Projekt m<strong>it</strong> dem Ziel eine Lücke in<br />

der Schweizer Musikszene zu füllen.<br />

Das Konzept: 2 Leute machen m<strong>it</strong><br />

möglichst wenigen Instrumenten<br />

Musik, die eine 5 köpfige Rock-Band<br />

in den Schatten stellt. Felix und Andi<br />

29<br />

waren immer der Ansicht, dass die<br />

hiesige Musikszene sehr verstaubt<br />

daherkommt. Doch anstatt sich nur<br />

zu beschweren, feilte die Band an<br />

einem Sound, der durch Eigenständigke<strong>it</strong>,<br />

W<strong>it</strong>z und Bühnengeilhe<strong>it</strong><br />

geprägt wird. Inspiriert von Grössen<br />

wie «The Prodigy», «Peaches»<br />

oder «Mani Matter», machte man<br />

sich daran ein unterhaltsames, punkiges<br />

und tanzbares Live-Programm<br />

zu präsentieren. Wie die meisten<br />

Bands, begann auch die Karriere von<br />

das Pferd in besetzten Häusern, alternativen<br />

Open-Airs oder wo auch<br />

immer eine Band erwünscht war. Als<br />

Gage diente meistens eine Kiste Bier<br />

und Benzingeld.<br />

Das Pferd (Myspace)


