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Skript Büromanagement II Fachkauffrauen f ... - BAW-Schule

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von Dieter Kirchartz, <strong>BAW</strong>-Akademie<br />

M‰rz 08<br />

<strong>Skript</strong><br />

B¸romanagement <strong>II</strong><br />

Informationsmanagement<br />

f¸r<br />

Fachkaufleute f¸r<br />

B¸romanagement<br />

----------------------------------<br />

Unternehmensf¸hrung<br />

Organisation<br />

Kommunikation<br />

Gespr‰chf¸hrung<br />

Konfliktmanagement<br />

Ideenfindung / Kreativit‰tstechniken<br />

Arbeitstechniken<br />

Humanisierung der Arbeitswelt<br />

Hohenzollernring 55<br />

50672 Kˆln<br />

Tel. 0221 251919<br />

Fax: 0221 254040<br />

Internet: www.baw-schule.de<br />

E-Mail: info@baw-schule.de<br />

Berliner Allee 30<br />

40212 D¸sseldorf<br />

Tel.: 0211 2399333<br />

Fax: 0221 254040<br />

Internet: www.baw-schule.de<br />

E-Mail: info@baw-schule.de


Inhaltsverzeichnis<br />

I. Unternehmensf¸hrung Seite<br />

1 Organisationskultur 4<br />

2 Unternehmensethik 4<br />

3 Unternehmensleitbild/-philosophie 5<br />

4 Unternehmenspolitik 6<br />

4.1 Shareholder-Konzept 7<br />

4.2 Stakeholder-Konzept 8<br />

5 Corporate Identity 10<br />

6 F¸hrungsaufgeben der Unternehmensleitung 12<br />

<strong>II</strong>. Organisation<br />

1 Begriff und Aufgaben 13<br />

1.1 Organisationsbegriff 13<br />

1.2 Anforderungen 14<br />

1.3 Bereiche 14<br />

1.4 Organisation, Disposition, Improvisation 15<br />

2 Aufgabenanalyse<br />

2.1 Gliederungsgrunds‰tze 16<br />

2.2 Vorgehenssystematik 18<br />

3 Aufbauorganisation<br />

3.1 Stellenbildung 19<br />

3.1.1 Prinzipien 19<br />

3.1.2. Stellenbeschreibung 20<br />

3.2 F¸hrungsstellen und -ebenen<br />

3.2.1 Instanzenbildung 22<br />

3.2.2 Organisation der Leitung 22<br />

3.2.3 Zentralisation / Dezentralisation 23<br />

3.3 Mehrstufige Betriebsaufbau<br />

3.3.1. Einliniensystem 25<br />

3.3.2 Stab-/Liniensystem 26<br />

3.3.3 Mehrliniensystem 27<br />

3.3.4 Spartenorganisation 28<br />

3.3.5 Matrixorganisation 29<br />

3.3.6 Holdingorganisation 32<br />

3.4 Informelle Gruppen 30<br />

4 Ablauforganisation 31<br />

4.1 Organisation betriebl. Abl‰ufe 32<br />

4.2 Netzplantechnik 33<br />

4.3 Diagramme 36<br />

<strong>II</strong>I. Kommunikation<br />

1 Bedeutung 39<br />

2 Definition 39<br />

3 Begriffszusammenh‰nge 40<br />

4 Ziele und Zweck 40<br />

5 Kommunikationsmodelle 40<br />

5.1 Vier-Seiten-Modell 41<br />

6 Kommunikationsarten 45<br />

6.1 Verbale Kommunikation 45<br />

6.2 Nonverbale Kommunikation 45<br />

6.3 Sonstige Kommunikationsarten 51<br />

� B¸romanagement <strong>II</strong> f¸r "<strong>Fachkauffrauen</strong> f¸r B¸romanagement" (Stand 05/11) 2


IV. Gespr‰chsf¸hrung<br />

1 Gespr‰che 51<br />

1.1. Gespr‰chsdefinition 51<br />

1.2 Gespr‰chsphasen 51<br />

1.3 Gespr‰chssteuerung 53<br />

1.4 Paarigkeit 53<br />

1.5 Mitarbeitergespr‰ch 54<br />

1.6 Kritikgespr‰ch 55<br />

1.7 Beurteilungsgespr‰ch 56<br />

V. Konfliktmanagement<br />

2.1 Moderation und Mediation 57<br />

VI. Ideenfindung / Kreativit‰tstechniken<br />

1 Definition 60<br />

2 Modelle 61<br />

2.1 Brainstorming 61<br />

2.2 Brainwriting 63<br />

2.2.1 Methode 6-3-5 64<br />

2.2.2 Brainwriting-Pool 65<br />

2.3 Metaplan 66<br />

V<strong>II</strong>. Arbeitstechniken<br />

1 Selbstmanagement 69<br />

2 Zeitmanagement 70<br />

2.1 ABC-Analyse 70<br />

2.2 Pareto-Prinzip 70<br />

2.3 Eisenhower-Methode 71<br />

2.4 Alpen-Methode 71<br />

V<strong>II</strong>I. Humanisierung der Arbeitswelt<br />

1 job-rotation 80<br />

2 job-enlargement 81<br />

3 job-enrichment 82<br />

Vorwort<br />

Dieses <strong>Skript</strong> ist nat¸rlich angelehnt an die Pr¸fungsordnung und den<br />

Lehrstoffinhaltsplan der IHK.<br />

Sie werden feststellen, dass Ihnen einige Abhandlungen aus der betrieblichen<br />

Praxis bekannt und sogar gel‰ufig sind. Bei mancher Abhandlung handelt es sich<br />

auch um Selbstverst‰ndlichkeiten und Ihnen bekannten "Lebensweisheiten", einige<br />

sind "Pseudowissenschaftliche Abhandlungen" und nur einige zu lernen.<br />

Da speziell diese Themen aber mit Fachausdr¸cken ñ i. d. R. handelt es sich um<br />

"englische" Bezeichnungen ñ versehen wurden, ist es f¸r die Pr¸fung - aber auch<br />

f¸r die betriebliche Praxis und die Teilnahme an Abhandlungen und Diskussionen -<br />

notwendig diese zu lernen.<br />

Im Unterricht kˆnnen diese "Lebensweisheiten" nicht oder nicht vollst‰ndig<br />

behandelt werden. Der Autor bittet Sie deshalb sich auch auflerhalb des<br />

Unterrichts mit diesem <strong>Skript</strong> zu besch‰ftigen und die Fachausdr¸cke zu lernen.<br />

� B¸romanagement <strong>II</strong> f¸r "<strong>Fachkauffrauen</strong> f¸r B¸romanagement" (Stand 05/11) 3


I. Unternehmensf¸hrung<br />

Grunds‰tze, Leitbilder, Organisationskultur<br />

1. Organisationskultur<br />

Die Unternehmensf¸hrung legt heute Wert auf die Formulierung und Durchf¸hrung<br />

von Unternehmensphilosophie, Unternehmensgrund- und -leits‰tzen.<br />

Dies kann man unter dem Begriff Organisationskultur vereinen.<br />

Organisationskultur (englisch: Organizational Culture, Corporate Culture), manchmal<br />

auch als Unternehmenskultur bezeichnet, ist ein Begriff der betriebswirtschaft-lichen<br />

Organisationstheorie und beschreibt die Entstehung, Entwicklung und den Einfluss<br />

kultureller Aspekte innerhalb von Organisationen.<br />

Die Organisationskultur wirkt auf alle Bereiche des Managements (Entscheidungsfindung,<br />

Beziehungen zu Kollegen, Kunden und Lieferanten, Kommunikation usw.),<br />

jede Aktivit‰t in einer Organisation ist durch ihre Kultur gef‰rbt und beeinflusst. Das<br />

Verst‰ndnis der Organisationskultur erlaubt es den Mitgliedern, ihre Ziele besser<br />

verwirklichen zu kˆnnen, und den Auflenstehenden, die Organisation besser zu<br />

verstehen.<br />

Entscheidend sind dabei die nachstehenden Leitbilder, Grunds‰tze und Philosophien.<br />

2. Unternehmensethik<br />

Die Unternehmensethik besch‰ftigt sich mit der Frage, welchen moralischen<br />

Wertvorstellungen Unternehmen gen¸gen sollten. Damit einher geht auch die<br />

Frage, wie unternehmerisches Gewinnstreben und moralische Ideale zueinander<br />

stehen.<br />

F¸r Unternehmen werden unternehmensethische ‹berlegungen aufgrund<br />

verschiedener Triebkr‰fte (siehe hierzu auch das Kapitel ¸ber Shareholder und<br />

Stakeholder) immer wichtiger.<br />

� B¸romanagement <strong>II</strong> f¸r "<strong>Fachkauffrauen</strong> f¸r B¸romanagement" (Stand 05/11) 4


Ein Unternehmen l‰uft Gefahr, seine Legitimation von seiten der Gesellschaft, zu<br />

verlieren, wenn es moralische Wertvorstellungen nicht ber¸cksichtigt. Vor allem vor<br />

dem Hintergrund ethisch nicht zu rechtfertigender Praktiken in bestimmten Branchen,<br />

wie z. B: Bankwesen, Energiewirtschaft und den Betrug im Online-Handel, aber auch<br />

der ÑTradition der Vorurteileì gegen¸ber dem Handel.<br />

Viele Firmen versuchen dagegen ein entsprechendes Unternehmensleitbild / eine<br />

entsprechende Philosophie zu setzen. Dies kann aber bei einem Shareholder-Konzept<br />

sehr schwierig sein. (s. nachstehende Kapitel)<br />

3. Unternehmensleitbild/-philosophie<br />

Ein Leitbild ist eine schriftliche Erkl‰rung einer Organisation ¸ber ihr Selbstverst‰ndnis<br />

und ihre Grundprinzipien. Es formuliert einen Zielzustand (Realistisches Idealbild) [1] .<br />

Nach innen soll ein Leitbild Orientierung geben und somit handlungsleitend und<br />

motivierend f¸r die Organisation als Ganzes und die einzelnen Mitglieder wirken. Nach<br />

auflen (÷ffentlichkeit, Kunden) soll es deutlich machen, f¸r was eine Organisation<br />

steht. Es ist Basis f¸r die Corporate Identity einer Organisation. Ein Leitbild beschreibt<br />

die Mission und Vision einer Organisation sowie die angestrebte Organisationskultur.<br />

Es ist Teil des Normativen Managements und bildet den Rahmen f¸r Strategien, Ziele<br />

und operatives Handeln.<br />

� B¸romanagement <strong>II</strong> f¸r "<strong>Fachkauffrauen</strong> f¸r B¸romanagement" (Stand 05/11) 5


Funktionen von Leitbildern<br />

Orientierung ist die zentrale Funktion eines Leitbildes nach innen, in die Organisation.<br />

Ein Leitbild soll f¸r die Mitarbeiter und Mitglieder die Frage beantworten ÑWof¸r stehen<br />

wir als Gemeinschaft?ì, (Vision/ Urgrund), ÑWas wollen wir gemeinsam erreichen?ì<br />

(Mission/ Aufgabe(n)) und ÑWelche Werte und Prinzipien sollen unser Handeln leiten?ì.<br />

Da diese Fragen immer attraktiv beantwortet werden, ist mit einem Leitbild die<br />

Hoffnung auf eine positive Motivation der Mitarbeiter verkn¸pft.<br />

Positive ÷ffentlichkeitsarbeit ist die Funktion eines Leitbildes nach auflen. Es soll<br />

Kunden, B¸rgern und Meinungsf¸hrern die Frage ÑF¸r was steht diese Organisation?ì,<br />

verkn¸pft mit einem positiven Imageeffekt, beantworten. Die Entwicklung von<br />

Leitbildern ist oft Ausgangspunkt oder Bestandteil von Ver‰nderungsprozessen. Durch<br />

die Beschreibung eines positiven Leitbildes soll ein Fundament f¸r positive<br />

Ver‰nderung und Weiterentwicklung der Organisation geschaffen werden.<br />

Kritik<br />

Ob und in welchem Mafl Leitbilder ihre Funktion erf¸llen, ist in Theorie und Praxis<br />

umstritten. Die Kritik gegen¸ber einzelnen Leitbildern geht in zwei Richtungen:<br />

Entweder werden die Inhalte des Leitbildes bzw. einzelne Bausteine abgelehnt oder<br />

aber das Leitbild als ÑAnsammlung von Allgemeinpl‰tzenì als nicht<br />

orientierungsgebend kritisiert.<br />

Grunds‰tzlich umstritten ist die Frage, ob die Entwicklung eines Leitbildes tats‰chlich<br />

Ausgangspunkt von positiven Ver‰nderungen in einer Organisation sein kann. In<br />

Leitbildern werde oft mit viel Aufwand ein Idealbild beschrieben, das wenig mit der<br />

Realit‰t gemein hat und es wird keine Antwort gegeben, wie dieses<br />

Das Unternehmensleitbild/die Unternehmensphilosophie wird aber in der Realit‰t<br />

grunds‰tzlich gepr‰gt von den Einflussgruppen ñ den Shareholdern und /oder<br />

Stakeholdern des Unternehmens, auch wenn in der ÷ffentlichkeit h‰ufiger ein<br />

anderer Eindruck entstehen soll, vor allem beim Shareholder-System.<br />

4. Unternehmenspolitik<br />

In j¸ngeren Diskussionen wird zwischen zwei vorherrschenden Polarit‰ten der<br />

Unternehmenspolitik unterschieden, die mit der Ermittlung strategischer<br />

Unternehmensziele verbunden sind:<br />

�� Der Shareholder-Value-Ansatz und<br />

�� der Stakeholder-orientierte Ansatz<br />

W‰hrend der Shareholder-Value-Ansatz die Interessen der Kapitalgeber in den<br />

Vordergrund stellt und sich auf die gewinnorientierte Bestands- und<br />

‹berlebenssicherungspolitik des Unternehmens konzentriert, ist der Stakeholderansatz<br />

auf die Interessen der Anspruchsgruppen des Unternehmens gerichtet d.h. auf z. B.<br />

die Mitarbeiter, Kunden, Lieferanten, Banken, Staat, und zielt damit auf eine<br />

Unternehmenspolitik unter Ber¸cksichtigung der Wahrung eigener Interessen.<br />

� B¸romanagement <strong>II</strong> f¸r "<strong>Fachkauffrauen</strong> f¸r B¸romanagement" (Stand 05/11) 6


4.1 Shareholder Konzept<br />

Der Shareholder-Value-Ansatz ist ein Bewertungsansatz, der den<br />

Wert eines Unternehmens ausschliefllich aus Sicht der Eigent¸mer<br />

(Shareholder) ermittelt und entsprechende Handlungen verlangt.<br />

ï Shareholder sind Inhaber (Anteilseigner) eines Unternehmens<br />

ï Sie kaufen Aktien, weil sie finanzielle Ertr‰ge suchen<br />

ï Aktion‰re w‰hlen Direktoren, die wiederum Manager einstellen<br />

ï Die Manager betreiben eine Gesch‰ftspolitik, die den Shareholder-Value erhˆht<br />

(erhˆhen soll)<br />

ï Hauptzweck: Maximierung des Vermˆgens der Aktion‰re = Maximierung des<br />

Preises der Aktie<br />

Begr¸ndung und Auswirkung des Konzepts<br />

ï Maximierung des Aktienpreises erfordert<br />

- leistungsf‰hige Firma<br />

- Waren und Dienste von hoher Qualit‰t<br />

- Produzieren mit mˆglichst niedrigen Kosten<br />

- Entwicklung der Produkte und Dienste die Kunden wollen<br />

und brauchen<br />

- effizienten und hˆflichen Service<br />

ï Maximierung des Aktienkurs f¸hrt zu<br />

- Entwicklung von neuen Techniken und Produkten<br />

- Schaffung von Arbeitspl‰tzen<br />

ï Die erforderlichen Maflnahmen um den Shareholder Value zu erhˆhen sind auch<br />

f¸r die Gesellschaft nutzbringend!<br />

Kritik<br />

ï Recht einseitige Konzentration der Unternehmensaktivit‰ten in Richtung der<br />

Eigent¸mer bzw. Anteilseigner<br />

ï Fˆrderung von unangemessenen Gesch‰ftsgebaren (Monopolbildung, Verletzung<br />

von Sicherheitsstandards, Umweltvorschriften u. Menschenrechten)<br />

ï Vernachl‰ssigung der sozialen bzw. gesellschaftlichen Verantwortung (z. B.<br />

Entlassung von Mitarbeitern f¸hrt zur Kurssteigerung der Aktien)<br />

� B¸romanagement <strong>II</strong> f¸r "<strong>Fachkauffrauen</strong> f¸r B¸romanagement" (Stand 05/11) 7


4.2 Stakeholder Konzept<br />

Das Stakeholder Konzept setzt bei der Erkenntnis an, dass im Gegensatz zur ersten<br />

H‰lfte d. v. Jahrhunderts [20. Jh.] die meisten Unternehmen heute keine privaten<br />

Erwerbseinheiten eines oder mehrerer Eigent¸mer mehr sind, sondern quasiˆffentliche<br />

Institutionen. So bilden sich Konflikt der unterschiedlichen unternehmensinterner und<br />

externer Anspruchsgruppen.<br />

Im Unterschied zum Shareholder-Value-Prinzip, das ausschliefllich Bed¸rfnisse<br />

und Erwartungen der Anteilseigner einer Organisation (z. B. die Aktion‰re bei<br />

einer Aktiengesellschaft) in den Mittelpunkt des Interesses stellt, versucht das<br />

Prinzip der Stakeholder, die Bed¸rfnisse der unterschiedlichen<br />

Anspruchsgruppen in Einklang zu bringen.<br />

Als Stakeholder gelten dabei neben den Eigent¸mern (Anteilseigner, Mitglieder) die<br />

Mitarbeiter (bis hin zu den Managern, z. B. Anspruch auf Besch‰ftigung und<br />

Sicherheit), die Kunden oder Vorteilsnehmer (z. B. Anspruch auf Qualit‰t und<br />

Zuverl‰ssigkeit), die Lieferanten, die Kapitalm‰rkte (u. a. Kreditgeber) sowie der Staat<br />

(z. B. Anspruch auf Steuergelder, Umweltschutz), die Natur (Rohstofflieferant,<br />

Aufnahmemedium f¸r Abfall) und die ÷ffentlichkeit (Parteien, Verb‰nde, Kirchen,<br />

Medien etc.).<br />

Voraussetzung f¸r die Durchf¸hrung<br />

ï Relativierung der Rolle der Anteilseigner<br />

ï Keine Bevorzugung der Anteilseigner<br />

ï Keine Fokussierung auf nur ein Ziel<br />

ï Soziale Verantwortung wird verst‰rkt wahrgenommen<br />

� B¸romanagement <strong>II</strong> f¸r "<strong>Fachkauffrauen</strong> f¸r B¸romanagement" (Stand 05/11) 8


Kritik<br />

ï Ziel des koalitionskonformen ‹berlebens des Unternehmens verhindert eventuell zum<br />

‹berleben notwendige Zerschlagung von Unternehmensteilen<br />

ï Viele Anspruchsgruppen f¸hren zu immenser Heterogenit‰t und sind aufgrund der<br />

Komplexit‰t f¸r die Praxis h‰ufig unbrauchbar<br />

ï Streben nach einer mˆglichst gleichen Wertschaffung f¸r alle Anspruchsgruppen<br />

verursacht einen erheblichen Planungsaufwand<br />

ï Akzeptanzprobleme im Management aufgrund Komplexit‰t,<br />

Implementierungsschwierigkeit<br />

4.3 Shareholder und Stakeholder im ‹berblick<br />

Unternehmensziel<br />

Hauptanspruchsgruppen<br />

Shareholder Stakeholder<br />

Wertorientierte<br />

Unternehmensf¸hrung;<br />

Maximierung des<br />

Aktion‰rsnutzens<br />

Aktion‰re<br />

(Anteilseigner)<br />

nachhaltiges, sinnvolles<br />

‹berleben des<br />

Unternehmens<br />

s‰mtliche<br />

Anspruchsgruppen<br />

(Management, Kunden,<br />

÷ffentlichkeit,<br />

Aktion‰re,<br />

Arbeitnehmer,<br />

Lieferanten,<br />

Staat)<br />

Dimension eindimensional mehrdimensionale<br />

Sicht<br />

Erfolgsmaflstab Wertsteigerung Befriedigung s‰mtl.<br />

Hauptprobleme<br />

- Manipulierbarkeit<br />

- schlechtes Image<br />

- Kurzfristigkeit<br />

Anspruchsgruppen<br />

- Heterogenit‰t der<br />

Anspr¸che<br />

- Un¸bersichtlichkeit/<br />

Komplexit‰t<br />

- fehlende Zielpr‰zisie-<br />

rungen<br />

- Akzeptanzprobleme<br />

Im Management<br />

Die Interessen der Shareholder und Stakeholder m¸ssen dabei nicht<br />

unbedingt im Gegensatz stehen, vor allem, wenn es um eine<br />

langfristige Gewinnoptimierung und Unternehmensentwicklung geht.<br />

� B¸romanagement <strong>II</strong> f¸r "<strong>Fachkauffrauen</strong> f¸r B¸romanagement" (Stand 05/11) 9


5. Corporate Identity<br />

Das Ergebnis der vorstehenden Grunds‰tzen und Leitlinien ist der Aufbau einer<br />

Corporate Identity<br />

Corporate Identity (auch Unternehmensidentit‰t) ist der abgestimmte Einsatz von<br />

Verhalten, Kommunikation und Erscheinungsbild nach innen und auflen auf der<br />

Basis eines sich dadurch mit Leben f¸llenden Unternehmensleitbilds, mit dem<br />

Ziel einer nachhaltigen Unternehmensentwicklung.<br />

Corporate Identity (CI), auch Unternehmensidentit‰t, ist also die ÑPersˆnlichkeitì bzw.<br />

der ÑCharakterì einer Organisation, die als einheitlicher Akteur ñ mit sozusagen<br />

menschlichen Eigenschaften ñ handelt und wahrgenommen wird.<br />

Das Konzept der ÑCIì beruht auf der Idee, dass Unternehmen wie Persˆnlichkeiten<br />

wahrgenommen werden und ‰hnlich wie solche handeln kˆnnen. Insofern wird<br />

Unternehmen eine quasi menschliche ÑPersˆnlichkeitì zugesprochen ñ bzw. es wird als<br />

Aufgabe der Unternehmenskommunikation angesehen, Unternehmen zu einer solchen<br />

Identit‰t zu verhelfen.<br />

Die Identit‰t einer Person ergibt sich f¸r den Beobachter normalerweise aus der<br />

optischen Erscheinung sowie der Art und Weise zu sprechen und zu handeln. Falls<br />

alles zueinander passt und die komplement‰ren Teile ein einheitliches Ganzes<br />

ergeben, entsteht eine stabile Wahrnehmung eines Akteurs mit einem spezifischen<br />

Charakter, die Corporate Identity.<br />

Typischerweise umfasst die CI die Unternehmensphilosophie, das Leitbild, die<br />

Begrifflichkeiten, die Handlungsrichtlinien, den Namen, das Logo, weitere visuelle<br />

Zeichen, ggf. akustische Zeichen sowie alle weiteren Unterscheidungs- und<br />

Alleinstellungsmerkmale und insbesondere - sofern vorhanden - das besondere<br />

Versprechen des Unternehmens als Marke.<br />

Bereiche des CI:<br />

H‰ufig wird zwischen folgenden Bereichen der Corporate Identity unterschieden:<br />

�� Unter Corporate Design (CD) wird die visuelle Identit‰t verstanden, die<br />

als Erscheinungsbild Teil der Corporate Identity ist. Corporate Design findet<br />

Anwendung bei Gestaltung von Zeichen, Arbeitskleidung (Corporate Clothing:<br />

Uniformen), Formularen, Architektur der Betriebsgeb‰ude, Farbgebung usw.<br />

Eine Ausweitung erf‰hrt Corporate Design zunehmend durch weitere sinnlich<br />

wahrnehmbare Merkmale wie z. B. den akustischen<br />

�� Die Corporate Communication (CC) umfasst die gesamte<br />

Unternehmenskommunikation ñ und zwar sowohl nach innen wie nach<br />

auflen. Dadurch wird das einheitliche Erscheinungsbild vermittelt und das damit<br />

verbundene Image verst‰rkt. Corporate Communications findet Anwendung bei<br />

Werbemaflnahmen (Plakate, Anzeigen, Werbebotschaften, TV-Spots usw.) und<br />

der ÷ffentlichkeitsarbeit (Pressekonferenz, Sponsoring usw.). Aber auch bei<br />

unternehmensinterner Kommunikation (z. B. Mitteilungen an Mitarbeiter,<br />

Betriebszeitungen).<br />

� B¸romanagement <strong>II</strong> f¸r "<strong>Fachkauffrauen</strong> f¸r B¸romanagement" (Stand 05/11) 10


�� Zum Corporate Behaviour (CB) als Unternehmenskultur gehˆren das<br />

Verhalten der Mitarbeiter untereinander, gegen¸ber Kunden sowie zu<br />

Lieferanten, Partnern und der ÷ffentlichkeit. Corporate Behaviour zeigt sich u. a.<br />

in der Mitarbeiterf¸hrung, im Umgangston, in der Kritikf‰higkeit. Aber auch auf<br />

der Mikroebene spielt das CB eine wesentliche Rolle, wenn es um das<br />

Verhalten des einzelnen Unternehmensangehˆrigen zu einander geht<br />

�� Die Corporate Philosophy (CP) beinhaltet das Selbstverst‰ndnis des<br />

Firmengr¸nders und spiegelt seine urspr¸ngliche Intention wider. Sie bildet<br />

damit die grundlegende Sinn- und Werteebene des Unternehmens mit<br />

Informationen zu Werten, Normen, Rollen.<br />

�� Die Corporate Culture ist die Objekt- und Verhaltensebene des<br />

Unternehmens, wie das Unternehmen t‰glich arbeitet / lebt und bildet<br />

damit die Konkretisierung der Unternehmensphilosophie.<br />

In der Praxis werden diese Bereiche zum Teil nicht scharf voneinander getrennt.<br />

Besonders ist das beim Begriff des Corporate Image der Fall. Das Corporate Image<br />

gehˆrt nicht zur Corporate Identity. Es zeigt das Fremdbild der Firma und die Wirkung<br />

ihrer Leistungen auf, wohingegen die Corporate Identity das Selbstbild verkˆrpert.<br />

