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Dokumentation des Kongresses - Der Deutsche Olympische ...

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DOSB l Sport bewegt!<br />

<strong>Dokumentation</strong> <strong>des</strong> <strong>Kongresses</strong><br />

„Starker Sport – starke Kommunen“<br />

Wege für eine zukunftsfähige Partnerschaft<br />

München, 5. und 6. März 2010


Impressum<br />

Titel: <strong>Dokumentation</strong> <strong>des</strong> <strong>Kongresses</strong> „Starker Sport – starke Kommunen“ I Herausgeber: <strong>Deutsche</strong>r <strong>Olympische</strong>r SportBund I<br />

Geschäftsbereich Sportentwicklung I Ressort Breitensport, Sporträume I Otto-Fleck-Schneise 12 I D-60528 Frankfurt am Main<br />

Tel. +49 (0) 69 / 67 00 360 I Fax. +49 (0) 69 / 67 00 13 60 I E-Mail: siegel@dosb.de I www.dosb.de<br />

Redaktion: Christian Siegel, Andreas Klages I Auflage: 2.500 (Frankfurt am Main, Oktober 2010)


DOSB l Sport bewegt!


Inhaltsverzeichnis<br />

Vorwort 6<br />

Programm 7<br />

Eröffnung<br />

Dr. Thomas Bach 8<br />

Heinrich Haasis 12<br />

Hauptreferat „Starker Sport –<br />

starke Kommunen“, Christian Ude 14<br />

Arbeitskreis 1<br />

Integration durch Sport in der Kommune 22<br />

Arbeitskreis 2<br />

Sportgroßveranstaltungen – Fluch oder Segen? 36<br />

Arbeitskreis 3<br />

Bürgerschaftliches Engagement in der<br />

Kommune – sportliche Ansätze und<br />

kommunale Strukturen 43<br />

Arbeitskreis 4<br />

Quo vadis Sportentwicklung? – Wege und<br />

Methoden für optimierte Entscheidungen 54<br />

Arbeitskreis 5<br />

Leistungssportförderung vor Ort –<br />

Erfolgsfaktor für den Spitzensport 64<br />

Arbeitskreis 6<br />

Sportorganisationen und Kommunen –<br />

starke Partner im Bereich Gesundheit 75<br />

Arbeitskreis 7<br />

Sportvereinsentwicklung im Kontext<br />

schulpolitischer Veränderungen 88<br />

Arbeitskreis 8<br />

Sport fördert die Lebensqualität<br />

aller Generationen vor Ort 104<br />

Arbeitskreis 9<br />

Frauensport(T)räume – der Genderund<br />

Diversityansatz in der kommunalen<br />

Sportentwicklungsplanung 116<br />

Arbeitskreis 10<br />

„Sportstätten der Zukunft“ versus<br />

„Bau- und Planungsrecht“ 124<br />

Arbeitskreis 11<br />

Streit um Lärm – Lärmschutz:<br />

Engpassfaktor der Sportentwicklung? 136<br />

Arbeitskreis 12<br />

Sportförderung und -finanzierung:<br />

Routine versus Königswege? 156<br />

Bilanz und Ausblick 178<br />

Kongressbild 184<br />

Kooperationsvereinbarung 187<br />

Erklärung <strong>des</strong> Präsidiums <strong>des</strong> DOSB 200<br />

Presse 202<br />

Kongressleitung 218<br />

Teilnehmerinnen und Teilnehmer 220<br />

Impressum 2<br />

I 5


Vorwort<br />

Die enge Zusammenarbeit von Kommunen und Sportorganisationen ist für die Entwicklung in den Städten<br />

und Gemeinden wie für den Sport von großer Bedeutung. Im Rahmen <strong>des</strong> <strong>Kongresses</strong> „Starker Sport – starke<br />

Kommunen“ am 5. und 6. März 2010 in München haben der <strong>Deutsche</strong> <strong>Olympische</strong> Sportbund (DOSB), der<br />

<strong>Deutsche</strong> Städtetag (DST) und der <strong>Deutsche</strong> Städte- und Gemeindebund (DStGB) diese Kooperation bilanziert<br />

und Perspektiven für ihre Zusammenarbeit entwickelt.<br />

Die Qualität der Sportanlagen vor Ort sowie die ideelle und finanzielle Unterstützung der Sportvereine sind<br />

wichtige Voraussetzungen für eine vielfältige und aktive Sportlandschaft. Gleichzeitig verbindet sich mit<br />

dem Sport ein hohes Maß an Lebensqualität in den Kommunen: er eröffnet Chancen für Integration sowie<br />

Gesundheitsförderung und kann in vielen Bereichen der Stadtentwicklung eine wichtige Rolle spielen.<br />

Sportvereine, Kommunalpolitik und Sportverwaltung sind einem starken gesellschaftspolitischen<br />

Veränderungsdruck ausgesetzt und mit einer Krise der öffentlichen Haushalte konfrontiert.<br />

<strong>Der</strong> Kongress diskutierte nicht nur diese Engpässe und Herausforderungen, sondern auch Zukunftsstrategien<br />

und Lösungswege jenseits von Patentrezepten, die immer weniger greifen.<br />

<strong>Der</strong> <strong>Deutsche</strong> <strong>Olympische</strong> Sportbund, der <strong>Deutsche</strong> Städtetag und der <strong>Deutsche</strong> Städte- und Gemeindebund<br />

arbeiten seit vielen Jahren kontinuierlich und partnerschaftlich zusammen. Diese Zusammenarbeit wurde<br />

2008 mit einer Kooperationsvereinbarung konkretisiert und intensiviert. <strong>Der</strong> Münchner Kongress im März 2010<br />

ist zugleich ein Meilenstein dieser Vereinbarung.<br />

<strong>Der</strong> vorliegende <strong>Dokumentation</strong>sband gibt die Hauptreden, Expertenvorträge und die Zusammenfassungen<br />

der Arbeitskreise wieder und ist eine reichhaltige Quellen- und Materialsammlung für eine zukunftsfähige<br />

Entwicklung <strong>des</strong> „Sports vor Ort“.<br />

Oberbürgermeisterin<br />

Dr. h.c. Petra Roth<br />

Präsidentin<br />

<strong>Deutsche</strong>r Städtetag<br />

6 I<br />

Dr. Thomas Bach<br />

Präsident <strong>Deutsche</strong>r<br />

<strong>Olympische</strong>r Sportbund<br />

Bürgermeister<br />

Roland Schäfer<br />

Präsident<br />

<strong>Deutsche</strong>r Städte- und<br />

Gemeindebund


Programm<br />

1. Tag: Freitag, 5. März 2010<br />

bis 12.00 Uhr Anreise der Kongressteilnehmerinnen und -teilnehmer<br />

12.00 Uhr Imbiss<br />

13.00 Uhr Eröffnung<br />

Christian Ude, Oberbürgermeister der Lan<strong>des</strong>hauptstadt München<br />

Dr. Thomas Bach, Präsident <strong>des</strong> <strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n Sportbun<strong>des</strong><br />

Heinrich Haasis, Präsident <strong>des</strong> <strong>Deutsche</strong>n Sparkassen- und Giroverban<strong>des</strong><br />

14.30 Uhr Kaffeepause<br />

15.00 Uhr Arbeitskreise 1 bis 6<br />

Hauptreferat: „Starker Sport – starke Kommunen“<br />

Christian Ude, Oberbürgermeister der Lan<strong>des</strong>hauptstadt München und<br />

Vizepräsident <strong>des</strong> <strong>Deutsche</strong>n Städtetages<br />

17.30 Uhr Ende der Arbeitskreise<br />

Anschließend Führungen durch den Olympiapark bzw. die BMW Welt<br />

19.30 Uhr Abendveranstaltung in der BMW Welt<br />

2. Tag: Samstag, 6. März 2010<br />

09.00 Uhr Eröffnungs-Plenum<br />

09.30 Uhr Arbeitskreise 7 bis 12<br />

11.30 Uhr Kaffeepause<br />

12.00 Uhr Bilanz und Ausblick<br />

13.00 Uhr Mittagsimbiss<br />

13.30 Uhr Abreise<br />

I 7


Dr. Thomas Bach, Präsident <strong>des</strong><br />

<strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n Sportbun<strong>des</strong><br />

8 I<br />

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister Ude,<br />

sehr geehrter Herr Haasis,<br />

sehr geehrter Herr Lommer,<br />

sehr geehrte Damen und Herren,<br />

im Namen <strong>des</strong> <strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n Sportbun<strong>des</strong><br />

begrüße ich Sie sehr herzlich zum Kongress „Starker<br />

Sport – starke Kommunen“ im Olympiapark München.<br />

Mein besonderer Willkommensgruß gilt dem Oberbürgermeister<br />

der Lan<strong>des</strong>hauptstadt München und<br />

Vizepräsidenten <strong>des</strong> <strong>Deutsche</strong>n Städtetages, Herrn<br />

Christian Ude, sowie dem Präsidenten <strong>des</strong> <strong>Deutsche</strong>n<br />

Sparkassen- und Giroverban<strong>des</strong>, Herrn Heinrich Haasis.<br />

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister, lieber Herr Ude,<br />

wie Sie wissen, bin ich derzeit recht häufig in München.<br />

Und spätestens nach dem Erlebnis vom Dienstag dieser<br />

Woche noch viel lieber als zuvor. Ich danke Ihnen und<br />

der Stadt München für den großartigen Empfang unserer<br />

Olympiamannschaft vor wenigen Tagen.<br />

München und Olympia<br />

Am Dienstag haben die Münchner uns allen gezeigt,<br />

was Sportbegeisterung einer Stadt wirklich bedeutet.<br />

Tausende Münchner haben sich auch von strömendem<br />

Regen nicht abhalten lassen, die deutsche Olympiamannschaft<br />

von Vancouver herzlich willkommen zu<br />

heißen. Das war ein beeindrucken<strong>des</strong> Bild, für die Athleten<br />

ebenso wie für alle anderen Beteiligten. Es war<br />

zugleich ein Schub für die Münchner Bewerbung um die<br />

<strong>Olympische</strong>n Winterspiele und Paralympics 2018, wie<br />

man ihn sich deutlicher und fröhlicher nicht hätte wünschen<br />

können. Nach diesem Erlebnis bin ich mir sicher,<br />

dass unsere Bewerbung auf gutem Wege ist.<br />

Kein Ort in Deutschland ist geeigneter als München,<br />

den Beweis anzutreten, dass mit dem Sport vielfältige


Potenziale und Vorteile für die Stadtentwicklung verbunden<br />

sind. Wir sind daher ganz bewusst in den Olympiapark<br />

gekommen, um dies zu unterstreichen.<br />

Die Bewerbung Münchens um die <strong>Olympische</strong>n Winterspiele<br />

und Paralympics 2018 wird sich zudem positiv<br />

auf die Sportentwicklung in ganz Deutschland auswirken.<br />

Das ist ein wichtiges Signal in diesen Zeiten, in denen<br />

Kommunalpolitiker Städte und Gemeinden vor dem finanziellen<br />

Kollaps sehen, der <strong>Deutsche</strong> Städtetag Alarm<br />

schlägt und die Wochenzeitung „Die Zeit“ die Kommunen<br />

schlicht zu den Verlierern der aktuellen Finanzentwicklung<br />

und Finanzpolitik erklärt. Dies zeigt deutlich,<br />

dass der Sport viele Freunde, Partner und Unterstützer<br />

braucht. Hierzu zählt auch die Wirtschaft. Ich bin daher<br />

dem DSGV-Präsidenten dankbar, dass er nicht nur diesen<br />

Kongress unterstützt, sondern auch heute persönlich<br />

gekommen ist.<br />

Lieber Herr Haasis, ich darf auch an dieser Stelle der Sparkassengruppe<br />

als größtem nicht-öffentlichem Sportförderer<br />

in Deutschland für die Unterstützung <strong>des</strong> Breiten- und<br />

Leistungssports sowie der Olympiabewerbung danken.<br />

Kommunen und Sport –<br />

eine starke Partnerschaft<br />

Die öffentliche Sportförderung in Deutschland ist zu<br />

80 Prozent kommunale Sportförderung. In dieser Zahl wird<br />

deutlich, wie wichtig die Städte und Gemeinden für den<br />

organisierten Sport sind. Ich darf mich daher bei allen<br />

kommunalen Vertretern für die Kooperation und Unterstützung<br />

der Kommunen herzlich bedanken.Eine Krise<br />

der Kommunalfinanzen ist daher auch eine Krise <strong>des</strong><br />

Sports. <strong>Der</strong> <strong>Deutsche</strong> <strong>Olympische</strong> Sportbund blickt mit<br />

Sorge auf die Verschlechterung der kommunalen Einnahmensituation,<br />

auf die Unterdeckung der örtlichen Haushalte<br />

und darauf, dass staatliche Aufgaben immer mehr<br />

auf die Kommunen übertragen werden.<br />

<strong>Der</strong> kommunale Investitionsstau von 700 Milliarden Euro<br />

droht sich weiter zu verschärfen. Das Konjunkturpaket II<br />

verschafft dem Sport und den Sportvereinen insgesamt<br />

zwar Spielraum, doch werden die Fragezeichen immer<br />

größer, wie ab 2011 mit der kommunalen Sportförderung<br />

umgegangen wird.<br />

<strong>Der</strong> organisierte Sport ist vor diesem Hintergrund politisch<br />

an der Seite der Kommunen, wenn es darum geht, die<br />

kommunalen Finanzen angemessen auszustatten und die<br />

Einnahmen der Kommunen zu verstetigen. <strong>Der</strong> organisierte<br />

Sport braucht finanzstarke Kommunen. Aber die<br />

Kommunen brauchen auch einen starken Partner Sport.<br />

Die Zusammenarbeit zwischen Kommunen und Sportvereinen<br />

ist von zentraler Bedeutung. Das wird in Zeiten<br />

knapper Kassen wieder bewusster wahrgenommen. Das<br />

muss keine schlechte Grundlage sein, um der Zusammenarbeit<br />

neue Impulse zu geben. <strong>Der</strong> Sport und die<br />

Sportvereine tragen in hohem Maße zur Lebensqualität<br />

bei. <strong>Der</strong> Sport macht Wohnorte zu lebenswerten Orten.<br />

Er schafft Bindung, steht für Identifikation und gemeinschaftlichen<br />

Zusammenhalt. Ein starker Sport macht Kommunen<br />

stark und attraktiv und zu Orten mit hoher<br />

Lebensqualität. Ein gutes Beispiel dafür, was Vereine auf<br />

den verschiedensten Feldern leisten, ist die Auszeichnung<br />

„Sterne <strong>des</strong> Sports“, die der <strong>Deutsche</strong> <strong>Olympische</strong><br />

Sportbund jährlich vergibt, vor wenigen Tagen in Berlin<br />

zum sechsten Mal, in Anwesenheit von Bun<strong>des</strong>kanzlerin<br />

Angela Merkel. Die Auszeichnung steht in besonderer<br />

Weise für die große Vielfalt <strong>des</strong> Sports und die Bereitschaft<br />

der Vereine, gesellschaftliche Verantwortung zu<br />

übernehmen.<br />

<strong>Der</strong> Wettbewerb umfasst zehn Kategorien: von Gesundheits-,<br />

Umwelt- und Klimaschutzmaßnahmen über Angebote<br />

für Kinder, Jugendliche, Familien und Senioren bis<br />

zur Förderung der Leistungsmotivation und Integration.<br />

Diesmal haben insgesamt mehr als 2.500 Sportvereine<br />

ihre Bewerbungen eingereicht.<br />

I 9


Dr. Thomas Bach, Präsident <strong>des</strong><br />

<strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n Sportbun<strong>des</strong><br />

Ein weiteres Beispiel ist die Integration, eine der größten<br />

gesellschaftspolitischen Aufgaben der Gegenwart. Sie<br />

kann nirgendwo sonst so gut erfüllt werden wie im Sport<br />

– Sport ist gelebte Integration. Tagtäglich treiben überall<br />

in Deutschland Menschen unterschiedlicher Herkunft,<br />

Hautfarbe, Religion, sozialer Stellung oder Weltanschauung<br />

gemeinsam Sport, lernen sich kennen und respektieren.<br />

Seit fast 21 Jahren erfüllt der Sport <strong>des</strong>halb<br />

selbstverständlich die Aufgaben jenes Projektes, das er<br />

1989 auf Wunsch der Bun<strong>des</strong>regierung startete unter<br />

dem damaligen Titel „Sport für alle – Sport mit Aussiedlern“.<br />

Daraus ist längst mehr geworden. Beispielsweise<br />

unser Projekt „Migrantinnen in den Sport“, in dem Vereine<br />

mit Verbänden und anderen kommunalen Partnern<br />

zusammenarbeiten.<br />

Auch eine zeitgemäße kommunale Gesundheitspolitik<br />

kann nicht auf präventive Ansätze verzichten. Auch hier<br />

sind wir wieder beim Sport und dem flächendeckenden<br />

Angebot der Sportvereine. Ich appelliere daher an die<br />

kommunalen Vertreter, diese Potenziale noch stärker zu<br />

nutzen und den Sport noch umfassender in ihre politischen<br />

Strategien einzubeziehen. Gleichzeitig empfehle<br />

ich den Sportvereinen, sich vor Ort noch stärker zu vernetzen<br />

und die Kooperationen zu intensivieren. Mehr<br />

Netzwerkpartner und mehr Kooperationen erweitern unsere<br />

Handlungsmöglichkeiten.<br />

Nehmen wir das Beispiel Bildung. Die Bedingungen,<br />

wie Kinder und Jugendliche aufwachsen, haben sich deutlich<br />

geändert, ausgelöst durch die Diskussion über die<br />

PISA-Studien zu den Rahmenbedingungen schulischer<br />

und auch außerschulischer Bildung. Die Entwicklung zur<br />

Ganztagsschule ist umunkehrbar und verändert die Lebenswelt<br />

von Kindern und Jugendlichen. Gleichzeitig<br />

spielt Bildung in immer jüngeren Altergruppen und in<br />

immer mehr Institutionen der Kinder- und Jugendhilfe<br />

eine große Rolle. Neben der Schule rückt vermehrt informelles<br />

Lernen in den Blick, wie zum Beispiel Lernen im<br />

Sportverein.<br />

10 I<br />

Für den organisierten, gemeinnützigen Sport kommt es<br />

<strong>des</strong>halb darauf an, systematisch den Anschluss an die<br />

Entwicklung zur Ganztagsschule sicherzustellen. Die Gestaltung<br />

<strong>des</strong> Lebensortes Schule muss auch in einem<br />

Ganztagsschulkonzept die vielfältigen Interessen von<br />

Kindern und Jugendlichen berücksichtigen. Dies liegt<br />

im ganz besonderen Interesse aller am Bildungserfolg Beteiligten,<br />

denn durch neueste pädagogische Studien ist<br />

eindeutig bewiesen, was schon die alten Römer gewusst<br />

haben: „Mens sana in corpore sano“ – auf neues Bildungsstudiendeutsch<br />

übersetzt: Sport und Bewegung<br />

fördern kognitives Lernen.<br />

An diesem Prozess sind verschiedene Institutionen<br />

beteiligt: die Kinder- und Jugendhilfe, die Schule, der<br />

organisierte Kinder- und Jugendsport (Sportvereine,<br />

Sportorganisationen, Jugendverbände im Sport) die örtlichen<br />

Jugend- und Schulämter, die Kinder- und Jugendhilfeausschüsse,<br />

etc. Es ist zwingend notwendig, dass<br />

Sportvereine an der Entwicklung solcher Bildungskonzepte<br />

beteiligt sind und auch im kommunalen Bildungsmanagement<br />

mitwirken.<br />

Das heißt erstens, dass alle Strukturen, die sich im Schulsport<br />

bilden, eine enge Verbindung zum Sportverein<br />

haben müssen. Das heißt zweitens, dass die Netzwerkarbeit<br />

zwischen Sportverein, Schule und Kommune professionalisiert<br />

werden muss und dass hauptamtlich besetzte<br />

zentrale Beratungs- und Koordinierungsstellen bei den<br />

Stadt- und Kreissportbünden einzurichten und bedarfsgerecht<br />

zu erweitern sind. Und das heißt drittens, sicherzustellen,<br />

dass adäquate und ausreichende Sportstätten<br />

zur Verfügung stehen, die sowohl den Anforderungen <strong>des</strong><br />

Schulsports als auch <strong>des</strong> Vereinssports Rechnung tragen.


Demonstrative Sportfreundlichkeit<br />

in den Kommunen<br />

Wir beobachten in den Kommunen gelegentlich eine eher<br />

resignative Sportpolitik. Das müssen wir ersetzen durch<br />

eine demonstrative Sportfreundlichkeit. <strong>Der</strong> Sport ist heute<br />

ein zentrales Politikfeld mit großer gesellschaftlicher Bedeutung.<br />

Sport sichert nicht nur Bildung, Integration und<br />

Prävention, es ist Garant für hohe Lebensqualität in allen<br />

Gemeinden. Wir, Kommunen und Sportorganisationen,<br />

brauchen <strong>des</strong>halb eine noch engere Zusammenarbeit auf<br />

der Basis abgestimmter Strategien.<br />

Ich kann mich, lieber Herr Ude, sehr gut daran erinnern,<br />

wie wir vor etwas mehr als zweieinhalb Jahren hier in<br />

München in Ihrem Rathaus gemeinsam eine Intensivierung<br />

der Zusammenarbeit zwischen dem DOSB und den kommunalen<br />

Verbänden auf den Weg gebracht haben. Daraus<br />

wurde eine Kooperationsvereinbarung, die wir Ende 2008<br />

veröffentlicht haben. Mit diesen Handlungsempfehlun-<br />

gen wollen wir gemeinsam Anregungen und Impulse zur<br />

Weiterentwicklung der Zusammenarbeit von Kommunen<br />

und organisiertem Sport geben.<br />

Dieser Kongress ist somit ein Baustein unserer Vereinbarung.<br />

Es freut mich, dass wir mit dem Kongressort<br />

München an den Ausgangspunkt dieses Prozesses zurückgekehrt<br />

sind. Ich darf Ihnen, Herr Oberbürgermeister<br />

Ude, für die Unterstützung dieses <strong>Kongresses</strong> herzlich<br />

danken. Wir freuen uns auf Ihr Hauptreferat.<br />

Ich wünsche allen Kongressteilnehmerinnen und -teilnehmern<br />

interessante Diskussionen, positive Anregungen<br />

für die weitere Arbeit, angenehme persönliche Kontakte<br />

und Gespräche und uns allen gemeinsam einen guten<br />

Beginn für eine noch intensivere Zusammenarbeit zum<br />

Vorteil <strong>des</strong> Sports, zum Vorteil für unsere Städte und Gemeinden<br />

und vor allem zum Vorteil der dort lebenden<br />

Menschen.<br />

I 11


Heinrich Haasis, Präsident <strong>des</strong> <strong>Deutsche</strong>n Sparkassenund<br />

Giroverban<strong>des</strong><br />

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister Ude,<br />

sehr geehrter Herr Dr. Bach,<br />

meine Damen und Herren,<br />

Fair. Menschlich. Nah.<br />

Unter dieser Maxime sind Sparkassen in allen Regionen<br />

Deutschlands aktiv. Und gerade in den Turbulenzen der<br />

Finanzkrise haben sich die Sparkassen und ihr Geschäftsmodell<br />

erneut bewährt: als stabiler Anker <strong>des</strong> Finanzplatzes<br />

Deutschland. Die Sparkassenidee ist über 200 Jahre<br />

alt, doch dabei kein bisschen altmodisch. Es sind Sparkassen,<br />

die gewährleisten, dass der deutschen Wirtschaft<br />

genügen Finanzmittel zur Verfügung gestellt werden.<br />

Es sind die Sparkassen, die den Bürgerinnen und Bürgern<br />

überall in den Regionen einen sicheren Zugang zu Finanzdienstleistungen<br />

ermöglichen – und eine 100-prozentige<br />

Einlagensicherung garantieren. Und es ist das<br />

Geschäftsmodell der Sparkassen, das jeden Tag aufs Neue<br />

beweist: Zentrale Werte wie Vertrauen, Verlässlichkeit<br />

und Verantwortung haben in über 200 Jahren nichts von<br />

ihrer Bedeutung verloren.<br />

12 I<br />

Sparkassen sind anders als Banken. Und darauf sind wir<br />

stolz. Denn im Mittelpunkt unserer Geschäftsphilosophie<br />

und unserer Geschäftspolitik steht der Mensch. Wir sind<br />

lokale Geldinstitute. Wir arbeiten dort, wo unsere Kunden<br />

leben. Unsere Mitarbeiter treffen die Kunden in<br />

der Nachbarschaft, im Verein und in der Freizeit. Jeder<br />

Einzelne von Ihnen ist Botschafter unserer besonderen<br />

Sparkassen-Philosophie. Gerade weil wir in der Region<br />

zu Hause sind, kennen wir die Sorgen und Nöte der<br />

Menschen. Sparkassen sind kommunal gebundene Kreditinstitute,<br />

<strong>des</strong>halb ist es Teil ihres Selbstverständnisses,<br />

sich überall im Land zu Kunst und Kultur, Wissenschaft<br />

und Bildung, Soziales und Sport zu engagieren.<br />

Dieses gemeinwohl-orientierte Engagement war der<br />

Sparkassen-Finanzgruppe in Deutschland 2008 445 Millionen<br />

Euro wert. Über 80 Millionen Euro davon flossen<br />

direkt in die Sportförderung. Hauptziel der Sportförderung:<br />

Die Vereine vor Ort. Die Sparkassen, meine Damen<br />

und Herren, sind Deutschlands Sportförderer Nummer<br />

Eins. Mit den bereits erwähnten 80 Millionen Euro in 2008<br />

wird dies deutlich belegt. Doch Sparkassen sponsern<br />

keine große Fußball-Profi-Vereine. Wir schmücken uns<br />

nicht mit den großen Stars, sind nicht an berühmten<br />

Namen interessiert. Vielmehr kümmern wir uns um die<br />

Vereine vor Ort und um die jungen Talente.<br />

Überall in Deutschland profitieren die Menschen von<br />

sportlichen Angeboten, die von den einzelnen Sparkassen<br />

unterstützt und oft erst ermöglicht werden. Als Sparkassen-Finanzgruppe<br />

wollen wir allerdings nicht nur die<br />

notwendigen sportlichen Rahmenbedingungen schaffen.<br />

Wir fördern den Sport, weil wir Menschen anspornen<br />

wollen: zu besonderen Leistungen, die begeistern und<br />

mitreißen. Damit bleiben die Sparkassen ihrer Geschäftsphilosophie<br />

treu: Fair. Menschlich. Nah. Denn Sparkassen<br />

suchen die Nähe zu ihren Kunden und die Nähe zu den<br />

Bürgern in ihrer Region. Sie und ich wissen, wie wichtig


Vereine für ein Gemeinwesen sind. In den Vereinen findet<br />

ein wesentlicher Teil <strong>des</strong> gesellschaftlichen Lebens statt.<br />

Sparkassen und ihre über 700 Stiftungen unterstützen<br />

die Sportvereine in verschiedenster Form. So werden zum<br />

Beispiel Nachwuchswettbewerbe veranstaltet, verdiente<br />

Sportlerinnen und Sportler der jeweiligen Region geehrt,<br />

Sportfeste und Wettkämpfe organisiert und wichtige<br />

Projekte gefördert. Rund 80 % der Vereine in Deutschland<br />

profitieren so direkt von den Sparkassen in den Regionen.<br />

Ohne dieses Engagement müssten viele Sportvereine ihr<br />

Angebot deutlich einschränken.<br />

Sport begeistert die Menschen: In Deutschland sind<br />

28 Millionen Bürger in rund 91.000 Sportvereinen organisiert.<br />

Dabei sind die Vereine nicht allein ein Treffpunkt<br />

für Sportbegeisterte. Wer sportlich aktiv ist, tut etwas<br />

für seine Gesundheit. Wer Kinder und Jugendliche im<br />

Sportverein trainiert, leistet einen wichtigen Beitrag zur<br />

Persönlichkeitsbildung und Teamfähigkeit junger Menschen.<br />

Insbesondere die Integration ausländischer Mitbürger<br />

gelingt in den Vereinen sehr erfolgreich. Diese<br />

wichtige gesellschaftspolitische Aufgabe hat sich der <strong>Deutsche</strong><br />

<strong>Olympische</strong> Sportbund ganz oben auf seine Agenda<br />

gesetzt. Mit den Sparkassen in den Städten und Gemeinden<br />

hat er einen engagierten Partner.<br />

Olympia Partner Deutschland<br />

Meine Damen und Herren, unser gesellschaftliches Engagement<br />

zu Gunsten <strong>des</strong> Sports erfolgt im Wesentlichen<br />

über das Instrument <strong>des</strong> Sponsoring. Das heißt, für unsere<br />

Leistungen verlangen wir adäquate Gegenleistungen, vor<br />

allem in Form <strong>des</strong> Imagetransfers und kommunikativer<br />

Leistungen <strong>des</strong> Geförderten. Seit nunmehr zwei Jahren<br />

ist die Sparkassen-Finanzgruppe Olympia Partner <strong>des</strong><br />

<strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n Sportbun<strong>des</strong>. Das Engagement<br />

reicht dabei vom Breitensport über die Nachwuchsförderung<br />

bis hin zum Spitzensport. <strong>Der</strong> olympische Gedanke<br />

ist dabei der verbindende Aspekt.<br />

Bausteine der Kooperation sind neben der Unterstützung<br />

der Olympiamannschaft die Förderung <strong>des</strong> <strong>Deutsche</strong>n<br />

Sportabzeichens sowie der Eliteschulen <strong>des</strong> Sports. 82 der<br />

insgesamt 153 deutschen Olympioniken von Vancouver<br />

besuchten oder besuchen eine Eliteschule <strong>des</strong> Sports.<br />

Und sie haben unsere Hoffnungen mehr als erfüllt. Ausgedrückt<br />

in Medaillen: 36 der insgesamt 44 Sportler, die<br />

eine Medaille gewannen sind ehemalige und manchmal<br />

noch aktuelle Schülerinnen und Schüler von den Eliteschulen<br />

<strong>des</strong> Sports. Die Sparkassen-Finanzgruppe ist damit<br />

der einzige Olympia Partner, der nicht nur die aktuelle<br />

Olympiamannschaft unterstützt hat, sondern systematisch<br />

und konsequent zur Entwicklung und zum Aufbau der<br />

Mannschaft beiträgt.<br />

München 2018<br />

Seit dem letzten Herbst sind wir nun Nationaler Förderer<br />

der Olympiabewerbung München 2018. Wir erweitern<br />

damit unser gesellschaftliches Engagement und setzen in<br />

einem wirtschaftlich schwierigen Umfeld ein deutliches,<br />

optimistisches Signal für den Sport und für Deutschland<br />

als Austragungsort von sportlichen Großereignissen. Wir<br />

sind überzeugt, dass die <strong>Olympische</strong>n Winterspiele in<br />

München bestens aufgehoben sind. Wir sind sicher, dass<br />

die <strong>Deutsche</strong>n sich vom Olympiafieber anstecken lassen<br />

werden. Und wir stehen <strong>des</strong>halb mit vollem Engagement<br />

hinter der Bewerbung – als Sportförderer Nummer 1, als<br />

Finanzpartner Nummer 1 und als einer der größten Arbeitgeber<br />

am Standort München und in Deutschland.<br />

Diese einmalige Chance für eine Investition in die Zukunft<br />

der bayerischen Lan<strong>des</strong>hauptstadt München, dem Freistaat<br />

Bayern und Deutschlands sollten wir uns nicht entgehen<br />

lassen. Um dieses ehrgeizige Ziel zu erreichen,<br />

bitte ich auch um Ihre Unterstützung.<br />

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!<br />

I 13


Hauptreferat „Starker Sport – starke Kommunen“<br />

Christian Ude, Oberbürgermeister der Lan<strong>des</strong>hauptstadt München und Vizepräsident<br />

<strong>des</strong> <strong>Deutsche</strong>n Städtetages<br />

Meine Damen und Herren,<br />

die Frage gerade bei einem sportbegeisterten und sportpolitisch<br />

erfahrenen Publikum stellt sich sofort: „Ist denn<br />

nicht alles klar?“ Man soll den Sport stärken. Da möchte<br />

man fast sagen, das Konferenzergebnis ist gesichert,<br />

nun macht mal schön. Als wir das Kongressthema vertieft<br />

haben, kam schnell heraus, dass es sehr wohl einige<br />

neue Herausforderungen und neue Fragen gibt. Ich will<br />

nur ein paar Veränderungen andeuten, die deutlich<br />

machen, dass man nicht einfach auf alte sportpolitische<br />

Forderungen rekurrieren und mehr Mittel für den Sport<br />

verlangen kann, sondern sich auch mit neuen Entwicklungen<br />

auseinandersetzen muss.<br />

Erstes Stichwort: Demografischer Wandel. Wir können es<br />

schon nicht mehr hören; es kommt uns zu den Ohren<br />

raus, aber es ist halt trotzdem wahr, dass sich etwas än-<br />

14 I<br />

dert. Z.B., dass es immer mehr Jahrgänge geben wird<br />

wie unsereinen und dass die noch Jahrzehnte vor sich<br />

haben. Dies sind völlig neue Zielgruppen für den Sport,<br />

der bislang natürlich an den jüngeren und körperlich<br />

leistungsstarken Jahrgängen orientiert war, aber jetzt mit<br />

ganzen Lebensdekaden zu tun hat, in denen durchaus<br />

sportliche Aktivität möglich ist und gefördert werden kann.<br />

Und beim demografischen Wandel soll man sich nicht<br />

von vorschnellen Antworten verführen lassen. Ich bringe<br />

von der letzten Hauptversammlung <strong>des</strong> <strong>Deutsche</strong>n Städtetages<br />

ein verkehrspolitisches Beispiel. Wir rechtschaffenen<br />

Kommunalpolitiker haben bisher immer geglaubt,<br />

weil Kinder und Alte wenig mit dem Auto fahren, dass<br />

der demografische Wandel mit immer mehr Alten bedeutet,<br />

dass der motorisierte Verkehr abnehmen wird und<br />

der öffentliche Verkehr dieses Volumen bedienen muss.<br />

Eingehende Untersuchungen haben gezeigt, dass akkurat<br />

das Gegenteil der Fall ist. Die heutige Generation<br />

der 60-Jährigen möchte selbstverständlich, wenn immer<br />

mehr Wehwehchen <strong>des</strong> Alters kommen, auch mit 70, 80<br />

und 90 motorisiert bleiben. Und mit jedem körperlichen<br />

Handicap ist sie stärker auf das eigene Auto angewiesen,<br />

so dass unsere Stadtbaurätin, die eigentlich als Autohasserin<br />

angefangen hat, sich schon zu dem Satz hinreißen<br />

ließ: „<strong>Der</strong> Rollstuhl der Gehbehinderten der Zukunft ist<br />

das Auto“. Alles hat dies bis in die Siedlungsstruktur und<br />

die Verkehrserschließung und für die sog. seniorengerechte<br />

Bauweise enorme Auswirkungen. Ich kann nun<br />

keine Studie vorlegen, die den demografischen Wandel<br />

mit ähnlich abenteuerlichen Auswirkungen für das Sportangebot<br />

ausmalen könnte. Ich warne aber vor der Vorstellung,<br />

dass wir über den demografischen Wandel schon<br />

alles wüssten; auch über die Bedürfnisse und Nachfragesituationen,<br />

die er hervorbringt. Vielleicht sind die Alten,<br />

die es ja noch gar nicht gibt, sondern zu denen wir erst<br />

heranwachsen, ganz anders als wir uns das alte Klischee<br />

vom Altsein vorgestellt haben. Wie werden denn 70-Jährige,<br />

die fit sind wie ein Turnschuh, wie sie immer wieder<br />

so unerträglich oft betonen, wie werden die in 10 oder


20 Jahren sportliche Angebote nachfragen und in Anspruch<br />

nehmen? Eine hochinteressante Frage.<br />

Und wie geht es weiter mit der Infrastruktur der Kommunen?<br />

Ich sage Ihnen in einer etwas saloppen Vereinfachung,<br />

wir sind es 60 Nachkriegsjahre lang gewöhnt,<br />

dass die Infrastruktur der Kommunen immer besser, immer<br />

umfassender, immer aufwändiger wird. Eine lineare<br />

60-jährige Entwicklung, die unser Denken prägt. Entsteht<br />

eine neue Sportart, muss halt eine Halle für diese Sportart<br />

her. Können die Eltern die Kinder nicht betreuen,<br />

müssen Krippen und Kindergärten wie Pilze aus dem Boden<br />

schießen. Die Schließung eines Schwimmba<strong>des</strong><br />

stand ebenso unter Strafe wie die Zusammenlegung von<br />

Bibliotheken. Wir brauchen immer mehr und das immer<br />

besser. Wir sind jetzt am absoluten Ende dieser linearen<br />

Entwicklung angekommen. Nichts spricht dafür, dass die<br />

Kommunen in den nächsten Jahren und Jahrzehnten in<br />

der Lage sein werden, neben den Betriebskosten der bestehenden<br />

Infrastruktur und neben den Investitionen, die<br />

wir schon gefordert und versprochen haben, z.B. den<br />

Ausbau der Kinderbetreuung und neben den Aufgaben,<br />

die wir schon erkannt haben, nämlich neue Integrationsangebote<br />

zu schaffen, auch noch die Sportinfrastruktur<br />

einfach linear weiter verbessern können. Es wird darauf<br />

ankommen, auch mal Zeiten schwindender Mittel zu bewältigen<br />

oder über intensivere Nutzung der vorhandenen<br />

Infrastruktur nachzudenken. Und dann gibt es den gesellschaftlichen<br />

Prozess, der der verbal immer beschworenen<br />

Integration diametral entgegen steht, nämlich die<br />

Realität der Segregation. Wir verzeichnen eine vielfältige<br />

Segregation vor allem in den Großstadtgesellschaften.<br />

Zwischen den Generationen, nicht nur bei Menschen mit<br />

Migrationshintergrund, sondern auch zwischen Einkommensgruppen<br />

oder zwischen Lebensstilen, die entweder<br />

herkunftsbedingt oder einkommensbedingt sind, die<br />

aber miteinander nichts zu tun haben wollen. Umso wichtiger<br />

werden die Integrationsaufgaben, um den sozialen<br />

Zusammenhalt dennoch zu garantieren. Aber es wird<br />

nicht mehr so einfach sein wie in der Vergangenheit,<br />

verschiedene Lebensstile und Altersgruppen zusammenzufassen.<br />

Kurz gesagt, der Sport und damit auch die<br />

Sportpolitik der Kommunen stehen sehr wohl vor völlig<br />

neuen Fragestellungen und noch nicht überschaubaren<br />

Entwicklungen. Dies ist nicht einfach mit einem olympischen<br />

„Schafft mehr Sportstätten, gebt mehr Geld dafür<br />

aus“ zu beantworten.<br />

Zweites Stichwort: Sport und Schule und hier besonders<br />

die Ganztagsschule. Diese stellt eine umwälzende Veränderung<br />

dar und kann Sportstrukturen, die gewachsen<br />

sind, in Frage stellen, kann aber auch eine riesengroße<br />

Chance sein. Ganztagsschule stellt sich in zwei verschiedenen<br />

Formen dar. Es gibt Nachmittagsangebote im<br />

Schulgebäude und auf dem Areal der Schule, die von<br />

den Kommunen irgendwie bespielt werden müssen. Da<br />

werden dann die örtlichen Sportvereine gebeten, Angebote<br />

am Nachmittag zu machen. Das kann diese aber<br />

auch regelrecht auszehren, wenn eine solche eigentlich<br />

staatliche Aufgabe der Nachmittagsschule vom ehrenamtlich<br />

geführten Sportverein organisiert werden soll.<br />

Daneben kennen wir aber auch die schul- und bildungspolitischen<br />

Vorstellungen eines rhythmisierten Unterrichts,<br />

also eines wirklichen echten, auf den ganzen Tag<br />

konzipierten Schulangebots, in dem sich Unterricht, Erholung,<br />

Spiel und Spaß in einer verträglichen Mischung<br />

abwechseln. Da könnten dann die Sportvereine von einer<br />

ganz anderen Seite bedroht werden, weil junge Interessenten<br />

und potentielle Vereinsmitglieder gar keine Chance<br />

mehr haben, einen Sportverein aufzusuchen, sondern<br />

diese Angebote von Schul- und anderen Bildungsträgern<br />

geliefert bekommen. Wir geraten also möglicherweise<br />

entweder in die Situation einer Überforderung der Sportvereine,<br />

schulische Aufgaben übernehmen zu müssen<br />

oder in eine Wettbewerbssituation, weil die Schule nicht<br />

mehr genügend Zeit lässt, um ein traditionelles Engagement<br />

im Verein zu gestalten. Begleitet werden diese Entwicklungen<br />

durch die gymnasialen Schulzeitverkürzung<br />

G8, die auch die Fähigkeit von Schülerinnen und Schülern,<br />

I 15


Hauptreferat „Starker Sport – starke Kommunen“<br />

Christian Ude, Oberbürgermeister der Lan<strong>des</strong>hauptstadt München und Vizepräsident<br />

<strong>des</strong> <strong>Deutsche</strong>n Städtetages<br />

am Nachmittag im Sportverein aktiv zu sein, erheblich einschränkt.<br />

Nicht nur durch schulische Ganztagsangebote<br />

wird das Zeitbudget beschnitten, sondern auch durch die<br />

Belastung mit Lernaufgaben und Nachhilfenotwendigkeiten,<br />

die durch diese Verkürzung von neun auf acht Jahren<br />

bedingt sind. Die Schulen erwarten eine Unterstützung<br />

durch den organisierten Sport, aber das rüttelt an der<br />

klassischen Struktur der Sportvereine. Was passiert denn<br />

in kleineren Kommunen, wenn der Sportverein zwar gerade<br />

noch das Nachmittagsangebot an der Schule sicherstellen<br />

kann, dann aber keine Ressourcen mehr für das<br />

eigene Sportvereinsleben hat? Dies ist eine ganz realistische<br />

Fragestellung. Oder was ist, wenn er, um die eigenen<br />

Strukturen aufrecht erhalten zu können, sich auch noch<br />

an der Schule gewissermaßen an Stelle eingesparter Turnund<br />

Sportlehrer tätig wird. Bei diesen Fragestellungen<br />

wird eine Einsparungslast einfach auf den Sport abgewälzt.<br />

Wenn man genau hinschaut, brauchen wir neue<br />

Antworten, die ich an dieser Stelle nicht aus den Ärmeln<br />

schütteln, sondern nur als Aufgabenstellung und Fragen<br />

benennen kann. Wie werden wir mit dem Thema Ganztagsangebote<br />

in der Schule, Ganztagsschule mit oder<br />

ohne rhythmisierten Angeboten der Schulträger fertig,<br />

wie können wir Sportverein und Schule unter diesen völlig<br />

veränderten Bedingungen, die wir erst seit wenigen<br />

Jahren kennen, optimal verzahnen und das in einer Art<br />

und Weise, bei der die sportlichen Strukturen erhalten<br />

werden und nicht eine Auszehrung oder eine Konkurrenzsituation<br />

aufgenötigt zu bekommen?<br />

Das dritte Stichwort: Sport und Familie. Wir haben demo-<br />

grafische Veränderungen beobachtet und lange genug<br />

öffentlich diskutiert, um zu wissen, dass die Älteren, aber<br />

auch die Familien für die Kommunen eine immer entscheidendere<br />

Rolle spielen werden. Die Familien, nicht<br />

etwa weil ihre Zahl zunimmt, sondern weil diese abnimmt.<br />

Dies ist eine demografische Auszehrung der Kommunen,<br />

der sie entgegenwirken müssen, schon um in der Standortkonkurrenz<br />

zu bestehen. Das verlangt aber besondere<br />

Unterstützungsangebote nicht nur für die ältere Genera-<br />

16 I<br />

tion, weil diese zunimmt, sondern auch für die Familien,<br />

deren Zahl zwar nicht zunimmt, für die die Stadt aber<br />

attraktiver werden muss. Wir müssen um Familien werben,<br />

um sie zu halten, damit sie nicht ins Umland wegziehen<br />

oder um Paare dazu zu ermutigen, Kinder zu bekommen.<br />

Dabei wissen wir: ganz entscheidend sind zunächst die<br />

Kinderbetreuungsangebote. Die Kinderbetreuung unter<br />

drei und über drei Jahren ist für ein Paar, das über die<br />

Familiengründung nachdenkt, das entscheidende Kriterium.<br />

Aber als zweites dürfte schon sehr bald die Frage<br />

kommen, welche Lebensqualität ein Kind und später ein<br />

Jugendlicher an einem Ort auffinden kann, z.B. auch im<br />

Sport. Um es plakativ zu sagen: die Sportangebote tragen<br />

wesentlich zur Attraktivität und Lebensqualität einer<br />

Familie in der Kommune bei. Und sie sind auch ein Entscheidungskriterium,<br />

wo sich eine Familie niederlässt und<br />

wie wohl sie sich an einem Ort fühlt. Wenn man heute ja<br />

alles mit Anglizismen sagen muss, um zu beweisen, dass<br />

man auf der Höhe der Zeit ist, dann hieße das: „Hightech<br />

meets Hightouch“. Menschen, die ihre ganze Ausbildung,<br />

ihre Fort- und Weiterbildung, ihre Berufstätigkeit<br />

und dann auch noch idiotischerweise ihre Freizeit in<br />

fiktiven Welten, in virtuellen Realitäten verbringen, entwickeln<br />

gleichzeitig ein immer intensiveres Bedürfnis<br />

nach tatsächlichen menschlichen Begegnungen. Begegnungen,<br />

die es wirklich gibt, Menschen zu erleben, die<br />

es wirklich gibt, die nicht nur eine virtuelle Darstellung<br />

auf dem Bildschirm sind. Dieses Bedürfnis schreit nach<br />

Sportvereinen. Wo kann man sich mit realen Menschen<br />

messen, mit ihnen die Freizeit verbringen, mit ihnen Geselligkeit<br />

erleben, wenn nicht in Sportvereinen? Gerade<br />

die virtuellen Entwicklungen werden die Notwendigkeit<br />

richtiger menschlicher Kommunikation, menschlichen<br />

Austausches und Wettbewerbs und geselliger Zusammenkünfte<br />

steigern. Dies ist nicht altmodisch wie es oft<br />

in leichtfertigen Urteilen über die Sportvereine und ihre<br />

Mitgliederentwicklung gesagt wird. Wir brauchen die<br />

Sportvereine als Kommunikationsangebot auch in der Zukunft.<br />

Diese müssen sich aber öffnen für Menschen, die


in den kommenden Jahren und Jahrzehnten nun einmal<br />

so sein werden, wie sie sein wollen und eventuell nicht<br />

der klassischen Übungsleitervision entsprechen. Und da<br />

ist ein wenig Modernisierung <strong>des</strong> Selbstverständnisses<br />

auch in den ehrenamtlichen und hauptberuflichen Strukturen<br />

<strong>des</strong> Sports notwendig. Wir wissen aus vielen Befragungen<br />

über Ehrenamtliche, und zwar über solche, die<br />

es tatsächlich sind und solche, die es angeblich oder<br />

wirklich werden wollen, dass die Bereitschaft zum Ehrenamt<br />

heute nach wie vor ungebrochen ist. In bestimmten<br />

Altersgruppen, mit denen der Sport nicht immer was anfangen<br />

kann, sogar zunimmt. Aber dieses Ehrenamt wird<br />

mit den konventionellen Angeboten nicht bedient. Es<br />

gibt kaum noch die Bereitschaft zum Ehrenamt in alter<br />

Form. Darunter leiden die Gewerkschaften, darunter leiden<br />

die Kirchen und die politischen Parteien leiden bloß<br />

<strong>des</strong>halb nicht darunter, weil sie sowieso keinen Nachwuchs<br />

haben. Aber alle Großorganisationen haben damit<br />

zu kämpfen, dass es zwar eine Bereitschaft zum Ehrenamt<br />

gibt, die immer wieder beteuert und auch bewiesen<br />

wird, die sich aber nicht in althergebrachte Strukturen<br />

mit festen zeitlichen Verpflichtungen hineinpressen lässt.<br />

Viele sagen, wie soll das gehen, Übungsleiter müssen<br />

zuverlässig sein, da kann man nicht sagen, nächste Woche<br />

mache ich es und dann drei Wochen seht ihr mich nicht<br />

mehr, das ist mir schon klar. <strong>Der</strong> Sport wird, wie alle anderen<br />

Großorganisationen auch, auf diesen Verhaltenstypus<br />

eingehen müssen. Die Menschen wollen sich nicht<br />

mehr so langfristig binden und in ein Pflichtenkorsett<br />

pressen lassen; sie möchten mehr Spontaneität und Flexibilität<br />

haben. In München haben wir ein Büro für Ehrenamtlichkeit<br />

eingerichtet wie viele andere Städte auch.<br />

Wir haben mit einen immensen Andrang zu tun, was die<br />

Frage nach Möglichkeiten <strong>des</strong> bürgerschaftlichen Engagements<br />

angeht. Wenn den Vereinen die ehrenamtlichen<br />

Helfer ausgehen, müssen sie neue Wege gehen, um wei-<br />

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Hauptreferat „Starker Sport – starke Kommunen“<br />

Christian Ude, Oberbürgermeister der Lan<strong>des</strong>hauptstadt München und Vizepräsident<br />

<strong>des</strong> <strong>Deutsche</strong>n Städtetages<br />

ter auf ehrenamtliche Mitarbeit setzen zu können. Auch<br />

wenn das nicht die klassischen Lebensläufe sind, in der<br />

A-Jugend angefangen und irgendwann Übungsleiter geworden<br />

und das dann 30 Jahre aus Treue zum Verein<br />

weiter gemacht. Das wird es in Zukunft weniger geben<br />

und man wird auf kurzfristige Engagements, auch auf<br />

spontane Interessen, auf befristete Mitarbeitsbereitschaft<br />

zurückgreifen müssen. Wenn dies gewährleistet werden<br />

kann, dann ist der Sport in der Lage, die Attraktivität für<br />

Familien mit Kindern und Jugendlichen auch in Zukunft<br />

sicherzustellen.<br />

Nächstes Stichwort: Sport und Gesundheit. Man braucht<br />

Ihnen nicht darzulegen, welche Bedeutung Sport und<br />

Bewegung bei der Prävention haben, wie wichtig die<br />

Stichworte Bewegungsmangel als Volkskrankheit, Fehlernährung<br />

als Volkskrankheit und Übergewicht als Volkskrankheit<br />

nicht als Statussymbol der Privilegierten, sondern<br />

genauso auch als Massensymptom bei Unterprivilegierten<br />

18 I<br />

ist. Aber diese gesundheitlichen Probleme verlangen<br />

auch zum Teil neue gezielte Antworten und <strong>des</strong>wegen<br />

gebe ich nur zwei Hinweise: Erstens: Die 18.000 qualitätsgesicherten<br />

Angebote <strong>des</strong> DOSB unter dem Siegel<br />

„Sport pro Gesundheit“ sollten noch stärker kommuniziert<br />

werden. Ich glaube, dass die Öffentlichkeit, lustgelenkt<br />

wie sie ist, sich im Moment lieber mehr an olympischen<br />

Siegesfeiern orientiert als am eigenen Problem<br />

der Überernährung. Aber das eigene Problem <strong>des</strong> Übergewichts<br />

ist nun mal mehr und gesundheitspolitisch bedeutsamer;<br />

ich glaube also, dass man diese jetzt nicht so<br />

lustbetonten, nicht so triumphgeschwängerten Themen<br />

verstärkt in die öffentliche Debatte werfen muss. Und<br />

das gilt insbesondere für das neu zu schaffende Präventionsgesetz.<br />

Dort ist es dringend notwendig, Sport und<br />

Bewegung an herausragender Stelle zu definieren. Es darf<br />

nicht zu einer Präventionsdefinition kommen, die vor<br />

allem von kommerziellen Anbietern geprägt wird, die<br />

in Wahrheit viel zu spät mit der Prävention einsetzen.


