Geschichten aus dem Wiener Wald - Theater 88
Geschichten aus dem Wiener Wald - Theater 88
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<strong>Geschichten</strong> <strong>aus</strong> <strong>dem</strong> <strong>Wiener</strong> <strong>Wald</strong><br />
<strong>aus</strong> Wikipedia, der freien Enzyklopädie<br />
Personen<br />
• Marianne<br />
• Alfred<br />
• Zauberkönig<br />
• Die Mutter<br />
• Die Großmutter<br />
• Der Hierlinger Ferdinand<br />
• Valerie<br />
• Oskar<br />
• Havlitschek<br />
• Rittmeister<br />
• Erich<br />
• Ida<br />
• Eine gnädige Frau<br />
• Baronin<br />
• Helene<br />
• Der Conferencier<br />
• Der Mister<br />
• Beichtvater<br />
• Emma<br />
• Der Dienstbot<br />
• Zwei Tanten<br />
Daten des Dramas<br />
Titel: <strong>Geschichten</strong> <strong>aus</strong> <strong>dem</strong><br />
<strong>Wiener</strong> <strong>Wald</strong><br />
Gattung: Volksstück in drei Teilen<br />
(15 Bildern)<br />
Originalsprache: Deutsch<br />
Autor: Ödön von Horvath<br />
Uraufführung: 2. November 1931<br />
Ort der<br />
Uraufführung:<br />
Ort und Zeit der<br />
Handlung:<br />
Deutsches <strong>Theater</strong> Berlin<br />
in unseren Tagen und<br />
zwar in Wien, im <strong>Wiener</strong><br />
<strong>Wald</strong> und draußen in der<br />
Wachau
<strong>Geschichten</strong> <strong>aus</strong> <strong>dem</strong> <strong>Wiener</strong> <strong>Wald</strong> ist das bekannteste <strong>Theater</strong>stück des österreichischungarischen<br />
Schriftstellers Ödön von Horváth (1901–1938). Es wurde 1931 in Berlin<br />
uraufgeführt und mehrfach verfilmt. Noch vor der Uraufführung erhielt Horváth auf<br />
Vorschlag Carl Zuckmayers 1931 für das Stück den Kleist-Preis. Der Titel ist eine Anlehnung<br />
an den Walzer <strong>Geschichten</strong> <strong>aus</strong> <strong>dem</strong> <strong>Wiener</strong>wald von Johann Strauß.<br />
Horváths Stück, geschrieben Ende der 20er Jahre in der Zeit katastrophaler Arbeitslosigkeit<br />
und der Weltwirtschaftskrise, ist ein Schlüsselwerk des modernen Dramas und wurde von<br />
Erich Kästner „ein <strong>Wiener</strong> Volksstück gegen das <strong>Wiener</strong> Volksstück“ genannt. Knapp und<br />
lakonisch <strong>dem</strong>askiert Horváth das Klischee von der „<strong>Wiener</strong> Gemütlichkeit“ und stellt unter<br />
Verwendung ihrer bekannten Klischees auf gr<strong>aus</strong>ame Weise deren Verlogenheit zur Schau.<br />
Inhalt<br />
Marianne, das „liebe Mädel“ <strong>aus</strong> der Vorstadt, läuft ihrer Verlobung mit <strong>dem</strong> biederen<br />
Fleischhauer Oskar davon, der sein Geschäft neben der Puppenklinik ihres Vaters im achten<br />
Bezirk in Wien hat. Sie bekommt ein Kind von Alfred, der ein Schuft und Hallodri ist, und sie<br />
werden todunglücklich im <strong>Wiener</strong> achtzehnten Bezirk. Alfred gibt das Kind zu seiner<br />
Großmutter, die mit Alfreds Mutter in der schönen frischen Luft der Wachau an der Donau<br />
wohnt.<br />
Die Trafikantin Valerie, die ihr Geschäft ebenfalls in der Straße der Puppenklinik hat, hat<br />
ihren ehemaligen Geliebten Alfred an die junge Marianne verloren und tröstet sich nun mit<br />
<strong>dem</strong> deutschen Jurastudenten Erich, mit <strong>dem</strong> sich das Deutschland Adolf Hitlers so grotesk<br />
wie energisch ankündigt. Ihm gegenüber steht der Rittmeister, eine Stellvertreterfigur des<br />
alten Österreich-Ungarn.<br />
In Not und Elend vollzieht Marianne einen sozialen Abstieg, der sie zuletzt über Vermittlung<br />
von Alfreds Kumpan Hierlinger und einer Baronin „mit Verbindungen“ als erotische Tänzerin<br />
in ein Halbwelt-Varieté führt. Der Zauberkönig, der hartherzige Vater Mariannes, muss sein<br />
verstoßenes Kind im Nachtlokal „Maxim“ als nackte allegorische Figur bei „lebenden<br />
Bildern“ wiedererkennen. „Der Mister“, ein <strong>aus</strong> Amerika heimgekehrter <strong>Wiener</strong> mit<br />
heurigenseliger, verkitschter Heimatliebe, der mit Geld nur so um sich wirft, versucht<br />
Marianne als Prostituierte zu kaufen, was sie ablehnt. Die Abweisung macht den "Mister"<br />
wütend, er sorgt dafür, dass sie ins Gefängnis kommt, da sie ihn angeblich bestehlen wollte.<br />
Marianne wird schließlich doch noch vom Fleischhauer Oskar geheiratet, weil das störende<br />
Kind gestorben ist. Während Marianne von Oskar geküsst wird, spielt die Großmutter, die am<br />
Tod des Kindes schuld ist, auf ihrer Zither „<strong>Geschichten</strong> <strong>aus</strong> <strong>dem</strong> <strong>Wiener</strong>wald“ von Johann<br />
Strauß.<br />
Nicht die Wendung zum Guten wird am Ende markiert, sondern die Fortsetzung trostloser<br />
Brutalitäten besiegelt.
