Deutschlandstipendium - Der Ländercheck des Stifterverbandes
Deutschlandstipendium - Der Ländercheck des Stifterverbandes
Deutschlandstipendium - Der Ländercheck des Stifterverbandes
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LÄNDERCHECK kompakt<br />
l e h r e u n d f o r s c h u n g i m f ö d e r a l e n w e t t b e w e r b<br />
mai 2012<br />
Bislang nehmen rund drei Viertel aller<br />
staatlichen und staatlich anerkannten Hochschulen<br />
am <strong>Deutschlandstipendium</strong> teil. Im<br />
ersten Jahr haben sie rund 5.300 Stipendien<br />
vergeben.<br />
Bun<strong>des</strong>weit haben bisher gut ein Drittel<br />
aller Hochschulen ihr Stipendienkontingent<br />
voll ausgeschöpft. Als erstes Bun<strong>des</strong>land<br />
konnte das Saarland sein Stipendienkontingent<br />
zu 100 Prozent nutzen. Auch die Länder<br />
Bremen, Niedersachsen und Bayern gehören<br />
zur Spitzengruppe.<br />
Die Bun<strong>des</strong>länder Hamburg, Berlin,<br />
Schleswig-Holstein und Brandenburg schneiden<br />
bislang unterdurchschnittlich bei der<br />
Vergabe von Deutschlandstipendien ab.<br />
Erfolge bei der Stipendienvergabe sind<br />
weitgehend unabhängig von Art oder Region<br />
einer Hochschule. Exzellenzuniversitäten<br />
sind beispielsweise nicht erfolgreicher als<br />
andere Universitäten und nur etwas erfolgreicher<br />
als Fachhochschulen.<br />
Die am <strong>Deutschlandstipendium</strong> teilnehmenden<br />
Hochschulen konnten durchschnittlich<br />
zwei Drittel aller verfügbaren Stipendien<br />
vergeben. Jede zweite von ihnen hat ihr<br />
Stipendienkontingent zu 100 Prozent ausgeschöpft.<br />
Dies zeigt, dass der Fundraising-<br />
Erfolg maßgeblich von der Bereitschaft der<br />
Hochschule abhängt, dieses neue Förderinstrument<br />
aktiv zu nutzen und zu bewerben.<br />
www.laendercheck-wissenschaft.de<br />
d a s d e u t s c h l a n d s t i p e n d i u m<br />
ein vergleich der bun<strong>des</strong>länder nach teilnahme<br />
und erfolg
einleitung<br />
<strong>Der</strong> »<strong>Ländercheck</strong> kompakt« <strong>des</strong> Stif-<br />
terverban<strong>des</strong> für die Deutsche Wissen-<br />
schaft untersucht, wie erfolgreich die<br />
Bun<strong>des</strong>länder bei der Vergabe von<br />
Deutschlandstipendien im Jahr 2011<br />
waren. Die Ausschöpfungsquote (siehe<br />
Grafik Seite 1) zeigt, inwiefern die<br />
Hochschulen der Länder bislang die ihnen<br />
maximal zur Verfügung stehenden<br />
Stipendienkontingente ausnutzen konnten.<br />
Zum Zeitpunkt der Länderabfrage,<br />
zu Beginn <strong>des</strong> Wintersemesters 2011/<br />
2012, lag die Ausschöpfungsquote aller<br />
Bun<strong>des</strong>länder bei durchschnittlich<br />
56 Prozent (inklusive der Hochschulen,<br />
die sich zum Zeitpunkt der Datenerhebung<br />
noch nicht am <strong>Deutschlandstipendium</strong><br />
beteiligt haben).<br />
134 Hochschulen konnten ihr<br />
Stipendienkontingent bisher zu 100 Prozent<br />
vergeben. Dies entspricht gut einem<br />
Drittel aller Hochschulen in<br />
Deutschland. Als erstes Bun<strong>des</strong>land<br />
konnten die Hochschulen <strong>des</strong> Saarlan<strong>des</strong><br />
ihre Stipendienkontingente voll ausschöpfen.<br />
In Niedersachsen haben<br />
56 Prozent aller Hochschulen sämtliche<br />
Kontingente vergeben, in Thüringen waren<br />