Sport und Bewegung ist die frühestmögliche Prävention<br />

und sollte <strong>des</strong>halb im Präventionsgesetz auch verankert<br />

werden.<br />

Im Übrigen: Es ist ja nicht so, dass es einen automatischen<br />

Zusammenhang gibt von sportlicher Betätigung und<br />

Gesundheit. Es existieren vielmehr auch sportbedingte<br />

gesundheitliche Risiken und Verschleißerscheinungen.<br />

Dies sollte immer mit berücksichtigt werden.<br />

Fünftes Stichwort: Sport und Integration. Dazu ein ganz<br />

klares Bekenntnis. Ich gebe zu, dass ich auch in meiner<br />

politischen Biografie das Thema Integration viel zu lange<br />

für eine politische Frage gehalten habe, ob man Integration<br />

will oder lieber auf die Rückkehr der Gastarbeiter<br />

nach dem Arbeitsleben setzt, wie es gerade hier in Bayern<br />

lange propagiert worden ist. Dieser politische Streit hat<br />

für die Integration überhaupt nichts gebracht. In der<br />

Zwischenzeit haben die Sportvereine tatsächliche Integration<br />

geleistet und zwar Jahrzehnte lang mit Erfolgsquoten,<br />

die man sich in anderen Bereichen etwa der<br />

Erwachsenenbildung überhaupt nicht vorstellen kann.<br />

Was müssen wir in der Volkshochschule alles anstellen,<br />

um eine Mutter dazu zu bewegen, gegen den Willen<br />

ihres Mannes, während die Kinder in der Schule sind,<br />

einen Volkshochschulkurs Deutsch zu besuchen. Das verlangt<br />

ja eine fast schon geheimdienstliche Absicherung<br />

der Aktion mit Vortäuschung anderer Kursangebote,<br />

damit der Ehemann keine Angst hat, irgendwann kann<br />

die Frau besser deutsch als er. Demgegenüber ist eine<br />

Mitgliedschaft im Sportverein immer schon unverdächtig<br />

gewesen. Man hat zunächst die Sprachbarrieren einfach<br />

überspringen können. Das gelingt nirgendwo so leicht<br />

wie im Sport. Was ich jetzt im Nachhinein auch verstehe:<br />

man muss nur Interviews von Bun<strong>des</strong>ligaspielern im Fernsehen<br />

sehen, um zu wissen, mit welch geringem Wortschatz<br />

man sich als Sportler verständlich machen kann.<br />

Dass soll nicht bösartig klingen, sondern ist eine Anerkennung,<br />

dass der Sport mit Sprachbarrieren die gerings-<br />

ten Probleme hat. Hier erbringt er eine großartige Leistung,<br />

indem Kinder unterschiedlicher Nationalität, Herkunft<br />

und kultureller Prägung sich tatsächlich blitzschnell<br />

am ersten Nachmittag, an dem sie zusammenkommen,<br />

schon auf gemeinsame Spielregeln verständigen können<br />

und die auch einhalten. Das halte ich für eine großartige<br />

Integrationsleistung und <strong>des</strong>wegen sollte der Aspekt Sport<br />

viel selbstbewusster in die Debatte gebracht werden;<br />

beim Integrationsgipfel bei der Bun<strong>des</strong>kanzlerin ist das<br />

schon geschehen. <strong>Der</strong> Sport sichert und ermöglicht Integration<br />

in einer Art und Weise, von der andere Institute<br />

und Fachrichtungen nicht einmal zu träumen wagen.<br />

Da haben die Universitäten und die Schulen weiß Gott<br />

welche Strategien diskutiert. <strong>Der</strong> Sport kann auf jahrzehntelange<br />

Erfolge verweisen und auf Zahlen, die in anderen<br />

Sparten unserer Gesellschaft kaum vorstellbar sind.<br />

Jetzt wird es ungemütlicher.<br />

Stichwort: Sportentwicklung. Ich habe schon angedeutet,<br />

dass dem Anwachsen der Bedürfnisse kein vergleichbares<br />

Anwachsen der finanziellen Möglichkeiten der Kommunen<br />

gegenübersteht. Leider sind die Ansprüche immer<br />

noch erschreckend hoch. Wo immer man sich in der<br />

Nähe von Sportveranstaltungen bewegt, werden im Gespräch<br />

nicht nur Kunstrasenplätze und zusätzliche Vereinsheime,<br />

sondern selbstverständlich auch Dreifachturnhallen<br />

in unterversorgten Stadtteilen, neue Basketballhallen<br />

und weitere Eishallen gefordert, als ob man die aus<br />

dem Ärmel schütteln könnte. Die Wahrheit ist aber, dass<br />

viele Kommunen mit der bloßen Instandhaltung der bestehenden<br />

Infrastruktur schon hoffnungslos überfordert<br />

sind. Deswegen werden wir in Zukunft nicht einfach weiter<br />

Wunschzettel schreiben können. So schwierig dies für<br />

den organisierten Sport auch ist: wir werden höchst unbequeme<br />

Fragen diskutieren müssen, wie z.B. die Frage<br />

der geplanten und baulich von vorneherein vorgesehenen<br />

Mehrfachnutzung oder die Frage der Variabilität, die<br />

man in bestehende Infrastruktur einbauen muss, damit<br />

wir das Weniger, dass wir uns in allen Kommunen auch<br />

I 19


Hauptreferat „Starker Sport – starke Kommunen“<br />

Christian Ude, Oberbürgermeister der Lan<strong>des</strong>hauptstadt München und Vizepräsident<br />

<strong>des</strong> <strong>Deutsche</strong>n Städtetages<br />

in Zukunft noch leisten können, tatsächlich optimal erfüllen.<br />

In aller Deutlichkeit: die Optimierung der Nutzung<br />

und nicht die Verlängerung <strong>des</strong> Wunschzettels sind angesagt.<br />

Das werden die Sportler im Saal nicht gerne<br />

hören, die Kommunalen aber mit Kopfnicken bestätigen.<br />

Ein weiteres Thema, dass uns auf den Nägeln brennt,<br />

ist die Frage „Sportstätten und Nachbarschaft“. Mit einem<br />

absurden Beispiel will ich dies illustrieren. Es gibt in München<br />

ein privilegiertes Viertel, das ist Bogenhausen. Und<br />

dort gibt es eine besonders privilegierte Wohnanlage,<br />

wie mir die Anwohner bestätigen. Dort blickt man vom<br />

zweiten, dritten, vierten Stock das ganze Jahr über auf<br />

den herrlichen Baumbestand <strong>des</strong> Prinzregentenba<strong>des</strong>,<br />

schöner geht es nicht. Aber was sagt mir die Stadtbaurätin<br />

und das auch noch leider zutreffend: diese Häuser<br />

dürften heute nicht mehr gebaut werden. Denn so nah<br />

an einem Schwimmbad erlauben die Immissionswerte<br />

der Baunutzungsverordnung keine Wohnbebauung. Da<br />

frage ich mich manchmal schon, ob wir uns nicht bis zur<br />

Absurdität zu Tode schützen. Wenn wir, das ist die erste<br />

Folgerung, endlich sagen, Kinderlärm ist keine Umweltlast,<br />

sondern Zukunftsmusik, dann muss auch der zweite<br />

Satz folgen dürfen, Sporteinrichtungen sind eine Verbesserung<br />

und Bereicherung der Lebensqualität und sollten<br />

nicht als ein nur noch in Gewerbegebieten erträgliches<br />

Umweltproblem gesetzlich verhindert werden.<br />

Mein vorletztes Stichwort ist nun wieder eher kontrovers,<br />

es ist die Frage der Standards und Pflichtenhefte, die sich<br />

an Sportstätten, Stadien und die Ausrichtung von Großveranstaltungen<br />

richten. Da kracht es auch mal zwischen<br />

den Kommunen und dem organisierten Sport. Ich kann<br />

nur auf die Finanzlage verweisen, die ich schon erwähnt<br />

habe. Es ist gar keine Frage – gerade hier im Olympiapark<br />

– dass höchste architektonische Qualität von Sportstätten<br />

ein Schmuck und eine Zierde der Stadt und ihres Stadtbil<strong>des</strong><br />

darstellen. Wir wissen auch, dass möglichst alle Auflagen<br />

einer Sportdisziplin beachtet werden sollten, wenn<br />

man eine Einrichtung für diese Sportdisziplin schafft und<br />

gleichzeitig auch möchte, dass regionale, nationale und<br />

20 I<br />

internationale Wettbewerbe ausgetragen werden können.<br />

Das ist in Ordnung. Aber ich habe manchmal den Eindruck,<br />

dass die Anforderungen in die Höhe geschraubt<br />

werden und noch mehr in die Höhe und noch mehr in<br />

die Höhe, dass immer mehr Kommunen bei diesem Wettbewerb<br />

die Luft ausgeht. Irgendwann können die Standards<br />

und Pflichtenhefte, auch was Marketing- und<br />

Sponsoringrechte angeht, so anspruchsvoll sein, dass<br />

man nichts mehr für den Sport durchsetzt, sondern ganz<br />

im Gegenteil Partner verliert, weil diese nicht mehr können.<br />

Das bitte ich zu bedenken: ein Mehr an Anforderungen<br />

ist nicht immer ein Mehr an Erfolg. Diese Entwicklung<br />

haben wir im Präsidium <strong>des</strong> <strong>Deutsche</strong>n Städtetages<br />

wiederholt diskutiert. Zum Konfliktthema ist es beim<br />

<strong>Deutsche</strong>n Fußballbund geworden; ich bin aber der Überzeugung,<br />

dass auch alle anderen Disziplinen sich klar<br />

machen müssen, mit wem sie es zu tun haben. Wenn es<br />

hier eine wirklich perfekte Protokollführung gäbe, würde<br />

da jetzt stehen: Beifall der kommunalen Vertreter bei<br />

unverständigem Kopfschütteln der Sportvertreter.<br />

Ich komme zu meiner Schlussbemerkung, die ich mir nicht<br />

verkneifen will und Ihnen nicht ersparen kann. Ist das<br />

Motto dieses <strong>Kongresses</strong> „Starke Kommunen“ wirklich<br />

eine realistische Beschreibung? Noch schaut es ganz gut<br />

aus. Aber ich bin der festen Überzeugung, dass die Stärke<br />

der Kommunen, den Sport stärken zu können, derzeit<br />

gefährdet ist wie seit Jahrzehnten nicht. Denn wir müssen<br />

die Finanz- und Wirtschaftskrise ausbaden, die uns<br />

noch gar nicht in vollem Umfang erwischt hat. Die Arbeitsmarktfolgen<br />

sind durch Kurzarbeit Gott sei Dank bisher<br />

aufgehalten worden und schlagen jetzt erst durch.<br />

Die steuerlichen Einnahmen sind schon weggebrochen,<br />

aber das kann man ein paar Monate überbrücken und<br />

keiner will mit der Wahrheit rausrücken, bevor die Landtagswahlen<br />

in Nordrhein-Westfalen endlich vorbei sind.<br />

Aber dann, ich sage Ihnen, noch im Mai 2010 werden<br />

Sie hören, wie es wirklich um die öffentlichen Haushalte<br />

steht. Um die kommunalen Finanzen wird es ganz be-


sonders schlecht stehen, weil dem Einbruch bei den Einnahmen<br />

ein Anwachsen bei den Soziallasten gegenübersteht.<br />

Und dies in einem abenteuerlichen Ausmaß, wenn<br />

die Arbeitslosigkeit weiter zunimmt. Und in dieser Situation<br />

wird auch noch die Gewerbesteuer in Zweifel gezogen<br />

durch eine Kommission, die in dieser Woche von<br />

der Bun<strong>des</strong>regierung eingerichtet wurde. Beim Lesen der<br />

Kommentare und Leitartikel der letzten Tage staune ich<br />

wirklich Bauklötze. Mit wie viel Wortgeklingel von Umschichtungen<br />

und Kompensationseffekten, von Ausgabenund<br />

Einnahmenneutralität hier kommentiert wird; es<br />

wird wirklich ein Hütchenspiel betrieben. Man wechselt<br />

so schnell die Worte, bis keiner mehr weiß, wo jetzt das<br />

Geld geblieben ist. Deswegen eine glasklare Aussage,<br />

weil damit das gesamte Motto „Starke Kommunen –<br />

starker Sport“ steht und fällt. Die Gewerbesteuer hat in<br />

einem guten Jahr 40 Mrd. Euro erbracht, in einem schlechten,<br />

nämlich dem letzten, 33 Mrd. Euro. Wir reden also<br />

von 33 bis 40 Mrd. Euro. Wer die Gewerbesteuer abschaffen<br />

will, was jetzt in allen Wirtschaftsteilen der Zeitungen<br />

und Stiftungsmodellen schon wieder gefordert<br />

wird, der nimmt zunächst den Kommunen 33 bis 40 Mrd.<br />

Euro weg. Wohl gemerkt Kommunen, die heute schon<br />

hoffnungslos überschuldet und heute schon so handlungsunfähig<br />

sind, dass dem Oberbürgermeister von Wuppertal<br />

von der Rechtsaufsicht verboten wurde, junge<br />

Leute auszubilden. Er darf keine Verwaltungsinspektoren<br />

und auch keine Stadtgärtner mehr ausbilden. Die Begründung<br />

ist: Du wirst sowie nie wieder Leute einstellen<br />

können, also brauchst du auch keine ausbilden. Dies<br />

wurde rechtsaufsichtlich angeordnet, weil die Kassenlage<br />

nichts anderes hergibt. Und in dieser Situation, in der<br />

sich die Kommunen jetzt schon befinden, sollen 33 bis<br />

40 Mrd. Euro weggenommen werden. Dann heißt aber<br />

der nächste Satz sofort: „Ruhig bleiben, ruhig bleiben,<br />

keine Panik. Es soll ja ein gleichwertiger Ersatz kommen“.<br />

Also 33 bis 40 Mrd. Euro aus einer anderen Quelle. Seltsamerweise<br />

sagt uns niemand, wer um 33 bis 40 Mrd.<br />

Euro mehr belastet werden soll. Man redet von der Umsatzsteuer,<br />

dass hieße der Verbraucher, also alle Bürger<br />

dieses Lan<strong>des</strong>. Man redet von der Einkommens- und Lohnsteuer,<br />

dass hieße, es bleibt noch viel weniger Netto vom<br />

Brutto übrig. Ich habe irgendwie andere Verheißungen<br />

im Ohr. Oder man redet von der Körperschaftssteuer, dann<br />

müsste man doch ganz klar sagen, welche Betriebe sollen<br />

in Zukunft 40 Mrd. Euro mehr bezahlen als jetzt, damit<br />

die heutige Gewerbesteuer verzichtbar ist. Niemand sagt,<br />

woher die Milliarden zusätzlich herkommen sollen. Und<br />

<strong>des</strong>wegen bitte ich den <strong>Deutsche</strong>n Sport, wie er es schon<br />

zu Beginn dieser Dekade vorbildlich gemacht hat, als die<br />

deutschen Bürgermeister in Berlin gegen die Abschaffung<br />

der Gewerbesteuer demonstriert haben zusammen mit<br />

ihrem damaligen Vorsitzenden, Herrn von Richthofen,<br />

um solidarische Unterstützung. Wenn die Kommunen finanziell<br />

ausgeblutet werden, dann befinden sie sich nicht<br />

nur auf der Intensivstation, sondern sind auch vollkommen<br />

außerstande, irgendetwas für den Sport zu tun. Dann<br />

wird es leider überhaupt keine Instandsetzungen, Ausbaumaßnahmen<br />

oder städtische Zuschüsse mehr geben<br />

können. Diesen ernsten Hinweis kann ich Ihnen leider<br />

nicht ersparen, damit das Tagungsmotto realistisch bleibt.<br />

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!<br />

I 21


Arbeitskreis 1: Integration durch Sport in der Kommune<br />

PROF. DR. ULRIKE BURRMANN (TU DORTMUND):<br />

Integrationspotenziale <strong>des</strong> Sports – Erkenntnisse <strong>des</strong><br />

Programms Integration durch Sport<br />

Zur Evaluation <strong>des</strong> DOSB-Programms<br />

Integration durch Sport<br />

Das Programm Integration durch Sport (IdS) ist in mehrfacher<br />

Hinsicht beachtlich dimensioniert: Unter der<br />

Regie <strong>des</strong> <strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n Sportbun<strong>des</strong> und in<br />

Abstimmung mit den Lan<strong>des</strong>sportbünden bzw. Lan<strong>des</strong>sportjugenden<br />

der einzelnen Bun<strong>des</strong>länder ist es flächendeckend<br />

verbreitet; etwa 500 Stützpunktvereine wirken<br />

in ihm deutschlandweit mit.<br />

Über 1.100 Übungsleiter betreuen knapp 2.000 integrative<br />

Sportgruppen, in denen insgesamt schätzungsweise<br />

40.000 Teilnehmer gemeinsam Sport treiben, etwa die<br />

Hälfte davon sind Personen mit Migrationshintergrund.<br />

Das Programm ist inhaltlich breit angelegt und umfasst<br />

eine ganze Reihe von verschiedenartigen Programmelementen:<br />

Neben der Integrationsarbeit in den Sportvereinen<br />

sind Starthelfer unterwegs, um die Einrichtung<br />

neuer integrativer Sportgruppen zu initiieren, finden weitere<br />

ein- oder mehrtägige Integrationsmaßnahmen (wie<br />

z.B. Ferienlager oder Sportevents) statt, wird mit Spielmobilen<br />

für das IdS-Programm geworben, werden die<br />

Funktionsträger für ihr Engagement in der sportbezogenen<br />

Integrationsarbeit weiterqualifiziert. Und nicht zuletzt<br />

fließen in das Programm nicht nur Eigenmittel der<br />

Sportorganisationen in beträchtlichem Umfang ein, vielmehr<br />

wird es auch durch Bun<strong>des</strong>mittel mit ca. 5 Mio €<br />

pro Jahr massiv gefördert. Es liegt auf der Hand und bedarf<br />

keiner gesonderten Begründung, dass ein derart voluminöses<br />

Programm wie das IdS-Programm daraufhin<br />

evaluiert werden sollte, ob und inwiefern die mit ihm<br />

verknüpften Erwartungen hinsichtlich der im Sport erreichbaren<br />

Integrationswirkungen in der sozialen Praxis<br />

22 I<br />

<strong>des</strong> (vereinsorganisierten) Sports tatsächlich auch eingelöst<br />

werden. 1<br />

Die empirische Studie war als eine Funktionsträger-<br />

Befragung angelegt, die sich aus drei empirisch abgrenzbaren<br />

Gruppen von Funktionsträgern im IdS-Programm<br />

zusammensetzt: aus den Lan<strong>des</strong>koordinatoren, aus<br />

den Ansprechpartnern der Stützpunktvereine und den<br />

Übungsleitern bzw. Starthelfern. Zunächst wurden 18<br />

Lan<strong>des</strong>koordinatoren (in Ausnahmefällen auch Regionalkoordinatoren)<br />

persönlich-mündlich zu den Aktivitäten<br />

im Rahmen <strong>des</strong> IdS-Programms eingehend befragt. Alle<br />

am Projekt beteiligten Stützpunktvereine wurden über<br />

die Ansprechpartner in eine standardisierte schriftliche<br />

Befragung einbezogen. Sie sind für die Organisation der<br />

Integrationsarbeit in ihren Vereinen verantwortlich. Um<br />

nicht nur Daten auf der Organisationsebene zu erhalten,<br />

wurden schriftliche Befragungen mit unmittelbar beteiligten<br />

Akteuren – mit Starthelfern und Übungsleitern –<br />

zu den praktischen Integrationsmaßnahmen in den Sportgruppen<br />

durchgeführt. Die Rücklaufquoten sind mit<br />

bun<strong>des</strong>weit 68 % bzw. 52 % bei den schriftlichen Befragungen<br />

der Ansprechpartner (N = 336) und der Übungsleiter<br />

(N = 608) ausgesprochen hoch.<br />

Zur argumentativen Grundstruktur und<br />

den Zieldimensionen<br />

Die theoretischen Überlegungen wurden durch die leitende<br />

Frage strukturiert: Durch welche besonderen<br />

Integrationspotenziale zeichnet sich der (vereinsorganisierte)<br />

Sport aus?<br />

1) Die Evaluation <strong>des</strong> DOSB-Programms Integration durch Sport wurde von April 2007 bis März 2009 gefördert durch das BAMF bzw. BMI.


Im Rückgriff auf die Fachliteratur und eigene Studien<br />

zur Integrationsthematik lassen sich solche Integrationspotenziale<br />

plausibilisieren, wobei sich folgende Integrationsdimensionen<br />

auseinander halten und begründen<br />

lassen (vgl. u. a. Baur & Braun, 2003; Baur, 2006): Zum<br />

einen steht eine Integration in den Sport zur Diskussion,<br />

wobei es darum geht, Personen mit Migrationshintergrund<br />

an den Sport heranzuführen und ihre sportlichen Leistungen<br />

zu fördern. Diese Integration in den Sport bildet<br />

aus naheliegenden Gründen die Voraussetzung dafür,<br />

dass zum anderen auch eine Integration durch Sport<br />

angeregt und befördert werden kann. Diese Integration<br />

durch Sport kann als soziale, alltagskulturelle, alltagspolitische<br />

oder sozialstrukturelle Integration gefasst werden:<br />

Die genannten Integrationspotenziale lassen sich als<br />

anzustrebende Integrationsziele definieren. Eine zielorientierte<br />

Integrationsarbeit, so ein weiterer wichtiger<br />

Argumentationsschritt, kann nicht darauf setzen, dass<br />

Integrationsprozesse durch eine Beteiligung an sportlichen<br />

Aktivitäten gleichsam ,von selbst‘ ausgelöst werden,<br />

Integration beim Sporttreiben sozusagen ,automatisch’<br />

bewirkt wird und ,nebenbei mit abfällt’. Die Rede vom<br />

„Sport als gelebter Integration“ legt solche Vorstellungen<br />

zwar nahe, begründet sie aber nicht. Denn es wird dabei<br />

übersehen, dass selbst in manchen Sportgruppen ,jeder<br />

für sich’ sportlich aktiv sein kann, und dass es auch im<br />

Sport anstelle von Integration nicht selten Segregation,<br />

also Abgrenzung gegen andere und Ausgrenzung von<br />

anderen, vorkommt – wenn etwa Vorbehalte und Vorurteile<br />

gegenüber zugewanderten (Mit-)Spielern offen<br />

geäußert oder durch ablehnende Verhaltensweisen signalisiert<br />

werden, oder umgekehrt: indem sich auch<br />

bei gemeinsamem Sporttreiben die Zuwanderer von den<br />

Einheimischen distanzieren. Eine zielorientierte Integrationsarbeit<br />

zeichnet sich dagegen dadurch aus, dass<br />

Integrationsprozesse durch intentionale pädagogische<br />

Arrangements angeregt und gefördert werden. Ihre<br />

Zielorientierung tritt eben darin in Erscheinung, dass sie<br />

die jeweiligen Ziele absichtsvoll anstrebt und die Integrationsarbeit<br />

daraufhin pädagogisch durchdacht plant<br />

und arrangiert. Auch im Sport darf also nicht erwartet<br />

werden, dass Integrationsprozesse ,automatisch ablaufen’,<br />

vielmehr sind sie ,gezielt’ anzuregen, zu unterstützen<br />

und zu fördern.<br />

I 23


Arbeitskreis 1: Integration durch Sport in der Kommune<br />

Bei der Evaluation wurde also folgender Frage empirisch<br />

nachgegangen: Inwiefern werden die verschiedenen Zielsetzungen<br />

durch die Integrationsarbeit im Rahmen <strong>des</strong><br />

Programms Integration durch Sport realisiert? Die nachfolgenden<br />

ausgewählten Befunde und Empfehlungen<br />

beziehen sich auf das skizzierte Raster von Zielsetzungen<br />

von sportbezogenen Zielen über soziale, kulturelle, alltagspolitische<br />

und bis hin zu sozialstrukturellen Integrationszielen.<br />

<strong>Der</strong> Sportverein wird in erster Linie eine Integration in<br />

den Sport anzielen. Es geht um die Heranführung der<br />

Migrantinnen und Migranten an den organisierten Sport.<br />

Es geht aber auch darum, etwas für die Gesundheit und<br />

Fitness zu tun, die sportlichen Leistungen zu verbessern<br />

usw. <strong>Der</strong> (vereinsorganisierte) Sport kann darüber hinaus,<br />

so die Annahme, zur sozialen Integration in die Sportgruppe,<br />

in den Sportverein und womöglich sogar in die<br />

kommunale und regionale Umwelt <strong>des</strong> jeweiligen Vereins<br />

beitragen. Er kann alltagskulturelle ,Normalitätsmuster’,<br />

Kulturtechniken und kulturelle Kompetenzen vermitteln.<br />

Er kann ein Handlungsfeld für alltägliches politisches<br />

Handeln in der unmittelbaren Lebenswelt bereitstellen,<br />

indem er Gelegenheiten zur Beteiligung an der Vereinspolitik<br />

oder zum freiwilligen Engagement eröffnet. Er<br />

24 I<br />

kann vielleicht sogar einen Beitrag zur sozialstrukturellen<br />

Integration leisten, wenn etwa Unterstützungsleistungen<br />

in der Ausbildung erbracht oder bei der Suche nach Arbeitsplätzen<br />

geholfen wird.<br />

Einige Befunde zur Integration<br />

in den Sport<br />

In den meisten Fällen sind Zuwanderer gemeinsam mit<br />

Einheimischen sportlich aktiv. In 8 % aller IdS-Gruppen<br />

sind die MigrantInnen unter sich, in 2 % aller Gruppen<br />

sind weniger als 10 % der TeilnehmerInnen MigrantInnen.<br />

Bezüglich <strong>des</strong> Geschlechts fällt jedoch auf, dass in 27 %<br />

aller Integrationsgruppen keine Frau mit Migrationshintergrund<br />

zu finden ist.<br />

Hinsichtlich der Herkunftsgruppen dominieren in den<br />

Sportgruppen Teilnehmer aus der ehemaligen Sowjetunion,<br />

der Türkei, Polen und dem ehemaligen Jugoslawien.<br />

In drei Viertel aller Integrationsgruppen sind nicht<br />

nur MigrantInnen aus einem Herkunftsland, sondern<br />

Migrantinnen und Migranten verschiedener Herkunftsländer<br />

vertreten.<br />

In den Integrationsgruppen wird erwartungsgemäß eher<br />

deutsch gesprochen, wenn der Zuwandereranteil sehr<br />

niedrig ist und/oder verschiedene Herkunftsgruppen miteinander<br />

Sport treiben.<br />

Hinsichtlich der Altersgruppen dominieren erwartungsgemäß<br />

Heranwachsende. Die Daten deuten darauf hin,<br />

dass jüngere und altersheterogene Gruppen dem Aufbau<br />

multiethnischer Gruppen zuträglicher sind.<br />

Betrachtet man die Sportarten, so wird in den Integrationsgruppen<br />

v.a. Fußball angeboten (in 15 % aller<br />

Gruppen wird Fußball gespielt), gefolgt von Boxen mit<br />

12 %, allgemeine Sport- und Spielgruppen 9 %, Asia-


tische Kampfsportarten 8 % usw. <strong>Der</strong> Zusammenhang<br />

von Sportart und Zuwandereranteil ist v.a. bei den Frauen<br />

besonders eng. Ob und wenn ja, wie viele Migrantinnen<br />

erreicht werden, hängt hochgradig von der Sportart ab.<br />

In fast allen Integrationsgruppen findet das Training<br />

min<strong>des</strong>tens einmal pro Woche statt, in jeder zweiten<br />

Gruppe sogar zwei bis dreimal wöchentlich. Es dominieren<br />

mit 60 % breitensportliche Aktivitäten.<br />

Einige Befunde zur Integration<br />

durch Sport<br />

Neben den sportlichen Aktivitäten in den Sportgruppen<br />

berichten über 80 % der Übungsleiter auch von außersportlichen,<br />

geselligen Aktivitäten, die im letzten halben<br />

Jahr stattgefunden haben. Besonders häufig werden Vereinsfeste<br />

oder das Zusammensitzen vor und nach den<br />

Sportstunden genannt. Darüber hinaus scheinen sich eben<br />

wirklich so was wie soziale Beziehungen und längerfristige<br />

Bindungen zu entwickeln, wenn man die gegenseitigen<br />

privaten Besuche oder das gemeinsame Geburtstag<br />

feiern mitzählt.<br />

Ein Indikator für die alltagspolitische Integration stellt das<br />

ehrenamtliche Engagement im Sportverein dar. Ich gehe<br />

im Folgenden darauf ein, inwieweit es im Programm Integration<br />

durch Sport gelingt, Migrantinnen und Migranten<br />

als AnsprechpartnerIn oder ÜbungsleiterIn zu gewinnen:<br />

23 % der Ansprechpartner, aber fast die Hälfte aller<br />

Übungsleiter weisen einen Migrationshintergrund auf. Es<br />

sind mehr Männer als Frauen als Ansprechpartner oder<br />

Übungsleiter im IdS-Programm tätig. An diesen Daten zeigt<br />

sich zweierlei: Zum einen scheint es zu gelingen, Zuwanderer<br />

für ein ehrenamtliches Engagement zu gewinnen,<br />

also zur alltagspolitischen Integration beizutragen. Zum<br />

anderen haben gerade Zuwanderer eine wichtige Vermittlerfunktion<br />

bei der Gewinnung und Einbindung v.a. von<br />

Migranteninnen. Wird die Sportgruppe von einem Mann<br />

ohne Migrationshintergrund betreut, liegt der Anteil an<br />

weiblichen Migranten unter den Teilnehmern bei 13 %.<br />

<strong>Der</strong> Anteil steigt auf 33 %, wenn die Gruppe von einer<br />

Frau ohne Migrationshintergrund geleitet wird, liegt aber<br />

bei fast 60 %, wenn eine Übungsleiterin mit Migrationshintergrund<br />

die Gruppe betreut.<br />

Nicht unerwähnt bleiben soll das hohe zeitliche Engagement<br />

der Ansprechpartner – die zudem häufig noch<br />

weitere Ehrenämter im Verein ausüben – und der Übungsleiter.<br />

Letztere engagieren sich im Durchschnitt 8 Stunden<br />

pro Woche, wobei nur die Hälfte aller Stunden honoriert<br />

werden.<br />

Wie sieht es mit der Qualifikation der Übungsleiter aus?<br />

80 % der Übungsleiter verfügen entweder über eine verbandliche<br />

Lizenz oder über eine tätigkeitsnahe berufliche<br />

Ausbildung (z.B. Sportlehrer, Übungsleiter). Knapp ein<br />

Drittel haben bisher an min<strong>des</strong>tens einer Weiterbildung,<br />

z.B. Sport interkulturell teilgenommen.<br />

Sportvereine könnten, so die letzte Annahme, auch<br />

einen Beitrag zur sozialstrukturellen Integration leisten.<br />

Nun werden über den Sport keine schulischen und berufsbezogenen<br />

Bildungsgänge eröffnet oder geschlossen,<br />

erfolgen keine beruflichen Einspurungen. Allerdings ist<br />

denkbar, dass Sportvereine womöglich als informelle Bildungseinrichtungen<br />

fungieren, indem etwa der Spracherwerb<br />

aus Anlass sportlicher Aktivität oder im geselligen<br />

Vereinsleben angeregt wird. Es können aber auch verschiedenste<br />

Unterstützungsleistungen erbracht werden<br />

und Sportvereine könnten mancherorts auch als informelle<br />

Instanzen der Jobvermittlung gelten, weil man dort<br />

Mitglieder treffen kann, die über nützliche Kontakte auf<br />

dem Arbeitsmarkt verfügen. Solche Unterstützungsleistungen<br />

werden in einem nicht unerheblichen Ausmaß erbracht,<br />

sie reichen von der (gelegentlichen) Hilfe beim<br />

Ausfüllen von Formularen (83 %), der Hilfe bei der Suche<br />

nach einem Ausbildungsplatz (80 %) bis zur Hausaufgabenbetreuung<br />

(49 %).<br />

I 25


Arbeitskreis 1: Integration durch Sport in der Kommune<br />

Zur Realisierung von Integrationszielen ist es immer förderlich<br />

mit anderen Organisationen zu kooperieren.<br />

Nur 9 % der Stützpunktvereine tun dies nicht. Im Durchschnitt<br />

wird mit 5 Organisationen zusammengearbeitet,<br />

wobei v. a. die Schule, Sport- und Jugendamt genannt<br />

werden. Deutlich weniger Sportvereine – etwa 27 % –<br />

kooperieren mit Migrantenvereinigungen. Kooperation<br />

und Vernetzung brauchen geeignete Rahmenbedingungen<br />

und auch Zeit. Mit zunehmender Förderdauer steigt<br />

auch die Zahl der Sportvereine, die kommunal vernetzt<br />

sind.<br />

Zusammenfassung und Empfehlungen<br />

Ich möchte kurz zusammenfassen und zunächst auf<br />

die Verdienste <strong>des</strong> Programms Integration durch Sport<br />

verweisen. Es müsste deutlich geworden sein, dass<br />

p Zuwanderer durch das IdS-Programm erreicht<br />

werden, allerdings in unterschiedlichem Ausmaß.<br />

Es sind eben mehr Jungen und Männer sowie<br />

Heranwachsende in den Sportgruppen vertreten.<br />

p Es besteht eine hohe Bereitschaft zum freiwilligen<br />

(unentgeltlichen) Engagement in den IdS-Stützpunktvereinen,<br />

v.a. eben auch von Zuwanderern.<br />

p Stützpunktvereine leisten eine Integration in den<br />

Sport u. a. durch niedrigschwellige, regelmäßige<br />

sportliche und gesellige Angebote, die sich an<br />

den Interessen der TeilnehmerInnen orientieren.<br />

p Viele Stützpunktvereine leisten darüber hinaus<br />

auch eine Integration durch Sport, die v.a. soziale<br />

und alltagspolitische, ansatzweise sogar sozialstrukturelle<br />

Integrationsziele umfasst.Integrationsarbeit<br />

findet auch in nicht (mehr) geförderten<br />

Sportgruppen statt. Im Fokus meines Vortrags<br />

standen „nur“ die durch das IdS-Programm geförderten<br />

Gruppen.<br />

26 I<br />

Aufgrund der Evaluationsergebnisse lassen sich auch einige<br />

Herausforderungen ableiten. Diese könnten meines<br />

Erachtens u. a. darin bestehen:<br />

p dass eine (noch) differenziertere Zielgruppenanalyse<br />

erfolgt und zielorientierte Strategiekonzepte<br />

und Maßnahmenkataloge abgeleitet werden.<br />

p ÜbungsleiterInnen und AnsprechpartnerInnen<br />

sollten noch stärker als bisher als „Türöffner“<br />

und MultiplikatorInnen (vgl. spin – sport interkulturell)<br />

genutzt werden.<br />

p Bezüglich spezifischer (interkultureller) Weiterbildungsmaßnahmen<br />

besteht durchaus noch<br />

Nachholbedarf. Außerdem sollten auch Themen<br />

wie Netzwerkarbeit oder Gewinnung von Ehrenamtlichen<br />

auf der Agenda stehen.<br />

p Und schließlich könnte – wie an Beispielen gezeigt<br />

wurde – die Kooperations- und Kommunikationspolitik<br />

weiter ausgebaut werden.<br />

p Das setzt jedoch voraus, dass die Integrationsarbeit<br />

der Sportvereine auch weiterhin durch<br />

geeignete Rahmenbedingungen unterstützt und<br />

befördert werden.<br />

Weiterführende Literatur:<br />

I Baur, J. & Braun, S. (Hrsg.) (2003). Integrationsleistungen von<br />

Sportvereinen als Freiwilligenorganisationen.<br />

Aachen: Meyer & Meyer.<br />

I Baur, J. (2006). Kulturtechniken spielend erlernen. Über die<br />

Integrationspotenziale <strong>des</strong> vereinsorganisierten Sports.<br />

Treffpunkt, 16 (3), S. 3 – 8.<br />

I Baur, J. (2009). (Hrsg.). Evaluation <strong>des</strong> Programms „Integration<br />

durch Sport. Band 1 und 2. ASS-Materialien Nr. 35 und 36.<br />

Universität Potsdam. Zugriff am 7.11.09 unter: http://www.integration-durch-sport.de/de/integration-durch-sport/news/detail/<br />

news/evaluationsbericht_<strong>des</strong>_programms_integration_durch_<br />

sport_veroeffentlicht/11924/na/2009//cHash/ec14948a75/<br />

I Braun, S., Finke, S. & Grützmann, E. (2009). spin – sport<br />

interkulturell: Ein sportbezogenes Modellprojekt zur sozialen<br />

Integration von Mädchen und Frauen mit Zuwanderungsgeschichte.<br />

In Innenministerium NRW & Lan<strong>des</strong>SportBund NRW<br />

(Hrsg.), Sport für Mädchen und Frauen mit Zuwanderungsgeschichte<br />

– Erfahrungen und Perspektiven.<br />

Düsseldorf: Innenministerium NRW.<br />

I Breuer, C. (2009). Sportentwicklungsbericht 2007/2008.<br />

Köln: Sportverlag Strauß.


INGA BERGMANN (LANDESHAUPTSTADT MÜNCHEN, SPORTAMT):<br />

Qualifizierungsoffensive zur interkulturellen Öffnung<br />

im organisierten Sport<br />

Qualifizierungs- und Beratungsprogramm<br />

für Sportvereine und -organisationen<br />

1. Hintergrund und Zielrichtung<br />

Hintergrund ist die kulturelle und ethnische Vielfalt Münchens,<br />

welche gelebte Realität und Herausforderung<br />

zugleich ist. Ziel aller Integrationsbemühungen in München<br />

ist die Förderung der gleichberechtigten Teilhabe<br />

und Partizipation der hier lebenden Menschen mit Migrationshintergrund,<br />

unabhängig davon, ob sie zugewandert<br />

oder hier geboren sind. Das Interkulturelle Integrationskonzept<br />

der Lan<strong>des</strong>hauptstadt München verfolgt<br />

strategisch den Ansatz der interkulturellen Orientierung<br />

und Öffnung von Institutionen. Dadurch soll ein gleichberechtigter<br />

Zugang benachteiligter Gruppen zu allen<br />

Kernbereichen der Gesellschaft erreicht werden. „Sport<br />

verbindet“ – bei Bewegung, Spiel und Sport soll kein<br />

Platz für tief gehende Vorbehalte hinsichtlich Nationalität,<br />

Religion oder Behinderung bleiben.<br />

Das Sportamt im Schul- und Kultusreferat, die Stelle für<br />

interkulturelle Arbeit im Sozialreferat der Lan<strong>des</strong>hauptstadt<br />

München, die Münchner Sportjugend (MSJ) sowie<br />

das Programm „Integration durch Sport“ im Bayerischen<br />

Lan<strong>des</strong>-Sportverband (BLSV) fördern im Rahmen ihrer<br />

Zuständigkeit mit verschiedenen Programmen und Maßnahmen<br />

die interkulturelle Kompetenz wie auch die<br />

Sensibilisierung für einen interkulturell ausgerichteten<br />

Sport. Im organisierten Sport sind interkulturelle Kompetenz<br />

und interkulturelle Ansätze von großer Bedeutung.<br />

Damit die Sportangebote der Stadt tatsächlich alle<br />

Bevölkerungsgruppen erreichen, haben sich die vier genannten<br />

Partner mit dem Modellprojekt gemeinsam auf<br />

den Weg der interkulturellen Öffnung <strong>des</strong> organisierten<br />

Sports begeben.<br />

Die Plattform <strong>des</strong> Sports eignet sich besonders, Hürden<br />

zu überwinden und Vorurteile abzubauen. Sport gehört<br />

zu den wesentlichen Kernbereichen <strong>des</strong> gesellschaftlichen<br />

Lebens und hat einen hohen integrativen Charakter. <strong>Der</strong><br />

I 27


Arbeitskreis 1: Integration durch Sport in der Kommune<br />

Sportbereich wird im Interkulturellen Integrationskonzept<br />

aktuell unter dem Handlungsfeld „Förderung gesellschaftlicher<br />

Teilhabe“ geführt. Damit gehört er zu den 5 zentralen<br />

Aufgabenfeldern in München. Das Integrationspotenzial,<br />

das der Sport bietet, stellt eine große Chance dar.<br />

Und zwar die Chance, von klein auf Sport zu treiben, zu<br />

einem Verein im Stadtteil dazu zugehören, das Vereinsleben<br />

als Vorstandsmitglied mitzugestalten und als Vorbild<br />

für andere zu fungieren.<br />

Sport ist jedoch nicht per se integrativ. Es ist unumstritten,<br />

dass im Sport ebenso Konfliktpotenzial liegt. Beim Sport<br />

kommen Menschen zusammen, aber gerade dadurch<br />

schafft er auch Anlässe für Konflikte durch Nähe, im Wettstreit,<br />

in der Konkurrenz, im Freisetzen von Emotionen,<br />

zwischen konkurrierenden Gruppen.<br />

Zur Erweiterung <strong>des</strong> Angebotes und zum Aufbau von<br />

Lösungsstrategien führen die genannten Kooperationspartner<br />

die Entwicklung eines Qualifizierungs- und<br />

Beratungsprogramms für Sportvereine und Sportorganisationen,<br />

bestehend aus drei Bausteinen durch.<br />

28 I<br />

In erster Linie geht es dabei um die Stärkung der interkulturellen<br />

Kompetenz der Akteurinnen und Akteure im<br />

organisierten Sport sowie um die interkulturelle Öffnung<br />

der Vereine und Organisationen im Besonderen. Ziel der<br />

interkulturellen Öffnung im Sportbereich ist u. a. die Ausweitung<br />

auf neue Zielgruppen und langfristig gesehen<br />

die Gewinnung von Menschen mit Migrationshintergrund<br />

als Funktionsträger/innen und Multiplikatoren/innen.<br />

In der Lan<strong>des</strong>hauptstadt München leben Menschen<br />

aus 184 Nationen. Es werden bis zu 300 verschiedene<br />

Sprachen gesprochen. Schon heute haben 50 Prozent<br />

der Kinder und Jugendlichen bis 18 Jahre einen Migrationshintergrund.<br />

Johann Wolfgang von Goethe sagte<br />

einmal:„<strong>Der</strong> ist nicht fremd, wer teilzunehmen weiß.“<br />

Und teilnehmen am Sport sollte jeder können, egal ob er<br />

dick, dünn, hier oder dort geboren ist, an etwas glaubt<br />

oder nicht glaubt, alt oder jung ist. Die Integration von<br />

Menschen mit anderen kulturellen, sprachlichen und<br />

ethnischen Hintergründen ist eine entscheidende Herausforderung<br />

unserer Zeit. Nur mit einem umfassenden systematischen<br />

Ansatz in der Integrationspolitik können die<br />

Potentiale und Fähigkeiten dieser Menschen gewinnbrin-


gend für alle eingesetzt werden. Dem Sport kommt hier<br />

eine wichtige Rolle zu, er führt die Menschen zusammen.<br />

Die Entwicklung und Umsetzung <strong>des</strong> Qualifizierungsprogramms<br />

wurde an den Verband Interkulturelle Arbeit<br />

(VIA) München vergeben.<br />

2. Projektbeschreibung und<br />

Projektbausteine<br />

An Sportangeboten mangelt es in München mit ca. 700<br />

Sportvereinen nicht. Was fehlt sind kultursensible Sportangebote,<br />

die sich an den Bedürfnissen von Menschen mit<br />

Migrationshintergrund orientieren. Um für den organisierten<br />

Sport mehr Mitglieder mit Zuwanderungsgeschichte<br />

zu gewinnen, müssen Sportvereine sich für neue Gruppen<br />

öffnen und ihre Strategien ändern, was bedeutet sie müssen<br />

selbst aktiv werden.<br />

Mit dem bun<strong>des</strong>weit einmaligen Modellprojekt wird die<br />

Entwicklung einer integrativen und für alle Bevölkerungsgruppen<br />

attraktiven Sportlandschaft in München verfolgt.<br />

Im Rahmen <strong>des</strong>sen sollen die dafür notwendigen Maßnahmen<br />

und Schritte erprobt und in die Fläche gebracht<br />

werden. Im Schulterschluss werden die dafür notwendigen<br />

Schritte und Wege gemeinsam entwickelt und zunächst<br />

im Raum München erprobt. Das Angebot richtet<br />

sich an Münchener Sportvereine und Sportorganisationen<br />

und setzt dort bei zwei relevanten Gruppen an: bei den<br />

Übungsleitern, Trainern und Wettkampfrichtern (Gruppe 1)<br />

sowie bei Vorständen, Funktionären und Geschäftsführern<br />

(Gruppe 2). In der Modellphase ab Frühjahr 2010 werden<br />

10 Sportvereine mittels Fortbildungen und Workshops<br />

auf ihrem Weg der interkulturellen Öffnung begleitet.<br />

Mit den im folgenden beschriebenen Bausteinen sollen<br />

die Akteure vor Ort für interkulturelle Vielfalt und den<br />

Umgang mit Differenz sensibilisiert und bei der interkulturellen<br />

Öffnung unterstützt werden.<br />

Mit dem Angebot werden beide Gruppen erreicht und in<br />

ihrer Rolle gestärkt. Für die interkulturelle Öffnung der<br />

Sportangebote bedarf es neben interkulturellen Schulungen<br />

auch struktureller Maßnahmen (Organisationsentwicklung)<br />

und einer interkulturell sensiblen Öffentlichkeitsarbeit,<br />

für welche in erster Linie Vorstände und Geschäftsführer/innen<br />

zuständig sind.<br />

Baustein 1:<br />

Multiplikatorenschulung<br />

In einem ersten Schritt wurden 12 Multiplikatoren/innen<br />

mit pädagogischem bzw. sportpädagogischem Hintergrund<br />

geschult und ausgebildet werden. Die Schulung<br />

umfasste sechs Module, welche sie zur eigenständigen<br />

Durchführung von Grundlagentrainings zum Aufbau<br />

von interkultureller Sensibilität und Kompetenz sowie Beratungen<br />

der beiden Zielgruppen qualifiziert.<br />

Baustein 2:<br />

Fortbildung „Interkulturelle Kompetenz im Sport“<br />

In enger Kooperation mit den Kooperationspartnern<br />

schulen die ausgebildeten Multiplikatoren und Multiplikatorinnen<br />

die Übungsleiter/innen, Trainer/innen,<br />

Wettkampfrichtern/innen und Vorstände und Entscheidungsträger/innen<br />

in den Sportvereinen.<br />

Bei der Gruppe 1 (Übungsleiter/innen, Trainer/innen u. a.)<br />

stehen die Ziele Vermittlung interkultureller Kompetenz<br />

und Handlungskompetenz in kulturellen Überschneidungssituationen<br />

im Vordergrund. Bei der Gruppe 2 (Vorstände,<br />

Funktionäre/innen u. a.) hingegen geht es verstärkt um<br />

interkulturelle Sensibilisierung und Bewusstseinsbildung.<br />

Baustein 3:<br />

Workshop „Interkulturelle Öffnung im Sport“<br />

Den Vorständen, Geschäftsführer/innen und Entscheidungsträgern/innen<br />

aus Sportvereinen und Sportorganisationen<br />

(Gruppe 2) werden Seminare zur interkulturellen<br />

Öffnung angeboten. Diese haben einen Workshopcharakter<br />

und greifen die Aspekte, die mit der interkulturel-<br />

I 29


Arbeitskreis 1: Integration durch Sport in der Kommune<br />

len Öffnung verbunden sind, auf. Die Zielrichtung hier<br />

ist das Aufzeigen von geeigneten Strategien und Maßnahmen.<br />

Die Zielsetzung hier ist die Beförderung <strong>des</strong><br />

Themas (wie auch der Frage der Bedeutung der interkulturellen<br />

Öffnung im Sport) in die Sportvereine und Organisationen<br />

hinein verbunden mit dem Ziel, Diskussionsprozesse<br />

anzustoßen und bei Bedarf zu begleiten.<br />

3. Evaluation<br />

Um einschätzen zu können, ob die Schritte und der eingeschlagene<br />

Weg auch zum gewünschten Ziel führen,<br />

wurde ein externes Institut mit der Begleitung und Evaluation<br />

beauftragt – das Sozialwissenschaftliche Institut<br />

München (SIM). Inwieweit die im Rahmen <strong>des</strong> Modellprojekts<br />

verfolgte Strategie zielführend war, sowohl für<br />

die Beförderung <strong>des</strong> Themas in die Vereine und Organisationen<br />

hinein als auch für das Anstoßen von interkulturellen<br />

Öffnungsprozessen wird mit Hilfe einer Prozess<br />

begleitenden Evaluation ergründet.<br />

Welche Bedingungen und Voraussetzungen letztendlich<br />

für die aktive Beteiligung von Menschen mit Migrationshintergrund<br />

förderlich sind und die interkulturelle Öffnung<br />

<strong>des</strong> organisierten Sports begünstigen, sind noch zu<br />

wenig bekannt.<br />

Neue Erkenntnisse für eine nachhaltige integrative Sportentwicklung<br />

sollen gewonnen werden. <strong>Der</strong> Schwerpunkt<br />

bisheriger Programme und Aktivitäten in diesem Feld<br />

basierte auf dem Aspekt der Förderung interkultureller<br />

Kompetenz. Interkulturelle Öffnungsprozesse sind jedoch<br />

hoch komplex und erst dann erfolgreich, wenn sie als<br />

Querschnittsaufgabe begriffen und umgesetzt und mit<br />

Ressourcen unterstützt werden. Personal- und Organisationsentwicklung<br />

gehen dabei Hand in Hand und<br />

werden von der Führung wahrgenommen. Mit dem Modellprojekt<br />

möchten die Kooperationspartner diesen<br />

Prozesse gezielt voranbringen.<br />

30 I<br />

Nach der Pilotphase ist die Fortführung der erprobten<br />

Ansätze geplant. Die Vereine, Organisationen und Institutionen<br />

<strong>des</strong> organisierten Sports (der Mehrheitsgesellschaft<br />

wie auch die eigenethnischen Vereine) in München<br />

sollen bei der Öffnung sowie der aktiven Ansprache und<br />

Einbindung von neuen Ziel- und Bevölkerungsgruppen<br />

unterstützt und für die interkulturelle Vielfalt und den<br />

Umgang mit Differenz sensibilisiert werden. Ein mittelbzw.<br />

langfristiges Ziel ist die Gewinnung von Migranten/<br />

innen als Funktionsträger/innen und Multiplikatoren/innen.<br />

Bei den Rahmenbedingungen sind die ehrenamtlichen<br />

Strukturen und das bürgerschaftliche Engagement im<br />

Sportbereich zu beachten. Die Anforderungen hier sind<br />

andere als bei hauptamtlichen Strukturen. Für die Vereine<br />

hat die Kooperation zwischen den Ehren- und Hauptamtlichen<br />

bzw. die Frage, wie die Kooperation funktioniert,<br />

eine hohe Bedeutung. Dies gilt für die Sportlandschaft<br />

und die Strukturen insgesamt. In München sind im<br />

Handlungsfeld Sport verschiedene Akteure aktiv, auf der<br />

Lan<strong>des</strong>ebene der Bayerische Lan<strong>des</strong>sport Verband (BLSV),<br />

auf regionaler Ebene die Münchner Sportjugend (MSJ)<br />

und seitens der Kommune das Sportamt im Schul- und<br />

Kultusreferat der Lan<strong>des</strong>hauptstadt München. Mit vereinten<br />

Kräften verfolgen die genannten Kooperationspartner<br />

mit dem Modellprojekt das Ziel der interkulturellen<br />

Öffnung im organisierten Sport.


PETER LUDES (ERSTER BEIGEORDNETER DER KREISSTADT BERGHEIM):<br />

Integration durch Sport am Beispiel der Kreisstadt Bergheim<br />

I 31


Arbeitskreis 1: Integration durch Sport in der Kommune<br />

PETER LUDES (ERSTER BEIGEORDNETER DER KREISSTADT BERGHEIM):<br />

32 I


I 33


Arbeitskreis 1: Integration durch Sport in der Kommune<br />

PETER LUDES (ERSTER BEIGEORDNETER DER KREISSTADT BERGHEIM):<br />

34 I


Ergebnisse <strong>des</strong> Arbeitskreises 1<br />

I 35


Arbeitskreis 2: Sportgroßveranstaltungen –<br />

Fluch oder Segen?<br />

PROF. DR. WOLFGANG MAENNIG (UNIVERSITÄT HAMBURG):<br />

Sportgroßveranstaltungen: Fluch oder Segen?<br />

36 I


I 37


Arbeitskreis 2: Sportgroßveranstaltungen –<br />

Fluch oder Segen?<br />

PROF. DR. WOLFGANG MAENNIG (UNIVERSITÄT HAMBURG):<br />

38 I


I 39


Arbeitskreis 2: Sportgroßveranstaltungen –<br />

Fluch oder Segen?<br />

Zusammenfassung der Podiumsdiskussion<br />

Im Anschluss an den Vortrag von Prof. Dr. Maennig diskutierte<br />

eine Podiumsrunde die vielfältigen Aspekte, die<br />

Sportgroßveranstaltungen in den Kommunen auslösen.<br />

Unter Beteiligung von Michaela Petermann, Direktorin im<br />

Sportamt Hamburg, Andreas Kroll, Geschäftsführer einer<br />

kommunalen Veranstaltungsagentur aus Stuttgart, Dieter<br />

Donnermeyer, <strong>Deutsche</strong>r Turnerbund und Carsten Cramer,<br />

Vizepräsident der Vermarktungs- und Rechteagentur<br />

Sport FIVE wurde herausgearbeitet, dass es eine einheitliche<br />

Betrachtung und einen Königsweg für diese Frage<br />

nicht geben könne. So seien z.B. die Turnfeste <strong>des</strong> <strong>Deutsche</strong>n<br />

Turnerbun<strong>des</strong> nicht unter Hochglanz-Events einzuordnen;<br />

vielmehr schafften sie in einer Stadt für über<br />

eine Woche ein hohes Engagement und eine Identifizierung<br />

mit der Sportart Turnen. Weiter sei daran gedacht,<br />

in Zukunft solche Turnfeste nicht nur auf Städte zu beschränken,<br />

sondern auch in vergrößertem Rahmen in<br />

Regionen zu gehen.<br />

Hingewiesen wurde auf die Sonderrolle <strong>des</strong> Fußballs und<br />

einiger weniger professionell betriebener Ligen, die ganz<br />

besondere wirtschaftliche Rahmenbedingungen hätten<br />

40 I<br />

und nicht mit den Meisterschaften und internationalen<br />

Veranstaltungen anderer Sportarten in einen Topf geworfen<br />

werden könnten. Einen breiten Raum in der Diskussion<br />

nahm die Frage ein, ob sich Sportgroßveranstaltungen<br />

für die Städte auch „rechnen“ würden. Es herrschte Einigkeit<br />

in der Aussage, dass neben den rein ökonomischen<br />

Betrachtungen auch die „Feel Good- und Image-Effekte“<br />

eine ganz erhebliche Rolle spielen würden. Kontraproduktiv<br />

seien allerdings Veranstaltungen, bei denen die<br />

Diskussion um die Schattenseiten <strong>des</strong> Sports (z.B. Doping,<br />

Wettbetrug etc.) dominieren würden. Alles, was mit<br />

Stadtimage und Stadtmarketing zu tun habe, sei in realen<br />

Geldeinheiten nicht bewertbar und höchstens auf dem<br />

Umweg über die sog. Medienkontakte quantifizierbar.<br />

Würde man diese Effekte mit einrechnen, wäre auch ein<br />

betriebswirtschaftlich finanzielles Minus bei einer Veranstaltung<br />

zumin<strong>des</strong>t leichter darstellbar.<br />

Als Sonderproblem wurde gesehen, dass zahlreiche Neubauten<br />

von Stadien weit außerhalb der Innenstädte<br />

angesiedelt seien; dies führe dazu, dass die Besucher insbesondere<br />

im Gastronomie- und Cateringbereich in den


Innenstädten praktisch nicht mehr spürbar seien. Ebenso<br />

spiele die Lärmthematik, auch die der an- und abreisenden<br />

Zuschauer, bei einer solchen Standortwahl eine gewichtige<br />

Rolle. Hilfreich sei in diesem Zusammenhang ein<br />

Kombiticket mit dem Öffentlichen Personennahverkehr.<br />

Entgegen der Tendenz, Sportveranstaltungen nur noch in<br />

Randlagen der Innenstädte bzw. an der Peripherie durchzuführen,<br />

wurde berichtet, dass manche Veranstalter, und<br />

sei es über Public Viewing, bewusst in die Innenstädte<br />

gingen, um dort Veranstaltungen als großes Event zu feiern.<br />

Hingewiesen wurde noch auf die Vielzahl von kleineren<br />

Veranstaltungen, die es im Jugend- und Seniorenbereich<br />

gebe. Dies sei eine Chance für Mittelstädte und<br />

kleinere Großstädte, sich über solche Veranstaltungen zu<br />

profilieren. Bedauert wurde, dass die sportökonomische<br />

Forschung in all diesen Fragen erst am Anfang stünde<br />

und gesicherte Erkenntnisse immer noch nicht vorlägen.<br />

Als Beispiele für Markenbildung durch Sport wurden hier<br />

u. a. Ratzeburg für Rudern, Gummersbach für Handball<br />

und Tauberbischofsheim für Fechten genannt. Angereichert<br />

wurde diese Diskussion weiter durch Fragen aus<br />

dem Publikum, die u. a. die Pflichtenhefte der ausrich-<br />

tenden Fachverbände, die mangelnde Einbindung von<br />

Vereinen in Sportgroßveranstaltungen, die oft nicht vorhandene<br />

Zusammenarbeit zwischen Tourismuswirtschaft<br />

und Sport sowie die wachsende Anzahl an Beschwerden<br />

von Innenstadtbewohnern bei der Durchführung von<br />

City-Marathons, Ironman-Veranstaltungen etc. problematisierten.<br />

Wichtig sei es, dass prominente Personen als<br />

„Leuchttürme“ hinter den Veranstaltungen stünden; dies<br />

würde die Akzeptanz deutlich erhöhen.<br />

Als Fazit konnte gezogen werden, dass Sportveranstaltungen<br />

je nach Ausrichtung, Größe und finanziellem<br />

Engagement Fluch und Segen sein können. Es herrschte<br />

Übereinstimmung, dass die Stadtmarketing- und Eventcharaktere<br />

solcher Veranstaltungen nicht unterschätzt<br />

werden dürften; insbesondere in den mittelgroßen Städten<br />

und kleineren Großstädten gebe es noch viel Nachholbedarf.<br />

(Niclas Stucke)<br />

Podiumsdiskussion: v.l.n.r. Andreas Kroll, Geschäftsführer<br />

in.Stuttgart; Michaela Petermann, Direktorin Sportamt Hamburg;<br />

Dieter Donnermeyer, <strong>Deutsche</strong>r Turner-Bund im Gespräch mit<br />

Clemens Löcke (links), Agentur Sprechperlen<br />

I 41


Arbeitskreis 2: Sportgroßveranstaltungen –<br />

Fluch oder Segen?<br />

Ergebnisse <strong>des</strong> Arbeitskreises 2<br />

42 I


Arbeitskreis 3: Bürgerschaftliches Engagement in der<br />

Kommune – sportliche Ansätze und kommunale Strukturen<br />

PROF. DR. RALF VANDAMME (STÄDTETAG BADEN-WÜRTTEMBERG):<br />

Modernisierung <strong>des</strong> Ehrenamtes in Sport und Kommune<br />

I 43


Arbeitskreis 3: Bürgerschaftliches Engagement in der<br />

Kommune – sportliche Ansätze und kommunale Strukturen<br />

PROF. DR. RALF VANDAMME (STÄDTETAG BADEN-WÜRTTEMBERG):<br />

44 I


I 45


Arbeitskreis 3: Bürgerschaftliches Engagement in der<br />

Kommune – sportliche Ansätze und kommunale Strukturen<br />

LARS SCHÄFER (LANDESFEUERWEHRVERBAND HESSEN):<br />

Leitfaden zur Gewinnung von Engagierten und Stärkung<br />

von Freiwilligen Feuerwehren in Hessen<br />

Ausgangslage<br />

Die Entwicklung der Mitgliederzahlen in den Hessischen<br />

Feuerwehren hat deutlich gezeigt, dass ein stetiger<br />

Abwärtstrend besteht. Oftmals zu Anfang noch totgeschwiegen<br />

oder auch verharmlost, zeigte die Entwicklung<br />

jedoch ganz deutlich, dass es sich um kein vorübergehen<strong>des</strong><br />