Schauplatz und Zeit<br />
Die „stille Straße“ im 8. <strong>Wiener</strong> Bezirk, das H<strong>aus</strong> Lange Gasse 29, mit <strong>dem</strong> Balkon des<br />
Zauberkönigs<br />
Die Wachau in Niederösterreich mit der Donau<br />
Das Stück spielt in Wien, im <strong>Wiener</strong>wald und in der Wachau in Niederösterreich. Zentraler<br />
Handlungsort ist eine „stille Straße“ im 8. <strong>Wiener</strong> Bezirk, in der sich eine Fleischhauerei, eine<br />
Puppenklinik und eine Tabak-Trafik befinden. Das Stück spielt „in unseren Tagen“.<br />
Das H<strong>aus</strong> in der Lange Gasse 29 im 8. Bezirk in Wien unweit des <strong>Theater</strong>s in der Josefstadt<br />
diente Horváth als Vorbild für diese Straße (in Horváths Anmerkungen wird ergänzt: „Der<br />
Originalschauplatz ist die Lange Gasse“), der Balkon des Zauberkönigs ist dort immer noch<br />
zu sehen. Horváth selbst wohnte 1919 in einer Parallelstraße, der Piaristengasse, zwischen<br />
1920 und 1931 wohnte er auch mehrfach in der Pension Zipser, Lange Gasse 49.<br />
Erster Teil<br />
• Draußen in der Wachau. Vor einem Häuschen am Fuße einer Burgruine.<br />
• Stille Straße im achten Bezirk. Von links nach rechts: Oskars gediegene<br />
Fleischhauerei mit halben Rindern und Kälbern, Würsten, Schinken und<br />
Schweinsköpfen in der Auslage. Daneben eine Puppenklinik mit Firmenschild „Zum<br />
Zauberkönig“ – mit Scherzartikeln, Totenköpfen, Puppen, Spielwaren, Raketen,<br />
Zinnsoldaten und einem Skelett im Fenster. Endlich: eine kleine Tabak-Trafik mit
Zeitungen, Zeitschriften und Ansichtspostkarten vor der Tür. Über der Puppenklinik<br />
befindet sich ein Balkon mit Blumen, der zur Privatwohnung des Zauberkönigs gehört.<br />
• Am nächsten Sonntag im <strong>Wiener</strong> <strong>Wald</strong>. Auf einer Lichtung am Ufer der schönen<br />
blauen Donau.<br />
• An der schönen blauen Donau. Nun ist die Sonne untergegangen, es dämmert bereits.<br />
Zweiter Teil<br />
• Wieder in der stillen Straße im achten Bezirk, vor Oskars Fleischhauerei, der<br />
Puppenklinik und Frau Valeries Tabak-Trafik.<br />
• Möbliertes Zimmer im achtzehnten Bezirk. Äußerst preiswert. Um sieben Uhr<br />
morgens. Der Tag ist grau, und das Licht trüb.<br />
• Kleines Café im zweiten Bezirk<br />
• Bei der Baronin mit den internationalen Verbindungen<br />
• Draußen in der Wachau. Auch hier scheint die Sonne wie dazumal – nur dass nun vor<br />
<strong>dem</strong> Häuschen ein alter Kinderwagen steht.<br />
• Und wieder in der stillen Straße im achten Bezirk. Es ist bereits am späten<br />
Nachmittag.<br />
• Im Stephansdom. Vor <strong>dem</strong> Seitenaltar des heiligen Antonius.<br />
Dritter Teil<br />
• Beim Heurigen. Mit Schrammelmusik und Blütenregen.<br />
• Maxim, mit einer Bar und Séparées; im Hintergrund eine Kabarettbühne mit breiter<br />
Rampe.<br />
• Draußen in der Wachau.<br />
• Und abermals in der stillen Straße im achten Bezirk.<br />
• Draußen in der Wachau.<br />
Form und Stil<br />
Der <strong>Wiener</strong>wald, Schauplatz von Ödön von Horvaths „<strong>Geschichten</strong> <strong>aus</strong> <strong>dem</strong> <strong>Wiener</strong> <strong>Wald</strong>“<br />
<strong>Wiener</strong> Volksstück<br />
Alfred Polgar bezeichnete „<strong>Geschichten</strong> <strong>aus</strong> <strong>dem</strong> <strong>Wiener</strong> <strong>Wald</strong>“ als „ein Volksstück und die<br />
Parodie dazu“. Horváth <strong>dem</strong>ontierte die doppelbödige „<strong>Wiener</strong> Gemütlichkeit“, hinter deren<br />
Fassade sich Exzesse der Gemeinheit und Bösartigkeit abspielen, und <strong>dem</strong>askierte die<br />
Kleinbürgermentalität und deren Fassade als trügerische Idylle:<br />
Er übernahm die <strong>aus</strong> Filmen, Operetten und Dramen bekannten pensionierten<br />
Rittmeister, die süßen Mädel, die nichtsnutzigen Hallodri, die familiensüchtigen
Kleinbürger; er übernahm den Plüsch, aber er klopfte ihn <strong>aus</strong>, dass die Motten<br />
aufflogen und die zerfressenen Stellen sichtbar wurden. Er zeigte die Vorder- und die<br />
Kehrseite der überkommenen <strong>Wiener</strong> Welt. Er ließ diese Leute ihre Lieder singen,<br />
ihren pl<strong>aus</strong>chenden Dialekt sprechen, ihre Heurigenlokale trunken durchwandern und<br />
zeigte darüber hin<strong>aus</strong> die Faulheit, die Bosheit, die verlogene Frömmigkeit, die<br />
Giftigkeit und die Borniertheit, die hinter und in jenen marktgängigen Eigenschaften<br />
