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Geschichten aus dem Wiener Wald - Theater 88

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<strong>Geschichten</strong> <strong>aus</strong> <strong>dem</strong> <strong>Wiener</strong> <strong>Wald</strong><br />

<strong>aus</strong> Wikipedia, der freien Enzyklopädie<br />

Personen<br />

• Marianne<br />

• Alfred<br />

• Zauberkönig<br />

• Die Mutter<br />

• Die Großmutter<br />

• Der Hierlinger Ferdinand<br />

• Valerie<br />

• Oskar<br />

• Havlitschek<br />

• Rittmeister<br />

• Erich<br />

• Ida<br />

• Eine gnädige Frau<br />

• Baronin<br />

• Helene<br />

• Der Conferencier<br />

• Der Mister<br />

• Beichtvater<br />

• Emma<br />

• Der Dienstbot<br />

• Zwei Tanten<br />

Daten des Dramas<br />

Titel: <strong>Geschichten</strong> <strong>aus</strong> <strong>dem</strong><br />

<strong>Wiener</strong> <strong>Wald</strong><br />

Gattung: Volksstück in drei Teilen<br />

(15 Bildern)<br />

Originalsprache: Deutsch<br />

Autor: Ödön von Horvath<br />

Uraufführung: 2. November 1931<br />

Ort der<br />

Uraufführung:<br />

Ort und Zeit der<br />

Handlung:<br />

Deutsches <strong>Theater</strong> Berlin<br />

in unseren Tagen und<br />

zwar in Wien, im <strong>Wiener</strong><br />

<strong>Wald</strong> und draußen in der<br />

Wachau


<strong>Geschichten</strong> <strong>aus</strong> <strong>dem</strong> <strong>Wiener</strong> <strong>Wald</strong> ist das bekannteste <strong>Theater</strong>stück des österreichischungarischen<br />

Schriftstellers Ödön von Horváth (1901–1938). Es wurde 1931 in Berlin<br />

uraufgeführt und mehrfach verfilmt. Noch vor der Uraufführung erhielt Horváth auf<br />

Vorschlag Carl Zuckmayers 1931 für das Stück den Kleist-Preis. Der Titel ist eine Anlehnung<br />

an den Walzer <strong>Geschichten</strong> <strong>aus</strong> <strong>dem</strong> <strong>Wiener</strong>wald von Johann Strauß.<br />

Horváths Stück, geschrieben Ende der 20er Jahre in der Zeit katastrophaler Arbeitslosigkeit<br />

und der Weltwirtschaftskrise, ist ein Schlüsselwerk des modernen Dramas und wurde von<br />

Erich Kästner „ein <strong>Wiener</strong> Volksstück gegen das <strong>Wiener</strong> Volksstück“ genannt. Knapp und<br />

lakonisch <strong>dem</strong>askiert Horváth das Klischee von der „<strong>Wiener</strong> Gemütlichkeit“ und stellt unter<br />

Verwendung ihrer bekannten Klischees auf gr<strong>aus</strong>ame Weise deren Verlogenheit zur Schau.<br />

Inhalt<br />

Marianne, das „liebe Mädel“ <strong>aus</strong> der Vorstadt, läuft ihrer Verlobung mit <strong>dem</strong> biederen<br />

Fleischhauer Oskar davon, der sein Geschäft neben der Puppenklinik ihres Vaters im achten<br />

Bezirk in Wien hat. Sie bekommt ein Kind von Alfred, der ein Schuft und Hallodri ist, und sie<br />

werden todunglücklich im <strong>Wiener</strong> achtzehnten Bezirk. Alfred gibt das Kind zu seiner<br />

Großmutter, die mit Alfreds Mutter in der schönen frischen Luft der Wachau an der Donau<br />

wohnt.<br />

Die Trafikantin Valerie, die ihr Geschäft ebenfalls in der Straße der Puppenklinik hat, hat<br />

ihren ehemaligen Geliebten Alfred an die junge Marianne verloren und tröstet sich nun mit<br />

<strong>dem</strong> deutschen Jurastudenten Erich, mit <strong>dem</strong> sich das Deutschland Adolf Hitlers so grotesk<br />

wie energisch ankündigt. Ihm gegenüber steht der Rittmeister, eine Stellvertreterfigur des<br />

alten Österreich-Ungarn.<br />

In Not und Elend vollzieht Marianne einen sozialen Abstieg, der sie zuletzt über Vermittlung<br />

von Alfreds Kumpan Hierlinger und einer Baronin „mit Verbindungen“ als erotische Tänzerin<br />

in ein Halbwelt-Varieté führt. Der Zauberkönig, der hartherzige Vater Mariannes, muss sein<br />

verstoßenes Kind im Nachtlokal „Maxim“ als nackte allegorische Figur bei „lebenden<br />

Bildern“ wiedererkennen. „Der Mister“, ein <strong>aus</strong> Amerika heimgekehrter <strong>Wiener</strong> mit<br />

heurigenseliger, verkitschter Heimatliebe, der mit Geld nur so um sich wirft, versucht<br />

Marianne als Prostituierte zu kaufen, was sie ablehnt. Die Abweisung macht den "Mister"<br />

wütend, er sorgt dafür, dass sie ins Gefängnis kommt, da sie ihn angeblich bestehlen wollte.<br />

Marianne wird schließlich doch noch vom Fleischhauer Oskar geheiratet, weil das störende<br />

Kind gestorben ist. Während Marianne von Oskar geküsst wird, spielt die Großmutter, die am<br />

Tod des Kindes schuld ist, auf ihrer Zither „<strong>Geschichten</strong> <strong>aus</strong> <strong>dem</strong> <strong>Wiener</strong>wald“ von Johann<br />

Strauß.<br />

Nicht die Wendung zum Guten wird am Ende markiert, sondern die Fortsetzung trostloser<br />

Brutalitäten besiegelt.