Weitere wichtige konstitutive Faktoren f¸r die Corporate Identity sind die<br />

Unternehmensgeschichte, seine Organisationsstrukturen und sein Leitbild (Ziele und<br />

Selbstverst‰ndnis).<br />

In der Umgangssprache wird ñ f‰lschlicherweise ñ h‰ufig von CI gesprochen, wenn<br />

eigentlich nur das CD gemeint ist.<br />

� B¸romanagement <strong>II</strong> f¸r "<strong>Fachkauffrauen</strong> f¸r B¸romanagement" (Stand 05/11) 11


6. F¸hrungsaufgaben des Management<br />

Zu den typischen Haupt-F¸hrungsaufgaben des Managements gehˆren:<br />

�� die strategische Unternehmensplanung; Festlegung der langfristigen<br />

Rahmenkonzeption f¸r die strategischen Gesch‰ftsfelder<br />

die operative Planung betrachtet quantitativ die wertschˆpfenden Prozesse bis zu<br />

einem Zeithorizont von 1 Jahr<br />

Planungszeitr‰ume<br />

Als grunds‰tzliche Planungszeitr‰ume werden die kurzfristige, mittelfristige oder<br />

langfristige Planung unterschieden. Die kurzfristige Planung umfasst ein Jahr oder<br />

weniger, die Mittelfristplanung bezieht sich in der Regel auf eine Zeitspanne von ein bis<br />

f¸nf Jahren, langfristige Planung umfasst einen Zeitraum von mehr als f¸nf Jahren.<br />

Strategische Unternhemensf¸hrung<br />

Strategische F¸hrung ist entsprechend der zugrundegelegten F¸hrungsebene<br />

tendenziell langfristig ausgerichtet und kann wegen einer relativ groflen<br />

Unbestimmtheit der verf¸gbaren Informationen lediglich die grobe Gesamtplanung des<br />

Unternehmens zum Inhalt haben. Sie stellt das Bindeglied zwischen der<br />

¸bergeordneten Unternehmensphilosophie und der nichtstrategischen F¸hrung dar.<br />

Operativen Unternehmensf¸hrung<br />

W‰hrend die Zielgrˆfle der strategischen Unternehmensf¸hrung der Aufbau neuer<br />

Erfolgspotentiale sowie den Erhalt bestehender ist, steht die unmittelbare<br />

Erfolgserzielung mit Hilfe der bestehenden Erfolgsfaktoren und die Umsetzung der<br />

festgelegten Unternehmensstrategie im Mittelpunkt operativen Unternehmensf¸hrung.<br />

Mit ihr erfolgt die kurzfristige Festlegung der Programme, T‰tigkeiten und benˆtigten<br />

Mittel f¸r die verschiedenen Bereiche im Detail. Ermittlung strategischer<br />

Unternehmensziele.<br />

Traditionelle Betrachtungen konzentrieren sich auf das Innenleben der Unternehmen,<br />

z. B. die optimale Kombination der Produktionsfaktoren zur Gewinnmaximierung.<br />

Entsprechend werden auch die konstitutiven Bedingungen optimierend betrachtet ohne<br />

Blick auf die gesellschaftliche Relevanz.<br />

� B¸romanagement <strong>II</strong> f¸r "<strong>Fachkauffrauen</strong> f¸r B¸romanagement" (Stand 05/11) 12


<strong>II</strong>. Organisation<br />

1. Begriff und Aufgabe der Organisation<br />

1.1 Begriff<br />

Unter dem Begriff Ñ Betriebsorganisationì versteht man einSystem von dauerhaft<br />

angelegten Regelungen, die eine mˆglichst zweckm‰flige und wirtschaftliche<br />

Durchf¸hrung der Betriebsaufgaben gew‰hrleisten soll. Organisation bedeutet<br />

rationales Handel, durch Strukturierung der betrieblichen Aufgabenbew‰ltigung<br />

und Arbeitsleistung hinsichtlich der Gesamtaufgabe, d. h. Erreichung der<br />

Unternehmensziele<br />

1.2 Anforderungen an die Organisation<br />

Die Betriebsorganisation hat im Sinne der o. g. Definition folgende Kriterien zu<br />

erf¸llen:<br />

Zweckm‰fligkeit<br />

Wirtschaftlichkeit<br />

Dauerhaftigkeit<br />

‹bersichtlichkeit<br />

Jede organisatorische Maflnahme soll am obersten<br />

Zweck (Erreichen der Unternehmensziele) ausgerichtet<br />

sein.<br />

Die zu bew‰ltigenden Betriebsaufgaben m¸ssen in<br />

einem wirtschaftlichen vertretbaren Rahmen erf¸llt<br />

werden, d.h. in einer optimalen Kombination von<br />

Arbeitskraft, Material, Zeit, Weg/Raum und dem jeweils<br />

erforderlichen Grad an Genauigkeit.<br />

Die erwartete Handlungssicherheit kann nur erreicht<br />

werden, wenn die Organisation dauerhaft ist.<br />

Andererseits muss sich die Organisation neuen<br />

betrieblichen Zielen oder Bedingungen anpassen<br />

kˆnnen.<br />

z.B. neue Abteilung, Fortschritt, Fusion<br />

In einer ¸bersichtlichen Organisation sind<br />

Aufgabenbereiche klar abgegrenzt, Zust‰ndigkeiten<br />

eindeutig festgelegt, Arbeitsabl‰ufe verst‰ndlich geregelt<br />

und grunds‰tzliche Informationen einfach und klar<br />

formuliert.<br />

� B¸romanagement <strong>II</strong> f¸r "<strong>Fachkauffrauen</strong> f¸r B¸romanagement" (Stand 05/11) 13


1.3 Bereiche der Organisation<br />

Drei Bereiche der Organisation werden unterschieden:<br />

Aufbauorganisation<br />

erscheint z. T. in der<br />

Stellenbeschreibung<br />

Ablauforganisation<br />

Informations- und<br />

Kommunikationsstruktur<br />

Befasst sich mit dem hierarchischen und<br />

funktionalen Aufbau, d.h.<br />

Gliederung der Aufgaben nach<br />

Zust‰ndigkeitsbereichen<br />

Entscheidungs- und Anweisungsbefugnissen,<br />

‹ber- und Unterstellungsverh‰ltnissen,<br />

Zusammenarbeit im Betrieb.<br />

Befasst sich mit dem betrieblichen Ablauf, d.h.<br />

dem r‰umlich-zeitlichen Zusammenwirken von<br />

Menschen und Sachmitteln, die zur Erf¸llung der<br />

einzelnen Aufgaben erforderlich sind.<br />

Informationen: zweckorientiertes Wissen<br />

Kommunikation: Informationsaustausch<br />

� B¸romanagement <strong>II</strong> f¸r "<strong>Fachkauffrauen</strong> f¸r B¸romanagement" (Stand 05/11) 14


1.4 Organisation, Disposition und Improvisation<br />

Organisation generelle Regeln zur Bew‰ltigung von<br />

Standardsituationen<br />

Disposition<br />

Improvisation<br />

(Feuerwehrregelung)<br />

Nennt man eine kurzfristige Anpassung an<br />

ƒnderungen, die zwar erwartet werden, in ihrer<br />

konkreten Gestalt aber nicht im Voraus voll zu<br />

¸berblicken sind. Hier treten an die Stelle von<br />

generellen Regelungen Dispositionsspielr‰ume, z.<br />

B. Budget, St¸ckzahl oder Kapazit‰tsgrenze.<br />

Ist ein spontanes unvorbereitetes Handeln mit dem<br />

der Betrieb auf ein unvorhergesehenes Ereignis<br />

reagiert. F¸r das in dieser Situation entstandene<br />

Problem wird eine Regelung festgelegt, die der<br />

Betrieb oft dann in k¸rzester Frist umsetzen muss.<br />

Dies geschieht ohne R¸cksicht auf die betriebliche<br />

Organisation.<br />

� B¸romanagement <strong>II</strong> f¸r "<strong>Fachkauffrauen</strong> f¸r B¸romanagement" (Stand 05/11) 15


2. Aufbauorganisation<br />

Durch Arbeits- und Aufgabenanalyse m¸ssen zun‰chst Aufgaben und die damit<br />

verbundenen Arbeitabl‰ufe systematisch daraufhin untersucht werden, welche<br />

Merkmale sie aufweisen und wie Sie aufgrund dieser Merkmale den<br />

Aufgabentr‰gern am Besten zu geordnet werden.<br />

2.1 Gliederungsgrunds‰tze<br />

Die Gesamtaufgabe eines Betriebes besteht aus vielen unterschiedlichen Teilaufgaben.<br />

Als Merkmale f¸r die Aufgabengliederung verwendet die Organisationslehre die<br />

Prinzipien:<br />

Verrichtung/T‰tigkeit Es wird untersucht, welche einzelnen Verrichtungen,<br />

T‰tigkeiten oder Arbeitarten in der (Gesamt-) Aufgabe<br />

enthalten sind. Diese Unterscheidung kann<br />

Entscheidungsgrundlage daf¸r sein, wie die<br />

Aufgabenbereiche der einzelnen Personen zugeschnitten<br />

werden beziehungsweise welche Funktionen zusammen<br />

gefasst oder getrennt werden. Beispiel: Warenannahme,<br />

Preisauszeichnung, Verkaufen<br />

Objekt Die Gesamtaufgabe wird gegliedert nach den<br />

Gegenst‰nden = Objekte auf die sich die T‰tigkeit bezieht.<br />

Beispiel: nach Verkaufsabteilungen: Lebensmittel,<br />

Spielwaren<br />

Hilfsmittel Es wir untersucht, welche Mittel/Hilfsmittel f¸r die Erf¸llung<br />

der Aufgaben benˆtigt werden.<br />

Beispiel: Zustellung durch eigenen Fuhrpark oder durch<br />

Spedition<br />

� B¸romanagement <strong>II</strong> f¸r "<strong>Fachkauffrauen</strong> f¸r B¸romanagement" (Stand 05/11) 16


Ort<br />

Rang<br />

Phase<br />

Zweckbeziehung<br />

Es wird untersucht, an welchen Orten die einzelnen Aufgaben<br />

erledigt werden kˆnnen bzw. welche Orte und Regionen sich<br />

zu sinnvollen Zust‰ndigkeitsgebieten von einzelnen Personen<br />

zusammenfassen lassen.<br />

Beispiel: Gliederung der Verkaufsbezirke nach<br />

Postleitzahlen<br />

Innerhalb einer Aufgabe werden die anfallenden<br />

Grundsatzentscheidungen von den ausf¸hrenden T‰tigkeiten<br />

unterschieden. Auf diesem Merkmal beruht die Einteilung der<br />

hierarchisch geordneten Entscheidungsebenen.<br />

Beispiel: Entscheidung ¸ber besondere Konditionen f¸r<br />

Kunden<br />

Es wird unterschieden, zu welcher Phase die verschiednen<br />

Teilaufgaben zu zuordnen sind: Planung = geistige Vorarbeit<br />

z. B Werbeplanung, Realisation = Erf¸llung der Aufgabe z. B.<br />

Werbedurchf¸hrung, Kontrolle = geistige Nacharbeit z. B.<br />

Werbeerfolgskontrolle<br />

Die Aufgaben werden unterteilt in solche, die direkt dem<br />

Betriebszweck bzw. der Erf¸llung der Teilaufgabe dienen und<br />

solche die nur indirekt dienen. Mit einer solchen Gliederung<br />

soll untersucht werden, welche Aufgaben selbst erledigt<br />

werden m¸ssen und welche ausgelagert werden kˆnnen.<br />

Beispiel: Verkauf direkt, Dekoration indirekt<br />

� B¸romanagement <strong>II</strong> f¸r "<strong>Fachkauffrauen</strong> f¸r B¸romanagement" (Stand 05/11) 17


2.2. Vorgehenssystematik<br />

Vorbereitung einer Untersuchung<br />

Der Erfolg einer Untersuchung h‰ngt entscheidend davon ab, ob von Beginn an<br />

ein klarer Untersuchungsauftrag vorliegt. Dabei sind zu ber¸cksichtigen:<br />

Was? Untersuchungsbereich, Objekt der Maflnahme<br />

Wann? Dauer der Untersuchung, Termine<br />

Wo? Untersuchungsgebiet, Testfiliale<br />

Wie? Untersuchungsmethoden, Hilfsmittel<br />

Wer? aus unserem Personal, externe, zentrale; Zust‰ndigkeiten<br />

Durchf¸hrung einer Untersuchung<br />

Stufe 1 Feststellen des Ist-Zustandes (Analyse)<br />

Stufe 2 Auswertung des Untersuchungsergebnisses (Kritik)<br />

Stufe 3 Ausarbeitung von Verbesserungsvorschl‰gen (Synthese)<br />

Stufe 4 Einf¸hrung der neuen Arbeitsverfahren (Implementierung)<br />

Stufe 5 Erfolgskontrolle<br />

� B¸romanagement <strong>II</strong> f¸r "<strong>Fachkauffrauen</strong> f¸r B¸romanagement" (Stand 05/11) 18


3. Die Aufbauorganisation<br />

Def: Die Aufbauorganisation regelt die Zusammenarbeit der einzelnen Stellen eines<br />

Betriebes im Hinblick auf ihre Funktion und Hierarchie. Sie ist das Ger¸st eines<br />

Unternehmens<br />

3.1 Stellenbildung<br />

Die Aufteilung der betrieblichen Gesamtaufgabe in verschiedene Aufgabengebiete<br />

nennt man Stellenbildung. Eine Stelle ist die kleinste organisatorische Einheit eines<br />

Betriebs, weil sie in der Aufbauorganisation das kleinste, dauerhaft abgrenzbare<br />

Aufgabengebiet darstellt.<br />

Instanzen sind Stellen mit Kompetenz und Weisungsbefugnissen.<br />

3.1.1 Prinzipien der Stellenbildung<br />

Stellen entstehen durch die sinnvolle Zusammenfassung von Teilaufgaben zu einem<br />

Aufgabenbereich, der von einer einzelnen Person bew‰ltigt werden kann.<br />

Normaler Leistungszuschnitt<br />

Eine Stelle soll in ihrer Leistungserwartung der Arbeitskapazit‰t, Eignung und ‹bung eines<br />

Ñnormalenì Stelleninhabers entsprechen. Dieses Prinzip folgt dem Grundsatz der<br />

sachbezogenen Organisation. F¸r Stellenbewerber verringert sich dadurch das Risiko des<br />

persˆnlichen Scheiterns. Im Gegensatz dazu findet man gelegentlich auch das Prinzip der<br />

personenbezogenen Organisation. Hier erfolgt die Stellenbildung nach den F‰higkeiten<br />

und dem Leistungsvermˆgen einer zuf‰llig vorhandenen Person.<br />

Dauerhaftigkeit<br />

Die Stelle ist eine dauerhafte Einrichtung, die die Erf¸llung aller zu erledigenden Aufgaben<br />

sicherstellt. Sie muss aber gleichzeitig flexibel genug sein, um individuelle Unterschiede in<br />

der Leistungsf‰higkeit sowie in der Bew‰ltigung von ƒnderungen (Dispositionen und<br />

Improvisationen) und besonderen Situationen zu erlauben.<br />

Abgrenzung<br />

Die Stelle beinhaltet eine klare Abgrenzung von Aufgaben, Kompetenz und<br />

Verantwortung. Die Abgrenzung muss so vorgenommen werden, das<br />

Kompetenz¸berschneidungen vermieden aber auch Ber¸hrungspunkte mit<br />

anderen Stellen ber¸cksichtigt werden<br />

Merkmale<br />

F¸r die Stellenbildung werden die Merkmale der Aufgabengliederung<br />

herangezogen:<br />

Verrichtung, Objekt, Hilfsmittel, Ort, Rang, Phase, Zweckbeziehung (s. o.).<br />

Sie werden je nach Bedarf herangezogen.<br />

� B¸romanagement <strong>II</strong> f¸r "<strong>Fachkauffrauen</strong> f¸r B¸romanagement" (Stand 05/11) 19


3.1.2 Die Stellenbeschreibung (siehe auch Personalwesen)<br />

Def.: Die Stellenbeschreibung setzt den Prozess der Stellenbildung Ñnach innen hinì<br />

fest. Sie ist die verbindliche, schriftliche Festlegung der Merkmale der Stelle und<br />

ihrer Eingliederung in die Gesamtorganisation des Betriebes, unabh‰ngig vom<br />

jeweiligen Stelleninhaber.<br />

3.1.2.1 Zweck der Stellenbeschreibung<br />

aus organisatorischer Hinsicht aus Leistungsgesichtspunkten<br />

Der Mitarbeiter kann sich anhand der ist die Stellenbeschreibung ein wichtiges<br />

Stellenbeschreibung ¸ber Aufgaben, F¸hrungsmittel. Sie legt<br />

Kompetenzen und Verantwortung klar Verantwortlichkeiten und Kompetenzen<br />

werden. Dadurch wird die Effizienz der fest und ermˆglicht es dadurch,<br />

betrieblichen Aufgabenerf¸llung anfallende Aufgaben zu zuordnen und<br />

erhˆht. Aufgaben zu delegieren<br />

.<br />

Vorteile der Stellenbeschreibung:<br />

Doppelarbeit wird vermieden<br />

nicht ¸bertragene Aufgaben werden offengelegt<br />

Konflikte zwischen den Mitarbeitern werden vermieden<br />

eine stillschweigende Ausdehnung von Kompetenzen wird erschwert<br />

das Abschieben unbeliebter Aufgaben wird vermieden oder erschwert<br />

Sie sch¸tzt den MA vor willk¸rlichen Eingriffen von Seiten des Vorgesetzten<br />

der Vorgesetzte wird ¸ber die T‰tigkeit seiner MA besser informiert<br />

sie dient als Basis f¸r eine sachliche Kontrolle des Stelleninhabers<br />

sie legt die Kriterien f¸r eine Stellenbesetzung klar fest<br />

sie liefert sachliche Kriterien f¸r die Beurteilung des MA<br />

sie hilft dem MA, sich selbst besser einzusch‰tzen<br />

Grenzen<br />

Man kann nur die Funktionsziele aber nicht die Leistungsziele festlegen, daher<br />

m¸ssen Leistungsziele durch andere organisatorische Mittel wie die<br />

Arbeitsanweisung oder die Sachgebietsanweisung erg‰nzt werden.<br />

3.1.2.2 Inhalt der Stellenbeschreibung<br />

Stellenbezeichnung klare und wahrheitsgem‰fle Bezeichnung der Stelle, um den<br />

richtigen Eindruck von Aufgaben-/Kompetenzumfang und<br />

Einordnung der Stelle zu vermitteln<br />

Stellenanforderungen dient als Bemessungsgrundlage der<br />

Stellenausschreibung und Besetzung, der Beurteilung<br />

und der Selbsteinsch‰tzung des MA Angaben zum<br />

Belastungsgrad dienen der Gehaltseinstufung<br />

� B¸romanagement <strong>II</strong> f¸r "<strong>Fachkauffrauen</strong> f¸r B¸romanagement" (Stand 05/11) 20


Stelleneingliederung<br />

in das<br />

organisatorische<br />

Gef¸ge<br />

Stellenziel<br />

Stellenaufgaben<br />

Stellenbefugnisse<br />

besondere<br />

Festlegungen<br />

tarifliche<br />

Eingruppierung<br />

G¸ltigkeitsklausel<br />

‹ber-/Unterstellungsverh‰ltnis<br />

hierarchische Einordnung der Stelle<br />

Zusammenarbeit<br />

Stellvertretung<br />

aus dem Unternehmensziel abgeleitetes, konkret auf die<br />

Stelle bezogenes Ziel, als Leitlinie f¸r den Stelleninhaber<br />

Aufgaben m¸ssen einen konkreten Einblick in die<br />

T‰tigkeit und die verbundenen Einzelaufgaben bieten,<br />

m¸ssen jedoch auch Freiraum f¸r Entwicklungen in der<br />

Aufgabenstellung und Eigeninitiative lassen.<br />

Art und Umfang der Entscheidungsbefugnisse ist<br />

festzulegen<br />

besondere Aufgaben z. B. Mitarbeit in Pr¸fungsausschuss<br />

oder an einer Stabsaufgabe<br />

keine Angaben zum Gehalt in der Stellenbeschreibung,<br />

nur tarifliche Eingruppierung<br />

Eine Stellenbeschreibung sieht keine G¸ltigkeitsklausel<br />

vor, d. h. sie enth‰lt keine Angabe dar¸ber wie lange sie<br />

g¸ltig ist<br />

3.1.2.3 Einf¸hrung (Implementieren) der Stellenbeschreibung<br />

In Groflbetrieben liegen Stellenbeschreibungen meist vor, in kleineren Betrieben ist<br />

die Einf¸hrung meist schwierig, da die Aufgabenbereiche komplexer und schwer<br />

sachlich abzugrenzen sind. Trotzdem sollte auch in kleinen Betrieben auf die<br />

Stellenbeschreibung nicht verzichtet werden.<br />

Ablauf zur Einf¸hrung einer Stellenbeschreibung<br />

Aufgabe 1 Unterrichtung der MA<br />

Aufgabe 2 Bestandsaufnahme der konkreten betrieblichen Verh‰ltnisse<br />

Aufgabe 3 Entwicklung von Stellenbeschreibungsentw¸rfen (Soll-Vorstellungen)<br />

Aufgabe 4 Diskussion mit den Betroffenen<br />

Aufgabe 5 Entg¸ltige Erstellung der Stellenbeschreibung<br />

Aufgabe 6 Inkraftsetzung der Stellenbeschreibung<br />

� B¸romanagement <strong>II</strong> f¸r "<strong>Fachkauffrauen</strong> f¸r B¸romanagement" (Stand 05/11) 21


3.2. F¸hrungsstellen und F¸hrungsebenen<br />

3.2.1 Die Bildung von F¸hrungsstellen (Instanzen)<br />

und F¸hrungsebenen<br />

F¸hrungsstellen (Instanzen) entstehen im betrieblichen Organisationsgef¸ge dort,<br />

wo sich die Notwendigkeit ergibt, die T‰tigkeit verschiedener Stellen zu grˆfleren<br />

Einheiten (Abteilungen) zusammenzufassen und zu koordinieren.<br />

Aufgaben von F¸hrungsstellen:<br />

Zielsetzung und Planung f¸r ihren Bereich<br />

Entscheidung im gegebenen Kompetenzrahmen<br />

Erteilen von Anordnungen (Weisungsbefugnis)<br />

Kontrolle der unterstellten Mitarbeiter<br />

Information der Mitarbeiter und Schaffung der Vorraussetzung f¸r effizienten<br />

Informationsfluss<br />

Repr‰sentation der Unternehmung nach innen und auflen<br />

Je hˆher in der Hierarchie eine F¸hrungsstelle (in der betrieblichen Praxis<br />

spricht von Top- / Middle- und Lower-Management, ohne diese<br />

wissenschaftlich abgrenzen zu kˆnnen) angesiedelt ist desto grˆfler ist der<br />

Aufgabenanteil an Grundsatzentscheidungen und desto geringer der Anteil an<br />

ausf¸hrenden T‰tigkeiten. Der Anteil an Einzelentscheidungen steigt hingegen vor<br />

allem in den mittleren F¸hrungspositionen an, w‰hrend er in den oberen und<br />

unteren F¸hrungsebenen geringer ist.<br />

3.2.2 Die Organisation der Unternehmensleitung<br />

Sobald die Unternehmensleitung von mehreren Personen gebildet wird, m¸ssen<br />

Formen der Aufgabenteilung und der Abgrenzung von<br />

Entscheidungsbefugnissen gefunden werden.<br />

Entscheidungsprinzipien<br />

a) Direktorialprinzip (Singularinstanz) Die letzte Entscheidung trifft eine<br />

Person die auch verantwortlich ist. Hier sind rasche und eindeutige<br />

Entscheidungen mˆglich, es besteht jedoch die Gefahr der einsamen<br />

Entschl¸sse.<br />

b) Kollegialprinzip (Pluralinstanz) Die letzte Entscheidung trifft ein Kollegium.<br />

Es ist geeignet ausgewogenen Entscheidungen herbeizuf¸hren, besonders<br />

dann wenn die Mitglieder eines Kollegiums jeweils f¸r einen Bereich zust‰ndig<br />

sind (Ressortkollegialit‰t).<br />

� B¸romanagement <strong>II</strong> f¸r "<strong>Fachkauffrauen</strong> f¸r B¸romanagement" (Stand 05/11) 22


Die Entscheidungsfindung hierbei ist schwerf‰lliger und zwingt zu Kooperation und<br />

Kompromiss.<br />

Diese kann wie folgt erfolgen:<br />

Primatkollegialit‰t = bei Stimmengleichheit entscheidet der Vorsitzende<br />

Abstimmungskollegialit‰t = Mehrheitsentscheidung, gleiches<br />

Stimmrecht f¸r Mitglieder<br />

Kassationskollegialit‰t = Prinzip der Einstimmigkeit, alle Mitglieder m¸ssen<br />

mit der Entscheidung einverstanden sein<br />

Mˆgliche Probleme bei Familienbetrieben<br />

Inhaber sieht sich f¸r alles zust‰ndig und nimmt die Mˆglichkeiten der Entlastung und<br />

Aufgabenteilung nicht wahr<br />

Nachfolge erfolgt nach dem Erbprinzip<br />

Nachfolger wird meist zu lange von der F¸hrungsverantwortung ferngehalten<br />

eine klare Regelung der Kompetenzen und die Aufnahme Familienfremder kann dazu<br />

beitragen schwerwiegende Probleme zu lˆsen<br />

3.2.3 Zentralisation / Dezentralisation der Entscheidungen<br />

Zentralisation und Spezialisierung<br />

Def.: Zentralisation bedeutet die<br />

Zusammenfassung von Teilaufgaben<br />

mehrerer Stellen in eine Stelle, die<br />

hinsichtlich eines Merkmals gleich sind.<br />

Vorteile:<br />

Spezialisierungsmˆglichkeit der<br />

organisatorischen Einheit, z. B.<br />

Detailwissen beim Wareneinkauf<br />

Nutzung der Einkaufsmenge zur<br />

Verbesserung der Konditionen<br />

Nachteile:<br />

spezielle Standortbedingungen<br />

werden nicht ber¸cksichtigt<br />

kurzfristige ƒnderung der Nachfrage<br />

kann nicht schnell genug ber¸cksich<br />

tigt werden<br />

Dezentralisation und Delegation<br />

Def.: Dezentralisation bedeutet die<br />

Belassung von Teilaufgaben, die<br />

hinsichtlich eines Merkmals gleich sind.<br />

in den Stellen, in denen sie anfallen.<br />

Vorteile:<br />

Verteilung der Verantwortung,<br />

Kontrolle und Entscheidung ñ<br />

Entlastung der F¸hrung<br />

grˆflere Entscheidungsflexibilit‰t<br />

st‰rkere Motivation der MA, durch<br />

mehr Verantwortung<br />

MA entwickeln mehr<br />

F¸hrungspotenzial<br />

Nachteile:<br />

mangelnde Ausschˆpfung von<br />

Rationalisierungspotential<br />

geringere Kontrollmˆglichkeiten<br />

der Betriebsleitung<br />

mangelnde Koordination der<br />

dezentralen Einheiten<br />

� B¸romanagement <strong>II</strong> f¸r "<strong>Fachkauffrauen</strong> f¸r B¸romanagement" (Stand 05/11) 23


