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Geschichte des Hauses St. Dominikus mit Bilddokumentation

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Die <strong>Geschichte</strong> <strong>des</strong> ältesten Teiles der Klosteranlage in Sießen –<br />

<strong>des</strong> „<strong>Hauses</strong> <strong>St</strong>. <strong>Dominikus</strong>“ 1<br />

Mit dem ehemaligen Dominikanerinnenkloster Sießen verbinden Besucher zunächst die prächtige,<br />

im <strong>St</strong>il <strong>des</strong> 18. Jhd.s von den bekannten Brüdern <strong>Dominikus</strong> und Johann Baptist Zimmermann<br />

erbaute barocke Klosteranlage und die dazu gehörige Pfarrkirche <strong>St</strong>. Markus.<br />

Weithin unbekannt ist, dass ein noch heute gut erhaltenes und bewohntes Gebäude der<br />

Gesamtanlage in die Gründungszeit dieses Priorates, d.h. bis ins 13. Jhd. zurückreicht.<br />

750 Jahre Dominikanerinnen Kloster Sießen – das Jubiläum gibt Anlass, sich <strong>mit</strong> größerer<br />

Aufmerksamkeit diesem ältesten Gebäude zuzuwenden und anhand seiner <strong>Geschichte</strong> die der<br />

Dominikanerinnen von ihrer Gründung im 13. Jhd. an bis zur Säkularisation und Neubesiedelung<br />

durch die Kongregation der Franziskanerinnen von Sießen im 19. Jhd. nachzuzeichnen.<br />

Die Quellenlage für die <strong>Geschichte</strong> der Dominikanerinnen in Sießen ist nicht gerade als üppig zu<br />

bezeichnen. Einschlägige Quellen sind sehr verstreut und leider nur lückenhaft vorhanden, worin<br />

sich ein <strong>St</strong>ück Profan- und auch Archivgeschichte widerspiegelt.<br />

Im Klosterarchiv Sießen liegen vier Originalurkunden. 2 Weitere Urkunden befinden sich in der<br />

Sammlung „Württembergisches Urkundenbuch“ (WUB), weitere Hinweise in den „Württembergischen<br />

Regesten“ aus den <strong>St</strong>aatsarchiven <strong>St</strong>uttgart, Ludwigsburg und Sigmaringen, in welches<br />

ein Großteil <strong>des</strong> Bestan<strong>des</strong> aus dem ehemaligen Archiv in Obermarchtal eingegangen ist, daneben<br />

sind die Quellen in den Archiven der Erzdiözese Freiburg und <strong>des</strong> Bistums Rottenburg zu<br />

nennen, und im Blick auf die Aufhebung <strong>des</strong> Klosters vor allem die Quellen im Thurn & Taxischen<br />

Zentralarchiv in Regensburg.<br />

Hauptinformationsquelle für die Kloster- und Baugeschichte <strong>des</strong> Dominikanerinnenpriorats von<br />

1259–1803, bzw. 1828, ist eine Chronik aus dem 18./19. Jhd., 3 deren Verfasser bereits auf der<br />

Titelseite angeben, ältere Urkunden „bey Handen“ gehabt zu haben, die heute allerdings zum großen<br />

Teil nicht mehr auffindbar sind. 4<br />

Auch entsprechende Sekundärliteratur erschöpft sich bis in die Gegenwart hinein in mehr überblicksmäßigen<br />

Darstellungen, bei denen das hiesige Dominikanerinnenpriorat nur am Rande gestreift<br />

wird, da es eine eher sekundäre Rolle spielte (s. Literaturnachweis).<br />

So<strong>mit</strong> wird in der Arbeit ergänzend auf entsprechen<strong>des</strong> Sammlungsgut wie Pläne, Grund- und<br />

Aufrisse, Restaurierungsberichte und bildliche Darstellungen zurückgegriffen, was die Baugeschichte<br />

<strong>des</strong> „<strong>Hauses</strong> <strong>St</strong>. <strong>Dominikus</strong>“ in der dominikanischen Zeit betrifft. Ab Mitte <strong>des</strong> 19. Jhs, der<br />

franziskanischen Zeit, kann wiederum verstärkt auf eigentliches Schriftgut zurückgegriffen werden.<br />

Die <strong>Geschichte</strong> <strong>des</strong> <strong>Hauses</strong> <strong>St</strong>. <strong>Dominikus</strong> von 1259/60 – 1860<br />

Die dominikanische Zeit ab der Gründung bis zur Säkularisation<br />

Im hervorgehobenen Detail <strong>des</strong> Luftbil<strong>des</strong>, dem so genannten „Haus <strong>St</strong>. <strong>Dominikus</strong>“, 5 befand sich<br />

die ursprüngliche Kirche, die die Dominikanerinnen bei ihrem Einzug in Sießen neben anderen<br />

Gebäuden vorfanden. Das Anwesen war ihnen vom hier ansässigen Ritter <strong>St</strong>einmar von<br />

<strong>St</strong>rahlegg geschenkt worden. Dazu ist in der dominikanischen Chronik zu lesen:<br />

„1259 [am 9. April] haben die edle Ritter von <strong>St</strong>rahlenegg, nämlich Herr <strong>St</strong>einmar, samt seinen 3<br />

Söhnen Wolfart, <strong>St</strong>einmar und Friedrich von <strong>St</strong>rahlenegg obgedachten 6 Schwestern ihren<br />

adelichen Siz zu Sie-ßen, samt allen angehörigen Gütern, so keiner andern Obrigkeit oder<br />

1<br />

Die vorliegende Arbeit wurde 2009 als schriftliche Hausarbeit bei Herrn Dr. Christoph Schmider, Freiburg, im Rahmen<br />

einer Ausbildung zur kirchlichen Archivarin im „Volkersberger Kurs“ eingereicht;<br />

2<br />

Es handelt sich um die Bestätigung der Regelverleihung an Priorin und Convent („in minori conventu“) in Saulgau<br />

1295, die Inkorporationsurkunde von 1348 (zweimal vorhanden, für den Konvent und für die Pfarrei Sießen) und die<br />

Inkorporationsurkunde von 1447 (Inkorporation der Heratskircher Pfarrkirche in das Kloster Sießen)<br />

3<br />

Gründliche Beschreibung <strong>des</strong> Jungfräulichen Gotteshaus Süessen. Erster Ursprung Anfang, und <strong>St</strong>üfftung <strong>des</strong><br />

Closters und Gottshaußes Süeßen gudt im Constantzischen Bistumb gelegen nache bey der Österreichischen <strong>St</strong>att<br />

Saulgen Auß Alten Documenten, und bey Handen habenden authentischen Schrifften zusammen gezogen, 2 Teile;<br />

Teil I verfasst von P. Gebhard Kempf OP, Dominikaner <strong>des</strong> Konstanzer Konventes, Beichtvater der Klosterfrauen in<br />

Sießen von 1728-1730 (vgl. Tauf- und <strong>St</strong>erberegister der Pfarrei Sießen, Pfarrarchiv Sießen), + 1751; das Original der<br />

Chronik befindet sich im Thurn & Taxischen Zentralarchiv, Regensburg; im folgenden zitiert GB;<br />

4<br />

ABB. 2: GB, Titelseite;<br />

5<br />

Vgl. ABB. 1;<br />

1


Herrschaft unterworfen gewesen, frey, ledig und eigenthümlich, ohne alle Beschwerden, <strong>mit</strong><br />

Grund und Boden, auch das <strong>St</strong>ammhaus oder Schlösslein auf dem Briel zur beförderung der Ehre<br />

Gottes geschenket und übergeben.<br />

In eben diesem 1259ten Jahr hat <strong>St</strong>einmar der jüngere, <strong>mit</strong> Wissen und Verwilligung der Fürstin<br />

und Äbbtissin Mechtildis von Buchau das jus Patronatus, den Kirchensaz zu Sießen, samt aller<br />

zubeher und gerechtigkeit 6 , wie auch die Mühl im Ried, die Riede Mühl oder Heberles Mühl<br />

genannt, <strong>mit</strong> allem zubeher denen saulgauischen 6 Schwestern frey und ledig zu nuzen<br />

übergeben ... Diese gestifte Güter <strong>mit</strong> schönen feldern, wiesen, gärten und wäldern liegen um das<br />

kloster herum….“ 7<br />

Am 14. Mai 1260 siedelten sechs Schwestern der Saulgauer Sammlung nach Sießen um. 8 Was<br />

sie hier an Gütern und Gebäuden vorfanden und in welchem Zustand diese waren, wird in der<br />

genannten Chronik so beschrieben: „…ein grosses Haus <strong>mit</strong> 3 gaden 9 , in deren unden und<br />

oberen das Kornhaus, den <strong>mit</strong>tleren aber haben sie vor die Convent stuben gebraucht, und das<br />

Schlaffhaus darneben, <strong>des</strong>sen Aussehen waar gegen Saulgen hinab, darbey waren noch 4 kleine<br />

stüblein, deren sie sich in ihren übungen gebrauchten; obschon alles ganz ruinos und baufällig,<br />

auch übel zugericht, weilen die Edle Ritter disen orth nicht bewohnt, sonden allein einen Ambtman<br />

hierhero gesetzet, welcher in dem grossen haus ob dem Holtzgang sich aufgehalten, so wegen<br />

grosser baufälligkeith und unbrauchbarkeit ist abgebrochen worden (…).“<br />

Bisher nicht geklärt ist der weitere Verbleib <strong>des</strong> Saulgauer Konventes bzw. seine Beziehung zur<br />

neuen Gründung in Sießen. Es kann vermutet werden, dass die Neugründung in Sießen, ein<br />

Wunsch der ehemaligen Gattin <strong>des</strong> <strong>St</strong>ifters, Judintha, auf ihren bei der Scheidung rechtmäßig zurückgeforderten<br />

Gütern, personell zunächst <strong>mit</strong> Schwestern aus Saulgau getätigt wurde. Später<br />

könnte eine Vereinigung der beiden Konvente erfolgt sein – was jedoch Spekulation bleiben muß.<br />

Jedenfalls taucht der Konvent in Saulgau letztmals 1301 10 auf.<br />

Über die gestifteten Güter in Sießen ist weiter zu lesen: „Auch haben dise 6 ordens Schwesteren<br />

in dem Eintritt diser obbenandten <strong>St</strong>üfftung gefunden die Kirch, welche annoch 11 von den<br />

jnnwohnenden Klosterfrawen gebraucht wirdt, und in dem alten Platz und Situation dem dienst<br />

Gottes gewidmet...“<br />

Dieser Quelle zufolge bestand die „alte Kirch“ als solche noch in der Mitte <strong>des</strong> 18. Jhs. Sie war<br />

wohl im Rahmen <strong>des</strong> seit dem Früh<strong>mit</strong>telalter üblichen Eigenkirchenwesens von den Herren von<br />

<strong>St</strong>rahlegg zu Gottesdienst- und Andachtszwecken für deren hier wohnenden Amtmann <strong>mit</strong> Familie,<br />

das dazugehörende Gesinde und die hörigen Bauern <strong>des</strong> Umlan<strong>des</strong> gebaut und genutzt worden.<br />

Was den Patron der Ursprungskirche anbelangt, gibt das Hochaltarbild der jetzigen Pfarrkirche<br />

<strong>St</strong>. Markus, das aus der „alten Kirch“ übernommen wurde und so<strong>mit</strong> älteren Ursprunges als<br />

diese ist, einen Hinweis: die darauf sichtbare Figur <strong>des</strong> hl. Markus <strong>mit</strong> dem Attribut <strong>des</strong> Löwen<br />

lässt den Evangelisten auch für die ursprüngliche Kirche als Patron vermuten. 12<br />

6<br />

Dass es sich hierbei bereits um eine Pfarrkirche handelte, belegt auch die Pfarrchronik (Pfarrarchiv Sießen);<br />

7<br />

GB II, S. 1; WUB V, Nr. 1531, S. 297f.; eine Kopie von 1822 der lat. Gründungsurkunde befindet sich im Klosterarchiv,<br />

Sign. 01.03-9; <strong>des</strong> weiteren hält den <strong>St</strong>iftungsakt ein Ölgemälde von 1646 fest, Maler unbekannt, s. ABB. 3 <strong>mit</strong> Detail;<br />

8<br />

1251 hatte <strong>St</strong>einmar von <strong>St</strong>rahlegg <strong>mit</strong> seinen drei Söhnen seine Hofstätte <strong>mit</strong> Haus in Saulgau den bereits dort<br />

wohnenden Konventfrauen zueigen geschenkt – vgl. WUB IV, Nr. 1175, S. 243; s. auch WILTS, Andreas: Beginen im<br />

Bodenseeraum, Sigmaringen 1994, hier: S. 434f.; In einer päpstlichen Bestätigung werden sie 1320 „Schwestern <strong>des</strong><br />

kleinen convents zue saulgau“ genannt – GB I, S. 7; sie versprachen in einem Kapitelsbeschluss unter Vorsitz <strong>des</strong><br />

Priors von Konstanz, Heinrich von Lindau, nie mehr als maximal 30 Schwestern zu sein, ebda, S. 8; GB II; S. 3;<br />

9<br />

Der Begriff „gaden“ kann im Mhd vielerlei bedeuten: urspr. ahd. gadam „Raum“, „Gemach“, später auch<br />

„Geschoss“, so 1298 im österreichischen Landrecht belegt: „pauen … dar zwair gaden hoch ist“, Übers.<br />

Wikipedia;<br />

10<br />

Die Priorin <strong>des</strong> Konventes in Saulgau, Sr. Judenta von Hagnau, erklärt ei<strong>des</strong>stattlich für sich und ihre im folgenden<br />

benannten Schwestern, vor Jahren Besitzungen in Heghain bei Ertingen um 20 Mark Silber Konstanzer Gewichts an<br />

Kloster Salem verkauft zu haben, diesbezüglich jedoch keine Briefe zu besitzen; s. Codex Diplomaticus Sale<strong>mit</strong>anus,<br />

Bd. 1. S. 31;<br />

11<br />

„annoch“ bezieht sich auf die Entstehungszeit der Chronik „ Gründliche Beschreibung…“, zu Beginn <strong>des</strong> 18. Jhs;<br />

12<br />

ABB. 4: Das für die Barockisierung der „alten Kirch“ geschaffene Hochaltarbild war im II. Weltkrieg verschollen und<br />

wurde 1941 durch Zufall von Sr. Heimrada Kässer (+ 1969) auf der Kirchenbühne wieder gefunden und in der Barockkirche<br />

angebracht. - vgl. hierzu und zum Altarbild insgesamt: SATTLER, Manfred: Über das Hochaltarbild und<br />

seine Restaurierung, in: Festschrift zur Hochaltarweihe, Sießen 1988, S. 49-51. – vgl. ABB. 4.1: oberes Detail aus<br />

dem Hochaltarbild, Kloster- und Pfarrkirche <strong>St</strong>. Markus in Sießen; ABB 4.2: Detail der Klosteranlage;<br />

2


Auch der neu gegründete Konvent nannte sich „Convent zue <strong>St</strong>. Marxen“. Das Markuspatrozinium<br />

könnte ein Hinweis auf einen bereits früh<strong>mit</strong>telalterlichen Ursprung der Kirche sein. 13<br />

