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Die wirtschaftliche Bedeutung von Kaffee, Tee und Kakao – eine ...

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J. Verbr. Lebensm. 2 (2007): 393<strong>–</strong>398<br />

1661-5751/07/040393-6<br />

DOI 10.1007/s00003-007-0206-7<br />

© Birkhäuser Verlag, Basel, 2007<br />

Journal für Verbraucherschutz <strong>und</strong> Lebensmittelsicherheit<br />

Journal of Consumer Protection and Food Safety<br />

<strong>Die</strong> <strong>wirtschaftliche</strong> <strong>Bedeutung</strong> <strong>von</strong> <strong>Kaffee</strong>, <strong>Tee</strong> <strong>und</strong> <strong>Kakao</strong> <strong>–</strong><br />

<strong>eine</strong> Übersicht für Deutschland<br />

P. Brandt<br />

B<strong>und</strong>esamt für Verbraucherschutz <strong>und</strong> Lebensmittelsicherheit, Berlin<br />

Korrespondenz an: Prof. Dr. Dr. Peter Brandt, B<strong>und</strong>esamt für Verbraucherschutz <strong>und</strong> Lebensmittelsicherheit (BVL),<br />

Mauerstraße 39<strong>–</strong>42, 10117 Berlin, Fax +01888 444 89999, Peter.Brandt@bvl.b<strong>und</strong>.de<br />

Schlüsselwörter: <strong>Kaffee</strong>, <strong>Kakao</strong>, <strong>Tee</strong>.<br />

Zusammenfassung: Um Auskunft über die <strong>wirtschaftliche</strong> <strong>Bedeutung</strong><br />

<strong>von</strong> <strong>Kaffee</strong>, <strong>Tee</strong> <strong>und</strong> <strong>Kakao</strong> zu geben, werden in diesem<br />

Mini-Review u. a. aktuelle Angaben zur weltweiten Produktion<br />

dieser drei „Exoten“ gemacht (Menge <strong>und</strong> Herkunftsländer), die<br />

jeweiligen Import-Anteile der Produktionsländer nach Deutschland<br />

(bzw. in die EU) benannt, der Pro-Kopf-Verbrauch an <strong>Kaffee</strong>,<br />

<strong>Tee</strong> oder <strong>Kakao</strong> in Deutschland mit dem anderer Staaten verglichen<br />

<strong>und</strong> <strong>–</strong> sofern möglich <strong>–</strong> Einblick gegeben in die Entwicklung<br />

<strong>von</strong> weltweitem Angebot <strong>und</strong> Nachfrage <strong>und</strong> die damit verb<strong>und</strong>ene<br />

Preisentwicklung in den vergangenen Jahren.<br />

1. Einleitung<br />

Vermutlich wird es nur wenigen in den Sinn kommen, danach<br />

zu fragen, welche <strong>wirtschaftliche</strong> <strong>Bedeutung</strong> den drei „Exoten“<br />

<strong>Kaffee</strong>, <strong>Tee</strong> oder <strong>Kakao</strong> eigentlich in Deutschland zukommt,<br />

wenn sie gerade mit Wohlbehagen den ersten Schluck heißen<br />

<strong>Kaffee</strong>s, <strong>Tee</strong>s oder Schokolade (hoffentlich) genießen. Da <strong>Kaffee</strong>,<br />

<strong>Tee</strong> <strong>und</strong> <strong>Kakao</strong> schon seit etlichen Jahrzehnten jedermann<br />

verfügbar sind, ist der in der Vergangenheit ihnen anhängende<br />

Ruch des Elitären längst verflogen. <strong>Die</strong> derzeit große<br />

Anzahl <strong>von</strong> neu etablierten Coffee-Shops wie auch die ersten<br />

Versuche, in der Gastronomie Gerichte anzubieten, die mit <strong>Kakao</strong>-Zusätzen<br />

besondere Geschmackserfahrungen vermitteln<br />

sollen, könnten jedenfalls den Verbrauchern Anlass zu der Vermutung<br />

geben, dass die verstärkte Nachfrage nach diesen drei<br />

„Exoten“ wirtschaftlich doch <strong>von</strong> nicht so geringem Interesse<br />

sein könnte. Dazu sollen im Folgenden einige Hinweise gegeben<br />

werden.<br />

Eingegangen: 2. Juli 2007<br />

Online First: 22. September 2007<br />

2. <strong>Kaffee</strong><br />

Während der letzten zehn Jahre ist die Nachfrage nach Rohkaffee<br />

weltweit um 18 % gestiegen, <strong>und</strong> zwar <strong>von</strong> etwa 100,000,000<br />

