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Elternarbeit - Arbeit mit Eltern - Kitas im Dialog

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„Der partnerschaftliche <strong>Dialog</strong> und eine Kooperation zum Wohle des Kindes stehen <strong>im</strong><br />

Zentrum der Bemühungen zur <strong><strong>Eltern</strong>arbeit</strong>“<br />

(vgl. Hynek/Müller/Rosch, 2007, S.1).<br />

<strong><strong>Eltern</strong>arbeit</strong> - <strong>Arbeit</strong> <strong>mit</strong> <strong>Eltern</strong> - <strong>mit</strong> <strong>Eltern</strong> <strong>Arbeit</strong> haben?<br />

<strong><strong>Eltern</strong>arbeit</strong> bedeutet vor allem <strong>Arbeit</strong> an der eigenen Gesprächsführung<br />

In den letzten Jahren sind die Ansprüche an die <strong>Arbeit</strong> von Erzieherinnen erheblich gestiegen.<br />

Selbstverständlich wird von Erzieherinnen erwartet, dass sie eine qualitativ gute <strong>Arbeit</strong> <strong>mit</strong><br />

Kindern leisten. Daneben wird gegenwärtig <strong>im</strong>mer mehr erwartet, dass Erzieherinnen eine<br />

vertrauensvolle und gewinnbringende Zusammenarbeit <strong>mit</strong> den <strong>Eltern</strong> verfolgen und <strong>mit</strong><br />

diesen eine Erziehungspartnerschaft eingehen. Ebenso einleuchtend ist der Anspruch, dass<br />

auch innerhalb des Teams der Mitarbeiterinnen eine effektive <strong>Arbeit</strong> stattfinden soll. Zudem<br />

wird erwartet, dass <strong>Kitas</strong> eine fruchtbare Öffentlichkeits- und Gemeinwesenarbeit leisten.<br />

Von den Erziehern werden entsprechend der soeben aufgelisteten Palette an Aufgaben<br />

zunehmend auch Kenntnisse vorausgesetzt, die nur indirekt <strong>mit</strong> der eigentlichen Betreuung,<br />

Förderung und Bildung von Kindern zu tun haben.<br />

Stellt man die Qualität der Ausbildung den enormen Anforderungen der Praxis gegenüber<br />

dann wird die Diskrepanz zwischen Anspruch und Wirklichkeit schnell deutlich.<br />

Die Ausbildung an der Fachschule oder Fachakademie hat sich vielfach schwerpunktmäßig<br />

<strong>mit</strong> den Kindern befasst und die Zusammenarbeit <strong>mit</strong> <strong>Eltern</strong> und anderen Erwachsenen nur<br />

gestreift.<br />

Die vielfältigen oben genannten Aufgaben und Herausforderungen machen jedoch<br />

Kompetenzen und Fähigkeiten <strong>im</strong> Umgang <strong>mit</strong> Erwachsenen notwendig. Angesprochen sind<br />

hier vor allem Kenntnisse bezüglich der Gesprächsführung und Moderation sowie Methoden<br />

bezüglich der <strong>Arbeit</strong> <strong>mit</strong> Gruppen (vgl. Herrmann/Weber, 2003, S.7ff).<br />

Da professionelle Gesprächsführung ebenso wie Lesen oder Schreiben ganz spezifische<br />

Kompetenzen erfordert und „Gespräche professionell führen“ in der Regel noch <strong>im</strong>mer kein<br />

eigenes Ausbildungsfach an den Erzieherfachschulen ist, sind Erzieherinnen gefordert, sich<br />

selbständig Kenntnisse anzueignen oder <strong>im</strong> Rahmen von Weiterbildungsveranstaltungen<br />

diesbezügliches Wissen zu erwerben.<br />

Die eigene Gesprächskompetenz kann durch Selbstreflexion und Selbsterfahrung tatsächlich<br />

verbessert werden. Von entscheidender Bedeutung hierbei sind die persönliche Bereitschaft<br />

und das Interesse, sich <strong>mit</strong> der eigenen Gesprächführung zu beschäftigen. Hierzu gehört, das<br />

eigene (Gesprächs-)Verhalten kritisch zu reflektieren und in Frage zu stellen.<br />

Jeder führt tagtäglich <strong>mit</strong> den unterschiedlichsten Menschen in den unterschiedlichsten<br />

Situationen „Gespräche“. Gespräche zu führen ist <strong>im</strong> täglichen Leben so normal wie Essen,<br />

Trinken und Zähne putzen. Selten nur machen wir uns Gedanken darüber, was dazu gehört,<br />

konstruktive Gespräche zu führen. Dennoch gibt es zahlreiche Gesprächssituationen, die<br />

professionelles Know-How in Sachen Gesprächsführung erfordern, da<strong>mit</strong> die Gespräche nicht<br />

unfruchtbar verlaufen beziehungsweise zu Streit und Enttäuschungen statt zu konstruktiven<br />

Ergebnissen führen.<br />

1


Bezogen auf das oben angesprochene Aufgabenfeld „Zusammenarbeit <strong>mit</strong> <strong>Eltern</strong>“ kann<br />

gesagt werden, dass <strong><strong>Eltern</strong>arbeit</strong>, abgesehen von der Vor- und Nachbereitung, eine Tätigkeit<br />

ist, die der Erzieherin vor allem kommunikative Fähigkeiten abverlangt. Denn:<br />

„Bei der <strong><strong>Eltern</strong>arbeit</strong> handelt es sich um einen wechselseitigen Kommunikationsprozess, in<br />

dem es darum geht, Informationen über das Kind und sein jeweiliges Umfeld auszutauschen.“<br />

(Dusolt, 2001, S.16).<br />

Gute <strong><strong>Eltern</strong>arbeit</strong> zu leisten bedeutet demnach vor allem, <strong>mit</strong> <strong>Eltern</strong> gute Gespräche zu führen.<br />

Ob nun Aufnahmegespräche, Entwicklungsgespräche, Beratungs- oder Tür- und<br />

Angelgespräche, <strong><strong>Eltern</strong>arbeit</strong> zu leisten heißt, <strong>mit</strong> <strong>Eltern</strong> in stetem Austausch stehen.<br />

Grundlage einer erfolgreichen <strong>Arbeit</strong> <strong>mit</strong> <strong>Eltern</strong> ist eine gelingende Kommunikation.<br />

Warum <strong><strong>Eltern</strong>arbeit</strong>?<br />

Während lange Zeit der Auftrag einer Kindertagesstätte darin begründet lag, Kindern die die<br />

Einrichtung besuchen, eine adäquate Betreuung, Erziehung und Bildung zugänglich zu<br />

machen, rückt nun die Zusammenarbeit <strong>mit</strong> <strong>Eltern</strong> <strong>im</strong>mer stärker in den Mittelpunkt der<br />

fachlichen Diskussion (vgl. Hynek, Müller, Rosch, 2007). Besonders in den letzten Jahren ist<br />

ein Perspektivenwechsel in der <strong><strong>Eltern</strong>arbeit</strong> zu verzeichnen (vgl. Bernitzke, Schlegel, 2004).<br />

<strong><strong>Eltern</strong>arbeit</strong> erschöpft sich nicht mehr in den jährlichen <strong>Eltern</strong>abenden und gelegentlicher<br />

<strong>Eltern</strong>bildung. Es geht auch nicht darum, <strong>Eltern</strong> als Kunden der Dienstleistungsorganisation<br />

Kita zufrieden zu stellen. <strong>Eltern</strong> werden heute zunehmend als Partner in der Erziehung und<br />

Bildung der Kinder gesehen (vgl. Ziesche et.al., 2003).<br />

Familie und Einrichtung sind unterschiedliche „Systeme“. Für das Wohlbefinden des Kindes<br />

ist es wichtig, dass beide „Welten“ zueinander passen und in Beziehung stehen. Dies heißt,<br />

dass Erzieher und <strong>Eltern</strong> sich zum Wohle des Kindes hinsichtlich ihrer Grundauffassungen<br />

und Ansichten über Erziehung abst<strong>im</strong>men müssen. Der Entwicklung der Kinder angemessen<br />

ist, wenn diese spüren, dass <strong>Eltern</strong> und Erzieher übereinst<strong>im</strong>men und in einer positiven<br />

Beziehung zueinander stehen (vgl. Schlösser, 2004, S.34).<br />

Eine andere Begründung der Notwendigkeit der Zusammenarbeit von <strong>Eltern</strong>haus und<br />

Kindergarten ist: Will man das Kind in seiner Ganzheit verstehen, muss jede Erzieherin <strong>im</strong><br />

pädagogischen Handeln auch die familiäre Realität des jeweiligen Kindes berücksichtigen.<br />

Kinder können nur dann individuell gefördert und begleitet werden, wenn Erzieherinnen jedes<br />

Kind in seiner persönlichen Eigenart und seinen Schwierigkeiten zu verstehen mögen. Dazu<br />

sind Kenntnisse über den familiären Hintergrund unverzichtbar. Nur wenn die<br />

Lebensumstände jedes einzelnen Kindes sowie dessen Neigungen, Interessen und Fähigkeiten<br />

bestens bekannt sind, können Erzieher angemessen auf das einzelne Kind reagieren.<br />

All dies verdeutlicht auch der gesetzliche Anspruch des Kinder- und Jugendhilfegesetzes<br />

(KJHG). Das KJHG gibt als Bundesgesetz in § 22 die Grundsätze der Förderung von Kindern<br />

in Tageseinrichtungen vor (vgl. Förster, 2005, S.44ff).<br />

Diese Grundsätze fordern von den Tageseinrichtungen für Kinder, dass die Betreuung,<br />

Bildung und Erziehung von Kindern in enger Zusammenarbeit <strong>mit</strong> den Familien<br />

wahrgenommen werden soll. Erzieher sollten <strong>Eltern</strong> über ihre pädagogische <strong>Arbeit</strong>, so bspw.<br />

2


über Ziele und Sinn verschiedener pädagogischer Angebote, informieren und diese<br />

begründen. Jede pädagogische <strong>Arbeit</strong> kann ohne Zust<strong>im</strong>mung der <strong>Eltern</strong> nicht zum vollen<br />

Erfolg führen (vgl. Prott/ Hautmann, 2004, S.26ff). Erst wenn <strong>Eltern</strong> verstehen, warum<br />

Erzieherinnen etwas Best<strong>im</strong>mtes <strong>mit</strong> ihren Kindern planen und durchführen, werden sie<br />

Erzieher in ihren Vorhaben auch gezielt unterstützen.<br />

Das pädagogische und organisatorische Angebot soll sich an den Bedürfnissen der Kinder und<br />

ihrer Familien orientieren und die Erziehung und Bildung in der Familie unterstützen und<br />

ergänzen (§ 22 Abs. 3 SGB VIII). Um auf der familiären Erziehung aufbauen<br />

beziehungsweise diese ergänzen zu können, muss demnach ein intensiver Austausch zwischen<br />

<strong>Eltern</strong>haus und Kindergarten stattfinden.<br />

Erzieherinnen sollten daher die Beziehung zu allen <strong>Eltern</strong> aktiv gestalten. Die Pflicht zur<br />

Zusammenarbeit, Prott und Hautmann (2004) sprechen von einer „Bringeschuld“, liegt zu<br />

allererst bei den Erziehern. „Wer über wesentliche Informationen verfügt, muss sie von sich<br />

aus über<strong>mit</strong>teln“ (Prott/ Hautmann, 2004, S.29).<br />

Erzieherinnen müssen daher von sich aus versuchen, Informationswege und -gelegenheiten zu<br />

arrangieren, denn es sind viele Grundinformationen nötig, bevor es zu einem Austausch<br />

kommen kann. Partnerschaft <strong>mit</strong> den <strong>Eltern</strong> müssen Erzieher initiieren (vgl. Prott/ Hautmann,<br />

2004, S.10ff).<br />

Erzieherinnen haben:<br />

„(…) für eine zweiseitige Kooperation Sorge zu tragen, ohne <strong>Eltern</strong> verpflichtend auf eine<br />

<strong>Arbeit</strong>sleistung in Sachen Zusammenarbeit festlegen zu können“ (Förster, 2005, S.44).<br />

Aufgrund dieser einseitigen Verpflichtung zur Zusammenarbeit, ist es für die Erzieher nicht<br />

leicht, Zusammenarbeit <strong>mit</strong> allen <strong>Eltern</strong> zu erreichen.<br />

„Der Weg zur Zusammenarbeit gleicht einem steilen, steinigen<br />

Gebirgspfad, nicht einer glatten Autobahn“ (Prott/ Hautmann, 2004, S.8).<br />

Die Grundsätze <strong>im</strong> KJHG fordern darüber hinaus, dass die Erziehungsberechtigten an<br />

Entscheidungen wesentlicher Angelegenheiten der Tageseinrichtung zu beteiligen sind.<br />

Wie und in welcher Weise die Beteiligung der <strong>Eltern</strong> zu gestalten ist, ist gesetzlich nicht<br />

vorgeschrieben (vgl. Förster, 2005, S.44). Fest steht aber, so der Frankfurter<br />

Gesetzeskommentar: „'Beteiligung' meint eine qualifizierte Form der Einflussnahme, die auf<br />

mehr als bloße Information und Anhörung zielt“ (2004, S. 240ff). Dies bedeutet, <strong>Eltern</strong><br />

sollten, nein sie müssen Einfluss auf die Gestaltung der <strong>Arbeit</strong> in der Kita haben.<br />

<strong>Eltern</strong> als Partner in der Erziehung? Oder Was genau ist eigentlich<br />

Erziehungspartnerschaft<br />

„Aus der Notwendigkeit zur Abst<strong>im</strong>mung der gemeinsamen Grundauffassungen von<br />

Erzieherinnen und <strong>Eltern</strong> rührt der Gedanke, dass beide Seiten zusammenarbeiten sollen.<br />

Verbunden <strong>mit</strong> dem Anspruch gegenseitiger Akzeptanz, wird der Gedanke zugespitzt in der<br />

Forderung nach Partnerschaft (…)“ (Prott/ Hautmann, 2004, S.4).<br />

3


Erziehungspartnerschaft <strong>mit</strong> den <strong>Eltern</strong> bezieht sich auf eine partnerschaftliche<br />

Zusammenarbeit von <strong>Eltern</strong>haus und Kindergarten.<br />

Was aber bedeutet partnerschaftlich zusammenzuarbeiten?<br />

Zusammenarbeit und Partnerschaft sind nicht das gleiche, sie beschreiben eine andere Art des<br />

gemeinsamen Kontaktes. Denn:<br />

„Partner können zusammenarbeiten. Doch um zusammenzuarbeiten muss niemand eine<br />

Partnerschaft eingehen“ (Prott/ Hautmann, 2004, S.10).<br />

Partnerschaft beschreibt die Beziehung zwischen den Beteiligten:<br />

Sich als Partner sehen und verhalten meint, fair <strong>mit</strong>einander umzugehen, Vertrauen<br />

zueinander zu haben und sich der gegenseitigen Verantwortung bewusst zu sein.<br />

Partnerschaft kann als eine Form hoch entwickelter Zusammenarbeit angesehen werden.<br />

Partnerschaft ist von daher nicht einfach gegeben, sondern kann erst allmählich entstehen<br />

(vgl. Prott/ Hautmann, 2004, S.11).<br />

Was meint dagegen der Begriff Zusammenarbeit?<br />

„Zusammenarbeit bedeutet gemeinsame Erfahrung. Vertrauen entsteht durch Erfahrung und<br />

stellt sich am Ende eines vielschichtigen Entwicklungsprozesses ein, den Erzieherinnen und<br />

<strong>Eltern</strong> gemeinsam durchlaufen müssen. Dieser Prozess kann als beendet angesehen werden,<br />

wenn die Beteiligten jeweils soviel Vertrauen entwickelt haben, wie sie brauchen, um<br />

selbstbewusste Kooperationspartner zu sein“ (vgl. Prott/ Hautmann, 2004, S.11).<br />

Das Konzept der Zusammenarbeit beschreibt die gemeinsame Anstrengung zwischen den an<br />

der Zusammenarbeit Beteiligten. Hier ist es möglich, gemeinsame Aufgaben festzulegen, die<br />

auch getrennt voneinander wahrgenommen werden können. Am Ende einer intensiven<br />

Zusammenarbeit entsteht oft eine Partnerschaft. Partnerschaft ist dann gegeben, wenn beide<br />

Seiten einander vertrauen.<br />

Da<strong>mit</strong> Partnerschaft entstehen kann, braucht es also viele gemeinsame Anstrengungen,<br />

Anlässe und Erfahrungen. Erzieher und <strong>Eltern</strong> sind nicht einfach Partner bei der Erziehung,<br />

sie können es aber werden.<br />

Aus diesem Grunde plädieren Prott und Hautmann (2004) dafür, erst einmal eine<br />

Zusammenarbeit <strong>mit</strong> <strong>Eltern</strong> anzustreben. Um Partnerschaft <strong>mit</strong> den <strong>Eltern</strong> zu erreichen, und<br />

auch um diese letztlich zu erhalten, muss man kontinuierlich arbeiten.<br />

Partnerschaftlich zusammenzuarbeiten beruht vor allem auch darauf, „(…) dass niemand dem<br />

anderen vorschreiben will, was dieser zu tun hat. Partnerschaft schließt Unterschiede <strong>mit</strong> ein.<br />

Sie kann da<strong>mit</strong> umgehen und verschweigt sie nicht“ (Klein, 1998, S.6).<br />

Partnerschaft zeigt sich dann darin, dass beide Seiten ohne Scheu aufeinander zu gehen, dem<br />

jeweils anderen bereitwillig Informationen geben und auch Konflikte offen ansprechen, denn<br />

diese sind Bestandteil jeder zwischenmenschlichen Beziehung, so auch der zwischen <strong>Eltern</strong><br />

und Erziehern. Konflikte können als Anlässe dienen, in einen gemeinsamen <strong>Dialog</strong> zu treten.<br />

Das Gehe<strong>im</strong>nis liegt also darin, dass jeder Partner durchaus seine Sicht der Dinge haben kann<br />

4


und man trotzdem versucht, den anderen zu verstehen, um zusammen am gemeinsamen Ziel,<br />

der opt<strong>im</strong>alen Förderung des Kindes, zu arbeiten.<br />

Partnerschaft, als eine Form sehr hoch entwickelter Zusammenarbeit, ist eine<br />

Zusammenarbeit:<br />

- deren Ziele von allen Beteiligten gemeinsam erarbeitet wurden<br />

- die viel Zeit und Energie zur Entwicklung braucht<br />

- die auf vielen gemeinsamen Erfahrungen beruht<br />

- die eines sichernden Rahmens braucht<br />

- die alle Anteile als gleichwertig erkennt<br />

- die auf gleichen Rechten aller Beteiligten gründet.<br />

(Prott/ Hautmann, 2004, S.11)<br />

Gerade der Aspekt der Zusammenarbeit unterscheidet Erziehungspartnerschaft von<br />

<strong>Eltern</strong>bildung.<br />

<strong>Eltern</strong>bildung meint den einseitigen Informationsfluss, ausgehend von den Erziehern zu den<br />

<strong>Eltern</strong>.<br />

Erziehungspartnerschaft dagegen bezeichnet einen gemeinsamen Lernprozess. <strong>Eltern</strong> und<br />

Erzieher verständigen sich über Ziele und Methoden der Erziehung und diskutieren über die<br />

bei der gemeinsamen Erziehung auftauchenden Probleme und Lösungsvorstellungen (vgl.<br />

Schmidt-Wenkebach, 1976; Vorholz, 2007).<br />

„Erziehungspartnerschaft, das ist der Teil der Beziehung zwischen <strong>Eltern</strong> und Erzieherinnen,<br />

zwischen der Familie und der Kindertagesstätte, der sich un<strong>mit</strong>telbar auf das Kind bezieht.<br />

Hier geht es darum, eine vertrauensvolle, nicht unbedingt konfliktfreie, aber auf gegenseitige<br />

Achtung und Akzeptanz fußende Zusammenarbeit in Bezug auf das Kind zu entwickeln“<br />

(Klein, 1998, S.3).<br />

Zur Partnerschaft <strong>mit</strong> <strong>Eltern</strong> notwendig sind:<br />

Achtung<br />

Respekt<br />

Toleranz<br />

Vertrauen<br />

Ehrlichkeit<br />

Transparenz<br />

Akzeptanz<br />

Wertschätzung<br />

Streit<br />

Diskussion<br />

Konflikte<br />

Versöhnung<br />

Offenheit<br />

Kooperation<br />

Austausch<br />

Ehrlichkeit<br />

5


Grundlage einer auf gegenseitiger Akzeptanz fußenden Zusammenarbeit ist der gemeinsame<br />

<strong>Dialog</strong>.<br />

Ein <strong>Dialog</strong> beinhaltet „den gemeinsamen Austausch unter gleichwertigen und gleichwürdigen<br />

Partnern“ (Schopp, 2006, S.51). Das heißt, jeder der am <strong>Dialog</strong> Beteiligten kann seine<br />

Sichtweisen und Ansichten einbringen. Es geht da<strong>mit</strong> um einen „<strong>Dialog</strong> auf gleicher<br />

Augenhöhe“ (Barth, 2002), um einen gleichberechtigten Austausch sowie um das<br />

gegenseitige Akzeptieren und Verstehen.<br />

Im gemeinsamen Austausch über das Kind „(…) geht es vor allem darum ein größeres<br />

Verständnis für das Verhalten des Kindes zu gewinnen, eigene Einstellungen zu überprüfen<br />

und gegebenenfalls zu verändern“ (Dusolt, 2001, S.16).<br />

<strong><strong>Eltern</strong>arbeit</strong> beinhaltet da<strong>mit</strong> vor allem den gegenseitigen Informationsaustausch über das<br />

Verhalten, die Entwicklung und den Tagesablauf des Kindes. Dieser Austausch dient der<br />

„(…) Abst<strong>im</strong>mung, der Ergänzung sowie der gemeinsamen Planung von Maßnahmen zur<br />

Förderung und zum Gewährleisten des Wohlbefindens des Kindes“ (Hynek, Müller, Rosch,<br />

2007, S.3).<br />

Klären Sie, was sie unter einer Zusammenarbeit <strong>mit</strong> <strong>Eltern</strong> sowie unter<br />

einer Partnerschaft <strong>mit</strong> ihnen verstehen! Klären Sie für sich, was sie<br />

anstreben.<br />

Fragen, die Sie dabei klären sollten:<br />

Was möchten Sie als Erzieherin in ihrem Verhältnis zu oder <strong>mit</strong> den <strong>Eltern</strong> erreichen?<br />

An welchen Aufgaben wollen Sie <strong>mit</strong> den <strong>Eltern</strong> zusammen arbeiten? (vgl. Prott/<br />

Hautmann, 2004, S.10)<br />

Welche Erwartungen und Wünsche hinsichtlich der Zusammenarbeit <strong>mit</strong> <strong>Eltern</strong> haben<br />

sie?<br />

Was denken Sie, erwarten <strong>Eltern</strong> von Ihnen als Erzieher in der gemeinsamen<br />

Zusammenarbeit?<br />

<strong>Eltern</strong> als gleichberechtigte Partner zu sehen, erfordert eine veränderte Sicht auf <strong>Eltern</strong> und<br />

auf die eigene Fachlichkeit. Gemeint ist hier, das Wissen, dass auch <strong>Eltern</strong> Experten sind, von<br />

denen Erzieher als professionelle Fachkräfte profitieren.<br />

<strong>Eltern</strong> als "Feld-Experten“ für ihr Kind und die Lebenssituation ihrer<br />

Familie<br />

Erziehungspartnerschaft, verstanden als gemeinsame Verantwortung für die bestmögliche<br />

Entwicklung und Förderung des Kindes, setzt <strong>Dialog</strong>bereitschaft voraus und da<strong>mit</strong> eine<br />

Anerkennung der jeweiligen Expertenrolle:<br />

- <strong>Eltern</strong> sind als Experten der Lebenssituation der Familie sowie des häuslichen<br />

Aufwachsens der Kinder zu betrachten.<br />

- Erzieherinnen sind Experten der öffentlichen Erziehung sowie der Lebenssituation <strong>im</strong><br />

Kindergarten.<br />

(vgl. Stolz, Thiel, 2005, S.20)<br />

6


<strong>Eltern</strong> als Experten anzuerkennen heißt, ihnen zuzuhören und ihre Ansichten ernst zu nehmen.<br />

Das Erziehungsverständnis der <strong>Eltern</strong> unterscheidet sich sicher von dem professioneller<br />

Erzieherinnen. Trotzdem ist es genauso berechtigt und wichtig, wie das der Erzieherinnen.<br />

<strong>Eltern</strong> sind Sachverständige, Experten, für ihr Kind, für ihre familiären Lebensumstände. Dies<br />

bedeutet einerseits, all das ernst zu nehmen, respektieren und verstehen zu wollen, was von<br />

den <strong>Eltern</strong> kommt, aber gleichzeitig auch vor dem Hintergrund ihrer Expertenrolle zu<br />

argumentieren, wenn etwas aus ihrer fachlichen Seite heraus nicht zu akzeptieren ist (vgl.<br />

Klein, 1998b, S.3f).<br />

„Die Qualität der Zusammenarbeit zwischen Erzieherinnen und <strong>Eltern</strong> kann nicht besser sein,<br />

als die Achtung und Würdigung, die beide Seiten einander als Repräsentanten ihrer Kulturen<br />

entgegenbringen“ (Prott/ Hautmann, 2004, S.20).<br />

„Berücksichtigen Sie, dass ihre Fachlichkeit auf das Wissen und den<br />

Sachverstand der <strong>Eltern</strong> angewiesen ist“ (Prott/ Hautmann, 2004, S. 26)<br />

Eine Erziehungspartnerschaft auf der Grundlage gegenseitiger Akzeptanz und Wertschätzung<br />

wirkt sich nicht nur positiv auf die Zufriedenheit der <strong>Eltern</strong> und das Wohl und die<br />

Entwicklung des Kindes aus, auch die pädagogische <strong>Arbeit</strong> der Erzieherinnen zieht einen<br />

großen Nutzen aus einer engen Zusammenarbeit zwischen <strong>Eltern</strong>haus und Kindergarten. Denn<br />

wenn <strong>Eltern</strong> sich akzeptiert und verstanden fühlen, werden sie auch eher bereit sein, sich mehr<br />

für die Interessen der Kita einzusetzen und Erzieher bei ihrer <strong>Arbeit</strong> unterstützen. Fühlen<br />

<strong>Eltern</strong> sich angenommen und respektiert, werden sie sich vielleicht auch mehr beteiligen.<br />

Erzieher profitieren vom Wissen der <strong>Eltern</strong>, welches die Kenntnisse der Erzieher über das<br />

jeweilige Kind erweitern und da<strong>mit</strong> bereichern. Sie können auf dieser Grundlage fundierter<br />

planen und individueller auf jedes Kind reagieren. Da<strong>mit</strong> wächst die Qualität der<br />

pädagogischen <strong>Arbeit</strong> (vgl. Prott/Hautmann, 2004, S.26f)<br />

Aber bedenken Sie:<br />

„<strong><strong>Eltern</strong>arbeit</strong> ist <strong>im</strong>mer „Aufbau-<strong>Arbeit</strong>.“ Das soll heißen, dass man nicht <strong>im</strong> ersten halben<br />

Jahr auf große Erfolge, auf ein Entgegenkommen der <strong>Eltern</strong>, auf eine befriedigende Tätigkeit<br />

in dieser Hinsicht rechnen sollte. Die Beziehung zu den jeweiligen <strong>Eltern</strong> der jeweiligen<br />

Gruppe muss sich zunächst einmal entwickeln. Sie wird langsam, <strong>mit</strong> jedem Gespräch, <strong>mit</strong><br />

jeder Aktivität wachsen und andere <strong>Eltern</strong> <strong>mit</strong> einbeziehen“ (Merz, 1988, S. 22).<br />

„(…) Fachlichkeit von Erzieherinnen erfordert eine kompetente<br />

Einbeziehung von <strong>Eltern</strong>. Außer <strong>im</strong> Umgang <strong>mit</strong> Kindern beweist sich die<br />

Qualität pädagogischer Professionalität auch in der Zusammenarbeit<br />

und der Auseinandersetzung <strong>mit</strong> <strong>Eltern</strong> (Prott/Hautmann, 2004, S.27)<br />

Formen der <strong><strong>Eltern</strong>arbeit</strong> oder <strong><strong>Eltern</strong>arbeit</strong> hat viele Facetten<br />

<strong><strong>Eltern</strong>arbeit</strong> hat viele verschiedene Gesichter. Die nachfolgende Auflistung, angelehnt an<br />

Bernitzke/ Schlegel (2004) sowie an Hynek, Müller, Rosch (2007), unterscheidet zwischen<br />

eltern- beziehungsweise einrichtungsunterstützenden Formen sowie zwischen Gruppen- und<br />

Einzelangeboten und schriftlichen Formen.<br />

7


Angebote innerhalb verschiedener Formen der <strong><strong>Eltern</strong>arbeit</strong><br />

elternunterstützend/<br />

einzelbezogen<br />

elternunterstützend/<br />

gruppenbezogen<br />

einrichtungs-<br />

unterstützend<br />

schriftliche<br />

Formen<br />

Anmeldegespräche (Thematische) <strong>Eltern</strong>vertreter Aushänge/schwarze<br />

<strong>Eltern</strong>abende<br />

Bretter<br />

Aufnahmegespräche <strong>Eltern</strong>nach<strong>mit</strong>tage <strong>Eltern</strong>beirat Schriftliche<br />

Kurz<strong>mit</strong>teilungen<br />

Tür- und<br />

Angelgespräche<br />

<strong>Eltern</strong>gruppen Gemeinsame Feste <strong>Eltern</strong>briefe<br />

Entwicklungs- und<br />

Beratungsgespräche<br />

<strong>Eltern</strong>cafe Übernahme von Diensten <strong>Eltern</strong>zeitschriften<br />

<strong>Eltern</strong>begleitung in <strong>Eltern</strong>stammtisch Übernahme von Angeboten Informations-<br />

Krisensituationen<br />

(Einbeziehung in die<br />

pädagogische <strong>Arbeit</strong>)<br />

broschüren<br />

Hausbesuche<br />

Telefongespräche<br />

Ver<strong>mit</strong>teln von<br />

Hilfeangeboten<br />

Gemeinsame Raum- und<br />

Geländegestaltung<br />

<strong>Eltern</strong>befragung<br />

Textor und Blank (2004) dagegen nehmen eine andere Systematisierung vor, die sich vor<br />

allem an der Art der Einbindung der <strong>Eltern</strong> orientiert:<br />

Angebote vor Aufnahme des Kindes<br />

� erster Kontakt zu <strong>Eltern</strong><br />

� Anmeldegespräch<br />

� Vorbesuche in der Gruppe<br />

� regelmäßige Besuchsnach<strong>mit</strong>tage<br />

� Einführungselternabend<br />

� <strong>Eltern</strong>café zu Beginn des Kindergartenjahres<br />

� Hausbesuche oder Telefonanrufe vor Beginn des Kindergartenjahres<br />

Angebote unter Beteiligung von <strong>Eltern</strong> und Erzieherinnen<br />

� <strong>Eltern</strong>abende<br />

� Gruppenelternabende<br />

� <strong>Eltern</strong>gruppen (<strong>mit</strong>/ohne Kinderbetreuung)<br />

� themenspezifische Gesprächskreise<br />

� Treffpunkt für Alleinerziehende<br />

� Vätergruppe<br />

� Treffpunkt für Aussiedler/Ausländer<br />

� Gartenarbeit<br />

� Kochen für Kinder<br />

� Spielplatzgestaltung<br />

� Renovieren/Reparieren<br />

� Büroarbeit, Buchhaltung<br />

� <strong>Eltern</strong>befragung<br />

8


Angebote unter Beteiligung von Familien und Erzieherinnen<br />

� Feste und Feiern<br />

� Basare, Märkte, Verkauf von Second-Hand-Kleidung<br />

� Freizeitangebote für Familien (z.B. Wanderungen, Ausflüge)<br />

� Bastelnach<strong>mit</strong>tage<br />

� Spielnach<strong>mit</strong>tage<br />

� Kurse (z.B. Töpfern)<br />

� Familiengottesdienste<br />

� Vater-Kind-Gruppe/-angebote<br />

� Familienfreizeiten<br />

<strong>Eltern</strong> als Miterzieher<br />

� Mitwirkung von <strong>Eltern</strong> bei Gruppenaktivitäten, Beschäftigungen<br />

und Spielen<br />

� Begleitung der Gruppe bei Außenkontakten<br />

� Einbeziehung in die Entwicklung von Jahres- und Rahmenplänen,<br />

� die Planung von Veranstaltungen und besonderen<br />

Aktivitäten, die Gestaltung von Spielecken usw.<br />

� Kita-Projekte unter Einbeziehung der <strong>Eltern</strong> (z.B. Besuche am <strong>Arbeit</strong>splatz,<br />

Vorführung besonderer Fertigkeiten)<br />

� Kurse für Kinder oder Teilgruppen (z.B. Sprachunterricht,<br />

� Schw<strong>im</strong>mkurs, Töpferkurs)<br />

� Einspringen von <strong>Eltern</strong> bei Abwesenheit von Fachkräften<br />

(z.B. wegen Erkrankung, Fortbildung)<br />

Angebote nur für <strong>Eltern</strong><br />

� <strong>Eltern</strong>stammtisch<br />

� <strong>Eltern</strong>sitzecke (auch <strong>im</strong> Garten)<br />

� <strong>Eltern</strong>café<br />

� Treffpunktmöglichkeiten am Abend oder am Wochenende<br />

� <strong>Eltern</strong>gruppe/-arbeitskreis (allgemein, themen-<br />

/aktivitätenorientiert, Hobbygruppe)<br />

� Väter-/Müttergruppen<br />

� Angebote von <strong>Eltern</strong> für <strong>Eltern</strong><br />

� <strong>Eltern</strong>selbsthilfe (z.B. wechselseitige Kinderbetreuung)<br />

Einzelkontakte Tür- und Angelgespräche<br />

� Termingespräche<br />

� Telefonkontakte (regelmäßig oder nur bei Bedarf)<br />

� Mitgabe/Übersendung von Notizen über besondere Ereignisse<br />

� Tagebücher für jedes einzelne Kind<br />

� Beratungsgespräche (<strong>mit</strong> Mutter, <strong>Eltern</strong>, Familie; unter<br />