moustache | ausgang<br />

MAI<br />

MUSIK<br />

07. & 08.05. Angriff der Killerg<strong>it</strong>arren<br />

(My Name Is George, Christopher<br />

Christopher, Translantic Flight,<br />

Navel, Lomego Surfers)<br />

Flösserplatz Aarau (18.-)<br />

08.05. bandXaargau Finale<br />

KiFF Aarau (gratis)<br />

08.05. Poesie Plus X<br />

Je t’aime Bar Aarau (20.-)<br />

09.05. Lars & The Hands of Light<br />

KiFF Aarau (20.-)<br />

WETTBEWERB: GEWINNE 1 x 2<br />

TICKETS FÜR DAS KONZERT:<br />

schickt eine E-Mail m<strong>it</strong> dem Betreff<br />

«Lars & The Hands of Light» an<br />

info@moustache-magazin.ch<br />

13.05. Stereo Total<br />

Mascotte Zürich (32.-)<br />

14.05. Arthole Strobo: We Love<br />

Machines<br />

KiFF Aarau (15.-)<br />

15.05. Kashmir / Swinging Safari<br />

KiFF Aarau (28.-)<br />

WETTBEWERB: GEWINNE 1 x 2<br />

TICKETS FÜR DAS KONZERT:<br />

schickt eine E-Mail m<strong>it</strong> dem Betreff<br />

«Kashmir / Swingin Safari» an<br />

info@moustache-magazin.ch<br />

18.05. Gisbert zu Knyphausen<br />

KiFF Aarau (25.-)<br />

20.05. Dinosaur jr / Built To Spill<br />

Dynamo Zürich (50.-)<br />

20.05. Solange La Frange<br />

Kofmehl Solothurn (15.-)<br />

21.05. Minimal Makes You Animal<br />

KiFF Aarau (10.-)<br />

22.05. Johnossi<br />

Abart Zürich (35.-)<br />

22.05. The Budget Boozers<br />

Je t’aime Bar Aarau (15.-)<br />

23.05. Klaxons (DJ-set)<br />

Mascotte Zürich<br />

26.05. Theater Marie & KiFF präsentieren:<br />

Toast Hawaii (Matto kämpft<br />

& Die Zorros)<br />

KiFF Aarau (20.- / 15-.)<br />

26.05. Foals<br />

Abart (35.-)<br />

28.05. Urban Juniors<br />

Je t’aime Bar Aarau (gratis)<br />

AGENDA!<br />

29.05. Don’t Sleep: Ed<strong>it</strong>ion 9<br />

KiFF Aarau (20.- / Rolling Rock<br />

Aarau: 15.-)<br />

KINO<br />

Ab 10.05. im Kino Freier Film, Aarau:<br />

Zimmer 202<br />

Peter Bichsel ist zwar ein Kenner von<br />

Paris, war aber selber noch nie dort.<br />

Im Rahmen des neuen Filmes von Eric<br />

Bergkraut (Letter to Anna) wagt er<br />

jetzt eine Reise. Sie führt ihn bis ins<br />

Zimmer 202 im Hotel «Gare de l‘Est»<br />

im gleichnamigen Bahnhof, we<strong>it</strong>er<br />

aber nicht. Ob auf der Bahnfahrt<br />

oder im und um das Hotel im «Gare<br />

de l‘Est», Peter Bichsel überrascht und<br />

provoziert immer m<strong>it</strong> messerscharfen<br />

spontanen Statements, Gedankenreichtum<br />

und verschm<strong>it</strong>ztem W<strong>it</strong>z.<br />

Entgegen jeglichen Klischees nimmt<br />

uns Peter Bichsel in Zimmer 202» auf<br />

eine sehr persönliche Reise m<strong>it</strong>. In<br />

Zimmer 202 werden viele Zigaretten<br />

geraucht, obwohl, es vom Tempo her<br />

betrachtet, eigentlich ein Pfeiffenraucherfilm<br />

ist, gemütlich, unspektakulär<br />

und sehr, sehr schweizerisch. M<strong>it</strong><br />

Bildern von Kameramann Pio Corradi<br />

werden die aktuellen Aussagen Bichsels<br />

geschickt m<strong>it</strong> Archivaufnahmen<br />

und Auszügen aus Texten des Autors<br />

durchflochten. Die Musikerin Sophie<br />

Hunger hat zudem für Zimmer 202<br />

einen sehr eigenständigen, genialen<br />

Soundtrack komponiert.<br />

JUNI<br />

MUSIK<br />

04.06. Sophia: Solo/Acoustic Show<br />

KiFF Aarau (23.-)<br />

09.06. Deichkind<br />

Maag Event Hall Zürich (58.-)<br />

12.06. Copy & Paste<br />

Je t’aime Bar Aarau (15.-)<br />

19.06. Vive La Fête<br />

Stall 6 Zürich


04.06. Nouvelle Vague<br />

Kaufleuten Zürich (55.-)<br />

WETTBEWERB: GEWINNE 1 x 2<br />

TICKETS FÜR DAS KONZERT<br />

Schon auf ihren ersten zwei Alben<br />

haben Nouvelle Vague Elektro-,<br />

Punk- und New-Wave-Klassiker der<br />

80er Jahre erfrischend neu arrangiert<br />

und in ein luftiges Bossa Nova-Kleid<br />

gesteckt. Daher auch der Bandname<br />

- beide Musikrichtungen sind m<strong>it</strong><br />

«Neue Welle», also m<strong>it</strong> «Nouvelle<br />

Vague» zu übersetzen.<br />

Bestehend aus dem Produzenten-<br />

Team Marc Collin und Olivier Libaux<br />

aus Frankreich, sowie brasilianischen<br />

Sängerinnen und Sängern (Eloisia,<br />

Camille, Marina Celeste, Silja, Mélanie<br />

Pain, Daniella D’Ambrosio, Gérald<br />

Toto, Phoebe Tolmer) verwandeln<br />

Nouvelle Vague Dance-Nummern<br />

von Soft Cell in Barjazz samt schnurrendem<br />

Kontrabass. Oder einen<br />

dunklen Echo & The Bunnymen-Song<br />

in ein Easy-Listening-Werk in bester<br />

Lee Hazlewood-Trad<strong>it</strong>ion. Ein ums<br />

andere Mal nehmen Nouvelle Vague<br />

den Urfassungen ihre Schwere, bringen<br />

sie <strong>zum</strong> Schweben in luftiger<br />

Höhe und lassen sie ihren zwe<strong>it</strong>en<br />

Frühling erleben.<br />

Nach ihrem furiosen und ausverkauften<br />

Konzert am letztjährigen Zürcher<br />

jazznojazz-Festival werden Nouvelle<br />

Vague endlich auch einmal dort auftreten,<br />

wo sie am Besten zur Geltung<br />

kommen: Im Kaufleuten!<br />

Um euer Glück zu versuchen,<br />

schickt eine E-Mail m<strong>it</strong> dem Betreff<br />

«Nouvelle Vague» an<br />

info@moustache-magazin.ch<br />

Veranstalter: Kaufleuten // Allblues<br />

08.06. Marina And The Diamonds,<br />

Kaufleuten Zürich (45.-)<br />

WETTBEWERB: 2 TICKETS FÜR<br />

DAS KONZERT<br />

Marina And The Diamonds - schon<br />

allein der Name klingt musikalisch.<br />

Und gl<strong>it</strong>zrig. Genau das verkörpert<br />

die 24-jährige Marina Lambrini Diamandis<br />

m<strong>it</strong> Leib und Seele (Z<strong>it</strong>at: «I’m<br />

Marina. You’re the diamonds.»). Ihre<br />

Lieder klingen wie eine Mischung aus<br />

Lady GaGa und ABBA m<strong>it</strong> einer Prise<br />

freche-Gören-Rock. Marina ist der<br />

lebende Beweis dafür, dass Studium<br />

abbrechen und m<strong>it</strong> der Apple-Softwareanwendung<br />

GarageBand eigene<br />

Lieder komponieren nicht unbedingt<br />

die schlechtesten Ideen sind: Nachdem<br />

sie eine private EP herausbrachte<br />

31<br />

(Mermaid Vs. Sailor , 70 selbst gebrannte<br />

CDs, die sie über MySpace<br />

vertrieb), wurde 2009 unter Neon<br />

Gold Records die EP The Crown Jewels<br />

veröffentlicht. Danach unterschrieb<br />

sie einen Vertrag bei 679 Recordings<br />

und nahm ihr Debütalbum<br />

The Family Jewels auf, welches im<br />

Frühjahr 2010 veröffentlicht wurde.<br />

Nun kommt die hübsche Waliserin in<br />

die Schweiz, nach Zürich, ins Kaufleuten,<br />

imfall. Da wir euch immer gerne<br />

m<strong>it</strong> guter Musik und hoffentlich<br />

ebenso guten Konzerten versorgen,<br />

könnt ihr bei uns 1x2 Tickets für das<br />

Konzert am 8. Juni gewinnen.<br />

Um euer Glück zu versuchen,<br />

schickt eine E-Mail m<strong>it</strong> dem Betreff<br />

«Marina And The Diamonds»<br />

an info@moustache-magazin.ch<br />

Veranstalter: Kaufleuten // Allblues


moustache | musik<br />

Anna Aaron –<br />

I’ll dry your tears l<strong>it</strong>tle murderer<br />

«Sinnliche Grausamke<strong>it</strong>», so zwei beschreibende<br />

Stichworte auf myspace.<br />

com/annaaron.<br />

Die Musik lässt in unseren Köpfen<br />

mystische Raben krächzen und purpurfarbene<br />

wilde Tiger knurren – die<br />

Musik von Anna Aaron. Die 23-Jährige<br />

aus Basel hat Ende 2008 ihr<br />

Debüt-Album herausgegeben, das<br />

sich auf nur sieben Lieder beschränkt.<br />

Kurz aber oho! Das Werk nennt sich<br />

«I’ll dry your tears l<strong>it</strong>tle murderer».<br />

M<strong>it</strong> dabei ist ein schön gestaltetes<br />

Booklet, die Songtexte sind aber aufgrund<br />

der exzentrischen Handschrift<br />

nur schwer lesbar. Schon die Kombi-<br />

nation von T<strong>it</strong>el und CD-Cover wirft<br />

Fragen auf. Wäscht sie auf diesem<br />

Bild, m<strong>it</strong> Rüschenrock im Fluss, Blut<br />

von einem Messer ab??<br />

«I’m in love w<strong>it</strong>h the man who dreams<br />

of the devil every night» – jede Menge<br />

Böses verkündet uns die raue,<br />

verruchte Stimme. Das Kalte und<br />

Schwere wird markiert durch die eindrücklichen<br />

Klavierläufe. Die Sängerin<br />

und Pianistin hat einen authentischen<br />

Klavierstil, der sich in fast allen Songs<br />

wiederfindet. «The Drainout», worin<br />

sich Blasmusik <strong>zum</strong> für einmal dezenten<br />

Orgelklang gesellt, sticht von daher<br />

als einziges Stück heraus, wobei in<br />

den anderen Songs mehr noch Streicher<br />

und starke Takte m<strong>it</strong> im Spiel<br />

sind – oder was es eben so zu hören<br />

gibt in melancholischen Jazz-Stücken.<br />

Ob es sich um Jazz handelt, sei dahingestellt;<br />

es ist schwer, sie einzuordnen,<br />

und wahrscheinlich auch gar<br />

nicht nötig. Die Vorstellung aber von<br />

einer dunklen Jazzbar m<strong>it</strong> Anna Aaron<br />

am verstaubten, dunkelhölzernen<br />

Klavier passt gut, die rauchende Frau,<br />

die sich die Seele aus dem Leib singt,<br />

morgens um drei, so dass man sich<br />

dazusetzen möchte, um m<strong>it</strong> ihr m<strong>it</strong>zusingen<br />

