Dr. Wilhelm Miklin
Dr. Wilhelm Miklin
Dr. Wilhelm Miklin
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
ekannt. Das Buch regte zu weiterer und verstärkter Sammeltätigkeit<br />
an.<br />
Im Jahre 1906 wurde ein Arbeitsausschuß für die Sammlung<br />
des Gottscheer Volksliedes unter Hans Tschinkel ins Leben<br />
gerufen; 1908 hat Hans Tschinkel bereits eine Grammatik der<br />
Gottscheer Mundart veröffentlicht. Dieses Sammelgremium<br />
hat viel neu gesammeltes Material schon 1912 im ersten Band<br />
der Buchreihe „Das Volkslied Österreich“ veröffentlicht. Es<br />
handelt sich dabei um ein richtiges Dokument, das 1913 fertiggestellt<br />
wurde. Weitere Bände sollten folgen. Es sollte damit<br />
eine Art Vorbild gegeben werden, daß das Volkslied von großer<br />
Bedeutung ist. Tatsächlich hatte Hans Tschinkel in kurzer Zeit<br />
eine bewundernswerte Leistung vollbracht. Tschinkel war es<br />
gelungen, durch kundige Hand Ordnung in das viele Sammelmaterial<br />
zu bringen. Besonders interessant und hervorzuheben<br />
ist ein Abschnitt des Werkes über das Volksliedsingen in Gottschee<br />
mit einer Geschichte der Volksliedforschung seit dem<br />
Jahre 1820.<br />
Insgesamt wurden fast 1000 Liedbeiträge aus fast allen Siedlungen<br />
der Gottscheer Heimat aufgezeichnet und rund 770 auch zur<br />
Veröffentlichung ausgewählt. Die Lieder sind natürlich mit Text<br />
und Melodie aufgezeichnet worden. Darunter befinden sich<br />
etwa 135 geistliche Lieder, 430 weltliche, die meist erzählenden<br />
Inhalt haben, und 210 Kinderlieder. Hauffen schreibt dazu: „Es<br />
ist ein ganz eigenartiges Lied, das sich auf dem Grunde des älteren<br />
deutschen Volksliedes in der Sprachinsel Gottschee unter<br />
dem Einfluß besonderen geistigen und wirtschaftlichen Lebens,<br />
unter dem <strong>Dr</strong>ucke ganz persönlich gestalteter geschichtlicher<br />
Erlebnisse im Laufe der Zeit in Sprache, Stil und Weise so ausgebildet<br />
hat, wie es sich in ähnlicher Gestalt kein zweites Mal in<br />
deutschen Landen findet.“<br />
Leider wurde die Herausgabe dieser einzigartigen Sammlung<br />
verzögert und schließlich durch den Ersten Weltkrieg verhindert.<br />
Tschinkel starb am 4. Juli 1925, und erst im Jahre 1928 hat seine<br />
Witwe Ina Tschinkel das Manuskript dem deutschen Volksliedarchiv<br />
in Freiburg i. Br. zum Kauf angeboten. Es gelang der Notgemeinschaft<br />
der deutschen Wissenschaft, die Mittel aufzubringen,<br />
wobei sich John Meier sehr dafür einsetzte. Meier sagte über<br />
den Erwerb dieser Liedsammlung: „Es handelt sich um etwa<br />
1000 wertvollste Lieder, die in dieser Vollständigkeit nie wieder<br />
zusammenzubringen sein würden . . .“<br />
Zur 600-Jahr-Feier unserer Sprachinsel Gottschee hat das<br />
Volksliedarchiv in der Reihe „Landschaftliche Volkslieder“<br />
einen kleinen Band mit 36 ausgewählten Gottscheer Liedern<br />
herausgegeben. In der Folge trat in der Publikation unserer<br />
Gottscheer Volkslieder eine längere Pause ein. Die Gesamtausgabe<br />
der Gottscheer Volkslieder erschien in der Folge in drei<br />
Bänden im Verlag B. Schott’s Söhne, Mainz. Verfasser waren<br />
Rolf Wilh. Brednich, Zmaga Kumer und Wolfgang Suppan.<br />
1969 wurde der erste Band unter dem Titel „Volksballaden“,<br />
der zweite Band 1972 unter dem Titel „Geistliche Lieder“ und<br />
der dritte Band 1984 unter dem Titel „Weltliche Lieder, Volkstänze“<br />
herausgegeben. Damit ist das Gottscheer Liedgut für die<br />
Wissenschaft gerettet und erhalten.<br />
Es ist aber notwendig, daß unser wertvolles Liedgut auch lebt,<br />
d. h. von Gottscheer Sängerinnen und Sängern dargeboten<br />
und publiziert wird. Dieser Aufgabe hat sich neben den großen<br />
Chören in New York und Cleveland sowie der Sing- und Trachtengruppe<br />
der Gottscheer Landsmannschaft in Deutschland<br />
die vor 50 Jahren ins Leben gerufene Sing- und Trachtengruppe<br />
der Gottscheer Landsmannschaft in Klagenfurt<br />
gestellt. Seit einem halben Jahrhundert pflegt sie unsere Hei-