Einbeziehung von Dritten), Ver<strong>mit</strong>tlung von Hilfsangeboten<br />

� Hospitation<br />

� Hausbesuche<br />

informative Angebote<br />

� schriftliche Konzeption der Kindertageseinrichtung<br />

� <strong>Eltern</strong>briefe/-zeitschrift<br />

� schwarzes Brett<br />

� Rahmenplanaushang<br />

9


� Tagesberichte<br />

� Fotowand<br />

� Buch- und Spielausstellung<br />

� Ausleihmöglichkeit (Spiele, Bücher, Artikel, Musikkassetten)<br />

� Beratungsführer für <strong>Eltern</strong><br />

� Auslegen von Informationsbroschüren<br />

<strong>Eltern</strong>vertretung<br />

� Einbeziehung in die Konzeptionsentwicklung<br />

� Besprechung der Ziele und Methoden der pädagogischen<br />

<strong>Arbeit</strong><br />

� Einbindung in Organisation und Verwaltungsaufgaben<br />

� gemeinsames Erstellen der Jahres- und Projektpläne<br />

� Einbeziehung in die Planung, Vorbereitung und Gestaltung<br />

besonderer Aktivitäten und Veranstaltungen<br />

kommunalpolitisches Engagement<br />

� <strong>Eltern</strong> als Fürsprecher der Kindertageseinrichtung<br />

� <strong>Eltern</strong> als Interessensvertreter für Kinder<br />

� Zusammenarbeit <strong>mit</strong> <strong>Eltern</strong>vereinigungen, Initiativgruppen,<br />

Verbänden und Einrichtungen der Familienselbsthilfe<br />

(vgl. Textor/Blank, 2004, S. 13f)<br />

Die Auflistung all dieser Möglichkeiten, <strong>mit</strong> <strong>Eltern</strong> zusammenzuarbeiten, soll ihre Kreativität<br />

und Phantasie anregen, nicht aber insofern abschrecken, als dass den <strong>Eltern</strong> diese Fülle von<br />

Formen angeboten werden müsse.<br />

Viel wichtiger ist, dass genau nach den Aktivitäten gesucht wird, die zu ihrer <strong>Eltern</strong>schaft<br />

passen und jenen, die ihnen als Erzieherin Spaß bereiten und ihrem Naturell entsprechen.<br />

Welche Formen der <strong><strong>Eltern</strong>arbeit</strong> bevorzugen sie?<br />

Welche Art der <strong><strong>Eltern</strong>arbeit</strong> könnte ihren <strong>Eltern</strong> besonders zusagen?<br />

Das Team ist der geeignete Ort, um gemeinsam über Erwartungen und Ziele hinsichtlich der<br />

<strong>Arbeit</strong> <strong>mit</strong> <strong>Eltern</strong> nachzudenken, Ansichten zusammenzutragen und zu diskutieren. Möglichst<br />

sollte ein gemeinsamer Standpunkt <strong>im</strong> Team gefunden werden, der dann wiederum <strong>mit</strong> den<br />

<strong>Eltern</strong> diskutiert wird. Denn auch diese haben eine Haltung zur <strong><strong>Eltern</strong>arbeit</strong> beziehungsweise<br />

best<strong>im</strong>mte Erwartungen an diese (vgl. Textor/Blank, 2004, S.9).<br />

So suchen <strong>Eltern</strong> entweder vor allem Beratung oder Hilfestellung oder aber mehr<br />

Informationen, möglicherweise wollen sie vor allem Mitbeteiligung oder eigenen Raum in der<br />

Kita für eigene Projekte. Dies ist je nach <strong>Eltern</strong>schaft verschieden.<br />

„Erst in einem "Aushandlungsprozess", in dem die Bedürfnisse, Erwartungen, Wünsche und<br />

Beschränkungen von <strong>Eltern</strong> und Erzieherinnen geäußert werden, kann zu einer eltern- und<br />

<strong>mit</strong>arbeiterorientierten Zusammenarbeit gefunden werden“ (Textor/Blank, 2004, S.9)<br />

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Ziele der <strong><strong>Eltern</strong>arbeit</strong><br />

<strong><strong>Eltern</strong>arbeit</strong> ist <strong>mit</strong> einem breit gefächerten Spektrum von Zielen und Aufgaben verbunden,<br />

das je nach Einrichtung variieren kann. Allgemein wird durch <strong>Arbeit</strong> <strong>mit</strong> den <strong>Eltern</strong> eine<br />

wechselseitige Öffnung angestrebt, ein Voneinander lernen sowie die Abst<strong>im</strong>mung der<br />

privaten und der öffentlichen Erziehung<br />

Ziele und Aufgaben der <strong><strong>Eltern</strong>arbeit</strong> sollten auch <strong>im</strong> pädagogischen Konzept des<br />

Kindergartens niedergelegt werden, wobei die Rahmenbedingungen und die Möglichkeiten<br />

des Personals berücksichtigt werden müssen.<br />

Wichtig ist die Offenheit des Konzepts: es sollte <strong>im</strong>mer wieder an die Lebenssituation neuer<br />

Kinder und ihrer Familien angepasst werden.<br />

Bei der Entwicklung der Ziele und Aufgaben sollten auch <strong>Eltern</strong> einbezogen werden (Textor:<br />

http://www.kindergartenpaedagogik.de/124.html).<br />

Erzieherinnen werden auf Grenzen der Umsetzung von <strong><strong>Eltern</strong>arbeit</strong> stoßen.<br />

Beispielhaft genannt seien: mangelnde Zeit, unzureichende Ausbildung in Methoden der<br />

<strong><strong>Eltern</strong>arbeit</strong> und Gesprächsführung, fehlende Kenntnisse über die Lebens- und Berufssituation<br />

vieler <strong>Eltern</strong>, Sprachprobleme bei Ausländern und Aussiedlern, Desinteresse der <strong>Eltern</strong> und<br />

des Trägers, wenig Anerkennung der Bemühungen oder Verschlossenheit mancher <strong>Eltern</strong>.<br />

Dennoch sind Ziele erreichbar - nicht alle auf einmal, nicht in kurzer Zeit und zur vollsten<br />

Zufriedenheit und bei manchen Zielen muss man sich dann doch auf Teilziele beschränken.<br />

Vielfach können einzelne Ziele nur schrittweise in einem langwierigen Prozess verwirklicht<br />

werden. (Textor: http://www.kindergartenpaedagogik.de/124.html).<br />

.<br />

Abgesehen von ganz allgemeinen Zielsetzungen der <strong><strong>Eltern</strong>arbeit</strong>, sollte sich jede Erzieherin<br />

darüber klar sein, welche Ziele sie ganz persönlich für die <strong>Arbeit</strong> <strong>mit</strong> <strong>Eltern</strong> hat und was sie<br />

durch ihre <strong>Arbeit</strong> <strong>mit</strong> <strong>Eltern</strong> erreichen will (vgl. Merz, 1988, S.30).<br />

Denkbar sind unterschiedliche Ziele:<br />

- Ein mögliches Ziel wäre die Ver<strong>mit</strong>tlung von Informationen über die <strong>Arbeit</strong> <strong>mit</strong> den<br />

Kindern. <strong>Eltern</strong> sollen über die Inhalte, die den Kindern ver<strong>mit</strong>telt werden, in Kenntnis<br />

gesetzt werden. Man will ihnen die Motivation der Erzieher <strong>mit</strong>teilen sowie ihnen<br />

ganz konkrete Dinge wie Liedtexte, Gedichte etc. nahe bringen. Diese Art der<br />

<strong><strong>Eltern</strong>arbeit</strong> ist vor allem an einem guten „Hand-in-Hand-Erziehen“ interessiert und<br />

richtet sich sehr stark an Lerninhalten und Förderung der Kinder aus.<br />

- Die Zielsetzung: Einwirkung auf die elterliche Erziehung der Kinder würde bedeuten,<br />

dass Erzieher die <strong>Eltern</strong> dazu bringen wollen, ihren Umgang <strong>mit</strong> ihren Kindern zu<br />

verändern. Dies geschieht oft dann, wenn Erzieher das Verhalten eines Kindes über<br />

die <strong>Eltern</strong> beeinflussen wollen. <strong>Eltern</strong> sollen über die Ver<strong>mit</strong>tlung pädagogischer<br />

Sachverhalte Zusammenhänge klargemacht werden, von denen man ann<strong>im</strong>mt, dass<br />

diese <strong>Eltern</strong> nicht selbst klar wären. Diese Form der <strong><strong>Eltern</strong>arbeit</strong> betont einseitig den<br />

Fachexpertenstatus der Erzieher was eine echte Zusammenarbeit unmöglich macht.<br />

- Die <strong>Eltern</strong> selbst erziehen zu wollen, verbietet sich als Anspruch. Erzieherinnen, die<br />

(mehr oder weniger bewusst) das elterliche Verhalten verändern wollen, vergessen,<br />

dass <strong>Eltern</strong> sich nur ändern, wenn sie dies selbst wirklich wollen. <strong>Eltern</strong> werden durch<br />

diese Zielsetzung zu Empfängern pädagogischer Einflussnahme. Spüren <strong>Eltern</strong> nicht<br />

gleichberechtigt und anerkannt zu sein, werden sie sich nicht zur Zusammenarbeit<br />

aufgefordert fühlen.<br />

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- Verständnis für die eigene <strong>Arbeit</strong> erwirken, ist als Teilziel durchaus berechtigt. Wird<br />

aber einzig und allein die Bestätigung der Erzieherin durch <strong>Eltern</strong> angezielt, werden<br />

Bedürfnisse und Wünsche der <strong>Eltern</strong> nicht berücksichtigt.<br />

- Informationen über den familiären Hintergrund erlangen ist ein durchaus legit<strong>im</strong>es<br />

Ziel, da nur dann die Erziehung und Förderung des Kindes individualisiert stattfinden<br />

kann.<br />

- Um Unterstützung der <strong>Eltern</strong> bitten ist wichtig und richtig. Es kann jedoch nicht<br />

vorrangig darum gehen, dass <strong>Eltern</strong> Erzieherinnen und die Einrichtung durch<br />

Hilfsdiensttätigkeiten entlasten. <strong>Eltern</strong><strong>mit</strong>arbeit nur <strong>im</strong> Sinne einer Kuchenbackhilfe<br />

oder Festvorbereitung reduziert <strong><strong>Eltern</strong>arbeit</strong> einseitig auf Unterstützungsarbeit, ohne<br />

deren gesamtes Potential zu nutzen.<br />

- <strong>Eltern</strong>bildung zu betreiben ist eine wichtige Aufgaben der <strong><strong>Eltern</strong>arbeit</strong> in den<br />

vorschulischen Bildungseinrichtungen, entscheidend ist aber die Art und Weise in der<br />

<strong>Eltern</strong>bildung stattfindet. <strong>Eltern</strong> dürfen nicht passive Rezipienten von Wissen,<br />

Information und Ratschlägen sein, sondern sollten sich durch Selbsterfahrung,<br />

Austausch und Reflexion selbst bilden.<br />

(vgl. Merz, 1988, S. 30f, König: http://www.kindergartenpaedagogik.de/1061.html)<br />

Entsprechend der eingangs formulierten Erziehungspartnerschaft, sollte das oberste Ziel sein,<br />

<strong>mit</strong> <strong>Eltern</strong> in eine Zusammenarbeit zu treten, an deren Ende eine von Vertrauen und Offenheit<br />

geprägte Partnerschaft steht. Dafür braucht es gemeinsame Erfahrungen und gemeinsame<br />

Anstrengungen sowie eine partnerschaftliche, wertschätzende Grundhaltung. Fühlen sich<br />

<strong>Eltern</strong> angenommen, dann werden sie sich eher öffnen und auch eher kompromissbereit sein.<br />

Nachdem nun die Notwendigkeit von <strong><strong>Eltern</strong>arbeit</strong> umrissen, der Begriff<br />

Erziehungspartnerschaft geklärt ist und auch Ziele und Formen von <strong><strong>Eltern</strong>arbeit</strong> aufgelistet<br />

wurden, soll ein Überblick über die Grundlagen der Kommunikation erfolgen, denn nur bei<br />

guter, gelingender Kommunikation kann auch die <strong>Arbeit</strong> <strong>mit</strong> <strong>Eltern</strong> wirklich gelingen.<br />

Grundlegendes zur Kommunikation<br />

„Kommunikation [Anm. des Verfassers: meint] den sozialen Prozess der Verständigung von<br />

Menschen über eine Mitteilung <strong>mit</strong> dem Medium der Sprache, der M<strong>im</strong>ik und Gestik oder anderer<br />

vereinbarter Signal - und Zeichensysteme (...) “ (Schaub/Zenk, 1999, S.208).<br />

Was ist eigentlich „Kommunikation“<br />

Wir alle leben in einem Geflecht sozialer Beziehungen. Diese Beziehungen sind dadurch<br />

gekennzeichnet, dass sie auf einem komplexen System von Kommunikation beruhen.<br />

Jeder von uns kennt den Begriff Kommunikation. Miteinander zu kommunizieren bezeichnet<br />

auf der menschlichen Alltagsebene den wechselseitigen Austausch von Gedanken.<br />

Doch wissen wir tatsächlich, was genau sich hinter diesem Wort verbirgt und welche<br />

Anforderungen sich an gute Kommunikation knüpfen?<br />

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Der Begriff Kommunikation stammt aus dem lateinischen (lat. communicare) und bedeutet<br />

soviel wie „teilen, <strong>mit</strong>teilen, teilnehmen lassen, gemeinsam machen oder vereinigen“<br />

(http://wulv.uni- greifswald.de/2005_mw_didaktisches_handeln/userdata/Kommunikation_1511.pdf)<br />

Ziel der Kommunikation ist, sich über eine gemeinsame Sache zu verständigen. Synonyme<br />

für den Begriff Kommunikation wären daher Verständigung, Unterredung, Verbindung und<br />

Zusammenhang (vgl. de.wikipedia.org/wiki/Kommunikation).<br />

Erst die Fähigkeit <strong>mit</strong>einander kommunizieren zu können, ermöglicht es, <strong>mit</strong> anderen<br />

Personen in sozialen Kontakt zu treten, Beziehungen auszudrücken und Wissen<br />

weiterzugeben. Die Fähigkeit zur Kommunikation ermöglicht also die Interaktion zwischen<br />

(mindestens zwei) Kommunikationspartnern und sie ist die Hauptquelle unseres gesamten<br />

Wissens (vgl. Cherry, 1996, S.1095ff).<br />

Obwohl Kommunikation so fundamental ist, gleichsam die Grundlage für menschliches<br />

Zusammenleben bildet, wenden wir unser Augenmerk selten darauf, wie Kommunikation<br />

eigentlich funktioniert und nach welchen Regeln sie abläuft.<br />

Um zwischenmenschliche Beziehungen befriedigend gestalten zu können, ist es entscheidend,<br />

dass wir in der Lage dazu sind, klar und offen zu kommunizieren. Ansonsten entstehen<br />

innerhalb der gemeinsamen Kommunikation schnell Schwierigkeiten und Widersprüche.<br />

Dass zwischenmenschliche Kommunikation nicht <strong>im</strong>mer so reibungslos funktioniert hat jeder<br />

von uns <strong>im</strong> Alltag schon oft genug erfahren.<br />

Wir haben alle schon erlebt, dass wir trotz intensivem Gespräch gründlich aneinander<br />

vorbeireden können. Wir alle kennen Situationen, in denen unser Gegenüber unsere<br />

Argumente nicht wahrn<strong>im</strong>mt, obwohl wir sie aus unserer Sicht schlüssig dargelegt haben. Wir<br />

alle haben schon oft genug erfahren, dass unser Gegenüber uns oder besser gesagt, das, was<br />

wir ihm <strong>mit</strong>teilen wollen, nicht versteht. Gesendete Botschaften kommen nicht richtig an, man<br />

hört nur auf das, was man hören will und n<strong>im</strong>mt sein Gegenüber <strong>mit</strong> seinen Aussagen und<br />

Sichtweisen nicht ernst.<br />

Warum kommen Argumente, für sich genommen logisch und nachvollziehbar, be<strong>im</strong><br />

Gegenüber nicht an?<br />

Woher kommen Fehler <strong>im</strong> Verstehen der gesandten Botschaften?<br />

Es kann zu Missverständnissen, gegenseitigem Unverständnis und <strong>im</strong> schl<strong>im</strong>msten Falle zu<br />

Zerwürfnissen kommen. Gespräche enden in einem Streit oder in gegenseitigen<br />

Anschuldigungen, obwohl wir uns eigentlich nur über einen Sachverhalt austauschen,<br />

verständigen wollten.<br />

Was zum gegenseitigen Verstehen notwendig ist und woran die oben beschriebenen<br />

„Störungen“ in der Kommunikation liegen, lässt sich nur <strong>mit</strong> dem Blick darauf klären, wie<br />

Kommunikation eigentlich funktioniert und nach welchen Regeln sie abläuft.<br />

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Wie kommunizieren wir <strong>mit</strong>einander?<br />

Der Grundvorgang der Kommunikation ist schnell beschrieben:<br />

Kommunikation ist ein Prozess der Informationsver<strong>mit</strong>tlung durch verbale oder nonverbale<br />

Zeichen und ein Prozess der Informationsverarbeitung durch den Empfänger der Nachricht.<br />

Zu einem Gespräch gehören da<strong>mit</strong> <strong>im</strong>mer mindestens zwei Personen: Einer, der spricht (der<br />

„Sender“) und einer, der das Gesprochene hört und da<strong>mit</strong> etwas anfangen soll (der<br />

„Empfänger“).<br />

Der Sender möchte seinem Gesprächspartner etwas <strong>mit</strong>teilen beziehungsweise über<strong>mit</strong>teln:<br />

eine Botschaft, eine Information oder eine Nachricht. Er verschlüsselt sein Anliegen in<br />

erkennbare Zeichen Dem Empfänger obliegt es, diese Botschaft beziehungsweise Nachricht<br />

zu entschlüsseln. Verstehen ist dabei nur dann möglich, wenn der Empfänger die Nachricht<br />

tatsächlich entschlüsseln konnte, wenn also das, was der Sender ver<strong>mit</strong>teln wollte auch richtig<br />

angekommen ist.<br />

In der Regel st<strong>im</strong>men gesendete und empfangene Nachricht überein, so dass die<br />

Verständigung gelingt. Dennoch treten häufig Probleme auf, denn Kommunikation ist<br />

zugleich eine der komplexesten und wichtigsten Fähigkeiten des Menschen und besteht eben<br />

nicht allein in der Weitergabe von sachbezogenen Informationen. Die verbalen Signale<br />

machen da<strong>mit</strong> nur einen kleinen Teil unserer Kommunikation aus. Mehr als zwei Drittel des<br />

Austausches in einem Gespräch laufen über nonverbale Kommunikation, d.h. bspw. über den<br />

visuellen oder akustischen Kanal in Form von Gesten, Körperhaltung, M<strong>im</strong>ik, Betonung oder<br />

Sprachmelodie (vgl. http://arbeitsblaetter.stangl-taller.at/KOMMUNIKATION/).<br />

Die Verständigung <strong>mit</strong> Hilfe von kommunikativen Mitteln ist nicht <strong>im</strong>mer eindeutig.<br />

Da es für die Entschlüsselung nonverbaler Kommunikation keine allgemeinen Regeln oder<br />

Codes gibt, treten häufig Probleme auf, die zu Schwierigkeiten <strong>im</strong> gemeinsamen<br />

Kommunikationsprozess führen können.<br />

Hinzu kommt, dass an der Kommunikation <strong>im</strong>mer mindestens zwei Personen <strong>mit</strong> ihren je<br />

individuellen Sichtweisen, Ansichten, kommunikativen Kompetenzen und individuellen<br />

Verstehensleistungen beteiligt sind.<br />

Es kann festgehalten werden:<br />

Bei der Kommunikation handelt es sich also um einen wechselseitigen Prozess des<br />

Über<strong>mit</strong>telns von Informationen, Botschaften, Nachrichten oder Signalen.<br />

Es geht aber nicht nur um das Über<strong>mit</strong>teln von Botschaften oder Nachrichten, es geht<br />

gleichzeitig um das Empfangen von Informationen sowie um das richtige Entschlüsseln<br />

dieser.<br />

Informationen die durch nonverbale Kommunikation über<strong>mit</strong>telt werden, können durch<br />

unterschiedliche Interpretationen der Zeichen oder Verhaltensweisen zu Missverständnissen<br />

führen. Denn wir sprechen nicht nur <strong>mit</strong>tels unseres Mundes, <strong>mit</strong>tels der Worte, die wir<br />

formen. Zu den nonverbalen Ausdrucksformen zählen unter anderem: Körperbewegungen<br />

(Gestik, M<strong>im</strong>ik, Handlungen), paralinguale Phänomene (St<strong>im</strong>mqualität, nichtsprachliche<br />

Laute, Sprechpausen, Tonlage), oder die Position <strong>im</strong> Raum (Individualdistanz, Orientierung<br />

des Körpers) (vgl. Cherry, 1996, S.1103).<br />

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Durch unsere nonverbale Sprache, die wie schon erwähnt zwei Drittel unserer<br />

Kommunikation ausmacht, senden wir unserem Gegenüber bewusst wie unbewusst eine<br />

Vielzahl an Informationen (wie Trauer, Freude, Schmerz, Angespanntheit, Empörung etc.).<br />

Gerade die nonverbalen Botschaften sind in Gesprächen oftmals ausschlaggebender als die<br />

verbalen, besonders dann, wenn nonverbale Signale nicht kongruent <strong>mit</strong> den verbalen<br />

Aussagen sind. Dann wertet der Kommunikationspartner die nonverbalen Botschaften als die<br />

relevanteren.<br />

Zur besseren Übersicht über nonverbale und verbale Elemente der Kommunikation sowie zur<br />

Verdeutlichung der Komplexität unserer kommunikativen Ausdrucksmuster <strong>im</strong> Folgenden<br />

eine Übersicht (nach Klippert, 2000)<br />

Verbales Verhalten nonverbales Verhalten<br />

Verständlichkeit zusätzliche St<strong>im</strong>ulanz visuelle Elemente auditive Elemente<br />

Einfache Sprache direkte Ansprache Gestik St<strong>im</strong>mlage<br />

Gliederung rhetorische Fragen M<strong>im</strong>ik Artikulation<br />

Kürze/Prägnanz lebendige Beispiele Körperhaltung Lautstärke<br />

Einführung/Resümee St<strong>im</strong>mvariation Blickkontakt Sprechtempo<br />

Kommunikation setzt kommunikative Fähigkeiten voraus, welche <strong>im</strong> Laufe der Sozialisation<br />

und der Erziehung von den Individuen erlernt werden.<br />

Unter kommunikativer Kompetenz versteht man die „Fähigkeit, in Kommunikationsprozessen<br />

die eigenen Absichten, Bedürfnisse und Interessen angemessen darzustellen, wie die des<br />

Gegenübers wahrzunehmen“ (Schaub/Zenke, 1999, S.209).<br />

Die Kommunikationsfähigkeit eines Menschen erwächst aus seinen verbalen und nonverbalen<br />

Fähigkeiten, seinem darauf aufbauenden verbalen und nonverbalen Verhalten sowie aus<br />

seiner persönlichen Ausstrahlung (vgl. Hempel, 2004, S.36).<br />

Kommunikative Kompetenzen sind bei einzelnen Personen unterschiedlich stark ausgeprägt,<br />

können aber durch Selbstreflexion und Übung deutlich verbessert werden.<br />

Wie Missverständnisse entstehen oder warum es so schwer ist, schwierige<br />

Gespräche erfolgreich zu führen<br />

Das Hauptproblem aller Gesprächssituationen besteht darin, dass das, was von jemandem<br />

gesagt wird, <strong>im</strong>mer mehr enthält als den reinen Sachinhalt. Dies lässt sich sehr gut am<br />

nächsten Beispiel verdeutlichen, dass von Thomas Unruh übernommen wurde. (vgl.<br />

http://guterunterricht.de/Seiten/Coach/gespraeche.htm):<br />

Wenn beispielsweise ein Mann, der zu später Stunde von der <strong>Arbeit</strong> he<strong>im</strong>gekehrt ist, zu seiner Frau,<br />

die ihn nach seinem Tag fragt einfach nur sagt, „ich bin so müde“, dann stecken in dieser schlichten<br />

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Sachaussage möglicherweise viele andere „Nebenbotschaften“, die zu sagen, er sich nicht traut oder,<br />

die er nicht äußert, um seine Frau nicht zu verletzen.<br />

„Ich bin müde“ kann heißen, „Jetzt grad <strong>im</strong> Moment möchte ich nichts hören, auch nicht das, was du<br />

heute erlebt hast“ oder „ich möchte jetzt nur allein sein und mich ausruhen.“ Vielleicht soll es aber<br />

auch heißen, „ist dir eigentlich klar, wie hart ich arbeite“ Dem Konfliktpotenzial eines so schlichten<br />

Satzes ist nach oben hin keine Grenze gesetzt.<br />

Nun liegt es an der Frau, die Nachricht ihres Mannes richtig zu entschlüsseln.<br />

Es wäre ja durchaus denkbar, dass der besagte Mann tatsächlich nur seinem Gefühl von Müdigkeit<br />

Ausdruck verleihen wollte – absolut ohne jeden „Hintergedanken“. Seine Frau aber kann die<br />

Bemerkung ganz unterschiedlich interpretieren.<br />

Was will mein Mann mir wirklich sagen?<br />

Ihr Reaktionsspektrum kann zum Beispiel reichen von „Du Armer, hast wieder einen richtig harten<br />

Tag gehabt, was?!“ über „Keine Angst, ich habe keine Absichten…“ bis hin zu „Was soll ich denn<br />

erst sagen?! Du hast ja keine Ahnung, was hier den ganzen Tag los ist!“ Die letzte Äußerung könnte<br />

bereits Sprengstoff für einen handfesten Streit liefern.<br />

Es ist also sehr verschieden, wie Menschen eine Botschaft aufnehmen und interpretieren.<br />

Warum dies so ist, soll der nachfolgende Abschnitt zu erhellen versuchen.<br />

Die vier Seiten einer Nachricht<br />

Schultz von Thun (1981a) hat sich sehr intensiv <strong>mit</strong> dem Thema der zwischenmenschlichen<br />

Kommunikation auseinandergesetzt und dabei herausgefunden, dass jede Nachricht<br />

verschiedene Aspekte beinhaltet.<br />

Einen Inhalts-, einen Beziehungs-, einen Selbstoffenbarungs- sowie einen Apellaspekt.<br />

Jede Nachricht enthält diese vier Seiten, die als <strong>mit</strong>einander gekoppelte Ebenen zu betrachten<br />

sind.<br />

Während der Sachaspekt sich auf die Information, die der Sender über<strong>mit</strong>teln möchte,<br />

bezieht, nehmen die anderen drei Ebenen auf das Verhältnis zwischen den<br />

Kommunikationspartnern Bezug.<br />

Kommunikation ist da<strong>mit</strong> <strong>im</strong>mer mehr als nur Informationsaustausch. Sie hat viel <strong>mit</strong> den<br />

Beziehungen zwischen den an der Kommunikation Beteiligten zu tun und wird durch<br />

Haltungen und Einstellungen zum Gegenüber beeinflusst.<br />

Am entscheidendsten ist der Beziehungsaspekt einer Nachricht, da dieser best<strong>im</strong>mt, wie die<br />

Nachricht vom Empfänger aufgenommen wird. Aus diesem Teil der Nachricht geht hervor,<br />

wie der Sender zum Empfänger steht und was er von ihm hält. Oft zeigt sich dies in der<br />

gewählten Formulierung, <strong>im</strong> Tonfall und anderen nichtsprachlichen Begleitsignalen. In der<br />

Art und Weise wie wir etwas sagen (Tonfall St<strong>im</strong>me, Körperhaltung) verdeutlicht sich unsere<br />

Einstellung zum Gegenüber. Man braucht keine Worte zu verwenden, um dem anderen<br />

klarzumachen, was wir von ihm halten.<br />

Meine Haltung zum Gegenüber wird die gesamte Kommunikation beeinflussen und steuern,<br />

wie der Andere das aufn<strong>im</strong>mt, was wir ihm <strong>mit</strong>teilen wollen. Denn für diese Seite der<br />

Nachricht hat der Empfänger ein besonders empfindliches Ohr, denn hier fühlt er sich als<br />

Person in best<strong>im</strong>mter Weise behandelt (oder misshandelt). Genau genommen sind auf der<br />

Beziehungsseite der Nachricht zwei Arten von Botschaften versammelt:<br />

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In jeder Nachricht steckt <strong>im</strong>mer auch ein Stück Selbstoffenbarung des Senders, wobei da<strong>mit</strong><br />

sowohl die gewollte Selbstdarstellung als auch die unfreiwillige Selbstenthüllung<br />

einzuschließen ist.<br />

Kaum etwas wird nur so gesagt - fast alle Nachrichten haben die Funktion, den Empfänger zu<br />

etwas zu veranlassen. Mit dem Appell einer Nachricht will der Sender den Empfänger der<br />

Nachricht in einer best<strong>im</strong>mten Weise beeinflussen. Der Kommunikationspartner soll bspw.<br />

etwas Best<strong>im</strong>mtes tun, denken oder auch unterlassen. Ein Appell kann sich bspw. in Form<br />

eines Ratschlages äußern oder aber in der <strong>im</strong>pliziten Bitte, der Gesprächspartner möge <strong>mit</strong><br />

seinen Schilderungen fortfahren (vgl. König/Vollmer, 1982, S.29ff).<br />

Zusammenfassend soll festgehalten werden<br />

Der vier-mündige Sender<br />

Was ich sagen will.<br />

Sachinhalt Bezieht sich auf die sachliche,<br />

inhaltliche Information, das was man<br />

dem anderen sagen, was man<br />

<strong>mit</strong>teilen möchte „Das ist so!“<br />

Selbstoffenbarung Die Gefühle, die St<strong>im</strong>mung, das was<br />

der Sprecher von sich selbst preis<br />

gibt. „Das halte ich davon. So geht es<br />

mir dabei.“<br />

Appell Was ich erreichen möchte, wozu ich<br />

den Gesprächspartner veranlassen<br />

möchte. „Ich will, dass du das tust.“<br />

Beziehung Betrifft die (formelle oder informelle)<br />

Beziehung zum Gesprächspartner,<br />

was ich von meinem<br />

Gesprächspartner halte, wie wir<br />

zueinander stehen. „So denke ich von<br />

dir. Das halte ich von dir.“<br />

Mit vier Mündern sprechen, <strong>mit</strong> vier Ohren hören<br />

Der Empfänger kann also verschiedene Schwerpunkte in die Entschlüsselung von<br />

Nachrichten legen. Er kann sich auf eine der vier Nachrichtenebenen stärker konzentrieren<br />

und die anderen teilweise oder ganz außer Acht lassen. Der Empfänger wählt folglich aus, auf<br />

welche der Nachrichtenseiten er reagiert.<br />

Schultz von Thun sagt dazu:<br />

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„Den Sachinhalt sucht er zu verstehen, sobald er die Nachricht auf die<br />

Selbstoffenbarungsseite hin „abklopft„, ist er personaldiagnostisch tätig („Was ist das für<br />

eine(r)?„ beziehungsweise „Was ist <strong>im</strong> Augenblick <strong>mit</strong> ihm/ihr los?„). Durch die<br />

Beziehungsseite ist der Empfänger persönlich betroffen („Wie steht der Sender zu mir, was<br />

hält er von mir, wen glaubt er vor sich zu haben, wie fühle ich mich behandelt?„) Die<br />

Auswertung der Appellseite schließlich geschieht unter der Fragestellung „Wo will er mich<br />

hin haben?„ beziehungsweise in Hinblick auf die Informationsnutzung („Was sollte ich am<br />

besten tun, nachdem ich dies nun weiß?„) “ (Schultz von Thun, 1981a, S.44).<br />

Die folgende Abbildung, das 4 Ohrenmodell nach Schultz von Thun, verdeutlicht dieses Zitat<br />

sehr gut:<br />

(Schultz von Thun, 1981, S.45)<br />

Meist ist es so, dass jeder von uns be<strong>im</strong> Empfangen von Nachrichten ein besonderes „Ohr“<br />

bevorzugt. Einige achten mehr darauf, welcher Appell sich an das Gesagte knüpft, andere<br />

wiederum lauschen vor allem nach dem Beziehungsaspekt. Ein kompetenter Zuhörer sollte<br />

fähig sein, <strong>mit</strong> allen vier Ohren gleich gut hören zu können, denn es ist wichtig neben dem<br />

Verstehen der Sachlage die das Gegenüber schildert, herauszufinden, wie mein Gegenüber<br />

sich selbst einschätzt, wie er oder sie sich selbst in seiner Lage sieht und was vom jeweiligen<br />

Gespräch erwartet wird.<br />

Je nach dem welches Ohr wir bevorzugen, kann man auf einen Satz, den man hört, auch<br />

unterschiedlich reagieren. Als ein Beispiel zur Verdeutlichung der Theorie folgendes:<br />

Frau Plenk, Mutter eines zweijährigen Sohnes fragt die Erzieherin: Sagen sie Frau Ritter,<br />

Paul kann gestern be<strong>im</strong> Mittagsschlaf nicht lange geschlafen haben.<br />

Darauf kann die Erzieherin, n<strong>im</strong>mt sie vorrangig den sachlichen Aspekt der Frage wahr,<br />

antworten:<br />

„Paul hat gestern so wie die meisten anderen auch ungefähr eine Stunde geschlafen. Von<br />

ungefähr halb eins bis halb zwei.“<br />

Sie kann sich aber auch auf den Beziehungsaspekt beziehen und darauf antworten:<br />

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„Wenn sie glauben, dass wir nicht auf die ausreichende Mittagsruhe achten, dann täuschen<br />

sie sich. Uns ist es sehr wichtig, dass die Kinder <strong>mit</strong>tags zur Ruhe kommen“<br />