Am 06.02.1348 wurde diese Pfarrkirche vom Konstanzer Bischof Ulrich III. Pfefferhard (1347/48<br />

Bischof von Konstanz) dem Kloster Sießen inkorporiert. 14 Während im 13. Jh. nach Berichten der<br />

Chronik die Klosterfrauen in bitterster Armut leben und um das Lebensnotwendigste kämpfen<br />

mussten, 15 verbesserte sich ihre wirtschaftliche Lage im 14. Jhd: der Grundbesitz wurde umfangreicher<br />

durch Mitgiften der Ordensfrauen, Schenkungen und Erwerb von Besitzungen in nahezu<br />

allen umliegenden Ortschaften, 16 auch durch Weingärten in Markdorf, Überlingen und Immenstaad.<br />

1502 erwarb das Kloster sogar eine eigene Torkel (Kelter) in Markdorf. Un<strong>mit</strong>telbar in der<br />

Nähe <strong>des</strong> „Gottshauses“ befanden sich von Anfang an ein <strong>St</strong>einbruch, eine Mühle (die „Riedmühli,<br />

später Häberlesmühle) und später eine Ziegelei - Besitzungen, die im Laufe der Zeit einen<br />

gewissen Wohlstand ermöglichten oder einen solchen andeuten.<br />

Wenn im Restaurierungsbericht von 1994 eine Gotisierung der Kirche nachgewiesen wird, dürfte<br />

sie wohl am ehesten in der Zeit <strong>des</strong> wirtschaftlichen Aufstiegs, im 14. Jh. anzusetzen sein, denn in<br />

den folgenden Jahrhunderten änderte sich die ökonomische Lage <strong>des</strong> Klosters wiederum<br />

gravierend: es musste abermals große Schäden durch Kriege und Kriegslasten erleiden, <strong>des</strong> öfteren<br />

waren Soldaten im Kloster einquartiert, die alles, was ihnen unter die Hände kam, plünderten,<br />

raubten und vernichteten. Immer wieder, sogar in kurzen Abständen, waren die Klosterfrauen<br />

gezwungen, bis zu einem halben Jahr oder gar länger ihr Kloster zu verlassen, nach Saulgau,<br />

Überlingen und später auch Konstanz zu fliehen, um dann bei der Rückkehr das völlig verwahrloste<br />

Anwesen wieder notdürftig herzurichten und zu beziehen. Zu den Auswirkungen der<br />

damals „großen Politik“ 17 gesellte sich die Politik im Kleinen, d.h. schwere Repressalien durch die<br />

Schutzvögte, 18 gegen die sich der Konvent lange vergeblich zur Wehr zu setzen suchte und die<br />

finanziell kaum Spielraum zuließen, vor allem nicht für notwendige Instandsetzungen der in Mitleidenschaft<br />

gezogenen Gebäude – die Chronik weiß hiervon genug zu berichten. 19<br />

Den nächsten Hinweis im Zusammenhang <strong>mit</strong> der Kirche finden wir in der Chronik im Jahr 1683:<br />

In diesem Jahr wurde „die Kirch“ wegen „Dunckle und Älte“ von der damaligen Priorin Maria Dominica<br />

Baiz renoviert und <strong>mit</strong> neuen Altären und Altarblättern (1684/1685) ausgestattet. 20 Diese<br />

Frühbarockaltäre wurden später aus der alten in die neuerbaute, am 16. Mai 1733 vom<br />

Konstanzer Weihbischof Franz Anton zu Sirgenstein konsekrierte Pfarrkirche, erbaut von den<br />

Brüdern <strong>Dominikus</strong> und Johann Baptist Zimmermann, übernommen. 21 Der Zustand der alten<br />

Kirche erklärt sich wohl aus deren Alter und dem 1674 aus „Nachlässigkeit der Schreiner“<br />

erfolgten Brand <strong>des</strong> Klostergebäu<strong>des</strong>, welches direkt an die alte Kirche angebaut war und hierbei<br />

13 BINDER-ETTER, Elisabeth: „<strong>Geschichte</strong> der Kirche und ihrer Altäre“, in: Festschrift zur Altarweihe <strong>des</strong> neuen Hochaltars,<br />

Sießen 1988, S. 18-25; hier: S. 18; s. auch LThK Bd. 3, Freiburg 1995: das Kirchenpatrozinium <strong>St</strong>. Markus<br />

lässt auf eine spätrömische, bzw. frühe fränkische Entstehungszeit schließen; - vgl. auch ABB. 5 und ABB. 5.1;<br />

14 „Nachdeme dan, wie obgemeldt, denen klosterfrawen das jus patronatus, oder kirchsaz der kirch zue Süessen sambt<br />

aller zuogehörs, und gerechtigkeith von denen edlen stüfftern übergeben worden, ist solche pfarrkirch zue Süessen<br />

verewiget worden sambt allem ihrem einkomen dem tisch <strong>des</strong> gottshauses von Ualrico bischoffs zue Constanz anno<br />

1348“, GB I, S. 9; die Originale der Inkorporationsurkunde sowie eine Abschrift von 1822 befinden sich im Kloster-<br />

und Pfarrarchiv Sießen; Regesten hierzu im Erzbischöflichen Archiv Freiburg (Reg. Episc. Const. Nr. 1935) und im<br />

Diözesanarchiv Rottenburg;<br />

15 Um die ärgste Not zu lindern, schenkte die Äbtissin Mechtildis von Buchau, die auch Grundherrin von Saulgau war,<br />

dem Konvent zu Sießen die Güter zu Wagenhausen <strong>mit</strong> Äckern, Wiesen und Wäldern, „GB I, S. 6, II, S. 2; 1299<br />

schenkt die Äbtissin Adelheid von Buchau dem Konvent in Sießen den Hof Hausen, WUB XI, Nr. 5313, S. 291;<br />

16 So in Marbach, Ertingen und Herbertingen und auch in der entfernteren „Göge“ <strong>mit</strong> Hohentengen, Ölkofen und Völl-<br />

kofen, GB II, passim;<br />

17 Sießen lag an einer militärisch wichtigen Durchzugstraße sowohl im 30jährigen Krieg als auch in den Kämpfen <strong>des</strong><br />

spanischen Erbfolgekrieges zu Beginn <strong>des</strong> 18. Jhs;<br />

18 Seit 1452 die Reichserbtruchsessen von Waldburg-Scheer, die in der Folgezeit ihre Schutzherrschaft mehr zum<br />

Schaden als zum Nutzen <strong>des</strong> Klosters ausübten; GB I, S. 25;<br />

19 Kübler schreibt hierzu treffend in seiner Chronik: J. Kübler beurteilt das 16. Jhd. für das Kloster nach seiner Aktenkenntnis<br />

so: „Aus den bisherigen Ausführungen, […] kann man ersehen, wie der Schutzvogt seine <strong>St</strong>ellung dem<br />

Kloster gegenüber in einer Weise missbrauchte, dass man im Kloster an das Wort denken konnte: ‚Gott schütze mich<br />

vor meinen Freunden, vor meinen Feinden kann ich mich selbst schützen.“ In: J. Kübler, Chronik, S. 40;<br />

20 GB I, S. 4;<br />

21 1762/63 erhielt der Kirchenneubau neben dem Hochaltar auch eigene neue Nebenaltäre im damals üblichen Spätrokokostil:<br />

„1763 sind die Nebenaltär accordirt worden, samt der Kanzel. Zum Nuzen kamen, das man das altar Blat<br />

vom Hochaltar und S. Thomas brauchen konnte: nur das Blat auf Dominici altar musste neü gemacht werden für 70<br />

fl.“, GB II, S. 34 – Altarblatt <strong>des</strong> Thomas-Altars s. ABB. 6 und ABB. 6.1 (Detail);<br />

3


völlig ausbrannte. 22 Man darf wohl vermuten, dass die „Dunckle“, von der die Chronik spricht,<br />

nicht nur durch das Abbrennen von Kerzen bei liturgischen Feiern, sondern vor allem durch den<br />

eingedrungenen Rauch infolge <strong>des</strong> Bran<strong>des</strong> entstanden war. Mit dem Bau <strong>des</strong> neuen Klosters<br />

und der <strong>Dominikus</strong>-Zimmermann-Pfarrkirche <strong>St</strong>. Markus – einer weitblickenden und mutigen Tat<br />

der damaligen Priorin Frau Josepha Baiz 23 – war die alte Kirche als Kirche überflüssig geworden<br />

und erhielt eine neue Bestimmung: 1770/71 wurde in ihr eine Kornschütte eingebaut, dazu im<br />

untersten <strong>St</strong>ock drei Gewölbe,„Mägdstuben“ und eine „Milchkammer“ eingerichtet. 24 Zu diesem<br />

Zweck wurden die Fenster im Erdgeschoß herausgebrochen, wie an den unterschiedlichen<br />

Fensterstöcken noch heute zu sehen ist. Mit der Einrichtung der Schütte war das Einziehen von<br />

Böden notwendig, ebenso wohl auch das Zumauern der sieben gotischen Kirchenfenster auf den<br />

nach Süden gelegenen Längsseite <strong>des</strong> Kirchenschiffes. Ein auf den älteren Gemälden sichtbarer<br />

Dachreiter, der typisch für Saalkirchen der Bettelorden ist, verschwand, wie ein Foto von 1860<br />

belegt; 25 dadurch verlor das Haus nach außen hin seinen Charakter als Kirche und wurde zu<br />

einem mehrstöckigen Haus, geeignet für unterschiedliche Nutzungszwecke.<br />

Ein Aufriss aus dem beginnenden 19. Jh. zeigt die eingezogenen Kornschüttenböden und weitere<br />

bauliche Veränderungen, wie etwa den Einbau von Treppen, um in die einzelnen Etagen gelangen<br />

zu können. 26 Offensichtlich hat man hierbei auch den gesamten Dachstuhl erneuert, denn bei<br />

der Sanierung 1994-96 wurde ein Dachbalken entdeckt, in welchem die Jahreszahl 1771 (Abschluss<br />

der Umbauarbeiten) gut lesbar eingeritzt ist. 27 Bekanntlich „verewigten“ sich Handwerker<br />

nach Abschluss ihrer Arbeiten durch ihren eingravierten Namen oder eine entsprechende Jahreszahl.<br />

Die Notwendigkeit einer neuen Kornschütte lag auf der Hand, da die im alten Kloster vorhandene<br />

baufällig geworden war. 28 Überdies waren die Jahre um 1771ff. bestimmt von Missernten und<br />

Teuerung, sodass je<strong>des</strong> Körnchen Getreide sowohl für den eigenen Unterhalt als auch für die<br />

Speisung Armer und Hilfsbedürftiger notwendig gebraucht wurde. 29 Dass hierfür die „alte Kirch“<br />

genutzt wurde, dafür könnten vielleicht auch noch andere als rein pragmatische Überlegungen<br />

ausschlaggebend gewesen sein: wurde vormals eben hier das „eucharistische Brot“ verehrt und<br />

aufbewahrt, so könnte möglicherweise durch die Nutzung der Kirche als Kornschütte an eine<br />

symbolische Verbindung zwischen der Eucharistie und dem Nahrungs<strong>mit</strong>tel „Brot“ gedacht worden<br />

sein – für Ordensleute ein vielleicht nicht allzu abwegiger Gedanke.<br />

3.2. Das Haus <strong>St</strong>. <strong>Dominikus</strong> im Besitz der <strong>St</strong>an<strong>des</strong>herrschaft Thurn & Taxis und die<br />

Übernahme der Klosteranlage durch die Kongregation der Franziskanerinnen von<br />

(Oggelsbeuren-) Sießen<br />

Das Gebäude blieb Kornschütte über die Phase der Säkularisation hinweg und wurde als solche<br />

von den „neuen Herren“ Thurn & Taxis übernommen. Inwieweit diesen der ursprüngliche Zweck<br />

<strong>des</strong> „Kastengebäu<strong>des</strong>“ bekannt war, entzieht sich unserer Kenntnis. So<strong>mit</strong> kann auch nicht nach-<br />

22 GB II, S. 18;<br />

23 Die Kosten für Kloster und Kirche, die in der „GB II, S.26f. <strong>mit</strong> insgesamt ca. 35.000 fl. angegeben werden, erreichten<br />

offensichtlich die Grenzen <strong>des</strong> finanziell Leistbaren, sonst hätte man nicht die alten Altäre übernommen und mehrere<br />

Jahrzehnte <strong>mit</strong> der Neuausstattung gewartet. Frau Josepha Baiz konnte in ihrem Vorhaben <strong>mit</strong> der Unterstützung der<br />

Provinziale in Konstanz, Balthasar Mayr und Andreas Roth, rechnen (ebd. S. 24), überdies <strong>mit</strong> einer Vorleistung aus<br />

der Erbschaft ihres Bruders, Christoph Baiz, Bürgermeister von Ofen (Budapest), der bereits 1716 eine entsprechende<br />

Summe testamentarisch zugesagt hatte –s. Testamentsabschrift, Klosterarchiv, Sign. 01361; - Ein Bildnis<br />

der Priorin Josepha Baiz (+ 1734) existiert auf deren Totengedenktafel, s. ABB. 7;<br />

24 GB II, S. 35; die seinerzeit übliche feminine Namensform durch das Suffix „–in“ (Baizin) wurde aktualisiert;<br />

25 ABB 8;<br />

26 ABB 9;<br />

27 ABB 10;<br />

28 Die alte Schütte wurde bis auf den untersten <strong>St</strong>ock abgebrochen, Holz und <strong>St</strong>ein der alten Schütten für das „Herber-<br />

tinger Scheuerlein“ verwendet, GB II, S.35;<br />

29 „Auch hat man in diesem – [1]771 jahr wegen vorjährigen Misswachs, besonders der winterfrüchten, und starcker<br />

ausfuhr in die Schweiz, das viertl Korn im Monath Juny bezahlt <strong>mit</strong> 4 fl. 18 kr – das viertl Roggen 2 fl. 58 kr – Gersten<br />

2 fl. 30 kr – Erbsen 2 fl. 50 kr – haber 52 kr. - Bey dieser theuern zeit sind täglich gegen 500 arme personen in das<br />

Kloster kommen, denen man auch das lezte körnlein getraidt geben. - -- auch hat das Kloster um Futter zu schonen,<br />

weniger Schwein gemäst, einige verkauft, und einen wachthund abgeschaffet. Die Ernd ist zwar 1771 etwas besseres<br />

gewesen, doch wegen vorigem jahr noch theuer. --- auch wachst ano 70 und 71 sehr wenig wein, so das das Fuder<br />

wein vom besten auf 250 fl. gestiegen“, GB II, S. 36;<br />

4


gewiesen werden, ob die Kongregation der Franziskanerinnen von (Oggelsbeuren-) Sießen bei<br />

der Übernahme der Klosteranlage <strong>mit</strong> der <strong>Geschichte</strong> <strong>des</strong> Kastengebäu<strong>des</strong> vertraut war. Möglich<br />

wäre es, da noch zwei Dominikanerinnen aus dem ehemaligen Konvent die Übernahme <strong>des</strong><br />

Klosters erlebten, eine von ihnen sogar zwei Jahre den Neubeginn vor Ort <strong>mit</strong>bekam. 30<br />

