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Wuchtgüte - OERTLI Werkzeuge AG

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<strong>Wuchtgüte</strong><br />

Ursachen, Auswirkungen von Unwucht und richtig Auswuchten<br />

Von Thomas Oertli<br />

Moderne Bearbeitungsverfahren stellen spezielle Anforderungen an die <strong>Wuchtgüte</strong> und Rundlaufgenauigkeit<br />

von <strong>Werkzeuge</strong>n. Eine hohe <strong>Wuchtgüte</strong> sorgt für maximale Laufruhe selbst bei<br />

hohen Drehzahlen und gewährleistet auf diese Weise beste Bearbeitungsergebnisse. Zudem<br />

werden durch optimal gewuchtete <strong>Werkzeuge</strong> Schwingungen reduziert und die Maschinenspindel<br />

geschont.<br />

In der einschlägigen Literatur zum Thema „Unwucht“ wird sehr oft von Rotoren gesprochen.<br />

Bildlich kann man den Ausdruck Rotor mit einem zylindrischen Hobelmesserkopf vergleichen.<br />

Für unsere Produkte kann dieser Ausdruck auch mit Werkzeug oder Werkzeugsatz ersetzt<br />

werden.<br />

Ursachen für Unwucht<br />

• Unsymmetrische Bauweise des Werkzeughalters:<br />

z. B. Spannschraube bei Weldon-Aufnahmen, Einlassventil einer Hydrobüchse<br />

• Unsymmetrische Massenverteilung infolge Fertigungstoleranzen/Montage:<br />

z. B. fehlende oder defekte Schneiden, unterschiedlich schwere Druckbacken<br />

• Fluchtungsfehler bei der Montage eines Werkzeugkörpers<br />

z. B. Bohrung im Fräser nicht winklig zur Nabe, Naben nicht parallel<br />

• Rundlauffehler:<br />

z. B. Rundlauffehler der Fräsespindel oder Werkzeugaufnahme (Motorspindel)<br />

• Rundlauffehler der Motorspindel<br />

z. B. die Lagerung der Motorspindel oder Schnittstelle Motorspindel zur Frässpindel.<br />

• Bei demontierbaren <strong>Werkzeuge</strong>n die Toleranzen vom Spannsystem<br />

z.B. Toleranz zwischen Bohrung und Frässpindel, Rundlauffehler Spannzange etc.<br />

Auswirkungen der Unwucht<br />

CNC INFO<br />

März 2012<br />

• Unwucht erzeugt Schwingungen / Vibrationen<br />

• Schlechtere Oberflächenqualität<br />

• Einschränkung der maximalen Drehzahl<br />

• Schwingungen, die sich in der Maschine auf eine andere Spindel überlagern.<br />

• Lagerschäden an der Spindel oder Motor.<br />

• Erhöhter Schneidenverschleiss<br />

• Bildung von Passungsrost an den Schnittstellen<br />

CNC-INFO_032012_<strong>Wuchtgüte</strong>_D.doc 1


Statische Unwucht<br />

Eine statische Unwucht entsteht, wenn der Schwerpunkt des rotierenden Körpers nicht auf der<br />

gleichen Linie liegt wie die Drehachse des Körpers. Eine Ursache ist, dass das Gewicht des<br />

Körpers nicht gleichmässig um die Drehachse verteilt ist, sondern auf einer Seite und Ebene<br />

schwerer ist, als auf der anderen. (Bsp 1.: Übergewicht auf Seite B). Die Drehung des Körpers<br />

verläuft dann nicht wie ein gleichmässiger Kreis, sondern wie ein Oval.<br />

Seite A<br />

Seite B<br />

Seite A<br />

Seite B<br />

Ebene 1<br />

Rotierender Körper<br />

Rotierender Körper<br />

Drehachse<br />

Übergewicht<br />

Schwingung<br />

Schwingung<br />

Achse des Körpers<br />

Drehachse<br />

Eine andere Ursache ist, dass die Achse des rotierenden Körpers nicht mit der<br />

Drehachse übereinstimmt (siehe Bsp.: Die Achse des Körpers liegt über der Drehachse),<br />

weil zwischen Spannfutter und Schaft Spiel ist. Die Schwingungen lassen<br />

sich in beiden Fällen durch Auswuchten auf einer Ebene beheben.<br />

Bespiel: Ein langer Fräser in einem Weldon-Futter hat in der Regel eine statische<br />

Unwucht, da die Achse vom Fräser nicht mit der Drehachse vom Futter übereinstimmt,<br />

sondern parallel zur Drehachse verschoben ist.<br />

Beispiel: Ist an einem Fahrradreifen ein Gewicht befestigt, rumpelt das Rad bei<br />

jeder Umdrehung, da der Schwerpunkt nicht auf mehr der Radachse liegt.<br />

CNC-INFO_032012_<strong>Wuchtgüte</strong>_D.doc 2


Dynamische Unwucht<br />

Seite A<br />

Seite B<br />

Dynamische Unwuchten treten auf, wenn der Schwerpunkt des rotierenden Körpers in Ruhelage<br />

bleibt, aber die Achse des Körpers taumelt. Das liegt daran, dass auf beiden Seiten (Seite A<br />

und B) und auf beiden Ebenen ein Übergewicht herrscht und so am Ende der Achse kreisförmige<br />

