Elternarbeit - Arbeit mit Eltern - Kitas im Dialog
Elternarbeit - Arbeit mit Eltern - Kitas im Dialog
Elternarbeit - Arbeit mit Eltern - Kitas im Dialog
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
„Der partnerschaftliche <strong>Dialog</strong> und eine Kooperation zum Wohle des Kindes stehen <strong>im</strong><br />
Zentrum der Bemühungen zur <strong><strong>Eltern</strong>arbeit</strong>“<br />
(vgl. Hynek/Müller/Rosch, 2007, S.1).<br />
<strong><strong>Eltern</strong>arbeit</strong> - <strong>Arbeit</strong> <strong>mit</strong> <strong>Eltern</strong> - <strong>mit</strong> <strong>Eltern</strong> <strong>Arbeit</strong> haben?<br />
<strong><strong>Eltern</strong>arbeit</strong> bedeutet vor allem <strong>Arbeit</strong> an der eigenen Gesprächsführung<br />
In den letzten Jahren sind die Ansprüche an die <strong>Arbeit</strong> von Erzieherinnen erheblich gestiegen.<br />
Selbstverständlich wird von Erzieherinnen erwartet, dass sie eine qualitativ gute <strong>Arbeit</strong> <strong>mit</strong><br />
Kindern leisten. Daneben wird gegenwärtig <strong>im</strong>mer mehr erwartet, dass Erzieherinnen eine<br />
vertrauensvolle und gewinnbringende Zusammenarbeit <strong>mit</strong> den <strong>Eltern</strong> verfolgen und <strong>mit</strong><br />
diesen eine Erziehungspartnerschaft eingehen. Ebenso einleuchtend ist der Anspruch, dass<br />
auch innerhalb des Teams der Mitarbeiterinnen eine effektive <strong>Arbeit</strong> stattfinden soll. Zudem<br />
wird erwartet, dass <strong>Kitas</strong> eine fruchtbare Öffentlichkeits- und Gemeinwesenarbeit leisten.<br />
Von den Erziehern werden entsprechend der soeben aufgelisteten Palette an Aufgaben<br />
zunehmend auch Kenntnisse vorausgesetzt, die nur indirekt <strong>mit</strong> der eigentlichen Betreuung,<br />
Förderung und Bildung von Kindern zu tun haben.<br />
Stellt man die Qualität der Ausbildung den enormen Anforderungen der Praxis gegenüber<br />
dann wird die Diskrepanz zwischen Anspruch und Wirklichkeit schnell deutlich.<br />
Die Ausbildung an der Fachschule oder Fachakademie hat sich vielfach schwerpunktmäßig<br />
<strong>mit</strong> den Kindern befasst und die Zusammenarbeit <strong>mit</strong> <strong>Eltern</strong> und anderen Erwachsenen nur<br />
gestreift.<br />
Die vielfältigen oben genannten Aufgaben und Herausforderungen machen jedoch<br />
Kompetenzen und Fähigkeiten <strong>im</strong> Umgang <strong>mit</strong> Erwachsenen notwendig. Angesprochen sind<br />
hier vor allem Kenntnisse bezüglich der Gesprächsführung und Moderation sowie Methoden<br />
bezüglich der <strong>Arbeit</strong> <strong>mit</strong> Gruppen (vgl. Herrmann/Weber, 2003, S.7ff).<br />
Da professionelle Gesprächsführung ebenso wie Lesen oder Schreiben ganz spezifische<br />
Kompetenzen erfordert und „Gespräche professionell führen“ in der Regel noch <strong>im</strong>mer kein<br />
eigenes Ausbildungsfach an den Erzieherfachschulen ist, sind Erzieherinnen gefordert, sich<br />
selbständig Kenntnisse anzueignen oder <strong>im</strong> Rahmen von Weiterbildungsveranstaltungen<br />
diesbezügliches Wissen zu erwerben.<br />
Die eigene Gesprächskompetenz kann durch Selbstreflexion und Selbsterfahrung tatsächlich<br />
verbessert werden. Von entscheidender Bedeutung hierbei sind die persönliche Bereitschaft<br />
und das Interesse, sich <strong>mit</strong> der eigenen Gesprächführung zu beschäftigen. Hierzu gehört, das<br />
eigene (Gesprächs-)Verhalten kritisch zu reflektieren und in Frage zu stellen.<br />
Jeder führt tagtäglich <strong>mit</strong> den unterschiedlichsten Menschen in den unterschiedlichsten<br />
Situationen „Gespräche“. Gespräche zu führen ist <strong>im</strong> täglichen Leben so normal wie Essen,<br />
Trinken und Zähne putzen. Selten nur machen wir uns Gedanken darüber, was dazu gehört,<br />
konstruktive Gespräche zu führen. Dennoch gibt es zahlreiche Gesprächssituationen, die<br />
professionelles Know-How in Sachen Gesprächsführung erfordern, da<strong>mit</strong> die Gespräche nicht<br />
unfruchtbar verlaufen beziehungsweise zu Streit und Enttäuschungen statt zu konstruktiven<br />
Ergebnissen führen.<br />
1
Bezogen auf das oben angesprochene Aufgabenfeld „Zusammenarbeit <strong>mit</strong> <strong>Eltern</strong>“ kann<br />
gesagt werden, dass <strong><strong>Eltern</strong>arbeit</strong>, abgesehen von der Vor- und Nachbereitung, eine Tätigkeit<br />
ist, die der Erzieherin vor allem kommunikative Fähigkeiten abverlangt. Denn:<br />
„Bei der <strong><strong>Eltern</strong>arbeit</strong> handelt es sich um einen wechselseitigen Kommunikationsprozess, in<br />
dem es darum geht, Informationen über das Kind und sein jeweiliges Umfeld auszutauschen.“<br />
(Dusolt, 2001, S.16).<br />
Gute <strong><strong>Eltern</strong>arbeit</strong> zu leisten bedeutet demnach vor allem, <strong>mit</strong> <strong>Eltern</strong> gute Gespräche zu führen.<br />
Ob nun Aufnahmegespräche, Entwicklungsgespräche, Beratungs- oder Tür- und<br />
Angelgespräche, <strong><strong>Eltern</strong>arbeit</strong> zu leisten heißt, <strong>mit</strong> <strong>Eltern</strong> in stetem Austausch stehen.<br />
Grundlage einer erfolgreichen <strong>Arbeit</strong> <strong>mit</strong> <strong>Eltern</strong> ist eine gelingende Kommunikation.<br />
Warum <strong><strong>Eltern</strong>arbeit</strong>?<br />
Während lange Zeit der Auftrag einer Kindertagesstätte darin begründet lag, Kindern die die<br />
Einrichtung besuchen, eine adäquate Betreuung, Erziehung und Bildung zugänglich zu<br />
machen, rückt nun die Zusammenarbeit <strong>mit</strong> <strong>Eltern</strong> <strong>im</strong>mer stärker in den Mittelpunkt der<br />
fachlichen Diskussion (vgl. Hynek, Müller, Rosch, 2007). Besonders in den letzten Jahren ist<br />
ein Perspektivenwechsel in der <strong><strong>Eltern</strong>arbeit</strong> zu verzeichnen (vgl. Bernitzke, Schlegel, 2004).<br />
<strong><strong>Eltern</strong>arbeit</strong> erschöpft sich nicht mehr in den jährlichen <strong>Eltern</strong>abenden und gelegentlicher<br />
<strong>Eltern</strong>bildung. Es geht auch nicht darum, <strong>Eltern</strong> als Kunden der Dienstleistungsorganisation<br />
Kita zufrieden zu stellen. <strong>Eltern</strong> werden heute zunehmend als Partner in der Erziehung und<br />
Bildung der Kinder gesehen (vgl. Ziesche et.al., 2003).<br />
Familie und Einrichtung sind unterschiedliche „Systeme“. Für das Wohlbefinden des Kindes<br />
ist es wichtig, dass beide „Welten“ zueinander passen und in Beziehung stehen. Dies heißt,<br />
dass Erzieher und <strong>Eltern</strong> sich zum Wohle des Kindes hinsichtlich ihrer Grundauffassungen<br />
und Ansichten über Erziehung abst<strong>im</strong>men müssen. Der Entwicklung der Kinder angemessen<br />
ist, wenn diese spüren, dass <strong>Eltern</strong> und Erzieher übereinst<strong>im</strong>men und in einer positiven<br />
Beziehung zueinander stehen (vgl. Schlösser, 2004, S.34).<br />
Eine andere Begründung der Notwendigkeit der Zusammenarbeit von <strong>Eltern</strong>haus und<br />
Kindergarten ist: Will man das Kind in seiner Ganzheit verstehen, muss jede Erzieherin <strong>im</strong><br />
pädagogischen Handeln auch die familiäre Realität des jeweiligen Kindes berücksichtigen.<br />
Kinder können nur dann individuell gefördert und begleitet werden, wenn Erzieherinnen jedes<br />
Kind in seiner persönlichen Eigenart und seinen Schwierigkeiten zu verstehen mögen. Dazu<br />
sind Kenntnisse über den familiären Hintergrund unverzichtbar. Nur wenn die<br />
Lebensumstände jedes einzelnen Kindes sowie dessen Neigungen, Interessen und Fähigkeiten<br />
bestens bekannt sind, können Erzieher angemessen auf das einzelne Kind reagieren.<br />
All dies verdeutlicht auch der gesetzliche Anspruch des Kinder- und Jugendhilfegesetzes<br />
(KJHG). Das KJHG gibt als Bundesgesetz in § 22 die Grundsätze der Förderung von Kindern<br />
in Tageseinrichtungen vor (vgl. Förster, 2005, S.44ff).<br />
Diese Grundsätze fordern von den Tageseinrichtungen für Kinder, dass die Betreuung,<br />
Bildung und Erziehung von Kindern in enger Zusammenarbeit <strong>mit</strong> den Familien<br />
wahrgenommen werden soll. Erzieher sollten <strong>Eltern</strong> über ihre pädagogische <strong>Arbeit</strong>, so bspw.<br />
2
über Ziele und Sinn verschiedener pädagogischer Angebote, informieren und diese<br />
begründen. Jede pädagogische <strong>Arbeit</strong> kann ohne Zust<strong>im</strong>mung der <strong>Eltern</strong> nicht zum vollen<br />
Erfolg führen (vgl. Prott/ Hautmann, 2004, S.26ff). Erst wenn <strong>Eltern</strong> verstehen, warum<br />
Erzieherinnen etwas Best<strong>im</strong>mtes <strong>mit</strong> ihren Kindern planen und durchführen, werden sie<br />
Erzieher in ihren Vorhaben auch gezielt unterstützen.<br />
Das pädagogische und organisatorische Angebot soll sich an den Bedürfnissen der Kinder und<br />
ihrer Familien orientieren und die Erziehung und Bildung in der Familie unterstützen und<br />
ergänzen (§ 22 Abs. 3 SGB VIII). Um auf der familiären Erziehung aufbauen<br />
beziehungsweise diese ergänzen zu können, muss demnach ein intensiver Austausch zwischen<br />
<strong>Eltern</strong>haus und Kindergarten stattfinden.<br />
Erzieherinnen sollten daher die Beziehung zu allen <strong>Eltern</strong> aktiv gestalten. Die Pflicht zur<br />
Zusammenarbeit, Prott und Hautmann (2004) sprechen von einer „Bringeschuld“, liegt zu<br />
allererst bei den Erziehern. „Wer über wesentliche Informationen verfügt, muss sie von sich<br />
aus über<strong>mit</strong>teln“ (Prott/ Hautmann, 2004, S.29).<br />
Erzieherinnen müssen daher von sich aus versuchen, Informationswege und -gelegenheiten zu<br />
arrangieren, denn es sind viele Grundinformationen nötig, bevor es zu einem Austausch<br />
kommen kann. Partnerschaft <strong>mit</strong> den <strong>Eltern</strong> müssen Erzieher initiieren (vgl. Prott/ Hautmann,<br />
2004, S.10ff).<br />
Erzieherinnen haben:<br />
„(…) für eine zweiseitige Kooperation Sorge zu tragen, ohne <strong>Eltern</strong> verpflichtend auf eine<br />
<strong>Arbeit</strong>sleistung in Sachen Zusammenarbeit festlegen zu können“ (Förster, 2005, S.44).<br />
Aufgrund dieser einseitigen Verpflichtung zur Zusammenarbeit, ist es für die Erzieher nicht<br />
leicht, Zusammenarbeit <strong>mit</strong> allen <strong>Eltern</strong> zu erreichen.<br />
„Der Weg zur Zusammenarbeit gleicht einem steilen, steinigen<br />
Gebirgspfad, nicht einer glatten Autobahn“ (Prott/ Hautmann, 2004, S.8).<br />
Die Grundsätze <strong>im</strong> KJHG fordern darüber hinaus, dass die Erziehungsberechtigten an<br />
Entscheidungen wesentlicher Angelegenheiten der Tageseinrichtung zu beteiligen sind.<br />
Wie und in welcher Weise die Beteiligung der <strong>Eltern</strong> zu gestalten ist, ist gesetzlich nicht<br />
vorgeschrieben (vgl. Förster, 2005, S.44). Fest steht aber, so der Frankfurter<br />
Gesetzeskommentar: „'Beteiligung' meint eine qualifizierte Form der Einflussnahme, die auf<br />
mehr als bloße Information und Anhörung zielt“ (2004, S. 240ff). Dies bedeutet, <strong>Eltern</strong><br />
sollten, nein sie müssen Einfluss auf die Gestaltung der <strong>Arbeit</strong> in der Kita haben.<br />
<strong>Eltern</strong> als Partner in der Erziehung? Oder Was genau ist eigentlich<br />
Erziehungspartnerschaft<br />
„Aus der Notwendigkeit zur Abst<strong>im</strong>mung der gemeinsamen Grundauffassungen von<br />
Erzieherinnen und <strong>Eltern</strong> rührt der Gedanke, dass beide Seiten zusammenarbeiten sollen.<br />
Verbunden <strong>mit</strong> dem Anspruch gegenseitiger Akzeptanz, wird der Gedanke zugespitzt in der<br />
Forderung nach Partnerschaft (…)“ (Prott/ Hautmann, 2004, S.4).<br />
3
Erziehungspartnerschaft <strong>mit</strong> den <strong>Eltern</strong> bezieht sich auf eine partnerschaftliche<br />
Zusammenarbeit von <strong>Eltern</strong>haus und Kindergarten.<br />
Was aber bedeutet partnerschaftlich zusammenzuarbeiten?<br />
Zusammenarbeit und Partnerschaft sind nicht das gleiche, sie beschreiben eine andere Art des<br />
gemeinsamen Kontaktes. Denn:<br />
„Partner können zusammenarbeiten. Doch um zusammenzuarbeiten muss niemand eine<br />
Partnerschaft eingehen“ (Prott/ Hautmann, 2004, S.10).<br />
Partnerschaft beschreibt die Beziehung zwischen den Beteiligten:<br />
Sich als Partner sehen und verhalten meint, fair <strong>mit</strong>einander umzugehen, Vertrauen<br />
zueinander zu haben und sich der gegenseitigen Verantwortung bewusst zu sein.<br />
Partnerschaft kann als eine Form hoch entwickelter Zusammenarbeit angesehen werden.<br />
Partnerschaft ist von daher nicht einfach gegeben, sondern kann erst allmählich entstehen<br />
(vgl. Prott/ Hautmann, 2004, S.11).<br />
Was meint dagegen der Begriff Zusammenarbeit?<br />
„Zusammenarbeit bedeutet gemeinsame Erfahrung. Vertrauen entsteht durch Erfahrung und<br />
stellt sich am Ende eines vielschichtigen Entwicklungsprozesses ein, den Erzieherinnen und<br />
<strong>Eltern</strong> gemeinsam durchlaufen müssen. Dieser Prozess kann als beendet angesehen werden,<br />
wenn die Beteiligten jeweils soviel Vertrauen entwickelt haben, wie sie brauchen, um<br />
selbstbewusste Kooperationspartner zu sein“ (vgl. Prott/ Hautmann, 2004, S.11).<br />
Das Konzept der Zusammenarbeit beschreibt die gemeinsame Anstrengung zwischen den an<br />
der Zusammenarbeit Beteiligten. Hier ist es möglich, gemeinsame Aufgaben festzulegen, die<br />
auch getrennt voneinander wahrgenommen werden können. Am Ende einer intensiven<br />
Zusammenarbeit entsteht oft eine Partnerschaft. Partnerschaft ist dann gegeben, wenn beide<br />
Seiten einander vertrauen.<br />
Da<strong>mit</strong> Partnerschaft entstehen kann, braucht es also viele gemeinsame Anstrengungen,<br />
Anlässe und Erfahrungen. Erzieher und <strong>Eltern</strong> sind nicht einfach Partner bei der Erziehung,<br />
sie können es aber werden.<br />
Aus diesem Grunde plädieren Prott und Hautmann (2004) dafür, erst einmal eine<br />
Zusammenarbeit <strong>mit</strong> <strong>Eltern</strong> anzustreben. Um Partnerschaft <strong>mit</strong> den <strong>Eltern</strong> zu erreichen, und<br />
auch um diese letztlich zu erhalten, muss man kontinuierlich arbeiten.<br />
Partnerschaftlich zusammenzuarbeiten beruht vor allem auch darauf, „(…) dass niemand dem<br />
anderen vorschreiben will, was dieser zu tun hat. Partnerschaft schließt Unterschiede <strong>mit</strong> ein.<br />
Sie kann da<strong>mit</strong> umgehen und verschweigt sie nicht“ (Klein, 1998, S.6).<br />
Partnerschaft zeigt sich dann darin, dass beide Seiten ohne Scheu aufeinander zu gehen, dem<br />
jeweils anderen bereitwillig Informationen geben und auch Konflikte offen ansprechen, denn<br />
diese sind Bestandteil jeder zwischenmenschlichen Beziehung, so auch der zwischen <strong>Eltern</strong><br />
und Erziehern. Konflikte können als Anlässe dienen, in einen gemeinsamen <strong>Dialog</strong> zu treten.<br />
Das Gehe<strong>im</strong>nis liegt also darin, dass jeder Partner durchaus seine Sicht der Dinge haben kann<br />
4
und man trotzdem versucht, den anderen zu verstehen, um zusammen am gemeinsamen Ziel,<br />
der opt<strong>im</strong>alen Förderung des Kindes, zu arbeiten.<br />
Partnerschaft, als eine Form sehr hoch entwickelter Zusammenarbeit, ist eine<br />
Zusammenarbeit:<br />
- deren Ziele von allen Beteiligten gemeinsam erarbeitet wurden<br />
- die viel Zeit und Energie zur Entwicklung braucht<br />
- die auf vielen gemeinsamen Erfahrungen beruht<br />
- die eines sichernden Rahmens braucht<br />
- die alle Anteile als gleichwertig erkennt<br />
- die auf gleichen Rechten aller Beteiligten gründet.<br />
(Prott/ Hautmann, 2004, S.11)<br />
Gerade der Aspekt der Zusammenarbeit unterscheidet Erziehungspartnerschaft von<br />
<strong>Eltern</strong>bildung.<br />
<strong>Eltern</strong>bildung meint den einseitigen Informationsfluss, ausgehend von den Erziehern zu den<br />
<strong>Eltern</strong>.<br />
Erziehungspartnerschaft dagegen bezeichnet einen gemeinsamen Lernprozess. <strong>Eltern</strong> und<br />
Erzieher verständigen sich über Ziele und Methoden der Erziehung und diskutieren über die<br />
bei der gemeinsamen Erziehung auftauchenden Probleme und Lösungsvorstellungen (vgl.<br />
Schmidt-Wenkebach, 1976; Vorholz, 2007).<br />
„Erziehungspartnerschaft, das ist der Teil der Beziehung zwischen <strong>Eltern</strong> und Erzieherinnen,<br />
zwischen der Familie und der Kindertagesstätte, der sich un<strong>mit</strong>telbar auf das Kind bezieht.<br />
Hier geht es darum, eine vertrauensvolle, nicht unbedingt konfliktfreie, aber auf gegenseitige<br />
Achtung und Akzeptanz fußende Zusammenarbeit in Bezug auf das Kind zu entwickeln“<br />
(Klein, 1998, S.3).<br />
Zur Partnerschaft <strong>mit</strong> <strong>Eltern</strong> notwendig sind:<br />
Achtung<br />
Respekt<br />
Toleranz<br />
Vertrauen<br />
Ehrlichkeit<br />
Transparenz<br />
Akzeptanz<br />
Wertschätzung<br />
Streit<br />
Diskussion<br />
Konflikte<br />
Versöhnung<br />
Offenheit<br />
Kooperation<br />
Austausch<br />
Ehrlichkeit<br />
5
Grundlage einer auf gegenseitiger Akzeptanz fußenden Zusammenarbeit ist der gemeinsame<br />
<strong>Dialog</strong>.<br />
Ein <strong>Dialog</strong> beinhaltet „den gemeinsamen Austausch unter gleichwertigen und gleichwürdigen<br />
Partnern“ (Schopp, 2006, S.51). Das heißt, jeder der am <strong>Dialog</strong> Beteiligten kann seine<br />
Sichtweisen und Ansichten einbringen. Es geht da<strong>mit</strong> um einen „<strong>Dialog</strong> auf gleicher<br />
Augenhöhe“ (Barth, 2002), um einen gleichberechtigten Austausch sowie um das<br />
gegenseitige Akzeptieren und Verstehen.<br />
Im gemeinsamen Austausch über das Kind „(…) geht es vor allem darum ein größeres<br />
Verständnis für das Verhalten des Kindes zu gewinnen, eigene Einstellungen zu überprüfen<br />
und gegebenenfalls zu verändern“ (Dusolt, 2001, S.16).<br />
<strong><strong>Eltern</strong>arbeit</strong> beinhaltet da<strong>mit</strong> vor allem den gegenseitigen Informationsaustausch über das<br />
Verhalten, die Entwicklung und den Tagesablauf des Kindes. Dieser Austausch dient der<br />
„(…) Abst<strong>im</strong>mung, der Ergänzung sowie der gemeinsamen Planung von Maßnahmen zur<br />
Förderung und zum Gewährleisten des Wohlbefindens des Kindes“ (Hynek, Müller, Rosch,<br />
2007, S.3).<br />
Klären Sie, was sie unter einer Zusammenarbeit <strong>mit</strong> <strong>Eltern</strong> sowie unter<br />
einer Partnerschaft <strong>mit</strong> ihnen verstehen! Klären Sie für sich, was sie<br />
anstreben.<br />
Fragen, die Sie dabei klären sollten:<br />
Was möchten Sie als Erzieherin in ihrem Verhältnis zu oder <strong>mit</strong> den <strong>Eltern</strong> erreichen?<br />
An welchen Aufgaben wollen Sie <strong>mit</strong> den <strong>Eltern</strong> zusammen arbeiten? (vgl. Prott/<br />
Hautmann, 2004, S.10)<br />
Welche Erwartungen und Wünsche hinsichtlich der Zusammenarbeit <strong>mit</strong> <strong>Eltern</strong> haben<br />
sie?<br />
Was denken Sie, erwarten <strong>Eltern</strong> von Ihnen als Erzieher in der gemeinsamen<br />
Zusammenarbeit?<br />
<strong>Eltern</strong> als gleichberechtigte Partner zu sehen, erfordert eine veränderte Sicht auf <strong>Eltern</strong> und<br />
auf die eigene Fachlichkeit. Gemeint ist hier, das Wissen, dass auch <strong>Eltern</strong> Experten sind, von<br />
denen Erzieher als professionelle Fachkräfte profitieren.<br />
<strong>Eltern</strong> als "Feld-Experten“ für ihr Kind und die Lebenssituation ihrer<br />
Familie<br />
Erziehungspartnerschaft, verstanden als gemeinsame Verantwortung für die bestmögliche<br />
Entwicklung und Förderung des Kindes, setzt <strong>Dialog</strong>bereitschaft voraus und da<strong>mit</strong> eine<br />
Anerkennung der jeweiligen Expertenrolle:<br />
- <strong>Eltern</strong> sind als Experten der Lebenssituation der Familie sowie des häuslichen<br />
Aufwachsens der Kinder zu betrachten.<br />
- Erzieherinnen sind Experten der öffentlichen Erziehung sowie der Lebenssituation <strong>im</strong><br />
Kindergarten.<br />
(vgl. Stolz, Thiel, 2005, S.20)<br />
6
<strong>Eltern</strong> als Experten anzuerkennen heißt, ihnen zuzuhören und ihre Ansichten ernst zu nehmen.<br />
Das Erziehungsverständnis der <strong>Eltern</strong> unterscheidet sich sicher von dem professioneller<br />
Erzieherinnen. Trotzdem ist es genauso berechtigt und wichtig, wie das der Erzieherinnen.<br />
<strong>Eltern</strong> sind Sachverständige, Experten, für ihr Kind, für ihre familiären Lebensumstände. Dies<br />
bedeutet einerseits, all das ernst zu nehmen, respektieren und verstehen zu wollen, was von<br />
den <strong>Eltern</strong> kommt, aber gleichzeitig auch vor dem Hintergrund ihrer Expertenrolle zu<br />
argumentieren, wenn etwas aus ihrer fachlichen Seite heraus nicht zu akzeptieren ist (vgl.<br />
Klein, 1998b, S.3f).<br />
„Die Qualität der Zusammenarbeit zwischen Erzieherinnen und <strong>Eltern</strong> kann nicht besser sein,<br />
als die Achtung und Würdigung, die beide Seiten einander als Repräsentanten ihrer Kulturen<br />
entgegenbringen“ (Prott/ Hautmann, 2004, S.20).<br />
„Berücksichtigen Sie, dass ihre Fachlichkeit auf das Wissen und den<br />
Sachverstand der <strong>Eltern</strong> angewiesen ist“ (Prott/ Hautmann, 2004, S. 26)<br />
Eine Erziehungspartnerschaft auf der Grundlage gegenseitiger Akzeptanz und Wertschätzung<br />
wirkt sich nicht nur positiv auf die Zufriedenheit der <strong>Eltern</strong> und das Wohl und die<br />
Entwicklung des Kindes aus, auch die pädagogische <strong>Arbeit</strong> der Erzieherinnen zieht einen<br />
großen Nutzen aus einer engen Zusammenarbeit zwischen <strong>Eltern</strong>haus und Kindergarten. Denn<br />
wenn <strong>Eltern</strong> sich akzeptiert und verstanden fühlen, werden sie auch eher bereit sein, sich mehr<br />
für die Interessen der Kita einzusetzen und Erzieher bei ihrer <strong>Arbeit</strong> unterstützen. Fühlen<br />
<strong>Eltern</strong> sich angenommen und respektiert, werden sie sich vielleicht auch mehr beteiligen.<br />
Erzieher profitieren vom Wissen der <strong>Eltern</strong>, welches die Kenntnisse der Erzieher über das<br />
jeweilige Kind erweitern und da<strong>mit</strong> bereichern. Sie können auf dieser Grundlage fundierter<br />
planen und individueller auf jedes Kind reagieren. Da<strong>mit</strong> wächst die Qualität der<br />
pädagogischen <strong>Arbeit</strong> (vgl. Prott/Hautmann, 2004, S.26f)<br />
Aber bedenken Sie:<br />
„<strong><strong>Eltern</strong>arbeit</strong> ist <strong>im</strong>mer „Aufbau-<strong>Arbeit</strong>.“ Das soll heißen, dass man nicht <strong>im</strong> ersten halben<br />
Jahr auf große Erfolge, auf ein Entgegenkommen der <strong>Eltern</strong>, auf eine befriedigende Tätigkeit<br />
in dieser Hinsicht rechnen sollte. Die Beziehung zu den jeweiligen <strong>Eltern</strong> der jeweiligen<br />
Gruppe muss sich zunächst einmal entwickeln. Sie wird langsam, <strong>mit</strong> jedem Gespräch, <strong>mit</strong><br />
jeder Aktivität wachsen und andere <strong>Eltern</strong> <strong>mit</strong> einbeziehen“ (Merz, 1988, S. 22).<br />
„(…) Fachlichkeit von Erzieherinnen erfordert eine kompetente<br />
Einbeziehung von <strong>Eltern</strong>. Außer <strong>im</strong> Umgang <strong>mit</strong> Kindern beweist sich die<br />
Qualität pädagogischer Professionalität auch in der Zusammenarbeit<br />
und der Auseinandersetzung <strong>mit</strong> <strong>Eltern</strong> (Prott/Hautmann, 2004, S.27)<br />
Formen der <strong><strong>Eltern</strong>arbeit</strong> oder <strong><strong>Eltern</strong>arbeit</strong> hat viele Facetten<br />
<strong><strong>Eltern</strong>arbeit</strong> hat viele verschiedene Gesichter. Die nachfolgende Auflistung, angelehnt an<br />
Bernitzke/ Schlegel (2004) sowie an Hynek, Müller, Rosch (2007), unterscheidet zwischen<br />
eltern- beziehungsweise einrichtungsunterstützenden Formen sowie zwischen Gruppen- und<br />
Einzelangeboten und schriftlichen Formen.<br />
7
Angebote innerhalb verschiedener Formen der <strong><strong>Eltern</strong>arbeit</strong><br />
elternunterstützend/<br />
einzelbezogen<br />
elternunterstützend/<br />
gruppenbezogen<br />
einrichtungs-<br />
unterstützend<br />
schriftliche<br />
Formen<br />
Anmeldegespräche (Thematische) <strong>Eltern</strong>vertreter Aushänge/schwarze<br />
<strong>Eltern</strong>abende<br />
Bretter<br />
Aufnahmegespräche <strong>Eltern</strong>nach<strong>mit</strong>tage <strong>Eltern</strong>beirat Schriftliche<br />
Kurz<strong>mit</strong>teilungen<br />
Tür- und<br />
Angelgespräche<br />
<strong>Eltern</strong>gruppen Gemeinsame Feste <strong>Eltern</strong>briefe<br />
Entwicklungs- und<br />
Beratungsgespräche<br />
<strong>Eltern</strong>cafe Übernahme von Diensten <strong>Eltern</strong>zeitschriften<br />
<strong>Eltern</strong>begleitung in <strong>Eltern</strong>stammtisch Übernahme von Angeboten Informations-<br />
Krisensituationen<br />
(Einbeziehung in die<br />
pädagogische <strong>Arbeit</strong>)<br />
broschüren<br />
Hausbesuche<br />
Telefongespräche<br />
Ver<strong>mit</strong>teln von<br />
Hilfeangeboten<br />
Gemeinsame Raum- und<br />
Geländegestaltung<br />
<strong>Eltern</strong>befragung<br />
Textor und Blank (2004) dagegen nehmen eine andere Systematisierung vor, die sich vor<br />
allem an der Art der Einbindung der <strong>Eltern</strong> orientiert:<br />
Angebote vor Aufnahme des Kindes<br />
� erster Kontakt zu <strong>Eltern</strong><br />
� Anmeldegespräch<br />
� Vorbesuche in der Gruppe<br />
� regelmäßige Besuchsnach<strong>mit</strong>tage<br />
� Einführungselternabend<br />
� <strong>Eltern</strong>café zu Beginn des Kindergartenjahres<br />
� Hausbesuche oder Telefonanrufe vor Beginn des Kindergartenjahres<br />
Angebote unter Beteiligung von <strong>Eltern</strong> und Erzieherinnen<br />
� <strong>Eltern</strong>abende<br />
� Gruppenelternabende<br />
� <strong>Eltern</strong>gruppen (<strong>mit</strong>/ohne Kinderbetreuung)<br />
� themenspezifische Gesprächskreise<br />
� Treffpunkt für Alleinerziehende<br />
� Vätergruppe<br />
� Treffpunkt für Aussiedler/Ausländer<br />
� Gartenarbeit<br />
� Kochen für Kinder<br />
� Spielplatzgestaltung<br />
� Renovieren/Reparieren<br />
� Büroarbeit, Buchhaltung<br />
� <strong>Eltern</strong>befragung<br />
8
Angebote unter Beteiligung von Familien und Erzieherinnen<br />
� Feste und Feiern<br />
� Basare, Märkte, Verkauf von Second-Hand-Kleidung<br />
� Freizeitangebote für Familien (z.B. Wanderungen, Ausflüge)<br />
� Bastelnach<strong>mit</strong>tage<br />
� Spielnach<strong>mit</strong>tage<br />
� Kurse (z.B. Töpfern)<br />
� Familiengottesdienste<br />
� Vater-Kind-Gruppe/-angebote<br />
� Familienfreizeiten<br />
<strong>Eltern</strong> als Miterzieher<br />
� Mitwirkung von <strong>Eltern</strong> bei Gruppenaktivitäten, Beschäftigungen<br />
und Spielen<br />
� Begleitung der Gruppe bei Außenkontakten<br />
� Einbeziehung in die Entwicklung von Jahres- und Rahmenplänen,<br />
� die Planung von Veranstaltungen und besonderen<br />
Aktivitäten, die Gestaltung von Spielecken usw.<br />
� Kita-Projekte unter Einbeziehung der <strong>Eltern</strong> (z.B. Besuche am <strong>Arbeit</strong>splatz,<br />
Vorführung besonderer Fertigkeiten)<br />
� Kurse für Kinder oder Teilgruppen (z.B. Sprachunterricht,<br />
� Schw<strong>im</strong>mkurs, Töpferkurs)<br />
� Einspringen von <strong>Eltern</strong> bei Abwesenheit von Fachkräften<br />
(z.B. wegen Erkrankung, Fortbildung)<br />
Angebote nur für <strong>Eltern</strong><br />
� <strong>Eltern</strong>stammtisch<br />
� <strong>Eltern</strong>sitzecke (auch <strong>im</strong> Garten)<br />
� <strong>Eltern</strong>café<br />
� Treffpunktmöglichkeiten am Abend oder am Wochenende<br />
� <strong>Eltern</strong>gruppe/-arbeitskreis (allgemein, themen-<br />
/aktivitätenorientiert, Hobbygruppe)<br />
� Väter-/Müttergruppen<br />
� Angebote von <strong>Eltern</strong> für <strong>Eltern</strong><br />
� <strong>Eltern</strong>selbsthilfe (z.B. wechselseitige Kinderbetreuung)<br />
Einzelkontakte Tür- und Angelgespräche<br />
� Termingespräche<br />
� Telefonkontakte (regelmäßig oder nur bei Bedarf)<br />
� Mitgabe/Übersendung von Notizen über besondere Ereignisse<br />
� Tagebücher für jedes einzelne Kind<br />
� Beratungsgespräche (<strong>mit</strong> Mutter, <strong>Eltern</strong>, Familie; unter<br />
Einbeziehung von Dritten), Ver<strong>mit</strong>tlung von Hilfsangeboten<br />
� Hospitation<br />
� Hausbesuche<br />
informative Angebote<br />
� schriftliche Konzeption der Kindertageseinrichtung<br />