stecken. Er zerstörte nicht nur das überkommene <strong>Wiener</strong> Figuren-Panoptikum, er<br />
gestaltete ein neues, echteres außer<strong>dem</strong>. (Erich Kästner, Neue Leipziger Zeitung,<br />
November 1931)<br />
Das Stück steht, wie auch Horváths andere Volksstücke „Die Bergbahn“ (1926), „Italienische<br />
Nacht“ (1930) „Glaube, Liebe, Hoffnung“ (1932), oder „Kasimir und Karoline“ (1932), in der<br />
Tradition des Alt-<strong>Wiener</strong> Volkstheaters, insbesondere in der Nachfolge der sprachgewaltigen<br />
Stücke von Johann Nestroy. (Horváth meinte: „Man müsste ein Nestroy sein, um all das<br />
definieren zu können, was einem undefiniert im Wege steht!“.) Horváth hat den Begriff des<br />
Volksstücks verschärft und abgewandelt. Tragikomische Elemente und sprachliche Karikatur<br />
der Charaktere kamen hinzu und wurden zu Sozialkritik und für die Charakterisierung des<br />
aufkommenden Faschismus genutzt.<br />
„Ich gebrauchte diese Bezeichnung ‚Volksstück‘ nicht willkürlich, d. h. nicht einfach<br />
deshalb, weil meine Stücke mehr oder minder bayerisch oder österreichisch betonte<br />
Dialektstücke sind, sondern weil mir so etwas Ähnliches wie die Fortsetzung des alten<br />
Volksstückes vorschwebte. Des alten Volksstückes, das für uns junge Menschen mehr<br />
oder minder natürlich auch nur noch einen historischen Wert bedeutet, denn die<br />
Gestalten dieser Volksstücke, also die Träger der Handlung haben sich doch in den<br />
letzten zwei Jahrzehnten ganz unglaublich verändert. – Sie werden mir nun vielleicht<br />
entgegenhalten, dass die sogenannten ewig-menschlichen Probleme des guten alten<br />
Volksstückes auch heute noch die Menschen bewegen. – Gewiss bewegen sie sie –<br />
aber anders. Es gibt eine ganze Anzahl ewig-menschlicher Probleme, über die unsere<br />
Großeltern geweint haben und über die wir heute lachen – oder umgekehrt. Will man<br />
also das alte Volksstück heute fortsetzen, so wird man natürlich heutige Menschen <strong>aus</strong><br />
<strong>dem</strong> Volke – und zwar <strong>aus</strong> den maßgebenden, für unsere Zeit bezeichnenden Schichten<br />
des Volkes auf die Bühne bringen. Also: zu einem heutigen Volksstück gehören heutige<br />
Menschen, und mit dieser FeststeIlung gelangt man zu einem interessanten Resultat:<br />
Will man als Autor wahrhaft gestalten, so muss man der völligen Zersetzung der<br />
Dialekte durch den Bildungsjargon Rechnung tragen. (…) Mit vollem Bewusstsein<br />
zerstörte ich das alte Volksstück, formal und ethisch, und versuchte als dramatischer<br />
Chronist die neue Form des Volksstücks zu finden.“ (Rundfunkinterview Horváths am<br />
6. April 1932 im Bayerischen Rundfunk)<br />
Sprache und Dialekt<br />
Horváths Figuren versuchen sich in einer oft künstlich wirkenden Sprache über ihren Stand<br />
hin<strong>aus</strong> zu profilieren. Sie verwenden in einem „Bildungsjargon“ Zitate und Angelesenes, um<br />
sich einen Anspruch zu geben, der ihre Unkenntnis, ja Dummheit verbergen soll. Die Figuren<br />
haben etwas beängstigend Animalisches, sie fürchten sich wie die Tiere, beißen, um nicht<br />
selbst gebissen zu werden, und zerstören in blinder Verzweiflung, ohne die Konsequenzen<br />
auch nur begreifen zu können. Horváth hat diesen Prozess der Sprachlosigkeit in den<br />
Mittelpunkt vieler seiner Arbeiten gestellt. Seine Figuren bestehen <strong>aus</strong> Alltagsmenschen,<br />
kleinen, oft gescheiterten Existenzen, Vertretern eines degradierten Mittelstandes,
Kleinbürgern und Proletariern. Armselige Kreaturen, die sich nur in unreflektiert <strong>aus</strong>geborgter<br />
Sprache darstellen können.<br />
„Die Figuren kommen nicht zu Wort, nur zu Wörtern. Die Rede ist Ausrede. Die<br />
Phrase drischt den, der sie zu dreschen meint.“ (Dieter Hildebrandt, „Der Jargon der<br />
Uneigentlichkeit“, 1971).<br />
Es ist die Katastrophe zwischen <strong>dem</strong>, was die Figuren sagen, und <strong>dem</strong>, was sie meinen,<br />
zwischen <strong>dem</strong>, was sie meinen müssen, weil sie dazu erzogen sind, und <strong>dem</strong>, was sie letztlich<br />
zu meinen nicht in der Lage sind (Kurt Kahl). Ihre Sprachlosigkeit wird nicht durch<br />
wirkliches Schweigen dargestellt, sondern durch Ersatzhandlungen, durch Floskeln,<br />
Meditieren in Schablonen, Sprichwörtern, Höflichkeits- und Unwohligkeitsformeln und in der<br />
Phrase als „Sprechen <strong>aus</strong> zweiter Hand“. Hilflos philosophiert Marianne: „Über uns webt das<br />
