Skript Büromanagement II Fachkauffrauen f ... - BAW-Schule
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von Dieter Kirchartz, <strong>BAW</strong>-Akademie<br />
M‰rz 08<br />
<strong>Skript</strong><br />
B¸romanagement <strong>II</strong><br />
Informationsmanagement<br />
f¸r<br />
Fachkaufleute f¸r<br />
B¸romanagement<br />
----------------------------------<br />
Unternehmensf¸hrung<br />
Organisation<br />
Kommunikation<br />
Gespr‰chf¸hrung<br />
Konfliktmanagement<br />
Ideenfindung / Kreativit‰tstechniken<br />
Arbeitstechniken<br />
Humanisierung der Arbeitswelt<br />
Hohenzollernring 55<br />
50672 Kˆln<br />
Tel. 0221 251919<br />
Fax: 0221 254040<br />
Internet: www.baw-schule.de<br />
E-Mail: info@baw-schule.de<br />
Berliner Allee 30<br />
40212 D¸sseldorf<br />
Tel.: 0211 2399333<br />
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Inhaltsverzeichnis<br />
I. Unternehmensf¸hrung Seite<br />
1 Organisationskultur 4<br />
2 Unternehmensethik 4<br />
3 Unternehmensleitbild/-philosophie 5<br />
4 Unternehmenspolitik 6<br />
4.1 Shareholder-Konzept 7<br />
4.2 Stakeholder-Konzept 8<br />
5 Corporate Identity 10<br />
6 F¸hrungsaufgeben der Unternehmensleitung 12<br />
<strong>II</strong>. Organisation<br />
1 Begriff und Aufgaben 13<br />
1.1 Organisationsbegriff 13<br />
1.2 Anforderungen 14<br />
1.3 Bereiche 14<br />
1.4 Organisation, Disposition, Improvisation 15<br />
2 Aufgabenanalyse<br />
2.1 Gliederungsgrunds‰tze 16<br />
2.2 Vorgehenssystematik 18<br />
3 Aufbauorganisation<br />
3.1 Stellenbildung 19<br />
3.1.1 Prinzipien 19<br />
3.1.2. Stellenbeschreibung 20<br />
3.2 F¸hrungsstellen und -ebenen<br />
3.2.1 Instanzenbildung 22<br />
3.2.2 Organisation der Leitung 22<br />
3.2.3 Zentralisation / Dezentralisation 23<br />
3.3 Mehrstufige Betriebsaufbau<br />
3.3.1. Einliniensystem 25<br />
3.3.2 Stab-/Liniensystem 26<br />
3.3.3 Mehrliniensystem 27<br />
3.3.4 Spartenorganisation 28<br />
3.3.5 Matrixorganisation 29<br />
3.3.6 Holdingorganisation 32<br />
3.4 Informelle Gruppen 30<br />
4 Ablauforganisation 31<br />
4.1 Organisation betriebl. Abl‰ufe 32<br />
4.2 Netzplantechnik 33<br />
4.3 Diagramme 36<br />
<strong>II</strong>I. Kommunikation<br />
1 Bedeutung 39<br />
2 Definition 39<br />
3 Begriffszusammenh‰nge 40<br />
4 Ziele und Zweck 40<br />
5 Kommunikationsmodelle 40<br />
5.1 Vier-Seiten-Modell 41<br />
6 Kommunikationsarten 45<br />
6.1 Verbale Kommunikation 45<br />
6.2 Nonverbale Kommunikation 45<br />
6.3 Sonstige Kommunikationsarten 51<br />
� B¸romanagement <strong>II</strong> f¸r "<strong>Fachkauffrauen</strong> f¸r B¸romanagement" (Stand 05/11) 2
IV. Gespr‰chsf¸hrung<br />
1 Gespr‰che 51<br />
1.1. Gespr‰chsdefinition 51<br />
1.2 Gespr‰chsphasen 51<br />
1.3 Gespr‰chssteuerung 53<br />
1.4 Paarigkeit 53<br />
1.5 Mitarbeitergespr‰ch 54<br />
1.6 Kritikgespr‰ch 55<br />
1.7 Beurteilungsgespr‰ch 56<br />
V. Konfliktmanagement<br />
2.1 Moderation und Mediation 57<br />
VI. Ideenfindung / Kreativit‰tstechniken<br />
1 Definition 60<br />
2 Modelle 61<br />
2.1 Brainstorming 61<br />
2.2 Brainwriting 63<br />
2.2.1 Methode 6-3-5 64<br />
2.2.2 Brainwriting-Pool 65<br />
2.3 Metaplan 66<br />
V<strong>II</strong>. Arbeitstechniken<br />
1 Selbstmanagement 69<br />
2 Zeitmanagement 70<br />
2.1 ABC-Analyse 70<br />
2.2 Pareto-Prinzip 70<br />
2.3 Eisenhower-Methode 71<br />
2.4 Alpen-Methode 71<br />
V<strong>II</strong>I. Humanisierung der Arbeitswelt<br />
1 job-rotation 80<br />
2 job-enlargement 81<br />
3 job-enrichment 82<br />
Vorwort<br />
Dieses <strong>Skript</strong> ist nat¸rlich angelehnt an die Pr¸fungsordnung und den<br />
Lehrstoffinhaltsplan der IHK.<br />
Sie werden feststellen, dass Ihnen einige Abhandlungen aus der betrieblichen<br />
Praxis bekannt und sogar gel‰ufig sind. Bei mancher Abhandlung handelt es sich<br />
auch um Selbstverst‰ndlichkeiten und Ihnen bekannten "Lebensweisheiten", einige<br />
sind "Pseudowissenschaftliche Abhandlungen" und nur einige zu lernen.<br />
Da speziell diese Themen aber mit Fachausdr¸cken ñ i. d. R. handelt es sich um<br />
"englische" Bezeichnungen ñ versehen wurden, ist es f¸r die Pr¸fung - aber auch<br />
f¸r die betriebliche Praxis und die Teilnahme an Abhandlungen und Diskussionen -<br />
notwendig diese zu lernen.<br />
Im Unterricht kˆnnen diese "Lebensweisheiten" nicht oder nicht vollst‰ndig<br />
behandelt werden. Der Autor bittet Sie deshalb sich auch auflerhalb des<br />
Unterrichts mit diesem <strong>Skript</strong> zu besch‰ftigen und die Fachausdr¸cke zu lernen.<br />
� B¸romanagement <strong>II</strong> f¸r "<strong>Fachkauffrauen</strong> f¸r B¸romanagement" (Stand 05/11) 3
I. Unternehmensf¸hrung<br />
Grunds‰tze, Leitbilder, Organisationskultur<br />
1. Organisationskultur<br />
Die Unternehmensf¸hrung legt heute Wert auf die Formulierung und Durchf¸hrung<br />
von Unternehmensphilosophie, Unternehmensgrund- und -leits‰tzen.<br />
Dies kann man unter dem Begriff Organisationskultur vereinen.<br />
Organisationskultur (englisch: Organizational Culture, Corporate Culture), manchmal<br />
auch als Unternehmenskultur bezeichnet, ist ein Begriff der betriebswirtschaft-lichen<br />
Organisationstheorie und beschreibt die Entstehung, Entwicklung und den Einfluss<br />
kultureller Aspekte innerhalb von Organisationen.<br />
Die Organisationskultur wirkt auf alle Bereiche des Managements (Entscheidungsfindung,<br />
Beziehungen zu Kollegen, Kunden und Lieferanten, Kommunikation usw.),<br />
jede Aktivit‰t in einer Organisation ist durch ihre Kultur gef‰rbt und beeinflusst. Das<br />
Verst‰ndnis der Organisationskultur erlaubt es den Mitgliedern, ihre Ziele besser<br />
verwirklichen zu kˆnnen, und den Auflenstehenden, die Organisation besser zu<br />
verstehen.<br />
Entscheidend sind dabei die nachstehenden Leitbilder, Grunds‰tze und Philosophien.<br />
2. Unternehmensethik<br />
Die Unternehmensethik besch‰ftigt sich mit der Frage, welchen moralischen<br />
Wertvorstellungen Unternehmen gen¸gen sollten. Damit einher geht auch die<br />
Frage, wie unternehmerisches Gewinnstreben und moralische Ideale zueinander<br />
stehen.<br />
F¸r Unternehmen werden unternehmensethische ‹berlegungen aufgrund<br />
verschiedener Triebkr‰fte (siehe hierzu auch das Kapitel ¸ber Shareholder und<br />
Stakeholder) immer wichtiger.<br />
� B¸romanagement <strong>II</strong> f¸r "<strong>Fachkauffrauen</strong> f¸r B¸romanagement" (Stand 05/11) 4
Ein Unternehmen l‰uft Gefahr, seine Legitimation von seiten der Gesellschaft, zu<br />
verlieren, wenn es moralische Wertvorstellungen nicht ber¸cksichtigt. Vor allem vor<br />
dem Hintergrund ethisch nicht zu rechtfertigender Praktiken in bestimmten Branchen,<br />
wie z. B: Bankwesen, Energiewirtschaft und den Betrug im Online-Handel, aber auch<br />
der ÑTradition der Vorurteileì gegen¸ber dem Handel.<br />
Viele Firmen versuchen dagegen ein entsprechendes Unternehmensleitbild / eine<br />
entsprechende Philosophie zu setzen. Dies kann aber bei einem Shareholder-Konzept<br />
sehr schwierig sein. (s. nachstehende Kapitel)<br />
3. Unternehmensleitbild/-philosophie<br />
Ein Leitbild ist eine schriftliche Erkl‰rung einer Organisation ¸ber ihr Selbstverst‰ndnis<br />
und ihre Grundprinzipien. Es formuliert einen Zielzustand (Realistisches Idealbild) [1] .<br />
Nach innen soll ein Leitbild Orientierung geben und somit handlungsleitend und<br />
motivierend f¸r die Organisation als Ganzes und die einzelnen Mitglieder wirken. Nach<br />
auflen (÷ffentlichkeit, Kunden) soll es deutlich machen, f¸r was eine Organisation<br />
steht. Es ist Basis f¸r die Corporate Identity einer Organisation. Ein Leitbild beschreibt<br />
die Mission und Vision einer Organisation sowie die angestrebte Organisationskultur.<br />
Es ist Teil des Normativen Managements und bildet den Rahmen f¸r Strategien, Ziele<br />
und operatives Handeln.<br />
� B¸romanagement <strong>II</strong> f¸r "<strong>Fachkauffrauen</strong> f¸r B¸romanagement" (Stand 05/11) 5
Funktionen von Leitbildern<br />
Orientierung ist die zentrale Funktion eines Leitbildes nach innen, in die Organisation.<br />
Ein Leitbild soll f¸r die Mitarbeiter und Mitglieder die Frage beantworten ÑWof¸r stehen<br />
wir als Gemeinschaft?ì, (Vision/ Urgrund), ÑWas wollen wir gemeinsam erreichen?ì<br />
(Mission/ Aufgabe(n)) und ÑWelche Werte und Prinzipien sollen unser Handeln leiten?ì.<br />
Da diese Fragen immer attraktiv beantwortet werden, ist mit einem Leitbild die<br />
Hoffnung auf eine positive Motivation der Mitarbeiter verkn¸pft.<br />
Positive ÷ffentlichkeitsarbeit ist die Funktion eines Leitbildes nach auflen. Es soll<br />
Kunden, B¸rgern und Meinungsf¸hrern die Frage ÑF¸r was steht diese Organisation?ì,<br />
verkn¸pft mit einem positiven Imageeffekt, beantworten. Die Entwicklung von<br />
Leitbildern ist oft Ausgangspunkt oder Bestandteil von Ver‰nderungsprozessen. Durch<br />
die Beschreibung eines positiven Leitbildes soll ein Fundament f¸r positive<br />
Ver‰nderung und Weiterentwicklung der Organisation geschaffen werden.<br />
Kritik<br />
Ob und in welchem Mafl Leitbilder ihre Funktion erf¸llen, ist in Theorie und Praxis<br />
umstritten. Die Kritik gegen¸ber einzelnen Leitbildern geht in zwei Richtungen:<br />
Entweder werden die Inhalte des Leitbildes bzw. einzelne Bausteine abgelehnt oder<br />
aber das Leitbild als ÑAnsammlung von Allgemeinpl‰tzenì als nicht<br />
orientierungsgebend kritisiert.<br />
Grunds‰tzlich umstritten ist die Frage, ob die Entwicklung eines Leitbildes tats‰chlich<br />
Ausgangspunkt von positiven Ver‰nderungen in einer Organisation sein kann. In<br />
Leitbildern werde oft mit viel Aufwand ein Idealbild beschrieben, das wenig mit der<br />
Realit‰t gemein hat und es wird keine Antwort gegeben, wie dieses<br />
Das Unternehmensleitbild/die Unternehmensphilosophie wird aber in der Realit‰t<br />
grunds‰tzlich gepr‰gt von den Einflussgruppen ñ den Shareholdern und /oder<br />
Stakeholdern des Unternehmens, auch wenn in der ÷ffentlichkeit h‰ufiger ein<br />
anderer Eindruck entstehen soll, vor allem beim Shareholder-System.<br />
4. Unternehmenspolitik<br />
In j¸ngeren Diskussionen wird zwischen zwei vorherrschenden Polarit‰ten der<br />
Unternehmenspolitik unterschieden, die mit der Ermittlung strategischer<br />
Unternehmensziele verbunden sind:<br />
�� Der Shareholder-Value-Ansatz und<br />
�� der Stakeholder-orientierte Ansatz<br />
W‰hrend der Shareholder-Value-Ansatz die Interessen der Kapitalgeber in den<br />
Vordergrund stellt und sich auf die gewinnorientierte Bestands- und<br />
‹berlebenssicherungspolitik des Unternehmens konzentriert, ist der Stakeholderansatz<br />
auf die Interessen der Anspruchsgruppen des Unternehmens gerichtet d.h. auf z. B.<br />
die Mitarbeiter, Kunden, Lieferanten, Banken, Staat, und zielt damit auf eine<br />
Unternehmenspolitik unter Ber¸cksichtigung der Wahrung eigener Interessen.<br />
� B¸romanagement <strong>II</strong> f¸r "<strong>Fachkauffrauen</strong> f¸r B¸romanagement" (Stand 05/11) 6
4.1 Shareholder Konzept<br />
Der Shareholder-Value-Ansatz ist ein Bewertungsansatz, der den<br />
Wert eines Unternehmens ausschliefllich aus Sicht der Eigent¸mer<br />
(Shareholder) ermittelt und entsprechende Handlungen verlangt.<br />
ï Shareholder sind Inhaber (Anteilseigner) eines Unternehmens<br />
ï Sie kaufen Aktien, weil sie finanzielle Ertr‰ge suchen<br />
ï Aktion‰re w‰hlen Direktoren, die wiederum Manager einstellen<br />
ï Die Manager betreiben eine Gesch‰ftspolitik, die den Shareholder-Value erhˆht<br />
(erhˆhen soll)<br />
ï Hauptzweck: Maximierung des Vermˆgens der Aktion‰re = Maximierung des<br />
Preises der Aktie<br />
Begr¸ndung und Auswirkung des Konzepts<br />
ï Maximierung des Aktienpreises erfordert<br />
- leistungsf‰hige Firma<br />
- Waren und Dienste von hoher Qualit‰t<br />
- Produzieren mit mˆglichst niedrigen Kosten<br />
- Entwicklung der Produkte und Dienste die Kunden wollen<br />
und brauchen<br />
- effizienten und hˆflichen Service<br />
ï Maximierung des Aktienkurs f¸hrt zu<br />
- Entwicklung von neuen Techniken und Produkten<br />
- Schaffung von Arbeitspl‰tzen<br />
ï Die erforderlichen Maflnahmen um den Shareholder Value zu erhˆhen sind auch<br />
f¸r die Gesellschaft nutzbringend!<br />
Kritik<br />
ï Recht einseitige Konzentration der Unternehmensaktivit‰ten in Richtung der<br />
Eigent¸mer bzw. Anteilseigner<br />
ï Fˆrderung von unangemessenen Gesch‰ftsgebaren (Monopolbildung, Verletzung<br />
von Sicherheitsstandards, Umweltvorschriften u. Menschenrechten)<br />
ï Vernachl‰ssigung der sozialen bzw. gesellschaftlichen Verantwortung (z. B.<br />
Entlassung von Mitarbeitern f¸hrt zur Kurssteigerung der Aktien)<br />
� B¸romanagement <strong>II</strong> f¸r "<strong>Fachkauffrauen</strong> f¸r B¸romanagement" (Stand 05/11) 7
4.2 Stakeholder Konzept<br />
Das Stakeholder Konzept setzt bei der Erkenntnis an, dass im Gegensatz zur ersten<br />
H‰lfte d. v. Jahrhunderts [20. Jh.] die meisten Unternehmen heute keine privaten<br />
Erwerbseinheiten eines oder mehrerer Eigent¸mer mehr sind, sondern quasiˆffentliche<br />
Institutionen. So bilden sich Konflikt der unterschiedlichen unternehmensinterner und<br />
externer Anspruchsgruppen.<br />
Im Unterschied zum Shareholder-Value-Prinzip, das ausschliefllich Bed¸rfnisse<br />
und Erwartungen der Anteilseigner einer Organisation (z. B. die Aktion‰re bei<br />
einer Aktiengesellschaft) in den Mittelpunkt des Interesses stellt, versucht das<br />
Prinzip der Stakeholder, die Bed¸rfnisse der unterschiedlichen<br />
Anspruchsgruppen in Einklang zu bringen.<br />
Als Stakeholder gelten dabei neben den Eigent¸mern (Anteilseigner, Mitglieder) die<br />
Mitarbeiter (bis hin zu den Managern, z. B. Anspruch auf Besch‰ftigung und<br />
Sicherheit), die Kunden oder Vorteilsnehmer (z. B. Anspruch auf Qualit‰t und<br />
Zuverl‰ssigkeit), die Lieferanten, die Kapitalm‰rkte (u. a. Kreditgeber) sowie der Staat<br />
(z. B. Anspruch auf Steuergelder, Umweltschutz), die Natur (Rohstofflieferant,<br />
Aufnahmemedium f¸r Abfall) und die ÷ffentlichkeit (Parteien, Verb‰nde, Kirchen,<br />
Medien etc.).<br />
Voraussetzung f¸r die Durchf¸hrung<br />
ï Relativierung der Rolle der Anteilseigner<br />
ï Keine Bevorzugung der Anteilseigner<br />
ï Keine Fokussierung auf nur ein Ziel<br />
ï Soziale Verantwortung wird verst‰rkt wahrgenommen<br />
� B¸romanagement <strong>II</strong> f¸r "<strong>Fachkauffrauen</strong> f¸r B¸romanagement" (Stand 05/11) 8
Kritik<br />
ï Ziel des koalitionskonformen ‹berlebens des Unternehmens verhindert eventuell zum<br />
‹berleben notwendige Zerschlagung von Unternehmensteilen<br />
ï Viele Anspruchsgruppen f¸hren zu immenser Heterogenit‰t und sind aufgrund der<br />
Komplexit‰t f¸r die Praxis h‰ufig unbrauchbar<br />
ï Streben nach einer mˆglichst gleichen Wertschaffung f¸r alle Anspruchsgruppen<br />
verursacht einen erheblichen Planungsaufwand<br />
ï Akzeptanzprobleme im Management aufgrund Komplexit‰t,<br />
Implementierungsschwierigkeit<br />
4.3 Shareholder und Stakeholder im ‹berblick<br />
Unternehmensziel<br />
Hauptanspruchsgruppen<br />
Shareholder Stakeholder<br />
Wertorientierte<br />
Unternehmensf¸hrung;<br />
Maximierung des<br />
Aktion‰rsnutzens<br />
Aktion‰re<br />
(Anteilseigner)<br />
nachhaltiges, sinnvolles<br />
‹berleben des<br />
Unternehmens<br />
s‰mtliche<br />
Anspruchsgruppen<br />
(Management, Kunden,<br />
÷ffentlichkeit,<br />
Aktion‰re,<br />
Arbeitnehmer,<br />
Lieferanten,<br />
Staat)<br />
Dimension eindimensional mehrdimensionale<br />
Sicht<br />
Erfolgsmaflstab Wertsteigerung Befriedigung s‰mtl.<br />
Hauptprobleme<br />
- Manipulierbarkeit<br />
- schlechtes Image<br />
- Kurzfristigkeit<br />
Anspruchsgruppen<br />
- Heterogenit‰t der<br />
Anspr¸che<br />
- Un¸bersichtlichkeit/<br />
Komplexit‰t<br />
- fehlende Zielpr‰zisie-<br />
rungen<br />
- Akzeptanzprobleme<br />
Im Management<br />
Die Interessen der Shareholder und Stakeholder m¸ssen dabei nicht<br />
unbedingt im Gegensatz stehen, vor allem, wenn es um eine<br />
langfristige Gewinnoptimierung und Unternehmensentwicklung geht.<br />
� B¸romanagement <strong>II</strong> f¸r "<strong>Fachkauffrauen</strong> f¸r B¸romanagement" (Stand 05/11) 9
5. Corporate Identity<br />
Das Ergebnis der vorstehenden Grunds‰tzen und Leitlinien ist der Aufbau einer<br />
Corporate Identity<br />
Corporate Identity (auch Unternehmensidentit‰t) ist der abgestimmte Einsatz von<br />
Verhalten, Kommunikation und Erscheinungsbild nach innen und auflen auf der<br />
Basis eines sich dadurch mit Leben f¸llenden Unternehmensleitbilds, mit dem<br />
Ziel einer nachhaltigen Unternehmensentwicklung.<br />
Corporate Identity (CI), auch Unternehmensidentit‰t, ist also die ÑPersˆnlichkeitì bzw.<br />
der ÑCharakterì einer Organisation, die als einheitlicher Akteur ñ mit sozusagen<br />
menschlichen Eigenschaften ñ handelt und wahrgenommen wird.<br />
Das Konzept der ÑCIì beruht auf der Idee, dass Unternehmen wie Persˆnlichkeiten<br />
wahrgenommen werden und ‰hnlich wie solche handeln kˆnnen. Insofern wird<br />
Unternehmen eine quasi menschliche ÑPersˆnlichkeitì zugesprochen ñ bzw. es wird als<br />
Aufgabe der Unternehmenskommunikation angesehen, Unternehmen zu einer solchen<br />
Identit‰t zu verhelfen.<br />
Die Identit‰t einer Person ergibt sich f¸r den Beobachter normalerweise aus der<br />
optischen Erscheinung sowie der Art und Weise zu sprechen und zu handeln. Falls<br />
alles zueinander passt und die komplement‰ren Teile ein einheitliches Ganzes<br />
ergeben, entsteht eine stabile Wahrnehmung eines Akteurs mit einem spezifischen<br />
Charakter, die Corporate Identity.<br />
Typischerweise umfasst die CI die Unternehmensphilosophie, das Leitbild, die<br />
Begrifflichkeiten, die Handlungsrichtlinien, den Namen, das Logo, weitere visuelle<br />
Zeichen, ggf. akustische Zeichen sowie alle weiteren Unterscheidungs- und<br />
Alleinstellungsmerkmale und insbesondere - sofern vorhanden - das besondere<br />
Versprechen des Unternehmens als Marke.<br />
Bereiche des CI:<br />
H‰ufig wird zwischen folgenden Bereichen der Corporate Identity unterschieden:<br />
�� Unter Corporate Design (CD) wird die visuelle Identit‰t verstanden, die<br />
als Erscheinungsbild Teil der Corporate Identity ist. Corporate Design findet<br />
Anwendung bei Gestaltung von Zeichen, Arbeitskleidung (Corporate Clothing:<br />
Uniformen), Formularen, Architektur der Betriebsgeb‰ude, Farbgebung usw.<br />
Eine Ausweitung erf‰hrt Corporate Design zunehmend durch weitere sinnlich<br />
wahrnehmbare Merkmale wie z. B. den akustischen<br />
�� Die Corporate Communication (CC) umfasst die gesamte<br />
Unternehmenskommunikation ñ und zwar sowohl nach innen wie nach<br />
auflen. Dadurch wird das einheitliche Erscheinungsbild vermittelt und das damit<br />
verbundene Image verst‰rkt. Corporate Communications findet Anwendung bei<br />
Werbemaflnahmen (Plakate, Anzeigen, Werbebotschaften, TV-Spots usw.) und<br />
der ÷ffentlichkeitsarbeit (Pressekonferenz, Sponsoring usw.). Aber auch bei<br />
unternehmensinterner Kommunikation (z. B. Mitteilungen an Mitarbeiter,<br />
Betriebszeitungen).<br />
� B¸romanagement <strong>II</strong> f¸r "<strong>Fachkauffrauen</strong> f¸r B¸romanagement" (Stand 05/11) 10
�� Zum Corporate Behaviour (CB) als Unternehmenskultur gehˆren das<br />
Verhalten der Mitarbeiter untereinander, gegen¸ber Kunden sowie zu<br />
Lieferanten, Partnern und der ÷ffentlichkeit. Corporate Behaviour zeigt sich u. a.<br />
in der Mitarbeiterf¸hrung, im Umgangston, in der Kritikf‰higkeit. Aber auch auf<br />
der Mikroebene spielt das CB eine wesentliche Rolle, wenn es um das<br />
Verhalten des einzelnen Unternehmensangehˆrigen zu einander geht<br />
�� Die Corporate Philosophy (CP) beinhaltet das Selbstverst‰ndnis des<br />
Firmengr¸nders und spiegelt seine urspr¸ngliche Intention wider. Sie bildet<br />
damit die grundlegende Sinn- und Werteebene des Unternehmens mit<br />
Informationen zu Werten, Normen, Rollen.<br />
�� Die Corporate Culture ist die Objekt- und Verhaltensebene des<br />
Unternehmens, wie das Unternehmen t‰glich arbeitet / lebt und bildet<br />
damit die Konkretisierung der Unternehmensphilosophie.<br />
In der Praxis werden diese Bereiche zum Teil nicht scharf voneinander getrennt.<br />
Besonders ist das beim Begriff des Corporate Image der Fall. Das Corporate Image<br />
gehˆrt nicht zur Corporate Identity. Es zeigt das Fremdbild der Firma und die Wirkung<br />