Sack Rohkaffee 1 im Jahr 1996 auf r<strong>und</strong> 118,000,000 Sack Rohkaffee<br />

im Jahr 2006 (Abb. 1). Zwar ist die Produktion <strong>von</strong> Rohkaffee<br />

in demselben Zeitraum <strong>von</strong> 97.700.000 Sack im Jahr 1996 auf<br />

122,000,000 Sack im Jahr 2006 um etwa 25 % gestiegen, jedoch<br />

nahm diese Steigerung <strong>eine</strong>n uneinheitlichen Verlauf. So war<br />

in den Jahren 1999, 2000 <strong>und</strong> 2002 <strong>eine</strong> weit über die Nachfrage<br />

nach Rohkaffee hinausgehende Rohkaffee-Produktion<br />

zu verzeichnen (mehr als 10,000,000 Sack), in den Jahren 2003<br />

<strong>und</strong> 2005 war dagegen die Nachfrage nach Rohkaffee höher<br />

als s<strong>eine</strong> weltweite Produktion.<br />

Bei <strong>eine</strong>m so komplexen Vorgang wie u. a. dem <strong>von</strong> den<br />

Naturgewalten abhängigen Ertrag des <strong>Kaffee</strong>anbaus in den<br />

jeweiligen Jahren <strong>und</strong> den verschiedenen Regionen weltweit,<br />

den <strong>wirtschaftliche</strong>n Interessen der Export- <strong>und</strong> Importstaaten<br />

bzw. der in ihnen auf diesem <strong>wirtschaftliche</strong>n Feld agierenden<br />

Firmen kann hier k<strong>eine</strong> Klärung dieser Diskrepanz zwischen<br />

Produktionsvolumen an Rohkaffee <strong>und</strong> Nachfrage nach ihm in<br />

den vergangenen zehn Jahren erwartet werden. Als Ergebnis<br />

dieser zehnjährigen Entwicklung kann jedoch zumindest darauf<br />

hingewiesen werden, dass die Lagerbestände an Rohkaffee<br />

in den Importländern mit 18,900,000 Sack im Jahr 2006/2007<br />

auf <strong>eine</strong>n Tiefstand abgesackt sind (Tab. 1).<br />

<strong>Die</strong>ses auf vielerlei Gründen beruhende Wechselspiel zwischen<br />

weltweiter Nachfrage nach <strong>und</strong> weltweitem Angebot<br />

<strong>von</strong> Rohkaffee spiegelt sich selbstverständlich auch in der<br />

Preisentwicklung für die relevanten <strong>Kaffee</strong>sorten wieder. So<br />

scheint zumindest der Preiseinbruch sowohl für „Other Mild<br />

Arabicas“ als auch „Robustas“ in den Jahren 1999 <strong>und</strong> 2000<br />

1 Es ist in der <strong>Kaffee</strong>branche üblich, Mengenangaben in der Maßeinheit „Sack“<br />

anzugeben, wobei ein „Sack“ 60 kg Rohkaffee entspricht.


394<br />

P. Brandt<br />

Menge (Mill. Sack)<br />

140<br />

120<br />

100<br />

80<br />

60<br />

40<br />

20<br />

0<br />

1996<br />

1997<br />

1998<br />

1999<br />

2000<br />

2001<br />

Jahr<br />

2002<br />

2003<br />

2004<br />

2005<br />

2006<br />

Abb. 1 Übersicht über die <strong>Kaffee</strong>produktion (weiße Kreise) <strong>und</strong> <strong>Kaffee</strong>nachfrage<br />

(schwarze Quadrate) weltweit im Zeitraum <strong>von</strong> 1996 bis<br />

2006 (Angaben in Millionen Sack à 60 kg; Quelle: ICO).<br />

ICO-Rohkaffeepreis (in US-cts/lb)<br />

250<br />

200<br />

150<br />

100<br />

50<br />

0<br />

1985 1988 1991 1994 1997 2000 2003 2006<br />

Jahr<br />

Abb. 2 ICO-Rohkaffeepreise (in US-cts/lb) im Zeitraum <strong>von</strong> 1985 bis März<br />

2007 (gewichtete Durchschnitte für „other mild Arabicas“[weiße Kreise]<br />

<strong>und</strong> Robustas [schwarze Quadrate] (Quelle: ICO).<br />

sowie 2003 mit dem damaligen Überangebot an Rohkaffee zu<br />

korrespondieren (Abb. 2). Es ist sicher verfrüht, unter diesen<br />

Prämissen auch die derzeitige Preisentwicklung für Rohkaffee<br />

aus Sicht der Verbraucher erahnen zu wollen.<br />

An dieser Stelle ist es notwendig noch einmal darauf hinzuweisen,<br />

dass die Gestaltung des „<strong>Kaffee</strong>preises“ <strong>von</strong> <strong>eine</strong>r<br />