Prinzipien des Lean-Managements<br />

Dezentralisation ist einer der wesentlichen Faktoren beim Lean-Management. Gemeint<br />

ist eine Management-Konzeption die durch eine schlanke Organisationsstruktur<br />

Rationalisierungsmˆglichkeiten erschlieflen und hohe Funktionsf‰higkeit herstellen<br />

will.<br />

Die wichtigsten Prinzipien:<br />

flache Hierarchien mit Dezentralisierung von Verantwortung<br />

Verantwortung und Entscheidungsbefugnisse werden nach unten delegiert<br />

und auf Gruppen (nicht mehr auf einzelne Stelle) ¸bertragen ñ siehe Seite 39<br />

F¸hrung als Leistungsfˆrderung<br />

Die ‹bertragung von Verantwortungs- und Kompetenzbereichen fˆrdert die<br />

Selbstmotivation und steigert die Leistungsbereitschaft<br />

enge Zusammenarbeit mit Lieferanten<br />

Informationsaustausch zwischen den Partnerfirmen<br />

Kundenorientierung aller Unternehmensbereiche<br />

3.3 Formelle Gruppen<br />

Mehrstufiger Betriebsaufbau<br />

Die Aufbauorganisation wird in einem Organisationsplan (Organigramm)<br />

wiedergegeben.<br />

Sie enth‰lt:<br />

den hierarchischen Aufbau, d. h. die Gliederung der F¸hrungsebene und<br />

die Ordnung der ‹ber- und Unterstellungsverh‰ltnisse<br />

den sachlichen Aufbau, d. h. die Art der Aufgabenteilung<br />

� B¸romanagement <strong>II</strong> f¸r "<strong>Fachkauffrauen</strong> f¸r B¸romanagement" (Stand 05/11) 24


3.3.1 Das Einliniensystem<br />

Beim Einliniensystem (Liniensystem) sind s‰mtliche Stellen und Abteilungen in<br />

einen einheitlichen Instanzenweg eingegliedert von dem nicht abgewichen<br />

werden darf. Jeder Untergebene erh‰lt nur von einem Vorgesetzten Weisungen.<br />

Umgekehrt gibt der MA Meldungen und Vorschl‰ge nur an seinen Vorgesetzten<br />

weiter.<br />

Vorteile:<br />

klare Befehlswege<br />

straffe Disziplin<br />

eindeutige Kompetenzabgrenzung<br />

Einhaltung des Instanzenwegs<br />

Nachteile:<br />

‹berlastung der Unternehmensf¸hrung<br />

langer, schwerf‰lliger Instanzenweg<br />

Anweisungen gelangen nicht schnell genug<br />

nach unten, Meldungen nicht schnell genug nach<br />

oben<br />

Verst‰ndigung zwischen oberster und unterster<br />

Stufe wird unpersˆnlich<br />

Gefahr, der Verf‰lschung von Anweisungen<br />

aufgrund der vielen Instanzen<br />

geringe Effektivit‰t<br />

� B¸romanagement <strong>II</strong> f¸r "<strong>Fachkauffrauen</strong> f¸r B¸romanagement" (Stand 05/11) 25


3.3.2 Stab-Linien-System (modifiziertes Einliniensystem)<br />

Das Stabliniensystem ist eine Erweiterung des Liniensystems; den Instanzen<br />

werden zu ihrer Entlastung St‰be (mit hoher Fachkompetenz, z. B. Recht,<br />

Steuern) zugeordnet. Die St‰be haben keine Weisungsbefugnis, sondern vor<br />

allem eine beratende Funktion, somit wird das Prinzip der Einheitlichkeit der<br />

Unterstellung nicht aufgehoben.<br />

Vorteile: Nachteile:<br />

Entlastung der Instanzen schwerf‰llige Organisation<br />

Entscheidungen beruhen auf autorit‰res F¸hrungsverhalten da<br />

fundierten Vorschl‰gen von Vorgesetzte auf Beratung von<br />

Spezialisten Untergebenen verzichten kˆnnen<br />

straffe F¸hrung durch Beibehalten<br />

des Einliniensystems<br />

Ausnahmeregelungen:<br />

Stabstellen kˆnnen befristet Weisungsbefugnisse von der ¸bergeordneten<br />

Linienstelle erhalten, z. B. Projekt<br />

wenn Stabsstellen in klar festgelegten Fachfragen dauernde Weisungsbefugnisse<br />

gegen¸ber den Linien haben. Die Stabstelle ist dann Fachvorgesetzter.<br />

� B¸romanagement <strong>II</strong> f¸r "<strong>Fachkauffrauen</strong> f¸r B¸romanagement" (Stand 05/11) 26


3.3.3 Funktionsmeistersystem (Mehrliniensystem)<br />

Bei diesem System hat eine Stelle mehrere ¸bergeordnete Stellen die<br />

Anweisungen geben und Tr‰ger bestimmter Funktionen sind. Jede<br />

¸bergeordnete Stelle ist nur f¸r ihren speziellen Funktionsbereich<br />

weisungsbefugt. Die Einheitlichkeit der Auftragserteilung wird aufgehoben.<br />

Vorteile:<br />

schnelle Entscheidungen durch<br />

kurze Befehlswege<br />

bessere Entscheidung durch<br />

Spezialisierung der Vorgesetzten<br />

Entlastung der<br />

Unternehmensf¸hrung<br />

Grunds‰tze der Mehrfachunterstellung<br />

Nachteile:<br />

Kompetenz¸berschneidungen<br />

Verunsicherung den Untergebenen<br />

Mitarbeiter/-in kann<br />

Vorgesetzte<br />

gegeneinander ausspielen<br />

Die Mehrfachunterstellung ist stets problematisch, kann jedoch aus<br />

betrieblichen Gr¸nden notwendig sein. Folgende Grunds‰tze m¸ssen<br />

beachtet werden:<br />

Die aufgabenbezogenen Anweisungsbefugnisse der Instanzen m¸ssen<br />

inhaltlich klar fixiert und pr‰zise gegeneinander abgegrenzt sein.<br />

Zwischen den anweisungsbefugten Instanzen muss die Rangfolge geregelt sein.<br />

Entscheidungskompetenz muss bei kollidierenden Anweisungen geregelt sein.<br />

� B¸romanagement <strong>II</strong> f¸r "<strong>Fachkauffrauen</strong> f¸r B¸romanagement" (Stand 05/11) 27


3.3.4 Divisionalisierte Organisation / Spartenorganisation<br />

Bereichsgliederung nach:<br />

der Gleichartigkeit der Objekte, z. B. nach Kunden<br />

oder Warengruppe, man spricht hier von<br />

Spartenorganisation<br />

nach dem Ort, man spricht hier von r‰umlicher<br />

Divisionalisierung<br />

Jeder Sparten- oder Gebietsleiter hat innerhalb seines Bereiches weitgehend<br />

Entscheidungsfreiheit. Die divisionalisierte Organisation in ihrer konsequenten Form weist in<br />

jedem Bereich alle benˆtigte Funktionalbereiche auf (z. B. Rechnungswesen, Lager. Es<br />

kˆnnen auch Zentralabteilungen gebildet werden (siehe S. 48-49)<br />

Einsatzbereiche sind meist Groflbetriebe<br />

Vorteile:<br />

Objektorientierung<br />

steht im Vordergrund<br />

Koordination<br />

innerhalb der geteilten<br />

Bereiche mit geringem<br />

Aufwand mˆglich<br />

Erfolg der einzelnen<br />

Bereiche kann<br />

festgestellt werden<br />

Entscheidungen<br />

kˆnnen gezielt und<br />

flexibel f¸r den<br />

jeweiligen Bereich<br />

getroffen werden<br />

Nachteile<br />

Bereichleiter sind zu<br />

stark auf ihrem<br />

eigenen Bereich<br />

konzentriert, Wohl des<br />

Gesamtunternehmens<br />

kˆnnte nicht<br />

ber¸cksichtigt werden<br />

Gefahr der<br />

Doppelarbeit,<br />

aufgrund fehlendem<br />

Informationsfluss<br />

zwischen den Sparten<br />

� B¸romanagement <strong>II</strong> f¸r "<strong>Fachkauffrauen</strong> f¸r B¸romanagement" (Stand 05/11) 28


3.3.5 Matrix -Organisation<br />

In der Matrix werden Bereiche so kombiniert, dass sie gemeinsam ¸ber die beste Art der<br />

Aufgabenerf¸llung entscheiden. Alle betroffenen und kompetenten F¸hrungsstellen haben<br />

also Entscheidungsbefugnis. Meistens liegt als Grundform eine divisionalisierte<br />

Organisationsstruktur vor, die nun von funktionalen Querschnittsbereichen ¸berlagert wird.<br />

Sie bildet die Kombination von Ein- und Mehrliniensystem.<br />

Entscheidungen werden je nach Matrix- Regelung immer vom Linienvorgesetzten<br />

und vom Projekt-/bzw. Produktmanager alleine oder gemeinsam getroffen.<br />

Es gibt zwei traditionelle Anwendungsgebiete:<br />

Projekt-Management ist die Abwicklung einer<br />

abgegrenzten Aufgabe z. B. Erˆffnung einer Filiale. Leiter<br />

ist der Projektmanager.<br />

Produkt-Management ist die Koordination aller<br />

Aufgaben und Funktionen hinsichtlich eines Produkts,<br />

Den daf¸r zust‰ndigen Mitarbeiter nennt man h‰ufig den Produktmanager.<br />

Vorteile:<br />

Spezialisierung der<br />

Leitung durch Funktionsverteilung<br />

Hohe Problemlˆsungs-<br />

kapazit‰t<br />

Direkte Weisungs- und<br />

Informationswege<br />

Betonung der<br />

Fachautorit‰t<br />

‹bungsvorteile und<br />

k¸rzere Anlernzeiten<br />

� B¸romanagement <strong>II</strong> f¸r "<strong>Fachkauffrauen</strong> f¸r B¸romanagement" (Stand 05/11) 29<br />

ï<br />

ï<br />

ï<br />

ï<br />

Nachteile<br />

- Probleme bei der Abgrenzung von<br />

Zust‰ndigkeiten Gefahr von<br />

Kompetenzkonflikten<br />

- Grofler Bedarf an Leitungskr‰ften<br />

‹berlastung der Vorgesetzten


3.3.6 Holdingorganisation<br />

Die Holdingorganisation stellt eine dauerhaft angelegte Beteiligung an mehreren<br />

rechtlich selbst‰ndigen Unternehmen dar, die als Tochtergesellschaften bezeichnet<br />

werden, und von einer Konzernzentrale, der Muttergesellschaft, geleitet werden.<br />

W‰hrend die Tochtergesellschaften der Leistungserstellung und ñverwertung dienen,<br />

¸bernimmt die Holdingorganisation die Aufgaben- und Kompetenzverteilung zwischen<br />

der Konzernzentrale und den Tochterunternehmen.<br />

Man unterscheidet drei Formen von Holdinggesellschaften:<br />

Operative Holding: Konzernzentrale ¸bernimmt strategische und operative<br />

Leitung<br />

Managementholding: Konzernzentrale ¸bernimmt nur die strategische Leitung<br />

Finanzholding: Konzernzentrale leitet durch die Vorgabe monet‰rer Zielgrˆflen<br />

Anmerkungen<br />

Die beschriebenen Organisationsformen und Organisationsprinzipien<br />

sind als Idealtypen anzusehen. In der Praxis sind die ‹berg‰nge flieflend,<br />

so sind z. B. St‰be in fast allen Organisationsformen zu finden.<br />

ƒnderungen in der Organisationsform im Laufe der Zeit sind vor allem<br />

durch die Ver‰nderung der Unternehmensgrˆfle, der<br />

Produktionsverfahren, der wirtschaftlichen Lage, der Bed¸rfnisse der<br />

Mitarbeiter und viele andere Einflussfaktoren notwendig.<br />

3.4 Informelle Gruppen<br />

Neben den bewusst gestalteten, in Organigrammen festgelegten formalen<br />

Organisation existieren noch sogenannte informale (auch informelle)<br />

Organisation.<br />

Informelle Gruppen definieren sich durch von der Unternehmensleitung nicht<br />

vorgesehene Beziehungen zwischen Mitarbeitern. Derartige informale<br />

Beziehungen wie informale Gruppen, informale Kommunikation oder auch<br />

informale Machtbeziehungen kˆnnen die formale Organisation unterst¸tzen oder<br />

auch behindern. Sie stellt jedoch einen wichtigen Einfluss auf die formale<br />

Organisation dar.<br />

Sie entstehen durch persˆnliche Beziehungen, Neigungen, z. B. Freizeit- und<br />

Sportverhalten, gemeinsamen Interessen oder Gruppenzugehˆrigkeiten.<br />

Sie bestimmen h‰ufig das Betriebsklima, die Leistungsbereitschaft und haben einen<br />

wichtigen Einfluss auf die formale Organisation und ihre Effektivit‰t.<br />

� B¸romanagement <strong>II</strong> f¸r "<strong>Fachkauffrauen</strong> f¸r B¸romanagement" (Stand 05/11) 30


4. Die Ablauforganisation<br />

4.1. Die Organisation betrieblicher Abl‰ufe<br />

Begriff / Aufgabe<br />

Zweckm‰fliges planen, gestalten und ordnen von Arbeitsabl‰ufen<br />

die sich durch das r‰umliche und zeitliche Zusammenwirken<br />

von Menschen und Sachmitteln<br />

zur Erf¸llung der einzelnen Aufgaben und der Gesamtaufgabe ergeben.<br />

Darstellungsmˆglichkeiten von Arbeitsabl‰ufen<br />

ï soll ‹bersicht verschaffen<br />

ï Probleme erkennen lassen<br />

ï zu Alternativen anregen<br />

Ablaufdiagramme<br />

es wird eine<br />

logische Reihefolge<br />

dargestellt, erg‰nzt<br />

durch den<br />

Aufgabentr‰ger<br />

und den Ort der<br />

Aufgabenerf¸llung,<br />

ggf. auch<br />

Zeitbedarf<br />

Balkendiagramme<br />

Einsatz ¸berwiegen<br />

zur zeitlichen bzw.<br />

Terminkoordination<br />

Datenflusspl‰ne<br />

logische<br />

Verkn¸pfung von<br />

Arbeitsfolge<br />

innerhalb von<br />

Arbeitsprozessen,<br />

in denen Daten<br />

verarbeitet werden<br />

siehe Anlage 1<br />

Netzpl‰ne<br />

Netzpl‰ne eigene<br />

sich besonders<br />

f¸r Projekte mit<br />

hohem<br />

Termindruck und<br />

hoher<br />

Komplexit‰t der<br />

Teilprozesse.<br />

Darstellung der<br />

Zeitlichen<br />

Abl‰ufe wird<br />

durch die<br />

Darstellung von<br />

Verzweigungen,<br />

Abh‰ngigkeiten<br />

und der<br />

benˆtigten Zeit<br />

erg‰nzt.<br />

� B¸romanagement <strong>II</strong> f¸r "<strong>Fachkauffrauen</strong> f¸r B¸romanagement" (Stand 05/11) 31


4.2 Netzplantechnik<br />

Der Begriff Netzplantechnik umfasst Ñalle Verfahren zur Analyse, Beschreibung,<br />

Planung, Steuerung und ‹berwachung von Abl‰ufen.<br />

Ein Netzplan ist die graphische oder tabellarische Darstellung von Abl‰ufen und<br />

der Abh‰ngigkeitenì.<br />

Die Netzplantechnik findet ihre Anwendung insbesondere in der Terminplanung<br />

von Projekten.<br />

Ziel der Netzplanung ist die Planung der logischen Beziehungen zwischen den<br />

Vorg‰ngen und der zeitlichen Lage der Vorg‰nge.<br />

Der Einsatz der Netzplantechnik soll vier wichtige Fragen beantworten:<br />

�� Wie lange wird das ganze Projekt dauern? Welche Risiken treten dabei auf?<br />

�� Welche kritischen Aktivit‰ten kˆnnen das gesamte Projekt verzˆgern, wenn sie<br />

nicht rechtzeitig fertig werden?<br />

�� Ist das Projekt im Zeitplan, wird es fr¸her oder sp‰ter fertig?<br />

�� Wenn es fr¸her fertig werden soll, was ist am besten zu tun, wie kann man eine<br />

Beschleunigung mit den geringsten Kosten erreichen?<br />

Das Konzept der Netzplantechnik beruht auf der Erfahrung, dass wenige<br />

Aktivit‰ten, die den l‰ngsten Pfad durch das Netzwerk bilden, den Verlauf des<br />

gesamten Projektes bestimmen. Wenn diese Ñkritischenì Aktivit‰ten fr¸hzeitig<br />

erkannt werden, kˆnnen auch fr¸hzeitig Gegenmaflnahmen ergriffen werden. Das<br />

Management kann sich auf die kritischen Aktivit‰ten konzentrieren. Unkritische<br />

Aktivit‰ten kˆnnen umgeplant werden, ohne das gesamte Projekt zu beeinflussen.<br />

Zwecke der Netzplantechnik]<br />

�� Die logischen Zusammenh‰nge eines Projektes vom Anfang bis zum<br />

Abschluss kˆnnen ¸bersichtlich dargestellt werden.<br />

�� F¸r alle Vorg‰nge des Projektes kann mit Hilfe der Netzplantechnik ein<br />

Zeitplan entwickelt werden.<br />

�� Ein kritischer Pfad und Ressourcenengp‰sse, welche die Einhaltung des<br />

Endtermins gef‰hrden kˆnnen, lassen sich leicht identifizieren.<br />

�� Netzpl‰ne bilden die Basis f¸r die laufende Projektkontrolle und<br />

Termin¸berwachung.<br />

Die Technik wird Netzplantechnik genannt, weil die graphische Darstellung von Kreisen und<br />

Pfeilen in diesen Pl‰nen, bei Projekten mit vielen Vorg‰ngen, wie ein Netz aussieht. Vor der<br />

weiten Verbreitung von Computern, wurden Netzpl‰ne noch mit dem Bleistift gezeichnet oder<br />

sie wurden mit Hilfe von lackierten Stahlblechen und Magneten angefertigt. Diese hatten den<br />

Vorteil, dass man Ver‰nderungen des Projektes f¸r damalige Verh‰ltnisse schnell in die<br />

Projektplanung ¸bernehmen konnte, ohne den Projektplan erneut zeichnen zu m¸ssen.<br />

� B¸romanagement <strong>II</strong> f¸r "<strong>Fachkauffrauen</strong> f¸r B¸romanagement" (Stand 05/11) 32


Grundbegriffe<br />

Vorgang<br />

Ein Vorgang ist im Rahmen der Netzplantechnik eine abgegrenzte Arbeitseinheit, die<br />

zu einem bestimmten Zeitpunkt begonnen und einem bestimmten sp‰teren Zeitpunkt<br />

beendet wird. Allgemeiner ausgedr¸ckt: ÑEin Vorgang ist ein Ablaufelement, das ein<br />

bestimmtes Geschehen beschreibt.ì<br />

In der Netzplantechnik wird von ÑVorgangì gesprochen, im Gegensatz zur Terminologie des<br />

Projektmanagements, die die Bezeichnung ÑArbeitspaketì als Planungseinheit bevorzugt.<br />

Vorg‰nge sind in der Regel Abschnitte des Projektablaufs. Ein Vorgang kann mit anderen<br />

Vorg‰ngen verkn¸pft sein: Beispielsweise m¸sste ein Vorgang ÑSocken anziehenì beendet<br />

sein, bevor ein Vorgang ÑSchuhe anziehenì begonnen werden kann. Auf diese<br />

Abh‰ngigkeiten wird weiter unten detailliert eingegangen.<br />

Ein solcher Vorgang besitzt eine wesentliche Eigenschaft, seine Dauer.<br />

Aufgabe der Netzplantechnik ist, unter Ber¸cksichtigung der Dauer der einzelnen Vorg‰nge<br />

und unter Ber¸cksichtigung ihrer Abh‰ngigkeiten zu ermitteln, wann die jeweiligen Vorg‰nge<br />

stattfinden.<br />

Der Rechenprozess beginnt je nach Bedarf entweder bei den Startvorg‰ngen, und setzt von<br />

diesen ausgehend den fr¸hestmˆglichen Starttermin der nachfolgenden Vorg‰nge fest<br />

(Vorw‰rtsplanung), oder bei den letzten Vorg‰ngen des Netzes (die keinen Nachfolger mehr<br />

haben), und setzt dann die sp‰testen Fertigstellungstermine der jeweils vorgelagerten<br />

Vorg‰nge fest (R¸ckw‰rtsplanung). Durch Kombination beider Methoden, ausgehend von<br />

einem definierten Start- und einem definierten Endtermin, ergeben sich dadurch f¸r jeden<br />

Vorgang neben der Dauer folgende vier weitere wichtige Eigenschaften:<br />

�� Fr¸hester Anfangszeitpunkt (FAZ) (aus Vorw‰rtsplanung)<br />

�� Fr¸hester Endzeitpunkt (FEZ) (aus Vorw‰rtsplanung und jeweiliger Dauer)<br />

�� Sp‰tester Endzeitpunkt (SEZ) (aus R¸ckw‰rtsplanung)<br />

�� Sp‰tester Anfangszeitpunkt (SAZ) (aus R¸ckw‰rtsplanung und jeweiliger<br />

Dauer)<br />

Pufferzeit<br />

Die Pufferzeit ist ein zeitlicher Spielraum f¸r die Ausf¸hrung eines Vorganges,<br />

so genannte Zeitreserven. Dieser Spielraum kann durch Verschiebung des<br />

Vorganges und/oder durch Verl‰ngerung (Dehnung) der Vorgangsdauer genutzt<br />

werden. Aus den Angaben mehrerer Vorgaben lassen sich im Netzplan anschlieflend<br />

u. a. der Gesamtpuffer bestimmen:<br />

�� Der Gesamtpuffer eines Vorgangs ist die Zeitspanne, die ein Vorgang<br />

gegen¸ber seinem fr¸hesten Beginn (bzw. Dauer) verschoben werden<br />

kann, ohne das Projektende zu gef‰hrden<br />

Ein Vorgang ist kritisch, wenn sein Gesamtpuffer gleich 0 ist..<br />

� B¸romanagement <strong>II</strong> f¸r "<strong>Fachkauffrauen</strong> f¸r B¸romanagement" (Stand 05/11) 33


Kritischer Pfad / Kritischer Weg<br />

Der Kritische Pfad ist definiert als die Verkettung derjenigen Vorg‰nge, bei<br />

deren zeitlicher ƒnderung sich der Endtermin des Netzplanes (also der<br />

Endtermin aller Vorg‰nge ohne Nachfolger) verschiebt. Er wird in einem Netzplan<br />

durch diejenige Kette von Einzel-Aktivit‰ten bestimmt, welche in der Summe die<br />

l‰ngste Dauer aufweist.<br />

Die Aktivit‰ten, die auf dem kritischen Pfad liegen, bestimmen die<br />

Gesamtprojektdauer und stehen damit unter besonderer Beachtung der<br />

Projektleitung. Alle anderen Aktivit‰ten kˆnnen im Rahmen ihrer Pufferzeit zeitlich<br />

verschoben oder verl‰ngert werden, ohne die Gesamtprojektdauer zu ver‰ndern.<br />

Beispiel eines Netzplans<br />

Das Arbeiten mit Netzpl‰nen l‰sst sich unterteilen in:<br />

�� Entwurf als Zerlegung der Projektaufgabe in Vorg‰nge oder Ereignisse unter<br />

Ber¸cksichtigung logischer und kausaler Zusammenh‰nge. Der Entwurf ist der<br />

wichtigste und auch schwierigste Teil der Arbeit, denn nur auf ihn kommt es an, ob<br />

das Ergebnis der Planung sinnvoll ist oder nicht.<br />

�� Zeitanalyse in der Form einer Sch‰tzung/Berechnung der Vorgangsdauern (bzw.<br />

Dauern zwischen zwei Ereignissen). Eine gute Sch‰tzung der Zeiten ist die<br />

zweitwichtigste, ebenfalls schwierige Aufgabe. Der Erkenntnisgewinn von Entwurf und<br />

Zeitsch‰tzung sind viel grˆfler als die anschlieflende Durchrechnung des Netzplans<br />

mit der Ermittlung des kritischen Pfads und der Zeitreserven.<br />

�� Projekt¸berwachung durch Korrekturen am Netzplan und ‹berwachung des<br />

Projektfortschritts.<br />

Bei einer umfassenden Anwendung sind auch Kosten- und Einsatzmittelanalysen mˆglich.<br />

Vor dem Erstellen des eigentlichen Netzplans werden h‰ufig die Abh‰ngigkeiten der<br />

einzelnen Vorg‰nge und ihre Dauer in einer Tabelle erfasst.<br />

Danach wird der Netzplan erstellt, wobei jeder Vorgang grafisch als K‰stchen<br />

(Netzplanknoten) aufgezeichnet wird. An definierten Positionen wird eine<br />

Beschreibung, sowie Dauer, fr¸hester Beginn, sp‰tester Beginn, fr¸hestes Ende und<br />

sp‰testes Ende notiert. Auflerdem werden Felder f¸r Gesamtpuffer und Freien Puffer<br />

reserviert.<br />

Die einzelnen K‰stchen pro Vorgang werden durch Pfeile verbunden, welche die<br />

Abh‰ngigkeiten zwischen den Vorg‰ngen abbilden. Da keine zyklischen Verkettungen<br />

erlaubt sind, lassen sich die einzelnen Vorg‰nge in ihrer notwendigen zeitlichen<br />