ihrer Leistungen auf, wohingegen die Corporate Identity das Selbstbild verkˆrpert.<br />
Weitere wichtige konstitutive Faktoren f¸r die Corporate Identity sind die<br />
Unternehmensgeschichte, seine Organisationsstrukturen und sein Leitbild (Ziele und<br />
Selbstverst‰ndnis).<br />
In der Umgangssprache wird ñ f‰lschlicherweise ñ h‰ufig von CI gesprochen, wenn<br />
eigentlich nur das CD gemeint ist.<br />
� B¸romanagement <strong>II</strong> f¸r "<strong>Fachkauffrauen</strong> f¸r B¸romanagement" (Stand 05/11) 11
6. F¸hrungsaufgaben des Management<br />
Zu den typischen Haupt-F¸hrungsaufgaben des Managements gehˆren:<br />
�� die strategische Unternehmensplanung; Festlegung der langfristigen<br />
Rahmenkonzeption f¸r die strategischen Gesch‰ftsfelder<br />
die operative Planung betrachtet quantitativ die wertschˆpfenden Prozesse bis zu<br />
einem Zeithorizont von 1 Jahr<br />
Planungszeitr‰ume<br />
Als grunds‰tzliche Planungszeitr‰ume werden die kurzfristige, mittelfristige oder<br />
langfristige Planung unterschieden. Die kurzfristige Planung umfasst ein Jahr oder<br />
weniger, die Mittelfristplanung bezieht sich in der Regel auf eine Zeitspanne von ein bis<br />
f¸nf Jahren, langfristige Planung umfasst einen Zeitraum von mehr als f¸nf Jahren.<br />
Strategische Unternhemensf¸hrung<br />
Strategische F¸hrung ist entsprechend der zugrundegelegten F¸hrungsebene<br />
tendenziell langfristig ausgerichtet und kann wegen einer relativ groflen<br />
Unbestimmtheit der verf¸gbaren Informationen lediglich die grobe Gesamtplanung des<br />
Unternehmens zum Inhalt haben. Sie stellt das Bindeglied zwischen der<br />
¸bergeordneten Unternehmensphilosophie und der nichtstrategischen F¸hrung dar.<br />
Operativen Unternehmensf¸hrung<br />
W‰hrend die Zielgrˆfle der strategischen Unternehmensf¸hrung der Aufbau neuer<br />
Erfolgspotentiale sowie den Erhalt bestehender ist, steht die unmittelbare<br />
Erfolgserzielung mit Hilfe der bestehenden Erfolgsfaktoren und die Umsetzung der<br />
festgelegten Unternehmensstrategie im Mittelpunkt operativen Unternehmensf¸hrung.<br />
Mit ihr erfolgt die kurzfristige Festlegung der Programme, T‰tigkeiten und benˆtigten<br />
Mittel f¸r die verschiedenen Bereiche im Detail. Ermittlung strategischer<br />
Unternehmensziele.<br />
Traditionelle Betrachtungen konzentrieren sich auf das Innenleben der Unternehmen,<br />
z. B. die optimale Kombination der Produktionsfaktoren zur Gewinnmaximierung.<br />
Entsprechend werden auch die konstitutiven Bedingungen optimierend betrachtet ohne<br />
Blick auf die gesellschaftliche Relevanz.<br />
� B¸romanagement <strong>II</strong> f¸r "<strong>Fachkauffrauen</strong> f¸r B¸romanagement" (Stand 05/11) 12
<strong>II</strong>. Organisation<br />
1. Begriff und Aufgabe der Organisation<br />
1.1 Begriff<br />
Unter dem Begriff Ñ Betriebsorganisationì versteht man einSystem von dauerhaft<br />
angelegten Regelungen, die eine mˆglichst zweckm‰flige und wirtschaftliche<br />
Durchf¸hrung der Betriebsaufgaben gew‰hrleisten soll. Organisation bedeutet<br />
rationales Handel, durch Strukturierung der betrieblichen Aufgabenbew‰ltigung<br />
und Arbeitsleistung hinsichtlich der Gesamtaufgabe, d. h. Erreichung der<br />
Unternehmensziele<br />
1.2 Anforderungen an die Organisation<br />
Die Betriebsorganisation hat im Sinne der o. g. Definition folgende Kriterien zu<br />
erf¸llen:<br />
Zweckm‰fligkeit<br />
Wirtschaftlichkeit<br />
Dauerhaftigkeit<br />
‹bersichtlichkeit<br />
Jede organisatorische Maflnahme soll am obersten<br />
Zweck (Erreichen der Unternehmensziele) ausgerichtet<br />
sein.<br />
Die zu bew‰ltigenden Betriebsaufgaben m¸ssen in<br />
einem wirtschaftlichen vertretbaren Rahmen erf¸llt<br />
werden, d.h. in einer optimalen Kombination von<br />
Arbeitskraft, Material, Zeit, Weg/Raum und dem jeweils<br />
erforderlichen Grad an Genauigkeit.<br />
Die erwartete Handlungssicherheit kann nur erreicht<br />
werden, wenn die Organisation dauerhaft ist.<br />
Andererseits muss sich die Organisation neuen<br />
betrieblichen Zielen oder Bedingungen anpassen<br />
kˆnnen.<br />
z.B. neue Abteilung, Fortschritt, Fusion<br />
In einer ¸bersichtlichen Organisation sind<br />
Aufgabenbereiche klar abgegrenzt, Zust‰ndigkeiten<br />
eindeutig festgelegt, Arbeitsabl‰ufe verst‰ndlich geregelt<br />
und grunds‰tzliche Informationen einfach und klar<br />
formuliert.<br />
� B¸romanagement <strong>II</strong> f¸r "<strong>Fachkauffrauen</strong> f¸r B¸romanagement" (Stand 05/11) 13
1.3 Bereiche der Organisation<br />
Drei Bereiche der Organisation werden unterschieden:<br />
Aufbauorganisation<br />
erscheint z. T. in der<br />
Stellenbeschreibung<br />
Ablauforganisation<br />
Informations- und<br />
Kommunikationsstruktur<br />
Befasst sich mit dem hierarchischen und<br />
funktionalen Aufbau, d.h.<br />
Gliederung der Aufgaben nach<br />
Zust‰ndigkeitsbereichen<br />
Entscheidungs- und Anweisungsbefugnissen,<br />
‹ber- und Unterstellungsverh‰ltnissen,<br />
Zusammenarbeit im Betrieb.<br />
Befasst sich mit dem betrieblichen Ablauf, d.h.<br />
dem r‰umlich-zeitlichen Zusammenwirken von<br />
Menschen und Sachmitteln, die zur Erf¸llung der<br />
einzelnen Aufgaben erforderlich sind.<br />
Informationen: zweckorientiertes Wissen<br />
Kommunikation: Informationsaustausch<br />
� B¸romanagement <strong>II</strong> f¸r "<strong>Fachkauffrauen</strong> f¸r B¸romanagement" (Stand 05/11) 14
1.4 Organisation, Disposition und Improvisation<br />
Organisation generelle Regeln zur Bew‰ltigung von<br />
Standardsituationen<br />
Disposition<br />
Improvisation<br />
(Feuerwehrregelung)<br />
Nennt man eine kurzfristige Anpassung an<br />
ƒnderungen, die zwar erwartet werden, in ihrer<br />
konkreten Gestalt aber nicht im Voraus voll zu<br />
¸berblicken sind. Hier treten an die Stelle von<br />
generellen Regelungen Dispositionsspielr‰ume, z.<br />
B. Budget, St¸ckzahl oder Kapazit‰tsgrenze.<br />
Ist ein spontanes unvorbereitetes Handeln mit dem<br />
der Betrieb auf ein unvorhergesehenes Ereignis<br />
reagiert. F¸r das in dieser Situation entstandene<br />
Problem wird eine Regelung festgelegt, die der<br />
Betrieb oft dann in k¸rzester Frist umsetzen muss.<br />
Dies geschieht ohne R¸cksicht auf die betriebliche<br />
Organisation.<br />
� B¸romanagement <strong>II</strong> f¸r "<strong>Fachkauffrauen</strong> f¸r B¸romanagement" (Stand 05/11) 15
2. Aufbauorganisation<br />
Durch Arbeits- und Aufgabenanalyse m¸ssen zun‰chst Aufgaben und die damit<br />
verbundenen Arbeitabl‰ufe systematisch daraufhin untersucht werden, welche<br />
Merkmale sie aufweisen und wie Sie aufgrund dieser Merkmale den<br />
Aufgabentr‰gern am Besten zu geordnet werden.<br />
2.1 Gliederungsgrunds‰tze<br />
Die Gesamtaufgabe eines Betriebes besteht aus vielen unterschiedlichen Teilaufgaben.<br />
Als Merkmale f¸r die Aufgabengliederung verwendet die Organisationslehre die<br />
Prinzipien:<br />
Verrichtung/T‰tigkeit Es wird untersucht, welche einzelnen Verrichtungen,<br />
T‰tigkeiten oder Arbeitarten in der (Gesamt-) Aufgabe<br />
enthalten sind. Diese Unterscheidung kann<br />
Entscheidungsgrundlage daf¸r sein, wie die<br />
Aufgabenbereiche der einzelnen Personen zugeschnitten<br />
werden beziehungsweise welche Funktionen zusammen<br />
gefasst oder getrennt werden. Beispiel: Warenannahme,<br />
Preisauszeichnung, Verkaufen<br />
Objekt Die Gesamtaufgabe wird gegliedert nach den<br />
Gegenst‰nden = Objekte auf die sich die T‰tigkeit bezieht.<br />
Beispiel: nach Verkaufsabteilungen: Lebensmittel,<br />
Spielwaren<br />
Hilfsmittel Es wir untersucht, welche Mittel/Hilfsmittel f¸r die Erf¸llung<br />
der Aufgaben benˆtigt werden.<br />
Beispiel: Zustellung durch eigenen Fuhrpark oder durch<br />
Spedition<br />
� B¸romanagement <strong>II</strong> f¸r "<strong>Fachkauffrauen</strong> f¸r B¸romanagement" (Stand 05/11) 16
Ort<br />
Rang<br />
Phase<br />
Zweckbeziehung<br />
Es wird untersucht, an welchen Orten die einzelnen Aufgaben<br />
erledigt werden kˆnnen bzw. welche Orte und Regionen sich<br />
zu sinnvollen Zust‰ndigkeitsgebieten von einzelnen Personen<br />
zusammenfassen lassen.<br />
Beispiel: Gliederung der Verkaufsbezirke nach<br />
Postleitzahlen<br />
Innerhalb einer Aufgabe werden die anfallenden<br />
Grundsatzentscheidungen von den ausf¸hrenden T‰tigkeiten<br />
unterschieden. Auf diesem Merkmal beruht die Einteilung der<br />
hierarchisch geordneten Entscheidungsebenen.<br />
Beispiel: Entscheidung ¸ber besondere Konditionen f¸r<br />
Kunden<br />
Es wird unterschieden, zu welcher Phase die verschiednen<br />
Teilaufgaben zu zuordnen sind: Planung = geistige Vorarbeit<br />
z. B Werbeplanung, Realisation = Erf¸llung der Aufgabe z. B.<br />
Werbedurchf¸hrung, Kontrolle = geistige Nacharbeit z. B.<br />
Werbeerfolgskontrolle<br />
Die Aufgaben werden unterteilt in solche, die direkt dem<br />
Betriebszweck bzw. der Erf¸llung der Teilaufgabe dienen und<br />
solche die nur indirekt dienen. Mit einer solchen Gliederung<br />
soll untersucht werden, welche Aufgaben selbst erledigt<br />
werden m¸ssen und welche ausgelagert werden kˆnnen.<br />
Beispiel: Verkauf direkt, Dekoration indirekt<br />
� B¸romanagement <strong>II</strong> f¸r "<strong>Fachkauffrauen</strong> f¸r B¸romanagement" (Stand 05/11) 17
2.2. Vorgehenssystematik<br />
Vorbereitung einer Untersuchung<br />
Der Erfolg einer Untersuchung h‰ngt entscheidend davon ab, ob von Beginn an<br />
ein klarer Untersuchungsauftrag vorliegt. Dabei sind zu ber¸cksichtigen:<br />
Was? Untersuchungsbereich, Objekt der Maflnahme<br />
Wann? Dauer der Untersuchung, Termine<br />
Wo? Untersuchungsgebiet, Testfiliale<br />
Wie? Untersuchungsmethoden, Hilfsmittel<br />
Wer? aus unserem Personal, externe, zentrale; Zust‰ndigkeiten<br />
Durchf¸hrung einer Untersuchung<br />
Stufe 1 Feststellen des Ist-Zustandes (Analyse)<br />
Stufe 2 Auswertung des Untersuchungsergebnisses (Kritik)<br />
Stufe 3 Ausarbeitung von Verbesserungsvorschl‰gen (Synthese)<br />
Stufe 4 Einf¸hrung der neuen Arbeitsverfahren (Implementierung)<br />
Stufe 5 Erfolgskontrolle<br />
� B¸romanagement <strong>II</strong> f¸r "<strong>Fachkauffrauen</strong> f¸r B¸romanagement" (Stand 05/11) 18
3. Die Aufbauorganisation<br />
Def: Die Aufbauorganisation regelt die Zusammenarbeit der einzelnen Stellen eines<br />
Betriebes im Hinblick auf ihre Funktion und Hierarchie. Sie ist das Ger¸st eines<br />
Unternehmens<br />
3.1 Stellenbildung<br />
Die Aufteilung der betrieblichen Gesamtaufgabe in verschiedene Aufgabengebiete<br />
nennt man Stellenbildung. Eine Stelle ist die kleinste organisatorische Einheit eines<br />
Betriebs, weil sie in der Aufbauorganisation das kleinste, dauerhaft abgrenzbare<br />
Aufgabengebiet darstellt.<br />
Instanzen sind Stellen mit Kompetenz und Weisungsbefugnissen.<br />
3.1.1 Prinzipien der Stellenbildung<br />
Stellen entstehen durch die sinnvolle Zusammenfassung von Teilaufgaben zu einem<br />
Aufgabenbereich, der von einer einzelnen Person bew‰ltigt werden kann.<br />
Normaler Leistungszuschnitt<br />
Eine Stelle soll in ihrer Leistungserwartung der Arbeitskapazit‰t, Eignung und ‹bung eines<br />
Ñnormalenì Stelleninhabers entsprechen. Dieses Prinzip folgt dem Grundsatz der<br />
sachbezogenen Organisation. F¸r Stellenbewerber verringert sich dadurch das Risiko des<br />
persˆnlichen Scheiterns. Im Gegensatz dazu findet man gelegentlich auch das Prinzip der<br />
personenbezogenen Organisation. Hier erfolgt die Stellenbildung nach den F‰higkeiten<br />
und dem Leistungsvermˆgen einer zuf‰llig vorhandenen Person.<br />
Dauerhaftigkeit<br />
Die Stelle ist eine dauerhafte Einrichtung, die die Erf¸llung aller zu erledigenden Aufgaben<br />
sicherstellt. Sie muss aber gleichzeitig flexibel genug sein, um individuelle Unterschiede in<br />
der Leistungsf‰higkeit sowie in der Bew‰ltigung von ƒnderungen (Dispositionen und<br />
Improvisationen) und besonderen Situationen zu erlauben.<br />
Abgrenzung<br />
Die Stelle beinhaltet eine klare Abgrenzung von Aufgaben, Kompetenz und<br />
Verantwortung. Die Abgrenzung muss so vorgenommen werden, das<br />
Kompetenz¸berschneidungen vermieden aber auch Ber¸hrungspunkte mit<br />
anderen Stellen ber¸cksichtigt werden<br />
Merkmale<br />
F¸r die Stellenbildung werden die Merkmale der Aufgabengliederung<br />
herangezogen:<br />
Verrichtung, Objekt, Hilfsmittel, Ort, Rang, Phase, Zweckbeziehung (s. o.).<br />
Sie werden je nach Bedarf herangezogen.<br />
� B¸romanagement <strong>II</strong> f¸r "<strong>Fachkauffrauen</strong> f¸r B¸romanagement" (Stand 05/11) 19
3.1.2 Die Stellenbeschreibung (siehe auch Personalwesen)<br />
Def.: Die Stellenbeschreibung setzt den Prozess der Stellenbildung Ñnach innen hinì<br />
fest. Sie ist die verbindliche, schriftliche Festlegung der Merkmale der Stelle und<br />
ihrer Eingliederung in die Gesamtorganisation des Betriebes, unabh‰ngig vom<br />
jeweiligen Stelleninhaber.<br />
3.1.2.1 Zweck der Stellenbeschreibung<br />
aus organisatorischer Hinsicht aus Leistungsgesichtspunkten<br />
Der Mitarbeiter kann sich anhand der ist die Stellenbeschreibung ein wichtiges<br />
Stellenbeschreibung ¸ber Aufgaben, F¸hrungsmittel. Sie legt<br />
Kompetenzen und Verantwortung klar Verantwortlichkeiten und Kompetenzen<br />
werden. Dadurch wird die Effizienz der fest und ermˆglicht es dadurch,<br />
betrieblichen Aufgabenerf¸llung anfallende Aufgaben zu zuordnen und<br />
erhˆht. Aufgaben zu delegieren<br />
.<br />
Vorteile der Stellenbeschreibung:<br />
Doppelarbeit wird vermieden<br />
nicht ¸bertragene Aufgaben werden offengelegt<br />
Konflikte zwischen den Mitarbeitern werden vermieden<br />
eine stillschweigende Ausdehnung von Kompetenzen wird erschwert<br />
das Abschieben unbeliebter Aufgaben wird vermieden oder erschwert<br />
Sie sch¸tzt den MA vor willk¸rlichen Eingriffen von Seiten des Vorgesetzten<br />
der Vorgesetzte wird ¸ber die T‰tigkeit seiner MA besser informiert<br />
sie dient als Basis f¸r eine sachliche Kontrolle des Stelleninhabers<br />
sie legt die Kriterien f¸r eine Stellenbesetzung klar fest<br />
sie liefert sachliche Kriterien f¸r die Beurteilung des MA<br />
sie hilft dem MA, sich selbst besser einzusch‰tzen<br />
Grenzen<br />
Man kann nur die Funktionsziele aber nicht die Leistungsziele festlegen, daher<br />
m¸ssen Leistungsziele durch andere organisatorische Mittel wie die<br />
Arbeitsanweisung oder die Sachgebietsanweisung erg‰nzt werden.<br />
3.1.2.2 Inhalt der Stellenbeschreibung<br />
Stellenbezeichnung klare und wahrheitsgem‰fle Bezeichnung der Stelle, um den<br />
richtigen Eindruck von Aufgaben-/Kompetenzumfang und<br />
Einordnung der Stelle zu vermitteln<br />
Stellenanforderungen dient als Bemessungsgrundlage der<br />
Stellenausschreibung und Besetzung, der Beurteilung<br />
und der Selbsteinsch‰tzung des MA Angaben zum<br />
Belastungsgrad dienen der Gehaltseinstufung<br />
� B¸romanagement <strong>II</strong> f¸r "<strong>Fachkauffrauen</strong> f¸r B¸romanagement" (Stand 05/11) 20
Stelleneingliederung<br />
in das<br />
organisatorische<br />
Gef¸ge<br />
Stellenziel<br />
Stellenaufgaben<br />
Stellenbefugnisse<br />
besondere<br />
Festlegungen<br />
tarifliche<br />
Eingruppierung<br />
G¸ltigkeitsklausel<br />
‹ber-/Unterstellungsverh‰ltnis<br />
hierarchische Einordnung der Stelle<br />
Zusammenarbeit<br />
Stellvertretung<br />
aus dem Unternehmensziel abgeleitetes, konkret auf die<br />
Stelle bezogenes Ziel, als Leitlinie f¸r den Stelleninhaber<br />
Aufgaben m¸ssen einen konkreten Einblick in die<br />
T‰tigkeit und die verbundenen Einzelaufgaben bieten,<br />
m¸ssen jedoch auch Freiraum f¸r Entwicklungen in der<br />
Aufgabenstellung und Eigeninitiative lassen.<br />
Art und Umfang der Entscheidungsbefugnisse ist<br />
festzulegen<br />
besondere Aufgaben z. B. Mitarbeit in Pr¸fungsausschuss<br />
oder an einer Stabsaufgabe<br />
keine Angaben zum Gehalt in der Stellenbeschreibung,<br />
nur tarifliche Eingruppierung<br />
Eine Stellenbeschreibung sieht keine G¸ltigkeitsklausel<br />
vor, d. h. sie enth‰lt keine Angabe dar¸ber wie lange sie<br />
g¸ltig ist<br />
3.1.2.3 Einf¸hrung (Implementieren) der Stellenbeschreibung<br />
In Groflbetrieben liegen Stellenbeschreibungen meist vor, in kleineren Betrieben ist<br />
die Einf¸hrung meist schwierig, da die Aufgabenbereiche komplexer und schwer<br />
sachlich abzugrenzen sind. Trotzdem sollte auch in kleinen Betrieben auf die<br />
Stellenbeschreibung nicht verzichtet werden.<br />
Ablauf zur Einf¸hrung einer Stellenbeschreibung<br />
Aufgabe 1 Unterrichtung der MA<br />
Aufgabe 2 Bestandsaufnahme der konkreten betrieblichen Verh‰ltnisse<br />
Aufgabe 3 Entwicklung von Stellenbeschreibungsentw¸rfen (Soll-Vorstellungen)<br />
Aufgabe 4 Diskussion mit den Betroffenen<br />
Aufgabe 5 Entg¸ltige Erstellung der Stellenbeschreibung<br />
Aufgabe 6 Inkraftsetzung der Stellenbeschreibung<br />
� B¸romanagement <strong>II</strong> f¸r "<strong>Fachkauffrauen</strong> f¸r B¸romanagement" (Stand 05/11) 21
3.2. F¸hrungsstellen und F¸hrungsebenen<br />
3.2.1 Die Bildung von F¸hrungsstellen (Instanzen)<br />
und F¸hrungsebenen<br />
F¸hrungsstellen (Instanzen) entstehen im betrieblichen Organisationsgef¸ge dort,<br />
wo sich die Notwendigkeit ergibt, die T‰tigkeit verschiedener Stellen zu grˆfleren<br />
Einheiten (Abteilungen) zusammenzufassen und zu koordinieren.<br />
Aufgaben von F¸hrungsstellen:<br />
Zielsetzung und Planung f¸r ihren Bereich<br />
Entscheidung im gegebenen Kompetenzrahmen<br />
Erteilen von Anordnungen (Weisungsbefugnis)<br />
Kontrolle der unterstellten Mitarbeiter<br />
Information der Mitarbeiter und Schaffung der Vorraussetzung f¸r effizienten<br />
Informationsfluss<br />
Repr‰sentation der Unternehmung nach innen und auflen<br />
Je hˆher in der Hierarchie eine F¸hrungsstelle (in der betrieblichen Praxis<br />
spricht von Top- / Middle- und Lower-Management, ohne diese<br />
wissenschaftlich abgrenzen zu kˆnnen) angesiedelt ist desto grˆfler ist der<br />
Aufgabenanteil an Grundsatzentscheidungen und desto geringer der Anteil an<br />
ausf¸hrenden T‰tigkeiten. Der Anteil an Einzelentscheidungen steigt hingegen vor<br />
allem in den mittleren F¸hrungspositionen an, w‰hrend er in den oberen und<br />
unteren F¸hrungsebenen geringer ist.<br />
3.2.2 Die Organisation der Unternehmensleitung<br />
Sobald die Unternehmensleitung von mehreren Personen gebildet wird, m¸ssen<br />
Formen der Aufgabenteilung und der Abgrenzung von<br />
Entscheidungsbefugnissen gefunden werden.<br />
Entscheidungsprinzipien<br />
a) Direktorialprinzip (Singularinstanz) Die letzte Entscheidung trifft eine<br />
Person die auch verantwortlich ist. Hier sind rasche und eindeutige<br />
Entscheidungen mˆglich, es besteht jedoch die Gefahr der einsamen<br />
Entschl¸sse.<br />
b) Kollegialprinzip (Pluralinstanz) Die letzte Entscheidung trifft ein Kollegium.<br />
Es ist geeignet ausgewogenen Entscheidungen herbeizuf¸hren, besonders<br />
dann wenn die Mitglieder eines Kollegiums jeweils f¸r einen Bereich zust‰ndig<br />
sind (Ressortkollegialit‰t).<br />
� B¸romanagement <strong>II</strong> f¸r "<strong>Fachkauffrauen</strong> f¸r B¸romanagement" (Stand 05/11) 22
Die Entscheidungsfindung hierbei ist schwerf‰lliger und zwingt zu Kooperation und<br />
Kompromiss.<br />
Diese kann wie folgt erfolgen:<br />
Primatkollegialit‰t = bei Stimmengleichheit entscheidet der Vorsitzende<br />
Abstimmungskollegialit‰t = Mehrheitsentscheidung, gleiches<br />
Stimmrecht f¸r Mitglieder<br />
Kassationskollegialit‰t = Prinzip der Einstimmigkeit, alle Mitglieder m¸ssen<br />
mit der Entscheidung einverstanden sein<br />
Mˆgliche Probleme bei Familienbetrieben<br />
Inhaber sieht sich f¸r alles zust‰ndig und nimmt die Mˆglichkeiten der Entlastung und<br />
Aufgabenteilung nicht wahr<br />
Nachfolge erfolgt nach dem Erbprinzip<br />
Nachfolger wird meist zu lange von der F¸hrungsverantwortung ferngehalten<br />
eine klare Regelung der Kompetenzen und die Aufnahme Familienfremder kann dazu<br />
beitragen schwerwiegende Probleme zu lˆsen<br />
3.2.3 Zentralisation / Dezentralisation der Entscheidungen<br />
Zentralisation und Spezialisierung<br />
Def.: Zentralisation bedeutet die<br />
Zusammenfassung von Teilaufgaben<br />
mehrerer Stellen in eine Stelle, die<br />
hinsichtlich eines Merkmals gleich sind.<br />
Vorteile:<br />
Spezialisierungsmˆglichkeit der<br />
organisatorischen Einheit, z. B.<br />
Detailwissen beim Wareneinkauf<br />
Nutzung der Einkaufsmenge zur<br />
Verbesserung der Konditionen<br />