Tab. 1 Rohkaffeeangebot (Angaben in Millionen Sack à 60 kg) weltweit in<br />

den Jahren 2004 bis 2007 (Quelle: ICO).<br />

„<strong>Kaffee</strong>jahr“ 2004/2005 2005/2006 2006/2007<br />

Gesamt-Ernte 117,4 111,1 122,1<br />

Konsum in den Produktionsländern<br />

29,9 31,1 31.6<br />

Exportfähige Produktion 88,4 80,2 90,5<br />

Lageranfangsbestände in ICO-<br />

Exportländern<br />

29,3 27,5 18,9<br />

Tab. 2 Vergleich der Import-Mengen an Rohkaffee (in 1000 Sack à 60 kg)<br />

der EU mit denen <strong>von</strong> USA, Japan, Schweiz <strong>und</strong> Norwegen in dem Zeitraum<br />

<strong>von</strong> 2003 bis 2006 (Quelle: ICO).<br />

„<strong>Kaffee</strong>jahr“ 2003/2004 2004/2005 2005/2006<br />

EU 38.578 37.515 38.155<br />

USA 20.077 20.456 20.445<br />

Japan 7.135 7.619 7.271<br />

Schweiz 707 1.050 891<br />

Norwegen 700 766 679<br />

Vielzahl <strong>von</strong> Faktoren abhängig ist <strong>und</strong> es den „<strong>Kaffee</strong>preis“<br />

somit nicht gibt. Vielmehr ermittelt die Internationale <strong>Kaffee</strong>organisation<br />

(ICO) in London zu diesem Zweck <strong>eine</strong> Indikatorpreis<br />

(Composite Indicator Price), der sich aus den Preisen für<br />

die an den verschiedenen <strong>Kaffee</strong>börsen der Welt am häufigsten<br />

gehandelten Qualitäten ergibt, <strong>und</strong> ermittelt daraus <strong>eine</strong>n<br />

gewichteten Durchschnittspreis. In diesen gewichteten Durchschnittspreis<br />

fließen Notierungen für unterschiedliche Qualitäten<br />

aus verschiedenen Anbauländern mit ein.<br />

Im internationalen Vergleich hat der EU-Binnenmarkt<br />

in den Jahren 2005/2006 die größte Menge an Rohkaffee importiert<br />

(38,155,000 Sack) <strong>und</strong> damit im Vergleich zum Vorjahr<br />

die Importrate um knapp 2 % gesteigert (Tab. 2); die USA<br />

(20,445,000 Sack) <strong>und</strong> Japan (7,271,000 Sack) folgen erst mit<br />

großem Abstand. Im europäischen Vergleich liegt die B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland mit <strong>eine</strong>r Einfuhr <strong>von</strong> über 8,000,000<br />

Sack Rohkaffee an der Spitze <strong>und</strong> importiert damit mehr Rohkaffee<br />

als die EU-Mitgliedsstaaten Frankreich, Italien <strong>und</strong> Spanien<br />

zusammen.<br />

Dem entspricht in k<strong>eine</strong>r Weise der Pro-Kopf-Verbrauch an<br />

<strong>Kaffee</strong> in Deutschland. Bei <strong>eine</strong>m statistischen Vergleich unter<br />

dieser Bezugsgröße liegen die skandinavischen Länder eindeutig<br />

in der Spitzengruppe (Abb. 3). Mit <strong>eine</strong>m Pro-Kopf-Verbrauch<br />

<strong>von</strong> 6,2 kg Rohkaffee befindet sich die B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland unter den ersten zehn; damit ist der <strong>Kaffee</strong>konsum<br />

in Deutschland allerdings höher als in Italien, Frankreich<br />

oder Spanien.<br />

Von einigem Interesse kann an dieser Stelle sein, welche<br />

Staaten Rohkaffee nach Deutschland exportieren (Abb. 4). An<br />

erster Stelle ist dabei Brasilien zu nennen (28,47 %), gefolgt <strong>von</strong><br />

Vietnam (18,8 %) sowie Kolumbien (9,16 %), Peru (7,48 %) <strong>und</strong> Indonesien<br />

(6,19 %).