Problem handelt. So verloren die Hessischen Feuerwehren<br />

in den Jahren 1985 bis 2008 immerhin 17.000<br />

Mitglieder, obwohl jährlich über 2.000 Angehörige der<br />

Jugendfeuerwehren in den aktiven Dienst wechselten.<br />

Hinzu kam die anfangs gänzlich unterschätzte Wirkung<br />

<strong>des</strong> Demographischen Wandels. Hier zeigte sich deutlich,<br />

dass das Potential an Jugendlichen immer weniger wird.<br />

Gleichzeitig aber steigt die Nachfrage in allen Vereinen<br />

und Verbänden nach Nachwuchs, um den Mitgliedertrend<br />

zu stoppen.<br />

Zielsetzung <strong>des</strong> Leitfadens<br />

Unsere Zielsetzung bei der Erstellung <strong>des</strong> Leitfadens<br />

war es, eine Handlungshilfe zu bieten für alle Freiwilligen<br />

Feuerwehren. Hierbei war Allen bewusst, dass es kein<br />

Rezeptbuch mit der Garantie <strong>des</strong> Gelingens gibt, sondern<br />

dass es eine Sammlung erprobter Ideen von vielen Freiwilligen<br />

Feuerwehren ist, die Anregungen bieten sollen.<br />

Dies ließ sich nur dadurch erreichen, dass alle relevanten<br />

Institutionen an der Erstellung dieses Leitfadens beteiligt<br />

wurden, um möglichst viele Facetten und Anregungen<br />

zu berücksichtigen. Daher arbeiteten Vertreterinnen und<br />

Vertreter aus folgenden Institutionen mit:<br />

46 I<br />

p Präsidium <strong>des</strong> Lan<strong>des</strong>feuerwehrverban<strong>des</strong> Hessen<br />

p Hessische Jugendfeuerwehr<br />

p Bezirksfeuerwehrverbände<br />

p Hessische Lan<strong>des</strong>feuerwehrschule<br />

p Integrationsbüro <strong>des</strong> Landkreises Offenbach<br />

p Vertreter der Wirtschaft<br />

p Hessisches Ministerium <strong>des</strong> Innern und für Sport<br />

p Handwerkskammer Wiesbaden<br />

p Lan<strong>des</strong>ehrenamtsagentur<br />

p Hessischer Landkreistag<br />

p Hessischer Städte- und Gemeindebund<br />

Die Leitung der Arbeitsgruppe oblag Herrn Dr. Ralf<br />

Vandamme vom Zentrum für regionale Strategien in<br />

Offenbach.<br />

Im Laufe der Entwicklung ergaben sich Feststellungen, die<br />

für alle Akteure interessant waren und nachfolgend möchte<br />

ich Ihnen einige Auszüge aus unserem Leitfaden vorstellen:<br />

Einbindung von unterrepräsentierten<br />

Gruppen<br />

Im Hinblick auf die Demographische Entwicklung war<br />

es unser Ziel, besonders in den Bevölkerungsgruppen um<br />

eine verstärkte Mitarbeit zu werben, die in den Feuerwehren<br />

noch unterrepräsentiert sind. Hier muss es Ziel der<br />

Feuerwehren sein, insbesondere den Personenkreis der<br />

Frauen und der Migrantinnen und Migranten für eine Mitarbeit<br />

zu begeistern. Insofern galt es Standards zu formulieren,<br />

die dazu führen, dass sich Frauen und ausländische<br />

Mitbürgerinnen und Mitbürger wohl fühlen. Für den Bereich<br />

der Frauen wurde der Standard wie folgt formuliert:


p Durch Sprache kann Bewusstsein geändert werden.<br />

Die Verwendung weiblicher Formulierungen<br />

in öffentlichen Mitteilungen trägt dazu bei,<br />

das Image der Freiwilligen Feuerwehr als „Männerverein“<br />

zu ändern.<br />

p Frauen in der Feuerwehr sollten immer wieder in<br />

der Pressearbeit sichtbar gemacht werden.<br />

p Familiäre und berufliche Bedürfnisse sollten<br />

berücksichtigt werden, zum Beispiel bei der<br />

Dienstplangestaltung (Tag und Uhrzeit), aber<br />

auch durch Schaffung von Kinderbetreuung.<br />

p Unterbrechungen im Feuerwehrdienst durch<br />

Schwangerschaft, Elternzeit, Kinderbetreuung<br />

oder ähnliche Anlässe ernst nehmen und gemeinsam<br />

Regelungen finden für diese Zeiten.<br />

p Frauen gezielt als Ausbilderinnen einsetzen<br />

(Vorbildfunktion)<br />

p Vorurteile bei Männern gegenüber Frauen in der<br />

Feuerwehr offen ansprechen und abbauen. Hier<br />

sind ganz besonders Führungskräfte gefordert.<br />

p Für den Einsatz gilt „jeder nach seinen Fähigkeiten“,<br />

es muss also um körperliche Konstitution<br />

gehen und nicht um das Geschlecht als Entscheidungskriterium.<br />

Für den Bereich der Migrantinnen und Migranten ist es<br />

ganz wichtig, z.B. die Ausländerbeiräte und Personen,<br />

die in dieser Bevölkerungsschicht hohes Ansehen genießen<br />

als „Türöffner“ zu nutzen, um hier einen Zugang<br />

zu bekommen.<br />

Das System der ehrenamtlichen Hilfe in Deutschland ist<br />

weltweit weitestgehend unbekannt. Uniformträger genießen<br />

in den Herkunftsländern kein hohes Ansehen, da<br />

I 47


Arbeitskreis 3: Bürgerschaftliches Engagement in der<br />

Kommune – sportliche Ansätze und kommunale Strukturen<br />

sie oft als Staatsgewalt empfunden werden. Gleichzeitig<br />

muss man aber auch immer wieder ehrliche Aufklärung<br />

in den Feuerwehren über die Bedeutung der Einwanderer<br />

in der eigenen Einsatzabteilung und im eigenen Verein<br />

betreiben, um den Zugang zu erleichtern.<br />

Empfohlene Projekt für die Gewinnung dieser Bevölkerungsgruppe<br />

sind:<br />

p Präsenz zeigen bei internationalen Festen.<br />

Wir müssen zu den Menschen gehen und nicht<br />

warten, bis sie zu uns kommen.<br />

p Vorstellung der Arbeit einer Freiwilligen Feuerwehr<br />

in Integrationskursen o. ä.<br />

p Brandschutzerziehung mit Migrantinnen<br />

(Müttern) in Zusammenarbeit mit Kindertagesstätten<br />

und vor Ort ansässigen Gruppen.<br />

p Ansprechpartner für interessierte Migranten<br />

benennen. Dies ist effektiver als in Faltblätter zu<br />

investieren und Massenkampagnen, da Migranten<br />

direkt und individuell erreicht werden wollen.<br />

Entwicklung von Möglichkeiten<br />

der Werbung<br />

Zeiten, in denen ein einfaches DIN-A 4 Blatt reichte<br />

um Begeisterung zu wecken, oder zur Mitarbeit zu motivieren<br />

sind schon lange rum. Printwerbung stellt eine<br />

besondere Herausforderung an den Ersteller, wobei folgende<br />

Punkte besonders zu berücksichtigen sind.<br />

p Es muss ein örtlicher Bezug hergestellt werden.<br />

Bilder sollten die Tatsächlichkeit widerspiegeln,<br />

nicht getreu dem Motto mit BMW werben und<br />

einen Handkarren fahren.<br />

p Layout-Vorgaben <strong>des</strong> Trägers/der Gebietskörperschaft<br />

beachten. Die öffentlich-rechtliche<br />

Feuerwehr ist Bestandteil der kommunalen<br />

Verwaltung.<br />

48 I<br />

p Text in klar formulierte, kurze Sätze fassen,<br />

ggf. nur Schlagworte verwenden. Zum Beispiel:<br />

Aufgaben der Feuerwehr: Retten, Löschen,<br />

Bergen, Schützen<br />

p Kein Fachchinesisch, wenn das Produkt an die<br />

„Normalbevölkerung“ gerichtet ist.<br />

p Rechte an Bildern, Grafiken etc. klären; ggf.<br />

Quellenhinweise verwenden.<br />

p Keine Schnörkelschrift sondern nüchtern-sachliche<br />

Schriftbilder (z.B. Arial) verwenden (ggf. „Hausschrift“<br />

<strong>des</strong> Trägers/der Gebietskörperschaft beachten).<br />

p Schrift nicht zu klein.<br />

p Nicht mit Informationen überfrachten.<br />

Weniger ist mehr!<br />

p Lieber zu verschiedenen Themen mehrere Flyer<br />

mit gleichem Layout anfertigen.<br />

p Keine „Bleiwüste“ basteln – also nicht zu viel<br />

Text. Auflockerung mit Fotos.<br />

p Keine Word-Art-Kunststücke oder Word-ClipArts<br />

verwenden – das ist nicht mehr zeitgemäß.<br />

p Impressum, Ansprechpartner und Kontaktmöglichkeiten<br />

nicht vergessen.<br />

p Fehlerfreie (!) Rechtschreibung.<br />

p Zielgruppe definieren, danach Inhalte ausrichten.<br />

p Evtl. Geld investieren und Profis um Hilfe bitten.<br />

Werbung bedeutet aber auch mit allen Mitteln zu<br />

arbeiten, die der Markt heute so hergibt.<br />

p So kann auch Kinowerbung helfen, wenn die<br />

Kinobettreiber ihre eigene Werbezeit unentgeltlich<br />

zur Verfügung stellen (im Regelfall 1 Minute)<br />

und ein eigener produzierter Film dort gezeigt<br />

werden kann.<br />

p Keine Tage der offenen Tür in der Feuerwache,<br />

sondern Aktionen da machen, wo Menschen sind<br />

(Einkaufszonen, Schulen, Kinos, etc.).


p Demonstration von Vorführungen von Rauchmeldern<br />

durch abbrennen einer Küchenzeile auf<br />

dem Marktplatz (abends) in Absprache mit der<br />

Ordnungsbehörde.<br />

p Bei der Erstellung von Giveaways sollte ein hoher<br />

Wiedererkennungswert vorhanden sein.<br />

p Werbung sollte professionell erfolgen, d. h.<br />

Infostände und Messestände sollten nicht wie<br />

selbstgezimmert wirken, sondern von dem<br />

Äußern her ansprechend sein. Über Sponsoring<br />

lässt sich hierbei viel erreichen.<br />

Zusammenarbeit mit anderen Vereinen<br />

Mitgliederwerbung kann auch gemeinsam betrieben werden,<br />

z.B. von Feuerwehren und Sportvereinen, ist doch<br />

gerade die körperliche Fitness ein unverzichtbarer Bestandteil<br />

der Feuerwehrarbeit. Hier kann es schon helfen – um<br />

jemandem eine Doppelmitgliedschaft zu ermöglichen –<br />

dass Trainings- und Übungszeiten aufeinander abgestimmt<br />

werden zwischen Sportverein und Feuerwehr. Warum<br />

sollte nicht durch den Sportverein ein Fitnessprogramm<br />

für die Feuerwehr angeboten werden, um Interesse am<br />

Sport zu wecken. Dafür könnte im Gegenzug die Feuerwehr<br />

Brandschutzaufklärung betreiben. Wichtig hierbei<br />

ist, offen für Kooperationsmodelle zu sein und gleichzeitig<br />

sicherzustellen, dass beide Kooperationspartner etwas<br />

davon haben.<br />

Was passierte nach Einführung<br />

unseres Leitfadens?<br />

<strong>Der</strong> Leitfaden wurde an sämtliche Feuerwehren <strong>des</strong> Lan<strong>des</strong><br />

Hessen verteilt. Er wurde von Vielen erwartet, allerdings<br />

manchmal auch als etwas angesehen, was man von A–Z<br />

nur befolgen muss und dann kommen ganze Herscharen<br />

von Menschen in die Feuerwehren. Er wird aber gerne<br />

genutzt und ist jeder Führungskraft bekannt. Zusätzlich<br />

hat das Hessische Ministerium <strong>des</strong> Innern und für Sport<br />

in Kooperation mit dem Lan<strong>des</strong>feuerwehrverband eine<br />

Honorarkraft angestellt, die auf Wunsch Informationsveranstaltungen<br />

zu diesem Thema durchführt, selbstverständlich<br />

kostenfrei für die Freiwilligen Feuerwehren.<br />

<strong>Der</strong> Leitfaden ist im Jahr 2007 erschienen und im Jahre<br />

2008 konnte erstmals der Abwärtstrend bei der Mitgliederentwicklung<br />

gestoppt werden. Ob dies alleine an<br />

unserem Leitfaden liegt kann keiner beantworten. Es wäre<br />

auch vermessen dies zu behaupten, aber sicherlich war<br />

und ist er ein Baustein, den Negativtrend zu stoppen.<br />

Die Frage zum Schluss<br />

Natürlich widmen wir uns Alle immer stärker der Gewinnung<br />

von Nachwuchskräften, denn das ist wichtig, um<br />

zukunftsorientiert agieren zu können. Aber mal ganz ehrlich<br />

und Hand aufs Herz, was tun wir eigentlich für unsere<br />

Mitglieder, die schon viele Jahre bei uns ehrenamtlich<br />

Dienst tun?<br />

Sind diese nicht einfach selbstverständlich, weil<br />

sie immer da sind?<br />

Wann haben wir sie das letzte mal gelobt?<br />

Was machen wir, wenn sie nach Jahren gehen,<br />

vielleicht frustriert, ohne dass wir es merken?<br />

Genauso wichtig wie die Nachwuchswerbung ist die<br />

Pflege der Mitglieder denn nur dann, wenn es uns gelingt,<br />

neue Menschen zu gewinnen und gleichzeitig unsere<br />

Mitglieder zu halten, wird es uns gelingen, fit für die Zukunft<br />

zu sein. Gerade in den Feuerwehren ist Jugend<br />

und Erfahrung wichtig und unverzichtbar und somit ein<br />

gesun<strong>des</strong> Gleichgewicht zwischen „jung und alt“.<br />

I 49


Arbeitskreis 3: Bürgerschaftliches Engagement in der<br />

Kommune – sportliche Ansätze und kommunale Strukturen<br />

NORBERT ENGELHARDT (GESCHÄFTSFÜHRER LANDESSPORTBUND NIEDERSACHSEN):<br />

„Unser Ziel: Lokale Engagementpolitik“<br />

Herausforderungen in Niedersachsen<br />

Die Anzahl der freiwillig engagierten Personen im Sport<br />

ist von rund 325.000 innerhalb von 2 Jahren auf nunmehr<br />

254.000 deutlich zurückgegangen. <strong>Der</strong> Arbeitsumfang<br />

der ehrenamtlich Engagierten ist deutlich von 7,3 auf<br />

50 I<br />

16,1 Stunden pro Monat angestiegen. In der Altersgruppe<br />

der 26 – 40 jährigen Mitglieder stellen wir ab dem Jahr<br />

2000 bis heute einen tatsächlichen Mitgliederrückgang<br />

von etwas mehr als 200.000 fest. Eine Altersgruppe, aus<br />

der sich vermutlich in vergangenen Zeiten traditionelle<br />

Ehrenämter rekrutiert haben. Die zu leistende ehrenamtliche<br />

Arbeit verteilt sich damit auf immer weniger Schultern.<br />

Die Klagen aus den Vereinen werden lauter.<br />

Die grundsätzlichen Motive und Bedürfnisse für und an<br />

das bürgerschaftliche Engagement haben sich nicht verändert!<br />

Vier Antworten auf die Frage nach dem ‚Warum’<br />

möchte ich nennen (nach Bernd Ziegler: Freiwilligendienste<br />

aller Generationen:<br />

„Ich will eine sinnvolle und interessante Aufgabe<br />

haben, die Spaß macht und mich weiter bringt“<br />

„Ich will sympathische Menschen treffen und<br />

mich mit ihnen austauschen.“<br />

„Ich kann mich persönlich für die Gesellschaft<br />

stark machen und im kleinen Rahmen etwas bewirken.“<br />

„Ich habe etwas, das ich anderen weitergeben<br />

und mit ihnen teilen kann.“<br />

Diese genannten Beweggründe müssen wir zum Anlass<br />

nehmen, um zukünftig weiter Menschen für das freiwillige<br />

bürgerschaftliche Engagement in unseren Vereinen<br />

und in unserer Organisation zu begeistern. Aber unser<br />

Handeln ist zu sehr auf unsere Strukturen und unsere<br />

jahrzehntelangen Erfahrungen fixiert. Wir brauchen min<strong>des</strong>tens<br />

ergänzende Rekrutierungsprogramme.


Aus der Praxis:<br />

Seit vielen Jahren bieten wir lan<strong>des</strong>weit so genannte<br />

Frauensporttage an, die über attraktive Sportgelegenheiten,<br />

Frauen gezielt in Führungspositionen in Vereinen<br />

bringen sollen. <strong>Der</strong> Veranstaltungstag ist der Höhepunkt,<br />

aber die eigentliche Wirkung erzielen wir über die Mitarbeit<br />

bei der Vorbereitung, Durchführung und Nachbereitung.<br />

Unsere verpflichtende Vorgabe für die ausrichtenden<br />

Sportbünde ist die Zusammenarbeit mit den kommunalen<br />

Frauen- bzw. Gleichstellungsbeauftragten. Und<br />

der Erfolg der Frauensporttage führt zu einem größeren<br />

Interesse an der Übernahme von Aufgaben durch interessierte<br />

Frauen. Diese Maßnahme ist nur eine von vielen,<br />

die wir beispielsweise im Handlungsfeld Sportentwicklung<br />

an anderen Stellen auch realisieren. Immer ist eine<br />

nachhaltige Wirkung beabsichtigt, und gleichzeitig die<br />

Mitarbeit in Netzwerken.<br />

Nun zur Frage, in welcher Weise sich<br />

Menschen freiwillig engagieren?<br />

Es gibt einen Strukturwandel im Ehrenamt. Manche wollen<br />

sich weiterhin dauerhaft einbringen, ich bezeichne<br />

es, als das traditionelle und klassische Ehrenamt, das wir<br />

zweifelsohne weiterhin brauchen. Die zu erledigenden<br />

Aufgaben müssen beschrieben und leistbar sein und die<br />

Übernahme sollte vorbereitet sein.<br />

Andere möchten sich lieber kurzfristig, vielleicht sogar<br />

spontan oder über einen begrenzten Zeitraum einbringen.<br />

Neben dem traditionellen Ehrenamt entwickelt sich eine<br />

zweite Säule <strong>des</strong> freiwilligen bürgerschaftlichen Engagements,<br />

insbesondere in Form der Freiwilligendienste im<br />

Sport. Diese FSJ-ler leisten über einen definierten Zeitraum<br />

– vertraglich geregelt – eine wertvolle Leistung für<br />

das Gemeinwesen, weil diese FSJler die Kontakte über<br />

den Sport hinaus pflegen und fördern. Wir brauchen mehr<br />

davon, insbesondere braucht der Sport hier auch eine<br />

klare steuerliche Entlastung und verlässliche Rahmenbedingungen<br />

durch die Politik, der Gesetzgeber ist gefordert.<br />

Unsere Vereine sollten insbesondere eine Funktionsstelle<br />

bzw. eine besondere Zuständigkeit im Vorstand für den<br />

Bereich der Personalentwicklung, der Mitgliederbindung<br />

und -entwicklung einrichten bzw. ausweisen. Diese Aufgabe<br />

verdient einer besonderen Aufmerksamkeit und<br />

kann nicht nur einfach nebenbei gemacht werden. Unser<br />

größtes Kapital sind die Menschen selbst, und die müssen<br />

im Mittelpunkt stehen, und um die müssen wir uns<br />

aktiv kümmern.<br />

Die Entwicklung einer gemeinsamen<br />

kommunalen Strategie zu mehr Bürgerbeteiligung.<br />

Eine gemeinsame kommunale Strategie mit der Zielsetzung<br />

‚mehr Bürgerbeteiligung’ verlangt zu allererst die<br />

Bereitschaft und den guten Willen der Beteiligten zur Zusammenarbeit.<br />

Singuläres Handeln entweder durch die<br />

Sportorganisation selbst oder durch eine Kommune allein<br />

reicht nicht mehr aus. Unter strategischen Gesichtspunkten<br />

verlangt dies nach einer partnerschaftlichen Zusammenarbeit<br />

und zwar über einen längeren Zeitraum. Eine<br />

institutionalisierte und vereinbarte Zusammenarbeit kann<br />

hilfreich sein.<br />

Hierzu erwarten wir von unseren Vereinsvorständen vor<br />

Ort oder in den Stadtteilen, dass sie selbstverständlich<br />

die politischen Gespräche suchen und pflegen, genauso<br />

wie dies die Sportbünde eben auf ihrer Ebene zu leisten<br />

haben. Diese lokale Engagementpolitik ist zwingend erforderlich,<br />

und hierbei handelt es sich um die Kernaufgabe<br />

der Sportpolitik und der Interessensvertretung für<br />

den Sport durch die gewählten Vorstände. Die Bandbreite<br />

der festzustellenden Aktivitäten ist groß und verlangt<br />

nach gezielten Planungsprozessen. Hier sollten eben auch<br />

I 51


Arbeitskreis 3: Bürgerschaftliches Engagement in der<br />

Kommune – sportliche Ansätze und kommunale Strukturen<br />

Formen der Beteiligung und <strong>des</strong> Austausches verbindlich<br />

und bewusst initiiert werden. Eine Einladung an Interessierte<br />

ist ausdrücklich auszusprechen. In einigen Fällen<br />

erleben wir bereits in Niedersachsen, wie „neue Freiwillige“<br />

aus ganz anderen auch sportfremden Bereichen den<br />

Zugang zu uns finden und auch durchaus positiv überrascht<br />

sind, was bei uns und damit in unserer Organisation<br />

so alles passiert!<br />

Gewinnbringende Zusammenarbeit<br />

von Sportvereinen und kommunalen<br />

Institutionen vor Ort<br />

Mit Blick auf die Sportvereine selbst registrieren wir den<br />

immer größer werdenden Bedarf nach einer gewinnbringenden<br />

Zusammenarbeit der Sportvereine untereinander.<br />

Es geht um die gemeinsame Nutzung bzw. den Bau von<br />

Sportanlagen, es geht um die Betriebs- und Unterhaltungskosten<br />

für eine Sportanlage oder auch um die Erledigung<br />

der administrativen Aufgaben in mehreren Vereinen<br />

in einer gemeinsamen Geschäftsstelle. Es geht auch<br />

um Möglichkeiten der Zusammenarbeit im sportlichen<br />

Bereich. Die ersten Vereine bewegen sich aufeinander zu.<br />

Über eine zunächst lockere Form der Zusammenarbeit<br />

gehen sie Schritt für Schritt hin zu einer vereinbarten Zusammenarbeit.<br />

Das System ist in Bewegung. Als LSB<br />

Niedersachsen bieten wir hierzu Unterstützungsleistungen<br />

an, nämlich durch die Bereitstellung eines qualifizierten<br />

Beratungspools.<br />

Auch eine gewinnbringende Zusammenarbeit mit kommunalen<br />

Institutionen entwickelt sich immer schneller.<br />

Hier arbeiten wir als LSB mit den Sportbünden zusammen<br />

und versuchen immer wieder die Zusammenarbeit beispielsweise<br />

mit Seniorenservicebüros, Integrationsleitstellen<br />

zu forcieren bzw. überhaupt erstmal zu initiieren.<br />

Hierzu nehmen wir auf Lan<strong>des</strong>ebene entsprechende Absprachen<br />

beispielsweise mit Ministerien vor, die dann<br />

gemeinsam auf die nächste Ebene getragen werden. Ein<br />

52 I<br />

schönes und erfolgreiches Beispiel ist das ‚Bewegungsnetzwerk<br />

50 Plus’ mit Unterstützung <strong>des</strong> DOSB, in dem<br />

besonders Modellprojekte zur Netzwerkbildung gefördert<br />

werden, und zwar erfolgreich.<br />

Im Prinzip bedeutet dies, die vorhandenen Handlungsakteure<br />

an einen Tisch und damit ins Gespräch zu bringen.<br />

So trivial wie es klingt, manchmal müssen sich die Menschen<br />

erst kennen lernen. Unseren Sportvereinen sagen<br />

wir, dass es neben dem bisherigen und auch traditionellen<br />

Sportbetrieb, den sie sicher beherrschen, auch noch eine<br />

ebenso attraktive Welt <strong>des</strong> Sports gibt, die uns neue<br />

Chancen eröffnet.<br />

Schließen möchte ich mit einem Blick auf die notwendige<br />

Unterstützung und die abzuleitenden Konsequenzen<br />

für uns selbst aber auch das kommunale Netzwerk.<br />

Wir brauchen<br />

p ein Managementsystem für Freiwilligenarbeit<br />

und bürgerschaftliches Engagement im Sport als<br />

gezielte Maßnahme der Organisationsentwicklung<br />

p eine aktive Mitarbeit <strong>des</strong> Sports im Netzwerk der<br />

Freiwilligenagenturen<br />

p eine Weiterentwicklung <strong>des</strong> Systems der Anerkennung<br />

und Wertschätzung für das traditionelle<br />

Ehrenamt im Sport und der Freiwilligendienste<br />

p die Anerkennung <strong>des</strong> Sports als Träger öffentlicher<br />

Belange und gezielte Förderung auf kommunaler<br />

Ebene<br />

p die Schaffung geeigneter Rahmenbedingungen<br />

durch partnerschaftliche Zusammenarbeit und<br />

gegenseitige Unterstützung.


Ergebnisse <strong>des</strong> Arbeitskreises 3<br />

I 53


Arbeitskreis 4: Quo vadis Sportentwicklung? –<br />

Wege und Methoden für optimierte Entscheidungen<br />

PROF. DR. ALFRED RÜTTEN (UNIVERSITÄT ERLANGEN-NÜRNBERG):<br />

54 I


Zur aktuellen Diskussion der kommunalen<br />

Sportentwicklungsplanung<br />

I 55


Arbeitskreis 4: Quo vadis Sportentwicklung? –<br />

Wege und Methoden für optimierte Entscheidungen<br />

PROF. DR. ALFRED RÜTTEN (UNIVERSITÄT ERLANGEN-NÜRNBERG):<br />

56 I


RUDOLF BEHACKER (LEITER DES SPORTAMTES DER LANDESHAUPTSTADT MÜNCHEN):<br />

Sportentwicklungsplanung – ein Teil der Stadtentwicklung<br />

I 57


Arbeitskreis 4: Quo vadis Sportentwicklung? –<br />

Wege und Methoden für optimierte Entscheidungen<br />

RUDOLF BEHACKER (LEITER DES SPORTAMTES DER LANDESHAUPTSTADT MÜNCHEN):<br />

58 I


ROLAND FRISCHKORN (VORSITZENDER DES SPORTKREISES FRANKFURT):<br />

Sportentwicklungsplanung in Frankfurt<br />

I 59


Arbeitskreis 4: Quo vadis Sportentwicklung? –<br />

Wege und Methoden für optimierte Entscheidungen<br />

ROLAND FRISCHKORN (VORSITZENDER DES SPORTKREISES FRANKFURT):<br />

60 I


STEPHAN SCHNEIDER (KOMMUNALES FREIZEIT- UND SPORTBÜRO STADT VIERNHEIM):<br />

Quo Vadis Sportentwicklung?<br />

Wege und Methoden für optimierte Entscheidungen<br />

Praxisbeispiel Viernheim/Hessen<br />

Die Stadt Viernheim sieht sich als sport- und bewegungsorientierte<br />

südhessische Stadt im Zentrum der Metropolregion<br />

Rhein-Neckar. Sie ist Teil <strong>des</strong> Gesunde-Städte-<br />

Netzwerks in Deutschland, 1. hessische Energiesparstadt<br />

und ab Mai 2010 auch Fairtrade-Stadt. Viernheim lebt<br />

den Gedanken der Bürgerkommune und sieht <strong>des</strong>halb die<br />

kooperative Sportentwicklungsplanung als weiteren,<br />

wichtigen Schritt innerhalb ihres Leitbilds.<br />

Neueste statistische Daten und die demographische<br />

Entwicklung in Viernheim verdeutlichen, warum die<br />

kooperative Sportentwicklungsplanung ein unabdingbarer<br />

Schritt für die Kommune war und ist.<br />

Neben der kommunalpolitischen Lobbybildung ist auch<br />

die Bewusstseinsbildung, Sport als Querschnittsaufgabe<br />

zu betrachten, relativ schnell erreicht worden. Es wurden<br />

und werden hier ständig sinnvolle Ergänzungen eingearbeitet.<br />

Letztlich bilden die Handlungsempfehlungen mit<br />

ca. 30 Projektideen in einer Prioritätenliste die Basis für<br />

das zukünftige, gemeinsame Vorgehen von Verwaltungsstellen,<br />

organisiertem und nichtorganisiertem Sport und<br />

der Kommunalpolitik.<br />

Aus den drei Handlungsfeldern „Angebotsebene“, „Organisationsebene“<br />

und „Sport- und Bewegungsräume“<br />

werden Fallbeispiele mit einer völlig neuen Arbeitsweise<br />

der Sportverwaltung beschrieben.<br />

I 61


Arbeitskreis 4: Quo vadis Sportentwicklung? –<br />

Wege und Methoden für optimierte Entscheidungen<br />

Die finanzielle Grundausstattung ist zunächst sehr gering<br />

und soll die Projektorganisation abdecken. Sobald die<br />

Projekte in der Startphase einer Anschubfinanzierung bedürfen,<br />

werden diese gesondert über Sponsoren und<br />

Förderer, spezielle Haushaltsmittel oder sonstige Zuschüsse<br />

generiert.<br />

Einen Modellcharakter hat z.B. das Projekt „Schwimmfix“,<br />

das es zuvor nur in Deutschland nur in Heidelberg<br />

gab. In Kooperation zwischen allen Grundschulen, dem<br />

Schulamt <strong>des</strong> Landkreises, Vereinen und Institutionen<br />

und unter Federführung der Sportverwaltung wird allen<br />

Schülerinnen und Schülern der 2. Klassen, die nicht<br />

schwimmen können, direkt im Anschluss an den Unterricht<br />

das Schwimmen beigebracht. Nach wenigen Wochen<br />

steht zum Abschluss <strong>des</strong> jeweiligen Kurses der<br />

Erwerb <strong>des</strong> sog. „Seepferdchens“.<br />

Die Sportverwaltung hat auch ein Konzept für ein zukunftsorientiertes<br />

Vereinsmanagement („Fitnessprogramm<br />

für Vereine“) entwickelt, dass viele Probleme der<br />

62 I<br />

Vereine aufgreift sowie Hilfestellungen und Förderungen<br />

anbietet.<br />

Im Bereich der Sportinfrastruktur wird derzeit ein durch<br />

den Sportentwicklungsplan deutlich gewordener Bedarf<br />

an einer offenen, familienorientierten Sportstätte bzw.<br />

Sportlandschaft analysiert. In einem derzeit eher traditionellen<br />

Sportgebiet mit Fußballanlagen soll in Kooperation<br />

zwischen den Nutzern (Vereine, Schulen, Jugendförderung),<br />

den Querschnittsämtern der Verwaltung und der<br />

Kommunalpolitik schrittweise ein Familiensportpark entstehen.<br />

Auch hierzu gibt es einen vom Sportbüro geleiteten<br />

Arbeitskreis.<br />

Es wird deutlich, dass nicht unbedingt die finanzielle<br />

Grundausstattung die wesentlichste Erfolgsgarantie<br />

darstellt, sondern eine möglichst professionelle Personalstruktur<br />

in der Sportverwaltung. Das Sportbüro wird mehr<br />

und mehr vom Verwaltungsinstrument zum Gestaltungsinstrument<br />

und kann so wesentlich zur erfolgreichen<br />

Umsetzung der Sportentwicklungsplanung beitragen.


Ergebnisse <strong>des</strong> Arbeitskreises 4<br />

I 63


Arbeitskreis 5: Leistungssportförderung vor Ort –<br />

Erfolgsfaktor für den Spitzensport<br />

NORBERT BRENNER (STELLV. GENERALSEKRETÄR DEUTSCHER LEICHTATHLETIK-VERBAND):<br />

64 I


Leistungssportförderung vor Ort –<br />

Erfolgsfaktor für den Spitzensport<br />

I 65


Arbeitskreis 5: Leistungssportförderung vor Ort –<br />

Erfolgsfaktor für den Spitzensport<br />

REINHARD RAWE (DIREKTOR DES LANDESSPORTBUNDES NIEDERSACHSEN):<br />

Leistungssportförderung vor Ort – Erfolgsfaktor für<br />

den Spitzensport<br />

Im Artikel 6 der Niedersächsischen Verfassung steht seit<br />

1997: „Das Land, die Gemeinden und die Landkreise<br />

schützen und fördern, Kunst, Kultur und Sport.“ Ähnliche<br />

Formulierungen finden sich in den Verfassungen aller<br />

Bun<strong>des</strong>länder, mit Ausnahme von Hamburg. Ein Rechtsanspruch<br />

auf Sportförderung lässt sich aus diesem Verfassungsauftrag<br />

allerdings nicht ableiten. Auf kommunaler<br />

Ebene ist die Sportförderung nach wie vor eine freiwillige<br />

Leistung. Gleichwohl handelt es sich um eine politische<br />

Willenserklärung, die der Bedeutung <strong>des</strong> Sports für das<br />

Gemeinwohl in unserer Gesellschaft Rechnung tragen soll.<br />

Die Kommunen sind sich im Allgemeinen der gesellschaftlichen<br />

und kommunalpolitischen Bedeutung <strong>des</strong> Sports<br />

bewusst. Rund 80 Prozent der öffentlichen Sportförderung<br />

in Deutschland wird von den Kommunen bereitgestellt –<br />

das entspricht über drei Milliarden Euro jährlich.<br />

Allerdings werden die Folgen und Auswirkungen der aktuellen<br />

Finanz- und Wirtschaftskrise für die Kommunen<br />

immer stärker spürbar. Steigende Verschuldung und zurückgehende<br />

Steuereinnahmen belasten die ohnehin<br />

knappen Finanzhaushalte. Immer mehr Kommunen drohen<br />

handlungsunfähig zu werden. Als unweigerliche<br />

Konsequenz daraus stehen die so genannten freiwilligen<br />

Leistungen der Kommunen mehr denn je auf dem Prüfstand.<br />

Das Subsidiaritätsprinzip – Hilfe zur Selbsthilfe –<br />

steht zur Diskussion. Es werden neue Modelle gesucht,<br />

wie Kosten für Sportanlagen reduziert oder neue Einnahmequellen<br />

erschlossen werden können. Die Krise der<br />

Kommunalfinanzen bedroht somit auch in erheblichem<br />

Maße den Sport im Verein. Bereits im Sportentwicklungsbericht<br />

2008 wird darauf hingewiesen, dass sich von den<br />

etwa 9.600 niedersächsischen Sportvereinen rund 1.200<br />

aus finanziellen Erwägungen in ihrer Existenz bedroht<br />

66 I<br />

sehen. Die aktuelle Entwicklung sollte Anlass sein, das<br />

Zusammenspiel von Kommune und Sport näher zu betrachten.<br />

Was bietet Sport/Leistungssport den<br />

Kommunen?<br />

<strong>Der</strong> Sport wird allgemein als weicher Standortfaktor betrachtet.<br />

Er ist wichtig für die Daseinsvorsorge der Menschen,<br />

hat ein erhebliches Integrationspotential, fördert die<br />

Gesundheit und ist ein verlässlicher Partner für Schulen<br />

und Kindergärten. Auf die Bedeutung <strong>des</strong> Sports als soziale<br />

und gemeinschaftsbildende Kraft wird in öffentlichen<br />

Debatten zu Recht hingewiesen.<br />

Darüber hinaus erfüllt der Sport – insbesondere der<br />

Leistungssport – für die Kommunen weitere relevante<br />

Funktionen: Leistungssport und hochkarätige Sportveranstaltungen<br />

sind auch Werbe- und Imagefaktoren für<br />

die Kommunen. Eine zukunftsorientierte Kommunalpolitik<br />

begreift Sport daher als Investition in die Zukunft.<br />

Leistungssportförderung ist auch immer Wirtschafts- und<br />

Tourismusförderung. <strong>Der</strong> Leistungssport ist somit eine<br />

regionalwirtschaftliche Kraft und schafft Arbeitsplätze vor<br />

Ort. Eine erfolgreiche Sportentwicklung trägt dadurch<br />

ganz konkret zu einer erfolgreichen Kommunalentwicklung<br />

bei. Sicherlich muss relativiert werden, dass Sport<br />

allein noch keine starke Kommune entstehen lässt, dazu<br />

gehören vor allem auch eine starke Wirtschaft, gute Bildungsbedingungen<br />

und weitere Erfolgsfaktoren. Aber<br />

ohne einen starken Sport kann und wird es auch in Zukunft<br />

keine starken Kommunen geben. Deshalb sind wir


alle gut beraten, mit Augenmaß auf allen Ebenen dafür<br />

zu arbeiten, dass wir bei<strong>des</strong> erreichen: starken Sport und<br />

starke Kommunen!<br />

<strong>Der</strong> LSB Niedersachsen hat es sich daher 2007 in einer<br />

gemeinsamen Erklärung mit dem Niedersächsischen Innenministerium<br />

und den drei kommunalen Spitzenverbänden<br />

zur Aufgabe gemacht, dieses Ziel zu erreichen („Sport<br />

tut den Menschen in Kommunen gut!“).<br />

Erfolgsfaktoren für den Spitzensport<br />

in Niedersachsen<br />

Die kommunale Sportförderung bildet die Basis für eine<br />

erfolgreiche Spitzensportförderung. Gerade in einem Flächenland<br />

wie Niedersachsen ist es wichtig, dass Talente<br />

und Begabungen in den Sportvereinen aber auch in den<br />

Schulen erkannt und gefördert werden können. Im Jahre<br />

2002 hat der LSB daher gemeinsam mit dem Niedersächsischen<br />

Kultusministerium und unter Beteiligung der damaligen<br />

Bezirksregierungen ein Modell entwickelt, dass<br />

auf drei Säulen beruht:<br />

1. Zentralisierung:<br />

Sportbetonte Schule/Eliteschule <strong>des</strong> Sports<br />

Die steigende Nachfrage nach Internatsplätzen für Kaderathletinnen<br />

und -athleten mit professioneller sportlicher<br />

Betreuung am Olympiastützpunkt (OSP) in Hannover<br />

erforderte zahlenmäßige Erweiterung und machte einen<br />

Neubau <strong>des</strong> Sportinternats notwendig. Zum Beginn <strong>des</strong><br />

Schuljahres 2010/2011 stehen nunmehr 75 Vollzeit- und<br />

60 Teilzeitplätze für junge Talente sowie 12 Plätze für<br />

erwachsene Spitzensportlerinnen und Spitzensportler bereit.<br />

<strong>Der</strong> LSB nimmt bei der Leistungssportförderung in<br />

Niedersachsen eine zentrale Rolle ein. <strong>Der</strong> LSB fungiert<br />

als Träger <strong>des</strong> OSP, in <strong>des</strong>sen Verantwortung alle derzeit<br />

13 Bun<strong>des</strong>stützpunkte sowie zwei paralympische Trainingsstützpunkte<br />

in Niedersachsen liegen. <strong>Der</strong> LSB stellt<br />

Trainerinnen und Trainer ein, er ist Betreiber <strong>des</strong> Sportin-<br />

ternats und Vertragspartner für das Sportleistungszentrum,<br />

die Medizinische Hochschule Hannover und die Niedersächsische<br />

Polizeiakademie. Durch die Zusammenarbeit<br />

mit zwei hannoverschen Schulen werden schulische und<br />

leistungssportliche Ansprüche sinnvoll koordiniert, damit<br />

die sportlichen Talente trotz der besonderen Anforderungen<br />

keine schulischen Nachteile erfahren. Jährlich fließen<br />

€ 4,8 Mio. aus dem LSB-Haushalt in die Leistungs- und<br />

Spitzensportförderung.<br />

2. Regionalisierung:<br />

Partnerschulen <strong>des</strong> Leistungssports<br />

Hauptberufliche Lan<strong>des</strong>trainerinnen und -trainer betreuen<br />

die Lan<strong>des</strong>leistungszentren (LLZ) und Lan<strong>des</strong>stützpunkte<br />

(LSTP) der niedersächsischen Schwerpunktsportarten auch<br />

in den Regionen von Niedersachsen. Diese Regionalisierung<br />

<strong>des</strong> Leistungssports, die in einem Flächenland dringend<br />

erforderlich ist, wird vom LSB weiter ausgebaut<br />

und stabilisiert, um den lan<strong>des</strong>weiten Zufluss professionell<br />

ausgebildeter Nachwuchsathletinnen und -athleten zum<br />

OSP Hannover weiter zu stärken und abzusichern.<br />

3. Talentfindung und Talentförderung:<br />

Sportfreundliche Schulen<br />

Unstrittig bei allen Talentsichtungsmaßnahmen ist die<br />

herausragende Bedeutung der Schule. Es ist <strong>des</strong>halb<br />

erforderlich, dass Schulen, Sportvereine und Verbände bei<br />

der Talentfindung eng zusammenarbeiten und gemeinsame<br />

Programme entwickeln. Insbesondere vor dem Hintergrund<br />

zunehmender Ganztagsschulen muss es ein<br />

gemeinsames Ziel sein, die Anzahl der an Sichtungsmaßnahmen<br />

beteiligten Schulen deutlich zu erhöhen, die<br />

Talentsichtung zu systematisieren und Methoden zu entwickeln,<br />

wie die gesichteten Talente möglichst ohne<br />

große Aussteigerquote in die Fördermaßnahmen der Vereine<br />

und Verbände aufgenommen werden können. Eine<br />

wesentliche Rolle kommt dabei den hauptberuflichen<br />

Trainerinnen und Trainern der regionalen Lan<strong>des</strong>leistungszentren<br />

(LLZ) und Lan<strong>des</strong>stützpunkte (LSTP) zu, die vor<br />

I 67


Arbeitskreis 5: Leistungssportförderung vor Ort –<br />

Erfolgsfaktor für den Spitzensport<br />

Ort in den niedersächsischen Schwerpunktsportarten<br />

leistungssportgerichtete Kooperationen gemeinsam mit<br />

den Sportlehrkräften der Sportfreundlichen Schulen<br />

entwickeln. Diese Schulen übernehmen somit in Zusammenarbeit<br />

mit Vereinen, Verbänden und Leistungszentren<br />

eine wichtige „Zuführfunktion“ für den Leistungssport.<br />

Erwartungen <strong>des</strong> LSB Niedersachsen<br />

Die aufgeführten Maßnahmen setzen eine langfristig<br />

abgesicherte kommunale Sportförderung voraus. Aus<br />

diesem Grund ist es notwendig, dass sich die Bedeutung<br />

<strong>des</strong> Sports für die Kommunen und für das gemeinschaftliche<br />

Zusammenleben in Niedersachsen und Deutschland<br />

sowohl in der Haushaltsplanung von Bund und Ländern<br />

als auch in den gesetzlichen Regelungen widerspiegeln.<br />

Die besondere Bedeutung <strong>des</strong> Sports gerade auch für<br />

die Gemeinden, Städte und Landkreise muss auch im Rahmen<br />

der staatlichen Haushaltsaufsicht entsprechend berücksichtigt<br />

werden.<br />

<strong>Der</strong> LSB Niedersachsen ist der Ansicht, dass der Sport zur<br />

kommunalen Pflichtaufgabe werden muss. Nur so kann<br />

sichergestellt werden, dass Sportförderung nicht nur als<br />

Kostenfaktor, sondern als rechtliche Verpflichtung wahrgenommen<br />

und mit anderen Förderungsverpflichtungen<br />

gleichgestellt wird. Im Zusammenhang finanzieller Absicherung<br />

tritt der LSB Niedersachsen darüber hinaus für<br />

die Verabschiedung eines Sportgesetzes ein. Langfristig<br />

kann dadurch eine Absicherung der Fördermittel gewährleistet<br />

werden, die den Sport unabhängig von Konzessionsabgaben<br />

und Zweckerträgen aus Lotterien und<br />

Sportwetten macht.<br />

Aber auch unabhängig von gesetzlichen Regelungen<br />

können die Städte und Gemeinden ihren Beitrag für eine<br />

erfolgreiche kommunale Sportentwicklung leisten. So<br />

sollten die Marketing- und Imagepotentiale <strong>des</strong> Sports<br />

stärker wahrgenommen und genutzt werden. Leistungs-<br />

68 I<br />

sportförderung vor Ort kann sowohl ein Erfolgsfaktor für<br />

den Spitzensport als auch für die Kommunalentwicklung<br />

sein. Voraussetzung ist ein strategisch gelungenes Zusammenwirken<br />

der handelnden Akteure vor Ort. Es gilt<br />

die Kompetenzen von organisiertem Sport, Politik und<br />

Wirtschaft gewinnbringend zu verknüpfen. Grundvoraussetzung<br />

für eine erfolgreiche Zukunft kommunaler<br />

Sportentwicklung ist es, die Rolle <strong>des</strong> Sports für die Weiterentwicklung<br />

<strong>des</strong> Lan<strong>des</strong> Niedersachsen positiv darzustellen.<br />

Beispiele aus Niedersachsen zeigen: Erfolgreiche<br />

kommunale Sportpolitik kann auch trotz knapper<br />

Kassen gelingen!<br />

In Öffentlichkeit und Politik Niedersachsens wird seit<br />

geraumer Zeit ein Diskurs über die Bedeutung und die<br />

Form der Spitzensportförderung geführt. Unterschiedlichste<br />

Positionen und Standpunkte treten hierbei zu Tage.<br />

In Hannover möchten beispielsweise die Stadtratsfraktionen<br />

von SPD und CDU eine dauerhafte Arbeitsgruppe<br />

zur Unterstützung und Förderung <strong>des</strong> Spitzensports einrichten.<br />

Nach Meinung von SPD und CDU sei darüber<br />

hinaus zur Förderung <strong>des</strong> Spitzensports die Unterstützung<br />

der Hannover Marketing und Tourismus GmbH (HMTG)<br />

notwendig. <strong>Der</strong> Geschäftsführer der HMTG, Hans Christian<br />

Nolte, behauptet allerdings: „Spitzensport spielt als<br />

Imagefaktor für eine Stadt keine Rolle.“ Die Fraktion der<br />

Grünen im Stadtrat priorisiert wiederum eine stärkere<br />

Breitensportförderung als Basis für den Spitzensport.<br />

Die Debatte zeigt uns zum einen, dass das Thema Leistungssportförderung<br />

wichtig ist und in Politik und Öffentlichkeit<br />

wahrgenommen wird. Zum anderen bestärkten<br />

sie den LSB und seine Mitgliedsvereine darin, gemeinsam<br />

mit den Kommunen weiter an der Erreichung unserer<br />

Ziele zu arbeiten: Einen starken Sport und starke Kommunen.<br />

Denn am gemeinnützigen Sport zu sparen heißt,<br />

am Gemeinwohl der Bürgerinnen und Bürger zu sparen.<br />

Es stellt letztendlich die Bedeutung all jener sozialen,<br />

integrativen und gesundheitlichen Funktionen infrage,<br />

die der Sport anerkanntermaßen in sich vereint.


DIETER SANDEN (LEITER DES SPORTAMTS DER STADT KÖLN):<br />

Leistungssportförderung vor Ort – Erfolgsfaktor für<br />

den Spitzensport aus Perspektive der Stadt Köln<br />

I 69


Arbeitskreis 5: Leistungssportförderung vor Ort –<br />

Erfolgsfaktor für den Spitzensport<br />

DIETER SANDEN (LEITER DES SPORTAMTS DER STADT KÖLN):<br />

70 I


I 71


Arbeitskreis 5: Leistungssportförderung vor Ort –<br />

Erfolgsfaktor für den Spitzensport<br />

ANDREAS DITTMER (DEUTSCHER SPARKASSEN- UND GIROVERBAND):<br />

Leistungssportförderung vor Ort – Erfolgsfaktor für<br />

den Spitzensport<br />

Die Sparkassen haben bei der Entwicklung der regionalen<br />

und lokalen Wirtschaft eine wichtige Rolle. Unsere Mitarbeiter<br />

arbeiten dort, wo unsere Kunden leben. Sie treffen<br />

die Kunden in der Nachbarschaft, in der Freizeit oder<br />

im Verein. Gerade weil wir in der Region zu Hause sind,<br />

kennen wir die Sorgen und Nöte der Menschen.<br />

Sparkassen sind kommunal gebundene Kreditinstitute,<br />

<strong>des</strong>halb ist es Teil ihres Selbstverständnisses, sich überall<br />

im Land für Kunst und Kultur, Wissenschaft und Bildung,<br />

Soziales und Sport zu engagieren. Dieses gemeinwohlorientierte<br />

Engagement war der Sparkassen-Finanzgruppe<br />

in Deutschland im vergangenen Jahr 445 Millionen Euro<br />

wert. Über 80 Millionen Euro davon flossen direkt in die<br />

Sportförderung und kommen den Sportvereinen zu Gute.<br />

72 I<br />

Wir kümmern uns um die Vereine vor Ort. Ein wesentlicher<br />

Teil <strong>des</strong> gesellschaftlichen Lebens findet in den Vereinen<br />

statt. Sie spielen nach wie vor eine wichtige Rolle bei der<br />

Schaffung eines gesunden sozialen Umfel<strong>des</strong> in unserer<br />

Gesellschaft.<br />

Die Sparkassen unterstützen die Vereine in verschiedenster<br />

Form. So werden zum Beispiel Nachwuchswettbewerbe<br />

veranstaltet, verdiente Sportlerinnen und Sportler der jeweiligen<br />

Region geehrt, Sportveranstaltungen unterstützt<br />

und wichtige Projekte gefördert. Doch es bleibt nicht nur<br />

bei der finanzieller Unterstützung.


Ideell gestalten viele Sparkassen-Mitarbeiterinnen und –<br />

Mitarbeiter konstruktiv die Vereinsarbeit mit. Ob im<br />

Vereinsvorstand als Schatzmeister oder als Übungsleiter,<br />

nahezu 100.000 Personen arbeiten ehrenamtlich in<br />

einem Verein.<br />

Ausgehend von der Erwartung, dass die künftige Qualität<br />

<strong>des</strong> Standortes Deutschland von einer hoch begabten<br />

und ebenso hoch engagierten Jugend positiv geprägt<br />

werden kann, wollen wir leistungsfähige und leistungswillige<br />

junge Menschen gezielt fördern. Auch diese Arbeit<br />

ist vor allem in den Regionen zu leisten, allerdings<br />

sollten ihr national schlüssige Konzepte zu Grunde liegen.<br />

Bei den „Eliteschulen <strong>des</strong> Sports“ ist dies der Fall.<br />

<strong>Der</strong> überwiegende Teil der deutschen Olympiamannschaft<br />

hat die guten Bedingungen an einer Eliteschule<br />

<strong>des</strong> Sports genutzt. Von den 43 Medaillengewinnern der<br />

<strong>Olympische</strong>n Spiele in Vancouver durchliefen sogar 36<br />

eine Eliteschule <strong>des</strong> Sports. Unter Ihnen beispielsweise<br />

die Olympiasieger Maria Riesch, Andre Lange, Claudia<br />

Nystad, Stefanie Beckert, Felix Loch oder Tatjana Hüfner.<br />

Seit 1997, also seit ihrer bun<strong>des</strong>weiten Installierung, fördern<br />

wir – und zwar ausschließlich projektbezogen – die<br />

„Eliteschulen <strong>des</strong> Sports“. Hierbei handelt es sich um ein<br />

Verbundsystem von koordinierter schulischer wie auch<br />

sportlicher Entwicklung der jungen Athleten, wobei stets<br />

ein Internat angeschlossen ist, um die jeweils Besten<br />

auch schulisch so konzentriert wie möglich betreuen und<br />

weiter entwickeln zu können.<br />

Die projektbezogene Förderung der zuvor beschriebenen<br />

Verbundsysteme besteht zur Zeit vor allem in der Beschaffung<br />

von Trainingsgeräten, von Laptops für die jungen<br />

Talente zur Übermittlung und Bearbeitung schulischer<br />

Aufgaben an Trainingsstätten sowie in der Auflegung<br />

zukunftsweisender Projekte an einzelnen Standorten,<br />

zum Beispiel für eine sportgerechtere Ernährung.<br />

Unser gesellschaftliches Engagement zu Gunsten <strong>des</strong><br />

Sports erfolgt im Wesentlichen über das Instrument <strong>des</strong><br />

Sponsoring. Das heißt, für unsere Leistungen verlangen<br />

wir adäquate Gegenleistungen, vor allem in Form <strong>des</strong><br />

Imagetransfers und kommunikativer Leistungen <strong>des</strong> Geförderten.<br />

Seit Anfang 2008 sind wir Olympia Partner Deutschland<br />

und haben somit für die Sportförderaktivitäten der Sparkassen-Finanzgruppe<br />

ein Dach gefunden, unter das alle<br />

Institute schlüpfen können.<br />

Die Kooperation mit dem <strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n Sportbund<br />

geht bewusst über das klassische Sponsoring der<br />

deutschen Olympiamannschaft hinaus und bezieht die systematische<br />

Talentförderung und die Bereiche <strong>des</strong> Breitensports<br />

mit ein. Zum einen unterstützt die Sparkassen-<br />

Finanzgruppe als Olympia Partner Deutschland die nationalen<br />

Olympiateilnehmer so wie zuletzt in Vancouver<br />

auch in London 2012. Die Athleten kommen natürlich aus<br />

den verschiedensten Regionen und so können unsere Institute<br />

deren Popularität vor Ort in ihre Kommunikationsstrategie<br />

integrieren.<br />

Das Breitensportengagement konzentriert sich auf die<br />

Förderung <strong>des</strong> <strong>Deutsche</strong>n Sportabzeichens. Die Förderung<br />

<strong>des</strong> Nachwuchses an den Eliteschulen <strong>des</strong> Sports bildet<br />

den dritten Baustein unserer Kooperation und zeigt, dass<br />

wir nicht nur die Olympiamannschaft unterstützen sondern<br />

wesentlich zum Aufbau zukünftiger erfolgreicher<br />

Teams beitragen.<br />

Das Engagement als Nationaler Förderer der Bewerbungsgesellschaft<br />

München 2018 ist daher nur die logische<br />

Fortsetzung unserer Leistungen für den Sport und die<br />

Gesellschaft.<br />

I 73


Arbeitskreis 5: Leistungssportförderung vor Ort –<br />

Erfolgsfaktor für den Spitzensport<br />

Ergebnisse <strong>des</strong> Arbeitskreises 5<br />

74 I


Arbeitskreis 6: Sportorganisationen und Kommunen –<br />

starke Partner im Bereich Gesundheit<br />

DR. UTA ENGELS (DEUTSCHER OLYMPISCHER SPORTBUND):<br />

Gesundheitsorientierter Sport im Sportverein –<br />

Chancen für die Entwicklung gesunder Kommunen<br />

I 75


Arbeitskreis 6: Sportorganisationen und Kommunen –<br />

starke Partner im Bereich Gesundheit<br />

DR. UTA ENGELS (DEUTSCHER OLYMPISCHER SPORTBUND):<br />

76 I


I 77


Arbeitskreis 6: Sportorganisationen und Kommunen –<br />

starke Partner im Bereich Gesundheit<br />

DR. UTA ENGELS (DEUTSCHER OLYMPISCHER SPORTBUND):<br />

78 I


I 79


Arbeitskreis 6: Sportorganisationen und Kommunen –<br />

starke Partner im Bereich Gesundheit<br />

DR. ANDREA FRÖHLICH (LEITERIN DES SPORTAMTS DER STADT KASSEL):<br />

Sport und Ernährung in Kasseler Kitas<br />

Projektbeschreibung<br />

In einem viermonatigen Pilotprojekt „Sport und Ernährung<br />

in Kasseler Kitas“ wurde ein zusätzliches Angebot<br />

von sportpädagogischen und gesundheitsorientierten<br />

Praxisstunden durch den stadtteilansässigen Sportverein<br />

angeboten. So konnte exemplarisch ein Stadtteil-Netzwerk<br />

zur Frühförderung der Bewegungs- und Esskultur<br />

von Kindern im 2. Kindergartenjahr aufgebaut werden.<br />

Ergänzend dazu wurden Aktionen zur Information und<br />

Beratung von Erzieherinnen und Familien hinsichtlich<br />

gesundheitsorientierter Bewegungsformen im Sportverein<br />

durchgeführt. Die Konzeption, die Evaluierung und<br />

deren Reflexion wurden dokumentiert und dienen dazu,<br />

flächendeckend in allen städtischen Kitas Sport über<br />

die stadtteilbezogenen Sportvereine anbieten zu können.<br />

Folgende Module wurden durchgeführt:<br />

p zusätzliche Sportstunden in der Kita über die<br />

Übungsleiterin <strong>des</strong> Sportvereins<br />

p Kontaktherstellung zwischen Kita und<br />

Sportvereine und Ansprechpartnern<br />

p Exkursionen mit den Kindern aus der Kita zu<br />

bestimmten Übungsstunden <strong>des</strong> Vereins<br />

p Planung von Aktionen zum Thema Ernährung<br />

für Kinder/Eltern/Erzieherinnen<br />

p Schriftliche <strong>Dokumentation</strong> der Maßnahme mit<br />

Foto- und Video-Aufzeichnungen<br />

p Evaluierung der Sportstunden und Aktionen bei<br />

Kindern/Eltern/Erzieherinnen<br />

p <strong>Dokumentation</strong> <strong>des</strong> Gesamtkonzeptes in einer<br />

Broschüre zur weiteren Anwendung<br />

p Gestaltung und Druck einer Broschüre<br />

80 I<br />

Warum startet die Kassel die Initiative<br />

„Klein, aber Fit in Kassel“<br />

Die neuesten Zahlen sprechen eine deutliche Sprache:<br />

15 % der Kinder und Jugendlichen im Alter von 0 –<br />

17 Jahren sind übergewichtig oder adipös. 58 % der<br />

Mädchen und 38 % der Jungen bewegen sich weniger<br />

als eine Stunde pro Tag.<br />

Genau diesem negativen Trend will der Nationale Aktionsplan<br />

„IN FORM“ entgegenwirken, um das Ernährungsund<br />

Bewegungsverhalten in Deutschland nachhaltig zu<br />

verbessern. Erwachsene sollen gesünder leben, Kinder<br />

gesünder aufwachsen, um damit die Leistungsfähigkeit<br />

für Bildung, Beruf und Privatleben zu steigern. Krankheiten<br />

sollen deutlich zurückgehen, die oftmals durch ungesunden<br />

Lebensstil, wie einseitige Ernährung und Bewegungsmangel<br />

verursacht werden. Jetzt will auch die<br />

Stadt Kassel mit seinem Sportamt dem negativen Trend<br />

entgegenwirken.<br />

Mit dem Start <strong>des</strong> Modellprojektes im Stadtteil Nordshausen<br />

soll im November diesen Jahres mit Hilfe einer<br />

qualifizierten Übungsleiterin ein Sportprogramm über<br />

mehrere Monate in der örtlichen Kita angeboten werden.<br />

Begleitend dazu werden Kinder und Eltern über richtige<br />

Ernährung informiert und wertvolle Tipps für das Alltagsverhalten<br />

gegeben. Unterstützt wird das Projekt vom<br />

Hessischen Ministerium <strong>des</strong> Innern und für Sport sowie<br />

dem Lan<strong>des</strong>sportbund Hessen. Unter dem Motto „Sport<br />

und Ernährung in Kasseler Kindergärten“ ist ab Sommer<br />

nächsten Jahres, auf den Erfahrungen in Nordshausen<br />

aufbauend, in allen Stadtteilen Kassels die Kooperation<br />

von städtischen Kindergärten und örtlichen Sportvereinen<br />

geplant.