Schicksal Knoten in unser Leben.“<br />
„Nun besteht aber Deutschland wie alle übrigen europäischen Staaten zu neunzig<br />
Prozent <strong>aus</strong> vollendeten oder verhinderten Kleinbürgern. (…) Es hat sich nun durch<br />
das Kleinbürgertum eine Zersetzung der eigentlichen Dialekte gebildet, nämlich durch<br />
den Bildungsjargon. Um einen heutigen Menschen realistisch schildern zu können,<br />
muss ich also den Bildungsjargon sprechen lassen. Der Bildungsjargon (und seine<br />
Ursachen) fordert aber natürlich zur Kritik her<strong>aus</strong> – und so entsteht der Dialog des<br />
neuen Volksstücks, und damit der Mensch und damit erst die dramatische Handlung –<br />
eine Synthese <strong>aus</strong> Ernst und Ironie.“<br />
Horváth weist im Stück auch besonders auf die P<strong>aus</strong>en im Dialog hin, die er mit „Stille“<br />
bezeichnet, denn „hier kämpfen das Bewusstsein oder Unterbewusstsein miteinander, und das<br />
muss sichtbar werden“.<br />
Musik<br />
„Es darf kein Wort Dialekt gesprochen werden! Jedes Wort muss hochdeutsch<br />
gesprochen werden, allerdings so, wie jemand, der sonst nur Dialekt spricht und sich<br />
nun zwingt, hochdeutsch zu reden.“ (Ödön von Horváth: „Gebrauchsanweisung“,<br />
1932)<br />
Der Titel des Stücks ist <strong>dem</strong> Walzer „<strong>Geschichten</strong> <strong>aus</strong> <strong>dem</strong> <strong>Wiener</strong>wald“ op. 325 von Johann<br />
Strauß entnommen, allerdings in geringfügig anderer Schreibweise. Nach einer<br />
Dudelsackeinleitung und einem Flötenmotiv, das die Vogelstimmen imitieren soll, verwendet<br />
Strauß signifikant die Zither als Soloinstrument, jenes Instrument, das die Großmutter im<br />
Stück vor ihrem Häuschen in der Wachau spielt und mit <strong>dem</strong> Marianne sie am Schluss<br />
umzubringen versucht. (Melodiebeispiel siehe Weblinks) Der Walzer kommt im Stück<br />
mehrmals vor.<br />
Zu Beginn des Stückes heißt es „In der Luft ist ein Klingen und Singen – als verklänge<br />
irgendwo immer wieder der Walzer ‚<strong>Geschichten</strong> <strong>aus</strong> <strong>dem</strong> <strong>Wiener</strong> <strong>Wald</strong>‘ von Johann Strauß.“<br />
In der stillen Straße „spielt jemand mehrmals auf einem <strong>aus</strong>geleierten Klavier die<br />
‚<strong>Geschichten</strong> <strong>aus</strong> <strong>dem</strong> <strong>Wiener</strong> <strong>Wald</strong>‘ von Johann Strauß“. Am Schluss des Stückes, als Oskar<br />
Marianne gleichsam als „Beute“ davonführt, zitiert Horváth: Er stützt sie, gibt ihr einen Kuss<br />
auf den Mund, und langsam ab mit ihr – und in der Luft ist ein Klingen und Singen, als spielte<br />
ein himmlisches Streichorchester die ‚<strong>Geschichten</strong> <strong>aus</strong> <strong>dem</strong> <strong>Wiener</strong> <strong>Wald</strong>‘ von Johann Strauß.
Die Musik spielt im Stück, dessen Titel sich nach Dreivierteltakt und Heurigenseligkeit<br />
anhört, überhaupt eine wichtige Rolle. Immer wieder „l<strong>aus</strong>chen“ die Figuren der Musik oder<br />
summen sie leise mit. Vor allem der <strong>Wiener</strong> Walzer wirkt wie ein Mittel der Vernebelung,<br />
wie ein schwindelhaftes Versprechen auf Glück. Dadurch erhält das Stück manchmal eine fast<br />
kitschige Note. Dadurch wird aber auch deutlich, dass es diese gemütliche <strong>Wiener</strong> Welt in<br />
Wirklichkeit gar nicht gibt: In Wirklichkeit spielt sich eine Tragödie nach der anderen ab. Der<br />
Alltag wird von Verlogenheit, gespielter Höflichkeit und Scheinheiligkeit bestimmt.<br />
In der Szenenanweisung zum Bild „An der schönen blauen Donau“ (<strong>dem</strong> Originaltitel des<br />
„Donauwalzers“), das die familiäre Katastrophe <strong>aus</strong>löst, taucht zu Beginn der Szene ebenfalls<br />
ein lieblicher Strauß-Walzer auf: Nun ist die Sonne untergegangen, es dämmert bereits, und in<br />
der Ferne spielt der lieben Tante ihr Reisegrammophon den ‚Frühlingsstimmen-Walzer’ von<br />
Johann Strauß.<br />
Im Nachtlokal „Maxim“ wird ebenfalls <strong>Wiener</strong> Musik gespielt, zuerst der Walzer ‚<strong>Wiener</strong><br />
Blut‘ von Johann Strauß (während einige Mädchen in Alt-<strong>Wiener</strong> Trachten auf der Bühne<br />
Walzer tanzen), dann der Hoch- und Deutschmeister Marsch, dann spielt die Kapelle ‚An der<br />
schönen blauen Donau‘ („unterdessen der Zauberkönig die Jungfräulichkeit der Dame im<br />
grünen Kleidl an der Bar kontrolliert“), gefolgt von ‚Fridericus rex‘. Am Ende dieser<br />