Schauplatz und Zeit<br />

Die „stille Straße“ im 8. <strong>Wiener</strong> Bezirk, das H<strong>aus</strong> Lange Gasse 29, mit <strong>dem</strong> Balkon des<br />

Zauberkönigs<br />

Die Wachau in Niederösterreich mit der Donau<br />

Das Stück spielt in Wien, im <strong>Wiener</strong>wald und in der Wachau in Niederösterreich. Zentraler<br />

Handlungsort ist eine „stille Straße“ im 8. <strong>Wiener</strong> Bezirk, in der sich eine Fleischhauerei, eine<br />

Puppenklinik und eine Tabak-Trafik befinden. Das Stück spielt „in unseren Tagen“.<br />

Das H<strong>aus</strong> in der Lange Gasse 29 im 8. Bezirk in Wien unweit des <strong>Theater</strong>s in der Josefstadt<br />

diente Horváth als Vorbild für diese Straße (in Horváths Anmerkungen wird ergänzt: „Der<br />

Originalschauplatz ist die Lange Gasse“), der Balkon des Zauberkönigs ist dort immer noch<br />

zu sehen. Horváth selbst wohnte 1919 in einer Parallelstraße, der Piaristengasse, zwischen<br />

1920 und 1931 wohnte er auch mehrfach in der Pension Zipser, Lange Gasse 49.<br />

Erster Teil<br />

• Draußen in der Wachau. Vor einem Häuschen am Fuße einer Burgruine.<br />

• Stille Straße im achten Bezirk. Von links nach rechts: Oskars gediegene<br />

Fleischhauerei mit halben Rindern und Kälbern, Würsten, Schinken und<br />

Schweinsköpfen in der Auslage. Daneben eine Puppenklinik mit Firmenschild „Zum<br />

Zauberkönig“ – mit Scherzartikeln, Totenköpfen, Puppen, Spielwaren, Raketen,<br />

Zinnsoldaten und einem Skelett im Fenster. Endlich: eine kleine Tabak-Trafik mit


Zeitungen, Zeitschriften und Ansichtspostkarten vor der Tür. Über der Puppenklinik<br />

befindet sich ein Balkon mit Blumen, der zur Privatwohnung des Zauberkönigs gehört.<br />

• Am nächsten Sonntag im <strong>Wiener</strong> <strong>Wald</strong>. Auf einer Lichtung am Ufer der schönen<br />

blauen Donau.<br />

• An der schönen blauen Donau. Nun ist die Sonne untergegangen, es dämmert bereits.<br />

Zweiter Teil<br />

• Wieder in der stillen Straße im achten Bezirk, vor Oskars Fleischhauerei, der<br />

Puppenklinik und Frau Valeries Tabak-Trafik.<br />

• Möbliertes Zimmer im achtzehnten Bezirk. Äußerst preiswert. Um sieben Uhr<br />

morgens. Der Tag ist grau, und das Licht trüb.<br />

• Kleines Café im zweiten Bezirk<br />

• Bei der Baronin mit den internationalen Verbindungen<br />

• Draußen in der Wachau. Auch hier scheint die Sonne wie dazumal – nur dass nun vor<br />

<strong>dem</strong> Häuschen ein alter Kinderwagen steht.<br />

• Und wieder in der stillen Straße im achten Bezirk. Es ist bereits am späten<br />

Nachmittag.<br />

• Im Stephansdom. Vor <strong>dem</strong> Seitenaltar des heiligen Antonius.<br />

Dritter Teil<br />

• Beim Heurigen. Mit Schrammelmusik und Blütenregen.<br />

• Maxim, mit einer Bar und Séparées; im Hintergrund eine Kabarettbühne mit breiter<br />

Rampe.<br />

• Draußen in der Wachau.<br />

• Und abermals in der stillen Straße im achten Bezirk.<br />

• Draußen in der Wachau.<br />

Form und Stil<br />

Der <strong>Wiener</strong>wald, Schauplatz von Ödön von Horvaths „<strong>Geschichten</strong> <strong>aus</strong> <strong>dem</strong> <strong>Wiener</strong> <strong>Wald</strong>“<br />

<strong>Wiener</strong> Volksstück<br />

Alfred Polgar bezeichnete „<strong>Geschichten</strong> <strong>aus</strong> <strong>dem</strong> <strong>Wiener</strong> <strong>Wald</strong>“ als „ein Volksstück und die<br />

Parodie dazu“. Horváth <strong>dem</strong>ontierte die doppelbödige „<strong>Wiener</strong> Gemütlichkeit“, hinter deren<br />

Fassade sich Exzesse der Gemeinheit und Bösartigkeit abspielen, und <strong>dem</strong>askierte die<br />

Kleinbürgermentalität und deren Fassade als trügerische Idylle:<br />

Er übernahm die <strong>aus</strong> Filmen, Operetten und Dramen bekannten pensionierten<br />

Rittmeister, die süßen Mädel, die nichtsnutzigen Hallodri, die familiensüchtigen


Kleinbürger; er übernahm den Plüsch, aber er klopfte ihn <strong>aus</strong>, dass die Motten<br />

aufflogen und die zerfressenen Stellen sichtbar wurden. Er zeigte die Vorder- und die<br />

Kehrseite der überkommenen <strong>Wiener</strong> Welt. Er ließ diese Leute ihre Lieder singen,<br />

ihren pl<strong>aus</strong>chenden Dialekt sprechen, ihre Heurigenlokale trunken durchwandern und<br />

zeigte darüber hin<strong>aus</strong> die Faulheit, die Bosheit, die verlogene Frömmigkeit, die<br />

