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Falkenstein, F., Eine Katastrophen-Theorie zum Beginn der

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<strong>Eine</strong> <strong>Katastrophen</strong>-<strong>Theorie</strong> <strong>zum</strong> <strong>Beginn</strong> <strong>der</strong> Urnenfel<strong>der</strong>zeit 561<br />

Die Argumente, mit denen die an die ägyptischen Sotis-Daten gebundene Chronologie in Frage gestellt<br />

wird, sprechen für eine Verkürzung <strong>der</strong> Zeitansätze. Selbst bei <strong>der</strong> als sicher geltenden Datierung <strong>der</strong> 20.<br />

Dynastie des Neuen Reiches und <strong>der</strong> Dritten Zwischenzeit, die dem hier behandelten Zeitabschnitt entsprechen,<br />

scheinen Spielräume von einigen Jahrzehnten durchaus denkbar. Bedauerlicherweise ist es aber nicht gelungen,<br />

alternative chronologische Anker zu fixieren, so daß von dieser Seite beim gegenwärtigen Forschungsstand keine<br />

Lösung zu erwarten ist.<br />

Die Erörterung <strong>der</strong> Chronologiefrage kann sich daher lediglich auf die Ergebnisse <strong>der</strong> naturwissenschaftlichen<br />

Datierungsmethoden in Mitteleuropa und Griechenland stützen. Neben <strong>der</strong> für diese Periode weniger<br />

zuverlässigen Radiokarbonmethode verdanken wir die sichersten absolutchronologischen Anhaltspunkte <strong>der</strong><br />

Dendrochronologie. Die nicht sehr zahlreichen kalibrierten Radiokarbondaten aus dem Ägäisraum stimmen auf<br />

den ersten Blick zwar grob mit <strong>der</strong> konventionellen Datierung überein, sie könnten aber genauso gut als Beleg<br />

für einen Übergang von SH IIIB zu SH IIIC einige Jahrzehnte nach 1200 v.Chr. herangezogen werden 62 •<br />

Zusammenfassend betrachtet sind die Radiokarbondaten aus Pylos, Mykene, Midea, Lefkandi und von an<strong>der</strong>en<br />

Plätzen für eine Feindatierung <strong>der</strong> ägäischen Spätbronzezeit gar nicht verwendbar. In einer <strong>der</strong> jüngsten Studien<br />

zu diesem Thema von St.W. Manning und B. Weninger wird anhand <strong>der</strong> umfangreichsten griechischen 14C­<br />

Datenserien aus Kastanas <strong>der</strong> Übergang von LH IIIB zu LH IIIC um 1225 v.Chr. festgeschrieben, ein Datum,<br />

das erfreulich gut mit <strong>der</strong> konventionellen Chronologievorstellung übereinstimmt. Überprüft man jedoch die<br />

Kalibration nach <strong>der</strong> Methode des 'wiggle matchings', stellt sich heraus, daß die Datierung <strong>der</strong> für unsere<br />

Thematik wichtigen Schicht 13 hypothetisch ist. Gemäß <strong>der</strong> Kalibrationskurve erstreckt sich <strong>der</strong> Datierungsspielraum<br />

<strong>der</strong> Schicht 13 über einen Zeitabschnitt von etwa 135 Jahren, nämlich von ca. 1260 v.Chr. bis 1125<br />

v.Chr. Zwar wird dieser Spielraum durch die Daten <strong>der</strong> nächstjüngeren Schicht 12 auf die Spanne vor 1160<br />

v.Chr. eingeschränkt, doch handelt es sich bei den Zeitansätzen prinzipiell um 'terrnini post quos'. Ginge man<br />

wie Manning und Weninger davon aus, daß das beprobte Holz 50±50 Jahre älter sei als <strong>der</strong> Befundzusammenhang,<br />

läge eine Fixierung des Übergangs Schicht 14a/Schicht 13 (SH IIIB/SH IIIC) um etwa 1159 v.Chr. noch<br />

im statistisch wahrscheinlichen Rahmen 63 •<br />

Wenig besser ist die Situation in Mitteleuropa. L. Sperber sah in seiner chronologischen Studie zur<br />

Urnenfel<strong>der</strong>kultur die 14C-Datenserie aus dem Padnal bei Savognin als Bestätigung für eine absolute Datierung<br />

<strong>der</strong> Stufengrenze Bz D-Ha Al kurz vor 1200 v.Chr. 64 Tatsächlich kann aber die Häufigkeitsverteilung <strong>der</strong><br />

recht ungenauen Radiokarbondaten ebensogut als Argument für einen Stufenwechsel einige Jahrzehnte nach 1200<br />

v. Chr. herangezogen werden. Auch die Dendrodaten zur Urnenfel<strong>der</strong>zeit schließen einen späten <strong>Beginn</strong> von<br />

Ha A um die Mitte des 12. Jahrhun<strong>der</strong>ts keinesfalls aus. Die ältesten urnenfel<strong>der</strong>zeitlichen Holzproben aus den<br />

Schweizer Seeufersiedlungen stammen aus <strong>der</strong> zweiten Hälfte des 11. Jahrhun<strong>der</strong>ts v.Chr. und dokumentieren<br />

die zögerliche Ablösung <strong>der</strong> Tonware vom Ha A2-Stil durch die Ha Bl-Formen 65 • Setzt man einen <strong>Beginn</strong> von<br />

Ha Al erst in den 50er Jahren des 12. Jahrhun<strong>der</strong>ts voraus, käme für die Dauer <strong>der</strong> gesamten Ha A-Periode<br />

immerhin noch ein Zeitraum von über 100 bis maximall50 Jahren in Betracht. Im Hinblick auf die Daten <strong>der</strong><br />

Dendrochronologie scheint eine zeitliche Verknüpfung <strong>der</strong> Stufengrenze Bz D-Ha Al mit dem Klimaeinbruch<br />

ab 1159 v.Chr. also durchaus vertretbar.<br />

Centuries ofDarkness: A Reply to Critics. Cambridge Arch. Journal1, 1991 , 127 ff.; K.A. Kitchen, Egyptian Chronology:<br />

Problem or Solution? Cambridge Arch. Journal1 , 1991 , 235 ff. ; A. Sherratt/S. Sherratt, Urnfield Reflections. Cambridge<br />

Arch. Journal 1, 1991, 247 ff.; Baillie (.1\nm. 3) 149 ff.<br />

62 St.W. Manning/B. Weninger, A Light in the Dark: Archaeological Wiggle Matehing and the Absolute Chronology<br />

of the Close of the Aegean Late Bronze Age. Antiquity 66, 1992, 654 Fig. 12.<br />

63 Ebd. 636 ff. Fig . 7-8.<br />

64 Sperber (Anm. 10) 138 f. Abb. 47; 47A.<br />

65 Rychner (Anm. 8).

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