Hört sie aber auf den Appellaspekt, weil sie schon oft <strong>mit</strong> Vorwürfen seitens Frau Plenk<br />

konfrontiert wurde, dann wird sie vielleicht sagen.<br />

„Also Frau Schmidt, Paul hat geschlafen wie jeden Tag. Also hier <strong>im</strong> Kindergarten war er<br />

nach<strong>mit</strong>tags richtig ausgeglichen und munter.“<br />

Die Fokussierung des Selbstoffenbarungsaspektes könnte folgende Antwort zur Folge<br />

haben:<br />

Hatten sie gestern einen schweren Tag <strong>mit</strong> ihrem Paul? War er denn gestern zu Hause sehr<br />

müde?<br />

Danach könnte Frau Ritter noch darauf eingehen, ob sich Frau Plenk Sorgen macht, dass ihr<br />

Kind <strong>mit</strong>tags nicht genug Ruhe zum Schlafen findet „Machen Sie sich Sorgen, dass Paul<br />

gestern nicht genug geschlafen hat <strong>im</strong> Kindergarten?“<br />

Am meisten wird die Erzieherin sicherlich erreichen, wenn sie die Mutter in ihrer scheinbaren<br />

Befindlichkeit ernst n<strong>im</strong>mt und ihr Verständnis entgegenbringt. Dafür ist es wichtig, sich ein<br />

Stück weit von der eigenen Befindlichkeit (der <strong>im</strong>plizite Vorwurf als Erzieherin womöglich<br />

nicht für ausreichend Ruhe gesorgt zu haben) zu distanzieren.<br />

Bezogen auf die Mutter lässt sich resümieren, dass (sollte sie tatsächlich Sorge haben, ihr<br />

Kind könne <strong>im</strong> Kindergarten nur ungenügend Mittagsschlaf halten) sie ihr Problem am besten<br />

gezielt ansprechen sollte.<br />

Entscheidend ist, wie klar und deutlich wir <strong>mit</strong>einander kommunizieren, ob wir das, was wir<br />

meinen, wirklich sagen oder ob wir hoffen, unser Gegenüber könne dies an unserer<br />

St<strong>im</strong>mlage und unserem Ausdruck selbst erkennen.<br />

Wie wir eine Nachricht aufnehmen hängt also davon ab, auf welchen Aspekt der Nachricht<br />

wir uns konzentrieren und was wir glauben, was der andere <strong>mit</strong> seiner Aussage meinen<br />

könnte.<br />

Da<strong>mit</strong> Sie für sich einmal üben können, verschiedene Aspekte von Nachrichten zu<br />

identifizieren beziehungsweise auf jede einzelne zu reagieren, hier folgende<br />

Übungsmöglichkeit:<br />

Übung<br />

Die Erzieherin Frau Meier sagt zu Frau Schmidt:<br />

Vielleicht könnten Sie künftig mal darauf achten, dass sie früh rechtzeitig vor dem Freispiel<br />

da sind. Sebastian findet sonst nicht so recht in das Spiel <strong>mit</strong> den anderen, da sich meist<br />

schon Grüppchen gefunden haben, die gemeinsam ein Spiel verfolgen.<br />

Wie kann Frau Schmidt dies auffassen und was könnte sie jeweils erwidern? Was würde sie<br />

antworten wenn sie <strong>mit</strong> dem „Beziehungsohr“ hört, worauf hört sie <strong>mit</strong> dem „Sachohr“, worauf <strong>mit</strong> dem<br />

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Selbstoffenbarungsohr“. Was würde sie möglicherweise sagen, wenn sie vor allem <strong>mit</strong> dem Apellohr<br />

hört.<br />

Wie könnte sich Frau Meier noch ausdrücken, um kein „sich angegriffen fühlen“ von Frau Schmidt<br />

hervorzurufen?<br />

Da<strong>mit</strong> sich Missverständnisse in der Kommunikation gar nicht erst aufbauen und eine<br />

Kommunikationsqualität entsteht, ist es also wichtig, auf die vier Ebenen der Kommunikation<br />

zu achten.<br />

Möglich wird dies dadurch, dass man versucht, <strong>mit</strong> allen „vier Ohren“ zu hören und indem<br />

man sich um gegenseitiges Verstehen bemüht und durch sensible Rückfragen überprüft, wie<br />

eigene Botschaften be<strong>im</strong> Gegenüber angekommen sind.<br />

Indem man die Worte des Gesprächspartners <strong>mit</strong> eigenen Worten wiederholt, kann man<br />

prüfen, ob man selbst sein Gegenüber richtig verstanden hat. Bei Unklarheiten ist es <strong>im</strong>mer<br />

besser nachzufragen, wie etwas gemeint war, bevor man selbst etwas hineininterpretiert. Nur<br />

durch gezielte Nachfragen ist es möglich, den Inhalts- vom Beziehungsaspekt zu trennen.<br />

Fragen Sie in jedem Fall nach, wenn sie etwas nicht verstanden haben.<br />

Gute Fragen: ein wichtiger Bestandteil guter Gespräche<br />

Im Begriff Gesprächsführung ist der Begriff der Führung bereits enthalten. Gespräche zu<br />

führen bedeutet, diese zu leiten und zu lenken. Dies gelingt am besten, indem man geeignete<br />

Fragen stellt.<br />

Ähnlich wichtig sind Fragen, wenn wir Dinge nicht verstanden haben. Viele von uns haben<br />

jedoch ein Problem, nachzufragen, wenn sie etwas nicht verstanden haben.<br />

Kommunikation ist <strong>im</strong>mer zweiseitig - Wenn Sie etwas nicht verstehen, kann das daran<br />

liegen, dass Sie möglicherweise noch nicht genug wissen. Vielleicht aber hat sich Ihr<br />

Gesprächspartner nicht klar genug ausgedrückt.<br />

In beiden Fällen sollten Sie auf jeden Fall nachfragen, sonst geht das weitere Gespräch<br />

möglicherweise an Ihnen vorbei, da Ihnen wichtige Informationen fehlen (vgl.<br />

http://www.infoquelle.de/Wirtschaft/Kommunikation/Fragen.php.).<br />

Nachfragen deutet nicht auf Dummheit hin, sondern auf echtes Interesse am Gegenüber.<br />

Eine Möglichkeit der Nachfrage wäre:<br />

"Eines habe ich dabei noch nicht so ganz verstanden…."<br />

Die Wörter "eines" und "ganz" verdeutlichen, dass Sie bereits viel verstanden haben, das<br />

"noch" <strong>im</strong> Satz sagt, dass Sie es zwar noch nicht verstanden haben, aber dass Sie es bald<br />

verstehen werden (vgl. http://www.infoquelle.de/Wirtschaft/Kommunikation/Fragen.php).<br />

20


Viele Menschen reden in so abstrakten Wörtern und Begriffen, dass man einen ganz leeren<br />

Kopf davon bekommt. Solche Menschen kann man nicht verstehen. Wenn Sie wollen, dass<br />

andere Sie verstehen, dann reden Sie in Bildern, geben Sie viele Beispiele und reden sie in<br />

Metaphern. Beispiele und Metapher transportieren eine Nachricht viel besser, als eine<br />

abstrakte Erklärung (http://www.zeitzuleben.de/artikel/kommunikation/gespraechsfuehrung-<br />

4.html).<br />

Achten Sie auch darauf, kurze Sätze zu formulieren und klar und deutlich zu sagen, was Sie<br />

sagen wollen. Das erleichtert das Verständnis<br />

Sie haben die Gesprächsführung in der Hand, wenn es Ihnen gelingt, möglichst viele offene<br />

Fragen, so genannte W-Fragen zu stellen. Stellen Sie stets nur eine Frage, Verbinden Sie nicht<br />

mehrere Fragen <strong>mit</strong>einander.<br />

W-Fragewörter<br />

Wodurch Wer Weshalb Wie<br />

Wann Was Wozu Wo<strong>mit</strong><br />

Wieso Wofür<br />

Formulieren sie Fragen <strong>im</strong>mer offen, positiv, wertfrei, prägnant und<br />

verständlich (Herrmann, Weber, 2003, S.16).<br />

Zirkuläres Fragen<br />

Linear kausales Denken, zielt auf nachvollziehbare Ursachen-Wirkungsbeziehungen ab.<br />

Zirkulär fragen dagegen bedeutet: "um die Ecke zu fragen".<br />

Zirkuläres Fragen will bewusst die gewohnte Wahrnehmung verändern, indem es anregt, ein<br />

Thema oder ein Problem von verschiedenen Seiten aus zu beleuchten. Wie sieht z.B. die<br />

Partnerin/der Partner, wie der Bruder/die Schwester ein best<strong>im</strong>mtes Problem.<br />

Diese Methode hilft dadurch dabei die Dinge neu zu betrachten und kann da<strong>mit</strong> einen<br />

Entscheidungsprozeß voranbringen.<br />

Durch diese andere Fragetechnik beginnt ein Suchprozess: “Wie ist das eigentlich? Die Frage<br />

habe ich mir so noch gar nicht gestellt! Was denkt denn meine Frau? Warum st<strong>im</strong>mt sie nicht<br />

<strong>mit</strong> mir überein?! Was wäre, wenn ich dieses oder jenes einmal anderes machen würde?”<br />

21


Die Fragetechnik gibt sowohl dem Fragenden als auch dem Befragten neue Informationen.<br />

Zirkuläres Fragen gibt <strong>im</strong>mer eine doppelte Information auf der Inhalts- und auf der<br />

Beziehungsebene.<br />

Mit jeder Frage werden dabei nicht nur neue Informationen gewonnen, gleichzeitig werden<br />

be<strong>im</strong> Befragten die gewohnten Denkmuster durchbrochen, so dass dieser zu neuen<br />

Sichtweisen und Einsichten gelangen kann, so dass möglicherweise auch spontan eine Lösung<br />

gefunden werden kann (Nordt, 2005, S.101).<br />

Voraussetzung ist, unserem Gegenüber die kommunikative Fähigkeit zuzuschreiben, seine<br />

Wahrnehmung darzustellen und sich in andere Sichtweisen hineinzuversetzen.<br />

Beispiele für zirkuläre Fragen:<br />

Wenn ich he<strong>im</strong>lich anwesend wäre, was würde ich sehen?<br />

Wie sieht das wohl aus der Perspektive Ihres Kollegen aus? Wenn ich Ihren Mann/ihre Frau<br />

(Tochter, Mutter Nachbarn, Oma, Enkel usw.) fragen würde, wie würde er/sie die Situation<br />

beschreiben?<br />

(vgl. http://de.wikipedia.org/wiki/Zirkul%C3%A4re_Frage; http://www.dadalosd.org/frieden/grundkurs_4/methode_4.htm)<br />

Die Methode des zirkulären Fragens ermöglicht uns:<br />

1. Wünschbare Alternativen in Fragen einzubetten<br />

� Wenn Sie sich entscheiden würden, sich schneller zur Wehr zu setzen, wen würde<br />

das am meisten betreffen?<br />

� Wie würde derjenige regieren?<br />

2. Fragen nach den Unterschieden<br />

� Wer steht Ihnen in diesem Konfliktfall am nächsten?<br />

� Wer leidet am meisten unter dem Konflikt?<br />

� Wie sieht das aus der Perspektive von ... aus?<br />

3. Hypothetische Fragen: „Was wäre wenn - Fragen“<br />

� Wenn Sie den Konflikt einfach wegzaubern könnten, was wäre dann?<br />

� Wenn der Konflikt in den nächsten Jahren so bleiben wird, welche Auswirkungen<br />

würde dies dann haben?<br />

(vgl. http://www.dadalos-d.org/frieden/grundkurs_4/methode_4.htm)<br />

22


Gespräche richtig „führen“ oder Was heißt Gesprächsführung<br />

„Üblicherweise machen wir uns überhaupt nicht klar, dass ein Gespräch zu führen einen<br />

Führungsanspruch enthält, einen Anspruch auf Lenken, Zielerreichung und Zielverfolgung.<br />

Ob wir <strong>mit</strong>einander reden, Small Talk betreiben oder ob wir ein Gespräch wirklich führen,<br />

unterscheidet verschiedene Arten des <strong>Dialog</strong>s“ (http://www.wahle.de/radio/ohren.htm.).<br />

Wer fragt, der hat die Gesprächsführung in der Hand !<br />

(http://www.pro-kiga.de/eltern/elterngespraeche/wenn-sie-kritische-inhalte-ansprechen-muessengespraechsfuehrung-<strong>mit</strong>-eltern/)<br />

Redlich (1987) fasst acht Gesprächsverhaltensweisen, die allgemein für Gesprächsführung<br />

wichtig sind, zusammen. Diese lassen sich auch auf das <strong>Eltern</strong>gespräch übertragen. Verstehen<br />

auf der einen Seite und Lenken auf der anderen Seite müssen ausbalanciert werden, wenn es<br />

zu einer produktiv-konstruktiven Verständigung kommen soll. Einfühlend zu verstehen und<br />

gleichzeitig das Gespräch aktiv zu leiten ist eine große Herausforderung und bedarf einiger<br />

Übung.<br />

Gesprächsführung<br />

Verstehen Leiten<br />

Zuhören Fragen strukturieren Lösungswege anbieten<br />

Gedanken/Gefühle wiedergeben Stellung nehmen<br />

Kommunikative Fertigkeiten oder was in Gesprächen wichtig ist<br />

Wenn Sie einen Qualitätssprung in Ihrem gesamten Kommunikationsverhalten machen<br />

wollen, dann versuchen Sie <strong>im</strong>mer erst Ihren Gesprächspartner zu verstehen, bevor Sie selbst<br />

verstanden werden wollen. Verstehen heißt hier nicht nur, dass Sie den Standpunkt Ihres<br />

Gesprächspartners intellektuell nachvollziehen können. Verstehen heißt auch, dass Sie die<br />

Sichtweisen Ihres Gegenübers akzeptieren und respektieren. Dazu müssen Sie nicht<br />

übereinst<strong>im</strong>men oder das gut heißen, was Ihr Gegenüber sagt, aber Sie versuchen, die Dinge<br />

aus seiner Warte heraus zu betrachten und akzeptieren diese als eine Möglichkeit.<br />

23


Verstehen unseres Gegenübers erreichen wir nur, wenn wir versuchen uns in seine Situation<br />

einzufühlen, wenn wir versuchen, seine Gefühle nachzuempfinden.<br />

Verstehen heißt sich hineinzudenken<br />

Es gibt Formulierungen, die es nahezu verhindern, dass sich unser Gegenüber verstanden<br />

fühlt. Auf solche Formulierungen reagieren die meisten Menschen empfindlich. Einige davon<br />

wären:<br />

„Sie sind der / die Erste, der/die…“<br />

„Sie sind der / die Einzige, der/die…“<br />

„Sie müssen doch zugeben, dass ...“<br />

„Jeder weiß doch, dass ...“<br />

„Sie dürfen (nicht) ...“<br />

„Da müssen Sie sich täuschen.“<br />

„Das gibt es bei uns nicht.“<br />

„Das kann ich mir überhaupt nicht vorstellen.“<br />

„Sie sind / Ihr Kind ist da sicher besonders empfindlich.“<br />

„Dafür haben wir zu viel Erfahrung <strong>im</strong> Umgang <strong>mit</strong> Kindern.“<br />

„Von den anderen <strong>Eltern</strong> haben wir diese Beschwerde noch nie gehört.“<br />

„So etwas gibt es bei uns in der Einrichtung nicht, dass…“<br />

Be<strong>im</strong> Verstehen kann Ihnen die Technik des "Aktiven Zuhörens" helfen, denn um sein<br />

Gegenüber wirklich verstehen zu können, muss man gut zuhören können.<br />

Diese Methode wurde von Psychotherapeuten sowie Erziehungs- und Familienberatern<br />

entwickelt und wird vor allem in Beratungsgesprächen angewandt.<br />

Auch in schwierigen Gesprächssituationen ist das "Aktive Zuhören" eine wirkungsvolle<br />

Methode um den Gesprächspartner besser verstehen zu können.<br />

Im nächsten Abschnitt soll es darum nun um das „Aktive Zuhören“ nach gehen und auch<br />

darum, wie wir unsere Fähigkeit zum Zuhören opt<strong>im</strong>ieren können.<br />

Über das richtige Zuhören<br />

Zuhören verlangt, sich auf das, was der andere uns sagt, ganz genau zu konzentrieren.<br />

Die Fähigkeit, sich ganz und gar auf die Mitteilungen anderer zu konzentrieren, beherrschen<br />

nur wenige Leute.<br />

Im klassischen Gespräch nutzen wir die Zeit, während der andere spricht, um uns zu fragen,<br />

was wir selbst erwidern wollen, wenn unser Gesprächspartner fertig ist.<br />

Gerade in Debatten, legt man sich meist seine Argumente schon zurecht, während der andere<br />

noch spricht. Man ist viel mehr <strong>mit</strong> sich selbst und seinen eigenen Gedanken beschäftigt, als<br />

da<strong>mit</strong>, dem anderen bei der Darstellung seiner Sichtweise zuzuhören.<br />

24


Zuhören aber heißt Anteilnehmen, <strong>im</strong> wörtlichen Sinne. Ich nehme die Teile die mir <strong>mit</strong>geteilt<br />

wurden an. Das Anteilnehmen hat vor allem <strong>mit</strong> echtem Interesse zu tun (vgl.<br />

http://www.rhetorik.ch/Hoeren/Hoeren.html.).<br />

Zuhören heißt: hinhören, inne halten, Interesse zeigen, sein gegenüber<br />

ernst nehmen, den, dem man zuhört, annehmen und gelten lassen<br />

Was ist aktives Zuhören?<br />

Bedürfnisse, Empfindungen und Gedanken teilt ein Gesprächspartner nur indirekt <strong>mit</strong>. Das<br />

heißt, der innere, gefühlsmäßige Zustand wird oftmals verschlüsselt.<br />

So werden Gefühle oft anhand von nicht-sprachlichen Äußerungen (Körpersprache)<br />

über<strong>mit</strong>telt. Das heißt der Tonfall, die St<strong>im</strong>mlage und auch der Gesichtsausdruck spiegeln<br />

wider, wie jemandem zumute ist, ohne dass man diese Gefühle und Empfindungen in Worte<br />

fasst.<br />

Will man an der inneren Erlebniswelt des Gesprächspartners teilhaben, so muss man dessen<br />

Botschaften entschlüsseln. Be<strong>im</strong> aktiven Zuhören versucht man, den in einer verbalen<br />

Aussage <strong>mit</strong>schwingenden Gefühlsanteil in Worte zu kleiden um so zu verstehen, was der der<br />

Sender genau meint und vor allem, was er empfindet(vgl.<br />

http://www.wahle.de/radio/zuhoeren.htm).<br />

Warum aktives Zuhören?<br />

Ziel ist es, durch einfühlendes Verstehen die Gedanken und Gefühle unseres Gegenübers zu<br />

verbalisieren und sie diesem <strong>mit</strong>zuteilen. Dadurch fühlt der Andere sich in seinen<br />

Empfindungen ernst genommen. Erst wenn wir merken, dass andere auf unsere<br />

Befindlichkeiten Bezug nehmen, fühlen wir uns ernst genommen und in unserer Person<br />

wertgeschätzt (http://www.humanistische-aktion.homepage.t-online.de/komm.htm).<br />

Aktives Zuhören:<br />

hilft dem Gesprächspartner bei der Klärung und Verarbeitung eigener Empfindungen.<br />

Unser Gegenüber wird eigene negative Empfindungen weniger fürchten, wenn er<br />

erfährt, dass sein Gegenüber sie ebenfalls akzeptiert.<br />

verbessert und vertieft die Beziehung zwischen den Gesprächspartnern durch das<br />

Gefühl: "Mein Gegenüber versteht mich, ich kann ihm/ihr vertrauen". Dies schafft die<br />

Basis für die Mitteilung eigener Gedanken, Ideen, Wünsche und legt so<strong>mit</strong> den<br />

Grundstein für Offenheit.<br />

(http://www.humanistische-aktion.homepage.t-online.de/komm.htm)<br />

25


Techniken des aktiven Zuhörens<br />

1. Paraphrasieren<br />

2. Verbalisieren der Emotionen des Gegenübers<br />

3. Nachfragen<br />

1. Paraphrasieren<br />

Dies meint, die Aussagen des Gegenübers in eigenen Worten zusammenzufassen und<br />

wiederzugeben. Diese Technik wird auch als „Spiegeln“ bezeichnet.<br />

Um die Chancen zum gegenseitigen Verstehen zu verbessern, ist es wertvoll, unserem<br />

Gesprächspartner das, was man von Ihnen erfahren hat, „rückzuspiegeln“. Dafür fassen sie<br />

das, was sie gehört haben, in eigene Worte und melden es ihrem Gegenüber zurück.<br />

"Ich habe verstanden, dass ... ist das so richtig?"<br />

oder<br />

„Habe ich sie richtig verstanden, dass Sie…“<br />

Dies hat in zweierlei Hinsicht eine positive Wirkung:<br />

Auf die <strong>Eltern</strong> wirkt dies wie ein Echo: sie hören ihre eigenen Aussagen in anderen Worten<br />

und können nochmals über die eigene Position nachdenken UND: sie spüren, dass ihr<br />

Gegenüber echtes Interesse daran hat, sie zu verstehen, was Vertrauen und Offenheit<br />

potenziert.<br />

2. Verbalisieren der Emotionen des Gegenübers<br />

Dies beinhaltet, die Gefühle, die sich uns erschließen, in Worte zu fassen, um sie so dem<br />

Gegenüber widerzuspiegeln.<br />

N<strong>im</strong>mt man beispielsweise <strong>im</strong> Gespräch, indem unser Gegenüber versucht, Kritik an einer<br />

dritten Person zu üben, sich eigentlich vor allem selbst stark über dessen Verhalten geärgert<br />

hat, ist es hilfreich zurückzumelden: „Es hat sie maßlos geärgert dass…“ oder „Ich habe das<br />

Gefühl, dass es sie sehr verst<strong>im</strong>mt, dass…“ (vgl.: Ich Botschaften statt Du Botschaften)<br />

3. Nachfragen<br />

Nachzufragen meint, gezielte und vertiefende Fragen zum Sachverhalt zu stellen. (vgl.: Gute<br />

Fragen: ein wichtiger Bestandteil guter Gespräche)<br />

26


Wenn Sie versuchen möchten, die Methode des aktiven Zuhörens zu praktizieren, dann<br />

vermeiden Sie es:<br />

� eigene Ansichten und Gefühle einzubringen<br />

� nachzubohren<br />

� zu werten und zu beurteilen<br />

� Ratschläge zu geben und belehren zu wollen<br />

� Zu trösten und bagatellisieren<br />

Versuchen Sie stattdessen herauszufinden, was der andere wirklich meint und was hinter den<br />

Worten Ihres Gesprächspartners steckt.<br />

Finden Sie heraus, was ihr Gegenüber wirklich bewegt und was er /sie <strong>mit</strong> dem Gesagten<br />

erreichen will.<br />

Erst wenn Sie verstanden haben, erklären Sie Ihrem Gegenüber Ihren eigenen Standpunkt.<br />

Be<strong>im</strong> aktiven Zuhören geht es nicht darum geht, Recht zu haben. Das Entscheidende hierbei<br />

ist, dass Sie gegenseitig überprüfen, wie gut Sie einander zuhören und wie gut Sie einander<br />

verstehen.<br />

Das aktive Zuhören sollte sparsam dosiert werden und nur in wichtigen und schwierigen<br />

Gesprächen zur Geltung kommen. Es kann nicht tagtäglich praktiziert werden.<br />

Hören ist nicht gleich zuhören!<br />

Hören<br />

Hören ohne Hinhören heißt zum Beispiel <strong>mit</strong> sich selber beschäftigt zu sein und nur<br />

sporadisch aufzumerken. Die Aufmerksamkeit liegt mehr auf der Beschäftigung <strong>mit</strong> den<br />

eigenen Gedanken und bei der Gelegenheit, endlich selbst zu Wort zu kommen.<br />

Hinhören<br />

Hinhören ohne zuhören heißt, Aufnehmen was die andere Person sagt, ohne sich zu<br />

bemühen, herauszufinden, was der andere meint oder sagen will. Gefühlsmäßig ist man<br />

dann eher distanziert<br />

Zuhören<br />

Zuhören heißt, sich in den Partner hineinzuversetzen und ihm die volle<br />

Aufmerksamkeit zu schenken und dabei nicht nur auf den Inhalt, sondern auch auf<br />

Zwischentöne zu achten.<br />

Vom Hören über das Hinhören zum aktiven Zuhören kommen<br />

(http://www.rhetorik.ch/Hoeren/Hoeren.html)<br />

27


Verstehen ist mehr als Zuhören.<br />

Einen anderen Menschen zu verstehen bedeutet, die Gefühle und<br />

Empfindungen dieses Menschen zu erfassen, sie ihm wiederzuspiegeln<br />

und ihm dadurch zu helfen, sich über seine Probleme und Gefühle klar<br />

zu werden.<br />

Aktives Zuhören üben<br />

Wirkliches Zuhören kann man üben. Probieren Sie doch in einem ihrer nächsten<br />

Mitarbeitertreffen anhand der folgenden Übung einmal aus, wie es ist, Ihrem<br />

Gesprächspartner aktiv zuzuhören. Finden Sie sich in Zweiergrüppchen zusammen und<br />

wechseln Sie die Zusammensetzung der Gruppen nach einer gewissen Übungsphase, um sich<br />

auch auf andere Personen einstellen zu müssen.<br />

Übung (vgl. http://www.zeitzuleben.de/artikel/familie/partnerschaft-kommunikationstipps-2.html):<br />

Bei dieser Übung, ist die Aufgabe des Zuhörenden, sich so auf den anderen einzustellen, dass dieser<br />

seine Worte richtig wiedergegeben sieht.<br />

Setzen Sie sich so gegenüber, dass Sie <strong>mit</strong>einander Blickkontakt halten können. Dann stellen Sie sich<br />

einen Wecker auf 10 Minuten. Ihr Gegenüber sagt nun zwei bis drei kurze Sätze. Dabei ist es nicht so<br />

wichtig, was gesagt wird, es geht nur darum, überhaupt etwas zu sagen. Sie können über das Wetter,<br />

über ihren Tag oder über ihren Hund reden. Beschränken Sie sich zu Beginn auf einen längeren oder<br />

zwei bis drei kurze Sätze.<br />

Nun sind sie an der Reihe:<br />

Ihre Aufgabe ist es nun, <strong>mit</strong> ihren eigenen Worten genau das zu wiederholen, was ihr<br />

Gesprächspartner zuvor gesagt. Dabei geht es nicht darum, jedes Wort zu wiederholen, sondern <strong>mit</strong><br />

den eigenen Worten den Sinn so genau zu beschreiben, wie möglich. Dabei beginnen Sie <strong>mit</strong> dem<br />

Satz: "Du sagst, dass ..." oder "Du meinst, dass ..." Derjenige der zuerst gesprochen hat, kann nicken,<br />

wenn er sich richtig wiederholt sieht oder aber das Gesagte nochmals sagen, falls es falsch wiederholt<br />

wurde.<br />

Nach 10 Minuten wird getauscht. Wenn jeder von Ihnen an der Reihe war, tauschen Sie sich hinterher<br />

kurz darüber aus, wie Sie jeweils diese Übung empfunden haben. Danach können sie sich in anderen<br />

Zweiergruppen noch einmal an diese Aufgabe wagen.<br />

Bei dieser kleinen Übung werden Sie sehr schnell merken, wie schwierig es sein kann, genau<br />

das zu wiederholen, was Sie gerade gehört haben. Je komplizierter und umfangreicher das<br />

Gesagte ist, desto schwieriger wird es.<br />

Sie sehen, es ist tatsächlich nicht so leicht, aktiv zuzuhören. Mit einiger Übung kann man es<br />

aber lernen, aktiver und da<strong>mit</strong> besser zuzuhören.<br />

Zuhören lässt sich lernen und opt<strong>im</strong>ieren.<br />

28


Wer jedoch sich und seine Aussagen wichtiger n<strong>im</strong>mt als die seiner<br />

Mitmenschen, wird trotz Kenntnis von Zuhörtechniken kein guter<br />

Zuhörer (http://www.rhetorik.ch/Hoeren/Hoeren.html).<br />

Um auf das einzugehen, was der andere gesagt hat, könnten wir uns<br />

angewöhnen, die Worte unseres Gesprächspartners <strong>mit</strong> eigenen Worten<br />

zu wiederholen. Die Griechen nannten das schon die Paraphrase (vgl. .<br />

http://www.wahle.de/radio/zuhoeren.htm)<br />

Im Alltag sind wir schnell dazu geneigt, gut gemeinte Ratschläge zu geben. Wie<br />

unterschiedlich man auf eine Aussage reagieren kann, zeigt das folgende Beispiel.<br />

Übung (vgl. König/Vollmer, 1982, S.68f):<br />

Eine Mutter konfrontiert Sie <strong>mit</strong> folgender Aussage:<br />

Ute hört in der letzten Zeit nicht, wenn wir ihr etwas sagen. Sie wirft sich einfach auf den<br />

Boden, ist bockig und schreit herum.<br />

Mit welcher der folgenden Antworten würde sich Utes Mutti am besten verstanden fühlen?<br />

1.) Seit wann ist das denn so?<br />

2.) Ute ist jetzt in der Trotzphase.<br />

3.) Ute ist in letzter Zeit schwierig, das st<strong>im</strong>mt.<br />

4.) Sie haben das Gefühl, dass sie nicht an Ute herankommen?<br />

Äußerung 1)<br />

Diese Antwort ist eine Frage. Solche Fragen können zuweilen hilfreich sein.<br />

Führt man das Gespräch aber vor allem durch Fragen, entsteht be<strong>im</strong> Gegenüber leicht der<br />

Eindruck eines „Verhörs“.<br />

Durch Fragen lenkt und leitet man zwar ein Gespräch, genauso wichtig ist es aber zu<br />

Verstehen und Zuzuhören, um die Verantwortung für die Suche nach einer Lösung bei der<br />

Person zu belassen, die das Problem artikuliert. Denn durch jede Frage n<strong>im</strong>mt man der<br />

betreffenden Person die Möglichkeit, selbst Verantwortung für die Suche nach einer Lösung<br />

zu tragen.<br />

Äußerung 2)<br />

Diese Äußerung liefert eine psychologische Erklärung. Die kann richtig sein und die Mutter<br />

erwidert möglicherweise: ‚Das hab ich mir auch schon gedacht‟. Was aber hat sie davon,<br />

wenn sie das weiß?<br />

Problematisch daran, das eigentliche Problem herauszufragen beziehungsweise erklären zu<br />

wollen ist, dass Sie als Erzieher sich dabei die Rolle des Fachmannes zuschreiben, der sich<br />

da<strong>mit</strong> automatisch über die Mutters stellt. Es findet kein gleichberechtigter Austausch statt,<br />

29


sie nehmen der Mutter die Suche nach der Lösung ab, anstatt sie dazu zu befähigen, selbst zu<br />

suchen.<br />

Äußerung 3)<br />

Auch wenn sie schon seit Wochen darauf warten, <strong>mit</strong> der Mutter ein Gespräch über Ute zu<br />

führen, weil ihnen schon lange auffällt, wie unzugänglich Ute manchmal ist, hüten Sie sich<br />

davor, ihr einfach beizupflichten.<br />

Auch wenn sie <strong>mit</strong> einer Antwort wie sie Antwort 3 aufzeigt, der Mutter nur beipflichten<br />

wollen, besteht bei Antwort die Gefahr, dass sie abwertend aufgefasst wird. Möglicherweise<br />

wird die Mutter sich dann genötigt sehen, sich zu verteidigen.<br />

Antwort 4)<br />

In Antwort 4) wird die Mutter dagegen direkt angesprochen. Diese Antwortmöglichkeit macht<br />

die Empfindungen der Mutter deutlich. Die Mutter hat dadurch das Gefühl, <strong>mit</strong> ihrem<br />

Problem ernst genommen und verstanden zu werden. Diese Antwort bestärkt sie da<strong>mit</strong>, weiter<br />

von ihren Problemen zu reden und sich selbst <strong>mit</strong> ihnen auseinanderzusetzen.<br />

Im Folgenden nun eine Übung, wie man auf von <strong>Eltern</strong> geäußerte Problemlagen professionell<br />

reagieren könnte.<br />

Übung(vgl. König/Vollmer, 1982, S.69f):<br />

Mutter:<br />

Klaus ist <strong>im</strong>mer so unordentlich. Sag ich ihm, er solle aufräumen, dann ignoriert er das<br />

einfach. Immer muss ich seine Sachen aufräumen, dabei könnte er das doch schon alleine<br />

machen.<br />

Versuchen sie, sich die Äußerung konkret vorzustellen. In welchem Tonfall könnte sie gesprochen<br />

werden?<br />

Überlegen sie zunächst, welche Empfindungen und Gefühle darin angesprochen werden. Versuchen<br />

sie dann, eine Antwort zu finden, die diese Empfindungen deutlich macht.<br />

Ein nächster möglicher Übungsschritt wäre es, dieses Verbalisieren von Gefühlen und<br />

Emotionen <strong>im</strong> Team zu üben. Möglich wäre es in kleinen Gruppen von max<strong>im</strong>al vier<br />

Personen folgende Übung durchzuführen:<br />

Übung:<br />

Einer der anwesenden Personen erzählt von einem fiktiven Problem. Die anderen versuchen, die<br />

dabei angesprochenen Empfindungen in Worte zu fassen. Das wird Ihnen an einigen Stellen sicher<br />

30


schon gut gelingen, an anderen werden sie noch ihre Schwierigkeiten haben. Das ist ganz<br />

selbstverständlich.<br />

Versuchen Sie ihren Gesprächspartner direkt anzusprechen und möglichst kurz zu antworten.<br />

Wichtig ist folgendes:<br />

Bedenken Sie, dass es bei diesem Gesprächsverhalten keineswegs nur eine richtige Antwort gibt.<br />

Man kann dieselbe Empfindung auf unterschiedliche Art ausdrücken.<br />

Selbst wenn sie die Empfindung ihres Gesprächspartners nicht ganz genau getroffen haben, wird ihr<br />

Gesprächspartner aber dennoch das Gefühl des ernst genommen Werdens empfinden und so zum<br />

Weiterreden angeregt werden.<br />

Erproben Sie diese Technik in vielen Rollenspielen. Nach einigen Übungen werden sie<br />

Sicherheit in diesem Gesprächsverhalten erlangen und ihren eigenen persönlichen Stil finden.<br />

Ich Botschaften statt Du Botschaften<br />

„Eine gute Ich-Botschaft ist wie ein Tatsachenbericht. Sie beschreibt das Verhalten des<br />