Darbietung stimmt das Publikum die erste Strophe des ‚Deutschlandliedes‘ an. Dann erklingt<br />
Schumanns ‚Träumerei‘, während Marianne nackt auf einer goldenen Kugel posiert,<br />
„einbeinig, das Glück darstellend“. Ihr Vater entdeckt sie dabei – und bekommt einen<br />
Herzanfall.<br />
Die Szene beim Heurigen, <strong>dem</strong> Vorspiel zur Familientragödie im Maxim, wird von<br />
Schrammelmusik und Blütenregen begleitet. Die Schrammelmusik ist neben <strong>dem</strong> <strong>Wiener</strong><br />
Walzer das zweite Synonym für <strong>Wiener</strong> Gemütlichkeit und Harmonie.<br />
Der Schauplatz „Draußen in der Wachau“ ist <strong>dem</strong> gleichnamigen Lied von Ernst Arnold<br />
entnommen, ein berühmter Boston Waltz <strong>aus</strong> <strong>dem</strong> Jahr 1920, dessen Text wie eine<br />
Beschreibung der Figur der Marianne wirkt: „Da draußen in der Wachau, die Donau fließt so<br />
blau, steht einsam ein Winzerh<strong>aus</strong>, da schau ein Mädel her<strong>aus</strong>, hat Lippen rot wie Blut und<br />
küssen kann’s so gut, die Augen sind veilchenblau – vom Mädel in der Wachau!“ (siehe<br />
Weblinks). Marianne singt dieses Lied bei ihrem Vorstellungsgespräch in der Wohnung der<br />
Baronin „mit den internationalen Verbindungen“, die sie in die Prostitution treibt. Auch beim<br />
Heurigen wird dieses Lied von allen gesungen.<br />
Die Dummheit als Gefühl der Unendlichkeit<br />
Dem Stück vorangestellt ist der Satz „Nichts gibt so sehr das Gefühl der Unendlichkeit als<br />
wie die Dummheit.“ Schon in der – grammatikalisch falschen – Schreibweise weist Horváth<br />
auf die unbewusste Gedankenwelt und Sprachambition seiner Figuren hin. Die Demaskierung<br />
des Bewusstseins und der dieser Demaskierung vor<strong>aus</strong>gehende Kampf zwischen Bewusstsein<br />
und Unterbewusstsein war für Horváth das Grundmotiv aller seiner Stücke.<br />
„Wie in allen meinen Stücken versuche ich möglichst rücksichtslos gegen Dummheit<br />
und Lüge zu sein, denn diese Rücksichtslosigkeit dürfte wohl die vornehmste Aufgabe<br />
eines schöngeistigen Schriftstellers darstellen, der es sich manchmal einbildet, nur<br />
deshalb zu schreiben, damit die Leute sich selbst erkennen. Erkenne dich bitte selbst!“<br />
(Randbemerkungen zu „Glaube, Liebe, Hoffnung“, 1932)
Die Dummheit ist für Horváth das Instrument des Bewusstseins, mit dessen Hilfe es sich allen<br />
Kalamitäten, unbequemen Konflikten, harten Selbsterkenntnisprozessen zu entziehen versucht<br />
und das Gefühl der Unendlichkeit, das heißt der euphorischen Selbstbetätigung, Macht,<br />
Freiheit und ungetrübten Gewissheit, im Recht zu sein, sich erschleicht. Dummheit ist<br />
willentliche Ignoranz, bewusstes Ignorieren von Fakten. Wo Dummheit und der Unwille, das<br />
eigene Hirn zu benutzen, auf eine desolate Umwelt treffen, entwickelt sich das Klima für<br />
kollektive Bosheit, für Menschenvernichtung, Rassismus und andere Spielarten pervertierten<br />
Massenverhaltens, an <strong>dem</strong> doch jeder für seine Person beteiligt ist.<br />
Horváth entlarvt die Dummheit, die sich in Wien oft als „charmante Niedertracht“<br />
manifestiert. Die Personen des Stückes sind Kleinbürger und Spießer, die in der Zeit der<br />
großen Wirtschaftskrise und Verarmung, die <strong>dem</strong> Ersten Weltkrieg folgte, ein<br />
Wählerpotential der Nationalsozialisten bildeten. Was sie zusammenhält, ist die „Eintracht<br />
auf der Basis boshafter Geringschätzung“ (Alfred Polgar). Horváth zeichnet ein Bild des<br />
kleinbürgerlichen Lebens in der österreichischen Zwischenkriegszeit, der Zeit des<br />
anbrechenden Nationalsozialismus. Die Menschen verstecken sich hinter einer Fassade, leben<br />
in einer „heilen Welt“, die sich allerdings nur als Scheinwelt entpuppt, und wollen die Realität<br />
nicht sehen.<br />
„Ich schreibe nicht gegen, ich zeige es nur… Ich schreibe allerdings auch nie für<br />
jemand, und es besteht die Möglichkeit, dass es dann gleich,gegen’ wirkt. Ich habe nur<br />
zwei Dinge, gegen die ich schreibe, das ist die Dummheit und die Lüge. Und zwei,<br />
wofür ich eintrete, das ist die Vernunft und die Aufrichtigkeit.“<br />
Horváths Blick war erbarmungslos, weil er die Menschen <strong>dem</strong>askierte, weil er sie in ihrer<br />
Einfalt zeigte, in ihrer Härte und Gr<strong>aus</strong>amkeit, in ihrem Bemühen, anderen weh zu tun, nicht<br />
<strong>aus</strong> Gemeinheit, sondern <strong>aus</strong> Dummheit. Grundelemente der Handlung sind „misslingende<br />