� <strong>Eltern</strong>briefe/-zeitschrift<br />
� schwarzes Brett<br />
� Rahmenplanaushang<br />
9
� Tagesberichte<br />
� Fotowand<br />
� Buch- und Spielausstellung<br />
� Ausleihmöglichkeit (Spiele, Bücher, Artikel, Musikkassetten)<br />
� Beratungsführer für <strong>Eltern</strong><br />
� Auslegen von Informationsbroschüren<br />
<strong>Eltern</strong>vertretung<br />
� Einbeziehung in die Konzeptionsentwicklung<br />
� Besprechung der Ziele und Methoden der pädagogischen<br />
<strong>Arbeit</strong><br />
� Einbindung in Organisation und Verwaltungsaufgaben<br />
� gemeinsames Erstellen der Jahres- und Projektpläne<br />
� Einbeziehung in die Planung, Vorbereitung und Gestaltung<br />
besonderer Aktivitäten und Veranstaltungen<br />
kommunalpolitisches Engagement<br />
� <strong>Eltern</strong> als Fürsprecher der Kindertageseinrichtung<br />
� <strong>Eltern</strong> als Interessensvertreter für Kinder<br />
� Zusammenarbeit <strong>mit</strong> <strong>Eltern</strong>vereinigungen, Initiativgruppen,<br />
Verbänden und Einrichtungen der Familienselbsthilfe<br />
(vgl. Textor/Blank, 2004, S. 13f)<br />
Die Auflistung all dieser Möglichkeiten, <strong>mit</strong> <strong>Eltern</strong> zusammenzuarbeiten, soll ihre Kreativität<br />
und Phantasie anregen, nicht aber insofern abschrecken, als dass den <strong>Eltern</strong> diese Fülle von<br />
Formen angeboten werden müsse.<br />
Viel wichtiger ist, dass genau nach den Aktivitäten gesucht wird, die zu ihrer <strong>Eltern</strong>schaft<br />
passen und jenen, die ihnen als Erzieherin Spaß bereiten und ihrem Naturell entsprechen.<br />
Welche Formen der <strong><strong>Eltern</strong>arbeit</strong> bevorzugen sie?<br />
Welche Art der <strong><strong>Eltern</strong>arbeit</strong> könnte ihren <strong>Eltern</strong> besonders zusagen?<br />
Das Team ist der geeignete Ort, um gemeinsam über Erwartungen und Ziele hinsichtlich der<br />
<strong>Arbeit</strong> <strong>mit</strong> <strong>Eltern</strong> nachzudenken, Ansichten zusammenzutragen und zu diskutieren. Möglichst<br />
sollte ein gemeinsamer Standpunkt <strong>im</strong> Team gefunden werden, der dann wiederum <strong>mit</strong> den<br />
<strong>Eltern</strong> diskutiert wird. Denn auch diese haben eine Haltung zur <strong><strong>Eltern</strong>arbeit</strong> beziehungsweise<br />
best<strong>im</strong>mte Erwartungen an diese (vgl. Textor/Blank, 2004, S.9).<br />
So suchen <strong>Eltern</strong> entweder vor allem Beratung oder Hilfestellung oder aber mehr<br />
Informationen, möglicherweise wollen sie vor allem Mitbeteiligung oder eigenen Raum in der<br />
Kita für eigene Projekte. Dies ist je nach <strong>Eltern</strong>schaft verschieden.<br />
„Erst in einem "Aushandlungsprozess", in dem die Bedürfnisse, Erwartungen, Wünsche und<br />
Beschränkungen von <strong>Eltern</strong> und Erzieherinnen geäußert werden, kann zu einer eltern- und<br />
<strong>mit</strong>arbeiterorientierten Zusammenarbeit gefunden werden“ (Textor/Blank, 2004, S.9)<br />
10
Ziele der <strong><strong>Eltern</strong>arbeit</strong><br />
<strong><strong>Eltern</strong>arbeit</strong> ist <strong>mit</strong> einem breit gefächerten Spektrum von Zielen und Aufgaben verbunden,<br />
das je nach Einrichtung variieren kann. Allgemein wird durch <strong>Arbeit</strong> <strong>mit</strong> den <strong>Eltern</strong> eine<br />
wechselseitige Öffnung angestrebt, ein Voneinander lernen sowie die Abst<strong>im</strong>mung der<br />
privaten und der öffentlichen Erziehung<br />
Ziele und Aufgaben der <strong><strong>Eltern</strong>arbeit</strong> sollten auch <strong>im</strong> pädagogischen Konzept des<br />
Kindergartens niedergelegt werden, wobei die Rahmenbedingungen und die Möglichkeiten<br />
des Personals berücksichtigt werden müssen.<br />
Wichtig ist die Offenheit des Konzepts: es sollte <strong>im</strong>mer wieder an die Lebenssituation neuer<br />
Kinder und ihrer Familien angepasst werden.<br />
Bei der Entwicklung der Ziele und Aufgaben sollten auch <strong>Eltern</strong> einbezogen werden (Textor:<br />
http://www.kindergartenpaedagogik.de/124.html).<br />
Erzieherinnen werden auf Grenzen der Umsetzung von <strong><strong>Eltern</strong>arbeit</strong> stoßen.<br />
Beispielhaft genannt seien: mangelnde Zeit, unzureichende Ausbildung in Methoden der<br />
<strong><strong>Eltern</strong>arbeit</strong> und Gesprächsführung, fehlende Kenntnisse über die Lebens- und Berufssituation<br />
vieler <strong>Eltern</strong>, Sprachprobleme bei Ausländern und Aussiedlern, Desinteresse der <strong>Eltern</strong> und<br />
des Trägers, wenig Anerkennung der Bemühungen oder Verschlossenheit mancher <strong>Eltern</strong>.<br />
Dennoch sind Ziele erreichbar - nicht alle auf einmal, nicht in kurzer Zeit und zur vollsten<br />
Zufriedenheit und bei manchen Zielen muss man sich dann doch auf Teilziele beschränken.<br />
Vielfach können einzelne Ziele nur schrittweise in einem langwierigen Prozess verwirklicht<br />
werden. (Textor: http://www.kindergartenpaedagogik.de/124.html).<br />
.<br />
Abgesehen von ganz allgemeinen Zielsetzungen der <strong><strong>Eltern</strong>arbeit</strong>, sollte sich jede Erzieherin<br />
darüber klar sein, welche Ziele sie ganz persönlich für die <strong>Arbeit</strong> <strong>mit</strong> <strong>Eltern</strong> hat und was sie<br />
durch ihre <strong>Arbeit</strong> <strong>mit</strong> <strong>Eltern</strong> erreichen will (vgl. Merz, 1988, S.30).<br />
Denkbar sind unterschiedliche Ziele:<br />
- Ein mögliches Ziel wäre die Ver<strong>mit</strong>tlung von Informationen über die <strong>Arbeit</strong> <strong>mit</strong> den<br />
Kindern. <strong>Eltern</strong> sollen über die Inhalte, die den Kindern ver<strong>mit</strong>telt werden, in Kenntnis<br />
gesetzt werden. Man will ihnen die Motivation der Erzieher <strong>mit</strong>teilen sowie ihnen<br />
ganz konkrete Dinge wie Liedtexte, Gedichte etc. nahe bringen. Diese Art der<br />
<strong><strong>Eltern</strong>arbeit</strong> ist vor allem an einem guten „Hand-in-Hand-Erziehen“ interessiert und<br />
richtet sich sehr stark an Lerninhalten und Förderung der Kinder aus.<br />
- Die Zielsetzung: Einwirkung auf die elterliche Erziehung der Kinder würde bedeuten,<br />
dass Erzieher die <strong>Eltern</strong> dazu bringen wollen, ihren Umgang <strong>mit</strong> ihren Kindern zu<br />
verändern. Dies geschieht oft dann, wenn Erzieher das Verhalten eines Kindes über<br />
die <strong>Eltern</strong> beeinflussen wollen. <strong>Eltern</strong> sollen über die Ver<strong>mit</strong>tlung pädagogischer<br />
Sachverhalte Zusammenhänge klargemacht werden, von denen man ann<strong>im</strong>mt, dass<br />
diese <strong>Eltern</strong> nicht selbst klar wären. Diese Form der <strong><strong>Eltern</strong>arbeit</strong> betont einseitig den<br />
Fachexpertenstatus der Erzieher was eine echte Zusammenarbeit unmöglich macht.<br />
- Die <strong>Eltern</strong> selbst erziehen zu wollen, verbietet sich als Anspruch. Erzieherinnen, die<br />
(mehr oder weniger bewusst) das elterliche Verhalten verändern wollen, vergessen,<br />
dass <strong>Eltern</strong> sich nur ändern, wenn sie dies selbst wirklich wollen. <strong>Eltern</strong> werden durch<br />
diese Zielsetzung zu Empfängern pädagogischer Einflussnahme. Spüren <strong>Eltern</strong> nicht<br />
gleichberechtigt und anerkannt zu sein, werden sie sich nicht zur Zusammenarbeit<br />
aufgefordert fühlen.<br />
11
- Verständnis für die eigene <strong>Arbeit</strong> erwirken, ist als Teilziel durchaus berechtigt. Wird<br />
aber einzig und allein die Bestätigung der Erzieherin durch <strong>Eltern</strong> angezielt, werden<br />
Bedürfnisse und Wünsche der <strong>Eltern</strong> nicht berücksichtigt.<br />
- Informationen über den familiären Hintergrund erlangen ist ein durchaus legit<strong>im</strong>es<br />
Ziel, da nur dann die Erziehung und Förderung des Kindes individualisiert stattfinden<br />
kann.<br />
- Um Unterstützung der <strong>Eltern</strong> bitten ist wichtig und richtig. Es kann jedoch nicht<br />
vorrangig darum gehen, dass <strong>Eltern</strong> Erzieherinnen und die Einrichtung durch<br />
Hilfsdiensttätigkeiten entlasten. <strong>Eltern</strong><strong>mit</strong>arbeit nur <strong>im</strong> Sinne einer Kuchenbackhilfe<br />
oder Festvorbereitung reduziert <strong><strong>Eltern</strong>arbeit</strong> einseitig auf Unterstützungsarbeit, ohne<br />
deren gesamtes Potential zu nutzen.<br />
- <strong>Eltern</strong>bildung zu betreiben ist eine wichtige Aufgaben der <strong><strong>Eltern</strong>arbeit</strong> in den<br />
vorschulischen Bildungseinrichtungen, entscheidend ist aber die Art und Weise in der<br />
<strong>Eltern</strong>bildung stattfindet. <strong>Eltern</strong> dürfen nicht passive Rezipienten von Wissen,<br />
Information und Ratschlägen sein, sondern sollten sich durch Selbsterfahrung,<br />
Austausch und Reflexion selbst bilden.<br />
(vgl. Merz, 1988, S. 30f, König: http://www.kindergartenpaedagogik.de/1061.html)<br />
Entsprechend der eingangs formulierten Erziehungspartnerschaft, sollte das oberste Ziel sein,<br />
<strong>mit</strong> <strong>Eltern</strong> in eine Zusammenarbeit zu treten, an deren Ende eine von Vertrauen und Offenheit<br />
geprägte Partnerschaft steht. Dafür braucht es gemeinsame Erfahrungen und gemeinsame<br />
Anstrengungen sowie eine partnerschaftliche, wertschätzende Grundhaltung. Fühlen sich<br />
<strong>Eltern</strong> angenommen, dann werden sie sich eher öffnen und auch eher kompromissbereit sein.<br />
Nachdem nun die Notwendigkeit von <strong><strong>Eltern</strong>arbeit</strong> umrissen, der Begriff<br />
Erziehungspartnerschaft geklärt ist und auch Ziele und Formen von <strong><strong>Eltern</strong>arbeit</strong> aufgelistet<br />
wurden, soll ein Überblick über die Grundlagen der Kommunikation erfolgen, denn nur bei<br />
guter, gelingender Kommunikation kann auch die <strong>Arbeit</strong> <strong>mit</strong> <strong>Eltern</strong> wirklich gelingen.<br />
Grundlegendes zur Kommunikation<br />
„Kommunikation [Anm. des Verfassers: meint] den sozialen Prozess der Verständigung von<br />
Menschen über eine Mitteilung <strong>mit</strong> dem Medium der Sprache, der M<strong>im</strong>ik und Gestik oder anderer<br />
vereinbarter Signal - und Zeichensysteme (...) “ (Schaub/Zenk, 1999, S.208).<br />
Was ist eigentlich „Kommunikation“<br />
Wir alle leben in einem Geflecht sozialer Beziehungen. Diese Beziehungen sind dadurch<br />
gekennzeichnet, dass sie auf einem komplexen System von Kommunikation beruhen.<br />
Jeder von uns kennt den Begriff Kommunikation. Miteinander zu kommunizieren bezeichnet<br />
auf der menschlichen Alltagsebene den wechselseitigen Austausch von Gedanken.<br />
Doch wissen wir tatsächlich, was genau sich hinter diesem Wort verbirgt und welche<br />
Anforderungen sich an gute Kommunikation knüpfen?<br />
12
Der Begriff Kommunikation stammt aus dem lateinischen (lat. communicare) und bedeutet<br />
soviel wie „teilen, <strong>mit</strong>teilen, teilnehmen lassen, gemeinsam machen oder vereinigen“<br />
(http://wulv.uni- greifswald.de/2005_mw_didaktisches_handeln/userdata/Kommunikation_1511.pdf)<br />
Ziel der Kommunikation ist, sich über eine gemeinsame Sache zu verständigen. Synonyme<br />
für den Begriff Kommunikation wären daher Verständigung, Unterredung, Verbindung und<br />
Zusammenhang (vgl. de.wikipedia.org/wiki/Kommunikation).<br />
Erst die Fähigkeit <strong>mit</strong>einander kommunizieren zu können, ermöglicht es, <strong>mit</strong> anderen<br />
Personen in sozialen Kontakt zu treten, Beziehungen auszudrücken und Wissen<br />
weiterzugeben. Die Fähigkeit zur Kommunikation ermöglicht also die Interaktion zwischen<br />
(mindestens zwei) Kommunikationspartnern und sie ist die Hauptquelle unseres gesamten<br />
Wissens (vgl. Cherry, 1996, S.1095ff).<br />
Obwohl Kommunikation so fundamental ist, gleichsam die Grundlage für menschliches<br />
Zusammenleben bildet, wenden wir unser Augenmerk selten darauf, wie Kommunikation<br />
eigentlich funktioniert und nach welchen Regeln sie abläuft.<br />
Um zwischenmenschliche Beziehungen befriedigend gestalten zu können, ist es entscheidend,<br />
dass wir in der Lage dazu sind, klar und offen zu kommunizieren. Ansonsten entstehen<br />
innerhalb der gemeinsamen Kommunikation schnell Schwierigkeiten und Widersprüche.<br />
Dass zwischenmenschliche Kommunikation nicht <strong>im</strong>mer so reibungslos funktioniert hat jeder<br />
von uns <strong>im</strong> Alltag schon oft genug erfahren.<br />
Wir haben alle schon erlebt, dass wir trotz intensivem Gespräch gründlich aneinander<br />
vorbeireden können. Wir alle kennen Situationen, in denen unser Gegenüber unsere<br />
Argumente nicht wahrn<strong>im</strong>mt, obwohl wir sie aus unserer Sicht schlüssig dargelegt haben. Wir<br />
alle haben schon oft genug erfahren, dass unser Gegenüber uns oder besser gesagt, das, was<br />
wir ihm <strong>mit</strong>teilen wollen, nicht versteht. Gesendete Botschaften kommen nicht richtig an, man<br />
hört nur auf das, was man hören will und n<strong>im</strong>mt sein Gegenüber <strong>mit</strong> seinen Aussagen und<br />
Sichtweisen nicht ernst.<br />
Warum kommen Argumente, für sich genommen logisch und nachvollziehbar, be<strong>im</strong><br />
Gegenüber nicht an?<br />
Woher kommen Fehler <strong>im</strong> Verstehen der gesandten Botschaften?<br />
Es kann zu Missverständnissen, gegenseitigem Unverständnis und <strong>im</strong> schl<strong>im</strong>msten Falle zu<br />
Zerwürfnissen kommen. Gespräche enden in einem Streit oder in gegenseitigen<br />
Anschuldigungen, obwohl wir uns eigentlich nur über einen Sachverhalt austauschen,<br />
verständigen wollten.<br />
Was zum gegenseitigen Verstehen notwendig ist und woran die oben beschriebenen<br />
„Störungen“ in der Kommunikation liegen, lässt sich nur <strong>mit</strong> dem Blick darauf klären, wie<br />
Kommunikation eigentlich funktioniert und nach welchen Regeln sie abläuft.<br />
13
Wie kommunizieren wir <strong>mit</strong>einander?<br />
Der Grundvorgang der Kommunikation ist schnell beschrieben:<br />
Kommunikation ist ein Prozess der Informationsver<strong>mit</strong>tlung durch verbale oder nonverbale<br />
Zeichen und ein Prozess der Informationsverarbeitung durch den Empfänger der Nachricht.<br />
Zu einem Gespräch gehören da<strong>mit</strong> <strong>im</strong>mer mindestens zwei Personen: Einer, der spricht (der<br />
„Sender“) und einer, der das Gesprochene hört und da<strong>mit</strong> etwas anfangen soll (der<br />
„Empfänger“).<br />
Der Sender möchte seinem Gesprächspartner etwas <strong>mit</strong>teilen beziehungsweise über<strong>mit</strong>teln:<br />
eine Botschaft, eine Information oder eine Nachricht. Er verschlüsselt sein Anliegen in<br />
erkennbare Zeichen Dem Empfänger obliegt es, diese Botschaft beziehungsweise Nachricht<br />
zu entschlüsseln. Verstehen ist dabei nur dann möglich, wenn der Empfänger die Nachricht<br />
tatsächlich entschlüsseln konnte, wenn also das, was der Sender ver<strong>mit</strong>teln wollte auch richtig<br />
angekommen ist.<br />
In der Regel st<strong>im</strong>men gesendete und empfangene Nachricht überein, so dass die<br />
Verständigung gelingt. Dennoch treten häufig Probleme auf, denn Kommunikation ist<br />
zugleich eine der komplexesten und wichtigsten Fähigkeiten des Menschen und besteht eben<br />
nicht allein in der Weitergabe von sachbezogenen Informationen. Die verbalen Signale<br />
machen da<strong>mit</strong> nur einen kleinen Teil unserer Kommunikation aus. Mehr als zwei Drittel des<br />
Austausches in einem Gespräch laufen über nonverbale Kommunikation, d.h. bspw. über den<br />
visuellen oder akustischen Kanal in Form von Gesten, Körperhaltung, M<strong>im</strong>ik, Betonung oder<br />
Sprachmelodie (vgl. http://arbeitsblaetter.stangl-taller.at/KOMMUNIKATION/).<br />
Die Verständigung <strong>mit</strong> Hilfe von kommunikativen Mitteln ist nicht <strong>im</strong>mer eindeutig.<br />
Da es für die Entschlüsselung nonverbaler Kommunikation keine allgemeinen Regeln oder<br />
Codes gibt, treten häufig Probleme auf, die zu Schwierigkeiten <strong>im</strong> gemeinsamen<br />
Kommunikationsprozess führen können.<br />
Hinzu kommt, dass an der Kommunikation <strong>im</strong>mer mindestens zwei Personen <strong>mit</strong> ihren je<br />
individuellen Sichtweisen, Ansichten, kommunikativen Kompetenzen und individuellen<br />
Verstehensleistungen beteiligt sind.<br />
Es kann festgehalten werden:<br />
Bei der Kommunikation handelt es sich also um einen wechselseitigen Prozess des<br />
Über<strong>mit</strong>telns von Informationen, Botschaften, Nachrichten oder Signalen.<br />
Es geht aber nicht nur um das Über<strong>mit</strong>teln von Botschaften oder Nachrichten, es geht<br />
gleichzeitig um das Empfangen von Informationen sowie um das richtige Entschlüsseln<br />
dieser.<br />
Informationen die durch nonverbale Kommunikation über<strong>mit</strong>telt werden, können durch<br />
unterschiedliche Interpretationen der Zeichen oder Verhaltensweisen zu Missverständnissen<br />
führen. Denn wir sprechen nicht nur <strong>mit</strong>tels unseres Mundes, <strong>mit</strong>tels der Worte, die wir<br />
formen. Zu den nonverbalen Ausdrucksformen zählen unter anderem: Körperbewegungen<br />
(Gestik, M<strong>im</strong>ik, Handlungen), paralinguale Phänomene (St<strong>im</strong>mqualität, nichtsprachliche<br />
Laute, Sprechpausen, Tonlage), oder die Position <strong>im</strong> Raum (Individualdistanz, Orientierung<br />
des Körpers) (vgl. Cherry, 1996, S.1103).<br />
14
Durch unsere nonverbale Sprache, die wie schon erwähnt zwei Drittel unserer<br />
Kommunikation ausmacht, senden wir unserem Gegenüber bewusst wie unbewusst eine<br />
Vielzahl an Informationen (wie Trauer, Freude, Schmerz, Angespanntheit, Empörung etc.).<br />
Gerade die nonverbalen Botschaften sind in Gesprächen oftmals ausschlaggebender als die<br />
verbalen, besonders dann, wenn nonverbale Signale nicht kongruent <strong>mit</strong> den verbalen<br />
Aussagen sind. Dann wertet der Kommunikationspartner die nonverbalen Botschaften als die<br />
relevanteren.<br />
Zur besseren Übersicht über nonverbale und verbale Elemente der Kommunikation sowie zur<br />
Verdeutlichung der Komplexität unserer kommunikativen Ausdrucksmuster <strong>im</strong> Folgenden<br />
eine Übersicht (nach Klippert, 2000)<br />
Verbales Verhalten nonverbales Verhalten<br />
Verständlichkeit zusätzliche St<strong>im</strong>ulanz visuelle Elemente auditive Elemente<br />
Einfache Sprache direkte Ansprache Gestik St<strong>im</strong>mlage<br />
Gliederung rhetorische Fragen M<strong>im</strong>ik Artikulation<br />
Kürze/Prägnanz lebendige Beispiele Körperhaltung Lautstärke<br />
Einführung/Resümee St<strong>im</strong>mvariation Blickkontakt Sprechtempo<br />
Kommunikation setzt kommunikative Fähigkeiten voraus, welche <strong>im</strong> Laufe der Sozialisation<br />
und der Erziehung von den Individuen erlernt werden.<br />
Unter kommunikativer Kompetenz versteht man die „Fähigkeit, in Kommunikationsprozessen<br />
die eigenen Absichten, Bedürfnisse und Interessen angemessen darzustellen, wie die des<br />
Gegenübers wahrzunehmen“ (Schaub/Zenke, 1999, S.209).<br />
Die Kommunikationsfähigkeit eines Menschen erwächst aus seinen verbalen und nonverbalen<br />
Fähigkeiten, seinem darauf aufbauenden verbalen und nonverbalen Verhalten sowie aus<br />
seiner persönlichen Ausstrahlung (vgl. Hempel, 2004, S.36).<br />
Kommunikative Kompetenzen sind bei einzelnen Personen unterschiedlich stark ausgeprägt,<br />
können aber durch Selbstreflexion und Übung deutlich verbessert werden.<br />
Wie Missverständnisse entstehen oder warum es so schwer ist, schwierige<br />
Gespräche erfolgreich zu führen<br />
Das Hauptproblem aller Gesprächssituationen besteht darin, dass das, was von jemandem<br />
gesagt wird, <strong>im</strong>mer mehr enthält als den reinen Sachinhalt. Dies lässt sich sehr gut am<br />
nächsten Beispiel verdeutlichen, dass von Thomas Unruh übernommen wurde. (vgl.<br />
http://guterunterricht.de/Seiten/Coach/gespraeche.htm):<br />
Wenn beispielsweise ein Mann, der zu später Stunde von der <strong>Arbeit</strong> he<strong>im</strong>gekehrt ist, zu seiner Frau,<br />
die ihn nach seinem Tag fragt einfach nur sagt, „ich bin so müde“, dann stecken in dieser schlichten<br />
15
Sachaussage möglicherweise viele andere „Nebenbotschaften“, die zu sagen, er sich nicht traut oder,<br />
die er nicht äußert, um seine Frau nicht zu verletzen.<br />
„Ich bin müde“ kann heißen, „Jetzt grad <strong>im</strong> Moment möchte ich nichts hören, auch nicht das, was du<br />
heute erlebt hast“ oder „ich möchte jetzt nur allein sein und mich ausruhen.“ Vielleicht soll es aber<br />
auch heißen, „ist dir eigentlich klar, wie hart ich arbeite“ Dem Konfliktpotenzial eines so schlichten<br />
Satzes ist nach oben hin keine Grenze gesetzt.<br />
Nun liegt es an der Frau, die Nachricht ihres Mannes richtig zu entschlüsseln.<br />
Es wäre ja durchaus denkbar, dass der besagte Mann tatsächlich nur seinem Gefühl von Müdigkeit<br />
Ausdruck verleihen wollte – absolut ohne jeden „Hintergedanken“. Seine Frau aber kann die<br />
Bemerkung ganz unterschiedlich interpretieren.<br />
Was will mein Mann mir wirklich sagen?<br />
Ihr Reaktionsspektrum kann zum Beispiel reichen von „Du Armer, hast wieder einen richtig harten<br />
Tag gehabt, was?!“ über „Keine Angst, ich habe keine Absichten…“ bis hin zu „Was soll ich denn<br />
erst sagen?! Du hast ja keine Ahnung, was hier den ganzen Tag los ist!“ Die letzte Äußerung könnte<br />
bereits Sprengstoff für einen handfesten Streit liefern.<br />
Es ist also sehr verschieden, wie Menschen eine Botschaft aufnehmen und interpretieren.<br />
Warum dies so ist, soll der nachfolgende Abschnitt zu erhellen versuchen.<br />
Die vier Seiten einer Nachricht<br />
Schultz von Thun (1981a) hat sich sehr intensiv <strong>mit</strong> dem Thema der zwischenmenschlichen<br />
Kommunikation auseinandergesetzt und dabei herausgefunden, dass jede Nachricht<br />
verschiedene Aspekte beinhaltet.<br />
Einen Inhalts-, einen Beziehungs-, einen Selbstoffenbarungs- sowie einen Apellaspekt.<br />
Jede Nachricht enthält diese vier Seiten, die als <strong>mit</strong>einander gekoppelte Ebenen zu betrachten<br />
sind.<br />
Während der Sachaspekt sich auf die Information, die der Sender über<strong>mit</strong>teln möchte,<br />
bezieht, nehmen die anderen drei Ebenen auf das Verhältnis zwischen den<br />
Kommunikationspartnern Bezug.<br />
Kommunikation ist da<strong>mit</strong> <strong>im</strong>mer mehr als nur Informationsaustausch. Sie hat viel <strong>mit</strong> den<br />
Beziehungen zwischen den an der Kommunikation Beteiligten zu tun und wird durch<br />
Haltungen und Einstellungen zum Gegenüber beeinflusst.<br />
Am entscheidendsten ist der Beziehungsaspekt einer Nachricht, da dieser best<strong>im</strong>mt, wie die<br />
Nachricht vom Empfänger aufgenommen wird. Aus diesem Teil der Nachricht geht hervor,<br />
wie der Sender zum Empfänger steht und was er von ihm hält. Oft zeigt sich dies in der<br />
gewählten Formulierung, <strong>im</strong> Tonfall und anderen nichtsprachlichen Begleitsignalen. In der<br />
Art und Weise wie wir etwas sagen (Tonfall St<strong>im</strong>me, Körperhaltung) verdeutlicht sich unsere<br />
Einstellung zum Gegenüber. Man braucht keine Worte zu verwenden, um dem anderen<br />
klarzumachen, was wir von ihm halten.<br />
Meine Haltung zum Gegenüber wird die gesamte Kommunikation beeinflussen und steuern,<br />
wie der Andere das aufn<strong>im</strong>mt, was wir ihm <strong>mit</strong>teilen wollen. Denn für diese Seite der<br />
Nachricht hat der Empfänger ein besonders empfindliches Ohr, denn hier fühlt er sich als<br />
Person in best<strong>im</strong>mter Weise behandelt (oder misshandelt). Genau genommen sind auf der<br />
Beziehungsseite der Nachricht zwei Arten von Botschaften versammelt:<br />
16
In jeder Nachricht steckt <strong>im</strong>mer auch ein Stück Selbstoffenbarung des Senders, wobei da<strong>mit</strong><br />
sowohl die gewollte Selbstdarstellung als auch die unfreiwillige Selbstenthüllung<br />
einzuschließen ist.<br />
Kaum etwas wird nur so gesagt - fast alle Nachrichten haben die Funktion, den Empfänger zu<br />
etwas zu veranlassen. Mit dem Appell einer Nachricht will der Sender den Empfänger der<br />
Nachricht in einer best<strong>im</strong>mten Weise beeinflussen. Der Kommunikationspartner soll bspw.<br />
etwas Best<strong>im</strong>mtes tun, denken oder auch unterlassen. Ein Appell kann sich bspw. in Form<br />
eines Ratschlages äußern oder aber in der <strong>im</strong>pliziten Bitte, der Gesprächspartner möge <strong>mit</strong><br />
seinen Schilderungen fortfahren (vgl. König/Vollmer, 1982, S.29ff).<br />
Zusammenfassend soll festgehalten werden<br />
Der vier-mündige Sender<br />
Was ich sagen will.<br />
Sachinhalt Bezieht sich auf die sachliche,<br />
inhaltliche Information, das was man<br />
dem anderen sagen, was man<br />
<strong>mit</strong>teilen möchte „Das ist so!“<br />
Selbstoffenbarung Die Gefühle, die St<strong>im</strong>mung, das was<br />
der Sprecher von sich selbst preis<br />
gibt. „Das halte ich davon. So geht es<br />
mir dabei.“<br />
Appell Was ich erreichen möchte, wozu ich<br />
den Gesprächspartner veranlassen<br />
möchte. „Ich will, dass du das tust.“<br />
Beziehung Betrifft die (formelle oder informelle)<br />
Beziehung zum Gesprächspartner,<br />
was ich von meinem<br />
Gesprächspartner halte, wie wir<br />
zueinander stehen. „So denke ich von<br />
dir. Das halte ich von dir.“<br />
Mit vier Mündern sprechen, <strong>mit</strong> vier Ohren hören<br />
Der Empfänger kann also verschiedene Schwerpunkte in die Entschlüsselung von<br />
Nachrichten legen. Er kann sich auf eine der vier Nachrichtenebenen stärker konzentrieren<br />
und die anderen teilweise oder ganz außer Acht lassen. Der Empfänger wählt folglich aus, auf<br />
welche der Nachrichtenseiten er reagiert.<br />
Schultz von Thun sagt dazu:<br />
17
„Den Sachinhalt sucht er zu verstehen, sobald er die Nachricht auf die<br />
Selbstoffenbarungsseite hin „abklopft„, ist er personaldiagnostisch tätig („Was ist das für<br />
eine(r)?„ beziehungsweise „Was ist <strong>im</strong> Augenblick <strong>mit</strong> ihm/ihr los?„). Durch die<br />
Beziehungsseite ist der Empfänger persönlich betroffen („Wie steht der Sender zu mir, was<br />
hält er von mir, wen glaubt er vor sich zu haben, wie fühle ich mich behandelt?„) Die<br />
Auswertung der Appellseite schließlich geschieht unter der Fragestellung „Wo will er mich<br />
hin haben?„ beziehungsweise in Hinblick auf die Informationsnutzung („Was sollte ich am<br />
besten tun, nachdem ich dies nun weiß?„) “ (Schultz von Thun, 1981a, S.44).<br />
Die folgende Abbildung, das 4 Ohrenmodell nach Schultz von Thun, verdeutlicht dieses Zitat<br />
sehr gut:<br />
(Schultz von Thun, 1981, S.45)<br />
Meist ist es so, dass jeder von uns be<strong>im</strong> Empfangen von Nachrichten ein besonderes „Ohr“<br />
bevorzugt. Einige achten mehr darauf, welcher Appell sich an das Gesagte knüpft, andere<br />
wiederum lauschen vor allem nach dem Beziehungsaspekt. Ein kompetenter Zuhörer sollte<br />
fähig sein, <strong>mit</strong> allen vier Ohren gleich gut hören zu können, denn es ist wichtig neben dem<br />
Verstehen der Sachlage die das Gegenüber schildert, herauszufinden, wie mein Gegenüber<br />
sich selbst einschätzt, wie er oder sie sich selbst in seiner Lage sieht und was vom jeweiligen<br />
Gespräch erwartet wird.<br />
Je nach dem welches Ohr wir bevorzugen, kann man auf einen Satz, den man hört, auch<br />
unterschiedlich reagieren. Als ein Beispiel zur Verdeutlichung der Theorie folgendes:<br />
Frau Plenk, Mutter eines zweijährigen Sohnes fragt die Erzieherin: Sagen sie Frau Ritter,<br />
Paul kann gestern be<strong>im</strong> Mittagsschlaf nicht lange geschlafen haben.<br />
Darauf kann die Erzieherin, n<strong>im</strong>mt sie vorrangig den sachlichen Aspekt der Frage wahr,<br />
antworten:<br />
„Paul hat gestern so wie die meisten anderen auch ungefähr eine Stunde geschlafen. Von<br />
ungefähr halb eins bis halb zwei.“<br />
Sie kann sich aber auch auf den Beziehungsaspekt beziehen und darauf antworten:<br />
18
„Wenn sie glauben, dass wir nicht auf die ausreichende Mittagsruhe achten, dann täuschen<br />
sie sich. Uns ist es sehr wichtig, dass die Kinder <strong>mit</strong>tags zur Ruhe kommen“<br />