Nachteile:<br />
spezielle Standortbedingungen<br />
werden nicht ber¸cksichtigt<br />
kurzfristige ƒnderung der Nachfrage<br />
kann nicht schnell genug ber¸cksich<br />
tigt werden<br />
Dezentralisation und Delegation<br />
Def.: Dezentralisation bedeutet die<br />
Belassung von Teilaufgaben, die<br />
hinsichtlich eines Merkmals gleich sind.<br />
in den Stellen, in denen sie anfallen.<br />
Vorteile:<br />
Verteilung der Verantwortung,<br />
Kontrolle und Entscheidung ñ<br />
Entlastung der F¸hrung<br />
grˆflere Entscheidungsflexibilit‰t<br />
st‰rkere Motivation der MA, durch<br />
mehr Verantwortung<br />
MA entwickeln mehr<br />
F¸hrungspotenzial<br />
Nachteile:<br />
mangelnde Ausschˆpfung von<br />
Rationalisierungspotential<br />
geringere Kontrollmˆglichkeiten<br />
der Betriebsleitung<br />
mangelnde Koordination der<br />
dezentralen Einheiten<br />
� B¸romanagement <strong>II</strong> f¸r "<strong>Fachkauffrauen</strong> f¸r B¸romanagement" (Stand 05/11) 23
Prinzipien des Lean-Managements<br />
Dezentralisation ist einer der wesentlichen Faktoren beim Lean-Management. Gemeint<br />
ist eine Management-Konzeption die durch eine schlanke Organisationsstruktur<br />
Rationalisierungsmˆglichkeiten erschlieflen und hohe Funktionsf‰higkeit herstellen<br />
will.<br />
Die wichtigsten Prinzipien:<br />
flache Hierarchien mit Dezentralisierung von Verantwortung<br />
Verantwortung und Entscheidungsbefugnisse werden nach unten delegiert<br />
und auf Gruppen (nicht mehr auf einzelne Stelle) ¸bertragen ñ siehe Seite 39<br />
F¸hrung als Leistungsfˆrderung<br />
Die ‹bertragung von Verantwortungs- und Kompetenzbereichen fˆrdert die<br />
Selbstmotivation und steigert die Leistungsbereitschaft<br />
enge Zusammenarbeit mit Lieferanten<br />
Informationsaustausch zwischen den Partnerfirmen<br />
Kundenorientierung aller Unternehmensbereiche<br />
3.3 Formelle Gruppen<br />
Mehrstufiger Betriebsaufbau<br />
Die Aufbauorganisation wird in einem Organisationsplan (Organigramm)<br />
wiedergegeben.<br />
Sie enth‰lt:<br />
den hierarchischen Aufbau, d. h. die Gliederung der F¸hrungsebene und<br />
die Ordnung der ‹ber- und Unterstellungsverh‰ltnisse<br />
den sachlichen Aufbau, d. h. die Art der Aufgabenteilung<br />
� B¸romanagement <strong>II</strong> f¸r "<strong>Fachkauffrauen</strong> f¸r B¸romanagement" (Stand 05/11) 24
3.3.1 Das Einliniensystem<br />
Beim Einliniensystem (Liniensystem) sind s‰mtliche Stellen und Abteilungen in<br />
einen einheitlichen Instanzenweg eingegliedert von dem nicht abgewichen<br />
werden darf. Jeder Untergebene erh‰lt nur von einem Vorgesetzten Weisungen.<br />
Umgekehrt gibt der MA Meldungen und Vorschl‰ge nur an seinen Vorgesetzten<br />
weiter.<br />
Vorteile:<br />
klare Befehlswege<br />
straffe Disziplin<br />
eindeutige Kompetenzabgrenzung<br />
Einhaltung des Instanzenwegs<br />
Nachteile:<br />
‹berlastung der Unternehmensf¸hrung<br />
langer, schwerf‰lliger Instanzenweg<br />
Anweisungen gelangen nicht schnell genug<br />
nach unten, Meldungen nicht schnell genug nach<br />
oben<br />
Verst‰ndigung zwischen oberster und unterster<br />
Stufe wird unpersˆnlich<br />
Gefahr, der Verf‰lschung von Anweisungen<br />
aufgrund der vielen Instanzen<br />
geringe Effektivit‰t<br />
� B¸romanagement <strong>II</strong> f¸r "<strong>Fachkauffrauen</strong> f¸r B¸romanagement" (Stand 05/11) 25
3.3.2 Stab-Linien-System (modifiziertes Einliniensystem)<br />
Das Stabliniensystem ist eine Erweiterung des Liniensystems; den Instanzen<br />
werden zu ihrer Entlastung St‰be (mit hoher Fachkompetenz, z. B. Recht,<br />
Steuern) zugeordnet. Die St‰be haben keine Weisungsbefugnis, sondern vor<br />
allem eine beratende Funktion, somit wird das Prinzip der Einheitlichkeit der<br />
Unterstellung nicht aufgehoben.<br />
Vorteile: Nachteile:<br />
Entlastung der Instanzen schwerf‰llige Organisation<br />
Entscheidungen beruhen auf autorit‰res F¸hrungsverhalten da<br />
fundierten Vorschl‰gen von Vorgesetzte auf Beratung von<br />
Spezialisten Untergebenen verzichten kˆnnen<br />
straffe F¸hrung durch Beibehalten<br />
des Einliniensystems<br />
Ausnahmeregelungen:<br />
Stabstellen kˆnnen befristet Weisungsbefugnisse von der ¸bergeordneten<br />
Linienstelle erhalten, z. B. Projekt<br />
wenn Stabsstellen in klar festgelegten Fachfragen dauernde Weisungsbefugnisse<br />
gegen¸ber den Linien haben. Die Stabstelle ist dann Fachvorgesetzter.<br />
� B¸romanagement <strong>II</strong> f¸r "<strong>Fachkauffrauen</strong> f¸r B¸romanagement" (Stand 05/11) 26
3.3.3 Funktionsmeistersystem (Mehrliniensystem)<br />
Bei diesem System hat eine Stelle mehrere ¸bergeordnete Stellen die<br />
Anweisungen geben und Tr‰ger bestimmter Funktionen sind. Jede<br />
¸bergeordnete Stelle ist nur f¸r ihren speziellen Funktionsbereich<br />
weisungsbefugt. Die Einheitlichkeit der Auftragserteilung wird aufgehoben.<br />
Vorteile:<br />
schnelle Entscheidungen durch<br />
kurze Befehlswege<br />
bessere Entscheidung durch<br />
Spezialisierung der Vorgesetzten<br />
Entlastung der<br />
Unternehmensf¸hrung<br />
Grunds‰tze der Mehrfachunterstellung<br />
Nachteile:<br />
Kompetenz¸berschneidungen<br />
Verunsicherung den Untergebenen<br />
Mitarbeiter/-in kann<br />
Vorgesetzte<br />
gegeneinander ausspielen<br />
Die Mehrfachunterstellung ist stets problematisch, kann jedoch aus<br />
betrieblichen Gr¸nden notwendig sein. Folgende Grunds‰tze m¸ssen<br />
beachtet werden:<br />
Die aufgabenbezogenen Anweisungsbefugnisse der Instanzen m¸ssen<br />
inhaltlich klar fixiert und pr‰zise gegeneinander abgegrenzt sein.<br />
Zwischen den anweisungsbefugten Instanzen muss die Rangfolge geregelt sein.<br />
Entscheidungskompetenz muss bei kollidierenden Anweisungen geregelt sein.<br />
� B¸romanagement <strong>II</strong> f¸r "<strong>Fachkauffrauen</strong> f¸r B¸romanagement" (Stand 05/11) 27
3.3.4 Divisionalisierte Organisation / Spartenorganisation<br />
Bereichsgliederung nach:<br />
der Gleichartigkeit der Objekte, z. B. nach Kunden<br />
oder Warengruppe, man spricht hier von<br />
Spartenorganisation<br />
nach dem Ort, man spricht hier von r‰umlicher<br />
Divisionalisierung<br />
Jeder Sparten- oder Gebietsleiter hat innerhalb seines Bereiches weitgehend<br />
Entscheidungsfreiheit. Die divisionalisierte Organisation in ihrer konsequenten Form weist in<br />
jedem Bereich alle benˆtigte Funktionalbereiche auf (z. B. Rechnungswesen, Lager. Es<br />
kˆnnen auch Zentralabteilungen gebildet werden (siehe S. 48-49)<br />
Einsatzbereiche sind meist Groflbetriebe<br />
Vorteile:<br />
Objektorientierung<br />
steht im Vordergrund<br />
Koordination<br />
innerhalb der geteilten<br />
Bereiche mit geringem<br />
Aufwand mˆglich<br />
Erfolg der einzelnen<br />
Bereiche kann<br />
festgestellt werden<br />
Entscheidungen<br />
kˆnnen gezielt und<br />
flexibel f¸r den<br />
jeweiligen Bereich<br />
getroffen werden<br />
Nachteile<br />
Bereichleiter sind zu<br />
stark auf ihrem<br />
eigenen Bereich<br />
konzentriert, Wohl des<br />
Gesamtunternehmens<br />
kˆnnte nicht<br />
ber¸cksichtigt werden<br />
Gefahr der<br />
Doppelarbeit,<br />
aufgrund fehlendem<br />
Informationsfluss<br />
zwischen den Sparten<br />
� B¸romanagement <strong>II</strong> f¸r "<strong>Fachkauffrauen</strong> f¸r B¸romanagement" (Stand 05/11) 28
3.3.5 Matrix -Organisation<br />
In der Matrix werden Bereiche so kombiniert, dass sie gemeinsam ¸ber die beste Art der<br />
Aufgabenerf¸llung entscheiden. Alle betroffenen und kompetenten F¸hrungsstellen haben<br />
also Entscheidungsbefugnis. Meistens liegt als Grundform eine divisionalisierte<br />
Organisationsstruktur vor, die nun von funktionalen Querschnittsbereichen ¸berlagert wird.<br />
Sie bildet die Kombination von Ein- und Mehrliniensystem.<br />
Entscheidungen werden je nach Matrix- Regelung immer vom Linienvorgesetzten<br />
und vom Projekt-/bzw. Produktmanager alleine oder gemeinsam getroffen.<br />
Es gibt zwei traditionelle Anwendungsgebiete:<br />
Projekt-Management ist die Abwicklung einer<br />
abgegrenzten Aufgabe z. B. Erˆffnung einer Filiale. Leiter<br />
ist der Projektmanager.<br />
Produkt-Management ist die Koordination aller<br />
Aufgaben und Funktionen hinsichtlich eines Produkts,<br />
Den daf¸r zust‰ndigen Mitarbeiter nennt man h‰ufig den Produktmanager.<br />
Vorteile:<br />
Spezialisierung der<br />
Leitung durch Funktionsverteilung<br />
Hohe Problemlˆsungs-<br />
kapazit‰t<br />
Direkte Weisungs- und<br />
Informationswege<br />
Betonung der<br />
Fachautorit‰t<br />
‹bungsvorteile und<br />
k¸rzere Anlernzeiten<br />
� B¸romanagement <strong>II</strong> f¸r "<strong>Fachkauffrauen</strong> f¸r B¸romanagement" (Stand 05/11) 29<br />
ï<br />
ï<br />
ï<br />
ï<br />
Nachteile<br />
- Probleme bei der Abgrenzung von<br />
Zust‰ndigkeiten Gefahr von<br />
Kompetenzkonflikten<br />
- Grofler Bedarf an Leitungskr‰ften<br />
‹berlastung der Vorgesetzten
3.3.6 Holdingorganisation<br />
Die Holdingorganisation stellt eine dauerhaft angelegte Beteiligung an mehreren<br />
rechtlich selbst‰ndigen Unternehmen dar, die als Tochtergesellschaften bezeichnet<br />
werden, und von einer Konzernzentrale, der Muttergesellschaft, geleitet werden.<br />
W‰hrend die Tochtergesellschaften der Leistungserstellung und ñverwertung dienen,<br />
¸bernimmt die Holdingorganisation die Aufgaben- und Kompetenzverteilung zwischen<br />
der Konzernzentrale und den Tochterunternehmen.<br />
Man unterscheidet drei Formen von Holdinggesellschaften:<br />
Operative Holding: Konzernzentrale ¸bernimmt strategische und operative<br />
Leitung<br />
Managementholding: Konzernzentrale ¸bernimmt nur die strategische Leitung<br />
Finanzholding: Konzernzentrale leitet durch die Vorgabe monet‰rer Zielgrˆflen<br />
Anmerkungen<br />
Die beschriebenen Organisationsformen und Organisationsprinzipien<br />
sind als Idealtypen anzusehen. In der Praxis sind die ‹berg‰nge flieflend,<br />
so sind z. B. St‰be in fast allen Organisationsformen zu finden.<br />
ƒnderungen in der Organisationsform im Laufe der Zeit sind vor allem<br />
durch die Ver‰nderung der Unternehmensgrˆfle, der<br />
Produktionsverfahren, der wirtschaftlichen Lage, der Bed¸rfnisse der<br />
Mitarbeiter und viele andere Einflussfaktoren notwendig.<br />
3.4 Informelle Gruppen<br />
Neben den bewusst gestalteten, in Organigrammen festgelegten formalen<br />
Organisation existieren noch sogenannte informale (auch informelle)<br />
Organisation.<br />
Informelle Gruppen definieren sich durch von der Unternehmensleitung nicht<br />
vorgesehene Beziehungen zwischen Mitarbeitern. Derartige informale<br />
Beziehungen wie informale Gruppen, informale Kommunikation oder auch<br />
informale Machtbeziehungen kˆnnen die formale Organisation unterst¸tzen oder<br />
auch behindern. Sie stellt jedoch einen wichtigen Einfluss auf die formale<br />
Organisation dar.<br />
Sie entstehen durch persˆnliche Beziehungen, Neigungen, z. B. Freizeit- und<br />
Sportverhalten, gemeinsamen Interessen oder Gruppenzugehˆrigkeiten.<br />
Sie bestimmen h‰ufig das Betriebsklima, die Leistungsbereitschaft und haben einen<br />
wichtigen Einfluss auf die formale Organisation und ihre Effektivit‰t.<br />
� B¸romanagement <strong>II</strong> f¸r "<strong>Fachkauffrauen</strong> f¸r B¸romanagement" (Stand 05/11) 30
4. Die Ablauforganisation<br />
4.1. Die Organisation betrieblicher Abl‰ufe<br />
Begriff / Aufgabe<br />
Zweckm‰fliges planen, gestalten und ordnen von Arbeitsabl‰ufen<br />
die sich durch das r‰umliche und zeitliche Zusammenwirken<br />
von Menschen und Sachmitteln<br />
zur Erf¸llung der einzelnen Aufgaben und der Gesamtaufgabe ergeben.<br />
Darstellungsmˆglichkeiten von Arbeitsabl‰ufen<br />
ï soll ‹bersicht verschaffen<br />
ï Probleme erkennen lassen<br />
ï zu Alternativen anregen<br />
Ablaufdiagramme<br />
es wird eine<br />
logische Reihefolge<br />
dargestellt, erg‰nzt<br />
durch den<br />
Aufgabentr‰ger<br />
und den Ort der<br />
Aufgabenerf¸llung,<br />
ggf. auch<br />
Zeitbedarf<br />
Balkendiagramme<br />
Einsatz ¸berwiegen<br />
zur zeitlichen bzw.<br />
Terminkoordination<br />
Datenflusspl‰ne<br />
logische<br />
Verkn¸pfung von<br />
Arbeitsfolge<br />
innerhalb von<br />
Arbeitsprozessen,<br />
in denen Daten<br />
verarbeitet werden<br />
siehe Anlage 1<br />
Netzpl‰ne<br />
Netzpl‰ne eigene<br />
sich besonders<br />
f¸r Projekte mit<br />
hohem<br />
Termindruck und<br />
hoher<br />
Komplexit‰t der<br />
Teilprozesse.<br />
Darstellung der<br />
Zeitlichen<br />
Abl‰ufe wird<br />
durch die<br />
Darstellung von<br />
Verzweigungen,<br />
Abh‰ngigkeiten<br />
und der<br />
benˆtigten Zeit<br />
erg‰nzt.<br />
� B¸romanagement <strong>II</strong> f¸r "<strong>Fachkauffrauen</strong> f¸r B¸romanagement" (Stand 05/11) 31
4.2 Netzplantechnik<br />
Der Begriff Netzplantechnik umfasst Ñalle Verfahren zur Analyse, Beschreibung,<br />
Planung, Steuerung und ‹berwachung von Abl‰ufen.<br />
Ein Netzplan ist die graphische oder tabellarische Darstellung von Abl‰ufen und<br />
der Abh‰ngigkeitenì.<br />
Die Netzplantechnik findet ihre Anwendung insbesondere in der Terminplanung<br />
von Projekten.<br />
Ziel der Netzplanung ist die Planung der logischen Beziehungen zwischen den<br />
Vorg‰ngen und der zeitlichen Lage der Vorg‰nge.<br />
Der Einsatz der Netzplantechnik soll vier wichtige Fragen beantworten:<br />
�� Wie lange wird das ganze Projekt dauern? Welche Risiken treten dabei auf?<br />
�� Welche kritischen Aktivit‰ten kˆnnen das gesamte Projekt verzˆgern, wenn sie<br />
nicht rechtzeitig fertig werden?<br />
�� Ist das Projekt im Zeitplan, wird es fr¸her oder sp‰ter fertig?<br />
�� Wenn es fr¸her fertig werden soll, was ist am besten zu tun, wie kann man eine<br />
Beschleunigung mit den geringsten Kosten erreichen?<br />
Das Konzept der Netzplantechnik beruht auf der Erfahrung, dass wenige<br />
Aktivit‰ten, die den l‰ngsten Pfad durch das Netzwerk bilden, den Verlauf des<br />
gesamten Projektes bestimmen. Wenn diese Ñkritischenì Aktivit‰ten fr¸hzeitig<br />
erkannt werden, kˆnnen auch fr¸hzeitig Gegenmaflnahmen ergriffen werden. Das<br />
Management kann sich auf die kritischen Aktivit‰ten konzentrieren. Unkritische<br />
Aktivit‰ten kˆnnen umgeplant werden, ohne das gesamte Projekt zu beeinflussen.<br />
Zwecke der Netzplantechnik]<br />
�� Die logischen Zusammenh‰nge eines Projektes vom Anfang bis zum<br />
Abschluss kˆnnen ¸bersichtlich dargestellt werden.<br />
�� F¸r alle Vorg‰nge des Projektes kann mit Hilfe der Netzplantechnik ein<br />
Zeitplan entwickelt werden.<br />
�� Ein kritischer Pfad und Ressourcenengp‰sse, welche die Einhaltung des<br />
Endtermins gef‰hrden kˆnnen, lassen sich leicht identifizieren.<br />
�� Netzpl‰ne bilden die Basis f¸r die laufende Projektkontrolle und<br />
Termin¸berwachung.<br />
Die Technik wird Netzplantechnik genannt, weil die graphische Darstellung von Kreisen und<br />
Pfeilen in diesen Pl‰nen, bei Projekten mit vielen Vorg‰ngen, wie ein Netz aussieht. Vor der<br />
weiten Verbreitung von Computern, wurden Netzpl‰ne noch mit dem Bleistift gezeichnet oder<br />
sie wurden mit Hilfe von lackierten Stahlblechen und Magneten angefertigt. Diese hatten den<br />
Vorteil, dass man Ver‰nderungen des Projektes f¸r damalige Verh‰ltnisse schnell in die<br />
Projektplanung ¸bernehmen konnte, ohne den Projektplan erneut zeichnen zu m¸ssen.<br />
� B¸romanagement <strong>II</strong> f¸r "<strong>Fachkauffrauen</strong> f¸r B¸romanagement" (Stand 05/11) 32
Grundbegriffe<br />
Vorgang<br />
Ein Vorgang ist im Rahmen der Netzplantechnik eine abgegrenzte Arbeitseinheit, die<br />
zu einem bestimmten Zeitpunkt begonnen und einem bestimmten sp‰teren Zeitpunkt<br />
beendet wird. Allgemeiner ausgedr¸ckt: ÑEin Vorgang ist ein Ablaufelement, das ein<br />
bestimmtes Geschehen beschreibt.ì<br />
In der Netzplantechnik wird von ÑVorgangì gesprochen, im Gegensatz zur Terminologie des<br />
Projektmanagements, die die Bezeichnung ÑArbeitspaketì als Planungseinheit bevorzugt.<br />
Vorg‰nge sind in der Regel Abschnitte des Projektablaufs. Ein Vorgang kann mit anderen<br />
Vorg‰ngen verkn¸pft sein: Beispielsweise m¸sste ein Vorgang ÑSocken anziehenì beendet<br />
sein, bevor ein Vorgang ÑSchuhe anziehenì begonnen werden kann. Auf diese<br />
Abh‰ngigkeiten wird weiter unten detailliert eingegangen.<br />
Ein solcher Vorgang besitzt eine wesentliche Eigenschaft, seine Dauer.<br />
Aufgabe der Netzplantechnik ist, unter Ber¸cksichtigung der Dauer der einzelnen Vorg‰nge<br />
und unter Ber¸cksichtigung ihrer Abh‰ngigkeiten zu ermitteln, wann die jeweiligen Vorg‰nge<br />
stattfinden.<br />
Der Rechenprozess beginnt je nach Bedarf entweder bei den Startvorg‰ngen, und setzt von<br />
diesen ausgehend den fr¸hestmˆglichen Starttermin der nachfolgenden Vorg‰nge fest<br />
(Vorw‰rtsplanung), oder bei den letzten Vorg‰ngen des Netzes (die keinen Nachfolger mehr<br />
haben), und setzt dann die sp‰testen Fertigstellungstermine der jeweils vorgelagerten<br />
Vorg‰nge fest (R¸ckw‰rtsplanung). Durch Kombination beider Methoden, ausgehend von<br />
einem definierten Start- und einem definierten Endtermin, ergeben sich dadurch f¸r jeden<br />
Vorgang neben der Dauer folgende vier weitere wichtige Eigenschaften:<br />
�� Fr¸hester Anfangszeitpunkt (FAZ) (aus Vorw‰rtsplanung)<br />
�� Fr¸hester Endzeitpunkt (FEZ) (aus Vorw‰rtsplanung und jeweiliger Dauer)<br />
�� Sp‰tester Endzeitpunkt (SEZ) (aus R¸ckw‰rtsplanung)<br />
�� Sp‰tester Anfangszeitpunkt (SAZ) (aus R¸ckw‰rtsplanung und jeweiliger<br />
Dauer)<br />
Pufferzeit<br />
Die Pufferzeit ist ein zeitlicher Spielraum f¸r die Ausf¸hrung eines Vorganges,<br />
so genannte Zeitreserven. Dieser Spielraum kann durch Verschiebung des<br />
Vorganges und/oder durch Verl‰ngerung (Dehnung) der Vorgangsdauer genutzt<br />
werden. Aus den Angaben mehrerer Vorgaben lassen sich im Netzplan anschlieflend<br />
u. a. der Gesamtpuffer bestimmen:<br />
�� Der Gesamtpuffer eines Vorgangs ist die Zeitspanne, die ein Vorgang<br />
gegen¸ber seinem fr¸hesten Beginn (bzw. Dauer) verschoben werden<br />
kann, ohne das Projektende zu gef‰hrden<br />
Ein Vorgang ist kritisch, wenn sein Gesamtpuffer gleich 0 ist..<br />
� B¸romanagement <strong>II</strong> f¸r "<strong>Fachkauffrauen</strong> f¸r B¸romanagement" (Stand 05/11) 33
Kritischer Pfad / Kritischer Weg<br />
Der Kritische Pfad ist definiert als die Verkettung derjenigen Vorg‰nge, bei<br />
deren zeitlicher ƒnderung sich der Endtermin des Netzplanes (also der<br />
Endtermin aller Vorg‰nge ohne Nachfolger) verschiebt. Er wird in einem Netzplan<br />
durch diejenige Kette von Einzel-Aktivit‰ten bestimmt, welche in der Summe die<br />
l‰ngste Dauer aufweist.<br />
Die Aktivit‰ten, die auf dem kritischen Pfad liegen, bestimmen die<br />
Gesamtprojektdauer und stehen damit unter besonderer Beachtung der<br />
Projektleitung. Alle anderen Aktivit‰ten kˆnnen im Rahmen ihrer Pufferzeit zeitlich<br />
verschoben oder verl‰ngert werden, ohne die Gesamtprojektdauer zu ver‰ndern.<br />
Beispiel eines Netzplans<br />
Das Arbeiten mit Netzpl‰nen l‰sst sich unterteilen in:<br />
�� Entwurf als Zerlegung der Projektaufgabe in Vorg‰nge oder Ereignisse unter<br />
Ber¸cksichtigung logischer und kausaler Zusammenh‰nge. Der Entwurf ist der<br />
wichtigste und auch schwierigste Teil der Arbeit, denn nur auf ihn kommt es an, ob<br />
das Ergebnis der Planung sinnvoll ist oder nicht.<br />
�� Zeitanalyse in der Form einer Sch‰tzung/Berechnung der Vorgangsdauern (bzw.<br />
Dauern zwischen zwei Ereignissen). Eine gute Sch‰tzung der Zeiten ist die<br />
zweitwichtigste, ebenfalls schwierige Aufgabe. Der Erkenntnisgewinn von Entwurf und<br />
Zeitsch‰tzung sind viel grˆfler als die anschlieflende Durchrechnung des Netzplans<br />
mit der Ermittlung des kritischen Pfads und der Zeitreserven.<br />
�� Projekt¸berwachung durch Korrekturen am Netzplan und ‹berwachung des<br />
Projektfortschritts.<br />
Bei einer umfassenden Anwendung sind auch Kosten- und Einsatzmittelanalysen mˆglich.<br />
Vor dem Erstellen des eigentlichen Netzplans werden h‰ufig die Abh‰ngigkeiten der<br />
einzelnen Vorg‰nge und ihre Dauer in einer Tabelle erfasst.<br />
Danach wird der Netzplan erstellt, wobei jeder Vorgang grafisch als K‰stchen<br />
(Netzplanknoten) aufgezeichnet wird. An definierten Positionen wird eine<br />
Beschreibung, sowie Dauer, fr¸hester Beginn, sp‰tester Beginn, fr¸hestes Ende und<br />
sp‰testes Ende notiert. Auflerdem werden Felder f¸r Gesamtpuffer und Freien Puffer<br />