und m<strong>it</strong>zuleiden. So, dass<br />

man sich wünscht, sie würde niemals<br />

zu spielen und singen aufhören.<br />

Leider, leider löst sich der Wunsch<br />

nach gegebenen 21 Minuten in Luft<br />

auf. Ausser man drückt noch einmal<br />

auf Play.<br />

Olivia Abächerli


Charlotte Gansbourg – IRM<br />

Nach dem besonders in Frankreich<br />

abgefeierten ersten Album «5:55»<br />

von 2006, in dem Air, Neil Hannon<br />

und Jarvis Cocker m<strong>it</strong> von der Partie<br />

waren, sprach die ewige Tochter<br />

Serge Gainsbourgs für «IRM» dem<br />

amerikanischen Alleskönner Beck ihr<br />

volles Vertrauen für die Zusammenarbe<strong>it</strong><br />

aus.<br />

Es ist ein sehr mutiges und Charlotteuntypisches<br />

Album geworden, das ihr<br />

öffentliches Image der unberührten,<br />

elfenähnlichen Tochter des französischen<br />

Enfant Terribles in ähnlicher<br />

Weise zurechtrücken könnte wie<br />

jüngst die «Antichrist»-Rolle. Dies<br />

fängt beim Albumt<strong>it</strong>el «IRM» an, der<br />

Bezeichnung für einen Kernspintomographen,<br />

der für Charlotte nach<br />

einem Unfall ein halbes Jahr lang <strong>zum</strong><br />

ständigen Begle<strong>it</strong>er wurde.<br />

Für die meisten ein einziger Alptraum,<br />

für die zierliche Französin auch künst-<br />

Wild Beasts – Two Dancers<br />

Ein Rezensent rühmte das Erstlingswerk<br />

«Limbo Panto» der Wild Beasts<br />

einst m<strong>it</strong> den Worten «zwischen<br />

verkatertem Spandau Ballet und versifftem<br />

Bronski Beat» und hat dam<strong>it</strong><br />

den Nagel voll auf den Kopf getroffen.<br />

Ganz schöne Vorschusslorbeeren<br />

für diese doch noch sehr junge br<strong>it</strong>ische<br />

Band, die mein musikalisches<br />

Gedächtnis nicht auf Anhieb m<strong>it</strong> irgendetwas<br />

anderem vergleichen mag<br />

– grundsätzlich schon mal ein gutes<br />

Zeichen.<br />

Die Musik der Wild Beasts geht zurück<br />

in die frühen Achziger, die Ze<strong>it</strong><br />

des schwul anmutenden Pops, Hysterie,<br />

Romantik und Dandys in der Musikwelt.<br />

Dam<strong>it</strong> unterscheiden sich die<br />

lerischer Ansporn: «Jedes Mal, wenn<br />

ich in der Röhre lag, war ich total fasziniert<br />

von diesem Rhythmus. Er fliegt<br />

in alle Richtungen, klingt sehr chaotisch<br />

und furchterregend. Es fühlt sich<br />

an wie ein Hammerschlag, aber nach<br />

einer Weile konnte ich dabei sogar<br />

einschlafen.»<br />

Das monoton-pochende, m<strong>it</strong> metallischen<br />

Störgeräuschen versehene<br />

Stück «IRM» wurde zur ersten Idee<br />

fürs Album, die sie m<strong>it</strong> Beck furchterregend<br />

realistisch umsetzte. Inhaltlich<br />

ist sie da schon bei EKG-Ergebnissen<br />

und der Entmagnetisierung ihres Körpers<br />

angelangt, nachdem sie auf dem<br />

Eröffnungsstück «Master‘s Hands»<br />

bere<strong>it</strong>s von Geistern sprach, die «zertrümmert»<br />

werden müssen und von<br />

einem Kopf «voller Löcher». Keine<br />

Themen für den geselligen Familienabend.<br />

Im Vergleich <strong>zum</strong> letzten Album wurden<br />

die Mondsucht-Air-Momente<br />

deutlich zurückgefahren. Der Sound<br />

Br<strong>it</strong>en deutlich von anderen momentanen<br />

Hype-Bands der Insel, greifen<br />

diese doch mehrhe<strong>it</strong>lich auf die «angry<br />

young men»-Att<strong>it</strong>üde zurück und<br />

frönen den Wurzeln des Punks der<br />

frühen Siebzigern (und laufen dam<strong>it</strong><br />

oft ins Leere, weil sie im Gegensatz<br />

zu ihren Vorbildern wie, ich sage jetzt<br />

mal den Sex Pistols, gar nicht wissen,<br />

warum sie denn überhaupt so angry<br />

sind). Wütend sind dagegen die<br />

Wild Beasts überhaupt nicht, sondern<br />

wunderbar entrückt und ze<strong>it</strong>weise<br />

flatterhaft. Beim Durchhören<br />

der Platte war übrigens doch eine<br />

Assoziation aufgetaucht: stimmlich<br />

erinnert Hayden Thorpe ein wenig an<br />

Anthony (and the Johnsons). Ein wenig,<br />

aber ein gutes «wenig».<br />

Die Wild Beasts haben für mich m<strong>it</strong><br />

33<br />

ist bisweilen schroff (einziges Duett<br />

«Heaven Can Wa<strong>it</strong>») und stark<br />

rhythmusbetont («Trick Pony»), trägt<br />

also zweifellos Becks Handschrift als<br />

Songwr<strong>it</strong>er und Produzent.<br />

Miriam Suter<br />

«Two Dancers» den Glam in die Popwelt<br />

zurück gebracht und das hat<br />

bisher in meinen Augen nur der ehrenwerte<br />

Herr Bowie fertig gebracht.<br />

Mehr könnte ich meinen Hut nicht<br />

zücken und ich harre gespannt der<br />

Dinge, die noch kommen werden.<br />

Miriam Suter


moustache | musik<br />

Laura Marling –<br />

I speak because I can<br />

Laura Marling ist wieder zurück. Die<br />

schöne Br<strong>it</strong>in, die schon m<strong>it</strong> ihrem<br />

Debütalbum «Alas I can not swim»<br />

blutjung die Freunde melancholischer,<br />

intelligenter Folkmusik verzauberte,<br />

veröffentlicht am 22. März den heiß<br />

ersehnten Nachfolger «I speak because<br />

I can».<br />

Schon m<strong>it</strong> dem ersten Lied des Albums,<br />

«Devil‘s Spoke» schafft sie es,<br />

den Zuhörer in ihren Bann zu ziehen.<br />

Ihre Stimme klingt älter und ein bisschen<br />