Hört sie aber auf den Appellaspekt, weil sie schon oft <strong>mit</strong> Vorwürfen seitens Frau Plenk<br />
konfrontiert wurde, dann wird sie vielleicht sagen.<br />
„Also Frau Schmidt, Paul hat geschlafen wie jeden Tag. Also hier <strong>im</strong> Kindergarten war er<br />
nach<strong>mit</strong>tags richtig ausgeglichen und munter.“<br />
Die Fokussierung des Selbstoffenbarungsaspektes könnte folgende Antwort zur Folge<br />
haben:<br />
Hatten sie gestern einen schweren Tag <strong>mit</strong> ihrem Paul? War er denn gestern zu Hause sehr<br />
müde?<br />
Danach könnte Frau Ritter noch darauf eingehen, ob sich Frau Plenk Sorgen macht, dass ihr<br />
Kind <strong>mit</strong>tags nicht genug Ruhe zum Schlafen findet „Machen Sie sich Sorgen, dass Paul<br />
gestern nicht genug geschlafen hat <strong>im</strong> Kindergarten?“<br />
Am meisten wird die Erzieherin sicherlich erreichen, wenn sie die Mutter in ihrer scheinbaren<br />
Befindlichkeit ernst n<strong>im</strong>mt und ihr Verständnis entgegenbringt. Dafür ist es wichtig, sich ein<br />
Stück weit von der eigenen Befindlichkeit (der <strong>im</strong>plizite Vorwurf als Erzieherin womöglich<br />
nicht für ausreichend Ruhe gesorgt zu haben) zu distanzieren.<br />
Bezogen auf die Mutter lässt sich resümieren, dass (sollte sie tatsächlich Sorge haben, ihr<br />
Kind könne <strong>im</strong> Kindergarten nur ungenügend Mittagsschlaf halten) sie ihr Problem am besten<br />
gezielt ansprechen sollte.<br />
Entscheidend ist, wie klar und deutlich wir <strong>mit</strong>einander kommunizieren, ob wir das, was wir<br />
meinen, wirklich sagen oder ob wir hoffen, unser Gegenüber könne dies an unserer<br />
St<strong>im</strong>mlage und unserem Ausdruck selbst erkennen.<br />
Wie wir eine Nachricht aufnehmen hängt also davon ab, auf welchen Aspekt der Nachricht<br />
wir uns konzentrieren und was wir glauben, was der andere <strong>mit</strong> seiner Aussage meinen<br />
könnte.<br />
Da<strong>mit</strong> Sie für sich einmal üben können, verschiedene Aspekte von Nachrichten zu<br />
identifizieren beziehungsweise auf jede einzelne zu reagieren, hier folgende<br />
Übungsmöglichkeit:<br />
Übung<br />
Die Erzieherin Frau Meier sagt zu Frau Schmidt:<br />
Vielleicht könnten Sie künftig mal darauf achten, dass sie früh rechtzeitig vor dem Freispiel<br />
da sind. Sebastian findet sonst nicht so recht in das Spiel <strong>mit</strong> den anderen, da sich meist<br />
schon Grüppchen gefunden haben, die gemeinsam ein Spiel verfolgen.<br />
Wie kann Frau Schmidt dies auffassen und was könnte sie jeweils erwidern? Was würde sie<br />
antworten wenn sie <strong>mit</strong> dem „Beziehungsohr“ hört, worauf hört sie <strong>mit</strong> dem „Sachohr“, worauf <strong>mit</strong> dem<br />
19
Selbstoffenbarungsohr“. Was würde sie möglicherweise sagen, wenn sie vor allem <strong>mit</strong> dem Apellohr<br />
hört.<br />
Wie könnte sich Frau Meier noch ausdrücken, um kein „sich angegriffen fühlen“ von Frau Schmidt<br />
hervorzurufen?<br />
Da<strong>mit</strong> sich Missverständnisse in der Kommunikation gar nicht erst aufbauen und eine<br />
Kommunikationsqualität entsteht, ist es also wichtig, auf die vier Ebenen der Kommunikation<br />
zu achten.<br />
Möglich wird dies dadurch, dass man versucht, <strong>mit</strong> allen „vier Ohren“ zu hören und indem<br />
man sich um gegenseitiges Verstehen bemüht und durch sensible Rückfragen überprüft, wie<br />
eigene Botschaften be<strong>im</strong> Gegenüber angekommen sind.<br />
Indem man die Worte des Gesprächspartners <strong>mit</strong> eigenen Worten wiederholt, kann man<br />
prüfen, ob man selbst sein Gegenüber richtig verstanden hat. Bei Unklarheiten ist es <strong>im</strong>mer<br />
besser nachzufragen, wie etwas gemeint war, bevor man selbst etwas hineininterpretiert. Nur<br />
durch gezielte Nachfragen ist es möglich, den Inhalts- vom Beziehungsaspekt zu trennen.<br />
Fragen Sie in jedem Fall nach, wenn sie etwas nicht verstanden haben.<br />
Gute Fragen: ein wichtiger Bestandteil guter Gespräche<br />
Im Begriff Gesprächsführung ist der Begriff der Führung bereits enthalten. Gespräche zu<br />
führen bedeutet, diese zu leiten und zu lenken. Dies gelingt am besten, indem man geeignete<br />
Fragen stellt.<br />
Ähnlich wichtig sind Fragen, wenn wir Dinge nicht verstanden haben. Viele von uns haben<br />
jedoch ein Problem, nachzufragen, wenn sie etwas nicht verstanden haben.<br />
Kommunikation ist <strong>im</strong>mer zweiseitig - Wenn Sie etwas nicht verstehen, kann das daran<br />
liegen, dass Sie möglicherweise noch nicht genug wissen. Vielleicht aber hat sich Ihr<br />
Gesprächspartner nicht klar genug ausgedrückt.<br />
In beiden Fällen sollten Sie auf jeden Fall nachfragen, sonst geht das weitere Gespräch<br />
möglicherweise an Ihnen vorbei, da Ihnen wichtige Informationen fehlen (vgl.<br />
http://www.infoquelle.de/Wirtschaft/Kommunikation/Fragen.php.).<br />
Nachfragen deutet nicht auf Dummheit hin, sondern auf echtes Interesse am Gegenüber.<br />
Eine Möglichkeit der Nachfrage wäre:<br />
"Eines habe ich dabei noch nicht so ganz verstanden…."<br />
Die Wörter "eines" und "ganz" verdeutlichen, dass Sie bereits viel verstanden haben, das<br />
"noch" <strong>im</strong> Satz sagt, dass Sie es zwar noch nicht verstanden haben, aber dass Sie es bald<br />
verstehen werden (vgl. http://www.infoquelle.de/Wirtschaft/Kommunikation/Fragen.php).<br />
20
Viele Menschen reden in so abstrakten Wörtern und Begriffen, dass man einen ganz leeren<br />
Kopf davon bekommt. Solche Menschen kann man nicht verstehen. Wenn Sie wollen, dass<br />
andere Sie verstehen, dann reden Sie in Bildern, geben Sie viele Beispiele und reden sie in<br />
Metaphern. Beispiele und Metapher transportieren eine Nachricht viel besser, als eine<br />
abstrakte Erklärung (http://www.zeitzuleben.de/artikel/kommunikation/gespraechsfuehrung-<br />
4.html).<br />
Achten Sie auch darauf, kurze Sätze zu formulieren und klar und deutlich zu sagen, was Sie<br />
sagen wollen. Das erleichtert das Verständnis<br />
Sie haben die Gesprächsführung in der Hand, wenn es Ihnen gelingt, möglichst viele offene<br />
Fragen, so genannte W-Fragen zu stellen. Stellen Sie stets nur eine Frage, Verbinden Sie nicht<br />
mehrere Fragen <strong>mit</strong>einander.<br />
W-Fragewörter<br />
Wodurch Wer Weshalb Wie<br />
Wann Was Wozu Wo<strong>mit</strong><br />
Wieso Wofür<br />
Formulieren sie Fragen <strong>im</strong>mer offen, positiv, wertfrei, prägnant und<br />
verständlich (Herrmann, Weber, 2003, S.16).<br />
Zirkuläres Fragen<br />
Linear kausales Denken, zielt auf nachvollziehbare Ursachen-Wirkungsbeziehungen ab.<br />
Zirkulär fragen dagegen bedeutet: "um die Ecke zu fragen".<br />
Zirkuläres Fragen will bewusst die gewohnte Wahrnehmung verändern, indem es anregt, ein<br />
Thema oder ein Problem von verschiedenen Seiten aus zu beleuchten. Wie sieht z.B. die<br />
Partnerin/der Partner, wie der Bruder/die Schwester ein best<strong>im</strong>mtes Problem.<br />
Diese Methode hilft dadurch dabei die Dinge neu zu betrachten und kann da<strong>mit</strong> einen<br />
Entscheidungsprozeß voranbringen.<br />
Durch diese andere Fragetechnik beginnt ein Suchprozess: “Wie ist das eigentlich? Die Frage<br />
habe ich mir so noch gar nicht gestellt! Was denkt denn meine Frau? Warum st<strong>im</strong>mt sie nicht<br />
<strong>mit</strong> mir überein?! Was wäre, wenn ich dieses oder jenes einmal anderes machen würde?”<br />
21
Die Fragetechnik gibt sowohl dem Fragenden als auch dem Befragten neue Informationen.<br />
Zirkuläres Fragen gibt <strong>im</strong>mer eine doppelte Information auf der Inhalts- und auf der<br />
Beziehungsebene.<br />
Mit jeder Frage werden dabei nicht nur neue Informationen gewonnen, gleichzeitig werden<br />
be<strong>im</strong> Befragten die gewohnten Denkmuster durchbrochen, so dass dieser zu neuen<br />
Sichtweisen und Einsichten gelangen kann, so dass möglicherweise auch spontan eine Lösung<br />
gefunden werden kann (Nordt, 2005, S.101).<br />
Voraussetzung ist, unserem Gegenüber die kommunikative Fähigkeit zuzuschreiben, seine<br />
Wahrnehmung darzustellen und sich in andere Sichtweisen hineinzuversetzen.<br />
Beispiele für zirkuläre Fragen:<br />
Wenn ich he<strong>im</strong>lich anwesend wäre, was würde ich sehen?<br />
Wie sieht das wohl aus der Perspektive Ihres Kollegen aus? Wenn ich Ihren Mann/ihre Frau<br />
(Tochter, Mutter Nachbarn, Oma, Enkel usw.) fragen würde, wie würde er/sie die Situation<br />
beschreiben?<br />
(vgl. http://de.wikipedia.org/wiki/Zirkul%C3%A4re_Frage; http://www.dadalosd.org/frieden/grundkurs_4/methode_4.htm)<br />
Die Methode des zirkulären Fragens ermöglicht uns:<br />
1. Wünschbare Alternativen in Fragen einzubetten<br />
� Wenn Sie sich entscheiden würden, sich schneller zur Wehr zu setzen, wen würde<br />
das am meisten betreffen?<br />
� Wie würde derjenige regieren?<br />
2. Fragen nach den Unterschieden<br />
� Wer steht Ihnen in diesem Konfliktfall am nächsten?<br />
� Wer leidet am meisten unter dem Konflikt?<br />
� Wie sieht das aus der Perspektive von ... aus?<br />
3. Hypothetische Fragen: „Was wäre wenn - Fragen“<br />
� Wenn Sie den Konflikt einfach wegzaubern könnten, was wäre dann?<br />
� Wenn der Konflikt in den nächsten Jahren so bleiben wird, welche Auswirkungen<br />
würde dies dann haben?<br />
(vgl. http://www.dadalos-d.org/frieden/grundkurs_4/methode_4.htm)<br />
22
Gespräche richtig „führen“ oder Was heißt Gesprächsführung<br />
„Üblicherweise machen wir uns überhaupt nicht klar, dass ein Gespräch zu führen einen<br />
Führungsanspruch enthält, einen Anspruch auf Lenken, Zielerreichung und Zielverfolgung.<br />
Ob wir <strong>mit</strong>einander reden, Small Talk betreiben oder ob wir ein Gespräch wirklich führen,<br />
unterscheidet verschiedene Arten des <strong>Dialog</strong>s“ (http://www.wahle.de/radio/ohren.htm.).<br />
Wer fragt, der hat die Gesprächsführung in der Hand !<br />
(http://www.pro-kiga.de/eltern/elterngespraeche/wenn-sie-kritische-inhalte-ansprechen-muessengespraechsfuehrung-<strong>mit</strong>-eltern/)<br />
Redlich (1987) fasst acht Gesprächsverhaltensweisen, die allgemein für Gesprächsführung<br />
wichtig sind, zusammen. Diese lassen sich auch auf das <strong>Eltern</strong>gespräch übertragen. Verstehen<br />
auf der einen Seite und Lenken auf der anderen Seite müssen ausbalanciert werden, wenn es<br />
zu einer produktiv-konstruktiven Verständigung kommen soll. Einfühlend zu verstehen und<br />
gleichzeitig das Gespräch aktiv zu leiten ist eine große Herausforderung und bedarf einiger<br />
Übung.<br />
Gesprächsführung<br />
Verstehen Leiten<br />
Zuhören Fragen strukturieren Lösungswege anbieten<br />
Gedanken/Gefühle wiedergeben Stellung nehmen<br />
Kommunikative Fertigkeiten oder was in Gesprächen wichtig ist<br />
Wenn Sie einen Qualitätssprung in Ihrem gesamten Kommunikationsverhalten machen<br />
wollen, dann versuchen Sie <strong>im</strong>mer erst Ihren Gesprächspartner zu verstehen, bevor Sie selbst<br />
verstanden werden wollen. Verstehen heißt hier nicht nur, dass Sie den Standpunkt Ihres<br />
Gesprächspartners intellektuell nachvollziehen können. Verstehen heißt auch, dass Sie die<br />
Sichtweisen Ihres Gegenübers akzeptieren und respektieren. Dazu müssen Sie nicht<br />
übereinst<strong>im</strong>men oder das gut heißen, was Ihr Gegenüber sagt, aber Sie versuchen, die Dinge<br />
aus seiner Warte heraus zu betrachten und akzeptieren diese als eine Möglichkeit.<br />
23
Verstehen unseres Gegenübers erreichen wir nur, wenn wir versuchen uns in seine Situation<br />
einzufühlen, wenn wir versuchen, seine Gefühle nachzuempfinden.<br />
Verstehen heißt sich hineinzudenken<br />
Es gibt Formulierungen, die es nahezu verhindern, dass sich unser Gegenüber verstanden<br />
fühlt. Auf solche Formulierungen reagieren die meisten Menschen empfindlich. Einige davon<br />
wären:<br />
„Sie sind der / die Erste, der/die…“<br />
„Sie sind der / die Einzige, der/die…“<br />
„Sie müssen doch zugeben, dass ...“<br />
„Jeder weiß doch, dass ...“<br />
„Sie dürfen (nicht) ...“<br />
„Da müssen Sie sich täuschen.“<br />
„Das gibt es bei uns nicht.“<br />
„Das kann ich mir überhaupt nicht vorstellen.“<br />
„Sie sind / Ihr Kind ist da sicher besonders empfindlich.“<br />
„Dafür haben wir zu viel Erfahrung <strong>im</strong> Umgang <strong>mit</strong> Kindern.“<br />
„Von den anderen <strong>Eltern</strong> haben wir diese Beschwerde noch nie gehört.“<br />
„So etwas gibt es bei uns in der Einrichtung nicht, dass…“<br />
Be<strong>im</strong> Verstehen kann Ihnen die Technik des "Aktiven Zuhörens" helfen, denn um sein<br />
Gegenüber wirklich verstehen zu können, muss man gut zuhören können.<br />
Diese Methode wurde von Psychotherapeuten sowie Erziehungs- und Familienberatern<br />
entwickelt und wird vor allem in Beratungsgesprächen angewandt.<br />
Auch in schwierigen Gesprächssituationen ist das "Aktive Zuhören" eine wirkungsvolle<br />
Methode um den Gesprächspartner besser verstehen zu können.<br />
Im nächsten Abschnitt soll es darum nun um das „Aktive Zuhören“ nach gehen und auch<br />
darum, wie wir unsere Fähigkeit zum Zuhören opt<strong>im</strong>ieren können.<br />
Über das richtige Zuhören<br />
Zuhören verlangt, sich auf das, was der andere uns sagt, ganz genau zu konzentrieren.<br />
Die Fähigkeit, sich ganz und gar auf die Mitteilungen anderer zu konzentrieren, beherrschen<br />
nur wenige Leute.<br />
Im klassischen Gespräch nutzen wir die Zeit, während der andere spricht, um uns zu fragen,<br />
was wir selbst erwidern wollen, wenn unser Gesprächspartner fertig ist.<br />
Gerade in Debatten, legt man sich meist seine Argumente schon zurecht, während der andere<br />
noch spricht. Man ist viel mehr <strong>mit</strong> sich selbst und seinen eigenen Gedanken beschäftigt, als<br />
da<strong>mit</strong>, dem anderen bei der Darstellung seiner Sichtweise zuzuhören.<br />
24
Zuhören aber heißt Anteilnehmen, <strong>im</strong> wörtlichen Sinne. Ich nehme die Teile die mir <strong>mit</strong>geteilt<br />
wurden an. Das Anteilnehmen hat vor allem <strong>mit</strong> echtem Interesse zu tun (vgl.<br />
http://www.rhetorik.ch/Hoeren/Hoeren.html.).<br />
Zuhören heißt: hinhören, inne halten, Interesse zeigen, sein gegenüber<br />
ernst nehmen, den, dem man zuhört, annehmen und gelten lassen<br />
Was ist aktives Zuhören?<br />
Bedürfnisse, Empfindungen und Gedanken teilt ein Gesprächspartner nur indirekt <strong>mit</strong>. Das<br />
heißt, der innere, gefühlsmäßige Zustand wird oftmals verschlüsselt.<br />
So werden Gefühle oft anhand von nicht-sprachlichen Äußerungen (Körpersprache)<br />
über<strong>mit</strong>telt. Das heißt der Tonfall, die St<strong>im</strong>mlage und auch der Gesichtsausdruck spiegeln<br />
wider, wie jemandem zumute ist, ohne dass man diese Gefühle und Empfindungen in Worte<br />
fasst.<br />
Will man an der inneren Erlebniswelt des Gesprächspartners teilhaben, so muss man dessen<br />
Botschaften entschlüsseln. Be<strong>im</strong> aktiven Zuhören versucht man, den in einer verbalen<br />
Aussage <strong>mit</strong>schwingenden Gefühlsanteil in Worte zu kleiden um so zu verstehen, was der der<br />
Sender genau meint und vor allem, was er empfindet(vgl.<br />
http://www.wahle.de/radio/zuhoeren.htm).<br />
Warum aktives Zuhören?<br />
Ziel ist es, durch einfühlendes Verstehen die Gedanken und Gefühle unseres Gegenübers zu<br />
verbalisieren und sie diesem <strong>mit</strong>zuteilen. Dadurch fühlt der Andere sich in seinen<br />
Empfindungen ernst genommen. Erst wenn wir merken, dass andere auf unsere<br />
Befindlichkeiten Bezug nehmen, fühlen wir uns ernst genommen und in unserer Person<br />
wertgeschätzt (http://www.humanistische-aktion.homepage.t-online.de/komm.htm).<br />
Aktives Zuhören:<br />
hilft dem Gesprächspartner bei der Klärung und Verarbeitung eigener Empfindungen.<br />
Unser Gegenüber wird eigene negative Empfindungen weniger fürchten, wenn er<br />
erfährt, dass sein Gegenüber sie ebenfalls akzeptiert.<br />
verbessert und vertieft die Beziehung zwischen den Gesprächspartnern durch das<br />
Gefühl: "Mein Gegenüber versteht mich, ich kann ihm/ihr vertrauen". Dies schafft die<br />
Basis für die Mitteilung eigener Gedanken, Ideen, Wünsche und legt so<strong>mit</strong> den<br />
Grundstein für Offenheit.<br />
(http://www.humanistische-aktion.homepage.t-online.de/komm.htm)<br />
25
Techniken des aktiven Zuhörens<br />
1. Paraphrasieren<br />
2. Verbalisieren der Emotionen des Gegenübers<br />
3. Nachfragen<br />
1. Paraphrasieren<br />
Dies meint, die Aussagen des Gegenübers in eigenen Worten zusammenzufassen und<br />
wiederzugeben. Diese Technik wird auch als „Spiegeln“ bezeichnet.<br />
Um die Chancen zum gegenseitigen Verstehen zu verbessern, ist es wertvoll, unserem<br />
Gesprächspartner das, was man von Ihnen erfahren hat, „rückzuspiegeln“. Dafür fassen sie<br />
das, was sie gehört haben, in eigene Worte und melden es ihrem Gegenüber zurück.<br />
"Ich habe verstanden, dass ... ist das so richtig?"<br />
oder<br />
„Habe ich sie richtig verstanden, dass Sie…“<br />
Dies hat in zweierlei Hinsicht eine positive Wirkung:<br />
Auf die <strong>Eltern</strong> wirkt dies wie ein Echo: sie hören ihre eigenen Aussagen in anderen Worten<br />
und können nochmals über die eigene Position nachdenken UND: sie spüren, dass ihr<br />
Gegenüber echtes Interesse daran hat, sie zu verstehen, was Vertrauen und Offenheit<br />
potenziert.<br />
2. Verbalisieren der Emotionen des Gegenübers<br />
Dies beinhaltet, die Gefühle, die sich uns erschließen, in Worte zu fassen, um sie so dem<br />
Gegenüber widerzuspiegeln.<br />
N<strong>im</strong>mt man beispielsweise <strong>im</strong> Gespräch, indem unser Gegenüber versucht, Kritik an einer<br />
dritten Person zu üben, sich eigentlich vor allem selbst stark über dessen Verhalten geärgert<br />
hat, ist es hilfreich zurückzumelden: „Es hat sie maßlos geärgert dass…“ oder „Ich habe das<br />
Gefühl, dass es sie sehr verst<strong>im</strong>mt, dass…“ (vgl.: Ich Botschaften statt Du Botschaften)<br />
3. Nachfragen<br />
Nachzufragen meint, gezielte und vertiefende Fragen zum Sachverhalt zu stellen. (vgl.: Gute<br />
Fragen: ein wichtiger Bestandteil guter Gespräche)<br />
26
Wenn Sie versuchen möchten, die Methode des aktiven Zuhörens zu praktizieren, dann<br />
vermeiden Sie es:<br />
� eigene Ansichten und Gefühle einzubringen<br />
� nachzubohren<br />
� zu werten und zu beurteilen<br />
� Ratschläge zu geben und belehren zu wollen<br />
� Zu trösten und bagatellisieren<br />
Versuchen Sie stattdessen herauszufinden, was der andere wirklich meint und was hinter den<br />
Worten Ihres Gesprächspartners steckt.<br />
Finden Sie heraus, was ihr Gegenüber wirklich bewegt und was er /sie <strong>mit</strong> dem Gesagten<br />
erreichen will.<br />
Erst wenn Sie verstanden haben, erklären Sie Ihrem Gegenüber Ihren eigenen Standpunkt.<br />
Be<strong>im</strong> aktiven Zuhören geht es nicht darum geht, Recht zu haben. Das Entscheidende hierbei<br />
ist, dass Sie gegenseitig überprüfen, wie gut Sie einander zuhören und wie gut Sie einander<br />
verstehen.<br />
Das aktive Zuhören sollte sparsam dosiert werden und nur in wichtigen und schwierigen<br />
Gesprächen zur Geltung kommen. Es kann nicht tagtäglich praktiziert werden.<br />
Hören ist nicht gleich zuhören!<br />
Hören<br />
Hören ohne Hinhören heißt zum Beispiel <strong>mit</strong> sich selber beschäftigt zu sein und nur<br />
sporadisch aufzumerken. Die Aufmerksamkeit liegt mehr auf der Beschäftigung <strong>mit</strong> den<br />
eigenen Gedanken und bei der Gelegenheit, endlich selbst zu Wort zu kommen.<br />
Hinhören<br />
Hinhören ohne zuhören heißt, Aufnehmen was die andere Person sagt, ohne sich zu<br />
bemühen, herauszufinden, was der andere meint oder sagen will. Gefühlsmäßig ist man<br />
dann eher distanziert<br />
Zuhören<br />
Zuhören heißt, sich in den Partner hineinzuversetzen und ihm die volle<br />
Aufmerksamkeit zu schenken und dabei nicht nur auf den Inhalt, sondern auch auf<br />
Zwischentöne zu achten.<br />
Vom Hören über das Hinhören zum aktiven Zuhören kommen<br />
(http://www.rhetorik.ch/Hoeren/Hoeren.html)<br />
27
Verstehen ist mehr als Zuhören.<br />
Einen anderen Menschen zu verstehen bedeutet, die Gefühle und<br />
Empfindungen dieses Menschen zu erfassen, sie ihm wiederzuspiegeln<br />
und ihm dadurch zu helfen, sich über seine Probleme und Gefühle klar<br />
zu werden.<br />
Aktives Zuhören üben<br />
Wirkliches Zuhören kann man üben. Probieren Sie doch in einem ihrer nächsten<br />
Mitarbeitertreffen anhand der folgenden Übung einmal aus, wie es ist, Ihrem<br />
Gesprächspartner aktiv zuzuhören. Finden Sie sich in Zweiergrüppchen zusammen und<br />
wechseln Sie die Zusammensetzung der Gruppen nach einer gewissen Übungsphase, um sich<br />
auch auf andere Personen einstellen zu müssen.<br />
Übung (vgl. http://www.zeitzuleben.de/artikel/familie/partnerschaft-kommunikationstipps-2.html):<br />
Bei dieser Übung, ist die Aufgabe des Zuhörenden, sich so auf den anderen einzustellen, dass dieser<br />
seine Worte richtig wiedergegeben sieht.<br />
Setzen Sie sich so gegenüber, dass Sie <strong>mit</strong>einander Blickkontakt halten können. Dann stellen Sie sich<br />
einen Wecker auf 10 Minuten. Ihr Gegenüber sagt nun zwei bis drei kurze Sätze. Dabei ist es nicht so<br />
wichtig, was gesagt wird, es geht nur darum, überhaupt etwas zu sagen. Sie können über das Wetter,<br />
über ihren Tag oder über ihren Hund reden. Beschränken Sie sich zu Beginn auf einen längeren oder<br />
zwei bis drei kurze Sätze.<br />
Nun sind sie an der Reihe:<br />
Ihre Aufgabe ist es nun, <strong>mit</strong> ihren eigenen Worten genau das zu wiederholen, was ihr<br />
Gesprächspartner zuvor gesagt. Dabei geht es nicht darum, jedes Wort zu wiederholen, sondern <strong>mit</strong><br />
den eigenen Worten den Sinn so genau zu beschreiben, wie möglich. Dabei beginnen Sie <strong>mit</strong> dem<br />
Satz: "Du sagst, dass ..." oder "Du meinst, dass ..." Derjenige der zuerst gesprochen hat, kann nicken,<br />
wenn er sich richtig wiederholt sieht oder aber das Gesagte nochmals sagen, falls es falsch wiederholt<br />
wurde.<br />
Nach 10 Minuten wird getauscht. Wenn jeder von Ihnen an der Reihe war, tauschen Sie sich hinterher<br />
kurz darüber aus, wie Sie jeweils diese Übung empfunden haben. Danach können sie sich in anderen<br />
Zweiergruppen noch einmal an diese Aufgabe wagen.<br />
Bei dieser kleinen Übung werden Sie sehr schnell merken, wie schwierig es sein kann, genau<br />
das zu wiederholen, was Sie gerade gehört haben. Je komplizierter und umfangreicher das<br />
Gesagte ist, desto schwieriger wird es.<br />
Sie sehen, es ist tatsächlich nicht so leicht, aktiv zuzuhören. Mit einiger Übung kann man es<br />
aber lernen, aktiver und da<strong>mit</strong> besser zuzuhören.<br />
Zuhören lässt sich lernen und opt<strong>im</strong>ieren.<br />
28
Wer jedoch sich und seine Aussagen wichtiger n<strong>im</strong>mt als die seiner<br />
Mitmenschen, wird trotz Kenntnis von Zuhörtechniken kein guter<br />
Zuhörer (http://www.rhetorik.ch/Hoeren/Hoeren.html).<br />
Um auf das einzugehen, was der andere gesagt hat, könnten wir uns<br />
angewöhnen, die Worte unseres Gesprächspartners <strong>mit</strong> eigenen Worten<br />
zu wiederholen. Die Griechen nannten das schon die Paraphrase (vgl. .<br />
http://www.wahle.de/radio/zuhoeren.htm)<br />
Im Alltag sind wir schnell dazu geneigt, gut gemeinte Ratschläge zu geben. Wie<br />
unterschiedlich man auf eine Aussage reagieren kann, zeigt das folgende Beispiel.<br />
Übung (vgl. König/Vollmer, 1982, S.68f):<br />
Eine Mutter konfrontiert Sie <strong>mit</strong> folgender Aussage:<br />
Ute hört in der letzten Zeit nicht, wenn wir ihr etwas sagen. Sie wirft sich einfach auf den<br />
Boden, ist bockig und schreit herum.<br />
Mit welcher der folgenden Antworten würde sich Utes Mutti am besten verstanden fühlen?<br />
1.) Seit wann ist das denn so?<br />
2.) Ute ist jetzt in der Trotzphase.<br />
3.) Ute ist in letzter Zeit schwierig, das st<strong>im</strong>mt.<br />
4.) Sie haben das Gefühl, dass sie nicht an Ute herankommen?<br />
Äußerung 1)<br />
Diese Antwort ist eine Frage. Solche Fragen können zuweilen hilfreich sein.<br />
Führt man das Gespräch aber vor allem durch Fragen, entsteht be<strong>im</strong> Gegenüber leicht der<br />
Eindruck eines „Verhörs“.<br />
Durch Fragen lenkt und leitet man zwar ein Gespräch, genauso wichtig ist es aber zu<br />
Verstehen und Zuzuhören, um die Verantwortung für die Suche nach einer Lösung bei der<br />
Person zu belassen, die das Problem artikuliert. Denn durch jede Frage n<strong>im</strong>mt man der<br />
betreffenden Person die Möglichkeit, selbst Verantwortung für die Suche nach einer Lösung<br />
zu tragen.<br />
Äußerung 2)<br />
Diese Äußerung liefert eine psychologische Erklärung. Die kann richtig sein und die Mutter<br />
erwidert möglicherweise: ‚Das hab ich mir auch schon gedacht‟. Was aber hat sie davon,<br />
wenn sie das weiß?<br />
Problematisch daran, das eigentliche Problem herauszufragen beziehungsweise erklären zu<br />
wollen ist, dass Sie als Erzieher sich dabei die Rolle des Fachmannes zuschreiben, der sich<br />
da<strong>mit</strong> automatisch über die Mutters stellt. Es findet kein gleichberechtigter Austausch statt,<br />
29
sie nehmen der Mutter die Suche nach der Lösung ab, anstatt sie dazu zu befähigen, selbst zu<br />
suchen.<br />
Äußerung 3)<br />
Auch wenn sie schon seit Wochen darauf warten, <strong>mit</strong> der Mutter ein Gespräch über Ute zu<br />
führen, weil ihnen schon lange auffällt, wie unzugänglich Ute manchmal ist, hüten Sie sich<br />
davor, ihr einfach beizupflichten.<br />
Auch wenn sie <strong>mit</strong> einer Antwort wie sie Antwort 3 aufzeigt, der Mutter nur beipflichten<br />
wollen, besteht bei Antwort die Gefahr, dass sie abwertend aufgefasst wird. Möglicherweise<br />
wird die Mutter sich dann genötigt sehen, sich zu verteidigen.<br />
Antwort 4)<br />
In Antwort 4) wird die Mutter dagegen direkt angesprochen. Diese Antwortmöglichkeit macht<br />
die Empfindungen der Mutter deutlich. Die Mutter hat dadurch das Gefühl, <strong>mit</strong> ihrem<br />
Problem ernst genommen und verstanden zu werden. Diese Antwort bestärkt sie da<strong>mit</strong>, weiter<br />
von ihren Problemen zu reden und sich selbst <strong>mit</strong> ihnen auseinanderzusetzen.<br />
Im Folgenden nun eine Übung, wie man auf von <strong>Eltern</strong> geäußerte Problemlagen professionell<br />
reagieren könnte.<br />
Übung(vgl. König/Vollmer, 1982, S.69f):<br />
Mutter:<br />
Klaus ist <strong>im</strong>mer so unordentlich. Sag ich ihm, er solle aufräumen, dann ignoriert er das<br />
einfach. Immer muss ich seine Sachen aufräumen, dabei könnte er das doch schon alleine<br />
machen.<br />
Versuchen sie, sich die Äußerung konkret vorzustellen. In welchem Tonfall könnte sie gesprochen<br />
werden?<br />
Überlegen sie zunächst, welche Empfindungen und Gefühle darin angesprochen werden. Versuchen<br />
sie dann, eine Antwort zu finden, die diese Empfindungen deutlich macht.<br />
Ein nächster möglicher Übungsschritt wäre es, dieses Verbalisieren von Gefühlen und<br />
Emotionen <strong>im</strong> Team zu üben. Möglich wäre es in kleinen Gruppen von max<strong>im</strong>al vier<br />
Personen folgende Übung durchzuführen:<br />
Übung:<br />
Einer der anwesenden Personen erzählt von einem fiktiven Problem. Die anderen versuchen, die<br />
dabei angesprochenen Empfindungen in Worte zu fassen. Das wird Ihnen an einigen Stellen sicher<br />
30
schon gut gelingen, an anderen werden sie noch ihre Schwierigkeiten haben. Das ist ganz<br />
selbstverständlich.<br />
Versuchen Sie ihren Gesprächspartner direkt anzusprechen und möglichst kurz zu antworten.<br />
Wichtig ist folgendes:<br />
Bedenken Sie, dass es bei diesem Gesprächsverhalten keineswegs nur eine richtige Antwort gibt.<br />
Man kann dieselbe Empfindung auf unterschiedliche Art ausdrücken.<br />
Selbst wenn sie die Empfindung ihres Gesprächspartners nicht ganz genau getroffen haben, wird ihr<br />
Gesprächspartner aber dennoch das Gefühl des ernst genommen Werdens empfinden und so zum<br />
Weiterreden angeregt werden.<br />
Erproben Sie diese Technik in vielen Rollenspielen. Nach einigen Übungen werden sie<br />
Sicherheit in diesem Gesprächsverhalten erlangen und ihren eigenen persönlichen Stil finden.<br />
Ich Botschaften statt Du Botschaften<br />
„Eine gute Ich-Botschaft ist wie ein Tatsachenbericht. Sie beschreibt das Verhalten des<br />