Abfolge von links nach rechts anordnen, parallele Pfade befinden sich dabei<br />

untereinander.<br />

Nachstehend ein einfaches Beispiel f¸r einen Netzplan:<br />

� B¸romanagement <strong>II</strong> f¸r "<strong>Fachkauffrauen</strong> f¸r B¸romanagement" (Stand 05/11) 34


Nun muss man die Pufferzeiten ausrechnen. Hierzu beginnt man mit dem fr¸hesten<br />

Beginn des ersten Ereignisses und addiert seine Dauer. Das Ergebnis ist gleichzeitig<br />

der fr¸heste Endzeitpunkt des aktuellen Vorgangs und der fr¸heste Beginn des<br />

n‰chsten. Nachdem man mit dieser Vorw‰rtskalkulation beim letzten Vorgang<br />

angekommen ist, beginnt man von dort mit der R¸ckw‰rtskalkulation des evtl. vom<br />

Auftraggeber vorgegebenen sp‰testen Projektendes, als sp‰testes Ende. Die<br />

Differenz zwischen fr¸hestem- und sp‰testem Beginn ergibt den Gesamtpuffer.<br />

Anschlieflend kann man dem hier gezeigten Beispielnetzplan die folgenden<br />

Informationen entnehmen:<br />

�� Das Projekt ist nach fr¸hestens sechs Tagen beendet.<br />

�� Der kritische Weg umfasst die Vorg‰nge AA und CC.<br />

�� Der Vorgang BB kann auch erst nach einer Pufferzeit von zwei Tagen gestartet<br />

werden, ohne das Projekt zu gef‰hrden.<br />

� B¸romanagement <strong>II</strong> f¸r "<strong>Fachkauffrauen</strong> f¸r B¸romanagement" (Stand 05/11) 35


4.3 Diagramme<br />

Ein Diagramm (v. griech.: diagramma = geometrische Figur, Umriss) ist eine<br />

grafische Darstellung von Daten, Sachverhalten oder Informationen. Je nach der<br />

Zielsetzung des Diagramms werden hˆchst unterschiedliche Typen eingesetzt. Die<br />

Bandbreite von bildhaften Elementen bis rein abstrakten Gebilden ist dabei sehr grofl.<br />

Im Unterschied zum Piktogramm (oder Bildsymbol, z. B. Menschen, Autos), wird<br />

mit Hilfe eines Diagramms vor allem versucht, einen Zusammenhang zu<br />

verdeutlichen. Allerdings kˆnnen Diagramme durchaus Piktogramme enthalten.<br />

Diagramme kˆnnen in Programmen der Tabellenkalkulation erstellt werden.<br />

Achsendiagramme<br />

Beispiele f¸r Achsendiagramme (arbeiten mit einer x- und y-Achse) sind:<br />

Punktdiagramm<br />

Die x- und y-Achsen spannen eine<br />

Fl‰che auf, in die die Wertepaare<br />

als Punkte (Kreuze, Kreise)<br />

eingetragen werden.<br />

Das Punktdiagramm wird<br />

allgemeiner und in der Statistik<br />

auch<br />

Streudiagramm genannt..<br />

Liniendiagramm<br />

Die Punkte werden miteinander<br />

durch Linien (Geraden, Kurven)<br />

verbunden; ist die Fl‰che zwischen<br />

Achse und Linie ausgef¸llt,<br />

spricht man von einem<br />

Fl‰chendiagramm.<br />

Balkendiagramme<br />

Der Abstand zwischen der y-Achse<br />

(Ordinate) und dem Datenpunkt<br />

wird mit Balken Linie markiert.<br />

Wenn damit auch T‰tigkeitsdauer<br />

oder Belegungspl‰ne dargestellt<br />

werden, spricht man h‰ufig auch<br />

vom<br />

Gantt-Diagramm<br />

� B¸romanagement <strong>II</strong> f¸r "<strong>Fachkauffrauen</strong> f¸r B¸romanagement" (Stand 05/11) 36


Gantt-Diagramm<br />

S‰ulendiagramm<br />

Der Abstand zwischen x-Achse(Abszisse)<br />

und Datenpunkt wird mit einer senkrecht<br />

auf der x-Achse stehenden rechteckigen<br />

Fl‰che dargestellt<br />

Kreisdiagramm<br />

Sind die Einzelwerte Teile eines<br />

Ganzen, so kann man die Werte in<br />

Form von Kreissektoren zeichnen,<br />

um die Grˆflenverh‰ltnisse ihrer<br />

Anteile darzustellen.<br />

Netzdiagramm<br />

Bei grˆfleren Datenreihen wird f¸r<br />

jeden Wert eine Achse gezeichnet<br />

und die Achsen gleichm‰flig auf<br />

360 um den Nullpunkt verteilt; die<br />

Werte werden dann auf den<br />

Achsen angetragen und<br />

miteinander durch Geraden<br />

verbunden, wodurch eine an ein<br />

Spinnennetz erinnernde Form<br />

entsteht<br />

Ring-Diagramme<br />

Zeigen die Verteilung der Einzelwerte<br />

im Verh‰ltnis zum<br />

Gesamtwert an (wie Kreisdiagram)<br />

auch.<br />

Im Unterschied zu Kreis-<br />

diagrammen kˆnnen aber mehrere<br />

Datenreihen (z. B. 2 Filialen) eingegeben<br />

werden. Jede Filiale<br />

ist in einem eigenen Ring<br />

dargestellt.<br />

� B¸romanagement <strong>II</strong> f¸r "<strong>Fachkauffrauen</strong> f¸r B¸romanagement" (Stand 05/11) 37


Mengendiagramme<br />

Ein Mengendiagramm veranschaulicht vor allem Beziehungen von Mengen<br />

zueinander. So kˆnnen sich diese z.B. beinhalten oder ¸berlappen was eine<br />

Teilmenge oder Schnittmenge bedeuten w¸rde. Meistens werden die Mengen als<br />

Kreise oder Ellipsen dargestellt.<br />

Fig¸rliche Darstellung<br />

Schema einer Gl¸hlampe<br />

Eine fig¸rliche Darstellung ist meist eine schematische Zeichnung eines realen<br />

Objekts, mit dem Zweck einen bestimmten Sachverhalt zu erkl‰ren. Es werden aber<br />

auch Photos als Grundlage verwendet, welche allerdings mit zeichnerischen Mitteln<br />

und Piktogrammen (z. B. Pfeile, Nummerierung) versehen werden.<br />

Diese Art der Darstellung wird im gleichen Mafle Illustration oder technische<br />

Zeichnung genannt. Die Abgrenzung der Bezeichnungen ist in der deutschen Sprache<br />

nicht klar. Es lassen sich aber Tendenzen ablesen. Diagramm wird eher f¸r<br />

schematische, Illustration eher f¸r k¸nstlerische und technische Zeichnung eher f¸r<br />

perspektivische Darstellungen verwendet.<br />

� B¸romanagement <strong>II</strong> f¸r "<strong>Fachkauffrauen</strong> f¸r B¸romanagement" (Stand 05/11) 38


1. Bedeutung<br />

<strong>II</strong>I. Kommunikation<br />

Kommunikation (lat. communicare Ñteilen, mitteilen, teilnehmen lassen;<br />

gemeinsam machen, vereinigenì) definiert auf der menschlichen Alltagsebene<br />

ein gemeinschaftliches Handeln, in dem Gedanken, Ideen, Wissen,<br />

Erkenntnisse, Erlebnisse (mit-)geteilt werden und auch neu entstehen.<br />

Kommunikation in diesem Sinne basiert auf der Verwendung von Zeichen in<br />

Sprache, Gestik, Mimik, Schrift, Bild oder Musik.<br />

Kommunikation ist die Aufnahme, der Austausch und die ‹bermittlung von<br />

Informationen zwischen zwei oder mehrerer Personen.<br />

Unter Kommunikation wird auch das wechselseitige ‹bermitteln von Daten oder von<br />

Signalen verstanden, die f¸r den Beobachter der Kommunikation eine festgelegte<br />

Bedeutung haben. Die Signale gelten dann als Auslˆser f¸r bestimmte Reaktionen.<br />

Dies betrifft auch tierische und pflanzliche Lebewesen.<br />

Bei der Beschreibung sozialer Zusammenh‰nge kann Kommunikation als ein Prozess<br />

angesehen werden, in dem mehrere Lebewesen (Menschen) gemeinsam Probleme<br />

lˆsen. Als Grundlage f¸r die Mˆglichkeit kommunikativer Problemlˆsung wird eine<br />

Geschichte gemeinsamer Lebenspraxis angesehen. In gemeinsamer Lebenspraxis<br />

entsteht beispielsweise die Sprache.<br />

Das Wort Kommunikation fand erst Anfang der 1970er Jahre Eingang in den<br />

deutschen soziologischen Sprachgebrauch.<br />

2. Definition<br />

Eine allgemein anerkannte Definition des Begriffs besteht nicht.<br />

Daf¸r gibt es verschiedene Gr¸nde. Kommunikation ist erstens ein komplexes Ph‰nomen,<br />

das nicht einfach beschrieben werden kann. Das Thema Kommunikation wird zweitens mit<br />

unterschiedlichen Einstellungen und unter unterschiedlichen Zielsetzungen behandelt. Die<br />

Definitionen des Begriffs Kommunikation h‰ngen folglich von den unterschiedlichen<br />

Voraussetzungen ab, die dabei gemacht werden.<br />

In Abh‰ngigkeit von dieser Frage kˆnnen auch Vorg‰nge, die sich zwischen Menschen und<br />

Computern abspielen, als Kommunikation bezeichnet werden (ÑMensch-Maschine-<br />

Kommunikationì).<br />

� B¸romanagement <strong>II</strong> f¸r "<strong>Fachkauffrauen</strong> f¸r B¸romanagement" (Stand 05/11) 39


3. Kommunikationsziele<br />

Das Kommunikationsziel ist Verst‰ndigung. Verst‰ndigung kann folgendermaflen<br />

aufgefasst werden: In einem gemeinsamen (sozialen) Prozess entsteht neues<br />

Wissen, neue Einstellungen, Theorien und ‹berzeugungen ¸ber den Anderen, ¸ber<br />

sich selbst und ¸ber die gemeinsame Welt.<br />

4. Kommunikationszwecke<br />

Als Kommunikationszwecke kˆnnen gemeinschaftliche Problemlˆsungen angesehen<br />

werden, die nur durch eine vorhergehende Kommunikation (und Verst‰ndigung)<br />

erreicht werden kˆnnen. Kommunikationszwecke reichen von konkreten, einfachen<br />

Lˆsungen (siehe obiges Beispiel) bis zu abstrakten gesellschaftlichen Problemen.<br />

Beziehungsnetzwerke und Partnerschaften werden aufgebaut, stabilisiert und<br />

beendet. Diese Zwecke kˆnnen weit ¸ber das Spektrum von existenzieller<br />

Grundsicherung hinausgehen. Kommunikation wird in diesem Sinne auch als<br />

Machtinstrument eingesetzt.<br />

5. Kommunikationsmodelle<br />

Als Kommunikationsmodell bzw. Kommunikationstheorie bezeichnet man<br />

wissenschaftliche Erkl‰rungsversuche zur Beschreibung von Kommunikation. Diese<br />

theoretischen Ans‰tze sollen erkl‰ren, was Kommunikation ist und wie sie<br />

funktioniert. Weder die Kommunikations- noch die Medienwissenschaft haben jedoch<br />

bisher eine einheitliche Theorie entwickelt. Kommunikation bezeichnet die<br />

Vermittlung, den Austausch und die Aufnahme von Informationen.<br />

In vielen F‰llen wird Kommunikation mit dem sogenannten Sender-Empf‰nger-<br />

Modell beschrieben. (Ein popul‰res Kommunikationsmodell ist das "Vier-<br />

Seiten-Model" von Schulz von Thun. Es wird deshalb nachstehend<br />

exemplarisch dargestellt s. u.)<br />

� B¸romanagement <strong>II</strong> f¸r "<strong>Fachkauffrauen</strong> f¸r B¸romanagement" (Stand 05/11) 40


5.1 Vier-Seiten-Modell<br />

Das Vier-Seiten-Modell (auch Kommunikationsquadrat oder Vier-Ohren-Modell)<br />

ist ein Kommunikationsmodell von Friedemann Schulz von Thun. Nach diesem Modell<br />

enth‰lt jede Nachricht vier Botschaften. Die vier Seiten einer Nachricht sind die<br />

'Sachseite', die 'Selbstkundgabeseite', die 'Beziehungsseite' und die 'Appellseite'.<br />

Das Kommunikationsquadrat beschreibt die Mehrschichtigkeit einer menschlichen<br />

ƒuflerung.<br />

Die vier Seiten einer Nachricht<br />

�� Die Sachseite beinhaltet die reinen Sachaussagen, Daten und Fakten, die in<br />

einer Nachricht enthalten sind.<br />

�� In der Selbstkundgabe vermittelt der Sprecher - bewusst oder unbewusst -<br />

etwas ¸ber sein Selbstverst‰ndnis, seine Motive, Werte, Emotionen etc.<br />

�� Auf der Beziehungsseite wird ausgedr¸ckt bzw. aufgenommen, wie der<br />

Sender zum Empf‰nger steht und was er von ihm h‰lt.<br />

�� Der Appell beinhaltet einen Wunsch oder eine Handlungsaufforderung.<br />

Neben dem Sender, der mit den o. a. vier ÑSchn‰belnì spricht, d.h. gleichzeitig vier<br />

Botschaften sendet, gibt es in der zwischenmenschlichen Kommunikation auch den<br />

Empf‰nger. Dieser hˆrt mit vier ÑOhrenì, d.h. er kann vier verschiedene Botschaften<br />

empfangen. Oftmals entsprechen die vier Seiten der gesendeten Nachricht nicht den<br />

vier Seiten der empfangenen Nachricht.<br />

� B¸romanagement <strong>II</strong> f¸r "<strong>Fachkauffrauen</strong> f¸r B¸romanagement" (Stand 05/11) 41


Das macht die zwischenmenschliche Kommunikation anf‰llig f¸r Stˆrungen. Dabei<br />

kann der Empf‰nger auf jeder Ebene die Nachricht anders verstehen als vom Sender<br />

beabsichtigt, insbesondere aber auf den beiden letzten. So kann der Sender<br />

beispielsweise das Gewicht der Nachricht auf den Appell gelegt haben, der<br />

Empf‰nger jedoch ¸berwiegend den Beziehungshinweis empfangen. Dies ist nach<br />

dem Kommunikationsquadrat eine der Hauptursachen f¸r Missverst‰ndnisse.<br />

Die Sachseite<br />

Wor¸ber ich informiere:<br />

Auf der Sachseite vermittelt der Sender der Nachricht Daten, Fakten und<br />

Sachverhalte. Aufgabe des Senders ist es, diese Informationen klar und verst‰ndlich<br />

zu senden.<br />

Mit dem Sachohr pr¸ft der Empf‰nger, ob die Sachbotschaft die Kriterien der<br />

Wahrheit (wahr/unwahr), der Relevanz (von Belang/belanglos) und der Hinl‰nglichkeit<br />

(ausreichend/erg‰nzungsbed¸rftig) erf¸llt.<br />

Die Selbstoffenbarung<br />

Was ich von mir selbst kundgebe:<br />

In jeder Nachricht stecken auch Informationen ¸ber die Person des Senders. Auf der<br />

Selbstkundgabeseite offenbart sich der Sender, sowohl was die gewollte<br />

Selbstdarstellung als auch die unfreiwillige Selbstenth¸llung angeht. Jede Nachricht<br />

wird somit zu einer kleinen Kostprobe der Persˆnlichkeit des Senders.<br />

Das Selbstoffenbarungsohr des Empf‰ngers lauscht darauf, welche Informationen<br />

¸ber den Sender in der Nachricht enthalten sind.<br />

Die Beziehungsseite<br />

Was ich von dir halte (Du-Botschaft) und wie wir zueinander stehen (Wir-Botschaft):<br />

Auf der Beziehungsseite kommt zum Ausdruck, wie der Sender zum Empf‰nger<br />

steht und was er von ihm h‰lt. Je nachdem wie er ihn anspricht, (Art der<br />

Formulierung, Kˆrpersprache, Tonfall...) dr¸ckt er Wertsch‰tzung, Respekt,<br />

Wohlwollen, Gleichg¸ltigkeit, Verachtung o.‰. aus.<br />

Abh‰ngig davon, welche Botschaft im Beziehungsohr des Empf‰ngers ankommt,<br />

f¸hlt er sich entweder akzeptiert oder herabgesetzt, respektiert oder bevormundet.<br />

Eine gute Beziehung ist gekennzeichnet durch Kommunikation Ñvon gleich zu gleich in<br />

gegenseitiger Wertsch‰tzungì.<br />

Der Appell<br />

Wer sich ‰uflert, will in der Regel auch etwas bewirken. Die Appellbotschaft soll den<br />

Empf‰nger veranlassen, bestimmte Dinge zu tun oder zu unterlassen. Der Versuch,<br />

Einfluss zu nehmen, kann mehr oder weniger offen bzw. verdeckt sein. Im letzteren<br />

Fall spricht man von Manipulation.<br />

Auf dem Appellohr fragt sich der Empf‰nger: ÑWas soll ich jetzt denken, machen<br />

oder f¸hlen?ì<br />

� B¸romanagement <strong>II</strong> f¸r "<strong>Fachkauffrauen</strong> f¸r B¸romanagement" (Stand 05/11) 42


Beispiel: Ein Mann (zun‰chst Sender der Nachricht) und eine Frau (zun‰chst<br />

Empf‰ngerin) sitzen beim Abendessen.<br />

Mann: ÑDa ist etwas Gr¸nes in der Suppe.ì Die Frau antwortet: ÑWenn es dir nicht<br />

schmeckt, kannst du ja selber kochen!ì<br />

Sender:<br />

1. Sachseite:<br />

Da ist etwas Gr¸nes.<br />

2. Selbstkundgabe:<br />

Ich weiss nicht, was es ist.<br />

3. Beziehungsseite:<br />

Du solltest es wissen.<br />

4. Appell:<br />

Sag mir bitte, was es ist!<br />

Zusammenfassung:<br />

Empf‰ngerin:<br />

Friedemann Schulz von Thun hat ein Kommunikationsmodell entwickelt, welches das<br />

Lieblingsspielzeug von Trainern zum Thema Kommunikation ist. Es ist in der Tat sehr<br />

hilfreich, zu verstehen, wie Kommunikation erfolgreich und erfolglos sein kann. Dem<br />

Modell zufolge kann jede Aussage aus vier Betrachtungsrichtungen gemeint und<br />

empfangen werden.<br />

Menschen verwenden und verstehen Botschaften sehr unterschiedlich, da sie<br />

unterschiedliche Seiten dieser vier Seiten bevorzugen und von ihren<br />

Gespr‰chspartnern erwarten.<br />

Die Aussage ìMir ist kaltî kann vieles bedeuten.<br />

1. Sachseite:<br />

Da ist etwas Gr¸nes.<br />

2. Selbstkundgabe:<br />

Ich glaube mir schmeckt das nicht.<br />

3. Beziehungsaspekt:<br />

Ich halte deine Kochkunst f¸r fragw¸rdig.<br />

4. Appell:<br />

Koche k¸nftig nur noch, was ich kenne!<br />

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ÑDie Temperatur ist geringî (Sachseite),<br />

ìIch f‰nde es schˆn, wenn es w‰rmer w‰reî (Selbstkundgabe),<br />

ìIch finde es hier mit Dir ungem¸tlichî (Beziehungsaussage)<br />

ìHolst Du mir eine Decke?î, ìLass uns woanders hingehenî oder ìR¸ckst Du n‰her an<br />

mich heran?î (Appell)<br />

sind mˆgliche und mˆglicherweise richtige Interpretationen der Aussage ìMir ist kaltî.<br />

Welche - wenn ¸berhaupt eine - dieser Interpretationen richtig ist oder sind (nat¸rlich<br />

kˆnnen auch mehrere zugleich gemeint sein) ist nicht immer klar.<br />

Kontextinformationen sind f¸r die Wahl der richtigen Interpretation wichtig ñ zwischen.<br />

ìMit Dir ist es hier ungem¸tlich.î und ìR¸ckst Du n‰her heran?î liegen Welten!<br />

Es gibt Menschen, die vornehmlich eine dieser vier Seiten verwenden oder<br />

aufnehmen - das kann f¸r Menschen, die anders sind, sehr schwierig sein. Auch<br />

sagen viele Menschen M‰nnern nach, vornehmlich auf der Sachseite zu<br />

kommunizieren, Frauen eher auf der Beziehungsseite.<br />

Eine besondere Beziehung ist gekennzeichnet durch folgendes Zitat: "M¸tter sind<br />

durch Kinder sehr appellgesteuert."<br />

Beispiel: "Mama! Die Schuhe!...." Antwort: "Ja! Bin gleich da und ziehe sie dir an!"<br />

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Kommunikationsarten<br />

Kommunikation in diesem Sinne basiert auf der Verwendung von Zeichen in<br />

Sprache, Gestik, Mimik, Schrift, Bild oder Musik.<br />

1. Verbale Kommunikation<br />

Die bewusst am h‰ufigsten eingesetzte Verbale Kommunikationsmittel ist die<br />

Sprache. Aber auch alle anderen Kommunikationsmethoden sind f¸r den beruflichen<br />

Alltag wichtig, z. B. die Schrift.<br />

Eine besondere Rolle spielt die nonverbale Kommunikation.<br />

2. Nonverbale Kommunikation<br />

Neben vielen anderen Kommunikationstechniken und ñmitteln spielt die<br />

nonverbale Kommunikation eine wesentlich ñ h‰ufig untersch‰tzte ñ Rolle.<br />

Als nonverbale Kommunikation (deutsch Verst‰ndigung ohne Worte) wird der<br />

Teil der Kommunikation des Menschen bezeichnet, der nicht mittels einer<br />

gesprochenen, geb‰rdeten oder geschriebenen Sprache erfolgt, sondern durch<br />

nichtlinguistische Mittel wie Kˆrperhaltung, Gesten, Mimik, nichtsprachliche<br />

Laute, Piktogramme, Proxemik (ÑAbstandslehreì) oder andere.<br />

Auch der Habitus einer Person oder einer sozialen Gruppe hat bedeutsame<br />

nichtsprachliche Komponenten.<br />

Kommunikationskan‰le nonverbaler Kommunikation<br />

Da Verhalten kein Gegenteil hat, man sich also nicht nicht verhalten kann, kommt Paul<br />

Watzlawick zu der Folgerung, dass es unmˆglich sei, nicht zu kommunizieren: "Man kann<br />

nicht nicht kommunizieren". Als Ergebnis dieser ‹berlegungen kann festgestellt werden,<br />

dass nonverbale Kommunikation unabh‰ngig von verbaler Kommunikation existiert.<br />

"Die Kˆrpersprache ist nicht nur eine w¸nschenswerte, zur Not aber entbehrliche Zutat zur<br />

Verbalsprache, sondern ihre umfassende leibliche Grundlage".<br />

Um sich der Bedeutung der nonverbalen Kommunikation klar zu werden, m¸ssen nicht nur<br />

die Ebenen bestimmt werden und es m¸ssen o Aussagen ¸ber die Art und Sensibilit‰t der<br />

informationsaufnehmenden Rezeptoren getroffen werden:<br />

1. Das Auge mit den nachgeschalteten Sehbahnen liefert Informationen ¸ber<br />

Mimik, Gestik und Kˆrperhaltung sowie ¸ber Bewegungsmuster, N‰he und<br />

Distanz, die Pupillengrˆfle des Gegen¸bers, vegetative Symptome (z. B.<br />

Errˆten, Schwitzen).<br />

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2. Die Rezeptoren der Haut liefern Empfindungen, die dem Tast-, Temperatur-<br />

und Schmerzsinn zugeordnet werden. Dabei liegen dem Tastsinn Sensationen<br />

wie Kitzel, Ber¸hrung, Vibration, Druck und Spannung zugrunde.<br />

3. Der Geruchssinn bestimmt z. B., ob man Ñjemanden riechen kannì.<br />

4. Daneben ¸bermitteln die averbalen Elemente der sprachlichen<br />

Kommunikation ñ wie Stimmf‰rbung, Tonhˆhe usw. ñ ¸ber die akustische<br />

Wahrnehmung mitschwingende Informationen, die eine bestimmte emotionale<br />

Einstellung bewirken sollen.<br />

Der grˆflte Teil von Informationen wird vom Menschen unbewusst<br />

aufgenommen und selektiert. Das Bewusstsein w‰re mit dieser F¸lle an<br />

Information ¸berfordert. Die Informationsmenge, die unser Bewusstsein<br />

erreicht, ist vergleichsweise klein. Sprache und Bewusstsein sind gut, die<br />

Grundlagen zum ‹berleben in einem sozialen System wurden jedoch schon vor<br />

deren Entwicklung geschaffen.<br />

Gliederung der nonverbalen Kommunikation<br />

Allgemein<br />

Nicht jede Bewegung, die Menschen ausf¸hren kˆnnen, z‰hlt zur nonverbalen<br />

Kommunikation. Wird das Gesicht einer Person durch ‰uflere Umst‰nde willk¸rlich oder<br />

unwillk¸rlich in irgendeiner Weise verzerrt, sei es durch Ber¸hrung mit H‰nden oder<br />

Gegenst‰nden, durch starken Winddruck beim Autofahren oder im Windkanal, oder durch<br />

Zentripetalkr‰fte, wie es im Sport oder bei Piloten schneller Flugzeuge vorkommen kann, so<br />

liegt ein Ausdruck vor. Ihm kann zwar durch den Beobachter Information entnommen werden,<br />

aber es handelt sich hierbei nicht um eine aktive Leistung. Auch Zweckbewegungen oder<br />

kurzfristige farbliche Ausdrucksver‰nderungen, wie z. B. durch Schattenwurf z‰hlen nicht zur<br />

nonverbalen Kommunikation.<br />

Unbewusste nonverbale Kommunikation<br />

Neben den visuell aufgenommenen Informationen, denen in der nonverbalen Kommunikation<br />

generell ein hoher Stellenwert beigemessen wird (Mimik und Gestik), haben auch die<br />

¸brigen Sinne eine enorme Bedeutung f¸r das durch nonverbale, direkte Kommunikation<br />

gesteuerte Verhalten.<br />

Vor allem die ¸ber den Geruchssinn unterhalb der Wahrnehmungsschwelle aufgenommenen<br />