es 50 Prozent.<br />
Neben der gesamten Ausschöpfungsquote<br />
liegt ein besonderes Augenmerk<br />
auf der Analyse der Daten der 285<br />
bislang am Programm teilnehmenden<br />
Hochschulen. Auf diese Weise erhält<br />
man einen klareren Blick auf die Erfolge<br />
<strong>des</strong> <strong>Deutschlandstipendium</strong>s an den<br />
Hochschulen, die sich für eine Teilnahme<br />
entschieden haben. Es wird deutlich,<br />
dass diese Hochschulen bereits rund<br />
zwei Drittel ihrer Stipendien an talentierte<br />
Studierende vergeben haben.<br />
Knapp jede zweite dieser Hochschulen<br />
hat das ihr zur Verfügung stehende Stipendienkontingent<br />
bereits zu 100 Prozent<br />
genutzt.<br />
hintergrund<br />
Im Sommersemester 2011 ist das<br />
<strong>Deutschlandstipendium</strong> auf Initiative<br />
<strong>des</strong> Bun<strong>des</strong>ministeriums für Bildung<br />
und Forschung mit der Absicht gestartet,<br />
eine neue, bun<strong>des</strong>weite Stipendienkultur<br />
aufzubauen. Diese soll den Missstand<br />
bekämpfen, dass hierzulande nur<br />
rund drei Prozent aller Studierenden<br />
eine Stipendienförderung erhalten (inklusive<br />
staatlicher und privater Stipendienprogramme).<br />
Langfristig soll das<br />
<strong>Deutschlandstipendium</strong> acht Prozent aller<br />
Studierenden in Deutschland eine<br />
Förderung ermöglichen. In einem ersten<br />
Schritt sollten dazu im Jahr 2011 bis<br />
zu 0,45 Prozent aller Studierenden von<br />
dem Programm profitieren. Dies entspricht<br />
rund 9.400 Studierenden. Diese<br />
Quote wird in den kommenden Jahren<br />
Schritt für Schritt angehoben. Für das<br />
Jahr 2012 liegt sie bei einem Prozent.<br />
In der Form einer öffentlich-privaten<br />
Partnerschaft macht das Deutsch-<br />
Stifterverband Seite 2 <strong>Ländercheck</strong> Einleitung<br />
landstipendium das Thema Bildungsförderung<br />
zu einem gesamtgesellschaftlichen<br />
Anliegen: Die Stipendiaten erhalten<br />
für die Dauer von min<strong>des</strong>tens zwei<br />
Semestern eine Förderung von 300 Euro<br />
im Monat, die je zur Hälfte aus öffentlichen<br />
und privaten Quellen stammt. Aufgabe<br />
der Hochschulen ist es, private Förderer<br />
wie Unternehmen, Stiftungen und<br />
Privatpersonen (zum Beispiel Alumni)<br />
für die Finanzierung von 150 Euro pro<br />
Monat zu gewinnen. <strong>Der</strong> Bund stellt<br />
dann zusätzlich den gleichen Betrag zur<br />
Verfügung.<br />
Die Hochschulen haben auf diese<br />
Weise die Möglichkeit, ihre Aktivitäten<br />
im Fundraising zu beginnen oder auszubauen.<br />
Dazu erhalten sie vom Bund eine<br />
Pauschale zur Akquisition privater Fördermittel.<br />
Diese beträgt sieben Prozent<br />
der Mittel, die die Hochschule von privater<br />
Seite entsprechend der jährlichen<br />
Förderquote maximal einwerben kann.<br />
So trägt das <strong>Deutschlandstipendium</strong><br />
dazu bei, die Grundlage zur Etablierung<br />
einer bun<strong>des</strong>weiten Fundraising-Kultur<br />
zu schaffen.<br />
Bereits im ersten Jahr konnte das<br />
<strong>Deutschlandstipendium</strong> die Zahl der<br />
staatlich geförderten Stipendiaten um<br />
gut 19 Prozent von 27.540 auf 32.812<br />
Studierende erhöhen. Viele Hochschulen<br />
haben mittlerweile Strukturen geschaffen,<br />
die eine Mitteleinwerbung<br />
künftig erleichtern.