selbstsicherer: «All of this can be<br />

broken», singt sie, mal vorsichtig, mal<br />

entschlossen, stark und in für sie ungewohnt<br />

tiefen Tonlagen. T<strong>it</strong>el Nummer<br />

zwei, «Made by maid» hingegen<br />

klingt – wie man es von Laura Marling<br />

kennt – ein bisschen traurig, zart und<br />

sehr melancholisch. M<strong>it</strong> den Worten<br />

«Oh, naïve l<strong>it</strong>tle me/Asking what<br />

things you have seen/And you‘re vulnerable<br />

in your head/you‘ll scream<br />

and you‘ll wa<strong>it</strong> till you‘re dead» beginnt<br />

«Rambling Man», – und steigert<br />

sich dann in ein melodiöses, instrumental<br />

auffällig stark besetztes Lied,<br />

das Laura fast kämpferisch klingen<br />

lässt: «Let <strong>it</strong> always be known that I<br />

was who I am.»<br />

Der Einfluss von befreundeten Künstlern<br />

wie Mumford&Sons und Johnny<br />

Flynn ist kaum überhörbar, und das<br />

ist auch gut so. «Blackberry Stone»,<br />

ein Lied, das auch in der Albumversion<br />

m<strong>it</strong> Streichern und Lauras nachdenklicher<br />

Traurigke<strong>it</strong> überzeugen<br />

kann, ist immer noch am berührendsten<br />

in der Live-Version m<strong>it</strong> Marcus<br />

Mumford. Der sass übrigens während<br />

der Aufnahme ihres ersten Albums in<br />

Marlings Band an den Drums. Kein<br />

Lied scheint schwach oder unoriginell<br />

zu sein, auch «Goodbye England<br />

(covered in snow)» weckt das Verlangen,<br />

Laura G<strong>it</strong>arre spielen und singen<br />

zu hören – am liebsten vor einem<br />

Kamin irgendwo tief im verschne<strong>it</strong>en<br />

England. Für mich eins der Meisterwerke<br />

des Albums: «What he Wrote»<br />

– sollte man sich am besten m<strong>it</strong><br />

Kopfhörern im Dunkeln anhören und<br />

von dem Herzschmerz m<strong>it</strong>reißen lassen,<br />

der über die zarte musikalische<br />

Untermalung klingt.<br />

Das Album, bis jetzt eher durch seine<br />

Melancholie überzeugend, scheint<br />

nun die Richtung zu wechseln – nicht<br />

ganz, aber ein wenig. Der T<strong>it</strong>el des<br />

nächsten Liedes «Darkness descends»<br />

ist irreführend – es fühlt sich<br />

eher so an, als verabschiede sich die<br />

Dunkelhe<strong>it</strong> und verschwände irgendwo<br />

am Horizont aus dem Blickfeld.<br />

Und auch das zehnte und letzte Lied,<br />

das dem Album den T<strong>it</strong>el gibt, lässt<br />

den Zuhörer m<strong>it</strong> einem gutem Gefühl<br />

zurück: zunächst eher ruhig und<br />

melancholisch, sehr konzentriert auf<br />

Lauras Gesang - dann beinahe explodierend.<br />

«I swear <strong>it</strong> was not my<br />

choice, I used to be so kind» bedauert<br />

sie, und beendet das Album m<strong>it</strong><br />

kräftiger, entschlossener Stimme, im<br />

Hintergrund begle<strong>it</strong>et von einer verdächtig<br />

bekannt klingenden Männerstimme<br />

und einer ganzen Palette von<br />

Instrumenten.<br />

Laura Marlings zwe<strong>it</strong>es Album wird<br />

wohl die wenigstens Anhänger ihrer<br />

Musik enttäuschen. Sie hat den<br />

Wiedererkennungswert nicht verloren<br />

und einiges an neuen Facetten<br />

hinzugewonnen: Ein bisschen dunkler,<br />

erwachsener vielleicht. Laura ist<br />

keine zerbrechliche Puppe mehr, und<br />

trotzdem: die zehn neuen Lieder bieten<br />

wundervolle Texte, Melodien und<br />

Emotionen, die im Ohr bleiben.<br />

Laura Marling spricht, weil sie es<br />

kann. Und sie macht Musik, weil sie<br />

es kann – und vielleicht sogar nicht<br />

anders kann.<br />

Ilinca Barsan


Bower Birds – Upper Air<br />

Wer in einer der renomiertesten Musikze<strong>it</strong>schriften<br />

fast die volle Punktzahl<br />

erhält (und die Platte ist erst die zwe<strong>it</strong>e<br />

Veröffentlichung), muss schon gehörig<br />

was liefern, um dieser Bewertung gerecht<br />

zu werden.<br />

Ob das den Bowerbirds aus North Carolina<br />

m<strong>it</strong> «Upper Air» gelungen ist?<br />

Für mich persönlich schwer zu sagen.<br />

Die Band klingt einfach zu sehr nach<br />

Bands wie Fleet Foxes und Bon Iver<br />

(m<strong>it</strong> dem die Vögel übrigens gemeinsam<br />

auf Tour waren – da ist also viel-<br />

The Dodos – Time To Die<br />

Das neue Album taucht bere<strong>it</strong>s Monate<br />

vor Veröffentlichung illegal im<br />

Netz auf – wohl einer der grössten<br />

Albträume jeder Band. The Dodos ist<br />

m<strong>it</strong> «Time To Die» genau das passiert.<br />

Kurzerhand hat das Folk-Duo daraufhin<br />

eine Internetse<strong>it</strong>e eingerichtet,<br />

auf der die komplette Platte angehört<br />

werden kann. Vielleicht wollten die<br />

Jungs aus San Francisco dam<strong>it</strong> ihre<br />

Fans auch sanft auf die kommenden<br />

Veränderungen vorbere<strong>it</strong>en. Zum Beispiel<br />

auf den Umstand, dass von nun<br />

leicht etwas hängen geblieben) und<br />

hat für mich keinen wirklichen Wiedererkennungswert.<br />

Nach dem ersten Hören würde ich also<br />

sagen: neun von zehn Punkten für dieses<br />

Album sind defin<strong>it</strong>iv utopisch. Dam<strong>it</strong><br />

will ich nicht sagen, dass «Upper<br />

Air» schlecht ist, im Gegenteil – bere<strong>it</strong>s<br />