Türkei<br />

Ungarn<br />

Australien<br />

Japan<br />

Malta<br />

Slowakei<br />

USA<br />

Spanien<br />

Lettland<br />

Portugal<br />

Griechenland<br />

Zypern<br />

Frankreich<br />

Niederlande<br />

Kanada<br />

Italien<br />

Deutschland<br />

Belgien/Luxemburg<br />

Schweden-<br />

Österreich<br />

Dänemark<br />

Schweiz<br />

Norwegen<br />

Finnland<br />

0 2 4 6 8 10 12 14<br />

Abb. 3 Pro-Kopf-Verbrauch (in kg Rohkaffee) in ausgewählten Ländern<br />

in den Jahren 2004 (weiße Balken) <strong>und</strong> 2005 (schwarze Balken) (Quelle:<br />

ICO, Deutscher <strong>Kaffee</strong>verband).<br />

Indien<br />

2%<br />

Papua-<br />

Neuguinea<br />

2%<br />

El Salvador<br />

3%<br />

Äthiopien<br />

4%<br />

Honduras<br />

6%<br />

Guatemala<br />

2%<br />

Uganda<br />

2%<br />

Peru<br />

8%<br />

Indonesien<br />

6%<br />

Abb. 4 Prozentualer Anteil der nach Deutschland Rohkaffee exportierenden<br />

Staaten im Jahr 2006; die Rohkaffee-Einfuhr nach Deutschland<br />

betrug 16,676,234 Säcke (Menge pro Sack 60 kg) (Quelle: Statistisches<br />

B<strong>und</strong>esamt).<br />

(kg)<br />

Kenia<br />

1%<br />

Kolumbien<br />

9%<br />

Costa Rica<br />

1%<br />

Sonstige<br />

5%<br />

Brasilien<br />

30%<br />

Vietnam<br />

19%<br />

Sonstige<br />

asiatische<br />

Länder<br />

4%<br />

Afrika<br />

6%<br />

<strong>Die</strong> <strong>wirtschaftliche</strong> <strong>Bedeutung</strong> <strong>von</strong> <strong>Kaffee</strong>, <strong>Tee</strong> <strong>und</strong> <strong>Kakao</strong> 395<br />

Abb. 5 Prozentualer Anteil der nach Deutschland <strong>Tee</strong> exportierenden<br />

Staaten im Jahr 2005; die <strong>Tee</strong>-Einfuhr nach Deutschland betrug 41,691,4 t.<br />

Südamerika = Argentinien, Brasilien, Chile, Ecuador, Peru, Venezuela; Afrika<br />

= Bur<strong>und</strong>i, Ghana, Kenia, Sierra Leone, Simbabwe, Süd-Afrika, Tansania,<br />

Togo Ruanda; Sonstige asiatische Länder = Bangladesch, Hongkong, Iran,<br />

Japan, Malaysia, Nepal, Repl. Korea, Singapur, Taiwan, Thailand, Türkei;<br />

Eu-Importe = Belgien, Dänemark, Frankreich, Großbritannien, Italien,<br />

Niederlande, Österreich;(Quelle: Statistisches B<strong>und</strong>esamt).<br />

Der Pro-Kopf-Verbrauch an <strong>Kaffee</strong> in Deutschland zeigt<br />

während des Zeitraums <strong>von</strong> 1953 bis 2005 <strong>eine</strong> interessante<br />

Entwicklung. Lag er im Jahr 1953 noch bei 1,5 kg Rohkaffee pro<br />

Kopf, so stieg er auf den bisherigen Höchststand <strong>von</strong> 7, 9 kg<br />

Rohkaffee pro Kopf in den Jahren 1987 bis 1989 <strong>und</strong> ging dann<br />

langsam zurück auf 6,2 kg Rohkaffee pro Kopf im Jahr 2006.<br />

Dabei entfielen im Jahr 2006 auf dem Röstkaffeemarkt 54 %<br />

auf den klassischen koffeinhaltigen Röstkaffee, 18 % auf den<br />

entkoffeinierten Röstkaffee <strong>und</strong> 20 % auf mild behandelte bzw.<br />

naturmilde Sorten.<br />

3. <strong>Tee</strong><br />

EU-Importe<br />

4%<br />

Südamerika<br />

7%<br />

Vietnam<br />

8%<br />

Georgien,<br />

Russland,<br />

Ukraine<br />

2%<br />

Papua-<br />

Neuguinea<br />

1%<br />

Sri Lanka<br />

13%<br />

Sonstige<br />

2%<br />

Indien<br />

15%<br />

China<br />

20%<br />

Indonesien<br />

18%<br />

In diesem Abschnitt soll nur <strong>von</strong> dem „echten <strong>Tee</strong>“, <strong>von</strong> Camellia<br />

sinensis, die Rede sein; hierzu gehören schwarzer <strong>und</strong><br />

grüner <strong>Tee</strong>. Im Jahr 2005 wurden über 18,000 t <strong>Tee</strong> in Deutschland<br />

verkauft. Somit hat jeder B<strong>und</strong>esbürger durchschnittlich<br />

in diesem Jahr knapp 25,5 Liter getrunken. Allerdings gibt es<br />

beim <strong>Tee</strong>konsum regional große Unterschiede: der Pro-Kopf-<br />

Verzehr liegt in Ostfriesland bei 288 Liter <strong>Tee</strong> pro Jahr. Im weltweiten<br />