Signale wie beispielsweise entfernter Verwesungsgeruch, ein Feuerherd, die<br />

Zusammensetzung der Luft vor einem Gewitter oder die Rezeption von Pheromonen<br />

(sexuelle Botenstoffe des menschlichen Kˆrpers) beeinflussen unser Verhalten unbewusst.<br />

Die genetische Pr‰gung solch elementarer Signale werden als Erbe aus fr¸hgeschichtlicher<br />

Vorzeit des Menschen angesehen.<br />

Von Seiten der Industrie wurde bereits mehrfach auf diesen Mechanismus zur¸ckgegriffen. So begann<br />

Audi Ende der achtziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts, seine Verkaufsr‰ume mit Zitronella,<br />

einem Zitronenextrakt, zu beduften, was eine Steigerung von Aufmerksamkeit und Wahrnehmung<br />

bewirken sollte oder die Berieselung mit Musik. Dies wurde jedoch vielfach wieder eingestellt, da der<br />

aufmerksame Verk‰ufer, der mit einem L‰cheln auf den Kunden zugeht, auf anscheinend preiswertere<br />

Weise eine viel hˆhere Aufmerksamkeit erreicht.<br />

� B¸romanagement <strong>II</strong> f¸r "<strong>Fachkauffrauen</strong> f¸r B¸romanagement" (Stand 05/11) 46


Teilbewusste nonverbale Kommunikation<br />

Bestimmte kˆrpersprachliche Signale laufen teilbewusst ab. So bemerken wir i. d. R.<br />

durchaus bestimmte Ver‰nderungen unserer Mimik selbst, ¸ber weite Strecken<br />

nehmen wir diese Ver‰nderungen jedoch nicht wahr und kˆnnen diese auch nicht<br />

bewusst zur Kommunikation einsetzen. Friedrich Nietzsche hat das schon auf den<br />

Punkt gebracht: "Man l¸gt wohl mit dem Munde; aber mit dem Maule, das man dabei<br />

macht, sagt man doch noch die Wahrheit." [1]<br />

Bestimmte autonome Kˆrperfunktionen wie beispielsweise Schweiflbildung,<br />

Pupillenver‰nderung oder Puls, welche dem Gegen¸ber auffallen, kˆnnen nicht<br />

bewusst gesteuert werden, sind jedoch zum Teil durchaus selbst wahrnehmbar.<br />

Die Kˆrpersprache bildet ebenfalls Ausdrucksformen einer genetisch veranlagten<br />

Verhaltenssteuerung ab. Diese f¸hren uns beispielsweise bei Gefahr zu erhˆhter Leistungs-<br />

und Wahrnehmungsf‰higkeit (Hautwahrnehmung durch Schweiflbildung, gesteigerte<br />

Leistungsf‰higkeit durch Pulsver‰nderung, Wahrnehmungsver‰nderungen des<br />

Gesichtsfeldes bei Gefahr etc.) oder sie helfen uns bei der Vorbereitung der Fortpflanzung,<br />

das jeweils beste erreichbare genetische Material zu gewinnen (die kr‰ftige m‰nnliche<br />

Erscheinung als Zeichen f¸r Durchsetzungsf‰higkeit beziehungsweise die Auspr‰gung der<br />

sekund‰ren Geschlechtsmerkmale der Frau zur Versorgung der Kinder). Da diese<br />

Einsch‰tzungen teilweise unbewusst ablaufen, werden sie kulturell oft verleugnet.<br />

L‰ngerfristige Ver‰nderungen in den Lebensgewohnheiten des Menschen dr¸cken sich<br />

ebenfalls kˆrpersprachlich aus. Zu nennen sind hier exemplarisch die Beschaffenheit von<br />

Fingern‰geln und Haaren, ern‰hrungsbedingte Ver‰nderungen der Haut oder<br />

Fettablagerungen beziehungsweise Muskelaufbau, Haltungsstˆrungen im<br />

Wirbels‰ulenbereich aufgrund mangelnder Vitalit‰t oder mimische Ver‰nderungen aufgrund<br />

lang anhaltender einseitiger emotionaler Lebenssituationen (die "griesgr‰mige Erscheinung",<br />

die "Lachfalten", das "markante Kinn").<br />

Die F‰higkeit der Decodierung derartiger Signale hat sich, ebenso wie die unbewusste<br />

nonverbale Aussendung solcher Signale und die kˆrpersprachliche Ausdrucksform im Laufe<br />

der Evolution als n¸tzlich erwiesen.<br />

Ein besonders wichtiges Beispiel ist in diesem Zusammenhang das Lachen. Vor<br />

allem Frauen haben aufgrund ihrer sozialbetonten Veranlagung das Lachen und das<br />

L‰cheln kulturhistorisch auch immer schon als "Waffe" eingesetzt, und zwar als<br />

"Gegengewicht" zu sozialen Spannungen in der Gruppe und in der Familie. Auch<br />

heute noch beobachten Verhaltensforscher, dass Frauen in F¸hrungspositionen eher<br />

gekonnt mit einem L‰cheln zum rechten Zeitpunkt entscheidende<br />

Verhandlungssituationen entspannen kˆnnen.<br />

� B¸romanagement <strong>II</strong> f¸r "<strong>Fachkauffrauen</strong> f¸r B¸romanagement" (Stand 05/11) 47


Bewusste nonverbale Kommunikation<br />

Die Gestik des sprechenden Menschen dr¸ckt sich durch Arme und H‰nde aus.<br />

Die Mimik ist auf das Gesicht, insbesondere die Augen- und Mundpartie<br />

bezogen. Hier finden sich nuancenreiche Ausdrucksformen, die ¸ber das innere<br />

Erleben oft mehr sagen als viele Worte. Auch die F‰higkeit des "Lesens" in<br />

einem Gesicht ist Teil unserer genetischen Veranlagung aus der Zeit, in der die<br />

Sprache noch nicht entwickelt war.<br />

Als Teil der gesellschaftlichen Sprache ist der bewusste Einsatz von Gesten, Mimik<br />

und Kˆrperstellungen Bestandteil jeder menschlichen Kultur. In unterschiedlichen<br />

Gebieten der Erde haben ‰hnlich ausgef¸hrte Gesten zum Teil eine vollkommen<br />

gegenteilige Bedeutung:<br />

�� So bedeutet beispielsweise das Kopfnicken in Griechenland und Bulgarien<br />

Ablehnung,<br />

�� das Abwinken mit der Handfl‰che nach unten in Afrika und Asien eine<br />

Einladung.<br />

Im Gegensatz zu den teilbewussten Ausdrucksformen nonverbaler Sprache, ist<br />

es in den bewussten Bereichen der Kˆrpersprache mˆglich, nonverbale<br />

Ausdrucksformen zu erlernen.<br />

Beispiele hierf¸r sind:<br />

�� das Anl‰cheln des Gegen¸bers zur Kontaktaufnahme<br />

�� das ÑPokerfaceì des Kartenspielers<br />

�� die unterst¸tzende Gestik mit den H‰nden im Dialog<br />

�� der "selbstbewusste H‰ndedruck" des Verk‰ufers<br />

Das "Schˆnmachen" durch die gezielte Verwendung von Duft- und Farbstoffen<br />

(Parfum, Lippenstift, Mascara usw.), sowie sorgf‰ltig ausgew‰hlter Kleidung ist eine<br />

kultivierte Kombination verschiedener Signalhandlungen bewusster nonverbaler<br />

Kommunikation. Sie dient in gesellschaftlicher Umgebung als Ausdruck "gepflegter"<br />

und somit attraktiver Erscheinung.<br />

Vor allem an der Mimik und Kˆrperhaltung kann man "arbeiten" und damit grofle<br />

Erfolge erzielen.<br />

Das kann jeder leicht an sich selbst testen, zum Beispiel mit einem L‰cheln. ÑEinfach in<br />

den Spiegel gucken und fett grinsen", empfiehlt Dieter P¸tz, Facharzt f¸r Psychotherapie<br />

und Leiter der Deister Weser Kliniken in Bad M¸nder. Dies hebe die Laune relativ schnell,<br />

verspricht er.<br />

Ein anderer Versuch ist, eine selbstsichere Kˆrperhaltung einzunehmen. Wer aufrecht<br />

steht, die Schultern zur¸cknimmt, die Brust nach vorne streckt und dabei noch nach<br />

vorne schaut, kann sich kaum noch unsicher f¸hlen. Der Satz ÑIch kann das nicht"<br />

kommt bei dieser Haltung kaum ¸ber die Lippen. Es geht jedoch auch umgekehrt. Das<br />

merkt jeder, der mit h‰ngenden Schultern und gesenktem Kopf durch die Gegend<br />

schlurft. Er f¸hlt sich schlaff und antriebslos. ÑKˆrper und Seele haben das Bestreben, in<br />

Einklang zu kommen", beschreibt Wolf dieses Ph‰nomen.<br />

� B¸romanagement <strong>II</strong> f¸r "<strong>Fachkauffrauen</strong> f¸r B¸romanagement" (Stand 05/11) 48


Auf dieses Zusammenspiel sei stets Verlass. Denn zu jeder Kˆrperhaltung gibt es<br />

passende Gedanken und Gef¸hle - und umgekehrt. Diese Erkenntnis kann jeder f¸r sich<br />

nutzen, wenn er sich zum Beispiel unsicher oder niedergeschlagen f¸hlt: Einfach die<br />

Kˆrperhaltung ‰ndern und damit der Psyche vorgaukeln, man f¸hle sich sicher und froh.<br />

Die Psyche wird der Kˆrperhaltung schnell folgen<br />

Kleidung und andere Maflnahmen der Kˆrpergestaltung (wie Schmuck, Frisur,<br />

Barttracht, Tattoos, Kopfbedeckungen etc.) als Elemente der Kˆrpersprache, sowie<br />

Maflnahmen der weiteren Umfeldgestaltung (Wohnung, Haus, Auto, Garten etc.),<br />

stellen einen weiteren Bereich der bewussten nonverbalen Kommunikation dar<br />

(Kleidung als Zeichensystem). Umgangssprachlich stehen die Feststellungen "Kleider<br />

machen Leute" bzw. "Des Kaisers neue Kleider" oder die Geschichte des "Hauptmann<br />

von Kˆpenick" exemplarisch f¸r die Bedeutung, die dem Wert und der Funktion<br />

menschlicher Kleidung als gezielte Ausdruckselemente nonverbaler Kommunikation<br />

beigemessen wird.<br />

Distanzzonen<br />

Bei der nonverbalen Kommunikation spielen die Distanzzonen - also die<br />

Abstandszonen die zwischen Sender und Empf‰nger einer Nachricht liegen ñ eine<br />

bedeutsame Rolle.<br />

Zu unterscheiden sind:<br />

�� intime Distanz (50 cm etwa Arml‰nge)<br />

�� Nahdistanz (1-3 Meter)<br />

�� ˆffentliche Distanz (> 3 Meter).<br />

Diese Distanzzonen haben sich aufgrund der mˆglichen Bedrohung des Menschen<br />

durch seine Umgebung evolution‰r gebildet. Sie unterscheiden sich von Kontinent zu<br />

Kontinent. So sind zum Beispiel die Distanzzonen in Europa wesentlich geringer als in<br />

Nordamerika, aber immer noch weitaus grˆfler als in S¸damerika. Zum Teil betr‰gt<br />

die intime Distanz bis zu neun Meter, aber nur bei Menschen, die allein in einem<br />

abgeschiedenen Gebiet leben.<br />

Wir lassen freiwillig nur ungern fremde Menschen in unsere Intimzone eindringen.<br />

Dies ist mit ein Hauptgrund f¸r die starke Entwicklung des Individualverkehrs, der dem<br />

Menschen auch nach dem Verlassen seiner "Behausung" eine gesicherte Intimzone<br />

gew‰hrt. In Groflst‰dten stellt das eigene Automobil im Gegensatz zur Nutzung des<br />

ˆffentlichen Personen-Nahverkehrs nach wie vor ein entsprechendes Statussymbol<br />

dar, das ungern aufgegeben wird.<br />

Bei ungewolltem Eindringen in die Intimzone unter Platzmangel (vgl. ¸berf¸llter Bus,<br />

Lift) wird das Gegen¸ber meist schlichtweg ignoriert, das Gegen¸ber wird zur<br />

Unperson.<br />

Die Nahdistanz oder Soziale Zone hat sich auf Grund der mittleren Reichweite<br />

normal gesprochener Sprache gebildet. Hier kann von lebhafter Kommunikation<br />

� B¸romanagement <strong>II</strong> f¸r "<strong>Fachkauffrauen</strong> f¸r B¸romanagement" (Stand 05/11) 49


ausgegangen werden, die andererseits nicht unmittelbar bedrohlich (handgreiflich)<br />

werden kann. Es ist die typische Distanz bei gemeinsamer Arbeit.<br />

In der ˆffentlichen Distanz bewegen wir uns relativ sicher. Die "Obacht" l‰sst nach,<br />

da potenzielle Gegner aus dem Umfeld eine gewisse Distanz zu ¸berbr¸cken haben,<br />

bis sie uns erreichen. Verbale Kommunikation ist mit erhobener Stimme mˆglich, oft<br />

werden Gesten zur Verst‰ndigung eingesetzt. Wenn ein Restaurant sich langsam<br />

f¸llt, bildet diese Zone regelm‰flig die Zellenstruktur der Besetzung von Tischen, und<br />

zwar solange, bis der Raum gef¸llt oder die attraktiven Pl‰tze besetzt sind. Erst<br />

sp‰ter werden, notgedrungen, soziale und intime Abst‰nde gew‰hlt.<br />

Fazit:<br />

Bei n‰herer Betrachtung und bewusster Wahrnehmung wird deutlich, dass<br />

nonverbale Kommunikation und Kˆrpersprache zum ¸berwiegenden Teil nicht<br />

steuerbar und oft auch nicht unmittelbar nachvollziehbar sind.<br />

Die Teile der Kˆrpersprache, die der Mensch hingegen im Rahmen sozialer Rollen zu<br />

kontrollieren versucht, kommen beim Gegen¸ber deswegen h‰ufig als nicht<br />

¸bereinstimmend an, weil sie "unbewusst" als unstimmig zur verbalen Aussage<br />

aufgedeckt werden. (Siehe auch Kˆrpersprache im Rollenverhalten der Frau.)<br />

Versuche, diese Abl‰ufe bewuflt zu ¸berlagern, stellen eine enorme Anforderung an<br />

die Konzentration dar und sind nur mit jahrelangem Training mˆglich. In einer<br />

ausgepr‰gten Rolle kann der Mensch ohne intensives Training h‰ufig nur Stunden, im<br />

besten Fall Tage ausharren, dann holt ihn seine angestammte und l‰nger etablierte<br />

Kˆrpersprache wieder ein.<br />

Die Alternative besteht darin, neue Werte, Sozialumgebungen und Gewohnheiten zu<br />

entwickeln, in denen er langsam lernt, ein neues, sozialtypisches Kˆrperverhalten zu<br />

zeigen.<br />

3. Sonstige Kommunikationsarten<br />

In der heutigen Kommunikationsgesellschaft gibt es noch viele andere Arten der<br />

Kommunikation, die an dieser Stelle nicht noch detailliert aufgef¸hrt werden m¸ssen.<br />

Der Autor mˆchte nur an Briefe, E-Mails, Telefonie, Internet u.s.w. erinnern.<br />

� B¸romanagement <strong>II</strong> f¸r "<strong>Fachkauffrauen</strong> f¸r B¸romanagement" (Stand 05/11) 50


1. Gespr‰che<br />

1.1 Gespr‰chsdefinition<br />

IV. Gespr‰chsf¸hrung<br />

Als Gespr‰ch wird allgemein die verbale Kommunikation von Menschen bezeichnet.<br />

Unterformen des Gespr‰ches sind zum Beispiel:<br />

�� der Dialog, oder auch innerhalb einer Unterhaltung zeitlich abgeschlossen auftretend<br />

der Monolog<br />

�� das Geplauder, US-amerikanisch: Chat<br />

�� die Diskussion<br />

�� die Debatte<br />

�� die Konversation<br />

�� das Kritikgespr‰ch<br />

�� das Mitarbeitergespr‰ch<br />

Auch wenn das Wort Gespr‰ch abgeleitet ist von sprechen, so sind akustisch-verbale<br />

ƒuflerungen nicht zwingende Voraussetzungen f¸r die Definition.<br />

Als Beispiel lassen sich hierf¸r schriftliche Wortwechsel via E-Mail oder ‰hnlicher<br />

haupts‰chlich textbasierter Dienste anf¸hren. Ein herkˆmmlicher Briefwechsel, eine SMS<br />

oder ein Chat sind damit schriftliche Entsprechungen des Gespr‰ches.<br />

Beim Gespr‰ch gibt es die Rolle des Sprechers und die Rolle des Hˆrers, wobei die<br />

Rollen gewechselt werden. Der Rollenwechsel erfolgt dabei nach inneren oder<br />

‰ufleren Regeln des Gespr‰chs.<br />

1.2 Gespr‰chsphasen<br />

Ein Gespr‰ch hat einen bestimmten Ablauf. Es besteht aus einer Anfangsphase, der<br />

Gespr‰chsmitte und der Endphase.<br />

Innerhalb dieser Phasen wechseln unterschiedliche kleinere Gespr‰chsstrukturen<br />

einander ab, wie Dialog, Monolog, Geplauder, Sprechen, Zuhˆren und andere. An der<br />

Gespr‰chsaus¸bung sind alle beteiligt.<br />

Anfangsphase<br />

Die Gespr‰chserˆffnung erfolgt auf unterschiedliche Weise. In jedem Fall findet zun‰chst eine<br />

Kontaktaufnahme statt. Ein normales Gespr‰ch kann zum Beispiel durch Blickkontakt<br />

eingeleitet werden, ein Telefongespr‰ch durch die Annahme des ankommenden Signals, ein<br />

formales Gespr‰ch durch eine entsprechende Gespr‰chsorganisation, Einladung.<br />

Bei formalen Gespr‰chen erfolgt eine Festlegung des Gespr‰chsleiters, zum Beispiel durch<br />

Wahl, die Bestimmung eines Protokollf¸hrers, gegebenenfalls Maflnahmen, die die<br />

Gespr‰chsatmosph‰re g¸nstig beeinflussen sollen, wie das Anbieten von Kaffee oder Tee.<br />

Auflerdem erfolgt die Einigung auf ein Gespr‰chsthema.<br />

� B¸romanagement <strong>II</strong> f¸r "<strong>Fachkauffrauen</strong> f¸r B¸romanagement" (Stand 05/11) 51


In der Anfangsphase entstehen oder zeigen sich die sozialen Beziehungen der<br />

Gespr‰chsteilnehmer und es wird die Grundstimmung des Gespr‰chs festgelegt.<br />

Die Dauer der Erˆffnungsphase ist unterschiedlich und kann bis zum kurzen Austausch von<br />

Gruflfloskeln schrumpfen.<br />

Die Anfangsphase hat eine wichtige Funktion und dient der grundlegenden<br />

Gespr‰chsorganisation sowie der Feststellung oder dem Aufbau der Gespr‰chsbereitschaft<br />

der Gespr‰chspartner.<br />

Das Anbieten von Getr‰nken entspannt die Atmosph‰re dadurch, dass der Anbietende (in der<br />

Regel der Gastgeber) damit ausdr¸ckt, dass die Bed¸rfnisse des Gegen¸bers hier einen<br />

Raum haben. In der Annahme dieses Angebots kˆnnen keine Fehler gemacht werden. Die<br />

Ablehnung eines solchen Angebotes wird je nach Stellenwert der Gastfreundschaft als<br />

unhˆflich gewertet.<br />

Die Annahme von Getr‰nken erlaubt es allen Beteiligten, ihre Gedanken zu sortieren und sich<br />

auf die Gespr‰chssituation einzustellen. Daher ist es auch f¸r Unternehmen sinnvoll, solche<br />

Rituale zu unterst¸tzen.<br />

Diese wechselseitige erste Interaktion erˆffnet das Gespr‰ch und setzt damit den Dialog in<br />

Gang.<br />

Gespr‰chsmitte<br />

Die Gespr‰chsmitte dient dem eigentlichen Thema. Es geht zur Sache. Die Gespr‰chsmitte<br />

ist thematisch orientiert, die Gespr‰chsorganisation h‰ngt von der Art des Gespr‰ches und<br />

vom Thema ab. Sie kann durch einen Gespr‰chsleiter erfolgen oder durch informale<br />

‹bergabe des Rederechts von einem zum anderen. Dazu dienen entsprechende Floskeln<br />

oder Blickkontakte, Pausen und ƒhnliches.<br />

Dabei kann es zu Missverst‰ndnissen kommen, beispielsweise, wenn der Redner eine kurze<br />

Pause macht und ein bisheriger Hˆrer das Wort ergreift, oder wenn zwei gleichzeitig<br />

anfangen, zu sprechen. Daf¸r gibt es Reparaturmechanismen. So kann man vom<br />

Gespr‰chswunsch zur¸cktreten, oder der Gespr‰chsleiter bei formalen Gespr‰chen trifft die<br />

entsprechenden Entscheidungen.<br />

Im Falle erhitzter Gespr‰che (Streit) ist die Gespr‰chsf¸hrung teilweise problematisch.<br />

Das Thema kann von vornherein festgelegt sein, zum Beispiel bei einem Arbeitsgespr‰ch<br />

oder Verkaufsgespr‰ch, oder es kann sich entsprechend der Situation entwickeln. Besonders<br />

im zweiten Fall kˆnnen sich mehrere Themen spontan entwickeln und abwechseln.<br />

Die Frage der Themenlenkung spielt dabei eine wichtige Rolle. Zur Themenlenkung kann eine<br />

Aufforderung oder eine Frage eingesetzt werden (auch eine Zwischenfrage).<br />

Wichtig ist, dass sich das Thema dabei in den Gespr‰chsverlauf einpasst, sonst gibt es<br />

Probleme bei den Gespr‰chspartnern und der Gespr‰chsfaden kann abreiflen.<br />

Beendigungsphase<br />

Wenn die eigentlichen Gespr‰chsthemen abgeschlossen sind, folgt eine Beendigungsphase.<br />

Es erfolgt ein Beendigungsangebot. Dieses kann explizit erfolgen (Aufforderung, zum Ende zu<br />

kommen, Klingelzeichen) oder durch informale Handlungen, zum Beispiel Blicken nach der<br />

Uhr, Einpacken des Schreibzeugs oder ‰hnlichem. Es wird festgestellt, ob das Thema<br />

gen¸gend behandelt wurde, oder ob noch offene Fragen bestehen, weitere Gespr‰che<br />

kˆnnen vereinbart werden und es erfolgt ein emotionaler und formaler Abschluss des<br />

Gespr‰ches.<br />

� B¸romanagement <strong>II</strong> f¸r "<strong>Fachkauffrauen</strong> f¸r B¸romanagement" (Stand 05/11) 52


Daf¸r gibt es in jeder Sprache und Gespr‰chssituation entsprechende Riten, wie Austausch<br />

von Gr¸flen und H‰ndereichen.<br />

Gegebenenfalls kann auch eine Wiederaufnahme oder Weiterf¸hrung des Gespr‰ches<br />

erfolgen, wenn das Beendigungsangebot abgelehnt wird.<br />

1.3 Gespr‰chssteuerung<br />

Da an einem Gespr‰ch mehrere Personen teilnehmen, ist es nˆtig, die ‹bernahme der Rollen<br />

zu synchronisieren, weil sonst alle durcheinander sprechen w¸rden oder<br />

Gespr‰chsteilnehmer nicht zu Wort kommen. Bei formalen Gespr‰chen dient dazu zum<br />

Beispiel die Wortmeldung (zum Beispiel durch Handheben), gegebenenfalls eine<br />

Redezeitbegrenzung, oder bei ausschweifenden oder vom Thema abweichenden<br />

ƒuflerungen ein Hinweis durch den Gespr‰chsleiter. (Moderator).<br />

Die Grundregel ist, dass der Sprechende Rederecht hat, bis er mit seinem Gedanken fertig<br />

ist. Anschlieflend ergreift ein anderer das Wort. Wer das ist, ergibt sich aus dem<br />

Gespr‰chsverlauf und wird im Normalfall auf einfache Weise und unproblematisch ermittelt.<br />

Bei kleineren Gespr‰chsgruppen ist eine formale Gestaltung des Gespr‰chsverlaufs oft nicht<br />

notwendig. Die Steuerung erfolgt durch ‹bergabe des Wortes, manchmal auch durch<br />

‹bernahme (Dazwischensprechen). W‰hrend des Gespr‰ches gibt es oft<br />

Aufmerksamkeitszeichen bzw. Zeichen der Zustimmung oder Ablehnung, die aber ñ<br />

zumindest bei nicht formellen Gespr‰chen ñ nicht als ÑDazwischensprechenì gewertet werden<br />

(Nicken, Kopfsch¸tteln, kurze ƒuflerungen wie Ñjaì, Ñhmm!Öì, ÑAch nein!ì und andere).<br />

Bei Gespr‰chen am Telefon sind solche Bemerkungen als Zeichen der Aufmerksamkeit<br />

notwendig, um dem Partner zu zeigen, dass der Gepr‰chskanal noch offen ist. Aber auch bei<br />

normalen Gespr‰chen sind sie oft hilfreich und dienen der Aufrechterhaltung der sozialen<br />

Gespr‰chsbeziehung.<br />

Die Absicht zur Beendigung des Sprechens und zur ‹bergabe des Wortes an einen anderen<br />

wird vom Sprechenden im Normalfall signalisiert. Dazu kˆnnen Floskeln dienen: ÑWas sagst<br />

du denn dazu?ì, ÑIch komme jetzt zum SchlussÖì, oder der Sprecher kann einfach aufhˆren<br />

zu reden. Das kann aber leicht mit einer kurzen Pause zum Luftholen oder Gedankenfassen<br />

verwechselt werden. Wenn der Redner nicht mit der Gespr‰chs¸bernahme durch einen<br />

anderen Gespr‰chspartner einverstanden ist, versucht er, die Situation zu Ñreparierenì, zum<br />

Beispiel mit Floskeln wie ÑLass mich bitte aussprechenì oder ÑIch bin noch nicht fertigì.<br />