der Opener «House Of Diamonds»<br />

lässt einen vom eigenen Häuschen am<br />

See inklusive Boot träumen und den<br />

gekonnten Wechsel zwischen Neo-<br />

Folk und Ausrasten beherrscht das<br />

Trio defin<strong>it</strong>iv aus dem Effeff.<br />

Zauberhaft allerdings ist die stimmliche<br />

Harmonie zwischen Beth Tacular und<br />

an ein dr<strong>it</strong>ter m<strong>it</strong>mischen wird: der<br />

21-jährige Keaton Synder unterstützt<br />

die Band ab sofort am Vibrafon, dem<br />

er dank einiger Effekte Töne von der<br />

G<strong>it</strong>arre bis <strong>zum</strong> Synthesizer entlockt<br />

und den bisherigen Sound der Band<br />

kräftig aufmischt.<br />

Noch grösseren Einfluss dürfte aber<br />

Produzent Phil Ek (der auch m<strong>it</strong> The<br />

Shins und Built To Spill zusammenarbe<strong>it</strong>et)<br />

haben, der das Wilde und Raue<br />

vom Vorgängeralbum Vis<strong>it</strong>er zwar für<br />

mehr Harmonie opferte, dam<strong>it</strong> aber<br />

für eine grössere Geschlossenhe<strong>it</strong><br />

im Album gesorgt hat. G<strong>it</strong>arrist und<br />

35<br />

Phil Moore, schöner und Gänsehaut<br />

erregender geht’s kaum. Unterstützend<br />

wirken ausserdem Instrumente<br />

wie Orgel, Geige oder Akustikklampfe<br />

– was aber leider nicht über vereinzelte<br />

Durchhänger beim Songwr<strong>it</strong>ing hinwegzutrösten<br />

vermag.<br />

Alles in allem sage ich also: nette Platte,<br />

schön anzuhören aber bestimmt<br />

nicht neun von zehn möglichen Punkten,<br />

reicht «Upper Air» doch nicht im<br />

geringsten an das Debütalbum «Hyms<br />

For A Dark Horse» heran. Ich gebe den<br />

Bowerbirds aber trotzdem gerne noch<br />

etwas Ze<strong>it</strong>, flügge zu werden.<br />

Miriam Suter<br />

Sänger Meric Long sagt dazu: «Wir<br />

wollten eine Rock-Platte machen. In<br />

erster Linie eine Akustikband zu sein<br />

steht zwar im Gegensatz dazu, aber<br />

Phil hat auch diese Se<strong>it</strong>e unserer Band<br />

hervorbringen können.»<br />

The Dodos sind som<strong>it</strong> so eingängig<br />

wie nie zuvor – was allerdings so<br />

manch alter Fan als Verlust der Eigenständigke<strong>it</strong><br />

betrauern mag. Trotzdem<br />

werden Songs wie «Fables» oder<br />

«The Strums» m<strong>it</strong> Sicherhe<strong>it</strong> nicht auf<br />

der Liste der besten Indiesongs 2009<br />

fehlen dürfen.<br />

Miriam Suter


moustache | musik<br />

Euer Bandname ist ja echt knorke!<br />

Wie seid ihr darauf gekommen?<br />

Wir haben einen Namen gesucht,<br />

der einfach und sehr aussagekräftig<br />

ist. Einen Namen zu dem jeder sofort<br />

etwas assoziieren kann und sich<br />

sofort angesprochen fühlt. Bonassis<br />

kam auf den Namen, den ich zuerst<br />

unglaublich Panne fand, dann aber<br />

nach Stunden und Tagen immer mehr<br />

davon angetan war ein Teil Deiner Jugend<br />

zu sein.<br />

Wie definierst du deine Jugend?<br />

Was ist Jugend für dich?<br />

Meine Jugend ist gerade in vollem<br />

Gange! Zwar geht diese schon einige<br />

Jahre, wird mich aber wohl nicht<br />

so schnell entlassen, was sehr gut<br />

ist! Die Jugend sind die Jahre und die<br />

Zustände in denen man sich ausprobiert,<br />

neue Dinge entdeckt und sich<br />

we<strong>it</strong>erentwickelt. Die Jugend le<strong>it</strong>et<br />

einem in bestimmte Richtungen und<br />

prägt. Das natürlich nicht immer auf<br />

eine kluge Art und Weise, aber hey..<br />

das ist die Jugend, oder?<br />

Könnt / wollt ihr von eurer Musik<br />

leben?<br />

Momentan kann ich noch nicht von<br />

der Musik leben. Das ist ein Traum,<br />

ein Ziel und ich denke und hoffe, dass<br />

unsere erste EP viel gehört wird und<br />

MASKENBALL<br />

Die Jugend von heute ist faul, dumm und orientierungslos. Gar nicht! Die Jugend<br />

von heute macht Musik und dreht selber Videos dazu. Laura Carbone aus Mannheim <strong>zum</strong><br />

Beispiel. Neben der Bloggerei tourt sie momentan m<strong>it</strong> ihrer Band «Deine Jugend» in<br />

der Gegend herum. Wir haben uns m<strong>it</strong> Laura über Musik, Berlin und Facebook unterhalten.<br />

(Interview: V<strong>anja</strong> K<strong>adic</strong>)<br />

wir dadurch die Möglichke<strong>it</strong> bekommen<br />

viele Konzerte spielen und ich<br />

bald meinen Traumjob ausüben darf.<br />

«Deine Maske» – worum geht es in<br />

dem Song? (War da Sido nicht sauer?<br />

;))<br />

Der Song «Deine Maske» handelt von<br />

Freihe<strong>it</strong> und beschreibt wie es ist im<br />

«hier und jetzt» zu leben. Wie man<br />

den Song interpretiert bleibt einem<br />

natürlich selbst überlassen, das naheliegendste<br />

ist natürlich an die Story<br />

unseres Musikvideos zu denken.<br />

Was inspiriert dich?<br />

Unglaublich viele Dinge. Musik, Bilder,<br />

Menschen und Städte. Meistens<br />

muss nur eine kleine Sache zu einer<br />

bestimmten Ze<strong>it</strong> passieren und es<br />

kann verwertet werden. Dabei ist es<br />

fast egal, ob pos<strong>it</strong>ive oder negative<br />

Dinge um einen passieren, so lange<br />

man sich das Beste herauszieht<br />

kann vielleicht ein neuer guter oder<br />

schlechter Text entstehen der das<br />

Passierte ausdrückt.


