mitmachen und gewinnen! - Gargellen
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GARGELLNER GESCHICHTEN<br />
vom ruhrgebiet ins montafon<br />
Marianne Braunger zählt mit ihren 80 Jahren zu den ältesten Einwohnern <strong>Gargellen</strong>s.<br />
Als Chefin des Berghotels Vergalden <strong>und</strong> als Mutter von sechs Kindern hat sie das Leben<br />
im Dorf in den letzten 60 Jahren mitgeprägt.<br />
„Die Margit ist in Partenen verheiratet<br />
<strong>und</strong> mein Jüngster, der Pauli,<br />
ist in Wien. Aber vier sind<br />
in <strong>Gargellen</strong> geblieben“, erzählt<br />
Marianne Braunger von ihren<br />
Kindern. Marlies (Bösch) betreibt<br />
die „Barga“ in <strong>Gargellen</strong>, Marlene<br />
(Themel) arbeitet als Schilehrerin<br />
<strong>und</strong> Malerin, Sepp ist Tourenführer<br />
<strong>und</strong> Wirt der Obwaldhütte <strong>und</strong><br />
Luggi betreibt das Berghotel Vergalden. Marianne selbst<br />
lebt seit über 60 Jahren hier: „Ich bin zu Fuß nach<br />
<strong>Gargellen</strong> gekommen. Mit einem großen Rucksack bin ich<br />
nachts alleine von Schruns heraufgegangen. Als ich um<br />
fünf Uhr in der Früh im Hotel Madrisa, wo meine Mutter<br />
wohnte, ankam, haben sie mich zuerst für eine Kriminelle<br />
gehalten.“ 19 Jahre ist sie damals alt <strong>und</strong> hat bereits eine<br />
kleine Odyssee von ihrer Heimatstadt Essen im deutschen<br />
Ruhrgebiet bis nach Vorarlberg hinter sich. Der Kriegshilfsdienst<br />
des dritten Reichs hatte sie zuvor nach<br />
München verschlagen, wo sie am Flughafen bei Fliegeralarm<br />
die Scheinwerfer bedienen musste. „Dann hat mich<br />
der Reichsarbeitsdienst nach Isny in den Allgäu geschickt.<br />
Als wir zum Ende des Krieges schon die Franzosen<br />
schießen hören konnten, habe ich Isny so schnell wie<br />
möglich verlassen <strong>und</strong> bin nach <strong>Gargellen</strong>. Dorthin war<br />
mein Vater mit seiner Schulklasse geschickt worden, auf<br />
der Flucht vor den alliierten Bomben“, berichtet Marianne,<br />
die nicht nur ihre Eltern <strong>und</strong> Geschwister wieder sieht,<br />
sondern beim Heuen auch die Bekanntschaft des Gargellners<br />
Ludwig Braunger macht. Mariannes Familie kehrt<br />
nach Essen zurück, sie bleibt bei Ludwig. „1954 haben wir<br />
dann mit Ach <strong>und</strong> Krach das Berghotel Vergalden von den<br />
Gerhard Bargehr<br />
Franzosen übernommen. Ich war ja dagegen, wir hatten<br />
bereits fünf Kinder <strong>und</strong> eine kleine Landwirtschaft. Und<br />
dann noch ein Hotel dazu?“ Als zwei Jahre später das<br />
Hotel bis auf die Gr<strong>und</strong>mauern abbrennt, ist die Familie<br />
verzweifelt. „Obwohl wir ja noch Glück hatten, dass wir<br />
nicht alle verbrannt sind. Der Luggi, damals noch kein<br />
Jahr alt, hat mich in der Nacht geweckt <strong>und</strong> wir sind alle<br />
noch rechtzeitig raus“, erzählt Marianne Braunger. Es fehlt<br />
an Geld für den Wiederaufbau, zwei Jahre lang steht nur<br />
der Rohbau. Sie schreibt einen Brief an den damaligen<br />