Giftigkeit und die Borniertheit, die hinter und in jenen marktgängigen Eigenschaften<br />

stecken. Er zerstörte nicht nur das überkommene <strong>Wiener</strong> Figuren-Panoptikum, er<br />

gestaltete ein neues, echteres außer<strong>dem</strong>. (Erich Kästner, Neue Leipziger Zeitung,<br />

November 1931)<br />

Das Stück steht, wie auch Horváths andere Volksstücke „Die Bergbahn“ (1926), „Italienische<br />

Nacht“ (1930) „Glaube, Liebe, Hoffnung“ (1932), oder „Kasimir und Karoline“ (1932), in der<br />

Tradition des Alt-<strong>Wiener</strong> Volkstheaters, insbesondere in der Nachfolge der sprachgewaltigen<br />

Stücke von Johann Nestroy. (Horváth meinte: „Man müsste ein Nestroy sein, um all das<br />

definieren zu können, was einem undefiniert im Wege steht!“.) Horváth hat den Begriff des<br />

Volksstücks verschärft und abgewandelt. Tragikomische Elemente und sprachliche Karikatur<br />

der Charaktere kamen hinzu und wurden zu Sozialkritik und für die Charakterisierung des<br />

aufkommenden Faschismus genutzt.<br />

„Ich gebrauchte diese Bezeichnung ‚Volksstück‘ nicht willkürlich, d. h. nicht einfach<br />

deshalb, weil meine Stücke mehr oder minder bayerisch oder österreichisch betonte<br />

Dialektstücke sind, sondern weil mir so etwas Ähnliches wie die Fortsetzung des alten<br />

Volksstückes vorschwebte. Des alten Volksstückes, das für uns junge Menschen mehr<br />

oder minder natürlich auch nur noch einen historischen Wert bedeutet, denn die<br />

Gestalten dieser Volksstücke, also die Träger der Handlung haben sich doch in den<br />

letzten zwei Jahrzehnten ganz unglaublich verändert. – Sie werden mir nun vielleicht<br />

entgegenhalten, dass die sogenannten ewig-menschlichen Probleme des guten alten<br />

Volksstückes auch heute noch die Menschen bewegen. – Gewiss bewegen sie sie –<br />

aber anders. Es gibt eine ganze Anzahl ewig-menschlicher Probleme, über die unsere<br />

Großeltern geweint haben und über die wir heute lachen – oder umgekehrt. Will man<br />

also das alte Volksstück heute fortsetzen, so wird man natürlich heutige Menschen <strong>aus</strong><br />

<strong>dem</strong> Volke – und zwar <strong>aus</strong> den maßgebenden, für unsere Zeit bezeichnenden Schichten<br />

des Volkes auf die Bühne bringen. Also: zu einem heutigen Volksstück gehören heutige<br />

Menschen, und mit dieser FeststeIlung gelangt man zu einem interessanten Resultat:<br />

Will man als Autor wahrhaft gestalten, so muss man der völligen Zersetzung der<br />

Dialekte durch den Bildungsjargon Rechnung tragen. (…) Mit vollem Bewusstsein<br />

zerstörte ich das alte Volksstück, formal und ethisch, und versuchte als dramatischer<br />

Chronist die neue Form des Volksstücks zu finden.“ (Rundfunkinterview Horváths am<br />

6. April 1932 im Bayerischen Rundfunk)<br />

Sprache und Dialekt<br />

Horváths Figuren versuchen sich in einer oft künstlich wirkenden Sprache über ihren Stand<br />

hin<strong>aus</strong> zu profilieren. Sie verwenden in einem „Bildungsjargon“ Zitate und Angelesenes, um<br />

sich einen Anspruch zu geben, der ihre Unkenntnis, ja Dummheit verbergen soll. Die Figuren<br />

haben etwas beängstigend Animalisches, sie fürchten sich wie die Tiere, beißen, um nicht<br />

selbst gebissen zu werden, und zerstören in blinder Verzweiflung, ohne die Konsequenzen<br />

auch nur begreifen zu können. Horváth hat diesen Prozess der Sprachlosigkeit in den<br />

Mittelpunkt vieler seiner Arbeiten gestellt. Seine Figuren bestehen <strong>aus</strong> Alltagsmenschen,<br />

kleinen, oft gescheiterten Existenzen, Vertretern eines degradierten Mittelstandes,


Kleinbürgern und Proletariern. Armselige Kreaturen, die sich nur in unreflektiert <strong>aus</strong>geborgter<br />

Sprache darstellen können.<br />

„Die Figuren kommen nicht zu Wort, nur zu Wörtern. Die Rede ist Ausrede. Die<br />

Phrase drischt den, der sie zu dreschen meint.“ (Dieter Hildebrandt, „Der Jargon der<br />

Uneigentlichkeit“, 1971).<br />

Es ist die Katastrophe zwischen <strong>dem</strong>, was die Figuren sagen, und <strong>dem</strong>, was sie meinen,<br />

zwischen <strong>dem</strong>, was sie meinen müssen, weil sie dazu erzogen sind, und <strong>dem</strong>, was sie letztlich<br />

zu meinen nicht in der Lage sind (Kurt Kahl). Ihre Sprachlosigkeit wird nicht durch<br />

wirkliches Schweigen dargestellt, sondern durch Ersatzhandlungen, durch Floskeln,<br />

Meditieren in Schablonen, Sprichwörtern, Höflichkeits- und Unwohligkeitsformeln und in der<br />

Phrase als „Sprechen <strong>aus</strong> zweiter Hand“. Hilflos philosophiert Marianne: „Über uns webt das<br />

Schicksal Knoten in unser Leben.“<br />

„Nun besteht aber Deutschland wie alle übrigen europäischen Staaten zu neunzig<br />