Habt ihr ein R<strong>it</strong>ual vor den Konzerten?<br />

Wir trinken Schnaps. Traurig aber<br />

wahr.<br />

Was fällt dir ein zu folgenden Stichworten:<br />

a. Facebook<br />

Social Network, schleierhafte AGBs,<br />

extreme Informationsverbre<strong>it</strong>ung, die<br />

man sich besser gut überlegen sollte.<br />

b. Berlin<br />

Hauptstadt, keine Liebe, kein Hass.<br />

Ich kann noch nicht nachvollziehen,<br />

warum jeder nach Berlin möchte -<br />

auch dort liegt das Glück nicht auf<br />

der Straße, oder?<br />

c. Schnurrbart<br />

unsexy, Miami Bass Warrios haha :)<br />

d. Mannheim<br />

zu Hause.<br />

e. Schweiz<br />

Ich liebe die Schweiz. Das kommt<br />

auch eventuell davon, dass ich ein Genussmensch<br />

bin und Käse, Wurst und<br />

Schokolade in der Schweiz einfach toll<br />

sind. Zudem finde ich es bemerkenswert,<br />

dass ein Land seine Jugend und<br />

Kultur so sehr fördert. Bisher war jedes<br />

Kulturzentrum in dem wir gespielt<br />

haben bezüglich der Organisation<br />

und Ausstattung einfach top, sodass<br />

deutsche Clubs es wirklich schwer haben<br />

dagegen anzukommen.<br />

f. Bloggen<br />

Tue ich. Ist wahrscheinlich auch das<br />

moderne Arschgeweih. Es gibt gute,<br />

es gibt schlechte, jeder hat eins und<br />

nur die wenigsten werden in 10 Jahren<br />

stolz auf ihr Getanes zurückblicken.<br />

g. Axlotl Roadkill<br />

Hab ich nicht gelesen. Sorry!<br />

h. Musik Downloads<br />

Super! Solange das Ganze legal läuft.<br />

Wenn man überlegt, dass eine Single<br />

37<br />

m<strong>it</strong>tlerweile nur noch 90cent kostet<br />

ist es doch eigentlich eine Schande,<br />

dass man illegal downloadet. Nen<br />

Euro hat jeder in seiner Hosentasche<br />

und ich verstehe es nicht, dass man<br />

es für selbstverständlich nimmt, dass<br />

Musiker kostenlos im Studio hocken<br />

und ihre Ideen für «umme» ins Netz<br />

hauen.<br />

Ich für meinen Teil gehe lieber in einen<br />

Laden und kauf mir eine CD,<br />

schau durch das Booklet und mag es<br />

die in den Händen zu halten.


moustache | schnauziges<br />

Steinbock<br />

Fische<br />

Stier<br />

Krebs<br />

Jungfrau<br />

Skorpion<br />

Fühlst du dich angespannt? Das<br />

beste Gegenm<strong>it</strong>tel: ein gemütlicher<br />

Abend m<strong>it</strong> deinen Freunden<br />

(und Bier)!<br />

Du solltest mehr Erdbeeren essen.<br />

Hast du gewusst, dass diese nicht<br />

nur gut schmecken, sondern auch<br />

weissere Zähne machen?<br />

Du lebst in Saus und Braus, hör<br />

auf deinen Körper und mach mal<br />

Pause. Deine Gesundhe<strong>it</strong> wird dir<br />

dankbar sein.<br />

Kämme deinen Schnauz mal durch<br />

und bring Ordnung in dein Leben.<br />

Du wirst dich danach viel besser<br />

fühlen.<br />

Wirf Steine in einen See. Das Geräusch<br />

entspannt dich und der<br />

ganze Ballast fällt von dir ab.<br />

Schau dich mal an! Dir fehlt defin<strong>it</strong>iv<br />

ein Schnauz! Du wirst gleich<br />

viel besser gelaunt sein.<br />

Wassermann<br />

Widder<br />

Zwilling<br />

Löwe<br />

Waage<br />

Schütze<br />

Keine Angst, dein Motivationsproblem<br />

kriegst du hin, glaub einfach<br />

an dich und geniesse das Leben.<br />

Überleg dir mal, wer deine wirklichen<br />

Freunde sind. Vielleicht sind<br />

wilde Schnäuze unter ihnen.<br />

Noch Single? Dann nichts wie raus<br />

auf den Markt, jemand wird dein<br />

Herz erobern.<br />

Das Leben hat so viel mehr zu bieten,<br />

als du denkst. Greif nach den<br />

Sternen, aber Vorsicht, die sind<br />

heiss.<br />

Nimm dir ein bisschen mehr Ze<strong>it</strong><br />

für dich selbst. Du hast es verdient.<br />

Im Moment schein alles zu funktionieren,<br />

oder? Aber Achtung, jemand<br />

mag dir deinen Erfolg nicht<br />

gönnen.