Sportstunden<br />

<strong>Der</strong> Sport im Kindergarten mit besonderem Augenmerk<br />

auf die gesunde Ernährung erfolgte nach Handlungsprinzipien,<br />

welche den Kindern durch vielfältige Lernprozesse<br />

den Wechsel vom bloßen Mitmachen und Mitspielen zum<br />

selbstbestimmten Teilnehmen an der Sportstunde ermöglicht.<br />

Dieser Prozess kann nur längerfristig angelegt sein<br />

und geübt werden. So sollten die Kinder zur Mitgestaltung,<br />

Weiterentwicklung und Veränderung angeregt werden,<br />

aktivierende Impulse und Eigeninitiative sollten<br />

herausgefordert werden sowie die freiwillige Leistungsbereitschaft,<br />

eigene Bewegungserfahrungen und Eigeninitiative<br />

gefördert werden.<br />

In den Sportstunden hat sich gezeigt, dass der Bewegungsdrang<br />

bei allen Kindern enorm hoch ist. Bis die Stunde<br />

begann, durften sie sich frei im Raum bewegen, was sie<br />

auch nutzten.<br />

Ernährung<br />

Die Themenschwerpunkte bei der gesunden Ernährung<br />

sind das Trinkverhalten sowie das Kennenlernen einiger<br />

Obst- und Gemüsesorten. Vor den Sportstunden wurde<br />

in der Gruppe gemeinsam mit den Kindern ein Obstteller<br />

vorbereitet. Das ermöglichte ihnen verschiedene Obstsorten<br />

mit allen Sinnen kennen zu lernen, d. h. wie sie<br />

schmecken, wie sie sich anfühlen und wie sie aussehen<br />

(mit und ohne Schale). Darüber hinaus lernen sie, welcher<br />

Teil <strong>des</strong> Obstes gegessen werden kann und dass man es<br />

roh essen kann.<br />

Ziel ist es die Kinder auf diese Weise Schritt für Schritt an<br />

alle Nahrungsmittelgruppen der Ernährungspyramide<br />

heranzuführen, damit sich das Gehörte spielerisch in den<br />

Bewegungsspielen vertiefen kann.<br />

Reflexion<br />

Das Projekt hat gezeigt, wie wichtig die Frühförderung<br />

der Bewegungs- und Esskultur von Kindergartenkindern<br />

ist. Hier werden viele Kinder erreicht, die diese Förderung<br />

dringend brauchen und über den „normalen“ Vereinsweg<br />

nicht oder nur sehr schwer zu erreichen sind.<br />

Die Sportstunden berücksichtigten den zu erwartenden<br />

Entwicklungsstand der Kinder dieses Alters für die Bereiche<br />

Spiel und Sport. Es hat sich allerdings herausgestellt,<br />

dass die Erwartung an die Kinder zum Teil zu hoch angesetzt<br />

gewesen war. So mussten z.B. vermeintlich einfache<br />

Tätigkeiten wie Fangen oder Balancieren über eine 20 cm<br />

breite Langbank mit der Mehrheit der Kinder erst geübt<br />

werden.<br />

Ein hoher Anteil an Mitbestimmung bei der Spiel- und<br />

Geräteauswahl steigert die Motivation enorm. In den<br />

Sportstunden waren auch immer, wenn möglich, eine der<br />

Erzieherinnen anwesend. Das hatte mehrere große Vorteile.<br />

Zum einen der direkte Informationsfluss in beide<br />

Richtungen und zum anderen konnte die anwesende Erzieherin<br />

verfolgen, welche Inhalte zum Thema Ernährung<br />

in welcher Weise besprochen und sportlich umgesetzt<br />

wurden.<br />

Das Projekt hat ergeben, dass die Elternarbeit sehr wichtig<br />

ist. Informationsveranstaltungen wurden leider nur<br />

von ohnehin engagierten Eltern angenommen. Deshalb<br />

müssen andere Wege gefunden werden, um die weniger<br />

Interessierten und Engagierten zu erreichen. Weiterhin<br />

ist eine Öffentlichkeitsarbeit von großer Bedeutung, um<br />

für diesen zukunftweisenden Ansatz in Gremien, Elternschaft<br />

und Bevölkerung ein Bewusstsein zu schaffen für<br />

Sport und Gesundheit.<br />

I 81


Arbeitskreis 6: Sportorganisationen und Kommunen –<br />

starke Partner im Bereich Gesundheit<br />

ECKHARD CÖSTER (LANDESSPORTBUND HESSEN):<br />

82 I


Die Bedeutung und Ziele <strong>des</strong> organisierten Sports<br />

im regionalen Netzwerk Sport und Gesundheit<br />

I 83


Arbeitskreis 6: Sportorganisationen und Kommunen –<br />

starke Partner im Bereich Gesundheit<br />

PIA PAULY (DEUTSCHER TURNER-BUND):<br />

84 I


Turn- und Sportvereine als Partner in der<br />

kommunalen Gesundheitsförderung<br />

I 85


Arbeitskreis 6: Sportorganisationen und Kommunen –<br />

starke Partner im Bereich Gesundheit<br />

PIA PAULY (DEUTSCHER TURNER-BUND):<br />

86 I


Ergebnisse <strong>des</strong> Arbeitskreises 6<br />

I 87


Arbeitskreis 7: Sportvereinsentwicklung im Kontext<br />

schulpolitischer Veränderungen<br />

PROF. DR. GUDRUN DOLL-TEPPER (VIZEPRÄSIDENTIN DES DOSB):<br />

Sportvereinsentwicklung im Kontext<br />

schulpolitischer Veränderungen<br />

Sehr geehrte Damen und Herren,<br />

es freut mich außerordentlich, dass die Themenstellung<br />

unseres Arbeitskreises einen so hohen Zuspruch gefunden<br />

hat und Sie so zahlreich an der Veranstaltung hier in München<br />

teilnehmen. Ihr Interesse zeigt, dass die schulpolitischen<br />

Veränderungen respektive die Schulentwicklung,<br />

für Ihre unterschiedlichen Arbeits- bzw. Aufgabenbereiche<br />

im Sport und in der Kommune von Bedeutung sind und<br />

es notwendig erscheint, die Herausforderungen miteinander<br />

zu diskutieren.<br />

88 I<br />

In meinem Kurzvortrag werde ich versuchen einen Einstieg<br />

für die Auseinandersetzung mit den Leitfragen zu<br />

liefern und die Thematik aus der Sichtweise <strong>des</strong> organisierten<br />

und gemeinnützigen Sports zu beleuchten. Ich<br />

werde dabei (erstens) auf die aktuellen Entwicklungen<br />

und Probleme im Kontext der Schulentwicklung eingehen,<br />

(zweitens) die Bedeutsamkeit der Sportvereine als<br />

Bildungspartner herausstellen sowie (drittens) mögliche<br />

Notwendigkeiten für die zukünftige Zusammenarbeit<br />

zwischen Schule, Jugendhilfe und gemeinnützigen Sport<br />

formulieren.


Vor dem Hintergrund gesellschaftlicher Wandlungsprozesse<br />

haben sich die Bedingungen <strong>des</strong> Aufwachsens von<br />

Kindern und Jugendlichen in Deutschland deutlich geändert.<br />

Ausgelöst durch die Diskussion der PISA-Studie<br />

kam es zu einer Umgestaltung von Schule und zu Änderungen<br />

der Rahmenbedingungen schulischer und damit<br />

auch zu außerunterrichtlicher und außerschulischer Bildungsprozesse.<br />

Diese haben einen unmittelbaren und<br />

nachhaltigen Einfluss auf die Angebote und Organisationsformen<br />

in den Sportvereinen.<br />

Bildungspolitische Entwicklungen<br />

bedeuten Veränderungen für die<br />

Vereinspraxis<br />

Exemplarisch lassen sich m. E. drei bildungspolitische<br />

Entwicklungen beschreiben, die gegenwärtig von Bedeutung<br />

sind:<br />

1. Bildungseinrichtungen spielen zunehmend in<br />

jüngeren Altersgruppen eine bedeutende Rolle<br />

und Kinder sind zeitlich immer stärker in Institutionen<br />

eingebunden (frühkindliche Bildungsangebote,<br />

Kitas, Horte etc.).<br />

2. Neben den Lernprozessen in Bildungsinstitutionen<br />

rücken vermehrt nonformale Settings und informelles<br />

Lernen in den Blick, vor allem auch der<br />

Sportverein mit seinen vielfältigen eigenständigen<br />

Bildungspotentialen.<br />

3. Die Einführung der Ganztagsschule (GT in voll<br />

gebundener, teilweise gebundener, halboffener,<br />

offener Form sowie das G8GTS-Konzept) sind<br />

unumkehrbar und verändern die Lebenswelt von<br />

Kindern und Jugendlichen.<br />

Richten wir einen Blick in die Vereinspraxis, so zeigen<br />

sich die schulpolitischen Veränderungen in verschiedenen<br />

Ebenen und Bereichen:<br />

Beeinflusst sind die Sportstättenkapazitäten, die Zeitsouveränität<br />

sowie die Trainingszeiten und Sporträume. Die<br />

dadurch bereits entstandenen Engpässe werden in dem<br />

Maße weiter wachsen, wie die Entwicklung der Ganztagsschule<br />

voranschreitet und die G8-Jahrgänge auf den<br />

Gymnasien nachrücken bzw. älter werden. So kollidieren<br />

bereits die außerschulischen Sportangebote am frühen<br />

Nachmittag, mit den längeren Unterrichtszeiten der Schülerinnen<br />

und Schüler und die Trainingszeiten müssen in<br />

der Folge nach hinten verschoben werden. Hat vor Jahren<br />

das Tennistraining bereits um 13:00 Uhr begonnen, so<br />

ist es heute erst möglich ab 15:00 Uhr oder 16:00 Uhr<br />

entsprechende Trainingsgruppen zusammenzustellen. Auf<br />

diese Weise verstärkt sich die Auslastung der Sportanlagen<br />

in den frühen Abendstunden und führt zu organisatorischen<br />

Problemen zwischen der Nachwuchsförderung und<br />

den Interessen der Erwachsenen.<br />

Die Schulzeitverkürzung verstärkt die Problemlage. Mit<br />

der Streichung eines Schuljahres auf dem gymnasialen<br />

Bildungsweg mussten die von der Kultusministerkonferenz<br />

festgelegten 265 Jahrgangswochenstunden bis zum Abitur<br />

von neun auf acht Schuljahre verteilt werden (33 Std.<br />

pro Woche). D. h. für die Schülerinnen und Schüler ist<br />

ein tägliches Unterrichtspensum von sieben bzw. acht<br />

Pflichtstunden zu leisten. Dazu kommt im Anschluss der<br />

zu leistende Zeitaufwand für die Hausaufgaben. Umfragen<br />

zeigen, dass nicht alle Jugendlichen mit dieser Mehrbelastung<br />

zurechtkommen. Eltern berichten beispielsweise,<br />

dass der durch die Schulzeitverkürzung entstandene<br />

Zeitdruck längst das Familienleben bestimmt. Ist die schulische<br />

Leistung nicht ausreichend, so wird das freie Wochenende<br />

für Nachhilfestunden geopfert. Die offensichtliche<br />

Konsequenz dieser Entwicklung ist, dass die Freiräume<br />

für außerschulische Aktivitäten und Teilhabe an<br />

Sportangeboten in den Vereinen geringer werden.<br />

I 89


Arbeitskreis 7: Sportvereinsentwicklung im Kontext<br />

schulpolitischer Veränderungen<br />

Damit wird deutlich, dass die staatlichen Träger und insbesondere<br />

die Sportverbände und Sportvereine aktiv<br />

werden müssen, um das außerunterrichtliche Schulsportleben<br />

und das Sportvereinsleben aufrecht zu erhalten<br />

und zu stärken. <strong>Der</strong> Ausbau von Ganztagsangeboten innerhalb<br />

sämtlicher Schulsysteme erfordert mehr denn je<br />

die Einbindung von Sportvereinsangeboten und Sportvereinsaktivitäten<br />

in den Schulalltag. Nur durch eine aktive<br />

Rolle und die Unterstützung durch die Sportverbände und<br />

Kommunen kann es gelingen, die Rahmenbedingungen<br />

für Kooperationen und deren Finanzierung zu verbessern.<br />

Was kann der Sportverein als Bildungspartner<br />

in der Zusammenarbeit mit der<br />

Schule und den Kommunen leisten?<br />

<strong>Der</strong> Sportverein ist ein über lange Jahre gewachsenes<br />

System, das über vielfältige Bildungspotentiale verfügt.<br />

Im Sportverein werden die Kinder und Jugendlichen nicht<br />

nur mit dem Wettkampfsport und spezifischen Regeln<br />

konfrontiert, sondern sie lernen vor allen Dingen den sozialen<br />

Umgang miteinander sowie gegenseitigen Respekt<br />

und Anerkennung. Damit übernimmt der Sportverein<br />

wichtige Bildungsziele und trägt maßgeblich zur Persönlichkeitsentwicklung<br />

unserer Kinder und Jugendlichen<br />

bei. Als Partner der Schule kann er zudem durch sein<br />

vielfältiges Bewegungsangebot wichtige Funktionen und<br />

Lerngebiete im außerunterrichtlichen Bereich übernehmen<br />

und damit auch die Schule in ihrer Bildungsarbeit<br />

entlasten. Auch die Themen Integration, Prävention und<br />

Fair Play sowie die vielen Handlungsfelder der Kinderund<br />

Jugendhilfe sind wertvolle Sinnperspektiven, die in<br />

unseren Sportvereinen an vielen Stellen sichtbar sind und<br />

aktiv gelebt werden.<br />

Als „Alleinstellungsmerkmal“ der Bildungsleistung ist besonders<br />

das freiwillige bzw. ehrenamtliche Engagement<br />

(Bürgerschaftliches Engagement) hervorzuheben. In keiner<br />

anderen institutionellen Einrichtung werden mehr freiwil-<br />

90 I<br />

lige Stunden geleistet, als in unseren Sportvereinen. <strong>Der</strong><br />

aktuelle Sportentwicklungsbericht verdeutlicht dies mit<br />

einer beeindruckenden Zahl: Inklusive aller freiwilligen<br />

Helferinnen und Helfer, die sich bei Sportvereinsfesten<br />

und Sportveranstaltungen unentgeltlich engagieren, sind<br />

es über 8 Millionen Menschen, die ihren Beitrag zum<br />

bürgerschaftlichen Engagement in Deutschland leisten.<br />

Einmalig ist in diesem Zusammenhang das Qualifizierungssystem<br />

<strong>des</strong> organisierten Sports. In über 600 verschiedenen<br />

Ausbildungsgängen können sich Übungsleiter, Trainer<br />

oder Vereinsmitarbeiter für ein (freiwilliges) Engagement<br />

im Sportverein qualifizieren. Rund 500.000 Engagierte<br />

sind aktuell in Besitz einer DOSB Lizenz. Mit diesem Angebot<br />

ist der organisierte Sport einer der größten Bildungsanbieter<br />

in Deutschland.<br />

Auch über den Bereich der Aus-, Fort- und Weiterbildungen<br />

hinaus wirkt das Engagement im Sportverein auch<br />

auf der Ebene „non-formaler« Lernprozesse, die wie ja<br />

bereits zu Beginn erwähnt, in der bildungspolitischen<br />

Debatte einen immer größeren Raum einnehmen. Untersuchen<br />

zeigen, dass gerade im ehrenamtlichen und<br />

freiwilligen Engagement Bildungsprozesse im Sinne <strong>des</strong><br />

informellen – also nicht bewusst gesteuerten – Lernens<br />

angestoßenen werden. Insbesondere als Ausgleich zu den<br />

formalisierten und verpflichtenden Leistungsüberprüfungen<br />

in der Schule, ist der Sportverein auf diese Weise ein<br />

sinnvoller Bildungspartner.<br />

Bezogen auf die schulpolitischen Veränderungen wird es<br />

für den organisierten und gemeinnützigen Sport zukünftig<br />

darauf ankommen, systematisch den Anschluss an die<br />

Entwicklung zur Ganztagsschule sicherzustellen und eine<br />

bedeutende Rolle innerhalb der kommunalen Bildungslandschaft<br />

zu werden. Es ist erfreulich zu sehen, dass in<br />

unseren Mitgliedsorganisationen bereits viele sinnvolle<br />

Ansätze und Konzeptlösungen bestehen, die Möglichkeiten<br />

aufzeigen, mit den Herausforderungen umzugehen.<br />

Ich denke da insbesondere an die bewährten Lan<strong>des</strong>ko-


operationsprogramme „Sportverein und Schule“, die<br />

Schulsport- und Arbeitsgemeinschaften, die Formen der<br />

bewegten Schule und unsere Schulsportwettbewerbe<br />

(z.B. JTFO).<br />

Die beschriebenen Engpässe in den Hallenkapazitäten<br />

und den zeitlichen Ressourcen von Kindern- und Jugendlichen<br />

können überwunden werden, wenn es auf allen<br />

Ebenen schulpolitischen Handels die grundsätzliche Bereitschaft<br />

gibt, sportliche Aktivitäten und die Bildungspotentiale<br />

<strong>des</strong> Sports als elementare, unverzichtbare und<br />

unaustauschbare Bestandteile für unsere Gesellschaft<br />

anzuerkennen und die vorhandenen Strukturen <strong>des</strong> organisierten<br />

Sports in geeigneter Weise in schulpolitische<br />

Entscheidungen und Entwicklungsprozesse einzubinden.<br />

Notwendigkeiten für eine zukünftige<br />

Sportvereinsentwicklung<br />

Lassen sich mich abschließend einige Merkmale äußern,<br />

die aus meiner Sicht für die zukünftige Sportvereinsentwicklung<br />

im Kontext der Veränderungen unerlässlich sind:<br />

p … Schulpolitik, Kultusbehörden, Kommunen<br />

und der organisierte gemeinnützige Sport müssen<br />

dafür Sorge zu tragen, dass …<br />

p … die Netzwerkarbeit zwischen Schule, Kommune<br />

und Sportverein professionalisiert wird und das<br />

zentrale Beratungs- und Koordinierungsstellen auf<br />

lokaler Ebenen eingerichtet, gefördert und bedarfsgerecht<br />

erweitert werden.<br />

p ... die Zielbereiche ganztägiger Schulen die Öffnung<br />

der eigenen Institution zur Lebenswelt und<br />

dem Schulumfeld beinhalten und Sportvereinsangebote<br />

als sinnvolle Ergänzung ihres Bildungsangebots<br />

einstufen.<br />

p ... adäquate und ausreichende Sportstätten zur<br />

Verfügung stehen, die sowohl den Anforderungen<br />

<strong>des</strong> Schulsports als auch <strong>des</strong> Vereinssports Rech-<br />

nung tragen. Ergänzend hierzu sind Investitionsprogramme<br />

für vereinseigene Sportstätten unerlässlich.<br />

p ... Qualifizierungsmodelle für die Aus- und Fortbildung<br />

zum Übungsleiter im Ganztag entwickelt<br />

und weiter ausgebaut werden.<br />

p ... sportbezogene Strukturen, die über den<br />

eigentlichen Sportunterricht hinausgehen, eng<br />

mit den Sportvereinen verzahnt werden mit<br />

dem Ziel, optimale Entwicklungsmöglichkeiten<br />

für Schülerinnen und Schüler sicherzustellen<br />

und adäquate Lösungen für die Engpässe in der<br />

Sportstättennutzung zu finden.<br />

<strong>Der</strong> Lebensort Schule muss gerade in einem Ganztagsschulkonzept<br />

die vielfältigen Interessen vor allem von<br />

Heranwachsenden berücksichtigen. Zudem ist die Politik<br />

gerade im Hinblick auf die Sportstätten gefordert, ihren<br />

gesamtgesellschaftlichen Auftrag im Blick zu behalten<br />

und gemeinsam mit dem gemeinwohlorientierten Sport<br />

Lösungen für die zunehmende Ressourcenverknappung<br />

zu finden.<br />

Mit der Förderung von Bildungslandschaften und der<br />

Netzwerkarbeit zwischen Schule, Kommune und Sport<br />

kann es Gelingen, die schulpolitischen Veränderungen<br />

anzunehmen, und den Sportverein als bedeutenden Bildungspartner<br />

zu gewinnen.<br />

Damit wäre ich am Ende meines Kurzvortrags und hoffe,<br />

dass meine Mitreferenten im Anschluss bereits einige<br />

Antworten formulieren können, welchen Beitrag beispielsweise<br />

die Kommune zu den Forderungen beisteuern kann.<br />

Vielen Dank für die Aufmerksamkeit.<br />

I 91


Arbeitskreis 7: Sportvereinsentwicklung im Kontext<br />

schulpolitischer Veränderungen<br />

WOLFGANG SOMMERFELD (SPORTAMT MÜNCHEN):<br />

92 I


Sportvereinsentwicklung im Kontext schulpolitischer<br />

Veränderungen: Netzwerkarbeit in München<br />

I 93


Arbeitskreis 7: Sportvereinsentwicklung im Kontext<br />

schulpolitischer Veränderungen<br />

WOLFGANG SOMMERFELD (SPORTAMT MÜNCHEN):<br />

94 I


I 95


Arbeitskreis 7: Sportvereinsentwicklung im Kontext<br />

schulpolitischer Veränderungen<br />

DR. KLAUS BALSTER (DEUTSCHE SPORTJUGEND):<br />

Wie kann in Netzwerken für alle Seiten<br />

gewinnbringend agiert werden?<br />

Vorwort<br />

Mit dem Thema will ich nicht nur gegenwartsbezogen,<br />

sondern auch zukunftsorientiert umgehen, sofern es<br />

der kurze Vortragsrahmen erlaubt. Darum sind einige<br />

Passagen als Vision, als Zukunftsbilder angelegt. Visionen<br />

sind ein wichtiges Instrument, weil sie Hoffnungen beschreiben,<br />

eben Glauben an mögliche Verbesserungen<br />

bzw. Veränderungen.<br />

Mein Ausgangspunkt<br />

Ich wähle den Begriff Netzwerk und lege ihn als eine<br />

„Zweckgerichtetheit einer Zusammenarbeit“ verschiedener<br />

Bildungsakteure aus. Dieses Netzwerk soll das Recht auf<br />

Persönlichkeitsentfaltung (GG 2.1) durch ein bildungsgerechtes<br />

Aufwachsen und eine individuelle ganzheitliche<br />

Bildungsförderung realisieren.<br />

96 I<br />

Eine ganzheitliche Bildungsförderung ist für mich mehr als<br />

das, was Schulen zu leisten vermögen. Weil die meisten<br />

Bildungsprozesse außerhalb von Schule stattfinden und<br />

Kinder und Jugendliche immer komplexere Unterstützungsleistungen<br />

für ihre Lebensausrichtung benötigen, gibt es<br />

keine Alternative für ein systematisches, vernetztes Handeln<br />

unterschiedlicher Akteure. Keiner schafft es alleine.<br />

Mein Ausgangspunkt ist ein gemeinsames von gleichberechtigten<br />

Netzwerkpartnern verabredetes ganzheitliches<br />

Erziehungs- und Bildungsverständnis mit dem Leitprinzip:<br />

„Was Kindern und Jugendlichen nützt und nicht einer Institution<br />

oder Einrichtung“. <strong>Der</strong> organisierte Sport ringt<br />

zurzeit um eine einheitliche Position.


Welche Ausgangspunkte für<br />

Gelingensbedingungen sind in den<br />

Blick zu nehmen?<br />

Um sich zu positionieren, sind Antworten zu folgenden<br />

grundlegenden Fragen zu geben:<br />

Welches Zukunftsleitbild wollen wir?<br />

Warum hat eine Gesellschaft keine Zukunftskraft, die Kinder<br />

und Jugendliche nicht in den Blick nimmt und welche<br />

Zukunftsausrichtung verfolgt der gemeinnützige Sport?<br />

Welche Basiskompetenzen sind vonnöten?<br />

Warum muss unser Gegenstandsfeld – insbesondere die<br />

Bedeutung der Bildung im und durch Sport für die Entwicklung<br />

Heranwachsender – zu den Basiskompetenzen<br />

gehören? Was unternimmt der organisierte Sport, damit<br />

Bewegungskompetenz als ein Grundrecht anerkannt ist?<br />

Wodurch entfaltet sich Netzwerkwirksamkeit?<br />

Warum schaffen es nur funktionierende Qualitäts-Netzwerke,<br />

Wirksamkeitsmöglichkeiten zu entfalten und welche<br />

Strukturen richtet der organisierte Sport hierzu ein?<br />

Welchen Netzwerktyp wollen wir haben?<br />

p „Kooperation von Jugendhilfe und Schule“<br />

Beide pädagogischen Systeme arbeiten eigenständig<br />

und bei bestimmten Bildungsaufgaben gemeinsam.<br />

p „Schule und Gestaltung von Schulentwicklung“<br />

Eigenverantwortliche Schulen erweitern mit Hilfe<br />

anderer Bildungsakteure ihr Bildungsangebot.<br />

p „Lebenslanges Lernen, Weiterbildung, Wirtschaft“<br />

Jeder Bildungsakteur steuert in einem Kooperationsverbund<br />

seine Bildungsleistung bei.<br />

p „Sozialer Raum als Bildungsraum“<br />

Die Bildungspartner als gleichberechtigte Netzwerkpartner<br />

gestalten gemeinsam ein ganzheitliches Erziehungsund<br />

Bildungsangebot, das sich an den sozialräumlichen<br />

Bedürfnissen der Menschen ausrichtet.<br />

Mein favorisierter Typ<br />

<strong>Der</strong> Typ „Sozialer Raum als Bildungsraum“ betrachtet die<br />

Gestaltung der sozialräumlichen Lebensbedingungen als<br />

Grundlage für Bildungsprozesse. Dem liegt ein Verständnis<br />

zugrunde, dass eine ganzheitliche Bildung nicht von<br />

einem Bildungsakteur alleine realisiert werden kann und<br />

auch nicht in der Ganztagsschule. Diese Akteure sind<br />

in einem systematischen und koordinierten Netzwerk in<br />

einem sozialräumlichen Setting gleichberechtigt miteinander<br />

verbunden und gestalten Sozialraumentwicklung.<br />

Dort gehen sie gemeinsam auf die Bedürfnisse der Menschen<br />

ein und vermeiden Segregationen.<br />

Ein Ganztagsangebot für Kinder und Jugendliche ist unbestritten<br />

notwendig. Aber, ob das bisherige Format der<br />

Ganztagsschule die einzige Form bleiben sollte, ist künftig<br />

viel offener zu diskutieren. Alternativen ist vorurteilsfrei<br />

ein Entfaltungsrahmen zu bieten.<br />

Welche künftige Positionierung nimmt der<br />

gemeinnützige Sport ein?<br />

Um aber die Anschlussfähigkeit <strong>des</strong> gemeinnützigen<br />

Kinder- und Jugendsports an gegenwartsbezogene<br />

I 97


Arbeitskreis 7: Sportvereinsentwicklung im Kontext<br />

schulpolitischer Veränderungen<br />

Entwicklungen zu schaffen, müssen sich die Mitgliedsorganisationen<br />

<strong>des</strong> Sports künftig positionieren.<br />

Beispielsweise fährt man im Bun<strong>des</strong>land NRW zweigleisig.<br />

Die hiesige Lan<strong>des</strong>regierung betreibt massiv die schulzentrierte<br />

Entwicklungsvariante (Typ: „Schule und Gestaltung<br />

von Schulentwicklung“) und der Sport unterstützt dabei.<br />

Parallel dazu aber diskutiert der organisierte Sport (Lan<strong>des</strong>sportbund/Sportjugend<br />

NRW) seine künftige Verortung –<br />

etwa hin zu Typ: „Sozialer Raum als Bildungsraum“.<br />

Welche Gelingensbedingungen haben<br />

funktionierende Netzwerke?<br />

Sie sind politisch gewollt, koordiniert und finanziert<br />

<strong>Der</strong> Impuls für eine Netzwerkbildung kommt von der<br />

Kommune oder geht vom organisierten Sport bzw. anderen<br />

Gruppierungen und Interessenvertretungen aus.<br />

Notwendiger finanzieller Garant ist die jeweilige Kommune;<br />

ggf. im Verbund mit dem Land. Verbundsysteme<br />

mit verschiedenen Trägern sind eine zukunftsweisende<br />

Alternative. Netzwerke haben eine hauptberufliche, verlässliche<br />

Koordinationsstelle, die unabhängig von parteipolitischen<br />

Absichten agiert. Die Netzwerke haben eine<br />

langfristige Platzierung.<br />

Sie verfügen über Personen mit umfassenden<br />

Kompetenzen<br />

In den Netzwerken werden von den einzelnen Netzwerk-<br />

Akteuren Personen entsandt, die für ein verlässliches und<br />

nachhaltiges Handeln stehen. Die benannten Personen<br />

der Netzwerk-Akteure weisen ein qualitatives Profil auf,<br />

sind kompetente und entscheidungsbefugte Personen.<br />

Sie haben eine stabile Infrastruktur, transparente<br />

Prozessverläufe, eine verlässliche Ergebniskontrolle<br />

und ein angemessenes Klima<br />

<strong>Der</strong> strukturelle und inhaltliche Netzwerkrahmen wird<br />

nicht von außen gelenkt und beeinflusst. Es herrscht ein<br />

98 I<br />

Vertrauensklima mit einer gemeinsamen Sprache auf<br />

Augenhöhe. Das tragende Gerüst <strong>des</strong> Netzwerkes und<br />

koordinierende Basis sind: Verbindlichkeit, hauptberufliche<br />

Professionalität und Verlässlichkeit. Die Netzwerktreffen<br />

werden immer von allen Kooperationspartnern<br />

besucht und finden regelmäßig statt. Das Netzwerk versteht<br />

sich als ein „dynamisches reflexives System“, das<br />

sich prozesshaft weiterentwickelt, qualifiziert und sich<br />

evaluieren lässt.<br />

Sie stellen sich Hindernissen und überwinden<br />

Barrieren, beispielsweise:<br />

p Parteipolitisches Taktieren<br />

p Unterschiedliche intentionale Ausrichtung<br />

der beteiligten Netzwerkinstitutionen bzw.<br />

-organisationen<br />

p Überfrachtete Zielausrichtung<br />

p Mangelnde Passfähigkeit und unzureichende Kompetenzen<br />

der Personen der Netzwerk-Akteure<br />

p Keine verlässliche finanzielle Basis und gesicherte<br />

Infrastruktur<br />

Nach- und Zukunftswort<br />

Jeder von uns ist schon jetzt – bewusst oder unbewusst<br />

– Teil eines Netzwerkes. Es ist schwieriger, eine Netzwerkkooperation<br />

zu halten, als eine einzugehen. <strong>Der</strong> gemeinnützige<br />

Sport muss sich positionieren und politisch<br />

angemessen handeln. Jeder, der sich bewegt, bewegt ist,<br />

bewegt handelt und bewegt auf Partner zugeht, belebt<br />

den Dialog für ein Netzwerk. Gemeinsam wünsche ich uns,<br />

dass wir unser Wissen und Können verantworten wollen<br />

und sollen und praktische Taten folgen lassen.<br />

Literatur:<br />

I <strong>Deutsche</strong> Sportjugend (2009):<br />

Positionspapier – Bildungslandschaften im Sozialraum. Münster


KLAUS HEBBORN (BEIGEORDNETER DES DEUTSCHEN STÄDTETAGES):<br />

Sportvereinsentwicklung im Kontext schulpolitischer<br />

Veränderungen<br />

Paradigmenwechsel in der kommunalen<br />

Bildungspolitik<br />

Seit geraumer Zeit, verstärkt seit der ersten Pisa-Studie<br />

im Jahre 2001, wird auch im kommunalen Bereich eine<br />

intensive Diskussion über Bildungsreformen geführt. In<br />

vielen Städten hat sich ein Paradigmenwechsel vollzogen:<br />

Während die kommunale Rolle in der Bildung lange Zeit<br />

auf die Bereitstellung der notwendigen Infrastruktur und<br />

Ausstattung beschränkt war (z.B. sog. äußere Schulangelegenheiten),<br />

entwickeln viele Städte und Gemeinden<br />

zunehmend bildungspolitische Konzepte in Richtung<br />

einer „kommunalen Bildungspolitik“.<br />

<strong>Der</strong> Wandel <strong>des</strong> kommunalen Aufgabenverständnisses<br />

in der Bildung erfolgt nicht nur aufgrund der Aufgabe<br />

kommunaler Daseinsvorsorge, sondern aus der Erkenntnis,<br />

dass ein modernes und funktionieren<strong>des</strong> Bildungswesen<br />

sowie entsprechend qualifizierte Bürger/innen von<br />

zentraler Bedeutung für die örtliche Struktur- und Wirtschaftsentwicklung<br />

sind. Im Wettbewerb der Städte als<br />

Standorte, der durch die demografische Entwicklung<br />

noch verstärkt wird, wird die Bildung zu einem entscheidenden<br />

kommunalen Politikfeld. Zudem erweist sich,<br />

dass die Weichenstellungen für erfolgreiche Bildungsprozesse<br />

auf der kommunalen Ebene erfolgen. Hier entscheidet<br />

sich Erfolg oder Misserfolg von Bildung, werden<br />

die Grundlagen für berufliche Perspektiven und gesellschaftliche<br />

Teilhabe gelegt. Daher ist jede Investition in<br />

die Bildung nicht nur eine Zukunftsinvestition; sie vermeidet<br />

vielmehr auch im präventiven Sinne von den Kommunen<br />

zu tragende Folgekosten und gesellschaftliche<br />

Desintegration.<br />

Vor diesem Hintergrund haben viele Städte ihr Engagement<br />

im Bildungswesen neu definiert. Unter dem Oberziel<br />

der Förderung von Qualitätsentwicklung und mehr<br />

Chancengleichheit stehen dabei folgende Aspekte und<br />

Zielsetzungen im Vordergrund:<br />

Zum einen geht es darum, die unterschiedlichen und<br />

traditionell überwiegend getrennt agierenden Bildungsbereiche<br />

zu einem Gesamtsystem von Erziehung, Bildung<br />

und Betreuung weiterzuentwickeln und hierfür stabile<br />

Organisationsstrukturen zu schaffen. Entsprechende<br />

Konzepte werden mit unterschiedlichen Begrifflichkeiten<br />

– etwa „kommunale/regionale Bildungslandschaft“ oder<br />

„Bildungsnetzwerke“ bezeichnet. Zum anderen wird angestrebt,<br />

Bildungseinrichtungen stärker mit Konzepten<br />

der Stadtteil- bzw. Quartiersentwicklung zu verzahnen.<br />

Dies gilt insbesondere für die Schule, die sich in einem<br />

grundlegenden Umstrukturierungsprozess befinden. Vom<br />

mehr oder weniger ausschließlichen Lernort entwickelt<br />

I 99


Arbeitskreis 7: Sportvereinsentwicklung im Kontext<br />

schulpolitischer Veränderungen<br />

sie sich zunehmend zu einer Einrichtung, die über die Vermittlung<br />

von Wissen, Kenntnissen und Qualifikationen<br />

hinaus vor allem im Zuge der Entwicklung <strong>des</strong> Ganztagsbetriebes<br />

vielfältige Bildungs- und Erziehungsaufgaben<br />

wahrnimmt bzw. wahrzunehmen hat. Schule von heute<br />

ist zunehmend Lebensraum von Kindern und Jugendlichen,<br />

in dem sich vielfältige soziale Probleme und gesellschaftliche<br />

Entwicklungen manifestieren. Sie ist ebenso<br />

Lernort wie Integrations- und Sozialisationsinstanz. Kinder<br />

und Jugendliche mit ihrer gesamten Lebensrealität, ihren<br />

Lebenssituationen und Problemen, sind konstituierende<br />

Bedingungen für die Institution und ihren Auftrag. Umgekehrt<br />

können durch die Einbeziehung <strong>des</strong> Sozialraumes<br />

wichtige Impulse für qualitative Schulentwicklung erfolgen,<br />

etwa durch die Einbeziehung sozialpädagogischer<br />

Unterstützung und Beratung oder ehrenamtliches Engagement.<br />

Leitbild „Kommunale Bildungslandschaft“<br />

In der aktuellen bildungspolitischen Diskussion stehen<br />

überwiegend die Schulen im Focus <strong>des</strong> Interesses.<br />

Gleichwohl darf ein ganzheitliches Bildungsverständnis<br />

als Grundlage aller Reformbemühungen nicht aus dem<br />

100 I 1) www.staedtetag.de/imperia/md/content/veranstalt/2007/58.pdf<br />

Blick geraten. Bildung ist mehr als Schule. Kognitives,<br />

soziales und emotionales Lernen müssen miteinander<br />

verbunden und in verbindliche Vernetzungsstrukturen<br />

einbezogen werden. Die kulturelle Bildung, die kognitives<br />

Lernen ergänzt, Kreativität fördert und Integration<br />

unterstützt, ist in ein Gesamtkonzept umfassender Bildung<br />

zu integrieren.<br />

Zur Programmatik kommunaler Bildungspolitik hat der<br />

<strong>Deutsche</strong> Städtetag Ende 2007 auf dem Kongress „Bildung<br />

in der Stadt“ die „Aachener Erklärung“ veröffentlicht,<br />

in der die kommunale Bildungslandschaft im Sinne<br />

eines Gesamtkonzeptes von Erziehung, Bildung und Betreuung<br />

als Leitidee skizziert wird. 1<br />

Grundlegende Prinzipien dieses Ansatzes sind Dezentralität,<br />

Kooperation und Vernetzung. Insgesamt geht es<br />

darum, die örtliche Bildungsentwicklung durch eine dauerhafte<br />

und institutionelle Kooperation der unterschiedlichen<br />

Zuständigkeiten, Akteure und Professionalitäten<br />

zu fördern und die dafür notwendigen organisatorischen<br />

Strukturen im Sinne eines „kommunalen Bildungsmanagements“<br />

zu schaffen. Den Städten kommt dabei eine<br />

wichtige Rolle bei der Steuerung und Moderation der zielorientierten<br />

Zusammenarbeit zu.<br />

Schule und Sport als Partner<br />

Es gibt handfeste Gründe für eine Verstärkung der Zusammenarbeit<br />

von Schulen und Sportvereinen:<br />

Zum einen kann das schulische Bildungsangebot im<br />

Sinne eines ganzheitlichen Bildungsbegriffes durch<br />

Sport- und Bewegungsangebote im Rahmen <strong>des</strong> Ganztagsbetriebes<br />

sinnvoll erweitert werden. Dabei dürfen<br />

diese Angebote allerdings den regulären Sportunterricht<br />

nicht ersetzen. Zum anderen erhalten die Sportvereine<br />

über ihr Engagement an den Schulen Zugang zu nahezu


allen Kindern und Jugendlichen. Dies eröffnet für Mitgliedergewinnung,<br />

Talentsuche und -förderung neue<br />

Perspektiven für die Sportvereine. <strong>Der</strong> Aufbau stabiler<br />

Kooperationsbeziehungen zwischen Schulen und Sportvereinen<br />

führt somit auf beiden Seiten zu einer Win-<br />

Win-Situation.<br />

Schließlich wird der Stellenwert <strong>des</strong> Sportes und seine<br />

Verankerung in der kommunalen Bildungslandschaft<br />

gefördert.<br />

Die verstetigte und intensivierte Kooperation mit den<br />

Schulen stellt den organisierten Sport mit seiner vorwiegend<br />

ehrenamtlichen Struktur gleichwohl vor nicht<br />

unbeträchtliche Herausforderungen: Die Sportvereine<br />

müssen sich neuen pädagogischen Herausforderungen<br />

stellen angesichts der Heterogenität der sportbezogenen<br />

Interessen und Voraussetzungen der Kinder und Jugendlichen.<br />

Im Hinblick darauf ist eine Intensivierung von<br />

Aus- und Fortbildung von Übungsleitern/innen notwendig.<br />

Auch muss für den Einsatz am Nachmittag zusätzliches<br />

Personal akquiriert werden. Insgesamt bedeutet die verstärkte<br />

Zusammenarbeit mit den Schulen für den organisierten<br />

Sport einen Paradigmenwechsel in dem Sinne,<br />

dass die Kinder und Jugendlichen nicht mehr ausschließlich<br />

zu den Sportvereinen kommen, sondern vielmehr<br />

die Vereine dort Angebote unterbreiten, wo Kinder und<br />

Jugendliche sind.<br />

Probleme und offene Fragen<br />

Wenngleich eine institutionalisierte Zusammenarbeit<br />

zwischen Schulen und Sportvereinen nachdrücklich zu<br />

befürworten ist, stellt sich gleichwohl eine Reihe von Problemen<br />

und offenen Fragen, die gelöst werden müssen.<br />

Zunächst ist bereits derzeit festzustellen, dass der zunehmende<br />

Ganztagsbetrieb an den Schulen Auswirkungen<br />

auf die Nachfrage nach Vereinsangeboten am Nachmittag<br />

hat. Wenn im Zuge <strong>des</strong> Ganztags zunehmende Sport-<br />

und Bewegungsangebote im schulischen Kontext angeboten<br />

werden, dürften sich die zeitlichen Möglichkeiten<br />

und auch das Interesse für außerschulisches Sporttreiben<br />

tendenziell verringern. Ein Konfliktpunkt in diesem Zusammenhang<br />

sind auch Probleme und Konkurrenzen bei<br />

der Belegung von Hallen bzw. Sportstätten zwischen<br />

Ganztagsschulen und Sportvereinen. Auf die veränderten<br />

personellen Anforderungen an die Sportvereine – mehr<br />

Übungsleiter, veränderte pädagogische Anforderungen,<br />

andere Einsatzzeiten – wurde bereits hingewiesen.<br />

Diese Probleme müssen vor Ort im Dialog und in partnerschaftlicher<br />

Zusammenarbeit gelöst werden. Auch dabei<br />

dürfte eine institutionalisierte Zusammenarbeit zwischen<br />

den Schulen und Sportvereinen hilfreich und förderlich<br />

sein.<br />

Gelingensbedingungen für eine<br />

erfolgreiche Zusammenarbeit Schule –<br />

Sportverein<br />

Nach den bisherigen Erfahrungen können einige<br />

Gelingensbedingungen für die erfolgreiche Kooperation<br />

von Schulen und Sportvereinen identifiziert werden:<br />

p Integrierte kommunale Planungen, insbesondere<br />

in den Bereichen Schule, Jugendhilfe und Sport<br />

p Aufbau dauerhafter Strukturen für Kooperation<br />

und Vernetzung (z.B. kommunale Bildungsbüros)<br />

p Beteiligung <strong>des</strong> Sports auf allen Ebenen und ggf.<br />

Abschluss von Kooperationsvereinbarungen mit<br />

Schulen bzw. Kommunen<br />

p Stärkung der Beteiligungs- und Mitwirkungsrechte<br />

<strong>des</strong> Sports bzw. externer Partner an den<br />

Schulen<br />

p Schaffung notwendiger Rahmenbedingungen<br />

und Ressourcenausstattung durch Länder und<br />

Kommunen<br />

I 101


Arbeitskreis 7: Sportvereinsentwicklung im Kontext<br />

schulpolitischer Veränderungen<br />

Die Realisierung dieser Rahmenbedingungen stellt die<br />

beteiligten Partner vor nicht unerhebliche Herausforderungen.<br />

Dies gilt insbesondere in der aktuellen Wirtschaftsund<br />

Finanzkrise, die insbesondere den Kommunen wenig<br />

Handlungsspielräume lässt. Umso wichtiger erscheint<br />

daher, durch Kooperationen Kräfte zu bündeln und Ressourcen<br />

effektiv einzusetzen.<br />

Fazit<br />

Viele Kommunen haben sich auf den Weg gemacht,<br />

ihr Engagement im Bereich von Schule und Bildung auszuweiten<br />

und stärker auf Qualitätsentwicklung sowie<br />

Chancengerechtigkeit hinzuwirken. Die kommunale Bil-<br />

Ergebnisse <strong>des</strong> Arbeitskreises 7<br />

102 I<br />

dungslandschaft im Sinne eines vernetzten Systems von<br />

Erziehung, Bildung und Betreuung ist dabei als Leitidee<br />

die programmatische Grundlage für kommunales Handeln.<br />

Durch die Vernetzung unterschiedlicher Professionalitäten,<br />

Kompetenzen und Ressourcen entsteht ein „Mehrwert“<br />

für die Bildung von Kindern und Jugendlichen, aber auch<br />

Erwachsenen vor Ort in den Kommunen.<br />

<strong>Der</strong> Sport ist ein unverzichtbarer Bestandteil der kommunalen<br />

Bildungslandschaft. Er ist gut beraten, im Sinne<br />

seiner sozialen Verantwortung, aber auch im Interesse der<br />

Sportentwicklung insgesamt sich in diesem Bereich noch<br />

stärker zu engagieren. Die Kooperation mit den Schulen<br />

steht dabei im Mittelpunkt und bietet für beide Seiten<br />

Perspektiven für eine zukunftsfähige Weiterentwicklung.


I 103


Arbeitskreis 8: Sport fördert die Lebensqualität<br />

aller Generationen vor Ort<br />

MINISTERIALDIREKTOR DIETER HACKLER (LEITER DER ABTEILUNG „ÄLTERE MENSCHEN“<br />

DES BUNDESMINISTERIUMS FÜR FAMILIE, SENIOREN, FRAUEN UND JUGEND):<br />

Neue Chancen für Zielgruppen durch<br />

kommunale Vernetzung<br />

Meine sehr geehrten Damen und Herren,<br />

vielen Dank für die freundlichen Einführungsworte. Ich<br />

freue mich sehr, an Ihrem Kongreß teilnehmen zu können<br />

– nicht nur, weil er in der bayerischen Lan<strong>des</strong>hauptstadt<br />

stattfindet, sondern vor allem, weil er sich neuartiges<br />

und ganz wichtiges Thema zu eigen gemacht hat: die Zusammenarbeit<br />

und Vernetzung von Sport und Kommunen,<br />

von der sowohl beide Kooperationspartner als auch<br />

die Bürgerinnen und Bürger profitieren sollen. Es sollen<br />

neue Handlungsspielräume für die örtliche Praxis eröffnet,<br />

Perspektiven einer künftigen Zusammenarbeit und<br />

mögliche Schnittstellen mit kommunaler Stadtentwicklung<br />

aufgezeigt werden. Es geht darum, Synergie zu<br />

erzeugen, eine – wie das heute auf Neudeutsch so schön<br />

heißt: „win-win-Situation“ für alle Beteiligten.<br />

Dass in den kommenden Jahrzehnten der Anteil der älteren<br />

Menschen an der Gesamtbevölkerung stark wachsen<br />

wird, ist mittlerweile ein Gemeinplatz geworden. Über<br />

die Auswirkungen in den verschiedenen gesellschaftlichen<br />

Bereichen herrscht aber vielfach noch Unkenntnis. Viele<br />

Kommunen werden sich erst allmählich bewusst, dass<br />

durch den demographischen Wandel eine Vielzahl von<br />

Problemen auf sie zukommt. Ich nenne nur die wichtigsten:<br />

Rückgang <strong>des</strong> Steueraufkommens durch den Rückgang<br />

der arbeitenden Bevölkerung und steigende Anforderungen<br />

an Betreuungs-, Versorgungs- und Pflegeangeboten<br />

für die älteren Menschen; hinzu kommen alten- und behindertengerechte<br />

Einrichtungen <strong>des</strong> öffentlichen Lebens.<br />

104 I<br />

Sport und Bewegung sind eine zentrale Voraussetzung<br />

dafür, Gesundheit und Wohlbefinden so lange es geht zu<br />

erhalten und damit eine möglichst weitgehende Selbstständigkeit<br />

der älteren Menschen bis ins hohe Alter zu<br />

ermöglichen. Eine gute kommunale Versorgung mit Sportangeboten<br />

ist <strong>des</strong>halb für die Zukunft eine essentielle<br />

Notwendigkeit und wird als Frage der Lebensqualität beim<br />

Attraktivitätswettbewerb der Gemeinden um Einwohner<br />

zukünftig eine nicht zu unterschätzende Rolle spielen.<br />

Obwohl die Kommunalpolitik wie auch die Sportförderung<br />

nach den Vorgaben <strong>des</strong> Grundgesetzes grundsätzlich<br />

keine Bun<strong>des</strong>aufgaben sind, hat das Bun<strong>des</strong>seniorenministerium<br />

bereits in den 90er Jahren im Rahmen seiner<br />

Möglichkeiten begonnen, die älteren Menschen zu<br />

mehr Teilhabe an der Gesellschaft zu ermuntern und die<br />

Kommunen auf deren großes Potential hinzuweisen.<br />

Als Beispiele nenne ich nur die Entwicklung von Seniorenorganisationen,<br />

Seniorenbüros und zahlreiche Modellprojekte<br />

zur Partizipation und zum Engagement von Seniorinnen<br />

und Senioren in der Gesellschaft, d. h. vor<br />

Ort in ihren Kommunen.<br />

Einige konkrete Beispiele:<br />

Aus Umfragen wissen wir, dass eine große Zahl älterer<br />

Menschen nach Abschluss ihres Erwerbslebens bzw. der<br />

Familienphase nicht nur ihre Freizeit genießen, sondern<br />

an den Entwicklungen in ihrer Kommune teilhaben und<br />

insbesondere ihr konkretes Lebensumfeld mitgestalten<br />

wollen. Dafür sind sie gern bereit, erhebliche Ressourcen<br />

an Zeit, Energie und Ideen einzubringen.


Erfahrungswissen für Initiativen – EFI –<br />

seniorTrainer – seniorKompetenzteams<br />

Davon ausgehend, hat das Modellprojekt „Erfahrungswissen<br />

für Initiativen – EFI“ ein Curriculum für sogenannte<br />

seniorTrainer und -Trainerinnen entwickelt, das interessierten<br />

Senioren eine Ausbildung in Teamarbeit und Öffentlichkeitsarbeit,<br />

Moderation von Gruppenprozessen<br />

und Zusammenarbeit mit hauptamtlichen Kräften in Kommunen<br />

und Verbänden vermittelt. Diese Fähigkeit können<br />

die seniorTrainer dann für die Allgemeinheit einsetzen,<br />

indem sie Projekte anstoßen, freiwillige Initiativen durchführen,<br />

beraten und unterstützen.<br />

Allein zwischen 2000 und 2005 sind in diesem EFI-Programm<br />

mehr als 1000 seniorTrainer und -Trainerinnen ausgebildet<br />

worden, die mehr als 3000 freiwillige Projekte<br />

durchgeführt oder betreut haben. Fast alle Bun<strong>des</strong>länder<br />

haben das EFI-Programm weitergefördert oder ausgebaut.<br />

Es hat sich ein bun<strong>des</strong>weites Netz von seniorTrainern<br />

und seniorKompetenzteams gebildet, das in Verein EFI<br />

Deutschland zusammengeschlossen ist. Kommunen, in<br />

denen solche seniorKompetenzteams arbeiten, berichten<br />

darüber äußerst positiv.<br />

Selbstorganisation älterer Menschen<br />

in ihren Kommunen<br />

Immer mehr Kommunen müssen schon heute Schwimmbäder,<br />

Bibliotheken, Theater und Museen schließen, weil<br />

ihr Finanzspielraum zunehmend enger wird. Ein Modellprojekt<br />

mit dem Titel „Selbstorganisation älterer Menschen<br />

in ihren Kommunen“ hat von 2006 bis 2009 erfolgreich<br />

erprobt, wie ältere Menschen kommunale Einrichtungen<br />

in Eigenregie übernehmen und sie mit viel freiwilligem<br />

Engagement und wenig kommunaler Finanzunterstützung<br />

für die Allgemeinheit weiterführen, zum Teil sogar ihr<br />

Programm ausbauen können. Auch Nachbarschaftshilfe,<br />

Lesepatenschaften und Hausaufgabenhilfe an Schulen<br />

sowie Betreuungsdienste für Hochaltrige und Behinderte<br />

gehören zum Aufgabenspektrum solcher selbstorganisierter<br />

Projekte von Älteren für die Gemeinde.<br />

Programm „Aktiv im Alter“<br />

Im Jahr 2008 haben wir das Programm „Aktiv im Alter“<br />

aus der Taufe gehoben, das Kommunen auf das Potential<br />

ihrer älteren Mitbürgerinnen und Mitbürger erschließen<br />

und beide in Kooperation miteinander bringen soll. Insgesamt<br />

175 Kommunen erproben in diesem Modellprojekt,<br />

wie sie in sogenannten „Lokalen Foren“ mit ihren<br />

engagementbereiten Bürgerinnen und Bürgern über den<br />

zusätzlichen Bedarf an kommunalen Dienstleistungen<br />

diskutieren und beraten können, wie aufgrund dieser<br />

Kommunikationsprozesse sich ältere Menschen Projekte<br />

suchen und durchführen können, die für alle Mitbürger<br />

einen Gewinn bedeuten.<br />

Die Resonanz auf dieses Projekt ist überwältigend positiv.<br />

Nicht nur Großstädte, deren Bezirke, mittlere und kleine<br />

Städte, sondern auch Landkreise und kleine Dörfer machen<br />

zur Zeit konkrete Erfahrungen mit der Teilhabe von<br />

engagementbereiten Mitbürgern an einer Gestaltung der<br />

Kommune, mit der Kooperation von haupt- und ehrenamtlichen<br />

Projektmitarbeitern, an einer Vernetzung von<br />

Kommunen und bürgerschaftlichem Engagement zum<br />

Wohle der Allgemeinheit.<br />

Die Leitsätze einer solchen produktiven Kooperation sind<br />

in dem Memorandum „Mitgestalten – Mitentscheiden“<br />

zusammengefasst, das unter Federführung der BAGSO<br />

in einer Kooperation von Bund, Ländern, kommunalen<br />

Spitzenverbänden, Kirchen und Trägerverbänden der<br />

Freien Wohlfahrtspflege, Freiwilligenverbänden, Städtenetzwerken<br />

und dem DOSB 2008 entstanden ist. Die<br />

große Akzeptanz dieses für eine kooperative und partizi-<br />

I 105


Arbeitskreis 8: Sport fördert die Lebensqualität<br />

aller Generationen vor Ort<br />

pative Gesellschaft beispielhaften Memorandums wird<br />

u. a. daran sichtbar, dass inzwischen mehr als 1.000 Personen<br />

<strong>des</strong> öffentlichen Lebens, Organisationen und Kommunen<br />

diese Leitsätze mit ihrer Unterschrift bekräftigt<br />

haben. Sie sind auf der Homepage <strong>des</strong> Programms „Aktiv<br />

im Alter“ zu finden. Auch aus der Wirtschaft kommen<br />

immer neue Partner hinzu, zuletzt Galeria Kaufhof, die<br />

<strong>Deutsche</strong> Postbank und die Versicherungsgruppe Generali.<br />

Letztere fördert im übrigen sogar fünf eigene Standorte<br />

<strong>des</strong> Programms „Aktiv im Alter“.<br />

Ein wichtiges Kapitel <strong>des</strong> Memorandums betrifft das<br />

Thema Sport, Gesundheit und Prävention. Es erhebt die<br />

Forderung, den Zugang zu Bewegungsaktivitäten und<br />

Sport für Ältere zu verbessern und auch für Menschen<br />

ohne Vereinszugehörigkeit attraktive Betätigungsfelder<br />

zu erschließen. Vorgeschlagen wird, das Angebotsspektrum<br />

für die verschiedenen Zielgruppen stetig zu erweitern<br />

und stärker zu vernetzen. Diese Forderungen will<br />

das neue, vom BMFSFJ geförderte Projekt „Bewegungsnetzwerk<br />

50plus“ in der Fläche verwirklichen. Wir versprechen<br />

uns davon sehr viel.<br />

Viele der im Modellprogramm „Aktiv im Alter“ entwickelten<br />

Projekte übrigens betreffen bereits sportliche Aktivitäten<br />

und werden von örtlichen Sportgruppen betreut.<br />

Besonders originell finde ich persönlich die TÜF-Party<br />

(Tanz über fünfzig) in Ahlen und das „Abrocken 40plus“<br />

in Denzingen/Emmendingen. In Kakenstorf gibt es Bogenschießen,<br />

in Leipzig eine Sporttyp-Beratung, in Weinstadt<br />

wird eine Tischtennisgruppe aufgebaut und beim<br />

örtlichen Sportverein in Wilstermarsch/Kreis Steinburg ein<br />

„Schnupperturnen“. Hier zeigt sich deutlich, wie sich die<br />

Intentionen von „Aktiv im Alter“ und <strong>des</strong> vom BMFSFJ<br />

geförderten, neu anlaufenden Projekts <strong>des</strong> DOSB, dem<br />

„Bewegungsnetzwerk 50plus“, überschneiden.<br />

106 I<br />

„Bewegungsnetzwerk 50plus“<br />

Ziel dieses Projekts sind die lebensbegleitende Aktivierung<br />

körperlicher und geistiger Ressourcen sowie Präventionsmaßnahmen<br />

zur gesundheitlichen Stabilisierung<br />

und zum möglichst langen Erhalt der Selbstständigkeit<br />

und Lebensqualität. Eines seiner Elemente trägt den<br />

Titel „Aktiv bis 100“ – ein besonderes Modul für Hochaltrige.<br />

Neue Forschungen der Neurobiologie, u. a. Versuche<br />

mit Jonglierübungen von 55–65jährigen, zeigen,<br />

dass auch das ältere Gehirn in hohem Maße lernfähig ist<br />

und sogar neue Nervenzellen bildet – unter der Voraussetzung,<br />

dass genügend körperliche und geistige Stimulation<br />

vorliegt. Diese Erkenntnis hat die Hirnforschung<br />

revolutioniert und eröffnet ganz neue Perspektiven, in<br />

denen auch dem Sport eine besondere Bedeutung zukommen<br />

wird. Das „Bewegungsnetzwerk 50plus“ befindet<br />

sich schon auf dem richtigen Weg, die neuen Erkenntnisse<br />

in die Praxis umzusetzen.<br />

In Kooperation mit Standorten der Programme „Aktiv im<br />

Alter“ und „Freiwilligendienste aller Generationen« soll<br />

es modellhafte Einzelmaßnahmen für selbstorganisiertes<br />

Engagement in den Kommunen entwickeln und erproben.<br />

Bürgerinnen und Bürgern jeden Alters und der unterschiedlichen<br />

Lebensbereiche soll Gelegenheit für körperliche<br />

Aktivitäten und die Pflege eines aktiven Lebensstils bis<br />

ins hohe Alter hinein geboten werden. <strong>Der</strong> Schwerpunkt<br />

liegt auf Aktivierungs- und Qualifizierungsprogrammen für<br />

die Generation 50plus, sowie in einem Sonderprogramm<br />

für bewegungsungewohnte hochaltrige Menschen. Wir<br />

sind uns der Verantwortung gegenüber denjenigen bewußt,<br />

die nicht einmal mehr in Vereine kommen können,<br />

weil ihre körperlichen Beeinträchtigungen so schwer sind.<br />

Es gilt, Sportvereine zu motivieren, ihre Bewegungskompetenzen<br />

in Kooperationen mit Partnern einzubringen,<br />

um auch alten Leuten zu Hause oder in Pflegeeinrichtungen<br />

ein attraktives Bewegungsangebot machen zu können.<br />

Es gibt hierfür bereits hervorragende Konzepte, die<br />

in der Fläche umsetzen werden müssen.