Des Zusammenhanges wegen soll hier kurz auf die Entstehungsgeschichte der Kongregation der<br />

Franziskanerinnen von (Oggelsbeuren-) Sießen vor allem im Blick auf die Verlegung <strong>des</strong> Mutterhauses<br />

nach Sießen eingegangen werden: 31<br />

1853 suchte <strong>St</strong>adtpfarrer und Schulinspektor Josef Kuonz aus Dieterskirch, OA Ehingen/Donau,<br />

bei den Franziskanerinnen in Dillingen, Bayern, nach um Unterstützung bei der Gründung einer<br />

neuen Kongregation, die sich der „Bildung und Erziehung der weiblichen Jugend“ widmen sollte.<br />

Dieser Wunsch stieß in Dillingen auf offene Ohren, zumal seit Jahren Mädchen aus Württemberg<br />

nach Dillingen, also ins damalige „Ausland“, gehen mussten, um eine Schulbildung zu erhalten. 32<br />

Am 2. März 1854 zogen vier Dillinger Konventualinnen in Oggelsbeuren, OA Ehingen/Donau ein<br />

und begannen dort, zusammen <strong>mit</strong> drei württembergischen Kandidatinnen, sowohl klösterliches<br />

Leben als auch den ersten Schulunterricht <strong>mit</strong> Internat für bereits schulentlassene Mädchen.<br />

Schon 1855 gestaltete sich der Zustrom an eintrittswilligen Kandidatinnen und bildungshungrigen<br />

Mädchen so drängend, dass die noch junge Gemeinschaft daran dachte, das für ihren ersten Anfang<br />

in Oggelsbeuren hergerichtete ehemalige Franziskanerinnenkloster, 33 welches in der Josephinischen<br />

Reform 1787 aufgehoben und in der Säkularisation gleichfalls in den Besitz der <strong>St</strong>an<strong>des</strong>herrschaft<br />

von Thurn & Taxis übergegangen war, durch einen Anbau zu erweitern. Doch diese<br />

Überlegungen wurden bald verworfen, da abgebrochene Teile <strong>des</strong> alten Klosters sich für eine<br />

Erweiterung als völlig ungenügend erwiesen, und so bemühte man sich bereits 1856 um den<br />

Erwerb <strong>des</strong> ehemaligen Dominikanerinnenklosters in Sießen/OA Saulgau. Die Bemühungen waren<br />

letztlich erfolgreich, 34 so dass 28 Klosterfrauen und 30 „Zöglinge“ samt allem Personal am 24.<br />

Mai 1860 nach Sießen übersiedeln konnten.<br />

Zunächst gehörte die Kornschütte, der „Fruchtkasten“ oder das „Kastengebäude“, wie es in dieser<br />

Zeit genannt wurde, noch nicht zum Besitz der neuen Kongregation.1869 schrieb das fürstliche<br />

Rentamt die Versteigerung <strong>des</strong> „Kastengebäu<strong>des</strong>“ auf Abbruch aus 35 (wie schon 1857 die Kapellen<br />

<strong>St</strong>. Magdalena und <strong>St</strong>. Wendelin), was allerdings (glücklicherweise) nicht erfolgte. Die<br />

Tatsache, dass das Kastengebäude von den <strong>St</strong>an<strong>des</strong>herren von Thurn & Taxis zum Abbruch<br />

freigegeben wurde, lässt zwei Schlüsse zu: entweder wusste man nichts über die historische<br />

30<br />

Es sind dies die beiden Dominikanerinnen Martha Frotzner (+ 10.05.1860) und Agatha Walser (+ 06.10.1862); bei<strong>des</strong><br />

Laienschwestern, die 1826, im Zuge der Zusammenlegung <strong>des</strong> Klosters in Ennetach <strong>mit</strong> dem Dominikanerinnenkloster<br />

in Sießen hierher versetzt worden waren. Agatha Walser pflegte ihre gebrechliche Mitschwester bis<br />

zu deren Tod; sie selbst bewohnte im 2. <strong>St</strong>ock <strong>des</strong> Kloster ein Zimmer in der Nähe der Pfarrwohnung und wurde von<br />

den Bediensteten <strong>des</strong> Pfarrers <strong>mit</strong>versorgt, solange keine Klosterfrauen am Ort waren. Nach ihrem Tod wurden<br />

beide, wie alle Dominikanerinnen in der Säkularisation, auf dem Gemeindefriedhof bei der Wendelinskapelle beerdigt<br />

(s. Totenregister, Klosterarchiv). - In diesem Zusammenhang sei auf eine gemeinschaftsinterne mündliche Tradition<br />

im Zusammenhang <strong>mit</strong> dem alten romanischen Kruzifix verwiesen, s. ABB. 11 und Beschreibung; – Zur <strong>Geschichte</strong><br />

<strong>des</strong> ehemaligen Dominikanerinnenklosters in Ennetach s. SPÄTH, Josef: „Das Nonnenkloster in Ennetach. Das<br />

Frauenkloster der Dominikanerinnen in Ennetach 1280-1826“, Ennetach 1997, S. 99ff;<br />

31<br />

Eine fundierte und umfassende Darstellung der <strong>Geschichte</strong> steht noch aus; zu den vorhandenen Abhandlungen s.<br />

Literaturverzeichnis;<br />

32<br />

Die Zusage erfolgte, obwohl Dillingen selbst erst 1829 restituiert worden war und parallel zur Neugründung in Oggelsbeuren<br />

eine zweite Gründung ins Leben rief: die Kongregation der Franziskanerinnen von Au am Inn; zur <strong>Geschichte</strong><br />

der Dillinger Franziskanerinnen vgl. SCHREYER, Lioba: „<strong>Geschichte</strong> der Dillinger Franziskanerinnen“, 2<br />

Bde, Dillingen 1980, hier Bd. II: 19. Jahrhundert seit der Restauration, S. 218-241; die Gründung in Au am Inn betreffend<br />

ebd. S. 245ff;<br />

33<br />

Vgl. zu <strong>des</strong>sen <strong>Geschichte</strong> STRÖBELE, Hermann: „Die Gemeinde Oggelsbeuren <strong>mit</strong> dem ehemaligen Frauenkloster.<br />

Ein kultur-, rechts- und allgemeingeschichtlicher Beitrag zur <strong>Geschichte</strong> Oberschwabens“, Oggelsbeuren 1974;<br />

hier S. 295ff;<br />

34<br />

Es gab noch weitere Interessenten, so die Jesuiten und die Dominikanerinnen von Thalbach bei Bregenz; auf Bitten<br />

der Franziskanerinnen von Oggelsbeuren gab Bischof Josef Lipp von Rottenburg der Niederlassung einer<br />

diözesaneigenen Kongregation Vorrang vor einer „ausländischen“ Gemeinschaft; Chronik, Bd. I, S. 55;<br />

35<br />

Chronik, Bd. I, S. 264: „Auf den 5. Februar 1869 schrieb das Fürstliche Rentamt eine Versteigerung <strong>des</strong> sog. Kastengebäu<strong>des</strong><br />

auf den Abbruch aus, <strong>mit</strong> der hervorzuhebenden Bedingung, dass das Rentamt unter mehreren Ersteigern<br />

sich die Wahl vorbehalte. Mit Rentmeister erschienen Zimmerleute aus Ostrach, Kaufsliebhaber aus Saulgau /:Rapp<br />

(Oberbaumeister in Saulgau; sein Name taucht auf verschiedenen zeitgenössischen Situationsplänen auf), Kaufmann<br />

Figel von Altshausen; letzterer steigerte von 1000 fl. Ausgebot bis auf 1950 fl; der Beichtvater auf 2000 fl. Die<br />

vorbehaltene Genehmigung wurde keinem zu theil. Das Kastengebäude sollte auf viel angemessenere Weise an das<br />

Kloster kommen anno 1871.“<br />

5


Bedeutung <strong>des</strong> Gebäu<strong>des</strong> – oder aber, falls Kenntnisse vorhanden waren, es bestand kein über<br />

die wirtschaftliche Nutzung hinausgehen<strong>des</strong> Interesse mehr an den einst erworbenen Gütern. 36<br />

4. Bauliche Veränderungen und Nutzungen <strong>des</strong> <strong>Hauses</strong> <strong>St</strong>. <strong>Dominikus</strong> von 1871 – 1994<br />

im Spiegel der Untersuchungsergebnisse von 1994 – 1996<br />

Offensichtlich schon länger war auch die neu eingezogene Ordensgemeinschaft 37 an dem verpachteten<br />

„Kastengebäude“ interessiert, was sich aus der höchsten Preisbietung 38 durch den<br />

damaligen Beichtvater Hugo Adalbert Remlinger 39 bei der Versteigerung erkennen lässt. 1870<br />

schien die Situation günstig; es kam die Überlegung auf, ob „Kastengebäude“ und angrenzender<br />

„Fasanengarten“ 40 nicht gegen den sogenannten „früheren Neher’schen Scheueranteil“ samt Garten<br />

zu vertauschen seien, da letzterer <strong>mit</strong> der „fürstlichen Scheuer“ unter einem Dache stehe. 41<br />

Eine Prüfung der Tauschobjekte vor Ort durch den fürstlichen Techniker Espoulliez ergab, dass<br />

der Tausch für die Herrschaft günstig und für beide Teile wünschenswert, also ein sogenannter<br />

„reiner“ Tausch wäre. Überraschenderweise verlangte das fürstliche Rentamt in Scheer un<strong>mit</strong>telbar<br />

vor dem Zustandekommen <strong>des</strong> Tauschvertrages die Zahlung der Reparatur der Scheuer in<br />

Höhe von 1700 fl. Dieses Ansinnen wurde vom Kloster, bzw. durch Beichtvater H. Remlinger,<br />

verhandlungstechnisch geschickt pariert und nur unter der Bedingung angenommen, dass das<br />

Rentamt seinerseits das „Kastengebäude“ repariere und für die Kosten aufkomme 42 – worauf das<br />

Rentamt ohne jede weitere Bedingungen auf den reinen Tausch einging. Auf diese Weise kam<br />

das Kastengebäude durch Tauschverfahren 43 an die Franziskanerinnen von Sießen.<br />

Nun ging es rasch und zielstrebig an die notwendigen baulichen Veränderungen, um das ehemalige<br />

„Kastengebäude“ für die beabsichtigten Zwecke nutzen zu können. Im Wesentlichen sollte<br />

es für Wohnzwecke umgebaut werden – eine Bestimmung, die ihm bis in die Gegenwart hinein<br />

erhalten geblieben ist.<br />

Eine 1994/95 von Restaurator Herbert Eninger 44 auf Anforderung <strong>des</strong> Bauherrn (der Kongregation)<br />

hin vorgenommene Untersuchung <strong>des</strong> Gebäu<strong>des</strong> ließ <strong>des</strong>sen historischen Kern zutage treten,<br />

bestätigte und korrigierte die älteren bildlichen Darstellungen und zeigte die baulichen Veränderungen<br />

von 1771 und 1870/71 deutlich auf. Eninger geht in seinem Bericht von vorhandenen<br />

Gemälden aus, vor allem vom bereits erwähnten Detail <strong>des</strong> Hochaltarbil<strong>des</strong> von 1684. 45<br />

Anhand der Untersuchungsbefunde weist der Restaurator die ehemalige Kirche als eine gotisierte<br />

einschiffige Saalkirche <strong>mit</strong> rechteckigem Grundriss und integriertem, überhöhtem Chor aus, unter<br />

welchem sich ein kleiner Kryptaraum befand, der möglicherweise aus der romanischen Vorgängerkirche<br />

übernommen worden war. Der Dachstuhl war nach oben offen und bildete die Kirchendecke,<br />

anstelle eines Kirchturmes war ein Dachreiter vorhanden. Die Nordwand wurde durch<br />

zwei (evtl. fünf) kleine Fenster in einer Höhe von ca. 3,75m – 4,50m gegliedert. Die Höhe der<br />

Fenster bestätigt einen ehemals vorhandenen Anbau (das alte Klostergebäude). Auf der Ostseite<br />

36<br />

Letzteres ist zu vermuten, da die Herrschaft von Thurn & Taxis, 1806 mediatisiert, sich seit 1810 im säkularisierten<br />

Kloster <strong>St</strong>. Emmeram in Regensburg niedergelassen und durch <strong>des</strong>sen Ausbau zum prunkvollen <strong>St</strong>ammschloss ihren<br />

Schwerpunkt hierher verlagert hatte. 1867, un<strong>mit</strong>telbar vor den oben erwähnten Ereignissen, wurde die Post<br />

verstaatlicht, Thurn &Taxis musste die Postrechte gegen eine Entschädigung abtreten. Dies bedeutete zweifellos<br />

Minderung <strong>des</strong> Ansehens und der Bedeutung als <strong>St</strong>an<strong>des</strong>herrschaft. Insofern waren Entwicklungen im fernen oberschwäbischen<br />

Gebiet möglicherweise von eher sekundärem Belang, die Sicherung <strong>des</strong> eigenen Vermögens vorrangig;<br />

Nachforderungen beim Kaufschilling nach Abschluss <strong>des</strong> Kaufvertrages 1859/60 legen dies ebenfalls nahe;<br />

37<br />

Ebenso waren schon 1867 der hiesige Pfarrer Waizenegger und die <strong>St</strong>an<strong>des</strong>herrschaft selbst interessiert; letztere<br />

beabsichtigte, das Haus zu einem Ökonomiegebäude umzubauen, was technische Probleme ergab, Thurn & Taxisches<br />

Zentralarchiv 230;<br />

38<br />

s. oben Fußnote 34;<br />

39<br />

Geb. am 15.03.1833 in Wurmlingen / Tuttlingen kam er am 8.11.1865 als Pfarrverweser von Erbstetten / Zwiefalten<br />

nach Sießen; hier bezog er vorerst die Wohnung „im alten Kloster“. Er starb am 29.05.1889 in Sießen;<br />

40<br />

ABB. 12 und 12.1: ehemaliger Friedhof der Pfarrei <strong>St</strong>. Markus 1803, <strong>mit</strong> überdachter abgrenzender Mauer, die vom<br />

„Pforten- oder Gasthaus“ zur „alten Kirch“ führte – aktuelles Foto und Plan 1860;<br />

41<br />

ABB 13 und ABB 13.1: Situationspläne von 1860 und 1865 <strong>mit</strong> eingezeichneten Besitzverhältnissen, Zentralarchiv<br />

Thurn & Taxis, Regensburg, Plansammlung J 355.00 Sießen 004; Chronik I, S. 283;<br />

42<br />

ABB 13.2: Situationsplan 1869/70 , Zentralarchiv Thurn & Taxis, Regensburg, Plansammlung J 355.00 Sießen 003;<br />

Chronik Bd. I, S. 283;<br />

43<br />

Chronik, Bd. I, S. 275-279;<br />

44<br />

Restaurierungswerkstatt Herbert Eninger, Haus Nr. 85, 88379 Oberwaldhausen;<br />

45<br />

ABB. 4.2; s. auch ABB. 14 und 14.1: Aquarell aus der Zeit vor der Säkularisation;<br />

6


fand er die Öffnung eines 6,70m hohes und 2,40m breiten gotischen Spitzbogenfensters, das sich<br />