Anderen oder die Umstände, die ein Problem verursachen, ohne (!) jegliche Wertung.<br />

Sodann beschreibt sie, wie sich diese Tatsachen emotional auf den Absender auswirken,<br />

indem er ehrlich und klar seine Gefühle ausdrückt, was anfangs gar nicht so einfach ist.<br />

Schließlich erfährt der andere etwas über die Auswirkungen und kann so nachvollziehen, dass<br />

ein vernünftiger Grund für die Beanstandung besteht“<br />

(http://www.norbertkasper.de/interessantes/arbeitspapiere/ichbotschaft.htm ).<br />

Zur erfolgreichen Kommunikationsqualität gehört ganz klar das Senden von Ich-Botschaften<br />

Gerade wenn wir uns <strong>mit</strong> anderen <strong>im</strong> Konflikt befinden oder Kritikgespräche führen,<br />

benutzen wir häufig so allgemeine Äußerungen wie diese:<br />

„Immer musst du…“ „Kannst du nicht mal …“ oder „Mach das doch endlich mal…“<br />

Oft versuchen wir uns in konflikthaften Gesprächen hinter solch Verallgemeinerungen<br />

(man…, <strong>im</strong>mer…) zu verstecken, sei es aus der Befürchtung unserem Gegenüber (<strong>Eltern</strong>) zu<br />

nahe zu treten oder aus der Angst vor "unangenehmen" Mitteilungen. Letztlich erreichen wir<br />

aber durch die versteckte Botschaft genau das Gegenteil.<br />

Aussagen wie: „Man könnte meinen, dass Du dir keine rechte Mühe gibst…“ sind nicht klar.<br />

Unsere Gesprächspartner fühlen sich verunsichert, weil sie nicht wissen, wer außer Ihnen<br />

bspw. noch dieser Ansicht ist.<br />

Außerdem machen solche „Du-Botschaften“ nur Aussagen über den Empfänger. Sie sind<br />

<strong>im</strong>mer wertend und mischen sich in das Verhalten, Fühlen oder Wollen des Anderen ein und<br />

offenbaren so<strong>mit</strong> nichts oder nur Ungenaues über die dahinter stehenden Probleme und<br />

Gefühle des Absenders.<br />

„Kannst du das nicht mal schneller erledigen…“ Du bist zu langsam<br />

„Warum räumst du nie dein Z<strong>im</strong>mer auf …“ Du bist so unordentlich<br />

„Können sie nicht mal pünktlicher sein…“ Sie sind <strong>im</strong>mer so unpünktlich<br />

31


Handelt es sich um negative Bewertungen, dann ist die Art der Reaktion des<br />

Gesprächspartners beinah zu erwarten. Je nach Veranlagerung des Gegenübers wird unser<br />

Gesprächspartner enttäuscht oder verletzt sein, sich angegriffen beziehungsweise sich vor den<br />

Kopf gestoßen fühlen. Häufig werden sie vom Anderen als Herabsetzung und als Ablehnung<br />

empfunden und provozieren häufig ihrerseits Gegenvorwürfe. Anstelle der Bereitschaft für<br />

Veränderung können sie eher Widerstand und Groll hervorrufen. Oder aber es kann zu<br />

Verhaltensweisen wie Rückzug, Rechtfertigung, Angreifen oder beleidigt sein kommen.<br />

Es gibt zahlreiche Gesprächssituationen, in denen diese möglichen Reaktionen nicht noch<br />

provoziert werden sollten.<br />

Mitarbeitergespräche, ein Gespräch <strong>mit</strong> einer Kollegin in der ein Konflikt gelöst werden soll<br />

oder eben <strong>Eltern</strong>gespräche, in denen Kritik geäußert werden muss, aber die Sache <strong>im</strong><br />

Vordergrund bleiben soll, erfordern einen behutsamen Umgang <strong>mit</strong> solchen Wertungen und<br />

allgemeinen Kritikäußerungen.<br />

Sätze <strong>mit</strong> Aussagen wie die folgenden enthalten in der Regel eine ausgeprägte<br />

"Du" (oder "Sie")-Komponente.<br />

Drohen<br />

„Wenn Sie weiterhin so…“.<br />

Anordnen Belehren<br />

„Lassen sie doch „So kann man…“<br />

be<strong>im</strong> nächsten Mal ...“<br />

Ratschläge erteilen Urteilen<br />

„Machen sie doch mal…“ „ Sie sind….“<br />

Häufig werden sie vom Anderen als herabsetzender Vorwurf oder als<br />

Ablehnung empfunden und provozieren anstelle der Bereitschaft für<br />

Veränderung eher Widerstand und Groll (vgl.<br />

http://www.norbertkasper.de/interessantes/arbeitspapiere/ichbotschaft.htm).<br />

Zu bedenken ist, dass wir niemanden in seinem Verhalten ändern nur weil wir ein best<strong>im</strong>mtes<br />

Verhalten kritisieren oder weil wir Vorschläge und Ratschläge zur Änderung dieses<br />

Verhaltens erteilen.<br />

Da es dennoch genügend Situationen gibt, in denen man das Verhalten eines Mitmenschen<br />

(seien es <strong>Eltern</strong>, Bekannte oder <strong>Arbeit</strong>skolleginnen) nicht annehmen oder tolerieren kann,<br />

sollte man versuchen, in solchen Gesprächen, in denen es um „unerwünschtes“ Verhalten<br />

32


geht, „Du-Botschaften“ vermeiden und an Stelle dessen lieber Ich-Botschaften verwenden.<br />

Denn: Verändern kann sich jeder nur allein. Die Veränderung des eigenen Verhaltens<br />

geschieht nur, wenn man es selbst will.<br />

Die Bereitschaft dazu eigenes Verhalten zu ändern erwächst nicht dadurch, dass man seinem<br />

Gegenüber Vorwürfe macht, sondern indem man die Auswirkungen eines best<strong>im</strong>mten<br />

Verhaltens für die eigene Befindlichkeit aufzeigt. Durch so genannte Ich-Botschaften<br />

dagegen, kann man versuchen, Verständnis zu erwecken, für die eigene Situation.<br />

Ich-Botschaften senden heißt, <strong>mit</strong> den Menschen, denen man begegnet, offen, ehrlich und<br />

direkt umzugehen, ohne sie zu verletzen oder anzugreifen. Es entsteht mehr Raum für<br />

gegenseitige Akzeptanz. Menschen werden eher über das eigene Verhalten nachdenken, wenn<br />

man ihnen nicht <strong>mit</strong> Vorwürfen begegnet beziehungsweise ihr Verhalten einer Wertung<br />

unterzieht.<br />

Denn Ich-Botschaften legen die Verantwortung für das weitere Handeln in die Hände des<br />

Gesprächspartners. z.B. wenn man sagt: "Ich bin enttäuscht darüber, dass Sie sich nicht an<br />

unsere Verabredung gehalten haben ….. Irgendwie hat mich das entmutigt."<br />

Dem Gesprächspartner steht es nun frei, weiterhin so zu wirken. Das ist aber nicht<br />

wahrscheinlich, denn niemand will den anderen absichtlich vor den Kopf stoßen.<br />

Wir können einen anderen Menschen nicht ändern. Aber wir können ihm<br />

sagen, wie es uns durch sein Verhalten ergeht und was sein Verhalten bei<br />

uns selbst bewirkt. Da niemand böswillig einem anderen Menschen<br />

schaden will, ist davon auszugehen, dass unsere Mitmenschen dann ihr<br />

Verhalten überdenken<br />

Auch hierzu zwei kurze Beispiele:<br />

Statt zu sagen:<br />

Immer kommen sie zu unseren <strong>Arbeit</strong>sgruppentreffen viel zu spät!<br />

wäre es besser folgendes zu formulieren:<br />

„Ich ärgere mich darüber, dass Sie diese Woche bereits zwe<strong>im</strong>al zu spät gekommen sind, weil<br />

wir dann ihre <strong>Arbeit</strong> <strong>mit</strong>machen müssen!"<br />

„Ich-Botschaften“ sind klar strukturierte, dreiteilige Botschaften. Sie sind<br />

Selbstoffenbarungen, da diese die eigene Meinung und die eigenen Gefühle <strong>mit</strong>teilen.<br />

Sie beinhalten:<br />

1. eine knappe Beschreibung des wahrgenommenen Verhaltens des anderen ohne<br />

eigene Interpretation oder Wertung<br />

"Sie sind diese Woche bereits zwe<strong>im</strong>al zu spät gekommen...<br />

33


2. eine passende Beschreibung der eigenen Gefühle, die dadurch bei einem selbst<br />

ausgelöst werden<br />

... Ich ärgere mich darüber, ...<br />

3. eine Erklärung, welche Konsequenzen dieses Verhalten für mich hat,<br />

beziehungsweise welche Auswirkungen entstehen<br />

... weil wir dann ihre <strong>Arbeit</strong> <strong>mit</strong>machen müssen!"<br />

(vgl. http://www.norbertkasper.de/interessantes/arbeitspapiere/ichbotschaft.htm)<br />

Während Du-Botschaften sehr allgemein gehalten sind, ver<strong>mit</strong>teln Ich-Botschaften klare und<br />

eindeutige Inhalte. Ich-Botschaften sind Botschaften, durch die man seinem Gegenüber seine<br />

eigenen Gefühle und Empfindungen <strong>mit</strong>teilen kann. Dadurch kann sich eine tragfähige<br />

Vertrauensbasis <strong>im</strong> Gespräch entwickeln.<br />

Eine Erzieherin ist enttäuscht und vor allem blockiert darüber, dass eine der Mütter einer<br />

<strong>Arbeit</strong>sgruppe „Ideenfindung- Projekte <strong>im</strong> Kindergarten“ sofort die Leitung an sich reißt und<br />

vor lauter eigenen Ideen nur so „übersprudelt“. Eine mögliche Du-Botschaft dieser Erzieherin<br />

könnte lauten:<br />

„Sie stellen sich <strong>im</strong>mer in den Vordergrund…“<br />

Eine Ich – Botschaft dagegen wäre:<br />

Frau Meier, sie bringen sehr schnell ihre durchaus guten Ideen ein. Das blockiert mich, weil<br />

ich dann…<br />

Verwenden Sie statt „Immer müssen sie…“ lieber „Ich habe das Gefühl,<br />

dass…“<br />

Vorteile von Ich-Botschaften sind:<br />

- der andere erfährt, was genau ich fühle und warum ich so fühle<br />

- der andere erfährt, was das für mich bedeutet<br />

- meine Bedürfnisse kommen zum tragen<br />

Auf diese Weise kann durch Ich-Botschaften:<br />

- eine Gesprächssituation entspannt werden und so weniger bedrohlich wirken, so dass<br />

ein Einlenken leichter wird<br />

- eine Atmosphäre der Offenheit und Vertrautheit entstehen, was von dem an der<br />

Kommunikation Beteiligten als wohltuend empfunden wird.<br />

- deutlich werden, dass mein Gegenüber ein Mensch <strong>mit</strong> Empfindungen, <strong>mit</strong> Stärken<br />

und Schwächen ist. Dadurch wird aus einer hierarchisch-autoritären (du bist….) eine<br />

partnerschaftliche Beziehung, was das „Sich -öffnen des Gegenübers fördern kann<br />

- (http://www.humanistische-aktion.homepage.t-online.de/komm.htm)<br />

34


Eine gute Hilfe für das Senden von Ich-Botschaften ist es, wenn man sich fragt:<br />

Was geht in mir vor?<br />

Welche meiner Bedürfnisse sind durch das Verhalten des Gesprächspartners bedroht?<br />

Worin bestehen meine eigenen pr<strong>im</strong>ären Empfindungen?<br />

Da<strong>mit</strong> Sie das Senden von Ich-Botschaften selbst einmal ausprobieren können, folgt nun eine<br />

geeignete Übungsmöglichkeit.<br />

Übung 1:<br />

Versuchen Sie einmal zu beobachten, ob sie eher Ich Botschaften oder eher Du-Botschaften senden!<br />

Wenn sie einmal deutlich gemerkt haben, dass sie eine Du Botschaft versandt haben und das tuen wir<br />

alle in Situationen, die uns ärgern oder aufregen, doch recht häufig, dann probieren sie danach für<br />

sich, diese Du Botschaft zu einer Ich-Botschaft zu machen.<br />

Ein Beispiel wäre:<br />

Immer musst du deine Sachen überall rum liegen lassen…<br />

Dadurch dass Du heute in der Küche deine Sachen nicht weggeräumt hast, muss ich jetzt,<br />

bevor ich anfangen kann zu kochen, alles wegräumen. Deine Unordnung stört mich. Sie kostet<br />

mich Zeit und strengt mich sehr an.<br />

Übung 2:<br />

Versuchen sie einmal gezielt Ich Botschaften zu formulieren.<br />

Sie können entweder für sich allein üben oder noch besser <strong>mit</strong> einem Gesprächspartner.<br />

Denken sie an ein Verhalten irgendeiner Person, das sie schon <strong>im</strong>mer traurig macht und enttäuscht,<br />

wo sie aber bisher nicht den Mut hatten, diese Person gezielt darauf anzusprechen. Denken Sie,<br />

diese Person säße ihnen gerade gegenüber.<br />

Achten Sie darauf, das betreffende Verhalten, die eigene gefühlsmäßige Reaktion sowie die<br />

Auswirkungen des beschriebenen Verhaltens zu erläutern.<br />

Wenn sie da<strong>mit</strong> beginnen, das Senden solcher Ich –Botschaften zu üben, werden sie das Gefühl<br />

haben, als klinge es sehr holprig. Sicher ist es noch sehr ungewohnt, sich selbst zu beobachten, zu<br />

reflektieren und kontrollieren. Mit zunehmender Übung aber werden ihre Botschaften <strong>im</strong>mer<br />

natürlicher und Sie werden auf die Kontrolle ihrer Sprache mehr und mehr verzichten können<br />

Nutzen Sie Ich-Botschaften <strong>im</strong> <strong>Eltern</strong>gespräch<br />

Die Methode des Aktiven Zuhörens und auch die des Ich-Botschafter-Sendens ist kein<br />

mechanisches Werkzeug. Ohne eine echte annehmende Einstellung, die den Gesprächspartner<br />

35


als selbständige Person <strong>mit</strong> eigenen Sichtweisen anerkennt und akzeptiert, wird diese<br />

Methode nicht umzusetzen sein.<br />

Entscheidender als die Techniken ist vielmehr eine akzeptierende, partnerschaftliche<br />

Grundhaltung. Diese Grundhaltung, die sich vor allem in Empathie, Respekt und<br />

Wertschätzung ausdrückt, liegt dieser Gesprächstechnik zugrunde.<br />

Diese Haltung zu erlangen, erfordert oftmals eigene Veränderungen des Zuhörers, was sehr<br />

schwer fällt und Zeit braucht.<br />

Grundsätze der Gesprächsführung oder Zu den notwendigen Haltungen die<br />

ein echtes Gespräch erfordert<br />

Es reicht, wie schon erwähnt nicht aus, Techniken der Kommunikation und der<br />

Gesprächsführung zu kennen und anwenden zu können. Von entscheidender Bedeutung ist es,<br />

wie die Erzieherin auf die <strong>Eltern</strong> zugeht und welche Wirkungen sie bei den <strong>Eltern</strong> erzielt.<br />

Ausgehend von Rogers Gesprächspsychotherapie lassen sich wichtige Eigenschaften und<br />

Kompetenzen der an einem Gespräch beteiligten Partner ableiten, die für die gemeinsame<br />

Kommunikationssituation von Bedeutung sind. Diese Kompetenzen werden uns gerade in<br />

schwierigen Gesprächen abverlangt und sind weitaus wichtiger für den Erfolg eines<br />

Gespräches als die oben aufgeführten Gesprächstechniken.<br />

Der Erwerb solcher Basiskompetenzen ist an den Prozess der Selbsterfahrung geknüpft<br />

(Weisbach, 1992, S.116). Die hier theoretisch ver<strong>mit</strong>telten Kompetenzen müssen von jedem<br />

selbst innerhalb der Praxis in entsprechende Handlungsweisen übersetzt werden.<br />

Im Folgenden sollen einige ausgewählte Eigenschaften dargestellt und hinsichtlich ihres<br />

Einflusses auf den Kommunikationsprozess beschrieben werden.<br />

Einfühlendes Verstehen /Empathie<br />

Empathie bezeichnet die Fähigkeit, sich soweit in die Lebenswelt und in die Situation eines<br />

anderen Menschen hineinversetzen zu können, dass man dessen Probleme verstehen kann.<br />

Grundlegende Voraussetzungen hierfür ist das Zurückstellen eigener Meinungen und<br />

Wertungen, Verständnis für die Situation des Gegenübers sowie Sensibilität für die Probleme<br />

anderer.<br />

Empathie wird sowohl durch echtes Interesse am Gegenüber und seinen Problemen bekundet,<br />

als auch dadurch, dass man die Situation des Gegenübers so akzeptiert wie sie ist. Realisierbar<br />

wird Empathie durch das oben beschriebene aktive Zuhören (vgl. Bachmair et al., 1989, S.31;<br />

Weinberger, 1992, S.54ff, Alterhoff, 1994, S.83).<br />

„Unbedingte Wertschätzung“<br />

Strahlen Sie in einem Gespräch unbedingt Wertschätzung und Respekt aus. Gerade in<br />

Konfliktgesprächen ist beides unentbehrlich, um konstruktive Kritik annehmen zu können.<br />

Was aber ist überhaupt „Unbedingte Wertschätzung“?<br />

36


„Unbedingte Wertschätzung“ ist ein anderes Wort für Akzeptanz.<br />

Was unbedingte Wertschätzung genau meint, ist einfacher zu begreifen, wenn man sich klar<br />

macht, was das Gegenteil, nämlich die 'Bedingte Wertschätzung', bedeutet.<br />

„Das ist eine Wertschätzung, die an best<strong>im</strong>mte Bedingungen geknüpft wird. (Klein, 1992, S.<br />

121)" so Irene Klein. Solche Bedingungen in Bezug auf die <strong>Eltern</strong> könnten sein:<br />

- Regelmäßiges Erscheinen zum <strong>Eltern</strong>abend<br />

- Beteiligen an best<strong>im</strong>mten Kindergartenveranstaltungen<br />

- Mitarbeit<br />

- Freundlichkeit usw.<br />

Unbedingte Wertschätzung dagegen meint: "Du bist gut so, wie du bist. Du musst nicht so<br />

sein, wie ich dich gerne haben will. Du machst, denkst und fühlst manches anders, als es mir<br />

gefällt oder wie ich es tun würde. Das sage ich dir auch, aber du musst dich deshalb nicht<br />

nach mir richten ... Ich akzeptiere dich, auch wenn du andere Lösungen findest als ich“<br />

(Klein, 1992, S. 121).<br />

Unbedingte Wertschätzung bedeutet demnach, sein Gegenüber zu achten und wertzuschätzen,<br />

auch wenn man nicht <strong>mit</strong> seinen Ansichten und seinem Verhalten übereinst<strong>im</strong>mt.<br />

Jemanden achten und wertschätzen gelingt: „(…) wenn ich mich erstens in seine Lage<br />

hineinversetzen kann (Einfühlung) und zweitens meine Wertschätzung nicht an Bedingungen<br />

knüpfe (Akzeptanz). Ich bleibe in diesem Fall ich selbst, verbiege mich nicht und entscheide<br />

selbst darüber, was ich verändern werde und was nicht. Ich übernehme Verantwortung für<br />

mein Verhalten, nicht aber für das des Anderen. Mehr verlange ich auch nicht vom<br />

Gegenüber. Auch er soll stets für sich selbst entscheiden dürfen“ (Klein, 1998, S. 6).<br />

Auch wenn ihr Gegenüber anderer Meinung ist als Sie selbst, respektieren Sie dies.<br />

Versuchen Sie, den Standpunkt und den Blickwinkel ihres Gegenübers zu verstehen und<br />

wertzuschätzen, auch wenn sie selbst ganz andere Ansichten vertreten.<br />

Gerade in Konfliktgesprächen ist es so wichtig, dass <strong>Eltern</strong> sich ernst- und angenommen<br />

fühlen. Denn: Wir möchten alle ernst genommen und respektiert, be- und geachtet werden.<br />

Sobald man wahrn<strong>im</strong>mt, dass ein anderer Mensch mich wirklich ernst n<strong>im</strong>mt, geht es uns gut.<br />

Wenn ich merke, der andere bekommt meine Gefühle <strong>mit</strong>, dann muss ich meinen Ärger nicht<br />

weiter zur Schau stellen, sondern bin besser dazu in der Lage zuzuhören, was er oder sie mir<br />

<strong>mit</strong>teilen will. Es entsteht auf diese Weise mehr Zugänglichkeit und Kompromissbereitschaft<br />

Emotionale Wärme<br />

Eine partnerschaftliche Kommunikationsbeziehung kann sich nur dann entwickeln, wenn man<br />

einander versteht und am Erleben des jeweils anderen Anteil n<strong>im</strong>mt.<br />

Ausdruck emotionaler Wärme sind die bedingungslose Wertschätzung sowie Achtung und<br />

Akzeptanz eines Menschen. Ziel sollte es sein, ein Kl<strong>im</strong>a entstehen zu lassen, in dem<br />

Vertrauen aufgebaut werden kann. Denn eine Vertrauensbeziehung bildet die Grundlage für<br />

offene Gespräche.<br />

37


Echtheit/Kongruenz<br />

Trotz der Forderungen nach Empathie, Einfühlung und positiver Wertschätzung sollte man in<br />

all seinem Verhalten noch Echtheit und Selbstkongruenz aufweisen.<br />

Merkmale für die Bezeichnung Echtheit sind inneres Übereinst<strong>im</strong>men, Offenheit und<br />

Aufrichtigkeit. Das kongruente Verhalten hat einen großen Einfluss auf die positive<br />

Wertschätzung und das Empathieverhalten. Wertschätzung hat nur dann eine Wirksamkeit,<br />

wenn sie übereinst<strong>im</strong>mt <strong>mit</strong> dem, was man in der un<strong>mit</strong>telbaren Kommunikationsbeziehung<br />

wirklich denkt und fühlt (vgl. Textor, 2005, S.32ff).<br />

Diese Kernvariablen kommunikativen Verhaltens sind allerdings nicht losgelöst voneinander<br />

zu betrachten, sie überschneiden sich teilweise und greifen ineinander(vgl. St<strong>im</strong>mer, 1994,<br />

S.67). So kann man das Verbalisieren von emotionalen Erlebnisinhalten (dies meint die<br />

Gefühle und Empfindungen unseres Gegenübers in Worte zu fassen) nicht völlig von der<br />

Wertschätzung und Kongruenz trennen. Empathie durch kann nur dann wirksam werden,<br />

wenn man auch ein gewisses Maß an Wertschätzung und Kongruenz zeigt.<br />

Um zu verhindern, dass die Gesprächspartner aneinander vorbei reden, muss jeder sich klar<br />

und konkret ausdrücken. Egal worum es geht, sprechen Sie Sachverhalte und Inhalte gezielt<br />

und ehrlich in einem freundlichen Ton an. Reden Sie nicht „um den heißen Brei“, denn dies<br />

kann bei den <strong>Eltern</strong> Unsicherheit erzeugen, die sich negativ auf das Gespräch auswirken kann.<br />

Zum besseren Verständnis bei Unklarheiten empfiehlt es sich <strong>mit</strong> Fragen wie: „Was meinten<br />

sie da<strong>mit</strong>?“ oder „Könnten sie das mal genauer erklären?“ nachzuhaken.<br />

Menschen sind erst dann fähig zum Nachgeben und zum Kompromiss,<br />

wenn sie wahrnehmen, dass die andere Seite sie akzeptiert und sich<br />

ernsthaft <strong>mit</strong> ihnen auseinandersetzt.<br />

Was ist hilfreich zum Gelingen menschlicher Kommunikation?<br />

- Sagen was man denkt<br />

- eine klare, bildhafte Sprache nutzen<br />

- Wertschätzung und Akzeptanz des Gegenübers<br />

- Nachfragen bei Unklarheiten<br />

- Ich Botschaften<br />

Allgemeines zur Grundeinstellung den <strong>Eltern</strong> gegenüber<br />

Sicher ist es so, dass es auch einen nicht zu unterschätzenden Anteil von <strong>Eltern</strong> gibt, die<br />

wenig Interesse am Kita-Geschehen zeigen und nur selten an Veranstaltungen <strong>im</strong> Rahmen der<br />

<strong><strong>Eltern</strong>arbeit</strong> teilnehmen.<br />

Hier ist es an Ihnen, zu reflektieren, warum <strong>Eltern</strong> Angebote meiden und weshalb sie nicht zur<br />

Mitarbeit bereit sind.<br />

38


Möglicherweise hat ein Teil dieser <strong>Eltern</strong> den Eindruck gewonnen, dass sie von den<br />

Fachkräften nicht als kompetente Erzieher ihres Kindes wahrgenommen werden. Vielleicht<br />

erleben sie es aus ihrer Sicht heraus so, dass Erzieher sich kaum Zeit für <strong>Eltern</strong>kontakte<br />

nehmen und dass sie <strong>im</strong> Grunde eine <strong>Eltern</strong><strong>mit</strong>arbeit nicht wünschen.<br />

Sie als Erzieherinnen sollten <strong>im</strong>mer wieder reflektieren, ob sie wirklich für eine Bildungs- und<br />

Erziehungspartnerschaft und die Mitwirkung von <strong>Eltern</strong> sind. Oder, ob sie vielleicht doch aus<br />

einer unbewussten Angst heraus, dass <strong>Eltern</strong> - falls sie mehr Einblick in den Kita-Alltag<br />

gewännen- ihre pädagogische <strong>Arbeit</strong> kritisieren könnten, unbewusste Vorbehalte gegen<br />

best<strong>im</strong>mte <strong>Eltern</strong> hegen (vgl. Textor/ Blank, 2004, S.8).<br />

Reflektieren Sie einmal ihre Beziehung zu jedem einzelnen <strong>Eltern</strong>teil. Investieren Sie diese<br />

Zeit, denn ihre Haltung ist maßgeblich für den Erfolg ihrer gesamten <strong><strong>Eltern</strong>arbeit</strong>.<br />

Es gibt <strong>Eltern</strong>, bei denen man geneigt ist zu denken, sie müssten doch merken, dass sie ihrem<br />

Kind <strong>mit</strong> einem best<strong>im</strong>mten Verhalten nichts Gutes tun oder sogar schaden. Aber: Die<br />

meisten <strong>Eltern</strong> handeln in der Überzeugung, das Beste für ihr Kind zu tun. Sie wollen ihr<br />

Kind „gut“ erziehen, unabhängig davon, ob sie aus vermeintlich pädagogischer Sicht „gute“<br />

<strong>Eltern</strong> sind oder nicht.<br />

Im konkreten Umgang <strong>mit</strong> <strong>Eltern</strong> bedeutet diese Einsicht, dass <strong>Eltern</strong> in ihrem Sein und<br />

Anderssein ernst- und angenommen werden müssen. Dies meint aber nicht, alles gut zu<br />

heißen, was der andere denkt und tut.<br />

Die Motivation und Bereitschaft, sich auf Neues einzulassen oder sich gar „zu verändern“,<br />

kann viel eher gefördert werden, wenn <strong>Eltern</strong> bedingungslos akzeptiert werden und man an<br />

ihren Stärken und Kompetenzen ansetzt.<br />

Spüren <strong>Eltern</strong>, dass sie abgelehnt, in Frage gestellt werden, dann sind sie vor allem geneigt<br />

sich zu verteidigen. Sie fühlen sich angeprangert, nicht verstanden und sind dann oftmals<br />

nicht offen genug für neue Sicht- und Denkweisen. Ein Blick auf Schwächen und Defizite<br />

behindert also einen Lernzuwachs eher, als dass er ihn ermöglicht.<br />

Gespräche <strong>mit</strong> <strong>Eltern</strong>- <strong>Eltern</strong>gespräche<br />

Nun soll endlich zum Kern der Sache vorgedrungen werden.<br />

Bisher ging es <strong>im</strong> Wesentlichen um Gespräche allgemein und um Gesprächstechnicken sowie<br />

notwendige Kompetenzen.<br />

Bevor es <strong>im</strong> Folgenden darum gehen wird, aufzuzeigen, wie wichtig eine gute<br />

Gesprächsvorbereitung ist und was zu einer solchen alles dazu gehört, steigen wir <strong>mit</strong> Fragen<br />

und da<strong>mit</strong> <strong>mit</strong> einer Reflexion ihres eigenen Gesprächsverhaltens <strong>mit</strong> <strong>Eltern</strong> beziehungsweise<br />

der allgemeinen Kommunikation <strong>mit</strong> <strong>Eltern</strong> in ihrer Kita ein:<br />

Wie gut sind unsere <strong>Eltern</strong>gespräche?<br />

Um sich selbst <strong>im</strong> Klaren darüber zu werden, welche Schwierigkeiten und Schwächen, aber<br />

auch welche Stärken wir <strong>im</strong> Gespräch <strong>mit</strong> anderen beziehungsweise <strong>mit</strong> <strong>Eltern</strong> <strong>im</strong> speziellen<br />

haben, empfiehlt es sich, das eigene Gesprächsverhalten etwas genauer unter die Lupe zu<br />

nehmen und Gespräche <strong>mit</strong> <strong>Eltern</strong> <strong>im</strong> Nachhinein kritisch auszuwerten. Dazu ist es wichtig,<br />

<strong>Eltern</strong>gespräche gleichsam aus der Vogelperspektive zu betrachten. Schauen Sie weniger auf<br />

den Inhalt, als vielmehr auf die Art und Weise, in der Sie Gespräche <strong>mit</strong> <strong>Eltern</strong> führen<br />

39


Folgende Fragen können eine Hilfe bei der Reflexion sein:<br />

Welchen Stellenwert haben <strong>Eltern</strong>gespräche in unserer <strong>Arbeit</strong>?<br />

Welchen Maßstab setzen wir an Gespräche <strong>mit</strong> <strong>Eltern</strong>?<br />

Was ist uns wichtig, den <strong>Eltern</strong> bei diesen Gesprächen zu ver<strong>mit</strong>teln?<br />

Was ist uns selbst als Mensch wichtig, in Gesprächen <strong>mit</strong> anderen zu erfahren und zu<br />

ver<strong>mit</strong>teln?<br />

Was bereitet Ihnen Schwierigkeiten in <strong>Eltern</strong>gesprächen?<br />

Wann fühlen wir uns in Gesprächen angenommen und respektiert?<br />

Wie wünschen Sie sich als Erzieher die <strong>Eltern</strong> in ihrer täglichen <strong>Arbeit</strong>?<br />

Das professionell geführte <strong>Eltern</strong>gespräch<br />

<strong>Eltern</strong>gespräche sind maßgeblicher Bestandteil der Erziehungsarbeit von <strong>Eltern</strong> und<br />

Erziehern.<br />

Ziel der gemeinsamen Gespräche ist es in der Regel, dass <strong>Eltern</strong> und Erzieher den<br />

Entwicklungsprozess des Kindes gemeinsam reflektieren und sich über jeweilige Erfahrungen<br />

<strong>mit</strong> dem Kind austauschen und verständigen, <strong>im</strong>mer <strong>mit</strong> der obersten Prämisse, die<br />

Entwicklung jedes einzelnen Kindes dadurch besser begleiten und fördern zu können.<br />

Durch kontinuierliche Gespräche <strong>mit</strong> den <strong>Eltern</strong> von Anfang an gelingt es besser, eine<br />

Beziehung aufzubauen und gegenseitiges Vertrauen herzustellen, welches die Basis für das<br />

erfolgreiche Führen mögliche spätere Konfliktgespräche darstellt.<br />

Aber auch generell: Der Austausch der jeweiligen Sichtweisen auf das Kind bereichert<br />

sowohl die elterliche Perspektive als auch die der Erzieherin. Beide können voneinander<br />

lernen.<br />

Eine Einladung zu einem Gespräch kann bei <strong>Eltern</strong> Ängste auslösen. Gerade bei solchen<br />

<strong>Eltern</strong>, die nicht so selbstsicher in sich ruhen beziehungsweise bei denen, die Probleme in der<br />

Erziehung ihrer Kinder erleben.<br />

Um solche Ängste gar nicht erst entstehen zu lassen, sollten <strong>Eltern</strong> bereits bei der Aufnahme<br />

des Kindes darüber informiert werden, dass der regelmäßige, gegenseitige Austausch <strong>mit</strong><br />

<strong>Eltern</strong> einen Teil ihrer pädagogischen <strong>Arbeit</strong> darstellt, auch dann wenn nichts „schl<strong>im</strong>mes“<br />

ansteht.<br />

Weiterhin sollte ihr gleichwertiger Status hervorgehoben werden und ver<strong>mit</strong>telt werden,<br />

warum sie so wichtige Partner der Erzieher sind.<br />

40


Was <strong>Eltern</strong> von Ihnen erwarten:<br />

Ein offenes Ohr für ihre Probleme. - Nehmen Sie sich Zeit!<br />

Verständnis für die Sorgen um ihr Kind. - Betrachten Sie den Sachverhalt aus<br />

dem Blickwinkel der <strong>Eltern</strong>!<br />

Wertschätzung als Partner in der Bildung und Erziehung des Kindes. - Nehmen<br />

Sie das Anliegen ernst!<br />

http://www.schule-management.de/eltern/elterngespraeche/schwierigeelterngespraeche-erfolgreich-bewaeltigen/<br />

Verschiedene Formen des <strong>Eltern</strong>gesprächs<br />

Als wichtigste Form der Erziehungs- und Bildungspartnerschaft gilt das Gespräch zwischen<br />

Erzieher/innen und <strong>Eltern</strong> über das jeweilige Kind. Hier fallen ihnen sicherlich die<br />

unterschiedlichsten Formen des Gespräches <strong>mit</strong> <strong>Eltern</strong> ein.<br />

Zum Überblick und zur Systematisierung sollen nachfolgend verschiedene Arten des<br />

<strong>Eltern</strong>gespräches aufgeführt werden:<br />

o Aufnahmegespräche<br />

o Tür- und Angelgespräche<br />

o Entwicklungsgespräche<br />

o Beratungs- und Konfliktgespräche<br />

o Termingespräche<br />

o Informationsgespräche<br />

Abgesehen von den Tür- und Angelgesprächen, die ja spontan be<strong>im</strong> Bringen und Holen der<br />