Prozent <strong>aus</strong> vollendeten oder verhinderten Kleinbürgern. (…) Es hat sich nun durch<br />

das Kleinbürgertum eine Zersetzung der eigentlichen Dialekte gebildet, nämlich durch<br />

den Bildungsjargon. Um einen heutigen Menschen realistisch schildern zu können,<br />

muss ich also den Bildungsjargon sprechen lassen. Der Bildungsjargon (und seine<br />

Ursachen) fordert aber natürlich zur Kritik her<strong>aus</strong> – und so entsteht der Dialog des<br />

neuen Volksstücks, und damit der Mensch und damit erst die dramatische Handlung –<br />

eine Synthese <strong>aus</strong> Ernst und Ironie.“<br />

Horváth weist im Stück auch besonders auf die P<strong>aus</strong>en im Dialog hin, die er mit „Stille“<br />

bezeichnet, denn „hier kämpfen das Bewusstsein oder Unterbewusstsein miteinander, und das<br />

muss sichtbar werden“.<br />

Musik<br />

„Es darf kein Wort Dialekt gesprochen werden! Jedes Wort muss hochdeutsch<br />

gesprochen werden, allerdings so, wie jemand, der sonst nur Dialekt spricht und sich<br />

nun zwingt, hochdeutsch zu reden.“ (Ödön von Horváth: „Gebrauchsanweisung“,<br />

1932)<br />

Der Titel des Stücks ist <strong>dem</strong> Walzer „<strong>Geschichten</strong> <strong>aus</strong> <strong>dem</strong> <strong>Wiener</strong>wald“ op. 325 von Johann<br />

Strauß entnommen, allerdings in geringfügig anderer Schreibweise. Nach einer<br />

Dudelsackeinleitung und einem Flötenmotiv, das die Vogelstimmen imitieren soll, verwendet<br />

Strauß signifikant die Zither als Soloinstrument, jenes Instrument, das die Großmutter im<br />

Stück vor ihrem Häuschen in der Wachau spielt und mit <strong>dem</strong> Marianne sie am Schluss<br />

umzubringen versucht. (Melodiebeispiel siehe Weblinks) Der Walzer kommt im Stück<br />

mehrmals vor.<br />

Zu Beginn des Stückes heißt es „In der Luft ist ein Klingen und Singen – als verklänge<br />

irgendwo immer wieder der Walzer ‚<strong>Geschichten</strong> <strong>aus</strong> <strong>dem</strong> <strong>Wiener</strong> <strong>Wald</strong>‘ von Johann Strauß.“<br />

In der stillen Straße „spielt jemand mehrmals auf einem <strong>aus</strong>geleierten Klavier die<br />

‚<strong>Geschichten</strong> <strong>aus</strong> <strong>dem</strong> <strong>Wiener</strong> <strong>Wald</strong>‘ von Johann Strauß“. Am Schluss des Stückes, als Oskar<br />

Marianne gleichsam als „Beute“ davonführt, zitiert Horváth: Er stützt sie, gibt ihr einen Kuss<br />

auf den Mund, und langsam ab mit ihr – und in der Luft ist ein Klingen und Singen, als spielte<br />

ein himmlisches Streichorchester die ‚<strong>Geschichten</strong> <strong>aus</strong> <strong>dem</strong> <strong>Wiener</strong> <strong>Wald</strong>‘ von Johann Strauß.


Die Musik spielt im Stück, dessen Titel sich nach Dreivierteltakt und Heurigenseligkeit<br />

anhört, überhaupt eine wichtige Rolle. Immer wieder „l<strong>aus</strong>chen“ die Figuren der Musik oder<br />

summen sie leise mit. Vor allem der <strong>Wiener</strong> Walzer wirkt wie ein Mittel der Vernebelung,<br />

wie ein schwindelhaftes Versprechen auf Glück. Dadurch erhält das Stück manchmal eine fast<br />

kitschige Note. Dadurch wird aber auch deutlich, dass es diese gemütliche <strong>Wiener</strong> Welt in<br />

Wirklichkeit gar nicht gibt: In Wirklichkeit spielt sich eine Tragödie nach der anderen ab. Der<br />

Alltag wird von Verlogenheit, gespielter Höflichkeit und Scheinheiligkeit bestimmt.<br />

In der Szenenanweisung zum Bild „An der schönen blauen Donau“ (<strong>dem</strong> Originaltitel des<br />

„Donauwalzers“), das die familiäre Katastrophe <strong>aus</strong>löst, taucht zu Beginn der Szene ebenfalls<br />

ein lieblicher Strauß-Walzer auf: Nun ist die Sonne untergegangen, es dämmert bereits, und in<br />

der Ferne spielt der lieben Tante ihr Reisegrammophon den ‚Frühlingsstimmen-Walzer’ von<br />

Johann Strauß.<br />

Im Nachtlokal „Maxim“ wird ebenfalls <strong>Wiener</strong> Musik gespielt, zuerst der Walzer ‚<strong>Wiener</strong><br />

Blut‘ von Johann Strauß (während einige Mädchen in Alt-<strong>Wiener</strong> Trachten auf der Bühne<br />

Walzer tanzen), dann der Hoch- und Deutschmeister Marsch, dann spielt die Kapelle ‚An der<br />

schönen blauen Donau‘ („unterdessen der Zauberkönig die Jungfräulichkeit der Dame im<br />

grünen Kleidl an der Bar kontrolliert“), gefolgt von ‚Fridericus rex‘. Am Ende dieser<br />

Darbietung stimmt das Publikum die erste Strophe des ‚Deutschlandliedes‘ an. Dann erklingt<br />

Schumanns ‚Träumerei‘, während Marianne nackt auf einer goldenen Kugel posiert,<br />

„einbeinig, das Glück darstellend“. Ihr Vater entdeckt sie dabei – und bekommt einen<br />