die beteiligungsquote<br />
Zum Zeitpunkt der Erhebung am Be-<br />
ginn <strong>des</strong> Wintersemesters 2011/2012<br />
haben rund drei Viertel der 387 staatli-<br />
chen und staatlich anerkannten Hoch-<br />
schulen in Deutschland am nationalen<br />
Stipendienprogramm teilgenommen.<br />
Eine Kennzahl dafür, wie weit das<br />
<strong>Deutschlandstipendium</strong> verbreitet ist,<br />
ist die Beteiligungsquote. Sie erfasst die<br />
Anzahl der durch die teilnehmenden<br />
Hochschulen maximal zu vergebenden<br />
Stipendien, gewichtet mit der Zahl der<br />
insgesamt vergebbaren Stipendien <strong>des</strong><br />
jeweiligen Bun<strong>des</strong>lan<strong>des</strong>. Sie erlaubt<br />
zwar keine Aussage darüber, wie viele<br />
Stipendien von den Hochschulen tat-<br />
sächlich eingeworben wurden, ist aber<br />
ein guter Indikator für die grundsätzli-<br />
che Bereitschaft der Hoch schulen zur<br />
Teilnahme am <strong>Deutschlandstipendium</strong>.<br />
Im Durchschnitt aller Bun<strong>des</strong>länder liegt<br />
die Beteiligungsquote bei 87 Prozent.<br />
Die Spitzengruppe dieses Indika-<br />
tors bilden acht Bun<strong>des</strong>länder: Saarland,<br />
Brandenburg, Baden-Württemberg, Meck-<br />
len burg-Vorpommern, Sachsen-Anhalt,<br />
Niedersachsen, Sachsen und Bayern.<br />
Hier ist das Engagement der Hochschulen<br />
für das <strong>Deutschlandstipendium</strong> am<br />
größten. Auffällig ist, dass sich unter<br />
diesen Bun<strong>des</strong>ländern gleich vier aus<br />
Ostdeutschland wiederfinden. So beteiligen<br />
sich in Brandenburg beispielsweise<br />
sämtliche Hochschulen am <strong>Deutschlandstipendium</strong>.<br />
Relativ schwach ausgeprägt ist die<br />
Beteiligung am Stipendienprogramm<br />
bislang in Hamburg, Schleswig-Holstein<br />
und Nordrhein-Westfalen. Insbesondere<br />
die Platzierung <strong>des</strong> Lan<strong>des</strong> Nordrhein-<br />
Westfalen überrascht, hat dieses Bun<strong>des</strong>land<br />
doch mit dem »NRW-Stipendium«<br />
das Vorbild für das <strong>Deutschlandstipendium</strong><br />
geliefert. Ende 2011 haben die<br />
Hochschulen in Nordrhein-Westfalen<br />
noch rund 1.700 Stipendien im Rahmen<br />
<strong>des</strong> NRW-Programms vergeben, die nun<br />
nach und nach in das <strong>Deutschlandstipendium</strong><br />
überführt werden sollen. Vor<br />
dem Hintergrund dieses seit 2009 bestehenden<br />
Stipendienprogramms waren<br />
die Hochschulen dieses Lan<strong>des</strong> bei der<br />
Beteiligung am strukturell identischen<br />
<strong>Deutschlandstipendium</strong> möglicherweise<br />
zunächst etwas zurückhaltender. In<br />
Addition der im Rahmen <strong>des</strong> NRW-Stipendiums<br />
und <strong>des</strong> <strong>Deutschlandstipendium</strong>s<br />
erzielten Ergebnisse schneidet<br />
das Land insgesamt aber sehr positiv ab.<br />
Stifterverband Seite 3 <strong>Ländercheck</strong> Die Beteiligungsquote
die erfolgsquote<br />
Das <strong>Deutschlandstipendium</strong> eröffnet<br />
den Hochschulen die Chance, ihre Sti-<br />
pendienförderung selbstständig zu ge-<br />
stalten und auf diese Weise ihr Profil zu<br />
schärfen. So können sie auch ihre<br />
Attraktivität für talentierte junge Menschen<br />
erhöhen. Doch wie erfolgreich<br />