menschliche Kommunikation, verfehltes Leben, gegenseitiger Hass, latente Gewalt,<br />
trügerische Idylle und Fassadenmoral, Zweifel an der Existenz Gottes“ (Theo Buck).<br />
Aufführungsgeschichte<br />
Die Uraufführung fand am 2. November 1931 am Deutschen <strong>Theater</strong> Berlin unter der Regie<br />
von Heinz Hilpert statt. Besetzung: Carola Neher (Marianne), Peter Lorre (Alfred), Hans<br />
Moser (Zauberkönig), Paul Hörbiger (Rittmeister), Lucie Höflich (Valerie), Frida Richard<br />
(Großmutter), Lina Woiwode (Mutter), Heinrich Heilinger (Oskar), Felicitas Kobylanska<br />
(Ida), Josef Danegger (Havlitschek), Paul Dahlke (Erich), Elisabeth Neumann (gnädige Frau),<br />
Hermann Wlach (Beichtvater), Willy Trenk-Trebitsch (Hierlinger Ferdinand). Im selben Jahr<br />
wurde das Stück vom Propyläen-Verlag gedruckt, wobei das ursprünglich siebenteilige Stück<br />
in drei Teile umgegliedert wurde. [1]
Programmzettel der Uraufführung am 2. November 1931 am Deutschen <strong>Theater</strong> Berlin unter<br />
Heinz Hilpert<br />
Die Aufführung markierte den Höhepunkt von Horváths künstlerischem Erfolg und wurde<br />
trotz scharfer Kritik <strong>aus</strong> konservativen Kreisen in zwei Monaten achtundzwanzigmal<br />
wiederholt. „Man lacht vor so viel trauriger Zoologie“, schrieb ein Kritiker nach<br />
Uraufführung, Oscar Bie sah darin einen „Höhepunkt des Bühnenlebens, der Verschmelzung<br />
von Person und Milieu, wie man ihn selten in diesem H<strong>aus</strong>e erlebt hat“, und der <strong>Theater</strong>papst<br />
Alfred Kerr urteilte im Berliner Tagblatt: „Eine stärkste Kraft unter den Jungen, Horváth,<br />
umspannt hier größere Teile des Lebens als zuvor. (…) Unter den Jungen ein Wer; ein<br />
Geblüt; ein Bestand. Ansonst ist hier kein Zurückschrauben in die Fibeldummheit; sondern<br />
ein Saft. Und ein Reichtum.“<br />
Die rechtsradikale Presse jedoch nannte das Stück eine „beispiellose Unverschämtheit“,<br />
„Sauerei“, „Unflat ersten Ranges“ (Völkischer Beobachter) und „eine dramatische<br />
Verunglimpfung des alten Österreich-Ungarn“. Im nationalsozialistischen Montagsblatt „Der<br />
Angriff“ von Joseph Goebbels hieß es, dass das „goldene <strong>Wiener</strong> Herz rettungs- und hilflos in<br />
der Horváthschen Jauche ersoff.“ Mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten 1933<br />
wurden alle Stücke Horváths an deutschen Bühnen abgesetzt und mit Aufführungsverbot<br />
belegt, Horváth übersiedelte nach Wien, nach <strong>dem</strong> Anschluss Österreichs 1938 nach Paris.<br />
„Horváth hatte der Medusa, die man das Leben nennt, fest ins Auge gesehen und ohne<br />
Zittern eigentlich das dargestellt, was geschieht, in <strong>dem</strong>, was zu geschehen scheint. Es<br />
war eine Wahrhaftigkeit und eine Unerbittlichkeit in der Darstellung der<br />
Beziehungslosigkeit der Menschen zueinander, dass man von einer großen Roheit<br />
sprach, von Zynismus und Ironie; was alles nicht der Fall war. Denn Horváth war ein<br />
Mensch, der absolut nicht mit negativen, sondern nur mit Röntgenaugen das Leben<br />
gesehen hat – so wie es wirklich ist.“ (Heinz Hilpert, Regisseur der Berliner<br />
Uraufführung 1931)<br />
Zu einem <strong>Theater</strong>skandal geriet die österreichische Erstaufführung am 1. Dezember 1948 im<br />
<strong>Wiener</strong> Volkstheater mit Inge Konradi (Marianne), Harry Fuss (Alfred), Karl Skraup<br />
(Zauberkönig), Dagny Servaes (Valerie), Dorothea Neff (Großmutter), Egon von Jordan<br />
(Rittmeister), Otto Wögerer (Oskar) unter der Regie von Hans Jungbauer und im Bühnenbild<br />
Gustav Mankers, der man „Blasphemie aufs <strong>Wiener</strong>tum“ vorwarf. [2]<br />
„Diesen Gespensterreigen von Halbtrotteln und Verbrechern ein Volksstück zu<br />
nennen, ist eine Anmaßung.“ (Montags-Ausgabe, Dezember 1948)
„Horvath nennt sein Stück ein Volksstück. Was aber haben diese innerlich durch und<br />
durch faulen Lemuren, diese Sumpfblüten, die in jeder Großstadt gedeihen können,<br />
mit <strong>dem</strong> Vok, mit <strong>dem</strong> Volk von Wien zu tun?“ (<strong>Wiener</strong> Tageszeitung, Dezember 1948)<br />
„Das Dunkle, Abseitige und Hässliche im Menschen zu beleuchten, ist nicht neu und<br />
hat auch Dichter beschäftigt. Von ihnen bis zu Ödön Horváth ist ein Weg ohne Ende.<br />
Denn was Horváth zum Dichter fehlt, ist das menschliche Herz, das Fühlen. Diese<br />