Anderen oder die Umstände, die ein Problem verursachen, ohne (!) jegliche Wertung.<br />
Sodann beschreibt sie, wie sich diese Tatsachen emotional auf den Absender auswirken,<br />
indem er ehrlich und klar seine Gefühle ausdrückt, was anfangs gar nicht so einfach ist.<br />
Schließlich erfährt der andere etwas über die Auswirkungen und kann so nachvollziehen, dass<br />
ein vernünftiger Grund für die Beanstandung besteht“<br />
(http://www.norbertkasper.de/interessantes/arbeitspapiere/ichbotschaft.htm ).<br />
Zur erfolgreichen Kommunikationsqualität gehört ganz klar das Senden von Ich-Botschaften<br />
Gerade wenn wir uns <strong>mit</strong> anderen <strong>im</strong> Konflikt befinden oder Kritikgespräche führen,<br />
benutzen wir häufig so allgemeine Äußerungen wie diese:<br />
„Immer musst du…“ „Kannst du nicht mal …“ oder „Mach das doch endlich mal…“<br />
Oft versuchen wir uns in konflikthaften Gesprächen hinter solch Verallgemeinerungen<br />
(man…, <strong>im</strong>mer…) zu verstecken, sei es aus der Befürchtung unserem Gegenüber (<strong>Eltern</strong>) zu<br />
nahe zu treten oder aus der Angst vor "unangenehmen" Mitteilungen. Letztlich erreichen wir<br />
aber durch die versteckte Botschaft genau das Gegenteil.<br />
Aussagen wie: „Man könnte meinen, dass Du dir keine rechte Mühe gibst…“ sind nicht klar.<br />
Unsere Gesprächspartner fühlen sich verunsichert, weil sie nicht wissen, wer außer Ihnen<br />
bspw. noch dieser Ansicht ist.<br />
Außerdem machen solche „Du-Botschaften“ nur Aussagen über den Empfänger. Sie sind<br />
<strong>im</strong>mer wertend und mischen sich in das Verhalten, Fühlen oder Wollen des Anderen ein und<br />
offenbaren so<strong>mit</strong> nichts oder nur Ungenaues über die dahinter stehenden Probleme und<br />
Gefühle des Absenders.<br />
„Kannst du das nicht mal schneller erledigen…“ Du bist zu langsam<br />
„Warum räumst du nie dein Z<strong>im</strong>mer auf …“ Du bist so unordentlich<br />
„Können sie nicht mal pünktlicher sein…“ Sie sind <strong>im</strong>mer so unpünktlich<br />
31
Handelt es sich um negative Bewertungen, dann ist die Art der Reaktion des<br />
Gesprächspartners beinah zu erwarten. Je nach Veranlagerung des Gegenübers wird unser<br />
Gesprächspartner enttäuscht oder verletzt sein, sich angegriffen beziehungsweise sich vor den<br />
Kopf gestoßen fühlen. Häufig werden sie vom Anderen als Herabsetzung und als Ablehnung<br />
empfunden und provozieren häufig ihrerseits Gegenvorwürfe. Anstelle der Bereitschaft für<br />
Veränderung können sie eher Widerstand und Groll hervorrufen. Oder aber es kann zu<br />
Verhaltensweisen wie Rückzug, Rechtfertigung, Angreifen oder beleidigt sein kommen.<br />
Es gibt zahlreiche Gesprächssituationen, in denen diese möglichen Reaktionen nicht noch<br />
provoziert werden sollten.<br />
Mitarbeitergespräche, ein Gespräch <strong>mit</strong> einer Kollegin in der ein Konflikt gelöst werden soll<br />
oder eben <strong>Eltern</strong>gespräche, in denen Kritik geäußert werden muss, aber die Sache <strong>im</strong><br />
Vordergrund bleiben soll, erfordern einen behutsamen Umgang <strong>mit</strong> solchen Wertungen und<br />
allgemeinen Kritikäußerungen.<br />
Sätze <strong>mit</strong> Aussagen wie die folgenden enthalten in der Regel eine ausgeprägte<br />
"Du" (oder "Sie")-Komponente.<br />
Drohen<br />
„Wenn Sie weiterhin so…“.<br />
Anordnen Belehren<br />
„Lassen sie doch „So kann man…“<br />
be<strong>im</strong> nächsten Mal ...“<br />
Ratschläge erteilen Urteilen<br />
„Machen sie doch mal…“ „ Sie sind….“<br />
Häufig werden sie vom Anderen als herabsetzender Vorwurf oder als<br />
Ablehnung empfunden und provozieren anstelle der Bereitschaft für<br />
Veränderung eher Widerstand und Groll (vgl.<br />
http://www.norbertkasper.de/interessantes/arbeitspapiere/ichbotschaft.htm).<br />
Zu bedenken ist, dass wir niemanden in seinem Verhalten ändern nur weil wir ein best<strong>im</strong>mtes<br />
Verhalten kritisieren oder weil wir Vorschläge und Ratschläge zur Änderung dieses<br />
Verhaltens erteilen.<br />
Da es dennoch genügend Situationen gibt, in denen man das Verhalten eines Mitmenschen<br />
(seien es <strong>Eltern</strong>, Bekannte oder <strong>Arbeit</strong>skolleginnen) nicht annehmen oder tolerieren kann,<br />
sollte man versuchen, in solchen Gesprächen, in denen es um „unerwünschtes“ Verhalten<br />
32
geht, „Du-Botschaften“ vermeiden und an Stelle dessen lieber Ich-Botschaften verwenden.<br />
Denn: Verändern kann sich jeder nur allein. Die Veränderung des eigenen Verhaltens<br />
geschieht nur, wenn man es selbst will.<br />
Die Bereitschaft dazu eigenes Verhalten zu ändern erwächst nicht dadurch, dass man seinem<br />
Gegenüber Vorwürfe macht, sondern indem man die Auswirkungen eines best<strong>im</strong>mten<br />
Verhaltens für die eigene Befindlichkeit aufzeigt. Durch so genannte Ich-Botschaften<br />
dagegen, kann man versuchen, Verständnis zu erwecken, für die eigene Situation.<br />
Ich-Botschaften senden heißt, <strong>mit</strong> den Menschen, denen man begegnet, offen, ehrlich und<br />
direkt umzugehen, ohne sie zu verletzen oder anzugreifen. Es entsteht mehr Raum für<br />
gegenseitige Akzeptanz. Menschen werden eher über das eigene Verhalten nachdenken, wenn<br />
man ihnen nicht <strong>mit</strong> Vorwürfen begegnet beziehungsweise ihr Verhalten einer Wertung<br />
unterzieht.<br />
Denn Ich-Botschaften legen die Verantwortung für das weitere Handeln in die Hände des<br />
Gesprächspartners. z.B. wenn man sagt: "Ich bin enttäuscht darüber, dass Sie sich nicht an<br />
unsere Verabredung gehalten haben ….. Irgendwie hat mich das entmutigt."<br />
Dem Gesprächspartner steht es nun frei, weiterhin so zu wirken. Das ist aber nicht<br />
wahrscheinlich, denn niemand will den anderen absichtlich vor den Kopf stoßen.<br />
Wir können einen anderen Menschen nicht ändern. Aber wir können ihm<br />
sagen, wie es uns durch sein Verhalten ergeht und was sein Verhalten bei<br />
uns selbst bewirkt. Da niemand böswillig einem anderen Menschen<br />
schaden will, ist davon auszugehen, dass unsere Mitmenschen dann ihr<br />
Verhalten überdenken<br />
Auch hierzu zwei kurze Beispiele:<br />
Statt zu sagen:<br />
Immer kommen sie zu unseren <strong>Arbeit</strong>sgruppentreffen viel zu spät!<br />
wäre es besser folgendes zu formulieren:<br />
„Ich ärgere mich darüber, dass Sie diese Woche bereits zwe<strong>im</strong>al zu spät gekommen sind, weil<br />
wir dann ihre <strong>Arbeit</strong> <strong>mit</strong>machen müssen!"<br />
„Ich-Botschaften“ sind klar strukturierte, dreiteilige Botschaften. Sie sind<br />
Selbstoffenbarungen, da diese die eigene Meinung und die eigenen Gefühle <strong>mit</strong>teilen.<br />
Sie beinhalten:<br />
1. eine knappe Beschreibung des wahrgenommenen Verhaltens des anderen ohne<br />
eigene Interpretation oder Wertung<br />
"Sie sind diese Woche bereits zwe<strong>im</strong>al zu spät gekommen...<br />
33
2. eine passende Beschreibung der eigenen Gefühle, die dadurch bei einem selbst<br />
ausgelöst werden<br />
... Ich ärgere mich darüber, ...<br />
3. eine Erklärung, welche Konsequenzen dieses Verhalten für mich hat,<br />
beziehungsweise welche Auswirkungen entstehen<br />
... weil wir dann ihre <strong>Arbeit</strong> <strong>mit</strong>machen müssen!"<br />
(vgl. http://www.norbertkasper.de/interessantes/arbeitspapiere/ichbotschaft.htm)<br />
Während Du-Botschaften sehr allgemein gehalten sind, ver<strong>mit</strong>teln Ich-Botschaften klare und<br />
eindeutige Inhalte. Ich-Botschaften sind Botschaften, durch die man seinem Gegenüber seine<br />
eigenen Gefühle und Empfindungen <strong>mit</strong>teilen kann. Dadurch kann sich eine tragfähige<br />
Vertrauensbasis <strong>im</strong> Gespräch entwickeln.<br />
Eine Erzieherin ist enttäuscht und vor allem blockiert darüber, dass eine der Mütter einer<br />
<strong>Arbeit</strong>sgruppe „Ideenfindung- Projekte <strong>im</strong> Kindergarten“ sofort die Leitung an sich reißt und<br />
vor lauter eigenen Ideen nur so „übersprudelt“. Eine mögliche Du-Botschaft dieser Erzieherin<br />
könnte lauten:<br />
„Sie stellen sich <strong>im</strong>mer in den Vordergrund…“<br />
Eine Ich – Botschaft dagegen wäre:<br />
Frau Meier, sie bringen sehr schnell ihre durchaus guten Ideen ein. Das blockiert mich, weil<br />
ich dann…<br />
Verwenden Sie statt „Immer müssen sie…“ lieber „Ich habe das Gefühl,<br />
dass…“<br />
Vorteile von Ich-Botschaften sind:<br />
- der andere erfährt, was genau ich fühle und warum ich so fühle<br />
- der andere erfährt, was das für mich bedeutet<br />
- meine Bedürfnisse kommen zum tragen<br />
Auf diese Weise kann durch Ich-Botschaften:<br />
- eine Gesprächssituation entspannt werden und so weniger bedrohlich wirken, so dass<br />
ein Einlenken leichter wird<br />
- eine Atmosphäre der Offenheit und Vertrautheit entstehen, was von dem an der<br />
Kommunikation Beteiligten als wohltuend empfunden wird.<br />
- deutlich werden, dass mein Gegenüber ein Mensch <strong>mit</strong> Empfindungen, <strong>mit</strong> Stärken<br />
und Schwächen ist. Dadurch wird aus einer hierarchisch-autoritären (du bist….) eine<br />
partnerschaftliche Beziehung, was das „Sich -öffnen des Gegenübers fördern kann<br />
- (http://www.humanistische-aktion.homepage.t-online.de/komm.htm)<br />
34
Eine gute Hilfe für das Senden von Ich-Botschaften ist es, wenn man sich fragt:<br />
Was geht in mir vor?<br />
Welche meiner Bedürfnisse sind durch das Verhalten des Gesprächspartners bedroht?<br />
Worin bestehen meine eigenen pr<strong>im</strong>ären Empfindungen?<br />
Da<strong>mit</strong> Sie das Senden von Ich-Botschaften selbst einmal ausprobieren können, folgt nun eine<br />
geeignete Übungsmöglichkeit.<br />
Übung 1:<br />
Versuchen Sie einmal zu beobachten, ob sie eher Ich Botschaften oder eher Du-Botschaften senden!<br />
Wenn sie einmal deutlich gemerkt haben, dass sie eine Du Botschaft versandt haben und das tuen wir<br />
alle in Situationen, die uns ärgern oder aufregen, doch recht häufig, dann probieren sie danach für<br />
sich, diese Du Botschaft zu einer Ich-Botschaft zu machen.<br />
Ein Beispiel wäre:<br />
Immer musst du deine Sachen überall rum liegen lassen…<br />
Dadurch dass Du heute in der Küche deine Sachen nicht weggeräumt hast, muss ich jetzt,<br />
bevor ich anfangen kann zu kochen, alles wegräumen. Deine Unordnung stört mich. Sie kostet<br />
mich Zeit und strengt mich sehr an.<br />
Übung 2:<br />
Versuchen sie einmal gezielt Ich Botschaften zu formulieren.<br />
Sie können entweder für sich allein üben oder noch besser <strong>mit</strong> einem Gesprächspartner.<br />
Denken sie an ein Verhalten irgendeiner Person, das sie schon <strong>im</strong>mer traurig macht und enttäuscht,<br />
wo sie aber bisher nicht den Mut hatten, diese Person gezielt darauf anzusprechen. Denken Sie,<br />
diese Person säße ihnen gerade gegenüber.<br />
Achten Sie darauf, das betreffende Verhalten, die eigene gefühlsmäßige Reaktion sowie die<br />
Auswirkungen des beschriebenen Verhaltens zu erläutern.<br />
Wenn sie da<strong>mit</strong> beginnen, das Senden solcher Ich –Botschaften zu üben, werden sie das Gefühl<br />
haben, als klinge es sehr holprig. Sicher ist es noch sehr ungewohnt, sich selbst zu beobachten, zu<br />
reflektieren und kontrollieren. Mit zunehmender Übung aber werden ihre Botschaften <strong>im</strong>mer<br />
natürlicher und Sie werden auf die Kontrolle ihrer Sprache mehr und mehr verzichten können<br />
Nutzen Sie Ich-Botschaften <strong>im</strong> <strong>Eltern</strong>gespräch<br />
Die Methode des Aktiven Zuhörens und auch die des Ich-Botschafter-Sendens ist kein<br />
mechanisches Werkzeug. Ohne eine echte annehmende Einstellung, die den Gesprächspartner<br />
35
als selbständige Person <strong>mit</strong> eigenen Sichtweisen anerkennt und akzeptiert, wird diese<br />
Methode nicht umzusetzen sein.<br />
Entscheidender als die Techniken ist vielmehr eine akzeptierende, partnerschaftliche<br />
Grundhaltung. Diese Grundhaltung, die sich vor allem in Empathie, Respekt und<br />
Wertschätzung ausdrückt, liegt dieser Gesprächstechnik zugrunde.<br />
Diese Haltung zu erlangen, erfordert oftmals eigene Veränderungen des Zuhörers, was sehr<br />
schwer fällt und Zeit braucht.<br />
Grundsätze der Gesprächsführung oder Zu den notwendigen Haltungen die<br />
ein echtes Gespräch erfordert<br />
Es reicht, wie schon erwähnt nicht aus, Techniken der Kommunikation und der<br />
Gesprächsführung zu kennen und anwenden zu können. Von entscheidender Bedeutung ist es,<br />
wie die Erzieherin auf die <strong>Eltern</strong> zugeht und welche Wirkungen sie bei den <strong>Eltern</strong> erzielt.<br />
Ausgehend von Rogers Gesprächspsychotherapie lassen sich wichtige Eigenschaften und<br />
Kompetenzen der an einem Gespräch beteiligten Partner ableiten, die für die gemeinsame<br />
Kommunikationssituation von Bedeutung sind. Diese Kompetenzen werden uns gerade in<br />
schwierigen Gesprächen abverlangt und sind weitaus wichtiger für den Erfolg eines<br />
Gespräches als die oben aufgeführten Gesprächstechniken.<br />
Der Erwerb solcher Basiskompetenzen ist an den Prozess der Selbsterfahrung geknüpft<br />
(Weisbach, 1992, S.116). Die hier theoretisch ver<strong>mit</strong>telten Kompetenzen müssen von jedem<br />
selbst innerhalb der Praxis in entsprechende Handlungsweisen übersetzt werden.<br />
Im Folgenden sollen einige ausgewählte Eigenschaften dargestellt und hinsichtlich ihres<br />
Einflusses auf den Kommunikationsprozess beschrieben werden.<br />
Einfühlendes Verstehen /Empathie<br />
Empathie bezeichnet die Fähigkeit, sich soweit in die Lebenswelt und in die Situation eines<br />
anderen Menschen hineinversetzen zu können, dass man dessen Probleme verstehen kann.<br />
Grundlegende Voraussetzungen hierfür ist das Zurückstellen eigener Meinungen und<br />
Wertungen, Verständnis für die Situation des Gegenübers sowie Sensibilität für die Probleme<br />
anderer.<br />
Empathie wird sowohl durch echtes Interesse am Gegenüber und seinen Problemen bekundet,<br />
als auch dadurch, dass man die Situation des Gegenübers so akzeptiert wie sie ist. Realisierbar<br />
wird Empathie durch das oben beschriebene aktive Zuhören (vgl. Bachmair et al., 1989, S.31;<br />
Weinberger, 1992, S.54ff, Alterhoff, 1994, S.83).<br />
„Unbedingte Wertschätzung“<br />
Strahlen Sie in einem Gespräch unbedingt Wertschätzung und Respekt aus. Gerade in<br />
Konfliktgesprächen ist beides unentbehrlich, um konstruktive Kritik annehmen zu können.<br />
Was aber ist überhaupt „Unbedingte Wertschätzung“?<br />
36
„Unbedingte Wertschätzung“ ist ein anderes Wort für Akzeptanz.<br />
Was unbedingte Wertschätzung genau meint, ist einfacher zu begreifen, wenn man sich klar<br />
macht, was das Gegenteil, nämlich die 'Bedingte Wertschätzung', bedeutet.<br />
„Das ist eine Wertschätzung, die an best<strong>im</strong>mte Bedingungen geknüpft wird. (Klein, 1992, S.<br />
121)" so Irene Klein. Solche Bedingungen in Bezug auf die <strong>Eltern</strong> könnten sein:<br />
- Regelmäßiges Erscheinen zum <strong>Eltern</strong>abend<br />
- Beteiligen an best<strong>im</strong>mten Kindergartenveranstaltungen<br />
- Mitarbeit<br />
- Freundlichkeit usw.<br />
Unbedingte Wertschätzung dagegen meint: "Du bist gut so, wie du bist. Du musst nicht so<br />
sein, wie ich dich gerne haben will. Du machst, denkst und fühlst manches anders, als es mir<br />
gefällt oder wie ich es tun würde. Das sage ich dir auch, aber du musst dich deshalb nicht<br />
nach mir richten ... Ich akzeptiere dich, auch wenn du andere Lösungen findest als ich“<br />
(Klein, 1992, S. 121).<br />
Unbedingte Wertschätzung bedeutet demnach, sein Gegenüber zu achten und wertzuschätzen,<br />
auch wenn man nicht <strong>mit</strong> seinen Ansichten und seinem Verhalten übereinst<strong>im</strong>mt.<br />
Jemanden achten und wertschätzen gelingt: „(…) wenn ich mich erstens in seine Lage<br />
hineinversetzen kann (Einfühlung) und zweitens meine Wertschätzung nicht an Bedingungen<br />
knüpfe (Akzeptanz). Ich bleibe in diesem Fall ich selbst, verbiege mich nicht und entscheide<br />
selbst darüber, was ich verändern werde und was nicht. Ich übernehme Verantwortung für<br />
mein Verhalten, nicht aber für das des Anderen. Mehr verlange ich auch nicht vom<br />
Gegenüber. Auch er soll stets für sich selbst entscheiden dürfen“ (Klein, 1998, S. 6).<br />
Auch wenn ihr Gegenüber anderer Meinung ist als Sie selbst, respektieren Sie dies.<br />
Versuchen Sie, den Standpunkt und den Blickwinkel ihres Gegenübers zu verstehen und<br />
wertzuschätzen, auch wenn sie selbst ganz andere Ansichten vertreten.<br />
Gerade in Konfliktgesprächen ist es so wichtig, dass <strong>Eltern</strong> sich ernst- und angenommen<br />
fühlen. Denn: Wir möchten alle ernst genommen und respektiert, be- und geachtet werden.<br />
Sobald man wahrn<strong>im</strong>mt, dass ein anderer Mensch mich wirklich ernst n<strong>im</strong>mt, geht es uns gut.<br />
Wenn ich merke, der andere bekommt meine Gefühle <strong>mit</strong>, dann muss ich meinen Ärger nicht<br />
weiter zur Schau stellen, sondern bin besser dazu in der Lage zuzuhören, was er oder sie mir<br />
<strong>mit</strong>teilen will. Es entsteht auf diese Weise mehr Zugänglichkeit und Kompromissbereitschaft<br />
Emotionale Wärme<br />
Eine partnerschaftliche Kommunikationsbeziehung kann sich nur dann entwickeln, wenn man<br />
einander versteht und am Erleben des jeweils anderen Anteil n<strong>im</strong>mt.<br />
Ausdruck emotionaler Wärme sind die bedingungslose Wertschätzung sowie Achtung und<br />
Akzeptanz eines Menschen. Ziel sollte es sein, ein Kl<strong>im</strong>a entstehen zu lassen, in dem<br />
Vertrauen aufgebaut werden kann. Denn eine Vertrauensbeziehung bildet die Grundlage für<br />
offene Gespräche.<br />
37
Echtheit/Kongruenz<br />
Trotz der Forderungen nach Empathie, Einfühlung und positiver Wertschätzung sollte man in<br />
all seinem Verhalten noch Echtheit und Selbstkongruenz aufweisen.<br />
Merkmale für die Bezeichnung Echtheit sind inneres Übereinst<strong>im</strong>men, Offenheit und<br />
Aufrichtigkeit. Das kongruente Verhalten hat einen großen Einfluss auf die positive<br />
Wertschätzung und das Empathieverhalten. Wertschätzung hat nur dann eine Wirksamkeit,<br />
wenn sie übereinst<strong>im</strong>mt <strong>mit</strong> dem, was man in der un<strong>mit</strong>telbaren Kommunikationsbeziehung<br />
wirklich denkt und fühlt (vgl. Textor, 2005, S.32ff).<br />
Diese Kernvariablen kommunikativen Verhaltens sind allerdings nicht losgelöst voneinander<br />
zu betrachten, sie überschneiden sich teilweise und greifen ineinander(vgl. St<strong>im</strong>mer, 1994,<br />
S.67). So kann man das Verbalisieren von emotionalen Erlebnisinhalten (dies meint die<br />
Gefühle und Empfindungen unseres Gegenübers in Worte zu fassen) nicht völlig von der<br />
Wertschätzung und Kongruenz trennen. Empathie durch kann nur dann wirksam werden,<br />
wenn man auch ein gewisses Maß an Wertschätzung und Kongruenz zeigt.<br />
Um zu verhindern, dass die Gesprächspartner aneinander vorbei reden, muss jeder sich klar<br />
und konkret ausdrücken. Egal worum es geht, sprechen Sie Sachverhalte und Inhalte gezielt<br />
und ehrlich in einem freundlichen Ton an. Reden Sie nicht „um den heißen Brei“, denn dies<br />
kann bei den <strong>Eltern</strong> Unsicherheit erzeugen, die sich negativ auf das Gespräch auswirken kann.<br />
Zum besseren Verständnis bei Unklarheiten empfiehlt es sich <strong>mit</strong> Fragen wie: „Was meinten<br />
sie da<strong>mit</strong>?“ oder „Könnten sie das mal genauer erklären?“ nachzuhaken.<br />
Menschen sind erst dann fähig zum Nachgeben und zum Kompromiss,<br />
wenn sie wahrnehmen, dass die andere Seite sie akzeptiert und sich<br />
ernsthaft <strong>mit</strong> ihnen auseinandersetzt.<br />
Was ist hilfreich zum Gelingen menschlicher Kommunikation?<br />
- Sagen was man denkt<br />
- eine klare, bildhafte Sprache nutzen<br />
- Wertschätzung und Akzeptanz des Gegenübers<br />
- Nachfragen bei Unklarheiten<br />
- Ich Botschaften<br />
Allgemeines zur Grundeinstellung den <strong>Eltern</strong> gegenüber<br />
Sicher ist es so, dass es auch einen nicht zu unterschätzenden Anteil von <strong>Eltern</strong> gibt, die<br />
wenig Interesse am Kita-Geschehen zeigen und nur selten an Veranstaltungen <strong>im</strong> Rahmen der<br />
<strong><strong>Eltern</strong>arbeit</strong> teilnehmen.<br />
Hier ist es an Ihnen, zu reflektieren, warum <strong>Eltern</strong> Angebote meiden und weshalb sie nicht zur<br />
Mitarbeit bereit sind.<br />
38
Möglicherweise hat ein Teil dieser <strong>Eltern</strong> den Eindruck gewonnen, dass sie von den<br />
Fachkräften nicht als kompetente Erzieher ihres Kindes wahrgenommen werden. Vielleicht<br />
erleben sie es aus ihrer Sicht heraus so, dass Erzieher sich kaum Zeit für <strong>Eltern</strong>kontakte<br />
nehmen und dass sie <strong>im</strong> Grunde eine <strong>Eltern</strong><strong>mit</strong>arbeit nicht wünschen.<br />
Sie als Erzieherinnen sollten <strong>im</strong>mer wieder reflektieren, ob sie wirklich für eine Bildungs- und<br />
Erziehungspartnerschaft und die Mitwirkung von <strong>Eltern</strong> sind. Oder, ob sie vielleicht doch aus<br />
einer unbewussten Angst heraus, dass <strong>Eltern</strong> - falls sie mehr Einblick in den Kita-Alltag<br />
gewännen- ihre pädagogische <strong>Arbeit</strong> kritisieren könnten, unbewusste Vorbehalte gegen<br />
best<strong>im</strong>mte <strong>Eltern</strong> hegen (vgl. Textor/ Blank, 2004, S.8).<br />
Reflektieren Sie einmal ihre Beziehung zu jedem einzelnen <strong>Eltern</strong>teil. Investieren Sie diese<br />
Zeit, denn ihre Haltung ist maßgeblich für den Erfolg ihrer gesamten <strong><strong>Eltern</strong>arbeit</strong>.<br />
Es gibt <strong>Eltern</strong>, bei denen man geneigt ist zu denken, sie müssten doch merken, dass sie ihrem<br />
Kind <strong>mit</strong> einem best<strong>im</strong>mten Verhalten nichts Gutes tun oder sogar schaden. Aber: Die<br />
meisten <strong>Eltern</strong> handeln in der Überzeugung, das Beste für ihr Kind zu tun. Sie wollen ihr<br />
Kind „gut“ erziehen, unabhängig davon, ob sie aus vermeintlich pädagogischer Sicht „gute“<br />
<strong>Eltern</strong> sind oder nicht.<br />
Im konkreten Umgang <strong>mit</strong> <strong>Eltern</strong> bedeutet diese Einsicht, dass <strong>Eltern</strong> in ihrem Sein und<br />
Anderssein ernst- und angenommen werden müssen. Dies meint aber nicht, alles gut zu<br />
heißen, was der andere denkt und tut.<br />
Die Motivation und Bereitschaft, sich auf Neues einzulassen oder sich gar „zu verändern“,<br />
kann viel eher gefördert werden, wenn <strong>Eltern</strong> bedingungslos akzeptiert werden und man an<br />
ihren Stärken und Kompetenzen ansetzt.<br />
Spüren <strong>Eltern</strong>, dass sie abgelehnt, in Frage gestellt werden, dann sind sie vor allem geneigt<br />
sich zu verteidigen. Sie fühlen sich angeprangert, nicht verstanden und sind dann oftmals<br />
nicht offen genug für neue Sicht- und Denkweisen. Ein Blick auf Schwächen und Defizite<br />
behindert also einen Lernzuwachs eher, als dass er ihn ermöglicht.<br />
Gespräche <strong>mit</strong> <strong>Eltern</strong>- <strong>Eltern</strong>gespräche<br />
Nun soll endlich zum Kern der Sache vorgedrungen werden.<br />
Bisher ging es <strong>im</strong> Wesentlichen um Gespräche allgemein und um Gesprächstechnicken sowie<br />
notwendige Kompetenzen.<br />
Bevor es <strong>im</strong> Folgenden darum gehen wird, aufzuzeigen, wie wichtig eine gute<br />
Gesprächsvorbereitung ist und was zu einer solchen alles dazu gehört, steigen wir <strong>mit</strong> Fragen<br />
und da<strong>mit</strong> <strong>mit</strong> einer Reflexion ihres eigenen Gesprächsverhaltens <strong>mit</strong> <strong>Eltern</strong> beziehungsweise<br />
der allgemeinen Kommunikation <strong>mit</strong> <strong>Eltern</strong> in ihrer Kita ein:<br />
Wie gut sind unsere <strong>Eltern</strong>gespräche?<br />
Um sich selbst <strong>im</strong> Klaren darüber zu werden, welche Schwierigkeiten und Schwächen, aber<br />
auch welche Stärken wir <strong>im</strong> Gespräch <strong>mit</strong> anderen beziehungsweise <strong>mit</strong> <strong>Eltern</strong> <strong>im</strong> speziellen<br />
haben, empfiehlt es sich, das eigene Gesprächsverhalten etwas genauer unter die Lupe zu<br />
nehmen und Gespräche <strong>mit</strong> <strong>Eltern</strong> <strong>im</strong> Nachhinein kritisch auszuwerten. Dazu ist es wichtig,<br />
<strong>Eltern</strong>gespräche gleichsam aus der Vogelperspektive zu betrachten. Schauen Sie weniger auf<br />
den Inhalt, als vielmehr auf die Art und Weise, in der Sie Gespräche <strong>mit</strong> <strong>Eltern</strong> führen<br />
39
Folgende Fragen können eine Hilfe bei der Reflexion sein:<br />
Welchen Stellenwert haben <strong>Eltern</strong>gespräche in unserer <strong>Arbeit</strong>?<br />
Welchen Maßstab setzen wir an Gespräche <strong>mit</strong> <strong>Eltern</strong>?<br />
Was ist uns wichtig, den <strong>Eltern</strong> bei diesen Gesprächen zu ver<strong>mit</strong>teln?<br />
Was ist uns selbst als Mensch wichtig, in Gesprächen <strong>mit</strong> anderen zu erfahren und zu<br />
ver<strong>mit</strong>teln?<br />
Was bereitet Ihnen Schwierigkeiten in <strong>Eltern</strong>gesprächen?<br />
Wann fühlen wir uns in Gesprächen angenommen und respektiert?<br />
Wie wünschen Sie sich als Erzieher die <strong>Eltern</strong> in ihrer täglichen <strong>Arbeit</strong>?<br />
Das professionell geführte <strong>Eltern</strong>gespräch<br />
<strong>Eltern</strong>gespräche sind maßgeblicher Bestandteil der Erziehungsarbeit von <strong>Eltern</strong> und<br />
Erziehern.<br />
Ziel der gemeinsamen Gespräche ist es in der Regel, dass <strong>Eltern</strong> und Erzieher den<br />
Entwicklungsprozess des Kindes gemeinsam reflektieren und sich über jeweilige Erfahrungen<br />
<strong>mit</strong> dem Kind austauschen und verständigen, <strong>im</strong>mer <strong>mit</strong> der obersten Prämisse, die<br />
Entwicklung jedes einzelnen Kindes dadurch besser begleiten und fördern zu können.<br />
Durch kontinuierliche Gespräche <strong>mit</strong> den <strong>Eltern</strong> von Anfang an gelingt es besser, eine<br />
Beziehung aufzubauen und gegenseitiges Vertrauen herzustellen, welches die Basis für das<br />
erfolgreiche Führen mögliche spätere Konfliktgespräche darstellt.<br />
Aber auch generell: Der Austausch der jeweiligen Sichtweisen auf das Kind bereichert<br />
sowohl die elterliche Perspektive als auch die der Erzieherin. Beide können voneinander<br />
lernen.<br />
Eine Einladung zu einem Gespräch kann bei <strong>Eltern</strong> Ängste auslösen. Gerade bei solchen<br />
<strong>Eltern</strong>, die nicht so selbstsicher in sich ruhen beziehungsweise bei denen, die Probleme in der<br />
Erziehung ihrer Kinder erleben.<br />
Um solche Ängste gar nicht erst entstehen zu lassen, sollten <strong>Eltern</strong> bereits bei der Aufnahme<br />
des Kindes darüber informiert werden, dass der regelmäßige, gegenseitige Austausch <strong>mit</strong><br />
<strong>Eltern</strong> einen Teil ihrer pädagogischen <strong>Arbeit</strong> darstellt, auch dann wenn nichts „schl<strong>im</strong>mes“<br />
ansteht.<br />
Weiterhin sollte ihr gleichwertiger Status hervorgehoben werden und ver<strong>mit</strong>telt werden,<br />
warum sie so wichtige Partner der Erzieher sind.<br />
40
Was <strong>Eltern</strong> von Ihnen erwarten:<br />
Ein offenes Ohr für ihre Probleme. - Nehmen Sie sich Zeit!<br />
Verständnis für die Sorgen um ihr Kind. - Betrachten Sie den Sachverhalt aus<br />
dem Blickwinkel der <strong>Eltern</strong>!<br />
Wertschätzung als Partner in der Bildung und Erziehung des Kindes. - Nehmen<br />
Sie das Anliegen ernst!<br />
http://www.schule-management.de/eltern/elterngespraeche/schwierigeelterngespraeche-erfolgreich-bewaeltigen/<br />
Verschiedene Formen des <strong>Eltern</strong>gesprächs<br />
Als wichtigste Form der Erziehungs- und Bildungspartnerschaft gilt das Gespräch zwischen<br />
Erzieher/innen und <strong>Eltern</strong> über das jeweilige Kind. Hier fallen ihnen sicherlich die<br />
unterschiedlichsten Formen des Gespräches <strong>mit</strong> <strong>Eltern</strong> ein.<br />
Zum Überblick und zur Systematisierung sollen nachfolgend verschiedene Arten des<br />
<strong>Eltern</strong>gespräches aufgeführt werden:<br />
o Aufnahmegespräche<br />
o Tür- und Angelgespräche<br />
o Entwicklungsgespräche<br />
o Beratungs- und Konfliktgespräche<br />
o Termingespräche<br />