Herzanfall.<br />

Die Szene beim Heurigen, <strong>dem</strong> Vorspiel zur Familientragödie im Maxim, wird von<br />

Schrammelmusik und Blütenregen begleitet. Die Schrammelmusik ist neben <strong>dem</strong> <strong>Wiener</strong><br />

Walzer das zweite Synonym für <strong>Wiener</strong> Gemütlichkeit und Harmonie.<br />

Der Schauplatz „Draußen in der Wachau“ ist <strong>dem</strong> gleichnamigen Lied von Ernst Arnold<br />

entnommen, ein berühmter Boston Waltz <strong>aus</strong> <strong>dem</strong> Jahr 1920, dessen Text wie eine<br />

Beschreibung der Figur der Marianne wirkt: „Da draußen in der Wachau, die Donau fließt so<br />

blau, steht einsam ein Winzerh<strong>aus</strong>, da schau ein Mädel her<strong>aus</strong>, hat Lippen rot wie Blut und<br />

küssen kann’s so gut, die Augen sind veilchenblau – vom Mädel in der Wachau!“ (siehe<br />

Weblinks). Marianne singt dieses Lied bei ihrem Vorstellungsgespräch in der Wohnung der<br />

Baronin „mit den internationalen Verbindungen“, die sie in die Prostitution treibt. Auch beim<br />

Heurigen wird dieses Lied von allen gesungen.<br />

Die Dummheit als Gefühl der Unendlichkeit<br />

Dem Stück vorangestellt ist der Satz „Nichts gibt so sehr das Gefühl der Unendlichkeit als<br />

wie die Dummheit.“ Schon in der – grammatikalisch falschen – Schreibweise weist Horváth<br />

auf die unbewusste Gedankenwelt und Sprachambition seiner Figuren hin. Die Demaskierung<br />

des Bewusstseins und der dieser Demaskierung vor<strong>aus</strong>gehende Kampf zwischen Bewusstsein<br />

und Unterbewusstsein war für Horváth das Grundmotiv aller seiner Stücke.<br />

„Wie in allen meinen Stücken versuche ich möglichst rücksichtslos gegen Dummheit<br />

und Lüge zu sein, denn diese Rücksichtslosigkeit dürfte wohl die vornehmste Aufgabe<br />

eines schöngeistigen Schriftstellers darstellen, der es sich manchmal einbildet, nur<br />

deshalb zu schreiben, damit die Leute sich selbst erkennen. Erkenne dich bitte selbst!“<br />

(Randbemerkungen zu „Glaube, Liebe, Hoffnung“, 1932)


Die Dummheit ist für Horváth das Instrument des Bewusstseins, mit dessen Hilfe es sich allen<br />

Kalamitäten, unbequemen Konflikten, harten Selbsterkenntnisprozessen zu entziehen versucht<br />

und das Gefühl der Unendlichkeit, das heißt der euphorischen Selbstbetätigung, Macht,<br />

Freiheit und ungetrübten Gewissheit, im Recht zu sein, sich erschleicht. Dummheit ist<br />

willentliche Ignoranz, bewusstes Ignorieren von Fakten. Wo Dummheit und der Unwille, das<br />

eigene Hirn zu benutzen, auf eine desolate Umwelt treffen, entwickelt sich das Klima für<br />

kollektive Bosheit, für Menschenvernichtung, Rassismus und andere Spielarten pervertierten<br />

Massenverhaltens, an <strong>dem</strong> doch jeder für seine Person beteiligt ist.<br />

Horváth entlarvt die Dummheit, die sich in Wien oft als „charmante Niedertracht“<br />

manifestiert. Die Personen des Stückes sind Kleinbürger und Spießer, die in der Zeit der<br />

großen Wirtschaftskrise und Verarmung, die <strong>dem</strong> Ersten Weltkrieg folgte, ein<br />

Wählerpotential der Nationalsozialisten bildeten. Was sie zusammenhält, ist die „Eintracht<br />

auf der Basis boshafter Geringschätzung“ (Alfred Polgar). Horváth zeichnet ein Bild des<br />

kleinbürgerlichen Lebens in der österreichischen Zwischenkriegszeit, der Zeit des<br />

anbrechenden Nationalsozialismus. Die Menschen verstecken sich hinter einer Fassade, leben<br />

in einer „heilen Welt“, die sich allerdings nur als Scheinwelt entpuppt, und wollen die Realität<br />

nicht sehen.<br />

„Ich schreibe nicht gegen, ich zeige es nur… Ich schreibe allerdings auch nie für<br />

jemand, und es besteht die Möglichkeit, dass es dann gleich,gegen’ wirkt. Ich habe nur<br />

zwei Dinge, gegen die ich schreibe, das ist die Dummheit und die Lüge. Und zwei,<br />

wofür ich eintrete, das ist die Vernunft und die Aufrichtigkeit.“<br />

Horváths Blick war erbarmungslos, weil er die Menschen <strong>dem</strong>askierte, weil er sie in ihrer<br />

Einfalt zeigte, in ihrer Härte und Gr<strong>aus</strong>amkeit, in ihrem Bemühen, anderen weh zu tun, nicht<br />

<strong>aus</strong> Gemeinheit, sondern <strong>aus</strong> Dummheit. Grundelemente der Handlung sind „misslingende<br />

menschliche Kommunikation, verfehltes Leben, gegenseitiger Hass, latente Gewalt,<br />

trügerische Idylle und Fassadenmoral, Zweifel an der Existenz Gottes“ (Theo Buck).<br />

Aufführungsgeschichte<br />

Die Uraufführung fand am 2. November 1931 am Deutschen <strong>Theater</strong> Berlin unter der Regie<br />

von Heinz Hilpert statt. Besetzung: Carola Neher (Marianne), Peter Lorre (Alfred), Hans<br />