Plakatschicksale, die nicht <strong>Geschichten</strong> <strong>aus</strong> <strong>dem</strong> <strong>Wiener</strong>wald, sondern Kolportage <strong>aus</strong><br />
seinen Niederungen erzählen, haben vielleicht alle eine Entschuldigung, dass es so<br />
etwas auch im Leben gibt. Aber das Leben besteht Gott sei Dank nicht nur <strong>aus</strong><br />
alternden Hysterikerinnen, jungen Zuhältern, gemeinen Großmüttern, dummen<br />
Fleischbauern und schwachen Geschöpfen. Sonst bliebe nur eines: sich aufzuhängen.“<br />
(Peter Loos in Der Abend, 2. Dezember 1948)<br />
Weitere wichtige Inszenierungen des Stückes gab es<br />
• 1966: Regie: Otto Schenk (Münchner Kammerspiele) mit Helmuth Lohner (Alfred),<br />
Gertrud Kückelmann (Marianne), Rudolf Vogel (Zauberkönig), Jane Tilden (Valerie),<br />
Rudolf Rhomberg (Oskar), Adrienne Gessner (Großmutter), Maria Singer (Mutter),<br />
Karl Schönböck (Rittmeister), Dieter Kirchlechner (Erich), Walter Sedlmayr<br />
(Hierlinger Ferdinand)<br />
• 1968: Regie: Gustav Manker (Volkstheater Wien), mit Bernhard Hall (Alfred), Jutta<br />
Schwarz (Marianne), Helmuth Qualtinger (Zauberkönig), Friedl Czepa (Valerie),<br />
Herbert Propst (Oskar), Egon von Jordan (Rittmeister), Dolores Schmidinger (Emma),<br />
Christine Buchegger (Gnädige Frau), Ernst Meister (Beichtvater)<br />
• 1971: Regie: Hans Hollmann (Düsseldorfer Sch<strong>aus</strong>pielh<strong>aus</strong>) mit Veronika Bayer<br />
(Marianne), Alexander Wagner (Alfred), Hans Thimig (Zauberkönig), Hilde Mikulicz<br />
(Valerie), Wolfgang Reinbacher (Oskar), Lotte Lang (Großmutter), Peter Franke<br />
(Erich), Johanna Liebeneiner (Emma)<br />
• 1972: Regie: Kl<strong>aus</strong> Michael Grüber (Schaubühne am Halleschen Ufer) mit Jutta<br />
Lampe (Marianne), Michael König (Alfred), Dieter Laser (Zauberkönig), Edith Clever<br />
(Valerie), Bruno Ganz (Oskar), Otto Sander (Rittmeister), Elfriede Irrall (Großmutter)<br />
• 1975: Regie: Horst Zankl (Württembergisches Staatstheater Stuttgart) mit Libgart<br />
Schwarz (Marianne), Branko Samarovski (Alfred), Heinrich Giskes (Oskar),<br />
Alexander Wagner, Edith Heerdegen (Großmutter), Musik: Peer Raben<br />
• 1997: Regie: Michael Gruner (Volkstheater Wien) mit Chris Pichler (Marianne), Fritz<br />
Hammel (Alfred), Wolfgang Hübsch (Zauberkönig), Vera Borek (Valerie), Rudolf<br />
Jusits (Oskar), Hilde Sochor (Großmutter)<br />
• 1998: Regie: Martin Kusej (Thalia <strong>Theater</strong> Hamburg) mit Sylvie Rohrer (Marianne),<br />
Dietmar König (Alfred), Christoph Bantzer (Zauberkönig), Hildegard Schmahl<br />
(Valerie), Werner Wölbern (Oskar), Elisabeth Schwarz (Großmutter), Victoria<br />
Trauttmansdorff (Mutter, Gnädige Frau), Nicki von Tempelhoff (Baronin)<br />
• 2005: Regie: Dimiter Gotscheff (Deutsches <strong>Theater</strong> Berlin) mit Fritzi Haberlandt<br />
(Marianne), Peter Jordan (Alfred), Christian Grashof (Zauberkönig), Almut Zilcher<br />
(Valerie), Sebastian Blomberg (Oskar), Margit Bendokat (Großmutter, Baronin,<br />
Beichtvater), Jürgen Hutz (Havlitschek), Stefan Kaminski (Erich), Martin Brauer<br />
(Hierlinger), Horst Lebinsky (Rittmeister), Gabriele Heinz, Lotte Ohm<br />
• 2006: Regie: Christoph Marthaler (Volksbühne Berlin) mit Bettina Stucky (Marianne),<br />
Stefan Kurt (Alfred), Josef Ostendorf (Zauberkönig), Katja Kolm (Valerie), Ueli Jäggi<br />
(Oskar), Marc Hosemann<br />
• 2008: Regie: Georg Schmiedleitner (Volkstheater Wien) mit Katharina Vötter<br />
(Marianne), Marcello de Nardo (Alfred), Robert Palfrader (Oskar), Maria Bill
(Valerie), Erni Mangold (Großmutter), Michael Schottenberg (Zauberkönig),<br />
Christoph Krutzler (Havlitschek)<br />
Eine Bühnenmusik zu <strong>dem</strong> Stück wurde von Werner Pirchner (PWV 26) komponiert.<br />
Peter Handke verfasste 1970 eine Nacherzählung des Stückes: „Totenstille beim Heurigen.<br />
Eine Nacherzählung“, eine Beschreibung mit Hilfe einer bewussten „Auswahl von Sätzen <strong>aus</strong><br />
<strong>dem</strong> Stück, die damit das darin formulierte Bewusstsein kommentieren sollen.“<br />
Der Kroate Miro Belamaric verfasste nach Horváths Stück eine Oper. Die Uraufführung fand<br />
1993 bei den Europäischen Kulturtagen am Badische Staatstheater Karlsruhe statt.<br />
Verfilmungen<br />
1961 wurde Horváths Stück unter der Regie des jungen Erich Neuberg in einer berühmt<br />
gewordenen Interpretation für das österreichische Fernsehen (ORF) erstmals verfilmt.<br />
Sendung: 1. April 1961. Besetzung: Johanna Matz (Marianne), Walter Kohut (Alfred), Hans<br />