B<strong>und</strong>espräsidenten Adolf Schärf <strong>und</strong> erhält tatsächlich<br />
Antwort. Mit einem ERP-Kredit aus den Mitteln des<br />
Marshallplans baut die Familie Braunger das Hotel samt<br />
Restaurant wieder auf. „Damals waren die Zimmer noch<br />
nicht mit Dusche <strong>und</strong> WC ausgestattet. Wir haben eine<br />
eigene Diesel-betrie-<br />
DIE ÄLTESTEN HOTELS:<br />
bene Stromversorgung<br />
HOTEL MADRISA (1890), gehabt, allerdings nur<br />
ALPENHOTEL HEIMSPITZE, HOTEL untertags, am Abend<br />
EDELWEISS (1900), BERGHOTEL waren wir alle auf<br />
VERGALDEN, HOTEL KLOCKER Kerzen angewiesen“,<br />
(JETZT BOHEMIA APARTMENTS), erzählt die ehemalige<br />
HOTEL ALPENROSE, SPORTHOTEL Hotelchefin. In der<br />
B ACHMANN (1925 -1930) hauseigenen Schischule<br />
lehrt sie ihren Gästen<br />
gemeinsam mit ihrem Mann das Schilaufen. Prominentester<br />
Schüler ist der englische Komponist Benjamin Britten,<br />
der eine Woche im Berghotel Vergalden verbringt.<br />
Nebenbei bewirtschaftet Familie Braunger all die Jahre<br />
3,5 Hektar Land. Und auch jetzt muss Marianne das<br />
Gespräch über ihre Vergangenheit abbrechen. „Ich muss<br />
in den Stall zu den Kühen“, sagt sie, „Das mach ich auch<br />
mit meinen 80 Jahren immer noch gerne.“<br />
W ANDERBAR<br />
der wegbereiter<br />
„Ich bin gut zu Fuß.“ Wohl eine Untertreibung<br />
für einen Mann, der täglich r<strong>und</strong> 30 Kilometer<br />
auf <strong>Gargellen</strong>s Wanderwegen zurücklegt.<br />
Die wenigsten haben ihn schon einmal gesehen, doch<br />
jeder Wanderer profitiert von seiner Arbeit. Gerhard<br />
Bargehr ist Wegwart <strong>und</strong> hält das über 300 Kilometer<br />
lange Wanderwegnetz von <strong>Gargellen</strong> in Ordnung. Dazu<br />
braucht es auch handwerkliches Geschick. „Ich muss zum<br />
Beispiel Brücken bauen, meine Größte war 14 Meter lang“,<br />
erzählt Gerhard. Von morgens bis abends stellt der gebürtige<br />
Schrunser Wandertafeln auf, kümmert sich um<br />
Markierungen <strong>und</strong> befreit die Wanderwege von Geröll,<br />
Wasser <strong>und</strong> Grünzeug. Zu Gerhards Ausrüstung gehören<br />
Pickel <strong>und</strong> Schaufel, ein Malkoffer für die Markierungen<br />
<strong>und</strong> natürlich gute Schuhe <strong>und</strong> Kleidung: „Ich bin ja oft<br />
über 2.500 Metern unterwegs, da kann das Wetter schnell<br />
umschlagen.“ Seit kurzem ist der H<strong>und</strong> „Chiko“ sein<br />
treuer Begleiter auf den Touren durch die ruhige Bergwelt.<br />
Besonders attraktiv sind die Winterwanderwege, die es<br />
seit letztem Jahr in <strong>Gargellen</strong> gibt. Für Gerhard Bargehr<br />
heißt das Brücken abschaufeln <strong>und</strong> Wege präparieren.<br />
Bei Schneeschuhwanderungen präsentiert der geprüfte<br />
Wanderführer seinen Gästen das verschneite <strong>Gargellen</strong><br />
von einer anderen Seite. „Es ist eine schwere Arbeit.<br />
Aber ich liebe die Natur, bin mein eigener Chef <strong>und</strong> kann<br />
mir alles selber einteilen. Ein Traumberuf!“