über alle <strong>St</strong>ockwerke hinzog. Im Bereich <strong>des</strong> Giebeldreiecks diente ein rechteckiges kleines<br />

Fenster zusätzlich als Lichtquelle. An der Südwand wies er in gleichmäßigen Abständen<br />

min<strong>des</strong>tens fünf (evtl. sieben) Spitzbogenfenster nach, deren fünf sich fast auf die gesamte Höhe<br />

der Wand erstreckten.<br />

Bei der Barockisierung 1683-85 wurde auf der Westseite offensichtlich ein großes Fenster <strong>mit</strong><br />

Rundbogenabschluss (H ca. 5,50m x B 2,00m) eingebaut bzw. ein bereits vorhandenes erweitert,<br />

das sich bis zum Fußboden <strong>des</strong> 1. OG hinzog, zusätzlich rechts und links davon zwei kreisrunde<br />

Fensteröffnungen. Zeitgleich konnte er die Bemalung der Wände <strong>mit</strong> 5 Aposteldarstellungen 46 auf<br />

der Südseite nachweisen. 47 Ein vorhandenes siebtes Spitzbogenfenster dürfte in diesem Zusammenhang<br />

geschlossen worden sein. Vermutlich waren es auf dieser Seite sechs Aposteldarstellungen,<br />

die weiteren sechs müssten sich auf der gegenüberliegenden Nordwand befunden<br />

haben, konnten jedoch nicht mehr gefunden werden.<br />

Der Umbau <strong>des</strong> <strong>Hauses</strong> zur Kornschütte 1771 machte den Einbau von drei Geschossebenen aus<br />

Fichtenholzbalken <strong>mit</strong> entsprechenden <strong>St</strong>ützen und Treppenaufgängen notwendig, ebenso die Errichtung<br />

eines neuen Dachstuhls unter Wegnahme <strong>des</strong> Dachreiters. Die vorhandenen gotischen<br />

Spitzbogenfenster dürften zugemauert worden sein, um das eingelagerte Korn vor starkem Lichteinfall<br />

und möglicher Selbstentzündung zu schützen.<br />

Die folgenden Umbaumaßnahmen von 1870/71 48 nennt Eninger in seinem Bericht „die wohl mas-<br />

sivsten Eingriffe in den gotischen und barocken Bestand“ 49 : die Geschossdecken wurden abgesenkt,<br />

die gotischen Fensteröffnungen übergangen und durch die heute sichtbare Fenstergliederung<br />

ersetzt. 50 Der Innenraum wurde völlig neu gestaltet, ohne Rücksicht auf den alten Bestand:<br />

Die Trennwände für die Zimmer wurden in Holzfachwerk errichtet, <strong>mit</strong> Ziegelsteinen ausgemauert<br />

und verputzt.<br />

Dies war im Wesentlichen der Zustand, den das „Gästehaus“ in seiner Eigenschaft als Wohnung<br />

für den Superior, die Gäste <strong>des</strong> Klosters und andere Gruppen über 120 Jahre lang innehatte. 51<br />

Gelegentliche Auffrischungen der äußeren Fassade oder der Innenwände änderten an dem<br />

eigentlichen Aussehen und an der Zweckbestimmung wenig. Zu erwähnen ist noch, dass 1956/57<br />

eine Dampfheizungsanlage eingebaut wurde, die das Anlegen von Rohrleitungsschächten in den<br />

Wänden und das Anbringen von Heizkörpern in den Fensternischen <strong>mit</strong> sich brachte. Auch ein<br />

Heizungskeller wurde im Untergeschoß eingebaut. Des Weiteren wurden die Räume elektrifiziert,<br />

was die Verlegung der Leitungen unter Putz bedeutete.<br />

5. Die Restaurierung <strong>des</strong> Gästehauses von 1994 – 1996<br />

5.1 Zielsetzungen – Vorgaben <strong>des</strong> Lan<strong>des</strong>denkmalamtes<br />

Immer wieder taucht an der Wende der 80er/90er Jahre in den Protokollen der Generalleitung der<br />

Hinweis auf, dass das Gästehaus dringend und grundlegend saniert werden müsse, da es durch<br />

die annähernd ununterbrochene Belegung stark gelitten hatte. 52<br />

Nachdem der Untersuchungsbericht <strong>des</strong> Restaurators vorlag, ging man im Herbst 1994 an die<br />

ersten Bauarbeiten 53 . Deren Voranschreiten jedoch förderte weitere überraschende Ergebnisse<br />

zutage, so dass das Lan<strong>des</strong>denkmalamt und erneut der Restaurator hinzugezogen wurden: Der<br />

Vertreter <strong>des</strong> Lan<strong>des</strong>denkmalamtes, Herr Kästner, stellte die Forderung, bei der Sanierung darauf<br />

zu achten, den ehemaligen Zweck <strong>des</strong> Gebäu<strong>des</strong> für die Nachwelt sichtbar zu erhalten.<br />

46<br />

ABB. 15;<br />

47<br />

ABB. 16 Graphik aus dem Restaurierungsbericht;<br />

48<br />

Eninger setzt als Datum <strong>des</strong> Umbaus das Jahr 1865 an; aus der Chronik jedoch ist belegt, dass der Umbau erst<br />

1870/71 stattgefunden hat – denn 1865 war das Haus noch im Besitz der <strong>St</strong>an<strong>des</strong>herrschaft von Thurn und Taxis –<br />

hierzu: Chronik I, S. 279ff;<br />

49<br />

Restaurationsbericht, S. 12, Klosterarchiv o. Nr;<br />

50<br />

ABB. 17, ABB. 17.1, ABB. 17.2: Wandabwicklung Süd; ABB. 18: Ost – und Westseite; ABB 19, ABB. 19.1, ABB.<br />

19.2: Wandabwicklung Nord;<br />

51<br />

Einteilung und Bewohner <strong>des</strong> „Gästehauses“: s. Anhang „Belegung“;<br />

52<br />

z.B. Protokoll der Generalleitung vom 20.09.1994, TOP I; Klosterarchiv;<br />

53<br />

Die Genehmigung zur Umbaumaßnahme wurde <strong>mit</strong> Schreiben vom 26.07.1994 durch Generalvikar Werner Redies<br />

vom Ordinariat Rottenburg erteilt; das eingereichte Baugesuch datiert vom 16.07.1994, Klosterarchiv;<br />

7


Gegen Ende <strong>des</strong> Jahres 1994 wurde seitens <strong>des</strong> Bauherrn ein Baustopp verhängt und der<br />

Restaurator noch einmal um eine genauere Nachuntersuchung gebeten, die von Januar bis März<br />

1995 stattfand. Zugleich wurden im weiteren Vorgehen enge Absprachen zwischen dem Vertreter<br />

<strong>des</strong> Lan<strong>des</strong>denkmalamtes, Herrn Kästner, dem Restaurator und dem Architekten, Herrn Prinz, 54<br />

bzw. dem Bauleiter, Herrn Diebold, 55 vereinbart. 56<br />

5.2 Erkenntnisse der restauratorischen Untersuchungen – Umsetzung<br />

Die Nachuntersuchung <strong>des</strong> Restaurators bestätigte und erweiterte die ersten Erkenntnisse: Im Innern<br />

der Raumschale zeigten sich anhand von Farbpigmentuntersuchungen ca. fünf Schichtenabfolgen<br />

<strong>des</strong> Putzes bis 1683, so z.B. ein dunkelgrauer Kalkanstrich <strong>mit</strong> weißer Quaderung an den<br />

Fensterlaibungen, der die erste Phase kennzeichnete, weitere Farbgebungen folgten. Auf der<br />

Südseite war man auf die, von der Zeichnung (ABB 20) her bekannte Tür <strong>mit</strong> einem bekrönenden<br />

Maßwerk <strong>mit</strong> Dreipass gestoßen – offensichtlich das ebenerdig eingebaute Kirchenportal, welches<br />

später gotisiert wurde. 57 Im Zuge der weiteren Bauarbeiten waren Erdaushubarbeiten im Kellerbereich<br />

58 notwendig, bei denen die Baufirma auf einen alten Ziegelsteinboden, und darunter auf<br />

noch gut erhaltene menschliche Skelett-Teile und alte Grabüberreste im westlichen Parterre-Bereich<br />

(im Plan <strong>mit</strong> „Abstellraum“ bezeichnet) stieß. 59 Auch wurde im Mauerwerk min<strong>des</strong>tens eine<br />

alte hölzerne Emporenstütze gefunden.<br />

Die oben genannte Vorgabe <strong>des</strong> Lan<strong>des</strong>denkmalamtes kam dem Anliegen der Gemeinschaft entgegen,<br />

das Haus für seine aktuellen Zwecke nutzen zu können und es nicht mehr unter erheblichen<br />

Kosten in seinen Ursprungszustand zurückführen zu müssen. 60 Man entschied sich zu folgenden<br />

Restaurierungsmaßnahmen, um den ehemaligen Zustand <strong>des</strong> <strong>Hauses</strong> zu dokumentieren:<br />

1. Freilegung <strong>des</strong> oberen Teils <strong>des</strong> großen Ostfensters und Konservierung der Fensterlaibung,<br />

sodass die einzelnen Bauphasen ersichtlich sind; Integrierung dieses Fensters in einen Wohnraum;<br />

2. Freilegung von Spitzbogenlaibungen auf der Südseite, die als Nischen in Wohnräumen integriert<br />

wurden;<br />

3. Freilegung und Sanierung <strong>des</strong> Dachstuhls;<br />

4. Freilegung und Restaurierung zweier Apostelgemälde an der Südwand, Sicherung derselben<br />

hinter einem Schutz aus Glas, Integrierung in einen Wohnraum;<br />

5. Offenlegung alter Balken und <strong>St</strong>einkonsolen der ehemaligen Empore und Gestaltung dieses<br />

Raumes zu einem Saal;<br />

6. Restaurierung <strong>des</strong> ehemaligen Südportals, Ergänzung <strong>des</strong> unteren Teils <strong>des</strong> (zerstörten)<br />

Maßwerkes;<br />

7. Öffnung und Sanierung <strong>des</strong> ehemaligen Kryptazuganges auf der Nordseite;<br />

8. Sanierung <strong>des</strong> Kryptaraumes unter Beibehaltung der vorgefundenen alten Fußbodenplatten<br />

aus Ziegelstein;<br />

9. Bestattung der menschlichen Skelett-Reste in einer Wand in der Nähe <strong>des</strong> Fundortes. 61<br />

54<br />

Geb. am 01.09.1927 in Grünkraut bei Ravensburg; erstes Bauprojekt in Sießen: Erweiterung und Umbau <strong>des</strong> Altenheimes<br />

Haus <strong>St</strong>. Klara in ein Pflegeheim, März 1985; das zweite: Sanierung <strong>des</strong> <strong>Hauses</strong> <strong>St</strong>. <strong>Dominikus</strong>. Man schätzte<br />

an ihm, dass er Altes zu erhalten und geschickt <strong>mit</strong> Modernem zu verbinden suchte, ebenso sein Einfühlungsvermögen<br />

in den Geist und das spirituelle Anliegen der Gemeinschaft. Architekt Prinz starb im Oktober 1998;<br />

55<br />

Geb. am 15.08.1956 in Biberach war Herr Diebold zunächst Mitarbeiter im Architekturbüro Prinz, machte sich selbständig<br />

und wurde Bauleiter bei Herrn Prinz und den nachfolgenden Architekten bis heute. Auch bei ihm wird geschätzt,<br />

dass er Anliegen und Geist der Gemeinschaft kennt und respektiert;<br />

56<br />

Protokolle der Baubesprechungen, Klosterarchiv, Bauakten „Gästehaus“;<br />

57<br />

ABB 20;<br />

58<br />

s. Graphik ABB. 21;<br />

59<br />

s. ABB. 22.1 – ABB. 22.3;<br />

60<br />

Innerhalb der Fachdiskussion bestehen beide Richtungen: die eine, die jede Sanierung unter der Maßgabe sehen will,<br />

dass der ursprüngliche Zustand wiederhergestellt wird, und die andere, die bei<strong>des</strong> zu verbinden sucht: Sichtbarmachen<br />

der ursprünglichen Gestalt und <strong>des</strong> einstigen Zweckes bei gleichzeitiger Nutzungsmöglichkeit in der Gegenwart;<br />

61<br />

ABB 23.1 – ABB. 23.9;<br />

8


5.3 Forderungen <strong>des</strong> historischen Erbes und zeitbedingte Bedürfnisse der Gemeinschaft<br />

– ein Spannungsfeld<br />

Die Arbeiten zum „Ausbeinen“ <strong>des</strong> <strong>Hauses</strong> waren bereits in vollem Gange, doch über die Nutzung<br />

gab es in der Gemeinschaft recht verschiedene Auffassungen. Zunächst wollte man angesichts<br />

<strong>des</strong> Raumbedürfnisses das Gebäude auch künftig in allen <strong>St</strong>ockwerken für Gäste nutzen,<br />

wie es bereits seit 1870 der Fall war. Ein gewisser Modernisierungsgrad sollte dabei durchaus beachtet<br />

werden, ohne die „franziskanische Einfachheit“, die wesentlich zum Apostolat der Gemeinschaft<br />

gehört, im Gästebereich zu vernachlässigen. Den <strong>St</strong>andard eines Bildungshauses<br />

wollte man allerdings nicht erstreben, sondern den Gästen auch hierin am Leben der Gemeinschaft<br />

Anteil geben. Zugleich aber setzten Überlegungen ein, das Haus dahingehend zu sanieren,<br />

dass es – angesichts einer schwindenden Mitgliederzahl und auf Zukunft hin – leichter zu<br />

vermieten oder gar zu veräußern sei. Dies hätte z.T. komfortablere und dem Baukörper nicht<br />

unbedingt zuträgliche Maßnahmen erfordert. Die Meinungen und Ansichten hinsichtlich der<br />

Nutzung und in der Folge bezüglich der konkreten Sanierung und Ausstattung gingen, wie sich<br />

denken lässt, oftmals weit auseinander.<br />

Als jedoch die Sanierungsarbeiten fortschritten und immer mehr Elemente der alten Kirche ans<br />

Tageslicht kamen, setzte in der Gemeinschaft ein Umdenkungsprozess ein, das Bewusstsein für<br />

die historisch-spirituelle Dimension <strong>des</strong> <strong>Hauses</strong> wuchs. Allmählich kristallisierte sich immer stärker<br />

heraus, wie Protokolle aus entsprechenden gemeinschaftsinternen Gesprächsrunden belegen, 62<br />

dass das sanierte Gebäude zum Kernbereich auch der gegenwärtigen Klosteranlage und<br />

Gemeinschaft gehört und in seiner Gestaltung und Bestimmung ein spiritueller Auftrag zu sehen<br />

ist: die Verbindung zwischen dominikanischem und franziskanischem Erbe. 63 So erhielt das<br />

Gebäude bei der Haussegnung bewusst den Namen „Haus <strong>St</strong>. <strong>Dominikus</strong>“. 64 Es war der Gemeinschaft<br />

klar, dass das Haus nur noch begrenzt bzw. gar nicht mehr für Gäste genutzt werden,<br />

sondern künftig ausschließlich als Wohnbereich für Schwestern bestimmt sein sollte. In der Folge<br />

sah sich die Ordensleitung vor die Aufgabe gestellt, für den Gästebereich, für Exerzitant(inn-)en,<br />