waren die teilnehmenden Hochschulen<br />
bei der Einwerbung und der Vergabe<br />
der Stipendien?<br />
Im Unterschied zur Beteiligungsquote<br />
verdeutlicht die Erfolgsquote der<br />
Bun<strong>des</strong>länder, zu welchem Grad die am<br />
<strong>Deutschlandstipendium</strong> teilnehmenden<br />
Hochschulen eines Lan<strong>des</strong> ihre Stipendienkontingente<br />
ausschöpfen konnten.<br />
Die Erfolgsquote erlaubt so einen Blick<br />
auf die Ergebnisse all jener Hochschulen,<br />
die sich an diesem Programm bislang<br />
tatsächlich beteiligt haben. Sie<br />
kennzeichnet den Erfolg bei der Einwerbung<br />
und der Vergabe von Deutschlandstipendien,<br />
der ganz wesentlich von der<br />
Bereitschaft einer Hochschule abhängt,<br />
dieses Förderinstrument zu nutzen und<br />
aktiv zu gestalten. Insgesamt beträgt die<br />
Erfolgsquote aller sich am <strong>Deutschlandstipendium</strong><br />
beteiligenden Hochschulen<br />
65 Prozent. Sie liegt damit deutlich über<br />
der Ausschöpfungsquote sämtlicher<br />
Hoch schulen von 56 Prozent. Neben den<br />
genannten Spitzenreitern Saarland, Bre-<br />
men und Niedersachsen gehört hier auch<br />
Nordrhein-Westfalen zur Spitzengruppe.<br />
Die Länder Hamburg, Brandenburg,<br />
Berlin, Thüringen und Schleswig-Hol-<br />
stein schneiden im Hinblick auf die Er-<br />
folgsquote unterdurchschnittlich ab.<br />
Gleichwohl konnten beispielsweise<br />
auch an den teilnehmenden Hochschu-<br />
len in Schleswig-Holstein mit 47 Pro-<br />
zent noch knapp die Hälfte aller mögli-<br />
chen Stipendien vergeben werden, in<br />
Thüringen waren es 46 Prozent.<br />
Insgesamt variiert die Erfolgsquote<br />
in den Bun<strong>des</strong>ländern deutlich. Sie liegt<br />
zwischen 100 Prozent im Saarland und<br />
18 Prozent in Hamburg. Elf der 16 Bun-<br />
<strong>des</strong>länder erreichen aber eine Quote,<br />
die oberhalb der 50-Prozent-Marke liegt.<br />
Stifterverband Seite 4 <strong>Ländercheck</strong> Die Erfolgsquote
die erfolgsquote je hochschulart<br />
hochschulen mit<br />
technischem schwerpunkt<br />
Die Hochschulen mit einem techni-<br />
schen Schwerpunkt (hier: Hochschulen<br />
mit dem Studienfach Maschinenbau)<br />
sind im Allgemeinen besonders erfolg-<br />
reich bei der Einwerbung privater Mit-<br />
tel. Mit 75 Prozent ist ihre Erfolgsquote<br />
beim <strong>Deutschlandstipendium</strong> höher als<br />
bei den anderen Hochschularten. Allerdings<br />
ist ihre Führungsposition nicht<br />
deutlich ausgeprägt. So beträgt ihr Vorsprung<br />
vor der Gruppe der Universitäten<br />
lediglich acht Prozentpunkte, der<br />
Abstand zur Gruppe der Fachhochschulen<br />
beträgt gut 14 Prozentpunkte.<br />
exzellenzuniversitäten<br />
Im Jahr 2011 haben sich sieben der neun<br />
Exzellenzuniversitäten am <strong>Deutschlandstipendium</strong><br />
beteiligt. Die Erfolgsquote<br />
der teilnehmenden Exzellenzuniversitäten<br />
liegt mit 69 Prozent knapp oberhalb<br />
der Erfolgsquote aller Universitäten. Gemeinsam<br />
haben die Exzellenzuniversitäten<br />
rund 620 Stipendien vergeben. <strong>Der</strong><br />
RWTH Aachen, dem Karlsruher Institut<br />
für Technologie und der TU München ist<br />
es gelungen, ihr Stipendienkontingent<br />
zu 100 Prozent auszuschöpfen. Im Jahr<br />
2012 werden sich auch die verbleibenden<br />