Alle Bestandteile <strong>des</strong> Projekts erfolgen in Kooperation<br />

zwischen Sportvereinen, Kommunen, sozialen bzw. kirchlichen<br />

Einrichtungen und der Zielgruppe der älteren Menschen.<br />

Sportvereine werden dabei in ihren Bestrebungen<br />

zur Vernetzung unterstützt. Dabei sollen in den Kommunen<br />

neue Zugangswege und neue Angebotsformen erschlossen<br />

bzw. erarbeitet werden, die die Zielgruppen der<br />

älteren Menschen besser erreichen können. Hier ist die<br />

Zusammenarbeit zwischen Kommunen, Trägerorganisationen<br />

und den örtlichen Sportgruppen eine Chance, viele<br />

Menschen anzusprechen, die bisher durch die Maschen<br />

gefallen sind.<br />

Die Betätigung in Sportvereinen unterstützt nicht nur die<br />

körperliche und geistige Fitness der älteren Generation,<br />

sondern auch die Knüpfung von Kontakten, Geselligkeit,<br />

intergenerationelle Kontakte und Erfahrungen, gegenseitige<br />

Unterstützung und gemeinsame Aktivitäten. Bessere<br />

Kenntnis der Möglichkeiten von Kommune und<br />

einzelnen Trägerverbänden oder Organisationen untereinander<br />

sowie bessere Information über die Bedürfnisse<br />

einzelner Zielgruppen – wie ältere Menschen, Hochaltrige,<br />

Familien oder junge Menschen – erlauben es, passgenaue<br />

Angebote zu entwickeln und anzubieten, die<br />

am richtigen Ort zur richtigen Zeit die richtigen Menschen<br />

ansprechen. Dies trägt zu einer familienfreundlichen und<br />

generationenverbindenden Kommune bei. Durch eine bessere<br />

Vernetzung untereinander können darüber hinaus<br />

weitere Vorteile für alle Beteiligten entstehen.<br />

Diskussionen und Vorschläge über vielerlei für die Allgemeinheit<br />

nützliche Projekte können sich entwickeln und<br />

verbreitet werden. Man kann leichter Hinweise auf mögliche<br />

Verwirklichungen erhalten und weitergeben. Nicht<br />

nur attraktive Angebote der Freizeitgestaltung machen auf<br />

sich aufmerksam, sondern auch soziale Problembereiche<br />

und Brennpunkte sprechen sich schneller herum. Mehr<br />

Menschen können sich engagieren. Die Wege für Information<br />

wie für Überzeugungsarbeit werden kürzer. Vernetzung<br />

bedeutet: Die Identifikation der Bürger mit ihren<br />

Vereinen, mit ihrer Kommune wächst. <strong>Der</strong> Zusammenhalt<br />

wird größer. Lebensqualität und die Bereitschaft zum bürgerschaftlichen<br />

Engagement steigen. Ein Gewinn für alle.<br />

Im Sport, meine Damen und Herren, muss das Rad <strong>des</strong><br />

Ehrenamts nicht erst neu erfunden werden: hier rotiert es<br />

bereits kräftig und hält alle Generationen in Schwung.<br />

Sport und Bewegung liegt mit 11 % unter allen Tätigkeitsbereichen<br />

<strong>des</strong> freiwilligen Engagements an der Spitze.<br />

Über 90 % aller freiwillig im Sport Engagierten gehören<br />

einem Verein an; in anderen Bereichen trifft dies nur auf<br />

35 % zu. Und während die Mitgliederzahlen in anderen<br />

Einrichtungen bedenklich bröckeln, stieg die Anzahl der<br />

Sportvereine in den letzten 15 Jahren von 85.000 auf rund<br />

90.000 – mit insgesamt fast 24 Mio. Mitgliedern. Sport<br />

ist ohne Übertreibung die größte „Bürgerbewegung“ in<br />

Deutschland.<br />

Meine Damen und Herren: Körperlich und geistig fit zu<br />

bleiben, ist nach wie vor das höchste Lebensgut für ältere<br />

Menschen. Dahinter steht der Wunsch, so lange wie<br />

möglich selbstständig und unabhängig bleiben zu können.<br />

Voraussetzung dafür sind vor allem körperliche und<br />

geistige Aktivität. Regelmäßige Bewegung kann bis ins<br />

höchste Alter noch die körperliche Leistungsfähigkeit<br />

verbessern und Erkrankungen verhindern. Nicht umsonst<br />

sagt der Volksmund: „Wer rastet, der rostet“.<br />

Ich begrüße es <strong>des</strong>halb, dass der DOSB in Form seines<br />

neuen „Bewegungsnetzwerks“ an einem großen gesellschaftspolitischen<br />

Projekt mitarbeitet: die Herausforderungen<br />

<strong>des</strong> demographischen Wandels anzunehmen<br />

und durch eine Vernetzung mit Kommunen und der Bevölkerung<br />

zu positiven Lösungen für alle zu kommen.<br />

Wir dürfen auf die Ergebnisse gespannt sein.<br />

Meine Damen und Herren, ich danke Ihnen für Ihre<br />

Aufmerksamkeit.<br />

I 107


Arbeitskreis 8: Sport fördert die Lebensqualität<br />

aller Generationen vor Ort<br />

URSULA WOLTERING (LEITERIN DER LEITSTELLE „ÄLTER WERDEN IN AHLEN“):<br />

Aktiv vor Ort – lokale Seniorennetzwerke in NRW<br />

In der Stadt Ahlen haben die Seniorenarbeit und<br />

der Seniorensport in einem dreijährigen Modellprojekt<br />

<strong>des</strong> Ministeriums für Generationen, Familie,<br />

Frauen und Integration neue Wege der Zusammenarbeit<br />

entwickelt und erprobt. Das Ergebnis dieser<br />

sympathischen Verbindung liegt nun vor.<br />

Das Projekt „Aktiv vor Ort – lokale Seniorennetzwerke<br />

in NRW“ wurde von 2007 – 2009 vom Ministerium für<br />

Generationen, Familie, Frauen und Integration gefördert<br />

und in drei Städten unter der Moderation <strong>des</strong> Freiburger<br />

Kreises durchgeführt. Ziel war es eine stärkere Zusammenarbeit<br />

zwischen der Seniorenarbeit und dem Seniorensport<br />

zu erwirken. In Ahlen, einer Mittelstadt mit<br />

55.000 EinwohnerInnen und 40 Sportvereinen, in denen<br />

17.000 Mitglieder aktiv sind, wurde das Projekt mit drei<br />

Schwerpunkten durchgeführt: Entwicklung von neuen<br />

Sport- und Bewegungsangeboten für ältere Menschen,<br />

Öffentlichkeitsarbeit für ein zeitgemäßes Altersbildung<br />

und für die Bewegungsangebote für die Generation 50+<br />

sowie eine Vernetzung zwischen den Trägern und Vereinen,<br />

um eine nachhaltige Zusammenarbeit jenseits der<br />

Projektförderung zu erreichen. Die Projektsteuerung übernahm<br />

die Lenkungsgruppe, bestehend aus Haupt- und<br />

Ehrenamtlichen aus Senioren- und Bildungsarbeit und dem<br />

Sport.<br />

Basis der Projektumsetzung ist das Ahlener SINN-Netzwerk<br />

„Senioren in neuen Netzwerken“, welches viele Angebote<br />

der Seniorenarbeit in Ahlen vereint und um weitere<br />

Kooperationen erweitert wurde. Das SINN-Netzwerk ist<br />

ein gemeinsames Forum von über 60 ehren- und hauptamtlichen<br />

Projekten, Trägern und Initiativen der Seniorenarbeit,<br />

die gemeinsam an der Engagementförderung und<br />

Angebotsentwicklung in Ahlen arbeiten. Das folgende<br />

108 I<br />

Schaubild verdeutlicht die Vielfalt und Kooperationsstruktur:<br />

2007 – Grundlagen schaffen, Lernen<br />

und Weiterentwickeln<br />

In einer neuen Broschüre wurden alle nicht-kommerziellen<br />

Angebote für Menschen ab 50 aus den Bereichen<br />

Bewegung und Gesundheit zusammengefasst. Durch die<br />

Recherche entstand eine erste Zusammenarbeit aller<br />

AnbieterInnen, der Bestand wurde erfasst und den NutzerInnen<br />

wurde ein guter Überblick ermöglicht. Erstaunlich:<br />

während in früheren Broschüren der Seniorenarbeit<br />

nur 15 Sportangebote für Ältere verzeichnet waren, kamen<br />

nun über 70 zu Tage – eine positive Überraschung<br />

für alle Beteiligten.<br />

Zu Beginn <strong>des</strong> Projektes erfolgte auch eine allgemeine<br />

Qualifizierung zum „Sport der Älteren“ für Übungsleiter-<br />

Innen, die im Projektverlauf neu gegründete Angebote<br />

übernahmen.


Gestartet wurde das Projekt mit einer Informationsveranstaltung<br />

mit wissenschaftlichem Impulsreferat, der eine<br />

große Auftaktveranstaltung mit Schnupperangeboten,<br />

Darbietungen und Austausch- und Kontaktmöglichkeiten<br />

folgte. Hier, wie auch bei den folgenden Angeboten (Bewegung<br />

auf Bestellung, zahlreiche Schnupperangebote<br />

der Vereine …) war die Resonanz überwiegend enttäuschend<br />

gering. Die Lenkungsgruppe lernte aus dieser Erfahrung<br />

und schlug im Jahr 2008 ganz andere Wege ein.<br />

2008 – neue Angebotsformate,<br />

Öffentlichkeitsarbeit und Auswertung<br />

Die Erkenntnisse zur Attraktivität, Akzeptanz und Vermittelbarkeit<br />

unterschiedlicher Angebots- und Bewegungsformen<br />

aus den Jahr 2007 wurden genutzt, um ein ganz<br />

anderes Angebotsformat zu entwickeln. Eckdaten waren:<br />

Motivationsfaktor Gesundheitsförderung, Start einer<br />

neuen Gruppe von Gleichgesinnten, Verknüpfung von<br />

Sport mit Geselligkeit, begrenzte Laufzeit <strong>des</strong> Angebotes<br />

mit abschließender Wertschätzung der Teilnehmenden.<br />

Mit dem „Aktiv vor Ort – Gesundheitspass“ wurden diese<br />

Wünsche umgesetzt. Das Projekt bot eine medizinische<br />

und physiotherapeutische Vor- und Nachuntersuchung, ein<br />

wöchentliches Walkingangebot, monatlich ein Schnupperangebot,<br />

außerdem Ernährungsberatung, Geselligkeit<br />

und eine abschließende Ehrung mit Preisverleihung. Das<br />

Projekt konnte 80 Personen aktivieren und 50 dauerhaft<br />

zu Bewegung motivieren – ein großer Erfolg. Es war angelegt<br />

auf ein Jahr.<br />

Das Projekt Gesundheitspass wurde fragebogengestützt<br />

evaluiert: Die vier wichtigsten Gründe zur Teilnahme<br />

waren, etwas für die Gesundheit zu tun, Walking bzw.<br />

Nordic-Walking als Bewegungsangebot zu nutzen, die<br />

Mischung aus Gesundheit, Sport und Geselligkeit zu genießen<br />

und die Möglichkeit zu haben, mit einer neuen<br />

Gruppe zu starten und sich somit nicht der Gefahr auszusetzen,<br />

keinen sozialen Anschluss zu finden.<br />

Fortgesetzt wurde 2008 zudem die Qualifizierung von<br />

ÜbungsleiterInnen, nun in dem Bereich „Prävention“.<br />

Das hier gewonnene Wissen konnte direkt in neuen<br />

Angeboten, wie im „Aktiv vor Ort-Gesundheitspass“<br />

angewandt werden.<br />

I 109


Arbeitskreis 8: Sport fördert die Lebensqualität<br />

aller Generationen vor Ort<br />

Für eine gezielte Öffentlichkeitsarbeit wurde das Informations<strong>des</strong>ign<br />

weiterentwickelt. Dabei garantierte die<br />

Corporate Identity stets den Wiedererkennungswert der<br />

Angebote <strong>des</strong> Projektes „Aktiv vor Ort“ und <strong>des</strong> SINN-<br />

Netzwerkes. Neben der Pressearbeit, dem Einsatz <strong>des</strong><br />

Newsletters <strong>des</strong> Oldie Computer Club Ahlen und der Internetpräsenz<br />

www.senioren-ahlen.de, wurde ein monatlich<br />

erscheinender Flyer erstellt. So wurde über die<br />

Sportangebote und deren gesundheitlichen Nutzen und<br />

Risiken gezielt informiert, wodurch die Resonanz auf<br />

die Schnupperangebote deutlich erhöht werden konnte.<br />

2009 – Vernetzung, Verankerung<br />

und Verstetigung<br />

Im Anschluss an den Erfolg <strong>des</strong> „Aktiv vor Ort – Gesundheitspasses“<br />

wurde „Im Gleichgewicht von Körper, Seele<br />

und Geist“ für Menschen ab 50 Jahren aufgelegt. Hier<br />

ging es um eine ganzheitliche Ansprache von Menschen<br />

in biographischen Übergangssituationen. Bewegung,<br />

Körperwahrnehmung, Kreativität, Besinnlichkeit und Sinnsuche<br />

waren zentrale Kernelemente. Zusätzlich wurde<br />

das Projekt gezielt mit älteren Frauen mit Migrationshintergrund<br />

durchgeführt.<br />

In einer Veranstaltung zum Thema Sturzprophylaxe wurden<br />

ÜbungsleiterInnen, Fachleute aus der Pflege wie auch<br />

SeniorInnen informiert. 2010 werden ÜbungsleiterInnen<br />

hierzu durch den Kreissportbund Warendorf qualifiziert,<br />

die künftig ihr Wissen an SeniorInnen und an MultiplikatorInnen<br />

aus Seniorentreffpunkten etc. weitergeben.<br />

Das Netzwerk Seniorensport benennt erstmals konkrete<br />

AnsprechpartnerInnen in den Vereinen und wird von der<br />

Leitstelle „Älter werden in Ahlen“ und dem Stadtsportverband<br />

Ahlen getragen. Ziel ist die Initiierung attraktiver<br />

Angebote, Vernetzung und Kooperation sowie die Gewährleistung<br />

eines Informationsflusses zwischen den NetzwerkpartnerInnen.<br />

110 I<br />

<strong>Der</strong> Pakt für den Sport wurde zwischen dem Stadtsportverband<br />

Ahlen und der Stadt Ahlen geschlossen und bindet<br />

den Sport der Älteren sportpolitisch ein. Die in den<br />

monatlichen Flyern 2008 vorgestellten Sportarten wurden<br />

zum Projektende noch einmal in einer Broschüre zusammengefasst<br />

und publiziert. Auf der Lan<strong>des</strong>fachtagung im<br />

Oktober 2010 in Köln wurden die Projektergebnisse der<br />

Öffentlichkeit präsentiert.<br />

Fazit<br />

In der Umsetzung und Evaluation <strong>des</strong> Projektes konnten<br />

die Nutzungsbedingungen von Bewegungsangeboten erfasst<br />

werden. Das Streben nach Gesundheit ist die stärkste<br />

Motivationsquelle. Zusätzlich muss ein Angebot einen<br />

deutlichen Mehrwert bieten und z.B. Gesundheits- und<br />

Bewegungsangebote sowie Geselligkeit verknüpfen. Zudem<br />

sollte das Bewegungsangebote gerade für Neulinge<br />

möglichst in einer neuen Gruppe zu starten.<br />

Ein vielfältiges Informations<strong>des</strong>ign im Sinne <strong>des</strong> Crossmarketing<br />

hilft zudem ganz gezielt einzelne Zielgruppen zu<br />

erreichen oder eine breite Menge an Menschen aufmerksam<br />

zu machen. Die Nachhaltigkeit war in Ahlen stets der<br />

Maßstab der Arbeit. Das SINN-Netzwerk neue PartnerInnen<br />

im Sport gewinnen, welche auch in Zukunft das Engagement<br />

im Bereich Bewegung und Gesundheit im Netzwerk<br />

erhöhen. Ein gelungenes Beispiel dieser Verstetigung ist<br />

die Fortsetzung der Walkinggruppen in Vereinsträgerschaft,<br />

die Fortsetzung der Sturzprophylaxeveranstaltungen mit<br />

den frisch ausgebildeten ÜbungsleiterInnen durch die VHS<br />

und die weitere Zusammenarbeit mit den nun benannten<br />

AnsprechpartnerInnen für Seniorensport in den Vereinen<br />

sowie der sportpolitische „Pakt für Sport“.<br />

Stand: April 2010<br />

Internet: www.senioren-ahlen.de


MICHAEL HÖHN (DEUTSCHER OLYMPISCHER SPORTBUND):<br />

Projekt „Bewegungsnetzwerk 50 plus“ –<br />

Förderung von Sport und Bewegung für Ältere durch<br />

ein vernetztes Angebote in der Kommune<br />

Die Förderung von Sport und Bewegung in den Kommunen<br />

ist ein wichtiger Baustein für die Bewältigung der<br />

demografischen und gesellschaftlichen Entwicklungen.<br />

Sportvereine können die Lebensqualität im Quartier erheblich<br />

erhöhen und mit ihren zahlreichen Angeboten<br />

maßgeblich zur Erhaltung von Gesundheit und Selbständigkeit<br />

und zur Partizipation der Generation 50 plus beitragen.<br />

Ein entscheidender Aspekt wird in Zukunft die<br />

verstärkte Vernetzung von Sportvereinen und -verbänden<br />

mit Akteuren aus dem kommunalen Umfeld sein. <strong>Der</strong><br />

Sport braucht Verbündete in den Kommunen, um seine<br />

Potentiale besser auszuschöpfen, sich stärker einzubinden<br />

und die Kommunen, als Orte der Daseinsvorsorge,<br />

mit Sport- und Bewegungsangeboten zu bereichern.<br />

Im Modelprojekt „Bewegungsnetzwerk 50 plus“ greift<br />

der <strong>Deutsche</strong> <strong>Olympische</strong> SportBund (DOSB) diesen Aspekt<br />

auf und knüpft die Förderung von Sport und Bewegung<br />

der Älteren an den Aufbau von Netzwerken mit<br />

kommunalen Akteuren. Gefördert vom Bun<strong>des</strong>ministerium<br />

für Familie, Senioren, Frauen und Jugend führt der<br />

DOSB zusammen mit 10 Mitgliedsorganisationen verschiedene<br />

modellhafte Maßnahmen durch, um Sport<br />

und Bewegung für die Generation 50 plus in den Kommunen<br />

zu fördern. In allen beteiligten Projekten will man<br />

dieses Ziel durch Kooperationen zwischen Sportvereinen,<br />

Kommunen, Gesundheitsorganisationen, sozialen und<br />

kirchlichen Einrichtungen erreichen. Netzwerke zwischen<br />

Sportvereinen und Partnern aus dem kommunalen Umfeld<br />

bieten die Möglichkeit zu:<br />

p einer verbesserten Zielgruppenorientierung<br />

durch neue Zugangswege,<br />

p sozialer Teilhabe der Generation 50 plus,<br />

p Empowerment von Sport und kommunalen<br />

Kooperationspartnern,<br />

p Strukturbildung durch nachhaltige Kooperationen<br />

und Vernetzungen,<br />

p differenzierten und vielseitigen Sport- und<br />

Bewegungsangeboten angelehnt an Bedürfnissen<br />

und Lebenspraxis der Generation 50 plus.<br />

I 111


Arbeitskreis 8: Sport fördert die Lebensqualität<br />

aller Generationen vor Ort<br />

Das „Bewegungsnetzwerk 50 plus“<br />

umfasst folgende Teilprojekte:<br />

DOSB: „Koordinationsstelle Netzwerkplanung“<br />

<strong>Der</strong> DOSB plant in Form einer Koordinationsstelle die nachhaltige<br />

Entwicklung kommunaler Netzwerkbeziehungen<br />

und die Kooperation mit Partnern außerhalb <strong>des</strong> Sports,<br />

wie z.B. der Bun<strong>des</strong>arbeitsgemeinschaft der Seniorenorganisationen<br />

(BAGSO). Ein weiteres Hauptaugenmerk<br />

liegt auf der Konzeption einer internetbasierten Wissensbörse<br />

zur Netzwerkarbeit im Sport, die als Informationsund<br />

Kommunikationsplattform fungieren und zu einer<br />

weiteren Strukturbildung in den Kommunen beitragen<br />

soll. Zusätzlich kooperiert der DOSB mit dem <strong>Deutsche</strong>n<br />

Behindertensportverband, den LSBs Bremen, Sachsen-<br />

Anhalt und Schleswig-Holstein, um Einzelmaßnahmen<br />

zur Vernetzung durchzuführen.<br />

Lan<strong>des</strong>sportbund Hessen:<br />

„Bewegungs-Starthelfer für Ältere“<br />

<strong>Der</strong> Lan<strong>des</strong>sportbund Hessen will mit seinem Projekt Bewegungs-Starthelfer<br />

für Ältere“ die Ansprache und<br />

Betreuung sportfremder Menschen 50 plus in Bewegungsgruppen<br />

und Sportvereinen verbessern. Die Bewegungs-<br />

Starthelfer sollen zur Überwindung von Zugangsbarrieren<br />

beitragen, die Älteren für einen aktiven Lebensstil<br />

gewinnen und dauerhaft in eine neue oder bereits bestehende<br />

Gruppe im Verein integrieren.<br />

In den Modellregionen Stadt und Kreis Offenbach verfolgt<br />

der LSB Hessen die Gewinnung von „Bewegungs-Starthelfern“<br />

über bereits bestehende Netzwerkstrukturen<br />

und durch neue Kooperationspartner, wie der Lan<strong>des</strong>ehrenamtsagentur.<br />

Die Bewegungs-Starthelfer begleiten<br />

Menschen ab 50 auf dem Weg zu Sport und Bewegung<br />

und orientieren sich an den persönlichen Bedürfnissen<br />

und Interessen der Menschen 50 plus. Damit sollen neue<br />

Zielgruppen für einen sanften Einstieg in den Sportverein<br />

angesprochen werden.<br />

112 I<br />

DTB: „Aktiv bis 100“<br />

<strong>Der</strong> <strong>Deutsche</strong> TurnerBund legt mit seinem Projekt „Aktiv<br />

bis 100“ den Fokus auf die Zielgruppe der Hochaltrigen.<br />

Gemeinsam mit kommunalen Akteuren soll in den beiden<br />

ausgewählten Modellregionen Achern(Baden) und Frankfurt(Hessen)<br />

ein Bewegungsprogramm für Hochaltrige<br />

umgesetzt werden. Die Gewinnung und dauerhafte Motivierung<br />

von Hochaltrigen, die bisher keinen Zugang<br />

zu Sport- und Bewegungsangeboten hatten, ist eine wichtige<br />

Aufgabe <strong>des</strong> Netzwerks. Für den Aufbau der Netzwerkstrukturen<br />

sind vor allem Partner aus dem Senioren,-<br />

Sozial- und Gesundheitswesen gefragt. Neben Einzelansprachen<br />

und Informationen in Veranstaltungen der<br />

Netzwerkpartner, ist hier besonders die Erschließung von<br />

Kontakten zu Hochaltrigen über die Netzwerkpartner –<br />

die oftmals schon Verbindungen zur Zielgruppe haben –<br />

und teilweise über die Angehörigen notwendig. Ältere<br />

Menschen gewinnt man oft nicht mit den klassischen<br />

Mitteln der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit. Es müssen<br />

Strategien entwickelt werden, die Menschen in ihrer Lebenspraxis<br />

anzusprechen, da wo sie Probleme haben und<br />

wo Bewegung zur Verbesserung der Lebensqualität beitragen<br />

kann.<br />

LSB Thüringen: „Strukturentwicklung zum Ausbau<br />

von Sport- und Bewegungsangeboten für Ältere“<br />

Die angestrebte Strukturentwicklung durch das Teilprojekt<br />

<strong>des</strong> LSB Thüringen erfolgt zusammen mit den Kreis- und<br />

Stadtsportbünden, sowie ausgewählten Sportfachverbänden<br />

und den vorrangig ehrenamtlich tätigen Seniorensportbetreuer/innen.<br />

Die in den 23 Städten und Kreisen<br />

tätigen Seniorensportbetreuerinnen und -betreuer haben<br />

die Aufgabe, in ihrem Tätigkeitsbereich neue Netzwerke<br />

im Bereich Ältere aufzubauen oder sich an bestehende anzugliedern,<br />

um das Thema „Sport und Bewegung“ in<br />

die regionale Altenhilfeplanung zu integrieren. Eine bestehende<br />

Kooperationsvereinbarung zwischen dem LSB<br />

Thüringen und dem Gemeinde- und Städtebund Thüringen<br />

bietet hierfür eine gute Grundlage. Mit der Analyse<br />

der regionalen Vernetzungsstrukturen hat der LSB Thü-


ingen zahlreiche Erkenntnisse zum Vernetzungsgrad<br />

und Arbeitsstand in den regional sehr unterschiedlichen<br />

Landkreisen und Städten gesammelt. Ausgehend von<br />

wesentlichen Erfolgsfaktoren und Handlungsempfehlungen<br />

gründet der LSB Thüringen nun gemeinsam mit<br />

den Seniorensportbetreuer/innen neue Kooperationen<br />

und Netzwerke für den Sport der Älteren.<br />

Lan<strong>des</strong>sportbund Niedersachsen: „Strategieentwicklung<br />

zum Ausbau von Sport- und Bewegungsangeboten<br />

für Ältere in kommunalen Netzwerken“<br />

<strong>Der</strong> LSB Niedersachsen strebt den Ausbau von Sport- und<br />

Bewegungsangeboten für Ältere in Zusammenarbeit mit<br />

Gesundheits- und Seniorenorganisationen an. Ein großer<br />

Schwerpunkt liegt dabei auf der Vernetzung zwischen<br />

Sportvereinen und Senioren-Service-Büros in ausgewählten<br />

Modellregionen, wie Gronau/Leine und Helmstedt.<br />

Eine Grundlage für die Strategieentwicklungen bilden<br />

Struktur- und Bedarfsanalysen in den verschiedenen Regionen.<br />

Die Aufgabe der lokalen Netzwerke soll sein,<br />

zu einer Verbreiterung <strong>des</strong> Sport- und Bewegungsangebots<br />

für ältere Menschen in ihrem unmittelbaren Lebensumfeld<br />

beizutragen und Zugangsbarrieren zu Sportund<br />

Bewegungsangeboten zu senken. Mit Hilfe dieser<br />

Kooperationen bezweckt man die Ansprache der Generation<br />

50 plus zu verbessern und Ideen-Werkstätten<br />

und Aktionstage zu organisieren.<br />

Lan<strong>des</strong>sportbund Nordrhein-Westfalen:<br />

Generationenprojekt „Jung & Alt – gemeinsam<br />

sportlich aktiv“<br />

Ziel <strong>des</strong> Projekts ist die Gewinnung neuer Partner zur<br />

Förderung der Generationenbeziehungen im Sport. <strong>Der</strong><br />

LSB Nordrhein-Westfalen will gemeinsam mit Fachverbänden<br />

an fünf Standorten kommunale Netzwerke aufbauen,<br />

um in Kooperation mit vielfältigen externen<br />

Partnern Mitglieder aller Generationen für Jung & Alt –<br />

Projekte zu gewinnen. Die Sportvereine bieten nicht<br />

nur die Chance zur Begegnung und Unterstützung der<br />

Generationen in den Kommunen, sondern auch ein Er-<br />

lebnis- und Tätigkeitsfeld für Alt und Jung. Mit den<br />

kommunalen Netzwerken sollen neue gemeinsame Erfahrungsräume<br />

für Kinder, Jugendliche und älteren<br />

Menschen ab 50 Jahren geschaffen werden. Darüber<br />

hinaus werden Tätigkeitsfelder für Ältere und Jüngere<br />

im Sportverein aufgezeigt und neu erschlossen.<br />

Badischer Sportbund:<br />

„Gewinnung neuer Zielgruppen“<br />

Sport eignet sich in hohem Maße, die Integration von<br />

Migrantinnen und Migranten in die Gesellschaft zu<br />

unterstützen. <strong>Der</strong> Badische Sportbund beabsichtigt mit<br />

kommunalen Partnern und insbesondere mit Migrantenvereinen<br />

Netzwerke zu entwickeln, um neue Zugangswege<br />

zur Zielgruppe der älteren Migranten/-innen zu<br />

erproben und diese für Sport und Bewegung anzusprechen.<br />

Mit speziell auf die Zielgruppe älterer Menschen<br />

zugeschnittenen Angeboten sollen Neueinsteigerinnen<br />

und -einsteiger für Gesundheitssportangebote gewonnen<br />

werden. Dafür strebt man eine enge Kooperation<br />

mit Migranten-Kulturvereinen und -Selbsthilfeorganisationen<br />

an.<br />

Weitere Informationen:<br />

Broschüre zur „Netzwerkarbeit im Sport – aufgezeigt am Sport der<br />

Älteren“ erschienen. In der Broschüre werden Grundsätze <strong>des</strong><br />

Netzwerkmanagements, sowie viele Praxistipps u. a. zu Erfolgsfaktoren<br />

und Stolpersteinen von Netzwerkarbeit aufgezeigt.<br />

Laufende Berichterstattung zum Projekt auf<br />

www.richtigfit-ab50.de/projekte<br />

Die Präsentation der Projektergebnisse erfolgt im Herbst 2011 auf<br />

einer Fachtagung<br />

Internet: www.richtigfit-ab50.de<br />

I 113


Arbeitskreis 8: Sport fördert die Lebensqualität<br />

aller Generationen vor Ort<br />

DR. KAROLA KURR (SPORTMANAGERIN DES TUS GRIESHEIM):<br />

Sport fördert die Lebensqualität für alle Generationen –<br />

TuS Griesheim 1899 e.V.<br />

Griesheim liegt im Landkreis Darmstadt-Dieburg und hat<br />

ca. 26.500 Einwohner. <strong>Der</strong> TuS Griesheim ist ein Mehrspartenverein<br />

mit 3.900 Mitgliedern und zeichnet sich<br />

durch seine exzellente und mehrfach prämierte Vereinsarbeit<br />

aus. <strong>Der</strong> Verein möchte für seine Mitglieder ein<br />

attraktiver Verein sein, der sich seiner Verantwortung für<br />

die gesellschaftlichen Bereiche Gesundheit, Kultur, Umwelt<br />

und Soziales bewusst ist.<br />

Oberste Priorität genießt die Zufriedenheit der Vereinsmitglieder,<br />

die sowohl die Qualität <strong>des</strong> Angebots als auch<br />

die Organisation so schätzen, dass sie die Botschaft nach<br />

außen tragen und damit Interesse bei anderen wecken.<br />

Es wird ein Angebot für alle Altersklassen, Geschlechter<br />

und soziale Gruppen angeboten. <strong>Der</strong> Verein möchte mit<br />

seinem Engagement das Gesundheitsbewusstsein und<br />

die Bereitschaft zur Leistung und zur Eigeninitiative der<br />

Mitglieder stärken und ihre Lebensfreude und Lebensqualität<br />

steigern.<br />

Was kann der Verein im Bereich Familien und Senioren<br />

leisten? <strong>Der</strong> TuS Griesheim sieht die Zielgruppen Familien<br />

und Senioren als einen wichtigen Schwerpunkt seiner<br />

Vereinsarbeit. <strong>Der</strong> Sport ist ein Integrationsfaktor auf vielfältigen<br />

Ebenen und ermöglicht somit ein Heranführen<br />

und Binden an den Verein. <strong>Der</strong> TuS Griesheim stellt sich<br />

seiner sozialen Verantwortung und möchte durch sein Angebot<br />

der demographischen Entwicklung gerecht werden.<br />

Im Jahr 2005 wurde das „Griesheimer Bündnis für Familie“<br />

gegründet. Man hat sich zum Ziel gesetzt, die Arbeit<br />

der Vereine und Institutionen vor Ort miteinander zu<br />

vernetzen, um Familien mit ihren Betreuungsaufgaben zu<br />

entlasten und um Austausch zu bieten. Die Einwohner<br />

114 I<br />

Griesheims profitieren von diesem Netzwerk. Familien fühlen<br />

sich in Griesheim wohl. Dies spiegelt sich, entgegen<br />

dem Trend im Landkreis Darmstadt-Dieburg, in der wachsenden<br />

Einwohnerzahl wieder.<br />

Ein effektives und intaktes Netzwerk erfordert eine sinnvolle<br />

Netzwerkstruktur. Gremien müssen installiert, Steuerungs-<br />

und Entscheidungsprozesse eingerichtet werden.<br />

Evaluationsverfahren zur Informationsgewinnung über<br />

den Nutzen sowie der Effektivität und Effizienz <strong>des</strong> Netzwerkes<br />

und <strong>des</strong>sen Projekte sind unablässig.<br />

Die Netzwerkarbeit in der Kommune ist eine der wichtigsten<br />

Ressourcen für den Verein. Die engsten Partner <strong>des</strong><br />

Vereins sind die Stadt Griesheim, der Landkreis, die Schulen,<br />

die Kindergärten und die anderen Vereine vor Ort.<br />

Das Netzwerk ermöglicht Kooperationen, Reduzierung<br />

von finanziellen Aufwendungen, Realisierung großer vereinsübergreifender<br />

und institutionsübergreifender Projekte,<br />

uvm. Die Beständigkeit und Erreichbarkeit fester<br />

Ansprechpartner erleichtert und verbessert die Zusammenarbeit.<br />

Koordinierungsaufgaben liegen im hauptamtlichen<br />

Bereich der Stadt, der Schulen und <strong>des</strong> Vereins,<br />

um den Kommunikationsfluss zu gewährleisten.<br />

Auch das Netzwerk <strong>des</strong> TuS Griesheim zeigt Schwächen.<br />

So stößt der Verein durch monetäre Probleme, personelle<br />

Strukturen (Ehrenamtlichkeit versus Hauptamtlichkeit)<br />

und dem Faktor Zeit immer wieder an seine Grenzen.<br />

Nichts<strong>des</strong>totrotz ist eine gute Vernetzung eine wichtige<br />

Voraussetzung und erheblicher Bestandteil einer erfolgreichen<br />

Vereinsarbeit.


Ergebnisse <strong>des</strong> Arbeitskreises 8<br />

I 115


Arbeitskreis 9: Frauensport(T)räume – der Gender- und<br />

Diversityansatz in der kommunalen Sportentwicklungsplanung<br />

PROF. DR. PETRA GIESS-STÜBER (ALBERT-LUDWIGS-UNIVERSITÄT FREIBURG):<br />

Frauensport(T)räume – Gender Mainstreaming in der<br />

Sportentwicklungsplanung<br />

In Freiburg im Breisgau wurde ein komplexes Projekt zur<br />

Sportentwicklungsplanung durchgeführt, in dem erstmalig<br />

die Leitideen <strong>des</strong> EU-Programms Gender Mainstreaming<br />

Berücksichtigung fanden. In Eckl, Gieß-Stüber & Wetterich<br />

(2005) werden Grundlagen, empirische Daten, Ergebnisse<br />

genderbezogener Analysen, Problemfelder und Handlungsempfehlungen<br />

ausführlich dargestellt.<br />

Gender Mainstreaming in der Sportentwicklungsplanung<br />

bedeutet, dass zu prüfen ist, ob z.B. Angebote Jungen<br />

und Mädchen, Männer und Frauen gleichermaßen ansprechen,<br />

die Angebote in der Kommune so gestaltet<br />

116 I<br />

sind, dass alle Bürgerinnen und Bürger für sich einen geeigneten<br />

Ort – also eine geeignete Sportstätte – und ein<br />

geeignetes Sportangebot finden können, ob die (Spitzen-)<br />

Sportförderung ausgeglichen ist, wie Vereine ihre Führungskräfte<br />

und ÜbungsleiterInnen rekrutieren u. a. m.<br />

In dem Bild, das Barbara Stiegler (2000) zeichnet, werden<br />

die anstehenden Entscheidungsprozesse mit dem Flechten<br />

eines Zopfes verglichen. Den in politischen Organisationen<br />

üblichen Strängen Sachgerechtigkeit, Machbarkeit<br />

und Kosten wird von Beginn an die Frage der Geschlechterverhältnisse<br />

hinzugefügt.


Umsetzung von Gender Mainstreaming<br />

in der Sportentwicklungsplanung<br />

Implementierungsstrategien, die für Gender Mainstreaming<br />

in Organisationen empfohlen werden, sind nicht<br />

vollständig auf ein Forschungs- und Planungsprojekt zu<br />

beziehen. Entsprechend üblicher Implementierungsstrategien<br />

werden im Folgenden die zentralen Arbeitsschritte<br />

in Freiburg kommentierend skizziert:<br />

Zielklärung<br />

Angestrebt sind Handlungsempfehlungen, die auf<br />

Chancengleichheit und Gleichstellung von Mädchen und<br />

Jungen/ Frauen und Männern im Sport abzielen.<br />

Geschlechterdifferenzierende Analyse<br />

Grundlage einer geschlechtergerechten Sportentwicklungsplanung<br />

ist die Kenntnis <strong>des</strong> Forschungsstan<strong>des</strong> zu<br />

geschlechtsbezogenen Entwicklungstendenzen im Sport<br />

sowie die Kompetenz, auf der Grundlage geschlechtertheoretischer<br />

Erkenntnisse Entwicklungspotenziale zu erkennen.<br />

Unter der Perspektive von Gender Mainstreaming<br />

müssen alle Daten zu Sport- und Bewegungsverhalten<br />

und -bedarf, zu Infra- und Angebotsstruktur geschlechterdifferenziert<br />

erhoben und ausgewertet werden. Zu<br />

welchen Themen spezifische empirische Studien, Fachgespräche<br />

oder Dokumentenanalysen erforderlich sind,<br />

hängt von den jeweiligen lokalen Gegebenheiten und Interessenlagen<br />

ab.<br />

Geschlechtergerechte Partizipation im<br />

Planungsprozess<br />

Arbeits- und Planungsgruppen wurden – wo immer möglich<br />

– mit Frauen und Männern besetzt. Grenzen wurden<br />

diesem Bemühen dadurch gesetzt, dass Dezernats-, Organisations-<br />

und Vereinsleitungen i. d. R. durch Männer<br />

vertreten werden. So ergibt sich in Steuerungsgruppen<br />

„quasi automatisch“ das traditionelle, rollentypische Bild:<br />

Frauen vertreten Frauen-, Kinder- und Jugendinteressen.<br />

Politik, Verwaltung und Sport werden überwiegend durch<br />

Männer repräsentiert. Wenn ein solcher Effekt vermieden<br />

werden sollte, müssten im Planungsprozess sehr früh<br />

Auswahlkriterien jenseits institutioneller Hierarchien im<br />

Sinne von Gender Mainstreaming abgestimmt werden.<br />

Steuerung<br />

Die Beachtung von Gender Mainstreaming in dem gesamten<br />

Prozess wurde von der Projektleitung gesteuert<br />

(Top down). In der Phase der kooperativen Planungssitzungen<br />

wurde in allen Sitzungen darauf geachtet, dass<br />

Input (die Darstellung ausgewählter Forschungsergebnisse<br />

und Arbeitsblätter), die Arbeit in Kleingruppen und<br />

Output – wo immer sachgerecht und angemessen – Geschlechteraspekte<br />

berücksichtigen. Im Sinne der Idee von<br />

Gender Mainstreaming als Querschnittsaufgabe werden<br />

alle diesbezüglichen Arbeiten und Ergebnisse in die Forschungsberichte<br />

integriert und nicht gesondert dargestellt.<br />

So wird das Ziel erreicht, die Geschlechterperspektive in<br />

die Handlungsempfehlungen auf allen Ebenen und in<br />

allen Bereichen aufzunehmen. Die Kategorie Gender wird<br />

impliziter Bestandteil aller Diskussionen und Darstellungen,<br />

ohne immer wieder als „Sonderthema“ benannt zu<br />

werden.<br />

Controlling<br />

Wichtig ist es, von Beginn an mit zu planen, wie die genderbezogenen<br />

Zielsetzungen überprüft werden können<br />

(Controlling). Die Handlungsempfehlungen sehen in dem<br />

vorliegenden Projekt z.B. vor, dass weiterhin Daten geschlechterdifferenziert<br />

erhoben werden (hierzu zählen z.B.<br />

Erhebungen und Analysen der vorhandenen Sportangebote,<br />

der Nutzung vorhandener Sportgelegenheiten (Hallen,<br />

Räume, Plätze), der finanziellen Ressourcen). Es wird<br />

empfohlen, mittels eines dann möglichen Längsschnittvergleichs<br />

ein Controlling in den Feldern vorzunehmen,<br />

in denen aktuell Frauen oder Männer systematisch unterrepräsentiert<br />

sind.<br />

I 117


Arbeitskreis 9: Frauensport(T)räume – der Gender- und<br />

Diversityansatz in der kommunalen Sportentwicklungsplanung<br />

Bewertung <strong>des</strong> Versuchs, Gender<br />

Mainstreaming in die Sportentwicklungsplanung<br />

zu implementieren<br />

Das Bemühen, Gender Mainstreaming in die Sportentwicklungsplanung<br />

zu integrieren, soll abschließend<br />

unter einer pragmatischen Perspektive diskutiert werden<br />

(ausführlicher in Gieß-Stüber, 2006).<br />

Nimmt man das Gender Mainstreaming Prinzip wirklich<br />

ernst, so bedeutet es eine Innovation von Entscheidungsprozessen<br />

in Organisationen und wird damit zu einer<br />

radikalen (an die Wurzel gehenden) Veränderung (vgl.<br />

Stiegler 2000). Die Grenzen einer konsequenten Umsetzung<br />

von Gender Mainstreaming werden dadurch markiert,<br />

dass min<strong>des</strong>tens die drei folgenden wesentlichen<br />

Voraussetzungen (noch) nicht erfüllt werden können:<br />

1. Genderkompetenz bei allen involvierten<br />

verantwortlichen Personen;<br />

2. Gender Mainstreaming als ausdrückliches Ziel<br />

aller Beteiligten;<br />

3. Die Möglichkeit, Gender Mainstreaming „top<br />

down“ einzuführen.<br />

In der vorliegenden Projektkonstellation musste eine<br />

Sensibilisierung für Genderaspekte <strong>des</strong> Vorhabens teilweise<br />

durch die wissenschaftliche Begleitung erfolgen,<br />

da die Genderkompetenz-Schulungen für die Stadtverwaltung<br />

erst parallel zu diesen Arbeiten begannen. So<br />

fehlte erforderliches Genderwissen breitflächig sowohl in<br />

den unterschiedlichen Projektgruppen als auch in den<br />

kooperativen Planungsgruppen. Dies kann zu unergiebigen<br />

Grundsatzdiskussionen und zu einer ablehnenden<br />

Haltung gegenüber der Thematisierung von Genderaspekten<br />

führen. Die Moderation <strong>des</strong> Planungsverfahrens<br />

erfordert diplomatische Kompetenz.<br />

118 I<br />

Das Konzept der kooperativen Planung eignet sich sehr<br />

gut für das Anliegen, da alle Handlungsempfehlungen<br />

konsensual verabschiedet werden und so eine hohe Legitimität<br />

in der späteren politischen Umsetzung bekommen.<br />

Zudem werden Verantwortliche <strong>des</strong> kommunalen Sports<br />

erreicht, die im Ergebnis alle Fragen der Infrastruktur,<br />

Angebotsebene und Organisation geschlechterdifferenziert<br />

diskutiert und entschieden haben. So wird ein hoher<br />

Grad an Sensibilisierung in einer Stadt erreicht. Die Öffentlichkeit<br />

und Transparenz <strong>des</strong> Projekts (kontinuierliche<br />

Begleitung in der lokalen Presse) führt dazu, dass zukünftig<br />

InteressenvertreterInnen auf die Handlungsempfehlungen<br />

zurückgreifen können. In jedem Falle muss<br />

Gender Mainstreaming zentrale Zielsetzung von Sportentwicklungsplanung<br />

sein und nicht als „Nebenprodukt“<br />

mitlaufen, wenn überhaupt ein politischer Effekt erwartet<br />

wird.<br />

Gender Mainstreaming in der Sportentwicklungsplanung<br />

erfüllt (noch) nicht alle Frauenträume, verspricht aber<br />

für Frauen gute Aussichten auf neue Bewegungsräume<br />

und nähert sich der Utopie einer geschlechtergerechten<br />

sport- und bewegungsfreundlichen Stadt.<br />

Literatur:<br />

I Eckl, Stefan; Gieß-Stüber, Petra & Wetterich; Jörg (2005).<br />

Kommunale Sportentwicklungsplanung und Gender Mainstreaming.<br />

Konzepte, Methoden und Befunde aus Freiburg.<br />

Münster: Lit.<br />

I Gieß-Stüber, P., Eckl S. & Wetterich, J. (2004). Sport und Bewegung<br />

in Freiburg. Band 1: Sportwissenschaftliche und genderpolitische<br />

Grundlagen <strong>des</strong> Projekts „Sportentwicklungsplanung<br />

Freiburg“. Unveröffentlichter Projektbericht an die Stadt Freiburg.<br />

(http://www.sport.uni-freiburg.de/institut/Arbeitsbereiche/<br />

paedagogik/projekte/SEP-Ergebnisband1)<br />

I Gieß-Stüber, P. (2006). Gender Mainstreaming in der Sportentwicklungsplanung<br />

– Erste Erfahrungen und Perspektiven. In<br />

Gieß-Stüber, P. & Sobiech, G. (Hrsg.). Gleichheit und Differenz in<br />

Bewegung – Entwicklungen und Perspektiven für die Geschlechterforschung<br />

in der Sportwissenschaft (S. 113—122). Hamburg:<br />

Czwalina.<br />

I Stiegler, Barbara (2000): Wie Gender in den Mainstream kommt.<br />

Konzepte, Argumente und Praxisbeispiele zur EU-Strategie<br />

<strong>des</strong> Gender Mainstreaming. Friedrich-Ebert-Stiftung (Hrsg.),<br />

Abt. Arbeits- und Sozialforschung. Bonn.


SUSANNE WILDNER (GLEICHSTELLUNGSBEAUFTRAGTE DER STADT HALLE AN DER SAALE):<br />

Frauensport(T)räume in Halle an der Saale<br />

Bevor ich mich dem eigentlichen Thema meines<br />

Beitrages zuwenden werde, möchte ich die Hauptpunkte<br />

benennen:<br />

p Halle – Die Stadt<br />

p Halle – eine Stadt mit sportlicher Tradition und<br />

Gegenwart<br />

p HALLES STARKE FRAUEN<br />

p Kommunale Sportpolitik versus Gender- und<br />

Diversityansätze?!<br />

p Vision<br />

Halle – Die Stadt<br />

Nicht jede und jeder kennt das 1200 Jahre alte Halle an<br />

der Saale und so stelle ich es Ihnen als Einstieg in meine<br />

Ausführungen einfach kurz vor.<br />

Meine Heimatstadt liegt im Herzen Deutschlands und<br />

bildet gemeinsam mit dem nur knapp 40 Kilometer östlich<br />

befindlichen Leipzig eine bedeutende, traditionsreiche<br />

Metropolregion. Die Stadt Halle ist mit rund 230.500 Einwohnerinnen<br />

und Einwohnern und einer Fläche von<br />

135 km² die nach der Bevölkerung größte Stadt <strong>des</strong> Lan<strong>des</strong><br />

Sachsen-Anhalt und die viertgrößte im Osten Deutschlands.<br />

Sie liegt am Ufer der Saale und verfügt auch sonst<br />

über eine günstige Verkehrsanbindung: Flughafen Leipzig-Halle,<br />

Autobahnkreuz A9/A14, IC-Anbindung, Saalehafen<br />

Trotha. Sie ist die Kulturhauptstadt Sachsen-Anhalts<br />

und so gibt es in der Geburtsstadt Händels viel zu hören<br />

(u. a. Händel-Festspiele, Kinderchorfestival), zu feiern<br />

(Laternenfest, Salzfest), zu sehen (Himmelsscheibe, Stiftung<br />

Moritzburg, Stadtgottesacker, Frackesche Stiftungen,<br />

Dom, Marienbibliothek), und man kann sich unterhalten<br />

lassen (Oper, vier Sprechtheater, das älteste Varieté<br />

Deutschlands). Als einen wichtigen Wirtschafts-, Technologie-<br />

und Wissenschaftsstandort kennzeichnen vor<br />

allem Firmen aus dem Dienstleistungssektor, dem verarbeitenden<br />

Gewerbe und dem Technologiebereich die<br />

Unternehmenslandschaft. Die bekanntesten Unternehmen<br />

in der Stadt Halle sind die Halloren Schokoladenfabrik<br />

GmbH, die Kathi Rainer Thiele GmbH und der KSB Konzern.<br />

Weiterhin sind zahlreiche Einrichtungen vertreten,<br />

wie jene der Max-Planck-Gesellschaft oder <strong>des</strong> Fraunhofer<br />

Instituts und nicht zuletzt die Martin-Luther-Universität<br />

Halle-Wittenberg.<br />

Halle ist auch eine Stadt, in der man seine freie Zeit<br />

sehr abwechslungsreich gestalten kann: Sie verfügt über<br />

71 km² Wasser-und Grünfläche und man erholt sich<br />

herrlich im Bergzoo, im Botanischen Garten, auf der Galopprennbahn,<br />

auf der Peißnitzinsel, am Saaleufer oder<br />

in einem der fünf Kinos. Sport getrieben wird in 154 Vereinen<br />

auf 63 Sportplätzen, fünf Tennisanlagen und in<br />

einer Vielzahl weiterer Sporteinrichtungen (u. a. gibt es<br />

in Halle vier Frei- und ebenso vier Hallenbäder.)<br />

Halle – eine Stadt mit sportlicher<br />

Tradition und Gegenwart<br />

Das Jahr 1781 gilt als Geburtsstunde der organisierten<br />

sportlichen Betätigung in unserer Stadt. In diesem Jahr<br />

führte August Hermann Niemeyer an den Franckeschen<br />

Stiftungen sportliche Leibesübungen als Ergänzung zum<br />

Schulunterricht ein. 1848 wurde der erste Turnverein<br />

für die breite Öffentlichkeit gegründet. Es folgten immer<br />

mehr Sportvereine, die sich am Ende <strong>des</strong> 19.Jahrhunderts<br />

auch anderen Sportarten zuwandten: So entstand<br />

I 119


Arbeitskreis 9: Frauensport(T)räume – der Gender- und<br />

Diversityansatz in der kommunalen Sportentwicklungsplanung<br />

im Jahr 1896 der VfL Halle 96, Halles ältester Fußballverein,<br />

der bis heute besteht. Reichlich 100 Jahre später<br />

gibt es eine vielfältige Vereinslandschaft im Sportbereich:<br />

<strong>Der</strong>zeit bieten 185 Vereine 68 Sportarten an und die<br />

herausragende Rolle <strong>des</strong> organisierten Sportes im Leistungssport<br />

– und Freizeitbereich wird dadurch hinreichend<br />

deutlich.<br />

Eine tragende Rolle spielt der Hallesche Stadtsportbund<br />

(SSB) als Dachverband und damit Interessenvertretung<br />

der Sportvereine unserer Stadt, der als erster seiner Art<br />

in den neuen Bun<strong>des</strong>ländern im Jahr 1991 gegründet<br />

wurde. Gegenwärtig gehören ihm ca. 36.000 Mitglieder,<br />

davon rund 14.900 Frauen und Mädchen an. Das sind<br />

etwas über 41 % und damit 5 % mehr als der Lan<strong>des</strong>durchschnitt<br />

von Sachsen-Anhalt.Dieser bemerkenswerte<br />

Anteil der weiblichen Sporttreibenden spiegelt sich allerdings<br />

noch nicht im Bereich der Verantwortung im Präsidium<br />

bzw. Beirat Tragenden wider. Generell hat sich der<br />

SSB das Ziel gesetzt, die Potentiale der Frauen und Mädchen<br />

auch in Vereins- und Verbandsfunktionen stärker<br />

als bisher zu nutzen. <strong>Der</strong>zeit werden nur rund 28 % der<br />

Wahlfunktionen von Frauen wahrgenommen.<br />

Zwei Aspekte sollen nicht unerwähnt bleiben: Neben den<br />

vielen sportbegeisterten Hallenserinnen und Hallensern<br />

stammt eine ganze Reihe deutscher Spitzensportlerinnen<br />

und -sportler aus der Saalestadt, deren Erfolgsbiografien<br />

oft ihren Anfang in den sportorientierten Schulen (Sekundarschule<br />

und Gymnasium) nahmen.<br />

Halles Starke Frauen<br />

Mit klangvollen Namen, wie: Saalehaie, Lizards, Wildcats<br />

oder Lions gehen sie deutschlandweit in den Bun<strong>des</strong>ligen<br />

auf Erfolgsjagd.<br />

Sie sind als faire Sportsfrauen überall willkommen und<br />

als entschlossene Gegnerinnen gefürchtet.<br />

120 I<br />

Was auffällt:<br />

Hallenserinnen kämpfen und siegen im Team, der Erfolg<br />

stellt sich nicht nur, aber überwiegend in Mannschaftssportarten<br />

ein!<br />

Saalehaie: … Schwimmen klingt zunächst nicht nach<br />

Mannschaft und doch holten die jungen Frauen <strong>des</strong> SV<br />

Halle 2006 und 2007 den Titel <strong>des</strong> deutschen Mannschaftsmeisters<br />

im Schwimmen der Frauen an die Saale;<br />

2008 war es „nur“ der dritte Platz und jüngst, in Rom,<br />

errang Daniela Schreiber einen Vize-Weltmeister-Titel.<br />

Lizards: … Das Tier im Logo der Reideburger Radpolo-<br />

Frauen mutet beinahe ebenso exotisch an, wie die Sportart<br />

selbst. Halle-Reideburg ist deutschlandweit eben<br />

nicht nur durch verdiente Männer bekannt sondern auch<br />

durch zwei Damen-Radpolo-Mannschaften, die in der<br />

1. Bun<strong>des</strong>liga von sich reden machen.<br />

Wildcats: … Handball hat in Halle an der Saale eine lange<br />

Tradition; so fand 1925 hier das erste Handball-Länderspiel<br />

statt. Seit 1989 hat sich der SV UNION Halle-Neustadt<br />

ausschließlich dem Mädchen- und Frauenhandball<br />

verschrieben und spielt seither ununterbrochen in der<br />

2. Damenhandball-Bun<strong>des</strong>liga.<br />

Lions: … Viele Mädchen und Frauen in Halle haben es<br />

irgendwann einmal mit Basketball versucht! Das ist nicht<br />

verwunderlich, denn 25 <strong>Deutsche</strong> Meistertitel bei den<br />

Damen seit 1960 bleiben auch im Breitensport nicht<br />

ohne Wirkung. Auch in der Saison 2009/2010 sind die<br />

„Löwinnen“ ganz vorn in der Bun<strong>des</strong>liga zu finden.<br />

Die Schach-Frauen <strong>des</strong> USV sind auch ohne ein Maskottchen<br />

im Namen sehr erfolgreich und sicherten sich<br />

im Jahr 2007 die <strong>Deutsche</strong> Meisterschaft. Zahlreiche<br />

Fans, die der leise Sport durchaus verzeichnet, sind stolz<br />

auf die sechs Topp-Spielerinnen, die bei Wettkämpfen<br />

eine Mannschaft bilden und immer gleichzeitig gegen<br />

zwei gegnerische Teams antreten müssen.<br />

Was aber gelten die Prophetinnen in der eigenen Stadt<br />

und wie wird ihr positives Image für die Weiterentwicklung<br />

<strong>des</strong> Sportes in Halle genutzt?