o Informationsgespräche<br />
Abgesehen von den Tür- und Angelgesprächen, die ja spontan be<strong>im</strong> Bringen und Holen der<br />
Kinder initiiert werden, besteht die Gemeinsamkeit aller anderen <strong>Eltern</strong>gespräche darin, dass<br />
sie, um sicher und effektiv geführt werden zu können, einer guten Vorbereitung bedürfen.<br />
„Ein <strong>Eltern</strong>gespräch ist max<strong>im</strong>al so gut, wie die Vorbereitung darauf“ (Barth, 2002, S.2).<br />
41
Gesprächsvorbereitung<br />
Gespräche <strong>im</strong> Vorfeld zu planen und zu strukturieren gehört zur professionellen<br />
Vorbereitung.<br />
Einerseits erhöht die Gesprächsvorbereitung das persönliche Sicherheitsgefühl der<br />
Erzieherperson und andererseits opt<strong>im</strong>iert eine klare Gesprächsstruktur die Effektivität des<br />
Gesprächs. Unklare Strukturen führen zu unklarer Kommunikation.<br />
Da<strong>mit</strong> sie bei der Vorbereitung eines <strong>Eltern</strong>gespräches nicht <strong>im</strong>mer von Grund auf neu<br />
überlegen, was es zu bedenken und vorzubereiten gilt, empfiehlt es sich eine<br />
Vorbereitungscheckliste zu erarbeiten.<br />
Auf dieser Checkliste (die natürlich nicht als ein für allemal feststehend zu betrachten ist,<br />
sondern fortlaufend innerhalb der täglichen Praxis der Überarbeitung und Weiterentwicklung<br />
bedarf) empfiehlt es sich alle jene Punkte aufzuführen, die der Abarbeitung bedürfen<br />
(Raumfrage, Klärung des Zeitrahmens etc.).<br />
Weiterhin ist es hilfreich, wenn auf dieser Liste offene und geschlossene Fragen stehen, die<br />
helfen, ein <strong>Eltern</strong>gespräch professionell vorzubereiten und durchzuführen.<br />
Ein Beispiel wäre:<br />
o Habe ich <strong>mit</strong> diesen <strong>Eltern</strong> schon mal ein Gespräch geführt?<br />
o Mit welchem Ergebnis wurde dieses Gespräch beendet?<br />
o Wie sind meine Einstellungen und Auffassungen zu diesen <strong>Eltern</strong><br />
o Was fällt mir bezüglich des Kindes ein?<br />
o Was ist der Gesprächsanlass und was das Ziel des gemeinsamen Gespräches?<br />
o Welches Ergebnis strebe ich an?<br />
Diese Fragen müssen vor jedem neuen Gespräch stichpunktartig beantwortet werden, wo<strong>mit</strong><br />
sie sich schon <strong>mit</strong>ten in der Vorbereitung auf das konkrete <strong>Eltern</strong>gespräch befinden.<br />
Achtung: Ziel eines Gespräches ist nicht gleich Ergebnis.<br />
Ziel eines Gespräches kann es sein, dass Unklarheiten auf Seiten der <strong>Eltern</strong>, was für die<br />
Schulvorbereitung eines Kindes wichtig ist, <strong>im</strong> gemeinsamen Gespräch geklärt werden.<br />
Das Ergebnis bestünde eventuell darin, dass die <strong>Eltern</strong> die fachliche Sicht der Erzieherin, dass<br />
Schreiben und Rechnen nicht in den Kindergarten gehört, nicht annehmen können und ihre<br />
Sichtweise, zur einer guten Schulvorbereitung gehöre auch das Schreiben von ersten<br />
Buchstaben sowie das Rechnen <strong>im</strong> Zahlenraum bis fünf nicht aufgeben und aus diesem<br />
Grunde <strong>mit</strong> ihrem Kind zu Hause üben.<br />
Äußere Voraussetzungen für ein gutes <strong>Eltern</strong>gespräch: Der richtige<br />
Gesprächsrahmen<br />
Der Gesprächsrahmen eines Gespräches beeinflusst in besonderer Weise das Gesprächskl<strong>im</strong>a.<br />
Wenn <strong>Eltern</strong> sich wohl fühlen werden sie sich Ihnen gegenüber eher öffnen und Vertrauen<br />
fassen.<br />
42
Sorgen Sie dafür, dass Störungen des Gespräches durch andere Personen vermieden oder<br />
zumindest reduziert werden.<br />
Wählen Sie daher einen ruhigen Raum, der nicht <strong>im</strong> Mittelpunkt des alltäglichen Geschehens<br />
liegt. Haben Sie keinen geeigneten Raum zur Verfügung, dann sorgen Sie durch Umleitung<br />
des Telefons oder Einschalten des Anrufbeantworters sowie durch ein Türschild<br />
(Besprechung, Bitte nur in Notfällen stören) zumindest für eine Reduzierung möglicher<br />
Störungen von außen.<br />
Wie kann der Raum, die Sitzgelegenheit und die Zeit so eingerichtet werden, dass die<br />
Erzieherin und die <strong>Eltern</strong> sich sicher und wohl fühlen?<br />
Wichtig ist weiterhin, genügend Zeit einzuplanen. Schaffen Sie <strong>im</strong> Raum durch eine<br />
angenehme und gleichberechtigte Sitzordnung eine Atmosphäre, die einem Gespräch auf<br />
gleicher Augenhöhe entspricht. Wenn eine Person hinter einem Schreibtisch sitzt, wirkt dies<br />
eher trennend und lässt die Beteiligten keineswegs als in gleichberechtigter Rolle erscheinen<br />
Vor dem Eintreffen der <strong>Eltern</strong> sollte man <strong>mit</strong> allen Vorbereitungen fertig sein, denn dann erst<br />
können die eintreffenden <strong>Eltern</strong> gelassen begrüßt und in Empfang genommen werden.<br />
Die Wichtigkeit, die Sie dem Gespräch be<strong>im</strong>essen und die Wertschätzung, die Sie ihrem<br />
Gesprächspartner dadurch entgegenbringen, kommt in einer bewusst gestalteten<br />
Gesprächsatmosphäre (zu der auch die Gestaltung des äußeren Rahmens gehört) zum<br />
Ausdruck.<br />
„Gespräche in einem professionellen Rahmen führen, das heißt auch: nicht jederzeit für alles<br />
ansprechbar sein! Dies beinhaltet, keine Problemgespräche zwischen Tür und Angel zu<br />
führen, sondern lieber ein „<strong>Arbeit</strong>sgespräch“<br />
verabreden!“(http://guterunterricht.de/Seiten/Coach/gespraeche.htm )<br />
Innere Voraussetzungen für das Gelingen eines <strong>Eltern</strong>gesprächs:<br />
Vorbereitung auf Personen und Inhalt<br />
Bei allen Hinweisen zum Vorgehen bei Gesprächen, zur Strukturierung und zum Verlauf,<br />
entscheidend ist vor allem die richtige Haltung. Ihr Gesprächspartner bemerkt Ihre<br />
Einstellung, denn wir senden körpersprachliche Signale, die von anderen Menschen<br />
verstanden werden, auch wenn das beiden Gesprächspartner nicht <strong>im</strong>mer bewusst ist. Auch<br />
unsere Wortwahl und unser Tonfall werden von unserer inneren Einstellung dem<br />
Gesprächspartner gegenüber beeinflusst.<br />
Es lohnt sich daher, sich klarzumachen, <strong>mit</strong> welcher Grundeinstellung wir einem<br />
Gesprächspartner gegenübertreten, da unser Einstellung <strong>im</strong>mer auch die Art und Weise<br />
unserer Kommunikation beeinflusst.<br />
43
Bemühen Sie sich den <strong>Eltern</strong> gegenüber um eine partnerschaftliche Einstellung.<br />
Wichtig ist nicht nur, zu reflektieren <strong>mit</strong> welcher Einstellung und <strong>mit</strong> welchen Gefühlen man<br />
selbst dem nahenden Gespräch gegenüber steht, sondern auch, welche Erwartungshaltung die<br />
<strong>Eltern</strong> <strong>mit</strong>bringen werden. Denn nicht nur die eigene Erwartungshaltung, auch die der <strong>Eltern</strong><br />
entscheidet darüber, in welchem Motivationszustand der Eintritt in das Gespräch erfolgt. Die<br />
Erwartungshaltungen sind maßgebend für die Art der Beziehung die <strong>Eltern</strong> und Erzieher<br />
einnehmen werden. Es macht einen Unterschied, ob <strong>Eltern</strong> von sich aus das Gespräch suchen<br />
oder ob sie mehr oder weniger widerwillig einer Einladung folgen.<br />
Die <strong>Eltern</strong>-Erzieher-Vorkontakte (vorhergegangene Begegnungen, Telefonate und Gespräche)<br />
beeinflussen den Beginn eines <strong>Eltern</strong>gesprächs signifikant. Je nach Verlauf der<br />
Vorerfahrungen der <strong>Eltern</strong> <strong>mit</strong> dem Erzieher bringen sie eine eher negativ oder eher positiv<br />
gefärbte Erwartungshaltung <strong>mit</strong>. Je konflikthafter und spannungsgeladener die <strong>Eltern</strong>-<br />
Erzieher-Beziehung aufgrund der Vorkontakte ist, desto gründlicher sollte sich die Fachkraft<br />
auf das <strong>Eltern</strong>gespräch vorbereiten.<br />
Bei der Begrüßung der <strong>Eltern</strong> ist zu bedenken: gerade wenn die <strong>Eltern</strong> nicht von sich aus<br />
kommen, sondern einer Einladung seitens der Erzieher gefolgt sind, bringen sie oft Ängste<br />
oder Unsicherheiten und auch negative Erfahrungen <strong>mit</strong> solchen Gesprächen <strong>mit</strong>. Umso<br />
wichtiger ist es, ihnen schon bei der Begrüßung zu signalisieren, dass man sehr froh über ihr<br />
Erscheinen ist und sie als Gäste willkommen heißt. <strong>Eltern</strong> als Gäste zu begrüßen, dazu gehört<br />
eben ein freundlicher, zugewandter Empfang und das Bereitstellen eines Getränkes. Solch ein<br />
Einstieg in das Gespräch, denn hier wir der Grundstein für das folgende Gespräch gelegt,<br />
öffnen oftmals Tür und Tor.<br />
Mittels unverfänglicher Themen kann ein Einstieg in das eigentliche Gesprächsthema<br />
gefunden werden. Zum Miteinander warm werden braucht es eine gewisse Zeit, die sie sich<br />
und den <strong>Eltern</strong> geben sollten.<br />
Da wie schon angeführt Kommunikation eben nicht allein in der Weitergabe sachbezogener<br />
Informationen besteht, sondern nahezu 60 % des Austausches in einem Gespräch in Form von<br />
Gesten, Körperhaltung. M<strong>im</strong>ik, Betonung oder Sprachmelodie erfolgen, ist es wichtig <strong>im</strong><br />
Gespräch auf die eigene nonverbale Kommunikation zu achten beziehungsweise diese gezielt<br />
einzusetzen.<br />
Dazu gehört nach Leupold (2004) bspw.:<br />
� Blickkontakt<br />
� eine warme, herzliche St<strong>im</strong>me<br />
� körperlich zugewandt sein<br />
� ruhige, aber nicht starre Körperhaltung<br />
� freundlicher Tonfall<br />
� bewusst die <strong>Eltern</strong> <strong>im</strong>mer wieder <strong>mit</strong> Namen ansprechen<br />
� unterstützende Gesten: 'Ah ja', 'Mhm', Zunicken, Zulächeln<br />
� Ruhe ver<strong>mit</strong>teln, Zeit haben<br />
� in Pausen geschickt weiterhelfen<br />
� nicht unterbrechen<br />
44
Überlegen Sie gemeinsam oder <strong>im</strong> Team was für sie persönlich für eine Atmosphäre<br />
zum Gelingen eines Gespräches wichtig ist.<br />
Wann fühlen sie sich selbst als ein willkommener Gast? Was trägt zum Wohlfühlen in<br />
einer unsicheren Situation bei?<br />
Bei der Vorbereitung von Gesprächen ist zu unterscheiden zwischen äußeren<br />
Vorraussetzungen: der Vorbereitung des Rahmens sowie inneren Vorraussetzungen:<br />
der Vorbereitung auf Personen und Inhalte.<br />
Erarbeiten Sie sich <strong>im</strong> Team einen ersten Entwurf für eine Checkliste zur Vorbereitung<br />
von <strong>Eltern</strong>gesprächen. Entwickeln Sie dann anhand der folgenden Gespräche eine<br />
individuelle Liste <strong>mit</strong> Fragen, die ihnen persönlich helfen können, <strong>Eltern</strong>gespräche<br />
professionell vorzubereiten und durchzuführen.<br />
Gründliche Vorbereitung ist wichtig, aber bleiben Sie dennoch spontan und offen für<br />
Veränderungen, für Abweichungen von ihrem erdachten Konzept. Gehen Sie während des<br />
Gespräches auf spontane <strong>Eltern</strong>bedürfnisse ein.<br />
45
Nachfolgend eine Checkliste, die für Gespräche, die einer intensiven Vorbereitung bedürfen,<br />
eine gute Hilfe sein kann.<br />
Der äußere Rahmen des Gespräches<br />
Checkliste Gesprächsvorbereitung<br />
o Wann soll das Gespräch stattfinden<br />
o Wo soll es stattfinden?<br />
o In welchem Zeitrahmen soll es laufen?<br />
o Wer soll daran teilnehmen?<br />
o Raumgestaltung (Ruhe, Getränke, angenehme Sitzmöglichkeiten, störungsfreie<br />
Zeit)<br />
Vorbereitung des Gespräches<br />
o Erarbeiten Sie sich einen Gesprächsleitfaden<br />
o Schreiben Sie wichtige/ komplizierte Fragen auf<br />
o Sammeln Sie Material zum Sachverhalt<br />
o Halten Sie Dokumentationsmaterial zum Kind verfügbar<br />
o Dauer/ Zeitplanung und Zeitpunkt des Gesprächs (haben Sie genug Kraft?)<br />
Wichtige Vorbereitungsfragen:<br />
Beziehungsebene<br />
o Wie wirkt die Form der Einladung zum Gespräch (Brief, Anruf, Ansprechen,<br />
Zettel ins Fach legen) auf die Erwartungen meines Gesprächspartners<br />
o Mit welcher Erwartungshaltung gehe ich in das Gespräch? (Befindlichkeiten<br />
reflektieren, um zu einer offenen, wertschätzenden Haltung zu gelangen)<br />
o Welche Beziehung habe ich zu meinem(n) Gesprächspartner(n)<br />
� Wie waren die bisherigen <strong>Eltern</strong>-Erzieher Vorkontakte<br />
o In welcher Art und Weise kam das <strong>Eltern</strong>gespräch zustande<br />
o N<strong>im</strong>mt mein Gesprächspartner freiwillig am Gespräch teil oder sieht er /<br />
sie sich eher gezwungen<br />
� Welche Erwartungshaltung bringen die <strong>Eltern</strong> <strong>mit</strong><br />
Inhaltsebene<br />
46
o Sammeln Sie Ideen zur Problementstehung (Vermutungen aufgrund bereits<br />
stattgefundener Gespräche <strong>mit</strong> <strong>Eltern</strong> und Kollegen, direkte Beobachtung des<br />
Kindes <strong>im</strong> Alltag<br />
o Überlegen Sie sich, wie sie ins Gespräch einsteigen wollen<br />
(Anknüpfungspunkte an genau diese Familie, alltägliche Gesprächsthemen)<br />
o Was ist der konkrete Gesprächsanlass?<br />
� Wer hat das Problem? (nur die Erzieherin, nur die <strong>Eltern</strong>, beide)<br />
o Gesprächsthemen<br />
� Welche Themen möchte ich ansprechen<br />
� Welche Informationen fehlen mir noch<br />
� Welche Themen werden vermutlich die <strong>Eltern</strong> ansprechen<br />
o Welches Ziel wird <strong>mit</strong> dem Gespräch verfolgt? Welche Ziele setze ich mir für<br />
das Gespräch?<br />
� Was genau will ich in diesem Gespräch erreichen?<br />
� Was genau will ich in Erfahrung bringen, lernen und<br />
herausfinden?<br />
� Was genau will ich bewirken?<br />
Wo<strong>mit</strong> beende ich ein Gespräch<br />
o Tragen Sie aus ihrer Sicht das Ergebnis des Gespräches noch einmal vor<br />
o Tragen Sie aus ihrer Sicht offen gebliebene Fragen noch einmal vor<br />
o Bitten Sie ihren Gesprächspartner um eine Rückmeldung dazu<br />
o Treffen Sie ggf. Zielvereinbarungen<br />
o Geben Sie ein Feedback zum Gesprächsverlauf<br />
o Bitten Sie um ein Feedback zum Gesprächsverlauf<br />
Nachbereitung des Gespräches<br />
o Gehen Sie das Gespräch zeitnah in Gedanken noch einmal durch und<br />
reflektieren sie es (besonders hinsichtlich ihrer Gesprächsführung und der<br />
Erreichung der gestellten Ziele).<br />
o Fertigen Sie ein Gedächtnisprotokoll an oder denken Sie an das Ausfüllen einer<br />
Checkliste<br />
47
Auswertung des <strong>Eltern</strong>gesprächs<br />
Eine gründliche Auswertung des <strong>Eltern</strong>gesprächs bietet mehrere Vorteile:<br />
o Sie kann eine Grundlage und gleichzeitige Vorbereitung für ein eventuell<br />
stattfindendes Folgegespräch sein.<br />
o Sie ist eine Form der Selbstreflexion. Auf diese Weise setzt sich die Erzieherin<br />
bewusst <strong>mit</strong> ihren Stärken und Schwächen in der Gesprächsführung auseinander und<br />
kann so aus Fehlern lernen.<br />
o Sie stellt ein fundiertes Gedächtnisprotokoll dar, auf das man sich z.B. berufen kann,<br />
wenn es um die Einhaltung best<strong>im</strong>mter Abmachungen geht<br />
o Gleichzeitig kann sie auch die Grundlage für Gespräche <strong>im</strong> Team sein, wenn man sich<br />
über ein best<strong>im</strong>mtes <strong>Eltern</strong>gespräch austauschen möchte.<br />
48
Eine Möglichkeit zur Nachbereitung eines <strong>Eltern</strong>gesprächs bietet das bereits vorgestellte<br />
„Vier-Ohren-Modell“ von Schulz von Thun. Dieses Modell hilft die Gesprächssituation<br />
objektiver zu reflektieren.<br />
Fragen zur Nachbereitung (Beobachtung eines Gesprächs)<br />
1. Inhalt<br />
Was haben die <strong>Eltern</strong> gesagt?<br />
Um welche Sache ging es?<br />
2. Selbstoffenbarung<br />
Wie haben die <strong>Eltern</strong> es gesagt?<br />
Welche Gefühle und<br />
Befindlichkeit wurden deutlich?<br />
3. Appell<br />
Was denken Sie, erwarten die<br />
<strong>Eltern</strong> von Ihnen?<br />
4. Beziehung<br />
Was denken Sie über die<br />
Beziehung der <strong>Eltern</strong> zu Ihnen?<br />
49
Die folgende Kopiervorlage (FN: Original von Peter Reinhard, Sekundarlehrer in Wallisellen)<br />
kann bei einem Gespräch als Stütze dienen. Anhand dieses Blattes können die wichtigsten<br />
Erkenntnisse des Gespräches schriftlich festgehalten werden. Gut abgeheftet kann es bei der<br />
Vorbereitung eines nächsten Gesprächs hilfreich sein.<br />
Leitfaden zur intensiven Nachbereitung von Konflikt- beziehungsweise<br />
Problemgesprächen<br />
1.<br />
Gespräch am:<br />
Name: Erzieherin<br />
Gesprächsanlass:<br />
2. Zustandekommen:<br />
3. Ausgangsmotivation der<br />
<strong>Eltern</strong> /Bereitschaft zum<br />
Gespräch<br />
4. Atmosphäre während des<br />
Gespräches<br />
5. Definition des Problems<br />
durch die <strong>Eltern</strong>:<br />
6. Hypothesen zur<br />
Problementstehung<br />
7. Neue Informationen<br />
über das Kind<br />
8. Von <strong>Eltern</strong> ins Gespräch<br />
eingebrachte Themen:<br />
9. Verlauf des Gesprächs<br />
in Stichworten:<br />
10. Ihre Befindlichkeit<br />
während und<br />
nach dem Gespräch<br />
11. Welches Ergebnis wurde erreicht?<br />
Wie wurde verblieben, welche<br />
Abmachungen wurden getroffen<br />
12. Ideen für mögliches<br />
Folgegespräch:<br />
13. Sonstiges:<br />
50
Für Erzieher, die nur begrenzt Zeit haben, sich auf ein <strong>Eltern</strong>gespräch vorzubereiten<br />
beziehungsweise dieses auszuwerten, bietet die folgende Checkliste eine gute Möglichkeit zur<br />
Orientierung.<br />
Checkliste zur Vor- und Nachbreitung von <strong>Eltern</strong>gesprächen<br />
<strong>Eltern</strong>gespräch Datum:__________________ Kind:___________________<br />
Teilnehmende:<br />
Vorüberlegungen<br />
______________________________________________________________<br />
Gesprächsanlass:<br />
______________________________________________________________<br />
Ziele, Inhalt, Erwartungen:<br />
Gesprächsverlauf:<br />
Neue Informationen über das Kind:<br />
Nachbereitungsprotokoll:<br />
Wahrnehmungen (Gefühle, Meinungen, Bedenken):<br />
Sonstige Gedanken während und nach dem Gespräch:<br />
51
Gespräche <strong>mit</strong> <strong>Eltern</strong> führen: Erziehungspartnerschaft realisieren<br />
Erziehungspartnerschaft beginnt bereits be<strong>im</strong> Erstkontakt, dieser kann telefonisch<br />
stattfinden oder auch vor Ort in der Einrichtung sein, und setzt sich be<strong>im</strong> Aufnahmegespräch<br />
fort. Der Grundstein der Beziehung wird bereits hier, bei den ersten gemeinsamen Kontakten,<br />
gelegt. Da<strong>mit</strong> der Beziehungsaufbau gelingt und sich Partnerschaft entfalten kann, ist die Art<br />
der Gestaltung des Anfangs von großer Bedeutung.<br />
Wie ein stabiles Fundament für eine "Erziehungspartnerschaft" gelegt werden kann oder auch<br />
nicht schildert Lothar Klein (1998a) folgendermaßen:<br />
An einem warmen Tag <strong>im</strong> März suchen Herr und Frau Schulte gegen 11.45 Uhr gemeinsam die<br />
Kindertagesstätte in ihrer Nachbarschaft auf. Doch schon <strong>im</strong> Flur bleiben sie unschlüssig stehen. Wie<br />
sieht eigentlich ein Büro in einer Kindertagesstätte aus? Einen Wegweiser entdecken sie nicht. Der<br />
Flur ist leer. Herr und Frau Schulte landen schließlich in der Küche. Die Küchenfrauen sind ziemlich<br />
beschäftigt. "Es ist jetzt Mittagessenszeit, da können Sie <strong>mit</strong> niemandem sprechen!", wird Frau<br />
Schulte abgekanzelt. "Sie müssen bis nach dem Essen warten. Wir haben jetzt keine Zeit."<br />
Weil Herr und Frau Schulte keinen richtigen Platz zum Warten finden, bleiben sie <strong>im</strong> Flur stehen. Die<br />
Küchenfrauen noch einmal zu fragen, wie lange das Essen dauert, trauen sie sich nicht. Sie wollen<br />
schließlich nicht gleich be<strong>im</strong> ersten Mal stören und auffallen. Ihrer Tochter soll es hier doch gut gehen.<br />
Nach ca. einer halben Stunde erkundigen sie dann doch noch einmal vorsichtig. "Unsere Leiterin<br />
muss gerade vertreten. Das wird dauern. Am besten, Sie kommen morgen früh um 8.30 Uhr noch<br />
einmal", lautet nun die Antwort. Herr Schulte hat sich aber heute frei genommen und Lena zu seiner<br />
Mutter gebracht. Dennoch, es ist nichts zu machen. Die Leiterin kann ja schließlich jetzt nicht aus der<br />
Gruppe gehen und die Kinder dort alleine lassen.<br />
Was fühlen Herr und Frau Schulte nach diesem ersten Kontakt? Erwartet und erhofft haben sie sich<br />
Zuwendung, Interesse und Entgegenkommen, eine freundliche Atmosphäre und angenommen zu<br />
werden. Und nun?<br />
Herr Schulte kämpft bereits gegen aufkommenden Ärger an. Was würden seine Kunden sagen, wenn<br />
er dermaßen abweisend <strong>mit</strong> ihnen umgehen würde? Deshalb fragt er nun genau nach und erfährt,<br />
dass die Leiterin heute ab 14.00 Uhr wieder in ihrem Büro sein wird. Trotz seines Unmuts bedankt er<br />
sich freundlich und bittet darum, gleich für 14.00 Uhr einen Termin zu bekommen. Die Küchenfrauen<br />
fühlen sich zwar nicht zuständig, versprechen aber, der Leiterin "einen Zettel hinzulegen".<br />
Pünktlich um 14.00 Uhr versuchen Herr und Frau Schulte es also noch einmal. Gerade wieder <strong>im</strong> Büro<br />
empfängt sie die Leiterin und spürt gleich, dass etwas nicht st<strong>im</strong>mt. Sie weiß zwar nicht genau was,<br />
hat aber schon bald das Gefühl, dass das "schwierige <strong>Eltern</strong>" werden könnten. Nur widerwillig trägt sie<br />
Familie Schulte in die Vormerkliste ein. Für Familie Schulte sind bereits jetzt ein paar ihrer Hoffnungen<br />
geplatzt.<br />
Stellen wir uns stattdessen Folgendes vor:<br />
Familie Schulte hätte gleich an der Eingangstür einen nicht übersehbaren Hinweis folgender Art<br />
vorgefunden: "Liebe <strong>Eltern</strong>. Anmeldungen nehmen wir gerne zu folgenden Zeiten entgegen... Sollten<br />
Ihnen diese Zeiten nicht passen, können Sie gerne anrufen und einen anderen Termin <strong>mit</strong> uns<br />
vereinbaren."<br />
Im Flur dann ein Wegweiser zum Büro und zusätzlich ein dünnes, übersichtlich gestaltetes<br />
Informationsblatt <strong>mit</strong> folgendem Titel: "Da<strong>mit</strong> Sie sich gut bei uns zurecht finden." Darin enthalten<br />
wären: Öffnungszeiten, Telefonnummer und Sprechzeiten, das Anmeldeverfahren (kurz, knapp,<br />
52
übersichtlich), die Information, dass die Leiterin selbst manchmal Gruppendienst macht und deshalb<br />
nicht <strong>im</strong>mer erreichbar ist.<br />
Außerdem hätten Herr und Frau Schulte einen <strong>Eltern</strong>treffpunkt vorgefunden, einen Platz, an dem man<br />
sich gerne hinsetzt, an dem vielleicht weitere Informationen ausliegen, eventuell auch den Hinweis:<br />
"Wenn Sie einen Kaffee möchten, wenden Sie sich ruhig an unsere Küchenfrauen. Wir bedienen Sie<br />
gerne."<br />
Das Ganze nennt man "Vorteilsansprache". Diese Form des Sich-an-die-<strong>Eltern</strong>-Wendens hebt hervor,<br />
worin der Vorteil oder Nutzen aus den Leistungen der Kindertageseinrichtung für die <strong>Eltern</strong> liegt.<br />
Da<strong>mit</strong> wird signalisiert: Was geschieht, geschieht nicht zum Vorteil der Einrichtung, sondern zum<br />
Vorteil der Familie. Anstelle der üblichen Hinweise in der Form von "Unsere Sprechzeiten...", finden<br />
sich dann Formulierungen wie "Da<strong>mit</strong> Sie sich gut bei uns zurechtfinden. (vgl. Klein, 1998a, S.<br />
19ff). "<br />
Das Aufnahmegespräch<br />
Dazu wieder Klein (1998a, S.19ff)<br />
„Am Aufnahmegespräch <strong>mit</strong> Herrn und Frau Schulte nehmen Katjas zukünftige Erzieherin, Frau<br />
Felder, und die Leiterin der Kindertagesstätte, Frau Kiel, teil. Kaffee und Kuchen stehen bereit. Das<br />
Gespräch findet <strong>im</strong> gemütlichen Personalraum statt. Frau Kiel erwartet die <strong>Eltern</strong> an der Tür und<br />
begrüßt sie <strong>mit</strong> Handschlag, heißt sie herzlich willkommen und bietet ihnen <strong>im</strong> Personalraum einen<br />
Platz an. Sie beginnt, indem sie den Zweck dieses Aufnahmegespräches erläutert: Vier Ziele habe<br />
dieses Gespräch, sagt sie. 1. Ein gegenseitiges Kennen lernen, 2. ein Austausch darüber, wie <strong>Eltern</strong><br />
und Einrichtung die ersten Wochen von Katja in der Kindertagesstätte gut gestalten können, 3. bei<br />
Interesse einige zusätzliche Informationen zu den Angeboten der Einrichtung für Kinder und <strong>Eltern</strong><br />
und schließlich 4. die Erledigung der notwendigen formalen Dinge. Nun stellt sich die Erzieherin den<br />
<strong>Eltern</strong> vor. Sie sagt, dass sie in den ersten Wochen die persönliche Ansprechpartnerin für beide sein<br />
wird. Auch Herr und Frau Schulte erzählen etwas von sich. Interessiert und freundlich erkundigt sich<br />
nun die Erzieherin nach Beruf und <strong>Arbeit</strong> von Herrn Schulte, nach etwaigen in der näheren Zukunft<br />
liegenden Plänen der Familie, ob auch Lena in zwei Jahren in die Kindertagesstätte kommen soll, und<br />
ob Frau Schulte dann vielleicht wieder arbeiten möchte.<br />
Wichtig ist, das eigene Angebot einmal aus der Sicht der <strong>Eltern</strong> zu betrachten und sich in die<br />
Situation der <strong>Eltern</strong> hineinversetzen. Dann spüren wir von den Hoffnungen, Bedürfnissen,<br />
Erwartungen und Befürchtungen, die <strong>Eltern</strong> bewegen, wenn sie ihr Kind in einer<br />
Tageseinrichtung anmelden. Dann können wir auch wahrnehmen, wie wichtig es gerade am<br />
Anfang ist, dass <strong>Eltern</strong> sich verstanden fühlen und das Gefühl haben, <strong>mit</strong> ihren Bedürfnissen<br />
und Sorgen ernst genommen zu werden. Diese Haltung sollte schon in den<br />
Aufnahmegesprächen spürbar sein<br />
Dafür ist es wichtig:<br />
von Beginn an Interesse an der Lebenssituation der jeweiligen Familie zu zeigen,<br />
von Beginn an deutlich zu machen: nicht nur das Kind, auch seine ganze Familie ist<br />
bei uns wirklich willkommen,<br />
von Beginn an die <strong>Eltern</strong> als kompetente Erziehungspartner behandeln und sie als<br />
Experten für die Lebenslage ihrer Familie zu betrachten,<br />
sie so weit wie möglich in die Gestaltung der Anfangsphase einzubeziehen.<br />
(vgl. Klein, 1998a, S.19ff)<br />
53
Statt über das eigene Konzept oder zukünftige "Bringpflichten" zu belehren, sollten die<br />
Lebenssituation der <strong>Eltern</strong> und die Bedürfnisse ihrer Tochter erfragt werden. Fragen wie:<br />
"Was können wir tun, da<strong>mit</strong> sich Ihre Tochter bei uns wohl fühlen wird?" oder "Welche<br />
Erwartungen verbinden Sie selbst <strong>mit</strong> dem Kindergartenplatz für Ihre Tochter?" setzen an<br />
den Bedürfnissen der Familie an und signalisieren, dass die Leiterin in den <strong>Eltern</strong> kompetente<br />
Partner sieht und an ihnen interessiert ist (vgl. Klein, 1998a, S. 19ff). Eine Frage wie:<br />
"Mit welchem Gefühl denken Sie nun an die Aufnahme ihres Kindes?"<br />
signalisiert den <strong>Eltern</strong>, dass Sie ihre Befindlichkeit sehr ernst nehmen und es Ihnen auf<br />
elterliche Sichtweisen ankommt.<br />
Was be<strong>im</strong> Aufnahmegespräch wichtig ist (vgl. Jansen/Wenzel, 1999, S.67ff):<br />
- ein freundliches Lächeln aller Kolleginnen<br />
- Blickkontakt und direkte Ansprache der <strong>Eltern</strong> <strong>mit</strong> ihrem Namen<br />
- ein Angebot für das Kind während des Gespräches <strong>mit</strong> den <strong>Eltern</strong><br />
- Vermeidung von Wartezeiten<br />
- Gastlichkeit<br />
- <strong>Eltern</strong> die Einrichtung zu zeigen<br />
- Aushändigung des Aufnahme- oder Anmeldeformulars<br />
Auch die Art der Eingewöhnung baut das Fundament, auf dem die weitere partnerschaftliche<br />
Zusammenarbeit stehen wird. <strong>Eltern</strong> von Anfang an <strong>mit</strong> ihren Vorstellungen einzubeziehen<br />
heißt, gemeinsam abzusprechen, wie die Eingewöhnung gestaltet werden soll. Schritte<br />
gemeinsam festzulegen, machen ein partnerschaftliches Vorgehen aus. Sollte es den <strong>Eltern</strong><br />
möglich sein, für ein paar Tage stundenweise <strong>mit</strong> <strong>im</strong> Gruppenraum zu sein, wäre dies eine<br />
sehr gute Möglichkeit, sich gegenseitig kennen zu lernen und gegenseitiges Vertrauen zu<br />
entwickeln. So könnten Vater oder Mutter den Tagesablauf selbst <strong>mit</strong>erleben und sehen wie<br />
es ihrem Kind in der Kindertagesstätte geht. In den ersten Tagen sollten <strong>Eltern</strong> und Erzieher<br />
sich regelmäßig über die Fortschritte und Vorkommnisse austauschen und auch während der<br />
nächsten Wochen empfiehlt sich ein intensiver Kontakt.<br />
Eine gute Eingewöhnung wird individuell <strong>mit</strong> den <strong>Eltern</strong> ausgehandelt und orientiert<br />
sich an den speziellen Bedürfnissen des Kindes und seiner Familie.<br />
Erziehungspartnerschaft kann sich <strong>im</strong> weiteren Verlauf zusammengefasst methodisch<br />