Kinder initiiert werden, besteht die Gemeinsamkeit aller anderen <strong>Eltern</strong>gespräche darin, dass<br />

sie, um sicher und effektiv geführt werden zu können, einer guten Vorbereitung bedürfen.<br />

„Ein <strong>Eltern</strong>gespräch ist max<strong>im</strong>al so gut, wie die Vorbereitung darauf“ (Barth, 2002, S.2).<br />

41


Gesprächsvorbereitung<br />

Gespräche <strong>im</strong> Vorfeld zu planen und zu strukturieren gehört zur professionellen<br />

Vorbereitung.<br />

Einerseits erhöht die Gesprächsvorbereitung das persönliche Sicherheitsgefühl der<br />

Erzieherperson und andererseits opt<strong>im</strong>iert eine klare Gesprächsstruktur die Effektivität des<br />

Gesprächs. Unklare Strukturen führen zu unklarer Kommunikation.<br />

Da<strong>mit</strong> sie bei der Vorbereitung eines <strong>Eltern</strong>gespräches nicht <strong>im</strong>mer von Grund auf neu<br />

überlegen, was es zu bedenken und vorzubereiten gilt, empfiehlt es sich eine<br />

Vorbereitungscheckliste zu erarbeiten.<br />

Auf dieser Checkliste (die natürlich nicht als ein für allemal feststehend zu betrachten ist,<br />

sondern fortlaufend innerhalb der täglichen Praxis der Überarbeitung und Weiterentwicklung<br />

bedarf) empfiehlt es sich alle jene Punkte aufzuführen, die der Abarbeitung bedürfen<br />

(Raumfrage, Klärung des Zeitrahmens etc.).<br />

Weiterhin ist es hilfreich, wenn auf dieser Liste offene und geschlossene Fragen stehen, die<br />

helfen, ein <strong>Eltern</strong>gespräch professionell vorzubereiten und durchzuführen.<br />

Ein Beispiel wäre:<br />

o Habe ich <strong>mit</strong> diesen <strong>Eltern</strong> schon mal ein Gespräch geführt?<br />

o Mit welchem Ergebnis wurde dieses Gespräch beendet?<br />

o Wie sind meine Einstellungen und Auffassungen zu diesen <strong>Eltern</strong><br />

o Was fällt mir bezüglich des Kindes ein?<br />

o Was ist der Gesprächsanlass und was das Ziel des gemeinsamen Gespräches?<br />

o Welches Ergebnis strebe ich an?<br />

Diese Fragen müssen vor jedem neuen Gespräch stichpunktartig beantwortet werden, wo<strong>mit</strong><br />

sie sich schon <strong>mit</strong>ten in der Vorbereitung auf das konkrete <strong>Eltern</strong>gespräch befinden.<br />

Achtung: Ziel eines Gespräches ist nicht gleich Ergebnis.<br />

Ziel eines Gespräches kann es sein, dass Unklarheiten auf Seiten der <strong>Eltern</strong>, was für die<br />

Schulvorbereitung eines Kindes wichtig ist, <strong>im</strong> gemeinsamen Gespräch geklärt werden.<br />

Das Ergebnis bestünde eventuell darin, dass die <strong>Eltern</strong> die fachliche Sicht der Erzieherin, dass<br />

Schreiben und Rechnen nicht in den Kindergarten gehört, nicht annehmen können und ihre<br />

Sichtweise, zur einer guten Schulvorbereitung gehöre auch das Schreiben von ersten<br />

Buchstaben sowie das Rechnen <strong>im</strong> Zahlenraum bis fünf nicht aufgeben und aus diesem<br />

Grunde <strong>mit</strong> ihrem Kind zu Hause üben.<br />

Äußere Voraussetzungen für ein gutes <strong>Eltern</strong>gespräch: Der richtige<br />

Gesprächsrahmen<br />

Der Gesprächsrahmen eines Gespräches beeinflusst in besonderer Weise das Gesprächskl<strong>im</strong>a.<br />

Wenn <strong>Eltern</strong> sich wohl fühlen werden sie sich Ihnen gegenüber eher öffnen und Vertrauen<br />

fassen.<br />

42


Sorgen Sie dafür, dass Störungen des Gespräches durch andere Personen vermieden oder<br />

zumindest reduziert werden.<br />

Wählen Sie daher einen ruhigen Raum, der nicht <strong>im</strong> Mittelpunkt des alltäglichen Geschehens<br />

liegt. Haben Sie keinen geeigneten Raum zur Verfügung, dann sorgen Sie durch Umleitung<br />

des Telefons oder Einschalten des Anrufbeantworters sowie durch ein Türschild<br />

(Besprechung, Bitte nur in Notfällen stören) zumindest für eine Reduzierung möglicher<br />

Störungen von außen.<br />

Wie kann der Raum, die Sitzgelegenheit und die Zeit so eingerichtet werden, dass die<br />

Erzieherin und die <strong>Eltern</strong> sich sicher und wohl fühlen?<br />

Wichtig ist weiterhin, genügend Zeit einzuplanen. Schaffen Sie <strong>im</strong> Raum durch eine<br />

angenehme und gleichberechtigte Sitzordnung eine Atmosphäre, die einem Gespräch auf<br />

gleicher Augenhöhe entspricht. Wenn eine Person hinter einem Schreibtisch sitzt, wirkt dies<br />

eher trennend und lässt die Beteiligten keineswegs als in gleichberechtigter Rolle erscheinen<br />

Vor dem Eintreffen der <strong>Eltern</strong> sollte man <strong>mit</strong> allen Vorbereitungen fertig sein, denn dann erst<br />

können die eintreffenden <strong>Eltern</strong> gelassen begrüßt und in Empfang genommen werden.<br />

Die Wichtigkeit, die Sie dem Gespräch be<strong>im</strong>essen und die Wertschätzung, die Sie ihrem<br />

Gesprächspartner dadurch entgegenbringen, kommt in einer bewusst gestalteten<br />

Gesprächsatmosphäre (zu der auch die Gestaltung des äußeren Rahmens gehört) zum<br />

Ausdruck.<br />

„Gespräche in einem professionellen Rahmen führen, das heißt auch: nicht jederzeit für alles<br />

ansprechbar sein! Dies beinhaltet, keine Problemgespräche zwischen Tür und Angel zu<br />

führen, sondern lieber ein „<strong>Arbeit</strong>sgespräch“<br />

verabreden!“(http://guterunterricht.de/Seiten/Coach/gespraeche.htm )<br />

Innere Voraussetzungen für das Gelingen eines <strong>Eltern</strong>gesprächs:<br />

Vorbereitung auf Personen und Inhalt<br />

Bei allen Hinweisen zum Vorgehen bei Gesprächen, zur Strukturierung und zum Verlauf,<br />

entscheidend ist vor allem die richtige Haltung. Ihr Gesprächspartner bemerkt Ihre<br />

Einstellung, denn wir senden körpersprachliche Signale, die von anderen Menschen<br />

verstanden werden, auch wenn das beiden Gesprächspartner nicht <strong>im</strong>mer bewusst ist. Auch<br />

unsere Wortwahl und unser Tonfall werden von unserer inneren Einstellung dem<br />

Gesprächspartner gegenüber beeinflusst.<br />

Es lohnt sich daher, sich klarzumachen, <strong>mit</strong> welcher Grundeinstellung wir einem<br />

Gesprächspartner gegenübertreten, da unser Einstellung <strong>im</strong>mer auch die Art und Weise<br />

unserer Kommunikation beeinflusst.<br />

43


Bemühen Sie sich den <strong>Eltern</strong> gegenüber um eine partnerschaftliche Einstellung.<br />

Wichtig ist nicht nur, zu reflektieren <strong>mit</strong> welcher Einstellung und <strong>mit</strong> welchen Gefühlen man<br />

selbst dem nahenden Gespräch gegenüber steht, sondern auch, welche Erwartungshaltung die<br />

<strong>Eltern</strong> <strong>mit</strong>bringen werden. Denn nicht nur die eigene Erwartungshaltung, auch die der <strong>Eltern</strong><br />

entscheidet darüber, in welchem Motivationszustand der Eintritt in das Gespräch erfolgt. Die<br />

Erwartungshaltungen sind maßgebend für die Art der Beziehung die <strong>Eltern</strong> und Erzieher<br />

einnehmen werden. Es macht einen Unterschied, ob <strong>Eltern</strong> von sich aus das Gespräch suchen<br />

oder ob sie mehr oder weniger widerwillig einer Einladung folgen.<br />

Die <strong>Eltern</strong>-Erzieher-Vorkontakte (vorhergegangene Begegnungen, Telefonate und Gespräche)<br />

beeinflussen den Beginn eines <strong>Eltern</strong>gesprächs signifikant. Je nach Verlauf der<br />

Vorerfahrungen der <strong>Eltern</strong> <strong>mit</strong> dem Erzieher bringen sie eine eher negativ oder eher positiv<br />

gefärbte Erwartungshaltung <strong>mit</strong>. Je konflikthafter und spannungsgeladener die <strong>Eltern</strong>-<br />

Erzieher-Beziehung aufgrund der Vorkontakte ist, desto gründlicher sollte sich die Fachkraft<br />

auf das <strong>Eltern</strong>gespräch vorbereiten.<br />

Bei der Begrüßung der <strong>Eltern</strong> ist zu bedenken: gerade wenn die <strong>Eltern</strong> nicht von sich aus<br />

kommen, sondern einer Einladung seitens der Erzieher gefolgt sind, bringen sie oft Ängste<br />

oder Unsicherheiten und auch negative Erfahrungen <strong>mit</strong> solchen Gesprächen <strong>mit</strong>. Umso<br />

wichtiger ist es, ihnen schon bei der Begrüßung zu signalisieren, dass man sehr froh über ihr<br />

Erscheinen ist und sie als Gäste willkommen heißt. <strong>Eltern</strong> als Gäste zu begrüßen, dazu gehört<br />

eben ein freundlicher, zugewandter Empfang und das Bereitstellen eines Getränkes. Solch ein<br />

Einstieg in das Gespräch, denn hier wir der Grundstein für das folgende Gespräch gelegt,<br />

öffnen oftmals Tür und Tor.<br />

Mittels unverfänglicher Themen kann ein Einstieg in das eigentliche Gesprächsthema<br />

gefunden werden. Zum Miteinander warm werden braucht es eine gewisse Zeit, die sie sich<br />

und den <strong>Eltern</strong> geben sollten.<br />

Da wie schon angeführt Kommunikation eben nicht allein in der Weitergabe sachbezogener<br />

Informationen besteht, sondern nahezu 60 % des Austausches in einem Gespräch in Form von<br />

Gesten, Körperhaltung. M<strong>im</strong>ik, Betonung oder Sprachmelodie erfolgen, ist es wichtig <strong>im</strong><br />

Gespräch auf die eigene nonverbale Kommunikation zu achten beziehungsweise diese gezielt<br />

einzusetzen.<br />

Dazu gehört nach Leupold (2004) bspw.:<br />

� Blickkontakt<br />

� eine warme, herzliche St<strong>im</strong>me<br />

� körperlich zugewandt sein<br />

� ruhige, aber nicht starre Körperhaltung<br />

� freundlicher Tonfall<br />

� bewusst die <strong>Eltern</strong> <strong>im</strong>mer wieder <strong>mit</strong> Namen ansprechen<br />

� unterstützende Gesten: 'Ah ja', 'Mhm', Zunicken, Zulächeln<br />

� Ruhe ver<strong>mit</strong>teln, Zeit haben<br />

� in Pausen geschickt weiterhelfen<br />

� nicht unterbrechen<br />

44


Überlegen Sie gemeinsam oder <strong>im</strong> Team was für sie persönlich für eine Atmosphäre<br />

zum Gelingen eines Gespräches wichtig ist.<br />

Wann fühlen sie sich selbst als ein willkommener Gast? Was trägt zum Wohlfühlen in<br />

einer unsicheren Situation bei?<br />

Bei der Vorbereitung von Gesprächen ist zu unterscheiden zwischen äußeren<br />

Vorraussetzungen: der Vorbereitung des Rahmens sowie inneren Vorraussetzungen:<br />

der Vorbereitung auf Personen und Inhalte.<br />

Erarbeiten Sie sich <strong>im</strong> Team einen ersten Entwurf für eine Checkliste zur Vorbereitung<br />

von <strong>Eltern</strong>gesprächen. Entwickeln Sie dann anhand der folgenden Gespräche eine<br />

individuelle Liste <strong>mit</strong> Fragen, die ihnen persönlich helfen können, <strong>Eltern</strong>gespräche<br />

professionell vorzubereiten und durchzuführen.<br />

Gründliche Vorbereitung ist wichtig, aber bleiben Sie dennoch spontan und offen für<br />

Veränderungen, für Abweichungen von ihrem erdachten Konzept. Gehen Sie während des<br />

Gespräches auf spontane <strong>Eltern</strong>bedürfnisse ein.<br />

45


Nachfolgend eine Checkliste, die für Gespräche, die einer intensiven Vorbereitung bedürfen,<br />

eine gute Hilfe sein kann.<br />

Der äußere Rahmen des Gespräches<br />

Checkliste Gesprächsvorbereitung<br />

o Wann soll das Gespräch stattfinden<br />

o Wo soll es stattfinden?<br />

o In welchem Zeitrahmen soll es laufen?<br />

o Wer soll daran teilnehmen?<br />

o Raumgestaltung (Ruhe, Getränke, angenehme Sitzmöglichkeiten, störungsfreie<br />

Zeit)<br />

Vorbereitung des Gespräches<br />

o Erarbeiten Sie sich einen Gesprächsleitfaden<br />

o Schreiben Sie wichtige/ komplizierte Fragen auf<br />

o Sammeln Sie Material zum Sachverhalt<br />

o Halten Sie Dokumentationsmaterial zum Kind verfügbar<br />

o Dauer/ Zeitplanung und Zeitpunkt des Gesprächs (haben Sie genug Kraft?)<br />

Wichtige Vorbereitungsfragen:<br />

Beziehungsebene<br />

o Wie wirkt die Form der Einladung zum Gespräch (Brief, Anruf, Ansprechen,<br />

Zettel ins Fach legen) auf die Erwartungen meines Gesprächspartners<br />

o Mit welcher Erwartungshaltung gehe ich in das Gespräch? (Befindlichkeiten<br />

reflektieren, um zu einer offenen, wertschätzenden Haltung zu gelangen)<br />

o Welche Beziehung habe ich zu meinem(n) Gesprächspartner(n)<br />

� Wie waren die bisherigen <strong>Eltern</strong>-Erzieher Vorkontakte<br />

o In welcher Art und Weise kam das <strong>Eltern</strong>gespräch zustande<br />

o N<strong>im</strong>mt mein Gesprächspartner freiwillig am Gespräch teil oder sieht er /<br />

sie sich eher gezwungen<br />

� Welche Erwartungshaltung bringen die <strong>Eltern</strong> <strong>mit</strong><br />

Inhaltsebene<br />

46


o Sammeln Sie Ideen zur Problementstehung (Vermutungen aufgrund bereits<br />

stattgefundener Gespräche <strong>mit</strong> <strong>Eltern</strong> und Kollegen, direkte Beobachtung des<br />

Kindes <strong>im</strong> Alltag<br />

o Überlegen Sie sich, wie sie ins Gespräch einsteigen wollen<br />

(Anknüpfungspunkte an genau diese Familie, alltägliche Gesprächsthemen)<br />

o Was ist der konkrete Gesprächsanlass?<br />

� Wer hat das Problem? (nur die Erzieherin, nur die <strong>Eltern</strong>, beide)<br />

o Gesprächsthemen<br />

� Welche Themen möchte ich ansprechen<br />

� Welche Informationen fehlen mir noch<br />

� Welche Themen werden vermutlich die <strong>Eltern</strong> ansprechen<br />

o Welches Ziel wird <strong>mit</strong> dem Gespräch verfolgt? Welche Ziele setze ich mir für<br />

das Gespräch?<br />

� Was genau will ich in diesem Gespräch erreichen?<br />

� Was genau will ich in Erfahrung bringen, lernen und<br />

herausfinden?<br />

� Was genau will ich bewirken?<br />

Wo<strong>mit</strong> beende ich ein Gespräch<br />

o Tragen Sie aus ihrer Sicht das Ergebnis des Gespräches noch einmal vor<br />

o Tragen Sie aus ihrer Sicht offen gebliebene Fragen noch einmal vor<br />

o Bitten Sie ihren Gesprächspartner um eine Rückmeldung dazu<br />

o Treffen Sie ggf. Zielvereinbarungen<br />

o Geben Sie ein Feedback zum Gesprächsverlauf<br />

o Bitten Sie um ein Feedback zum Gesprächsverlauf<br />

Nachbereitung des Gespräches<br />

o Gehen Sie das Gespräch zeitnah in Gedanken noch einmal durch und<br />

reflektieren sie es (besonders hinsichtlich ihrer Gesprächsführung und der<br />

Erreichung der gestellten Ziele).<br />

o Fertigen Sie ein Gedächtnisprotokoll an oder denken Sie an das Ausfüllen einer<br />

Checkliste<br />

47


Auswertung des <strong>Eltern</strong>gesprächs<br />

Eine gründliche Auswertung des <strong>Eltern</strong>gesprächs bietet mehrere Vorteile:<br />

o Sie kann eine Grundlage und gleichzeitige Vorbereitung für ein eventuell<br />

stattfindendes Folgegespräch sein.<br />

o Sie ist eine Form der Selbstreflexion. Auf diese Weise setzt sich die Erzieherin<br />

bewusst <strong>mit</strong> ihren Stärken und Schwächen in der Gesprächsführung auseinander und<br />

kann so aus Fehlern lernen.<br />

o Sie stellt ein fundiertes Gedächtnisprotokoll dar, auf das man sich z.B. berufen kann,<br />

wenn es um die Einhaltung best<strong>im</strong>mter Abmachungen geht<br />

o Gleichzeitig kann sie auch die Grundlage für Gespräche <strong>im</strong> Team sein, wenn man sich<br />

über ein best<strong>im</strong>mtes <strong>Eltern</strong>gespräch austauschen möchte.<br />

48


Eine Möglichkeit zur Nachbereitung eines <strong>Eltern</strong>gesprächs bietet das bereits vorgestellte<br />

„Vier-Ohren-Modell“ von Schulz von Thun. Dieses Modell hilft die Gesprächssituation<br />

objektiver zu reflektieren.<br />

Fragen zur Nachbereitung (Beobachtung eines Gesprächs)<br />

1. Inhalt<br />

Was haben die <strong>Eltern</strong> gesagt?<br />

Um welche Sache ging es?<br />

2. Selbstoffenbarung<br />

Wie haben die <strong>Eltern</strong> es gesagt?<br />

Welche Gefühle und<br />

Befindlichkeit wurden deutlich?<br />

3. Appell<br />

Was denken Sie, erwarten die<br />

<strong>Eltern</strong> von Ihnen?<br />

4. Beziehung<br />

Was denken Sie über die<br />

Beziehung der <strong>Eltern</strong> zu Ihnen?<br />

49


Die folgende Kopiervorlage (FN: Original von Peter Reinhard, Sekundarlehrer in Wallisellen)<br />

kann bei einem Gespräch als Stütze dienen. Anhand dieses Blattes können die wichtigsten<br />

Erkenntnisse des Gespräches schriftlich festgehalten werden. Gut abgeheftet kann es bei der<br />

Vorbereitung eines nächsten Gesprächs hilfreich sein.<br />

Leitfaden zur intensiven Nachbereitung von Konflikt- beziehungsweise<br />

Problemgesprächen<br />

1.<br />

Gespräch am:<br />

Name: Erzieherin<br />

Gesprächsanlass:<br />

2. Zustandekommen:<br />

3. Ausgangsmotivation der<br />

<strong>Eltern</strong> /Bereitschaft zum<br />

Gespräch<br />

4. Atmosphäre während des<br />

Gespräches<br />

5. Definition des Problems<br />

durch die <strong>Eltern</strong>:<br />

6. Hypothesen zur<br />

Problementstehung<br />

7. Neue Informationen<br />

über das Kind<br />

8. Von <strong>Eltern</strong> ins Gespräch<br />

eingebrachte Themen:<br />

9. Verlauf des Gesprächs<br />

in Stichworten:<br />

10. Ihre Befindlichkeit<br />

während und<br />

nach dem Gespräch<br />

11. Welches Ergebnis wurde erreicht?<br />

Wie wurde verblieben, welche<br />

Abmachungen wurden getroffen<br />

12. Ideen für mögliches<br />

Folgegespräch:<br />

13. Sonstiges:<br />

50


Für Erzieher, die nur begrenzt Zeit haben, sich auf ein <strong>Eltern</strong>gespräch vorzubereiten<br />

beziehungsweise dieses auszuwerten, bietet die folgende Checkliste eine gute Möglichkeit zur<br />

Orientierung.<br />

Checkliste zur Vor- und Nachbreitung von <strong>Eltern</strong>gesprächen<br />

<strong>Eltern</strong>gespräch Datum:__________________ Kind:___________________<br />

Teilnehmende:<br />

Vorüberlegungen<br />

______________________________________________________________<br />

Gesprächsanlass:<br />

______________________________________________________________<br />

Ziele, Inhalt, Erwartungen:<br />

Gesprächsverlauf:<br />

Neue Informationen über das Kind:<br />

Nachbereitungsprotokoll:<br />

Wahrnehmungen (Gefühle, Meinungen, Bedenken):<br />

Sonstige Gedanken während und nach dem Gespräch:<br />

51


Gespräche <strong>mit</strong> <strong>Eltern</strong> führen: Erziehungspartnerschaft realisieren<br />

Erziehungspartnerschaft beginnt bereits be<strong>im</strong> Erstkontakt, dieser kann telefonisch<br />

stattfinden oder auch vor Ort in der Einrichtung sein, und setzt sich be<strong>im</strong> Aufnahmegespräch<br />

fort. Der Grundstein der Beziehung wird bereits hier, bei den ersten gemeinsamen Kontakten,<br />

gelegt. Da<strong>mit</strong> der Beziehungsaufbau gelingt und sich Partnerschaft entfalten kann, ist die Art<br />

der Gestaltung des Anfangs von großer Bedeutung.<br />

Wie ein stabiles Fundament für eine "Erziehungspartnerschaft" gelegt werden kann oder auch<br />

nicht schildert Lothar Klein (1998a) folgendermaßen:<br />

An einem warmen Tag <strong>im</strong> März suchen Herr und Frau Schulte gegen 11.45 Uhr gemeinsam die<br />

Kindertagesstätte in ihrer Nachbarschaft auf. Doch schon <strong>im</strong> Flur bleiben sie unschlüssig stehen. Wie<br />

sieht eigentlich ein Büro in einer Kindertagesstätte aus? Einen Wegweiser entdecken sie nicht. Der<br />

Flur ist leer. Herr und Frau Schulte landen schließlich in der Küche. Die Küchenfrauen sind ziemlich<br />

beschäftigt. "Es ist jetzt Mittagessenszeit, da können Sie <strong>mit</strong> niemandem sprechen!", wird Frau<br />

Schulte abgekanzelt. "Sie müssen bis nach dem Essen warten. Wir haben jetzt keine Zeit."<br />

Weil Herr und Frau Schulte keinen richtigen Platz zum Warten finden, bleiben sie <strong>im</strong> Flur stehen. Die<br />

Küchenfrauen noch einmal zu fragen, wie lange das Essen dauert, trauen sie sich nicht. Sie wollen<br />

schließlich nicht gleich be<strong>im</strong> ersten Mal stören und auffallen. Ihrer Tochter soll es hier doch gut gehen.<br />

Nach ca. einer halben Stunde erkundigen sie dann doch noch einmal vorsichtig. "Unsere Leiterin<br />

muss gerade vertreten. Das wird dauern. Am besten, Sie kommen morgen früh um 8.30 Uhr noch<br />

einmal", lautet nun die Antwort. Herr Schulte hat sich aber heute frei genommen und Lena zu seiner<br />

Mutter gebracht. Dennoch, es ist nichts zu machen. Die Leiterin kann ja schließlich jetzt nicht aus der<br />

Gruppe gehen und die Kinder dort alleine lassen.<br />

Was fühlen Herr und Frau Schulte nach diesem ersten Kontakt? Erwartet und erhofft haben sie sich<br />

Zuwendung, Interesse und Entgegenkommen, eine freundliche Atmosphäre und angenommen zu<br />

werden. Und nun?<br />

Herr Schulte kämpft bereits gegen aufkommenden Ärger an. Was würden seine Kunden sagen, wenn<br />

er dermaßen abweisend <strong>mit</strong> ihnen umgehen würde? Deshalb fragt er nun genau nach und erfährt,<br />

dass die Leiterin heute ab 14.00 Uhr wieder in ihrem Büro sein wird. Trotz seines Unmuts bedankt er<br />

sich freundlich und bittet darum, gleich für 14.00 Uhr einen Termin zu bekommen. Die Küchenfrauen<br />

fühlen sich zwar nicht zuständig, versprechen aber, der Leiterin "einen Zettel hinzulegen".<br />

Pünktlich um 14.00 Uhr versuchen Herr und Frau Schulte es also noch einmal. Gerade wieder <strong>im</strong> Büro<br />

empfängt sie die Leiterin und spürt gleich, dass etwas nicht st<strong>im</strong>mt. Sie weiß zwar nicht genau was,<br />

hat aber schon bald das Gefühl, dass das "schwierige <strong>Eltern</strong>" werden könnten. Nur widerwillig trägt sie<br />

Familie Schulte in die Vormerkliste ein. Für Familie Schulte sind bereits jetzt ein paar ihrer Hoffnungen<br />

geplatzt.<br />

Stellen wir uns stattdessen Folgendes vor:<br />

Familie Schulte hätte gleich an der Eingangstür einen nicht übersehbaren Hinweis folgender Art<br />

vorgefunden: "Liebe <strong>Eltern</strong>. Anmeldungen nehmen wir gerne zu folgenden Zeiten entgegen... Sollten<br />

Ihnen diese Zeiten nicht passen, können Sie gerne anrufen und einen anderen Termin <strong>mit</strong> uns<br />

vereinbaren."<br />

Im Flur dann ein Wegweiser zum Büro und zusätzlich ein dünnes, übersichtlich gestaltetes<br />

Informationsblatt <strong>mit</strong> folgendem Titel: "Da<strong>mit</strong> Sie sich gut bei uns zurecht finden." Darin enthalten<br />

wären: Öffnungszeiten, Telefonnummer und Sprechzeiten, das Anmeldeverfahren (kurz, knapp,<br />

52


übersichtlich), die Information, dass die Leiterin selbst manchmal Gruppendienst macht und deshalb<br />

nicht <strong>im</strong>mer erreichbar ist.<br />

Außerdem hätten Herr und Frau Schulte einen <strong>Eltern</strong>treffpunkt vorgefunden, einen Platz, an dem man<br />

sich gerne hinsetzt, an dem vielleicht weitere Informationen ausliegen, eventuell auch den Hinweis:<br />

"Wenn Sie einen Kaffee möchten, wenden Sie sich ruhig an unsere Küchenfrauen. Wir bedienen Sie<br />

gerne."<br />

Das Ganze nennt man "Vorteilsansprache". Diese Form des Sich-an-die-<strong>Eltern</strong>-Wendens hebt hervor,<br />

worin der Vorteil oder Nutzen aus den Leistungen der Kindertageseinrichtung für die <strong>Eltern</strong> liegt.<br />

Da<strong>mit</strong> wird signalisiert: Was geschieht, geschieht nicht zum Vorteil der Einrichtung, sondern zum<br />

Vorteil der Familie. Anstelle der üblichen Hinweise in der Form von "Unsere Sprechzeiten...", finden<br />

sich dann Formulierungen wie "Da<strong>mit</strong> Sie sich gut bei uns zurechtfinden. (vgl. Klein, 1998a, S.<br />

19ff). "<br />

Das Aufnahmegespräch<br />

Dazu wieder Klein (1998a, S.19ff)<br />

„Am Aufnahmegespräch <strong>mit</strong> Herrn und Frau Schulte nehmen Katjas zukünftige Erzieherin, Frau<br />

Felder, und die Leiterin der Kindertagesstätte, Frau Kiel, teil. Kaffee und Kuchen stehen bereit. Das<br />

Gespräch findet <strong>im</strong> gemütlichen Personalraum statt. Frau Kiel erwartet die <strong>Eltern</strong> an der Tür und<br />

begrüßt sie <strong>mit</strong> Handschlag, heißt sie herzlich willkommen und bietet ihnen <strong>im</strong> Personalraum einen<br />

Platz an. Sie beginnt, indem sie den Zweck dieses Aufnahmegespräches erläutert: Vier Ziele habe<br />

dieses Gespräch, sagt sie. 1. Ein gegenseitiges Kennen lernen, 2. ein Austausch darüber, wie <strong>Eltern</strong><br />

und Einrichtung die ersten Wochen von Katja in der Kindertagesstätte gut gestalten können, 3. bei<br />

Interesse einige zusätzliche Informationen zu den Angeboten der Einrichtung für Kinder und <strong>Eltern</strong><br />

und schließlich 4. die Erledigung der notwendigen formalen Dinge. Nun stellt sich die Erzieherin den<br />

<strong>Eltern</strong> vor. Sie sagt, dass sie in den ersten Wochen die persönliche Ansprechpartnerin für beide sein<br />

wird. Auch Herr und Frau Schulte erzählen etwas von sich. Interessiert und freundlich erkundigt sich<br />

nun die Erzieherin nach Beruf und <strong>Arbeit</strong> von Herrn Schulte, nach etwaigen in der näheren Zukunft<br />

liegenden Plänen der Familie, ob auch Lena in zwei Jahren in die Kindertagesstätte kommen soll, und<br />

ob Frau Schulte dann vielleicht wieder arbeiten möchte.<br />

Wichtig ist, das eigene Angebot einmal aus der Sicht der <strong>Eltern</strong> zu betrachten und sich in die<br />

Situation der <strong>Eltern</strong> hineinversetzen. Dann spüren wir von den Hoffnungen, Bedürfnissen,<br />

Erwartungen und Befürchtungen, die <strong>Eltern</strong> bewegen, wenn sie ihr Kind in einer<br />

Tageseinrichtung anmelden. Dann können wir auch wahrnehmen, wie wichtig es gerade am<br />

Anfang ist, dass <strong>Eltern</strong> sich verstanden fühlen und das Gefühl haben, <strong>mit</strong> ihren Bedürfnissen<br />

und Sorgen ernst genommen zu werden. Diese Haltung sollte schon in den<br />

Aufnahmegesprächen spürbar sein<br />

Dafür ist es wichtig:<br />

von Beginn an Interesse an der Lebenssituation der jeweiligen Familie zu zeigen,<br />

von Beginn an deutlich zu machen: nicht nur das Kind, auch seine ganze Familie ist<br />

bei uns wirklich willkommen,<br />

von Beginn an die <strong>Eltern</strong> als kompetente Erziehungspartner behandeln und sie als<br />

Experten für die Lebenslage ihrer Familie zu betrachten,<br />

sie so weit wie möglich in die Gestaltung der Anfangsphase einzubeziehen.<br />

(vgl. Klein, 1998a, S.19ff)<br />

53


Statt über das eigene Konzept oder zukünftige "Bringpflichten" zu belehren, sollten die<br />

Lebenssituation der <strong>Eltern</strong> und die Bedürfnisse ihrer Tochter erfragt werden. Fragen wie:<br />

"Was können wir tun, da<strong>mit</strong> sich Ihre Tochter bei uns wohl fühlen wird?" oder "Welche<br />

Erwartungen verbinden Sie selbst <strong>mit</strong> dem Kindergartenplatz für Ihre Tochter?" setzen an<br />

den Bedürfnissen der Familie an und signalisieren, dass die Leiterin in den <strong>Eltern</strong> kompetente<br />

Partner sieht und an ihnen interessiert ist (vgl. Klein, 1998a, S. 19ff). Eine Frage wie:<br />

"Mit welchem Gefühl denken Sie nun an die Aufnahme ihres Kindes?"<br />

signalisiert den <strong>Eltern</strong>, dass Sie ihre Befindlichkeit sehr ernst nehmen und es Ihnen auf<br />

elterliche Sichtweisen ankommt.<br />

Was be<strong>im</strong> Aufnahmegespräch wichtig ist (vgl. Jansen/Wenzel, 1999, S.67ff):<br />

- ein freundliches Lächeln aller Kolleginnen<br />

- Blickkontakt und direkte Ansprache der <strong>Eltern</strong> <strong>mit</strong> ihrem Namen<br />

- ein Angebot für das Kind während des Gespräches <strong>mit</strong> den <strong>Eltern</strong><br />

- Vermeidung von Wartezeiten<br />

- Gastlichkeit<br />

- <strong>Eltern</strong> die Einrichtung zu zeigen<br />

- Aushändigung des Aufnahme- oder Anmeldeformulars<br />

Auch die Art der Eingewöhnung baut das Fundament, auf dem die weitere partnerschaftliche<br />

Zusammenarbeit stehen wird. <strong>Eltern</strong> von Anfang an <strong>mit</strong> ihren Vorstellungen einzubeziehen<br />

heißt, gemeinsam abzusprechen, wie die Eingewöhnung gestaltet werden soll. Schritte<br />

gemeinsam festzulegen, machen ein partnerschaftliches Vorgehen aus. Sollte es den <strong>Eltern</strong><br />

möglich sein, für ein paar Tage stundenweise <strong>mit</strong> <strong>im</strong> Gruppenraum zu sein, wäre dies eine<br />

sehr gute Möglichkeit, sich gegenseitig kennen zu lernen und gegenseitiges Vertrauen zu<br />

entwickeln. So könnten Vater oder Mutter den Tagesablauf selbst <strong>mit</strong>erleben und sehen wie<br />

es ihrem Kind in der Kindertagesstätte geht. In den ersten Tagen sollten <strong>Eltern</strong> und Erzieher<br />

sich regelmäßig über die Fortschritte und Vorkommnisse austauschen und auch während der<br />

nächsten Wochen empfiehlt sich ein intensiver Kontakt.<br />

Eine gute Eingewöhnung wird individuell <strong>mit</strong> den <strong>Eltern</strong> ausgehandelt und orientiert<br />

sich an den speziellen Bedürfnissen des Kindes und seiner Familie.<br />

Erziehungspartnerschaft kann sich <strong>im</strong> weiteren Verlauf zusammengefasst methodisch<br />

ausdrücken in:<br />

Tür- und Angelgesprächen<br />

Hospitationen von <strong>Eltern</strong><br />

gemeinsamen Entwicklungsgesprächen<br />

Hausbesuchen<br />

Tür- und Angelgespräche<br />

54


Das regelmäßig <strong>mit</strong>einander <strong>im</strong> Gespräch sein, ist die Voraussetzung für eine gute<br />