Moser (Zauberkönig), Helmut Qualtinger (Oskar), Jane Tilden (Valerie), Lotte Lang<br />
(Großmutter), Fritz Eckhardt (Mister), Michael Janisch (Havlitschek), Götz von Langheim<br />
(Erich), Karl Hackenberg (Hierlinger), Paula Nefzger (Mutter), Susi Plha (Ida), Hans<br />
Unterkircher (Rittmeister), Gertie Rathner (Gnädige Frau), Alexandra Hermann (1. Tante),<br />
Rosl Dorena (2. Tante), Maria Gabler (Emma), Josef Krastel (Beichtvater), Peter Gerhard<br />
(Conférencier). Mit diesem Fernsehfilm löste Neuberg in der Folge eine Horváth-Renaissance<br />
<strong>aus</strong>.<br />
• 1964 Aufzeichnung der Schweizer Erstaufführung <strong>aus</strong> <strong>dem</strong> Zürcher Sch<strong>aus</strong>pielh<strong>aus</strong><br />
(Bayerischer Rundfunk). Regie: Michael Kehlmann, Bühnenbild: Teo Otto, mit<br />
Hertha Martin (Marianne), Helmuth Lohner (Alfred), Rudolf Vogel (Zauberkönig),<br />
Jane Tilden (Valerie), Rudolf Rhomberg (Oskar), Adrienne Gessner (Großmutter),<br />
Elisabeth Neumann-Viertel (Tante)<br />
• 1979 <strong>Geschichten</strong> <strong>aus</strong> <strong>dem</strong> <strong>Wiener</strong>wald Regie: Maximilian Schell, Drehbuch:<br />
Drehbuch: Christopher Hampton und Maximilian Schell; mit Birgit Doll (Marianne),<br />
Hanno Pöschl (Alfred), Helmut Qualtinger (Zauberkönig), Jane Tilden (Valerie),<br />
Adrienne Gessner (Großmutter), Götz Kauffmann (Oskar), André Heller (Hierlinger),<br />
Robert Meyer (Erich), Walter Schmidinger (Conférencier), Lil Dagover (Helene),<br />
Vadim Glowna (Beichtvater), Vera Borek (Gnädige Frau), Elisabeth Epp (Baronin),<br />
Norbert Schiller (Rittmeister), Eric Pohlmann (Mister), Martha Wallner (Mutter),<br />
Gerry Kronberger (Havlitschek), Maria Englstorfer (Tante) u. a.<br />
• 1999 Fernsehfilm nach einer Aufführung am Thalia <strong>Theater</strong> Hamburg, Regie: Martin<br />
Kusej; mit Sylvie Rohrer (Marianne), Dietmar König (Alfred), Christoph Bantzer<br />
(Zauberkönig), Hildegard Schmahl (Valerie), Werner Wölbern (Oskar), Victoria<br />
Trauttmansdorff, Elisabeth Schwarz, Björn Grundies, Jürgen Stössinger, Jan Schütte,<br />
Sabine Haupt, Benjamin Utzerath, Sona Cervená, Nicki von Tempelhoff, Peter<br />
Maertens, Tobias Johannes Hansen u. a.<br />
• Der Film „G’schichten <strong>aus</strong> <strong>dem</strong> <strong>Wiener</strong>wald“ <strong>aus</strong> <strong>dem</strong> Jahr 1934 (Regie: Georg<br />
Jacoby, mit Magda Schneider, Wolf Albach-Retty und Leo Slezak) ist keine<br />
Verfilmung des Stückes von Ödön von Horvath, sondern benutzt nur den Titel des<br />
Walzers von Johann Strauß für ein Film-Melodram.
Übersetzungen<br />
Tales from the Vienna woods, by Christopher Hampton, 1977<br />
• Tales from the Vienna woods, a new version by David Harrower, from a literal<br />
translation by Laura Gribble, 2003<br />
• Tales from the Vienna woods, by Tom Wright, basierend auf den Übersetzungen von<br />
Hampton und Harrower, für die Sydney Theatre Company (aufgeführt im Opera<br />
House Drama Theatre vom 17. November bis zum 15. Dezember 2007)<br />
Literatur<br />
Ödön von Horváth: <strong>Geschichten</strong> <strong>aus</strong> <strong>dem</strong> <strong>Wiener</strong> <strong>Wald</strong>. Volksstück in drei Teilen. Suhrkamp,<br />
Frankfurt am Main 2001, 167 S., ISBN 3-518-1<strong>88</strong>26-7<br />
• Franz-Josef Deiters: „<strong>Geschichten</strong> <strong>aus</strong> <strong>dem</strong> <strong>Wiener</strong> <strong>Wald</strong>“. Der kleinbürgerliche<br />
Gestus als Allegorie des Mangels an personaler Identität. In: Drama im Augenblick<br />
seines Sturzes. Schmidt, Berlin 1999, S. 186–221. ISBN 978-3-503-04921-9<br />
• Peter Handke: Totenstille beim Heurigen. Eine Nacherzählung. In: Ich bin ein<br />
Bewohner des Elfenbeinturms. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1972.<br />
• Henk J. Koning: Nestroy und Horváth: eine ungleiche Brüderschaft? In: Orbis<br />
Linguarum. Vol. 21/200.<br />
• Traugott Krischke (Hrsg.): Materialien zu Ödön von Horváths „<strong>Geschichten</strong> <strong>aus</strong> <strong>dem</strong><br />
<strong>Wiener</strong> <strong>Wald</strong>“. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1972.<br />
• Traugott Krischke: Ödön von Horváth. Kind seiner Zeit. Heyne, München 1980.<br />
• Christine Schmidjell (Hrsg.): Ödön von Horváth: <strong>Geschichten</strong> <strong>aus</strong> <strong>dem</strong> <strong>Wiener</strong> <strong>Wald</strong>.<br />
Erläuterungen und Dokumente. Reclam, 2000, ISBN 3-15-016016-2.