beiden Exzellenzuniversitäten Konstanz<br />
und Freiburg am <strong>Deutschlandstipendium</strong><br />
beteiligen.<br />
universitäten<br />
Die Erfolgsquote unter den teilnehmenden<br />
Universitäten beträgt bun<strong>des</strong>weit<br />
etwa 67 Prozent. Damit liegen die Universitäten<br />
zwischen der Hochschulart<br />
der Fachhochschulen und der Untergruppe<br />
der Exzellenzuniversitäten. Auffällig<br />
ist, dass der Abstand zu den teilnehmenden<br />
Exzellenzuniversitäten lediglich<br />
zwei Prozentpunkte beträgt.<br />
Auch der Vorsprung vor den Fachhochschulen<br />
fällt mit sechs Prozentpunkten<br />
nicht gravierend aus.<br />
fachhochschulen<br />
Die am <strong>Deutschlandstipendium</strong> beteiligten<br />
Fachhochschulen haben ihr Stipendienkontingent<br />
bislang zu 61 Prozent<br />
abgerufen. Dies ist insbesondere<br />
<strong>des</strong>halb bemerkenswert, da hier die Stipendienkultur<br />
bislang nicht so ausgeprägt<br />
ist wie an den Universitäten. Die<br />
guten Kontakte der Fachhochschulen<br />
zu den kleinen und mittleren Unternehmen<br />
in ihrer Region wirken sich sicherlich<br />
positiv auf den Erfolg bei der Stipendienvergabe<br />
aus. Auffällig ist, dass<br />
vor allem die Fachhochschulen aus den<br />
neuen Bun<strong>des</strong>ländern viele Stipendien<br />
vergeben haben.<br />
Manche Hochschulen lassen sich mehreren Hochschultypen<br />
zuordnen. So sind beispielsweise in<br />
der Hochschulart »Universitäten« auch die sieben<br />
bislang teilnehmenden Exzellenzuniversitäten<br />
und die privaten Universitäten enthalten.<br />
Stifterverband Seite 5 <strong>Ländercheck</strong> Die Erfolgsquote je Hochschulart
die erfolgsquote je hochschulart<br />
kunsthochschulen<br />
In der öffentlichen Diskussion gelten<br />
die Kunsthochschulen bei der Mittelein-<br />
werbung für das Deutschlandstipendi-<br />
um oft als benachteiligt, da ihre Kontakte<br />
zu privatwirtschaftlichen Akteuren nicht<br />
derart ausgeprägt sein dürfen wie an anderen<br />
Hochschularten. Tatsächlich liegen<br />
sie bei der Einwerbung von Stipendien<br />
ein gutes Stück hinter Universitäten<br />
und Fachhochschulen, doch ist der<br />
Ausschöpfungsgrad der teilnehmenden<br />
Kunsthochschulen mit einer Erfolgsquote<br />
von 56 Prozent bemerkenswert<br />
hoch.<br />
private hochschulen<br />
Auffällig ist, dass sich die privaten<br />
Hochschulen insgesamt bislang nur<br />
sehr zurückhaltend am <strong>Deutschlandstipendium</strong><br />
beteiligt haben bzw. die ihnen<br />
zur Verfügung stehenden Stipendienkontingente<br />
nicht vollständig ausgeschöpft<br />
haben. Dies überrascht zunächst,<br />
verfügen doch viele von ihnen<br />
über gute Kontakte zu privaten Förderern.<br />
Oftmals haben sie aber genau aus<br />
diesem Grund bereits eigene Stipendienund<br />
Förderprogramme, weshalb ihre<br />
Erfolgsquote beim <strong>Deutschlandstipendium</strong><br />
mit 47 Prozent vergleichsweise<br />
gering ausfällt.<br />
lupe<br />
hochschulen mit 100-prozentiger ausschöpfung<br />
134 Hochschulen in Deutschland konnten bisher ihr Stipendienkontingent voll ausschöpfen. Dies entspricht gut einem Drittel<br />
aller 387 Hochschulen und 47 Prozent aller 285 bislang am <strong>Deutschlandstipendium</strong> teilnehmenden Hochschulen. Als Erste<br />