reserviert.<br />
Die einzelnen K‰stchen pro Vorgang werden durch Pfeile verbunden, welche die<br />
Abh‰ngigkeiten zwischen den Vorg‰ngen abbilden. Da keine zyklischen Verkettungen<br />
erlaubt sind, lassen sich die einzelnen Vorg‰nge in ihrer notwendigen zeitlichen<br />
Abfolge von links nach rechts anordnen, parallele Pfade befinden sich dabei<br />
untereinander.<br />
Nachstehend ein einfaches Beispiel f¸r einen Netzplan:<br />
� B¸romanagement <strong>II</strong> f¸r "<strong>Fachkauffrauen</strong> f¸r B¸romanagement" (Stand 05/11) 34
Nun muss man die Pufferzeiten ausrechnen. Hierzu beginnt man mit dem fr¸hesten<br />
Beginn des ersten Ereignisses und addiert seine Dauer. Das Ergebnis ist gleichzeitig<br />
der fr¸heste Endzeitpunkt des aktuellen Vorgangs und der fr¸heste Beginn des<br />
n‰chsten. Nachdem man mit dieser Vorw‰rtskalkulation beim letzten Vorgang<br />
angekommen ist, beginnt man von dort mit der R¸ckw‰rtskalkulation des evtl. vom<br />
Auftraggeber vorgegebenen sp‰testen Projektendes, als sp‰testes Ende. Die<br />
Differenz zwischen fr¸hestem- und sp‰testem Beginn ergibt den Gesamtpuffer.<br />
Anschlieflend kann man dem hier gezeigten Beispielnetzplan die folgenden<br />
Informationen entnehmen:<br />
�� Das Projekt ist nach fr¸hestens sechs Tagen beendet.<br />
�� Der kritische Weg umfasst die Vorg‰nge AA und CC.<br />
�� Der Vorgang BB kann auch erst nach einer Pufferzeit von zwei Tagen gestartet<br />
werden, ohne das Projekt zu gef‰hrden.<br />
� B¸romanagement <strong>II</strong> f¸r "<strong>Fachkauffrauen</strong> f¸r B¸romanagement" (Stand 05/11) 35
4.3 Diagramme<br />
Ein Diagramm (v. griech.: diagramma = geometrische Figur, Umriss) ist eine<br />
grafische Darstellung von Daten, Sachverhalten oder Informationen. Je nach der<br />
Zielsetzung des Diagramms werden hˆchst unterschiedliche Typen eingesetzt. Die<br />
Bandbreite von bildhaften Elementen bis rein abstrakten Gebilden ist dabei sehr grofl.<br />
Im Unterschied zum Piktogramm (oder Bildsymbol, z. B. Menschen, Autos), wird<br />
mit Hilfe eines Diagramms vor allem versucht, einen Zusammenhang zu<br />
verdeutlichen. Allerdings kˆnnen Diagramme durchaus Piktogramme enthalten.<br />
Diagramme kˆnnen in Programmen der Tabellenkalkulation erstellt werden.<br />
Achsendiagramme<br />
Beispiele f¸r Achsendiagramme (arbeiten mit einer x- und y-Achse) sind:<br />
Punktdiagramm<br />
Die x- und y-Achsen spannen eine<br />
Fl‰che auf, in die die Wertepaare<br />
als Punkte (Kreuze, Kreise)<br />
eingetragen werden.<br />
Das Punktdiagramm wird<br />
allgemeiner und in der Statistik<br />
auch<br />
Streudiagramm genannt..<br />
Liniendiagramm<br />
Die Punkte werden miteinander<br />
durch Linien (Geraden, Kurven)<br />
verbunden; ist die Fl‰che zwischen<br />
Achse und Linie ausgef¸llt,<br />
spricht man von einem<br />
Fl‰chendiagramm.<br />
Balkendiagramme<br />
Der Abstand zwischen der y-Achse<br />
(Ordinate) und dem Datenpunkt<br />
wird mit Balken Linie markiert.<br />
Wenn damit auch T‰tigkeitsdauer<br />
oder Belegungspl‰ne dargestellt<br />
werden, spricht man h‰ufig auch<br />
vom<br />
Gantt-Diagramm<br />
� B¸romanagement <strong>II</strong> f¸r "<strong>Fachkauffrauen</strong> f¸r B¸romanagement" (Stand 05/11) 36
Gantt-Diagramm<br />
S‰ulendiagramm<br />
Der Abstand zwischen x-Achse(Abszisse)<br />
und Datenpunkt wird mit einer senkrecht<br />
auf der x-Achse stehenden rechteckigen<br />
Fl‰che dargestellt<br />
Kreisdiagramm<br />
Sind die Einzelwerte Teile eines<br />
Ganzen, so kann man die Werte in<br />
Form von Kreissektoren zeichnen,<br />
um die Grˆflenverh‰ltnisse ihrer<br />
Anteile darzustellen.<br />
Netzdiagramm<br />
Bei grˆfleren Datenreihen wird f¸r<br />
jeden Wert eine Achse gezeichnet<br />
und die Achsen gleichm‰flig auf<br />
360 um den Nullpunkt verteilt; die<br />
Werte werden dann auf den<br />
Achsen angetragen und<br />
miteinander durch Geraden<br />
verbunden, wodurch eine an ein<br />
Spinnennetz erinnernde Form<br />
entsteht<br />
Ring-Diagramme<br />
Zeigen die Verteilung der Einzelwerte<br />
im Verh‰ltnis zum<br />
Gesamtwert an (wie Kreisdiagram)<br />
auch.<br />
Im Unterschied zu Kreis-<br />
diagrammen kˆnnen aber mehrere<br />
Datenreihen (z. B. 2 Filialen) eingegeben<br />
werden. Jede Filiale<br />
ist in einem eigenen Ring<br />
dargestellt.<br />
� B¸romanagement <strong>II</strong> f¸r "<strong>Fachkauffrauen</strong> f¸r B¸romanagement" (Stand 05/11) 37
Mengendiagramme<br />
Ein Mengendiagramm veranschaulicht vor allem Beziehungen von Mengen<br />
zueinander. So kˆnnen sich diese z.B. beinhalten oder ¸berlappen was eine<br />
Teilmenge oder Schnittmenge bedeuten w¸rde. Meistens werden die Mengen als<br />
Kreise oder Ellipsen dargestellt.<br />
Fig¸rliche Darstellung<br />
Schema einer Gl¸hlampe<br />
Eine fig¸rliche Darstellung ist meist eine schematische Zeichnung eines realen<br />
Objekts, mit dem Zweck einen bestimmten Sachverhalt zu erkl‰ren. Es werden aber<br />
auch Photos als Grundlage verwendet, welche allerdings mit zeichnerischen Mitteln<br />
und Piktogrammen (z. B. Pfeile, Nummerierung) versehen werden.<br />
Diese Art der Darstellung wird im gleichen Mafle Illustration oder technische<br />
Zeichnung genannt. Die Abgrenzung der Bezeichnungen ist in der deutschen Sprache<br />
nicht klar. Es lassen sich aber Tendenzen ablesen. Diagramm wird eher f¸r<br />
schematische, Illustration eher f¸r k¸nstlerische und technische Zeichnung eher f¸r<br />
perspektivische Darstellungen verwendet.<br />
� B¸romanagement <strong>II</strong> f¸r "<strong>Fachkauffrauen</strong> f¸r B¸romanagement" (Stand 05/11) 38
1. Bedeutung<br />
<strong>II</strong>I. Kommunikation<br />
Kommunikation (lat. communicare Ñteilen, mitteilen, teilnehmen lassen;<br />
gemeinsam machen, vereinigenì) definiert auf der menschlichen Alltagsebene<br />
ein gemeinschaftliches Handeln, in dem Gedanken, Ideen, Wissen,<br />
Erkenntnisse, Erlebnisse (mit-)geteilt werden und auch neu entstehen.<br />
Kommunikation in diesem Sinne basiert auf der Verwendung von Zeichen in<br />
Sprache, Gestik, Mimik, Schrift, Bild oder Musik.<br />
Kommunikation ist die Aufnahme, der Austausch und die ‹bermittlung von<br />
Informationen zwischen zwei oder mehrerer Personen.<br />
Unter Kommunikation wird auch das wechselseitige ‹bermitteln von Daten oder von<br />
Signalen verstanden, die f¸r den Beobachter der Kommunikation eine festgelegte<br />
Bedeutung haben. Die Signale gelten dann als Auslˆser f¸r bestimmte Reaktionen.<br />
Dies betrifft auch tierische und pflanzliche Lebewesen.<br />
Bei der Beschreibung sozialer Zusammenh‰nge kann Kommunikation als ein Prozess<br />
angesehen werden, in dem mehrere Lebewesen (Menschen) gemeinsam Probleme<br />
lˆsen. Als Grundlage f¸r die Mˆglichkeit kommunikativer Problemlˆsung wird eine<br />
Geschichte gemeinsamer Lebenspraxis angesehen. In gemeinsamer Lebenspraxis<br />
entsteht beispielsweise die Sprache.<br />
Das Wort Kommunikation fand erst Anfang der 1970er Jahre Eingang in den<br />
deutschen soziologischen Sprachgebrauch.<br />
2. Definition<br />
Eine allgemein anerkannte Definition des Begriffs besteht nicht.<br />
Daf¸r gibt es verschiedene Gr¸nde. Kommunikation ist erstens ein komplexes Ph‰nomen,<br />
das nicht einfach beschrieben werden kann. Das Thema Kommunikation wird zweitens mit<br />
unterschiedlichen Einstellungen und unter unterschiedlichen Zielsetzungen behandelt. Die<br />
Definitionen des Begriffs Kommunikation h‰ngen folglich von den unterschiedlichen<br />
Voraussetzungen ab, die dabei gemacht werden.<br />
In Abh‰ngigkeit von dieser Frage kˆnnen auch Vorg‰nge, die sich zwischen Menschen und<br />
Computern abspielen, als Kommunikation bezeichnet werden (ÑMensch-Maschine-<br />
Kommunikationì).<br />
� B¸romanagement <strong>II</strong> f¸r "<strong>Fachkauffrauen</strong> f¸r B¸romanagement" (Stand 05/11) 39
3. Kommunikationsziele<br />
Das Kommunikationsziel ist Verst‰ndigung. Verst‰ndigung kann folgendermaflen<br />
aufgefasst werden: In einem gemeinsamen (sozialen) Prozess entsteht neues<br />
Wissen, neue Einstellungen, Theorien und ‹berzeugungen ¸ber den Anderen, ¸ber<br />
sich selbst und ¸ber die gemeinsame Welt.<br />
4. Kommunikationszwecke<br />
Als Kommunikationszwecke kˆnnen gemeinschaftliche Problemlˆsungen angesehen<br />
werden, die nur durch eine vorhergehende Kommunikation (und Verst‰ndigung)<br />
erreicht werden kˆnnen. Kommunikationszwecke reichen von konkreten, einfachen<br />
Lˆsungen (siehe obiges Beispiel) bis zu abstrakten gesellschaftlichen Problemen.<br />
Beziehungsnetzwerke und Partnerschaften werden aufgebaut, stabilisiert und<br />
beendet. Diese Zwecke kˆnnen weit ¸ber das Spektrum von existenzieller<br />
Grundsicherung hinausgehen. Kommunikation wird in diesem Sinne auch als<br />
Machtinstrument eingesetzt.<br />
5. Kommunikationsmodelle<br />
Als Kommunikationsmodell bzw. Kommunikationstheorie bezeichnet man<br />
wissenschaftliche Erkl‰rungsversuche zur Beschreibung von Kommunikation. Diese<br />
theoretischen Ans‰tze sollen erkl‰ren, was Kommunikation ist und wie sie<br />
funktioniert. Weder die Kommunikations- noch die Medienwissenschaft haben jedoch<br />
bisher eine einheitliche Theorie entwickelt. Kommunikation bezeichnet die<br />
Vermittlung, den Austausch und die Aufnahme von Informationen.<br />
In vielen F‰llen wird Kommunikation mit dem sogenannten Sender-Empf‰nger-<br />
Modell beschrieben. (Ein popul‰res Kommunikationsmodell ist das "Vier-<br />
Seiten-Model" von Schulz von Thun. Es wird deshalb nachstehend<br />
exemplarisch dargestellt s. u.)<br />
� B¸romanagement <strong>II</strong> f¸r "<strong>Fachkauffrauen</strong> f¸r B¸romanagement" (Stand 05/11) 40
5.1 Vier-Seiten-Modell<br />
Das Vier-Seiten-Modell (auch Kommunikationsquadrat oder Vier-Ohren-Modell)<br />
ist ein Kommunikationsmodell von Friedemann Schulz von Thun. Nach diesem Modell<br />
enth‰lt jede Nachricht vier Botschaften. Die vier Seiten einer Nachricht sind die<br />
'Sachseite', die 'Selbstkundgabeseite', die 'Beziehungsseite' und die 'Appellseite'.<br />
Das Kommunikationsquadrat beschreibt die Mehrschichtigkeit einer menschlichen<br />
ƒuflerung.<br />
Die vier Seiten einer Nachricht<br />
�� Die Sachseite beinhaltet die reinen Sachaussagen, Daten und Fakten, die in<br />
einer Nachricht enthalten sind.<br />
�� In der Selbstkundgabe vermittelt der Sprecher - bewusst oder unbewusst -<br />
etwas ¸ber sein Selbstverst‰ndnis, seine Motive, Werte, Emotionen etc.<br />
�� Auf der Beziehungsseite wird ausgedr¸ckt bzw. aufgenommen, wie der<br />
Sender zum Empf‰nger steht und was er von ihm h‰lt.<br />
�� Der Appell beinhaltet einen Wunsch oder eine Handlungsaufforderung.<br />
Neben dem Sender, der mit den o. a. vier ÑSchn‰belnì spricht, d.h. gleichzeitig vier<br />
Botschaften sendet, gibt es in der zwischenmenschlichen Kommunikation auch den<br />
Empf‰nger. Dieser hˆrt mit vier ÑOhrenì, d.h. er kann vier verschiedene Botschaften<br />
empfangen. Oftmals entsprechen die vier Seiten der gesendeten Nachricht nicht den<br />
vier Seiten der empfangenen Nachricht.<br />
� B¸romanagement <strong>II</strong> f¸r "<strong>Fachkauffrauen</strong> f¸r B¸romanagement" (Stand 05/11) 41
Das macht die zwischenmenschliche Kommunikation anf‰llig f¸r Stˆrungen. Dabei<br />
kann der Empf‰nger auf jeder Ebene die Nachricht anders verstehen als vom Sender<br />
beabsichtigt, insbesondere aber auf den beiden letzten. So kann der Sender<br />
beispielsweise das Gewicht der Nachricht auf den Appell gelegt haben, der<br />
Empf‰nger jedoch ¸berwiegend den Beziehungshinweis empfangen. Dies ist nach<br />
dem Kommunikationsquadrat eine der Hauptursachen f¸r Missverst‰ndnisse.<br />
Die Sachseite<br />
Wor¸ber ich informiere:<br />
Auf der Sachseite vermittelt der Sender der Nachricht Daten, Fakten und<br />
Sachverhalte. Aufgabe des Senders ist es, diese Informationen klar und verst‰ndlich<br />
zu senden.<br />
Mit dem Sachohr pr¸ft der Empf‰nger, ob die Sachbotschaft die Kriterien der<br />
Wahrheit (wahr/unwahr), der Relevanz (von Belang/belanglos) und der Hinl‰nglichkeit<br />
(ausreichend/erg‰nzungsbed¸rftig) erf¸llt.<br />
Die Selbstoffenbarung<br />
Was ich von mir selbst kundgebe:<br />
In jeder Nachricht stecken auch Informationen ¸ber die Person des Senders. Auf der<br />
Selbstkundgabeseite offenbart sich der Sender, sowohl was die gewollte<br />
Selbstdarstellung als auch die unfreiwillige Selbstenth¸llung angeht. Jede Nachricht<br />
wird somit zu einer kleinen Kostprobe der Persˆnlichkeit des Senders.<br />
Das Selbstoffenbarungsohr des Empf‰ngers lauscht darauf, welche Informationen<br />
¸ber den Sender in der Nachricht enthalten sind.<br />
Die Beziehungsseite<br />
Was ich von dir halte (Du-Botschaft) und wie wir zueinander stehen (Wir-Botschaft):<br />
Auf der Beziehungsseite kommt zum Ausdruck, wie der Sender zum Empf‰nger<br />
steht und was er von ihm h‰lt. Je nachdem wie er ihn anspricht, (Art der<br />
Formulierung, Kˆrpersprache, Tonfall...) dr¸ckt er Wertsch‰tzung, Respekt,<br />
Wohlwollen, Gleichg¸ltigkeit, Verachtung o.‰. aus.<br />
Abh‰ngig davon, welche Botschaft im Beziehungsohr des Empf‰ngers ankommt,<br />
f¸hlt er sich entweder akzeptiert oder herabgesetzt, respektiert oder bevormundet.<br />
Eine gute Beziehung ist gekennzeichnet durch Kommunikation Ñvon gleich zu gleich in<br />
gegenseitiger Wertsch‰tzungì.<br />
Der Appell<br />
Wer sich ‰uflert, will in der Regel auch etwas bewirken. Die Appellbotschaft soll den<br />
Empf‰nger veranlassen, bestimmte Dinge zu tun oder zu unterlassen. Der Versuch,<br />
Einfluss zu nehmen, kann mehr oder weniger offen bzw. verdeckt sein. Im letzteren<br />
Fall spricht man von Manipulation.<br />
Auf dem Appellohr fragt sich der Empf‰nger: ÑWas soll ich jetzt denken, machen<br />
oder f¸hlen?ì<br />
� B¸romanagement <strong>II</strong> f¸r "<strong>Fachkauffrauen</strong> f¸r B¸romanagement" (Stand 05/11) 42
Beispiel: Ein Mann (zun‰chst Sender der Nachricht) und eine Frau (zun‰chst<br />
Empf‰ngerin) sitzen beim Abendessen.<br />
Mann: ÑDa ist etwas Gr¸nes in der Suppe.ì Die Frau antwortet: ÑWenn es dir nicht<br />
schmeckt, kannst du ja selber kochen!ì<br />
Sender:<br />
1. Sachseite:<br />
Da ist etwas Gr¸nes.<br />
2. Selbstkundgabe:<br />
Ich weiss nicht, was es ist.<br />
3. Beziehungsseite:<br />
Du solltest es wissen.<br />
4. Appell:<br />
Sag mir bitte, was es ist!<br />
Zusammenfassung:<br />
Empf‰ngerin:<br />
Friedemann Schulz von Thun hat ein Kommunikationsmodell entwickelt, welches das<br />
Lieblingsspielzeug von Trainern zum Thema Kommunikation ist. Es ist in der Tat sehr<br />
hilfreich, zu verstehen, wie Kommunikation erfolgreich und erfolglos sein kann. Dem<br />
Modell zufolge kann jede Aussage aus vier Betrachtungsrichtungen gemeint und<br />
empfangen werden.<br />
Menschen verwenden und verstehen Botschaften sehr unterschiedlich, da sie<br />
unterschiedliche Seiten dieser vier Seiten bevorzugen und von ihren<br />
Gespr‰chspartnern erwarten.<br />
Die Aussage ìMir ist kaltî kann vieles bedeuten.<br />
1. Sachseite:<br />
Da ist etwas Gr¸nes.<br />
2. Selbstkundgabe:<br />
Ich glaube mir schmeckt das nicht.<br />
3. Beziehungsaspekt:<br />
Ich halte deine Kochkunst f¸r fragw¸rdig.<br />
4. Appell:<br />
Koche k¸nftig nur noch, was ich kenne!<br />
� B¸romanagement <strong>II</strong> f¸r "<strong>Fachkauffrauen</strong> f¸r B¸romanagement" (Stand 05/11) 43
ÑDie Temperatur ist geringî (Sachseite),<br />
ìIch f‰nde es schˆn, wenn es w‰rmer w‰reî (Selbstkundgabe),<br />
ìIch finde es hier mit Dir ungem¸tlichî (Beziehungsaussage)<br />
ìHolst Du mir eine Decke?î, ìLass uns woanders hingehenî oder ìR¸ckst Du n‰her an<br />
mich heran?î (Appell)<br />
sind mˆgliche und mˆglicherweise richtige Interpretationen der Aussage ìMir ist kaltî.<br />
Welche - wenn ¸berhaupt eine - dieser Interpretationen richtig ist oder sind (nat¸rlich<br />
kˆnnen auch mehrere zugleich gemeint sein) ist nicht immer klar.<br />
Kontextinformationen sind f¸r die Wahl der richtigen Interpretation wichtig ñ zwischen.<br />
ìMit Dir ist es hier ungem¸tlich.î und ìR¸ckst Du n‰her heran?î liegen Welten!<br />
Es gibt Menschen, die vornehmlich eine dieser vier Seiten verwenden oder<br />
aufnehmen - das kann f¸r Menschen, die anders sind, sehr schwierig sein. Auch<br />
sagen viele Menschen M‰nnern nach, vornehmlich auf der Sachseite zu<br />
kommunizieren, Frauen eher auf der Beziehungsseite.<br />
Eine besondere Beziehung ist gekennzeichnet durch folgendes Zitat: "M¸tter sind<br />
durch Kinder sehr appellgesteuert."<br />
Beispiel: "Mama! Die Schuhe!...." Antwort: "Ja! Bin gleich da und ziehe sie dir an!"<br />
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Kommunikationsarten<br />
Kommunikation in diesem Sinne basiert auf der Verwendung von Zeichen in<br />
Sprache, Gestik, Mimik, Schrift, Bild oder Musik.<br />
1. Verbale Kommunikation<br />
Die bewusst am h‰ufigsten eingesetzte Verbale Kommunikationsmittel ist die<br />
Sprache. Aber auch alle anderen Kommunikationsmethoden sind f¸r den beruflichen<br />
Alltag wichtig, z. B. die Schrift.<br />
Eine besondere Rolle spielt die nonverbale Kommunikation.<br />
2. Nonverbale Kommunikation<br />
Neben vielen anderen Kommunikationstechniken und ñmitteln spielt die<br />
nonverbale Kommunikation eine wesentlich ñ h‰ufig untersch‰tzte ñ Rolle.<br />
Als nonverbale Kommunikation (deutsch Verst‰ndigung ohne Worte) wird der<br />
Teil der Kommunikation des Menschen bezeichnet, der nicht mittels einer<br />
gesprochenen, geb‰rdeten oder geschriebenen Sprache erfolgt, sondern durch<br />
nichtlinguistische Mittel wie Kˆrperhaltung, Gesten, Mimik, nichtsprachliche<br />
Laute, Piktogramme, Proxemik (ÑAbstandslehreì) oder andere.<br />
Auch der Habitus einer Person oder einer sozialen Gruppe hat bedeutsame<br />
nichtsprachliche Komponenten.<br />
Kommunikationskan‰le nonverbaler Kommunikation<br />
Da Verhalten kein Gegenteil hat, man sich also nicht nicht verhalten kann, kommt Paul<br />
Watzlawick zu der Folgerung, dass es unmˆglich sei, nicht zu kommunizieren: "Man kann<br />
nicht nicht kommunizieren". Als Ergebnis dieser ‹berlegungen kann festgestellt werden,<br />
dass nonverbale Kommunikation unabh‰ngig von verbaler Kommunikation existiert.<br />
"Die Kˆrpersprache ist nicht nur eine w¸nschenswerte, zur Not aber entbehrliche Zutat zur<br />
Verbalsprache, sondern ihre umfassende leibliche Grundlage".<br />
Um sich der Bedeutung der nonverbalen Kommunikation klar zu werden, m¸ssen nicht nur<br />
die Ebenen bestimmt werden und es m¸ssen o Aussagen ¸ber die Art und Sensibilit‰t der<br />
informationsaufnehmenden Rezeptoren getroffen werden:<br />
1. Das Auge mit den nachgeschalteten Sehbahnen liefert Informationen ¸ber<br />
Mimik, Gestik und Kˆrperhaltung sowie ¸ber Bewegungsmuster, N‰he und<br />
Distanz, die Pupillengrˆfle des Gegen¸bers, vegetative Symptome (z. B.<br />
Errˆten, Schwitzen).<br />
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2. Die Rezeptoren der Haut liefern Empfindungen, die dem Tast-, Temperatur-<br />
und Schmerzsinn zugeordnet werden. Dabei liegen dem Tastsinn Sensationen<br />
wie Kitzel, Ber¸hrung, Vibration, Druck und Spannung zugrunde.<br />
3. Der Geruchssinn bestimmt z. B., ob man Ñjemanden riechen kannì.<br />
4. Daneben ¸bermitteln die averbalen Elemente der sprachlichen<br />
Kommunikation ñ wie Stimmf‰rbung, Tonhˆhe usw. ñ ¸ber die akustische<br />
Wahrnehmung mitschwingende Informationen, die eine bestimmte emotionale<br />
Einstellung bewirken sollen.<br />
Der grˆflte Teil von Informationen wird vom Menschen unbewusst<br />
aufgenommen und selektiert. Das Bewusstsein w‰re mit dieser F¸lle an<br />
Information ¸berfordert. Die Informationsmenge, die unser Bewusstsein<br />
erreicht, ist vergleichsweise klein. Sprache und Bewusstsein sind gut, die<br />
Grundlagen zum ‹berleben in einem sozialen System wurden jedoch schon vor<br />
deren Entwicklung geschaffen.<br />
Gliederung der nonverbalen Kommunikation<br />
Allgemein<br />
Nicht jede Bewegung, die Menschen ausf¸hren kˆnnen, z‰hlt zur nonverbalen<br />
Kommunikation. Wird das Gesicht einer Person durch ‰uflere Umst‰nde willk¸rlich oder<br />
unwillk¸rlich in irgendeiner Weise verzerrt, sei es durch Ber¸hrung mit H‰nden oder<br />
Gegenst‰nden, durch starken Winddruck beim Autofahren oder im Windkanal, oder durch<br />
Zentripetalkr‰fte, wie es im Sport oder bei Piloten schneller Flugzeuge vorkommen kann, so<br />