Vergleich liegt damit Ostfriesland auf dem 4. Platz hinter<br />

Irland (328 Liter <strong>Tee</strong> pro Jahr).<br />

Im Jahr 2005 importierte Deutschland 41,961,4 t <strong>Tee</strong>. Da<strong>von</strong><br />

stammten 74 % aus nur fünf Staaten: China (20 %), Indonesien<br />

(18 %), Indien (15 %), Sri Lanka (13 %) <strong>und</strong> Vietnam (8 %). <strong>Die</strong> restlichen<br />

26 % wurden aus mehr als 30 Staaten importiert (Abb.<br />

5). <strong>Die</strong>se Rangfolge der nach Deutschland <strong>Tee</strong> exportierenden<br />

Staaten stimmt nicht überein mit der der fünf wichtigsten <strong>Tee</strong><br />

produzierenden Länder Indien, China, Sri Lanka, Kenia <strong>und</strong><br />

Indonesien (Abb. 6). Im Hinblick auf den <strong>Tee</strong>-Export liegen allerdings<br />

<strong>–</strong> aufgr<strong>und</strong> des im Verhältnis zur <strong>Tee</strong>produktion nied-


396<br />

P. Brandt<br />

Indonesien<br />

Tausend<br />

Kenia<br />

Sri Lanka<br />

China<br />

Indien<br />

Abb. 6 <strong>Tee</strong>produktion (gesamter Balken) <strong>und</strong> <strong>Tee</strong>export (weißer Balkenanteil)<br />

der fünf wichtigsten Erzeugerländer im Jahr 2005 (Quelle: Annual<br />

Bulletin of Statistics, International Tea Committee, London 2005).<br />

50,00<br />

45,00<br />

40,00<br />

35,00<br />

30,00<br />

25,00<br />

20,00<br />

15,00<br />

10,00<br />

5,00<br />

0,00<br />

0 200.000 400.000 600.000 800.000 1.000.000<br />

(t)<br />

2001 2002 2003<br />

Jahr<br />

2004 2005<br />

Abb. 7 Entwicklung des deutsches <strong>Tee</strong>marktes in den Jahren 2001 bis<br />

2005; Import = Rhomben; Export = Quadrate; Inlandsverfügbarkeit =<br />

Dreiecke; alle Mengenangaben in Tonnen (Quelle: Statistisches B<strong>und</strong>esamt).<br />

rigen Eigenverbrauchs <strong>–</strong> <strong>von</strong> diesen fünf Staaten Kenia <strong>und</strong> Sri<br />

Lanka auf den ersten Plätzen. Den ersten Platz als <strong>Tee</strong>-Exporteur<br />

hält nach wie vor Kenia: Von 328,584 t <strong>Tee</strong> gelangte mit<br />

fast 314,559 t <strong>Tee</strong> fast die gesamte Ernte auf den Weltmarkt.<br />

Auf dem deutschen <strong>Tee</strong>markt sind in den Jahren 2004 <strong>und</strong><br />

2005 fast gleich hohe Importmengen an <strong>Tee</strong> zu verzeichnen<br />

(43.403,2 t bzw. 41.691,4 t) (Tab. 3); da<strong>von</strong> wurde aber jeweils<br />

etwa die Hälfte weiter verarbeitet <strong>und</strong> exportiert (21.637,0 t<br />

bzw. 22.127,3 t). Daraus ergibt sich für das Jahr 2004 <strong>eine</strong> Inlandsverfügbarkeit<br />

<strong>von</strong> 21.766,2 t <strong>Tee</strong> <strong>und</strong> für das Jahr 2005<br />

<strong>eine</strong> <strong>von</strong> 19.564,1 t. <strong>Die</strong> in Tabelle 3 erkennbaren Diskrepanzen<br />

zwischen den Mengenangaben für die Inlandsverfügbarkeit<br />

<strong>und</strong> für den Eigenverbrauch erklären sich nach Aussage des<br />

<strong>Tee</strong>verbandes aus zum Jahreswechsel vorhandenen <strong>und</strong> damit<br />

im Verbrauch noch nicht erfassten Lagerbeständen.<br />

Wichtigste Einkaufsquelle für <strong>Tee</strong> blieb in Deutschland im<br />

Jahr 2006 der klassische Lebensmittel-Einzelhandel mit <strong>eine</strong>m<br />