Zusammenarbeit.<br />

Be<strong>im</strong> Bringen und Abholen, der Kinder, den so genannten Tür- und Angelgesprächen, können<br />

aktuelle Informationen aus der Gruppe sowie aus der Familie weitergegeben werden.<br />

Dieses kurze Gespräch zwischen Tür und Angel ist <strong>im</strong> Gegensatz zu den anderen Gesprächen<br />

spontan und nicht vorbereitbar.<br />

Auch wenn diese Gespräche oftmals sehr chaotisch oder unruhig ablaufen und diese Art des<br />

Gespräches für Erzieherinnen oftmals <strong>mit</strong> großer Anstrengung verbunden ist (denn <strong>im</strong><br />

Hintergrund wuseln alle Kinder, muss Streit geschlichtet werden, die Aufsicht gewährleistet<br />

sein, oder es ist noch etwas Wichtiges vorzubereiten oder abzuarbeiten), dennoch kann diese<br />

Form des <strong>Eltern</strong>kontaktes durch nichts ersetzt werden.<br />

Aus diesem Grunde sollte diese Gelegenheit zum Austausch als große Chance<br />

wahrgenommen werden, denn „Das Tür- und Angel- Gespräch ist der ständige Kontakt, die<br />

laufende Verbindung zwischen <strong>Eltern</strong>haus und Kindergarten“ (Merz, 1988, S.39).<br />

Wenn diese Gelegenheit zum Austausch, zum „In-Kontakt-bleiben“ gut wahrgenommen wird,<br />

dann fällt alle andere <strong><strong>Eltern</strong>arbeit</strong> auf fruchtbaren Boden.<br />

Ganz gleich, welchen Wichtigkeitsgrad ein Konflikt zwischen <strong>Eltern</strong> und Erziehern hat, er<br />

lässt sich am leichtesten bewältigen, wenn eine Basis da ist, auf der beide Seiten sich<br />

verständigen können. Diese Basis lässt sich am ehesten durch regelmäßige Tür- und-<br />

Angelgespräche schaffen und pflegen. Auch signalisiert Ihr Interesse <strong>Eltern</strong>, dass einem<br />

dieser Kontakt wichtig ist und dass man <strong>Eltern</strong> wertschätzt.<br />

Wie die <strong>Eltern</strong> begrüßt werden, ob die Erzieherin ihnen gelegentlich eine Begebenheit <strong>im</strong><br />

Bezug auf das Kind berichtet oder auf ein „<strong>Arbeit</strong>sprodukt“ des Kindes hinweist oder ob sie<br />

sich nach dem gerade erfolgten Urlaub erkundigt, prägt die Beziehung, lässt Vertrauen<br />

wachsen oder eben nicht.<br />

Es sollte täglich genügend Zeit für einen kurzen gegenseitigen Austausch <strong>mit</strong> zumindest<br />

einigen <strong>Eltern</strong> eingeplant werden. Möglich wird dies beispielsweise dadurch, indem zu diesen<br />

Zeiten Freispielphasen der Kinder sind und keine anderen Aktivitäten eingeplant werden.<br />

Ziel sollte sein, mindestens einmal monatlich <strong>mit</strong> jedem <strong>Eltern</strong>teil von Angesicht zu<br />

Angesicht gesprochen zu haben.<br />

Abzuwägen ist bei dieser Gesprächsform dennoch, wann sie noch zuträglich ist und wann<br />

aufgrund eines notwendig werdenden geschützten Rahmens oder aufgrund einer sich<br />

andeutenden Problemlage ein Termingespräch besser wäre. Wichtig hierbei ist, das<br />

gemeinsame Gespräch nicht auf „irgendwann“ zu verschieben, sondern ganz konkret einen<br />

Zeitpunkt auszumachen. Möglicherweise traut die oder der Betreffende sich nicht noch mal,<br />

Sie anzusprechen. Und dass sich Erzieherinnen bei vielen Kindern nicht jedes Detail<br />

beziehungsweise jeden Gesprächsanlass merken können, versteht sich von selbst.<br />

Auch ist es durchaus legit<strong>im</strong>, ein <strong>Eltern</strong>teil, dass Gesprächsbedarf signalisiert, dem aber<br />

aufgrund besonderer Gruppenbedürfnisse in diesem Moment kaum nachzukommen ist, diesen<br />

55


<strong>Eltern</strong> anzubieten, sich ein paar Minuten zu gedulden um dann in Ruhe über deren Anliegen<br />

zu sprechen.<br />

Hospitationen von <strong>Eltern</strong><br />

Nach vorheriger Anmeldung können <strong>Eltern</strong> auf diese Weise am Kindergartenalltag<br />

teilnehmen. In der Regel sind <strong>Eltern</strong> dabei für einen halben Tag „teilnehmende Beobachter“,<br />

was bedeutet, sie spielen <strong>mit</strong> den Kindern, oder werden direkt von der Erzieherin in<br />

best<strong>im</strong>mte Tätigkeiten wie Malen oder Singen einbezogen.<br />

Hospitationen sind eine sehr gute Möglichkeit, da<strong>mit</strong> <strong>Eltern</strong> und Erzieher sich besser kennen<br />

lernen können.<br />

Beide Seiten erleben sich während der Hospitation <strong>im</strong> Umgang <strong>mit</strong> dem(n) Kind(ern). Sie<br />

können durch diese gemeinsamen Erlebnisse und Erfahrungen Vertrauen und Wertschätzung<br />

entwickeln beziehungsweise ausbauen.<br />

Ohne dass Erzieher <strong>Eltern</strong> direkt Wissen ver<strong>mit</strong>teln, ermöglichen Hospitationen durch die<br />

Modellwirkung des Verhaltens der Erzieher/innen bzw. deren Nachahmung praktisch<br />

nebenbei <strong>Eltern</strong>bildung (vgl. Textor,<br />

http://www.familienhandbuch.de/cmain/f_Fachbeitrag/a_Familienbildung/s_48.html).<br />

<strong>Eltern</strong> machen so viele Lernerfahrungen, aus denen sie sicher vieles <strong>im</strong> Alltag <strong>mit</strong> ihren<br />

Kindern nutzen können. Sie erleben Erzieher <strong>im</strong> Umgang <strong>mit</strong> den Kindern, sie lernen<br />

verschiedene Spiele und Beschäftigungsmöglichkeiten kennen und zugleich werden<br />

Erfahrungen <strong>im</strong> Umgang <strong>mit</strong> anderen Kindern gesammelt, die <strong>im</strong> gleichen Alter wie das<br />

eigene sind.<br />

Möglicherweise wird es möglich, bei Interesse der <strong>Eltern</strong>, diese gezielt in der Gruppe<br />

<strong>mit</strong>arbeiten zu lassen, beispielsweise <strong>im</strong> Rahmen von Projekten oder anderen Aktivitäten und<br />

Angeboten. Dadurch entstehen für Erzieher wiederum Freiräume, die sie entweder für die<br />

Beobachtung einzelner Kinder oder aber für Vorbereitung anderer Tätigkeiten oder<br />

Aktivitäten nutzen können.<br />

Auch die Kinder profitieren von der Anwesenheit der <strong>Eltern</strong>, da sie andere Gesprächspartner<br />

oder neue Rollenmodelle erleben.<br />

Gemeinsame Entwicklungsgespräche<br />

Ziel dieser Gespräche, die nicht wie üblich aufgrund eines best<strong>im</strong>mten Anlasses zustande<br />

kommen, sondern regelmäßig und ohne besonderen Anlass stattfinden, ist, sich <strong>mit</strong> den <strong>Eltern</strong><br />

über die Entwicklung des Kindes auszutauschen.<br />

Solche Gespräche sollten möglichst ein oder zwe<strong>im</strong>al jährlich, für max<strong>im</strong>al 1-2 Stunden,<br />

stattfinden. Es geht vor allem darum, sich in einer ruhigen und partnerschaftlichen<br />

Atmosphäre gegenseitig über Beobachtungen des Kindes <strong>im</strong> Familien- und <strong>im</strong> Gruppenalltag<br />

zu informieren:<br />

56


Was tut das Kind gerne, was nicht? Worüber spricht es? Welche Fragen stellt es? Wie fühlt es<br />

sich? Wofür interessiert es sich besonders? Wie hat es sich inzwischen entwickelt? Gibt es<br />

aus Sicht der <strong>Eltern</strong> oder Erzieherinnen etwas, worauf sie in Zukunft gemeinsam stärker<br />

achten sollten?<br />

Diese und ähnliche Fragen können Gegenstand eines solchen Entwicklungsgespräches sein.<br />

Wenn es eine Seite wünscht, kann die andere auch in Einzelfragen beraten. Zum Beispiel<br />

könnten die Erzieherinnen den Rat der <strong>Eltern</strong> bezüglich eines best<strong>im</strong>mten Problems einholen<br />

oder <strong>Eltern</strong> können die Erzieherin um ihre Sichtweise zu einer Thematik befragen.<br />

Wichtig ist ein positiver Blick auf das Kind, der an den Stärken, Interessen und Fähigkeiten<br />

ausgerichtet ist. In einem solchen "Gespräch ohne besonderen Anlass" können beide Seiten,<br />

besser üben, sich als Experten zu begegnen und sich partnerschaftlich zu verhalten. Dass kein<br />

aktueller Anlass nötig ist, da<strong>mit</strong> es zu einem Gespräch zwischen <strong>Eltern</strong> und Erziehern kommt,<br />

zeugt von starkem Interesse an den <strong>Eltern</strong> und ihren Sichtweisen, sowie von Interesse an der<br />

individuellen Entwicklung ihres Kindes.<br />

Solche Gespräche, so sie denn gut vorbereitet sind, lassen viel an Austausch zwischen<br />

Erziehern und <strong>Eltern</strong> zu und ver<strong>mit</strong>teln <strong>Eltern</strong> das Gefühl, hinsichtlich ihrer Sicht auf die<br />

Entwicklung ihres Kindes ernst genommen und willkommen zu sein. Für Erzieherinnen<br />

eröffnen sich neue Perspektiven be<strong>im</strong> Blick auf das Kind.<br />

Ziel dieser Gespräche ist ein partnerschaftlicher Austausch, der über die bloße<br />

Informationsweitergabe hinausgeht.<br />

Eine entscheidende Voraussetzung für das Gelingen eines Entwicklungsgespräches ist, dass<br />

sich die betreffende Erzieherin sehr genau auf das Gespräch vorbereitet (anhand von Notizen,<br />

Beobachtungsprotokollen oder <strong>Arbeit</strong>sprodukten des Kindes), um fundiert über die<br />

Entwicklung des Kindes Auskunft geben kann.<br />

Eine gute Möglichkeit, solch ein Gespräch auch auf <strong>Eltern</strong>seite vorzubereiten wäre, <strong>Eltern</strong><br />

Beobachtungsprotokolle <strong>mit</strong>zugeben, in denen sie ihre Beobachtungen, ihre Wahrnehmungen<br />

und ihre Erfahrungen <strong>mit</strong> ihrem Kind dokumentieren können, aber nicht müssen. Gegenstand<br />

dieser Bögen können sein: Lernsituationen und Spielaktivitäten des Kindes, Schwierigkeiten<br />

für das Kind aber vor allem seine Talente und Interessen. <strong>Eltern</strong> sind eingeladen den Bogen<br />

auszufüllen, sie müssen ihn aber weder vorzeigen noch abliefern. Für <strong>Eltern</strong> ist oft unklar,<br />

was bei einem solchen Gespräch auf sie zukommt. Durch die Vorbereitungsbögen bleibt der<br />

Inhalt nicht mehr <strong>im</strong> Bereich des Spekulativen, <strong>Eltern</strong> fühlen sich gut vorbereitet und gehen<br />

<strong>mit</strong> weniger Unsicherheiten und Sorgen in solch ein Gespräch. Außerdem lernen sie auf diese<br />

Weise, ihr Kind besser zu beobachten, was ihre Aufmerksamkeit für ihr Kind sowie dessen<br />

Bildungs- und Entwicklungsprozessen gut schulen kann.<br />

Die Ermutigung an <strong>Eltern</strong>, eigene Fragen zu stellen sowie Sorgen, Wünsche und Anregungen<br />

einzubringen sollte den Beobachtungsbogen abschließen. Enden sollte das<br />

Entwicklungsgespräch <strong>mit</strong> einem neuen Termin, zwischen einem halben und einem ganzen<br />

Jahr später. Auf diese Weise käme es zu einem regelmäßigen Austausch.<br />

Um möglichst beiden <strong>Eltern</strong>teilen die Teilnahme am Entwicklungsgespräch zu ermöglichen,<br />

empfiehlt es sich, schon zu Beginn des Kindergartenjahres eine Liste anzufertigen, auf der<br />

über das ganze Jahr Termine verteilt sind, in die die <strong>Eltern</strong> sich eintragen können.<br />

57


Auch wenn der Aufwand sehr hoch zu sein scheint (bei 20 Kindern ca. alle zwei Wochen ein<br />

Entwicklungsgespräch), er lohnt sich. Von der positiven Wirkung regelmäßiger Gespräche<br />

dieser Art wird jede Erzieherin bereits nach einem oder zwei Entwicklungsgesprächen<br />

überzeugt sein.<br />

Hausbesuche<br />

Ebenso wie das regelmäßige Entwicklungsgespräch kann der Hausbesuch ein unspektakulärer<br />

Weg sein, den Austausch zu pflegen.<br />

Wichtig ist, <strong>Eltern</strong> schon <strong>im</strong> Vorfeld darüber aufzuklären, was das Ziel des Besuches ist.<br />

Auch empfiehlt es sich, gemeinsam den zeitlichen Rahmen abzustecken. Hier kommt es<br />

darauf an, ihnen zu ver<strong>mit</strong>teln, dass es ihnen auf einen partnerschaftlichen Austausch<br />

ankommt. So entstehen keine Unsicherheiten auf Seiten der <strong>Eltern</strong> und sie können dem<br />

Ganzen recht locker entgegensehen.<br />

Die Durchführung eines Hausbesuches ist leider eine Ausnahme, obwohl diese Art der<br />

<strong><strong>Eltern</strong>arbeit</strong> durchaus sehr gewinnbringend sein kann, da man auf diese Weise das Kind in<br />

seiner in seiner täglichen räumlichen und sozialen Situation erleben kann und man so mehr<br />

Verständnis für die individuelle familiäre Situation erlangen kann. Außerdem kann der<br />

Hausbesuch dazu beitragen, sich persönlich besser oder aber von einer persönlicheren Seite<br />

kennen zu lernen, was zu einer vertrauensvollen, tiefen Beziehung beitragen kann. Gerade,<br />

um Kontakte herzustellen eignet sich diese Form des <strong>Eltern</strong>kontaktes.<br />

Von Bedeutung ist, sich ausreichend Zeit zu nehmen, auch auf die Bedürfnisse des Kindes<br />

einzugehen, schließlich freuen auch sie sich sehr auf „ihren“ Besuch. Kinder erleben auf diese<br />

Weise eine enge Verbindung zwischen Kindergarten und Familie. <strong>Eltern</strong> haben bei dieser<br />

Variante einen He<strong>im</strong>vorteil und fühlen sich wahrscheinlich sicherer, als in einer<br />

institutionellen Atmosphäre.<br />

Auch vor problemzentrierten <strong>Eltern</strong>gesprächen bietet sich durch Erleben des täglichen <strong>Eltern</strong>-<br />

Kind Kontaktes die Chance, Informationen über die Beziehung zu erhalten. Dennoch sollte<br />

ein Hausbesuch nicht vorrangig dazu dienen, herauszufinden, wie es in der Familie zugeht.<br />

Problematisch ist auch, wenn der Hausbesuch der Lösung aktueller Probleme dienen soll.<br />

Wichtig ist eine ungezwungene Gesprächatmosphäre, was bedeutet, sich vorab keine festen<br />

Fragen zu überlegen, da<strong>mit</strong> auch wirklich ein lockeres Gespräch entstehen kann und<br />

ausreichend Zeit einzuplanen. Auch könnte der Hausbesuch Ort des Entwicklungsgesprächs<br />

sein.<br />

(vgl. Klein, 1998b/ S.25f/Klein, 1998c, S.2ff /Textor, 2005, S.44ff/ König/Vollmer, 1982,<br />

S.183ff/Dusolt, 2001, S. 31ff, Merz, 1988, S.38ff, Stolz/Thiel, 2005/ Pohl/Stolz, 2005)<br />

Beratungs- und Konfliktgespräche: schwierige Gespräche <strong>mit</strong> <strong>Eltern</strong><br />

führen<br />

Viele Erzieher tun sich schwer da<strong>mit</strong>, gerade schwierige Gespräche <strong>mit</strong> <strong>Eltern</strong> zu führen. Dies<br />

ist auch verständlich, denn wer von uns überbringt schon gern Kritik oder schlechte<br />

Nachrichten.<br />

58


Ein <strong>Eltern</strong>gespräch, in dem Sie <strong>Eltern</strong> kritische Inhalte ver<strong>mit</strong>teln oder über Probleme<br />

sprechen müssen, gibt es jedoch <strong>im</strong> Alltag von Kindertageseinrichtungen recht häufig<br />

(http://www.pro-kiga.de/eltern/elterngespraeche/wenn-sie-kritische-inhalte-ansprechenmuessen-gespraechsfuehrung-<strong>mit</strong>-eltern/).<br />

Gerade bei Verhaltensauffälligkeiten,<br />

Familienproblemen oder Erziehungsschwierigkeiten sind diese Gespräche von besonderer<br />

Bedeutung (vgl. Textor, 2005, S.47). Jeder von uns weiß aus unzähligen Erfahrungen <strong>im</strong><br />

Privat- wie <strong>im</strong> Berufsleben, wie schwer es sein kann, gerade in Konfliktsituationen „gute“<br />

Gespräche zu führen. Schnell fühlen sich <strong>Eltern</strong> angegriffen, bevormundet und<br />

zurechtgewiesen und reagieren <strong>mit</strong> innerlicher Ablehnung.<br />

Wie kann man schwierige Gespräche so führen, dass sie konstruktiv verlaufen, verbindliche<br />

Ergebnisse haben und dass sie vor allem wirklich nützen?<br />

Wer bereit ist, sich darauf einzulassen, dass Konfliktgespräche ein professionelles Vorgehen<br />

erfordern, weil sie „<strong>Arbeit</strong>“ sind und eben kein „Gespräch“, kein Diskurs über<br />

unterschiedliche Meinungen, und wer bereit ist, solche Verfahren selbstreflektiert zu lernen<br />

und zu üben, der wird spüren, dass die Ängste und Unsicherheiten bezüglich solcher<br />

schwierigen Gespräche schwinden, der wird spüren, wie seine tägliche <strong>Arbeit</strong> davon profitiert<br />

(vgl. http://guterunterricht.de/Seiten/Coach/gespraeche.htm.). Sie müssen auch nicht auf alles<br />

eine Antwort haben, was <strong>Eltern</strong> ihnen sagen, wichtig ist erst einmal nur, ihnen gut zuzuhören<br />

und sie anzunehmen.<br />

Gerade problematische Gespräche bedürfen einer intensiven Vorbereitung und Strukturierung.<br />

Allgemein lässt sich sagen, dass ein solches Gespräch verschiedene Phasen beinhaltet:<br />

Phasen eines guten Konfliktgesprächs sind:<br />

1. Anwärmen des Gesprächkontaktes (<strong>mit</strong> etwas Unbelastetem beginnen)<br />

2. Die Problemlage eingrenzen (Erwartungen und Inhalt eingrenzen)<br />

3. Entfalten und Bearbeiten des Problems (Darlegen des Problems, Lösungsmöglichkeiten<br />

sammeln und auswählen)<br />

4. Zusammenfassen und Folgern (Ergebnisse festhalten; benennen, was offen bleibt)<br />

5. eine gemeinsame Reflexion des Gespräches ( sich über den Verlauf des Gesprächs äußern:<br />

Gefühle nicht vergessen!)<br />

6. Vorausschauen (konkrete Schritte vereinbaren; evtl. ein nächstes Gespräch vereinbaren)<br />

Zu allererst sollte bei Konfliktgesprächen überlegt werden, wer zum eigenen<br />

Sicherheitsgefühl zusätzlich noch am Gespräch teilnehmen sollte. In einem besonders<br />

problematischen Fall, kann die Teilnahme einer Mitarbeiterin oder der Leiterin sinnvoll sein.<br />

Dann sollten aber auch die <strong>Eltern</strong> zu zweit anwesend sein, da sonst ein Ungleichgewicht<br />

entsteht, was bei <strong>Eltern</strong> leicht den Eindruck entstehen lassen könnte, auf der Anklagebank zu<br />

sitzen.<br />

Möglich und in jedem problematischen Fall günstig, wäre auch, solch ein Gespräch in einem<br />

Rollenspiel <strong>mit</strong> einer Kollegin durchzuspielen und dabei Verhaltensalternativen<br />

auszuprobieren.<br />

59


Neben einer Vorbereitung des Rahmens (vgl.: Äußere Voraussetzungen für ein gutes<br />

<strong>Eltern</strong>gespräch: Der richtige Gesprächsrahmen) ist es besonders wichtig, Haltung den <strong>Eltern</strong><br />

gegenüber zu reflektieren (vgl.: Grundsätze der Gesprächsführung oder Zu den notwendigen<br />

Haltungen die ein echtes Gespräch erfordert).<br />

St<strong>im</strong>men Sie sich vor dem <strong>Eltern</strong>gespräch <strong>mit</strong> positiven Gedanken ein. Dies verhilft Ihnen zu<br />

einer opt<strong>im</strong>istischen Haltung. Strahlen Sie <strong>Eltern</strong> gegenüber Wertschätzung und Respekt aus,<br />

die sie brauchen, um beispielsweise konstruktive Kritik von Ihnen annehmen zu können.<br />

Signalisieren Sie den <strong>Eltern</strong> <strong>im</strong> Gespräch, dass Sie ihre Situation ernst nehmen. Dies ist<br />

Grundstock für eine erfolgreiche <strong>Eltern</strong>beratung, die auch kritische Themen beinhaltet. Ihre<br />

Authentizität und Echtheit während des Gesprächs spüren alle <strong>Eltern</strong>, und dies baut Vertrauen<br />

auf. Dieses Vertrauen bildet die Basis für konstruktive Kritikgespräche. Hilfreich kann es<br />

auch sein, <strong>Eltern</strong> auf die Vertraulichkeit des Gespräches hinzuweisen (vgl. http://www.prokiga.de/eltern/elterngespraeche/wenn-sie-kritische-inhalte-ansprechen-muessengespraechsfuehrung-<strong>mit</strong>-eltern/).<br />

Geht es <strong>im</strong> Gespräch um ein auffälliges Verhalten des Kindes, dann sollten zunächst die<br />

Stärken und positiven Seiten des Kindes betont werden, um den <strong>Eltern</strong> zu signalisieren, dass<br />

man dem Kind gegenüber positiv eingestellt ist. Prinzipiell sollte auf Kritik und Vorwürfe<br />

verzichtet werden, weil negative Aussagen über das Kind oft als Kritik am eigenen<br />

Erziehungsverhalten verstanden werden.<br />

Schildern Sie das Problem so konkret wie möglich, vermeiden sie Verallgemeinerungen und<br />

Pauschalurteile. Reden sie nicht von „Man merkt…“ sondern sprechen sie in der Ich-Form.<br />

(vgl. „Ich-Botschaften“).<br />

Versuchen sie nicht, um heißen Brei zu reden, sondern versuchen sie gleich deutlich zu<br />

machen, worum es geht, denn sonst, wenn nicht klar ist, worauf sie eigentlich hinaus wollen,<br />

potenziert sich die Unsicherheit bei den <strong>Eltern</strong>.<br />

Wie aber den Anfang finden?<br />

Dazu ein Beispiel:<br />

Eine Erzieherin hat eine Mutter zum Gespräch eingeladen in dem sie <strong>mit</strong> ihr über das<br />

aggressive Verhalten ihres Sohnes sprechen möchte.<br />

Da sitzt Frau Meier und macht ein halb ängstliches Gesicht. Sie denkt: Was will man von<br />

mir? Hat mein Sohn was ausgefressen? Hier <strong>mit</strong> einer Frage zu beginnen wie: Frau Meier,<br />

wie finden sie denn selbst ihren Sohn in der letzten Zeit? Ist ihnen nichts aufgefallen? Würde<br />

sie sicher noch mehr verunsichern. Am besten man baut so schnell wie möglich ihre<br />

Unsicherheit ab:<br />

Also Frau Meier wir haben uns gedacht, dass es vielleicht ganz sinnvoll wäre, über ihren<br />

Tobias zu reden. Er hat sich inzwischen gut eingelebt und macht überall pr<strong>im</strong>a <strong>mit</strong> was uns<br />

ein bisschen Sorgen macht ist, dass er bei handwerklichen Beschäftigungen einfach keine<br />

Geduld hat. Das er auf diesem gebiet so ungeschickt ist, macht ihm selbst zu schaffen. Er<br />

reagiert dann erst enttäuscht und wird dann aggressiv, was man ja verstehen kann. Dann<br />

aber gibt es oft Schwierigkeiten <strong>mit</strong> den anderen Kindern“ (vgl. Merz, 1988, S.47)<br />

60


Dieses Beispiel zeigt ganz deutlich, dass es wichtig ist, zunächst etwas Positives über das<br />

Kind zu sagen. Dann schildert man das Problem und bittet die Mutter, zu sagen ob sie das<br />

Kind zu Hause ähnlich erlebt. Nun hat die Mutter Gelegenheit, ihre Sichtweisen darzulegen.<br />

Ein Protokoll kann hilfreich sein und könnte so oder ähnlich zur Vorbereitung genutzt<br />

werden. Die Auseinandersetzung <strong>mit</strong> dem Gespräch, quasi eine Art Draufsicht zwing zum<br />

Reflektieren. Gut abgeheftet, kann man auch nach Wochen noch nach Kleinigkeiten<br />

nachlesen, die man sonst doch vergessen würde. Die betreffende Mutter wird jede Kleinigkeit<br />

noch wissen, doch sie als Erzieherin haben <strong>mit</strong> zahlreichen <strong>Eltern</strong> zu tun. Mit Hilfe des<br />

Protokolls kann die Erzieherin sich auch auf ein Folgegespräch( nächste Gespräch )<br />

vorbereiten.<br />

Bsp Jens, sehr wütend wenn etwas nicht nach ihm geht, zerstört gebautes anderer Kinder<br />

Wie könnte man hier einen guten Gesprächsanfang finden?<br />

Ein möglicher Gesprächsbeginn könnte hier so ausschauen:<br />

Ich bin froh Frau Braun, dass sie gekommen sind. Jens hat in letzter Zeit oft Streit <strong>mit</strong><br />

anderen Kindern. Gestern stritt er sich <strong>mit</strong> Susanne. Er wurde ganz zornig und ich konnte ihn<br />

nicht wieder beruhigen. Ich dachte, es wäre vielleicht gut, wenn wir uns einmal<br />

zusammensetzen und <strong>mit</strong>einander überlegen, wie wir Jens helfen können.<br />

Achten Sie darauf, was Ich Botschaften sind.<br />

Ich habe festgestellt, dass Jens oft…. Sagt nichts über sie aus, sondern über Jens<br />

Eine gute Möglichkeit bieten auch hier die Ich Botschaften: Reden Sie nicht nur über das<br />

betreffende Kind, sondern verbalisieren sie, wie es Ihnen dabei ergeht. „Ich finde in der<br />

letzten Zeit einfach keinen Zugang zu Jens.“ ver<strong>mit</strong>telt, dass Ihnen etwas daran gelegen ist,<br />

eine intensive Beziehung zu ihm zu pflegen und stellt nicht das Verhalten ihres Kindes ins<br />

Zentrum.<br />

Verschiedene Anfangssituationen zu gestalten zeigen auch König/Volmer (1982)<br />

Spielen Sie <strong>mit</strong> einem Gesprächspartner den Beginn solch eines Problemgespräches. Brechen<br />

Sie ab, wenn ihr Gegenüber etwas erwidert hat.<br />

Mögliche Anlässe wären:<br />

- das Verhalten des Kindes ist sehr auffällig, es n<strong>im</strong>mt anderen Kindern dauernd Spielsachen weg<br />

- ein Kind bekommt dauernd Süßigkeiten als Frühstück <strong>mit</strong><br />

- <strong>Eltern</strong> beteiligen sich nicht an den <strong>Arbeit</strong>sstunden<br />

61


Eine weitere Grundhaltung beinhaltet die Ressourcenorientierung.<br />

Jedes Kind und dessen <strong>Eltern</strong> besitzen neben ihren Schwächen und Problemen auch Stärken<br />

und positive Seiten. Diese gilt es zu aktivieren, um die momentan eventuell schwierige<br />

Situation zu lösen.<br />

Zudem ist es wichtig, dass das Gespräch lösungsorientiert ist, denn es geht ja schließlich um<br />

eine Verbesserung der momentanen Situation. Deshalb sollte der überwiegende Teil der<br />

Gesprächszeit für Lösungskonstruktionen aufgewendet werden.<br />

Gerade in Gesprächen, in denen <strong>Eltern</strong> ihre Sorgen und ihre Hilflosigkeit best<strong>im</strong>mten<br />

Problemen gegenüber loswerden wollen, sind sie als Erzieher und Zuhörer oftmals selber<br />

hilflos und wissen nicht wie Sie <strong>Eltern</strong> am besten zur Seite stehen können. Schnell ist man<br />

geneigt aus einer eigenen Hilflosigkeit heraus Ratschläge zu geben. Sie brauchen und sollen<br />

<strong>Eltern</strong> keine Ratschläge zu geben oder Lösungen anzubieten, selbst wenn sie das Gefühl<br />

haben, <strong>Eltern</strong> erwarten dies von Ihnen als professionelle Fachkraft.<br />

Es gibt stets mehrere Lösungsmöglichkeiten. Versuchen Sie <strong>im</strong> Gespräch deutlich zu machen,<br />

dass Sie gemeinsam <strong>mit</strong> den <strong>Eltern</strong> nach Lösungswegen suchen wollen, denn letzten Endes<br />

müssen <strong>Eltern</strong> selbst entscheiden, was für sie hilfreich und richtig ist. Dadurch, dass sie <strong>Eltern</strong><br />

„ihr Ohr“ leihen und sie „annehmen“ können sie gemeinsam <strong>mit</strong> ihnen den ersten Schritt zur<br />

Lösungsfindung begehen.<br />

Von daher sollte <strong>im</strong>mer darauf bedacht sein, die Eigenverantwortung der <strong>Eltern</strong> zu betonen<br />

und zu stärken. Niemand kann den <strong>Eltern</strong> die Entscheidungen für ihr Tun abnehmen. Sie als<br />

Erzieherin können die <strong>Eltern</strong> nicht ändern- dies müssen sie selbst wollen.<br />

Auf Ratschläge oder gar Anweisungen <strong>im</strong> Sinne von: „Probieren Sie doch mal…“ oder<br />

„Machen Sie einfach mal….“ reagieren viele Menschen <strong>mit</strong> Ablehnung und Rückzug, weil sie<br />

sich oftmals bevormundet und nicht richtig verstanden fühlen.<br />

Bereitschaft zur Kooperation und zur Veränderung können die <strong>Eltern</strong> nur dann entwickeln,<br />

wenn sie ihre Situation als von ihnen selbst kontrollierbar und veränderbar erleben.<br />

Um die Chancen zum gegenseitigen Verstehen zu verbessern, ist es wertvoll, unserem<br />

Gesprächspartner das, was man von Ihnen erfahren hat „rückzuspiegeln“ (vgl. Techniken des<br />

aktiven Zuhörens).<br />

Das Verstehen ist auch bei Problemgesprächen der entscheidende Schritt. Sie werden erleben,<br />

dass <strong>Eltern</strong> denen sie lediglich zugehört haben, oftmals von selber sehen, was sie tun können.<br />

Das gemeinsame Suchen nach Ursachen und Zusammenhängen schafft eine Solidarität<br />

zwischen <strong>Eltern</strong> und Erziehern. Dann fühlen <strong>Eltern</strong> sich nicht in die Ecke gedrängt. Auch<br />

beratende Gespräche <strong>mit</strong> <strong>Eltern</strong> dienen dazu, <strong>Eltern</strong> in ihrer Erziehungsaufgabe zu stärken und<br />

sie zum Nachdenken anzuregen. Diese Gespräche können aber auch Ihnen selbst helfen, das<br />

Kind besser zu verstehen.<br />

Auch wenn <strong>Eltern</strong> anderer Meinung sind als Sie selbst, respektieren Sie dies. Versuchen Sie,<br />

den Standpunkt und den Blickwinkel der <strong>Eltern</strong> zu verstehen. Holen Sie durch gezieltes<br />

Nachfragen die Sichtweise der <strong>Eltern</strong> ein. Lassen sie sich deren Ansicht durch ein Beispiel<br />

erläutern.<br />

Lassen Sie die <strong>Eltern</strong> <strong>im</strong>mer aussprechen und die eigene Meinung ausdrücken.<br />

62


Letztlich hängt der Erfolg jedes Gespräches auch davon ab, wie klar man sich <strong>im</strong> Vorfeld des<br />

Gespräches über das Ziel des Gespräches ist. So verlieren sie nicht die Richtung des<br />

Gespräches und können es <strong>mit</strong> geeigneten Fragen in die richtige Richtung bringen. Doch<br />

rücken sie <strong>im</strong> Verlaufe des <strong>Eltern</strong>gespräches von ihrem Ziel ab, wenn Sie spüren, dass es die<br />

<strong>Eltern</strong> zum gegenwärtigen Zeitpunkt noch überfordert. Passen sie ihr Ziel an die Situation der<br />