konnten die Hochschulen <strong>des</strong> Saarlands ihre Stipendienkontingente zu 100 Prozent erfüllen. In Niedersachsen haben 56 Prozent<br />
aller Hochschulen sämtliche Kontingente vergeben, in Thüringen waren es 50 Prozent. Den Hochschulen in Schleswig-<br />
Holstein, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen-Anhalt, Berlin und Hamburg ist es bislang noch nicht so gut<br />
gelungen, die ihnen zur Verfügung stehenden Kontingente vollständig abzurufen. Doch auch ohne eine große Zahl an Hochschulen<br />
mit voller Ausschöpfung konnten zum Beispiel in Sachsen-Anhalt und Mecklenburg-Vorpommern mehr als die Hälfte<br />
aller Stipendien vergeben werden.<br />
Bei der Auswertung nach Hochschulart sehen die Ergebnisse ähnlich aus: Hochschulen jeder Art waren im Saarland zu<br />
100 Prozent erfolgreich. Bis auf die Universitäten konnten auch alle Hochschultypen in Thüringen überdurchschnittlich oft<br />
die Stipendienkontingente komplett in Anspruch nehmen. Daneben wurde der volle Ausschöpfungsgrad besonders häufig<br />
an Universitäten in Niedersachsen, bei den Fachhochschulen in Baden-Württemberg, bei Hochschulen mit technischem<br />
Schwerpunkt in Bremen und bei Kunsthochschulen in Brandenburg und Berlin erreicht. Auch die beiden privaten Hochschulen<br />
im Saarland und in Rheinland-Pfalz konnten ihre Stipendienkontingente zu 100 Prozent ausschöpfen.<br />
Stifterverband Seite 6 <strong>Ländercheck</strong> Die Erfolgsquote je Hochschulart
fazit<br />
Über drei Viertel aller Hochschulen in<br />
Deutschland haben sich früh am<br />
<strong>Deutschlandstipendium</strong> beteiligt. Anfänglich<br />
wurden vielerorts Befürchtungen<br />
geäußert, dass nur bestimmte Hochschularten<br />
oder Regionen vom <strong>Deutschlandstipendium</strong><br />
profitieren würden. <strong>Der</strong><br />
vorliegende Länder- und Hochschulvergleich<br />
macht hingegen deutlich, dass<br />
der Erfolg bei der Vergabe von Deutschlandstipendien<br />
vom Engagement der<br />
Hochschulen abhängt, aber trotz Unterschieden<br />
im Einzelnen weitgehend unabhängig<br />
von Art oder geographischer<br />
Lage einer Hochschule ist. Die Analyse<br />
der Daten der teilnehmenden Hochschulen<br />
hat gezeigt, dass sie zwei Drittel<br />
aller Stipendien vergeben haben und<br />
knapp die Hälfte dieser Hochschulen<br />
ihr Stipendienkontingent sogar vollständig<br />
ausschöpfen konnte.<br />
methodik<br />
<strong>Der</strong> »<strong>Ländercheck</strong> kompakt« <strong>Deutschlandstipendium</strong><br />
bewertet die Bun<strong>des</strong>länder<br />
je Indikator anhand ihrer relativen<br />
Position zueinander und teilt sie in<br />
fünf Gruppen von weit überdurchschnittlich<br />
bis weit unterdurchschnittlich<br />
auf. Die Grenzen für diese Einteilung<br />
bilden eine halbe und eine volle<br />
Standardabweichung über- und unterhalb<br />
<strong>des</strong> Durchschnittswertes aller Bun<strong>des</strong>länder:<br />
bewertung einzelindikator<br />
Abweichung vom<br />
Durchschnitt<br />
Weit überdurchschnittlich ≥ + s<br />
Überdurchschnittlich ≥ + V s und < + s<br />
Durchschnittlich ≥ - V s und < + V s<br />
Unterdurchschnittlich ≥ - s und < - V s<br />
Weit unterdurchschnittlich < - s<br />
s = Standardabweichung<br />