Tab. 3 Deutscher <strong>Tee</strong>markt: Importe <strong>und</strong> Exporte Deutschlands in den<br />

Jahren 2004 <strong>und</strong> 2005 (Quelle: Deutscher <strong>Tee</strong>verband e.V.).<br />

Elfenbeinküste<br />

Abb. 8 Produktion <strong>von</strong> Rohkakao im weltweiten Vergleich (Berichtszeitraum<br />

1. Oktober 2005 bis 30. September 2006; Quelle: ICCO <strong>und</strong> B<strong>und</strong>esverband<br />

der Deutschen Süßwarenindustrie e.V.).<br />

Marktanteil <strong>von</strong> 41,8 % (7562 t), gefolgt <strong>von</strong> den <strong>Tee</strong>-Fachgeschäften<br />

mit <strong>eine</strong>m Marktanteil <strong>von</strong> 18,1 % (3274 t). <strong>Die</strong> Discounter<br />

belegen mit <strong>eine</strong>m Marktanteil <strong>von</strong> 18 % (3256 t) den dritten<br />

Platz. Mit Vorrang wurde immer noch Schwarztee gekauft<br />

(77 %), wenn auch der Grüntee im Vergleich zu 2004 um 4 %<br />

(jetzt 23 %) zugelegt hat.<br />

4. <strong>Kakao</strong><br />

Sonstige<br />

Mexiko<br />

Kolumbien<br />

Dominik. Republik<br />

Papua-Neuguinea<br />

Togo<br />

Ekuador<br />

Brasilien<br />

Kamerun<br />

Nigeria<br />

Indonesien<br />

Ghana<br />

2004 2005<br />

Einfuhren nach Deutschland insgesamt 43.403,2 t 41.691,4 t<br />

Ausfuhren aus Deutschland insgesamt 21.637,0 t 22.127,3 t<br />

Inlandsverfügbarkeit insgesamt 21.766,2 t 19.564,1 t<br />

Eigenverbrauch insgesamt 17.912,0 t 18.091,0 t<br />

0 500 1.000 1.500<br />

Menge (1.000 t)<br />

Im weltweiten Vergleich der Produktion <strong>von</strong> Rohkakao lag<br />

die Elfenbeinküste im Jahr 2006 mit 1,408,000 t an erster Stelle<br />

(Abb. 8). Ghana (741,000 t) <strong>und</strong> Indonesien (500,000 t) folgten<br />

deutlich abgesetzt auf den Plätzen 2 <strong>und</strong> 3.<br />

<strong>Die</strong>se Rangfolge spiegelte sich nicht in der der Rohkakao<br />

nach Deutschland exportierenden Staaten wieder (Abb. 9).<br />

Zwar stand die Elfenbeinküste mit <strong>eine</strong>m Rohkakao-Export<br />

<strong>von</strong> 147,400 t wieder an erster Stelle, wurde aber gefolgt <strong>von</strong><br />

Ghana mit 36,100 t, Nigeria mit 36,900 t, Togo mit 24,400 t <strong>und</strong><br />

Ekuador mit 15,000 t.


Togo (24,4)<br />

Guinea (5,3)<br />

Nigeria (36,9)<br />

Ekuador (15,2)<br />

Sierra Leone<br />

(6,2)<br />

Sonstige (6,1)<br />

Uganda (3,6)<br />

Ghana (36,1) Papua-<br />

Neuguinea (2)<br />

Elfenbeinküste<br />

(147,4)<br />

Abb. 9 Länder, die im Jahr 2006 insgesamt 282,100 t Rohkakao nach<br />

Deutschland exportiert haben (Nettoimporte in 1000 t; Quelle: ICCO <strong>und</strong><br />

B<strong>und</strong>esverband der Deutschen Süßwarenindustrie e.V.).<br />

Türkei<br />

Singapur<br />

Russische Förderation<br />

Spanien<br />

Ghana<br />

Indonesien<br />

Großbritannien<br />

Frankreich<br />

Brasilien<br />

Malaysia<br />

Deutschland<br />

Elfenbeinküste<br />

USA<br />

Niederlande<br />

0 100 200 300 400 500<br />

Abb. 10 Verarbeitung <strong>von</strong> Rohkakao im weltweiten Vergleich (Angaben<br />

für 2005/2006 in 1000 t; Quelle: ICCO <strong>und</strong> B<strong>und</strong>esverband der Deutschen<br />