Moser (Zauberkönig), Paul Hörbiger (Rittmeister), Lucie Höflich (Valerie), Frida Richard<br />

(Großmutter), Lina Woiwode (Mutter), Heinrich Heilinger (Oskar), Felicitas Kobylanska<br />

(Ida), Josef Danegger (Havlitschek), Paul Dahlke (Erich), Elisabeth Neumann (gnädige Frau),<br />

Hermann Wlach (Beichtvater), Willy Trenk-Trebitsch (Hierlinger Ferdinand). Im selben Jahr<br />

wurde das Stück vom Propyläen-Verlag gedruckt, wobei das ursprünglich siebenteilige Stück<br />

in drei Teile umgegliedert wurde. [1]


Programmzettel der Uraufführung am 2. November 1931 am Deutschen <strong>Theater</strong> Berlin unter<br />

Heinz Hilpert<br />

Die Aufführung markierte den Höhepunkt von Horváths künstlerischem Erfolg und wurde<br />

trotz scharfer Kritik <strong>aus</strong> konservativen Kreisen in zwei Monaten achtundzwanzigmal<br />

wiederholt. „Man lacht vor so viel trauriger Zoologie“, schrieb ein Kritiker nach<br />

Uraufführung, Oscar Bie sah darin einen „Höhepunkt des Bühnenlebens, der Verschmelzung<br />

von Person und Milieu, wie man ihn selten in diesem H<strong>aus</strong>e erlebt hat“, und der <strong>Theater</strong>papst<br />

Alfred Kerr urteilte im Berliner Tagblatt: „Eine stärkste Kraft unter den Jungen, Horváth,<br />

umspannt hier größere Teile des Lebens als zuvor. (…) Unter den Jungen ein Wer; ein<br />

Geblüt; ein Bestand. Ansonst ist hier kein Zurückschrauben in die Fibeldummheit; sondern<br />

ein Saft. Und ein Reichtum.“<br />

Die rechtsradikale Presse jedoch nannte das Stück eine „beispiellose Unverschämtheit“,<br />

„Sauerei“, „Unflat ersten Ranges“ (Völkischer Beobachter) und „eine dramatische<br />

Verunglimpfung des alten Österreich-Ungarn“. Im nationalsozialistischen Montagsblatt „Der<br />

Angriff“ von Joseph Goebbels hieß es, dass das „goldene <strong>Wiener</strong> Herz rettungs- und hilflos in<br />

der Horváthschen Jauche ersoff.“ Mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten 1933<br />

wurden alle Stücke Horváths an deutschen Bühnen abgesetzt und mit Aufführungsverbot<br />

belegt, Horváth übersiedelte nach Wien, nach <strong>dem</strong> Anschluss Österreichs 1938 nach Paris.<br />

„Horváth hatte der Medusa, die man das Leben nennt, fest ins Auge gesehen und ohne<br />

Zittern eigentlich das dargestellt, was geschieht, in <strong>dem</strong>, was zu geschehen scheint. Es<br />

war eine Wahrhaftigkeit und eine Unerbittlichkeit in der Darstellung der<br />

Beziehungslosigkeit der Menschen zueinander, dass man von einer großen Roheit<br />

sprach, von Zynismus und Ironie; was alles nicht der Fall war. Denn Horváth war ein<br />

Mensch, der absolut nicht mit negativen, sondern nur mit Röntgenaugen das Leben<br />

gesehen hat – so wie es wirklich ist.“ (Heinz Hilpert, Regisseur der Berliner<br />

Uraufführung 1931)<br />

Zu einem <strong>Theater</strong>skandal geriet die österreichische Erstaufführung am 1. Dezember 1948 im<br />

<strong>Wiener</strong> Volkstheater mit Inge Konradi (Marianne), Harry Fuss (Alfred), Karl Skraup<br />

(Zauberkönig), Dagny Servaes (Valerie), Dorothea Neff (Großmutter), Egon von Jordan<br />

(Rittmeister), Otto Wögerer (Oskar) unter der Regie von Hans Jungbauer und im Bühnenbild<br />

Gustav Mankers, der man „Blasphemie aufs <strong>Wiener</strong>tum“ vorwarf. [2]<br />

„Diesen Gespensterreigen von Halbtrotteln und Verbrechern ein Volksstück zu<br />

nennen, ist eine Anmaßung.“ (Montags-Ausgabe, Dezember 1948)


„Horvath nennt sein Stück ein Volksstück. Was aber haben diese innerlich durch und<br />

durch faulen Lemuren, diese Sumpfblüten, die in jeder Großstadt gedeihen können,<br />

mit <strong>dem</strong> Vok, mit <strong>dem</strong> Volk von Wien zu tun?“ (<strong>Wiener</strong> Tageszeitung, Dezember 1948)<br />

„Das Dunkle, Abseitige und Hässliche im Menschen zu beleuchten, ist nicht neu und<br />

hat auch Dichter beschäftigt. Von ihnen bis zu Ödön Horváth ist ein Weg ohne Ende.<br />

Denn was Horváth zum Dichter fehlt, ist das menschliche Herz, das Fühlen. Diese<br />

Plakatschicksale, die nicht <strong>Geschichten</strong> <strong>aus</strong> <strong>dem</strong> <strong>Wiener</strong>wald, sondern Kolportage <strong>aus</strong><br />

seinen Niederungen erzählen, haben vielleicht alle eine Entschuldigung, dass es so<br />

etwas auch im Leben gibt. Aber das Leben besteht Gott sei Dank nicht nur <strong>aus</strong><br />

alternden Hysterikerinnen, jungen Zuhältern, gemeinen Großmüttern, dummen<br />

Fleischbauern und schwachen Geschöpfen. Sonst bliebe nur eines: sich aufzuhängen.“<br />

