Fensterbankblues: Zurück in den vier Wänden - Austrian Orchid ...
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e<strong>in</strong> bis zwei Wochen nach h<strong>in</strong>ten verschieben.<br />
Auch unterliegen die Vorkommen dieser<br />
Art starken Bestandsschwankungen, die aber<br />
von Standort zu Standort verschie<strong>den</strong> se<strong>in</strong><br />
können. So waren letztes Jahr an e<strong>in</strong>em<br />
Standort im Wienerwald kaum Exemplare zu<br />
f<strong>in</strong><strong>den</strong> während man auf Heißlän<strong>den</strong>standorten<br />
<strong>in</strong> <strong>den</strong> Donauauen die Pflanzen <strong>in</strong> überraschender<br />
Menge auch an vielen bisher<br />
sche<strong>in</strong>bar unbesiedelten Plätzen antreffen<br />
konnte. Heuer war es dann genau umgekehrt.<br />
Bestäubt wer<strong>den</strong> die Blüten durch Hummeln<br />
und Bienen, die die leicht duften<strong>den</strong><br />
Blüten bei sonnigem und warmem Wetter<br />
rege anfliegen. Trotz der kühlen Jahreszeit<br />
geht die Frucht- und Samenreife sehr rasch<br />
vonstatten: nach fünf bis sechs Wochen öffnen<br />
sich die Kapseln bereits und streuen ihre<br />
Samen <strong>in</strong> <strong>den</strong> W<strong>in</strong>d.<br />
Die seltene Herbst-Drehwurz hat ihre<br />
wenigen Standorte auf Weiderasen,<br />
Mähwiesen und Heißlän<strong>den</strong>, noch seltener ist<br />
sie <strong>in</strong> sehr lichten Nadelwäldern oder angeblich<br />
auch auf Feuchtwiesen-oder wohl eher<br />
an deren Rand- zu f<strong>in</strong><strong>den</strong>. In Südeuropa steht<br />
sie auch <strong>in</strong> Gebüsch, ich selbst konnte<br />
Spiranthes spiralis <strong>in</strong> der Toskana Anfang<br />
Oktober <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er historischen Gartenanlage<br />
unter Sträuchern f<strong>in</strong><strong>den</strong>.<br />
Die Pflanzen vertragen Beweidung sehr<br />
gut, ihre Blattrosetten s<strong>in</strong>d nach Verbiss und<br />
Trittschä<strong>den</strong> recht regenerationsfähig. Auf<br />
stark beweideten Flächen können sie so auch<br />
die e<strong>in</strong>zige <strong>Orchid</strong>eenart im Biotop se<strong>in</strong>.<br />
Oft ist die Art e<strong>in</strong>e Zeigepflanze für existente<br />
oder ehemalige Schafwei<strong>den</strong>. Dies mag<br />
aber weniger an <strong>den</strong> Schafen liegen, sondern<br />
mehr an der sehr kurz gehaltenen Konkurrenzvegetation.<br />
Gefährdet ist die Art durch Aufgabe der<br />
traditionellen Nutzungsformen wie Beweidung<br />
oder Mahd. Bei dichterer Vegetation<br />
oder gar bei Verbuschung können sich die<br />
konkurrenzschwachen Pflanzern nicht mehr<br />
durchsetzen und verschw<strong>in</strong><strong>den</strong>. Auch der<br />
E<strong>in</strong>satz von Kunstdünger löscht die Herbst-<br />
Stendelwurz ebenso wie andere <strong>Orchid</strong>een an<br />
ihren Standorten aus.<br />
So bleibt zu hoffen, dass wenigstens die<br />
wenigen verbliebenen Plätze an <strong>den</strong>en die Art<br />
je<strong>den</strong> Herbst ihre Blütenstände <strong>in</strong> <strong>den</strong> Herbsthimmel<br />
schraubt, so erhalten wer<strong>den</strong>, dass<br />
man dieses Schauspiel immer wieder beobachten<br />
kann. ❑<br />
16<br />
Seltenheiten <strong>in</strong> Kultur<br />
Maxillaria dillonii<br />
WERNER BLAHSL stellt <strong>in</strong> dieser Serie zu<br />
Unrecht selten kulti<strong>vier</strong>te <strong>Orchid</strong>een vor.<br />
Die Gattung Maxillaria wurde bereits 1794 von Ruiz<br />
und Pavon gegründet. Sie gehört zur Subfamilie<br />
Epi<strong>den</strong>droideae, Tribus Maxillareae und Subtribus<br />
Maxillari<strong>in</strong>ae. Es gibt ca. 650 verschie<strong>den</strong>e Maxillaria-<br />
Arten im tropischen und subtropischen Amerika <strong>in</strong><br />
Höhenlagen bis zu 3500 m, die epiphytisch, aber auch<br />
terrestrisch und lithophytisch wachsen. Die Blüten können<br />
sehr kle<strong>in</strong> bis auffallend groß se<strong>in</strong> und s<strong>in</strong>d meist<br />
kräftig gefärbt.<br />
Maxillaria dillonii wurde erst 1998 von D. E. Benn &<br />
Christenson beschrieben und ist verwandt mit <strong>den</strong> großblütigen<br />
Arten wie Maxillaria luteo-alba oder<br />
Maxillaria callichroma und wurde wahrsche<strong>in</strong>lich mit<br />
ihnen früher verwechselt oder als i<strong>den</strong>tisch betrachtet.<br />
Ihr Vorkommen erstreckt sich <strong>in</strong> feuchten Wäldern <strong>in</strong><br />
e<strong>in</strong>er Höhenlage von ca. 800 m von Peru bis Ecuador.<br />
Die 3–4 cm großen Pseudobulben s<strong>in</strong>d oval und stehen<br />
dich beisammen. Maxillaria dillonii ist e<strong>in</strong>blättrig,<br />
wobei das Blatt 30–40 cm lang wird, hart und ledrig ist.<br />
Die Blütezeit liegt bei uns im Herbst, wobei e<strong>in</strong>e gut<br />
bestockte Pflanze aus der Basis der Bulben etliche bis zu<br />
15 cm lange Blütenstände treiben kann. Sie ist immer<br />
e<strong>in</strong>blütig, der Durchmesser der Blüte beträgt bis zu 12 cm.<br />
Sie halten an der Pflanze ungefähr 2 Wochen.<br />
Die Kultur erfolgt im temperierten Bereich, sie gilt allgeme<strong>in</strong><br />
als sehr temperaturtolerant, verträgt aber ke<strong>in</strong>e<br />
direkte Sonne oder längere Trockenheit. E<strong>in</strong>e erfolgreiche<br />
Kultur im Wohnzimmer ist möglich, e<strong>in</strong> Freilandaufenthalt<br />
im Sommer an e<strong>in</strong>em hellen Schattenplatz<br />
wird gut akzeptiert. ❑