Schwingungen auftreten. Diese Unwucht kann nur durch dynamisches Auswuchten in zwei<br />

Ebenen beseitigt werden. In zwei Ebenen zu wuchten, macht vor allem bei langen, unsymmetrischen<br />

<strong>Werkzeuge</strong>n Sinn.<br />

Seite A<br />

Seite B<br />

Ebene 1 Ebene 2<br />

Schwingung<br />

Rotierender Körper<br />

Übergewicht<br />

Drehachse<br />

Übergewicht<br />

Rotierender Körper<br />

Schwingung<br />

Bespiel: Ein langer Fräser in einem Spannzangenfutter hat in der Regel eine<br />

dynamische Unwucht, da die Achse vom Fräser nicht mit der Drehachse vom<br />

Futter übereinstimmt.<br />

Beispiel: Man nimmt diese Form von Unwucht bei einem Autorad als „Flattern“<br />

wahr. Sie werden daher dynamisch gewuchtet, was dazu führen kann, dass auf<br />

beiden Seiten der Felge, innen und aussen, Ausgleichsgewichte angebracht werden<br />

müssen.<br />

Achse des Körpers<br />

Drehachse<br />

CNC-INFO_032012_<strong>Wuchtgüte</strong>_D.doc 3


Seite A<br />

Korrektur<br />

Seite B<br />

Der Ausgleich von Unwucht<br />

Unwuchtbedingte Kräfte und störende Schwingungen werden beseitigt, indem man auswuchtet.<br />

Die Unwucht kann in der praktischen Realität niemals vollständig ausgeglichen werden. Es<br />

bleibt immer eine gewisse Restunwucht zurück. Deshalb gilt: Auswuchten = Wirkungen der Unwucht<br />

reduzieren<br />

Die Auswucht-Güte<br />

Die Genauigkeit einer Auswuchtung wird mit der <strong>Wuchtgüte</strong> G angegeben. Die <strong>Wuchtgüte</strong> gilt<br />

immer nur für eine bestimmte Betriebsdrehzahl des Werkzeugs. Aus <strong>Wuchtgüte</strong>, Betriebsdrehzahl<br />

und Gewicht des Werkzeugs wird die zulässige Restunwucht berechnet.<br />

Eine sinnvolle <strong>Wuchtgüte</strong> ist überschritten, sobald der Rundlauffehler der Maschinenspindel<br />

oder die Wiederholgenauigkeit beim Werkzeugwechsel die Wuchtqualität wieder zunichte machen<br />

würde. Beispiel: Der Wechselfehler der HSK-Spindel liegt bei 0,002 mm.<br />

Warum ist Auswuchten so wichtig?<br />

Lebensdauer<br />

Lager, Aufhängungen, Gehäuse und Fundamente werden durch unwuchtbedingte Schwingungen<br />

stark beansprucht und der Verschleiss wächst. Produkte mit nicht ausgewuchteten Teilen<br />

haben oft eine kürzere Lebensdauer. Die Lebensdauer der Schneiden wird durch die Unwucht<br />

reduziert.<br />

Sicherheit<br />

Durch Schwingungen kann der Reibungsschluss an Schraub- und Klemmverbindungen verringert<br />

werden, bis sich Messersitze lösen. Elektrische Schalter an Werkzeugmaschinen werden<br />

durch Vibration gestört, hydraulische Leitungen können an den Anschlüssen brechen. Unwucht<br />

kann die Betriebssicherheit einer Maschine nennenswert herabsetzen – Mensch und Maschine<br />

werden gefährdet.<br />

Wie wuchtet <strong>OERTLI</strong>?<br />

Bei einem Werkzeugsatz werden alle Fräser, ausser dem obersten und untersten Fräser, einzeln<br />

gewuchtet. Die minimale Restunwucht wird am zusammengesetzten Satz am obersten und<br />

untersten Fräser korrigiert. Deshalb darf der oberste und unterste Fräser nicht ausgetauscht<br />

werden, ohne den Satz neu zu wuchten; der komplette Satz muss neu gewuchtet oder die<br />

Drehzahl reduziert werden.<br />

Ebene 1 Ebene 2<br />

Rotierender Körper<br />

Korrektur<br />

Drehachse<br />

CNC-INFO_032012_<strong>Wuchtgüte</strong>_D.doc 4


Wir empfehlen <strong>Werkzeuge</strong> in regelmässigen Abständen neu wuchten zu lassen. Im Werk Höri<br />

bieten wir einen prompten und professionellen Service für das Neuauswuchten von <strong>Werkzeuge</strong>n<br />

und Werkzeugsätzen.<br />

Bei Fragen und Unklarheiten wenden Sie sich an unseren Product Manager Thomas Oertli.<br />

CNC-INFO_032012_<strong>Wuchtgüte</strong>_D.doc 5

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