Priester in einer Erholungsphase und andere Besucher andere Unterkunftsmöglichkeiten zu<br />

schaffen.<br />

6. Die gegenwärtige Nutzung <strong>des</strong> <strong>Hauses</strong> – eine spirituelle Form der „Denkmalpflege“<br />

Seit dem Abschluss der Umbauarbeiten wird das Haus im Erdgeschoß und in den beiden Obergeschossen<br />

von jüngeren Ordens<strong>mit</strong>gliedern bewohnt, die darin zu fünft oder sechst kleinere Lebenszellen<br />

zur gegenseitigen menschlichen und geistlichen <strong>St</strong>ütze bilden. In den Dachstock zog<br />

1996 eine „kontemplative Lebenszelle“ 65 ein – Schwestern, die sich im Auftrag der Gemeinschaft<br />

für eine bestimmte Zeit verstärkt dem Gebet widmen und zugleich Raum für Exerzitantinnen und<br />

Mitlebende bieten. Hinsichtlich der Gestaltung und Ausstattung der Lebensräume konnte nun<br />

beruhigt die franziskanische Spiritualität zugrunde gelegt werden, die im Blick auf Einrichtung und<br />

Ausstattung einen wohl soliden und geschmackvollen, aber einfachen <strong>St</strong>il verlangt.<br />

Der oben beschriebenen aktuellen Nutzung liegt der Gedanke zugrunde, dass je<strong>des</strong> Haus eine<br />

„Beseelung“ braucht, wenn es nicht verkommen soll. Erfahrungsgemäß erhalten sich Häuser, die<br />

bewohnt sind, länger als solche, die leer stehen. Im Fall <strong>des</strong> neu sanierten „<strong>Hauses</strong> <strong>St</strong>. <strong>Dominikus</strong>“<br />

wurde diese bekannte Wahrheit durch den Aspekt der „spirituellen Beseelung“ vertieft: indem<br />

es dem klösterlichen Kernbereich hinzugezählt und entsprechend „belebt“ wurde, konnte der<br />

ursprünglich sakrale Charakter der „alte(n) Kirch“ den heutigen Möglichkeiten entsprechend wieder<br />

aufgegriffen und in unserer Zeit fortgeführt werden. Es ist der „Geist“ eines <strong>Hauses</strong>, der von<br />

den darin Wohnenden geweckt wird und die Mauern durchdringt, sich auf vielfältige Weise konkretisiert<br />

und weiterwirkt. Dies ist meines Erachtens eine Form der Denkmalpflege, die der Forderung<br />

nach sachgerechter Weitergabe <strong>des</strong> historisch-religiösen Erbes und nach Schutz vor einer<br />

62 z.B. Konventsprotokoll vom 30.11.1994, TOP I: Info über <strong>St</strong>and der Baumaßnahme <strong>mit</strong> anschließendem Gespräch;<br />

63 Die Repro-Aufnahme „Franziskus und <strong>Dominikus</strong> begegnen sich“, nach dem historischen Bericht in: von CELANO,<br />

Thomas, Leben und Wunder <strong>des</strong> hl. Franziskus von Assisi, hrsg. von GRAU, Engelbert, Franziskanische Quellenschriften,<br />

Bd. 5, 3. Aufl. 1980, Vita II, Buch 2, S. 365) ist an der Übergangsstelle von altem Kloster zum Haus <strong>St</strong>.<br />

<strong>Dominikus</strong> angebracht – s. ABB. 24;<br />

64 Die Haussegnung fand am 02.03.1996 statt;<br />

65 „Carceri“ benannt nach der Einsiedelei <strong>des</strong> hl. Franziskus oberhalb der <strong>St</strong>adt Assisi;<br />

9


schleichenden Säkularisierung durch Verluste und Profanierung entgegenkommt. Außerdem wird<br />

die immanente religiöse Bedeutung <strong>des</strong> <strong>Hauses</strong> an nachfolgende Generationen weitergegeben 66<br />

und durch den „Geist <strong>des</strong> <strong>Hauses</strong>“ ein Beitrag zur Re-Evangelisierung in unserer Zeit geleistet.<br />

Dadurch erhält das neu sanierte Gebäude in sich schon eine pastorale Bedeutung.<br />

Zusammenfassung<br />

Die Dominikanerinnen haben die übernommene Kirche bis 1771 ihrem eigentlichen Zweck entsprechend<br />

genutzt, bewahrt und erhalten. Vorgenommene Restaurierungen und <strong>St</strong>iländerungen<br />

wie z.B. die Barockisierung 1683-1685 schränkten den religiösen Charakter <strong>des</strong> Monumentes<br />

weder ein noch veränderten sie ihn, sondern die Maßnahmen waren Ausdruck eines den neuen<br />

Zeitumständen entsprechenden religiösen Verständnisses und Empfindens, das die ursprüngliche<br />

Grundintention <strong>des</strong> Gebäu<strong>des</strong> bewahrte. 1771 erfolgte, wie beschrieben, eine völlige Nutzungsänderung,<br />

die sich an den damaligen realen Lebensbedingungen orientierte. In der Tat war<br />

das Gebäude als ehemalige Kirche durch den Umbau zur Kornschütte nach außen hin nur noch<br />

schwer oder gar nicht mehr zu erkennen. Allerdings bestand seinerzeit kein Denkmalschutzgesetz,<br />

das diese Weisung aufgestellt und eingefordert hätte. Immerhin wurde das Gebäude in seiner<br />

Raumschale weiterhin erhalten und, wie schon angedeutet, in möglicherweise symbolischem<br />

Bezug zur Eucharistie als Speicher für das leibliche Nahrungs<strong>mit</strong>tel „Brot“ genutzt.<br />

Das gleiche wie bei der baulichen Veränderung von 1771 gilt für den Umbau <strong>des</strong> <strong>Hauses</strong> 1870f,<br />

diesmal von den neuen Besitzerinnen, den Franziskanerinnen durchgeführt. Maßgebend war zu<br />

dieser Zeit, den wachsenden Bedürfnissen der im Aufbau befindlichen Gemeinschaft der Franziskanerinnen<br />

Raum zu schaffen und zugleich dem apostolischen Auftrag dieser Gemeinschaft zu<br />

entsprechen. Das Haus wurde nach ca. 100 Jahren wieder neu durch Menschen „belebt“. Positiv<br />

ist überdies anzumerken, dass es der Kongregation ein Anliegen war, den Abbruch <strong>des</strong> <strong>Hauses</strong><br />

zu verhindern, wie ihn die <strong>St</strong>an<strong>des</strong>herrschaft Thurn & Taxis offensichtlich beabsichtigte.<br />

Anders verhält es sich <strong>mit</strong> der Sanierungsmaßnahme 1994-1996: zu dieser Zeit stellten sich der<br />

Kongregation andere Voraussetzungen und Umstände:<br />

- Das Wissen um die historische Bedeutung <strong>des</strong> Gebäu<strong>des</strong> war bei den Verantwortlichen und<br />

teilweise auch in der Gemeinschaft vorhanden,<br />

- und überdies existierten inzwischen staatliche und kirchliche Gesetze hinsichtlich der Bewahrung<br />

von Kulturgütern und <strong>des</strong> sachgerechten Umgangs <strong>mit</strong> ihnen. 67<br />

Eine Sanierungsmaßnahme, wie sie 1994-1996 durchgeführt wurde, musste sich an Vorgaben<br />

halten und hatte andere Voraussetzungen als früher zu erfüllen. Dass die Kongregation wirtschaftlich<br />

in der Lage und darüber hinaus gewillt war, ein solches Projekt zu finanzieren, ist eine<br />

nicht zu unterschätzende generelle Grundvoraussetzung, - damals wie heute und auch künftig.<br />

Was im Einzelnen saniert wurde <strong>mit</strong> dem Ziel, das Gebäude als ehemalige Kirche zu dokumentieren,<br />

ist, wie die Abbildungen im Anhang zeigen, gelungen und entspricht den Vorgaben <strong>des</strong><br />

Denkmalamtes. Sicherlich hätte noch manches restauriert werden können, wie etwa weitere stark<br />

beschädigte Apostelfresken und Laibungen von Spitzbogenfenstern. Dies allerdings wäre<br />

kostenaufwändig gewesen, hätte keinen Mehrwert an Dokumentation besessen und wurde <strong>des</strong>halb<br />

unterlassen. Auch wäre bei den Skelett-Funden u.U. mehr an Erforschung möglich gewesen,<br />

wie etwa die Untersuchung <strong>des</strong> gesamten Areals unter dem Kryptaraum nach weiteren Gräbern<br />

und Skelett-Funden, die Einsendung von Knochenpartikeln zur genaueren Bestimmung von Alter<br />

und Geschlecht, und möglicherweise die sichtbare Bestattung der menschlichen Überreste in<br />

einem Glassarkophag, was insgesamt unterblieben ist. Bei alledem stellt sich aber immer auch die<br />

Frage nach dem Ziel und Zweck solcher Maßnahmen. Ganz abgesehen davon, dass Wartezeiten<br />

wegen historischer Nachforschungen die Baukosten wesentlich erhöht hätten, war es recht<br />

unwahrscheinlich, hinter den Skelettresten irgendwelche bedeutende Persönlichkeiten zu<br />

finden. 68 So schien es nach gutem Abwägen <strong>des</strong> Für und Wider angebracht, den bereits<br />

66<br />

s. Charta der Villa Vignoni zum Schutz der kirchlichen Kulturgüter, in: Inventarisation und Pflege <strong>des</strong> kirchlichen<br />

Kunstgutes. Verlautbarungen und Dokumente, Sekretariat der Deutschen Bischofskonferenz (Hrsg.), Arbeitshilfen Nr.<br />

228, 1994; hier v.a. §§ 1,2,4,5,7,8,9;<br />

67<br />

Gesetz zum Schutz der Kulturdenkmale (Denkmalschutzgesetz – DSchG) vom 25.05.1971 (GBl. S.797) <strong>mit</strong><br />

Änderungen vom 27.07.1987 (GBl. S.230), vom 23.07.1993 (GBl. S.533) und vom 14.03.2001 (GBL. S.189);<br />

68<br />

Überlegungen hierzu bei den entsprechenden Abbildungen im Anhang;<br />

10


verhängten Baustopp nicht unnötig auszudehnen und weiter nachzuforschen, sondern den Toten<br />

in der nötigen Pietät eine geeignete Begräbnisstätte am Ort zu verschaffen. Bis zum Jubiläum<br />

2010 wird dort eine Glasplatte <strong>mit</strong> entsprechender Inschrift angebracht, die auf deren Ruhestätte<br />

hinweist.<br />

Wesentlich für die Zukunft scheint jedoch zu sein, dass im „Haus <strong>St</strong>. <strong>Dominikus</strong>“ die „spirituelle<br />

Denkmalpflege“ gewahrt bleibt, d.h. die Beseelung <strong>des</strong> <strong>Hauses</strong> durch geistlich lebende Menschen,<br />

was hinsichtlich der personellen Entwicklung der Gemeinschaft auch künftig eine Herausforderung<br />

darstellt. Erneut steht die Kongregation heute vor der Frage, wie das Gebäude zu nutzen<br />

ist. Es wäre bedauerlich, müssten andere Nutzungen als die gegenwärtige erwogen werden,<br />

denn dies würde nicht nur eine beginnende Profanierung und eine gewisse geistliche „Verwahrlosung“<br />

<strong>des</strong> Gebäu<strong>des</strong> einleiten – auch die Gemeinschaft verlöre einen wesentlichen Teil ihrer<br />

Wurzel, die ihr beim Einzug in das Klosterareal vor 150 Jahren und beim Erwerb <strong>des</strong> Kerngebäu<strong>des</strong>,<br />

<strong>des</strong> „<strong>Hauses</strong> <strong>St</strong>. <strong>Dominikus</strong>“, vor ca. 140 Jahren zugewachsen ist. Es wird <strong>des</strong>halb<br />

wichtig sein, in der Gemeinschaft bleiben<strong>des</strong> Interesse und historisches Bewusstsein für die Bedeutung<br />

<strong>des</strong> „<strong>Hauses</strong> <strong>St</strong>. <strong>Dominikus</strong>“ immer neu zu wecken und zu erhalten. 69<br />

69 ABB 25: Ansichten <strong>des</strong> „<strong>Hauses</strong> <strong>St</strong>. <strong>Dominikus</strong>“ von 1925 - 2009;<br />

11


Abbildungen <strong>mit</strong> Kommentar<br />

ABB. 1: Luftbild der Klosteranlage Sießen (2005) - <strong>mit</strong> Detailansicht<br />

„Haus <strong>St</strong>. <strong>Dominikus</strong>“<br />

Pfarrkirche<br />

<strong>St</strong>. Markus,<br />

erbaut 1726-<br />

1733 von den<br />

Brüdern<br />

Zimmermann;<br />

Klosteranlage<br />

(Quadrum), erbaut<br />

1716-1722 von<br />

Franz Beer I;<br />

Haus <strong>St</strong>. <strong>Dominikus</strong><br />

– in der Bausubstanz<br />

13. Jhd., bzw. früher –<br />

ältester Teil der<br />

Gesamtanlage;<br />

Haus <strong>St</strong>. <strong>Dominikus</strong> <strong>mit</strong> ehemaligem Friedhof in<br />

dominikanischer Zeit, Detailansicht;


ABB. 2: „Gründliche Beschreibung <strong>des</strong> Jungfräulichen Gotteshaus Süessen….“<br />

Titelseite<br />

ABB. 3: Kloster Sießen 1646, <strong>St</strong>iftungsakt, Öl auf Leinwand, unbekannt – Inv.-Nr. 1938-036<br />

1259: Ritter <strong>St</strong>einmar von <strong>St</strong>rahlegg <strong>mit</strong> seinen 3<br />

Söhnen übergibt seinen Hof samt Kirche <strong>mit</strong> allen<br />

Rechten an die Äbtissin Mechthildis von Buchau,<br />

deren Dienstmann er ist; diese nimmt die Schenkung<br />

für die seit 1251 in „Sulgen“ (Saulgau) ansässigen<br />

Dominikanerinnen entgegen – vgl.<br />

WUB V, Nr. 1531, S. 297.<br />

Auf dem Bild tragen die Schwestern die dominikanische<br />

Ordenstracht <strong>mit</strong> weißem Habit und<br />

schwarzem Schleier - seit 1339 ist es den<br />

Schwestern von Bischof Nikolaus v. Konstanz<br />

erlaubt, den „schwarzen wheyl (Schleier)“ zu<br />

tragen – ein besonderes Privileg – vgl. GB II, S.2;<br />

Vermutlich<br />

Kornhaus;<br />

Scheune –<br />

seitenverkehrt,<br />

eigentlich rechter<br />

Flügel;<br />

„Alte Kuchel“,<br />

daneben weitere Wirtschaftsgebäude;<br />

„Alte Kirch“ <strong>mit</strong> Dachreiter<br />

– heute:<br />

Haus <strong>St</strong>. <strong>Dominikus</strong> – in<br />

der Ausrichtung korrekt<br />

gemalt;<br />

Altes Klostergebäude<br />

<strong>mit</strong> <strong>St</strong>ufengiebel und<br />

<strong>St</strong>orchennest – eigentlich<br />

linker Flügel;<br />

Die gesamte Anlage ist von der Klausurmauer umgeben <strong>mit</strong> einem<br />

großen Ausfalltor hin zu einem Weg, der zur Wendelinskapelle führt.<br />

In einem Protestschreiben <strong>des</strong> Sießener <strong>St</strong>iftungsrates von 1857 gegen<br />

den erwogenen Abbruch der Wendelinskapelle durch die <strong>St</strong>an<strong>des</strong>herrschaft<br />