Städtische Wahrnehmung, Zuschauergunst und Sponsoreninteresse<br />

sind eindeutig und unbeirrt auf die männlichen<br />

Kollegen, so u. a. im Fuß- und Handball, gerichtet.<br />

Diese allerdings versuchen seit Jahren erfolglos der Tristess<br />

der 3. und 4. Liga zu entfliehen … Es ist an der Zeit, die<br />

Ursachen dieser Unterbewertung zu analysieren und positive<br />

Perspektiven aufzuzeigen.<br />

Kommunale Sportpolitik versus Gender –<br />

und Diversityansätze?!<br />

Drei Ebenen, die zusammen wirken:<br />

p Stadt Halle, Stabsstelle Sport und Bäder:<br />

Verwaltung der Sportstätten und Fördermittelvergabe<br />

p Stadtrat, hier Sportausschuss, beratender Ausschuss<br />

(gemäß §48 Abs. 1 GO LSA)<br />

l Angelegenheiten der Vereins- und Sportartentwicklung<br />

sowie der Förderung <strong>des</strong> Sportes<br />

(Vergabe der Sportfördermittel und Investitionszuschüsse)<br />

l Entscheidungen der Stadtplanung und Stadtentwicklung,<br />

die Angelegenheiten der Sportentwicklung<br />

sowie der Standort für Sporteinrichtungen<br />

und Bäder<br />

l Festlegung von Nutzungsmöglichkeiten und<br />

Gebühren für Nutzung von Einrichtungen<br />

p Stadtsportbund Halle e.V.:<br />

Dachverband <strong>des</strong> organisierten Sportes mit ca.<br />

36.000 Mitgliedern<br />

Die formale Genderanalyse zeigt folgende Situation:<br />

p Stadt Halle, Stabsstelle Sport und Bäder:<br />

19 Beschäftigte davon 12 Frauen und 9 Männer; aber<br />

nur 1 von 4 Leitungsfunktionen wird von einer Frau<br />

wahrgenommen. Ein Grundsatzbeschluss zur Anwendung<br />

der Strategie <strong>des</strong> Gender Mainstreaming in der<br />

Stadtverwaltung Halle wurde bereits im Jahr 2006 gefasst.<br />

I 121


Arbeitskreis 9: Frauensport(T)räume – der Gender- und<br />

Diversityansatz in der kommunalen Sportentwicklungsplanung<br />

p Sportausschuss:<br />

11 Mitglieder davon 4 Frauen und 7 Männer; Den<br />

Vorsitz hat ein Mann inne. 9 sachkundige Einwohnerinnen<br />

und Einwohner davon 2 Frauen und 7 Männer.<br />

p Stadtsportbund Halle e.V.:<br />

36.000 Mitglieder davon 14.900 Frauen und Mädchen<br />

und 21.100 Männer und Jungen. Präsidium: 10 Mitglieder<br />

davon 2 Frauen und 8 Männer. <strong>Der</strong> Präsident<br />

ist männlich. Beirat: 10 Mitglieder, 10 Männer. Den<br />

Vereinsvorsitz in den 154 Mitgliedsvereinen haben 25<br />

Frauen inne, das entspricht 16 %. Insgesamt in Wahlfunktionen<br />

aktiv sind leider nur 28 % der Sportlerinnen.<br />

Fazit:<br />

Frauen und Mädchen sind nicht weniger sportbegeistert<br />

als Männer und Jungen und erst recht nicht weniger erfolgreich!<br />

Woran liegt es also, dass sie wesentlich seltener<br />

einflussreiche Positionen als Stabsstellenleiterinnen, Ausschussvorsitzende,<br />

Präsidentinnen, Vereinsvorsitzende …<br />

anstreben bzw. übernehmen? Liegt es am mangelnden<br />

Selbstbewusstsein, ungünstigen Rahmenbedingungen<br />

zur Ausübung solcher Funktionen oder traut die Gesellschaft<br />

eine solche Aufgabe Frauen nicht zu?<br />

Da in Halle an der Saale nicht auf tiefergreifende und belegbare<br />

Analyseergebnisse zurückgegriffen werden kann,<br />

das Problem als solches aber von den 3 agierenden Ebenen<br />

(Kommune, Politik und Interessenvertretung) erkannt<br />

wurde, gibt es auch erste Überlegungen zur nachhaltigen<br />

Einführung der Strategie <strong>des</strong> Gender- und Diversityansatzes<br />

in die Sportentwicklungsplanung unserer Stadt.<br />

122 I<br />

Vision<br />

Dieser sehr komplexe Prozess wird schon jetzt von begleitenden<br />

Aktivitäten der Akteurinnen und Akteure unterstützt:<br />

1. Die Oberbürgermeisterin von Halle, Frau Dagmar<br />

Szabados gehörte im vergangenen Jahr zu den Unterstützerinnen<br />

<strong>des</strong> Aktionsjahres „Frauen gewinnen!“<br />

und hat diese Unterstützung erfolgversprechend weitergeführt.<br />

In Kürze wird es in Halle an der Saale<br />

den Startschuss für einen lokalen „Unterstützerinnen-<br />

Verbund“ im Sportbereich geben!<br />

Diesem Kreis werden aktive Frauen aus verschiedenen<br />

Bereichen <strong>des</strong> öffentlichen Lebens angehören und ihr<br />

gemeinsames Ziel wird es sein, Frauensport(T)räume<br />

in unserer Stadt Wirklichkeit werden zu lassen.<br />

2. Die Stadtverwaltung, insbesondere die Stabsstelle<br />

Sport wird in allen Bereichen ihrer Tätigkeit die Strategien<br />

und Ziele einer modernen, zukunftsorientierten<br />

Kommune verfolgen.<br />

3. <strong>Der</strong> Stadtsportbund Halle e.V. hat sich anspruchsvolle<br />

Aufgaben gestellt:<br />

p Steigerung der Mitgliederzahl von Frauen und<br />

Mädchen<br />

p Vorbereitung aktiver Spielerinnen am Ende der<br />

leistungssportlichen Laufbahn auf Vereins- und<br />

Verbandsfunktionen<br />

p Aktive Einflussnahme auf die frauen- und<br />

familienfreundliche Gesamtgestaltung und im<br />

Umbau befindlicher Sportanlagen<br />

4. <strong>Der</strong> Stadtrat, namentlich der Sportausschuss wird diesen<br />

von Nachhaltigkeit geprägten Prozess der qualitativen<br />

Weiterentwicklung kommunaler Sportplanung<br />

mit hohem Engagement begleiten und unterstützen.


Ergebnisse <strong>des</strong> Arbeitskreises 9<br />

I 123


Arbeitskreis 10: „Sportstätten der Zukunft“ versus<br />

„Bau- und Planungsrecht“<br />

WALTER SCHNEELOCH (VIZEPRÄSIDENT DES DOSB):<br />

„Sportstätten – Impulsgeber der Sportentwicklung“<br />

Sehr geehrte Damen und Herren,<br />

liebe Kolleginnen und Kollegen,<br />

ich begrüße Sie alle ganz herzlich zu diesem Arbeitskreis<br />

und bin darüber froh, dass wir hier gemeinsam Gelegenheit<br />

haben, mit dem Thema Sportstätten eine der zentralen<br />

Herausforderungen und Ressourcen <strong>des</strong> Sports in<br />

Deutschland aufzugreifen. Ich sage das nicht nur als Präsident<br />

<strong>des</strong> Lan<strong>des</strong>sportbun<strong>des</strong> Nordrhein-Westfalen,<br />

sondern auch als Vizepräsident Breitensport/Sportentwicklung<br />

<strong>des</strong> DOSB, der für dieses immer wichtiger werdende<br />

Thema im DOSB-Präsidium Verantwortung trägt.<br />

Da meine Mitreferenten die Engpässe der Praxis sowie die<br />

grundsätzlich-wissenschaftlichen Dimensionen der Sportstättenentwicklung<br />

aufgreifen werden und damit auch<br />

für die notwendige Anbindung <strong>des</strong> Themas an die Realität<br />

sorgen, darf ich ein wenig in die Zukunft blicken und<br />

mich vor allem den „strategischen Fragen der Sportstättenentwicklung“<br />

widmen, die Ihnen ja auch im Programmheft<br />

versprochen wurden. Ich gehe davon aus, dass Sie<br />

124 I<br />

Verständnis dafür haben, dass ich mich diesen Fragen vor<br />

allem aus der Perspektive <strong>des</strong> Vereinssports unter dem<br />

Dach <strong>des</strong> DOSB nähere und Ihnen für die Diskussion zehn<br />

Thesen vorschlagen.<br />

Ich darf zunächst eine Klarstellung vornehmen: <strong>Der</strong> Sportraumbegriff<br />

hat sich stark ausdifferenziert. Man kann<br />

grob drei Bereiche unterscheiden: (1) <strong>Der</strong> „Sportraum Natur<br />

und Landschaft“, (2) die großen Stadien bzw. „Sport<br />

Venues“ <strong>des</strong> Profisports und der Großveranstaltungen<br />

sowie (3) die Sportanlagen <strong>des</strong> Breiten-, Vereins-, Wettkampf-<br />

und Schulsports. Ich möchte mich ausschließlich<br />

auf diesen letzten Bereich konzentrieren – auch wenn<br />

die anderen beiden nicht weniger wichtig sind für den<br />

Sport. <strong>Der</strong> Grund für diese Konzentration ist nicht nur in<br />

der Zeitbegrenzung <strong>des</strong> Arbeitskreises zu suchen, sondern<br />

auch darin, dass die zentralen sportstättenpolitischen<br />

Herausforderungen weniger im Bereich der Eventarenen<br />

oder im Kunstrasenbereich liegen, sondern im Bereich<br />

der Sportstätten für den Vereins- und Breiten- sowie Schulsport.


(1) Zu Beginn möchte ich eine ebenso schlichte wie zentrale<br />

Grundposition hervorheben: Sportstätten sind<br />

(neben dem Ehrenamt) DIE zentrale Ressource der Sportentwicklung<br />

und Voraussetzung für die Gemeinwohlbeiträge<br />

<strong>des</strong> Vereinssports. Es ist notwendig, dass dieser<br />

Zusammenhang wieder bewusster wahrgenommen wird.<br />

Die Zeit, in der die Sportstätten als „vergessenes Thema<br />

<strong>des</strong> Sports“ bezeichnet wurden (so z.B. bei einer Veranstaltung<br />

<strong>des</strong> LSB NRW im Jahr 2001) muss unbedingt<br />

der Vergangenheit angehören. Ohne Sportstätten kein<br />

Sport!<br />

(2) Die Sportstätten in Deutschland sind mit zahlreichen<br />

Herausforderungen konfrontiert: An erster Stelle ist der<br />

gigantische Sanierungsstau zu nennen. Es gibt zudem Veränderungen<br />

in der Sportnachfrage und somit einen veränderten<br />

Sportstättenbedarf. Neben den vielen weiteren<br />

Herausforderungen sei stellvertretend noch die Entwicklung<br />

zur Ganztagsschule erwähnt, die erhebliche Konsequenzen<br />

auf die Verfügbarkeit von Sportstätten für die<br />

Vereine hat. Es besteht somit – ganz allgemein – ein hoher<br />

Innovations-, Modernisierungs-, Sanierungs- und Investitionsbedarf.<br />

Im Gegensatz zur Situation der 1960er und<br />

1970er Jahre (zumin<strong>des</strong>t für den westlichen Teil unseres<br />

Lan<strong>des</strong>) sind die Sportstätten derzeit kein Katalysator <strong>des</strong><br />

Sports, sondern ein Engpassfaktor der Sportentwicklung.<br />

Das Thema „Sportstätten“ bedarf also einer deutlich höheren<br />

fachlichen, politischen, sportverbandlichen etc.<br />

Aufmerksamkeit.<br />

(3) Quantitativ betrachtet, erscheint die Anzahl der<br />

Sportanlagen in Deutschland als grundsätzlich bedarfsgerecht,<br />

was Neubaubedarf nicht ausschließt.<br />

(4) Im Vordergrund steht – das deutete ich bereits an – ein<br />

sehr umfangreicher qualitativer Handlungsbedarf. Den Sanierungsbedarf<br />

beziffert der DOSB auf mind. 42 Mrd. EUR<br />

für Sportstätten insgesamt. Das <strong>Deutsche</strong> Institut für Urbanistik<br />

sieht nur für kommunaleigene Sportstätten einen<br />

Bedarf von 35 Mrd. EUR. Dies bedeutet, dass der Sanie-<br />

rungsbedarf im Infrastrukturbereich im Sport höher ist<br />

als im Bereich von Trinkwassersystemen, Krankenhäusern<br />

und Verwaltungsgebäuden. Wir reden also über kein<br />

nachrangiges Problem! <strong>Der</strong> Zustand der von unseren Vereinen<br />

genutzten Sportstätten verschlechtert sich – dies<br />

zeigen uns auch die regelmäßigen Vereinsbefragungen <strong>des</strong><br />

Sportentwicklungsberichts. Qualitative Defizite in der<br />

vereinsgenutzten kommunalen Infrastruktur sind im Übrigen<br />

auch ein Nachteil für Vereine im Wettbewerb mit<br />

anderen Sportanbietern vor Ort.<br />

(5) Veränderungen und Anpassungen <strong>des</strong> Sportstättenspektrums<br />

werden sich somit ganz überwiegend im<br />

Bestand vollziehen. Hierbei bleiben regelkonforme Sportanlagen<br />

bedeutsam, insbesondere für den Vereins- und<br />

Schulsport. Sie werden jedoch zunehmend durch regeloffene<br />

Anlagen ergänzt, insbes. multifunktionale und<br />

kleinräumige Anlagen und Hallen bzw. Räume für den<br />

gesundheits- und fitnessorientierten Sport, den Sport<br />

der Älteren etc. Das Sportstättenspektrum wird sich stark<br />

ausdifferenzieren.<br />

(6) Die uns vorliegenden Zahlen belegen, dass die Anzahl<br />

von Sportanlagen, die sich in Eigentum oder Trägerschaft<br />

von Vereinen befinden, zunehmen. Sportvereine und<br />

-verbände werden mehr Verantwortung für „ihre“ Sportstätten<br />

übernehmen und tun dies bereits vielfach. Dies<br />

muss auch förderpolitische Konsequenzen haben: Öffentliche<br />

Förderlinien müssen vereinseigene Sportstätten<br />

stärker in den Blick nehmen und berücksichtigen. Ein<br />

aktuelles Gegenbeispiel ist das Konjunkturpaket II –<br />

Sportvereine waren hier zwar nicht formal, aber förderpraktisch<br />

außen vor.<br />

(7) Apropos Sportstättenförderung: Ich bedanke mich bei<br />

allen Vertretern in den Kommunen und auch bei den<br />

Ländern für die unterschiedlichen Förderinitiativen im Bereich<br />

Sportstätten- und Bädersanierung und -Neubau<br />

der letzten Jahre. Ich appelliere an Sie, diese Anstrengun-<br />

I 125


Arbeitskreis 10: „Sportstätten der Zukunft“ versus<br />

„Bau- und Planungsrecht“<br />

gen auch zukünftig fortzuführen. Zurzeit sind die Auswirkungen<br />

der negativen Entwicklung der kommunalen<br />

Haushalte noch durch das Konjunkturpaket II und weitere<br />

Faktoren stark abgemildert. Aber spätestens im nächsten<br />

Jahr werden die Verteilungskämpfe härter. Ich fordere die<br />

auf kommunaler Ebene für Sport Verantwortlichen auf,<br />

noch stärker die Abstimmung und den Schulterschluss<br />

mit den Vertretern <strong>des</strong> organisierten Sports zu suchen und<br />

umgekehrt. Sparen Sie nicht am, sondern mit dem Sport<br />

oder noch besser: Sparen Sie gar nicht im Sport, sondern<br />

investieren Sie in Sportstätten – es ist eine gute Investition.<br />

Gemeinsame politische Plattformen und Solidarpakte<br />

für den Sport, getragen von den Sportorganisationen<br />

und der kommunalen Sportpolitik und –Verwaltung sind<br />

notwendiger denn je!<br />

Wir stehen darüber hinaus auch vor der Aufgabe, städtebauliche<br />

Förderprogramme noch stärker für den Sport<br />

zu erschließen. Wir hätten uns das Konjunkturpaket II<br />

noch sportfreundlicher gewünscht, aber es war ein richtiger<br />

Ansatz. Wir nehmen mit Freude zur Kenntnis, dass<br />

das Ramsauer-Ministerium ein Pilotprojekt „Stadtentwicklung<br />

und Sportstätten“ aufgelegt hat. <strong>Der</strong> DOSB wird in<br />

Kürze eine Förderbroschüre „Sportstätten und EU-Förderung“<br />

auflegen. Diese Ansätze müssen wir vertiefen und<br />

ausweiten. Es gibt vielfältige sportbezogene Potenziale in<br />

den übrigen Programmen der Stadtentwicklung und der<br />

Städtebauförderung – ich nenne die „Soziale Stadt“ als<br />

ein Beispiel. Und insgesamt gilt, dass Stadtentwicklung<br />

und Sport noch stärker aufeinander zugehen müssen.<br />

(8) Angesichts der vielfältigen Herausforderungen sollte es<br />

unser gemeinsames Interesse sein, die weitere Sportstättenentwicklung<br />

wissensbasiert zu begleiten. Wir brauchen<br />

mehr Analysen, Studien und wissenschaftliche Begleitung.<br />

Ich freue mich daher über Studien aus den letzten<br />

Jahren, sei es von Prof. Kähler oder von Dr. Wetterich<br />

und Kollegen. Auch der DOSB hat in den vergangenen<br />

Jahren hierzu einige Fachveranstaltungen durchgeführt<br />

126 I<br />

und Initiativen ergriffen. Ich habe jedoch kein Verständnis,<br />

dass die Länder die Sportstättenstatistik eingestellt<br />

haben, ohne ein anderes Analyseinstrument an ihre Stelle<br />

zu setzen.<br />

(9) Zu den Stichworten „Klimaschutz“ und „Qualität“:<br />

Die Sportstättenentwicklung in Deutschland muss ökologischer<br />

werden. Dieser Aspekt ist auch mir persönlich<br />

besonders wichtig! Energetische Sanierung, Ressourcenschonung<br />

und mehr Energieeffizienz schonen nicht nur<br />

den Geldbeutel, sondern gehen auch mit mehr Qualität<br />

einher. Darüber hinaus sind klimaschonendere Sportanlagen<br />

auch ein Beitrag <strong>des</strong> Sports zu den Klimaschutzstrategien<br />

Deutschlands und beinhalten Mobilisierungspotenziale<br />

für ein umwelt- und klimafreundliches Verhalten<br />

unserer 27 Millionen Mitglieder. Schließlich sollte<br />

nicht unerwähnt bleiben, dass über die Handlungsfelder<br />

Umwelt- und Klimaschutz weitere Fördermöglichkeiten<br />

für die Sportstättensanierung erschlossen werden.<br />

(10) Angesichts der vielfältigen Herausforderungen und<br />

einer stärkeren Rolle der Vereine im Sportstättenbereich<br />

bei gleichzeitigem Rückbau von entsprechenden Ressourcen<br />

im öffentlichen Bereich, wird der Unterstützungsund<br />

Beratungsbedarf der Sportvereine (und nicht nur von<br />

ihnen) ansteigen. Hier sind vor allem die Sportbünde und<br />

-verbände gefordert. Im Übrigen ist darauf hinzuweisen,<br />

dass Innovationen im Sportstättenbereich immer stärker<br />

von den Vereinen ausgehen. Es muss darum gehen, diese<br />

Stärken zu stärken. Es gibt bereits vielfältige Aktivitäten<br />

der Sportverbände, z.B. der Lan<strong>des</strong>sportbünde in Hessen,<br />

Nordrhein-Westfalen und Württemberg. Diese Ansätze<br />

gilt es zu verstetigen und auszubauen.<br />

Ich möchte aufgrund der Zeitvorgabe an dieser Stelle zum<br />

Ende meiner Ausführungen kommen, auch wenn man<br />

noch weitere zentrale Themen ansprechen könnte, z.B.<br />

die Gefahren und Chancen der Ganztagsschule für die<br />

Nutzungsprofile von Sportstätten, die Vielfalt der Betreibermodelle,<br />

die besonders schwierige Situation der Bäder,


neue und kooperative Ansätze der Sportstättenentwicklungsplanung<br />

etc.<br />

Zeitgemäße Sportstätten sind in hohem Maße Innovations-<br />

und Impulsgeber für die Vereinsentwicklung. Sie<br />

unterstützen die Angebots- und Mitgliederentwicklung<br />

sowie die Zielgruppenarbeit im Verein und sie sind Treffund<br />

Mittelpunkte <strong>des</strong> Vereinslebens. So verstanden,<br />

können Sportstätten wieder stärker zu Katalysatoren der<br />

Sport- und Vereinsentwicklung werden.<br />

Problemstellung<br />

Bei der Frage, welche Sportanlagen heute und in Zukunft<br />

der Sportnachfrage der Menschen entsprechen, ist zu beachten,<br />

dass Sport – und insbesondere die zur Verfügung<br />

gestellten Sportanlagen – lange ein „Musterbeispiel für<br />

Eindeutigkeit und Überschaubarkeit“ (Breuer & Rittner,<br />

2002, S. 21) darstellte. Die existierenden, überwiegend<br />

wettkampforientierten Anlagen waren funktional auf die<br />

Bedürfnisse <strong>des</strong> Schul- und Vereinssports und die Nutzung<br />

durch spezifische Sportarten zugeschnitten und bedienten<br />

insbesondere die Altersgruppen der Kinder, Jugendlichen<br />

und jungen Erwachsenen.<br />

Aufgrund <strong>des</strong> dynamischen und umfassenden Strukturwandels<br />

und <strong>des</strong> inneren Differenzierungsprozesses <strong>des</strong><br />

Sportsystems sowie angesichts gravierender Veränderun-<br />

Die Verantwortlichen <strong>des</strong> deutschen Pavillons auf der Expo<br />

Weltausstellung, die in 55 Tagen im chinesischen Shanghai<br />

eröffnet wird, haben dies erkannt und mit Unterstützung<br />

<strong>des</strong> DOSB umgesetzt: Eine zeitgemäße und vereinseigene<br />

Sportstätte in einer süddeutschen Kleinstadt gehört zu<br />

den zentralen deutschen Exponaten und steht stellvertretend<br />

für eine moderne Stadt- und Sportentwicklung in<br />

Deutschland! <strong>Der</strong> ausdrückliche Sportstättenbezug im<br />

deutschen Pavillon greift unmittelbar das Motto der Expo<br />

„Better City – Better Life“ und das Leitmotiv dieses <strong>Kongresses</strong><br />

„Starker Sport – starke Städte“ auf.<br />

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.<br />

DR. STEFAN ECKL (INSTITUT FÜR KOOPERATIVE PLANUNG UND SPORTENTWICKLUNG):<br />

„Sportstätten der Zukunft“ versus<br />

„Bau- und Planungsrecht“<br />

gen weiterer gesellschaftlicher Rahmenbedingungen, insbesondere<br />

im Hinblick auf die demographische Entwicklung,<br />

hat seit einigen Jahren die Fragestellung an Relevanz<br />

gewonnen, ob die vorhandenen Sportanlagen noch zukunftsfähig<br />

sind und wie sie sich an eine veränderte Sportnachfrage<br />

der Bevölkerung und an die veränderten Rahmenbedingungen<br />

anpassen können und müssen.<br />

Mit dieser Diskussion um die Weiterentwicklung und<br />

Qualität nachhaltiger, zukunftsorientierter Sportanlagen<br />

wird ein komplexes Aufgabenfeld beschrieben, <strong>des</strong>sen<br />

Bearbeitung heute in der Sportwissenschaft noch in den<br />

Anfängen steht.<br />

Mit dem Forschungsprojekt <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong>instituts für Sportwissenschaft<br />

„Grundlagen zur Weiterentwicklung von<br />

Sportanlagen“ soll dieses Manko behoben werden. Die<br />

Ergebnisse <strong>des</strong> Forschungsprojekts sollen als Basis dienen,<br />

I 127


Arbeitskreis 10: „Sportstätten der Zukunft“ versus<br />

„Bau- und Planungsrecht“<br />

in späteren Forschungs- und Arbeitsschritten Vorschläge<br />

für die konkrete Planung und Gestaltung nachfragegerechter<br />

und nachhaltiger Sportanlagen zu entwickeln.<br />

Das vorliegende Forschungsprojekt bezieht sich dabei<br />

ausschließlich auf Sportanlagen als „speziell für den Sport<br />

geschaffene Anlagen“ (BISp, 2000, S. 15). Darunter werden<br />

sowohl nicht regelkonforme und offen zugängliche<br />

Sportanlagen (z.B. Bolzplatz, Freizeitspielfeld, Trendsportanlage),<br />

die für das informelle und selbstorganisierte<br />

Sporttreiben explizit bereitstehen, als auch regelkonforme<br />

Sportanlagen, die sich an den standardisierten Vorgaben<br />

der Sportarten und <strong>des</strong> Wettkampfsports orientieren,<br />

subsumiert. Sportgelegenheiten („vom Sport nutzbare,<br />

aber für andere Zwecke geschaffene Anlagen“ 1 ) bleiben<br />

dabei unberücksichtigt.<br />

Untersuchungs<strong>des</strong>ign<br />

Die Untersuchung umfasst drei Teilbereiche: Aufbauend<br />

auf vorhandenen Untersuchungen werden auf der Basis<br />

einer Synopse von 22 repräsentativen Bevölkerungsbefragungen<br />

aus den Jahren 1999 bis 2008 und damit eines<br />

Datensatzes, der Angaben von 25.797 Personen im Altersbereich<br />

von 14 bis 75 Jahren enthält, Daten zum Sportverhalten,<br />

zu bevorzugten Sport- und Bewegungsräumen<br />

und zu Wünschen und Bedarfen der Bevölkerung in Bezug<br />

auf Sportanlagen generiert. 2<br />

Auf einer zweiten Untersuchungsebene werden die aus<br />

der Rezeption der sportwissenschaftlichen Diskussion<br />

und dem ersten Analyseschritt gewonnenen Erkenntnisse<br />

und Thesen in die Zukunft projiziert. Die Prognostizierung<br />

zukünftiger Entwicklungslinien im Sportanlagenbau<br />

erfolgt durch eine Expertenbefragung in Form einer<br />

zweiwelligen Delphi-Studie. Dabei stehen die Fragen im<br />

Vordergrund, wie sich die zu erwartenden Veränderungen<br />

in Gesellschaft und Sport auf Sportanlagen allgemein<br />

128 I<br />

und auf die Herausbildung innovativer Anlagenkonzeptionen<br />

im Besonderen auswirken werden.<br />

Die dritte Phase beinhaltet auf der Basis eines erarbeiteten<br />

Klassifizierungsschemas eine konkrete Analyse modellhafter<br />

Sportanlagen, wobei zunächst ein Untersuchungsinstrumentarium<br />

entwickelt und anschließend exemplarisch<br />

bei elf strukturell unterschiedlichen Objekten angewandt<br />

wird.<br />

Zusammenfassung der Ergebnisse<br />

Insgesamt weisen die Ergebnisse darauf hin, dass bei<br />

einer Betrachtung der quantitativen Entwicklung einerseits<br />

nicht von einem weiteren Wachstum der Anzahl<br />

der Sportanlagen auszugehen ist. Auf der anderen Seite<br />

wird es wenig wahrscheinlich sein, dass bisher vom Sport<br />

genutzte Flächen in großem Maßstab aufgegeben werden.<br />

Insgesamt wird ein Umstrukturierungsprozess der<br />

Sportanlagenstruktur zu beobachten sein. Dabei ist nach<br />

Ansicht der Experten beispielsweise eine Reduzierung<br />

von regelkonformen Sportaußenanlagen (Sportplätze mit<br />

Naturrasen- oder Tennenbelag, Leichtathletik-Kampfbahnen)<br />

zugunsten von ganzjährig nutzbaren Belägen und<br />

multifunktionalen Außensportanlagen für den Freizeitsport<br />

zu erwarten, während die Nachfrage nach kleineren<br />

Hallen und Räumen unterschiedlicher Couleur wahrscheinlich<br />

zunehmen wird.<br />

In Bezug auf das Merkmal Witterungsschutz wird die<br />

Nachfrage nach gedeckten Sportanlagen, insbesondere<br />

kleineren Räumen, weiter ansteigen. Dabei werden mit<br />

geringerer Intensität auch kostengünstige Überdachungen<br />

und alternative Formen <strong>des</strong> Witterungsschutzes<br />

(z.B. „Kalthalle“) virulent.<br />

Regelkonformität wird zwar nach wie vor ein unverzicht-<br />

bares Kriterium im Sportanlagenbau sein wird (insbesondere<br />

aus Sicht <strong>des</strong> Schul- und Vereinssports), jedoch<br />

1) BISp, 2000, S. 15. Zu den definitorischen Festlegungen vgl. Wetterich, Eckl & Schabert, 2009, S. 25–29.<br />

2) Datengrundlage und Ergebnisse sind ausführlich beschrieben bei Wetterich, Eckl & Schabert, 2009, S. 74–117.


nicht mehr die dominierende Rolle spielen wird, wie dies<br />

heute der Fall ist. Dabei werden auf der einen Seite die<br />

regelkonformen Sportanlagen vermehrt durch regeloffene<br />

Anlagentypen ergänzt werden. Auf der anderen Seite<br />

genießen Umbauten bzw. Ergänzungen von bestehenden<br />

Sportanlagen um Einrichtungen für den nicht im Verein<br />

organisierten Freizeitsport hohe Priorität. Diese funktionale<br />

Erweiterung traditioneller, regelkonformer Sportanlagen<br />

in Richtung Freizeitsport wird sich in der Hauptsache im<br />

Bestand vollziehen.<br />

In Bezug auf die Zugänglichkeit der Sportanlagen ist<br />

zusammenfassend ein besonders konfliktreiches Themenfeld<br />

für die Weiterentwicklung von Sportanlagen auszumachen.<br />

Dabei ist tendenziell von einer Verringerung<br />

der Zugangsbeschränkungen auszugehen – allerdings nur<br />

für ausgesuchte Sportfreianlagen und Sporthallen.<br />

Bei Betrachtung der Ausstattung und <strong>des</strong> Komforts zu-<br />

künftiger Sportanlagen kann festgehalten werden, dass<br />

es keine einheitliche Entwicklung geben wird, sondern<br />

dass eine Ausdifferenzierung der Ausstattung der Sportanlagen<br />

gemäß den Ansprüchen unterschiedlicher Zielgruppen<br />

zu beobachten sein wird. Dabei weisen die<br />

Ergebnisse darauf hin, dass einerseits die Nachfrage nach<br />

Sportanlagen mit hohem Komfortniveau (z.B. Räume mit<br />

qualitätvoller Ausstattung und hoher Aufenthaltsqualität<br />

für das wachsende Segment <strong>des</strong> Gesundheitssports insbesondere<br />

für die älteren Sportaktiven) mit hoher Wahrscheinlichkeit<br />

zunehmen wird. Auf der anderen Seite wird<br />

auch für Sport- und Bewegungsräume mit einfacher Ausstattung<br />

ein großer Bedeutungszuwachs vorhergesagt.<br />

In Bezug auf Größe und Gliederung der Sportanlagen<br />

kann insgesamt sowohl bei Sportfreiflächen als auch bei<br />

Turn- und Sporthallen in Ansätzen eine Entwicklung zu<br />

einer kleinräumigen Struktur und Gliederung konstatiert<br />

werden. Bei den untersuchten Modellprojekten werden<br />

unterschiedliche Nutzungsbereiche bzw. Aktivitäts- und<br />

Ruhezonen in vielfältiger Weise miteinander kombiniert.<br />

Teilweise sind die Räume flexibel verkleiner- bzw. erweiterbar.<br />

Gerade diese modulare Erweiter- bzw. Rückbaubarkeit<br />

insbesondere bei Sporthallen und -räumen wird<br />

sehr positiv bewertet und in Zukunft wahrscheinlich zunehmen,<br />

wenngleich die Intensität dieses Prozesses eher<br />

gering eingeschätzt wird.<br />

Die Berücksichtigung von ökologischen Aspekten bei der<br />

Planung, dem Bau und dem Betrieb von Sportanlagen<br />

wird sich nach den Ergebnissen der Delphi-Studie weiter<br />

verstärken.<br />

In Bezug auf Finanzierung, Betrieb und Kosten ist von<br />

einer durch veränderte wirtschaftliche Rahmenbedingungen<br />

hervorgerufenen Tendenz zu neuen Finanzierungsund<br />

Betriebsformen (z.B. verstärkte Übertragung <strong>des</strong><br />

Betriebs von Sportanlagen an die Vereine) sowie zu einfachen<br />

und veränderbaren Bauformen auszugehen.<br />

Anhand der analysierten Untersuchungsobjekte zeigt<br />

sich jedoch, dass sich die tatsächlichen Kosten einer<br />

Sportanlage nur schwer nachprüfen lassen. Hier sind<br />

unter dem Aspekt einer ökonomischen Nachhaltigkeit<br />

weitere Analysen auf der Basis von Lebenszyklusbetrachtungen<br />

notwendig.<br />

I 129


Arbeitskreis 10: „Sportstätten der Zukunft“ versus<br />

„Bau- und Planungsrecht“<br />

Bei Betrachtung der Aspekte Erreichbarkeit und Standort<br />

besitzen in Zukunft vor allem wohnungsnahe Sport- und<br />

Bewegungsräume hohe Priorität. Schnelle Erreichbarkeit<br />

und eine dezentrale, wohnungsnahe Versorgung mit<br />

Sport- und Bewegungsräumen sind zentrale Bedürfnisse<br />

seitens der Bevölkerung.<br />

Als zentrales Ergebnis in Bezug auf die Planung von<br />

zukünftigen Sportanlagen kann konstatiert werden, dass<br />

die Individualisierung im Sportanlagenbau in Zukunft<br />

verstärkt mit der Anwendung partizipativer Planungsverfahren<br />

korrespondieren wird.<br />

Zusammenfassend weisen alle Ergebnisse der Studie darauf<br />

hin, dass im zukünftigen Sportanlagenbau eine<br />

zunehmende Anlagenvielfalt und eine Diversifikation von<br />

Sportanlagentypen zu beobachten sein wird. Dabei wird<br />

die Orientierung an den Bedürfnissen vor Ort dazu führen,<br />

dass lokal ganz unterschiedliche individuelle Ausprägungs-<br />

und Gestaltungsformen von Sportanlagen zu<br />

beobachten sein werden.<br />

Ausblick<br />

Mit dem vorliegenden Forschungsprojekt liegen wichtige<br />

Ergebnisse und Grundlagen für eine Weiterentwicklung<br />

von Sportanlagen vor. Die Ergebnisse machen deutlich,<br />

dass sich die Sportanlagenstruktur in einem grundlegenden<br />

Wandlungsprozess befindet, dass aber viele Entwicklungen<br />

und Innovationen in den nächsten Jahren zuerst<br />

einmal mit geringer Intensität und Dynamik auftreten<br />

werden. Insbesondere wird eine Abkehr von den verbreiteten<br />

regelkonformen Sportanlagen für den Schul- und<br />

Vereinssport, die nach wie vor eine große Bedeutung für<br />

viele Sportlergruppen besitzen, nicht sofort in größerem<br />

Maße stattfinden. Insgesamt wird sich die zukünftige<br />

Weiterentwicklung von Sportanlagen daher weitgehend<br />

im Bestand vollziehen, wobei Sanierungen weit über die<br />

baulich-technische Sanierung hinausgehen müssen. Es<br />

130 I<br />

wird darauf ankommen, bei einer Sanierung nicht den<br />

Zustand der Anlage wieder herzustellen, sondern den Bestanderhalt<br />

mit nachfrageorientierten Modernisierungen<br />

und Innovationen zu verbinden. Insofern wird es eine der<br />

ersten Aufgaben im Sportanlagenbau darstellen, das<br />

Potenzial der bestehenden, oft auf den Wettkampf- und<br />

Schulsport zugeschnittenen Sportanlagen für andere<br />

sportliche Nutzungen zu eruieren und über Ergänzungen<br />

und Funktionsanpassungen die Flexibilität, Variabilität<br />

und damit die multifunktionale Nutzung dieser Anlagen<br />

zu erhöhen.<br />

Gleichzeitig ist zu erwarten, dass die bestehenden<br />

Sportanlagen im Zuge eines sich verstärkenden Wandlungsprozesses<br />

zunehmend durch neue und alternative<br />

Anlagentypen und Gestaltungskonzeptionen ergänzt<br />

bzw. ersetzt werden. Auf diese Veränderungsprozesse<br />

muss sich die Sportstättenplanung und -beratung einstellen.<br />

Dabei müssen bauliche Lösungen, die auf die<br />

spezifischen Eigenschaften eines Anlagentyps ausgerichtet<br />

sind, im Sinne eines experimentellen Sportstättenbaus<br />

erarbeitet und in weiteren Modellprojekten auf ihre bauliche<br />

Umsetzung und Praktikabilität überprüft werden,<br />

um bei künftigen Planungen Vorschläge für notwendige<br />

Innovationen machen zu können.<br />

Literaturverzeichnis:<br />

I Breuer, C. & Rittner, V. (2002). Berichterstattung und<br />

Wissensmanagement im Sportsystem. Konzeption einer<br />

Sportverhaltensberichterstattung für das Land<br />

Nordrhein-Westfalen. Köln: Sport und Buch Strauß.<br />

I Bun<strong>des</strong>institut für Sportwissenschaft (BISp) (Hrsg.). (2000).<br />

Leitfaden für die Sportstättenentwicklungsplanung.<br />

Schorndorf: Hofmann.<br />

I Wetterich, J., Eckl, S. & Schabert, W. (2009). Grundlagen zur<br />

Weiterentwicklung von Sportanlagen. Köln: Sportverlag Strauß.


KLAUS-MICHAEL DENGLER (STADTDIREKTOR IM REFERAT FÜR STADTPLANUNG<br />

UND BAUORDNUNG, MÜNCHEN):<br />

Sportstätten der Zukunft versus Bau- und Planungsrecht<br />

I 131


Arbeitskreis 10: „Sportstätten der Zukunft“ versus<br />

„Bau- und Planungsrecht“<br />

KLAUS-MICHAEL DENGLER (STADTDIREKTOR IM REFERAT FÜR STADTPLANUNG<br />

UND BAUORDNUNG, MÜNCHEN):<br />

132 I


I 133


Arbeitskreis 10: „Sportstätten der Zukunft“ versus<br />

„Bau- und Planungsrecht“<br />

KLAUS-MICHAEL DENGLER (STADTDIREKTOR IM REFERAT FÜR STADTPLANUNG<br />

UND BAUORDNUNG, MÜNCHEN):<br />

134 I


Ergebnisse <strong>des</strong> Arbeitskreises 10<br />

I 135


Arbeitskreis 11: Streit um Lärm – Lärmschutz:<br />

Engpassfaktor der Sportentwicklung?<br />

ANNEMARIE ERLENWEIN (STELLV. LEITERIN DER SPORTABTEILUNG DES<br />

INNENMINISTERIUMS NORDRHEIN-WESTFALEN):<br />

„Streit um Lärm – Lärmschutz:<br />

Engpassfaktor der Sportentwicklung“<br />

Sehr geehrte Damen und Herren,<br />

meine Aufgabe ist es, das Thema „Sportstättenlärm“ –<br />

oder wie ich lieber sage „Sportstättengeräusche“ – so<br />

vor Ihnen zu entfalten, dass Sie einschätzen können, ob<br />

es sich hier tatsächlich um einen Engpassfaktor für die<br />

Sportentwicklung einer Stadt handeln kann, oder um ein<br />

objektives Problem, das nach bestimmten Regeln gelöst<br />

werden kann, oder vielleicht auch nur um ein in Teilen<br />

selbst produziertes.<br />

Als Ausgangspunkt will ich einen Zielkonflikt benennen<br />

und dann eine typische Situation beschreiben. <strong>Der</strong> Ziel-<br />

136 I<br />

konflikt besteht darin, dass die Sporttreibenden ein berechtigtes<br />

Interesse daran haben, möglichst gut erreichbare<br />

Sportstätten in den Innenbereichen von Kommunen wie<br />

in der Nähe von Wohngebieten oder in ihnen zu haben,<br />

also den viel beschworenen Sportplatz um die Ecke. Auf<br />

der anderen Seite haben Nachbarn von Sportstätten und<br />

jedweder anderer Anlagen, von denen Lärm ausgeht, ein<br />

Recht auf Ruheschutz. Dieses Recht besteht im Hinblick<br />

auf Industrieanlagen, auf Gaststätten, sonstige gewerbliche<br />

Einrichtungen, aber eben auch bezogen auf Sportstätten.<br />

In solchen Zielkonflikten sind Regelungen zur<br />

Problembewältigung erforderlich. Sie sind staatlicherseits<br />

getroffen. Dazu gleich mehr.


Sportgeräusche<br />

Zunächst ein paar Worte zur Eigenart von Sportgeräuschen:<br />

In erster Linie handelt es sich um menschliche Geräusche<br />

– bei der körperlichen Anstrengung, bei Zurufen<br />

<strong>des</strong> Trainers bzw. Schiedsrichters bei Freuden- bzw. Unmutsbezeugungen<br />

und Applaus von Zuschauern. Die so<br />

genannten technischen Geräusche sind z.B. die von<br />

Startklappen, Schiedsrichterpfeifen, das Plop von Tennisbällen,<br />

das Auftreffgeräusch <strong>des</strong> Fußballs im Tor u. ä.<br />

Die typische Konfliktsituation entsteht, wenn es bei<br />

einem manchmal schon seit Jahren bestehenden Nebeneinander<br />

von Sportplatz und Wohnbebauung zu mehr<br />

oder anderen Nutzungen der Sportstätte kommt oder<br />

wenn es einen Zuzug neuer Nachbarn gibt, deren Toleranzschwelle<br />

niedriger ist als <strong>des</strong> Vorgängers. Dann beschweren<br />

sich Nachbarn – meistens bei der Kommune –<br />

und bemühen ggf. auch die Gerichte, um Abhilfe zu<br />

schaffen.<br />

Eine höchstrichterliche Entscheidung, nämlich eine <strong>des</strong><br />

Bun<strong>des</strong>verwaltungsgerichtes Ende der 80ger Jahre <strong>des</strong><br />

vergangenen Jahrtausends – es handelt sich dabei um<br />

die so genannte Tegelsbarg-Entscheidung, war es auch,<br />

die damals den Höhepunkt zahlreicher gerichtlicher Auseinandersetzungen<br />

markierte. Gegenstand waren die<br />

Geräusche, die vom Fußballspiel und sonstigen Nutzungen<br />

einer Hamburger Sportanlage inmitten eines Wohngebietes<br />

ausgingen. Das Bun<strong>des</strong>verwaltungsgericht hatte<br />

die Entscheidung zum Anlass genommen, dem Staat<br />

einiges ins Stammbuch zu schreiben darüber, dass und<br />

wie er diesen Konflikt regeln könne.<br />

Damals gab es zur Bewertung von Sportgeräuschen nur<br />

die so genannte „Technische Anleitung Lärm“ (TA Lärm),<br />

die bezüglich Methodik und Messverfahren auf technisch<br />

verursachten Lärm abstellte, nicht aber auf die Geräusche<br />

von Anlagen nutzenden Menschen. Dies führte einmal<br />

zu einer Überbewertung menschlich verursachter<br />

Geräusche gegenüber den technischen Geräuschen z.B.<br />

eines Gewerbebetriebs und zu auf Industrieproduktion<br />

abgestellten Ruhezeitenregelungen und damit zur Nichtberücksichtigung<br />

spezifischer sportlicher Notwendigkeiten<br />

wie Spielen am Wochenende. Zum anderen gab es<br />

keine begünstigende Regelung für Altanlagen. Deshalb<br />

haben sich die Sportverbände und die Sportministerien<br />

der Länder intensiv beim Bund dafür eingesetzt, dass es<br />

eine „Spezialvorschrift“ für die Sportgeräusche geben<br />

sollte. Sie sollte im Hinblick auf Methodik und Messverfahren<br />

sicherstellen, dass die Eigenheiten menschlichen<br />

Lärms sachgerecht gemessen und bewertet würden und<br />

die Besonderheiten <strong>des</strong> Sportbetriebs – gerade in arbeitsfreien<br />

Zeiten – ebenso berücksichtigen, wie einen eingeschränkten<br />

Ruheschutz von Nachbarn dort, wo es ein<br />

gewachsenes Miteinander von Sportstätten und Wohnbebauung<br />

gab. Daraus ist die so genannte „Sportanlagenlärmschutzverordnung<br />

(18. BImSchV)“ entstanden, die<br />

18. Durchführungsverordnung zum Bun<strong>des</strong>-Immissionsschutzgesetz<br />

(BImSchG).<br />

Kompetenzverteilung zwischen Bund<br />

und Ländern<br />

An dieser Stelle ein paar Worte zur Kompetenzverteilung<br />

zwischen Bund und Ländern bei Bekämpfung von Lärm,<br />

die bei den Debatten um die Föderalismusreform mehrfach<br />

diskutiert wurden und folgen<strong>des</strong> Ergebnis hatte: die<br />

so genannte Lärmbekämpfung, sofern sie Sportanlagen<br />

berührt, ist Sache <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong> im Rahmen der konkurrierenden<br />

Gesetzgebung. Das heißt, Lärm, der im betrieblichen<br />

und funktionalen Zusammenhang von Sportanlagen<br />

entsteht, ist primär zu regeln durch den Bund. Regelungen<br />

zum verhaltensbezogenen Lärm, zum Beispiel bei Freizeitveranstaltungen,<br />

bei Konzerten, bei „Public Viewing-Veranstaltungen“,<br />

etwa bei der Fußball- Weltmeisterschaft,<br />

liegen grundsätzlich in der Kompetenz der Länder – wenngleich<br />

der Bund zu letzteren eine Regelung getroffen hat,<br />

allerdings mit Verweis auf Ländervorschriften, die unberührt<br />

blieben.<br />

I 137


Arbeitskreis 11: Streit um Lärm – Lärmschutz:<br />

Engpassfaktor der Sportentwicklung?<br />

Hier soll nun die Rede sein von den Regelungen zu anlagenbezogenen<br />

Geräuschen: Von seiner Gesetzgebungskompetenz<br />

in Bezug auf anlagenbezogenen Lärm hat<br />

der Bund in Form <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong>-Immissionsschutzgesetzes<br />

Gebrauch gemacht. Die Sportanlagenlärmschutzverordnung<br />

als 18. Ausführungsverordnung zum Bun<strong>des</strong>-Immissionsschutzgesetz<br />

ist nach Zustimmung <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong>rats<br />

(erfolgt nach über 50 Änderungsanträgen) am 26. Oktober<br />

1991 in Kraft getreten. Sie enthält verbindliche<br />

Maßstäbe zur Beurteilung der von Sportanlagen ausgehenden<br />

Geräusche und legt fest, was in welchen Wohngebieten<br />

als zumutbar zu akzeptieren ist. Nach fast 20<br />

Jahren Geltungsdauer kommen Kommentatoren zum Ergebnis,<br />

dass die einen Beitrag zum Rechtsfrieden geleistet<br />

hätte in einem Spannungsfeld, in dem es vorher eine<br />

Vielzahl von rechtlichen Auseinandersetzungen gab. Allerdings<br />

konnte eine Rechtsverordnung im Immissionsschutzbereich<br />

allein diesen Rechtsfrieden nicht herstellen,<br />

denn eine Ausführungsverordnung zum Bun<strong>des</strong>-Immissionsschutzgesetz<br />

(BImSchG), also eine öffentlich-rechtliche<br />

Vorschrift, kann Zivilgerichte nicht automatisch<br />

binden. Demzufolge hat es im Jahr 1994 auch eine Ergänzung<br />

der einschlägigen Nachbarschutzparagraphen<br />

<strong>des</strong> Bürgerlichen Gesetzbuches gegeben.<br />

Die Ergänzung <strong>des</strong> § 906 Abs. 1 BGB hat dazu geführt,<br />

dass wesentliche Regelungen der Sportanlagenlärmschutzverordnung<br />

auch im Zivilrecht gelten. Das ist von<br />

essentieller Bedeutung, denn ein Nachbar kann sich nach<br />

§ 1004 BGB auch privatrechtlich gegen Geräusche zur<br />

Wehr setzen, die er als unzumutbar empfindet. Unwesentliche<br />

Beeinträchtigungen muss ein Nachbar dulden.<br />

Die Zivilgerichte sind seit 1994 bei der Beurteilung der<br />

Frage, ob die Geräuschimmissionen einer Sportanlage<br />

unwesentlich oder wesentlich sind (das ist der Fachbegriff<br />

aus dem BGB), an die Immissionsrichtwerte der<br />

18. BImSchV gebunden.<br />

138 I<br />

Sportanlagenlärmschutzverordnung<br />

Auch im Verfahren zur Genehmigung von Bauvorhaben<br />

spielt die Sportanlagenlärmschutzverordnung (18. BImSchV)<br />

eine Rolle. Sportstätten sind in der Regel Anlagen im<br />

Sinne <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong>-Immissionsschutzgesetzes (BImSchG).<br />

Deshalb bedürfen sie einer Baugenehmigung. Baugenehmigungen<br />

sind zu erteilen entsprechend den länderspezifischen<br />

Regelungen, wenn dem Vorhaben öffentlich-rechtliche<br />

Vorschriften nicht entgegenstehen. Daraus<br />

folgt, dass im Baugenehmigungsverfahren auch die Vorschriften<br />

der Sportanlagenlärmschutzverordnung (18.<br />

BImSchV) zu beachten sind. Eine Baugenehmigung kann<br />

demnach für eine Sportanlage nicht erteilt werden,<br />

wenn durch ihren Betrieb die Immissionsrichtwerte der<br />

Sportanlagenlärmschutzverordnung (18. BImSchV) voraussichtlich<br />

überschritten würden. Das kann dann der<br />

Fall sein, wenn nicht ausreichende Abstände geplant sind.<br />

Ob und wie Sportanlagen legal betrieben werden oder<br />

nicht, hängt allerdings auch davon ab, wie die Nutzungsfestlegungen<br />

in den Bebauungsplänen aussehen. Bei<br />

Bauleitplanungen, also auch bei der Aufstellung bei Bebauungsplänen,<br />

die das Miteinander der unterschiedlichen<br />

Bebauung regeln müssen, hat die Sportanlagenlärmschutzverordnung<br />

(18. BImSchV) ebenfalls eine Bedeutung,<br />

jedoch nur eine mittelbare. Denn eine Gemeinde<br />

darf keinen Bebauungsplan aufstellen, <strong>des</strong>sen Realisierung<br />

an immissionsschutzrechtlichen Anforderungen der<br />

Sportanlagenlärmschutzverordnung (18. BImSchV) scheitern<br />

würde.<br />

Auf der anderen Seite können Festlegungen von Bebauungsplänen<br />

eine Änderung von Nutzungen verhindern:<br />

z.B. wenn zur Nutzung <strong>des</strong> Schulhofes einer Schule im<br />

Bebauungsplan nur ein Zeitraum am Vormittag aufgeführt<br />

ist und es auch eine Beschränkung gibt auf die Schüler<br />

dieser Schule. Ein solcher Schulhof kann nicht für die<br />

Kinder und Jugendlichen <strong>des</strong> gesamten Wohngebiets geöffnet<br />

werden, wenn daraus ein Lärmpegel entsteht,


der den nach dem Bebauungsplan zulässigen Lärmpegel<br />

(verursacht durch die genau benannten Nutzer in genau<br />

benannten Zeitraum) überschreiten würde.<br />

Die häufiger erfolgte gerichtliche Untersagung solcher<br />

erweiterter Nutzungen hat also überhaupt nichts mit der<br />

Sportanlagenlärmschutzverordnung (18. BImSchV) zu<br />

tun, sondern ausschließlich mit Festlegungen im Bebauungsplan.<br />

Dies zu sagen, ist mir sehr wichtig, weil Ursache<br />

und Wirkung gerade in diesem Bereich häufig falsch<br />

eingeschätzt werden.<br />

Auch wenn bei der Bauleitplanung (Flächennutzungsplan,<br />

Bebauungsplan) der Regelungsgehalt der Sportanlagenlärmschutzverordnung<br />

zu beachten ist, bedeutet<br />

das nicht, dass es überall jedwede Art von Sportanlagen<br />

wird geben können. Wenn z.B. eine Sportanlage zu<br />

nahe an eine Wohnbebauung herangeplant wird, kann<br />

es zu Konflikten kommen, im umgekehrten Falle auch.<br />

Das heißt, einen klassischen Problemfall bei neuer Sportanlage<br />

oder neuer Wohnbebauung gibt es immer dann,<br />

wenn die für den notwendigen Sportbetrieb erforderlichen<br />

Abstände planerisch nicht vorgegeben werden. Die<br />

vor Ort vorhandenen Sportorganisationen müssen also<br />

sehr genau aufpassen, dass von der Kommune nicht von<br />

vornherein Planungsfehler begangen werden, die den<br />

Sportbetrieb unmöglich machen oder erschweren. In<br />

Deutschland sind die Eigentumsrechte und daraus folgende<br />

Rechtspositionen sehr stark geschützt. Deshalb gibt<br />

es bei uns die Besonderheit, dass es in bestimmten Wohngebieten,<br />

in denen es bereits relativ angenehm zu wohnen<br />

ist, auch leise bleiben soll, wohingegen in Mischgebieten,<br />

die ohnehin eine bestimmte Lärmbelastung aushalten<br />

müssen, auch lauter sein darf. Das hat dazu geführt,<br />

dass es rechtliche Festlegungen gibt, wonach es in reinen<br />

Wohngebieten, also z.B. in Einfamilienhausgebieten,<br />

leiser sein muss als in Gebieten, in denen sich z.B. auch<br />

kleine Geschäfte bzw. sonstige Dienstleistungseinrichtungen<br />

befinden, eine unterschiedliche Wohnbebauung<br />

und vielleicht auch noch etwas lautere Straßen. Bei der<br />

rechtlichen Bewertung hilft es überhaupt nicht, dass<br />

es sich bei den Sportaktivitäten um gesellschaftlich gewünschte<br />

oder um gesundheitspolitisch notwendige<br />

handeln kann.<br />

Vielmehr sind bei dem Betrieb jedweder Sportanlage die<br />

an der Gebietstypik der Bauordnungsvorschriften festgemachten<br />

Schutzbedürfnisse der Nachbarn zu berücksichtigen,<br />

darüber hinaus in zeitlicher Hinsicht auch das<br />

unterschiedliche Ruhebedürfnis während der Tages- bzw.<br />

Nachtzeit oder in bestimmten Ruhezeiten an Abenden<br />

bzw. an Sonn- und Feiertagen.<br />

Die Regelungen zum Ruheschutz vor Sportgeräuschen in<br />

der Sportanlagenlärmschutzverordnung (18. BImSchV)<br />

unterscheiden sich von denen in der TA-Lärm vor Industrie-<br />

und Gewerbelärm, weshalb von bestimmten Seiten<br />

behauptet wird, der Sport habe mal wieder für sich Privilegien<br />

herausgeholt, die andere benachteiligten. Deshalb<br />

nenne ich an dieser Stelle einige wesentliche Regelungen,<br />

die zwar nicht Privilegien sind, aber die besonderen<br />

Eigenheiten der Sportausübung bzw. <strong>des</strong> Sportbetriebs<br />

berücksichtigen:<br />

Die Richtwerte in der Sportanlagenlärmschutzverordnung<br />

(18. BImSchV) sind keine Grenzwerte, d. h., bei Überschreitung<br />

liegt nicht automatisch eine erhebliche Geräuschbelästigung<br />

vor. Auch werden die Geräusche über<br />

12 Stunden tagsüber oder bezogen auf 2-stündige<br />

Ruhezeiten abends bzw. sonntags mittags gemittelt, das<br />

heißt, wenn in 4 von insgesamt 12 Stunden tagsüber<br />

Betrieb herrscht auf einer Anlage, dann werden die Geräusche<br />

aus 4 Stunden auf 12 verteilt – sie werden im<br />

Mittel also niedriger.<br />

Eine entsprechende Mittelung gibt es auch für die 2stündigen<br />

Ruhezeiten abends und sonntags. Geräusche<br />

<strong>des</strong> Schulsports werden überhaupt nicht bewertet. Für<br />

den sonntäglichen Wettkampfbetrieb gibt es eine Son-<br />

I 139


Arbeitskreis 11: Streit um Lärm – Lärmschutz:<br />

Engpassfaktor der Sportentwicklung?<br />

derregelung: Wenn weniger als 4 Stunden Betrieb stattfindet<br />

und davon mehr als 30 Minuten in der Zeit von<br />

13:00 bis 15:00 Uhr, dann sind die Geräusche über 4 Stunden<br />

zu mitteln, die Ruhezeit ist also nicht einzuhalten.<br />

Für Sportanlagen ist insbesondere entscheidend, ob durch<br />

Rücksichtnahme auf die Bedürfnisse von Nachbarn<br />

der Betrieb eingeschränkt werden muss oder der Betrieb<br />

untersagt werden kann. Letzteres ist aufgrund der 18.<br />

BImSchV nicht möglich. Hiernach kann es allenfalls zu<br />

Betriebsbeschänkungen kommen, so schmerzhaft sie<br />

auch immer sein können.<br />

Allerdings differenziert die Sportanlagenlärmschutzverordnung<br />

(18. BImSchV) durchaus danach, ob es sich um<br />

neu geplante Anlagen handelt oder um so genannte<br />

Altanlagen. Die Altanlagen sind in einer gewissen Form<br />

bestandsgeschützt, denn die zuständige Behörde kann<br />

bei Sportanlagen, die vor dem Inkrafttreten der Sportanlagenlärmschutzverordnung<br />

(18. BImSchV), also am<br />

26. Oktober 1991, baurechtlich genehmigt oder legal errichtet<br />

wurden, von der Festsetzung von Betriebszeitenbeschränkungen<br />

absehen, wenn die im jeweiligen Fall<br />

geltenden Immissionsrichtwerte um weniger als 5 db(A)<br />

überschritten werden.<br />

Miteinander von Wohnbebauung<br />

und Sportanlage<br />

Ein gewachsenes Miteinander von Wohnbebauung und<br />

Sportanlage soll also Ruheschutz mindernd wirken.<br />

Dazu gibt es inzwischen bestätigende höchstrichterliche<br />

Rechtsprechung.<br />

<strong>Der</strong> von vielen als Privilegierung bezeichnete Altanlagenschutz<br />

stellt keine generelle Erhöhung der Richtwerte<br />

dar, sondern hindert nur Betriebszeitenbeschränkungen.<br />

Alle anderen Pflichten der Betreiber bleiben davon unberührt.<br />

Das ist z.B. die Verpflichtung, durch organisatori-<br />

140 I<br />

sche, bauliche oder technische Maßnahmen die Richtwerte<br />

einzuhalten. Wesentliche Änderungen an so<br />

genannten Altanlagen, insbesondere solche, die einer<br />

Baugenehmigung bedürfen, können allerdings zum<br />

Wegfall dieses Altanlagenschutzes führen.<br />

Wesentlich können Änderungen sein, mit denen beispielsweise<br />

der Betrieb massiv ausgeweitet werden soll,<br />

oder wenn zusätzliche Anlagenteile entstehen usw.<br />

Die Änderung eines Belags etwa von Naturrasen in Kunstrasen<br />

auf einem Sportplatz ist nach nordrhein-westfälischem<br />

Baurecht nicht genehmigungsbedürftig, d. h., in<br />

solchen Fällen bleibt der Altanlagenschutz erhalten.<br />

Weiter ist für den Betrieb einer Sportanlage sehr wichtig,<br />

dass ausnahmsweise auch besonders laute Ereignisse<br />

möglich sein müssen z.B. bei Wettkampfbetrieb ab einem<br />

bestimmten Niveau. Das sind z.B. Spitzenfußballspiele,<br />

Bun<strong>des</strong>ligaspiele oder sonstige – bezogen auf die jeweilige<br />

Sportart – herausragende Veranstaltungen. Sie sind<br />

an 18 Kalendertagen eines Jahres zulässig, wenn die normalen<br />

Immissionsrichtwerte um nicht mehr als 10 db(A)<br />

überschritten werden, wobei für bestimmte Spitzengeräusche<br />

ebenfalls bestimmte Höchstwerte gelten.<br />

Sowohl die Regelung zum Altanlagenschutz als auch die<br />

Zulassung von seltenen Ereignissen an bis zu 18 Kalendertagen<br />

stellen im Hinblick auf andere Lärmregelungen,<br />

insbesondere auf die eingangs erwähnte „Technische<br />

Anleitung Lärm“, durchaus eine deutliche Besserstellung<br />

von Sportanlagen gegenüber beispielsweise Industrieanlagen<br />

dar. Sie sind aber der Tatsache geschuldet, dass<br />

Menschen Sport in der Regel nur in ihrer Freizeit ausüben<br />

können, also vorwiegend am Wochenende und in der<br />

Woche am späten Nachmittag bzw. Abend. Deshalb musste<br />

es hier andere Regelungen geben als zum Industrielärm,<br />

der in der Regel tagsüber während der Woche anfällt.