Daraufhin kann ihm der nunmehr Redende das Wort wieder ¸berlassen, oder versuchen es<br />

zu behalten.<br />

1.4 Paarigkeit<br />

Oft treten Gespr‰chsbeitr‰ge paarig auf. Eine Frage erwartet eine Antwort, ein Kompliment<br />

eine Reaktion auf das Kompliment, ein Grufl einen entsprechenden Gegengrufl, ein<br />

Vorschlag erwartet die Annahme oder Verwerfung des Vorschlages. Normalerweise reagieren<br />

die Gespr‰chsteilnehmer ad‰quat auf solche Wendungen. Das einfache Ignorieren gilt oft als<br />

unhˆflich. Manchmal, zum Beispiel bei einem Vorschlag, den der Gespr‰chspartner nicht<br />

direkt annehmen will, aber auch nicht ohne Komplikationen ablehnen kann, weicht er aus<br />

oder macht Gegenvorschl‰ge. Solche Reaktionen sind vor allem in der Diplomatie h‰ufig.<br />

� B¸romanagement <strong>II</strong> f¸r "<strong>Fachkauffrauen</strong> f¸r B¸romanagement" (Stand 05/11) 53


1.5 Mitarbeitergespr‰ch<br />

Das Mitarbeitergespr‰ch zwischen F¸hrungskraft und Mitarbeiter ist ein Instrument, in dem<br />

die Beteiligten regelm‰flig (¸blicherweise j‰hrlich mit zus‰tzlichen Review-Terminen) oder bei<br />

Bedarf spezifische Inhalte (wie etwa Zielvereinbarungen, Leistungsbeurteilungen,<br />

Weiterbildung, persˆnliche R¸ckmeldungen, Entwicklungsmˆglichkeiten, offene Fragen etc.)<br />

besprechen.<br />

H‰ufig orientieren sich diese Gespr‰che an Personalbˆgen, Leitf‰den, Checklisten und/oder<br />

Formularen, die auch als Struktur f¸r die Gespr‰chsf¸hrung durch die F¸hrungskraft dienen.<br />

Die Elemente sind optional und kˆnnen nach betrieblichen W¸nschen und Erfordernissen<br />

angepasst werden. Wichtig ist, dass etwaige Beurteilungskriterien realen Anforderungen der<br />

Aufgabe entsprechen. Daher ist eine Aufgabenanalyse notwendig, um geeignete Kriterien zu<br />

finden.<br />

Anl‰sse f¸r ein Mitarbeitergespr‰ch kˆnnen sein:<br />

�� Ende der Probezeit<br />

�� Ablauf der Befristung des Arbeitsvertrags<br />

�� Vertragsbeendigung, Auflˆsung bzw. K¸ndigung<br />

�� Lob und Kritik, Mitarbeiterbewertung (siehe Kritikgespr‰ch)<br />

�� R¸ckkehr nach Arbeitsunf‰higkeit bzw. Krankheit<br />

�� Planung eines Aufstiegs, ƒnderung der Aufgaben am Arbeitsplatz in Form<br />

eines Karrieregespr‰ches<br />

�� Konfliktanalyse, -moderation<br />

�� Fˆrderung und Potenzialentwicklung im Rahmen der Personalentwicklung<br />

(regelm‰flig; z. B. 1x j‰hrlich)<br />

�� Beurteilung im regelm‰fligen Abstand (siehe Beurteilungsgespr‰ch)<br />

Am Ende des Gespr‰chs sollte eine Vereinbarung f¸r den kommenden Zeitraum<br />

stehen. Ob ein Protokoll angefertigt wird, ist nicht generell zu entscheiden (beides<br />

kann Vor- und Nachteile haben).<br />

Ein Protokoll sollte beiden Beteiligten zug‰nglich sein. Da so ein Protokoll Teil der<br />

Personalakte ist, sollte es eher kurz gefasst sein und keine subjektiven ƒuflerungen zitieren,<br />

die sp‰ter umstritten sein kˆnnten.<br />

Die Einbeziehung einer Personalvertretung ist nicht obligatorisch, kann aber betrieblicher<br />

‹bung oder dem Tarifvertrag etc. entsprechen. Wenn die/der Besch‰ftigte es w¸nscht, sollte<br />

die Einbeziehung ermˆglicht werden.<br />

Der Gespr‰chsablauf kann folgende Punkte umfassen:<br />

�� Darstellung der Gespr‰chsziele<br />

�� R¸ckblick, beidseitige kritische Analyse<br />

�� Formulierung von Entwicklungspotenzialen (vor allem durch Arbeitgeberseite)<br />

�� Bewerbung um neue Aufgabenstellung, weitere Ziele<br />

�� Vereinbarung notwendiger Zwischenschritte dahin<br />

�� Zusammenfassung (beidseitige) bisheriger Ergebnisse<br />

�� N‰chste Schritte (evtl. Fortsetzungstermin vereinbaren)<br />

Das Gespr‰ch sollte in einer ruhigen Atmosph‰re ohne massiven Zeitdruck<br />

(angemessene Zeitvorgabe, die vorab bekannt ist, z. B. 30 Min) stattfinden.<br />

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Gegenseitige Wertsch‰tzung sollten bei Erˆffnung und Abschluss zum Ausdruck<br />

gebracht werden.<br />

Regelm‰flige Mitarbeitergespr‰che (siehe auch Beurteilungsgespr‰ch)<br />

Wenn Mitarbeitergespr‰che im Rahmen der Personalentwicklung regelm‰flig gef¸hrt werden<br />

sollen, ist es Aufgabe der direkten Vorgesetzten, sie im Arbeitsablauf so einzuplanen, dass<br />

beide Seiten einen Gewinn daraus ziehen kˆnnen. D. h. auch, dass sie angek¸ndigt und mit<br />

einem angemessenen Zeitrahmen stattfinden kˆnnen.<br />

Vielleicht sollte vorab eine Liste mˆglicher Themen zur Vorbereitung durch den Mitarbeiter<br />

ausgegeben werden. Allerdings sollte der Bogen auch klar machen, dass es nicht auf Kritik an<br />

anderen Kollegen ankommt.<br />

Direkt vor dem Gespr‰ch muss sich der Vorgesetzte ¸ber fr¸here Mitarbeitergespr‰che und<br />

deren Ziele informieren.<br />

Welche Angebote ein Vorgesetzter machen kann, h‰ngt von dem Umfang seiner ihm erteilten<br />

Kompetenzen ebenso ab, wie das Ausmafl an Kritik und Motivation, das er vermitteln<br />

kann/darf.<br />

Vielleicht sollte man sich auf die "unproblematischen" Gespr‰che besonders gut vorbereiten,<br />

damit nicht im Abhaken von Formalien diese Gelegenheit zu einem Ausblick auf die weitere<br />

Zusammenarbeit und deren Verbesserung verschenkt wird.<br />

1.6 Kritikgespr‰ch<br />

Kritik kam ¸ber das franzˆsische critique (urspr¸nglich griechisch ÍÒÈÙÈÍfi [Ù›˜ÌÁ], kritikÈ<br />

[tÈchne], Ñdie Kunst der Beurteilung, des Auseinanderhaltens von Fakten, der Infragestellungì,<br />

von altgriechisch ÍÒÈÌÂÈÌ krinein, Ñ[unter-]scheiden, trennenì) ins Deutsche.<br />

Kritik kann eine pr¸fende Beurteilung nach begr¸ndetem Maflstab, die mit der<br />

Abw‰gung von Wert und Unwert einer Sache einhergeht ein.<br />

Unterschieden wird h‰ufig nach der Art und Weise<br />

o positive Kritik: ein Lob, die Anerkennung<br />

o negative Kritik: ein Tadel<br />

o konstruktive Kritik: eine Kritik, die auf Verbesserung des Gegenstandes abzielt<br />

o destruktive Kritik: eine Kritik, die auf die Vernichtung des Gegenstandes abzielt<br />

o Selbstkritik: die differenzierte ‹berpr¸fung eigenen Verhaltens und/oder eigener<br />

Anschauungen, in Hinsicht auf bestimmte Kriterien, wie z. B. ethische:<br />

"Bin ich wirklich tolerant?"<br />

� B¸romanagement <strong>II</strong> f¸r "<strong>Fachkauffrauen</strong> f¸r B¸romanagement" (Stand 05/11) 55


1.7 Beurteilungsgespr‰ch<br />

Eine Beurteilung ist eine Wahrnehmung eines Sachverhaltes oder einer Person. Sie ist eng<br />

mit dem Urteil im nicht-rechtlichen Sinne verwandt.<br />

Im Personalwesen stellt es ein weniger m¸ndlich als schriftlich gefertigtes Zeugnis, das eine<br />

hˆher geordnete Stelle einem untergeordneten Individuum als Zeichen seiner Referenzen<br />

gibt. Die Beurteilung untersucht die St‰rken und Schw‰chen der Arbeitskraft oder eines<br />

Bewerbers um eine Stelle.<br />

Dies kann im Arbeitsverh‰ltnis, im berufsvorbereitenden Praktikum, im medizinischen<br />

Praktikum oder im Studium allgemein stattfinden. Als Ausgang der Bewertung dient keine<br />

einzelne Arbeit, ein Werkst¸ck oder Klausur sondern die Gesamtheit der bis zu diesem<br />

Zeitpunkt geleisteten Arbeit.<br />

F¸r Beamte und Soldaten werden sogenannte dienstliche Beurteilungen vorgenommen.<br />

Unter Personalbeurteilung versteht man alle Maflnahmen, mit deren Hilfe<br />

Persˆnlichkeitselemente, Arbeitsleistung sowie F¸hrungs- und Sozialverhalten sowohl von<br />

Mitarbeitern als auch von Vorgesetzten gemessen werden kˆnnen.<br />

Beurteilungen sind oft subjektiv, da sie in der Regel nur von einer Person oder von einem<br />

sehr begrenzten Personenkreis angefertigt werden.<br />

Das Beurteilungsgespr‰ch ist sehr h‰ufig nur die ‹bermittlung der Beurteilung, es<br />

sollte aber auch zum Kritikgespr‰ch (positiv wie negativ) ausgeweitet werden.<br />

� B¸romanagement <strong>II</strong> f¸r "<strong>Fachkauffrauen</strong> f¸r B¸romanagement" (Stand 05/11) 56


V. Konfliktmanagement<br />

Konflikte in Organisationen sind etwas Allt‰gliches, ganz Normales, ja Notwendiges und ... sie<br />

kosten viel Geld. Der Berufsgenossenschaftliche Arbeitsmedizinische Dienst (BAD) in Bonn<br />

sch‰tzt den volkswirtschaftlichen Schaden, der durch Konflikte mit Kollegen entsteht, auf 90<br />

Milliarden Mark j‰hrlich! 1 Und dabei ist die finanzielle Seite nur eine Facette des Ganzen.<br />

Sich mit dem Thema Konflikt und Konfliktbearbeitung zu besch‰ftigen, macht also durchaus<br />

Sinn ñ wir tun es mit dieser Notiz.<br />

Das Wort Konflikt stammt vom lateinischen confligere ñ zusammenstoflen, streiten, k‰mpfen.<br />

Konflikte haben die Menschheit seit alters her begleitet. Sie kˆnnen auftreten zwischen<br />

Personen, Gruppen, Organisationen, Gesellschaften und Staaten, und sie haben<br />

unterschiedliche Auswirkungen.<br />

Da an Interessengegens‰tzen immer mindestens zwei Parteien beteiligt sind, nennt man dies<br />

einen Ñsozialen Konfliktî.<br />

Nun ist ein Konflikt aber nicht unbedingt etwas Schlechtes. In China setzt sich der Begriff<br />

Konflikt beispielsweise aus dem Zeichen f¸r Ñmˆgliche positive Ver‰nderungì und dem<br />

Zeichen f¸r Ñmˆgliche Gefahrì zusammen. Dementsprechend kˆnnen Ph‰nomene sowohl als<br />

fortschrittshemmende Stˆrungen als auch als unabdingbarer ÑMotorì und Stimulus sozialen<br />

Wandels angesehen werden.<br />

Das Entscheidende scheint nicht zu sein, dass Interessengegens‰tze auftreten, sondern<br />

vielmehr die Art der Deutung und des Umgangs damit.<br />

Um Konflikt zu ¸berwinden f¸hrt man h‰ufig Konfliktgespr‰che<br />

1 Konfliktgespr‰ch (Moderation und Mediation)<br />

Mediation setzt auf die Vermittlung durch eine dritte, Ñnicht verstrickteì Partei ñ<br />

den Moderator bzw. Mediator. Dieser hat im Gegensatz etwa zu einem Richter nicht<br />

die Aufgabe zu entscheiden wer recht hat bzw. kriegen soll, sondern zu vermitteln.<br />

Er hilft den Betroffenen selbst einen Weg aus der Krise zu finden.<br />

Das Konfliktgespr‰ch bedarf also i. d. R. eines neutralen Vorsitzenden. Diesen<br />

nennt man in der Praxis Moderator oder auch Mediator; man spricht deshalb<br />

von Moderation und Mediation.<br />

Dabei werden beide Begriffe h‰ufig synonym verwandt, obwohl es sich doch<br />

um einen kleinen Unterschied handeln kann.<br />

Beide Begriffe beinhalten zwingend den Begriff der Neutralit‰t (das ist der<br />

Unterschied zum Kommentar, der eine eigene Meinung kundtut oder des<br />

Sprechers, der die Meinung eines Anderen wiedergibt) und der<br />

Gespr‰chsf¸hrung. Beim Mediator ist aber die Aufgabe des Vermittlers noch<br />

st‰rker ausgepr‰gt.<br />

Im betrieblichen Alltag wir auch zunehmend der Begriff "Business-Mediation"<br />

verwendet.<br />

� B¸romanagement <strong>II</strong> f¸r "<strong>Fachkauffrauen</strong> f¸r B¸romanagement" (Stand 05/11) 57


Einsatzmˆglichkeiten im Unternehmen:<br />

Business-Mediation ist ein Moderationsverfahren, mit dessen Hilfe offene und Ñschwelendeì<br />

Konflikte auf konstruktive Art und Weise bearbeitet werden kˆnnen. Man spricht in diesem<br />

Zusammenhang deshalb auch von ÑKonflikt-Moderationì. Immer wenn ÑReibungsverlusteì<br />

sp¸rbar werden, wenn bei Meinungsverschiedenheiten und Interessenkonflikten Fronten<br />

entstanden sind, wenn F¸hrungs- und Zusammenarbeitsprobleme besprochen werden sollen,<br />

kann Business-Mediation zur Themenbearbeitung und Problemlˆsung eingesetzt werden.<br />

Was kann Mediation nicht leisten:<br />

Eine ÑOrganisationsfamilieì, wie die Belegschaft einer Abteilung oder die Mitglieder eines Projekt-<br />

Teams, ist ein soziales System und ... ein soziales System kann man prinzipiell nicht, wie etwa ein<br />

defektes Fahrrad, reparieren.<br />

W‰hrend das bereits erw‰hnte Fahrrad den immer gleichen physikalischen Gesetzen gehorcht,<br />

Ñfunktionierenì soziale Systeme nach individuellen und sozialen Regeln, sind durch persˆnliche Vorurteile,<br />

Vorlieben und Abneigungen, ƒngste und Hoffnungen ... sowie das Zusammenwirken mit der<br />

ÑSystemumweltì gepr‰gt. Jedes System ist zu jeder Zeit einmalig.<br />

Deshalb kann Business-Mediation / Konflikt-Moderation ein Team nicht von auflen<br />

Ñreparierenì.<br />

Der Mediator/Moderator kann nur, mit aller gebotenen Professionalit‰t ÑHilfe zur Selbsthilfeì<br />

geben.<br />

Voraussetzungen:<br />

Business-Mediation kann nur dann eingesetzt werden, wenn die Rahmenbedingungen daf¸r<br />

auch geeignet sind; es m¸ssen also einige Mindestvoraussetzungen erf¸llt sein. Diese sind:<br />

�� Der Konflikt ist erkennbar. Man kann sagen, wer mit wem ÑSchwierigkeitenì hat.<br />

�� Die Beteiligten sind bereit das Thema anzugehen. Sie haben die Bereitschaft<br />

signalisiert, das Thema Ñauf die Hˆrner zu nehmenì.<br />

�� Die Beteiligten haben Einfluss auf die Problemlˆsung. Eine Problemlˆsung wird nicht<br />

Ñvon auflenì oder Ñvon obenì abgelehnt.<br />

�� Es steht ein externer Mediator zur Verf¸gung, der von allen respektiert und akzeptiert<br />

wird.<br />

Erkennbarkeit von Konflikten:<br />

Konflikte lassen sich grob in Ñkalteì und Ñheifleì Konflikte einteilen - man kˆnnte es mit einem<br />

Vulkan vergleichen. Solange er Ñschlummertì, ist er kalt - wenn er aber ÑFeuer speitì, ist er<br />

heifl. In beiden F‰llen handelt es sich um einen Vulkan.<br />

Der Vulkanausbruch ist leicht zu erkennen; dass ein Ñschlummernder Bergì ein aktiver Vulkan<br />

ist, ist nicht so leicht zu erkennen.<br />

ƒhnlich verh‰lt es sich mit Konflikten. Ein Ñheiflerì Konflikt ist am l‰rmenden ÑAusbruchì leicht<br />

zu erkennen. Die Beteiligten feinden sich offen an, sie beschimpfen einander oder pr¸geln<br />

sich sogar.<br />

Ein Ñkalterì Konflikt ist schwieriger zu erkennen. Warnsignale kˆnnen etwa sein:<br />

�� Die Parteien gehen betont hˆflich aber erkennbar distanziert miteinander um.<br />

�� Nur die formal notwendigsten Informationen werden weitergegeben - eher schriftlich; zur<br />

Absicherung.<br />

� B¸romanagement <strong>II</strong> f¸r "<strong>Fachkauffrauen</strong> f¸r B¸romanagement" (Stand 05/11) 58


�� Die Parteien versuchen ihre Position ¸ber Dritte zu st‰rken - meist Ñunter Ausschluss der<br />

÷ffentlichkeitì.<br />

�� Argumente werden - etwa in Meetings - Ñunmissverst‰ndlichì vorgetragen.<br />

�� Die Parteien unterbrechen sich laufend - es f‰llt ihnen schwer einander zuzuhˆren.<br />

�� Die Energie ist prim‰r auf den Konflikt gerichtet. Es ist wichtig, Ñrechterì zu haben als Ñdie<br />

anderenì.<br />

Ablauf der Moderation:<br />

Der Wunsch nach einem eindeutigen ÑRegelwerk zum Umgang miteinanderì wird laut.<br />

Sind derartige ÑWarnsignaleì erkennbar, so r¸sten die Konfliktparteien (¸ber kurz oder lang) zum<br />

offenen Schlagabtausch; der ÑVulkanausbruchì ist nicht mehr weit. Konflikt-Moderation ist<br />

angesagt.<br />

Die Grundhaltung<br />

Ein Konflikt kann immer nur von den Beteiligten selbst beendet werden. Nur sie kˆnnen<br />

Ñdas Kriegsbeil begrabenì.<br />

Der Mediator/Moderator kann nur ÑKatalysatorì oder ÑGeburtshelferì sein. Er kann<br />

Wahrnehmungen schildern und methodische Angebote machen, mehr nicht.<br />

Diese Grundhaltung muss allen Beteiligten bekannt sein.<br />

Rahmenbedingungen:<br />

Mediation kann nur gelingen, wenn alle Betroffenen in den Arbeitsprozess einbezogen werden<br />

und wenn die Bereitschaft da ist, sich auf die Arbeit miteinander und mit dem Mediator<br />

einzulassen und aktiv mitzuarbeiten. Man kˆnnte dies als ÑGanzheitsprinzipì bezeichnen<br />

Prinzip der Prozessbereitschaft:<br />

Ein weiteres Prinzip ist das ÑPrinzip der Prozessbereitschaftì. Dies bedeutet, dass die Betroffenen<br />

bereit sein m¸ssen, den Weg der Problembearbeitung miteinander zu gehen. Sie m¸ssen dies in<br />

dem Bewusstsein tun, dass Konfliktlˆsung in aller Regel kein Ereignis ist, sondern ein Prozess.<br />

Dar¸ber hinaus gilt das ÑPrinzip der Neutralit‰tì. Der Moderator / Mediator darf nicht Partei sein<br />

und er muss sich des Vertrauens aller Beteiligten versichern. Dies gilt in besonderem Mafle f¸r<br />

Mediatoren, die nicht als Auflenstehende, also Ñneutrale Dritteì, zu Hilfe gerufen wurden,<br />

sondern die in einer Arbeitsbeziehung zu den Konfliktpartnern stehen, sei es als Vorgesetzter,<br />

Projektleiter oder Kollege.<br />

Vorgehen<br />

A) Vorbereitung:<br />

Die Konfliktbearbeitung beginnt mit einem mˆglichst intensiven Kennenlernen der Situation und<br />

der Beteiligten. Dazu kˆnnen Beobachtung, Befragung und Dokumentenanalyse genutzt werden.<br />

Erst aus der Kenntnis der Umst‰nde heraus kann der Moderator/Mediator dann ein geeignetes<br />

Vorgehen entwerfen.<br />

B) Das Meeting:<br />

Mediation im Business-Bereich hat in aller Regel mit einer Gruppe von Personen zu tun. Zur<br />

Themenbearbeitung werden daher (auch) moderierte Workshops genutzt, die meist gut<br />

strukturiert werden kˆnnen.<br />

3<br />

C) Konfliktbearbeitung (Mediation):<br />

Nach der Konfliktbearbeitung besteht die Gefahr, dass alte Muster Ñwiederentdecktì werden<br />

Im Einstieg geht es vor allem darum, nochmals die Ausgangssituation und die gemeinsame<br />

Zielsetzung deutlich zu machen. Methodische Hilfe gibt hier z. B. die ÑBlitzlichttechnikì. ( Kurze<br />

Befragung ñ 1 bis 2 S‰tze aller ohne Kommentierung durch Dritte)<br />

� B¸romanagement <strong>II</strong> f¸r "<strong>Fachkauffrauen</strong> f¸r B¸romanagement" (Stand 05/11) 59


In der darauf folgenden Arbeitsphase werden die persˆnlichen Sichtweisen aller Beteiligten<br />

hinterfragt.<br />

Im Kern geht es dabei um Anerkennung kontr‰rer Sicht- und Erlebensweisen, um die Aufarbeitung<br />

von entstandenen emotionalen ÑKratzernì und ÑWundenì, aber ganz zentral auch um das<br />

Entwickeln einer Zukunftsplanung.<br />

Die letzte Phase, der Abschluss, dient dazu, den gemeinsam gegangenen Weg zu reflektieren<br />

und zu w¸rdigen. Methodische Hilfe kˆnnte hier etwa ein ÑAbschluss-Blitzlichtì (s. o.) geben.<br />

C) Die Nachbereitung<br />

Nach einer Business-Mediation / Konflikt-Moderation besteht die Gefahr, dass alte Muster<br />

Ñwiederentdecktì werden, dass man doch (teilweise) Ñin das alte Fahrwasserì ger‰t.<br />

Es ist deshalb erforderlich, Controlling-Aktivit‰ten einzuplanen und die Konfliktpartner f¸r<br />

(mindestens) ein Review wiederzusehen.<br />

Es geht dann darum, mit den Beteiligten daran zu arbeiten, welche der Beschl¸sse aus dem<br />

ersten Treffen ñ wie beabsichtigt ñ Ñgefruchtetì haben und was sich erneut Ñeingeschlichenì<br />

hat, was sich zwischenzeitlich erledigt hat und was eventuell neu aufgetaucht ist. Daraus ergibt<br />

sich auch, ob eventuell ein weiteres Review-Treffen erforderlich/sinnvoll ist.<br />

� B¸romanagement <strong>II</strong> f¸r "<strong>Fachkauffrauen</strong> f¸r B¸romanagement" (Stand 05/11) 60


VI. Ideenfindung / Kreativit‰tstechniken<br />

1. Definition und Erl‰uterung<br />

Ideenfindung und Kreativit‰tstechnik sind Methoden zur Fˆrderung von<br />

Kreativit‰t und gezieltem Erzeugen neuer Ideen, um Visionen zu entwickeln<br />

oder Probleme zu lˆsen.<br />

Durch Kreativit‰tstechniken sollen vˆllig neue, noch nicht realisierte<br />

Lˆsungen gefunden werden.<br />

Umgangssprachlich wird zwar die Bezeichnung ÑIdeenfindungì benutzt, der<br />

Schwerpunkt liegt aber eher auf dem Generieren von neuen Ideen, als im<br />

Suchen/Finden von (schon vorhandenen) Ideen (Ideengenerierung). Im<br />

Gegensatz zum eher zuf‰lligen ÑGeistesblitzì versteht man unter Ideenfindung das<br />

gezielte Erzeugen von Ideen zu einem definierten Zeitpunkt.<br />

F¸r die Ideenfindung wurden zahlreiche Methoden entwickelt. Diese Methoden<br />

sind keine Algorithmen, die zu einem Ñrichtigenì Ergebnis f¸hren (wie z. B. 3.<br />

Wurzel aus 9). Die bekannteste ist das Brainstorming, das in den 50er Jahren in<br />

den USA von Alex Osborn entwickelt wurde und seither als Inbegriff der<br />

Ideenfindung verstanden wird.<br />

Ideenfindungs-Methoden eignen sich nur f¸r Probleme, bei denen der<br />

Lˆsungsweg noch unbekannt ist (sogenannte Ñschlechtstrukturierteì Probleme),<br />

nicht f¸r Probleme, f¸r die es einen bekannten Lˆsungsweg gibt (sogenannte<br />

Ñwohlstrukturierteì Probleme).<br />

Qualit‰t und Quantit‰t der Ideen sind abh‰ngig von der Aufgabe, der<br />

angewandten Methode, den Teilnehmern und insbesondere von deren innerer<br />

Einstellung. Die Ergebnisse sind vorher nicht bekannt. Die Qualit‰t wird<br />

gesteigert, wenn die Teilnehmer kreative Denkstrategien anwenden.<br />

Die meisten Methoden sind als Gruppen-Methoden bekannt, kˆnnen aber in der<br />

Regel auch von Einzelpersonen angewandt werden. Zur Ideenfindung in diesem<br />

Sinne werden in der Regel Gruppen von 7 ñ 14 Teilnehmern gebildet, die eine<br />

solche Methode anwenden. Je nach Methode dauert eine solche Ideen-Findungs-<br />