liegt ein Ausdruck vor. Ihm kann zwar durch den Beobachter Information entnommen werden,<br />
aber es handelt sich hierbei nicht um eine aktive Leistung. Auch Zweckbewegungen oder<br />
kurzfristige farbliche Ausdrucksver‰nderungen, wie z. B. durch Schattenwurf z‰hlen nicht zur<br />
nonverbalen Kommunikation.<br />
Unbewusste nonverbale Kommunikation<br />
Neben den visuell aufgenommenen Informationen, denen in der nonverbalen Kommunikation<br />
generell ein hoher Stellenwert beigemessen wird (Mimik und Gestik), haben auch die<br />
¸brigen Sinne eine enorme Bedeutung f¸r das durch nonverbale, direkte Kommunikation<br />
gesteuerte Verhalten.<br />
Vor allem die ¸ber den Geruchssinn unterhalb der Wahrnehmungsschwelle aufgenommenen<br />
Signale wie beispielsweise entfernter Verwesungsgeruch, ein Feuerherd, die<br />
Zusammensetzung der Luft vor einem Gewitter oder die Rezeption von Pheromonen<br />
(sexuelle Botenstoffe des menschlichen Kˆrpers) beeinflussen unser Verhalten unbewusst.<br />
Die genetische Pr‰gung solch elementarer Signale werden als Erbe aus fr¸hgeschichtlicher<br />
Vorzeit des Menschen angesehen.<br />
Von Seiten der Industrie wurde bereits mehrfach auf diesen Mechanismus zur¸ckgegriffen. So begann<br />
Audi Ende der achtziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts, seine Verkaufsr‰ume mit Zitronella,<br />
einem Zitronenextrakt, zu beduften, was eine Steigerung von Aufmerksamkeit und Wahrnehmung<br />
bewirken sollte oder die Berieselung mit Musik. Dies wurde jedoch vielfach wieder eingestellt, da der<br />
aufmerksame Verk‰ufer, der mit einem L‰cheln auf den Kunden zugeht, auf anscheinend preiswertere<br />
Weise eine viel hˆhere Aufmerksamkeit erreicht.<br />
� B¸romanagement <strong>II</strong> f¸r "<strong>Fachkauffrauen</strong> f¸r B¸romanagement" (Stand 05/11) 46
Teilbewusste nonverbale Kommunikation<br />
Bestimmte kˆrpersprachliche Signale laufen teilbewusst ab. So bemerken wir i. d. R.<br />
durchaus bestimmte Ver‰nderungen unserer Mimik selbst, ¸ber weite Strecken<br />
nehmen wir diese Ver‰nderungen jedoch nicht wahr und kˆnnen diese auch nicht<br />
bewusst zur Kommunikation einsetzen. Friedrich Nietzsche hat das schon auf den<br />
Punkt gebracht: "Man l¸gt wohl mit dem Munde; aber mit dem Maule, das man dabei<br />
macht, sagt man doch noch die Wahrheit." [1]<br />
Bestimmte autonome Kˆrperfunktionen wie beispielsweise Schweiflbildung,<br />
Pupillenver‰nderung oder Puls, welche dem Gegen¸ber auffallen, kˆnnen nicht<br />
bewusst gesteuert werden, sind jedoch zum Teil durchaus selbst wahrnehmbar.<br />
Die Kˆrpersprache bildet ebenfalls Ausdrucksformen einer genetisch veranlagten<br />
Verhaltenssteuerung ab. Diese f¸hren uns beispielsweise bei Gefahr zu erhˆhter Leistungs-<br />
und Wahrnehmungsf‰higkeit (Hautwahrnehmung durch Schweiflbildung, gesteigerte<br />
Leistungsf‰higkeit durch Pulsver‰nderung, Wahrnehmungsver‰nderungen des<br />
Gesichtsfeldes bei Gefahr etc.) oder sie helfen uns bei der Vorbereitung der Fortpflanzung,<br />
das jeweils beste erreichbare genetische Material zu gewinnen (die kr‰ftige m‰nnliche<br />
Erscheinung als Zeichen f¸r Durchsetzungsf‰higkeit beziehungsweise die Auspr‰gung der<br />
sekund‰ren Geschlechtsmerkmale der Frau zur Versorgung der Kinder). Da diese<br />
Einsch‰tzungen teilweise unbewusst ablaufen, werden sie kulturell oft verleugnet.<br />
L‰ngerfristige Ver‰nderungen in den Lebensgewohnheiten des Menschen dr¸cken sich<br />
ebenfalls kˆrpersprachlich aus. Zu nennen sind hier exemplarisch die Beschaffenheit von<br />
Fingern‰geln und Haaren, ern‰hrungsbedingte Ver‰nderungen der Haut oder<br />
Fettablagerungen beziehungsweise Muskelaufbau, Haltungsstˆrungen im<br />
Wirbels‰ulenbereich aufgrund mangelnder Vitalit‰t oder mimische Ver‰nderungen aufgrund<br />
lang anhaltender einseitiger emotionaler Lebenssituationen (die "griesgr‰mige Erscheinung",<br />
die "Lachfalten", das "markante Kinn").<br />
Die F‰higkeit der Decodierung derartiger Signale hat sich, ebenso wie die unbewusste<br />
nonverbale Aussendung solcher Signale und die kˆrpersprachliche Ausdrucksform im Laufe<br />
der Evolution als n¸tzlich erwiesen.<br />
Ein besonders wichtiges Beispiel ist in diesem Zusammenhang das Lachen. Vor<br />
allem Frauen haben aufgrund ihrer sozialbetonten Veranlagung das Lachen und das<br />
L‰cheln kulturhistorisch auch immer schon als "Waffe" eingesetzt, und zwar als<br />
"Gegengewicht" zu sozialen Spannungen in der Gruppe und in der Familie. Auch<br />
heute noch beobachten Verhaltensforscher, dass Frauen in F¸hrungspositionen eher<br />
gekonnt mit einem L‰cheln zum rechten Zeitpunkt entscheidende<br />
Verhandlungssituationen entspannen kˆnnen.<br />
� B¸romanagement <strong>II</strong> f¸r "<strong>Fachkauffrauen</strong> f¸r B¸romanagement" (Stand 05/11) 47
Bewusste nonverbale Kommunikation<br />
Die Gestik des sprechenden Menschen dr¸ckt sich durch Arme und H‰nde aus.<br />
Die Mimik ist auf das Gesicht, insbesondere die Augen- und Mundpartie<br />
bezogen. Hier finden sich nuancenreiche Ausdrucksformen, die ¸ber das innere<br />
Erleben oft mehr sagen als viele Worte. Auch die F‰higkeit des "Lesens" in<br />
einem Gesicht ist Teil unserer genetischen Veranlagung aus der Zeit, in der die<br />
Sprache noch nicht entwickelt war.<br />
Als Teil der gesellschaftlichen Sprache ist der bewusste Einsatz von Gesten, Mimik<br />
und Kˆrperstellungen Bestandteil jeder menschlichen Kultur. In unterschiedlichen<br />
Gebieten der Erde haben ‰hnlich ausgef¸hrte Gesten zum Teil eine vollkommen<br />
gegenteilige Bedeutung:<br />
�� So bedeutet beispielsweise das Kopfnicken in Griechenland und Bulgarien<br />
Ablehnung,<br />
�� das Abwinken mit der Handfl‰che nach unten in Afrika und Asien eine<br />
Einladung.<br />
Im Gegensatz zu den teilbewussten Ausdrucksformen nonverbaler Sprache, ist<br />
es in den bewussten Bereichen der Kˆrpersprache mˆglich, nonverbale<br />
Ausdrucksformen zu erlernen.<br />
Beispiele hierf¸r sind:<br />
�� das Anl‰cheln des Gegen¸bers zur Kontaktaufnahme<br />
�� das ÑPokerfaceì des Kartenspielers<br />
�� die unterst¸tzende Gestik mit den H‰nden im Dialog<br />
�� der "selbstbewusste H‰ndedruck" des Verk‰ufers<br />
Das "Schˆnmachen" durch die gezielte Verwendung von Duft- und Farbstoffen<br />
(Parfum, Lippenstift, Mascara usw.), sowie sorgf‰ltig ausgew‰hlter Kleidung ist eine<br />
kultivierte Kombination verschiedener Signalhandlungen bewusster nonverbaler<br />
Kommunikation. Sie dient in gesellschaftlicher Umgebung als Ausdruck "gepflegter"<br />
und somit attraktiver Erscheinung.<br />
Vor allem an der Mimik und Kˆrperhaltung kann man "arbeiten" und damit grofle<br />
Erfolge erzielen.<br />
Das kann jeder leicht an sich selbst testen, zum Beispiel mit einem L‰cheln. ÑEinfach in<br />
den Spiegel gucken und fett grinsen", empfiehlt Dieter P¸tz, Facharzt f¸r Psychotherapie<br />
und Leiter der Deister Weser Kliniken in Bad M¸nder. Dies hebe die Laune relativ schnell,<br />
verspricht er.<br />
Ein anderer Versuch ist, eine selbstsichere Kˆrperhaltung einzunehmen. Wer aufrecht<br />
steht, die Schultern zur¸cknimmt, die Brust nach vorne streckt und dabei noch nach<br />
vorne schaut, kann sich kaum noch unsicher f¸hlen. Der Satz ÑIch kann das nicht"<br />
kommt bei dieser Haltung kaum ¸ber die Lippen. Es geht jedoch auch umgekehrt. Das<br />
merkt jeder, der mit h‰ngenden Schultern und gesenktem Kopf durch die Gegend<br />
schlurft. Er f¸hlt sich schlaff und antriebslos. ÑKˆrper und Seele haben das Bestreben, in<br />
Einklang zu kommen", beschreibt Wolf dieses Ph‰nomen.<br />
� B¸romanagement <strong>II</strong> f¸r "<strong>Fachkauffrauen</strong> f¸r B¸romanagement" (Stand 05/11) 48
Auf dieses Zusammenspiel sei stets Verlass. Denn zu jeder Kˆrperhaltung gibt es<br />
passende Gedanken und Gef¸hle - und umgekehrt. Diese Erkenntnis kann jeder f¸r sich<br />
nutzen, wenn er sich zum Beispiel unsicher oder niedergeschlagen f¸hlt: Einfach die<br />
Kˆrperhaltung ‰ndern und damit der Psyche vorgaukeln, man f¸hle sich sicher und froh.<br />
Die Psyche wird der Kˆrperhaltung schnell folgen<br />
Kleidung und andere Maflnahmen der Kˆrpergestaltung (wie Schmuck, Frisur,<br />
Barttracht, Tattoos, Kopfbedeckungen etc.) als Elemente der Kˆrpersprache, sowie<br />
Maflnahmen der weiteren Umfeldgestaltung (Wohnung, Haus, Auto, Garten etc.),<br />
stellen einen weiteren Bereich der bewussten nonverbalen Kommunikation dar<br />
(Kleidung als Zeichensystem). Umgangssprachlich stehen die Feststellungen "Kleider<br />
machen Leute" bzw. "Des Kaisers neue Kleider" oder die Geschichte des "Hauptmann<br />
von Kˆpenick" exemplarisch f¸r die Bedeutung, die dem Wert und der Funktion<br />
menschlicher Kleidung als gezielte Ausdruckselemente nonverbaler Kommunikation<br />
beigemessen wird.<br />
Distanzzonen<br />
Bei der nonverbalen Kommunikation spielen die Distanzzonen - also die<br />
Abstandszonen die zwischen Sender und Empf‰nger einer Nachricht liegen ñ eine<br />
bedeutsame Rolle.<br />
Zu unterscheiden sind:<br />
�� intime Distanz (50 cm etwa Arml‰nge)<br />
�� Nahdistanz (1-3 Meter)<br />
�� ˆffentliche Distanz (> 3 Meter).<br />
Diese Distanzzonen haben sich aufgrund der mˆglichen Bedrohung des Menschen<br />
durch seine Umgebung evolution‰r gebildet. Sie unterscheiden sich von Kontinent zu<br />
Kontinent. So sind zum Beispiel die Distanzzonen in Europa wesentlich geringer als in<br />
Nordamerika, aber immer noch weitaus grˆfler als in S¸damerika. Zum Teil betr‰gt<br />
die intime Distanz bis zu neun Meter, aber nur bei Menschen, die allein in einem<br />
abgeschiedenen Gebiet leben.<br />
Wir lassen freiwillig nur ungern fremde Menschen in unsere Intimzone eindringen.<br />
Dies ist mit ein Hauptgrund f¸r die starke Entwicklung des Individualverkehrs, der dem<br />
Menschen auch nach dem Verlassen seiner "Behausung" eine gesicherte Intimzone<br />
gew‰hrt. In Groflst‰dten stellt das eigene Automobil im Gegensatz zur Nutzung des<br />
ˆffentlichen Personen-Nahverkehrs nach wie vor ein entsprechendes Statussymbol<br />
dar, das ungern aufgegeben wird.<br />
Bei ungewolltem Eindringen in die Intimzone unter Platzmangel (vgl. ¸berf¸llter Bus,<br />
Lift) wird das Gegen¸ber meist schlichtweg ignoriert, das Gegen¸ber wird zur<br />
Unperson.<br />
Die Nahdistanz oder Soziale Zone hat sich auf Grund der mittleren Reichweite<br />
normal gesprochener Sprache gebildet. Hier kann von lebhafter Kommunikation<br />
� B¸romanagement <strong>II</strong> f¸r "<strong>Fachkauffrauen</strong> f¸r B¸romanagement" (Stand 05/11) 49
ausgegangen werden, die andererseits nicht unmittelbar bedrohlich (handgreiflich)<br />
werden kann. Es ist die typische Distanz bei gemeinsamer Arbeit.<br />
In der ˆffentlichen Distanz bewegen wir uns relativ sicher. Die "Obacht" l‰sst nach,<br />
da potenzielle Gegner aus dem Umfeld eine gewisse Distanz zu ¸berbr¸cken haben,<br />
bis sie uns erreichen. Verbale Kommunikation ist mit erhobener Stimme mˆglich, oft<br />
werden Gesten zur Verst‰ndigung eingesetzt. Wenn ein Restaurant sich langsam<br />
f¸llt, bildet diese Zone regelm‰flig die Zellenstruktur der Besetzung von Tischen, und<br />
zwar solange, bis der Raum gef¸llt oder die attraktiven Pl‰tze besetzt sind. Erst<br />
sp‰ter werden, notgedrungen, soziale und intime Abst‰nde gew‰hlt.<br />
Fazit:<br />
Bei n‰herer Betrachtung und bewusster Wahrnehmung wird deutlich, dass<br />
nonverbale Kommunikation und Kˆrpersprache zum ¸berwiegenden Teil nicht<br />
steuerbar und oft auch nicht unmittelbar nachvollziehbar sind.<br />
Die Teile der Kˆrpersprache, die der Mensch hingegen im Rahmen sozialer Rollen zu<br />
kontrollieren versucht, kommen beim Gegen¸ber deswegen h‰ufig als nicht<br />
¸bereinstimmend an, weil sie "unbewusst" als unstimmig zur verbalen Aussage<br />
aufgedeckt werden. (Siehe auch Kˆrpersprache im Rollenverhalten der Frau.)<br />
Versuche, diese Abl‰ufe bewuflt zu ¸berlagern, stellen eine enorme Anforderung an<br />
die Konzentration dar und sind nur mit jahrelangem Training mˆglich. In einer<br />
ausgepr‰gten Rolle kann der Mensch ohne intensives Training h‰ufig nur Stunden, im<br />
besten Fall Tage ausharren, dann holt ihn seine angestammte und l‰nger etablierte<br />
Kˆrpersprache wieder ein.<br />
Die Alternative besteht darin, neue Werte, Sozialumgebungen und Gewohnheiten zu<br />
entwickeln, in denen er langsam lernt, ein neues, sozialtypisches Kˆrperverhalten zu<br />
zeigen.<br />
3. Sonstige Kommunikationsarten<br />
In der heutigen Kommunikationsgesellschaft gibt es noch viele andere Arten der<br />
Kommunikation, die an dieser Stelle nicht noch detailliert aufgef¸hrt werden m¸ssen.<br />
Der Autor mˆchte nur an Briefe, E-Mails, Telefonie, Internet u.s.w. erinnern.<br />
� B¸romanagement <strong>II</strong> f¸r "<strong>Fachkauffrauen</strong> f¸r B¸romanagement" (Stand 05/11) 50
1. Gespr‰che<br />
1.1 Gespr‰chsdefinition<br />
IV. Gespr‰chsf¸hrung<br />
Als Gespr‰ch wird allgemein die verbale Kommunikation von Menschen bezeichnet.<br />
Unterformen des Gespr‰ches sind zum Beispiel:<br />
�� der Dialog, oder auch innerhalb einer Unterhaltung zeitlich abgeschlossen auftretend<br />
der Monolog<br />
�� das Geplauder, US-amerikanisch: Chat<br />
�� die Diskussion<br />
�� die Debatte<br />
�� die Konversation<br />
�� das Kritikgespr‰ch<br />
�� das Mitarbeitergespr‰ch<br />
Auch wenn das Wort Gespr‰ch abgeleitet ist von sprechen, so sind akustisch-verbale<br />
ƒuflerungen nicht zwingende Voraussetzungen f¸r die Definition.<br />
Als Beispiel lassen sich hierf¸r schriftliche Wortwechsel via E-Mail oder ‰hnlicher<br />
haupts‰chlich textbasierter Dienste anf¸hren. Ein herkˆmmlicher Briefwechsel, eine SMS<br />
oder ein Chat sind damit schriftliche Entsprechungen des Gespr‰ches.<br />
Beim Gespr‰ch gibt es die Rolle des Sprechers und die Rolle des Hˆrers, wobei die<br />
Rollen gewechselt werden. Der Rollenwechsel erfolgt dabei nach inneren oder<br />
‰ufleren Regeln des Gespr‰chs.<br />
1.2 Gespr‰chsphasen<br />
Ein Gespr‰ch hat einen bestimmten Ablauf. Es besteht aus einer Anfangsphase, der<br />
Gespr‰chsmitte und der Endphase.<br />
Innerhalb dieser Phasen wechseln unterschiedliche kleinere Gespr‰chsstrukturen<br />
einander ab, wie Dialog, Monolog, Geplauder, Sprechen, Zuhˆren und andere. An der<br />
Gespr‰chsaus¸bung sind alle beteiligt.<br />
Anfangsphase<br />
Die Gespr‰chserˆffnung erfolgt auf unterschiedliche Weise. In jedem Fall findet zun‰chst eine<br />
Kontaktaufnahme statt. Ein normales Gespr‰ch kann zum Beispiel durch Blickkontakt<br />
eingeleitet werden, ein Telefongespr‰ch durch die Annahme des ankommenden Signals, ein<br />
formales Gespr‰ch durch eine entsprechende Gespr‰chsorganisation, Einladung.<br />
Bei formalen Gespr‰chen erfolgt eine Festlegung des Gespr‰chsleiters, zum Beispiel durch<br />
Wahl, die Bestimmung eines Protokollf¸hrers, gegebenenfalls Maflnahmen, die die<br />
Gespr‰chsatmosph‰re g¸nstig beeinflussen sollen, wie das Anbieten von Kaffee oder Tee.<br />
Auflerdem erfolgt die Einigung auf ein Gespr‰chsthema.<br />
� B¸romanagement <strong>II</strong> f¸r "<strong>Fachkauffrauen</strong> f¸r B¸romanagement" (Stand 05/11) 51
In der Anfangsphase entstehen oder zeigen sich die sozialen Beziehungen der<br />
Gespr‰chsteilnehmer und es wird die Grundstimmung des Gespr‰chs festgelegt.<br />
Die Dauer der Erˆffnungsphase ist unterschiedlich und kann bis zum kurzen Austausch von<br />
Gruflfloskeln schrumpfen.<br />
Die Anfangsphase hat eine wichtige Funktion und dient der grundlegenden<br />
Gespr‰chsorganisation sowie der Feststellung oder dem Aufbau der Gespr‰chsbereitschaft<br />
der Gespr‰chspartner.<br />
Das Anbieten von Getr‰nken entspannt die Atmosph‰re dadurch, dass der Anbietende (in der<br />
Regel der Gastgeber) damit ausdr¸ckt, dass die Bed¸rfnisse des Gegen¸bers hier einen<br />
Raum haben. In der Annahme dieses Angebots kˆnnen keine Fehler gemacht werden. Die<br />
Ablehnung eines solchen Angebotes wird je nach Stellenwert der Gastfreundschaft als<br />
unhˆflich gewertet.<br />
Die Annahme von Getr‰nken erlaubt es allen Beteiligten, ihre Gedanken zu sortieren und sich<br />
auf die Gespr‰chssituation einzustellen. Daher ist es auch f¸r Unternehmen sinnvoll, solche<br />
Rituale zu unterst¸tzen.<br />
Diese wechselseitige erste Interaktion erˆffnet das Gespr‰ch und setzt damit den Dialog in<br />
Gang.<br />
Gespr‰chsmitte<br />
Die Gespr‰chsmitte dient dem eigentlichen Thema. Es geht zur Sache. Die Gespr‰chsmitte<br />
ist thematisch orientiert, die Gespr‰chsorganisation h‰ngt von der Art des Gespr‰ches und<br />
vom Thema ab. Sie kann durch einen Gespr‰chsleiter erfolgen oder durch informale<br />
‹bergabe des Rederechts von einem zum anderen. Dazu dienen entsprechende Floskeln<br />
oder Blickkontakte, Pausen und ƒhnliches.<br />
Dabei kann es zu Missverst‰ndnissen kommen, beispielsweise, wenn der Redner eine kurze<br />
Pause macht und ein bisheriger Hˆrer das Wort ergreift, oder wenn zwei gleichzeitig<br />
anfangen, zu sprechen. Daf¸r gibt es Reparaturmechanismen. So kann man vom<br />
Gespr‰chswunsch zur¸cktreten, oder der Gespr‰chsleiter bei formalen Gespr‰chen trifft die<br />
entsprechenden Entscheidungen.<br />
Im Falle erhitzter Gespr‰che (Streit) ist die Gespr‰chsf¸hrung teilweise problematisch.<br />
Das Thema kann von vornherein festgelegt sein, zum Beispiel bei einem Arbeitsgespr‰ch<br />
oder Verkaufsgespr‰ch, oder es kann sich entsprechend der Situation entwickeln. Besonders<br />
im zweiten Fall kˆnnen sich mehrere Themen spontan entwickeln und abwechseln.<br />
Die Frage der Themenlenkung spielt dabei eine wichtige Rolle. Zur Themenlenkung kann eine<br />
Aufforderung oder eine Frage eingesetzt werden (auch eine Zwischenfrage).<br />
Wichtig ist, dass sich das Thema dabei in den Gespr‰chsverlauf einpasst, sonst gibt es<br />
Probleme bei den Gespr‰chspartnern und der Gespr‰chsfaden kann abreiflen.<br />
Beendigungsphase<br />
Wenn die eigentlichen Gespr‰chsthemen abgeschlossen sind, folgt eine Beendigungsphase.<br />
Es erfolgt ein Beendigungsangebot. Dieses kann explizit erfolgen (Aufforderung, zum Ende zu<br />
kommen, Klingelzeichen) oder durch informale Handlungen, zum Beispiel Blicken nach der<br />
Uhr, Einpacken des Schreibzeugs oder ‰hnlichem. Es wird festgestellt, ob das Thema<br />
gen¸gend behandelt wurde, oder ob noch offene Fragen bestehen, weitere Gespr‰che<br />
kˆnnen vereinbart werden und es erfolgt ein emotionaler und formaler Abschluss des<br />
Gespr‰ches.<br />
� B¸romanagement <strong>II</strong> f¸r "<strong>Fachkauffrauen</strong> f¸r B¸romanagement" (Stand 05/11) 52
Daf¸r gibt es in jeder Sprache und Gespr‰chssituation entsprechende Riten, wie Austausch<br />
von Gr¸flen und H‰ndereichen.<br />
Gegebenenfalls kann auch eine Wiederaufnahme oder Weiterf¸hrung des Gespr‰ches<br />
erfolgen, wenn das Beendigungsangebot abgelehnt wird.<br />
1.3 Gespr‰chssteuerung<br />
Da an einem Gespr‰ch mehrere Personen teilnehmen, ist es nˆtig, die ‹bernahme der Rollen<br />
zu synchronisieren, weil sonst alle durcheinander sprechen w¸rden oder<br />
Gespr‰chsteilnehmer nicht zu Wort kommen. Bei formalen Gespr‰chen dient dazu zum<br />
Beispiel die Wortmeldung (zum Beispiel durch Handheben), gegebenenfalls eine<br />
Redezeitbegrenzung, oder bei ausschweifenden oder vom Thema abweichenden<br />
ƒuflerungen ein Hinweis durch den Gespr‰chsleiter. (Moderator).<br />
Die Grundregel ist, dass der Sprechende Rederecht hat, bis er mit seinem Gedanken fertig<br />
ist. Anschlieflend ergreift ein anderer das Wort. Wer das ist, ergibt sich aus dem<br />
Gespr‰chsverlauf und wird im Normalfall auf einfache Weise und unproblematisch ermittelt.<br />
Bei kleineren Gespr‰chsgruppen ist eine formale Gestaltung des Gespr‰chsverlaufs oft nicht<br />
notwendig. Die Steuerung erfolgt durch ‹bergabe des Wortes, manchmal auch durch<br />
‹bernahme (Dazwischensprechen). W‰hrend des Gespr‰ches gibt es oft<br />
Aufmerksamkeitszeichen bzw. Zeichen der Zustimmung oder Ablehnung, die aber ñ<br />
zumindest bei nicht formellen Gespr‰chen ñ nicht als ÑDazwischensprechenì gewertet werden<br />
(Nicken, Kopfsch¸tteln, kurze ƒuflerungen wie Ñjaì, Ñhmm!Öì, ÑAch nein!ì und andere).<br />
Bei Gespr‰chen am Telefon sind solche Bemerkungen als Zeichen der Aufmerksamkeit<br />
notwendig, um dem Partner zu zeigen, dass der Gepr‰chskanal noch offen ist. Aber auch bei<br />
normalen Gespr‰chen sind sie oft hilfreich und dienen der Aufrechterhaltung der sozialen<br />