ausdrücken in:<br />
Tür- und Angelgesprächen<br />
Hospitationen von <strong>Eltern</strong><br />
gemeinsamen Entwicklungsgesprächen<br />
Hausbesuchen<br />
Tür- und Angelgespräche<br />
54
Das regelmäßig <strong>mit</strong>einander <strong>im</strong> Gespräch sein, ist die Voraussetzung für eine gute<br />
Zusammenarbeit.<br />
Be<strong>im</strong> Bringen und Abholen, der Kinder, den so genannten Tür- und Angelgesprächen, können<br />
aktuelle Informationen aus der Gruppe sowie aus der Familie weitergegeben werden.<br />
Dieses kurze Gespräch zwischen Tür und Angel ist <strong>im</strong> Gegensatz zu den anderen Gesprächen<br />
spontan und nicht vorbereitbar.<br />
Auch wenn diese Gespräche oftmals sehr chaotisch oder unruhig ablaufen und diese Art des<br />
Gespräches für Erzieherinnen oftmals <strong>mit</strong> großer Anstrengung verbunden ist (denn <strong>im</strong><br />
Hintergrund wuseln alle Kinder, muss Streit geschlichtet werden, die Aufsicht gewährleistet<br />
sein, oder es ist noch etwas Wichtiges vorzubereiten oder abzuarbeiten), dennoch kann diese<br />
Form des <strong>Eltern</strong>kontaktes durch nichts ersetzt werden.<br />
Aus diesem Grunde sollte diese Gelegenheit zum Austausch als große Chance<br />
wahrgenommen werden, denn „Das Tür- und Angel- Gespräch ist der ständige Kontakt, die<br />
laufende Verbindung zwischen <strong>Eltern</strong>haus und Kindergarten“ (Merz, 1988, S.39).<br />
Wenn diese Gelegenheit zum Austausch, zum „In-Kontakt-bleiben“ gut wahrgenommen wird,<br />
dann fällt alle andere <strong><strong>Eltern</strong>arbeit</strong> auf fruchtbaren Boden.<br />
Ganz gleich, welchen Wichtigkeitsgrad ein Konflikt zwischen <strong>Eltern</strong> und Erziehern hat, er<br />
lässt sich am leichtesten bewältigen, wenn eine Basis da ist, auf der beide Seiten sich<br />
verständigen können. Diese Basis lässt sich am ehesten durch regelmäßige Tür- und-<br />
Angelgespräche schaffen und pflegen. Auch signalisiert Ihr Interesse <strong>Eltern</strong>, dass einem<br />
dieser Kontakt wichtig ist und dass man <strong>Eltern</strong> wertschätzt.<br />
Wie die <strong>Eltern</strong> begrüßt werden, ob die Erzieherin ihnen gelegentlich eine Begebenheit <strong>im</strong><br />
Bezug auf das Kind berichtet oder auf ein „<strong>Arbeit</strong>sprodukt“ des Kindes hinweist oder ob sie<br />
sich nach dem gerade erfolgten Urlaub erkundigt, prägt die Beziehung, lässt Vertrauen<br />
wachsen oder eben nicht.<br />
Es sollte täglich genügend Zeit für einen kurzen gegenseitigen Austausch <strong>mit</strong> zumindest<br />
einigen <strong>Eltern</strong> eingeplant werden. Möglich wird dies beispielsweise dadurch, indem zu diesen<br />
Zeiten Freispielphasen der Kinder sind und keine anderen Aktivitäten eingeplant werden.<br />
Ziel sollte sein, mindestens einmal monatlich <strong>mit</strong> jedem <strong>Eltern</strong>teil von Angesicht zu<br />
Angesicht gesprochen zu haben.<br />
Abzuwägen ist bei dieser Gesprächsform dennoch, wann sie noch zuträglich ist und wann<br />
aufgrund eines notwendig werdenden geschützten Rahmens oder aufgrund einer sich<br />
andeutenden Problemlage ein Termingespräch besser wäre. Wichtig hierbei ist, das<br />
gemeinsame Gespräch nicht auf „irgendwann“ zu verschieben, sondern ganz konkret einen<br />
Zeitpunkt auszumachen. Möglicherweise traut die oder der Betreffende sich nicht noch mal,<br />
Sie anzusprechen. Und dass sich Erzieherinnen bei vielen Kindern nicht jedes Detail<br />
beziehungsweise jeden Gesprächsanlass merken können, versteht sich von selbst.<br />
Auch ist es durchaus legit<strong>im</strong>, ein <strong>Eltern</strong>teil, dass Gesprächsbedarf signalisiert, dem aber<br />
aufgrund besonderer Gruppenbedürfnisse in diesem Moment kaum nachzukommen ist, diesen<br />
55
<strong>Eltern</strong> anzubieten, sich ein paar Minuten zu gedulden um dann in Ruhe über deren Anliegen<br />
zu sprechen.<br />
Hospitationen von <strong>Eltern</strong><br />
Nach vorheriger Anmeldung können <strong>Eltern</strong> auf diese Weise am Kindergartenalltag<br />
teilnehmen. In der Regel sind <strong>Eltern</strong> dabei für einen halben Tag „teilnehmende Beobachter“,<br />
was bedeutet, sie spielen <strong>mit</strong> den Kindern, oder werden direkt von der Erzieherin in<br />
best<strong>im</strong>mte Tätigkeiten wie Malen oder Singen einbezogen.<br />
Hospitationen sind eine sehr gute Möglichkeit, da<strong>mit</strong> <strong>Eltern</strong> und Erzieher sich besser kennen<br />
lernen können.<br />
Beide Seiten erleben sich während der Hospitation <strong>im</strong> Umgang <strong>mit</strong> dem(n) Kind(ern). Sie<br />
können durch diese gemeinsamen Erlebnisse und Erfahrungen Vertrauen und Wertschätzung<br />
entwickeln beziehungsweise ausbauen.<br />
Ohne dass Erzieher <strong>Eltern</strong> direkt Wissen ver<strong>mit</strong>teln, ermöglichen Hospitationen durch die<br />
Modellwirkung des Verhaltens der Erzieher/innen bzw. deren Nachahmung praktisch<br />
nebenbei <strong>Eltern</strong>bildung (vgl. Textor,<br />
http://www.familienhandbuch.de/cmain/f_Fachbeitrag/a_Familienbildung/s_48.html).<br />
<strong>Eltern</strong> machen so viele Lernerfahrungen, aus denen sie sicher vieles <strong>im</strong> Alltag <strong>mit</strong> ihren<br />
Kindern nutzen können. Sie erleben Erzieher <strong>im</strong> Umgang <strong>mit</strong> den Kindern, sie lernen<br />
verschiedene Spiele und Beschäftigungsmöglichkeiten kennen und zugleich werden<br />
Erfahrungen <strong>im</strong> Umgang <strong>mit</strong> anderen Kindern gesammelt, die <strong>im</strong> gleichen Alter wie das<br />
eigene sind.<br />
Möglicherweise wird es möglich, bei Interesse der <strong>Eltern</strong>, diese gezielt in der Gruppe<br />
<strong>mit</strong>arbeiten zu lassen, beispielsweise <strong>im</strong> Rahmen von Projekten oder anderen Aktivitäten und<br />
Angeboten. Dadurch entstehen für Erzieher wiederum Freiräume, die sie entweder für die<br />
Beobachtung einzelner Kinder oder aber für Vorbereitung anderer Tätigkeiten oder<br />
Aktivitäten nutzen können.<br />
Auch die Kinder profitieren von der Anwesenheit der <strong>Eltern</strong>, da sie andere Gesprächspartner<br />
oder neue Rollenmodelle erleben.<br />
Gemeinsame Entwicklungsgespräche<br />
Ziel dieser Gespräche, die nicht wie üblich aufgrund eines best<strong>im</strong>mten Anlasses zustande<br />
kommen, sondern regelmäßig und ohne besonderen Anlass stattfinden, ist, sich <strong>mit</strong> den <strong>Eltern</strong><br />
über die Entwicklung des Kindes auszutauschen.<br />
Solche Gespräche sollten möglichst ein oder zwe<strong>im</strong>al jährlich, für max<strong>im</strong>al 1-2 Stunden,<br />
stattfinden. Es geht vor allem darum, sich in einer ruhigen und partnerschaftlichen<br />
Atmosphäre gegenseitig über Beobachtungen des Kindes <strong>im</strong> Familien- und <strong>im</strong> Gruppenalltag<br />
zu informieren:<br />
56
Was tut das Kind gerne, was nicht? Worüber spricht es? Welche Fragen stellt es? Wie fühlt es<br />
sich? Wofür interessiert es sich besonders? Wie hat es sich inzwischen entwickelt? Gibt es<br />
aus Sicht der <strong>Eltern</strong> oder Erzieherinnen etwas, worauf sie in Zukunft gemeinsam stärker<br />
achten sollten?<br />
Diese und ähnliche Fragen können Gegenstand eines solchen Entwicklungsgespräches sein.<br />
Wenn es eine Seite wünscht, kann die andere auch in Einzelfragen beraten. Zum Beispiel<br />
könnten die Erzieherinnen den Rat der <strong>Eltern</strong> bezüglich eines best<strong>im</strong>mten Problems einholen<br />
oder <strong>Eltern</strong> können die Erzieherin um ihre Sichtweise zu einer Thematik befragen.<br />
Wichtig ist ein positiver Blick auf das Kind, der an den Stärken, Interessen und Fähigkeiten<br />
ausgerichtet ist. In einem solchen "Gespräch ohne besonderen Anlass" können beide Seiten,<br />
besser üben, sich als Experten zu begegnen und sich partnerschaftlich zu verhalten. Dass kein<br />
aktueller Anlass nötig ist, da<strong>mit</strong> es zu einem Gespräch zwischen <strong>Eltern</strong> und Erziehern kommt,<br />
zeugt von starkem Interesse an den <strong>Eltern</strong> und ihren Sichtweisen, sowie von Interesse an der<br />
individuellen Entwicklung ihres Kindes.<br />
Solche Gespräche, so sie denn gut vorbereitet sind, lassen viel an Austausch zwischen<br />
Erziehern und <strong>Eltern</strong> zu und ver<strong>mit</strong>teln <strong>Eltern</strong> das Gefühl, hinsichtlich ihrer Sicht auf die<br />
Entwicklung ihres Kindes ernst genommen und willkommen zu sein. Für Erzieherinnen<br />
eröffnen sich neue Perspektiven be<strong>im</strong> Blick auf das Kind.<br />
Ziel dieser Gespräche ist ein partnerschaftlicher Austausch, der über die bloße<br />
Informationsweitergabe hinausgeht.<br />
Eine entscheidende Voraussetzung für das Gelingen eines Entwicklungsgespräches ist, dass<br />
sich die betreffende Erzieherin sehr genau auf das Gespräch vorbereitet (anhand von Notizen,<br />
Beobachtungsprotokollen oder <strong>Arbeit</strong>sprodukten des Kindes), um fundiert über die<br />
Entwicklung des Kindes Auskunft geben kann.<br />
Eine gute Möglichkeit, solch ein Gespräch auch auf <strong>Eltern</strong>seite vorzubereiten wäre, <strong>Eltern</strong><br />
Beobachtungsprotokolle <strong>mit</strong>zugeben, in denen sie ihre Beobachtungen, ihre Wahrnehmungen<br />
und ihre Erfahrungen <strong>mit</strong> ihrem Kind dokumentieren können, aber nicht müssen. Gegenstand<br />
dieser Bögen können sein: Lernsituationen und Spielaktivitäten des Kindes, Schwierigkeiten<br />
für das Kind aber vor allem seine Talente und Interessen. <strong>Eltern</strong> sind eingeladen den Bogen<br />
auszufüllen, sie müssen ihn aber weder vorzeigen noch abliefern. Für <strong>Eltern</strong> ist oft unklar,<br />
was bei einem solchen Gespräch auf sie zukommt. Durch die Vorbereitungsbögen bleibt der<br />
Inhalt nicht mehr <strong>im</strong> Bereich des Spekulativen, <strong>Eltern</strong> fühlen sich gut vorbereitet und gehen<br />
<strong>mit</strong> weniger Unsicherheiten und Sorgen in solch ein Gespräch. Außerdem lernen sie auf diese<br />
Weise, ihr Kind besser zu beobachten, was ihre Aufmerksamkeit für ihr Kind sowie dessen<br />
Bildungs- und Entwicklungsprozessen gut schulen kann.<br />
Die Ermutigung an <strong>Eltern</strong>, eigene Fragen zu stellen sowie Sorgen, Wünsche und Anregungen<br />
einzubringen sollte den Beobachtungsbogen abschließen. Enden sollte das<br />
Entwicklungsgespräch <strong>mit</strong> einem neuen Termin, zwischen einem halben und einem ganzen<br />
Jahr später. Auf diese Weise käme es zu einem regelmäßigen Austausch.<br />
Um möglichst beiden <strong>Eltern</strong>teilen die Teilnahme am Entwicklungsgespräch zu ermöglichen,<br />
empfiehlt es sich, schon zu Beginn des Kindergartenjahres eine Liste anzufertigen, auf der<br />
über das ganze Jahr Termine verteilt sind, in die die <strong>Eltern</strong> sich eintragen können.<br />
57
Auch wenn der Aufwand sehr hoch zu sein scheint (bei 20 Kindern ca. alle zwei Wochen ein<br />
Entwicklungsgespräch), er lohnt sich. Von der positiven Wirkung regelmäßiger Gespräche<br />
dieser Art wird jede Erzieherin bereits nach einem oder zwei Entwicklungsgesprächen<br />
überzeugt sein.<br />
Hausbesuche<br />
Ebenso wie das regelmäßige Entwicklungsgespräch kann der Hausbesuch ein unspektakulärer<br />
Weg sein, den Austausch zu pflegen.<br />
Wichtig ist, <strong>Eltern</strong> schon <strong>im</strong> Vorfeld darüber aufzuklären, was das Ziel des Besuches ist.<br />
Auch empfiehlt es sich, gemeinsam den zeitlichen Rahmen abzustecken. Hier kommt es<br />
darauf an, ihnen zu ver<strong>mit</strong>teln, dass es ihnen auf einen partnerschaftlichen Austausch<br />
ankommt. So entstehen keine Unsicherheiten auf Seiten der <strong>Eltern</strong> und sie können dem<br />
Ganzen recht locker entgegensehen.<br />
Die Durchführung eines Hausbesuches ist leider eine Ausnahme, obwohl diese Art der<br />
<strong><strong>Eltern</strong>arbeit</strong> durchaus sehr gewinnbringend sein kann, da man auf diese Weise das Kind in<br />
seiner in seiner täglichen räumlichen und sozialen Situation erleben kann und man so mehr<br />
Verständnis für die individuelle familiäre Situation erlangen kann. Außerdem kann der<br />
Hausbesuch dazu beitragen, sich persönlich besser oder aber von einer persönlicheren Seite<br />
kennen zu lernen, was zu einer vertrauensvollen, tiefen Beziehung beitragen kann. Gerade,<br />
um Kontakte herzustellen eignet sich diese Form des <strong>Eltern</strong>kontaktes.<br />
Von Bedeutung ist, sich ausreichend Zeit zu nehmen, auch auf die Bedürfnisse des Kindes<br />
einzugehen, schließlich freuen auch sie sich sehr auf „ihren“ Besuch. Kinder erleben auf diese<br />
Weise eine enge Verbindung zwischen Kindergarten und Familie. <strong>Eltern</strong> haben bei dieser<br />
Variante einen He<strong>im</strong>vorteil und fühlen sich wahrscheinlich sicherer, als in einer<br />
institutionellen Atmosphäre.<br />
Auch vor problemzentrierten <strong>Eltern</strong>gesprächen bietet sich durch Erleben des täglichen <strong>Eltern</strong>-<br />
Kind Kontaktes die Chance, Informationen über die Beziehung zu erhalten. Dennoch sollte<br />
ein Hausbesuch nicht vorrangig dazu dienen, herauszufinden, wie es in der Familie zugeht.<br />
Problematisch ist auch, wenn der Hausbesuch der Lösung aktueller Probleme dienen soll.<br />
Wichtig ist eine ungezwungene Gesprächatmosphäre, was bedeutet, sich vorab keine festen<br />
Fragen zu überlegen, da<strong>mit</strong> auch wirklich ein lockeres Gespräch entstehen kann und<br />
ausreichend Zeit einzuplanen. Auch könnte der Hausbesuch Ort des Entwicklungsgesprächs<br />
sein.<br />
(vgl. Klein, 1998b/ S.25f/Klein, 1998c, S.2ff /Textor, 2005, S.44ff/ König/Vollmer, 1982,<br />
S.183ff/Dusolt, 2001, S. 31ff, Merz, 1988, S.38ff, Stolz/Thiel, 2005/ Pohl/Stolz, 2005)<br />
Beratungs- und Konfliktgespräche: schwierige Gespräche <strong>mit</strong> <strong>Eltern</strong><br />
führen<br />
Viele Erzieher tun sich schwer da<strong>mit</strong>, gerade schwierige Gespräche <strong>mit</strong> <strong>Eltern</strong> zu führen. Dies<br />
ist auch verständlich, denn wer von uns überbringt schon gern Kritik oder schlechte<br />
Nachrichten.<br />
58
Ein <strong>Eltern</strong>gespräch, in dem Sie <strong>Eltern</strong> kritische Inhalte ver<strong>mit</strong>teln oder über Probleme<br />
sprechen müssen, gibt es jedoch <strong>im</strong> Alltag von Kindertageseinrichtungen recht häufig<br />
(http://www.pro-kiga.de/eltern/elterngespraeche/wenn-sie-kritische-inhalte-ansprechenmuessen-gespraechsfuehrung-<strong>mit</strong>-eltern/).<br />
Gerade bei Verhaltensauffälligkeiten,<br />
Familienproblemen oder Erziehungsschwierigkeiten sind diese Gespräche von besonderer<br />
Bedeutung (vgl. Textor, 2005, S.47). Jeder von uns weiß aus unzähligen Erfahrungen <strong>im</strong><br />
Privat- wie <strong>im</strong> Berufsleben, wie schwer es sein kann, gerade in Konfliktsituationen „gute“<br />
Gespräche zu führen. Schnell fühlen sich <strong>Eltern</strong> angegriffen, bevormundet und<br />
zurechtgewiesen und reagieren <strong>mit</strong> innerlicher Ablehnung.<br />
Wie kann man schwierige Gespräche so führen, dass sie konstruktiv verlaufen, verbindliche<br />
Ergebnisse haben und dass sie vor allem wirklich nützen?<br />
Wer bereit ist, sich darauf einzulassen, dass Konfliktgespräche ein professionelles Vorgehen<br />
erfordern, weil sie „<strong>Arbeit</strong>“ sind und eben kein „Gespräch“, kein Diskurs über<br />
unterschiedliche Meinungen, und wer bereit ist, solche Verfahren selbstreflektiert zu lernen<br />
und zu üben, der wird spüren, dass die Ängste und Unsicherheiten bezüglich solcher<br />
schwierigen Gespräche schwinden, der wird spüren, wie seine tägliche <strong>Arbeit</strong> davon profitiert<br />
(vgl. http://guterunterricht.de/Seiten/Coach/gespraeche.htm.). Sie müssen auch nicht auf alles<br />
eine Antwort haben, was <strong>Eltern</strong> ihnen sagen, wichtig ist erst einmal nur, ihnen gut zuzuhören<br />
und sie anzunehmen.<br />
Gerade problematische Gespräche bedürfen einer intensiven Vorbereitung und Strukturierung.<br />
Allgemein lässt sich sagen, dass ein solches Gespräch verschiedene Phasen beinhaltet:<br />
Phasen eines guten Konfliktgesprächs sind:<br />
1. Anwärmen des Gesprächkontaktes (<strong>mit</strong> etwas Unbelastetem beginnen)<br />
2. Die Problemlage eingrenzen (Erwartungen und Inhalt eingrenzen)<br />
3. Entfalten und Bearbeiten des Problems (Darlegen des Problems, Lösungsmöglichkeiten<br />
sammeln und auswählen)<br />
4. Zusammenfassen und Folgern (Ergebnisse festhalten; benennen, was offen bleibt)<br />
5. eine gemeinsame Reflexion des Gespräches ( sich über den Verlauf des Gesprächs äußern:<br />
Gefühle nicht vergessen!)<br />
6. Vorausschauen (konkrete Schritte vereinbaren; evtl. ein nächstes Gespräch vereinbaren)<br />
Zu allererst sollte bei Konfliktgesprächen überlegt werden, wer zum eigenen<br />
Sicherheitsgefühl zusätzlich noch am Gespräch teilnehmen sollte. In einem besonders<br />
problematischen Fall, kann die Teilnahme einer Mitarbeiterin oder der Leiterin sinnvoll sein.<br />
Dann sollten aber auch die <strong>Eltern</strong> zu zweit anwesend sein, da sonst ein Ungleichgewicht<br />
entsteht, was bei <strong>Eltern</strong> leicht den Eindruck entstehen lassen könnte, auf der Anklagebank zu<br />
sitzen.<br />
Möglich und in jedem problematischen Fall günstig, wäre auch, solch ein Gespräch in einem<br />
Rollenspiel <strong>mit</strong> einer Kollegin durchzuspielen und dabei Verhaltensalternativen<br />
auszuprobieren.<br />
59
Neben einer Vorbereitung des Rahmens (vgl.: Äußere Voraussetzungen für ein gutes<br />
<strong>Eltern</strong>gespräch: Der richtige Gesprächsrahmen) ist es besonders wichtig, Haltung den <strong>Eltern</strong><br />
gegenüber zu reflektieren (vgl.: Grundsätze der Gesprächsführung oder Zu den notwendigen<br />
Haltungen die ein echtes Gespräch erfordert).<br />
St<strong>im</strong>men Sie sich vor dem <strong>Eltern</strong>gespräch <strong>mit</strong> positiven Gedanken ein. Dies verhilft Ihnen zu<br />
einer opt<strong>im</strong>istischen Haltung. Strahlen Sie <strong>Eltern</strong> gegenüber Wertschätzung und Respekt aus,<br />
die sie brauchen, um beispielsweise konstruktive Kritik von Ihnen annehmen zu können.<br />
Signalisieren Sie den <strong>Eltern</strong> <strong>im</strong> Gespräch, dass Sie ihre Situation ernst nehmen. Dies ist<br />
Grundstock für eine erfolgreiche <strong>Eltern</strong>beratung, die auch kritische Themen beinhaltet. Ihre<br />
Authentizität und Echtheit während des Gesprächs spüren alle <strong>Eltern</strong>, und dies baut Vertrauen<br />
auf. Dieses Vertrauen bildet die Basis für konstruktive Kritikgespräche. Hilfreich kann es<br />
auch sein, <strong>Eltern</strong> auf die Vertraulichkeit des Gespräches hinzuweisen (vgl. http://www.prokiga.de/eltern/elterngespraeche/wenn-sie-kritische-inhalte-ansprechen-muessengespraechsfuehrung-<strong>mit</strong>-eltern/).<br />
Geht es <strong>im</strong> Gespräch um ein auffälliges Verhalten des Kindes, dann sollten zunächst die<br />
Stärken und positiven Seiten des Kindes betont werden, um den <strong>Eltern</strong> zu signalisieren, dass<br />
man dem Kind gegenüber positiv eingestellt ist. Prinzipiell sollte auf Kritik und Vorwürfe<br />
verzichtet werden, weil negative Aussagen über das Kind oft als Kritik am eigenen<br />
Erziehungsverhalten verstanden werden.<br />
Schildern Sie das Problem so konkret wie möglich, vermeiden sie Verallgemeinerungen und<br />
Pauschalurteile. Reden sie nicht von „Man merkt…“ sondern sprechen sie in der Ich-Form.<br />
(vgl. „Ich-Botschaften“).<br />
Versuchen sie nicht, um heißen Brei zu reden, sondern versuchen sie gleich deutlich zu<br />
machen, worum es geht, denn sonst, wenn nicht klar ist, worauf sie eigentlich hinaus wollen,<br />
potenziert sich die Unsicherheit bei den <strong>Eltern</strong>.<br />
Wie aber den Anfang finden?<br />
Dazu ein Beispiel:<br />
Eine Erzieherin hat eine Mutter zum Gespräch eingeladen in dem sie <strong>mit</strong> ihr über das<br />
aggressive Verhalten ihres Sohnes sprechen möchte.<br />
Da sitzt Frau Meier und macht ein halb ängstliches Gesicht. Sie denkt: Was will man von<br />
mir? Hat mein Sohn was ausgefressen? Hier <strong>mit</strong> einer Frage zu beginnen wie: Frau Meier,<br />
wie finden sie denn selbst ihren Sohn in der letzten Zeit? Ist ihnen nichts aufgefallen? Würde<br />
sie sicher noch mehr verunsichern. Am besten man baut so schnell wie möglich ihre<br />
Unsicherheit ab:<br />
Also Frau Meier wir haben uns gedacht, dass es vielleicht ganz sinnvoll wäre, über ihren<br />
Tobias zu reden. Er hat sich inzwischen gut eingelebt und macht überall pr<strong>im</strong>a <strong>mit</strong> was uns<br />
ein bisschen Sorgen macht ist, dass er bei handwerklichen Beschäftigungen einfach keine<br />
Geduld hat. Das er auf diesem gebiet so ungeschickt ist, macht ihm selbst zu schaffen. Er<br />
reagiert dann erst enttäuscht und wird dann aggressiv, was man ja verstehen kann. Dann<br />
aber gibt es oft Schwierigkeiten <strong>mit</strong> den anderen Kindern“ (vgl. Merz, 1988, S.47)<br />
60
Dieses Beispiel zeigt ganz deutlich, dass es wichtig ist, zunächst etwas Positives über das<br />
Kind zu sagen. Dann schildert man das Problem und bittet die Mutter, zu sagen ob sie das<br />
Kind zu Hause ähnlich erlebt. Nun hat die Mutter Gelegenheit, ihre Sichtweisen darzulegen.<br />
Ein Protokoll kann hilfreich sein und könnte so oder ähnlich zur Vorbereitung genutzt<br />
werden. Die Auseinandersetzung <strong>mit</strong> dem Gespräch, quasi eine Art Draufsicht zwing zum<br />
Reflektieren. Gut abgeheftet, kann man auch nach Wochen noch nach Kleinigkeiten<br />
nachlesen, die man sonst doch vergessen würde. Die betreffende Mutter wird jede Kleinigkeit<br />
noch wissen, doch sie als Erzieherin haben <strong>mit</strong> zahlreichen <strong>Eltern</strong> zu tun. Mit Hilfe des<br />
Protokolls kann die Erzieherin sich auch auf ein Folgegespräch( nächste Gespräch )<br />
vorbereiten.<br />
Bsp Jens, sehr wütend wenn etwas nicht nach ihm geht, zerstört gebautes anderer Kinder<br />
Wie könnte man hier einen guten Gesprächsanfang finden?<br />
Ein möglicher Gesprächsbeginn könnte hier so ausschauen:<br />
Ich bin froh Frau Braun, dass sie gekommen sind. Jens hat in letzter Zeit oft Streit <strong>mit</strong><br />
anderen Kindern. Gestern stritt er sich <strong>mit</strong> Susanne. Er wurde ganz zornig und ich konnte ihn<br />
nicht wieder beruhigen. Ich dachte, es wäre vielleicht gut, wenn wir uns einmal<br />
zusammensetzen und <strong>mit</strong>einander überlegen, wie wir Jens helfen können.<br />
Achten Sie darauf, was Ich Botschaften sind.<br />
Ich habe festgestellt, dass Jens oft…. Sagt nichts über sie aus, sondern über Jens<br />
Eine gute Möglichkeit bieten auch hier die Ich Botschaften: Reden Sie nicht nur über das<br />
betreffende Kind, sondern verbalisieren sie, wie es Ihnen dabei ergeht. „Ich finde in der<br />
letzten Zeit einfach keinen Zugang zu Jens.“ ver<strong>mit</strong>telt, dass Ihnen etwas daran gelegen ist,<br />
eine intensive Beziehung zu ihm zu pflegen und stellt nicht das Verhalten ihres Kindes ins<br />
Zentrum.<br />
Verschiedene Anfangssituationen zu gestalten zeigen auch König/Volmer (1982)<br />
Spielen Sie <strong>mit</strong> einem Gesprächspartner den Beginn solch eines Problemgespräches. Brechen<br />
Sie ab, wenn ihr Gegenüber etwas erwidert hat.<br />
Mögliche Anlässe wären:<br />
- das Verhalten des Kindes ist sehr auffällig, es n<strong>im</strong>mt anderen Kindern dauernd Spielsachen weg<br />
- ein Kind bekommt dauernd Süßigkeiten als Frühstück <strong>mit</strong><br />
- <strong>Eltern</strong> beteiligen sich nicht an den <strong>Arbeit</strong>sstunden<br />
61
Eine weitere Grundhaltung beinhaltet die Ressourcenorientierung.<br />
Jedes Kind und dessen <strong>Eltern</strong> besitzen neben ihren Schwächen und Problemen auch Stärken<br />
und positive Seiten. Diese gilt es zu aktivieren, um die momentan eventuell schwierige<br />
Situation zu lösen.<br />
Zudem ist es wichtig, dass das Gespräch lösungsorientiert ist, denn es geht ja schließlich um<br />
eine Verbesserung der momentanen Situation. Deshalb sollte der überwiegende Teil der<br />
Gesprächszeit für Lösungskonstruktionen aufgewendet werden.<br />
Gerade in Gesprächen, in denen <strong>Eltern</strong> ihre Sorgen und ihre Hilflosigkeit best<strong>im</strong>mten<br />
Problemen gegenüber loswerden wollen, sind sie als Erzieher und Zuhörer oftmals selber<br />
hilflos und wissen nicht wie Sie <strong>Eltern</strong> am besten zur Seite stehen können. Schnell ist man<br />
geneigt aus einer eigenen Hilflosigkeit heraus Ratschläge zu geben. Sie brauchen und sollen<br />
<strong>Eltern</strong> keine Ratschläge zu geben oder Lösungen anzubieten, selbst wenn sie das Gefühl<br />
haben, <strong>Eltern</strong> erwarten dies von Ihnen als professionelle Fachkraft.<br />
Es gibt stets mehrere Lösungsmöglichkeiten. Versuchen Sie <strong>im</strong> Gespräch deutlich zu machen,<br />
dass Sie gemeinsam <strong>mit</strong> den <strong>Eltern</strong> nach Lösungswegen suchen wollen, denn letzten Endes<br />
müssen <strong>Eltern</strong> selbst entscheiden, was für sie hilfreich und richtig ist. Dadurch, dass sie <strong>Eltern</strong><br />
„ihr Ohr“ leihen und sie „annehmen“ können sie gemeinsam <strong>mit</strong> ihnen den ersten Schritt zur<br />
Lösungsfindung begehen.<br />
Von daher sollte <strong>im</strong>mer darauf bedacht sein, die Eigenverantwortung der <strong>Eltern</strong> zu betonen<br />
und zu stärken. Niemand kann den <strong>Eltern</strong> die Entscheidungen für ihr Tun abnehmen. Sie als<br />
Erzieherin können die <strong>Eltern</strong> nicht ändern- dies müssen sie selbst wollen.<br />
Auf Ratschläge oder gar Anweisungen <strong>im</strong> Sinne von: „Probieren Sie doch mal…“ oder<br />
„Machen Sie einfach mal….“ reagieren viele Menschen <strong>mit</strong> Ablehnung und Rückzug, weil sie<br />
sich oftmals bevormundet und nicht richtig verstanden fühlen.<br />
Bereitschaft zur Kooperation und zur Veränderung können die <strong>Eltern</strong> nur dann entwickeln,<br />
wenn sie ihre Situation als von ihnen selbst kontrollierbar und veränderbar erleben.<br />
Um die Chancen zum gegenseitigen Verstehen zu verbessern, ist es wertvoll, unserem<br />
Gesprächspartner das, was man von Ihnen erfahren hat „rückzuspiegeln“ (vgl. Techniken des<br />
aktiven Zuhörens).<br />
Das Verstehen ist auch bei Problemgesprächen der entscheidende Schritt. Sie werden erleben,<br />
dass <strong>Eltern</strong> denen sie lediglich zugehört haben, oftmals von selber sehen, was sie tun können.<br />
Das gemeinsame Suchen nach Ursachen und Zusammenhängen schafft eine Solidarität<br />
zwischen <strong>Eltern</strong> und Erziehern. Dann fühlen <strong>Eltern</strong> sich nicht in die Ecke gedrängt. Auch<br />
beratende Gespräche <strong>mit</strong> <strong>Eltern</strong> dienen dazu, <strong>Eltern</strong> in ihrer Erziehungsaufgabe zu stärken und<br />
sie zum Nachdenken anzuregen. Diese Gespräche können aber auch Ihnen selbst helfen, das<br />
Kind besser zu verstehen.<br />
Auch wenn <strong>Eltern</strong> anderer Meinung sind als Sie selbst, respektieren Sie dies. Versuchen Sie,<br />
den Standpunkt und den Blickwinkel der <strong>Eltern</strong> zu verstehen. Holen Sie durch gezieltes<br />
Nachfragen die Sichtweise der <strong>Eltern</strong> ein. Lassen sie sich deren Ansicht durch ein Beispiel<br />
erläutern.<br />
Lassen Sie die <strong>Eltern</strong> <strong>im</strong>mer aussprechen und die eigene Meinung ausdrücken.<br />
62
Letztlich hängt der Erfolg jedes Gespräches auch davon ab, wie klar man sich <strong>im</strong> Vorfeld des<br />
Gespräches über das Ziel des Gespräches ist. So verlieren sie nicht die Richtung des<br />
Gespräches und können es <strong>mit</strong> geeigneten Fragen in die richtige Richtung bringen. Doch<br />
rücken sie <strong>im</strong> Verlaufe des <strong>Eltern</strong>gespräches von ihrem Ziel ab, wenn Sie spüren, dass es die<br />
<strong>Eltern</strong> zum gegenwärtigen Zeitpunkt noch überfordert. Passen sie ihr Ziel an die Situation der<br />
<strong>Eltern</strong> an. Teilerfolge sind auch wichtig.<br />
Eventuell kann auch ein weiteres Gespräch notwendig, um gemeinsam Probleme bei der<br />
Umsetzung der erarbeiteten Lösungsstrategie zu besprechen.<br />