Thurn & Taxis ist belegt, dass die Wendelinskapelle<br />

1585 von den Dominikanerinnen erbaut und von ihnen sowie den<br />

Bauern der Umgebung hauptsächlich in Viehnöten als Wallfahrtskirche<br />

benutzt wurde; am 31.05.1721 verleiht Papst Innozenz VIII.<br />

den Besuchern der Kapelle an Mariä Heimsuchung auf sieben Jahre<br />

einen vollkommenen Ablass, BRENDLE, H. a.a.O. S. 2;


ABB. 4: Hochaltarbild in der Pfarrkirche <strong>St</strong>. Markus in Sießen<br />

4.2: Kloster Sießen, 1684, Hochaltarbild<br />

Die „alte Kirch“ von der Südseite aus gesehen: <strong>mit</strong> deutlich<br />

sichtbarem Ostfenster, Dachreiter und 7 Spitzbogenfenstern;<br />

rechtwinkelig nach Norden angebaut: das alte Kloster und die<br />

„alte Kuchel“;<br />

4.1: Oberes Detail<br />

Detail, das die Vergrößerung 1762 durch Johann Georg<br />

Messmer aus Wolfahrtsweiler durch Anpassung an die<br />

Höhenverhältnisse der neuen Kirche verdeutlicht.<br />

Dargestellt ist auf dem Hochaltarbild die Rosenkranzkönigin,<br />

die dem hl. <strong>Dominikus</strong> (links kniend, neben ihm<br />

die hl. Katharina von Siena) den Rosenkranz reicht.<br />

Ritter <strong>St</strong>einmar v. <strong>St</strong>rahlegg (rechts kniend, neben ihm<br />

ein Sohn) erhält den Rosenkranz aus der Hand <strong>des</strong><br />

Jesusknaben. Links, in gleicher Höhe <strong>mit</strong> der<br />

Rosenkranzkönigin, befindet sich die Büstendarstellung<br />

<strong>des</strong> hl. Markus, sich stützend auf sein Attribut, den<br />

Löwen. Signiert: Matthae Zehender In(venit) et pinxit Aõ<br />

1684;<br />

Die Darstellung der Klosteranlage entspricht<br />

ziemlich genau der damaligen<br />

Realität um 1684 und belegt spätere<br />

bauliche Funde;<br />

Wendelinuskapelle <strong>mit</strong> vorgebauter Einsiedelei;<br />

Die „Klause“ wurde 1711 abgerissen und<br />

das Kirchlein zugleich erweitert, 1717 erneuert<br />

und ausgeschmückt – GB II, S. 24.;<br />

Altes Pfortenhaus, Vorgängerbau <strong>des</strong> 1687<br />

neu erbauten Pforten- und Gasthauses,<br />

später Forsthaus, heute „Jugendhaus.<br />

Elisabeth“;<br />

der Weg zum Kloster führt noch durch das<br />

Pfortenhaus – 1871 wurde die Zufahrt nach<br />

Osten verlegt und dazu ein Wall aufgeschüttet;<br />

dieser Zufahrt ist bis heute so<br />

geblieben;


ABB. 14: Kloster Sießen vor 1803<br />

Kloster Sießen vor 1803, Aquarell – signiert N(ikolaus) Hug v. Const(anz)<br />

Text: „Ein Ano 1251. gestiftetes Frauen Kloster, <strong>des</strong> H. Dominici Ordens, wo meistens 24. Frauen, und mehrere<br />

Schwestern sich befinden, und ihre Ordensregel bestens beobachten. Die hiesige Kirche ist schön, und die<br />

Kloster gebäude sind im besten stande, haben auch schöne Waldungen, aber sehr raue Felder, die durch<br />

vielen Fleiß, und aufwand vor wenig Zeit ergiebiger gemacht wurden. Da ist auch eine gutte Ziegelhütte. Das<br />

Kloster hat durch Krieg, und Viehseuche grossen Schaden erlitten.“<br />

14.1: Detailansicht (vergrößert)<br />

Zehntscheuer, 1999<br />

abgebrochen – an seiner<br />

<strong>St</strong>elle steht seit<br />

2002 / 2003 ein großes<br />

Werkstattgebäude;<br />

Ehemalige Kirche, hier<br />

bereits Kornschütte<br />

seit 1771 (ohne Dachreiter);<br />

Ursprünglich Pfortenhaus,<br />

Vorgängerbau <strong>des</strong> 1687 neu<br />

erbauten Pforten- und Gasthauses,<br />

später Forstamtsgebäude<br />

/ Forsthaus <strong>des</strong> heutigen<br />

„Jugendhauses Elisabeth“;<br />

Das angebaute „alte Kloster“ <strong>mit</strong><br />

<strong>St</strong>ufengiebel, abgebrochen 1870 /<br />

1871;<br />

Alte „Kuchel“ –daran angebaut<br />

weitere Wirtschaftsgebäude und<br />

<strong>St</strong>allungen;


ABB. 6: Altarblatt <strong>des</strong> Thomas-Altares<br />

(aus der „alten Kirch“ übernommen und ebenfalls 1762 durch Johann Georg Messmer aus<br />

Wolfahrtsweiler am oberen Ende vergrößert)<br />

6.1: oberes Detail<br />

Im Bild selbst gut erkennbar: der ursprüngliche<br />

obere Rand <strong>des</strong> Bil<strong>des</strong> aus der Barockzeit;<br />

Gegenwärtiger<br />

<strong>St</strong>andort in der Kirche <strong>St</strong>. Markus:<br />

Längsschiff rechts in der vorderen<br />

Hälfte;


ABB. 8: Kloster Sießen 1860 – Originalaufnahme und Nachfoto<br />

Haus <strong>St</strong>. <strong>Dominikus</strong>, damals<br />

noch Kornschütte bis 1870/71 –<br />

ohne Dachreiter;<br />

Nachfolgebau <strong>des</strong> alten<br />

Pfortenhauses, 1687 errichtet –<br />

cke<br />

heute: Jugendhaus Elisabeth;<br />

ABB. 9: Aufriss ca. 1803 – Kornschütte<br />

Öffnungen<br />

zum Anbringen<br />

einer<br />

Hebevorrichtung<br />

für<br />

die Kornsäcke<br />

Neu<br />

eingebaute<br />

Treppen zu<br />

den einzelnenTennenböden;<br />

Alte Kuchel<br />

Altes Kloster, Ostflügel, <strong>mit</strong><br />

<strong>St</strong>ufengiebel, direkt an die<br />

Kornschütte angebaut;<br />

Aufriss der West- und durchscheinend<br />

auch der Ostseite;<br />

Nach oben offener Dachstuhl;<br />

Eingezogene Tennenböden;<br />

Vermutlich in der Barockisierung<br />

1683-85 eingebautes Westfenster;<br />

Türe im Erdgeschoß, die heute nicht<br />

mehr nachweisbar ist. – Allerdings<br />

führt ein auf dem Plan von 1865<br />

eingezeichneter Weg zu dieser Tür –<br />

zum Plan s. ABB. 13;


ABB. 10: Gebälk im Dachstuhl <strong>mit</strong> Jahreszahl 1771<br />

ABB. 11: Romanisches Kruzifix Inv.-Nr. 1902 - 01<br />

Die Herkunft dieses sehr alten romanischen<br />

Kruzifixes – kunsthistorisch wird es bereits auf ca.<br />

1190 datiert – ist unbekannt. Die Chronik<br />

berichtet, dass es bei den Dominikanerinnen stets<br />

„in hoher veneration“ gehalten wurde, GB II, S.25.<br />

Heute befindet sich das Kruzifix in der Klosterkapelle<br />

und ist für die Öffentlichkeit jederzeit<br />

zugänglich;


ABB. 12: Friedhof der Pfarrangehörigen - möglicherweise auch ehemaliger<br />

Friedhof der Dominikanerinnen<br />

Ehemals überdachter Gang vom Pfortenhaus zur Kirche, der von der<br />

Geistlichkeit benutzt wurde, um vom Pfortenhaus trockenen Fußes<br />

in die Kirche zu gelangen.<br />

Einschnitt in der Mauer sichtbar: ehemaliger Eingang<br />

12.1<br />

Altes Beinhaus auf<br />

der Südostseite;<br />

Hier befand sich der ursprüngliche<br />

Friedhof (Freithof)<br />

der Pfarrangehörigen; 1803<br />

musste dieser zur Wendelinskapelle<br />

verlegt werden. Die<br />

Dominikanerinnen wurden von<br />

ihrer Gründung an wahrscheinlich<br />

in der Krypta der „alten<br />

Kirch“ in Sießen beerdigt; diese<br />

Vermutung stützt sich auf den<br />

Kryptazugang im Innern <strong>des</strong><br />

angebauten Klosters – s. letzte<br />

ABB. „Haus <strong>St</strong>. <strong>Dominikus</strong> 2009<br />

– Nordseite“.<br />

Möglich wäre auch, dass ein<br />

Teil <strong>des</strong> Friedhofs der Pfarrangehörigen<br />

für sie reserviert<br />

war.<br />

Nach Vollendung der Pfarrkirche<br />

<strong>St</strong>. Markus fanden die<br />

Dominikanerinnen bis 1802<br />

(nach der 23. Totentafel) in der<br />

dortigen Gruft ihre letzte Ruhestätte;<br />

in der Säkularisation wurden<br />

sie auf dem Friedhof der<br />

Pfarrangehörigen „bei <strong>St</strong> Wendelin<br />

an der Mauer“ beerdigt.<br />

Mutter M. Bonaventura Glöggler,<br />

2. Generaloberin der Sießener<br />

Franziskanerinnen von 1866<br />

- 1908, ließ die Nischen der<br />

Krypta in der <strong>St</strong>. Markuskirche<br />

öffnen und die Skelettreste in<br />

drei Nischen sammeln (Chronik<br />

II, S.118);<br />

Ein Plan <strong>des</strong> Fürstlichen<br />

Rentamtes Scheer von<br />

1860 belegt die überdachte<br />

Verbindung zwischen<br />

„Fruchtkastengebäude“<br />

(heute: Haus <strong>St</strong>. <strong>Dominikus</strong>)<br />

und Forstamtsgebäude<br />

/ Forsthaus, heute: Haus<br />

<strong>St</strong>. Elisabeth);


ABB. 13: Plan von 1860 <strong>mit</strong> eingezeichneten Besitzverhältnissen<br />

Der Plan von 1860 belegt, neben dem<br />

Gesamtbestand der Anlage, dass das<br />

alte Kloster direkt an die „alte Kirch“<br />

angebaut war, und an dieses weitere<br />

Ökonomiegebäude, wie in der „Gründliche(n)<br />

Beschreibung…“ angegeben;<br />

Planvorlage: Zentralarchiv Thurn & Taxis,<br />

Plansammlung J 355.00 Sießen<br />

004;<br />

13.1: Plan von 1865<br />

Die „alte Kirch“ <strong>mit</strong><br />

dem vorgelagerten<br />

Friedhof, der von<br />

einem überdachten<br />

Gang abgeschlossen<br />

wurde (handschriftl.<br />

vermerkt);<br />

Detaillierte Legende<br />

zum Plan;<br />

Situationsplan von 1865, der die Besitzverhältnisse<br />

dokumentiert:<br />

Farbe rosa: Eigentum der Pfarrei (<strong>St</strong>. Markus-<br />

Kirche und Pfarrwohnung – der Gebäudeteil<br />

heißt noch heute: „Pfarreck“ und ist Sitz der<br />

Generalleitung)<br />

Farbe grau: Eigentum der Franziskanerinnen<br />

Farbe grün: Besitz der Herrschaft Thurn & Taxis,<br />

Gärten und Grünland;<br />

Farbe rot: Besitz der Herrschaft Thurn & Taxis,<br />

Gebäude;<br />

Planvorlage: Zentralarchiv Thurn & Taxis, Plansammlung<br />

J 355.04 Sießen Wasserleitung 001;<br />

Zur Abtretung 1865 vom Kloster angebotener<br />

Gebäudeteil der ehemaligen Neher’schen<br />

Wohnung für den herrschaftlichen<br />

Forstgehilfen;<br />

Rot gestrichelt: Wege zur Pfarrkirche <strong>St</strong>. Markus<br />

und zum alten Kloster; diese belegen<br />

- den Durchgang durch das ehemalige Pfortenhaus<br />

in den Hof zu den Wirtschaftsgebäuden<br />

<strong>des</strong> alten Klosters<br />

- den einzigen Zugang zur „alten Kirch“ auf<br />

der Westseite – vgl. Aufriss Kornschütte,<br />

ABB. 9;


ABB. 15: Aposteldarstellungen - Südseite<br />

Apostel Paulus und Mathias:<br />

durch „Anpickeln“ für die Putzhaftung<br />

stark zerstört;<br />

ABB. 16: Graphik aus dem Restaurierungsbericht<br />

Ein weiteres stark beschädigtes<br />

Apostelfresko;<br />

Nachgewie-<br />

sene Apostelfresken<br />

Vermutlich vorhandenes<br />

7. gotisches<br />

Fenster<br />

–die skizzierte<br />

Verlängerung ist<br />

fraglich – Begründung<br />

s.<br />

ABB. 17.1 /<br />

17.2;


ABB. 17: Graphik Wandabwicklung Süd<br />

17.1: Rekonstruktion der Fensterlaibungen und <strong>des</strong> Südportals (vorhandene Fragmente<br />

und Ergänzungen)<br />

Hier korrekt eingezeichnet.<br />

Die wegen <strong>des</strong> Emporeneinbaus erfolgten Verkürzungen der beiden letzten Fenster erscheinen logisch, da<br />

die Fensterlaibungen sich <strong>mit</strong> der Türlaibung überschnitten hätten; insofern ist die Skizze <strong>des</strong> Restaurators<br />

s. ABB. 17.2 zu korrigieren;<br />

17.2: Zusammenschau der Veränderungen auf der Südseite in den einzelnen Bauphasen


ABB. 18: Ost- und Westseite<br />

In der Gotik geschaffenes großes<br />

Ostfenster, 1683 zugemauert;<br />

ABB. 19: Graphik Wandabwicklung Nord<br />

In der Gotik eingebaute überhöhte<br />

Empore, in der Phase der Barockisierung<br />

1683-85 eingebautes Westfenster<br />

<strong>mit</strong> den kreisrunden Öffnungen,<br />

1771 vermutlich zugemauert;<br />

19.1: Rekonstruktion der Fensterlaibungen, <strong>des</strong> inneren Zuganges zur Kirche vom<br />

Kloster aus und <strong>des</strong> Kryptazuganges (Perspektive von der Nordseite aus)