Süßwarenindustrie e.V.).<br />

Eine völlig andere Rangordnung ergibt sich, wenn man als<br />

Bezugsgröße die Verarbeitung <strong>von</strong> Rohkakao wählt. Danach<br />

lag im Jahr 2006 die Niederlande mit der Verarbeitung <strong>von</strong><br />

460,000 t Rohkakao weltweit auf Platz 1, gefolgt <strong>von</strong> den USA<br />

mit 432,000 t (Abb. 10). Immerhin folgte danach die Elfenbeinküste<br />

<strong>–</strong> mit <strong>eine</strong>r Produktion <strong>von</strong> 1,408,000 t Rohkakao weltweit<br />

an erster Stelle liegend (Abb. 8) <strong>–</strong> im Hinblick auf die Verarbei-<br />

Menge (in 1.000 t)<br />

4.000<br />

3.500<br />

3.000<br />

2.500<br />

2.000<br />

1.500<br />

1.000<br />

500<br />

0<br />

<strong>Die</strong> <strong>wirtschaftliche</strong> <strong>Bedeutung</strong> <strong>von</strong> <strong>Kaffee</strong>, <strong>Tee</strong> <strong>und</strong> <strong>Kakao</strong> 397<br />

1960/61<br />

1965/66<br />

1970/71<br />

1975/76<br />

1980/81<br />

1985/86<br />

1990/91<br />

1995/96<br />

2000/01<br />

2005/2006<br />

Jahr<br />

2500<br />

2000<br />

1500<br />

1000<br />

Abb. 11 Graphische Darstellung der <strong>Kakao</strong>-Produktion (schwarze Säulen),<br />

der <strong>Kakao</strong>-Verarbeitung (weiße Säulen) sowie der Entwicklung des<br />

<strong>Kakao</strong>-Preises (schwarze Linie mit weißen Quadraten) im Zeitraum <strong>von</strong><br />

1960 bis 2006 (Angaben in 1000 t <strong>und</strong> $/Tonne; Quelle: ICCO <strong>und</strong> B<strong>und</strong>esverband<br />

der Deutschen Süßwarenindustrie e.V.).<br />

tung <strong>von</strong> Rohkakao mit 336,000 t an dritter Stelle, gefolgt <strong>von</strong><br />

Deutschland mit 302,000 t.<br />

<strong>Die</strong> vorliegenden Daten für die Entwicklung des <strong>Kakao</strong>-<br />

Preises im Zeitraum <strong>von</strong> 1961 bis 2006 lassen k<strong>eine</strong>n Einfluss<br />

auf die <strong>Kakao</strong>-Produktion bzw. die <strong>Kakao</strong>-Verarbeitung erkennen<br />

(Abb. 11). Während dieses Zeitraumes stieg die weltweite<br />

Menge an produziertem bzw. verarbeitetem <strong>Kakao</strong> <strong>von</strong> etwa<br />

1,100,000 t im Jahr 1961 fast kontinuierlich auf etwa 3,500,000 t<br />

im Jahr 2006. Auf diese Entwicklung scheint die Höhe des <strong>Kakao</strong>-Preises<br />

<strong>–</strong> wenn überhaupt <strong>–</strong> nur wenig Einfluss gehabt zu<br />

haben. Von anfänglichen etwa 500 US$/t in den Jahren 1961<strong>–</strong><br />

1971 stieg der <strong>Kakao</strong>-Preis in den Jahren 1976 bis 1986 auf etwa<br />

2000 US$/t <strong>und</strong> fiel danach wieder auf das Niveau <strong>von</strong> durchschnittlich<br />

1250 US$/t.<br />

Ein völlig anderes Bild ergibt sich, wenn der Pro-Kopf-Verbrauch<br />

an <strong>Kakao</strong>bohnen betrachtet wird. Bei dieser Bezugsgröße<br />

liegt die Schweiz mit <strong>eine</strong>m Pro-Kopf-Verbrauch <strong>von</strong><br />

5,1 kg pro Jahr an erster Stelle, gefolgt <strong>von</strong> Belgien (5,0 kg pro<br />

Jahr), Frankreich (4,0 kg pro Jahr) <strong>und</strong> Großbritannien (3,7 kg<br />

pro Jahr). Erst an 5. Stelle folgt Deutschland mit 3,4 kg pro Jahr<br />

(Abb. 12).<br />

Innerhalb <strong>von</strong> Deutschland ist für den Zeitraum <strong>von</strong> 2000<br />

bis 2006 ein nahezu kontinuierlicher Anstieg in der Produktion<br />

<strong>von</strong> Schokolade <strong>und</strong> Schokoladewaren zu verzeichnen gewesen<br />