(Peter Loos in Der Abend, 2. Dezember 1948)<br />

Weitere wichtige Inszenierungen des Stückes gab es<br />

• 1966: Regie: Otto Schenk (Münchner Kammerspiele) mit Helmuth Lohner (Alfred),<br />

Gertrud Kückelmann (Marianne), Rudolf Vogel (Zauberkönig), Jane Tilden (Valerie),<br />

Rudolf Rhomberg (Oskar), Adrienne Gessner (Großmutter), Maria Singer (Mutter),<br />

Karl Schönböck (Rittmeister), Dieter Kirchlechner (Erich), Walter Sedlmayr<br />

(Hierlinger Ferdinand)<br />

• 1968: Regie: Gustav Manker (Volkstheater Wien), mit Bernhard Hall (Alfred), Jutta<br />

Schwarz (Marianne), Helmuth Qualtinger (Zauberkönig), Friedl Czepa (Valerie),<br />

Herbert Propst (Oskar), Egon von Jordan (Rittmeister), Dolores Schmidinger (Emma),<br />

Christine Buchegger (Gnädige Frau), Ernst Meister (Beichtvater)<br />

• 1971: Regie: Hans Hollmann (Düsseldorfer Sch<strong>aus</strong>pielh<strong>aus</strong>) mit Veronika Bayer<br />

(Marianne), Alexander Wagner (Alfred), Hans Thimig (Zauberkönig), Hilde Mikulicz<br />

(Valerie), Wolfgang Reinbacher (Oskar), Lotte Lang (Großmutter), Peter Franke<br />

(Erich), Johanna Liebeneiner (Emma)<br />

• 1972: Regie: Kl<strong>aus</strong> Michael Grüber (Schaubühne am Halleschen Ufer) mit Jutta<br />

Lampe (Marianne), Michael König (Alfred), Dieter Laser (Zauberkönig), Edith Clever<br />

(Valerie), Bruno Ganz (Oskar), Otto Sander (Rittmeister), Elfriede Irrall (Großmutter)<br />

• 1975: Regie: Horst Zankl (Württembergisches Staatstheater Stuttgart) mit Libgart<br />

Schwarz (Marianne), Branko Samarovski (Alfred), Heinrich Giskes (Oskar),<br />

Alexander Wagner, Edith Heerdegen (Großmutter), Musik: Peer Raben<br />

• 1997: Regie: Michael Gruner (Volkstheater Wien) mit Chris Pichler (Marianne), Fritz<br />

Hammel (Alfred), Wolfgang Hübsch (Zauberkönig), Vera Borek (Valerie), Rudolf<br />

Jusits (Oskar), Hilde Sochor (Großmutter)<br />

• 1998: Regie: Martin Kusej (Thalia <strong>Theater</strong> Hamburg) mit Sylvie Rohrer (Marianne),<br />

Dietmar König (Alfred), Christoph Bantzer (Zauberkönig), Hildegard Schmahl<br />

(Valerie), Werner Wölbern (Oskar), Elisabeth Schwarz (Großmutter), Victoria<br />

Trauttmansdorff (Mutter, Gnädige Frau), Nicki von Tempelhoff (Baronin)<br />

• 2005: Regie: Dimiter Gotscheff (Deutsches <strong>Theater</strong> Berlin) mit Fritzi Haberlandt<br />

(Marianne), Peter Jordan (Alfred), Christian Grashof (Zauberkönig), Almut Zilcher<br />

(Valerie), Sebastian Blomberg (Oskar), Margit Bendokat (Großmutter, Baronin,<br />

Beichtvater), Jürgen Hutz (Havlitschek), Stefan Kaminski (Erich), Martin Brauer<br />

(Hierlinger), Horst Lebinsky (Rittmeister), Gabriele Heinz, Lotte Ohm<br />

• 2006: Regie: Christoph Marthaler (Volksbühne Berlin) mit Bettina Stucky (Marianne),<br />

Stefan Kurt (Alfred), Josef Ostendorf (Zauberkönig), Katja Kolm (Valerie), Ueli Jäggi<br />

(Oskar), Marc Hosemann<br />

• 2008: Regie: Georg Schmiedleitner (Volkstheater Wien) mit Katharina Vötter<br />

(Marianne), Marcello de Nardo (Alfred), Robert Palfrader (Oskar), Maria Bill


(Valerie), Erni Mangold (Großmutter), Michael Schottenberg (Zauberkönig),<br />

Christoph Krutzler (Havlitschek)<br />

Eine Bühnenmusik zu <strong>dem</strong> Stück wurde von Werner Pirchner (PWV 26) komponiert.<br />

Peter Handke verfasste 1970 eine Nacherzählung des Stückes: „Totenstille beim Heurigen.<br />

Eine Nacherzählung“, eine Beschreibung mit Hilfe einer bewussten „Auswahl von Sätzen <strong>aus</strong><br />

<strong>dem</strong> Stück, die damit das darin formulierte Bewusstsein kommentieren sollen.“<br />

Der Kroate Miro Belamaric verfasste nach Horváths Stück eine Oper. Die Uraufführung fand<br />

1993 bei den Europäischen Kulturtagen am Badische Staatstheater Karlsruhe statt.<br />

Verfilmungen<br />

1961 wurde Horváths Stück unter der Regie des jungen Erich Neuberg in einer berühmt<br />

gewordenen Interpretation für das österreichische Fernsehen (ORF) erstmals verfilmt.<br />

Sendung: 1. April 1961. Besetzung: Johanna Matz (Marianne), Walter Kohut (Alfred), Hans<br />

Moser (Zauberkönig), Helmut Qualtinger (Oskar), Jane Tilden (Valerie), Lotte Lang<br />