Gerade bei Beratungsgesprächen, wenn <strong>Eltern</strong> Hilfe suchen und die Problematik der <strong>Eltern</strong><br />
die Erzieherin überfordert, ist es nötig, die eigenen Grenzen genau zu überdenken.<br />
„Seine eigenen Grenzen kennen, seine Aufgabe klar begrenzen, heißt <strong>mit</strong> Engagement<br />
<strong><strong>Eltern</strong>arbeit</strong> betreiben, aber nicht übertreiben“ (Merz, 1988, S.68).<br />
Sie müssen und sollen Probleme der <strong>Eltern</strong> nicht zu ihren eigenen machen.<br />
<strong>Eltern</strong> <strong>mit</strong> schwerwiegenderen Problemen ist oftmals sicher mehr geholfen, wenn man sie an<br />
eine professionelle Beratungsstelle ver<strong>mit</strong>telt oder verweist.<br />
Mut zum Gespräch ja, aber die Kita ist keine Beratungsstelle und Erzieher sind nun mal keine<br />
professionellen Berater und haben zudem nicht die Zeit, <strong>im</strong> Einzelfall mehrere längere<br />
Problemgespräche zu führen.<br />
Der folgende Leitfaden kann als Orientierungshilfe durch von <strong>Eltern</strong> initiierte<br />
Beratungsgespräche führen und den Gesprächsverlauf vorstrukturieren. Wichtig ist, dennoch<br />
<strong>im</strong>mer offen zu bleiben für Veränderungen. Wichtig ist, durch die Vorbereitung eine Art<br />
Stütze zu haben, die ihr eigenes Gefühl von Sicherheit erhöht.<br />
63
Möglicher Gesprächsleitfaden für Beratungsgespräche <strong>mit</strong> <strong>Eltern</strong><br />
1. Begrüßung und<br />
Einstieg ins Gespräch<br />
2.Information über Struktur und<br />
Verlauf<br />
3. Überleitung zum eigentlichen<br />
Gesprächanlass und<br />
Schilderung des Anliegens<br />
<strong>Eltern</strong> als Gäste willkommen heißen<br />
Kontakt zum Gesprächspartner herstellen und eine<br />
Vertrauensbasis schaffen.<br />
Festlegen der zur Verfügung stehenden Zeit und Absprache des<br />
Gesprächsverlaufes<br />
Klärung von Anlass und Anliegen<br />
Klärung der Erwartungen und Ziele des Gesprächs.<br />
<strong>Eltern</strong>verantwortung betonen und so die Gesprächs- und<br />
Kooperationsbereitschaft sichern<br />
4. Problem verstehen Erklärung des Problems, Begleitende Gefühle, Reaktionen,<br />
Bisherige Lösungsversuche<br />
Was wird vom Gesprächspartner als Problem gesehen?<br />
Was sehen Sie als Problem?<br />
5. Problemsicht erweitern Angrenzende Probleme, beteiligte Personen<br />
6. Lösungen konstruieren Gemeinsames Sammeln und erarbeiten von Lösungswegen<br />
unter Berücksichtigung der Norm- und Wertvorstellungen, der<br />
Realisierbarkeit, der Ressourcen der Betroffenen.<br />
7. Kontrakt, Vereinbarungen Zusammenfassung der Ergebnisse.<br />
Absprachen zum weiteren Vorgehen treffen<br />
Möglichst klare und konkrete Vereinbarungen formulieren.<br />
8. Verabschiedung Positiver Schlusskommentar.<br />
64
Die Metakommunikation: Eine Strategie für konfliktträchtige<br />
<strong>Eltern</strong>gespräche:<br />
Die Metastrategie ist für ein <strong>Eltern</strong>gespräch geeignet, das sich <strong>im</strong> Kreise dreht, das sich<br />
festgefahren hat oder bei dem die Fronten verhärtet sind.<br />
Die Metastrategie hat zum Ziel, in der Kommunikation <strong>mit</strong> den <strong>Eltern</strong> eine Art<br />
Vogelperspektive einzunehmen. Durch diesen Wechsel der Perspektive können sie<br />
Störungsquellen oder Kommunikationsfehler eher erkennen.<br />
Beobachten Sie den Gesprächsverlauf ganz genau, wenn sie spüren, dass das Gespräch<br />
auszuufern beziehungsweise sich festzufahren beginnt. Stoppen Sie das <strong>Eltern</strong>gespräch und<br />
sprechen Sie die Situation bei den <strong>Eltern</strong> an.<br />
Beginnen sie dabei <strong>mit</strong> Ich-Botschaften:<br />
Ich merke, dass sie nicht einverstanden sind, <strong>mit</strong> dem was ich Ihnen gesagt habe. Wie geht es<br />
Ihnen gerade?<br />
Ich spüre, dass unser Gespräch stagniert. Wie wollen wir weiter verfahren?<br />
Überlegen Sie zusammen, wie und wann Sie wieder zum Gesprächsthema zurückfinden.<br />
Meist reicht schon eine sensible Unterbrechung des <strong>Eltern</strong>gesprächs, um gemeinsam wieder<br />
zum Thema zurückzufinden.<br />
Auch am Ende von Gesprächen, ist es hilfreich, das gemeinsame Gespräch zu reflektieren.<br />
Mit der folgenden Frage kann man <strong>Eltern</strong> zum Nachdenken anregen.<br />
Wie haben sie unser Gespräch erlebt? Was hat Ihnen möglicherweise gefehlt?<br />
Hierdurch wird den <strong>Eltern</strong> auch ganz deutlich signalisiert, dass man an ihrem Befinden<br />
interessiert ist und ihre Meinung wertschätzt. <strong>Eltern</strong> werden sich so ernst- und angenommen<br />
fühlen, was Vertrauen und Offenheit erzeugt (http://www.prokiga.de/eltern/elterngespraeche/wie-sie-grundlagen-fuer-ein-gutes-elterngespraech-schaffen/).<br />
Wie reagiert man professionell auf <strong>Eltern</strong>beschwerden<br />
Nörgeln, Sch<strong>im</strong>pfen, Beschweren – diese Formen von <strong>Eltern</strong>aussagen erleben Sie sicherlich<br />
in ihrem Kindergartenalltag <strong>im</strong>mer wieder.<br />
Auch wenn der Anlass für die Beschwerde (von der Sache, Größenordnung und von der<br />
Auswirkung her) für sie <strong>im</strong> ersten Moment geringfügig erscheint, sollten sie höflich und<br />
zuvorkommend auf die Kritik reagieren. Denn es macht keinen Unterschied, ob die<br />
Beschwerde aus ihrer Sicht berechtigt ist oder nicht, jede Beschwerde ist ein Ausdruck von<br />
Unzufriedenheit (http://www.erzieherin-online.de/arbeitsfelder/tfk/<strong>Eltern</strong>beschwerden.pdf).<br />
Es ist völlig sinnlos in einer solchen Situation <strong>mit</strong> sachlichen Argumenten zu beginnen. Was<br />
<strong>Eltern</strong> in einer solchen Situation erst einmal benötigt, sind Mitgefühl und deutlich erkennbare<br />
Wertschätzung ihnen und ihrem Anliegen gegenüber (vgl. Textor, 2005).<br />
65
Versuchen sie <strong>im</strong> Umgang <strong>mit</strong> Beschwerden die folgenden vier Schritte zu befolgen:<br />
1. Nehmen Sie die Beschwerde an<br />
2. Hören Sie sich die Beschwerde an und fragen Sie nach<br />
3. Suchen Sie gemeinsam nach Lösungen<br />
4. Bedanken Sie sich für die Beschwerde<br />
Meist kommen solch Beschwerden ganz unver<strong>mit</strong>telt, beispielsweise <strong>mit</strong>ten in der Abholzeit<br />
be<strong>im</strong> An- oder Ausziehen der Kinder.<br />
Bitten Sie die Mutter oder den Vater in Ihren Gruppenraum oder in eine ruhige Ecke des<br />
Flures und sagen sie einer Kollegin bescheid, dass sie nicht gestört werden möchten. So<br />
umgehen Sie zum einen neugierige Zuhörer und können für eine ruhige Umgebung sorgen.<br />
Außerdem haben Sie zum anderen auch einen kurzen Moment Zeit, um sich vor dem<br />
Gespräch zu sammeln. Der Mutter ver<strong>mit</strong>teln Sie gleichzeitig das Gefühl, dass sie ernst<br />
genommen wird und dass Sie sich um sie bemühen. Durch die kurze Pause kann auch ihr<br />
Gegenüber sich wiederum etwas beruhigen. Sie wird aufnahmebereit und kann Ihnen besser<br />
zuhören.<br />
Bitten sie nun die Mutter oder den Vater ihr Problem noch einmal zu schildern. Fragen sie<br />
nach, wenn Ihnen etwas am Sachverhalt unklar bleibt. Achten sie auf eine zugewandte<br />
Körperhaltung und machen Sie sich Notizen zum Problem. Versuchen Sie <strong>im</strong>mer,<br />
Verständnis für die Mutter zu zeigen. Suchen Sie gemeinsam nach einer Lösung für das<br />
Problem und bedanken sie sich für die Offenheit und Gesprächsbereitschaft und ermuntern sie<br />
zu einem erneuten Feedback, wenn die vereinbarte Lösung nicht greift<br />
Übung:<br />
Üben Sie diese vier Schritte einmal als Rollenspiel in einer Teambesprechung. Dadurch<br />
verinnerlichen Sie und Ihre Kolleginnen die Vorgehensweise und Sie werden sicherer in Ihren<br />
Reaktionen, auch in spontanen <strong>Eltern</strong>gesprächen.<br />
(http://www.erzieherin-online.de/arbeitsfelder/tfk/<strong>Eltern</strong>beschwerden.pdf)<br />
„Sehen Sie jede Beschwerde als Chance, <strong>mit</strong> den <strong>Eltern</strong> intensiv in Kontakt zu treten und in<br />
Kontakt zu bleiben. Sie zeigen so den <strong>Eltern</strong>, dass Sie wirklich offen sind für Beschwerden.<br />
Mit einer angemessenen Reaktion darauf können Sie Ihre Fachlichkeit, Kompetenz und<br />
Souveränität beweisen. Für die <strong>Eltern</strong> ist es wichtig, dass sie sich auch <strong>mit</strong> Beschwerden bei<br />
Ihnen gut aufgehoben fühlen“ (http://www.erzieherinonline.de/arbeitsfelder/tfk/<strong>Eltern</strong>beschwerden.pdf)<br />
Manchmal wird es Ihnen trotzdem nicht möglich sein <strong>Eltern</strong> vollständig zufrieden zu stellen.<br />
Dennoch ver<strong>mit</strong>teln Sie den <strong>Eltern</strong> auf diese Weise <strong>im</strong>mer das Gefühl, dass Sie sie ernst<br />
nehmen.<br />
66
Standards für <strong>Eltern</strong>beschwerden (vgl. Jansen/Wenzel, 1999, S.73 ff)::<br />
- Jede Beschwerde ist eine willkommene Chance, denn Beschwerden geben<br />
Anregungen zur Verbesserung<br />
- Wir bewahren bei Beschwerden Ruhe und nehmen das Anliegen <strong>im</strong>mer ernst<br />
- Wir bedanken uns für die Rückmeldung der <strong>Eltern</strong><br />
- Wir hören den <strong>Eltern</strong> geduldig zu und unterbrechen Sie nicht.<br />
- Wir zeigen den <strong>Eltern</strong> dass wir das Problem angehen werden<br />
- Wir wertschätzen und achten, was <strong>Eltern</strong> gesagt haben und suchen die Ursache<br />
zunächst bei uns<br />
- Wir versuchen nicht sofort zu verharmlosen.<br />
- Wir machen keine Gegenvorwürfe<br />
Noch ein paar Hinweise ganz allgemeiner Art:<br />
o Nehmen Sie ihr Gegenüber so wichtig wie möglich<br />
o Nehmen sie nur persönliches persönlich. Lernen sie das zu erkennen.<br />
o Bleiben sie sie selbst<br />
o Seien sie wachsam und hören sie gut zu (<strong>mit</strong> allen Ohren)<br />
o Gehen sie Kompromisse ein wenn es der Sache nützt<br />
o Führen sie das Gespräch<br />
(Hempel, 2004, S.38)<br />
Gruppenarbeit: die Gestaltung von <strong>Eltern</strong>nach<strong>mit</strong>tagen<br />
Neben der Einzelarbeit <strong>mit</strong> <strong>Eltern</strong> gibt es auch die Möglichkeit, <strong>im</strong> Rahmen von<br />
Gruppenveranstaltungen viele <strong>Eltern</strong> zu erreichen.<br />
<strong>Eltern</strong>nach<strong>mit</strong>tage stellen ein Angebot für <strong>Eltern</strong> dar, die Räumlichkeiten der Einrichtung, die<br />
anderen Kinder und deren <strong>Eltern</strong> sowie ihr eigenes Kind <strong>im</strong> Rahmen seiner Gruppe kennen zu<br />
lernen. Auch sind <strong>Eltern</strong>nach<strong>mit</strong>tage dazu geeignet, in einer ungezwungenen Atmosphäre<br />
Kontakte zwischen <strong>Eltern</strong> und Erziehern herzustellen oder zu vertiefen.<br />
Sollen sich <strong>Eltern</strong> untereinander besser kennen lernen empfiehlt es sich, <strong>Eltern</strong>nach<strong>mit</strong>tage<br />
gruppenintern abzuhalten. Als Ort bietet sich der Gruppenraum oder bei gutem Wetter der<br />
Garten der Einrichtung an.<br />
<strong>Eltern</strong>nach<strong>mit</strong>tage sind möglicherweise auch für jene <strong>Eltern</strong> attraktiv, die kein Interesse an<br />
<strong>Eltern</strong>gesprächen oder <strong>Eltern</strong>abenden zeigen.<br />
Ziel sollte es sein, an diesem Nach<strong>mit</strong>tag jedes <strong>Eltern</strong>teil <strong>im</strong> Blick zu behalten und zu<br />
versuchen, kurz auf alle <strong>Eltern</strong> einzugehen (vgl. Dusolt, 2001, S.55ff).<br />
<strong>Eltern</strong>abende<br />
67
„Wenn es uns gelingen soll, <strong>Eltern</strong> "dort abzuholen, wo sie stehen", dann müssen wir auf<br />
individuelle Fragestellungen und Problemlagen von Vätern und Müttern eingehen.<br />
Gleichzeitig müssen wir ihnen Erfahrungsspielräume eröffnen, die für Kinder <strong>im</strong><br />
Kindergartenalltag ganz normal und selbstverständlich sind“ (Becker-Textor, 1994, S.44f)<br />
<strong>Eltern</strong>abende gelten noch <strong>im</strong>mer als klassische Form der <strong><strong>Eltern</strong>arbeit</strong>. Allerdings finden<br />
<strong>Eltern</strong>abende <strong>im</strong> alten Stil, das heißt Vortragselternabende <strong>mit</strong> einem Referenten, die der<br />
<strong>Eltern</strong>bildung dienen sollen, <strong>im</strong>mer weniger Interesse, da sie dem elterlichen Bedürfnis nach<br />
Austausch <strong>mit</strong> anderen nicht nachkommen (vgl. Textor/Blank, 2004, S.43).<br />
Während es <strong>im</strong> Gespräch <strong>mit</strong> <strong>Eltern</strong> (und hier vor allem bei Konflikt und<br />
Beratungsgesprächen) darauf ankommt, konstruktive Gespräche führen zu können, erfordert<br />
eine professionelle Gestaltung von <strong>Eltern</strong>abenden vor allem Moderationskompetenz und die<br />
Fähigkeit <strong>mit</strong> Gruppen zu arbeiten.<br />
Textor unterscheidet zwischen verschiedenen Arten von <strong>Eltern</strong>abenden:<br />
� einem Vortragsabend <strong>mit</strong> Diskussion<br />
� erlebnis- und handlungsorientierten <strong>Eltern</strong>abenden<br />
� der moderierten <strong>Arbeit</strong>sgruppe<br />
� einem selbsterfahrungsorientierten Gesprächskreis<br />
(vgl. Textor, 2005, S.68ff)<br />
Entscheidend ist, verschiedene Formen des <strong>Eltern</strong>abends zu nutzen und bei der Suche nach<br />
geeigneten Themen bei den <strong>Eltern</strong> anzuknüpfen und Themenvorstellungen auch gezielt zu<br />
erfragen.<br />
„Das Thema sollte möglichst so formuliert werden, dass viel Interesse auf Seiten der <strong>Eltern</strong><br />
geweckt wird, aber keine Ängste oder andere negative Gefühle entstehen (z.B. die<br />
Befürchtung, dass der eigene Erziehungsstil kritisiert werden könnte“ (Textor,<br />
http://www.kindergartenpaedagogik.de/1417.html).<br />
Schon aus der Einladung sollten der zeitliche Rahmen und der Ablauf des Abends<br />
hervorgehen. Ein kurzer Aufriss des Inhalts - auch in der Form von Fragen - und eine<br />
Illustration sollten auf dem Einladungsschreiben nicht fehlen.<br />
Der Termin sollte so gewählt werden, dass auch berufstätige <strong>Eltern</strong>, insbesondere Väter,<br />
kommen können. Ein Variieren der Uhrzeit ist bei verschiedenen <strong>Eltern</strong>abenden von Vorteil,<br />
da dann möglichst viele <strong>Eltern</strong> erreicht werden können. Beispielsweise kann auch mal ein<br />
<strong>Eltern</strong>abend zur Abholzeit <strong>mit</strong> paralleler Kinderbetreuung stattfinden, um allein erziehende<br />
<strong>Eltern</strong>teile zu erreichen(vgl.: Textor: http://www.kindergartenpaedagogik.de/1417.html).<br />
Abzuklären ist weiterhin, ob das Thema eher für einen Gruppeneltern geeignet ist oder für alle<br />
<strong>Eltern</strong> der Einrichtung. Das Thema sollte so formuliert werden, dass viel Interesse auf Seiten<br />
68
der <strong>Eltern</strong> geweckt wird, jedoch keine Ängste oder andere negative Gefühle entstehen, wie die<br />
Befürchtung, der eigene Erziehungsstil könnte kritisiert werden: „Konsequentes Erziehung.“<br />
Doch ein interessantes Thema allein reicht nicht aus, wichtig ist, wie wir ins Thema<br />
einsteigen und wie es uns gelingt dieses „(…) in das Interesse der Teilnehmer rücken“ (Merz,<br />
1988, S.113).<br />
Wichtig ist weiterhin, eine angenehme Gestaltung der Atmosphäre, was durch folgende<br />
Punkte unterstützt werden kann:<br />
� <strong>Eltern</strong> sollten auch be<strong>im</strong> <strong>Eltern</strong>abend möglichst zu Beginn an der Tür<br />
oder <strong>im</strong> Eingangsbereich persönlich <strong>mit</strong> Handschlag begrüßt werden.<br />
Dies signalisiert einfach ein Willkommensein<br />
� Der Raum sollte angenehm gestaltet sein<br />
� Es sollten möglichst Erwachsenenstühle bereit stehen<br />
� Alle wesentlichen Vorbereitungen sollten vor Eintreffen der <strong>Eltern</strong><br />
abgeschlossen sein<br />
� Ein kleines Getränk sollte bereitstehen<br />
Der Vortragsabend <strong>mit</strong> Diskussion dreht sich vorrangig um das <strong>im</strong> Vortag ver<strong>mit</strong>telte Wissen<br />
und zielt darauf ab, <strong>Eltern</strong> zu einem best<strong>im</strong>mten Thema Informationen und Wissen zu<br />
ver<strong>mit</strong>teln und sie danach ins Gespräch über das Thema zu bringen. Vortragende(r) kann<br />
dabei ein externer Referent oder eine Erzieherin sein.<br />
„Vorteile dieser Form des <strong>Eltern</strong>abends liegen darin, dass ein/e Spezialist/in <strong>mit</strong> einer<br />
gewissen Autorität das jeweilige Thema abhandelt und die Vorbereitungszeit für das Team<br />
relativ kurz ist. Nachteile sind, dass die/der Referent/in den <strong>Eltern</strong> unbekannt ist und so<strong>mit</strong><br />
keine Vertrauensbeziehung besteht (keine so offene Diskussion), dass die <strong>Eltern</strong> während des<br />
Vortrags in eine passive Rolle gezwungen werden und eventuell "abschalten" (begrenzte<br />
Wirksamkeit von Referaten), dass die Frontalsituation eine spätere Diskussion erschwert<br />
(Textor: http://www.kindergartenpaedagogik.de/1417.html).<br />
Die Schaffung eines persönlichen Bezugs zwischen <strong>Eltern</strong> und Referenten ist entscheidend für<br />
den Erfolg eines solchen <strong>Eltern</strong>abends.<br />
Der Referent sollte sich als Ansprechpartner für <strong>Eltern</strong> verstehen, denn zu einer rein<br />
sachlichen Information haben <strong>Eltern</strong> über Medien wie Bücher, Zeitschriften, Video oder<br />
Fernsehen ausreichend Möglichkeiten sich zu informieren (vgl. Dusolt, 2001, S. 66).<br />
Bei solch thematischen <strong>Eltern</strong>abenden die einen Vortrag beinhalten, ist es sehr günstig, wenn<br />
<strong>Eltern</strong> sich zu Beginn des Abends zunächst einmal das eigene Wissen und die eigenen<br />
Erfahrungen zum Thema verdeutlichen können. Dazu eignen sich best<strong>im</strong>mte Methoden wie<br />
Brainstorming, Blitzlicht oder das <strong>Dialog</strong>karussell (vgl. Schopp, 2006, Nordt, 2005).<br />
Während der Diskussion können verschiedene Methoden wie Kartenabfrage, Punkte-<br />
Bewertung, Mind-Mapping, Paar- oder Kleingruppenarbeit eingesetzt werden. Wichtig für die<br />
Diskussionsleitung beziehungsweise den Vortrag ist neben einer guten Visualisierung der<br />
Inhalte, der Blickkontakt zu den Teilnehmern und eine laute und deutliche Sprache (vgl.<br />
Textor: http://www.kindergartenpaedagogik.de/1417.html).<br />
69
Des Weiteren kommt es bei einem Vortrag darauf an, dass er konkrete Eindrücke und<br />
Erfahrungen bezüglich des Themas ver<strong>mit</strong>telt. Geht es beispielsweise um das Thema Spiel,<br />
dann ist es für die Zuhörer von Vorteil, wenn der oder die Vortragende auch von konkreten<br />
Erfahrungen <strong>im</strong> Spiel <strong>mit</strong> den Kindern berichtet beziehungsweise daran anknüpft, statt nur<br />
abstrakte Begriffe und Inhalte zu verwenden (vgl. König/Vollmer, 1982, S.137ff). Noch<br />
besser aber ist es, wenn eigene Erfahrungen der <strong>Eltern</strong> <strong>mit</strong> best<strong>im</strong>mten Spielen und<br />
Spielsituationen zum Ausgangspunkt genommen werden könnten, so wie es durch erlebnis-<br />
und handlungsorientierte <strong>Eltern</strong>abende möglich wird.<br />
Bei den erlebnis- und handlungsorientierten <strong>Eltern</strong>abenden steht das praktische Erleben der<br />
Kindergartenarbeit <strong>im</strong> Mittelpunkt.<br />
Die <strong>Eltern</strong> sollen selbst erfahren, was ihre Kinder täglich <strong>im</strong> Kindergarten machen, wo<strong>mit</strong> sie<br />
spielen, wie sie malen etc. Von daher beginnt ein solcher <strong>Eltern</strong>abend <strong>mit</strong> praktischen<br />
Aktivitäten in kleinen Gruppen. <strong>Eltern</strong> basteln, turnen <strong>im</strong> Sportraum oder probieren<br />
verschiedene Spiele aus oder reflektieren in Kleingruppen über ihre eigenen Erfahrungen zu<br />
einem best<strong>im</strong>mten Thema. Danach kommen sie zusammen, um sich über ihre Erfahrungen<br />
auszutauschen. Be<strong>im</strong> Thema Spiel kann dann beispielsweise gemeinsam der Frage<br />
nachgegangen werden, was ihre Kinder durch die Tätigkeiten lernen können. Da <strong>Eltern</strong> nun<br />
durch die eigens gemachten Erfahrungen einen Bezug zum Thema und können mögliche<br />
theoretische Hintergründe, die die Erzieherin noch ansprechen möchte besser einordnen (vgl.<br />
Becker-Textor, 1994, S.44ff).<br />
Nachfolgend ein anschauliches Beispiel von Becker-Textor (1994). Ersteres verdeutlicht wie<br />
der <strong>Eltern</strong>abend zum Thema "Wie bereitet der Kindergarten auf die Schule vor?<br />
möglicherweise traditionell ausgesehen hat. Das zweite Beispiel veranschaulicht einen<br />
erlebnis- und handlungsorientierten <strong>Eltern</strong>abend.<br />
"Gestern":<br />
Der Kindergarten hat eine Grundschullehrerin als Referentin eingeladen. Sie berichtet, was<br />
die Schule vom Kindergarten erwartet, und gibt Hinweise, was Kinder be<strong>im</strong> Schuleintritt<br />
können sollten. Daraus werden dann schnell Forderungen an den Kindergarten abgeleitet.<br />
Sie reichen vom ordentlichen Betragen der Kinder über Zählen-Können, sauberes Basteln<br />
und Farb-Zuordnungen bis hin zu schreibvorbereitenden Übungen oder gar <strong>Arbeit</strong>smappen.<br />
Die <strong>Eltern</strong> wollen nun sehen, dass der Kindergarten auf die Schule vorbereitet, und messen<br />
die Qualität der Kindergartenarbeit an schulischen Techniken, perfekten Bastelarbeiten oder<br />
exakt ausgefüllten Vorschulblättern.<br />
Im Verlauf eines solchen <strong>Eltern</strong>abends werden so<strong>mit</strong> von den <strong>Eltern</strong> Erwartungen formuliert,<br />
was der Kindergarten zu tun habe. Selten oder nie wird aber genauer betrachtet, was <strong>im</strong><br />
Kindergarten "gelehrt" wird und wie sich dort frühkindliches Lernen vollzieht. Beispielsweise<br />
wird durch den Einsatz von <strong>Arbeit</strong>sblättern schon <strong>im</strong> Kindergarten eine Lernzielkontrolle<br />
durchgeführt. Ist das notwendig? Ist es richtig, wenn am <strong>Eltern</strong>abend nur diskutiert wird, was<br />
Kinder wann können müssen, und dabei der Blick auf die Individualität der Kinder<br />
verschw<strong>im</strong>mt? Kein Wunder, dass Erzieherinnen Angst vor fordernden <strong>Eltern</strong> und einem<br />
<strong>Eltern</strong>beirat haben, der best<strong>im</strong>mt, was <strong>im</strong> Kindergarten getan werden soll!<br />
„Heute“:<br />
70
„Wieder hat der Kindergarten zum Thema "Wie bereitet der Kindergarten auf die Schule vor?"<br />
eingeladen. Auch dieses Mal ist die Lehrerin dabei. Aber sie hält nicht das Hauptreferat - es gibt gar<br />
kein Referat. Statt dessen hat sich die Erzieherin etwas ganz besonderes ausgedacht. Sie hat sich den<br />
Fächerkanon der ersten Klasse vorgenommen und auf kleine Kärtchen jeweils ein Fach<br />
aufgeschrieben.<br />
Die Erzieherin begrüßt die <strong>Eltern</strong> an der Haustüre und bittet sie, sich ein Kärtchen pro Person zu<br />
nehmen. Im Flur stehen die <strong>Eltern</strong> noch ein paar Minuten in kleinen Gruppen herum und unterhalten<br />
sich. Als wohl die meisten <strong>Eltern</strong> eingetroffen sind und <strong>im</strong> Gruppenraum Platz gefunden haben,<br />
begrüßt die Erzieherin nochmals alle und informiert über den Ablauf des Abends: Für jedes spätere<br />
Unterrichtsfach relevante Materialien liegen in den Räumen des Kindergartens aus. Ein Schild an der<br />
Tür oder in einer Ecke des Raumes weist auf das jeweilige Fach hin. Der <strong>Arbeit</strong>sauftrag an die <strong>Eltern</strong><br />
ist nun, sich <strong>mit</strong> den für das auf ihrer Karte vermerkte Fach vorgegebenen Materialien zu beschäftigen<br />
und dabei zu überlegen, wie diese auf die Schule vorbereiten. Die Erzieherinnen und Praktikanten des<br />
Kindergartens geben <strong>im</strong> Bedarfsfall Hilfestellung.<br />
Schreiben: Hier stehen Kleister, alte Zeitungen, Wasser, Tonmehl, Plastilin, Mehl und Salz zur<br />
Verfügung. Die <strong>Eltern</strong> werden zu den verschiedenen Aktivitäten angeleitet. Aus den Zeitungen reißen<br />
sie kleine Schnipsel, die dann <strong>mit</strong> Kleister zur Papiermaché verknetet werden. Eine mühsame <strong>Arbeit</strong>.<br />
Währenddessen rühren einige andere <strong>Eltern</strong> Ton an. In den Schlick aus Tonmehl und Wasser wird<br />
<strong>im</strong>mer mehr Tonmehl geknetet, so dass eine geschmeidige Tonmasse entsteht. Ähnlich aktiv sind<br />
<strong>Eltern</strong> bei der Herstellung von Salz-Mehl-Teig oder be<strong>im</strong> Kneten <strong>mit</strong> Plastilin.<br />
Ob die <strong>Eltern</strong> erkennen, dass es sich bei ihren Aktivitäten um "schreibvorbereitende Übungen"<br />
handelt? Ob sie spüren, wie sie die Muskulatur der Arme und vor allem der Hände trainieren und<br />
lockern? Zunächst sind jedoch die Gesichter "lang", und die Frage, was das <strong>mit</strong> dem Schreiben zu tun<br />
habe, steht unausgesprochen <strong>im</strong> Raum.<br />
He<strong>im</strong>at- und Sachkunde: Die vorbereiteten Materialien umfassen Steine, einen dicken Erdklumpen,<br />
ein Büschel Unkraut, eine alte Uhr, Schraubenzieher, Lupen usw. Jetzt können die Mütter und Väter<br />
auf Entdeckungsreise gehen... Es kostet sie schon einige Überwindung, den Erdklumpen auseinander<br />
zunehmen und <strong>mit</strong> der Lupe nach Spuren von Regenwürmern oder anderem Getier zu suchen. Mutig<br />
machen sich andere <strong>Eltern</strong> an die Demontage der alten Uhr. Bald geht es recht geschäftig zu. Es wird<br />
viel gelacht.<br />
Kunsterziehung: Verschiedenste Papiersorten, Farben aller Art - Fingerfarben, Wachskreiden,<br />
Wasserfarben, Buntstifte usw. - liegen bereit. Die <strong>Eltern</strong> bekommen den Auftrag, ein Frühlingsbild zu<br />
gestalten. Sie wählen ganz unterschiedliche Materialien aus und machen wichtige Erfahrungen: So<br />
stellen sie beispielsweise fest, dass sich auf Japan- oder Hochglanzpapier nicht so gut <strong>mit</strong><br />
Wachskreiden malen lässt. Erst gehen sie noch zaghaft an die <strong>Arbeit</strong>, doch nach einer Weile stürzen<br />
sie sich in Mal- und Zeichenexper<strong>im</strong>ente, versinken richtig in ihr Tun. Ob sie wohl bei der Auswertung<br />
feststellen werden, dass sie die wichtigste Erfahrung während des Malens gemacht haben - daß der<br />
Prozess für den Lernerfolg wichtiger ist als das Produkt, das am Ende steht...<br />
Es erübrigt sich, hier noch die für weitere Fächer ausgelegten Materialien näher darzustellen.<br />
Vielmehr interessiert, wie es <strong>mit</strong> dem <strong>Eltern</strong>abend weitergegangen ist...<br />
Nach rund 45 Minuten aktivem Tuns müssen die <strong>Eltern</strong> ihre Beschäftigungen abbrechen. Einige sind<br />
enttäuscht; sie hätten gerne noch viel länger "gearbeitet" und "gelernt". Alle treffen sich nun <strong>im</strong><br />
Plenum. Die einzelnen Gruppen berichten von ihren Erfahrungen, Erlebnissen, ihren Lernerfolgen -<br />
aber auch, wie es ihnen gefühlsmäßig ergangen ist. Gemeinsam wird versucht, herauszuarbeiten,<br />
warum alle diese Aktivitäten, die <strong>im</strong> Kindergartenalltag ganz selbstverständlich sind, für die kindliche<br />
Entwicklung ebenso wie für die Vorbereitung auf die Schule von Bedeutung sind. Hier kann sich nun<br />
auch die Lehrerin einbringen und die Zusammenhänge zwischen dem Lernen <strong>im</strong> Kindergarten und<br />
dem Lernen in der Schule aufzeigen.<br />
71
Nach einem solchen <strong>Eltern</strong>abend werden <strong>Eltern</strong> verstehen - besonders aufgrund der eigenen<br />
Erfahrungen, die sie machen durften -, dass schulische Techniken keinen Platz <strong>im</strong> Kindergarten<br />
haben, dass aber die ganzheitlichen Erfahrungen, das Erleben und das Wahrnehmen <strong>mit</strong> allen Sinnen<br />
das Lernen <strong>im</strong> Kindergarten best<strong>im</strong>men. Die Kinder finden hier Raum für eigene Entdeckungen und<br />
Erfahrungen, können aber vor allem prozeßorientiert lernen. Das Ergebnis beziehungsweise Ziel<br />
bleibt <strong>im</strong> Blick, ist jedoch nicht handlungsbest<strong>im</strong>mend. Die Freude am Tun und am selbständigen<br />
Aktiv-Sein rückt in den Mittelpunkt. Für dieses Tun kann sich das Kind <strong>im</strong> Kindergarten viel Zeit<br />
lassen, kann sein Tempo selbst best<strong>im</strong>men, kann Aktivitäten beliebig oft wiederholen. Es erwirbt auf<br />
solche Weise ganz verschiedene Kompetenzen und erfährt zugleich die notwendige Vorbereitung auf<br />
die Schule.“<br />