(Abb. 13A). In der Produktion <strong>von</strong> kakaohaltigen Lebensmittelzubereitungen<br />

ergab sich in diesem Zeitraum allerdings<br />

ein uneinheitlicher Verlauf; mit <strong>eine</strong>r Menge <strong>von</strong> 583,979,000 t<br />

im Jahr 2000 fiel sie <strong>–</strong> mit <strong>eine</strong>m zwischenzeitlichen Hoch im<br />

Jahr 2004 mit 423,000,000 t <strong>–</strong> im Jahr 2006 auf 220,000,000 t<br />

(Abb. 13B). <strong>Die</strong> derzeitige Datenlage erlaubt es nicht, für diese<br />

Entwicklungen endgültige schlüssige Erklärungen zu liefern.<br />

500<br />

0<br />

<strong>Kakao</strong>-Preis (US$/Tonne)


398<br />

P. Brandt<br />

Russische Förderation<br />

Abb. 12 Graphische Darstellung des Pro-Kopf-Verbrauchs an <strong>Kakao</strong>bohnen<br />

im Zeitraum 2004/2005 (Angaben in Kilogramm;<br />

Quelle: http://www.infozentrum-schoko.de).<br />

5. Ausblick<br />

China<br />

Brasilien<br />

Japan<br />

Kroatien<br />

Polen<br />

Italien<br />

Niederlande<br />

Slowenien<br />

Australien<br />

USA<br />

Deutschland<br />

Großbritannien<br />

Frankreich<br />

Belgien<br />

Schweiz<br />

0 1 2 3 4 5 6<br />

Pro-Kopf-Verbrauch (kg)<br />

Es kann vermutet werden, dass die drei „Exoten“ <strong>Kaffee</strong>, <strong>Tee</strong><br />

<strong>und</strong> <strong>Kakao</strong> auch in Zukunft für die Verbraucherinnen <strong>und</strong> Verbraucher<br />

nicht ohne Interesse sein werden; allerdings kann<br />

aus heutiger Sicht nicht abgeschätzt werden, inwieweit die zukünftige<br />

<strong>wirtschaftliche</strong> Entwicklung weltweit <strong>und</strong> insbesondere<br />

in der EU infolge der Preisentwicklung für <strong>Kaffee</strong>, <strong>Tee</strong> <strong>und</strong><br />

<strong>Kakao</strong> Auswirkungen haben könnte auf die Nachfrage durch<br />

die Verbraucher. Aus heutiger Sicht wäre ihnen sicher zu wünschen,<br />

dass sie sich diesen Genuss weiterhin leisten können.<br />

A.<br />

Menge (t)<br />

B.<br />

Menge (t)<br />

1000000<br />

900000<br />

800000<br />

700000<br />

600000<br />

500000<br />

400000<br />

300000<br />

200000<br />

100000<br />

450000<br />

400000<br />

350000<br />

300000<br />

250000<br />

200000<br />

150000<br />

100000<br />

50000<br />

0<br />

0<br />

2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006<br />

Jahr<br />

2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006<br />

Jahr<br />

5000000<br />

4500000<br />

4000000<br />

3500000<br />

3000000<br />

2500000<br />

2000000<br />

1500000<br />

1000000<br />

500000<br />

Abb. 13 Produktion <strong>von</strong> Schokolade <strong>und</strong> Schokoladewaren (A) sowie kakaohaltigen<br />

Lebensmittelzubereitungen (B) in Deutschland im Zeitraum<br />

2000 bis 2006 (Quelle: Statistisches B<strong>und</strong>esamt/BDSI).<br />

6. Quellen<br />

To access this journal online:<br />

http://www.birkhauser.ch/JVL<br />

0<br />

1000000<br />

900000<br />

800000<br />

700000<br />

600000<br />

500000<br />

400000<br />

300000<br />

200000<br />

100000<br />

Annual Bulletin of Statistics, International Tea Committee, London,<br />

2005<br />

B<strong>und</strong>esverband der Deutschen Süßwarenindustrie e. V. (BDSI), Bonn<br />

Deutscher <strong>Kaffee</strong>verband, Hamburg <strong>und</strong> Bremen<br />

Deutscher <strong>Tee</strong>verband, Hamburg<br />

http://www.teeverband.de<br />

http://www.infozentrum-schoko.de<br />

ICCO (International Cacao Organization)<br />

ICO (Internationale <strong>Kaffee</strong>organisation)<br />

Statistisches B<strong>und</strong>esamt<br />

0<br />

Wert (in T €)<br />

Wert (in T €)

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