(Großmutter), Fritz Eckhardt (Mister), Michael Janisch (Havlitschek), Götz von Langheim<br />

(Erich), Karl Hackenberg (Hierlinger), Paula Nefzger (Mutter), Susi Plha (Ida), Hans<br />

Unterkircher (Rittmeister), Gertie Rathner (Gnädige Frau), Alexandra Hermann (1. Tante),<br />

Rosl Dorena (2. Tante), Maria Gabler (Emma), Josef Krastel (Beichtvater), Peter Gerhard<br />

(Conférencier). Mit diesem Fernsehfilm löste Neuberg in der Folge eine Horváth-Renaissance<br />

<strong>aus</strong>.<br />

• 1964 Aufzeichnung der Schweizer Erstaufführung <strong>aus</strong> <strong>dem</strong> Zürcher Sch<strong>aus</strong>pielh<strong>aus</strong><br />

(Bayerischer Rundfunk). Regie: Michael Kehlmann, Bühnenbild: Teo Otto, mit<br />

Hertha Martin (Marianne), Helmuth Lohner (Alfred), Rudolf Vogel (Zauberkönig),<br />

Jane Tilden (Valerie), Rudolf Rhomberg (Oskar), Adrienne Gessner (Großmutter),<br />

Elisabeth Neumann-Viertel (Tante)<br />

• 1979 <strong>Geschichten</strong> <strong>aus</strong> <strong>dem</strong> <strong>Wiener</strong>wald Regie: Maximilian Schell, Drehbuch:<br />

Drehbuch: Christopher Hampton und Maximilian Schell; mit Birgit Doll (Marianne),<br />

Hanno Pöschl (Alfred), Helmut Qualtinger (Zauberkönig), Jane Tilden (Valerie),<br />

Adrienne Gessner (Großmutter), Götz Kauffmann (Oskar), André Heller (Hierlinger),<br />

Robert Meyer (Erich), Walter Schmidinger (Conférencier), Lil Dagover (Helene),<br />

Vadim Glowna (Beichtvater), Vera Borek (Gnädige Frau), Elisabeth Epp (Baronin),<br />

Norbert Schiller (Rittmeister), Eric Pohlmann (Mister), Martha Wallner (Mutter),<br />

Gerry Kronberger (Havlitschek), Maria Englstorfer (Tante) u. a.<br />

• 1999 Fernsehfilm nach einer Aufführung am Thalia <strong>Theater</strong> Hamburg, Regie: Martin<br />

Kusej; mit Sylvie Rohrer (Marianne), Dietmar König (Alfred), Christoph Bantzer<br />

(Zauberkönig), Hildegard Schmahl (Valerie), Werner Wölbern (Oskar), Victoria<br />

Trauttmansdorff, Elisabeth Schwarz, Björn Grundies, Jürgen Stössinger, Jan Schütte,<br />

Sabine Haupt, Benjamin Utzerath, Sona Cervená, Nicki von Tempelhoff, Peter<br />

Maertens, Tobias Johannes Hansen u. a.<br />

• Der Film „G’schichten <strong>aus</strong> <strong>dem</strong> <strong>Wiener</strong>wald“ <strong>aus</strong> <strong>dem</strong> Jahr 1934 (Regie: Georg<br />

Jacoby, mit Magda Schneider, Wolf Albach-Retty und Leo Slezak) ist keine<br />

Verfilmung des Stückes von Ödön von Horvath, sondern benutzt nur den Titel des<br />

Walzers von Johann Strauß für ein Film-Melodram.


Übersetzungen<br />

Tales from the Vienna woods, by Christopher Hampton, 1977<br />

• Tales from the Vienna woods, a new version by David Harrower, from a literal<br />

translation by Laura Gribble, 2003<br />

• Tales from the Vienna woods, by Tom Wright, basierend auf den Übersetzungen von<br />

Hampton und Harrower, für die Sydney Theatre Company (aufgeführt im Opera<br />

House Drama Theatre vom 17. November bis zum 15. Dezember 2007)<br />

Literatur<br />

Ödön von Horváth: <strong>Geschichten</strong> <strong>aus</strong> <strong>dem</strong> <strong>Wiener</strong> <strong>Wald</strong>. Volksstück in drei Teilen. Suhrkamp,<br />

Frankfurt am Main 2001, 167 S., ISBN 3-518-1<strong>88</strong>26-7<br />

• Franz-Josef Deiters: „<strong>Geschichten</strong> <strong>aus</strong> <strong>dem</strong> <strong>Wiener</strong> <strong>Wald</strong>“. Der kleinbürgerliche<br />

Gestus als Allegorie des Mangels an personaler Identität. In: Drama im Augenblick<br />

seines Sturzes. Schmidt, Berlin 1999, S. 186–221. ISBN 978-3-503-04921-9<br />

• Peter Handke: Totenstille beim Heurigen. Eine Nacherzählung. In: Ich bin ein<br />

Bewohner des Elfenbeinturms. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1972.<br />

• Henk J. Koning: Nestroy und Horváth: eine ungleiche Brüderschaft? In: Orbis<br />

Linguarum. Vol. 21/200.<br />

• Traugott Krischke (Hrsg.): Materialien zu Ödön von Horváths „<strong>Geschichten</strong> <strong>aus</strong> <strong>dem</strong><br />

<strong>Wiener</strong> <strong>Wald</strong>“. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1972.<br />

• Traugott Krischke: Ödön von Horváth. Kind seiner Zeit. Heyne, München 1980.<br />

• Christine Schmidjell (Hrsg.): Ödön von Horváth: <strong>Geschichten</strong> <strong>aus</strong> <strong>dem</strong> <strong>Wiener</strong> <strong>Wald</strong>.<br />

Erläuterungen und Dokumente. Reclam, 2000, ISBN 3-15-016016-2.

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