Sitzung zwischen 30 und 60 Minuten. Die Gruppe hat den Vorteil, dass nicht nur<br />

eine grofle Zahl, sondern auch eine hˆhere Diversit‰t von Lˆsungsideen zu<br />

erreichen ist. Die Gruppen-Zusammensetzung sollte daher mˆglichst heterogen<br />

sein. Damit die Gruppe effektiv arbeiten kann, ist f¸r die Ideenfindung meist ein<br />

Moderator erforderlich, der die Methode kennt und die Teilnehmer entsprechend<br />

anleitet.<br />

Die Methoden liefern in der Regel erste Grundideen, die dann zu Ideenkonzepten<br />

weiterentwickelt und konkretisiert werden m¸ssen und danach zur Realisierung<br />

ausgew‰hlt werden (Bewertungs-Verfahren und Auswahlstrategien<br />

Nachstehend einige Methoden der Ideenfindung:<br />

� B¸romanagement <strong>II</strong> f¸r "<strong>Fachkauffrauen</strong> f¸r B¸romanagement" (Stand 05/11) 61


2. Modelle<br />

2.1 Brainstorming<br />

Brainstorming ist bekannteste Methode zur Ideenfindung, die die Erzeugung von<br />

neuen, ungewˆhnlichen Ideen in einer Gruppe von Menschen fˆrdern soll.<br />

(wˆrtlich: Das Gehirn verwenden zum Sturm auf ein Problem).<br />

Technik und Einsatzgebiet<br />

Der Name ÑBrainstormingì hat sich schnell verbreitet, wird heute aber auch f‰lschlich f¸r<br />

andere Techniken verwendet.<br />

Anwendung findet dieses Verfahren bevorzugt im gesamten Bereich der Werbung, es<br />

wird aber mit mehr oder weniger Erfolg bei s‰mtlichen Problemen eingesetzt, die neue<br />

Lˆsungen erfordern, zum Beispiel bei der Produktentwicklung oder beim Konstruieren<br />

neuer technischer Ger‰te. Die Ergebnisse eines Brainstormings kˆnnen in weiteren<br />

Arbeitsschritten verwendet werden, es kann aber auch das (ergebnislose) Brainstorming<br />

allein als kreative Lockerungs¸bung eingesetzt werden.<br />

Vorbereitung<br />

Es wird eine Gruppe aus 5 ñ 15 Personen zusammengestellt. Je nach Problemstellung<br />

kann sie aus Experten/Mitarbeitern, Laien oder Experten andersartiger Fachgebiete<br />

bestehen. Den Gruppenmitgliedern wird im Vorfeld das Problem und der erwartete<br />

Verlauf des Brainstormings mitgeteilt. Die Gruppenleitung bereitet Anschauungsmaterial<br />

vor und f¸hrt die Gruppe in das Problem ein. Es wird ein Protokollant ernannt.<br />

Phase 1: Ideen finden<br />

Beim Brainstorming wird im ersten Schritt in einer moderierten Gruppensitzung nach<br />

neuen Ideen zu einem bestimmten Thema gesucht. Am Anfang wird das Problem<br />

dargestellt, analysiert und pr‰zisiert. Anschlieflend kˆnnen bekannte Lˆsungen/Ideen<br />

diskutiert werden. Dann nennen die Teilnehmenden einer Gruppe spontan Ideen zur<br />

Lˆsungsfindung, wobei sie sich im optimalen Fall gegenseitig inspirieren und<br />

untereinander Gesichtspunkte in neue Lˆsungsans‰tze und Ideen einflieflen lassen. Die<br />

Ideen werden protokolliert.<br />

Alle Teilnehmenden sollen ohne jede Einschr‰nkung Ideen produzieren und mit<br />

anderen Ideen kombinieren. Als Grundregeln gelten f¸r diese Phase:<br />

�� Keine Kritik an anderen Beitr‰gen, Ideen, Lˆsungsvorschl‰gen (kreative<br />

Ans‰tze kˆnnen sich auch aus zun‰chst vˆllig unsinnigen Vorschl‰gen<br />

entwickeln).<br />

�� Keine Wertung der Ideen.<br />

�� Jeder soll seine Gedanken frei ‰uflern kˆnnen.<br />

�� Keine Totschlagargumente.<br />

�� Je k¸hner und phantasievoller, desto besser. Dadurch wird das<br />

Lˆsungsfeld vergrˆflert.<br />

Die Gruppe soll in eine mˆglichst produktive und erfindungsreiche Stimmung<br />

versetzt werden.<br />

� B¸romanagement <strong>II</strong> f¸r "<strong>Fachkauffrauen</strong> f¸r B¸romanagement" (Stand 05/11) 62


Phase 2: Ergebnisse sortieren und bewerten<br />

Nach einer Pause werden nun s‰mtliche Ideen (von der Gruppenleitung) vorgelesen und<br />

von den Teilnehmenden bewertet und sortiert. Hierbei geht es zun‰chst nur um blofle<br />

thematische Zugehˆrigkeit und das Aussortieren von problemfernen Ideen. Die<br />

Bewertung kann in derselben Diskussion durch dieselben Teilnehmenden erfolgen, oder<br />

die Auswertung der Ergebnisse durch Fachleute erfolgt getrennt.<br />

Schw‰chen ñ Varianten ñ Kritik<br />

Untersuchungen behaupten, dass schon die ƒuflerung einer Idee die Ideenfindung der<br />

anderen Teilnehmenden beeinflusst. Daher ist es sinnvoll, alle Teilnehmenden vor dem<br />

eigentlichen Brainstorming ihre Ideen aufschreiben zu lassen, um danach zun‰chst<br />

g‰nzlich unbeeinflusst davon berichten zu kˆnnen.<br />

Laut einem Bericht in "Bild der Wissenschaft" 1/2005 n¸tzt die Methode jedoch<br />

nachweislich nichts: 50 Studien zeigten ein vernichtendes Ergebnis, die Kandidaten<br />

konnten es in Gruppen nicht besser, weil sie sich gegenseitig blockierten. Meist mussten<br />

sie warten, bis ein anderer ausgeredet hatte, was ihre Kreativit‰t hemmte. Einzelk‰mpfer<br />

hingegen hatten nicht nur mehr, sondern auch bessere Eingebungen als die Gruppe.<br />

Kreativit‰t hinge somit eher vom Bewusstseinsstand der Einzelnen ab.<br />

Um weniger ausdrucksstarke, aber gleichwertig qualifizierte Mitarbeiter einzubeziehen,<br />

kann auf Brainwriting (siehe nachstehender Artikel) ausgewichen werden. Auch hier gilt,<br />

dass jede Variation in Umgebung und Art der Durchf¸hrung neue Impulse liefert. Als<br />

hilfreich erweist sich bei Brainstormings auch, sogenannte "Outsider" in das<br />

Brainstorming einzubeziehen. Mitglieder innerhalb einer Organisation blockieren zumeist<br />

bei der Ideenfindung, weil sie zu sehr in bestimmten Strukturen denken und darin<br />

gefangen sind. Leute von auflerhalb kˆnnen die Denkprozesse beschleunigen und positiv<br />

beeinflussen.<br />

Andererseits sind wiederum ge¸bt kreative Menschen in der Lage, sich innerhalb einer<br />

Brainstorming-Sitzung gegenseitig anzuregen und zu befl¸geln. Die Brauchbarkeit der<br />

Ideen h‰ngt wesentlich von der Vertrautheit der Teilnehmenden mit dem Problemgebiet<br />

ab, vielf‰ltige Interessen und breite Allgemeinbildung sind ebenfalls vorteilhaft.<br />

Oft werden Brainstorming und verwandte Methoden nur deshalb angewendet, um<br />

mˆglichst viele Personen an der Problemlˆsung zu beteiligen, also aus (betriebs-<br />

)politischen Gr¸nden. In solchen F‰llen spielt die Effektivit‰t keine grofle Rolle. Wird<br />

Brainstorming streng ergebnisorientiert eingesetzt und auch nur von f¸r diese Methode<br />

geeigneten Personen ausge¸bt, kann es sehr schnell zu guten Teilergebnissen f¸hren,<br />

die wiederum weitere Arbeitsschritte befruchten.<br />

Grundregeln:<br />

Vier grunds‰tzliche Regeln gelten beim Brainstorming:<br />

1. Kombinieren und Aufgreifen von bereits ge‰uflerten Ideen<br />

2. Kommentare, Korrekturen, Kritik sind verboten.<br />

3. Viele Ideen in k¸rzester Zeit (Zeitrahmen ca. 5-30 min)<br />

4. Freies Assoziieren und Phantasieren ist erlaubt.<br />

Vorteile<br />

�� Ermˆglicht Finden von innovativen Ideen und ausgefallenen<br />

Problemlˆsungen<br />

�� Einsatz, wenn normale Techniken keine weiteren Lˆsungsans‰tze bieten<br />

(Sackgasse)<br />

�� Einfach zu handhaben<br />

� B¸romanagement <strong>II</strong> f¸r "<strong>Fachkauffrauen</strong> f¸r B¸romanagement" (Stand 05/11) 63


�� Geringe Kosten<br />

�� Ausnutzung von Synergieeffekten infolge der Gruppenbildung<br />

Nachteile<br />

�� Sehr abh‰ngig von Teilnehmern<br />

�� Oftmals viele Lˆsungsans‰tze unbrauchbar (>90 %)<br />

�� Gefahr der Abschweifung<br />

�� Aufw‰ndige Selektion geeigneter Ideen<br />

�� Gefahr von gruppendynamischen Konflikten<br />

Anwendung<br />

�� F¸r Problemarten einfacher Komplexit‰t<br />

�� Gut geeignet f¸r Problemlˆsungen auf rein sprachlicher Ebene (Namens-<br />

und Slogan-Findung)<br />

�� Geeignet f¸r Zielformulierung und Aussagen mit Symbolcharakter<br />

�� Brauchbar als Einstieg in ein Thema, um das Feld der Lˆsungsans‰tze<br />

abzustecken<br />

2.2 Brainwriting<br />

Brainwriting ist eine Kreativit‰tstechnik, die vorwiegend in Gruppen angewandt<br />

wird und dem Brainstorming ‰hnelt. Das Besondere des Brainwriting gegen¸ber<br />

dem Brainstorming ist, dass jeder Teilnehmer in Ruhe Ideen sammeln und<br />

schriftlich festhalten kann. Brainwriting wird ¸berall dort eingesetzt, wo es um<br />

Ideenentwicklung in Gruppen geht (Werbung, Journalistik, Kreatives Schreiben).<br />

Generell gilt hier: Qualit‰t vor Quantit‰t der Ideen.<br />

Regeln<br />

Beim Brainwriting wird wie beim Brainstorming darauf geachtet, dass alle Faktoren, die<br />

die Produktion neuer Ideen hemmen, minimiert sind und im Gegenteil alle den<br />

Kombinationsprozess fˆrdernden Faktoren garantiert sind. Teilnehmer sollen ohne<br />

jede Einschr‰nkung Ideen produzieren und/oder mit anderen Ideen kombinieren. Im<br />

Idealfall inspirieren sich die Teilnehmer w‰hrend des Schreibprozesses oder der<br />

Diskussion gegenseitig mit ihren Ideen, die sie dann weiterentwickeln kˆnnen.<br />

Man unterteilt das Brainwriting in zwei Phasen:<br />

1. Die erste Phase dient dem Entwickeln von Ideen und der Schaffung von<br />

Assoziationen. In dieser Phase ist eine Bewertung fremder wie eigener Ideen<br />

verboten, weil dies zu einer inneren Zensur bei den Teilnehmern f¸hren und das<br />

Finden neuer Ideen erschweren w¸rde.<br />

2. In der zweiten Phase werden die Ergebnisse dann einer ausf¸hrlichen Kritik<br />

unterzogen und die besten Ideen herausgezogen.<br />

Vorteile<br />

�� Ideen kˆnnen nicht versehentlich in der Diskussion untergehen, da sie schriftlich<br />

fixiert sind.<br />

�� Es ist nicht notwendig, ein Protokoll zu f¸hren.<br />

� B¸romanagement <strong>II</strong> f¸r "<strong>Fachkauffrauen</strong> f¸r B¸romanagement" (Stand 05/11) 64


�� Die Anonymit‰t der Teilnehmer kann meist gewahrt werden. Die Teilnehmer sind<br />

somit nicht persˆnlich angreifbar.<br />

�� Es herrscht Gleichberechtigung in der Gruppe. Introvertierte Teilnehmer haben<br />

dieselbe Chance, ihre Ideen anzubringen wie extrovertierte. Auch hat die Stellung<br />

der Teilnehmer keinen Einfluss auf die Besprechung der Ideen, sofern Anonymit‰t<br />

vorherrscht. In der Diskussion werden die Ideen beispielsweise des<br />

Abteilungsleiters dann nicht aus Ehrfurcht von der Kritik ausgespart.<br />

Nachteile<br />

�� Die Spontanit‰t der Ideen geht verloren. Die Teilnehmer ¸berdenken ihre Idee zu<br />

lange und m¸ssen sich eine konkrete Formulierung ¸berlegen.<br />

�� Es kˆnnen Mehrfachnennungen einer Idee vorkommen, bedingt durch den<br />

gleichzeitigen und alleinigen Ideenfindungsprozess am Anfang.<br />

2.2.1 Methode 635<br />

Methode 6-3-5 ist unter den Kreativit‰tstechniken eine Brainwriting-Technik,<br />

was ein Problemlˆsungsverfahren zur Erzeugung von neuen, ungewˆhnlichen<br />

Ideen in einer Gruppe von Menschen fˆrdert.<br />

Bei Anwendung der Methode 635 erh‰lt jeder Teilnehmer ein gleich grofles Blatt<br />

Papier. Dieses wird mit 3 Spalten (vertikal) und 6 Reihen (horizontal) zu 18 K‰stchen<br />

aufgeteilt. Nun wird jeder der 6 Teilnehmer aufgefordert, im ersten K‰stchen jeder Spalte<br />

eine Idee (insgesamt 3) zu verfassen. Jedes Blatt wird nach angemessener Zeit ñ je nach<br />

Schwierigkeitsgrad der Problemstellung etwa 3 bis 5 Minuten ñ von allen gleichzeitig im<br />

Uhrzeigersinn weitergereicht. Der N‰chste soll nun versuchen, die bereits genannten<br />

Ideen aufzugreifen, zu erg‰nzen und weiterzuentwickeln.<br />

Die Bezeichnung der Methode ergab sich aus den optimal sechs Gruppenmitgliedern, die<br />

je drei erste Ideen produzieren und dann f¸nfmal jeweils drei erste bzw. daraus<br />

abgeleitete Ideen weiterentwickeln (6 Teilnehmer, je 3 Ideen, 5 mal Weiterreichen). Oft<br />

wird die "5" im Titel der Methode mit den maximal 5 Minuten der Bearbeitung assoziiert,<br />

was so aber im urspr¸nglichen Artikel des Autors nicht nachzulesen ist.<br />

Mit dieser Methode entstehen innerhalb von 30 Minuten maximal 108 Ideen: 6 Teilnehmer<br />

x 3 Ideen x 6 Reihen.<br />

Auflerdem gelten die Regeln des Brainwriting.<br />

Vorteile:<br />

�� Ein direktes Feedback<br />

�� Viele Ideen in relativ kurzer Zeit<br />

�� Ideen werden nicht zerredet<br />

Nachteile:<br />

�� Schwierige Handhabung<br />

�� Der starre Ablaufmechanismus kann die Kreativit‰t stˆren<br />

� B¸romanagement <strong>II</strong> f¸r "<strong>Fachkauffrauen</strong> f¸r B¸romanagement" (Stand 05/11) 65


Anwendung:<br />

�� F¸r Problemarten geringer bis mittlerer Komplexit‰t<br />

�� Als Folgeaktion auf das Brainstorming zur systematischen Vertiefung der<br />

Grundideen<br />

2.2.2 Brainwriting Pool<br />

Der Brainwriting Pool ist als Kreativit‰tstechnik ebenfalls den Brainwriting-<br />

Techniken zuzuordnen.<br />

Brainwriting ist besonders geeignet, Probleme zu erkunden und durchleuchten und dazu,<br />

Ideen zu generieren. Wie bei anderen Brainwriting-Techniken, beispielsweise Brainwriting<br />

635, Kartentechnik u.a. werden in einer Gruppensitzung Ideen schriftlich fixiert und dann<br />

unter den Teilnehmern ausgetauscht, um diese Ideen gegebenenfalls zu verbessern. Wie<br />

bei anderen Brainwriting-Techniken auch, erfolgt der Ideen-Austausch nach<br />

vorgegebenen Regeln. Die unterschiedlichen Brainwriting-Techniken unterscheiden sich<br />

in der Praxis nur durch den entsprechenden Satz von Regeln. Daher sind Adaptionen an<br />

individuelle Vorlieben h‰ufig.<br />

Auch wenn die Beschreibung sehr trocken klingt, so sind entsprechende Sitzungen in der<br />

Praxis durchaus rege. Auch hat sich gezeigt, dass die schriftliche Fixierung von Ideen die<br />

Verbesserung durch andere Teilnehmer fˆrdert, w‰hrend dies beim m¸ndlichen<br />

Brainstorming h‰ufig unterbleibt.<br />

Vorgehensweise A:<br />

Eine mˆgliche, bew‰hrte Vorgehensweise f¸r die Brainwriting-Pool-Technik ist:<br />

1. Alle Teilnehmer (optimal sind Teams von 5 bis maximal 8 Personen [2] ) sitzen um<br />

einen Tisch.<br />

2. In der Mitte des Tisches wird ein Stapel leere Karteikarten (DIN A6 ist gut<br />

geeignet) positioniert.<br />

3. Jeder Teilnehmer nimmt sich eine Karte und notiert eine Idee.<br />

4. Dann reicht man die Karte seinem rechten Nachbarn, nimmt sich eine weitere<br />

Karte, notiert eine weitere Idee und reicht die Karte ebenfalls nach rechts weiter.<br />

Dies f¸hrt man f¸r jede Idee aus.<br />

5. Vom Nachbarn erhaltene Karten werden kurz gelesen, gegebenenfalls erg‰nzt<br />

und wie eigene Karten weitergereicht. Alternativ, wenn man gerade mit der<br />

Formulierung einer Idee besch‰ftigt ist, kann die Karte auch ungesehen<br />

durchgereicht werden.<br />

6. Erh‰lt man eine seiner eigenen Karten zur¸ck und mˆchte man diese nicht weiter<br />

erg‰nzen, so wandert sie auf einen Stapel/Haufen (Pool) in der Mitte des Tisches.<br />

7. Teilnehmern, denen gerade keine eigene neue Idee einf‰llt, kˆnnen sich von<br />

diesem Stapel willk¸rlich ein Karte nehmen, diese eventuell erg‰nzen, und die<br />

Karte wieder in Umlauf bringen.<br />

8. Nach einer gewissen Zeit, wenn allen Teilnehmern die Ideen ausgegangen sind<br />

und die Karten aus dem Stapel schon mehrfach die Runde gemacht haben, ohne<br />

dass Erg‰nzungen erfolgten, ist das Brainwriting beendet.<br />

Vorgehensweise B:<br />

� B¸romanagement <strong>II</strong> f¸r "<strong>Fachkauffrauen</strong> f¸r B¸romanagement" (Stand 05/11) 66


Eine andere mˆgliche Vorgehensweise f¸r die Brainwriting-Pool-Technik ist:<br />

1. Jeder Teilnehmer legt zwei Bl‰tter an, auf die er die gemeinsame Fragestellung<br />

notiert.<br />

2. Dann notiert er auf beiden Bl‰ttern (unterschiedliche) Ideen.<br />

3. Wenn ihm keine mehr einfallen, legt er beide Bl‰tter in die Mitte und nimmt sich<br />

eines von den anderen Teilnehmern.<br />

4. Er l‰sst sich durch die Ideen, die er auf dem Blatt liest, anregen und erg‰nzt sie<br />

um weitere.<br />

5. u. s. w.<br />

2.3 Metaplan<br />

Metaplan und Metaplan-Methode sind Markennamen der Firma Metaplan f¸r die<br />

Pinnwand-Moderation.<br />

� B¸romanagement <strong>II</strong> f¸r "<strong>Fachkauffrauen</strong> f¸r B¸romanagement" (Stand 05/11) 67


Die Beitr‰ge der Gruppenteilnehmer werden auf farbige Karten geschrieben und<br />

an mit Packpapier bespannten Pinnw‰nden sichtbar gemacht ("visualisiert").<br />

Dabei wird der gesamte Arbeitsprozess gemeinsam entwickelt, gestaltet und<br />

abgebildet.<br />

Diese Methode zur Moderation von Gruppen ermˆglicht eine besonders kreative und<br />

produktive Mitarbeit aller Teilnehmer, auch bei komplexen oder kontroversen Themen.<br />

Zusammenh‰nge kˆnnen anschaulich dargestellt und jederzeit ver‰ndert werden. Sie<br />

eignet sich f¸r Besprechungen, Projektarbeit, Fortbildung, Tagungen, und vieles mehr.<br />

� B¸romanagement <strong>II</strong> f¸r "<strong>Fachkauffrauen</strong> f¸r B¸romanagement" (Stand 05/11) 68


V<strong>II</strong>. Arbeitstechniken<br />

Zum Begriff der Organisation gehˆren im weiteren Sinne auch das<br />

Selbst- und das Zeitmanagement. Dabei ist Selbstmanagement<br />

untrennbar mit dem Zeitmanagement verbunden.<br />

1. Selbstmanagement<br />

Selbstmanagement umfasst F‰higkeiten, Fertigkeiten und Techniken,<br />

die die Zielfindung, die Planung, das effektive Handeln sowie das<br />

Zeitmanagement einer Person betreffen.<br />

Urspr¸nglich stammt der Begriff aus der Verhaltenstherapie und wurde von<br />

Frederick Kanfer gepr‰gt. Selbstmanagement-Fertigkeiten, wie sie innerhalb der<br />

kognitiven Verhaltenstherapie systematisch angewandt werden, sind z. B.<br />

Selbstbeobachtung, Selbstinstruktionen, Zielkl‰rung und -setzung,<br />

Selbstverst‰rkung, Selbstkontrolle, Selbstmotivation, Flexibilit‰t, Ausdauer und<br />

Frustrationstoleranz.<br />

Der Begriff wurde in die Managementliteratur ¸bernommen als Bezeichnung f¸r das<br />

Management der eigenen Person bzw. des eigenen Handelns.<br />

Selbstmanagement-Strategien kˆnnen in einer Psychotherapie, im Rahmen<br />

eines Coachingprozesses oder eigenst‰ndig mit Hilfe von Selbsthilfe-Manualen<br />

und Ratgeberb¸chern erlernt werden. Voraussetzung daf¸r ist das Erkennen<br />

eigener St‰rken und Schw‰chen sowie die Bereitschaft, an sich zu arbeiten.<br />

Zeit- und Selbstmanagement<br />

Versteht man unter Zeitmanagement im engeren Sinne, die im Berufsleben<br />

anstehenden Termine und Aufgaben mˆglichst optimal planen, koordinieren und<br />

umsetzen zu kˆnnen, geht das Selbstmanagement einen Schritt weiter. Es<br />

integriert auflerdem die persˆnliche Lebensplanung (private Lebensf¸hrung,<br />

berufliche Laufbahnplanung) und deren Realisierung im t‰glichen Leben. Es<br />

ber¸cksichtigt also auch persˆnliche Ziele und Lebensumst‰nde wie<br />

Familie/Kontakte, Sinn/Kultur und Kˆrer/Gesundheit. Hat das Zeitmanagement<br />

das Ziel, Zeit effektiv zu nutzen, so zielt Selbstmanagement darauf ab, sich<br />

selbst - ausgehend von seinen persˆnlichen Zielen und Werten - mˆglichst<br />

optimal zu managen.<br />

ÑDas Selbstmanagement unterscheidet sich vom klassischen<br />

Zeitmanagement dadurch, dass sich der Einzelne nicht nur fragt: Welche<br />

Aufgaben muss ich bei meiner Arbeit erledigen? Sondern auch: Was ist mir<br />

privat wichtig, und welche Aufgaben muss bzw. will ich in meiner Freizeit<br />

erledigen?ì<br />

� B¸romanagement <strong>II</strong> f¸r "<strong>Fachkauffrauen</strong> f¸r B¸romanagement" (Stand 05/11) 69


Damit geht das Selbstmanagement ¸ber das reine Zeitmanagement hinaus, basiert<br />

aber von seiner grunds‰tzlichen Methodik (z.B. Priorit‰tensetzung, Unterscheidung<br />

von Dringlichem und Wichtigem) im Wesentlichen auf dem Managementsystem<br />

ÑManagement by Objectivesì, das von Peter Drucker in den f¸nfziger Jahren des 20.<br />

Jahrhunderts f¸r den Angestelltenbereich entwickelt worden ist.<br />

Selbst konsequent praktiziertes Zeitmanagement f¸hrt nur dann zum Erfolg, wenn<br />

man dazu bereit ist, mittels Selbstmanagementroutinen sich selbst kritisch zu<br />

beobachten und bei sich ebenso konstruktive, wie humane Ver‰nderungen<br />

vorzunehmen. Es sollte nicht das Ziel sein, noch mehr Zeit fremdbestimmt zur<br />

Verf¸gung zu stellen, sondern die Lebensqualit‰t aus eigenem Antrieb und in der<br />

eigenen Verantwortung zu verbessern. Beruflicher und privater Erfolg stellt sich nur<br />

dann ein, wenn man den Kopf frei macht, indem man Geist, Kˆrper und Seele in<br />

einen ausbalancierten, entspannten Zustand bringt.<br />

2. Zeitmanagement<br />

Zeitmanagement ist die Kunst, seine Zeit optimal zu nutzen. Zeitmanagement<br />

besch‰ftigt sich mit den Problemen, die eine hohe Anzahl von Aufgaben, Terminen<br />

etc. mit sich bringen, wenn die zur Verf¸gung stehende Zeit begrenzt ist. Unter<br />

Zeitmanagement versteht man eine Reihe von Strategien und Techniken. Der<br />

Begriff Zeitmanagement ist eigentlich eine irref¸hrende Bezeichnung, da die Zeit<br />

ganz unabh‰ngig davon vergeht, was wir in dieser Zeit tun. Das einzige, was man<br />

managen kann, ist sich selbst. Daher besch‰ftigt sich Zeitmanagement vorwiegend<br />

mit Selbstmanagement. Die Techniken lassen sich grob in die f¸nf Bereiche "Ziele",<br />