19.2: Zusammenschau der Veränderungen auf der Südseite in den einzelnen<br />

Bauphasen, v.a. 1870f.<br />

ABB. 20: Graphik Südportal<br />

Im Zusammenhang <strong>mit</strong> dem Aufriss der<br />

Kornschütte ca. 1803 überlieferte Zeichnung<br />

<strong>des</strong> ornamentalen Bereichs <strong>des</strong> Südportals;<br />

Vorlage: Plansammlung Zentralarchiv Thurn<br />

& Taxis, Regensburg, J 355.00 Sießen 006;<br />

Rekonstruktionszeichnung


ABB. 21: Graphik Kellergeschoss<br />

Wenn die Dominikanerinnen in der Krypta<br />

beerdigt wurden, müsste sich der<br />

Bestattungsort im Ostbereich, unter dem<br />

Altar oder in seiner Nähe, befunden haben;<br />

ABB. 22.1 – 22.3: Funde<br />

22.1: Erdgeschossraum und freigelegter Ziegelfußboden<br />

Freilegung <strong>des</strong> Ziegelsteinbodens<br />

unter einer Beton-Estrich-Schicht;<br />

In der Erinnerung von Sr. M.<br />

Witgard Erler, die die Sanierung<br />

begleitete, befand sich der<br />

Fundort der Knochenreste unter<br />

dem westlichen Parterre-Boden;


Verschiedene Plattenschichten<br />

22.2: Freilegung von Gräbern<br />

Die gefundenen Ziegelplatten wurden in der nahe<br />

gelegenen eigenen Ziegelei der Dominikanerinnen<br />

gefertigt, die 1970 aus Unachtsamkeit abgebrannt<br />

ist. Es gab rechteckige und quadratische<br />

Formen, einige z.T. recht gut erhalten, andere<br />

stärker zerstört; - auf die ehemalige Ziegelei weist<br />

noch die heutige <strong>St</strong>raßenbezeichnung „Ziegelstraße“<br />

hin;<br />

Der in der hiesigen Umgebung aus der Molasse- und Moränenschicht herrührende stark lehmhaltige Boden<br />

ist extrem wasserundurchlässig und daher stark konservierend – auch heute bereitet dies bei einer Überbettung<br />

große Schwierigkeiten. - In den Gräbern: Skelettreste und Spuren von gelöschtem Kalk;<br />

Zur Erdgeschichte der Umgebung von Saulgau und Sießen vgl. BEIERLEIN, R.: „Die Saulgauer Erdkruste“,<br />

in: Saulgauer Hefte zur <strong>St</strong>adtgeschichte und Heimatkunde, Heft 10, Saulgau 1989;


22.3: Menschliche Skelettreste<br />

ABB. 22: Sanierung 1994 - 1996<br />

Überlegungen zu den Funden:<br />

Wer also könnte es wohl sein? Eine Notiz in der GB II, S. 9 legt eine weitere Vermutung nahe:<br />

Gefunden wurden 6 Schädel, einer davon<br />

noch sehr gut erhalten, und eine Anzahl<br />

Knochen und Wirbel.<br />

Die beigezogenen Ärzte (Zahnmediziner und<br />

Allgemeinmediziner, Dr. Wendelgard Karle<br />

und Dr. med. Hildegard Husmann, beide<br />

Mitglieder der Kongregation), identifizierten<br />

die Reste als höchstwahrscheinlich männlichen<br />

Ursprungs, die Bestimmung <strong>des</strong> Alters<br />

hätte genauere Untersuchungen erfordert.<br />

Die Funde gaben zu vielerlei Spekulationen<br />

Anlass, die m. E jedoch kaum haltbar sind:<br />

1. Es handle sich um Überreste <strong>des</strong> <strong>St</strong>ifters<br />

<strong>St</strong>einmar v. <strong>St</strong>rahlegg.<br />

Dies ist wohl kaum möglich, da die Linie derer<br />

von <strong>St</strong>rahlegg bereits im 13. Jhd., also kurz<br />

nach der <strong>St</strong>iftung, ganz aus dem oberschwäbischen<br />

Raum verschwindet und bei Tübingen<br />

(in Eutingen – hier lebte eine Seitenlinie,<br />

die Edlen von Eutingen) wieder auftaucht. –<br />

vgl. hierzu BRENDLE, H. a.a.O., S. 76f. - Sie<br />

konnten ihren ehemaligen Besitz ruhig verlassen,<br />

da die Kirche von den Dominikanerinnen<br />

versorgt wurde.<br />

2. Es könnten ehemalige Dominikanerinnen<br />

sein;<br />

Dies schließt sich aus, wenn die Skelettreste<br />

männlicher Herkunft sind; bei weiblichen Skelettresten<br />

wären diesbezügliche Überlegungen<br />

möglich, als Patronatsherren stand den<br />

Dominikanerinnen das Recht auf Bestattung<br />

in der Krypta der alten Kirche zu; überdies<br />

war der Zugang zur Krypta nur vom Kloster<br />

aus möglich. Von 1733 bis 1802 wurden die<br />

Dominikanerinnen in der Gruft der <strong>St</strong>. Markuskirche<br />

beigesetzt; nach der Säkularisation<br />

fanden alle ihre letzte Ruhestätte auf dem<br />

Gemeindefriedhof bei <strong>St</strong>. Wendelin.<br />

3. Ehemalige Pfarrer der Pfarrgemeinde<br />

Sießen?<br />

Laut Pfarrarchiv sind von 1611 (P. Vitus Wizer<br />

OP) bis 1807 lückenlos Dominikaner von<br />

Konstanz als Pfarrer von Sießen nachgewiesen,<br />

die zugleich Beichtväter der Klosterfrauen<br />

waren. Sie waren jeweils nur kurze<br />

Zeit hier Pfarrer und wurden überwiegend in<br />

Konstanz und in anderen Konventen beerdigt.<br />

Wenn auch nicht namentlich, so nennt<br />

die Chronik bereits 1257 (Übergabe der<br />

Augustinerregel an den Konvent in Saulgau,<br />

bestätigt 1295) Dominikaner als Beichtväter.<br />

Mit der Inkorporation der Pfarrkirche Sießen<br />

in das Kloster 1348 könnte sich diese<br />

„Personalunion“ zwischen Pfarrer und Beichtvater<br />

eingebürgert haben. Von 1571-1611<br />

wird Pfarrer Wizmann genannt, ein Weltpriester,<br />

der bei den Klosterfrauen auch<br />

Beichtvater war, GB II, S. 10. – Ob die Funde<br />

möglicherweise auf Pfarrer vor diese Zeit<br />

zurückgehen, ist ungeklärt, aber fraglich.<br />

„1580 als zu Scheer und in selber gegend die pest war, ist der Herr Graf Christoph <strong>mit</strong> seinem ganzen hof auf Sießen<br />

geflüchtet; allwo die gerichtstäg gehalten, und seinem obervogt die obere stuben und kammer in dem gesindhaus<br />

übergeben…“ –<br />

Möglich wäre auch, dass doch jemand von dieser hohen Herrschaft infiziert war und nach seinem Tod hier kurzerhand<br />

beerdigt wurde, um weitere Ansteckung zu vermeiden; einem Obervogt und seinen (männlichen) Anverwand-<br />

ten stand wohl auch die Beerdigung in einer Kirche zu. – Die 1995 eröffneten Gräber zeigen deutliche Spuren von<br />

gelöschtem Kalk, der üblicherweise sowohl zur schnelleren Verwesung, Geruchsbindung als auch Desinfizierung<br />

eingesetzt wurde. Epidemien gab es im 16./17. Jhd. in der hiesigen Gegend mehrfach, wie in der <strong>Geschichte</strong> der<br />

Wendelinuskapelle von H. BRENDLE (a.a.O.) nachgewiesen wird. Auch in diesem Zusammenhang könnten die<br />

Skelettfunde gesehen werden. - Dies alles sind jedoch Vermutungen, eine endgültige Klärung ist nicht möglich.


23.1: Freilegung <strong>des</strong> Ostfensters<br />

Integrierung <strong>des</strong> freigelegten<br />

und sanierten gotischen Ost-<br />

Fensters in einen Wohnraum;<br />

Haus <strong>St</strong>. <strong>Dominikus</strong> – Ostseite –<br />

vor der Renovierung 1994 – 1996;<br />

Erste Untersuchungen fördern insgesamt fünf farblich<br />

verschiedene Putzschichten zutage, ebenso die Laibung<br />

eines Spitzbogenfensters;<br />

Bei der Sanierung wurden die einzelnen<br />

sich überlagernden Putzschichten<br />

bewusst zur Dokumentation<br />

so belassen und konserviert;


23.2: Freilegung der Spitzbogenlaibungen auf der Südseite – Integration als Nischen<br />

Gut erkennbar:<br />

Die Fensterlaibungen<br />

der gotischen Spitzbogenfenster;<br />

ebenso das Südportal;<br />

Untersuchungsmaßnahmen:<br />

Integrierung <strong>des</strong> sanierten Teiles<br />

eines Spitzbogenfensters als<br />

Nische in eine Wohneinheit;


23.3: Freilegung und Sanierung <strong>des</strong> Dachstuhls<br />

Ebenfalls offengelegter,<br />

sanierter Dachstuhl im<br />

Gebetsraum <strong>des</strong> Carceri-<br />

Konventes;<br />

Offen gelegter Dachstuhl im Ess- und<br />

Aufenthaltsraum <strong>des</strong> Carceri-Konventes<br />

– der „Preis“ hierfür sind sicher<br />

höhere Energiekosten für die Heizung;<br />

23.4: Freilegung und Sanierung zweier Apostelgemälde an der Südwand, Integration in<br />

eine Wohneinheit


23.5: Offenlegung alter Balken und <strong>St</strong>einkonsolen der ehemaligen Empore und<br />

Gestaltung dieses Raumes zu einem Saal<br />

23.6: Sanierung <strong>des</strong> Südportals<br />

Restauriertes Südportal im Innern;<br />

Südportal von außen nach der Freilegung –<br />

das Maßwerk war bei früheren Baumaßnahmen<br />

beschädigt worden, wann, ist nicht<br />

mehr rekonstruierbar;<br />

Restauriertes Südportal <strong>mit</strong> ergänztem<br />

Maßwerk;


23.7: Öffnung und Sanierung <strong>des</strong> ehemaligen Kryptazuganges auf der Nordseite<br />

Kryptazugang von innen in 90 cm Höhe – es<br />

muss wohl eine <strong>St</strong>eintreppe vorhanden gewesen<br />

sein, um diesen Ausgang benutzen zu<br />

können;<br />

Krankenchorzugang, zugemauert;<br />

Zugemauerter Kryptazugang von außen <strong>mit</strong><br />

Restbestand eines kleineren vergitterten Kellerfensters;<br />

Die Zugangstreppe innen wurde nicht mehr<br />

restauriert, da sie keinen Zweck mehr erfüllt;<br />

Restaurierter Kryptazugang von außen, ehemals<br />

im Innern <strong>des</strong> alten Klosters;


23.8: Sanierung <strong>des</strong> Kryptaraumes unter Beibehaltung der <strong>St</strong>irnwand, <strong>des</strong> Gewölbes<br />

und der alten Fußbodenplatten aus Ziegelstein<br />

Alte quadratische<br />

und rechteckige<br />

Ziegelplatten, die in<br />

der klostereigenen<br />

Ziegelei gebrannt<br />

wurden;


23.9: Bestattung der menschlichen Skelett-Reste in einer Wand in der Nähe <strong>des</strong><br />

Fundortes<br />

Blick von der <strong>St</strong>irnseite der Krypta aus nach hinten zum<br />

Ausgang;<br />

ABB. 24: Franziskus und <strong>Dominikus</strong> begegnen sich<br />

Nach Aussagen der für die Sanierungs- und Bauarbeiten<br />

zuständigen Mitschwester, Sr. M. Ulrike<br />

Bisinger, wurden die Skelettreste in eigens verfertigte<br />

Holzkisten gebettet und in dieser Wand<br />

eingemauert; bis zum Jubiläum 2010 soll diese<br />

Begräbnisstätte gekennzeichnet sein;<br />

Gemälde (Foto-Reproduktion), Maler unbekannt;<br />

Ort: Übergang vom barocken Klosteraltbau<br />

zum „Haus <strong>St</strong>. <strong>Dominikus</strong>“;


ABB. 25: Ansichten <strong>des</strong> <strong>Hauses</strong> <strong>St</strong>. <strong>Dominikus</strong> von 1925 - 2009<br />

1925<br />

1958


Vor der Sanierung 1994 - Nordseite<br />

Restbestand der äußeren Mauer <strong>des</strong> ehemals angebauten<br />

„alten Klosters“;<br />

Nordseite 1994<br />

<strong>St</strong>elle <strong>des</strong> Kryptazuganges<br />

vor der Sanierung 1994<br />

(Kellerfenster);<br />

Südseite 1994;<br />

Hinter diesem Regenablaufrohr<br />

verbarg sich das<br />

Südportal, der Haupteingang<br />

zur „alten Kirch“ –<br />

vgl. ABB 23.2 und 23.6;


Vor 1994: Ostseite<br />

Haus <strong>St</strong>. <strong>Dominikus</strong> 2009 - Nordseite<br />

Rote Markierungen: Verlauf <strong>des</strong> ehemals angebauten „alten<br />

Klosters“ (Rekonstruktionsversuch), vgl. ABB. 19.1;<br />

Vor 1994: Westseite – Erdgeschoß; hier müsste<br />

nach dem Aufriss der Kornschütte ein Zugang von<br />

außen gewesen sein – vgl. ABB 9 und ABB 13.1;<br />

Bei Sanierungsarbeiten an der Südwesttecke<br />

<strong>des</strong> „Hofgartens“ vorgefundene<br />

Fundamentreste der inneren<br />

Mauer <strong>des</strong> alten Klostergebäu<strong>des</strong>;


Haus <strong>St</strong>. <strong>Dominikus</strong> im Winter 2007 – Ostseite; Haus <strong>St</strong>. <strong>Dominikus</strong> August 2008 –<br />

Westseite und Hälfte der Nordseite;<br />

Haus <strong>St</strong>. <strong>Dominikus</strong> im April 2009 – Nordseite;


Bildnachweis:<br />

ABB. 1: Luftaufnahme 2005 – Vorlage: Fotoarchiv Kloster Sießen<br />

ABB. 2: Vorlage: Fotoarchiv Kloster Sießen (Kopie – Original: Schwäbische<br />

Akten Nr. 1353, Zentralarchiv Thurn & Taxis, Regensburg)<br />

ABB. 3: Kloster Sießen, <strong>St</strong>iftungsakt, 1646 <strong>mit</strong> Detail, Öl auf Leinwand, Vorlage:<br />

Kloster Sießen<br />

ABB. 4: Hochaltarbild <strong>St</strong>. Markuskirche Sießen <strong>mit</strong> Details (ABB. 4.1, 4.2),<br />

Vorlage Fotoarchiv Kloster Sießen<br />

ABB. 5: Chronogramm 1717, Vorlage: Fotoarchiv Kloster Sießen<br />

ABB. 5.1: Alter <strong>St</strong>ich der Kirchen- und Klosteranlage nach 1728 – <strong>mit</strong> Wappen,<br />