IMPRESSUM<br />

REDAKTION<br />

Chefredakteurin: Miriam Suter<br />

V<strong>anja</strong> K<strong>adic</strong><br />

LAYOUT<br />

Sara Suter<br />

Corinne Leuthard, Jasmine Varadi<br />

FOTOGRAF<br />

Oliver Fabel<br />

WEBSEITE<br />

Oliver Fabel<br />

KONTAKT<br />

www.moustache-magazin.ch<br />

info@moustache-magazin.ch<br />

redaktion@moustache-magazin.ch<br />

layout@moustache-magazin.ch<br />

STANDORT<br />

Atelier Bleifrei<br />

Buchserstrasse 19<br />

5000 Aarau<br />

39<br />

© 2010 bei moustache. Für unverlangt<br />

eingesandtes Text- und Bildmaterial<br />

wird keine Haftung übernommen.<br />

Alle Bild- und Textmaterialien<br />

sind Eigentum von www.moustachemagazin.ch<br />

und dürfen nur m<strong>it</strong> deren<br />

Erlaubnis verwendet werden.<br />

Ein freundliches Danke an:<br />

Jud<strong>it</strong>h Erdin, Daniel Mahrer, Olivia Abächerli, Ilinca Barsan, Vera


moustache | schnauziges | wettbewerbe<br />

WETTBEWERBE FÜR ALLE!<br />

Was ist schon ein Leben ohne Schnauz?<br />

Für die weniger behaarten unter uns haben wir in den We<strong>it</strong>en<br />

des Internets ein paar Schätze ausgegraben, die wir nun schweren Herzens<br />

in eure Hände legen. Beschützt sie m<strong>it</strong> eurem Leben! (Miriam Suter)<br />

Unsere Chefredakteurin mag<br />

Schmuck. Ganz besonders gerne mag<br />

sie ironisch w<strong>it</strong>zigen Schmuck. Zu ihren<br />

Lieblingen in der Schmuckschatulle<br />

zählen ein Donut-Ring sowie ein<br />

Kaffeetassen-Anhänger. Sie stöberte<br />

also so ein bisschen im Internet rum<br />

und siehe da, da hat jemand alle tollen<br />

Schmuckideen genommen, sich<br />

an eine Plastikausschneidemaschine<br />

gesetzt, et voilà! Kool Kat Kustom<br />

ist die reinste Goldgrube für alle, die<br />

schon immer ein angebissenes Stück<br />

Schokolade am Finger spazieren tragen<br />

oder sich einen Milchzahn an die<br />

Kette hängen wollten. Natürlich sind<br />

die Stücke alle aus stabilem Acryl gefertigt,<br />

dam<strong>it</strong> man möglichst lange<br />

Freude daran hat. Lisa, die koole Kat,<br />

hat uns diesen lässigen Schnauz-Anhänger<br />

gesponsert:<br />

Das Leben als Schnauzträger hat ja<br />

so seine Tücken. Ständig muss man<br />

aufpassen, dass der Schnauz richtig<br />

s<strong>it</strong>zt, dass er sauber ist und gut riecht.<br />

Deshalb ist es wichtig, alle dazu notwendigen<br />

Dinge stets griffbere<strong>it</strong> zu<br />

haben: Schnauzhaarlack, Schnauzbürsten<br />

und Schnauzparfüm. Für den<br />

gepflegten Schnauzmenschen, aber<br />

auch für alle anderen, die immer ihr<br />

Hab und Gut bei sich haben wollen,<br />

fertigt Friederike wunderbare<br />

Taschen m<strong>it</strong> unserem Lieblingsprint<br />

an. Zwei davon hat sie uns netterweise<br />

zur Verfügung gestellt (einmal<br />

in blau und einmal violett):<br />

Nun stehen wir also so da, m<strong>it</strong> unserer<br />

Schnauzkette um den Hals und der<br />

ultraglamourösen Tasche in der Armbeuge<br />

und denken uns so «Ja, Kaffee<br />

und was zu beissen wären jetzt schono<br />

angebracht, hm.» Was also tun?<br />

Fastfood wollen wir nicht (unsere<br />

Layoutchefin erzählt euch hierzu liebend<br />

gerne, woraus Chicken Nuggets<br />

wirklich bestehen - danach geht ihr<br />

da ganz freiwillig nicht mehr hin) und<br />

die meisten anrüchigen Kaffeehäuser<br />

sind entweder überfüllt oder einfach<br />

zu teuer. Das Schnauzshampoo<br />

nimmt eh schon den grössten Teil der<br />

Budgetplanung ein. Wir haben die ultimative<br />

Lösung für euch! Ein Besuch<br />

bei Claudia in ihrer Boutique, die eine<br />

Galerie ist, die ein Bistro ist - Frau<br />

Meise in Baden!<br />

Im Lädeli an der Unteren Halde 15<br />

kann man von M<strong>it</strong>twoch bis Sonntag<br />

bis 16.00 frühstücken. Ein Traum<br />

für unsere Chefredakteurin, die es an<br />

Wochenenden meist nicht vor dem<br />

M<strong>it</strong>tag aus dem Bett geschweige<br />

denn in den Bus hinaus zur Zivilisation<br />

schafft. M<strong>it</strong> herzhaften Croissants,<br />

leckerem Brot vom Bauernhof aus<br />

der Region und m<strong>it</strong> Nonnas selbstgemachter<br />

Konf<strong>it</strong>üre lässt es sich prima<br />

in den Tag starten. M<strong>it</strong>twoch bis Fre<strong>it</strong>ag<br />

erhält man ausserdem über den<br />

M<strong>it</strong>tag ein M<strong>it</strong>tagsmenü. Für den<br />

kleinen Hunger zwischendurch gibt’s


frisch zubere<strong>it</strong>ete Bagels und Sandwichs.<br />

Möchte man den Abend gemütlich<br />

ausklingen lassen, verwöhnt<br />

euch Frau Meise m<strong>it</strong> einem Glas Wein<br />

und Antipasti.<br />

Aber nicht nur süsses Gebäck gehört<br />

zu Claudias Vorlieben, sondern auch<br />

aussergewöhnliche Mode und Accessoires.<br />

Junge Designer aus der Region<br />

und aus Städten Europas präsentieren<br />

und verkaufen hier ihre Kreationen.<br />

Zu diesen Labels gehören Potipoti<br />

(Barcelona/Berlin), Ad Usum (Wien),<br />

Animo Fashion (Berlin), Olivia Estermann<br />

(Basel), Lillarosa (Zürich),<br />

Odem (Baden) und Kimandra Vintage<br />

Clothing (Zürich/Stockholm).<br />

Einmal im Monat fliegt Frau Meise<br />

aus - dann wird in einer anderen Lokal<strong>it</strong>ät<br />

in Baden gefeiert! Eine Modeschau,<br />

ein Konzert oder eine Party,<br />

alles ist möglich und regt <strong>zum</strong> M<strong>it</strong>fliegen<br />

an. Aber auch ins eigene Nest<br />

zurückkehre lohnt sich: Junge Künstler<br />

und Künstlerinnen präsentieren im<br />

Café regelmässig ihre Werke. Die monatlich<br />

wechselnde Ausstellung wird<br />

jeweils m<strong>it</strong> einer Vernissage eröffnet.<br />

Zudem finden regelmässig Lesungen<br />

der besonderen Art statt.<br />

Wir verlosen ein Frühstück bei Frau<br />

Meise. Der Gewinner darf drei Freunde<br />

m<strong>it</strong>nehmen - wählt die sorgfältig<br />

aus, so was Leckeres bekommt ihr so<br />

schnell nicht wieder!<br />

Bilder von: Pascal Grob<br />

41<br />

Was ihr tun müsst, um einen dieser<br />

Preise zu gewinnen? Ganz einfach<br />

- inszeniert den Schnauz. Form und<br />

Farbe sind uns egal, ihr könnt euch<br />

selber m<strong>it</strong> Schnauz fotografieren<br />

oder eine Collage anfertigen, malen,<br />

stricken, eine Ode auf den Schnauz<br />

singen oder was man sonst noch so<br />

machen kann.<br />

Einsendungen bis <strong>zum</strong> 21.05.2010<br />

an info@moustache-magazin.ch<br />

Die Gewinner werden per E-Mail benachrichtigt.