"‹bersicht", "Priorit‰ten", "Plan" und "Motivation" einteilen, wobei die meisten<br />

Themen mehreren Bereichen zuzuordnen sind.<br />

Hinweis f¸r die Teilnehmer/-innen: Sie finden im Folgenden einige Methoden zum<br />

Zeitmanagement. Erschrecken Sie bitte nicht ¸ber die Anzahl ñ viele Methoden<br />

sind Ihnen bekannte "Lebensweisheiten", einige "Pseudowissenschaftliche<br />

Abhandlungen" und nur einige zu lernen, z. B. Mindmap, ABC-Analyse (kann f¸r<br />

alles verwendet werden, z. B. auch f¸r Lagerhaltung oder<br />

Kundenbesuchsfrequenz), Pareto-Prinzip, Alpen-Methode und Eisenhower-<br />

Prinzip. Ist aber alles nicht besonders schwer ñ hˆchstens die Namen zu<br />

behalten. Trotzdem ist es besonders wichtig, die Fachausdr¸cke zu lernen.<br />

B¸romanagement <strong>II</strong> f¸r ÑFachkauffrau/-mann f¸r B¸romanagementì Stand 05/11 70


Nachstehend einige Methoden zum Zeitmanagement, die<br />

groflenteils auf dem Prinzip der Priorit‰tenbindung beruhen.<br />

2.1 ABC-Analyse<br />

Mittels der ABC-Analyse werden alle Aufgaben in Kategorien einsortiert:<br />

2.2 Pareto-Prinzip<br />

Es wurde nach Vilfredo Frederico Pareto benannt.<br />

Grundsatz: In 20 % der zur Verf¸gung stehenden Zeit kˆnnen 80 % der Aufgaben<br />

erledigt werden. Die restlichen 20 % der Aufgaben benˆtigen 80 % der zur<br />

Verf¸gung stehenden Zeit. Anhand dieses Grundsatzes sollen Aufgaben ¸berdacht<br />

und priorisiert werden. Anstatt sich mit Aufgaben aufzuhalten, die keinen<br />

B¸romanagement <strong>II</strong> f¸r ÑFachkauffrau/-mann f¸r B¸romanagementì Stand 05/11 71


angemessenen Mehrwert schaffen, sollte der eigene Perfektionismus<br />

(Nebens‰chlichkeiten, "Erbsenz‰hlerei") gez¸gelt werden. Statt also 100 % der<br />

Aufgaben erf¸llen zu wollen, sollte daher eine zielorientierte Ausrichtung auf die<br />

Erf¸llung weiterer "80 %-Aufgaben" erfolgen, welche mit nur 20 % des Zeit- und<br />

Energieaufwandes erreicht werden kˆnnen. Beispiele: 80 % aller<br />

Besprechungsergebnisse werden in 20 % der Besprechungszeit erzielt. 20 % der<br />

Kunden bringen 80 % des Absatzes. 80 % einer Software sind in 20 % der Zeit<br />

geschrieben. Die Feinheiten (Bugfix, etc.) benˆtigen 80 % der Gesamtzeit. Eine<br />

verfeinerte Abstufung ‰hnlich dem Pareto-Prinzips verfolgt die ABC-Analyse.<br />

2.3 Eisenhower-Methode<br />

Dieses Prinzip wurde von US-Pr‰sident und General Dwight D.<br />

Eisenhower praktiziert und gelehrt.<br />

Alle Aufgaben werden anhand der Kriterien wichtig/unwichtig und dringend/nicht<br />

dringend in vier Quadranten verteilt. Alle Aufgaben im Quadrant unwichtig/nicht<br />

dringend werden nicht erledigt. Die Einteilung erfolgt wie folgt:<br />

Die Y-Achse beschreibt die Wichtigkeit einer Aufgabe. Wenn eine Aufgabe<br />

oben angesiedelt ist, so ist sie wichtig. Ist sie unten angesiedelt ist sie<br />

unwichtig.<br />

Die X-Achse beschreibt die Dringlichkeit einer Aufgabe. Ist eine Aufgabe<br />

rechts angesiedelt, so ist die Aufgabe dringend. Ist die Aufgabe links<br />

angesiedelt, so ist sie nicht dringend.<br />

Es ergeben sich vier Kombinationsmˆglichkeiten der Faktoren Wichtigkeit und<br />

Dringlichkeit, deren Aufgaben jeweils eine bestimmte Art und Weise der<br />

Bearbeitung zugeordnet wird:<br />

Wichtigkeit<br />

Dringlichkeit<br />

nicht dringend dringend<br />

wichtig Aufgabe exakt<br />

terminieren und<br />

persˆnlich erledigen<br />

nicht<br />

wichtig<br />

nicht bearbeiten<br />

= Papierkorb<br />

sofort selbst<br />

erledigen<br />

an Mitarbeiter<br />

delegieren<br />

B¸romanagement <strong>II</strong> f¸r ÑFachkauffrau/-mann f¸r B¸romanagementì Stand 05/11 72


Das Eisenhower-Prinzip kann im Dienstleistungsbereich bei knappen Ressourcen<br />

als Fortentwicklung von Triage effektiv eingesetzt werden. Das Eisenhower-Prinzip<br />

wird heutzutage gelegentlich kritisch betrachtet, da ein gutes Zeitmanagement<br />

gerade dringende Aufgaben verhindern soll. Die Priorisierung/Einteilung der<br />

Aufgaben wird demzufolge vorwiegend nach dem Kriterium "Wichtigkeit"<br />

vorgenommen. Grundlage der Kritik ist u. a. die Erkenntnis, dass wichtige<br />

Aufgaben selten dringend und dringende Aufgaben selten wichtig sind. Allerdings<br />

handelt es sich hier um eine Methode eines milit‰rischen Oberbefehlshabers, und<br />

im Krieg kˆnnen Aktivit‰ten des Gegners sehr wohl unvorhersehbare und "‰uflerst<br />

dringende und wichtige" Folgen haben.<br />

2.4 ALPEN-Methode<br />

Diese Methode (nach Lothar Seiwert) verwendet wenige Minuten pro Tag zur<br />

Erstellung eines schriftlichen Tagesplans. Die f¸nf Elemente sind:<br />

A: Aufgaben aufschreiben. Aufgaben, Aktivit‰ten und Termine werden in<br />

einen Tagesplan eingetragen.<br />

L: L‰nge einsch‰tzen. Man sch‰tzt die voraussichtlich benˆtigte Zeit f¸r<br />

jede Aufgabe ein.<br />

P: Pufferzeit. Man sollte maximal 60 % der t‰glichen Arbeitszeit<br />

verplanen. Der Rest bleibt f¸r Unvorhergesehenes reserviert.<br />

E: Entscheidungen. Durch Priorit‰tensetzen, K¸rzen und Delegieren wird<br />

der Umfang der Arbeiten beschr‰nkt.<br />

N: Nachkontrolle. Am Ende des Tages erstellt man eine Statistik ¸ber<br />

geplante und tats‰chlich erledigte Arbeiten. Unerledigtes wird auf den<br />

n‰chsten Tag ¸bertragen.<br />

2.5 Mindmap<br />

Mindmap ist eine Methode, die einen strukturierten, grafischen ‹berblick ¸ber die<br />

Beziehungen zwischen verschiedenen Begriffen aufzeigt.<br />

(siehe Kreativtechniken Seite 70)<br />

B¸romanagement <strong>II</strong> f¸r ÑFachkauffrau/-mann f¸r B¸romanagementì Stand 05/11 73


Hier noch einige Ratschl‰ge und Mˆglichkeiten Zeitfallen zu<br />

entgehen:<br />

B¸romanagement <strong>II</strong> f¸r ÑFachkauffrau/-mann f¸r B¸romanagementì Stand 05/11 74


Hilfe beim Zeitmanagement gibt es vielfach. H‰ufig hat man aber<br />

trotzdem das Gef¸hl "Es ist alles zuviel ñ es st¸rzt alles ¸ber einem<br />

zusammen ñ man schafft nichts". Hier hilft es h‰ufig sich selbst<br />

Ziele ñ und Teilziele ñ zu setzen.<br />

B¸romanagement <strong>II</strong> f¸r ÑFachkauffrau/-mann f¸r B¸romanagementì Stand 05/11 75


Bei allem sollte man aber auch den Biorhythmus des Einzelnen<br />

ber¸cksichtigen. Ob man ein "Tages-" oder "Nacht-Mensch" ist,<br />

weis man h‰ufig aufgrund jahrelanger Erfahrungen.<br />

Zu diesem Kapitel gehˆrt auch der Begriff der "Goldenen Stunde":<br />

Goldene Stunde<br />

Eine Stunde pro Tag, in der s‰mtliche Stˆrungen ausgeschaltet sind. Kein<br />

Telefon, keine E-Mail, B¸rot¸r verschlossen.<br />

B¸romanagement <strong>II</strong> f¸r ÑFachkauffrau/-mann f¸r B¸romanagementì Stand 05/11 76


Nachstehend erhalten Sie noch weitere Methoden (Tipps) um ein besseres<br />

Zeitmanagement einzurichten:<br />

‹bersicht verschaffen<br />

Um seine Ziele zu erreichen, sollte man sich einen ‹berblick ¸ber die zur Verf¸gung<br />

stehenden Mˆglichkeiten, Mittel und Wege verschaffen. Dazu gehˆrt die Analyse des<br />

eigenen Verhaltens, um Zeitverschwendung festzustellen. Des Weiteren die<br />

Techniken:<br />

Pufferzeiten schaffen<br />

Zeitpuffer zwischen 2 Aufgaben legen.<br />

Salami-Taktik<br />

Grofle, un¸bersichtliche Aufgaben werden in Teilbereiche aufgeteilt.<br />

Ziel-Mittel-Analyse<br />

Die Ziel-Mittel-Analyse hilft bei Fragestellungen: Welche Mittel und<br />

F‰higkeiten stehen zur Verf¸gung? Welches sind die Vor- und Nachteile der<br />

verschiedenen mˆglichen Wege?<br />

Delegieren<br />

Aufgaben, die nicht direkt in den eigenen Aufgabenbereich fallen oder von jemand<br />

anderem effizienter erledigt werden kˆnnen, sollten nach Mˆglichkeit von diesem<br />

erledigt werden: man delegiert die Aufgabe. Dadurch werden Zeitdruck und Stress<br />

abgebaut. Delegieren sollte als begleitender Prozess gesehen werden.<br />

B¸ndelung<br />

Gleichartige Arbeiten werden zusammengefasst.<br />

B¸romanagement <strong>II</strong> f¸r ÑFachkauffrau/-mann f¸r B¸romanagementì Stand 05/11 77


4 Entlastungsfragen<br />

Auch die 4 Entlastungsfragen helfen, die eigene Zeit effektiver einzuteilen. Sie<br />

eignen sich vor allem dort, wo sich Routine eingeschlichen hat. Mit Hilfe der 4<br />

Fragen: "Warum gerade ich?", "Warum gerade jetzt?", "Warum so?" und "Warum<br />

¸berhaupt?" kˆnnen Sie sich entlasten. Sie verhindern, dass Sie eine Aufgabe<br />

"automatisch" ausf¸hren.<br />

Wenn Sie an lhre Aufgaben mit der Frage "Warum gerade ich?" herangehen,<br />

erkennen Sie, ob Sie delegieren kˆnnen. Mit der Frage "Warum gerade jetzt?"<br />

entscheiden Sie, welche Aufgaben Sie auf Termin legen sollten.<br />

Durch die Frage "Warum so?" beginnen Sie, lhre Arbeit zu rationalisieren und<br />

"schlanke" Lˆsungen zu suchen und mit der Frage "Warum ¸berhaupt?" erkennen<br />

Sie, welche Teilaufgaben Sie weglassen oder ganz eliminieren kˆnnen.<br />

Wenn Sie in Zukunft mit den Entlastungsfragen arbeiten, werden Sie merken,<br />

dass Ihnen plˆtzlich viel mehr Zeit f¸r die wirklich wesentlichen Dinge zur<br />

Verf¸gung steht!<br />

Zeitdiebe vermeiden<br />

Als Zeitdieb werden im Selbstmanagement, bzw. Zeitmanagement, vermeidbare<br />

Stˆrungen bezeichnet, die von der geplanten Erledigung von Aufgaben ablenken oder<br />

die Erledigungszeit unnˆtig verl‰ngern.<br />

In entsprechenden Schulungen werden Techniken vermittelt, wie solche Zeitdiebe<br />

ausgeschaltet werden kˆnnen.<br />

Ein einfaches Beispiel ist etwa der Vorschlag, grunds‰tzlich keine Telefonanrufe<br />

entgegenzunehmen und diese an die Sekret‰rin oder einen Anrufbeantworter zu<br />

delegieren. Es wird empfohlen, dann einen "Telefonierblock" (Zeitfenster) einzuplanen,<br />

in dem dann alle notwendigen Telefonate aktiv durchgef¸hrt werden. Der Vorteil l‰ge in<br />

diesem Fall darin, dass man sich auf die jeweiligen Gespr‰che dann besser vorbereiten<br />

kann (Bereitlegen von Vorgang, Notizbuch, Kalender usw.).<br />

Solche Zeitdiebe f¸hren immer wieder dazu, dass unsere Leistungskurve steil abf‰llt<br />

und wir immer wieder neue "Anl‰ufe" zur Zielerreichung benˆtigen. Nachstehen ein<br />

klein graphische Darstellung.<br />

B¸romanagement <strong>II</strong> f¸r ÑFachkauffrau/-mann f¸r B¸romanagementì Stand 05/11 78


Motivation<br />

Motivation ist ein wesentlicher Faktor beim Zeitmanagement.<br />

Zu diesem Bereich gehˆren:<br />

Positive Einstellung<br />

Wird im englischen als Positive Mental Attitude (PMA) bezeichnet und meint zum<br />

einen die Einstellung zur Arbeit und zum anderen die Einstellung zu den<br />

Mitarbeitern.<br />

Es ist gemeinhin bekannt, dass eine positive Atmosph‰re die Produktivit‰t<br />

steigert.<br />

So sollte auch an die Aufgaben stets mit guten Gedanken und einer freundlichen<br />

Miene herangegangen werden, denn sowohl schlechte als auch gute Laune<br />

breitet sich aus. Wobei schlechte Laune die Effizienz mindert.<br />

Erfolgskontrolle<br />

Eine t‰gliche Erfolgskontrolle des eigenen Tagesplans kann sehr motivierend<br />

wirken.<br />

Erfolgserlebnis<br />

Genieflen des eigenen Erfolgs.<br />

Methoden zur ‹berbr¸ckung von Motivationslˆchern<br />

15-Minuten-Trick f¸r schwere Tage: Den Wecker auf 15 Minuten stellen.<br />

Nach Ablauf der 15 Minuten darf eine Pause von hˆchstens 5 Minuten<br />

eingelegt werden.<br />

3-2-1-Countdown: Einfaches Herunterz‰hlen von 3 - 2 - 1 b¸ndelt die<br />

Gedanken. Diese Konzentrations¸bung hilft, die Tr‰gheit zu ¸berwinden.<br />

Atemtrick: So lange einatmen, wie man mˆchte und beim Ausatmen mit<br />

der Arbeit beginnen.<br />

B¸romanagement <strong>II</strong> f¸r ÑFachkauffrau/-mann f¸r B¸romanagementì Stand 05/11 79


V<strong>II</strong>I. Humanisierung des Arbeitsablaufes<br />

Durch Abwechslung in den Arbeitsabl‰ufen versucht man die t‰glich anfallenden<br />

Arbeiten humaner auf die beteiligten Personen zu verteilen.<br />

Mˆglichkeiten dazu sind:<br />

��job-rotation<br />

��job-enrichment und<br />

��job-enlargement<br />

Jobrotation als Arbeitsorganisation<br />

Unter Jobrotation wird der systematische Wechsel von Arbeitspl‰tzen in<br />

Wechselrhythmen von teilweise unter einer Stunde verstanden, mit dem<br />

Hauptziel einen Belastungsausgleich zu realisieren.<br />

Hierbei rotieren beispielsweise f¸nf Arbeiter in einem Arbeitssystem ¸ber ihre f¸nf<br />

Arbeitspl‰tze in kurzen Abst‰nden.<br />

Beispiel: Bei der (fr¸heren) visuellen Kontrolle von Gl¸hbirnen durch Mitarbeiter<br />

hatte diese Arbeit nach gut 20 Minuten nur noch Alibifunktion. Durch den so<br />

genannten Vigilanzeffekt wurden nach dieser Zeit genauso viele Gl¸hbirnen die<br />

eigentlich in Ordnung waren ausgesondert (Fehler 1. Ordnung), wie fehlerhafte<br />

durchgelassen (Fehler 2. Ordnung). Konsequenz: Die Arbeit konnte sinnvollerweise<br />

nicht l‰nger als 20 Minuten ausgef¸hrt werden, dann musste der Mitarbeiter abgelˆst<br />

werden.<br />

Durch die ‹bernahme einer anderen Arbeit kann die jetzt eigentlich erforderliche<br />

Erholungszeit vermieden werden. Schon eine Rotation ¸ber nur zwei<br />

(verschiedenartige) Arbeitspl‰tze steigert im genannten Beispiel nicht nur die Qualit‰t<br />

des Arbeitsergebnisses erheblich, es fˆrdert auch die Effizienz. F¸r Jobrotation wird<br />

jeweils hˆher qualifiziertes Personal benˆtigt, als bei der urspr¸nglichen Einzelarbeit.<br />

Es macht in kurzzyklischen Rotationssystemen die Arbeit f¸r den Mitarbeiter<br />

ertr‰glicher, oft auch interessanter (beachte: Arbeitsorientierung) und kann die<br />

Identifikation mit Arbeitsinhalten und -zielen steigern, zieht jedoch oft aber auch eine<br />

Erhˆhung des Entgeltes nach sich.<br />

Mit Jobrotation wird auch der systematische Wechsel mit etwa monatelangem<br />

Rhythmus sogar ¸ber Arbeitspl‰tze anderer Abteilungen oder Werke hinweg mit<br />

unterschiedlichen Zielen bezeichnet. Hierbei spricht man auch dann von ÑRotationì,<br />

wenn der frei werdende Arbeitsplatz nicht von einem anderen Mitarbeiter, der<br />

ebenfalls Ñrotiertì eingenommen wird. Die Rotation findet also lediglich aus Sicht des<br />

einzelnen Mitarbeiters statt, der die Aussicht hat, nach mehreren Wechseln<br />

schliefllich wieder den alten Arbeitsplatz einzunehmen.<br />

B¸romanagement <strong>II</strong> f¸r ÑFachkauffrau/-mann f¸r B¸romanagementì Stand 05/11 80


Das Ziel ist in der Regel, den Mitarbeiter ¸ber alle T‰tigkeiten eines Bereiches<br />

umfassend zu orientieren, damit er beispielsweise die F¸hrung dieses Bereiches<br />

¸bernehmen kann. In diesem Sinne ist Jobrotation auch wesentlicher Bestandteil von<br />

Traineeprogrammen.<br />

Ein anderer Grund kann Kriminalpr‰vention sein:<br />

�� So wird im Einkauf damit einem zu persˆnlichen Kontakt zu den Lieferanten<br />

vorgebeugt und so das Risiko von Korruption verringert.<br />

�� Bei der Quittierung von Wareneing‰ngen beispielsweise und der Freigabe von<br />

Zahlungen vermindert man die Wahrscheinlichkeit von Netzwerken, die<br />

gegebenenfalls Sicherheitsm‰ngel in den Benutzerrollen und Workflows<br />

ausnutzen.<br />

Vorteile der Jobrotation<br />

Vor und Nachteile der Jobrotation h‰ngen stark von der konkreten Ausgestaltung des<br />

Systems ab. Bez¸glich der Mitarbeiter werden folgende Vorteile gesehen:<br />

�� Steigerung der eigenen Flexibilit‰t und Mobilit‰t (bei organisatorischen<br />

ƒnderungen),<br />

�� Erhˆhung der eigenen Kompetenzen und F‰higkeiten (fachlich und sozial),<br />

�� Verbesserung von Aufstiegschancen,<br />

�� Abwechslungsreichere Arbeit,<br />

�� Erhˆhung der Offenheit gegen¸ber neuen Lˆsungsans‰tzen sowie<br />

�� Kennen lernen bereichs¸bergreifender Zusammenh‰nge.<br />

Bez¸glich der Organisation erwartet man folgende Vorteile:<br />

�� Hˆhere Produktivit‰t,<br />

�� Verminderung von Bereichsegoismen,<br />

�� Verbesserung der Mitarbeit,<br />

�� Flexibilit‰tssteigerung der Mitarbeiter,<br />

�� Erhˆhung der Mitarbeitermotivation durch neue Herausforderungen,<br />

�� Erhˆhung der Identifikation mit dem Unternehmen,<br />

�� Abteilungen kˆnnen neue Mitarbeiter Ñerprobenì,<br />

�� Fˆrderung bereichs¸bergreifenden Denkens und Handelns und<br />

�� Vermeidung problematischer Beziehungsgeflechte zwecks Kriminalpr‰vention.<br />

Nachteile der Jobrotation<br />

Bez¸glich der Mitarbeiter sieht man in der Jobrotation folgende Nachteile:<br />

�� Mˆgliche ‹berforderung,<br />

�� mangelnde Bereitschaft aus Furcht vor Ver‰nderung (beruflich und sozial)<br />

�� hˆherer Zeit- und Arbeitsaufwand.<br />

Aus Sicht der Organisation werden folgende Nachteile angef¸hrt:<br />

�� Effizienz sinkt w‰hrend der Einarbeitung des neuen Mitarbeiters,<br />

�� hˆherer organisatorischer Aufwand,<br />

�� Integrationsprobleme (an den neuen Arbeitspl‰tzen)<br />

B¸romanagement <strong>II</strong> f¸r ÑFachkauffrau/-mann f¸r B¸romanagementì Stand 05/11 81


Jobenlargement<br />

Jobenlargement (Arbeitserweiterung) ist eine Strategie der Arbeitsstrukturierung.<br />

Ein Mitarbeiter, der bislang auf eine T‰tigkeit beschr‰nkt war, f¸hrt nun<br />

mehrere verschiedene T‰tigkeiten mit demselben Anforderungsniveau durch.<br />

Man spricht daher auch von einer Maflnahme der horizontalen Umstrukturierung, im<br />

Gegensatz zu einer vertikalen Umstrukturierung (siehe Jobenrichment).<br />

Ziel des Jobenlargement ist es, durch Belastungswechsel eventuell notwendige<br />

Erholungen zu ermˆglichen, ohne die Arbeit einzustellen, sowie psychische und<br />

physische Eintˆnigkeit zu vermeiden, beispielsweise durch einen Wechsel aus<br />

sitzender zu stehender T‰tigkeit.<br />

Ein allgemeines Beispiel f¸r Jobenlargement im T‰tigkeitsbereich Einkauf ist, einem<br />

Mitarbeiter, der bisher nur Bestellungen schreibt, zus‰tzlich zu ¸bertragende<br />

Angebote einzuholen und Daten zu aktualisieren.<br />

In Betrieben mit einem Betriebsrat ber¸hrt Jobenlargement die Rechte und Pflichten<br />

der Arbeitnehmervertretung. Ergeben sich aus dem Jobenlargement zus‰tzliche<br />

Belastungen, beispielsweise durch Ver‰nderungen der Arbeitszeiten, durch h‰ufigen<br />

Wechsel zwischen den Einzelaufgaben oder durch Arbeitsverdichtung, ist nach dem<br />

Arbeitsschutzgesetz eine Gef‰hrdungsbeurteilung erforderlich.<br />

Jobenrichment<br />

Jobenrichment (Arbeitsbereicherung) ist eine Strategie der Arbeitsstrukturierung<br />

im personellen Arbeitsfeld.<br />

Die bisherige T‰tigkeit eines Mitarbeiters wird um Arbeitsumf‰nge auf hˆherem<br />

Anforderungsniveau erweitert.<br />

Dies wird durch eine (vorausgesetzte) Weiterbildung des Mitarbeiters ermˆglicht. Der<br />

Mitarbeiter wird in die Lage versetzt, in hˆherem Mafle eigenverantwortlich zu<br />

arbeiten. Man spricht daher auch von einer Maflnahme der vertikalen<br />

Umstrukturierung, im Gegensatz zu einer horizontalen Umstrukturierung<br />

(Jobenlargement).<br />

Ein allgemeines Beispiel f¸r Jobenrichment im T‰tigkeitsbereich Einkauf ist, einem<br />

Mitarbeiter, der bisher nur Bestellungen schreibt, zus‰tzlich zu ¸bertragen,<br />

Lieferanten auszuw‰hlen und Reklamationen abzuwickeln.<br />

B¸romanagement <strong>II</strong> f¸r ÑFachkauffrau/-mann f¸r B¸romanagementì Stand 05/11 82


Ende des <strong>Skript</strong>es<br />

Ich hoffe Sie sind von den vielen Seiten nicht erschlagen worden.<br />

Lesen Sie das <strong>Skript</strong> ruhig mehrmals durch, dann wird Ihnen vieles<br />

klar und auch selbstverst‰ndlich.<br />

Viel Erfolg beim Lernen<br />

Anlage<br />

B¸romanagement <strong>II</strong> f¸r ÑFachkauffrau/-mann f¸r B¸romanagementì Stand 05/11 83


Anlage 1<br />

Datenflussplan / Datendiagramm<br />

Programmablaufplan<br />

Haupts‰chlich werden die folgenden<br />

Elemente verwendet (vollst‰ndige Liste s.<br />

Weblink zu DIN 66001):<br />

�� 6.4.1: Oval: Start, Ende, weitere<br />

Grenzpunkte<br />

�� 6.3.1: Pfeil, Linie: Verbindung zum<br />

n‰chstfolgenden Element<br />

�� 6.1.1: Rechteck: Operation<br />

�� 7.2.4: Rechteck mit doppelten,<br />

vertikalen Linien: Unterprogramm<br />

aufrufen<br />

�� 6.1.3: Raute: Verzweigung<br />

�� 6.2.1: Parallelogramm: Ein- und<br />

Ausgabe (nicht nach DIN 66001<br />

1983)<br />

B¸romanagement <strong>II</strong> f¸r ÑFachkauffrau/-mann f¸r B¸romanagementì Stand 05/11 84


B¸romanagement <strong>II</strong> f¸r ÑFachkauffrau/-mann f¸r B¸romanagementì Stand 05/11 85

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