Stifterverband Seite 7 <strong>Ländercheck</strong> Fazit<br />
anmerkung zur<br />
datenerfassung<br />
Die Anzahl der im Rahmen <strong>des</strong> <strong>Deutschlandstipendium</strong>s<br />
vergebenen Stipendien<br />
unterliegt einem stetigen Wachstum. Da<br />
die zugrunde liegenden Daten über die<br />
bereits vergebenen Stipendien von den<br />
Bun<strong>des</strong>ländern zu unterschiedlichen<br />
Zeitpunkten erfasst und übermittelt<br />
wurden, kann es sein, dass einige Bun<strong>des</strong>länder<br />
bzw. Hochschulen in der Zwischenzeit<br />
bereits deutlich mehr Stipendien<br />
vergeben haben als in dieser Erhebung<br />
dargestellt. Sämtliche der hier<br />
verwendeten Daten wurden zum Beginn<br />
<strong>des</strong> Wintersemesters 2011/2012 von<br />
den Hochschulen an die jeweiligen Lan<strong>des</strong>ministerien<br />
gemeldet und im Bun<strong>des</strong>ministerium<br />
für Bildung und Forschung<br />
zusammengeführt.
l e h r e u n d f o r s c h u n g i m f ö d e r a l e n w e t t b e w e r b<br />
d e r ländercheck w i s s e n s c h a f t<br />
herausgeber<br />
Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft<br />
Barkhovenallee 1, 45239 Essen<br />
Postfach 16 44 60, 45224 Essen<br />
Telefon (02 01) 84 01-0<br />
Telefax (02 01) 84 01-3 01<br />
mail@stifterverband.de<br />
www.stifterverband.de<br />
autoren<br />
Pascal Hetze, pascal.hetze@stifterverband.de<br />
Alexander Tiefenbacher,<br />
alexander.tiefenbacher@stifterverband.de<br />
gestaltung<br />
h e i l m e y e r unds e r n a u ■ g e s ta l t u n g<br />
www.heilmeyerundsernau.com<br />
infografik<br />
isotype.com<br />
druck<br />
www.heenemann-druck.de<br />
www.laendercheck-wissenschaft.de<br />
Deutschland ist ein föderaler Bun<strong>des</strong>staat. Die staatlichen Verantwortlichkeiten<br />
für Bildung und Wissenschaft sind vorrangig bei den 16 Bun<strong>des</strong>ländern<br />
verortet. Für den Hochschulbereich hat die Föderalismus-Reform im<br />
Jahr 2006 den Ländern praktisch die Alleinzuständigkeit eingeräumt. Damit<br />
erwächst ein Wettbewerb zwischen den Ländern um die besten Bedingungen<br />
für Bildung und Forschung, aber auch eine Verantwortung der Länder<br />
zur Zusammenarbeit und Abstimmung bei nationalen Herausforderungen.<br />
<strong>Der</strong> Stifterverband-<strong>Ländercheck</strong> überprüft regelmäßig den Stand und die<br />
Wirkungen <strong>des</strong> föderalen Wettbewerbs auf unterschiedlichen Feldern der<br />
akademischen Bildungs- und Innovationspolitik und zeichnet Landkarten<br />
Deutschlands, die Orientierung bieten für politische Standortdebatten.<br />
bisher erschienene ausgaben <strong>des</strong> ländercheck wissenschaft:<br />
Privater Hochschulsektor – ein Vergleich der Bun<strong>des</strong>länder nach Anzahl der<br />
privaten Hochschulen, Studierenden und Einnahmen<br />
Oktober 2011<br />
Auswirkungen von Studiengebühren – ein Vergleich der Bun<strong>des</strong>länder nach<br />
Studierendenzahlen und ihrer sozialen Zusammensetzung<br />
September 2010<br />
Wo die Forschungslandschaft blüht – ein Vergleich der Länder nach öffentlichen<br />
und privaten Wissensinvestitionen<br />
Juni 2010<br />
<strong>Der</strong> lange Weg nach Bologna – wo stehen die Bun<strong>des</strong>länder bei der Studienreform?<br />
November 2009