moustache | rubrik schnauziges<br />

Balkan, baby!<br />

Die letzten Monate ausgehen war die reinste<br />

Folter. Wie oft habe ich eine gefühlte Million<br />

Franken Eintr<strong>it</strong>tsgeld hingeblättert, um dann<br />

den ganzen Abend in einem leeren Klub in der<br />

Ecke rumzustehen, an einer überteuerten Cola<br />

zu nippen, Kette zu rauchen und einer UH<br />

LÄSSIGEN INDIEBAND zuzusehen- und den<br />

anderen vier Besuchern ging es meistens nicht<br />

anders. Die Motivation reichte in solchen Momenten<br />

nicht mal für ein schwaches Fusswippen<br />

aus. Ich weiss nicht was falsch lief, wahrscheinlich<br />

habe ich schlicht und einfach die falschen<br />

Orte zur falschen Ze<strong>it</strong> aufgesucht. Es war echt<br />

immer dasselbe: viel zu viel Geld ausgeben, einen<br />

miesen Abend an einem miesen Ort m<strong>it</strong><br />

langweiligen Menschen verbringen um dann um<br />

drei Uhr morgens an einem verdreckten Bahnhof<br />

zu stehen wo man nach Koks gefragt wird.<br />

Im Februar war ich bere<strong>it</strong>s so we<strong>it</strong>, dass ich an<br />

Samstagabenden lieber zu Hause blieb um mir<br />

Bridget Jones anzusehen und mein Zimmer aufzuräumen.<br />

Das kanns doch nicht gewesen sein.<br />

«Ich will eine nightlife revolution!»,<br />

schrie mein enttäuschtes Party-Ich.<br />

Und tatsächlich, vor drei Wochen habe ich den<br />

ultimativen Spass entdeckt.<br />

«Balkan, baby!», denke ich mir als ich das<br />

Moods im Schiffbau betrete. Der Raum ist in<br />

rotes Licht getaucht, die Musik fetzt schon mal<br />

kräftig vor sich hin und die Leute haben sichtlich<br />

Spass. Sie tanzen! Alle! Niemand steht in<br />

der Ecke und wippt nur m<strong>it</strong> dem Fuss! Und das<br />

ist wahrscheinlich das Schönste am Balkanfest:<br />

Man fühlt sich frei und will einfach nur tanzen.<br />

Mir ging es in diesem Moment nicht anders- und<br />

wer mich gut kennt weiss, dass ich ohne ordentlich<br />

Wein intus keinen Fuss auf die Tanzfläche<br />

setze. Aber der sogenannte Turbo-Folk hat mich<br />

und meine Begle<strong>it</strong>er augenblicklich gepackt und<br />

so tanzten wir begeistert zur schmissigen «Jugomusig»<br />

bis wir Schnappatmung bekamen.<br />

Während Balkanpartys früher ausschliesslich im<br />

Underground anzutreffen waren gehören sie<br />

m<strong>it</strong>tlerweile schon <strong>zum</strong> Mainstream. Ich frage<br />

mich nur, warum ich diese wundervolle Art des<br />

Spasshabens erst jetzt entdeckt habe- vor allem<br />

weil mir Balkansound nicht fremd ist; ich habe<br />

Wurzeln in Kroatien und kenne die Musik und<br />

die Mental<strong>it</strong>ät durchaus. Goran Bregovic gammelt<br />

schon se<strong>it</strong> Jahren auf meinem iPod rum,<br />

gemocht habe ich ihn immer schon aber richtig<br />

bemerkt habe ich Bregovic und seine Balkanklänge<br />

nie wirklich. Vor ein paar Tagen war ich<br />

an seinem Konzert im Zürcher Volkshaus und es<br />

war genau dasselbe Szenario wie im Moods: alle<br />

Leute sind aufgestanden und haben getanzt,<br />

und m<strong>it</strong> tanzen meine ich nicht den Billotanzstil<br />

den man heute in jedem Lokal serviert bekommt<br />

(=Ärsche aneinanderreiben, meist von<br />

selbstgebräunten Assibräuten praktiziert), sondern<br />

ein herzhaftes, lebensfrohes Rumschwingen<br />

und Rumwackeln bis das Parkett glüht.<br />

Blablabla- was ich eigentlich sagen wollte ist,<br />

dass Balkanpartys irre viel Spass machen und<br />

eine gelungene Abwechslung zu vielen anderen<br />

Fre<strong>it</strong>ag/Samstagabendbeschäftigungen sind.<br />

Und auch wenn der Eintr<strong>it</strong>t gleich teuer ist<br />

wie bei anderen Partys; für ein schönes «Jugofäscht»<br />

gebe ich mein Geld gerne her.<br />

www.balkankaravan.ch<br />

Goran Potkonjak hilft, den Balkantrend in der<br />

Schweiz zu spreaden!<br />

<strong>zum</strong> B<strong>rotkorb</strong><br />

m<strong>it</strong> V<strong>anja</strong> K<strong>adic</strong>


Was erwartet dich in der nächsten Ausgabe?<br />

Niria Lejandra<br />

We<strong>it</strong>ere Themen<br />

l<strong>it</strong>eratur just kids<br />

mode: 81 hours<br />

schnauziges: ponyhütchen<br />

musik: hi-grip<br />

Schnauzseifen<br />

Die nächste Ausgabe erscheint<br />

Anfang Juni 2010<br />

www.moustache-magazin.ch<br />

43<br />

und vieles mehr zu gewinnen


f in

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!