Gespr‰chsbeziehung.<br />
Die Absicht zur Beendigung des Sprechens und zur ‹bergabe des Wortes an einen anderen<br />
wird vom Sprechenden im Normalfall signalisiert. Dazu kˆnnen Floskeln dienen: ÑWas sagst<br />
du denn dazu?ì, ÑIch komme jetzt zum SchlussÖì, oder der Sprecher kann einfach aufhˆren<br />
zu reden. Das kann aber leicht mit einer kurzen Pause zum Luftholen oder Gedankenfassen<br />
verwechselt werden. Wenn der Redner nicht mit der Gespr‰chs¸bernahme durch einen<br />
anderen Gespr‰chspartner einverstanden ist, versucht er, die Situation zu Ñreparierenì, zum<br />
Beispiel mit Floskeln wie ÑLass mich bitte aussprechenì oder ÑIch bin noch nicht fertigì.<br />
Daraufhin kann ihm der nunmehr Redende das Wort wieder ¸berlassen, oder versuchen es<br />
zu behalten.<br />
1.4 Paarigkeit<br />
Oft treten Gespr‰chsbeitr‰ge paarig auf. Eine Frage erwartet eine Antwort, ein Kompliment<br />
eine Reaktion auf das Kompliment, ein Grufl einen entsprechenden Gegengrufl, ein<br />
Vorschlag erwartet die Annahme oder Verwerfung des Vorschlages. Normalerweise reagieren<br />
die Gespr‰chsteilnehmer ad‰quat auf solche Wendungen. Das einfache Ignorieren gilt oft als<br />
unhˆflich. Manchmal, zum Beispiel bei einem Vorschlag, den der Gespr‰chspartner nicht<br />
direkt annehmen will, aber auch nicht ohne Komplikationen ablehnen kann, weicht er aus<br />
oder macht Gegenvorschl‰ge. Solche Reaktionen sind vor allem in der Diplomatie h‰ufig.<br />
� B¸romanagement <strong>II</strong> f¸r "<strong>Fachkauffrauen</strong> f¸r B¸romanagement" (Stand 05/11) 53
1.5 Mitarbeitergespr‰ch<br />
Das Mitarbeitergespr‰ch zwischen F¸hrungskraft und Mitarbeiter ist ein Instrument, in dem<br />
die Beteiligten regelm‰flig (¸blicherweise j‰hrlich mit zus‰tzlichen Review-Terminen) oder bei<br />
Bedarf spezifische Inhalte (wie etwa Zielvereinbarungen, Leistungsbeurteilungen,<br />
Weiterbildung, persˆnliche R¸ckmeldungen, Entwicklungsmˆglichkeiten, offene Fragen etc.)<br />
besprechen.<br />
H‰ufig orientieren sich diese Gespr‰che an Personalbˆgen, Leitf‰den, Checklisten und/oder<br />
Formularen, die auch als Struktur f¸r die Gespr‰chsf¸hrung durch die F¸hrungskraft dienen.<br />
Die Elemente sind optional und kˆnnen nach betrieblichen W¸nschen und Erfordernissen<br />
angepasst werden. Wichtig ist, dass etwaige Beurteilungskriterien realen Anforderungen der<br />
Aufgabe entsprechen. Daher ist eine Aufgabenanalyse notwendig, um geeignete Kriterien zu<br />
finden.<br />
Anl‰sse f¸r ein Mitarbeitergespr‰ch kˆnnen sein:<br />
�� Ende der Probezeit<br />
�� Ablauf der Befristung des Arbeitsvertrags<br />
�� Vertragsbeendigung, Auflˆsung bzw. K¸ndigung<br />
�� Lob und Kritik, Mitarbeiterbewertung (siehe Kritikgespr‰ch)<br />
�� R¸ckkehr nach Arbeitsunf‰higkeit bzw. Krankheit<br />
�� Planung eines Aufstiegs, ƒnderung der Aufgaben am Arbeitsplatz in Form<br />
eines Karrieregespr‰ches<br />
�� Konfliktanalyse, -moderation<br />
�� Fˆrderung und Potenzialentwicklung im Rahmen der Personalentwicklung<br />
(regelm‰flig; z. B. 1x j‰hrlich)<br />
�� Beurteilung im regelm‰fligen Abstand (siehe Beurteilungsgespr‰ch)<br />
Am Ende des Gespr‰chs sollte eine Vereinbarung f¸r den kommenden Zeitraum<br />
stehen. Ob ein Protokoll angefertigt wird, ist nicht generell zu entscheiden (beides<br />
kann Vor- und Nachteile haben).<br />
Ein Protokoll sollte beiden Beteiligten zug‰nglich sein. Da so ein Protokoll Teil der<br />
Personalakte ist, sollte es eher kurz gefasst sein und keine subjektiven ƒuflerungen zitieren,<br />
die sp‰ter umstritten sein kˆnnten.<br />
Die Einbeziehung einer Personalvertretung ist nicht obligatorisch, kann aber betrieblicher<br />
‹bung oder dem Tarifvertrag etc. entsprechen. Wenn die/der Besch‰ftigte es w¸nscht, sollte<br />
die Einbeziehung ermˆglicht werden.<br />
Der Gespr‰chsablauf kann folgende Punkte umfassen:<br />
�� Darstellung der Gespr‰chsziele<br />
�� R¸ckblick, beidseitige kritische Analyse<br />
�� Formulierung von Entwicklungspotenzialen (vor allem durch Arbeitgeberseite)<br />
�� Bewerbung um neue Aufgabenstellung, weitere Ziele<br />
�� Vereinbarung notwendiger Zwischenschritte dahin<br />
�� Zusammenfassung (beidseitige) bisheriger Ergebnisse<br />
�� N‰chste Schritte (evtl. Fortsetzungstermin vereinbaren)<br />
Das Gespr‰ch sollte in einer ruhigen Atmosph‰re ohne massiven Zeitdruck<br />
(angemessene Zeitvorgabe, die vorab bekannt ist, z. B. 30 Min) stattfinden.<br />
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Gegenseitige Wertsch‰tzung sollten bei Erˆffnung und Abschluss zum Ausdruck<br />
gebracht werden.<br />
Regelm‰flige Mitarbeitergespr‰che (siehe auch Beurteilungsgespr‰ch)<br />
Wenn Mitarbeitergespr‰che im Rahmen der Personalentwicklung regelm‰flig gef¸hrt werden<br />
sollen, ist es Aufgabe der direkten Vorgesetzten, sie im Arbeitsablauf so einzuplanen, dass<br />
beide Seiten einen Gewinn daraus ziehen kˆnnen. D. h. auch, dass sie angek¸ndigt und mit<br />
einem angemessenen Zeitrahmen stattfinden kˆnnen.<br />
Vielleicht sollte vorab eine Liste mˆglicher Themen zur Vorbereitung durch den Mitarbeiter<br />
ausgegeben werden. Allerdings sollte der Bogen auch klar machen, dass es nicht auf Kritik an<br />
anderen Kollegen ankommt.<br />
Direkt vor dem Gespr‰ch muss sich der Vorgesetzte ¸ber fr¸here Mitarbeitergespr‰che und<br />
deren Ziele informieren.<br />
Welche Angebote ein Vorgesetzter machen kann, h‰ngt von dem Umfang seiner ihm erteilten<br />
Kompetenzen ebenso ab, wie das Ausmafl an Kritik und Motivation, das er vermitteln<br />
kann/darf.<br />
Vielleicht sollte man sich auf die "unproblematischen" Gespr‰che besonders gut vorbereiten,<br />
damit nicht im Abhaken von Formalien diese Gelegenheit zu einem Ausblick auf die weitere<br />
Zusammenarbeit und deren Verbesserung verschenkt wird.<br />
1.6 Kritikgespr‰ch<br />
Kritik kam ¸ber das franzˆsische critique (urspr¸nglich griechisch ÍÒÈÙÈÍfi [Ù›˜ÌÁ], kritikÈ<br />
[tÈchne], Ñdie Kunst der Beurteilung, des Auseinanderhaltens von Fakten, der Infragestellungì,<br />
von altgriechisch ÍÒÈÌÂÈÌ krinein, Ñ[unter-]scheiden, trennenì) ins Deutsche.<br />
Kritik kann eine pr¸fende Beurteilung nach begr¸ndetem Maflstab, die mit der<br />
Abw‰gung von Wert und Unwert einer Sache einhergeht ein.<br />
Unterschieden wird h‰ufig nach der Art und Weise<br />
o positive Kritik: ein Lob, die Anerkennung<br />
o negative Kritik: ein Tadel<br />
o konstruktive Kritik: eine Kritik, die auf Verbesserung des Gegenstandes abzielt<br />
o destruktive Kritik: eine Kritik, die auf die Vernichtung des Gegenstandes abzielt<br />
o Selbstkritik: die differenzierte ‹berpr¸fung eigenen Verhaltens und/oder eigener<br />
Anschauungen, in Hinsicht auf bestimmte Kriterien, wie z. B. ethische:<br />
"Bin ich wirklich tolerant?"<br />
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1.7 Beurteilungsgespr‰ch<br />
Eine Beurteilung ist eine Wahrnehmung eines Sachverhaltes oder einer Person. Sie ist eng<br />
mit dem Urteil im nicht-rechtlichen Sinne verwandt.<br />
Im Personalwesen stellt es ein weniger m¸ndlich als schriftlich gefertigtes Zeugnis, das eine<br />
hˆher geordnete Stelle einem untergeordneten Individuum als Zeichen seiner Referenzen<br />
gibt. Die Beurteilung untersucht die St‰rken und Schw‰chen der Arbeitskraft oder eines<br />
Bewerbers um eine Stelle.<br />
Dies kann im Arbeitsverh‰ltnis, im berufsvorbereitenden Praktikum, im medizinischen<br />
Praktikum oder im Studium allgemein stattfinden. Als Ausgang der Bewertung dient keine<br />
einzelne Arbeit, ein Werkst¸ck oder Klausur sondern die Gesamtheit der bis zu diesem<br />
Zeitpunkt geleisteten Arbeit.<br />
F¸r Beamte und Soldaten werden sogenannte dienstliche Beurteilungen vorgenommen.<br />
Unter Personalbeurteilung versteht man alle Maflnahmen, mit deren Hilfe<br />
Persˆnlichkeitselemente, Arbeitsleistung sowie F¸hrungs- und Sozialverhalten sowohl von<br />
Mitarbeitern als auch von Vorgesetzten gemessen werden kˆnnen.<br />
Beurteilungen sind oft subjektiv, da sie in der Regel nur von einer Person oder von einem<br />
sehr begrenzten Personenkreis angefertigt werden.<br />
Das Beurteilungsgespr‰ch ist sehr h‰ufig nur die ‹bermittlung der Beurteilung, es<br />
sollte aber auch zum Kritikgespr‰ch (positiv wie negativ) ausgeweitet werden.<br />
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V. Konfliktmanagement<br />
Konflikte in Organisationen sind etwas Allt‰gliches, ganz Normales, ja Notwendiges und ... sie<br />
kosten viel Geld. Der Berufsgenossenschaftliche Arbeitsmedizinische Dienst (BAD) in Bonn<br />
sch‰tzt den volkswirtschaftlichen Schaden, der durch Konflikte mit Kollegen entsteht, auf 90<br />
Milliarden Mark j‰hrlich! 1 Und dabei ist die finanzielle Seite nur eine Facette des Ganzen.<br />
Sich mit dem Thema Konflikt und Konfliktbearbeitung zu besch‰ftigen, macht also durchaus<br />
Sinn ñ wir tun es mit dieser Notiz.<br />
Das Wort Konflikt stammt vom lateinischen confligere ñ zusammenstoflen, streiten, k‰mpfen.<br />
Konflikte haben die Menschheit seit alters her begleitet. Sie kˆnnen auftreten zwischen<br />
Personen, Gruppen, Organisationen, Gesellschaften und Staaten, und sie haben<br />
unterschiedliche Auswirkungen.<br />
Da an Interessengegens‰tzen immer mindestens zwei Parteien beteiligt sind, nennt man dies<br />
einen Ñsozialen Konfliktî.<br />
Nun ist ein Konflikt aber nicht unbedingt etwas Schlechtes. In China setzt sich der Begriff<br />
Konflikt beispielsweise aus dem Zeichen f¸r Ñmˆgliche positive Ver‰nderungì und dem<br />
Zeichen f¸r Ñmˆgliche Gefahrì zusammen. Dementsprechend kˆnnen Ph‰nomene sowohl als<br />
fortschrittshemmende Stˆrungen als auch als unabdingbarer ÑMotorì und Stimulus sozialen<br />
Wandels angesehen werden.<br />
Das Entscheidende scheint nicht zu sein, dass Interessengegens‰tze auftreten, sondern<br />
vielmehr die Art der Deutung und des Umgangs damit.<br />
Um Konflikt zu ¸berwinden f¸hrt man h‰ufig Konfliktgespr‰che<br />
1 Konfliktgespr‰ch (Moderation und Mediation)<br />
Mediation setzt auf die Vermittlung durch eine dritte, Ñnicht verstrickteì Partei ñ<br />
den Moderator bzw. Mediator. Dieser hat im Gegensatz etwa zu einem Richter nicht<br />
die Aufgabe zu entscheiden wer recht hat bzw. kriegen soll, sondern zu vermitteln.<br />
Er hilft den Betroffenen selbst einen Weg aus der Krise zu finden.<br />
Das Konfliktgespr‰ch bedarf also i. d. R. eines neutralen Vorsitzenden. Diesen<br />
nennt man in der Praxis Moderator oder auch Mediator; man spricht deshalb<br />
von Moderation und Mediation.<br />
Dabei werden beide Begriffe h‰ufig synonym verwandt, obwohl es sich doch<br />
um einen kleinen Unterschied handeln kann.<br />
Beide Begriffe beinhalten zwingend den Begriff der Neutralit‰t (das ist der<br />
Unterschied zum Kommentar, der eine eigene Meinung kundtut oder des<br />
Sprechers, der die Meinung eines Anderen wiedergibt) und der<br />
Gespr‰chsf¸hrung. Beim Mediator ist aber die Aufgabe des Vermittlers noch<br />
st‰rker ausgepr‰gt.<br />
Im betrieblichen Alltag wir auch zunehmend der Begriff "Business-Mediation"<br />
verwendet.<br />
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Einsatzmˆglichkeiten im Unternehmen:<br />
Business-Mediation ist ein Moderationsverfahren, mit dessen Hilfe offene und Ñschwelendeì<br />
Konflikte auf konstruktive Art und Weise bearbeitet werden kˆnnen. Man spricht in diesem<br />
Zusammenhang deshalb auch von ÑKonflikt-Moderationì. Immer wenn ÑReibungsverlusteì<br />
sp¸rbar werden, wenn bei Meinungsverschiedenheiten und Interessenkonflikten Fronten<br />
entstanden sind, wenn F¸hrungs- und Zusammenarbeitsprobleme besprochen werden sollen,<br />
kann Business-Mediation zur Themenbearbeitung und Problemlˆsung eingesetzt werden.<br />
Was kann Mediation nicht leisten:<br />
Eine ÑOrganisationsfamilieì, wie die Belegschaft einer Abteilung oder die Mitglieder eines Projekt-<br />
Teams, ist ein soziales System und ... ein soziales System kann man prinzipiell nicht, wie etwa ein<br />
defektes Fahrrad, reparieren.<br />
W‰hrend das bereits erw‰hnte Fahrrad den immer gleichen physikalischen Gesetzen gehorcht,<br />
Ñfunktionierenì soziale Systeme nach individuellen und sozialen Regeln, sind durch persˆnliche Vorurteile,<br />
Vorlieben und Abneigungen, ƒngste und Hoffnungen ... sowie das Zusammenwirken mit der<br />
ÑSystemumweltì gepr‰gt. Jedes System ist zu jeder Zeit einmalig.<br />
Deshalb kann Business-Mediation / Konflikt-Moderation ein Team nicht von auflen<br />
Ñreparierenì.<br />
Der Mediator/Moderator kann nur, mit aller gebotenen Professionalit‰t ÑHilfe zur Selbsthilfeì<br />
geben.<br />
Voraussetzungen:<br />
Business-Mediation kann nur dann eingesetzt werden, wenn die Rahmenbedingungen daf¸r<br />
auch geeignet sind; es m¸ssen also einige Mindestvoraussetzungen erf¸llt sein. Diese sind:<br />
�� Der Konflikt ist erkennbar. Man kann sagen, wer mit wem ÑSchwierigkeitenì hat.<br />
�� Die Beteiligten sind bereit das Thema anzugehen. Sie haben die Bereitschaft<br />
signalisiert, das Thema Ñauf die Hˆrner zu nehmenì.<br />
�� Die Beteiligten haben Einfluss auf die Problemlˆsung. Eine Problemlˆsung wird nicht<br />
Ñvon auflenì oder Ñvon obenì abgelehnt.<br />
�� Es steht ein externer Mediator zur Verf¸gung, der von allen respektiert und akzeptiert<br />
wird.<br />
Erkennbarkeit von Konflikten:<br />
Konflikte lassen sich grob in Ñkalteì und Ñheifleì Konflikte einteilen - man kˆnnte es mit einem<br />
Vulkan vergleichen. Solange er Ñschlummertì, ist er kalt - wenn er aber ÑFeuer speitì, ist er<br />
heifl. In beiden F‰llen handelt es sich um einen Vulkan.<br />
Der Vulkanausbruch ist leicht zu erkennen; dass ein Ñschlummernder Bergì ein aktiver Vulkan<br />
ist, ist nicht so leicht zu erkennen.<br />
ƒhnlich verh‰lt es sich mit Konflikten. Ein Ñheiflerì Konflikt ist am l‰rmenden ÑAusbruchì leicht<br />
zu erkennen. Die Beteiligten feinden sich offen an, sie beschimpfen einander oder pr¸geln<br />
sich sogar.<br />
Ein Ñkalterì Konflikt ist schwieriger zu erkennen. Warnsignale kˆnnen etwa sein:<br />
�� Die Parteien gehen betont hˆflich aber erkennbar distanziert miteinander um.<br />
�� Nur die formal notwendigsten Informationen werden weitergegeben - eher schriftlich; zur<br />
Absicherung.<br />
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�� Die Parteien versuchen ihre Position ¸ber Dritte zu st‰rken - meist Ñunter Ausschluss der<br />
÷ffentlichkeitì.<br />
�� Argumente werden - etwa in Meetings - Ñunmissverst‰ndlichì vorgetragen.<br />
�� Die Parteien unterbrechen sich laufend - es f‰llt ihnen schwer einander zuzuhˆren.<br />
�� Die Energie ist prim‰r auf den Konflikt gerichtet. Es ist wichtig, Ñrechterì zu haben als Ñdie<br />
anderenì.<br />
Ablauf der Moderation:<br />
Der Wunsch nach einem eindeutigen ÑRegelwerk zum Umgang miteinanderì wird laut.<br />
Sind derartige ÑWarnsignaleì erkennbar, so r¸sten die Konfliktparteien (¸ber kurz oder lang) zum<br />
offenen Schlagabtausch; der ÑVulkanausbruchì ist nicht mehr weit. Konflikt-Moderation ist<br />
angesagt.<br />
Die Grundhaltung<br />
Ein Konflikt kann immer nur von den Beteiligten selbst beendet werden. Nur sie kˆnnen<br />
Ñdas Kriegsbeil begrabenì.<br />
Der Mediator/Moderator kann nur ÑKatalysatorì oder ÑGeburtshelferì sein. Er kann<br />
Wahrnehmungen schildern und methodische Angebote machen, mehr nicht.<br />
Diese Grundhaltung muss allen Beteiligten bekannt sein.<br />
Rahmenbedingungen:<br />
Mediation kann nur gelingen, wenn alle Betroffenen in den Arbeitsprozess einbezogen werden<br />
und wenn die Bereitschaft da ist, sich auf die Arbeit miteinander und mit dem Mediator<br />
einzulassen und aktiv mitzuarbeiten. Man kˆnnte dies als ÑGanzheitsprinzipì bezeichnen<br />
Prinzip der Prozessbereitschaft:<br />
Ein weiteres Prinzip ist das ÑPrinzip der Prozessbereitschaftì. Dies bedeutet, dass die Betroffenen<br />
bereit sein m¸ssen, den Weg der Problembearbeitung miteinander zu gehen. Sie m¸ssen dies in<br />
dem Bewusstsein tun, dass Konfliktlˆsung in aller Regel kein Ereignis ist, sondern ein Prozess.<br />
Dar¸ber hinaus gilt das ÑPrinzip der Neutralit‰tì. Der Moderator / Mediator darf nicht Partei sein<br />
und er muss sich des Vertrauens aller Beteiligten versichern. Dies gilt in besonderem Mafle f¸r<br />
Mediatoren, die nicht als Auflenstehende, also Ñneutrale Dritteì, zu Hilfe gerufen wurden,<br />
sondern die in einer Arbeitsbeziehung zu den Konfliktpartnern stehen, sei es als Vorgesetzter,<br />
Projektleiter oder Kollege.<br />
Vorgehen<br />
A) Vorbereitung:<br />
Die Konfliktbearbeitung beginnt mit einem mˆglichst intensiven Kennenlernen der Situation und<br />
der Beteiligten. Dazu kˆnnen Beobachtung, Befragung und Dokumentenanalyse genutzt werden.<br />
Erst aus der Kenntnis der Umst‰nde heraus kann der Moderator/Mediator dann ein geeignetes<br />
Vorgehen entwerfen.<br />
B) Das Meeting:<br />
Mediation im Business-Bereich hat in aller Regel mit einer Gruppe von Personen zu tun. Zur<br />
Themenbearbeitung werden daher (auch) moderierte Workshops genutzt, die meist gut<br />
strukturiert werden kˆnnen.<br />
3<br />
C) Konfliktbearbeitung (Mediation):<br />
Nach der Konfliktbearbeitung besteht die Gefahr, dass alte Muster Ñwiederentdecktì werden<br />
Im Einstieg geht es vor allem darum, nochmals die Ausgangssituation und die gemeinsame<br />
Zielsetzung deutlich zu machen. Methodische Hilfe gibt hier z. B. die ÑBlitzlichttechnikì. ( Kurze<br />
Befragung ñ 1 bis 2 S‰tze aller ohne Kommentierung durch Dritte)<br />
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In der darauf folgenden Arbeitsphase werden die persˆnlichen Sichtweisen aller Beteiligten<br />
hinterfragt.<br />
Im Kern geht es dabei um Anerkennung kontr‰rer Sicht- und Erlebensweisen, um die Aufarbeitung<br />
von entstandenen emotionalen ÑKratzernì und ÑWundenì, aber ganz zentral auch um das<br />
Entwickeln einer Zukunftsplanung.<br />
Die letzte Phase, der Abschluss, dient dazu, den gemeinsam gegangenen Weg zu reflektieren<br />
und zu w¸rdigen. Methodische Hilfe kˆnnte hier etwa ein ÑAbschluss-Blitzlichtì (s. o.) geben.<br />
C) Die Nachbereitung<br />
Nach einer Business-Mediation / Konflikt-Moderation besteht die Gefahr, dass alte Muster<br />
Ñwiederentdecktì werden, dass man doch (teilweise) Ñin das alte Fahrwasserì ger‰t.<br />
Es ist deshalb erforderlich, Controlling-Aktivit‰ten einzuplanen und die Konfliktpartner f¸r<br />
(mindestens) ein Review wiederzusehen.<br />
Es geht dann darum, mit den Beteiligten daran zu arbeiten, welche der Beschl¸sse aus dem<br />
ersten Treffen ñ wie beabsichtigt ñ Ñgefruchtetì haben und was sich erneut Ñeingeschlichenì<br />
hat, was sich zwischenzeitlich erledigt hat und was eventuell neu aufgetaucht ist. Daraus ergibt<br />
sich auch, ob eventuell ein weiteres Review-Treffen erforderlich/sinnvoll ist.<br />
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VI. Ideenfindung / Kreativit‰tstechniken<br />
1. Definition und Erl‰uterung<br />
Ideenfindung und Kreativit‰tstechnik sind Methoden zur Fˆrderung von<br />
Kreativit‰t und gezieltem Erzeugen neuer Ideen, um Visionen zu entwickeln<br />
oder Probleme zu lˆsen.<br />
Durch Kreativit‰tstechniken sollen vˆllig neue, noch nicht realisierte<br />
Lˆsungen gefunden werden.<br />
Umgangssprachlich wird zwar die Bezeichnung ÑIdeenfindungì benutzt, der<br />
Schwerpunkt liegt aber eher auf dem Generieren von neuen Ideen, als im<br />
Suchen/Finden von (schon vorhandenen) Ideen (Ideengenerierung). Im<br />
Gegensatz zum eher zuf‰lligen ÑGeistesblitzì versteht man unter Ideenfindung das<br />
gezielte Erzeugen von Ideen zu einem definierten Zeitpunkt.<br />
F¸r die Ideenfindung wurden zahlreiche Methoden entwickelt. Diese Methoden<br />
sind keine Algorithmen, die zu einem Ñrichtigenì Ergebnis f¸hren (wie z. B. 3.<br />
Wurzel aus 9). Die bekannteste ist das Brainstorming, das in den 50er Jahren in<br />
den USA von Alex Osborn entwickelt wurde und seither als Inbegriff der<br />
Ideenfindung verstanden wird.<br />
Ideenfindungs-Methoden eignen sich nur f¸r Probleme, bei denen der<br />
Lˆsungsweg noch unbekannt ist (sogenannte Ñschlechtstrukturierteì Probleme),<br />
nicht f¸r Probleme, f¸r die es einen bekannten Lˆsungsweg gibt (sogenannte<br />
Ñwohlstrukturierteì Probleme).<br />
Qualit‰t und Quantit‰t der Ideen sind abh‰ngig von der Aufgabe, der<br />
angewandten Methode, den Teilnehmern und insbesondere von deren innerer<br />
Einstellung. Die Ergebnisse sind vorher nicht bekannt. Die Qualit‰t wird<br />