<strong>Eltern</strong> an. Teilerfolge sind auch wichtig.<br />

Eventuell kann auch ein weiteres Gespräch notwendig, um gemeinsam Probleme bei der<br />

Umsetzung der erarbeiteten Lösungsstrategie zu besprechen.<br />

Gerade bei Beratungsgesprächen, wenn <strong>Eltern</strong> Hilfe suchen und die Problematik der <strong>Eltern</strong><br />

die Erzieherin überfordert, ist es nötig, die eigenen Grenzen genau zu überdenken.<br />

„Seine eigenen Grenzen kennen, seine Aufgabe klar begrenzen, heißt <strong>mit</strong> Engagement<br />

<strong><strong>Eltern</strong>arbeit</strong> betreiben, aber nicht übertreiben“ (Merz, 1988, S.68).<br />

Sie müssen und sollen Probleme der <strong>Eltern</strong> nicht zu ihren eigenen machen.<br />

<strong>Eltern</strong> <strong>mit</strong> schwerwiegenderen Problemen ist oftmals sicher mehr geholfen, wenn man sie an<br />

eine professionelle Beratungsstelle ver<strong>mit</strong>telt oder verweist.<br />

Mut zum Gespräch ja, aber die Kita ist keine Beratungsstelle und Erzieher sind nun mal keine<br />

professionellen Berater und haben zudem nicht die Zeit, <strong>im</strong> Einzelfall mehrere längere<br />

Problemgespräche zu führen.<br />

Der folgende Leitfaden kann als Orientierungshilfe durch von <strong>Eltern</strong> initiierte<br />

Beratungsgespräche führen und den Gesprächsverlauf vorstrukturieren. Wichtig ist, dennoch<br />

<strong>im</strong>mer offen zu bleiben für Veränderungen. Wichtig ist, durch die Vorbereitung eine Art<br />

Stütze zu haben, die ihr eigenes Gefühl von Sicherheit erhöht.<br />

63


Möglicher Gesprächsleitfaden für Beratungsgespräche <strong>mit</strong> <strong>Eltern</strong><br />

1. Begrüßung und<br />

Einstieg ins Gespräch<br />

2.Information über Struktur und<br />

Verlauf<br />

3. Überleitung zum eigentlichen<br />

Gesprächanlass und<br />

Schilderung des Anliegens<br />

<strong>Eltern</strong> als Gäste willkommen heißen<br />

Kontakt zum Gesprächspartner herstellen und eine<br />

Vertrauensbasis schaffen.<br />

Festlegen der zur Verfügung stehenden Zeit und Absprache des<br />

Gesprächsverlaufes<br />

Klärung von Anlass und Anliegen<br />

Klärung der Erwartungen und Ziele des Gesprächs.<br />

<strong>Eltern</strong>verantwortung betonen und so die Gesprächs- und<br />

Kooperationsbereitschaft sichern<br />

4. Problem verstehen Erklärung des Problems, Begleitende Gefühle, Reaktionen,<br />

Bisherige Lösungsversuche<br />

Was wird vom Gesprächspartner als Problem gesehen?<br />

Was sehen Sie als Problem?<br />

5. Problemsicht erweitern Angrenzende Probleme, beteiligte Personen<br />

6. Lösungen konstruieren Gemeinsames Sammeln und erarbeiten von Lösungswegen<br />

unter Berücksichtigung der Norm- und Wertvorstellungen, der<br />

Realisierbarkeit, der Ressourcen der Betroffenen.<br />

7. Kontrakt, Vereinbarungen Zusammenfassung der Ergebnisse.<br />

Absprachen zum weiteren Vorgehen treffen<br />

Möglichst klare und konkrete Vereinbarungen formulieren.<br />

8. Verabschiedung Positiver Schlusskommentar.<br />

64


Die Metakommunikation: Eine Strategie für konfliktträchtige<br />

<strong>Eltern</strong>gespräche:<br />

Die Metastrategie ist für ein <strong>Eltern</strong>gespräch geeignet, das sich <strong>im</strong> Kreise dreht, das sich<br />

festgefahren hat oder bei dem die Fronten verhärtet sind.<br />

Die Metastrategie hat zum Ziel, in der Kommunikation <strong>mit</strong> den <strong>Eltern</strong> eine Art<br />

Vogelperspektive einzunehmen. Durch diesen Wechsel der Perspektive können sie<br />

Störungsquellen oder Kommunikationsfehler eher erkennen.<br />

Beobachten Sie den Gesprächsverlauf ganz genau, wenn sie spüren, dass das Gespräch<br />

auszuufern beziehungsweise sich festzufahren beginnt. Stoppen Sie das <strong>Eltern</strong>gespräch und<br />

sprechen Sie die Situation bei den <strong>Eltern</strong> an.<br />

Beginnen sie dabei <strong>mit</strong> Ich-Botschaften:<br />

Ich merke, dass sie nicht einverstanden sind, <strong>mit</strong> dem was ich Ihnen gesagt habe. Wie geht es<br />

Ihnen gerade?<br />

Ich spüre, dass unser Gespräch stagniert. Wie wollen wir weiter verfahren?<br />

Überlegen Sie zusammen, wie und wann Sie wieder zum Gesprächsthema zurückfinden.<br />

Meist reicht schon eine sensible Unterbrechung des <strong>Eltern</strong>gesprächs, um gemeinsam wieder<br />

zum Thema zurückzufinden.<br />

Auch am Ende von Gesprächen, ist es hilfreich, das gemeinsame Gespräch zu reflektieren.<br />

Mit der folgenden Frage kann man <strong>Eltern</strong> zum Nachdenken anregen.<br />

Wie haben sie unser Gespräch erlebt? Was hat Ihnen möglicherweise gefehlt?<br />

Hierdurch wird den <strong>Eltern</strong> auch ganz deutlich signalisiert, dass man an ihrem Befinden<br />

interessiert ist und ihre Meinung wertschätzt. <strong>Eltern</strong> werden sich so ernst- und angenommen<br />

fühlen, was Vertrauen und Offenheit erzeugt (http://www.prokiga.de/eltern/elterngespraeche/wie-sie-grundlagen-fuer-ein-gutes-elterngespraech-schaffen/).<br />

Wie reagiert man professionell auf <strong>Eltern</strong>beschwerden<br />

Nörgeln, Sch<strong>im</strong>pfen, Beschweren – diese Formen von <strong>Eltern</strong>aussagen erleben Sie sicherlich<br />

in ihrem Kindergartenalltag <strong>im</strong>mer wieder.<br />

Auch wenn der Anlass für die Beschwerde (von der Sache, Größenordnung und von der<br />

Auswirkung her) für sie <strong>im</strong> ersten Moment geringfügig erscheint, sollten sie höflich und<br />

zuvorkommend auf die Kritik reagieren. Denn es macht keinen Unterschied, ob die<br />

Beschwerde aus ihrer Sicht berechtigt ist oder nicht, jede Beschwerde ist ein Ausdruck von<br />

Unzufriedenheit (http://www.erzieherin-online.de/arbeitsfelder/tfk/<strong>Eltern</strong>beschwerden.pdf).<br />

Es ist völlig sinnlos in einer solchen Situation <strong>mit</strong> sachlichen Argumenten zu beginnen. Was<br />

<strong>Eltern</strong> in einer solchen Situation erst einmal benötigt, sind Mitgefühl und deutlich erkennbare<br />

Wertschätzung ihnen und ihrem Anliegen gegenüber (vgl. Textor, 2005).<br />

65


Versuchen sie <strong>im</strong> Umgang <strong>mit</strong> Beschwerden die folgenden vier Schritte zu befolgen:<br />

1. Nehmen Sie die Beschwerde an<br />

2. Hören Sie sich die Beschwerde an und fragen Sie nach<br />

3. Suchen Sie gemeinsam nach Lösungen<br />

4. Bedanken Sie sich für die Beschwerde<br />

Meist kommen solch Beschwerden ganz unver<strong>mit</strong>telt, beispielsweise <strong>mit</strong>ten in der Abholzeit<br />

be<strong>im</strong> An- oder Ausziehen der Kinder.<br />

Bitten Sie die Mutter oder den Vater in Ihren Gruppenraum oder in eine ruhige Ecke des<br />

Flures und sagen sie einer Kollegin bescheid, dass sie nicht gestört werden möchten. So<br />

umgehen Sie zum einen neugierige Zuhörer und können für eine ruhige Umgebung sorgen.<br />

Außerdem haben Sie zum anderen auch einen kurzen Moment Zeit, um sich vor dem<br />

Gespräch zu sammeln. Der Mutter ver<strong>mit</strong>teln Sie gleichzeitig das Gefühl, dass sie ernst<br />

genommen wird und dass Sie sich um sie bemühen. Durch die kurze Pause kann auch ihr<br />

Gegenüber sich wiederum etwas beruhigen. Sie wird aufnahmebereit und kann Ihnen besser<br />

zuhören.<br />

Bitten sie nun die Mutter oder den Vater ihr Problem noch einmal zu schildern. Fragen sie<br />

nach, wenn Ihnen etwas am Sachverhalt unklar bleibt. Achten sie auf eine zugewandte<br />

Körperhaltung und machen Sie sich Notizen zum Problem. Versuchen Sie <strong>im</strong>mer,<br />

Verständnis für die Mutter zu zeigen. Suchen Sie gemeinsam nach einer Lösung für das<br />

Problem und bedanken sie sich für die Offenheit und Gesprächsbereitschaft und ermuntern sie<br />

zu einem erneuten Feedback, wenn die vereinbarte Lösung nicht greift<br />

Übung:<br />

Üben Sie diese vier Schritte einmal als Rollenspiel in einer Teambesprechung. Dadurch<br />

verinnerlichen Sie und Ihre Kolleginnen die Vorgehensweise und Sie werden sicherer in Ihren<br />

Reaktionen, auch in spontanen <strong>Eltern</strong>gesprächen.<br />

(http://www.erzieherin-online.de/arbeitsfelder/tfk/<strong>Eltern</strong>beschwerden.pdf)<br />

„Sehen Sie jede Beschwerde als Chance, <strong>mit</strong> den <strong>Eltern</strong> intensiv in Kontakt zu treten und in<br />

Kontakt zu bleiben. Sie zeigen so den <strong>Eltern</strong>, dass Sie wirklich offen sind für Beschwerden.<br />

Mit einer angemessenen Reaktion darauf können Sie Ihre Fachlichkeit, Kompetenz und<br />

Souveränität beweisen. Für die <strong>Eltern</strong> ist es wichtig, dass sie sich auch <strong>mit</strong> Beschwerden bei<br />

Ihnen gut aufgehoben fühlen“ (http://www.erzieherinonline.de/arbeitsfelder/tfk/<strong>Eltern</strong>beschwerden.pdf)<br />

Manchmal wird es Ihnen trotzdem nicht möglich sein <strong>Eltern</strong> vollständig zufrieden zu stellen.<br />

Dennoch ver<strong>mit</strong>teln Sie den <strong>Eltern</strong> auf diese Weise <strong>im</strong>mer das Gefühl, dass Sie sie ernst<br />

nehmen.<br />

66


Standards für <strong>Eltern</strong>beschwerden (vgl. Jansen/Wenzel, 1999, S.73 ff)::<br />

- Jede Beschwerde ist eine willkommene Chance, denn Beschwerden geben<br />

Anregungen zur Verbesserung<br />

- Wir bewahren bei Beschwerden Ruhe und nehmen das Anliegen <strong>im</strong>mer ernst<br />

- Wir bedanken uns für die Rückmeldung der <strong>Eltern</strong><br />

- Wir hören den <strong>Eltern</strong> geduldig zu und unterbrechen Sie nicht.<br />

- Wir zeigen den <strong>Eltern</strong> dass wir das Problem angehen werden<br />

- Wir wertschätzen und achten, was <strong>Eltern</strong> gesagt haben und suchen die Ursache<br />

zunächst bei uns<br />

- Wir versuchen nicht sofort zu verharmlosen.<br />

- Wir machen keine Gegenvorwürfe<br />

Noch ein paar Hinweise ganz allgemeiner Art:<br />

o Nehmen Sie ihr Gegenüber so wichtig wie möglich<br />

o Nehmen sie nur persönliches persönlich. Lernen sie das zu erkennen.<br />

o Bleiben sie sie selbst<br />

o Seien sie wachsam und hören sie gut zu (<strong>mit</strong> allen Ohren)<br />

o Gehen sie Kompromisse ein wenn es der Sache nützt<br />

o Führen sie das Gespräch<br />

(Hempel, 2004, S.38)<br />

Gruppenarbeit: die Gestaltung von <strong>Eltern</strong>nach<strong>mit</strong>tagen<br />

Neben der Einzelarbeit <strong>mit</strong> <strong>Eltern</strong> gibt es auch die Möglichkeit, <strong>im</strong> Rahmen von<br />

Gruppenveranstaltungen viele <strong>Eltern</strong> zu erreichen.<br />

<strong>Eltern</strong>nach<strong>mit</strong>tage stellen ein Angebot für <strong>Eltern</strong> dar, die Räumlichkeiten der Einrichtung, die<br />

anderen Kinder und deren <strong>Eltern</strong> sowie ihr eigenes Kind <strong>im</strong> Rahmen seiner Gruppe kennen zu<br />

lernen. Auch sind <strong>Eltern</strong>nach<strong>mit</strong>tage dazu geeignet, in einer ungezwungenen Atmosphäre<br />

Kontakte zwischen <strong>Eltern</strong> und Erziehern herzustellen oder zu vertiefen.<br />

Sollen sich <strong>Eltern</strong> untereinander besser kennen lernen empfiehlt es sich, <strong>Eltern</strong>nach<strong>mit</strong>tage<br />

gruppenintern abzuhalten. Als Ort bietet sich der Gruppenraum oder bei gutem Wetter der<br />

Garten der Einrichtung an.<br />

<strong>Eltern</strong>nach<strong>mit</strong>tage sind möglicherweise auch für jene <strong>Eltern</strong> attraktiv, die kein Interesse an<br />

<strong>Eltern</strong>gesprächen oder <strong>Eltern</strong>abenden zeigen.<br />

Ziel sollte es sein, an diesem Nach<strong>mit</strong>tag jedes <strong>Eltern</strong>teil <strong>im</strong> Blick zu behalten und zu<br />

versuchen, kurz auf alle <strong>Eltern</strong> einzugehen (vgl. Dusolt, 2001, S.55ff).<br />

<strong>Eltern</strong>abende<br />

67


„Wenn es uns gelingen soll, <strong>Eltern</strong> "dort abzuholen, wo sie stehen", dann müssen wir auf<br />

individuelle Fragestellungen und Problemlagen von Vätern und Müttern eingehen.<br />

Gleichzeitig müssen wir ihnen Erfahrungsspielräume eröffnen, die für Kinder <strong>im</strong><br />

Kindergartenalltag ganz normal und selbstverständlich sind“ (Becker-Textor, 1994, S.44f)<br />

<strong>Eltern</strong>abende gelten noch <strong>im</strong>mer als klassische Form der <strong><strong>Eltern</strong>arbeit</strong>. Allerdings finden<br />

<strong>Eltern</strong>abende <strong>im</strong> alten Stil, das heißt Vortragselternabende <strong>mit</strong> einem Referenten, die der<br />

<strong>Eltern</strong>bildung dienen sollen, <strong>im</strong>mer weniger Interesse, da sie dem elterlichen Bedürfnis nach<br />

Austausch <strong>mit</strong> anderen nicht nachkommen (vgl. Textor/Blank, 2004, S.43).<br />

Während es <strong>im</strong> Gespräch <strong>mit</strong> <strong>Eltern</strong> (und hier vor allem bei Konflikt und<br />

Beratungsgesprächen) darauf ankommt, konstruktive Gespräche führen zu können, erfordert<br />

eine professionelle Gestaltung von <strong>Eltern</strong>abenden vor allem Moderationskompetenz und die<br />

Fähigkeit <strong>mit</strong> Gruppen zu arbeiten.<br />

Textor unterscheidet zwischen verschiedenen Arten von <strong>Eltern</strong>abenden:<br />

� einem Vortragsabend <strong>mit</strong> Diskussion<br />

� erlebnis- und handlungsorientierten <strong>Eltern</strong>abenden<br />

� der moderierten <strong>Arbeit</strong>sgruppe<br />

� einem selbsterfahrungsorientierten Gesprächskreis<br />

(vgl. Textor, 2005, S.68ff)<br />

Entscheidend ist, verschiedene Formen des <strong>Eltern</strong>abends zu nutzen und bei der Suche nach<br />

geeigneten Themen bei den <strong>Eltern</strong> anzuknüpfen und Themenvorstellungen auch gezielt zu<br />

erfragen.<br />

„Das Thema sollte möglichst so formuliert werden, dass viel Interesse auf Seiten der <strong>Eltern</strong><br />

geweckt wird, aber keine Ängste oder andere negative Gefühle entstehen (z.B. die<br />

Befürchtung, dass der eigene Erziehungsstil kritisiert werden könnte“ (Textor,<br />

http://www.kindergartenpaedagogik.de/1417.html).<br />

Schon aus der Einladung sollten der zeitliche Rahmen und der Ablauf des Abends<br />

hervorgehen. Ein kurzer Aufriss des Inhalts - auch in der Form von Fragen - und eine<br />

Illustration sollten auf dem Einladungsschreiben nicht fehlen.<br />

Der Termin sollte so gewählt werden, dass auch berufstätige <strong>Eltern</strong>, insbesondere Väter,<br />

kommen können. Ein Variieren der Uhrzeit ist bei verschiedenen <strong>Eltern</strong>abenden von Vorteil,<br />

da dann möglichst viele <strong>Eltern</strong> erreicht werden können. Beispielsweise kann auch mal ein<br />

<strong>Eltern</strong>abend zur Abholzeit <strong>mit</strong> paralleler Kinderbetreuung stattfinden, um allein erziehende<br />

<strong>Eltern</strong>teile zu erreichen(vgl.: Textor: http://www.kindergartenpaedagogik.de/1417.html).<br />

Abzuklären ist weiterhin, ob das Thema eher für einen Gruppeneltern geeignet ist oder für alle<br />

<strong>Eltern</strong> der Einrichtung. Das Thema sollte so formuliert werden, dass viel Interesse auf Seiten<br />

68


der <strong>Eltern</strong> geweckt wird, jedoch keine Ängste oder andere negative Gefühle entstehen, wie die<br />

Befürchtung, der eigene Erziehungsstil könnte kritisiert werden: „Konsequentes Erziehung.“<br />

Doch ein interessantes Thema allein reicht nicht aus, wichtig ist, wie wir ins Thema<br />

einsteigen und wie es uns gelingt dieses „(…) in das Interesse der Teilnehmer rücken“ (Merz,<br />

1988, S.113).<br />

Wichtig ist weiterhin, eine angenehme Gestaltung der Atmosphäre, was durch folgende<br />

Punkte unterstützt werden kann:<br />

� <strong>Eltern</strong> sollten auch be<strong>im</strong> <strong>Eltern</strong>abend möglichst zu Beginn an der Tür<br />

oder <strong>im</strong> Eingangsbereich persönlich <strong>mit</strong> Handschlag begrüßt werden.<br />

Dies signalisiert einfach ein Willkommensein<br />

� Der Raum sollte angenehm gestaltet sein<br />

� Es sollten möglichst Erwachsenenstühle bereit stehen<br />

� Alle wesentlichen Vorbereitungen sollten vor Eintreffen der <strong>Eltern</strong><br />

abgeschlossen sein<br />

� Ein kleines Getränk sollte bereitstehen<br />

Der Vortragsabend <strong>mit</strong> Diskussion dreht sich vorrangig um das <strong>im</strong> Vortag ver<strong>mit</strong>telte Wissen<br />

und zielt darauf ab, <strong>Eltern</strong> zu einem best<strong>im</strong>mten Thema Informationen und Wissen zu<br />

ver<strong>mit</strong>teln und sie danach ins Gespräch über das Thema zu bringen. Vortragende(r) kann<br />

dabei ein externer Referent oder eine Erzieherin sein.<br />

„Vorteile dieser Form des <strong>Eltern</strong>abends liegen darin, dass ein/e Spezialist/in <strong>mit</strong> einer<br />

gewissen Autorität das jeweilige Thema abhandelt und die Vorbereitungszeit für das Team<br />

relativ kurz ist. Nachteile sind, dass die/der Referent/in den <strong>Eltern</strong> unbekannt ist und so<strong>mit</strong><br />

keine Vertrauensbeziehung besteht (keine so offene Diskussion), dass die <strong>Eltern</strong> während des<br />

Vortrags in eine passive Rolle gezwungen werden und eventuell "abschalten" (begrenzte<br />

Wirksamkeit von Referaten), dass die Frontalsituation eine spätere Diskussion erschwert<br />

(Textor: http://www.kindergartenpaedagogik.de/1417.html).<br />

Die Schaffung eines persönlichen Bezugs zwischen <strong>Eltern</strong> und Referenten ist entscheidend für<br />

den Erfolg eines solchen <strong>Eltern</strong>abends.<br />

Der Referent sollte sich als Ansprechpartner für <strong>Eltern</strong> verstehen, denn zu einer rein<br />

sachlichen Information haben <strong>Eltern</strong> über Medien wie Bücher, Zeitschriften, Video oder<br />

Fernsehen ausreichend Möglichkeiten sich zu informieren (vgl. Dusolt, 2001, S. 66).<br />

Bei solch thematischen <strong>Eltern</strong>abenden die einen Vortrag beinhalten, ist es sehr günstig, wenn<br />

<strong>Eltern</strong> sich zu Beginn des Abends zunächst einmal das eigene Wissen und die eigenen<br />

Erfahrungen zum Thema verdeutlichen können. Dazu eignen sich best<strong>im</strong>mte Methoden wie<br />

Brainstorming, Blitzlicht oder das <strong>Dialog</strong>karussell (vgl. Schopp, 2006, Nordt, 2005).<br />

Während der Diskussion können verschiedene Methoden wie Kartenabfrage, Punkte-<br />

Bewertung, Mind-Mapping, Paar- oder Kleingruppenarbeit eingesetzt werden. Wichtig für die<br />

Diskussionsleitung beziehungsweise den Vortrag ist neben einer guten Visualisierung der<br />

Inhalte, der Blickkontakt zu den Teilnehmern und eine laute und deutliche Sprache (vgl.<br />

Textor: http://www.kindergartenpaedagogik.de/1417.html).<br />

69


Des Weiteren kommt es bei einem Vortrag darauf an, dass er konkrete Eindrücke und<br />

Erfahrungen bezüglich des Themas ver<strong>mit</strong>telt. Geht es beispielsweise um das Thema Spiel,<br />

dann ist es für die Zuhörer von Vorteil, wenn der oder die Vortragende auch von konkreten<br />

Erfahrungen <strong>im</strong> Spiel <strong>mit</strong> den Kindern berichtet beziehungsweise daran anknüpft, statt nur<br />

abstrakte Begriffe und Inhalte zu verwenden (vgl. König/Vollmer, 1982, S.137ff). Noch<br />

besser aber ist es, wenn eigene Erfahrungen der <strong>Eltern</strong> <strong>mit</strong> best<strong>im</strong>mten Spielen und<br />

Spielsituationen zum Ausgangspunkt genommen werden könnten, so wie es durch erlebnis-<br />

und handlungsorientierte <strong>Eltern</strong>abende möglich wird.<br />

Bei den erlebnis- und handlungsorientierten <strong>Eltern</strong>abenden steht das praktische Erleben der<br />

Kindergartenarbeit <strong>im</strong> Mittelpunkt.<br />

Die <strong>Eltern</strong> sollen selbst erfahren, was ihre Kinder täglich <strong>im</strong> Kindergarten machen, wo<strong>mit</strong> sie<br />

spielen, wie sie malen etc. Von daher beginnt ein solcher <strong>Eltern</strong>abend <strong>mit</strong> praktischen<br />

Aktivitäten in kleinen Gruppen. <strong>Eltern</strong> basteln, turnen <strong>im</strong> Sportraum oder probieren<br />

verschiedene Spiele aus oder reflektieren in Kleingruppen über ihre eigenen Erfahrungen zu<br />

einem best<strong>im</strong>mten Thema. Danach kommen sie zusammen, um sich über ihre Erfahrungen<br />

auszutauschen. Be<strong>im</strong> Thema Spiel kann dann beispielsweise gemeinsam der Frage<br />

nachgegangen werden, was ihre Kinder durch die Tätigkeiten lernen können. Da <strong>Eltern</strong> nun<br />

durch die eigens gemachten Erfahrungen einen Bezug zum Thema und können mögliche<br />

theoretische Hintergründe, die die Erzieherin noch ansprechen möchte besser einordnen (vgl.<br />

Becker-Textor, 1994, S.44ff).<br />

Nachfolgend ein anschauliches Beispiel von Becker-Textor (1994). Ersteres verdeutlicht wie<br />

der <strong>Eltern</strong>abend zum Thema "Wie bereitet der Kindergarten auf die Schule vor?<br />

möglicherweise traditionell ausgesehen hat. Das zweite Beispiel veranschaulicht einen<br />

erlebnis- und handlungsorientierten <strong>Eltern</strong>abend.<br />

"Gestern":<br />

Der Kindergarten hat eine Grundschullehrerin als Referentin eingeladen. Sie berichtet, was<br />

die Schule vom Kindergarten erwartet, und gibt Hinweise, was Kinder be<strong>im</strong> Schuleintritt<br />

können sollten. Daraus werden dann schnell Forderungen an den Kindergarten abgeleitet.<br />

Sie reichen vom ordentlichen Betragen der Kinder über Zählen-Können, sauberes Basteln<br />

und Farb-Zuordnungen bis hin zu schreibvorbereitenden Übungen oder gar <strong>Arbeit</strong>smappen.<br />

Die <strong>Eltern</strong> wollen nun sehen, dass der Kindergarten auf die Schule vorbereitet, und messen<br />

die Qualität der Kindergartenarbeit an schulischen Techniken, perfekten Bastelarbeiten oder<br />

exakt ausgefüllten Vorschulblättern.<br />

Im Verlauf eines solchen <strong>Eltern</strong>abends werden so<strong>mit</strong> von den <strong>Eltern</strong> Erwartungen formuliert,<br />

was der Kindergarten zu tun habe. Selten oder nie wird aber genauer betrachtet, was <strong>im</strong><br />

Kindergarten "gelehrt" wird und wie sich dort frühkindliches Lernen vollzieht. Beispielsweise<br />

wird durch den Einsatz von <strong>Arbeit</strong>sblättern schon <strong>im</strong> Kindergarten eine Lernzielkontrolle<br />

durchgeführt. Ist das notwendig? Ist es richtig, wenn am <strong>Eltern</strong>abend nur diskutiert wird, was<br />

Kinder wann können müssen, und dabei der Blick auf die Individualität der Kinder<br />

verschw<strong>im</strong>mt? Kein Wunder, dass Erzieherinnen Angst vor fordernden <strong>Eltern</strong> und einem<br />

<strong>Eltern</strong>beirat haben, der best<strong>im</strong>mt, was <strong>im</strong> Kindergarten getan werden soll!<br />

„Heute“:<br />

70


„Wieder hat der Kindergarten zum Thema "Wie bereitet der Kindergarten auf die Schule vor?"<br />

eingeladen. Auch dieses Mal ist die Lehrerin dabei. Aber sie hält nicht das Hauptreferat - es gibt gar<br />

kein Referat. Statt dessen hat sich die Erzieherin etwas ganz besonderes ausgedacht. Sie hat sich den<br />

Fächerkanon der ersten Klasse vorgenommen und auf kleine Kärtchen jeweils ein Fach<br />

aufgeschrieben.<br />

Die Erzieherin begrüßt die <strong>Eltern</strong> an der Haustüre und bittet sie, sich ein Kärtchen pro Person zu<br />

nehmen. Im Flur stehen die <strong>Eltern</strong> noch ein paar Minuten in kleinen Gruppen herum und unterhalten<br />

sich. Als wohl die meisten <strong>Eltern</strong> eingetroffen sind und <strong>im</strong> Gruppenraum Platz gefunden haben,<br />

begrüßt die Erzieherin nochmals alle und informiert über den Ablauf des Abends: Für jedes spätere<br />

Unterrichtsfach relevante Materialien liegen in den Räumen des Kindergartens aus. Ein Schild an der<br />

Tür oder in einer Ecke des Raumes weist auf das jeweilige Fach hin. Der <strong>Arbeit</strong>sauftrag an die <strong>Eltern</strong><br />

ist nun, sich <strong>mit</strong> den für das auf ihrer Karte vermerkte Fach vorgegebenen Materialien zu beschäftigen<br />

und dabei zu überlegen, wie diese auf die Schule vorbereiten. Die Erzieherinnen und Praktikanten des<br />

Kindergartens geben <strong>im</strong> Bedarfsfall Hilfestellung.<br />

Schreiben: Hier stehen Kleister, alte Zeitungen, Wasser, Tonmehl, Plastilin, Mehl und Salz zur<br />

Verfügung. Die <strong>Eltern</strong> werden zu den verschiedenen Aktivitäten angeleitet. Aus den Zeitungen reißen<br />

sie kleine Schnipsel, die dann <strong>mit</strong> Kleister zur Papiermaché verknetet werden. Eine mühsame <strong>Arbeit</strong>.<br />

Währenddessen rühren einige andere <strong>Eltern</strong> Ton an. In den Schlick aus Tonmehl und Wasser wird<br />

<strong>im</strong>mer mehr Tonmehl geknetet, so dass eine geschmeidige Tonmasse entsteht. Ähnlich aktiv sind<br />

<strong>Eltern</strong> bei der Herstellung von Salz-Mehl-Teig oder be<strong>im</strong> Kneten <strong>mit</strong> Plastilin.<br />

Ob die <strong>Eltern</strong> erkennen, dass es sich bei ihren Aktivitäten um "schreibvorbereitende Übungen"<br />

handelt? Ob sie spüren, wie sie die Muskulatur der Arme und vor allem der Hände trainieren und<br />

lockern? Zunächst sind jedoch die Gesichter "lang", und die Frage, was das <strong>mit</strong> dem Schreiben zu tun<br />

habe, steht unausgesprochen <strong>im</strong> Raum.<br />

He<strong>im</strong>at- und Sachkunde: Die vorbereiteten Materialien umfassen Steine, einen dicken Erdklumpen,<br />

ein Büschel Unkraut, eine alte Uhr, Schraubenzieher, Lupen usw. Jetzt können die Mütter und Väter<br />

auf Entdeckungsreise gehen... Es kostet sie schon einige Überwindung, den Erdklumpen auseinander<br />

zunehmen und <strong>mit</strong> der Lupe nach Spuren von Regenwürmern oder anderem Getier zu suchen. Mutig<br />

machen sich andere <strong>Eltern</strong> an die Demontage der alten Uhr. Bald geht es recht geschäftig zu. Es wird<br />

viel gelacht.<br />

Kunsterziehung: Verschiedenste Papiersorten, Farben aller Art - Fingerfarben, Wachskreiden,<br />

Wasserfarben, Buntstifte usw. - liegen bereit. Die <strong>Eltern</strong> bekommen den Auftrag, ein Frühlingsbild zu<br />

gestalten. Sie wählen ganz unterschiedliche Materialien aus und machen wichtige Erfahrungen: So<br />

stellen sie beispielsweise fest, dass sich auf Japan- oder Hochglanzpapier nicht so gut <strong>mit</strong><br />

Wachskreiden malen lässt. Erst gehen sie noch zaghaft an die <strong>Arbeit</strong>, doch nach einer Weile stürzen<br />

sie sich in Mal- und Zeichenexper<strong>im</strong>ente, versinken richtig in ihr Tun. Ob sie wohl bei der Auswertung<br />

feststellen werden, dass sie die wichtigste Erfahrung während des Malens gemacht haben - daß der<br />

Prozess für den Lernerfolg wichtiger ist als das Produkt, das am Ende steht...<br />

Es erübrigt sich, hier noch die für weitere Fächer ausgelegten Materialien näher darzustellen.<br />

Vielmehr interessiert, wie es <strong>mit</strong> dem <strong>Eltern</strong>abend weitergegangen ist...<br />

Nach rund 45 Minuten aktivem Tuns müssen die <strong>Eltern</strong> ihre Beschäftigungen abbrechen. Einige sind<br />

enttäuscht; sie hätten gerne noch viel länger "gearbeitet" und "gelernt". Alle treffen sich nun <strong>im</strong><br />

Plenum. Die einzelnen Gruppen berichten von ihren Erfahrungen, Erlebnissen, ihren Lernerfolgen -<br />

aber auch, wie es ihnen gefühlsmäßig ergangen ist. Gemeinsam wird versucht, herauszuarbeiten,<br />

warum alle diese Aktivitäten, die <strong>im</strong> Kindergartenalltag ganz selbstverständlich sind, für die kindliche<br />

Entwicklung ebenso wie für die Vorbereitung auf die Schule von Bedeutung sind. Hier kann sich nun<br />

auch die Lehrerin einbringen und die Zusammenhänge zwischen dem Lernen <strong>im</strong> Kindergarten und<br />

dem Lernen in der Schule aufzeigen.<br />

71


Nach einem solchen <strong>Eltern</strong>abend werden <strong>Eltern</strong> verstehen - besonders aufgrund der eigenen<br />

Erfahrungen, die sie machen durften -, dass schulische Techniken keinen Platz <strong>im</strong> Kindergarten<br />

haben, dass aber die ganzheitlichen Erfahrungen, das Erleben und das Wahrnehmen <strong>mit</strong> allen Sinnen<br />

das Lernen <strong>im</strong> Kindergarten best<strong>im</strong>men. Die Kinder finden hier Raum für eigene Entdeckungen und<br />

Erfahrungen, können aber vor allem prozeßorientiert lernen. Das Ergebnis beziehungsweise Ziel<br />

bleibt <strong>im</strong> Blick, ist jedoch nicht handlungsbest<strong>im</strong>mend. Die Freude am Tun und am selbständigen<br />

Aktiv-Sein rückt in den Mittelpunkt. Für dieses Tun kann sich das Kind <strong>im</strong> Kindergarten viel Zeit<br />

lassen, kann sein Tempo selbst best<strong>im</strong>men, kann Aktivitäten beliebig oft wiederholen. Es erwirbt auf<br />

solche Weise ganz verschiedene Kompetenzen und erfährt zugleich die notwendige Vorbereitung auf<br />

die Schule.“<br />

Bei <strong>Eltern</strong>abenden, die als Gesprächskreis organisiert sind stehen der Erfahrungsaustausch<br />

unter den <strong>Eltern</strong> sowie das Gespräch zwischen Erzieherin und <strong>Eltern</strong> <strong>im</strong> Vordergrund.<br />