Dennoch wurden insbesondere aus dem Bereich <strong>des</strong> Zivilrechts<br />

Meinungen vertreten, dass die unangemessen<br />

günstigen Regelungen für Sportanlagengeräusche zurückgeführt<br />

werden müssten. Sie wurden wieder lauter<br />

nach der neuerlichen Änderung der Sportanlagenlärmschutzverordnung<br />

(18. BImSchV) im Zusammenhang mit<br />

der Fußball-Weltmeisterschaft 2006. Dafür wurde nämlich<br />

durch eine Ergänzung der Sportanlagenlärmschutzverordnung<br />

(18. BImSchV) eine weitere Besserstellung<br />

zugelassen:<br />

Für internationale oder nationale Sportveranstaltungen<br />

von herausragender Bedeutung können im öffentlichen<br />

Interesse Ausnahmen von den Bestimmungen zu den seltenen<br />

Ereignissen getroffen werden, einschließlich einer<br />

Überschreitung der 18 Tage, an denen seltene Ereignisse<br />

ohnehin nach der Sportanlagenlärmschutzverordnung<br />

(18. BImSchV) zugelassen sind.<br />

Diese Ausnahmemöglichkeit wird auch auf Verkehrsgeräusche<br />

auf öffentlichen Verkehrsflächen außerhalb der<br />

Sportanlage bezogen. Ausgangspunkt für die Ergänzung<br />

war ein Urteil, das in Berlin im Hinblick auf die Nutzung<br />

<strong>des</strong> Olympiastadions ergangen war. Nach der Sportanlagenlärmschutzverordnung<br />

(18. BImSchV) sind in einem<br />

bestimmten Umfang Verkehrsgeräusche auf Straßen und<br />

Plätzen außerhalb der Sportanlage dieser zuzurechnen,<br />

wenn das Verkehrsaufkommen im Zusammenhang mit<br />

Sportveranstaltungen und der Nutzung der Sportanlage<br />

steht. Mit der Ergänzung wurde sichergestellt, dass zigtausende<br />

Menschen, die bei sportlichen Großveranstaltungen<br />

unsere Stadien füllen, diese auch auf öffentlichen<br />

Wegen und Straßen erreichen können, ohne dass ein<br />

Schweigegebot auferlegt werden muss.<br />

Kritik von Zivilgerichten richtet sich auch auf Verfahrensvorschriften<br />

in der Anlage zur Sportanlagenlärmschutzverordnung<br />

(18. BImSchV), die sich mit Messung und<br />

Bewertung der Sportanlagengeräusche befassen, insbesondere<br />

auf Abschlagsmöglichkeiten, d. h. Möglichkeiten<br />

zur rechnerischen Reduktion <strong>des</strong> gemessenen Lärms.<br />

In einem Urteil <strong>des</strong> NRW-Oberlan<strong>des</strong>gerichts wurde z.B.<br />

eine Abschlagsmöglichkeit als nicht im Zivilverfahren zugelassen<br />

betrachtet. Dabei ging es um einen Abschlag<br />

von 3 db(A) vom ermittelten Beurteilungspegel für eine<br />

Altanlage.<br />

I 141


Arbeitskreis 11: Streit um Lärm – Lärmschutz:<br />

Engpassfaktor der Sportentwicklung?<br />

Auch seltene Sportereignisse wurden in der Entscheidung<br />

statt auf 18 Tage (wie nach der Sportanlagenlärmschutzverordnung<br />

(18. BImSchV) vorgeschrieben) auf 15 Tage<br />

begrenzt. Dafür gab es die Begründung <strong>des</strong> Gerichts,<br />

man wolle ja keine Beschränkung von Betriebszeiten vornehmen,<br />

obwohl das faktisch geschehen ist, und es gebe<br />

zivilrechtlich eine andere beweispflichtige Konstellation!<br />

Tatsächliche und selbsternannte Rechtsexperten argumentieren<br />

auch damit, dass Arbeitsplätze ebenso wichtig<br />

wie die Sportausübung seien und der Eigentumsschutz<br />

<strong>des</strong> Grundgesetzes nicht eingeschränkt werden dürfe,<br />

weshalb die Privilegien <strong>des</strong> Sports abgeschafft werden<br />

müssten.<br />

Diese „Gefechtslage“ muss man bedenken, wenn man<br />

öffentlich eine Änderung der Sportanlagenlärmschutzverordnung<br />

(18. BImSchV) im Sinne einer Verbesserung<br />

für den Sport fordert. Ich halte es für empfehlenswerter,<br />

die bestehenden Regelungen ggf. mit Hilfe eines Akustikspezialisten<br />

intelligent auszuschöpfen, d. h., ggf. Betriebszeiten<br />

unter Berücksichtigung von Ruhezeiten und<br />

sportlichen Notwendigkeiten unter Anwendung aller<br />

sportspezifischen Besonderheiten bei Messung und Bewertung<br />

der Geräusche vernünftig zu verteilen.<br />

142 I<br />

Und bei gerichtlichen Auseinandersetzungen rate ich dringend<br />

dazu, die Anwendbarkeit der Sportanlagenlärmschutzverordnung<br />

(18. BImSchV) offensiv zu begründen<br />

und z.B. Positionen von Gerichten – wie eben beschrieben<br />

– nicht hinzunehmen.<br />

Möglicherweise sollten die Sportorganisationen durch<br />

entsprechende Fortbildungsangebote die Vereine intensiv<br />

aufklären und so fit machen, dass sie in Nachbarschaftskonflikten<br />

sachkundig argumentieren können.<br />

Dann ist es vielleicht auch leichter möglich, mit Nachbarn<br />

eine gütliche Einigung herbeizuführen, denn man kann<br />

nicht bestreiten, dass es auch berechtigte Gründe zu Beschwerden<br />

von Nachbarn geben kann, wenn neben den<br />

typischen Sportgeräuschen, die schon als zu laut empfunden<br />

werden, z.B. Abfall in Vorgärten landet, Bürgersteige<br />

und Gärten zugeparkt werden, wenn an Gartenzäunen<br />

uriniert wird, wenn nach 22:00 Uhr aufgrund<br />

von Lärm von Sportgaststätten tatsächlich die Nachtruhe<br />

gestört wird.<br />

Hier lassen sich oft schon durch organisatorische und<br />

verkehrsleitende Maßnahmen Entlastungen für die Nachbarn<br />

schaffen, was dann auch rechtzeitig getan werden<br />

sollte. Diese sind dann oft bereit, die unvermeidbaren<br />

Sportgeräusche hinzunehmen.<br />

Es nutzt nichts, im Konflikt mit Nachbarn wegen deren<br />

Ruhebedürfnisse anzuführen, dass man ja gesellschaftspolitisch<br />

wichtige Aktivitäten durchführe. Dieses hat vor<br />

Gericht keinerlei Wirkung. Die Richter beurteilen schlicht<br />

und ergreifend die Zumutbarkeit der Geräusche und der<br />

anderen Aktivitäten anhand der rechtlichen Regelungen<br />

und bewerten nicht gesellschaftlich wichtige oder unwichtige<br />

Aktivitäten.


Die Sportgeräusche und der Lärmschutz müssen nicht<br />

ein Engpassfaktor der Sportentwicklung sein. Bei neuen<br />

Sportanlagen sind aber – schlicht gesagt – ausreichende<br />

Abstände zur Wohnbebauung einzuplanen, um uneingeschränkten<br />

Betrieb zu ermöglichen. Dabei muss unterschieden<br />

werden zwischen Sportanlagen, die in einem<br />

Wohngebiet zur Versorgung der Bewohner notwendig<br />

und zulässig sind – das ist sicherlich nicht ein großes<br />

Fußballstadion – und solchen, die an zentralen Orten in<br />

ausreichendem Abstand von Wohnbebauung errichtet<br />

werden können.<br />

Einen umfassenden Schutz wie für Lärm von Kinderspielplätzen,<br />

der nach höchstrichterlicher Entscheidung als<br />

sozial unausweichlicher Lärm überall akzeptiert werden<br />

muss, gibt es für andere Anlagen nicht, auch nicht für<br />

solche zum Bolzen. Kinderspielplätze müssen wegen <strong>des</strong><br />

Alters der Kinder in der Nähe der Wohnungen sein, Bolzplätze<br />

nicht unbedingt. Sie werden daher entsprechend<br />

ihrer Nutzung als Sportanlagen nach der Sportanlagenlärmschutzverordnung<br />

(18. BImSchV) bewertet, wenn sie<br />

für die Sportausübung bestimmt und dauerhaft entsprechend<br />

ausgestattet sind, also wenn dort beispielsweise<br />

ständig Tore stehen. Handelt es sich nur um eine Grasfläche,<br />

auf der gelegentlich gebolzt wird, dürfte eine<br />

Bewertung eher nach den verhaltensbezogenen Lärmschutzregelungen<br />

der Länder erfolgen.<br />

Diese bestehen in der Regel aus Immissionsschutzgesetzen<br />

der Länder und vor allem in der so genannten Freizeitlärmrichtlinie.<br />

<strong>Der</strong>en Regelungen sind durchaus nicht<br />

günstiger als die Regelungen für die Sportanlagen. Zum<br />

Beispiel bei den seltenen Ereignissen sind sie einschränkender<br />

als die der Sportanlagenlärmschutzverordnung<br />

(18. BImSchV) (nur 15 Tage statt 18), und es gibt hier<br />

auch keinen Altanlagenschutz, ebenso keine günstigen<br />

Regelungen bei der Messung und Bewertung insbesondere<br />

der menschlichen Geräusche wie beim Sport.<br />

Mir ist aus Nordrhein-Westfalen – immerhin dem bevölkerungsreichsten<br />

Bun<strong>des</strong>land – kein Fall bekannt, wo der<br />

Betrieb einer bestehenden Sportanlage völlig aufgegeben<br />

werden musste. Einschränkungen <strong>des</strong> Betriebs gibt es<br />

hin und wieder, wenn trotz Anwendung <strong>des</strong> Altanlagenschutzes<br />

die Geräuschbelastung tatsächlich unzumutbar<br />

ist. Das hat oft seine Ursache darin, dass Kommunen in<br />

der Vergangenheit Planungsfehler begangen haben, in<br />

dem sie Sportanlagen und Wohnbebauung zu dicht beieinander<br />

zugelassen hatten.<br />

Die Betreiber von Sportanlagen müssen dann die Betriebszeiten<br />

so arrangieren, dass auch das Ruhebedürfnis<br />

der Nachbarn noch geschützt bleibt. Mit gutem Willen<br />

auf beiden Seiten lassen sich nach meiner Erfahrung vielfach<br />

akzeptable Lösungen für beide Seiten erreichen.<br />

Probleme bei bestehenden Sportanlagen waren in Nordrhein-Westfalen<br />

– das kann ich jedenfalls überschauen –<br />

dann unlösbar, wenn Bebauungspläne Nutzungsregelungen<br />

getroffen hatten, die nicht geändert werden konnten,<br />

weil Nachbarn dagegen waren. Bei neu vorgesehenen<br />

Sportanlagen gab es Probleme dann, wenn die Kommunen<br />

nicht hinreichend Abstand zur Wohnbebauung eingeplant<br />

hatten.<br />

Ich vertrete daher insgesamt die Auffassung, dass der<br />

Lärmschutz kein Engpassfaktor ist, wenn vernünftig,<br />

d. h. unter Berücksichtigung der rechtlichen Vorgaben<br />

geplant wird und wenn eine Sportanlage unter Beachtung<br />

dieser Vorschriften betrieben wird, was überwiegend<br />

möglich ist.<br />

<strong>Der</strong> Lärmschutz ist m. E. „nur“ ein Problem. Dieses muss<br />

aber bei Planung, Bau und Betrieb von Sportanlagen berücksichtigt<br />

werden, und es kann mit den Regelungen<br />

der Sportanlagenlärmschutzverordnung (18. BImSchV) im<br />

Wesentlichen gelöst werden. Nicht mehr, aber auch nicht<br />

weniger.<br />

I 143


Arbeitskreis 11: Streit um Lärm – Lärmschutz:<br />

Engpassfaktor der Sportentwicklung?<br />

PETER HAHN (REFERATSLEITER SPORTENTWICKLUNG UND ABTEILUNGSLEITER SPORTSTÄTTEN<br />

UND UMWELT, LANDESSPORTBUND BERLIN):<br />

144 I


Erfahrungen und Umgang <strong>des</strong> LSB Berlin mit dem Thema<br />

I 145


Arbeitskreis 11: Streit um Lärm – Lärmschutz:<br />

Engpassfaktor der Sportentwicklung?<br />

PETER HAHN (REFERATSLEITER SPORTENTWICKLUNG UND ABTEILUNGSLEITER SPORTSTÄTTEN<br />

UND UMWELT, LANDESSPORTBUND BERLIN):<br />

146 I


I 147


Arbeitskreis 11: Streit um Lärm – Lärmschutz:<br />

Engpassfaktor der Sportentwicklung?<br />

PETER HAHN (REFERATSLEITER SPORTENTWICKLUNG UND ABTEILUNGSLEITER SPORTSTÄTTEN<br />

UND UMWELT, LANDESSPORTBUND BERLIN):<br />

148 I


I 149


Arbeitskreis 11: Streit um Lärm – Lärmschutz:<br />

Engpassfaktor der Sportentwicklung?<br />

BERND SCHIRWITZ (STADT MÜNSTER, SPORTAMT):<br />

150 I


Streit um Lärm – Lärmschutz: Engpassfaktor der<br />

Sportentwicklung?<br />

I 151


Arbeitskreis 11: Streit um Lärm – Lärmschutz:<br />

Engpassfaktor der Sportentwicklung?<br />

BERND SCHIRWITZ (STADT MÜNSTER, SPORTAMT):<br />

152 I


I 153


Arbeitskreis 11: Streit um Lärm – Lärmschutz:<br />

Engpassfaktor der Sportentwicklung?<br />

BERND SCHIRWITZ (STADT MÜNSTER, SPORTAMT):<br />

154 I


Ergebnisse <strong>des</strong> Arbeitskreises 11<br />

I 155


Arbeitskreis 12: Sportförderung und -finanzierung:<br />

Routine versus Königswege?<br />

REINHOLD SPANIEL (BEIGEORDNETER FÜR SPORT UND SOZIALES DER STADT DUISBURG UND<br />

VORSITZENDER DES SPORTAUSSCHUSSES DES DEUTSCHEN STÄDTETAGES):<br />

Sportförderung und -finanzierung:<br />

Routine versus Königswege?<br />

1. Begrüßung/Einleitung<br />

Meine sehr geehrten Damen und Herren,<br />

ich freue mich sehr, dass zum AK 12, zum Thema Sportförderung<br />

und Sportfinanzierung sich so viele Teilnehmer<br />

und Teilnehmerinnen angemeldet haben. Ich habe mir<br />

die Teilnehmerliste angeschaut und festgestellt, dass dieser<br />

Arbeitskreis sehr heterogen zusammengesetzt ist –<br />

aus Teilnehmern und Teilnehmerinnen der Politik, der<br />

Sportverwaltung, der Wissenschaft, aber überwiegend<br />

aus Teilnehmern/Innen <strong>des</strong> organisierten Sports.<br />

Ich begrüße sehr, dass so viele Mitglieder <strong>des</strong> organisierten<br />

Sports sich hier eingefunden haben, weil dies die<br />

Gelegenheit gibt, insbesondere der Sportpolitik und den<br />

Sportverbänden einmal die Zwänge und Probleme der<br />

Sportverwaltung aufzuzeigen.<br />

Trotz vieler Kontakte und Gesprächsrunden mit dem Sport<br />

habe ich auch in letzter Zeit die Erfahrung gemacht,<br />

dass der Ernst der Haushaltslage vieler Kommunen nicht<br />

erkannt wird und nicht verinnerlicht ist. Bei allem Verständnis<br />

für den organisierten und nicht organisierten<br />

Sport will ich einmal einen provokanten Einstieg in die<br />

Problematik wählen: Ich sage, Thema ist nicht die Aussage<br />

„bitte nicht bei mir sparen“, sondern das Thema<br />

lautet:<br />

„Willst Du jetzt auf Kosten deiner Enkel und<br />

Urenkel ein Schwimmbad bauen?“<br />

156 I<br />

Ich sage vorab, wenn Sie in diesen Arbeitskreis gekommen<br />

sind, um den Königsweg der Sportförderung/Finanzierung<br />

zu erfahren, muss ich Ihnen gleich einiges zumuten.<br />

2. Finanzen/Haushaltslage<br />

Lassen Sie mich zum Einstieg in die Problematik einen<br />

Exkurs in die Finanzlage der Kommunen machen. Die öffentlichen<br />

Haushalte werden von der tiefsten und nachhaltigsten<br />

Wirtschaftskrise seit Bestehen der Republik<br />

durchgeschüttelt. Verstärkt durch diese Finanz- und Wirtschaftskrise<br />

stecken besonders in Nordrhein-Westfalen<br />

viele Kommunen in einer „Schuldenfalle“, aus der sie<br />

sich aus eigener Kraft nicht mehr befreien können.<br />

Meine sehr geehrten Damen und Herren, vor 2 Jahren –<br />

also mit dem Haushaltsjahr 2008 – hatte die Stadt Duisburg<br />

ihr Rechnungswesen auf das sogenannte „Neue<br />

Kommunale Finanzmanagement“ (NKF) umgestellt. Damit<br />

war dann auch erstmalig die Verpflichtung zur Aufstellung<br />

einer Bilanz verbunden. Hinter dem Stichwort Bilanz<br />

verbirgt sich vereinfacht gesprochen eine Gegenüberstellung<br />

von Vermögen auf der einen und Schulden auf der<br />

anderen Seite. Die Differenz ist dann das sogenannte Eigenkapital<br />

– negativ oder positiv.<br />

Dazu hat der Gesetzgeber mit der Einführung <strong>des</strong> NKF<br />

eine neue Passage in die Gemeindeordnung aufgenommen,<br />

die ganz lapidar lautet: Die Gemeinde darf sich<br />

nicht überschulden, sie ist überschuldet, wenn nach der<br />

Bilanz das Eigenkapital aufgebraucht ist.


Nun, meine Damen und Herren, das klingt zunächst banal<br />

und hört sich auch nicht sonderlich spannend an. Doch<br />

beim genaueren Hinsehen stellt man fest, dass weitaus<br />

mehr dahinter steckt, als ein bisschen Mathematik. Letztendlich<br />

geht es um all das, was eine Stadt noch an Substanz<br />

ausmacht, all das, was eine Stadt lebenswert macht.<br />

Eines muss man auch im Rest der Republik zur Kenntnis<br />

nehmen: Die grundsätzliche Rechtswidrigkeit <strong>des</strong> kommunalen<br />

Haushaltsgebarens – gerade in vielen Städten<br />

<strong>des</strong> Ruhrgebietes – und das was ich sage gilt jetzt auch<br />

für Duisburg – ergibt sich ja nicht wirklich erst neuerem<br />

Datums. Seit inzwischen zwei Jahrzehnten sind unsere<br />

Haushalte strukturell unterfinanziert. Sie müssen sich<br />

vorstellen, dass wir in Duisburg den laufenden Betriebsaufwand<br />

wie z.B. Personalkosten oder Sozialleistungen<br />

nur über Kredite finanzieren. Das gilt übrigens auch für<br />

den Solidaritätsbeitrag/Ost!<br />

Jetzt stellt sich hier die Gretchen-Frage, ob wir all das<br />

auch unseren Kindern und Urenkeln noch hinterlassen<br />

können. Die Entscheidung, ob unsere Nachkommen später<br />

einmal in einer zukunftsfähigen Stadt aufwachsen<br />

werden, oder in einem urbanen Sozialverband, wird nicht<br />

in 100 Jahren entschieden, sondern hier und heute!<br />

Um es einmal plastisch darzustellen, was das in der Praxis<br />

bedeutet, will ich einmal anhand der Duisburger Situation<br />

folgen<strong>des</strong> ausführen: Bei der Stadtentwicklung, hier Sportinfrastruktur,<br />

wird Duisburg, sobald unsere Eigenmittel<br />

aufgebraucht sind, zu 100 % von der Kommunalaufsicht<br />

an die Leine gelegt. Die pauschale Kreditgenehmigung<br />

die wir früher hatten, ist weggefallen. Jeder Kredit, sei er<br />

auch noch so gering, muss durch die Aufsicht genehmigt<br />

werden. Dabei entscheidet über Genehmigung oder Nicht-<br />

Genehmigung in der Regel nicht die Frage, ob die investive<br />

Maßnahme sinnvoll ist oder nicht, sondern ob es eine<br />

Pflichtaufgabe ist oder nicht.<br />

Sie müssen wissen, dass die Teilnahme an Förderprogrammen,<br />

die einen kommunalen Eigenanteil vorsehen,<br />

von der Kommunalaufsicht grundsätzlich in Frage gestellt<br />

wird. Das führt in der Praxis zu der fatalen Situation,<br />

dass ausgerechnet diejenigen Kommunen, die eine<br />

Förderung am dringendsten nötig haben, so von Hilfen<br />

ausgeschlossen werden.<br />

I 157


Arbeitskreis 12: Sportförderung und -finanzierung:<br />

Routine versus Königswege?<br />

Meine Damen und Herren, wenn diese auf das Eigenkapital<br />

fokussierten Spielregeln so fort bestehen, dann wird<br />

es zwangsläufig zu einer Spirale führen, die eine Zweioder<br />

Dreiklassen Gesellschaft unter den Städten schafft.<br />

Von gleichwertigen Lebensverhältnissen im Land, wie sie<br />

unser Grundgesetz eigentlich vorsieht, wird man dann<br />

schon sehr bald nicht mehr sprechen können. Dies waren<br />

bisher abstrakte und allgemeine Aussagen, ich will es<br />

einmal am Haushalt der Stadt Duisburg konkret darlegen.<br />

Insgesamt haben wir im Etatentwurf 1,4 Mrd. Euro<br />

Aufwendungen veranschlagt.<br />

p Davon entfallen allein 324 Mio. Euro auf den<br />

großen Bereich der Personalaufwendungen inkl.<br />

Versorgung<br />

p Es folgt das weite Feld der Sozial- und Jugendaufwendungen,<br />

knapp 100 Mio. Euro entfallen<br />

auf Hilfen nach SGB XII, also die Grundsicherung<br />

im Alter<br />

p 150 Mio. Euro auf die Hilfen nach SGB II (Hartz<br />

IV) – KdU –<br />

p noch mal knapp 80 Mio. Euro für den Bereich der<br />

Jugendhilfe<br />

p Hinzukommen 114 Mio. Euro an Umlagen an den<br />

Landschaftsverband Rheinland<br />

p Den Abschluss dieser beispielhaften Aufstellung<br />

bilden dann Zinszahlungen für Kredite in Höhe<br />

von 70 Mio Euro<br />

Allein mit diesen wenigen Beispielen kommen wir auf<br />

Aufwendungen von ca. 850 Mio. Euro. Sie sehen leicht,<br />

dass sich ein Einsparvolumen nur aus einem sehr geringen<br />

Teil der Haushaltes erwirtschaften lässt. Nun haben<br />

HH-Konsolidierungsprogramme in Duisburg eine 30jährige<br />

Tradition, davon war auch der Sport nicht ausgenommen!<br />

Ich nenne beispielhaft die wichtigsten Sparbemühungen:<br />

158 I<br />

Im Bereich Sportstätten- und Sportförderung:<br />

p Einführung der Schlüsselgewalt in den städt.<br />

Turnhallen ab Mitte 1978<br />

p Einführung der Schlüsselgewalt auf städt. Sportanlagen<br />

(an Trainingstagen)<br />

p Entgeltpflicht bei der Nutzung von Trainingsbeleuchtungsanlagen<br />

p Erweiterung der Schlüsselgewalt auf städt. Sportanlagen<br />

auf das Wochenende<br />

p Abschaffung der Zuschüsse für Übungsleiter<br />

p Regionalisierung der Sportstättenverwalter<br />

(bis dahin hatte jede städt. Sportanlage einen<br />

zuständigen Verwalter)<br />

p Einsparung aller städt. Sportstättenverwalter<br />

und Reduzierung der Sportstättenunterhaltungskolonne;<br />

dies führte zur Überlassung der städt.<br />

Bezirkssportanlagen an Vereine (ab 1.1.1988); im<br />

1. Zuge waren annähernd 30 Sportanlagen davon<br />

betroffen; in den folgenden Jahren wurde nahezu<br />

alle städt. Sportanlagen an Sportvereine verpachtet.<br />

Die mit Vertragsabschluss vereinbarten<br />

Pauschalzuschüsse wurden über die Vertragslaufzeit<br />

nicht der Kostensteigerung angepasst.<br />

p Reduzierung der Investitionszuschüsse, der<br />

Veranstaltungszuschüsse, der Leistungssportzuschüsse<br />

p Reduzierung der Zuschüsse für Grundbesitzabgaben<br />

um die Kosten für die Müllentsorgung<br />

p Einfrierung der Zuschüsse an Sportvereine zur<br />

Unterhaltung der Sportstätten seit 1988<br />

p Einführung der entgeltpflichtigen Nutzung von<br />

Sportstätten durch Sportvereine seit 1996<br />

Im Bereich der Bäder vergleichbare Einsparungen:<br />

1. Schließung der Wannen- und Brausestationen in<br />

verschiedenen Bädern (1987)<br />

2. Einstellung <strong>des</strong> Angebotes Massage in den städti-<br />

schen Saunen (Personaleinsparung)


3. Verpachtung von Freibädern an Vereine u. a.<br />

4. Verpachtung eines Hallenba<strong>des</strong> an einen Verein<br />

(Hallenbad Neuenkamp – 1994)<br />

5. Verpachtung von weiteren 3 Hallenbädern an<br />

Vereine (2005 – 2010)<br />

6. Organisatorische Veränderungen im Personalbereich<br />

(= Stelleneinsparungen)<br />

p mehrfache Reduzierung der Stellenzahl Badewärterinnen/Kassiererinnen<br />

p Einführung von Teilzeitstellen im Badewärterinnenbereich<br />

(1987)<br />

p Reduzierung der Stellen Hausmaschinisten/<br />

Maschinistenkolonne<br />

p mehrfache Reduzierung der Schwimmmeisterstellen<br />

(ab 1988)<br />

p Aufgabe der Funktion Bezirksbäderverwalter bzw.<br />

Reduzierung der Stellenzahl von 8 auf 0 Stellen<br />

(bis 1998)<br />

7. Gleichzeitige Verbesserung der Einnahmen<br />

p mehrfache Erhöhung der Eintrittspreise<br />

p Wegfall von überhöhten Rabatten (200er-, 80er-<br />

Punktekarten)<br />

p Wegfall von Sondertarifen (50 % Ermäßigung) für<br />

Rentner und Bürger über 60 Jahre (1989)<br />

p Reduzierung der Sondertarife für Schüler, Studenten,<br />

Wehr- und Ersatzdienstleistende, Schwerbehinderte,<br />

Arbeitslose von 50 % auf 30 % Ermäßigung<br />

(1995)<br />

p Einführung von Entgelten für Trainings- und Kursbetrieb<br />

von Vereinen (ab 1996)<br />

Meine Damen und Herren,<br />

sehen Sie mir nach, wenn ich Sie jetzt mit vielen Daten<br />

und Fakten gequält habe, aber Ihnen sollte damit verdeutlicht<br />

werden, wie groß die Sparbemühungen der Stadt<br />

Duisburg in den vergangenen Jahrzehnten im Sportbereich<br />

schon gewesen sind. Ich denke, bei Betrachtung<br />

der Sparbemühungen der vergangenen Jahrzehnte wird<br />

klar, dass beträchtliche Konsolidierungspotentiale kaum<br />

mehr vorhanden sind. Trotzdem, und dies macht die<br />

Dramatik aus, sind wir in Duisburg noch nicht am Ende<br />

<strong>des</strong> „Tals der Tränen“ angekommen. Im Rahmen eines<br />

Haushaltssicherungskonzeptes für die Jahre 2010 ff.<br />

haben wir aktuell noch weitere Sparvorschläge der<br />

Aufsichtsbehörde zu unterbreiten.<br />

Inhalte sind:<br />

p Absenkung der Wassertemperatur in den<br />

Bädern um 2 Grad<br />

p Erhöhung der Eintrittsgelder in den Bädern<br />

für die Vereine<br />

p Erhöhung der Eintrittsgelder der Bäder für<br />

den Bürger<br />

p Nochmalige Erhöhung der Nutzungsentgelte<br />

der Sportstätten<br />

p Schließung von fünf Hallenbädern<br />

p Verkauf unserer Eissporthalle an einem<br />

privaten Investor<br />

Bei der Diskussion über die inhaltliche Ausgestaltung der<br />

konkreten Umsetzung bringt sich der Duisburger Stadtsportbund<br />

sehr konstruktiv ein. Wir haben in Duisburg<br />

ohnehin eine sehr enge und intensive Kooperation zwischen<br />

Sportverwaltung und Stadtsportbund. Wir treffen<br />

uns monatlich in einem Kooperationsausschuss – ohne<br />

Politik! – Das erleichtert die Sacharbeit.<br />

3. Konjunkturprogramm II<br />

Meine Damen und Herren,<br />

haben Sie als Autofahrer schon einmal gleichzeitig auf<br />

dem Brems- und dem Gaspedal gestanden? Geht nicht –<br />

werden Sie sagen! Ich sage: Das machen wir in Duisburg<br />

zur Zeit! Nun, der Hintergrund, der dahinter steht, ist<br />

die Tatsache, dass wir einerseits zur Zeit keine Zuschüsse<br />

und keine Investitionen aus dem bestehenden Haushalt<br />

auszahlen dürfen. Andererseits arbeiten wir massiv daran,<br />

I 159


Arbeitskreis 12: Sportförderung und -finanzierung:<br />

Routine versus Königswege?<br />

im Rahmen <strong>des</strong> Konjunkturprogramms II Mio. in den Bau<br />

von neuen Kunstrasenplätzen und in energetische Sanierung<br />

von Umkleideeinrichtungen und Sanitäranlagen der<br />

Sportvereine zu stecken. Dieser Widerspruch ist den Vereinen<br />

kaum vermittelbar. <strong>Der</strong> Fairness halber muss man<br />

allerdings anerkennen: diese Finanzierungsspritze ist außerordentlich<br />

hilfreich, auch wenn es nur ein Strohfeuer ist.<br />

Meine Damen und Herren,<br />

ich werde jetzt zum Schluss kommen. Sie sehen die Gesamtsituation<br />

für den Sport ist dramatisch; ich meine, es<br />

muss auch für den Sport einen Bestandsschutz geben,<br />

Sparmaßnahmen dürfen nicht grenzenlos sein und den<br />

Sport in seiner Existenz bedrohen und seiner Grundlagen<br />

entziehen. Langfristige Sicherung der kommunalen Sportförderung<br />

wird notwendig sein, denn die größten Förderer<br />

<strong>des</strong> Sports – das vergessen viele – sind die Kommunen!<br />

Unerlässlich ist die Sportentwicklungsplanung, speziell<br />

die integrierte Sportentwicklungsplanung, mit Bestandsaufnahmen<br />

und Bestandsanalysen und insbesondere<br />

der Entwicklung eines gemeinsamen Maßnahmenkataloges,<br />

natürlich in Abstimmung mit allen Interessengruppen.<br />

Wir wollen gesicherte Erkenntnisse für die nächsten<br />

10 bis 15 Jahre gewinnen und somit Planungsdaten<br />

160 I<br />

vorhalten, die eine breite Akzeptanz für den Sport darstellen.<br />

Dazu gehört natürlich auch die Festlegung auf<br />

Schwerpunkte.<br />

<strong>Der</strong> Verfassungsauftrag sieht vor, in den Städten und Gemeinden<br />

annähernd gleiche Lebensbedingungen für die<br />

Bürgerinnen und Bürger sicherzustellen. Darauf müssen<br />

wir als Verantwortliche für den Sport achten und es auch<br />

immer wieder einfordern.<br />

4. Fazit:<br />

Den Königsweg wird es nicht geben – aber die finanzschwachen<br />

Kommunen dürfen nicht ausbluten, damit sie<br />

ihren gesellschaftspolitischen Beitrag leisten können.<br />

Hier muss sich bei der Finanzausstattung der Kommunen<br />

vieles ändern!<br />

Lassen Sie mich zum Schluss sagen:<br />

„Wir sind zwar arm, aber sportlich!“<br />

In diesem Sinne, wie wir im Ruhrgebiet sagen:<br />

„Ein herzliches Glückauf!“


WOLFGANG ROHRBERG (GESCHÄFTSFÜHRER DES ESSENER SPORTBUNDES):<br />

Erwartungen <strong>des</strong> (organisierten) Sports an die<br />

(Kommunal) Politik<br />

<strong>Der</strong> organisierte Sport in den Kommunen steht vor großen<br />

Herausforderungen. Sportanlagen und Sportgelegenheiten<br />

sind eine Grundvoraussetzung für jeden Sport.<br />

Hierbei ist es unerheblich, ob es sich um normierte Sportanlagen,<br />

Bolzplätze, Freiflächen, Grünanlagen oder Waldwege<br />

handelt. Ohne Sportanlagen bzw. Sportgelegenheiten<br />

können sich sportliche Aktivitäten nicht entfalten.<br />

<strong>Der</strong> überwiegende Teil der im kommunalen Besitz befindlichen<br />

Sportanlagen ist weitestgehend überaltert und<br />

bereitet den öffentlichen Trägern aufgrund eines überall<br />

zu verzeichnenden hohen Instandsetzungsbedarfs zunehmend<br />

Probleme. Angesichts leerer Kassen ist eine Besserung<br />

nicht in Sicht, Abhilfe ist auf absehbare Zeit<br />

nicht zu erwarten. Aus der Not heraus werden Sporteinrichtungen/Bäder<br />

geschlossen, dringend notwendige<br />

Instandsetzungsarbeiten nicht mehr durchgeführt. Dieses<br />

geschieht aber nicht ohne lautstarke Protestbewegungen<br />

von Sportlern und Bürgern.<br />

Daher stellt sich die Frage, kann der (organisierte) Sport<br />

in Zeiten leerer Kassen Forderungen stellen, da die Unterstützung<br />

<strong>des</strong> Sports eine freiwillige Leistung ist? Über<br />

70 % der Bevölkerung sind sportlich interessiert. Über<br />

50 % gehen einer sportlichen Aktivität nach und über<br />

25 % und mehr der sportlich aktiven Bevölkerung sind in<br />

Sportvereinen organisiert.<br />

Bsp. Essen: Annähernd 300.000 Essener Einwohner<br />

gehen einer regelmäßigen sportlichen Betätigung nach,<br />

davon sind 130.000 Sportler in fast 600 Sportvereinen<br />

organisiert. Bezogen auf die Einwohnerzahl der Stadt<br />

Essen lag der Organisationsgrad <strong>des</strong> organisierten Sports<br />

bei 21,7 %. Überdies gehen noch ca. 130.000 Einwohner<br />

einer unregelmäßigen sportlichen Betätigung nach<br />

(Quelle: Sportverhaltensberichterstattung 2002). Diese<br />

Zahlen belegen, wie stark der Sport in der Gesellschaft<br />

verankert ist. Sport ist nach wie vor ein wesentlicher<br />

I 161


Arbeitskreis 12: Sportförderung und -finanzierung:<br />

Routine versus Königswege?<br />

Bestandteil der modernen Lebens- und Bewegungskultur<br />

und daher unverzichtbar.<br />

Somit kann der Sport als größte gesellschaftliche Gruppierung<br />

an der Gestaltung seiner Lebensumwelt aktiv<br />

teilhaben und selbstbewusst Forderungen stellen. Ein<br />

„Weiter so wie bisher“ – immer nur neue Sporträume erstellen<br />

und die Instandhaltung bestehender Sporträume<br />

vernachlässigen – wäre der falsche Weg. Ein bloßes Instandsetzen<br />

und Festhalten an traditionellen Sportstätten,<br />

ohne dabei die Forderungen an die veränderten Lebensbedingungen,<br />

an das veränderte Sportverhalten und<br />

die zukünftige Bevölkerungsentwicklung auszurichten,<br />

wäre mit einer modernen Sportentwicklung nicht zu<br />

vereinbaren.<br />

Längst wird Sport nicht nur alleine in den traditionellen<br />

Sportstätten ausgeübt. <strong>Der</strong> größte Teil der Bevölkerung<br />

übt seine sportliche Betätigung unorganisiert in Sportgelegenheiten<br />

wie Wald, Feld, Wiese, Straße und öffentlichen<br />

Plätzen aus. Auch die traditionellen Ballsportarten<br />

sind zwar noch mitgliederstark, fallen aber in der Gesamtbetrachtung<br />

aller Sportaktivitäten weit hinter Radfahren,<br />

Schwimmen (nicht leistungs- und wettkampfbezogen),<br />

Joggen, Fitness und Inlineskating in der Gunst<br />

der Sportinteressierten ab. Die sportinteressierte Bevölkerung<br />

von heute verbindet sportliche Aktivitäten mit<br />

Gesundheitsorientierung, sich fit halten, mit Spaß. <strong>Der</strong><br />

Wettkampferfolg spielt bei den meisten Sporttreibenden<br />

nur eine nachrangige Rolle. Diese Erkenntnisse sollen<br />

nicht den Eindruck erwecken, dass die traditionellen Sportarten<br />

nicht mehr nachgefragt werden oder der Leistungssport<br />

ausgedient hat. <strong>Der</strong> Sport braucht den Spitzensport<br />

ebenso wie den Breiten- und zunehmend den Gesundheitssport.<br />

<strong>Der</strong> Sport heute ist differenzierter und facettenreicher.<br />

Während in vergangenen Jahren/Jahrzehnten<br />

die sportliche Betätigung in der Jugend begann und maximal<br />

bis zur mittleren Lebensphase ausgeübt wurde und<br />

nur wenige bis ins hohe Lebensalter dem Sport treu geblieben<br />

sind, wird heute Sport gerade von einer Vielzahl<br />

162 I<br />

von älteren Menschen als Freizeitbetätigung entdeckt.<br />

Mit zunehmender Alterung der Gesellschaft wird dieser<br />

Anteil steigen, während<strong>des</strong>sen der Anteil jugendlicher<br />

Sporttreibender in zukünftigen Jahren sich zurückentwickeln<br />

wird. Überdies wird ein hoher Anteil der Menschen<br />

einen Migrationshintergrund haben.<br />

All diese Veränderungen dürfen in unserer Sportentwicklung<br />

nicht unberücksichtigt bleiben. Aufgrund mehrjähriger<br />

Erfahrung können wir feststellen, dass sich die<br />

gewonnenen Erkenntnisse über eine moderne und zukunftsgerichtete<br />

Sportstättenentwicklung nicht immer<br />

leicht in Diskussionen einbringen lassen, da überwiegend<br />

noch tradiertes Denken vorherrscht. Die demographische<br />

Bevölkerungsentwicklung und ein verändertes Sportverhalten<br />

werden von den meisten Verantwortlichen, das gilt<br />

gleichermaßen für die Vereins- als auch die politischen<br />

Vertreter, nicht richtig gewertet.<br />

Eine zukünftige und verantwortungsvolle<br />

Sportentwicklung muss die veränderten Rahmenbedingungen,<br />

wie finanzielle Ressourcen,<br />

Bevölkerungsentwicklung und Sportverhalten<br />

einbeziehen und berücksichtigen.<br />

Die Vorgaben <strong>des</strong> Goldenen Plans bestimmen heute noch<br />

weitestgehend die Sportlandschaft. Ein dichtes Netz<br />

an gedeckten und ungedeckten Sportanlagen bestimmt<br />

unser Stadtbild. Eigentlich positiv.<br />

Betrachtet man den Zustand dieser Anlagen, so beschleicht<br />

uns schnell Unbehagen. Daher besteht hoher<br />

Handlungsbedarf.<br />

Die verantwortlich handelnden Akteure, Sportverwaltung<br />

und Sportselbstverwaltung müssen gemeinsam einen<br />

Plan für die Zukunft entwickeln. Es ist unabdingbar, Nutzerzahlen,<br />

Vereins- und Mitgliederentwicklungen vor<br />

Ort miteinander zu vergleichen. Wer versucht, aus Tradi-


tion an Sportanlagen festzuhalten, wird in absehbarer<br />

Zeit feststellen müssen, dass er nicht rettet, sondern vernichtet.<br />

Die heutigen Finanzen reichen nicht annähernd<br />

aus, um den vorhandenen Bestand zu halten, nicht einmal<br />

um notwendige Instandsetzungsarbeiten zu finanzieren.<br />

Darüber wird er feststellen, dass Mitgliederentwicklungen<br />

einen Behalt <strong>des</strong> jetzigen Bestan<strong>des</strong> nicht mehr rechtfertigen.<br />

Weniger ist hier mehr.<br />

Sportanlagen müssen sich an heutigen und zukünftigen<br />

Nutzerzahlen und an deren Nutzerverhalten ausrichten.<br />

Normierte und am Wettkampfbetrieb ausgerichtete Sportanlagen<br />

sind in einer sportgerechten Stadt ebenso Bestandteil<br />

wie freizeitorientierte Sporträume, die eine multifunktionale<br />

Nutzung ermöglichen. Sporträume also, die<br />

von der älteren Bevölkerung als angenehm empfunden<br />

werden. Ein Rückenkurs ist in einer Dreifach-Sporthalle<br />

äußerst unattraktiv, jedoch in einem kleineren, sportgerechten<br />

Raum mit netter Atmosphäre viel geeigneter und<br />

noch dazu in der Erstellung und Unterhaltung erheblich<br />

kostengünstiger. Sportbäder müssen Sportbäder für den<br />

leistungsorientierten Sport bleiben. Wir müssen aber<br />

die Frage zulassen, ob heute alle Bäder für den leistungsorientierten<br />

Sport genutzt werden. Können nicht aus<br />

einem Teil der traditionellen Bäder auch multifunktionale<br />

Sporteinrichtungen werden? Etwa durch Anbau von<br />

weiteren Sporträumen, in denen Sportkurse für Jung und<br />

Alt, für Frauen und Männer angeboten werden oder<br />

Seminarräume für eine Ernährungsberatung, Physiotherapie<br />

etc.? So können auch Stadtbäder wirtschaftlicher<br />

und mit einer hohen Auslastung betrieben werden. Hierzu<br />

bedarf es natürlich Veränderungen, Brechen mit Traditionen.<br />

Benötigen wir heute noch die Vielzahl der leichtathletischen<br />

Einrichtungen wie Rundlaufbahnen, Kugelstoßringe<br />

und Weitsprunggruben, die oftmals mangels<br />

notwendiger Pflege von Unkraut überwuchert sind? Sie<br />

werden heute meistens nur einmal jährlich für Schulsportfeste<br />

genutzt. Die Instandhaltung – wenn sie erfolgt<br />

– kostet Geld, das an anderer Stelle dringend benötigt<br />

wird. Welcher zukünftige 50/60jährige läuft denn noch<br />

die 100m Distanz auf Zeit? Welche Sportanlagen bieten<br />

wir dieser Interessensgruppe zukünftig an? Rückbau<br />

da, wo es verantwortbar ist. Dafür aber an wenigen ausgewählten<br />

Orten gute Sportanlagen, die die Entwicklung<br />

<strong>des</strong> Sports, wie z.B. Leichtathletik, fördern. Und diese<br />

Beispiele können wir für viele Sportarten finden.<br />

Traditionen verändern sich, auch die Wettkampfregeln.<br />

In Zeiten knapper Ressourcen müssen Änderungen von<br />

Wettkampfregeln oder Auflagen für die Teilhabe am<br />

Wettkampfbetrieb mit Augenmaß betrieben werden.<br />

Es ist unter den derzeitigen aktuellen Finanzbedingungen<br />

nicht verantwortbar, dass Verbandsauflagen oder Änderungen<br />

der Wettkampfbedingungen von Vereinen und<br />

Kommunen nicht mehr oder nur unter größten Finanzanstrengungen<br />

aufgebracht werden können. Es mag zwar<br />

für den Spielverlauf interessant sein, dass Spielfeldausmaße<br />

größer oder kleiner werden. <strong>Der</strong> Finanzaufwand zur Änderung<br />

der Spielfeldmarkierungen in Turn- und Sporthallen<br />

ist hingegen zur Angleichung der Norm immens.<br />

Fanblocktrennung, obwohl die Zuschauerzahl im 5. Ligabetrieb<br />

meist die 300er-Grenze selten überschreitet, und<br />

I 163


Arbeitskreis 12: Sportförderung und -finanzierung:<br />

Routine versus Königswege?<br />

eigene Zuwegungen für Gäste mit eigener Buszufahrt etc.<br />

sind Kosten zur Ergänzung von Sportstätten, die nicht<br />

selten die 1 Mio. € überschreiten. Werden sie nicht aufgebracht,<br />

wird der Verein unweigerlich vom Spielbetreib<br />

ausgeschlossen. Kosten, die hierfür aufgebracht werden<br />

müssen, fehlen an anderer Stelle zur Instandsetzung von<br />

Duschen, WCs, Dächern etc. Hier muss der Blick und<br />

die Erwartungshaltung nicht auf andere gerichtet werden,<br />

vielmehr müssen auch wir unsere Handlungsweisen kritisch<br />

überprüfen.<br />

Fazit<br />

Bisher hat der organisierte Sport alle gesellschaftlichen<br />

und wirtschaftlichen Veränderungen der Nachkriegszeit<br />

gut überstanden. Jetzt muss sich aber der Sport auf allen<br />

Ebenen den Veränderungen, die von innen und außen<br />

auf ihn einwirken, stellen.<br />

<strong>Der</strong> Bevölkerungsrückgang bzw. der demografische Wandel<br />

ist für sich noch kein Gradmesser für einen gleichzeitigen<br />

Rückgang der Sportaktivitäten. Jedoch muss selbst<br />

164 I<br />

unter optimistischer Prognose die Aussage für den organisierten<br />

Sport getroffen werden, dass sich der demografische<br />

Wandel in unterschiedlicher Dimension auch auf<br />

unsere Vereine und die Sportlandschaft auswirkt. <strong>Der</strong> Bevölkerungsrückgang<br />

bedeutet für den Sport nicht gleich<br />

das „Aus“. Dazu müssen wir „nur“ die uns vorliegenden<br />

Hinweise und Erkenntnisse aufgreifen und die unabdingbaren<br />

Änderungen herbeiführen. Sportorte können nicht<br />

unendlich Bestand haben. Die verbleibenden unverzichtbaren<br />

Sportanlagen müssen auf einen nutzbaren Zustand<br />

gebracht werden, der es erlaubt, dass sich die Sporttreibenden<br />

in diesen Anlagen wieder wohl fühlen.<br />

Angesichts der großen Nutzerzahl kann und darf<br />

sich die öffentliche Hand auch in schwierigen<br />

Zeiten nicht aus der Förderung verabschieden.<br />

Sport gehört zu einem urbanen Leben. Städte<br />

und Orte ohne eine gute Sportinfrastruktur und<br />

ohne ein aktives Sportleben sind Städte ohne<br />

Lebensqualität.


NICLAS STUCKE (HAUPTREFERENT DES DEUTSCHEN STÄDTETAGES):<br />

Kommunalfinanzen 2010 – Gesamtbild<br />

Die Folgen der globalen Finanz- und Wirtschaftskrise<br />

werden 2010 in den Kommunen immer stärker spürbar.<br />

Ein Teil der Städte steht vor dem Kollaps und droht handlungsunfähig<br />

zu werden. Dort ist die im Grundgesetz<br />

garantierte kommunale Selbstverwaltung in großer Gefahr.<br />

Die schon seit Jahren bestehenden strukturellen Finanzprobleme<br />

vieler Städte spitzen sich zur Zeit dramatisch<br />

zu. Rekorddefizite in zweistelliger Milliardenhöhe, eine<br />

explodierende Verschuldung durch kurzfristige Kredite,<br />

der stärkste Steuerrückgang seit Jahrzehnten und ungebremst<br />

steigende Sozialausgaben kennzeichnen die Situation<br />

im März 2010.<br />

In diesem Jahr befürchten die Kommunen ein Rekorddefizit<br />

von 12 Mrd. Euro. Das wäre fast die Hälfte mehr als<br />

das Defizit von 8,4 Mrd. Euro in der bisher schwersten<br />

kommunalen Finanzkrise im Jahr 2003. Auch in den Jahren<br />

2011 bis 2013 werden zweistellige Milliardendefizite<br />

erwartet.<br />

Die kurzfristigen Kassenkredite der Kommunen betragen<br />

inzwischen 33,8 Mrd. Euro. Sie sind damit allein in den<br />

ersten drei Quartalen <strong>des</strong> Jahres 2009 um mehr als vier<br />

Mrd. Euro gestiegen. Notleidende Städte brauchen diese<br />

Kredite regelmäßig, weil sie mehr Aufgaben erfüllen<br />

müssen als die Einnahmen hergeben.<br />

Bund, Länder und Kommunen hatten 2009 erhebliche<br />

Steuerverluste. Den stärksten Einbruch ihrer Steuereinnahmen<br />

– um gut 10 % – mussten die Städte, Gemeinden<br />

und Kreise hinnehmen. Das Minus betrug 7,1 Mrd.<br />

Euro. Besonders stark stürzten dabei die Gewerbesteuereinnahmen<br />

ab, um 17,4 %. Viele Städte erlitten dabei<br />

dramatische Verluste von mehr als 40 %. Insgesamt<br />

sank das Gewerbesteueraufkommen von 40 Mrd. Euro in<br />

2008 auf 33,6 Mrd. Euro in 2009.<br />

Die Sozialausgaben der Kommunen stiegen 2009 erstmals<br />

auf rund 40 Mrd. Euro – beinahe doppelt so viel wie<br />

kurz nach der Wiedervereinigung. 2010 wird ein weiterer<br />

Anstieg um fast zwei Mrd. Euro erwartet.<br />

Diese massiv sinkenden Steuereinnahmen und die ständig<br />

steigenden Sozialausgaben drängen die Städte weiter<br />

zu einem strikten Sparkurs und drohen einen Teil der<br />

Kommunen handlungsunfähig zu machen. Fast ein Viertel<br />

ihrer gesamten Ausgaben wenden die Kommunen<br />

inzwischen für soziale Leistungen auf. Deswegen sind die<br />

Städte gezwungen, Sparprogramme zu erarbeiten und<br />

stellen dafür alle Bereiche auf den Prüfstand. Die Städte<br />

reduzieren vor allem ihr Personal, besetzen freiwerdende<br />

Stellen nicht mehr oder nur verzögert. Sie sind gezwungen<br />

wichtige Investitionen in die städtische Infrastruktur<br />

oder IT-Projekte zu stoppen oder zeitlich zu strecken.<br />

Wenn möglich, müssen auch städtische Beteiligungsgesellschaften<br />

Konsolidierungsbeiträge leisten. In zahlreichen<br />

Städten müssen Haushaltssicherungskonzepte neu<br />

aufgestellt oder ausgeweitet werden, die sich die Kommunen<br />

von den Kommunalaufsichtsbehörden genehmigen<br />

lassen müssen. Außerdem steigt in vielen kommunalen<br />

Haushalten der Druck, neue Schulden aufzunehmen.<br />

I 165


Arbeitskreis 12: Sportförderung und -finanzierung:<br />

Routine versus Königswege?<br />

UDO SKALNIK (LEITER DES SPORTAMTS DER LANDESHAUPTSTADT DÜSSELDORF):<br />

166 I


Kommunale Sportförderung durch Gewährung von<br />

Zuschüssen an Sportvereine<br />

I 167


Arbeitskreis 12: Sportförderung und -finanzierung:<br />

Routine versus Königswege?<br />

UDO SKALNIK (LEITER DES SPORTAMTS DER LANDESHAUPTSTADT DÜSSELDORF):<br />

168 I


I 169


Arbeitskreis 12: Sportförderung und -finanzierung:<br />

Routine versus Königswege?<br />

UDO SKALNIK (LEITER DES SPORTAMTS DER LANDESHAUPTSTADT DÜSSELDORF):<br />

170 I


I 171


Arbeitskreis 12: Sportförderung und -finanzierung:<br />

Routine versus Königswege?<br />

FRANK PRIEBE (BÜRGERMEISTER NÖRTEN-HARDENBERG):<br />

Wiedereröffnung <strong>des</strong> Hallenbads Nörten-Hardenberg<br />

durch die Gründung einer Bürgergenossenschaft<br />

Wie ist die Initiative entstanden?<br />

<strong>Der</strong> Betrieb <strong>des</strong> kommunalen Hallenbads Nörten-Hardenberg<br />

– erbaut Anfang der 70er Jahre als typisches Sportund<br />

Lehrschwimmbad – konnte nach etwa 30jährigem<br />

Betrieb nicht mehr aufrechterhalten werden. Gründe dafür<br />

waren einerseits der stetig zunehmende Zuschussbedarf,<br />

der sich daraus ergab, dass der öffentliche Badebetrieb<br />

zu sozial-verträglichen Eintrittspreisen realisiert werden<br />

sollte, und andererseits der im Laufe der Jahre zuneh-<br />

172 I<br />

mende Sanierungsstau und Modernitätsrückstand. Er<br />

führte zu einem erheblichen Investitionsaufwand, der nicht<br />

mehr getätigt werden konnte. Als die relativ hohen<br />

kommunalen Zuschüsse wegen der allgemeinen Finanzlage<br />

nicht mehr gewährt werden konnten, wurde das<br />

Bad zum 30. Juni 2004 geschlossen.<br />

Bereits im Vorfeld der Schließung, noch während sich<br />

diese traurige Entwicklung abzeichnete, hatten viele Bürger<br />

Initiativen zur ‚Rettung <strong>des</strong> Ba<strong>des</strong>’ entwickelt:


p In mehreren öffentlichen Versammlungen<br />

(März und Mai 2002) machte man sich stark für<br />

den Erhalt <strong>des</strong> Hallenbads.<br />

p Es wurde ein Förderverein gegründet, der gemeinsam<br />

mit der Kommune nach Lösungsmöglichkeiten<br />

suchte. Ergebnis:<br />

1. <strong>Der</strong> Förderverein mobilisierte zwar das Bürgerinteresse,<br />

konnte den defizitären Betrieb aber selbst<br />

nicht organisieren.<br />

2. Deshalb wurde das Hallenbad im Rahmen einer<br />

öffentlichen Ausschreibung mit dem Ziel der Übernahme<br />

privaten Investoren angeboten. Hierzu<br />

wurden Sondierungen/Verhandlungsgespräche mit<br />

Interessenten durchgeführt. Das Ergebnis führte<br />

schnell zu der Einsicht, dass das Betriebsrisiko auch<br />

für private Betreiber zu groß ist.<br />

3. Auf der Suche nach alternativen Lösungen wurden<br />

auch Fachtagungen besucht:<br />

l Kreissportbund NOM-Einbeck: Seminar<br />

„Betreibermodelle für Sportanlagen am Beispiel<br />

Schwimmbäder“<br />

l Niedersächsischer Städte- und Gemeindebund:<br />

Seminar „Möglichkeiten <strong>des</strong> Erhalts öffentlicher<br />

Bäder“<br />

l Genossenschaftsverband Norddeutschland:<br />

Tagung „Privatisierung öffentlicher Aufgaben in<br />

Form von Genossenschaften“<br />

Fazit:<br />

p Keine Hallenbadübernahme und Betriebsführung<br />

durch Privatinvestoren oder nur durch Vereine<br />

möglich.<br />

p <strong>Der</strong> Förderverein verfolgt aber weiterhin das Ziel,<br />

das Schwimmbad zu erhalten, um ein öffentliches<br />

Schwimmangebot, breite Lehrschwimmangebote<br />

für Schulen/Vereine sowie gesundheitsförderliches<br />

Schwimmen in Selbsthilfegruppen zu ermöglichen.<br />

p Die Entscheidung für ein alternatives Betreibermodell<br />

ist erforderlich.<br />

Den Förderverein überzeugte vor allem die genossenschaftliche<br />

Idee bzw. das Raiffeisenmotto: „Alle für<br />

einen – einer für alle“. Dabei faszinierte vor allem der<br />

folgende Gedanke:<br />

Vielleicht schaffen ‚viele’ Menschen, Unternehmen,<br />

Vereine und Verbände aus der Region das,<br />

was ‚einer’ allein nicht kann.<br />

Mit der Option eines genossenschaftlichen Betreibermodells<br />

konnte ein Hallenbadangebot<br />

p für die Region erhalten bleiben,<br />

p nach einem attraktiven Konzept gestaltet<br />

p und die Infrastruktur modernisiert und das Gebäude<br />

entsprechend saniert/umgebaut werden.<br />

Bei unserer Hallenbad-Genossenschaft fließen alle Mittel<br />

und Überschüsse nur dem Genossenschaftszweck zu, in<br />

unserem Fall dem Hallenbad. Gegenüber Privat-Investoren<br />

gibt es kein Interesse an Zweckentfremdung der wirtschaftlichen<br />

Überschüsse. Vor diesem Hintergrund wurde<br />

ein sog. Ressourcen-Mix angestrebt:<br />

1. Bürger, Unternehmen und Organisationen<br />

p erwerben Genossenschafts-Anteile und beteiligen<br />

sich somit an der Kapitalbildung,<br />

p übernehmen Führungsverantwortung<br />

p und unterstützen die laufende Erhaltung und Sanierung<br />

der Gebäude und der Technik aktiv und<br />

fachmännisch (handwerklich, organisatorisch…).<br />

2. Einnahmen werden aus Badnutzungsgebühren<br />

und Hallenbad-Nebengewerbe erwirtschaftet<br />

(Sauna-/Wellness-Bereich, Therapie, Aqua-Angebote<br />

…)<br />

3. Schließlich beteiligt sich die Kommune weiterhin<br />

mit einem Sockelbetrag als jährlichem Zuschuss.<br />

I 173


Arbeitskreis 12: Sportförderung und -finanzierung:<br />

Routine versus Königswege?<br />

In der Genossenschaft werden keine fremden Gewinninteressen<br />

realisiert – der laufende Betrieb sowie die<br />

Aufsichtsfunktion werden nach dem Demokratieprinzip<br />

organisiert:<br />

p Je<strong>des</strong> Mitglied hat eine Stimme (in der Mitgliederversammlung)<br />

p Wesentliches Eigenkapital ist das Geschäftsguthaben<br />

der Mitglieder. Je<strong>des</strong> Mitglied zeichnet<br />

einen oder mehrere Geschäftsanteile. Die Höhe<br />

ist in der Satzung geregelt.<br />

p Das Geschäftsguthaben (also die gezeichneten<br />

Anteile) werden bei Austritt aus der Genossenschaft<br />

zurückgezahlt.<br />

p Eine Nachschusspflicht für den Insolvenzfall ist<br />

in der Satzung ausgeschlossen.<br />

p Auf diese Weise bleibt der öffentliche Charakter<br />

weitgehend erhalten – das öffentliche und preiswerte<br />

Schwimmangebot wird gesichert.<br />

Die Organstrukturen Vorstand/Aufsichtsrat/Generalversammlung<br />

sind in dieser Genossenschaft auf einen<br />

professionellen Geschäftsbetrieb ausgerichtet, als Vollkaufmann<br />

unterliegt die eG den Regeln <strong>des</strong> HGB.<br />

Dies sowie die genossenschaftliche Pflichtprüfung führen<br />

zur größeren Sicherheit bei der eG.<br />

<strong>Der</strong> Pflicht-Aufsichtsrat bei unserer Genossenschaft<br />

garantiert eine weit reichende interne Kontrolle <strong>des</strong> Vorstan<strong>des</strong><br />

durch die Mitglieder der Genossenschaft. Anders<br />

als z.B. bei Vereinen sind ihm ohne Berücksichtigung<br />

der Mitglieder bei der Genossenschaft engere Grenzen<br />

gesetzt.<br />

174 I<br />

Wie viele neue Arbeitsplätze wurden geschaffen,<br />

wie viele bestehende erhalten?<br />

Unter kommunaler Betriebsführung gab es zwei Schwimm-<br />

Meister (vollbeschäftigt) und zwei Teilzeit-Reinigungskräfte.<br />

<strong>Der</strong> Sauna- und Gastronomie-Bereich war mit immer<br />

geringerem wirtschaftlichen Erfolg verpachtet (kaum<br />

Nutzung, häufige Schließung).<br />

p Die Genossenschaft hat nunmehr einen hauptamtlichen<br />

Schwimm-Meister (ein Schwimm-Meister<br />

hatte im Vorfeld gekündigt)<br />

p Es wurden acht Mini-Jobs zur Badeaufsicht und<br />

Reinigung geschaffen (die ursprünglich zwei<br />

Teilzeit-Reinigungskräfte wurden an Schulen der<br />

Fleckengemeinde versetzt).<br />

p Im Gastronomiebereich etabliert sich erkennbar<br />

sehr erfolgreich ein Jungunternehmer (zwei Vollzeitkräfte)<br />

p Im Wellnessbereich entstand ein selbstständig<br />

geführter Betrieb (Kosmetikstudio mit einer<br />

Ganztagskraft sowie zwei Teilzeit-Masseuren)<br />

Wie verbindet sich die Schaffung<br />

von Arbeitsplätzen mit dem genossenschaftlichen<br />

Förderauftrag<br />

gegenüber den Mitgliedern?<br />

Die formale Zielsetzung der Hallenbad-Genossenschaft<br />

Nörten-Hardenberg ist der Erhalt <strong>des</strong> dortigen Schwimmbads.<br />