gesteigert, wenn die Teilnehmer kreative Denkstrategien anwenden.<br />
Die meisten Methoden sind als Gruppen-Methoden bekannt, kˆnnen aber in der<br />
Regel auch von Einzelpersonen angewandt werden. Zur Ideenfindung in diesem<br />
Sinne werden in der Regel Gruppen von 7 ñ 14 Teilnehmern gebildet, die eine<br />
solche Methode anwenden. Je nach Methode dauert eine solche Ideen-Findungs-<br />
Sitzung zwischen 30 und 60 Minuten. Die Gruppe hat den Vorteil, dass nicht nur<br />
eine grofle Zahl, sondern auch eine hˆhere Diversit‰t von Lˆsungsideen zu<br />
erreichen ist. Die Gruppen-Zusammensetzung sollte daher mˆglichst heterogen<br />
sein. Damit die Gruppe effektiv arbeiten kann, ist f¸r die Ideenfindung meist ein<br />
Moderator erforderlich, der die Methode kennt und die Teilnehmer entsprechend<br />
anleitet.<br />
Die Methoden liefern in der Regel erste Grundideen, die dann zu Ideenkonzepten<br />
weiterentwickelt und konkretisiert werden m¸ssen und danach zur Realisierung<br />
ausgew‰hlt werden (Bewertungs-Verfahren und Auswahlstrategien<br />
Nachstehend einige Methoden der Ideenfindung:<br />
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2. Modelle<br />
2.1 Brainstorming<br />
Brainstorming ist bekannteste Methode zur Ideenfindung, die die Erzeugung von<br />
neuen, ungewˆhnlichen Ideen in einer Gruppe von Menschen fˆrdern soll.<br />
(wˆrtlich: Das Gehirn verwenden zum Sturm auf ein Problem).<br />
Technik und Einsatzgebiet<br />
Der Name ÑBrainstormingì hat sich schnell verbreitet, wird heute aber auch f‰lschlich f¸r<br />
andere Techniken verwendet.<br />
Anwendung findet dieses Verfahren bevorzugt im gesamten Bereich der Werbung, es<br />
wird aber mit mehr oder weniger Erfolg bei s‰mtlichen Problemen eingesetzt, die neue<br />
Lˆsungen erfordern, zum Beispiel bei der Produktentwicklung oder beim Konstruieren<br />
neuer technischer Ger‰te. Die Ergebnisse eines Brainstormings kˆnnen in weiteren<br />
Arbeitsschritten verwendet werden, es kann aber auch das (ergebnislose) Brainstorming<br />
allein als kreative Lockerungs¸bung eingesetzt werden.<br />
Vorbereitung<br />
Es wird eine Gruppe aus 5 ñ 15 Personen zusammengestellt. Je nach Problemstellung<br />
kann sie aus Experten/Mitarbeitern, Laien oder Experten andersartiger Fachgebiete<br />
bestehen. Den Gruppenmitgliedern wird im Vorfeld das Problem und der erwartete<br />
Verlauf des Brainstormings mitgeteilt. Die Gruppenleitung bereitet Anschauungsmaterial<br />
vor und f¸hrt die Gruppe in das Problem ein. Es wird ein Protokollant ernannt.<br />
Phase 1: Ideen finden<br />
Beim Brainstorming wird im ersten Schritt in einer moderierten Gruppensitzung nach<br />
neuen Ideen zu einem bestimmten Thema gesucht. Am Anfang wird das Problem<br />
dargestellt, analysiert und pr‰zisiert. Anschlieflend kˆnnen bekannte Lˆsungen/Ideen<br />
diskutiert werden. Dann nennen die Teilnehmenden einer Gruppe spontan Ideen zur<br />
Lˆsungsfindung, wobei sie sich im optimalen Fall gegenseitig inspirieren und<br />
untereinander Gesichtspunkte in neue Lˆsungsans‰tze und Ideen einflieflen lassen. Die<br />
Ideen werden protokolliert.<br />
Alle Teilnehmenden sollen ohne jede Einschr‰nkung Ideen produzieren und mit<br />
anderen Ideen kombinieren. Als Grundregeln gelten f¸r diese Phase:<br />
�� Keine Kritik an anderen Beitr‰gen, Ideen, Lˆsungsvorschl‰gen (kreative<br />
Ans‰tze kˆnnen sich auch aus zun‰chst vˆllig unsinnigen Vorschl‰gen<br />
entwickeln).<br />
�� Keine Wertung der Ideen.<br />
�� Jeder soll seine Gedanken frei ‰uflern kˆnnen.<br />
�� Keine Totschlagargumente.<br />
�� Je k¸hner und phantasievoller, desto besser. Dadurch wird das<br />
Lˆsungsfeld vergrˆflert.<br />
Die Gruppe soll in eine mˆglichst produktive und erfindungsreiche Stimmung<br />
versetzt werden.<br />
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Phase 2: Ergebnisse sortieren und bewerten<br />
Nach einer Pause werden nun s‰mtliche Ideen (von der Gruppenleitung) vorgelesen und<br />
von den Teilnehmenden bewertet und sortiert. Hierbei geht es zun‰chst nur um blofle<br />
thematische Zugehˆrigkeit und das Aussortieren von problemfernen Ideen. Die<br />
Bewertung kann in derselben Diskussion durch dieselben Teilnehmenden erfolgen, oder<br />
die Auswertung der Ergebnisse durch Fachleute erfolgt getrennt.<br />
Schw‰chen ñ Varianten ñ Kritik<br />
Untersuchungen behaupten, dass schon die ƒuflerung einer Idee die Ideenfindung der<br />
anderen Teilnehmenden beeinflusst. Daher ist es sinnvoll, alle Teilnehmenden vor dem<br />
eigentlichen Brainstorming ihre Ideen aufschreiben zu lassen, um danach zun‰chst<br />
g‰nzlich unbeeinflusst davon berichten zu kˆnnen.<br />
Laut einem Bericht in "Bild der Wissenschaft" 1/2005 n¸tzt die Methode jedoch<br />
nachweislich nichts: 50 Studien zeigten ein vernichtendes Ergebnis, die Kandidaten<br />
konnten es in Gruppen nicht besser, weil sie sich gegenseitig blockierten. Meist mussten<br />
sie warten, bis ein anderer ausgeredet hatte, was ihre Kreativit‰t hemmte. Einzelk‰mpfer<br />
hingegen hatten nicht nur mehr, sondern auch bessere Eingebungen als die Gruppe.<br />
Kreativit‰t hinge somit eher vom Bewusstseinsstand der Einzelnen ab.<br />
Um weniger ausdrucksstarke, aber gleichwertig qualifizierte Mitarbeiter einzubeziehen,<br />
kann auf Brainwriting (siehe nachstehender Artikel) ausgewichen werden. Auch hier gilt,<br />
dass jede Variation in Umgebung und Art der Durchf¸hrung neue Impulse liefert. Als<br />
hilfreich erweist sich bei Brainstormings auch, sogenannte "Outsider" in das<br />
Brainstorming einzubeziehen. Mitglieder innerhalb einer Organisation blockieren zumeist<br />
bei der Ideenfindung, weil sie zu sehr in bestimmten Strukturen denken und darin<br />
gefangen sind. Leute von auflerhalb kˆnnen die Denkprozesse beschleunigen und positiv<br />
beeinflussen.<br />
Andererseits sind wiederum ge¸bt kreative Menschen in der Lage, sich innerhalb einer<br />
Brainstorming-Sitzung gegenseitig anzuregen und zu befl¸geln. Die Brauchbarkeit der<br />
Ideen h‰ngt wesentlich von der Vertrautheit der Teilnehmenden mit dem Problemgebiet<br />
ab, vielf‰ltige Interessen und breite Allgemeinbildung sind ebenfalls vorteilhaft.<br />
Oft werden Brainstorming und verwandte Methoden nur deshalb angewendet, um<br />
mˆglichst viele Personen an der Problemlˆsung zu beteiligen, also aus (betriebs-<br />
)politischen Gr¸nden. In solchen F‰llen spielt die Effektivit‰t keine grofle Rolle. Wird<br />
Brainstorming streng ergebnisorientiert eingesetzt und auch nur von f¸r diese Methode<br />
geeigneten Personen ausge¸bt, kann es sehr schnell zu guten Teilergebnissen f¸hren,<br />
die wiederum weitere Arbeitsschritte befruchten.<br />
Grundregeln:<br />
Vier grunds‰tzliche Regeln gelten beim Brainstorming:<br />
1. Kombinieren und Aufgreifen von bereits ge‰uflerten Ideen<br />
2. Kommentare, Korrekturen, Kritik sind verboten.<br />
3. Viele Ideen in k¸rzester Zeit (Zeitrahmen ca. 5-30 min)<br />
4. Freies Assoziieren und Phantasieren ist erlaubt.<br />
Vorteile<br />
�� Ermˆglicht Finden von innovativen Ideen und ausgefallenen<br />
Problemlˆsungen<br />
�� Einsatz, wenn normale Techniken keine weiteren Lˆsungsans‰tze bieten<br />
(Sackgasse)<br />
�� Einfach zu handhaben<br />
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�� Geringe Kosten<br />
�� Ausnutzung von Synergieeffekten infolge der Gruppenbildung<br />
Nachteile<br />
�� Sehr abh‰ngig von Teilnehmern<br />
�� Oftmals viele Lˆsungsans‰tze unbrauchbar (>90 %)<br />
�� Gefahr der Abschweifung<br />
�� Aufw‰ndige Selektion geeigneter Ideen<br />
�� Gefahr von gruppendynamischen Konflikten<br />
Anwendung<br />
�� F¸r Problemarten einfacher Komplexit‰t<br />
�� Gut geeignet f¸r Problemlˆsungen auf rein sprachlicher Ebene (Namens-<br />
und Slogan-Findung)<br />
�� Geeignet f¸r Zielformulierung und Aussagen mit Symbolcharakter<br />
�� Brauchbar als Einstieg in ein Thema, um das Feld der Lˆsungsans‰tze<br />
abzustecken<br />
2.2 Brainwriting<br />
Brainwriting ist eine Kreativit‰tstechnik, die vorwiegend in Gruppen angewandt<br />
wird und dem Brainstorming ‰hnelt. Das Besondere des Brainwriting gegen¸ber<br />
dem Brainstorming ist, dass jeder Teilnehmer in Ruhe Ideen sammeln und<br />
schriftlich festhalten kann. Brainwriting wird ¸berall dort eingesetzt, wo es um<br />
Ideenentwicklung in Gruppen geht (Werbung, Journalistik, Kreatives Schreiben).<br />
Generell gilt hier: Qualit‰t vor Quantit‰t der Ideen.<br />
Regeln<br />
Beim Brainwriting wird wie beim Brainstorming darauf geachtet, dass alle Faktoren, die<br />
die Produktion neuer Ideen hemmen, minimiert sind und im Gegenteil alle den<br />
Kombinationsprozess fˆrdernden Faktoren garantiert sind. Teilnehmer sollen ohne<br />
jede Einschr‰nkung Ideen produzieren und/oder mit anderen Ideen kombinieren. Im<br />
Idealfall inspirieren sich die Teilnehmer w‰hrend des Schreibprozesses oder der<br />
Diskussion gegenseitig mit ihren Ideen, die sie dann weiterentwickeln kˆnnen.<br />
Man unterteilt das Brainwriting in zwei Phasen:<br />
1. Die erste Phase dient dem Entwickeln von Ideen und der Schaffung von<br />
Assoziationen. In dieser Phase ist eine Bewertung fremder wie eigener Ideen<br />
verboten, weil dies zu einer inneren Zensur bei den Teilnehmern f¸hren und das<br />
Finden neuer Ideen erschweren w¸rde.<br />
2. In der zweiten Phase werden die Ergebnisse dann einer ausf¸hrlichen Kritik<br />
unterzogen und die besten Ideen herausgezogen.<br />
Vorteile<br />
�� Ideen kˆnnen nicht versehentlich in der Diskussion untergehen, da sie schriftlich<br />
fixiert sind.<br />
�� Es ist nicht notwendig, ein Protokoll zu f¸hren.<br />
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�� Die Anonymit‰t der Teilnehmer kann meist gewahrt werden. Die Teilnehmer sind<br />
somit nicht persˆnlich angreifbar.<br />
�� Es herrscht Gleichberechtigung in der Gruppe. Introvertierte Teilnehmer haben<br />
dieselbe Chance, ihre Ideen anzubringen wie extrovertierte. Auch hat die Stellung<br />
der Teilnehmer keinen Einfluss auf die Besprechung der Ideen, sofern Anonymit‰t<br />
vorherrscht. In der Diskussion werden die Ideen beispielsweise des<br />
Abteilungsleiters dann nicht aus Ehrfurcht von der Kritik ausgespart.<br />
Nachteile<br />
�� Die Spontanit‰t der Ideen geht verloren. Die Teilnehmer ¸berdenken ihre Idee zu<br />
lange und m¸ssen sich eine konkrete Formulierung ¸berlegen.<br />
�� Es kˆnnen Mehrfachnennungen einer Idee vorkommen, bedingt durch den<br />
gleichzeitigen und alleinigen Ideenfindungsprozess am Anfang.<br />
2.2.1 Methode 635<br />
Methode 6-3-5 ist unter den Kreativit‰tstechniken eine Brainwriting-Technik,<br />
was ein Problemlˆsungsverfahren zur Erzeugung von neuen, ungewˆhnlichen<br />
Ideen in einer Gruppe von Menschen fˆrdert.<br />
Bei Anwendung der Methode 635 erh‰lt jeder Teilnehmer ein gleich grofles Blatt<br />
Papier. Dieses wird mit 3 Spalten (vertikal) und 6 Reihen (horizontal) zu 18 K‰stchen<br />
aufgeteilt. Nun wird jeder der 6 Teilnehmer aufgefordert, im ersten K‰stchen jeder Spalte<br />
eine Idee (insgesamt 3) zu verfassen. Jedes Blatt wird nach angemessener Zeit ñ je nach<br />
Schwierigkeitsgrad der Problemstellung etwa 3 bis 5 Minuten ñ von allen gleichzeitig im<br />
Uhrzeigersinn weitergereicht. Der N‰chste soll nun versuchen, die bereits genannten<br />
Ideen aufzugreifen, zu erg‰nzen und weiterzuentwickeln.<br />
Die Bezeichnung der Methode ergab sich aus den optimal sechs Gruppenmitgliedern, die<br />
je drei erste Ideen produzieren und dann f¸nfmal jeweils drei erste bzw. daraus<br />
abgeleitete Ideen weiterentwickeln (6 Teilnehmer, je 3 Ideen, 5 mal Weiterreichen). Oft<br />
wird die "5" im Titel der Methode mit den maximal 5 Minuten der Bearbeitung assoziiert,<br />
was so aber im urspr¸nglichen Artikel des Autors nicht nachzulesen ist.<br />
Mit dieser Methode entstehen innerhalb von 30 Minuten maximal 108 Ideen: 6 Teilnehmer<br />
x 3 Ideen x 6 Reihen.<br />
Auflerdem gelten die Regeln des Brainwriting.<br />
Vorteile:<br />
�� Ein direktes Feedback<br />
�� Viele Ideen in relativ kurzer Zeit<br />
�� Ideen werden nicht zerredet<br />
Nachteile:<br />
�� Schwierige Handhabung<br />
�� Der starre Ablaufmechanismus kann die Kreativit‰t stˆren<br />
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Anwendung:<br />
�� F¸r Problemarten geringer bis mittlerer Komplexit‰t<br />
�� Als Folgeaktion auf das Brainstorming zur systematischen Vertiefung der<br />
Grundideen<br />
2.2.2 Brainwriting Pool<br />
Der Brainwriting Pool ist als Kreativit‰tstechnik ebenfalls den Brainwriting-<br />
Techniken zuzuordnen.<br />
Brainwriting ist besonders geeignet, Probleme zu erkunden und durchleuchten und dazu,<br />
Ideen zu generieren. Wie bei anderen Brainwriting-Techniken, beispielsweise Brainwriting<br />
635, Kartentechnik u.a. werden in einer Gruppensitzung Ideen schriftlich fixiert und dann<br />
unter den Teilnehmern ausgetauscht, um diese Ideen gegebenenfalls zu verbessern. Wie<br />
bei anderen Brainwriting-Techniken auch, erfolgt der Ideen-Austausch nach<br />
vorgegebenen Regeln. Die unterschiedlichen Brainwriting-Techniken unterscheiden sich<br />
in der Praxis nur durch den entsprechenden Satz von Regeln. Daher sind Adaptionen an<br />
individuelle Vorlieben h‰ufig.<br />
Auch wenn die Beschreibung sehr trocken klingt, so sind entsprechende Sitzungen in der<br />
Praxis durchaus rege. Auch hat sich gezeigt, dass die schriftliche Fixierung von Ideen die<br />
Verbesserung durch andere Teilnehmer fˆrdert, w‰hrend dies beim m¸ndlichen<br />
Brainstorming h‰ufig unterbleibt.<br />
Vorgehensweise A:<br />
Eine mˆgliche, bew‰hrte Vorgehensweise f¸r die Brainwriting-Pool-Technik ist:<br />
1. Alle Teilnehmer (optimal sind Teams von 5 bis maximal 8 Personen [2] ) sitzen um<br />
einen Tisch.<br />
2. In der Mitte des Tisches wird ein Stapel leere Karteikarten (DIN A6 ist gut<br />
geeignet) positioniert.<br />
3. Jeder Teilnehmer nimmt sich eine Karte und notiert eine Idee.<br />
4. Dann reicht man die Karte seinem rechten Nachbarn, nimmt sich eine weitere<br />
Karte, notiert eine weitere Idee und reicht die Karte ebenfalls nach rechts weiter.<br />
Dies f¸hrt man f¸r jede Idee aus.<br />
5. Vom Nachbarn erhaltene Karten werden kurz gelesen, gegebenenfalls erg‰nzt<br />
und wie eigene Karten weitergereicht. Alternativ, wenn man gerade mit der<br />
Formulierung einer Idee besch‰ftigt ist, kann die Karte auch ungesehen<br />
durchgereicht werden.<br />
6. Erh‰lt man eine seiner eigenen Karten zur¸ck und mˆchte man diese nicht weiter<br />
erg‰nzen, so wandert sie auf einen Stapel/Haufen (Pool) in der Mitte des Tisches.<br />
7. Teilnehmern, denen gerade keine eigene neue Idee einf‰llt, kˆnnen sich von<br />
diesem Stapel willk¸rlich ein Karte nehmen, diese eventuell erg‰nzen, und die<br />
Karte wieder in Umlauf bringen.<br />
8. Nach einer gewissen Zeit, wenn allen Teilnehmern die Ideen ausgegangen sind<br />
und die Karten aus dem Stapel schon mehrfach die Runde gemacht haben, ohne<br />
dass Erg‰nzungen erfolgten, ist das Brainwriting beendet.<br />
Vorgehensweise B:<br />
� B¸romanagement <strong>II</strong> f¸r "<strong>Fachkauffrauen</strong> f¸r B¸romanagement" (Stand 05/11) 66
Eine andere mˆgliche Vorgehensweise f¸r die Brainwriting-Pool-Technik ist:<br />
1. Jeder Teilnehmer legt zwei Bl‰tter an, auf die er die gemeinsame Fragestellung<br />
notiert.<br />
2. Dann notiert er auf beiden Bl‰ttern (unterschiedliche) Ideen.<br />
3. Wenn ihm keine mehr einfallen, legt er beide Bl‰tter in die Mitte und nimmt sich<br />
eines von den anderen Teilnehmern.<br />
4. Er l‰sst sich durch die Ideen, die er auf dem Blatt liest, anregen und erg‰nzt sie<br />
um weitere.<br />
5. u. s. w.<br />
2.3 Metaplan<br />
Metaplan und Metaplan-Methode sind Markennamen der Firma Metaplan f¸r die<br />
Pinnwand-Moderation.<br />
� B¸romanagement <strong>II</strong> f¸r "<strong>Fachkauffrauen</strong> f¸r B¸romanagement" (Stand 05/11) 67
Die Beitr‰ge der Gruppenteilnehmer werden auf farbige Karten geschrieben und<br />
an mit Packpapier bespannten Pinnw‰nden sichtbar gemacht ("visualisiert").<br />
Dabei wird der gesamte Arbeitsprozess gemeinsam entwickelt, gestaltet und<br />
abgebildet.<br />
Diese Methode zur Moderation von Gruppen ermˆglicht eine besonders kreative und<br />
produktive Mitarbeit aller Teilnehmer, auch bei komplexen oder kontroversen Themen.<br />
Zusammenh‰nge kˆnnen anschaulich dargestellt und jederzeit ver‰ndert werden. Sie<br />
eignet sich f¸r Besprechungen, Projektarbeit, Fortbildung, Tagungen, und vieles mehr.<br />
� B¸romanagement <strong>II</strong> f¸r "<strong>Fachkauffrauen</strong> f¸r B¸romanagement" (Stand 05/11) 68
V<strong>II</strong>. Arbeitstechniken<br />
Zum Begriff der Organisation gehˆren im weiteren Sinne auch das<br />
Selbst- und das Zeitmanagement. Dabei ist Selbstmanagement<br />
untrennbar mit dem Zeitmanagement verbunden.<br />
1. Selbstmanagement<br />
Selbstmanagement umfasst F‰higkeiten, Fertigkeiten und Techniken,<br />
die die Zielfindung, die Planung, das effektive Handeln sowie das<br />
Zeitmanagement einer Person betreffen.<br />
Urspr¸nglich stammt der Begriff aus der Verhaltenstherapie und wurde von<br />
Frederick Kanfer gepr‰gt. Selbstmanagement-Fertigkeiten, wie sie innerhalb der<br />
kognitiven Verhaltenstherapie systematisch angewandt werden, sind z. B.<br />
Selbstbeobachtung, Selbstinstruktionen, Zielkl‰rung und -setzung,<br />
Selbstverst‰rkung, Selbstkontrolle, Selbstmotivation, Flexibilit‰t, Ausdauer und<br />
Frustrationstoleranz.<br />
Der Begriff wurde in die Managementliteratur ¸bernommen als Bezeichnung f¸r das<br />
Management der eigenen Person bzw. des eigenen Handelns.<br />
Selbstmanagement-Strategien kˆnnen in einer Psychotherapie, im Rahmen<br />
eines Coachingprozesses oder eigenst‰ndig mit Hilfe von Selbsthilfe-Manualen<br />
und Ratgeberb¸chern erlernt werden. Voraussetzung daf¸r ist das Erkennen<br />
eigener St‰rken und Schw‰chen sowie die Bereitschaft, an sich zu arbeiten.<br />
Zeit- und Selbstmanagement<br />
Versteht man unter Zeitmanagement im engeren Sinne, die im Berufsleben<br />
anstehenden Termine und Aufgaben mˆglichst optimal planen, koordinieren und<br />
umsetzen zu kˆnnen, geht das Selbstmanagement einen Schritt weiter. Es<br />
integriert auflerdem die persˆnliche Lebensplanung (private Lebensf¸hrung,<br />
berufliche Laufbahnplanung) und deren Realisierung im t‰glichen Leben. Es<br />
ber¸cksichtigt also auch persˆnliche Ziele und Lebensumst‰nde wie<br />
Familie/Kontakte, Sinn/Kultur und Kˆrer/Gesundheit. Hat das Zeitmanagement<br />
das Ziel, Zeit effektiv zu nutzen, so zielt Selbstmanagement darauf ab, sich<br />
selbst - ausgehend von seinen persˆnlichen Zielen und Werten - mˆglichst<br />
optimal zu managen.<br />
ÑDas Selbstmanagement unterscheidet sich vom klassischen<br />
Zeitmanagement dadurch, dass sich der Einzelne nicht nur fragt: Welche<br />
Aufgaben muss ich bei meiner Arbeit erledigen? Sondern auch: Was ist mir<br />
privat wichtig, und welche Aufgaben muss bzw. will ich in meiner Freizeit<br />
erledigen?ì<br />
� B¸romanagement <strong>II</strong> f¸r "<strong>Fachkauffrauen</strong> f¸r B¸romanagement" (Stand 05/11) 69
Damit geht das Selbstmanagement ¸ber das reine Zeitmanagement hinaus, basiert<br />
aber von seiner grunds‰tzlichen Methodik (z.B. Priorit‰tensetzung, Unterscheidung<br />
von Dringlichem und Wichtigem) im Wesentlichen auf dem Managementsystem<br />
ÑManagement by Objectivesì, das von Peter Drucker in den f¸nfziger Jahren des 20.<br />
Jahrhunderts f¸r den Angestelltenbereich entwickelt worden ist.<br />
Selbst konsequent praktiziertes Zeitmanagement f¸hrt nur dann zum Erfolg, wenn<br />
man dazu bereit ist, mittels Selbstmanagementroutinen sich selbst kritisch zu<br />
beobachten und bei sich ebenso konstruktive, wie humane Ver‰nderungen<br />
vorzunehmen. Es sollte nicht das Ziel sein, noch mehr Zeit fremdbestimmt zur<br />
Verf¸gung zu stellen, sondern die Lebensqualit‰t aus eigenem Antrieb und in der<br />
eigenen Verantwortung zu verbessern. Beruflicher und privater Erfolg stellt sich nur<br />
dann ein, wenn man den Kopf frei macht, indem man Geist, Kˆrper und Seele in<br />
einen ausbalancierten, entspannten Zustand bringt.<br />
2. Zeitmanagement<br />
Zeitmanagement ist die Kunst, seine Zeit optimal zu nutzen. Zeitmanagement<br />
besch‰ftigt sich mit den Problemen, die eine hohe Anzahl von Aufgaben, Terminen<br />
etc. mit sich bringen, wenn die zur Verf¸gung stehende Zeit begrenzt ist. Unter<br />