Vorlage Fotoarchiv Kloster Sießen<br />

ABB 6: Altarblatt <strong>des</strong> Thomas-Altares, Vorlage: Fotoarchiv <strong>St</strong>. Markus-Kirche<br />

Sießen<br />

ABB 7: Totengedenktafel der Frau Josepha Baizin, Vorlage: Fotoarchiv Kloster<br />

Sießen<br />

ABB 8: Ältestes Foto <strong>des</strong> Klosters Sießen von 1860, Vorlage: Fotoarchiv<br />

Kloster Sießen<br />

ABB 9: Aufriss ca. 1803 – Kornschütte, Vorlage: Zentralarchiv Thurn & Taxis,<br />

Plansammlung J 355.00 Sießen 005 - Digitalaufnahme;<br />

ABB 10: Balken im Dachstuhl Haus <strong>St</strong>. <strong>Dominikus</strong>, Vorlage: Fotoarchiv Kloster<br />

Sießen<br />

ABB 11: Romanisches Kruzifix, Vorlage: Fotoarchiv Kloster Sießen<br />

ABB 12: Haus <strong>St</strong>. <strong>Dominikus</strong>, Südseite, <strong>mit</strong> ehemaligem Friedhof für Pfarrangehörige,<br />

Vorlage: Fotoarchiv Kloster Sießen<br />

ABB 12.1: Plan <strong>des</strong> Fürstlichen Rentamtes Scheer, Vorlage: Zentralarchiv Thurn &<br />

Taxis, Regensburg, Plansammlung J 355.01 Sießen Forsthaus -<br />

Digitalaufnahme<br />

ABB 13: Plan von 1860, Vorlage: Zentralarchiv Thurn & Taxis, Regensburg,<br />

Plansammlung J 355.00 Sießen 004 - Digitalaufnahme<br />

ABB 13.1: Plan von 1865, Vorlage: Zentralarchiv Thurn & Taxis, Regensburg,<br />

Plansammlung J 355.04 Sießen Wasserleitung 001 - Digitalaufnahme<br />

ABB 13.2: Plan von 1869/70, Vorlage: Zentralarchiv Thurn & Taxis, Regensburg,<br />

Plansammlung J 355.00 Sießen 003 – Digitalaufnahme<br />

ABB 14/<br />

ABB 14.1: Aquarell vor 1803, Vorlage: Fotoarchiv Kloster Sießen<br />

ABB 15: Apostelfresken vor der Restaurierung, Vorlage: Restaurierungsbericht<br />

1994 / 95, Kloster Sießen


ABB 16: Graphik, Vorlage: Restaurierungsbericht 1994 / 95, Kloster Sießen<br />

ABB 17: Graphik Wandabwicklung Süd (<strong>mit</strong> Detail 17.1, 17.2), Vorlage:<br />

Restaurierungsbericht 1994 / 95 Kloster Sießen<br />

ABB 18: Aufriss Ost- und Westseite, Vorlage: Restaurierungsbericht 1994 / 95<br />

Kloster Sießen<br />

ABB 19: Graphik Wandabwicklung Nord (<strong>mit</strong> Detail 19,1, 19.2), Vorlage:<br />

Restaurierungsbericht 1994 / 95 Kloster Sießen<br />

ABB 20: Graphik Südportal, Vorlage Zentralarchiv Thurn & Taxis, Regensburg,<br />

Plansammlung J 355.00 Sießen 006 und<br />

Rekonstruktion aus: Restaurierungsbericht 1994 / 95, Vorlage: Kloster<br />

Sießen<br />

ABB 21: Graphik Kellergeschoss, Vorlage: Restaurierungsbericht 1994 / 95<br />

Kloster Sießen<br />

ABB 22.1 -<br />

ABB 22.3: Funde bei Erdaushubarbeiten, Vorlage: Fotoarchiv Kloster Sießen<br />

ABB 23.1<br />

- ABB.23.9: Freigelegte und sanierte Details <strong>des</strong> <strong>Hauses</strong> <strong>St</strong>. <strong>Dominikus</strong>, Vorlage:<br />

Restaurierungsbericht 1994 / 95 Kloster Sießen und Fotoarchiv Kloster<br />

Sießen<br />

ABB 24: Gemälde (Foto-Reproduktion), Vorlage: Fotoarchiv Kloster Sießen<br />

ABB 25: Ansichten <strong>des</strong> <strong>Hauses</strong> <strong>St</strong>. <strong>Dominikus</strong> 1925 - 2009, Vorlage: Fotoarchiv<br />

Kloster Sießen


2. <strong>St</strong>.<br />

2. <strong>St</strong>.<br />

1. <strong>St</strong>.<br />

EG<br />

1911-20:<br />

1920-22<br />

1922-24<br />

1924-27<br />

1927-32<br />

1932-39<br />

1939-40<br />

1946-53<br />

1983-90<br />

1945-71<br />

Belegung <strong>des</strong> <strong>Hauses</strong> <strong>St</strong>. <strong>Dominikus</strong><br />

(versuchte Rekonstruktion)<br />

Dachboden bis 1948<br />

ab 1948 – Schlafsaal der Kandidatinnen<br />

Kapläne / Hausgeistliche<br />

wie<br />

Kaplan Rauh<br />

Kaplan Jauch<br />

Kaplan Roth<br />

Kaplan Grimm<br />

Kaplan Sauter<br />

Kaplan Schwarz<br />

P. Thomas Gieler<br />

Prof. Dr. Carl Harbich<br />

Noviziat I, vorher Weggemeinschaft<br />

ab 1948-60 – ausgebaut zum<br />

Kandidatinnenschlafsaal<br />

renoviert 1957 (Heizung eingebaut)<br />

Linke Seite Rechte Seite<br />

Kaplan Rainer<br />

Can. Verheijen<br />

P. Ascher<br />

Pfarrer Keller<br />

Pfr. Weidlich<br />

Kaplan Jäger<br />

Dr. Burkhard<br />

und Gästezimmer<br />

Verwalter Schelkle <strong>mit</strong> Frau<br />

Familie Direktor Maier (bis Kriegsende)<br />

Frau Kaletha, Frau Glodny (Zahnärztinnen, bis 1992)<br />

Herr Buck<br />

Weitere Zimmer<br />

Herr Sigel – Verwalter (nach Schelkle)<br />

1953<br />

1953-54<br />

1954-57<br />

1955-57<br />

1958<br />

1958-65<br />

1965-80<br />

Dr. Buchmüller, Frau Buchmüller (Schwester)<br />

Pensionäre<br />

Frl. Lena Tyllack (Musiklehrerin) 1952 - 1959<br />

Frl. Küchle (Französisch-Lehrerin) 1960 - 1978<br />

Frau Luise Weber<br />

Frl. Menrad<br />

und Gästezimmer<br />

Noviziat I<br />

Superior Dieterich <strong>mit</strong> Frl. Klara (Schwester) bis 1957<br />

Gastpriester: Pfarrer Müller, P. Hugo (1958)<br />

Später Kaletha und Glodny, nur Zimmer (bis ca. 1971)<br />

Landwirtsch.<br />

Angestellte<br />

Schreinerei noch<br />

während der<br />

Lagerzeit<br />

Später: Speisesaal<br />

der Handwerker<br />

und landwirtsch.<br />

Angestellten


Anhang<br />

1) Quellen<br />

- Charta der Villa Vignoni zum Schutz der kirchlichen Kulturgüter, in: Inventarisation<br />

und Pflege <strong>des</strong> kirchlichen Kunstgutes. Verlautbarungen und Dokumente, Sekretariat<br />

der Deutschen Bischofskonferenz (Hrsg.), Arbeitshilfen Nr. 228, 1994;<br />

- Chronik der Franziskanerinnen von Sießen, Bd. I, Sießen 1854 – 1892;<br />

- Chronik der Pfarrei <strong>St</strong>. Markus in Sießen, Pfarrarchiv Sießen;<br />

- Fotoarchiv, Kloster Sießen;<br />

- Gesetz zum Schutz der Kulturdenkmale (Denkmalschutzgesetz –DSchG) vom<br />

25.05.1971 (GBl. S.797) <strong>mit</strong> Änderungen vom 27.07.1987 (GBl. S.230), vom<br />

23.07.1993 (GBl. S.533) und vom 14.03.2001 (GBL. S.189);<br />

- „Gründliche Beschreibung <strong>des</strong> Jungfäulichen Gotteshaus Süeßen“. Fürst Thurn &<br />

Taxis Zentralarchiv, Regensburg, Schwäbische Akten Nr. 1350. Chronik von 1251-<br />

1828, begonnen von P. Gebhard KEMPF OP, 1728-1730 Pfarrer und Beichtvater in<br />

Sießen;<br />

- Kunstsammlung Kloster Sießen;<br />

- Plansammlungen: Zentralarchiv Thurn & Taxis, Plansammlungen J 355.00 Sießen<br />

und J 355.00 Sießen Wasserleitung 04;<br />

- Restaurierungsbericht 1994 / 1995, Kloster Sießen;<br />

2) Sekundärliteratur<br />

BEIERLEIN, R: „Die Saulgauer Erdkruste“, in: Bad Saulgauer Hefte zur <strong>St</strong>adtgeschichte<br />

und Heimatkunde, <strong>St</strong>adtarchiv Bad Saulgau (Hrsg), Heft 10 (1989), passim;<br />

BINDER-ETTER, Elisabeth: „<strong>Geschichte</strong> der Kirche und ihrer Altäre“, in: Festschrift<br />

zur Hochaltarweihe, Kath. Pfarramt Sießen 1988, S. 18-25;<br />

BRENDLE, Hermann: „Die <strong>St</strong>einmar von Sießen – ein niederadeliges Rittergeschlecht“,<br />

in: Bad Saulgauer Hefte zur <strong>St</strong>adtgeschichte und Heimatkunde, <strong>St</strong>adtarchiv<br />

Bad Saulgau (Hrsg.), Heft 17 (2003/2004), S. 69-90;<br />

DERS.: „600 Jahre Wendelinuskapelle bei Sießen 1387-1987“, Saulgau 1987;<br />

von CELANO, Thomas: „Leben und Wunder <strong>des</strong> hl. Franziskus von Assisi, hrsg. von<br />

Engelbert GRAU, Franziskanische Quellenschriften, Bd. 5, 3. Aufl. 1980;<br />

GRUBER, Ewald: „Erziehungs- und Bildungsarbeit der Franziskanerinnen von Sießen<br />

in der Zeit von 1854 bis 1940“, in: Rottenburger Jahrbuch für Kirchengeschichte 14<br />

(1995), 153-176;<br />

GRUNDMANN, Herbert: „Religiöse Bewegungen im Mittelalter. Untersuchungen über<br />

die geschichtlichen Zusammenhänge zwischen der Ketzerei, den Bettelorden und der<br />

religiösen Frauenbewegung im 12. und 13. Jahrhundert und über die geschichtlichen<br />

Grundlagen der deutschen Mystik“, Darmstadt 2 1961;<br />

HAGEN, August: „Die Kongregation der Schulschwestern vom Dritten Orden <strong>des</strong><br />

heiligen Franziskus in Sießen. Ein geschichtlicher Abriss zur Jahrhundertfeier“,<br />

<strong>St</strong>uttgart 1960;<br />

HEIMBUCHER, Max: „Die Orden und Kongregationen der katholischen Kirche“, 2<br />

Bde, Paderborn 1933/34;


IRION, Ingrid: „Sießener Schulschwestern und die Mädchenerziehung im Königreich<br />

Württemberg“, 2 Bde, Diss. Lorch 1997;<br />

KOPF, Paul: „Die Franziskanerinnen von Bonlanden. Licht und Schatten“,<br />

Sigmaringen 1994;<br />

KÜBLER, Joseph: „Kloster und Institut Sießen“, masch.-schr., 1929, Klosterarchiv<br />

Sießen;<br />

METZGER, G: „Der Dominikanerorden in Württemberg am Ausgang <strong>des</strong> Mittelalters“,<br />

in: BWKG NF 46 (1942), S. 4-60;<br />

QUARTHAL, Franz: „Habsburg und Vorderösterreich im 18. Jh.“, in: Bad Saulgauer<br />

Hefte zur <strong>St</strong>adtgeschichte und Heimatkunde, <strong>St</strong>adtarchiv Bad Saulgau (Hrsg), Heft 12<br />

(1998), S. 5-26;<br />

SATTLER, Manfred: „Über das Hochaltarbild und seine Restaurierung“, in: Festschrift<br />

zur Hochaltarweihe, Sießen 1988, S. 49-51<br />

SCHNELL, Hugo: „Kloster- und Pfarrkirche Sießen bei Saulgau“ (Kirchenführer<br />

276/77), München 1938;<br />

SCHREYER, Lioba: „<strong>Geschichte</strong> der Dillinger Franziskanerinnen“, 2 Bde, Dillingen<br />

1980,<br />

SPÄTH, Josef: „Das Nonnenkloster in Ennetach. Das Frauenkloster der Dominikanerinnen<br />

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SPAHR, Gerhard: „Oberschwäbische Barockstraße“, Bd. 4, Weingarten 1998, S.<br />

45-48;<br />

STRÖBELE, Hermann: „Die Gemeinde Oggelsbeuren <strong>mit</strong> dem ehemaligen Frauenkloster.<br />

Ein kultur-, rechts- und allgemeingeschichtlicher Beitrag zur <strong>Geschichte</strong><br />

Oberschwabens“, Oggelsbeuren 1974;<br />

WESPEL, M. Radegundis: „Das Kloster Sießen – aus seiner <strong>Geschichte</strong> von 1260 bis<br />

heute“, In: Festschrift zur Hochaltarweihe, Kath. Pfarramt Sießen 1988, S.10-17;<br />

WESPEL, M. Radegundis / HELLER, M. Franziska: „Das Kloster Sießen“, in: WEBER,<br />

Edwin Ernst (Hrsg.): Klöster im Landkreis Sigmaringen. Heimatkundliche Schriftenreihe<br />

<strong>des</strong> Landkreises Sigmaringen, Bd. 9 (2005), S. 431-462;<br />

WEHRLI-JONS, Martina „Sießen. Dominikanerinnen, 1259-1803“, in: ZIMMERMANN,<br />

Wolfgang / PRIESCHING, Nicole (Hrsgg.): Württembergisches Klosterbuch. Klöster,<br />

<strong>St</strong>ifte und Ordensgemeinschaften von den Anfängen bis in die Gegenwart, <strong>St</strong>uttgart<br />

2003, S. 455f;<br />

WILLBOLD, Hans: “Über 700 Jahre Klöster in Saulgau“, in: Bad Saulgauer Hefte zur<br />

<strong>St</strong>adtgeschichte und Heimatkunde, <strong>St</strong>adtarchiv Bad Saulgau (Hrsg), Heft 14 (2000),<br />

S. 5-30;<br />

WILTS, Andreas: „Beginen im Bodenseeraum“; Diss. Sigmaringen 1994;<br />

WINDHAB, Ulrich: „Wallfahrt und Wohlfahrt. Die <strong>Geschichte</strong> von Heiligenbronn und<br />

seinem Kloster“, <strong>St</strong>uttgart 2007;<br />

ZIMMER, Petra: „Die Dominikaner und Dominikanerinnen in der Schweiz“, Helvetia<br />

Sacra IV/5, Basel 1999, S.27-95;

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