Themen sollen nicht nur intellektuell abgearbeitet werden, <strong>Eltern</strong> sollen sich vielmehr <strong>mit</strong><br />

ihren Einstellungen und Erfahrungen einbringen können und sich untereinander austauschen.<br />

Aufgabe der Erzieher ist es, einen Einstieg ins jeweilige Thema zu geben und die Diskussion<br />

zu begleiten.<br />

In solchen Gesprächskreisen werden unterschiedliche Sichtweisen und<br />

Erziehungsvorstellungen deutlich, die unausgesprochen möglicherweise zu Konflikten<br />

zwischen <strong>Eltern</strong> und Erziehern führen können.<br />

Gesprächskreise beinhalten eine große Chance zur <strong>Eltern</strong>bildung, die eben nicht über<br />

Vorträge zu best<strong>im</strong>mten Themen stattfindet.<br />

<strong>Eltern</strong> werden sich durch die Gespräche und den Austausch <strong>mit</strong> anderen <strong>Eltern</strong> ihrer eigenen<br />

Erziehungsziele bewusst, reflektieren Erziehungsmethoden und modifizieren vielleicht die ein<br />

oder andere ihrer Sichtweisen. Denn wenn <strong>Eltern</strong> in einem ungezwungenen Rahmen hören,<br />

welche Erfahrungen andere <strong>Eltern</strong> <strong>mit</strong> best<strong>im</strong>mten Situationen gemacht haben, zeigt dies<br />

Lösungsmöglichkeiten für das eigene Handeln auf. <strong>Eltern</strong>bildung muss als<br />

Selbstbildungsprozess verstanden werden, der unterschiedlichst ablaufen kann, sei es <strong>im</strong><br />

Rahmen von Hospitationen oder durch Mitgestalten <strong>im</strong> Kindergartenalltag (vgl. Textor:<br />

http://www.kindergartenpaedagogik.de/1417.html; http://www.kindergartenpaedagogik.de/459.html).<br />

Bei traditionellen Elterbildungsveranstaltungen überwiegt die Annahme, dass <strong>Eltern</strong> um so<br />

besser erziehen können,: um so mehr man sie <strong>mit</strong> Wissen über die „richtige“ Erziehung<br />

ausstattet. Das heißt: verbessertes Wissen befähigt, Einstellungen und Verhalten zu<br />

verändern. So einfach ist es jedoch nie. Veränderungen des eigenen Verhaltens bedürfen einer<br />

Selbstreflexion.<br />

<strong>Eltern</strong>bildung ist daher dann erfolgreich, wenn sie <strong>Eltern</strong> dazu ermutigt, in einen<br />

selbstreflexiven Prozess zu treten, indem sie <strong>Eltern</strong> anregt sich <strong>mit</strong> anderen <strong>Eltern</strong> über ihre<br />

Erziehung auszutauschen (Tschöpe-Scheffler, 2003).<br />

Wichtig ist dabei eine Auseinandersetzung <strong>mit</strong> eigenen Kindheitsmustern als auch die<br />

Reflexion des aktuellen Erziehungsgeschehens, da nur so möglich wird, sich der eigenen<br />

Gewordenheit bewusst zu werden, eigenes Verhalten zu beleuchten und daran ansetzend zu<br />

verändern.<br />

Es geht also gerade nicht um eine Anhäufung von Informationen und Wissen, sondern um<br />

Gespräche, die ehrliche Auseinandersetzung und Selbstreflexion zulassen.<br />

72


Selbstreflexion und Selbsterfahrung durch die persönliche Konfrontation <strong>mit</strong> dem jeweiligen<br />

Thema sind demnach das Entscheidende. :<br />

o Wer bin ich, was habe ich <strong>mit</strong> dem Thema zu tun<br />

o Was löst dieses Thema bei mir aus (aktuelles, Erinnerungen) , was berührt mich<br />

jenseits der sachlichen Fakten an diesem Thema?<br />

o<br />

o Wer will ich sein?<br />

o Wo stehe ich?<br />

o Wie bin ich so geworden wie ich jetzt bin<br />

o Welche Erfahrungen trage ich in meinem persönlichen Rucksack <strong>mit</strong> mir rum?<br />

Diesem Vorgehen liegt ein anderes Verständnis von Bildung zugrunde: Bildung als<br />

Selbstbildung und Bildung als aktive, persönliche Auseinandersetzung.<br />

Bereitschaft der <strong>Eltern</strong> sich zu informieren verdeutlicht sich daran, dass sie <strong>Eltern</strong>abende <strong>mit</strong><br />

<strong>Eltern</strong>bildungscharakter besuchen. Es kann also ihnen also Motivation unterstellt werden.<br />

Aber auch die, die nicht erschienen sind haben möglicherweise Interesse daran, konnten<br />

vielleicht aus best<strong>im</strong>mten Gründen nicht oder trauen sich nicht, zu erscheinen. Dies gilt es zu<br />

reflektieren und möglicherweise auch zu erfragen, ohne aber <strong>Eltern</strong> ein „schlechtes<br />

Gewissen“ zu signalisieren, sondern <strong>im</strong>mer <strong>mit</strong> dem Gefühl: wir möchten sie gern<br />

ansprechen, uns liegt etwas daran, <strong>mit</strong> Ihnen gemeinsam für ihr Kind zu arbeiten.<br />

Zur Moderation von Diskussionen<br />

Erziehungs- und Bildungspartnerschaft bedeutet eben gerade nicht, <strong>Eltern</strong> fertige Ideen<br />

vorzuschlagen und Interesse an der Mitarbeit beziehungsweise Verwirklichung dieser Ideen<br />

durch die <strong>Eltern</strong> zu bekunden.<br />

Viel wichtiger ist es, sich <strong>mit</strong> <strong>Eltern</strong> auszutauschen und <strong>Eltern</strong> untereinander in eine gute<br />

Diskussion zu bringen.<br />

Ziel einer gemeinsamen Diskussion <strong>mit</strong> <strong>Eltern</strong> kann bspw. sein, gemeinsam herauszufinden,<br />

welche Ideen <strong>Eltern</strong> zum alljährlichen Sommerfest haben und wie man dieses Fest gemeinsam<br />

planen und vorbereiten könnte. Diskussionen entstehen aber auch aufgrund konträrer<br />

Sichtweisen<br />

Oft scheitern Diskussionen daran, dass <strong>Eltern</strong> die nötigen Informationen fehlen. Deshalb ist<br />

auch hier eine gute Vorbereitung unerlässlich. Was sollte dabei konkret beachtet werden?<br />

� Ist das Thema tatsächlich für eine Diskussion geeignet<br />

� Ist das Thema so umfangreich, dass man das Thema untergliedert und Kleingruppen<br />

bildet, die nach gemeinsamer Diskussion in einem Plenum zusammenfinden<br />

� Wie kann man die Teilnehmer „warm“ bekommen<br />

� Welches ist eine gute offene Startfrage<br />

Eine gute Diskussionsgruppe besteht aus mindestens acht bis höchstens zwanzig<br />

Teilnehmern. Die max<strong>im</strong>ale Dauer beträgt 90 min.<br />

73


Moderieren, der Begriff stammt vom lateinischen Wort „moderare“ und bedeutet soviel wie<br />

„ein Maß setzen, mäßigen“. Denken wir an Rundfunk- oder Fernsehsendungen, dann führt ein<br />

Moderator durch das Gespräch oder durch die Sendung. Moderation n<strong>im</strong>mt da<strong>mit</strong> eine<br />

Mittlerfunktion ein, um einen Prozess zum Ergebnis beziehungsweise zu seinem Ziel zu<br />

führen (vgl. Herrmann, Weber, 2003, S.33).<br />

„Moderation ist die systematische Unterstützung einer Gruppe (...) <strong>mit</strong> dem Ziel, einen<br />

Meinungs- und Willensbildungsprozess der Mitglieder zu initiieren und zu koordinieren“<br />

(Herrmann, Weber, 2003, S.33).<br />

Aufgabe der Moderatorin ist es also, einen Gruppenprozess so zu begleiten, dass ein<br />

vereinbartes Ziel erreicht werden kann. Die Aufgaben sind dabei klar verteilt:<br />

„Moderation ist für den Prozess - die Gruppe für die Inhalte zuständig“ (Herrmann, Weber,<br />

2003, S.33).<br />

Das bedeutet, als Moderator(in) brauchen sie keine große Kenntnis vom Thema zu besitzen,<br />

entscheidender ist vielmehr, gut zu moderieren<br />

Worauf während der Moderation einer Diskussion zu achten ist:<br />

� zum Thema hinführen<br />

� eine Einstiegsfrage stellen<br />

� das Ziel der Diskussion benennen<br />

� das Gespräch gliedern, das Gesagte ordnen und sortieren (Zwischenergebnisse und<br />

Ideen an einer Pinnwand festhalten)<br />

� das Thema sichern<br />

� Fragen stellen und weitergeben<br />

� Unterschiede gelten lassen<br />

� die Wichtigkeit jeder Meinungsäußerung herausstellen<br />

� die eigene Meinung zurückhalten?<br />

� auf stille Teilnehmerinnen achten<br />

� nicht unterbrechen<br />

� Gesagtes zusammenfassen<br />

� auf die Zeit achten<br />

� Schlussfolgerungen ziehen<br />

(vgl. Herrmann, Weber, 2003, S.13)<br />

Leitlinien die die Aufgabe einer Moderation erleichtern können sind nach Herrmann und<br />

Weber (2003):<br />

� Respektieren Sie jedes Gruppen<strong>mit</strong>glied<br />

� Behalten Sie stets das Ziel <strong>im</strong> Auge<br />

� Alles was geschieht ist von Bedeutung<br />

� Seien sie ehrlich und geben sie sich so wie sie sind<br />

� Schärfen sie ihre Beobachtung<br />

� <strong>Arbeit</strong>en sie <strong>mit</strong> Vorschlägen und Fragen<br />

� Nutzen sie Humor als Kapital<br />

74


<strong>Dialog</strong>isch gestaltete <strong>Eltern</strong>gruppen<br />

In <strong>Eltern</strong>gruppen, die in Kindertageseinrichtungen entweder von Erzieher/innen, einem<br />

<strong>Eltern</strong>teil oder einem von außen kommenden Referenten (z.B. Erziehungsberaterin,<br />

Familienbildner oder Sozialpädagogin) geleitet werden, können <strong>Eltern</strong> in der Gruppe ihnen<br />

wichtige Fragen und Anliegen diskutieren, benötigte Informationen einholen und<br />

Lösungsvorschläge für ihre (Erziehungs-)Probleme erbitten (vgl. Textor,<br />

http://www.familienhandbuch.de/cmain/f_Fachbeitrag/a_Familienbildung/s_48.html).<br />

Schopp (2006) plädiert dafür, <strong>Eltern</strong>gruppen dialogisch zu gestalten, was aber durchaus auch<br />

auf <strong>Eltern</strong>abende übertragen werden kann.<br />

Ein <strong>Dialog</strong> ist nach Schopp ein gleichberechtigter Austausch, der darauf abzielt in einem<br />

gemeinsamen Denkprozess Antworten auf best<strong>im</strong>mte Fragen zu suchen.<br />

Ziel sollte dabei sein, zwischen allen Teilnehmern einen Austausch zu erreichen.<br />

Vorraussetzung ist auch hier das gegenseitige Annehmen und Akzeptieren.<br />

Anders als in traditionellen <strong>Eltern</strong>abenden geht es in den dialogisch gestalteten nicht pr<strong>im</strong>är<br />

um die Ver<strong>mit</strong>tlung von Wissen und Fakten oder „Rezepten“ wie bspw. best<strong>im</strong>mte<br />

Erziehungsprobleme in den Griff zu bekommen sind. Im Vordergrund stehen vielmehr Fragen<br />

und der gemeinsame Austausch. Es geht also nicht darum, <strong>Eltern</strong> pädagogische Botschaften<br />

zu ver<strong>mit</strong>teln, sondern sie anzuregen, selbst nachzudenken, über best<strong>im</strong>mte Fragestellungen<br />

und Themen zu reflektieren.<br />

Gelingt es, einen wertschätzenden zwischenmenschlichen Austausch lebendig werden zu<br />

lassen, dann kommt es innerhalb der Gruppe (zwischen Erziehern und <strong>Eltern</strong>, <strong>Eltern</strong> und<br />

<strong>Eltern</strong>) zu einer Begegnung.<br />

Sich begegnen heißt: „(…) <strong>im</strong> Kontakt sein <strong>mit</strong>einander, sich selbst und den anderen näher<br />

kommen, Wissen <strong>mit</strong>einander teilen, die anderen nicht nur respektieren sondern ihnen auch<br />

wirklich zuhören und sie verstehen wollen. Einander begegnen heißt: voneinander lernen<br />

anstatt sich gegenseitig vom „richtigen“ Weg überzeugen zu wollen“ (Schopp, 2006, S.60).<br />

Im <strong>Dialog</strong> gibt es selbstverständlich auch gegensätzliche Meinungen und Standpunkte. Jedoch<br />

setzt diese Form des Gespräches darauf, dass durch die gemeinsame Erkundung verschiedener<br />

Meinungen die am <strong>Dialog</strong> Beteiligten (Partner!) zu neuen Einsichten und Sichtweisen<br />

kommen.<br />

In herkömmlichen Diskussionen um Erziehungsfragen geht es oftmals vorrangig um das<br />

Verteidigen von Sichtweisen und Standpunkten, sowie um das Verteidigen von Wissen, um<br />

Positionsbehauptungen („Was ist richtig und pädagogisch wertvoll“ Was sollte eine Mutter,<br />

en Vater, auf jeden Fall tun beziehungsweise vermeiden.“)<br />

Debatten oder Diskussionen führen daher oftmals dazu, dass sich die <strong>Eltern</strong>schaft in Gruppen<br />

trennt.<br />

Ein gemeinsamer <strong>Dialog</strong> aber soll Nähe und gegenseitiges Verständnis erzeugen. Gerade<br />

durch die Anerkennung von Unterschiedlichkeit wird eine offene, wertschätzende<br />

Atmosphäre erzeugt, die gegenseitiges Vertrauen entstehen lassen kann.<br />

Es geht nicht darum, einen Konsens aus verschiedenen Sichtweisen zu erreichen, es geht<br />

darum, verschiedene Sichtweisen bewusst zu machen und sich gegenseitig zu bereichern.<br />

75


<strong>Eltern</strong> werden so eher dazu in der Lage sein sich zu öffnen. Ein ehrlicher, angstfreier<br />

Austausch kann so viel leichter stattfinden. Nur so werden Selbstreflexionsprozesse angeregt.<br />

Niemand muss sich verteidigen, jeder kann bei sich bleiben und sich selbst und sein Handeln<br />

überdenken.<br />

Wenn man spürt, dass man sich nicht verteidigen muss, wenn man sich angenommen und<br />

respektiert fühlt, ist man offener für das was die anderen sagen, man kann besser hinhören,<br />

muss sich nicht gleichzeitig auf die Gegenrede vorbereiten (vgl. Schopp, 2006, S.29ff).<br />

<strong>Eltern</strong>befragungen<br />

<strong>Eltern</strong> können zu ihrer Zufriedenheit <strong>mit</strong> der <strong><strong>Eltern</strong>arbeit</strong> der Einrichtungen befragt werden<br />

und Anregungen und Ideen zu ihrer Verbesserung liefern.<br />

Sich einmal <strong>im</strong> Jahr <strong>mit</strong> den Bedürfnissen, Wünschen und Erwartungen der <strong>Eltern</strong> vertraut zu<br />

machen ist eine gute Möglichkeit <strong>Eltern</strong>wünsche kontinuierlich kennen zu lernen <strong>Eltern</strong><br />

verstehen und kennen lernen zu wollen heißt ja nicht, dass alles umgesetzt werden muss und<br />

kann, aber <strong>Eltern</strong>wünsche sollten ernst genommen werden.<br />

Mögliche Fragen diesbezüglich könnten sein:<br />

Fragen zur Zusammenarbeit <strong>mit</strong> den <strong>Eltern</strong><br />

o Ist unsere Konzeption für Sie verständlich formuliert?<br />

o Wir bieten Ihnen vielfältige Informationsmöglichkeiten über aktuelle Geschehnisse in<br />

o unserem Haus. Wie kommen Sie da<strong>mit</strong> zurecht?<br />

a) <strong>Eltern</strong>briefe<br />

b) Aushänge<br />

c) Persönliches Gespräch<br />

d) <strong>Eltern</strong>abende<br />

o Sind Sie <strong>mit</strong> der Anzahl der <strong>Eltern</strong>abende zufrieden?<br />

o Haben Sie Interesse an Vortragsabende durch Referenten? Welche Themen<br />

interessieren<br />

o Die Kinder und das Team laden Sie <strong>im</strong>mer wieder in die KiTa ein: zum Feiern,<br />

Frühstücken, Basteln… Gefällt Ihnen diese Form der Zusammenarbeit?<br />

o Welchen zeitlichen Rahmen bevorzugen Sie für diese Ereignisse?<br />

a) vor<strong>mit</strong>tags<br />

b) nach<strong>mit</strong>tags<br />

c) abends/Ferien<br />

o Wie beurteilen Sie die Möglichkeit, als <strong>Eltern</strong> in unserer Einrichtung <strong>mit</strong>zuwirken?<br />

o Fühlen Sie sich durch unsere Aufforderung zur Mitarbeit bei Festen, Ausflügen,<br />

o Gartenaktionen, usw. belastet?<br />

o Wie gefällt Ihnen insgesamt die <strong><strong>Eltern</strong>arbeit</strong> in unserem Kindergarten?<br />

o Hätten Sie Lust sich aktiv an der Kindergartenarbeit zu beteiligen?<br />

o Wie können wir die Zusammenarbeit Ihrer Meinung nach noch verbessern?<br />

o Wie finden Sie die Möglichkeit, einen Kindergartentag (Hospitation) zusammen <strong>mit</strong><br />

o Ihrem Kind zu erleben?<br />

o Wie wichtig sind Ihnen<br />

a) ausführliche <strong>Eltern</strong>gespräche<br />

76


) so genannte „Tür- und Angelgespräche“<br />

c) <strong>Eltern</strong>abende<br />

d)…<br />

Fragen zur <strong>Arbeit</strong> des <strong>Eltern</strong>beirates<br />

o Fühlen Sie sich vom <strong>Eltern</strong>beirat gut vertreten?<br />

o Wo<strong>mit</strong> sind Sie zufrieden/unzufrieden?<br />

o Wie beurteilen Sie das Engagement des <strong>Eltern</strong>beirates?<br />

o Würden Sie gerne <strong>im</strong> <strong>Eltern</strong>beirat <strong>mit</strong>arbeiten?<br />

o Haben Sie Interesse daran, dass wöchentlich (monatlich) ein <strong>Eltern</strong>cafe angeboten<br />

wird,<br />

o um sich <strong>mit</strong> anderen <strong>Eltern</strong> auszutauschen?<br />

(vgl. http://geb-ebe.de/GEB-Vorschlagliste_Fragenkatalog.pdf)<br />

Zusammenarbeit <strong>mit</strong> dem <strong>Eltern</strong>beirat oder die <strong>Eltern</strong><strong>mit</strong>wirkung<br />

Auch die <strong>Eltern</strong><strong>mit</strong>wirkung bedarf neben günstigen Rahmenbedingungen der inhaltlichen<br />

Gestaltung und Planung. Erzieher müssen hierfür die Weichen zum Aufbau einer effektiven<br />

<strong>Eltern</strong><strong>mit</strong>wirkung stellen.<br />

<strong>Eltern</strong><strong>mit</strong>wirkung kann sich auf die elterliche Mitarbeit <strong>im</strong> Alltag der Einrichtung beziehen<br />

oder aber auf die <strong>Arbeit</strong> in Gremien, wie den <strong>Eltern</strong>sprechervereinigungen.<br />

Mitwirkung von <strong>Eltern</strong> ist in vielen Bereichen der Kita denkbar (Mitwirkung von <strong>Eltern</strong> bei<br />

Gruppenaktivitäten, Kita-Projekte unter Einbeziehung der <strong>Eltern</strong>, Kurse von <strong>Eltern</strong> für Kinder<br />

oder Teilgruppen) und meint eben gerade nicht nur, die Beteiligung der <strong>Eltern</strong> an<br />

Vorbereitungen von Festen oder das Übernehmen von Dienstleistungstätigkeiten durch <strong>Eltern</strong>.<br />

Effektive <strong>Eltern</strong><strong>mit</strong>wirkung ist vor allem auch Ergebnis einer gelungenen Kommunikation<br />

zwischen <strong>Eltern</strong>vertretern, Träger und Erzieherinnen.<br />

Nach Aussagen von aktiven <strong>Eltern</strong>vertretern sind diese bereit Zeit zu investieren wenn:<br />

- sie merken dass sie von den Erzieherin Beachtung finden<br />

- <strong>Eltern</strong> und Erz. hinter der <strong>Eltern</strong>vertretung stehen<br />

- sie durch ihre <strong>Arbeit</strong> Veränderungen bewirken können<br />

- kleine Erfolge erzielt werden können<br />

- sie merken dass Abregungen und Ideen angenommen werden<br />

- Kinder von der Mitarbeit profitieren<br />

- die geleistete <strong>Arbeit</strong> anerkannt wird<br />

(vgl. Hense, 2001)<br />

Stolpersteine der Zusammenarbeit <strong>mit</strong> <strong>Eltern</strong>vertretern<br />

Folgende Aspekte (vgl. Hense, 2001, S.64ff) können die Zusammenarbeit zwischen <strong>Eltern</strong><br />

und Erzieherinnen verhindern:<br />

77


1. Verzicht auf Austausch gegenseitiger Erwartungen<br />

2. Vernachlässigung einer vereinbarten Kooperationsstruktur<br />

3. Konflikten ausweichen<br />

4. <strong>Eltern</strong>vertreter über- oder unterfordern<br />

5. Überbetonung eigener Fachkompetenz/eigene Fachkompetenz über Belange der <strong>Eltern</strong><br />

stellen<br />

Stolpersteine aus Sicht der Erzieherinnen<br />

- Angst vor Einmischung<br />

- Abblocken von Anfragen der <strong>Eltern</strong>vertreter, ihrer Ideen und Vorschläge aus Angst<br />

vor Einmischung<br />

- Ihnen einfach Aufgaben vorsetzen<br />

- Keine regelmäßigen Treffen<br />

Stolpersteine aus Sicht der <strong>Eltern</strong><br />

- Keine regelmäßige Kommunikation<br />

- Kein Austausch von Lösungen und Ergebnissen untereinander<br />

- Fehlende <strong>Arbeit</strong>satmosphäre, keine Freiräume<br />

- Keine Akzeptanz von Meinungen<br />

- Zu wenig Hintergrund über die tägliche Kindergartenarbeit<br />

- Mangelndes vertrauen, Offenheit<br />

- Kein Mitsprachrecht bei wichtigen Entscheidungen<br />

- Keine Informationen, welche Rechte und Pflichten bestehen<br />

Der Weg zur Zusammenarbeit <strong>mit</strong> <strong>Eltern</strong> führt nur über die Anerkennung der gleichwertigen,<br />

jedoch unterschiedlicher. Kompetenzen. Auch <strong>Eltern</strong>vertreter sind auf ihrem Gebiet Experten.<br />

Anzustreben ist eine Zusammenarbeit, die auf Respekt vor der Kompetenz und<br />

Selbstbest<strong>im</strong>mung der Mitwirkenden gegründet ist. Ach hier ist Partnerschaft das<br />

Schlüsselwort für diese Zusammenarbeit (vgl.: <strong>Eltern</strong> als Partner in der Erziehung? Oder Was<br />

genau ist eigentlich Erziehungspartnerschaft)<br />

Aufgaben von <strong>Eltern</strong>vertretungen können sein:<br />

� Beratung über Angebote für die Zusammenarbeit <strong>mit</strong> der Gesamtelternschaft<br />

� Mitwirkung bei der Aufstellung von Grundsätzen für die Aufnahme von Kindern<br />

� Unterstützung des Trägers in organisatorischen, baulichen und personellen<br />

Angelegenheiten<br />

� Anhörungsrecht bei der Festlegung der Öffnungszeiten, Fragen der Finanzierung und<br />

Personalahngelegenheiten<br />

In jeder Einrichtung gilt es genau zu überlegen, welche Aufgaben vom <strong>Eltern</strong>rat übernommen<br />

werden können und sollten, denn jede Kita hat ihre eigene <strong>Eltern</strong>schaft. Eine<br />

Situationsanalyse kann dabei behilflich sein, zu klären wo die gegenseitigen Erwartungen<br />

hauptsächlich liegen, um dann gemeinsam Schwerpunktsetzungen herauszufinden.<br />

78


1. Wo liegt der gegenwärtige Schwerpunkt in der pädagogischen <strong>Arbeit</strong> <strong>mit</strong> den<br />

Kindern? Welche gemeinsame Aktivität könnte hier unterstützend sinnvoll sein?<br />

2. Welchen Bedarf nehmen wir derzeit in der Zusammenarbeit <strong>mit</strong> <strong>Eltern</strong> wahr, welche<br />

Aktivität kann diesem Bedarf entsprechen<br />

3. Was ist uns derzeit in der Zusammenarbeit <strong>mit</strong> dem Träger wichtig? Welche Aktivität<br />

ist angebracht?<br />

Ausgehend von der Situationsanalyse (vgl. Textor, 2005, S.102) können gemeinsam adäquate<br />

Aktivitäten ausgewählt, geplant und durchgeführt werden.<br />

Aktivitäten <strong>mit</strong> Zielrichtung Kinder<br />

� Mitwirkung bei Gruppenaktivitäten<br />

� Feste und Feiern <strong>mit</strong> Kindern<br />

� Kurse für Kinder<br />

� Kindergartenprojekte <strong>mit</strong> begleiten<br />

� Organisation einer Kinderbücherei<br />

� Exkursionen begleiten<br />

Aktivitäten <strong>mit</strong> Zielrichtung <strong>Eltern</strong><br />

� Einführungselternabende<br />

� <strong>Eltern</strong>cafe<br />

� Themenspezifische Gesprächskreise<br />

� Vätergruppe<br />

� Gartenarbeit<br />

� <strong>Eltern</strong>befragung<br />

� Bastel- oder Spielnach<strong>mit</strong>tage<br />

� Familienfreizeiten<br />

� <strong>Eltern</strong>stammtisch<br />

� <strong>Eltern</strong>-Infobrett<br />

� <strong>Eltern</strong>selbsthilfe<br />

(vgl. Hense, 2001)<br />

Verbindliche Standards<br />

Jansen und Wenzel (1999) empfehlen, in jeder Einrichtung gemeinsam verbindliche<br />

Standards festzulegen, da jede einzelne Erzieherin so ihr eigenes Handeln und Verhalten<br />

überprüfen kann.<br />

Eine gute Möglichkeit wäre beispielsweise <strong>im</strong> Team allgemeine Grundsätze für den Umgang<br />

<strong>mit</strong> <strong>Eltern</strong>, für Aufnahme sowie für die <strong>Arbeit</strong> <strong>mit</strong> <strong>Eltern</strong> zu erarbeiten. So bspw. für Tür- und<br />

Angelgespräche, für die Vor- und Nachbreitung von <strong>Eltern</strong>gesprächen sowie für<br />

Hausbesuche.<br />

Standards oder Grundsätze für den Umgang <strong>mit</strong> <strong>Eltern</strong> in einer Einrichtung könnten sein:<br />

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Grundsätze für den Umgang <strong>mit</strong> <strong>Eltern</strong>:<br />

- Es ist für uns selbstverständlich, die <strong>Eltern</strong> in unserer Kindertageseinrichtung als<br />

gleichwertige Partner in der Erziehung, Bildung und Betreuung der uns anvertrauten<br />

Kinder anzuerkennen<br />

- Wir begegnen ihnen stets freundlich und zuvorkommend<br />

- Die Zufriedenheit unserer <strong>Eltern</strong> ist uns sehr wichtig<br />

- Wir bringen ihnen in all ihren Sorgen und Interessen Verständnis entgegen<br />

- Wir erachten es als Selbstverständlichkeit, <strong>mit</strong> den <strong>Eltern</strong> einen engen Kontakt zu pflegen<br />

- Jede Mitarbeiterin sollte mindestens einmal monatlich <strong>mit</strong> allen <strong>Eltern</strong> ihrer Gruppe ein<br />

persönliches Gespräch führen<br />

- <strong>Eltern</strong> werden <strong>im</strong>mer wieder darauf hingewiesen sich <strong>mit</strong> Sorgen, Problemen oder Kritik<br />

an die Einrichtung zu wenden<br />

Fazit und Rückblick<br />

Sicher wird es einiges an Mühe und Aufwand kosten, die vielfältigen Übungen zur<br />

Verbesserung der Kommunikation durchzuführen. Auch wird es ein zusätzlicher Aufwand<br />

sein, ihr eigenes Gesprächsverhalten zu reflektieren. Sicher aber wird dies ihr gesamtes<br />

Kommunikationsverhalten bereichern und sie werden für best<strong>im</strong>mte Gesprächssituationen<br />

sensibilisiert.<br />

Ziel ihrer <strong>Arbeit</strong> <strong>mit</strong> <strong>Eltern</strong> kann es nicht sein, wirklich alle <strong>Eltern</strong> zu erreichen. Wichtig aber<br />

ist auf alle Fälle, verschiedene Angebote <strong>mit</strong>einander zu kombinieren, um so möglichst viele<br />

<strong>Eltern</strong> zu erreichen. Im Jahresverlauf sollte man alle <strong>Eltern</strong> zumindest einmal angesprochen<br />

haben.<br />

Selbst bei ausreichendem Bemühen wird es <strong>im</strong>mer noch so sein, dass sich vereinzelte <strong>Eltern</strong><br />

nicht angesprochen fühlen. Diese höchstpersönliche Entscheidung, inwieweit <strong>Eltern</strong> sich auf<br />

die ihre Kinder betreuende Einrichtung einlassen wollen, muss man dann einfach respektieren<br />

(vgl. Schlösser, 2004, S.29).<br />

Akzeptieren Sie auch jene, die keine Angebote nutzen und gehen Sie regelmäßig gerade auf<br />

diese <strong>Eltern</strong> zu und signalisieren Sie ihnen Interesse.<br />

Nicht alle bisher genannten Formen und Methoden der <strong><strong>Eltern</strong>arbeit</strong> sind für alle Erzieher<br />

gleich gut geeignet. Finden Sie heraus, was Ihnen am meisten liegt.<br />

<strong><strong>Eltern</strong>arbeit</strong> kann nicht rein theoretisch, durch das Beschäftigen <strong>mit</strong> entsprechender Literatur<br />

erlernt werden.<br />

Sie können sich durch die Auseinandersetzung <strong>mit</strong> diesbezüglicher Literatur <strong>mit</strong> möglichen<br />

Abläufen von Gesprächen vertraut machen und Kenntnisse über entscheidende<br />

Gesprächstechniken erwerben sowie über wichtige Haltungen und Einstellungen zu<br />

Gesprächen <strong>mit</strong> <strong>Eltern</strong> Klarheit erlangen.<br />

Es lässt sich durch das Lesen von Literatur zwar aufzeigen, welche unterschiedlichen<br />

Möglichkeiten es gibt, praktisch <strong>mit</strong> <strong>Eltern</strong> zu arbeiten, wie sie jedoch <strong>mit</strong> ihrer <strong>Eltern</strong>schaft<br />

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am besten arbeiten, was für ihre <strong>Eltern</strong> am wichtigsten ist, kann kein Buch oder Text Ihnen<br />

sagen. Welche der aufgezeigten Möglichkeiten und Formen von <strong><strong>Eltern</strong>arbeit</strong> für sie die<br />

richtige ist, können nur sie entscheiden.<br />

Jeder muss daher in seinem beruflichen Kontext, die für ihn und seine <strong>Eltern</strong> sinnvollen<br />

Formen der <strong><strong>Eltern</strong>arbeit</strong> herausfinden und diese je nach Bedarf und eigenen Schwerpunkten<br />

abändern und weiterentwickeln.<br />

Wie etwas konkret ankommt, hängt letztlich von der jeweiligen Situation ab, von ihrer ganz<br />

individuellen <strong>Eltern</strong>schaft und auch von ihnen selbst, von ihrer Persönlichkeit und<br />

dementsprechend davon, was zu ihnen an <strong><strong>Eltern</strong>arbeit</strong> am besten passt.<br />

Es geht nicht darum alles neu zu machen und jede neue Methode zu probieren, es geht<br />

vielmehr darum, sich der Beziehung zu den <strong>Eltern</strong> bewusst zu werden und einige neue Wege<br />

auszuprobieren, um für sich selbst (und natürlich für ihre <strong>Eltern</strong>) herauszufinden, was noch<br />

möglich und machbar ist.<br />

Alles Bisherige können nur allgemeine Hinweise und Überlegungen sein. Haben Sie Mut und<br />

sammeln Sie ihre eigenen Erfahrungen <strong>im</strong> Kontakt <strong>mit</strong> „ihren“ <strong>Eltern</strong>.<br />

Gehen Sie auf ihre <strong>Eltern</strong> zu und suchen Sie den <strong>Dialog</strong>. Bringen Sie in Erfahrung, was ihre<br />

<strong>Eltern</strong> für Vorstellungen von guter <strong><strong>Eltern</strong>arbeit</strong> haben. Nutzen Sie deren Stärken, um ihre<br />

<strong><strong>Eltern</strong>arbeit</strong> - um die gemeinsame <strong>Arbeit</strong> <strong>mit</strong> den <strong>Eltern</strong> - zu verbessern.<br />

Noch ein allerletzter Tipp:<br />

Tauschen Sie sich auch in ihrem Team, <strong>mit</strong> ihren Kolleginnen, aus. Erfahren Sie auf diese<br />

Weise was hilfreich sein könnte oder wo<strong>mit</strong> ihre Kolleginnen Schwierigkeiten haben. Dies ist<br />

ein wahrer Schatz, um selbst best<strong>im</strong>mten Schwierigkeiten zu bestehen und zu meistern.<br />

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