Zeitmanagement versteht man eine Reihe von Strategien und Techniken. Der<br />
Begriff Zeitmanagement ist eigentlich eine irref¸hrende Bezeichnung, da die Zeit<br />
ganz unabh‰ngig davon vergeht, was wir in dieser Zeit tun. Das einzige, was man<br />
managen kann, ist sich selbst. Daher besch‰ftigt sich Zeitmanagement vorwiegend<br />
mit Selbstmanagement. Die Techniken lassen sich grob in die f¸nf Bereiche "Ziele",<br />
"‹bersicht", "Priorit‰ten", "Plan" und "Motivation" einteilen, wobei die meisten<br />
Themen mehreren Bereichen zuzuordnen sind.<br />
Hinweis f¸r die Teilnehmer/-innen: Sie finden im Folgenden einige Methoden zum<br />
Zeitmanagement. Erschrecken Sie bitte nicht ¸ber die Anzahl ñ viele Methoden<br />
sind Ihnen bekannte "Lebensweisheiten", einige "Pseudowissenschaftliche<br />
Abhandlungen" und nur einige zu lernen, z. B. Mindmap, ABC-Analyse (kann f¸r<br />
alles verwendet werden, z. B. auch f¸r Lagerhaltung oder<br />
Kundenbesuchsfrequenz), Pareto-Prinzip, Alpen-Methode und Eisenhower-<br />
Prinzip. Ist aber alles nicht besonders schwer ñ hˆchstens die Namen zu<br />
behalten. Trotzdem ist es besonders wichtig, die Fachausdr¸cke zu lernen.<br />
B¸romanagement <strong>II</strong> f¸r ÑFachkauffrau/-mann f¸r B¸romanagementì Stand 05/11 70
Nachstehend einige Methoden zum Zeitmanagement, die<br />
groflenteils auf dem Prinzip der Priorit‰tenbindung beruhen.<br />
2.1 ABC-Analyse<br />
Mittels der ABC-Analyse werden alle Aufgaben in Kategorien einsortiert:<br />
2.2 Pareto-Prinzip<br />
Es wurde nach Vilfredo Frederico Pareto benannt.<br />
Grundsatz: In 20 % der zur Verf¸gung stehenden Zeit kˆnnen 80 % der Aufgaben<br />
erledigt werden. Die restlichen 20 % der Aufgaben benˆtigen 80 % der zur<br />
Verf¸gung stehenden Zeit. Anhand dieses Grundsatzes sollen Aufgaben ¸berdacht<br />
und priorisiert werden. Anstatt sich mit Aufgaben aufzuhalten, die keinen<br />
B¸romanagement <strong>II</strong> f¸r ÑFachkauffrau/-mann f¸r B¸romanagementì Stand 05/11 71
angemessenen Mehrwert schaffen, sollte der eigene Perfektionismus<br />
(Nebens‰chlichkeiten, "Erbsenz‰hlerei") gez¸gelt werden. Statt also 100 % der<br />
Aufgaben erf¸llen zu wollen, sollte daher eine zielorientierte Ausrichtung auf die<br />
Erf¸llung weiterer "80 %-Aufgaben" erfolgen, welche mit nur 20 % des Zeit- und<br />
Energieaufwandes erreicht werden kˆnnen. Beispiele: 80 % aller<br />
Besprechungsergebnisse werden in 20 % der Besprechungszeit erzielt. 20 % der<br />
Kunden bringen 80 % des Absatzes. 80 % einer Software sind in 20 % der Zeit<br />
geschrieben. Die Feinheiten (Bugfix, etc.) benˆtigen 80 % der Gesamtzeit. Eine<br />
verfeinerte Abstufung ‰hnlich dem Pareto-Prinzips verfolgt die ABC-Analyse.<br />
2.3 Eisenhower-Methode<br />
Dieses Prinzip wurde von US-Pr‰sident und General Dwight D.<br />
Eisenhower praktiziert und gelehrt.<br />
Alle Aufgaben werden anhand der Kriterien wichtig/unwichtig und dringend/nicht<br />
dringend in vier Quadranten verteilt. Alle Aufgaben im Quadrant unwichtig/nicht<br />
dringend werden nicht erledigt. Die Einteilung erfolgt wie folgt:<br />
Die Y-Achse beschreibt die Wichtigkeit einer Aufgabe. Wenn eine Aufgabe<br />
oben angesiedelt ist, so ist sie wichtig. Ist sie unten angesiedelt ist sie<br />
unwichtig.<br />
Die X-Achse beschreibt die Dringlichkeit einer Aufgabe. Ist eine Aufgabe<br />
rechts angesiedelt, so ist die Aufgabe dringend. Ist die Aufgabe links<br />
angesiedelt, so ist sie nicht dringend.<br />
Es ergeben sich vier Kombinationsmˆglichkeiten der Faktoren Wichtigkeit und<br />
Dringlichkeit, deren Aufgaben jeweils eine bestimmte Art und Weise der<br />
Bearbeitung zugeordnet wird:<br />
Wichtigkeit<br />
Dringlichkeit<br />
nicht dringend dringend<br />
wichtig Aufgabe exakt<br />
terminieren und<br />
persˆnlich erledigen<br />
nicht<br />
wichtig<br />
nicht bearbeiten<br />
= Papierkorb<br />
sofort selbst<br />
erledigen<br />
an Mitarbeiter<br />
delegieren<br />
B¸romanagement <strong>II</strong> f¸r ÑFachkauffrau/-mann f¸r B¸romanagementì Stand 05/11 72
Das Eisenhower-Prinzip kann im Dienstleistungsbereich bei knappen Ressourcen<br />
als Fortentwicklung von Triage effektiv eingesetzt werden. Das Eisenhower-Prinzip<br />
wird heutzutage gelegentlich kritisch betrachtet, da ein gutes Zeitmanagement<br />
gerade dringende Aufgaben verhindern soll. Die Priorisierung/Einteilung der<br />
Aufgaben wird demzufolge vorwiegend nach dem Kriterium "Wichtigkeit"<br />
vorgenommen. Grundlage der Kritik ist u. a. die Erkenntnis, dass wichtige<br />
Aufgaben selten dringend und dringende Aufgaben selten wichtig sind. Allerdings<br />
handelt es sich hier um eine Methode eines milit‰rischen Oberbefehlshabers, und<br />
im Krieg kˆnnen Aktivit‰ten des Gegners sehr wohl unvorhersehbare und "‰uflerst<br />
dringende und wichtige" Folgen haben.<br />
2.4 ALPEN-Methode<br />
Diese Methode (nach Lothar Seiwert) verwendet wenige Minuten pro Tag zur<br />
Erstellung eines schriftlichen Tagesplans. Die f¸nf Elemente sind:<br />
A: Aufgaben aufschreiben. Aufgaben, Aktivit‰ten und Termine werden in<br />
einen Tagesplan eingetragen.<br />
L: L‰nge einsch‰tzen. Man sch‰tzt die voraussichtlich benˆtigte Zeit f¸r<br />
jede Aufgabe ein.<br />
P: Pufferzeit. Man sollte maximal 60 % der t‰glichen Arbeitszeit<br />
verplanen. Der Rest bleibt f¸r Unvorhergesehenes reserviert.<br />
E: Entscheidungen. Durch Priorit‰tensetzen, K¸rzen und Delegieren wird<br />
der Umfang der Arbeiten beschr‰nkt.<br />
N: Nachkontrolle. Am Ende des Tages erstellt man eine Statistik ¸ber<br />
geplante und tats‰chlich erledigte Arbeiten. Unerledigtes wird auf den<br />
n‰chsten Tag ¸bertragen.<br />
2.5 Mindmap<br />
Mindmap ist eine Methode, die einen strukturierten, grafischen ‹berblick ¸ber die<br />
Beziehungen zwischen verschiedenen Begriffen aufzeigt.<br />
(siehe Kreativtechniken Seite 70)<br />
B¸romanagement <strong>II</strong> f¸r ÑFachkauffrau/-mann f¸r B¸romanagementì Stand 05/11 73
Hier noch einige Ratschl‰ge und Mˆglichkeiten Zeitfallen zu<br />
entgehen:<br />
B¸romanagement <strong>II</strong> f¸r ÑFachkauffrau/-mann f¸r B¸romanagementì Stand 05/11 74
Hilfe beim Zeitmanagement gibt es vielfach. H‰ufig hat man aber<br />
trotzdem das Gef¸hl "Es ist alles zuviel ñ es st¸rzt alles ¸ber einem<br />
zusammen ñ man schafft nichts". Hier hilft es h‰ufig sich selbst<br />
Ziele ñ und Teilziele ñ zu setzen.<br />
B¸romanagement <strong>II</strong> f¸r ÑFachkauffrau/-mann f¸r B¸romanagementì Stand 05/11 75
Bei allem sollte man aber auch den Biorhythmus des Einzelnen<br />
ber¸cksichtigen. Ob man ein "Tages-" oder "Nacht-Mensch" ist,<br />
weis man h‰ufig aufgrund jahrelanger Erfahrungen.<br />
Zu diesem Kapitel gehˆrt auch der Begriff der "Goldenen Stunde":<br />
Goldene Stunde<br />
Eine Stunde pro Tag, in der s‰mtliche Stˆrungen ausgeschaltet sind. Kein<br />
Telefon, keine E-Mail, B¸rot¸r verschlossen.<br />
B¸romanagement <strong>II</strong> f¸r ÑFachkauffrau/-mann f¸r B¸romanagementì Stand 05/11 76
Nachstehend erhalten Sie noch weitere Methoden (Tipps) um ein besseres<br />
Zeitmanagement einzurichten:<br />
‹bersicht verschaffen<br />
Um seine Ziele zu erreichen, sollte man sich einen ‹berblick ¸ber die zur Verf¸gung<br />
stehenden Mˆglichkeiten, Mittel und Wege verschaffen. Dazu gehˆrt die Analyse des<br />
eigenen Verhaltens, um Zeitverschwendung festzustellen. Des Weiteren die<br />
Techniken:<br />
Pufferzeiten schaffen<br />
Zeitpuffer zwischen 2 Aufgaben legen.<br />
Salami-Taktik<br />
Grofle, un¸bersichtliche Aufgaben werden in Teilbereiche aufgeteilt.<br />
Ziel-Mittel-Analyse<br />
Die Ziel-Mittel-Analyse hilft bei Fragestellungen: Welche Mittel und<br />
F‰higkeiten stehen zur Verf¸gung? Welches sind die Vor- und Nachteile der<br />
verschiedenen mˆglichen Wege?<br />
Delegieren<br />
Aufgaben, die nicht direkt in den eigenen Aufgabenbereich fallen oder von jemand<br />
anderem effizienter erledigt werden kˆnnen, sollten nach Mˆglichkeit von diesem<br />
erledigt werden: man delegiert die Aufgabe. Dadurch werden Zeitdruck und Stress<br />
abgebaut. Delegieren sollte als begleitender Prozess gesehen werden.<br />
B¸ndelung<br />
Gleichartige Arbeiten werden zusammengefasst.<br />
B¸romanagement <strong>II</strong> f¸r ÑFachkauffrau/-mann f¸r B¸romanagementì Stand 05/11 77
4 Entlastungsfragen<br />
Auch die 4 Entlastungsfragen helfen, die eigene Zeit effektiver einzuteilen. Sie<br />
eignen sich vor allem dort, wo sich Routine eingeschlichen hat. Mit Hilfe der 4<br />
Fragen: "Warum gerade ich?", "Warum gerade jetzt?", "Warum so?" und "Warum<br />
¸berhaupt?" kˆnnen Sie sich entlasten. Sie verhindern, dass Sie eine Aufgabe<br />
"automatisch" ausf¸hren.<br />
Wenn Sie an lhre Aufgaben mit der Frage "Warum gerade ich?" herangehen,<br />
erkennen Sie, ob Sie delegieren kˆnnen. Mit der Frage "Warum gerade jetzt?"<br />
entscheiden Sie, welche Aufgaben Sie auf Termin legen sollten.<br />
Durch die Frage "Warum so?" beginnen Sie, lhre Arbeit zu rationalisieren und<br />
"schlanke" Lˆsungen zu suchen und mit der Frage "Warum ¸berhaupt?" erkennen<br />
Sie, welche Teilaufgaben Sie weglassen oder ganz eliminieren kˆnnen.<br />
Wenn Sie in Zukunft mit den Entlastungsfragen arbeiten, werden Sie merken,<br />
dass Ihnen plˆtzlich viel mehr Zeit f¸r die wirklich wesentlichen Dinge zur<br />
Verf¸gung steht!<br />
Zeitdiebe vermeiden<br />
Als Zeitdieb werden im Selbstmanagement, bzw. Zeitmanagement, vermeidbare<br />
Stˆrungen bezeichnet, die von der geplanten Erledigung von Aufgaben ablenken oder<br />
die Erledigungszeit unnˆtig verl‰ngern.<br />
In entsprechenden Schulungen werden Techniken vermittelt, wie solche Zeitdiebe<br />
ausgeschaltet werden kˆnnen.<br />
Ein einfaches Beispiel ist etwa der Vorschlag, grunds‰tzlich keine Telefonanrufe<br />
entgegenzunehmen und diese an die Sekret‰rin oder einen Anrufbeantworter zu<br />
delegieren. Es wird empfohlen, dann einen "Telefonierblock" (Zeitfenster) einzuplanen,<br />
in dem dann alle notwendigen Telefonate aktiv durchgef¸hrt werden. Der Vorteil l‰ge in<br />
diesem Fall darin, dass man sich auf die jeweiligen Gespr‰che dann besser vorbereiten<br />
kann (Bereitlegen von Vorgang, Notizbuch, Kalender usw.).<br />
Solche Zeitdiebe f¸hren immer wieder dazu, dass unsere Leistungskurve steil abf‰llt<br />
und wir immer wieder neue "Anl‰ufe" zur Zielerreichung benˆtigen. Nachstehen ein<br />
klein graphische Darstellung.<br />
B¸romanagement <strong>II</strong> f¸r ÑFachkauffrau/-mann f¸r B¸romanagementì Stand 05/11 78
Motivation<br />
Motivation ist ein wesentlicher Faktor beim Zeitmanagement.<br />
Zu diesem Bereich gehˆren:<br />
Positive Einstellung<br />
Wird im englischen als Positive Mental Attitude (PMA) bezeichnet und meint zum<br />
einen die Einstellung zur Arbeit und zum anderen die Einstellung zu den<br />
Mitarbeitern.<br />
Es ist gemeinhin bekannt, dass eine positive Atmosph‰re die Produktivit‰t<br />
steigert.<br />
So sollte auch an die Aufgaben stets mit guten Gedanken und einer freundlichen<br />
Miene herangegangen werden, denn sowohl schlechte als auch gute Laune<br />
breitet sich aus. Wobei schlechte Laune die Effizienz mindert.<br />
Erfolgskontrolle<br />
Eine t‰gliche Erfolgskontrolle des eigenen Tagesplans kann sehr motivierend<br />
wirken.<br />
Erfolgserlebnis<br />
Genieflen des eigenen Erfolgs.<br />
Methoden zur ‹berbr¸ckung von Motivationslˆchern<br />
15-Minuten-Trick f¸r schwere Tage: Den Wecker auf 15 Minuten stellen.<br />
Nach Ablauf der 15 Minuten darf eine Pause von hˆchstens 5 Minuten<br />
eingelegt werden.<br />
3-2-1-Countdown: Einfaches Herunterz‰hlen von 3 - 2 - 1 b¸ndelt die<br />
Gedanken. Diese Konzentrations¸bung hilft, die Tr‰gheit zu ¸berwinden.<br />
Atemtrick: So lange einatmen, wie man mˆchte und beim Ausatmen mit<br />
der Arbeit beginnen.<br />
B¸romanagement <strong>II</strong> f¸r ÑFachkauffrau/-mann f¸r B¸romanagementì Stand 05/11 79
V<strong>II</strong>I. Humanisierung des Arbeitsablaufes<br />
Durch Abwechslung in den Arbeitsabl‰ufen versucht man die t‰glich anfallenden<br />
Arbeiten humaner auf die beteiligten Personen zu verteilen.<br />
Mˆglichkeiten dazu sind:<br />
��job-rotation<br />
��job-enrichment und<br />
��job-enlargement<br />
Jobrotation als Arbeitsorganisation<br />
Unter Jobrotation wird der systematische Wechsel von Arbeitspl‰tzen in<br />
Wechselrhythmen von teilweise unter einer Stunde verstanden, mit dem<br />
Hauptziel einen Belastungsausgleich zu realisieren.<br />
Hierbei rotieren beispielsweise f¸nf Arbeiter in einem Arbeitssystem ¸ber ihre f¸nf<br />
Arbeitspl‰tze in kurzen Abst‰nden.<br />
Beispiel: Bei der (fr¸heren) visuellen Kontrolle von Gl¸hbirnen durch Mitarbeiter<br />
hatte diese Arbeit nach gut 20 Minuten nur noch Alibifunktion. Durch den so<br />
genannten Vigilanzeffekt wurden nach dieser Zeit genauso viele Gl¸hbirnen die<br />
eigentlich in Ordnung waren ausgesondert (Fehler 1. Ordnung), wie fehlerhafte<br />
durchgelassen (Fehler 2. Ordnung). Konsequenz: Die Arbeit konnte sinnvollerweise<br />
nicht l‰nger als 20 Minuten ausgef¸hrt werden, dann musste der Mitarbeiter abgelˆst<br />
werden.<br />
Durch die ‹bernahme einer anderen Arbeit kann die jetzt eigentlich erforderliche<br />
Erholungszeit vermieden werden. Schon eine Rotation ¸ber nur zwei<br />
(verschiedenartige) Arbeitspl‰tze steigert im genannten Beispiel nicht nur die Qualit‰t<br />
des Arbeitsergebnisses erheblich, es fˆrdert auch die Effizienz. F¸r Jobrotation wird<br />
jeweils hˆher qualifiziertes Personal benˆtigt, als bei der urspr¸nglichen Einzelarbeit.<br />
Es macht in kurzzyklischen Rotationssystemen die Arbeit f¸r den Mitarbeiter<br />
ertr‰glicher, oft auch interessanter (beachte: Arbeitsorientierung) und kann die<br />
Identifikation mit Arbeitsinhalten und -zielen steigern, zieht jedoch oft aber auch eine<br />
Erhˆhung des Entgeltes nach sich.<br />
Mit Jobrotation wird auch der systematische Wechsel mit etwa monatelangem<br />
Rhythmus sogar ¸ber Arbeitspl‰tze anderer Abteilungen oder Werke hinweg mit<br />
unterschiedlichen Zielen bezeichnet. Hierbei spricht man auch dann von ÑRotationì,<br />
wenn der frei werdende Arbeitsplatz nicht von einem anderen Mitarbeiter, der<br />
ebenfalls Ñrotiertì eingenommen wird. Die Rotation findet also lediglich aus Sicht des<br />
einzelnen Mitarbeiters statt, der die Aussicht hat, nach mehreren Wechseln<br />
schliefllich wieder den alten Arbeitsplatz einzunehmen.<br />
B¸romanagement <strong>II</strong> f¸r ÑFachkauffrau/-mann f¸r B¸romanagementì Stand 05/11 80
Das Ziel ist in der Regel, den Mitarbeiter ¸ber alle T‰tigkeiten eines Bereiches<br />
umfassend zu orientieren, damit er beispielsweise die F¸hrung dieses Bereiches<br />
¸bernehmen kann. In diesem Sinne ist Jobrotation auch wesentlicher Bestandteil von<br />
Traineeprogrammen.<br />
Ein anderer Grund kann Kriminalpr‰vention sein:<br />
�� So wird im Einkauf damit einem zu persˆnlichen Kontakt zu den Lieferanten<br />
vorgebeugt und so das Risiko von Korruption verringert.<br />
�� Bei der Quittierung von Wareneing‰ngen beispielsweise und der Freigabe von<br />
Zahlungen vermindert man die Wahrscheinlichkeit von Netzwerken, die<br />
gegebenenfalls Sicherheitsm‰ngel in den Benutzerrollen und Workflows<br />
ausnutzen.<br />
Vorteile der Jobrotation<br />
Vor und Nachteile der Jobrotation h‰ngen stark von der konkreten Ausgestaltung des<br />
Systems ab. Bez¸glich der Mitarbeiter werden folgende Vorteile gesehen:<br />
�� Steigerung der eigenen Flexibilit‰t und Mobilit‰t (bei organisatorischen<br />
ƒnderungen),<br />
�� Erhˆhung der eigenen Kompetenzen und F‰higkeiten (fachlich und sozial),<br />
�� Verbesserung von Aufstiegschancen,<br />
�� Abwechslungsreichere Arbeit,<br />
�� Erhˆhung der Offenheit gegen¸ber neuen Lˆsungsans‰tzen sowie<br />
�� Kennen lernen bereichs¸bergreifender Zusammenh‰nge.<br />
Bez¸glich der Organisation erwartet man folgende Vorteile:<br />
�� Hˆhere Produktivit‰t,<br />
�� Verminderung von Bereichsegoismen,<br />
�� Verbesserung der Mitarbeit,<br />
�� Flexibilit‰tssteigerung der Mitarbeiter,<br />
�� Erhˆhung der Mitarbeitermotivation durch neue Herausforderungen,<br />
�� Erhˆhung der Identifikation mit dem Unternehmen,<br />
�� Abteilungen kˆnnen neue Mitarbeiter Ñerprobenì,<br />
�� Fˆrderung bereichs¸bergreifenden Denkens und Handelns und<br />
�� Vermeidung problematischer Beziehungsgeflechte zwecks Kriminalpr‰vention.<br />
Nachteile der Jobrotation<br />
Bez¸glich der Mitarbeiter sieht man in der Jobrotation folgende Nachteile:<br />
�� Mˆgliche ‹berforderung,<br />
�� mangelnde Bereitschaft aus Furcht vor Ver‰nderung (beruflich und sozial)<br />
�� hˆherer Zeit- und Arbeitsaufwand.<br />
Aus Sicht der Organisation werden folgende Nachteile angef¸hrt:<br />
�� Effizienz sinkt w‰hrend der Einarbeitung des neuen Mitarbeiters,<br />
�� hˆherer organisatorischer Aufwand,<br />
�� Integrationsprobleme (an den neuen Arbeitspl‰tzen)<br />
B¸romanagement <strong>II</strong> f¸r ÑFachkauffrau/-mann f¸r B¸romanagementì Stand 05/11 81
Jobenlargement<br />
Jobenlargement (Arbeitserweiterung) ist eine Strategie der Arbeitsstrukturierung.<br />
Ein Mitarbeiter, der bislang auf eine T‰tigkeit beschr‰nkt war, f¸hrt nun<br />
mehrere verschiedene T‰tigkeiten mit demselben Anforderungsniveau durch.<br />
Man spricht daher auch von einer Maflnahme der horizontalen Umstrukturierung, im<br />
Gegensatz zu einer vertikalen Umstrukturierung (siehe Jobenrichment).<br />
Ziel des Jobenlargement ist es, durch Belastungswechsel eventuell notwendige<br />
Erholungen zu ermˆglichen, ohne die Arbeit einzustellen, sowie psychische und<br />
physische Eintˆnigkeit zu vermeiden, beispielsweise durch einen Wechsel aus<br />
sitzender zu stehender T‰tigkeit.<br />
Ein allgemeines Beispiel f¸r Jobenlargement im T‰tigkeitsbereich Einkauf ist, einem<br />
Mitarbeiter, der bisher nur Bestellungen schreibt, zus‰tzlich zu ¸bertragende<br />
Angebote einzuholen und Daten zu aktualisieren.<br />
In Betrieben mit einem Betriebsrat ber¸hrt Jobenlargement die Rechte und Pflichten<br />
der Arbeitnehmervertretung. Ergeben sich aus dem Jobenlargement zus‰tzliche<br />
Belastungen, beispielsweise durch Ver‰nderungen der Arbeitszeiten, durch h‰ufigen<br />
Wechsel zwischen den Einzelaufgaben oder durch Arbeitsverdichtung, ist nach dem<br />
Arbeitsschutzgesetz eine Gef‰hrdungsbeurteilung erforderlich.<br />
Jobenrichment<br />
Jobenrichment (Arbeitsbereicherung) ist eine Strategie der Arbeitsstrukturierung<br />
im personellen Arbeitsfeld.<br />
Die bisherige T‰tigkeit eines Mitarbeiters wird um Arbeitsumf‰nge auf hˆherem<br />
Anforderungsniveau erweitert.<br />
Dies wird durch eine (vorausgesetzte) Weiterbildung des Mitarbeiters ermˆglicht. Der<br />
Mitarbeiter wird in die Lage versetzt, in hˆherem Mafle eigenverantwortlich zu<br />
arbeiten. Man spricht daher auch von einer Maflnahme der vertikalen<br />
Umstrukturierung, im Gegensatz zu einer horizontalen Umstrukturierung<br />
(Jobenlargement).<br />
Ein allgemeines Beispiel f¸r Jobenrichment im T‰tigkeitsbereich Einkauf ist, einem<br />
Mitarbeiter, der bisher nur Bestellungen schreibt, zus‰tzlich zu ¸bertragen,<br />
Lieferanten auszuw‰hlen und Reklamationen abzuwickeln.<br />
B¸romanagement <strong>II</strong> f¸r ÑFachkauffrau/-mann f¸r B¸romanagementì Stand 05/11 82
Ende des <strong>Skript</strong>es<br />
Ich hoffe Sie sind von den vielen Seiten nicht erschlagen worden.<br />
Lesen Sie das <strong>Skript</strong> ruhig mehrmals durch, dann wird Ihnen vieles<br />
klar und auch selbstverst‰ndlich.<br />
Viel Erfolg beim Lernen<br />
Anlage<br />
B¸romanagement <strong>II</strong> f¸r ÑFachkauffrau/-mann f¸r B¸romanagementì Stand 05/11 83
Anlage 1<br />
Datenflussplan / Datendiagramm<br />
Programmablaufplan<br />
Haupts‰chlich werden die folgenden<br />
Elemente verwendet (vollst‰ndige Liste s.<br />
Weblink zu DIN 66001):<br />
�� 6.4.1: Oval: Start, Ende, weitere<br />
Grenzpunkte<br />
�� 6.3.1: Pfeil, Linie: Verbindung zum<br />
n‰chstfolgenden Element<br />
�� 6.1.1: Rechteck: Operation<br />
�� 7.2.4: Rechteck mit doppelten,<br />
vertikalen Linien: Unterprogramm<br />
aufrufen<br />
�� 6.1.3: Raute: Verzweigung<br />
�� 6.2.1: Parallelogramm: Ein- und<br />
Ausgabe (nicht nach DIN 66001<br />
1983)<br />
B¸romanagement <strong>II</strong> f¸r ÑFachkauffrau/-mann f¸r B¸romanagementì Stand 05/11 84
B¸romanagement <strong>II</strong> f¸r ÑFachkauffrau/-mann f¸r B¸romanagementì Stand 05/11 85