Bei <strong>Eltern</strong>abenden, die als Gesprächskreis organisiert sind stehen der Erfahrungsaustausch<br />
unter den <strong>Eltern</strong> sowie das Gespräch zwischen Erzieherin und <strong>Eltern</strong> <strong>im</strong> Vordergrund.<br />
Themen sollen nicht nur intellektuell abgearbeitet werden, <strong>Eltern</strong> sollen sich vielmehr <strong>mit</strong><br />
ihren Einstellungen und Erfahrungen einbringen können und sich untereinander austauschen.<br />
Aufgabe der Erzieher ist es, einen Einstieg ins jeweilige Thema zu geben und die Diskussion<br />
zu begleiten.<br />
In solchen Gesprächskreisen werden unterschiedliche Sichtweisen und<br />
Erziehungsvorstellungen deutlich, die unausgesprochen möglicherweise zu Konflikten<br />
zwischen <strong>Eltern</strong> und Erziehern führen können.<br />
Gesprächskreise beinhalten eine große Chance zur <strong>Eltern</strong>bildung, die eben nicht über<br />
Vorträge zu best<strong>im</strong>mten Themen stattfindet.<br />
<strong>Eltern</strong> werden sich durch die Gespräche und den Austausch <strong>mit</strong> anderen <strong>Eltern</strong> ihrer eigenen<br />
Erziehungsziele bewusst, reflektieren Erziehungsmethoden und modifizieren vielleicht die ein<br />
oder andere ihrer Sichtweisen. Denn wenn <strong>Eltern</strong> in einem ungezwungenen Rahmen hören,<br />
welche Erfahrungen andere <strong>Eltern</strong> <strong>mit</strong> best<strong>im</strong>mten Situationen gemacht haben, zeigt dies<br />
Lösungsmöglichkeiten für das eigene Handeln auf. <strong>Eltern</strong>bildung muss als<br />
Selbstbildungsprozess verstanden werden, der unterschiedlichst ablaufen kann, sei es <strong>im</strong><br />
Rahmen von Hospitationen oder durch Mitgestalten <strong>im</strong> Kindergartenalltag (vgl. Textor:<br />
http://www.kindergartenpaedagogik.de/1417.html; http://www.kindergartenpaedagogik.de/459.html).<br />
Bei traditionellen Elterbildungsveranstaltungen überwiegt die Annahme, dass <strong>Eltern</strong> um so<br />
besser erziehen können,: um so mehr man sie <strong>mit</strong> Wissen über die „richtige“ Erziehung<br />
ausstattet. Das heißt: verbessertes Wissen befähigt, Einstellungen und Verhalten zu<br />
verändern. So einfach ist es jedoch nie. Veränderungen des eigenen Verhaltens bedürfen einer<br />
Selbstreflexion.<br />
<strong>Eltern</strong>bildung ist daher dann erfolgreich, wenn sie <strong>Eltern</strong> dazu ermutigt, in einen<br />
selbstreflexiven Prozess zu treten, indem sie <strong>Eltern</strong> anregt sich <strong>mit</strong> anderen <strong>Eltern</strong> über ihre<br />
Erziehung auszutauschen (Tschöpe-Scheffler, 2003).<br />
Wichtig ist dabei eine Auseinandersetzung <strong>mit</strong> eigenen Kindheitsmustern als auch die<br />
Reflexion des aktuellen Erziehungsgeschehens, da nur so möglich wird, sich der eigenen<br />
Gewordenheit bewusst zu werden, eigenes Verhalten zu beleuchten und daran ansetzend zu<br />
verändern.<br />
Es geht also gerade nicht um eine Anhäufung von Informationen und Wissen, sondern um<br />
Gespräche, die ehrliche Auseinandersetzung und Selbstreflexion zulassen.<br />
72
Selbstreflexion und Selbsterfahrung durch die persönliche Konfrontation <strong>mit</strong> dem jeweiligen<br />
Thema sind demnach das Entscheidende. :<br />
o Wer bin ich, was habe ich <strong>mit</strong> dem Thema zu tun<br />
o Was löst dieses Thema bei mir aus (aktuelles, Erinnerungen) , was berührt mich<br />
jenseits der sachlichen Fakten an diesem Thema?<br />
o<br />
o Wer will ich sein?<br />
o Wo stehe ich?<br />
o Wie bin ich so geworden wie ich jetzt bin<br />
o Welche Erfahrungen trage ich in meinem persönlichen Rucksack <strong>mit</strong> mir rum?<br />
Diesem Vorgehen liegt ein anderes Verständnis von Bildung zugrunde: Bildung als<br />
Selbstbildung und Bildung als aktive, persönliche Auseinandersetzung.<br />
Bereitschaft der <strong>Eltern</strong> sich zu informieren verdeutlicht sich daran, dass sie <strong>Eltern</strong>abende <strong>mit</strong><br />
<strong>Eltern</strong>bildungscharakter besuchen. Es kann also ihnen also Motivation unterstellt werden.<br />
Aber auch die, die nicht erschienen sind haben möglicherweise Interesse daran, konnten<br />
vielleicht aus best<strong>im</strong>mten Gründen nicht oder trauen sich nicht, zu erscheinen. Dies gilt es zu<br />
reflektieren und möglicherweise auch zu erfragen, ohne aber <strong>Eltern</strong> ein „schlechtes<br />
Gewissen“ zu signalisieren, sondern <strong>im</strong>mer <strong>mit</strong> dem Gefühl: wir möchten sie gern<br />
ansprechen, uns liegt etwas daran, <strong>mit</strong> Ihnen gemeinsam für ihr Kind zu arbeiten.<br />
Zur Moderation von Diskussionen<br />
Erziehungs- und Bildungspartnerschaft bedeutet eben gerade nicht, <strong>Eltern</strong> fertige Ideen<br />
vorzuschlagen und Interesse an der Mitarbeit beziehungsweise Verwirklichung dieser Ideen<br />
durch die <strong>Eltern</strong> zu bekunden.<br />
Viel wichtiger ist es, sich <strong>mit</strong> <strong>Eltern</strong> auszutauschen und <strong>Eltern</strong> untereinander in eine gute<br />
Diskussion zu bringen.<br />
Ziel einer gemeinsamen Diskussion <strong>mit</strong> <strong>Eltern</strong> kann bspw. sein, gemeinsam herauszufinden,<br />
welche Ideen <strong>Eltern</strong> zum alljährlichen Sommerfest haben und wie man dieses Fest gemeinsam<br />
planen und vorbereiten könnte. Diskussionen entstehen aber auch aufgrund konträrer<br />
Sichtweisen<br />
Oft scheitern Diskussionen daran, dass <strong>Eltern</strong> die nötigen Informationen fehlen. Deshalb ist<br />
auch hier eine gute Vorbereitung unerlässlich. Was sollte dabei konkret beachtet werden?<br />
� Ist das Thema tatsächlich für eine Diskussion geeignet<br />
� Ist das Thema so umfangreich, dass man das Thema untergliedert und Kleingruppen<br />
bildet, die nach gemeinsamer Diskussion in einem Plenum zusammenfinden<br />
� Wie kann man die Teilnehmer „warm“ bekommen<br />
� Welches ist eine gute offene Startfrage<br />
Eine gute Diskussionsgruppe besteht aus mindestens acht bis höchstens zwanzig<br />
Teilnehmern. Die max<strong>im</strong>ale Dauer beträgt 90 min.<br />
73
Moderieren, der Begriff stammt vom lateinischen Wort „moderare“ und bedeutet soviel wie<br />
„ein Maß setzen, mäßigen“. Denken wir an Rundfunk- oder Fernsehsendungen, dann führt ein<br />
Moderator durch das Gespräch oder durch die Sendung. Moderation n<strong>im</strong>mt da<strong>mit</strong> eine<br />
Mittlerfunktion ein, um einen Prozess zum Ergebnis beziehungsweise zu seinem Ziel zu<br />
führen (vgl. Herrmann, Weber, 2003, S.33).<br />
„Moderation ist die systematische Unterstützung einer Gruppe (...) <strong>mit</strong> dem Ziel, einen<br />
Meinungs- und Willensbildungsprozess der Mitglieder zu initiieren und zu koordinieren“<br />
(Herrmann, Weber, 2003, S.33).<br />
Aufgabe der Moderatorin ist es also, einen Gruppenprozess so zu begleiten, dass ein<br />
vereinbartes Ziel erreicht werden kann. Die Aufgaben sind dabei klar verteilt:<br />
„Moderation ist für den Prozess - die Gruppe für die Inhalte zuständig“ (Herrmann, Weber,<br />
2003, S.33).<br />
Das bedeutet, als Moderator(in) brauchen sie keine große Kenntnis vom Thema zu besitzen,<br />
entscheidender ist vielmehr, gut zu moderieren<br />
Worauf während der Moderation einer Diskussion zu achten ist:<br />
� zum Thema hinführen<br />
� eine Einstiegsfrage stellen<br />
� das Ziel der Diskussion benennen<br />
� das Gespräch gliedern, das Gesagte ordnen und sortieren (Zwischenergebnisse und<br />
Ideen an einer Pinnwand festhalten)<br />
� das Thema sichern<br />
� Fragen stellen und weitergeben<br />
� Unterschiede gelten lassen<br />
� die Wichtigkeit jeder Meinungsäußerung herausstellen<br />
� die eigene Meinung zurückhalten?<br />
� auf stille Teilnehmerinnen achten<br />
� nicht unterbrechen<br />
� Gesagtes zusammenfassen<br />
� auf die Zeit achten<br />
� Schlussfolgerungen ziehen<br />
(vgl. Herrmann, Weber, 2003, S.13)<br />
Leitlinien die die Aufgabe einer Moderation erleichtern können sind nach Herrmann und<br />
Weber (2003):<br />
� Respektieren Sie jedes Gruppen<strong>mit</strong>glied<br />
� Behalten Sie stets das Ziel <strong>im</strong> Auge<br />
� Alles was geschieht ist von Bedeutung<br />
� Seien sie ehrlich und geben sie sich so wie sie sind<br />
� Schärfen sie ihre Beobachtung<br />
� <strong>Arbeit</strong>en sie <strong>mit</strong> Vorschlägen und Fragen<br />
� Nutzen sie Humor als Kapital<br />
74
<strong>Dialog</strong>isch gestaltete <strong>Eltern</strong>gruppen<br />
In <strong>Eltern</strong>gruppen, die in Kindertageseinrichtungen entweder von Erzieher/innen, einem<br />
<strong>Eltern</strong>teil oder einem von außen kommenden Referenten (z.B. Erziehungsberaterin,<br />
Familienbildner oder Sozialpädagogin) geleitet werden, können <strong>Eltern</strong> in der Gruppe ihnen<br />
wichtige Fragen und Anliegen diskutieren, benötigte Informationen einholen und<br />
Lösungsvorschläge für ihre (Erziehungs-)Probleme erbitten (vgl. Textor,<br />
http://www.familienhandbuch.de/cmain/f_Fachbeitrag/a_Familienbildung/s_48.html).<br />
Schopp (2006) plädiert dafür, <strong>Eltern</strong>gruppen dialogisch zu gestalten, was aber durchaus auch<br />
auf <strong>Eltern</strong>abende übertragen werden kann.<br />
Ein <strong>Dialog</strong> ist nach Schopp ein gleichberechtigter Austausch, der darauf abzielt in einem<br />
gemeinsamen Denkprozess Antworten auf best<strong>im</strong>mte Fragen zu suchen.<br />
Ziel sollte dabei sein, zwischen allen Teilnehmern einen Austausch zu erreichen.<br />
Vorraussetzung ist auch hier das gegenseitige Annehmen und Akzeptieren.<br />
Anders als in traditionellen <strong>Eltern</strong>abenden geht es in den dialogisch gestalteten nicht pr<strong>im</strong>är<br />
um die Ver<strong>mit</strong>tlung von Wissen und Fakten oder „Rezepten“ wie bspw. best<strong>im</strong>mte<br />
Erziehungsprobleme in den Griff zu bekommen sind. Im Vordergrund stehen vielmehr Fragen<br />
und der gemeinsame Austausch. Es geht also nicht darum, <strong>Eltern</strong> pädagogische Botschaften<br />
zu ver<strong>mit</strong>teln, sondern sie anzuregen, selbst nachzudenken, über best<strong>im</strong>mte Fragestellungen<br />
und Themen zu reflektieren.<br />
Gelingt es, einen wertschätzenden zwischenmenschlichen Austausch lebendig werden zu<br />
lassen, dann kommt es innerhalb der Gruppe (zwischen Erziehern und <strong>Eltern</strong>, <strong>Eltern</strong> und<br />
<strong>Eltern</strong>) zu einer Begegnung.<br />
Sich begegnen heißt: „(…) <strong>im</strong> Kontakt sein <strong>mit</strong>einander, sich selbst und den anderen näher<br />
kommen, Wissen <strong>mit</strong>einander teilen, die anderen nicht nur respektieren sondern ihnen auch<br />
wirklich zuhören und sie verstehen wollen. Einander begegnen heißt: voneinander lernen<br />
anstatt sich gegenseitig vom „richtigen“ Weg überzeugen zu wollen“ (Schopp, 2006, S.60).<br />
Im <strong>Dialog</strong> gibt es selbstverständlich auch gegensätzliche Meinungen und Standpunkte. Jedoch<br />
setzt diese Form des Gespräches darauf, dass durch die gemeinsame Erkundung verschiedener<br />
Meinungen die am <strong>Dialog</strong> Beteiligten (Partner!) zu neuen Einsichten und Sichtweisen<br />
kommen.<br />
In herkömmlichen Diskussionen um Erziehungsfragen geht es oftmals vorrangig um das<br />
Verteidigen von Sichtweisen und Standpunkten, sowie um das Verteidigen von Wissen, um<br />
Positionsbehauptungen („Was ist richtig und pädagogisch wertvoll“ Was sollte eine Mutter,<br />
en Vater, auf jeden Fall tun beziehungsweise vermeiden.“)<br />
Debatten oder Diskussionen führen daher oftmals dazu, dass sich die <strong>Eltern</strong>schaft in Gruppen<br />
trennt.<br />
Ein gemeinsamer <strong>Dialog</strong> aber soll Nähe und gegenseitiges Verständnis erzeugen. Gerade<br />
durch die Anerkennung von Unterschiedlichkeit wird eine offene, wertschätzende<br />
Atmosphäre erzeugt, die gegenseitiges Vertrauen entstehen lassen kann.<br />
Es geht nicht darum, einen Konsens aus verschiedenen Sichtweisen zu erreichen, es geht<br />
darum, verschiedene Sichtweisen bewusst zu machen und sich gegenseitig zu bereichern.<br />
75
<strong>Eltern</strong> werden so eher dazu in der Lage sein sich zu öffnen. Ein ehrlicher, angstfreier<br />
Austausch kann so viel leichter stattfinden. Nur so werden Selbstreflexionsprozesse angeregt.<br />
Niemand muss sich verteidigen, jeder kann bei sich bleiben und sich selbst und sein Handeln<br />
überdenken.<br />
Wenn man spürt, dass man sich nicht verteidigen muss, wenn man sich angenommen und<br />
respektiert fühlt, ist man offener für das was die anderen sagen, man kann besser hinhören,<br />
muss sich nicht gleichzeitig auf die Gegenrede vorbereiten (vgl. Schopp, 2006, S.29ff).<br />
<strong>Eltern</strong>befragungen<br />
<strong>Eltern</strong> können zu ihrer Zufriedenheit <strong>mit</strong> der <strong><strong>Eltern</strong>arbeit</strong> der Einrichtungen befragt werden<br />
und Anregungen und Ideen zu ihrer Verbesserung liefern.<br />
Sich einmal <strong>im</strong> Jahr <strong>mit</strong> den Bedürfnissen, Wünschen und Erwartungen der <strong>Eltern</strong> vertraut zu<br />
machen ist eine gute Möglichkeit <strong>Eltern</strong>wünsche kontinuierlich kennen zu lernen <strong>Eltern</strong><br />
verstehen und kennen lernen zu wollen heißt ja nicht, dass alles umgesetzt werden muss und<br />
kann, aber <strong>Eltern</strong>wünsche sollten ernst genommen werden.<br />
Mögliche Fragen diesbezüglich könnten sein:<br />
Fragen zur Zusammenarbeit <strong>mit</strong> den <strong>Eltern</strong><br />
o Ist unsere Konzeption für Sie verständlich formuliert?<br />
o Wir bieten Ihnen vielfältige Informationsmöglichkeiten über aktuelle Geschehnisse in<br />
o unserem Haus. Wie kommen Sie da<strong>mit</strong> zurecht?<br />
a) <strong>Eltern</strong>briefe<br />
b) Aushänge<br />
c) Persönliches Gespräch<br />
d) <strong>Eltern</strong>abende<br />
o Sind Sie <strong>mit</strong> der Anzahl der <strong>Eltern</strong>abende zufrieden?<br />
o Haben Sie Interesse an Vortragsabende durch Referenten? Welche Themen<br />
interessieren<br />
o Die Kinder und das Team laden Sie <strong>im</strong>mer wieder in die KiTa ein: zum Feiern,<br />
Frühstücken, Basteln… Gefällt Ihnen diese Form der Zusammenarbeit?<br />
o Welchen zeitlichen Rahmen bevorzugen Sie für diese Ereignisse?<br />
a) vor<strong>mit</strong>tags<br />
b) nach<strong>mit</strong>tags<br />
c) abends/Ferien<br />
o Wie beurteilen Sie die Möglichkeit, als <strong>Eltern</strong> in unserer Einrichtung <strong>mit</strong>zuwirken?<br />
o Fühlen Sie sich durch unsere Aufforderung zur Mitarbeit bei Festen, Ausflügen,<br />
o Gartenaktionen, usw. belastet?<br />
o Wie gefällt Ihnen insgesamt die <strong><strong>Eltern</strong>arbeit</strong> in unserem Kindergarten?<br />
o Hätten Sie Lust sich aktiv an der Kindergartenarbeit zu beteiligen?<br />
o Wie können wir die Zusammenarbeit Ihrer Meinung nach noch verbessern?<br />
o Wie finden Sie die Möglichkeit, einen Kindergartentag (Hospitation) zusammen <strong>mit</strong><br />
o Ihrem Kind zu erleben?<br />
o Wie wichtig sind Ihnen<br />
a) ausführliche <strong>Eltern</strong>gespräche<br />
76
) so genannte „Tür- und Angelgespräche“<br />
c) <strong>Eltern</strong>abende<br />
d)…<br />
Fragen zur <strong>Arbeit</strong> des <strong>Eltern</strong>beirates<br />
o Fühlen Sie sich vom <strong>Eltern</strong>beirat gut vertreten?<br />
o Wo<strong>mit</strong> sind Sie zufrieden/unzufrieden?<br />
o Wie beurteilen Sie das Engagement des <strong>Eltern</strong>beirates?<br />
o Würden Sie gerne <strong>im</strong> <strong>Eltern</strong>beirat <strong>mit</strong>arbeiten?<br />
o Haben Sie Interesse daran, dass wöchentlich (monatlich) ein <strong>Eltern</strong>cafe angeboten<br />
wird,<br />
o um sich <strong>mit</strong> anderen <strong>Eltern</strong> auszutauschen?<br />
(vgl. http://geb-ebe.de/GEB-Vorschlagliste_Fragenkatalog.pdf)<br />
Zusammenarbeit <strong>mit</strong> dem <strong>Eltern</strong>beirat oder die <strong>Eltern</strong><strong>mit</strong>wirkung<br />
Auch die <strong>Eltern</strong><strong>mit</strong>wirkung bedarf neben günstigen Rahmenbedingungen der inhaltlichen<br />
Gestaltung und Planung. Erzieher müssen hierfür die Weichen zum Aufbau einer effektiven<br />
<strong>Eltern</strong><strong>mit</strong>wirkung stellen.<br />
<strong>Eltern</strong><strong>mit</strong>wirkung kann sich auf die elterliche Mitarbeit <strong>im</strong> Alltag der Einrichtung beziehen<br />
oder aber auf die <strong>Arbeit</strong> in Gremien, wie den <strong>Eltern</strong>sprechervereinigungen.<br />
Mitwirkung von <strong>Eltern</strong> ist in vielen Bereichen der Kita denkbar (Mitwirkung von <strong>Eltern</strong> bei<br />
Gruppenaktivitäten, Kita-Projekte unter Einbeziehung der <strong>Eltern</strong>, Kurse von <strong>Eltern</strong> für Kinder<br />
oder Teilgruppen) und meint eben gerade nicht nur, die Beteiligung der <strong>Eltern</strong> an<br />
Vorbereitungen von Festen oder das Übernehmen von Dienstleistungstätigkeiten durch <strong>Eltern</strong>.<br />
Effektive <strong>Eltern</strong><strong>mit</strong>wirkung ist vor allem auch Ergebnis einer gelungenen Kommunikation<br />
zwischen <strong>Eltern</strong>vertretern, Träger und Erzieherinnen.<br />
Nach Aussagen von aktiven <strong>Eltern</strong>vertretern sind diese bereit Zeit zu investieren wenn:<br />
- sie merken dass sie von den Erzieherin Beachtung finden<br />
- <strong>Eltern</strong> und Erz. hinter der <strong>Eltern</strong>vertretung stehen<br />
- sie durch ihre <strong>Arbeit</strong> Veränderungen bewirken können<br />
- kleine Erfolge erzielt werden können<br />
- sie merken dass Abregungen und Ideen angenommen werden<br />
- Kinder von der Mitarbeit profitieren<br />
- die geleistete <strong>Arbeit</strong> anerkannt wird<br />
(vgl. Hense, 2001)<br />
Stolpersteine der Zusammenarbeit <strong>mit</strong> <strong>Eltern</strong>vertretern<br />
Folgende Aspekte (vgl. Hense, 2001, S.64ff) können die Zusammenarbeit zwischen <strong>Eltern</strong><br />
und Erzieherinnen verhindern:<br />
77
1. Verzicht auf Austausch gegenseitiger Erwartungen<br />
2. Vernachlässigung einer vereinbarten Kooperationsstruktur<br />
3. Konflikten ausweichen<br />
4. <strong>Eltern</strong>vertreter über- oder unterfordern<br />
5. Überbetonung eigener Fachkompetenz/eigene Fachkompetenz über Belange der <strong>Eltern</strong><br />
stellen<br />
Stolpersteine aus Sicht der Erzieherinnen<br />
- Angst vor Einmischung<br />
- Abblocken von Anfragen der <strong>Eltern</strong>vertreter, ihrer Ideen und Vorschläge aus Angst<br />
vor Einmischung<br />
- Ihnen einfach Aufgaben vorsetzen<br />
- Keine regelmäßigen Treffen<br />
Stolpersteine aus Sicht der <strong>Eltern</strong><br />
- Keine regelmäßige Kommunikation<br />
- Kein Austausch von Lösungen und Ergebnissen untereinander<br />
- Fehlende <strong>Arbeit</strong>satmosphäre, keine Freiräume<br />
- Keine Akzeptanz von Meinungen<br />
- Zu wenig Hintergrund über die tägliche Kindergartenarbeit<br />
- Mangelndes vertrauen, Offenheit<br />
- Kein Mitsprachrecht bei wichtigen Entscheidungen<br />
- Keine Informationen, welche Rechte und Pflichten bestehen<br />
Der Weg zur Zusammenarbeit <strong>mit</strong> <strong>Eltern</strong> führt nur über die Anerkennung der gleichwertigen,<br />
jedoch unterschiedlicher. Kompetenzen. Auch <strong>Eltern</strong>vertreter sind auf ihrem Gebiet Experten.<br />
Anzustreben ist eine Zusammenarbeit, die auf Respekt vor der Kompetenz und<br />
Selbstbest<strong>im</strong>mung der Mitwirkenden gegründet ist. Ach hier ist Partnerschaft das<br />
Schlüsselwort für diese Zusammenarbeit (vgl.: <strong>Eltern</strong> als Partner in der Erziehung? Oder Was<br />
genau ist eigentlich Erziehungspartnerschaft)<br />
Aufgaben von <strong>Eltern</strong>vertretungen können sein:<br />
� Beratung über Angebote für die Zusammenarbeit <strong>mit</strong> der Gesamtelternschaft<br />
� Mitwirkung bei der Aufstellung von Grundsätzen für die Aufnahme von Kindern<br />
� Unterstützung des Trägers in organisatorischen, baulichen und personellen<br />
Angelegenheiten<br />
� Anhörungsrecht bei der Festlegung der Öffnungszeiten, Fragen der Finanzierung und<br />
Personalahngelegenheiten<br />
In jeder Einrichtung gilt es genau zu überlegen, welche Aufgaben vom <strong>Eltern</strong>rat übernommen<br />
werden können und sollten, denn jede Kita hat ihre eigene <strong>Eltern</strong>schaft. Eine<br />
Situationsanalyse kann dabei behilflich sein, zu klären wo die gegenseitigen Erwartungen<br />
hauptsächlich liegen, um dann gemeinsam Schwerpunktsetzungen herauszufinden.<br />
78
1. Wo liegt der gegenwärtige Schwerpunkt in der pädagogischen <strong>Arbeit</strong> <strong>mit</strong> den<br />
Kindern? Welche gemeinsame Aktivität könnte hier unterstützend sinnvoll sein?<br />
2. Welchen Bedarf nehmen wir derzeit in der Zusammenarbeit <strong>mit</strong> <strong>Eltern</strong> wahr, welche<br />
Aktivität kann diesem Bedarf entsprechen<br />
3. Was ist uns derzeit in der Zusammenarbeit <strong>mit</strong> dem Träger wichtig? Welche Aktivität<br />
ist angebracht?<br />
Ausgehend von der Situationsanalyse (vgl. Textor, 2005, S.102) können gemeinsam adäquate<br />
Aktivitäten ausgewählt, geplant und durchgeführt werden.<br />
Aktivitäten <strong>mit</strong> Zielrichtung Kinder<br />
� Mitwirkung bei Gruppenaktivitäten<br />
� Feste und Feiern <strong>mit</strong> Kindern<br />
� Kurse für Kinder<br />
� Kindergartenprojekte <strong>mit</strong> begleiten<br />
� Organisation einer Kinderbücherei<br />
� Exkursionen begleiten<br />
Aktivitäten <strong>mit</strong> Zielrichtung <strong>Eltern</strong><br />
� Einführungselternabende<br />
� <strong>Eltern</strong>cafe<br />
� Themenspezifische Gesprächskreise<br />
� Vätergruppe<br />
� Gartenarbeit<br />
� <strong>Eltern</strong>befragung<br />
� Bastel- oder Spielnach<strong>mit</strong>tage<br />
� Familienfreizeiten<br />
� <strong>Eltern</strong>stammtisch<br />
� <strong>Eltern</strong>-Infobrett<br />
� <strong>Eltern</strong>selbsthilfe<br />
(vgl. Hense, 2001)<br />
Verbindliche Standards<br />
Jansen und Wenzel (1999) empfehlen, in jeder Einrichtung gemeinsam verbindliche<br />
Standards festzulegen, da jede einzelne Erzieherin so ihr eigenes Handeln und Verhalten<br />
überprüfen kann.<br />
Eine gute Möglichkeit wäre beispielsweise <strong>im</strong> Team allgemeine Grundsätze für den Umgang<br />
<strong>mit</strong> <strong>Eltern</strong>, für Aufnahme sowie für die <strong>Arbeit</strong> <strong>mit</strong> <strong>Eltern</strong> zu erarbeiten. So bspw. für Tür- und<br />
Angelgespräche, für die Vor- und Nachbreitung von <strong>Eltern</strong>gesprächen sowie für<br />
Hausbesuche.<br />
Standards oder Grundsätze für den Umgang <strong>mit</strong> <strong>Eltern</strong> in einer Einrichtung könnten sein:<br />
79
Grundsätze für den Umgang <strong>mit</strong> <strong>Eltern</strong>:<br />
- Es ist für uns selbstverständlich, die <strong>Eltern</strong> in unserer Kindertageseinrichtung als<br />
gleichwertige Partner in der Erziehung, Bildung und Betreuung der uns anvertrauten<br />
Kinder anzuerkennen<br />
- Wir begegnen ihnen stets freundlich und zuvorkommend<br />
- Die Zufriedenheit unserer <strong>Eltern</strong> ist uns sehr wichtig<br />
- Wir bringen ihnen in all ihren Sorgen und Interessen Verständnis entgegen<br />
- Wir erachten es als Selbstverständlichkeit, <strong>mit</strong> den <strong>Eltern</strong> einen engen Kontakt zu pflegen<br />
- Jede Mitarbeiterin sollte mindestens einmal monatlich <strong>mit</strong> allen <strong>Eltern</strong> ihrer Gruppe ein<br />
persönliches Gespräch führen<br />
- <strong>Eltern</strong> werden <strong>im</strong>mer wieder darauf hingewiesen sich <strong>mit</strong> Sorgen, Problemen oder Kritik<br />
an die Einrichtung zu wenden<br />
Fazit und Rückblick<br />
Sicher wird es einiges an Mühe und Aufwand kosten, die vielfältigen Übungen zur<br />
Verbesserung der Kommunikation durchzuführen. Auch wird es ein zusätzlicher Aufwand<br />
sein, ihr eigenes Gesprächsverhalten zu reflektieren. Sicher aber wird dies ihr gesamtes<br />
Kommunikationsverhalten bereichern und sie werden für best<strong>im</strong>mte Gesprächssituationen<br />
sensibilisiert.<br />
Ziel ihrer <strong>Arbeit</strong> <strong>mit</strong> <strong>Eltern</strong> kann es nicht sein, wirklich alle <strong>Eltern</strong> zu erreichen. Wichtig aber<br />
ist auf alle Fälle, verschiedene Angebote <strong>mit</strong>einander zu kombinieren, um so möglichst viele<br />
<strong>Eltern</strong> zu erreichen. Im Jahresverlauf sollte man alle <strong>Eltern</strong> zumindest einmal angesprochen<br />
haben.<br />
Selbst bei ausreichendem Bemühen wird es <strong>im</strong>mer noch so sein, dass sich vereinzelte <strong>Eltern</strong><br />
nicht angesprochen fühlen. Diese höchstpersönliche Entscheidung, inwieweit <strong>Eltern</strong> sich auf<br />
die ihre Kinder betreuende Einrichtung einlassen wollen, muss man dann einfach respektieren<br />
(vgl. Schlösser, 2004, S.29).<br />
Akzeptieren Sie auch jene, die keine Angebote nutzen und gehen Sie regelmäßig gerade auf<br />
diese <strong>Eltern</strong> zu und signalisieren Sie ihnen Interesse.<br />
Nicht alle bisher genannten Formen und Methoden der <strong><strong>Eltern</strong>arbeit</strong> sind für alle Erzieher<br />
gleich gut geeignet. Finden Sie heraus, was Ihnen am meisten liegt.<br />
<strong><strong>Eltern</strong>arbeit</strong> kann nicht rein theoretisch, durch das Beschäftigen <strong>mit</strong> entsprechender Literatur<br />
erlernt werden.<br />
Sie können sich durch die Auseinandersetzung <strong>mit</strong> diesbezüglicher Literatur <strong>mit</strong> möglichen<br />
Abläufen von Gesprächen vertraut machen und Kenntnisse über entscheidende<br />
Gesprächstechniken erwerben sowie über wichtige Haltungen und Einstellungen zu<br />
Gesprächen <strong>mit</strong> <strong>Eltern</strong> Klarheit erlangen.<br />
Es lässt sich durch das Lesen von Literatur zwar aufzeigen, welche unterschiedlichen<br />
Möglichkeiten es gibt, praktisch <strong>mit</strong> <strong>Eltern</strong> zu arbeiten, wie sie jedoch <strong>mit</strong> ihrer <strong>Eltern</strong>schaft<br />
80
am besten arbeiten, was für ihre <strong>Eltern</strong> am wichtigsten ist, kann kein Buch oder Text Ihnen<br />
sagen. Welche der aufgezeigten Möglichkeiten und Formen von <strong><strong>Eltern</strong>arbeit</strong> für sie die<br />
richtige ist, können nur sie entscheiden.<br />
Jeder muss daher in seinem beruflichen Kontext, die für ihn und seine <strong>Eltern</strong> sinnvollen<br />
Formen der <strong><strong>Eltern</strong>arbeit</strong> herausfinden und diese je nach Bedarf und eigenen Schwerpunkten<br />
abändern und weiterentwickeln.<br />
Wie etwas konkret ankommt, hängt letztlich von der jeweiligen Situation ab, von ihrer ganz<br />
individuellen <strong>Eltern</strong>schaft und auch von ihnen selbst, von ihrer Persönlichkeit und<br />
dementsprechend davon, was zu ihnen an <strong><strong>Eltern</strong>arbeit</strong> am besten passt.<br />
Es geht nicht darum alles neu zu machen und jede neue Methode zu probieren, es geht<br />
vielmehr darum, sich der Beziehung zu den <strong>Eltern</strong> bewusst zu werden und einige neue Wege<br />
auszuprobieren, um für sich selbst (und natürlich für ihre <strong>Eltern</strong>) herauszufinden, was noch<br />
möglich und machbar ist.<br />
Alles Bisherige können nur allgemeine Hinweise und Überlegungen sein. Haben Sie Mut und<br />
sammeln Sie ihre eigenen Erfahrungen <strong>im</strong> Kontakt <strong>mit</strong> „ihren“ <strong>Eltern</strong>.<br />
Gehen Sie auf ihre <strong>Eltern</strong> zu und suchen Sie den <strong>Dialog</strong>. Bringen Sie in Erfahrung, was ihre<br />
<strong>Eltern</strong> für Vorstellungen von guter <strong><strong>Eltern</strong>arbeit</strong> haben. Nutzen Sie deren Stärken, um ihre<br />
<strong><strong>Eltern</strong>arbeit</strong> - um die gemeinsame <strong>Arbeit</strong> <strong>mit</strong> den <strong>Eltern</strong> - zu verbessern.<br />
Noch ein allerletzter Tipp:<br />
Tauschen Sie sich auch in ihrem Team, <strong>mit</strong> ihren Kolleginnen, aus. Erfahren Sie auf diese<br />
Weise was hilfreich sein könnte oder wo<strong>mit</strong> ihre Kolleginnen Schwierigkeiten haben. Dies ist<br />
ein wahrer Schatz, um selbst best<strong>im</strong>mten Schwierigkeiten zu bestehen und zu meistern.<br />
81