Die Mitglieder der Genossenschaft engagieren sich<br />

für das Hallenbad, um ein öffentliches Schwimmangebot,<br />

Gesundheits- bzw. Wellness-Angebote und ein breites<br />

Lehrschwimmangebot für Schulen & Vereine aufrechtzuerhalten.<br />

Sie versprechen sich davon einen deutlichen<br />

Mehrwert an Lebensqualität vor Ort. Voraussetzung für<br />

die Erreichung dieser Ziele ist der nachhaltige Erfolg <strong>des</strong><br />

Geschäftsbetriebs. Nur die langfristige Qualität und Attraktivität<br />

der im Hallenbad angebotenen Dienstleistungen


sichert dauerhaft stabile Erträge. In diesem Zusammenhang<br />

tragen der sinnvolle und gut überlegte Erhalt und<br />

die Schaffung von Arbeitsplätzen zur Steigerung der<br />

Service-Qualität im Nörtener Schwimmbad ganz konkret<br />

zur Förderung der Mitglieder-Interessen bei. Die Aufwertung<br />

<strong>des</strong> Gastronomie- und Wellness-Bereichs mit privaten<br />

Mitglieder-Subunternehmen bringt der Genossenschaft<br />

ein spürbares Mehr an Besuchern bzw. Erträgen und<br />

den Mitgliedern ganz direkt ein spürbares Plus an Wohlfühlatmosphäre<br />

und Lebensqualität.<br />

Gab oder gibt es ideelle oder materielle<br />

Förderer?<br />

Unternehmen der Region bieten die Möglichkeit <strong>des</strong><br />

kostenlosen Mitnutzens vorhandener Strukturen/Infrastruktur<br />

(z.B. professionelles Controlling und Buchhaltung;<br />

Monitoring der technischen Anlagen). Alle Organe<br />

der EG sind ehrenamtlich besetzt. Über 300 Mitglieder<br />

kümmern sich um „Ihr“ Unternehmen durch ehrenamtlichen<br />

Einsatz. Die Kommune konnte finanziell deutlich<br />

entlastet werden, was selbst den Bund der Steuerzahler<br />

zu einem Lob veranlasst hat.<br />

Welche Schwierigkeiten waren zu<br />

überwinden?<br />

Anfangs geringe Akzeptanz und breite Skepsis seitens<br />

vieler Bürger und auch der Kommunalpolitiker im Hinblick<br />

auf ein solches Betreibermodell (teilweise auch deutliche<br />

Kritik an der Initiative zur bürgerschaftlichen Übernahme<br />

<strong>des</strong> Badbetriebs mit dem Argument, ein Hallenbadbetrieb<br />

sei ‚Aufgabe <strong>des</strong> Staates’).<br />

Nur mit Hilfe großen Engagements und kontinuierlicher<br />

Überzeugungsarbeit gelang es, das Projekt dennoch<br />

umzusetzen. Es hat über ein Jahr gedauert, bis das Vertrauen<br />

der Bürger gesichert war. Bei der Gewinnung<br />

von Mitgliedern kam es vor allem darauf an, behutsam<br />

vorzugehen. Jetzt gibt der Erfolg der Sache Recht und die<br />

Freude über den gelungenen Erhalt <strong>des</strong> Schwimmbads<br />

überwiegt.<br />

Welche Perspektiven für die Zukunft<br />

gibt es?<br />

Langfristige Sicherung eines öffentlichen Gutes (hier:<br />

Erhalt einer kommunalen Einrichtung, die von der Schließung<br />

bedroht ist). Ein öffentliches Schwimmangebot<br />

für alle Altersgruppen, ein breites Schwimmausbildungs-<br />

Angebot für alle Schulen, Kindergärten und viele Vereine<br />

sowie die Gesundheitsförderung von Selbsthilfegruppen<br />

soll durch Bürger-Engagement erhalten werden.<br />

Ermutigen<strong>des</strong> Signal regionalen Lernens:<br />

p durch die Schaffung von weiteren Arbeitsplätzen<br />

innerhalb <strong>des</strong> Hallenbadbereichs<br />

p sowie durch die Chance zur aktiven Teilhabe an<br />

der Gesellschaft (statt resignieren ‚mitmischen’<br />

und auch ganz praktisch mitentscheiden und<br />

sichern helfen, ob es weiterhin Einrichtungen zur<br />

Sicherung öffentlicher Güter geben wird oder<br />

nicht).<br />

Internet: www.hallenbad-noerten-hardenberg.de<br />

I 175


Arbeitskreis 12: Sportförderung und -finanzierung:<br />

Routine versus Königswege?<br />

Ergebnisse <strong>des</strong> Arbeitskreises 12<br />

176 I


Praxisorientierte Problemlösungen für die kommunalen<br />

Sport- und Bäderverwaltungen und Betriebe stehen im<br />

Vordergrund der Aufgaben der ADS. Sie organisiert<br />

Maßnahmen zur Fortbildung der Mitglieder und führt<br />

<strong>des</strong>halb in eigener Regie alljährlich Tagungen mit Fach-<br />

vorträgen durch.<br />

In Zusammenarbeit mit den kommunalen Spitzen-<br />

verbänden (<strong>Deutsche</strong>r Städtetag, <strong>Deutsche</strong>r Städte- und<br />

Gemeindebund, <strong>Deutsche</strong>r Landkreistag) pflegt die ADS<br />

den Kommunikations- und Informationsaustausch<br />

zwischen den Städten, Gemeinden und Gemeinde-<br />

verbänden einerseits und wird anderseits als kompetenter<br />

Ansprechpartner <strong>des</strong> <strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n Sport-<br />

bun<strong>des</strong>, der Lan<strong>des</strong>sportbünde, den deutschen Sport-<br />

fachverbänden sowie der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n<br />

Gesellschaft geschätzt.<br />

Die ADS – Ihr sach- und fachkundiger Gesprächs- und<br />

Beratungspartner in Angelegenheiten <strong>des</strong> kommunalen<br />

Sports.<br />

www.ads-sportverwaltung.de


Bilanz und Ausblick<br />

Kongress „Starker Sport – starke Kommunen“ am 5. und 6. März 2010 in München<br />

Abschlussrunde mit Rudolf Behacker,<br />

Andreas Klages und Niclas Stucke<br />

Sander p Stucke: Sie waren von der ersten Idee<br />

für diesen Kongress dabei. Sie haben den Kongress<br />

mitvorbereitet. Sie haben jetzt die 2 Tage erlebt.<br />

Wie sieht ihre Bilanz aus?<br />

Stucke: Die Kooperationsvereinbarung zwischen Deut-<br />

schem Städtetag, <strong>Deutsche</strong>m Städte- und Gemeindebund<br />

und <strong>Deutsche</strong>m <strong>Olympische</strong>n Sportbund war noch gar<br />

nicht unterschrieben, da saßen wir im Sommer 2008 erstmals<br />

bei einem Brainstorming zusammen, um über einen<br />

möglichen Kongress nachzudenken. Die Kooperationsvereinbarung<br />

kam, die Kongressidee und die Kongresskonzeption<br />

verdichteten sich immer mehr. Als wir dann<br />

im Herbst <strong>des</strong> letzten Jahres mit dem Programm herauskamen,<br />

merkten wir an der Nachfrage und an der Überbuchung<br />

schon im Januar 2010, dass wir offensichtlich<br />

mit unserer Idee nicht ganz falsch gelegen hatten. Das<br />

endgültige Ergebnis haben wir gestern und heute miterlebt.<br />

Wenn ich ein Fazit ziehen darf: In der Tradition <strong>des</strong><br />

DSB-<strong>Kongresses</strong> vom Dezember 2004 in Bremen haben<br />

wir m. E. eine sehr gelungene Veranstaltung hinbekommen.<br />

Wir spüren Rückenwind für das gemeinsame Anliegen<br />

und sollten im gebührenden Abstand überprüfen:<br />

Wie sieht die hier gezogene Bilanz aus, was muss noch<br />

erledigt werden und welche neuen Fragen stellen sich.<br />

Es ist dies aber auch die Gelegenheit, Dank zu sagen: Insbesondere<br />

an die 450 Teilnehmerinnen und Teilnehmer,<br />

ohne die die Diskussionen und der Erfahrungsaustausch<br />

nicht hätten stattfinden können, die bestens vorbereiteten<br />

Referenten und Moderatoren, die Führungs-Akademie<br />

<strong>des</strong> DOSB, die kompetent und professionell das gesamte<br />

Management <strong>des</strong> <strong>Kongresses</strong> bewältigt hat, alle Sponsoren,<br />

die es uns ermöglicht haben, angenehme Rahmenbedingungen<br />

zu schaffen und u. a. keine Teilnehmergebühren<br />

zu nehmen sowie insbesondere der Lan<strong>des</strong>haupt-<br />

178 I<br />

stadt München, ohne deren finanzielle und logistische<br />

Unterstützung dieser Kongress nicht hätte stattfinden<br />

können. Unser Dank gilt aber ganz besonders auch den<br />

beiden anderen mitveranstaltenden Verbänden, die in<br />

konstruktiver und kollegialer Weise und ohne irgendwelche<br />

Reibungen diesen Kongress auf den Weg gebracht haben.<br />

Sander p Klages: Wie schauen sie aus der Sicht <strong>des</strong><br />

DOSB auf diesen Kongress zurück?<br />

Klages: Ich darf mich den Worten <strong>des</strong> Kollegen Stucke<br />

anschließen und mich von meiner Seite aus bedanken –<br />

sowohl beim <strong>Deutsche</strong>n Städtetag als auch beim <strong>Deutsche</strong>n<br />

Städte- und Gemeindebund für die hervorragende<br />

Zusammenarbeit. Ich darf ferner dem Bayerischen Lan<strong>des</strong>-Sportverband<br />

für seine Unterstützung danken.


Rudolf Behacker, Leiter <strong>des</strong> Sportamts der Lan<strong>des</strong>hauptstadt München und Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft <strong>Deutsche</strong>r Sportämter,<br />

Andreas Klages, stellvertretender Direktor Sportentwicklung <strong>des</strong> <strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n Sportbun<strong>des</strong> und Niclas Stucke, Hauptreferent <strong>des</strong><br />

<strong>Deutsche</strong>n Städtetages (v.l.n.r.) im Gespräch mit Britta Sander, Agentur Sprechperlen<br />

Wir hatten über 650 Anfragen und die Kapazität <strong>des</strong><br />

<strong>Kongresses</strong> war auf 400 bis 450 Teilnehmer ausgelegt.<br />

Es gab eine sehr hohe Nachfrage und ich denke, diese<br />

Nachfrage und die Kongressdynamik, die Kollege Stucke<br />

eben skizziert hat, unterstreichen nochmals die Wichtigkeit<br />

<strong>des</strong> Themas „Sports und Kommune“ und die Relevanz<br />

<strong>des</strong> <strong>Kongresses</strong>. Wir haben in allen Arbeitskreisen festgestellt,<br />

dass der Sport vor Ort ein sehr facettenreiches<br />

Thema ist. Das wird am Themenspektrum der Arbeitskreise,<br />

bei den Berichten aus den Workshops und beim<br />

„Kongressbild“ deutlich. Diese Themen stehen für Lebensqualität<br />

durch Sport und sind zugleich verbunden<br />

mit vielfältigen Herausforderungen, die auch in den Reden<br />

gestern im Plenum deutlich angesprochen worden sind.<br />

Hier kann ich an Frau Freytag anknüpfen: die Zeit der Kö-<br />

nigswege ist vorbei! Es gibt kaum noch Königswege!<br />

Gleichwohl haben wir einen hohen Handlungsdruck. Es<br />

gilt, Anregungen und Impulse zu geben, Ideen zu vermitteln,<br />

neue Fragen aufzunehmen. Hierfür war der Kongress<br />

eine Plattform.<br />

Es ist gestern sowohl von Herrn Dr. Bach als auch von<br />

Herrn Ude die Kooperationsvereinbarung angesprochen<br />

worden, die die Grundlage dieses <strong>Kongresses</strong> war. Ich<br />

habe mit Freude erfahren, dass in mehreren Bun<strong>des</strong>ländern<br />

und Lan<strong>des</strong>sportbünden, u. a. in NRW und in Hessen,<br />

entsprechende Initiativen nach dem DOSB-Vorbild<br />

entwickelt werden, um die Kooperation zwischen den<br />

Kommunen und den Sportverbänden regional zu intensivieren.<br />

Ich denke, das ist ein deutlicher Beleg für Impulse,<br />

die von diesem Kongress ausgehen.<br />

I 179


Bilanz und Ausblick<br />

Kongress „Starker Sport – starke Kommunen“ am 5. und 6. März 2010 in München<br />

Sander p Behacker: Herr Behacker, schauen wir<br />

zunächst mal aus ihrer lokalen Sicht, der Sicht <strong>des</strong><br />

Sportamtes München auf diese Veranstaltung.<br />

Was nehmen Sie da mit?<br />

Als Sportamtsleiter der Lan<strong>des</strong>hauptstadt München bin<br />

ich zuerst einmal stolz, dass man München als Veranstaltungsort<br />

für diesen Kongress gewählt hat. Über 400 Teilnehmerinnen<br />

und Teilnehmer aus dem organisierten<br />

Sport, den Stadtsportbünden, den Fachsportverbänden,<br />

der kommunalen Sportpolitik und der -verwaltung zeigen,<br />

dass der DOSB, der <strong>Deutsche</strong> Städtetag und der <strong>Deutsche</strong><br />

Städte- und Gemeindebund mit ihrer Wahl <strong>des</strong><br />

Austragungsortes richtig lagen und dies nicht nur weil<br />

München sich mit Garmisch-Partenkirchen und Berchtesgaden<br />

gerade um die <strong>Olympische</strong>n Winterspiele für<br />

2018 bewirbt.<br />

Bei den bekannt schwierigen kommunalen Rahmenbedingungen<br />

läuft derzeit in München der Prozess einer<br />

Sportentwicklungsplanung mit dem Ziel, Handlungsstrategien<br />

für die zukünftige Sportpolitik der Stadt zu entwickeln.<br />

Deshalb bin ich froh, dass Stadträtinnen und<br />

Stadträte aller Fraktionen und viele Mitarbeiterinnen und<br />

Mitarbeiter der Stadtverwaltung Münchens die Gelegenheit<br />

genutzt haben, sich kompetent zu informieren über<br />

die vielfältigen Herausforderungen <strong>des</strong> Fachbereiches<br />

Sport in einer Kommune. Die Erkenntnis, dass es weder<br />

Patentrezepte noch Königswege gibt, deprimiert nicht,<br />

sondern sollte Mut machen den eigenen Weg zu suchen<br />

und ihn dann zielstrebig zu verfolgen. Die sportlich interessierten<br />

Bürgerinnen und Bürger werden es uns danken.<br />

Sander p Behacker: Und nun zu ihrer Rolle in der<br />

Arbeitsgemeinschaft <strong>Deutsche</strong>r Sportämter. Sieht da<br />

die Bilanz anders aus?<br />

Als Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft <strong>Deutsche</strong>r<br />

Sportämter bin ich dem Vizepräsidenten <strong>des</strong> <strong>Deutsche</strong>n<br />

Städtetages und meinem langjährigem „Chef“ Christian<br />

180 I<br />

Ude sehr dankbar, dass er in seinem Hauptvortrag allen<br />

Teilnehmerinnen und Teilnehmern deutlich gemacht hat,<br />

dass das Kongressmotto „Starke Kommunen“ als Voraussetzung<br />

für „Starken Sport“ nur dann Wahrheit werden<br />

könne, wenn diese Kommunen auch wirklich stark<br />

sind.<br />

Die Sportpolitik wird vielerorts mit Gesellschaftspolitik<br />

gleichgesetzt und der Sport in der Kommune zunehmend<br />

eng mit anderen Politikfeldern wie Gesundheits-,<br />

Jugend-, Bildungs-, Sozial-, Steuer-, Finanz-, Energieund<br />

Umweltpolitik verknüpft.<br />

Freiwillige Leistung oder Pflichtaufgabe – egal: <strong>Der</strong> Sport<br />

in all seinen Facetten und positiven Wirkungen ist aus<br />

dem Alltag in den Kommunen nicht wegzudenken. Gerade<br />

<strong>des</strong>halb ist es so wichtig, dass überall in Deutschland<br />

die Sportentwicklung als Teil der Stadtentwicklung<br />

bei allen Planungen von Anfang an mit berücksichtigt<br />

wird. Die Kolleginnen und Kollegen der jeweiligen Stadtverwaltungen<br />

müssen sich an all diesen Prozessen aktiv<br />

beteiligen. Sportentwicklung ist mehr als Sportstättenentwicklung.<br />

Sander p Klages: Aus dem Blickwinkel <strong>des</strong> Sports.<br />

Was sind die wichtigsten Aspekte, die sie von diesem<br />

Kongress mitnehmen?<br />

Klages: <strong>Der</strong> Vereinssport der Zukunft ist noch mehr als<br />

früher und gegenwärtig auf ein „Mehr“ an Zusammenarbeit<br />

angewiesen. Es besteht zudem ein hoher Bedarf<br />

an strategischerem Vorgehen. Sportvereine müssen netzwerk-<br />

und strategiefähiger werden. Das sind anspruchsvolle<br />

Aufgaben, an denen jedoch kein Weg vorbeigeht.<br />

Die Berichte aus den Arbeitskreisen haben diese beiden<br />

Ansätze sehr deutlich herausgearbeitet. Ein „Mehr“ an<br />

Zusammenarbeit erweitert die Perspektiven und damit<br />

die Handlungsmöglichkeiten der Sportvereine vor Ort mit<br />

ihren alltäglichen Aufgaben und Problemen. Wir haben


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S


Bilanz und Ausblick<br />

Kongress „Starker Sport – starke Kommunen“ am 5. und 6. März 2010 in München<br />

in allen Arbeitskreisen viele positive Beispiele für zeitgemäße<br />

und innovative Formen der Vereinsentwicklung<br />

und der Zusammenarbeit von Sportvereinen und Kommunen<br />

aufgearbeitet. Wir fangen somit nicht bei Null<br />

an. Insofern war es auch wichtig, im Kongress die vorhandenen<br />

positiven Ansätze zu bilanzieren.<br />

Wir müssen auch akzeptieren, dass wir – Kommunen<br />

und Sportorganisationen – gelegentlich Interessenunterschiede<br />

haben. Dann ist es doppelt notwendig, miteinander<br />

zu reden.<br />

Apropos „miteinander reden“: Eine kreative Zusammenarbeit<br />

ist immer auch abhängig von einer Vertrauensbasis<br />

zwischen beteiligten Personen. Gestern und heute wurden<br />

viele Kontakte geknüpft, andere aufgebaut. Auch das<br />

ist ein Impuls dieses <strong>Kongresses</strong> – konkrete Netzwerkarbeit!<br />

Sander p Stucke: Und abschließend, Herr Stucke<br />

aus der Sicht <strong>des</strong> <strong>Deutsche</strong>n Städtetages. Welcher<br />

Aspekt ist ihnen ganz besonders wichtig gewesen?<br />

Stucke: Herr Ude hat die Gemeinsamkeiten, aber auch<br />

die noch nicht abgearbeiteten Schnittstellen zwischen<br />

organisiertem Sport und Kommunen gestern herausgearbeitet.<br />

Wir nehmen diesen Kongress und seine Ergebnisse<br />

zum einen natürlich mit in unsere Verbände und<br />

besonders in die vielfältigen Politikfelder hinein, mit<br />

denen der Sport verwoben ist.<br />

Aus einzelnen Arbeitskreisen habe ich die Erkenntnis<br />

mitgenommen, dass diese Themen – vielleicht nicht mit<br />

diesem Aufwand – in vertiefter Form z.B. in Tagesworkshops<br />

– weiter vorangetrieben werden sollten. Die Beispiele<br />

aus der Praxis zeigen, dass Vieles geht – eine Voraussetzung<br />

muss allerdings stimmen, die Menschen aus<br />

dem organisierten Sport und der Kommunalpolitik und –<br />

verwaltung müssen gemeinsam wollen. Wenn die Chemie<br />

zwischen Sportamtsleiter, Stadtsportbundvorsitzendem<br />

und Vorsitzender <strong>des</strong> Sportausschusses in einer Stadt<br />

stimmt, dann ist dies schon die halbe Miete. Wir nehmen<br />

die Ermunterung mit, an den vielen Baustellen rund um<br />

den Sport weiterzuarbeiten, neben dem organisierten<br />

Sport auch den nichtorganisierten Sport im Auge zu behalten<br />

und die Potenziale <strong>des</strong> Sports für die Bürgergesellschaft<br />

in unseren Städten und Gemeinden zu nutzen.<br />

Sander an alle Herren: Zum Abschluss ein kleines<br />

Gedanken-Spiel: Wenn eine Wunschfee vorbeikommen<br />

würde und die hätte für jeden von ihnen<br />

einen Wunsch. Einen Wunsch für die Zukunft,<br />

Herr Klages welchen Wunsch hätten sie?<br />

Klages: Ich habe einen Wunsch an die Kommunen und<br />

würde da anknüpfen, wo Niclas Stucke aufgehört hat.<br />

Ich wünsche mir von den Kommunen, dass der Sport<br />

ein selbstverständlicher Gegenstand der Arbeit in allen<br />

kommunalen Politikfeldern und allen Ämtern wird, im<br />

Gesundheitsamt, bei den Integrationsstellen, im Seniorenbeirat,<br />

etc. Ich glaube, das würde die Handlungsmöglichkeiten<br />

der Vereine und der Kommunen erweitern.<br />

Sander p Stucke: Wie sieht ihr Wunsch aus,<br />

Herr Stucke?<br />

Stucke: Wenn wir etwas mehr Geld hätten, würde dies<br />

auch helfen. Viele im Saal wären enttäuscht, wenn ein<br />

Vertreter der kommunalen Spitzenverbände dies nicht auch<br />

klar sagen würde. Guter Wille bringt eine Menge, die finanzielle<br />

Unterfütterung kann aber auch nicht schaden.<br />

Sander p Behacker: Was wünschen Sie sich außer<br />

mehr Geld?<br />

Ich wünsche mir, dass der Sport in allen Kommunen in<br />

Deutschland als wichtiger Bestandteil der Stadtentwicklung<br />

anerkannt ist und dass er sich mit seinem Wert für<br />

die Stadtgesellschaft in allen Entscheidungen der Stadtspitze<br />

widerspiegelt.<br />

I 183


Kongressbild<br />

184 I


I 185


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wurden sie dabei von Eltern, Freunden und Verwandten mit über<br />

1,7 Millionen abegebenen Stimmen.<br />

Auch 2011 werden wieder Müller® Trimmy-Bewegungsparcours vergeben!<br />

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Chance, sich um einen Müller® Trimmy-Bewegungsparcours zu bewerben.<br />

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Kooperationsvereinbarung<br />

Starker Sport – starke Städte und Gemeinden<br />

I 187


Kooperationsvereinbarung<br />

Starker Sport – starke Städte und Gemeinden<br />

188 I


I 189


Kooperationsvereinbarung<br />

Starker Sport – starke Städte und Gemeinden<br />

190 I


I 191


Kooperationsvereinbarung<br />

Starker Sport – starke Städte und Gemeinden<br />

192 I


I 193


Kooperationsvereinbarung<br />

Starker Sport – starke Städte und Gemeinden<br />

194 I


I 195


Kooperationsvereinbarung<br />

Starker Sport – starke Städte und Gemeinden<br />

196 I


I 197


Kooperationsvereinbarung<br />

Starker Sport – starke Städte und Gemeinden<br />

198 I


I 199


Erklärung <strong>des</strong> Präsidiums <strong>des</strong> DOSB<br />

33. Sitzung <strong>des</strong> DOSB-Präsidiums am 9. März 2010 in Frankfurt/Main<br />

DOSB fordert starke Finanzausstattung der Kommunen<br />

Vizepräsident Walter Schneeloch berichtete vom Kongress<br />

„Starker Sport – starke Kommunen“ am vergangenen<br />

Wochenende in München. Mit 450 Teilnehmern erlebte<br />

dieser eine überwältigende Resonanz. 150 Interessenten<br />

mussten zurückgewiesen werden, weil der Kongress ausgebucht<br />

war. <strong>Der</strong> Teilnehmerkreis setzte sich nicht nur<br />

aus Vertretern/innen von Sportorganisationen zusammen,<br />

sondern umfasste zahlreiche Experten aus Stadt- und<br />

Gemeindeverwaltungen und aus der Sportwissenschaft.<br />

In zwölf von der Führungsakademie moderierten Arbeitskreisen<br />

wurden die Themen <strong>des</strong> <strong>Kongresses</strong> diskutiert.<br />

Eine <strong>Dokumentation</strong> der Veranstaltung soll im Sommer<br />

veröffentlicht werden.<br />

In diesem Zusammenhang sprach Walter Schneeloch auch<br />

die im Rahmen <strong>des</strong> <strong>Kongresses</strong> erörterten Probleme der<br />

kommunalen Finanzen an, die fatale Auswirkungen auf<br />

die Arbeit der Sportvereine Vorort zu haben drohen. Das<br />

DOSB-Präsidium appellierte daher an Bund und Länder,<br />

die finanzielle Handlungsfähigkeit der Kommunen sicher-<br />

200 I<br />

zustellen, eine den kommunalen Aufgaben gerechte Finanzausstattung<br />

zu gewährleisten und in den Beratungen<br />

der geplanten Kommission zu den Gemeindefinanzen<br />

der herausragenden gesellschaftspolitischen Bedeutung<br />

<strong>des</strong> Vereinssports für den Zusammenhalt unserer Gesellschaft<br />

Rechnung zu tragen.<br />

Erklärung:<br />

Sport im Verein ist ein unverzichtbares Element unserer<br />

Gesellschaft, wenn es beispielsweise um Bildung, Gesundheit<br />

und Integration geht. Ihm kommt eine zentrale<br />

Bedeutung für das Gemeinwohl in Deutschland und –<br />

angesichts eines beschleunigten sozialen Wandels – eine<br />

zentrale gesellschaftliche Integrationsfunktion zu. Er<br />

spielt in den Städten und Gemeinden mit seiner Vielfalt<br />

und seinen zahlreichen Bezügen zu anderen kommunalen<br />

Handlungsfeldern eine zentrale Rolle und ist ein ge-


wichtiger Bestandteil der kommunalen Daseinsvorsorge.<br />

Aufgrund dieser herausragenden gesellschafts- und<br />

kommunalpolitischen Bedeutung <strong>des</strong> Sports fördern die<br />

Kommunen in Deutschland den Sport. Rund 80 % der<br />

Sportförderung in Deutschland ist kommunale Sportförderung<br />

– dies entspricht über 3 Mrd. EUR jährlich.<br />

Die Folgen der Finanz- und Wirtschaftskrise werden zunehmend<br />

in den Kommunen spürbar. Ein Teil der Städte<br />

und Gemeinden droht handlungsunfähig zu werden, die<br />

bereits seit Jahren bestehenden strukturellen Finanzprobleme<br />

vieler Kommunen werden noch verstärkt. Rekorddefizite<br />

in zweistelliger Milliardenhöhe, eine explodierende<br />

Verschuldung durch kurzfristige Kredite, der stärkste<br />

Steuerrückgang seit Jahrzehnten und steigende Sozialausgaben<br />

kennzeichnen die Situation, die eine angemessene<br />

Sportförderung und damit den gesellschaftspolitischen<br />

Mehrwert <strong>des</strong> Sports in hohem Maße gefährdet. <strong>Der</strong><br />

<strong>Deutsche</strong> <strong>Olympische</strong> Sportbund blickt daher mit Sorge<br />

auf die Verschlechterung der kommunalen Einnahmesituation,<br />

auf die strukturelle Unterdeckung der örtlichen<br />

Haushalte und darauf, dass staatliche Aufgaben immer<br />

mehr auf die Kommunen übertragen werden.<br />

Eine Krise der Kommunalfinanzen bedroht auch den Sport<br />

im Verein. <strong>Der</strong> kommunale Investitionsstau von 700 Milliarden<br />

Euro droht, sich weiter zu verschärfen. Das Konjunkturpaket<br />

II verschafft dem Sport und den Sportvereinen<br />

insgesamt zwar Spielraum, doch werden die Fragezeichen<br />

immer größer, was von 2011 an mit der kommunalen<br />

Sportförderung wird. Auf den Sanierungsbedarf im Bereich<br />

Sportstätten von mind. 42 Mrd. EUR wird ausdrücklich<br />

hingewiesen.<br />

„Wir brauchen eine gemeinsame Vorwärtsstrategie und<br />

mehr Kreativität in der Zusammenarbeit, Kommunalpolitik,<br />

Verwaltung und Sportorganisationen“, hatte Münchens<br />

Oberbürgermeister Christian Ude auf dem Kongress am<br />

vergangenen Wochenende festgestellt. DOSB-Präsident<br />

Thomas Bach sagte bei dieser Gelegenheit: „Ein starker<br />

Sport macht Städte und Gemeinden stark und zu Orten<br />

mit hoher Lebensqualität. <strong>Der</strong> Sport verkörpert vielfältige<br />

Potenziale für wichtige kommunale Themen und ist ein<br />

Politikfeld von zentraler Bedeutung“.<br />

<strong>Der</strong> DOSB unterstützt mit seinen über 91.000 Vereinen<br />

die Forderung der kommunalen Spitzenverbände nach<br />

einer angemessenen und nachhaltigen Finanzausstattung.<br />

<strong>Der</strong> organisierte Sport braucht finanzstarke Kommunen.<br />

Die Kommunen brauchen einen starken Partner Sport.<br />

Deshalb fordert der DOSB Bund und Länder dringend auf<br />

1. die finanzielle Handlungsfähigkeit der<br />

Kommunen ist sicherzustellen,<br />

2. eine den kommunalen Aufgaben gerechte<br />

Finanzausstattung zu gewährleisten,<br />

3. und in den Beratungen der geplanten Kommis-<br />

sion zu den Gemeindefinanzen der herausragenden<br />

gesellschaftspolitischen Bedeutung <strong>des</strong><br />

Vereinssports für den Zusammenhalt unserer<br />

Gesellschaft Rechnung zu tragen.<br />

I 201


Presse<br />

GEMEINSAME PRESSEMITTEILUNG DOSB, DST UND DSTGB<br />

Neue Impulse für die Sportentwicklung in Deutschland<br />

durch Vernetzung und Kooperation<br />

Kongress „Starker Sport – starke<br />

Kommunen“ in München<br />

Die Städte und Gemeinden und Sportvereine wollen ihre<br />

Zusammenarbeit ausbauen und ihre Angebote besser<br />

vernetzen. Neue Impulse dazu werden beim Kongress<br />

„Starker Sport – starke Kommunen“ heute und morgen<br />

in München diskutiert.<br />

„Ein starker Sport macht Städte und Gemeinden stark<br />

und zu Orten mit hoher Lebensqualität. <strong>Der</strong> Sport verkörpert<br />

vielfältige Potenziale für wichtige kommunale<br />

Themen und ist ein Politikfeld von zentraler Bedeutung“.<br />

202 I<br />

Mit diesen Worten eröffnete der Präsident <strong>des</strong> <strong>Deutsche</strong>n<br />

<strong>Olympische</strong>n Sportbun<strong>des</strong>, Dr. Thomas Bach den<br />

Kongress „Starker Sport – starke Kommunen“. „Im<br />

Interesse der Sportvereine und der Kommunen gleichermaßen<br />

braucht Deutschland eine demonstrative Sportfreundlichkeit<br />

vor Ort“, so Bach weiter.<br />

<strong>Der</strong> Oberbürgermeister der Lan<strong>des</strong>hauptstadt München<br />

und Vizepräsident <strong>des</strong> <strong>Deutsche</strong>n Städtetages, Christian<br />

Ude, betonte in seiner Rede den elementaren Beitrag <strong>des</strong><br />

Sports für das Gemeinwohl. „Sport ist ein unverzichtbares<br />

Element unserer Gesellschaft, wenn es beispielsweise


um Bildung, Gesundheit und Integration geht. Die Kommunen<br />

fördern den organisierten Sport jährlich mit über<br />

3 Milliarden Euro, das sind rund 80 Prozent der öffentlichen<br />

Sportförderung insgesamt. Wir brauchen eine gemeinsame<br />

Vorwärtsstrategie und mehr Kreativität in der<br />

Zusammenarbeit zwischen Kommunalpolitik, Verwaltung<br />

und Sportorganisationen“, so Ude weiter.<br />

Am Kongress, gemeinsam vom <strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n<br />

Sportbund, dem <strong>Deutsche</strong>n Städtetag und dem <strong>Deutsche</strong>n<br />

Städte- und Gemeindebund veranstaltet, nehmen mehr<br />

als 400 Vertreterinnen und Vertreter aus dem organisierten<br />

Sport sowie der kommunalen Sportpolitik und -verwaltung<br />

teil. In zwölf thematischen Arbeitskreisen werden<br />

Perspektiven und neue Wege für eine zukunftsfähige<br />

Partnerschaft erarbeitet. Zu den Themen gehören hierbei<br />

beispielsweise: Integration durch Sport, Sportgroßveranstaltungen,<br />

bürgerschaftliches Engagement im Sport,<br />

Sport und Gesundheitsförderung, Ganztagsschule und<br />

Sportvereine sowie Sportstätten der Zukunft. In allen<br />

Arbeitskreisen wurde deutlich, dass ein „Mehr“ an Kooperation<br />

und Partnerschaft die Handlungsfähigkeit der<br />

Sportvereine und der Kommunen gleichermaßen steigert.<br />

Dies bestätigte auch der Präsident <strong>des</strong> <strong>Deutsche</strong>n Sparkassen-<br />

und Giroverban<strong>des</strong>, Heinrich Haasis: „Sport begeistert<br />

die Menschen. Wer sportlich aktiv ist, tut etwas<br />

für seine Gesundheit. Wer Kinder und Jugendliche im<br />

Sportverein trainiert, leistet einen wichtigen Beitrag zur<br />

Persönlichkeitsbildung und Teamfähigkeit junger Menschen“.<br />

Haasis verwies darauf, dass die Sparkassen der<br />

größte nicht-staatliche Sportförderer in Deutschland sind<br />

und würdigte die Olympiapartnerschaft der Sparkassen-<br />

Gruppe, die seit Herbst 2009 auch Nationaler Förderer<br />

der Olympiabewerbung München 2018 ist.<br />

Die Vorträge, Referate und Ergebnisse der Arbeitskreise<br />

<strong>des</strong> <strong>Kongresses</strong> werden in einer <strong>Dokumentation</strong> im<br />

Sommer 2010 veröffentlicht.<br />

I 203


Presse<br />

GEMEINSAME PRESSEMITTEILUNG VON STÄDTETAG NRW, STÄDTE- UND GEMEINDEBUND NRW<br />

SOWIE LANDESSPORTBUND NRW VOM 13. MÄRZ 2010<br />

Kooperationsvereinbarung von Kommunen und Sport<br />

Die nordrhein-westfälischen Städte und Gemeinden sowie<br />

der Lan<strong>des</strong>SportBund Nordrhein-Westfalen werden ihre<br />

Zusammenarbeit ausbauen. <strong>Der</strong> Präsident <strong>des</strong> Städte- und<br />

Gemeindebun<strong>des</strong> Nordrhein-Westfalen, der Bergkamener<br />

Bürgermeister Roland Schäfer, der Vorsitzende <strong>des</strong> Städtetages<br />

Nordrhein-Westfalen, der Mönchengladbacher<br />

Oberbürgermeister Norbert Bude, und Walter Schneeloch,<br />

Präsident <strong>des</strong> Lan<strong>des</strong>SportBun<strong>des</strong> Nordrhein-Westfalen,<br />

unterzeichneten heute in Düsseldorf eine Kooperationsvereinbarung,<br />

die unter anderem vorsieht, gemeinsame<br />

Veranstaltungen zur kommunalen Sportpolitik zu initiieren<br />

sowie gemeinsam abgestimmte Interessen gegenüber<br />

Dritten zu vertreten.<br />

In der Vereinbarung mit dem Titel „Starker Sport –<br />

starke Städte und Gemeinden in Nordrhein-Westfalen“<br />

werden die zentrale Rolle der kommunalen Sportpolitik<br />

herausgestellt und konkrete Handlungsempfehlungen<br />

für die künftige Zusammenarbeit der drei Verbände beschrieben.<br />

Kommunen und der organisierte Sport werden<br />

sich rechtzeitig gegenseitig über sportpolitische Aktivitäten<br />

in Nordrhein-Westfalen informieren, an Planungen<br />

beteiligen und die Mitwirkung an Entscheidungen gegenseitig<br />

sicherstellen. Die Vereinbarung baut auf einem<br />

entsprechenden Abkommen auf Bun<strong>des</strong>ebene auf und<br />

berücksichtigt die besonderen Rahmenbedingungen im<br />

Land Nordrhein-Westfalen.


Die herausragende Rolle <strong>des</strong> organisierten Sports mit<br />

fünf Millionen Mitgliedschaften in 20.000 Sportvereinen<br />

ist nach Ansicht von Walter Schneeloch unverzichtbarer<br />

Teil kommunaler Sportpolitik: „Basis für eine gedeihliche<br />

kommunale Sportpolitik ist die enge Zusammenarbeit<br />

zwischen den ehrenamtlich geführten Vereinen und den<br />

kommunalen Entscheidungsträgern. Die Ehrenamtlichen<br />

sind dabei nicht nur auf eine gute Versorgung mit Sportstätten<br />

angewiesen, sie benötigen Planungs- und Handlungssicherheit,<br />

sie müssen auf verlässliche Partner bauen<br />

können, entbürokratisierte Kooperationsstrukturen sowie<br />

zeitgemäße und angemessene Anerkennung.“<br />

<strong>Der</strong> Vorsitzende <strong>des</strong> Städtetages Nordrhein-Westfalen,<br />

Oberbürgermeister Norbert Bude aus Mönchengladbach,<br />

betonte: „Kommunen und organisierter Sport sind sich<br />

einig, dass die Zusammenarbeit zwischen dem organisierten<br />

Vereinssport und der kommunalen Politik weiterentwickelt<br />

und ausgebaut werden muss. Sport ist ein unverzichtbares<br />

Element unserer Gesellschaft und gehört<br />

dazu, wenn beispielsweise Bildungs- und Freizeitangebote<br />

für Kinder und Jugendliche geplant werden, wenn<br />

es um Gesundheitsprävention oder den Umweltschutz<br />

geht. Er ist ein wesentlicher Bestandteil einer integrierten<br />

Stadtentwicklung.“<br />

Auf die vielfältigen Integrationspotenziale <strong>des</strong> Sports wies<br />

der Präsident <strong>des</strong> Städte- und Gemeindebun<strong>des</strong> Nordrhein-Westfalen,<br />

Roland Schäfer, hin: „Sportvereine verfügen<br />

über zielgruppenorientierte vielfältige Programme<br />

und Angebote für Kinder und Jugendliche, Frauen und<br />

Mädchen, Familien, Ältere und Senioren, Migrantinnen<br />

und Migranten, Menschen mit Behinderungen und sind<br />

so Teil der kommunalen Daseinsvorsorge. Sportvereine<br />

sind wichtige soziale Begegnungsstätten, die für alle gesellschaftlichen<br />

Gruppen generationenübergreifend offen<br />

sind und vielfältige nachhaltige Potentiale der sozialen,<br />

kulturellen und alltagspolitischen Integration bieten.“


Presse<br />

PRESSEMITTEILUNG DOSB, 9. MÄRZ 2010<br />

Krise in Kommunen bedroht auch den Sport<br />

Das DOSB-Präsidium befasste sich am Dienstag<br />

mit den Ergebnissen <strong>des</strong> von DOSB und den kommunalen<br />

Spitzenverbänden gemeinsam veranstalteten<br />

<strong>Kongresses</strong> „Starke Städte – starker Sport“.<br />

Nach dem am vergangenen Wochenende in München<br />

ausgerichteten Kongress hat das DOSB-Präsidium<br />

einen Appell an Bund und Länder gerichtet:<br />

Sport im Verein ist ein unverzichtbares Element unserer<br />

Gesellschaft, wenn es beispielsweise um Bildung, Gesundheit<br />

und Integration geht. Ihm kommt eine zentrale<br />

Bedeutung für das Gemeinwohl in Deutschland und –<br />

angesichts eines beschleunigten sozialen Wandels – eine<br />

zentrale gesellschaftliche Integrationsfunktion zu. Er<br />

spielt in den Städten und Gemeinden mit seiner Vielfalt<br />

und seinen zahlreichen Bezügen zu anderen kommunalen<br />

Handlungsfeldern eine zentrale Rolle und ist ein gewichtiger<br />

Bestandteil der kommunalen Daseinsvorsorge.<br />

206 I<br />

Aufgrund dieser herausragenden gesellschafts- und kommunalpolitischen<br />

Bedeutung <strong>des</strong> Sports fördern die<br />

Kommunen den Sport. Rund 80 Prozent der Sportförderung<br />

in Deutschland ist kommunale Sportförderung –<br />

dies entspricht über drei Milliarden Euro jährlich.<br />

Die Folgen der Finanz- und Wirtschaftskrise werden zunehmend<br />

in den Kommunen spürbar. Ein Teil der Städte<br />

und Gemeinden droht handlungsunfähig zu werden,<br />

die bereits seit Jahren bestehenden strukturellen Finanzprobleme<br />

vieler Kommunen werden noch verstärkt.<br />

Rekorddefizite in zweistelliger Milliardenhöhe, eine explodierende<br />

Verschuldung durch kurzfristige Kredite,<br />

der stärkste Steuerrückgang seit Jahrzehnten und steigende<br />

Sozialausgaben kennzeichnen die Situation, die<br />

eine angemessene Sportförderung und damit den gesellschaftspolitischen<br />

Mehrwert <strong>des</strong> Sports in hohem Maße<br />

gefährdet. <strong>Der</strong> <strong>Deutsche</strong> <strong>Olympische</strong> Sportbund blickt<br />

daher mit Sorge auf die Verschlechterung der kommunalen<br />

Einnahmesituation, auf die strukturelle Unterdeckung<br />

der örtlichen Haushalte und darauf, dass staatliche Aufgaben<br />

immer mehr auf die Kommunen übertragen werden.<br />

Eine Krise der Kommunalfinanzen bedroht auch den<br />

Sport im Verein. <strong>Der</strong> kommunale Investitionsstau von<br />

700 Milliarden Euro droht, sich weiter zu verschärfen.<br />

Das Konjunkturpaket II verschafft dem Sport und den<br />

Sportvereinen insgesamt zwar Spielraum, doch werden<br />

die Fragezeichen immer größer, was von 2011 an mit<br />

der kommunalen Sportförderung wird. Auf den Sanierungsbedarf<br />

im Bereich Sportstätten von mind. 42 Mrd.<br />

EUR wird ausdrücklich hingewiesen.<br />

„Wir brauchen eine gemeinsame Vorwärtsstrategie<br />

und mehr Kreativität in der Zusammenarbeit, Kommunal-


politik, Verwaltung und Sportorganisationen“, hatte<br />

Münchens Oberbürgermeister Christian Ude auf dem<br />

Kongress am vergangenen Wochenende festgestellt.<br />

DOSB-Präsident Thomas Bach sagte bei dieser Gelegenheit:<br />

„Ein starker Sport macht Städte und Gemeinden<br />

stark und zu Orten mit hoher Lebensqualität. <strong>Der</strong> Sport<br />

verkörpert vielfältige Potenziale für wichtige kommunale<br />

Themen und ist ein Politikfeld von zentraler Bedeutung.“<br />

<strong>Der</strong> DOSB unterstützt mit seinen über 91.000 Vereinen<br />

die Forderung der kommunalen Spitzenverbände nach<br />

einer angemessenen und nachhaltigen Finanzausstattung.<br />

<strong>Der</strong> organisierte Sport braucht finanzstarke Kommunen.<br />

Die Kommunen brauchen einen starken Partner Sport.<br />

PRESSEMITTEILUNG DOSB, 10. MÄRZ 2010<br />

Kommunen und Sportvereine stehen gemeinsam<br />

vor vielfältigen Herausforderungen, für die es weder<br />

Patentrezepte noch Königswege gibt.<br />

Aber: Ein „Mehr“ an Kooperation und Partnerschaft<br />

zwischen den Sportvereinen und den Kommunen macht<br />

die Sportorganisationen und die Gebietskörperschaften<br />

handlungs- und zukunftsfähiger. Das ist eine Erkenntnis<br />

aus dem Kongress „Starker Sport – starke Kommunen<br />

am 5. und 6. März in München. „Im Interesse der Sportvereine<br />

und der Kommunen gleichermaßen braucht<br />

Deutschland eine demonstrative Sportfreundlichkeit vor<br />

Ort“, sagte der Präsident <strong>des</strong> <strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n<br />

Sportbun<strong>des</strong>, Thomas Bach, zu Eröffnung. „Ein starker<br />

Sport macht Städte und Gemeinden stark und zu Orten<br />

mit hoher Lebensqualität“, so Bach weiter. „<strong>Der</strong> Sport<br />

verkörpert vielfältige Potenziale für wichtige kommunale<br />

Themen und ist ein Politikfeld von zentraler Bedeutung.“<br />

Deshalb fordert der DOSB Bund und Länder dringend auf:<br />

1. die finanzielle Handlungsfähigkeit der<br />

Kommunen sicherzustellen,<br />

2. eine den kommunalen Aufgaben gerechte<br />

Finanzausstattung zu gewährleisten und<br />

3. in den Beratungen der geplanten Kommission<br />

zu den Gemeindefinanzen der herausragenden<br />

gesellschaftspolitischen Bedeutung <strong>des</strong> Vereinssports<br />

für den Zusammenhalt unserer Gesellschaft<br />

Rechnung zu tragen.<br />

„Wir brauchen demonstrative Sportfreundlichkeit vor Ort“<br />

<strong>Der</strong> Oberbürgermeister der Lan<strong>des</strong>hauptstadt München<br />

und Vizepräsident <strong>des</strong> <strong>Deutsche</strong>n Städtetages, Christian<br />

Ude, betonte den elementaren Beitrag <strong>des</strong> Sports für das<br />

Gemeinwohl. „Sport ist ein unverzichtbares Element unserer<br />

Gesellschaft, wenn es beispielsweise um Bildung,<br />

Gesundheit und Integration geht. Die Kommunen fördern<br />

den organisierten Sport jährlich mit über 3 Milliarden<br />

Euro, das sind rund 80 Prozent der öffentlichen Sportförderung<br />

insgesamt. Wir brauchen eine gemeinsame Vorwärtsstrategie<br />

und mehr Kreativität in der Zusammenarbeit<br />

zwischen Kommunalpolitik, Verwaltung und Sportorganisationen“,<br />

so Ude weiter.<br />

Am Kongress, gemeinsam vom <strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n<br />

Sportbund, dem <strong>Deutsche</strong>n Städtetag und dem <strong>Deutsche</strong>n<br />

Städte- und Gemeindebund veranstaltet, nahmen mehr<br />

als 400 Vertreterinnen und Vertreter aus dem organisier-<br />

I 207


Presse<br />

ten Sport sowie der kommunalen Sportpolitik und Sportverwaltung<br />

teil. In zwölf thematischen Arbeitskreisen<br />

wurden Perspektiven und neue Wege für eine zukunftsfähige<br />

Partnerschaft erarbeitet.<br />

In den über 50 Einzelvorträgen und Praxisbeispielen wurden<br />

vielfältige Impulse, Anregungen und Perspektiven<br />

für eine neue und intensivere Form der Kooperation vorgestellt<br />

und diskutiert. Ob gemeinsame sportpolitische<br />

Plattformen vor Ort, konkrete thematische Netzwerke<br />

zwischen Vereinen, Ärztekammern und Gesundheitsämtern<br />

im Bereich „Sport und Gesundheit“ bis zu Kooperationsvereinbarungen<br />

auf Lan<strong>des</strong>ebene zwischen Lan<strong>des</strong>sportbünden<br />

und den entsprechenden kommunalen Spitzenverbänden<br />

reicht die Bandbreite dieser für den Sport<br />

bedeutsamen Schnittstelle.<br />

<strong>Der</strong> zuständige DOSB-Ressortleiter Andreas Klages bilanzierte<br />

nach zwei intensiven Kongresstagen: „Erstmals<br />

seit Gründung der Bun<strong>des</strong>republik Deutschland wurde die<br />

für die Sport- und Vereinsentwicklung so wichtige Nahtstelle<br />

<strong>des</strong> Sports vor Ort in einem Kongressformat auf<br />

den Prüfstand gestellt. <strong>Der</strong> Kongress war bereits kurz nach<br />

der Ausschreibung ausgebucht, Teilnehmer aus mehreren<br />

europäischen Ländern besuchten den Kongress, es gab<br />

eine sehr hohe Dynamik und eine Fülle von Impulsen<br />

und Anregungen für die Zukunft. Ich habe den Eindruck,<br />

dass wir in vielen Bereichen erst am Beginn einer systematischen<br />

und strategisch ausgerichteten Kooperation<br />

und Netzwerkbildung stehen. Wir können durch eine<br />

intensivere Zusammenarbeit zwischen Vereinen und<br />

Kommunen noch viele Potenziale für eine zukunftsorientierte<br />

Sport- und Vereinsentwicklung erschließen.“


DOSB-PRESSEMITTEILUNG NR. 12 VOM 23. MÄRZ 2010, KOMMENTAR, PROF. DR. DETLEF KUHLMANN<br />

Auf dem Wege zu demonstrativer<br />

Sportfreundlichkeit vor Ort<br />

Neulich beim bun<strong>des</strong>weiten Kongress „Starker Sport –<br />

starke Kommunen“ <strong>des</strong> <strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n Sportbun<strong>des</strong><br />

(DOSB) in München wurde wieder das Lied vom<br />

Sport als unverzichtbares Element unserer Gesellschaft<br />

gesungen. <strong>Der</strong> Sport ist ein unaustauschbares Kulturgut<br />

unserer Zeit. Er stärkt das kommunale Leben in den<br />

Städten und Gemeinden.<br />

Mag sein, dass auch und gerade in der gegenwärtig angespannten<br />

Situation ein Mehr an Partnerschaft zwischen<br />

Sportorganisationen und kommunalen Einrichtungen<br />

vonnöten ist. Das war zumin<strong>des</strong>t eine wichtige Botschaft,<br />

die aus München kommend nun die Runde macht. Was<br />

sie bewirkt, bleibt abzuwarten. Denn aus guten Worten<br />

müssen erst noch gute Taten folgen, die sichtbar machen,<br />

wo in dieser Partnerschaft tatsächlich Schwächen geschwächt<br />

und Stärken gestärkt werden.<br />

Ein starkes Wort hat der Präsident <strong>des</strong> DOSB bei diesem<br />

Kongress geprägt, als er schon bei der Eröffnung dazu<br />

aufrief: „Deutschland braucht eine demonstrative Sportfreundlichkeit<br />

vor Ort“. Dieser Appell betrifft uns alle<br />

„vor Ort“ und kann nur lokal greifen. Anfangen kann<br />

man demzufolge überall – eben „vor Ort“. Wer wollte<br />

sich diesem freundlichen Anliegen nicht gleich freudig<br />

anschließen?<br />

Das Wort von Thomas Bach könnte glatt als neuer plakativer<br />

Slogan taugen. Es lässt sich in Alltags- und Sonntagsreden<br />

wunderbar einstreuen und jeweils „vor Ort“<br />

herrlich ausmalen. Die demonstrative Basis für Sportfreundlichkeit<br />

besteht aus den aktuell genau 27.553.516<br />

Mitgliedschaften in den 90.897 Sportvereinen, die es<br />

„vor Ort“ im ganzen Land gibt. Sie alle können tagtäg-<br />

lich mit all ihren Angeboten und beim Drumherum ihre<br />

Sportfreundlichkeit demonstrieren. Ob diese dann auch<br />

von anderen als solche wahrgenommen wird, das ist eine<br />

ganz andere Sache und hängt nicht zuletzt von den Kommunen<br />

als sportfreundlicher Partner ab.<br />

Insofern ist es – Krisen der Kommunen hin oder her –<br />

beruhigend zu wissen, dass die Städte und Gemeinden,<br />

die sportpolitisch etwas auf sich halten, längst Sportfreundlichkeit<br />

dadurch beweisen, indem sie neuerdings<br />

Sportentwicklungspläne, Leitbilder für den Sport, Förderrichtlinien<br />

oder wie immer die oft buchdicken Konzepte<br />

auch heißen, als verbale Bekenntnisse erstellt haben oder<br />

von Experten haben anfertigen lassen. Als jüngster Referenztext<br />

kann der Oldenburger Sportentwicklungsplan<br />

gelten, an dem übrigens federführend mit Prof. Jürgen<br />

Dieckert, dem emeritierten Sportwissenschaftler und Ehrenpräsidenten<br />

<strong>des</strong> <strong>Deutsche</strong>n Turnerbun<strong>des</strong>, auch einer<br />

der geistigen Väter der Trimm-Dich-Bewegung mitgewirkt<br />

hat. Oldenburg will – so ist im 250-Seiten-Papier<br />

ganz gut nachzulesen – die Vision von der „sportfreundlichen<br />

Stadt“ Wirklichkeit werden lassen. Wenn diesem<br />

Beispiel viele weitere „vor Ort“ folgen, ja dann könnte<br />

es im Schulterschluss mit den kommunalen Partnern irgendwann<br />

schließlich einmal heißen: Willkommen im<br />

Demonstrationszug für „mehr“ und für „bessere“ Sportfreundlichkeit<br />

im ganzen Land!<br />

I 209


Presse<br />

DER STÄDTETAG, HEFT 2/2010<br />

NICLAS STUCKE, HAUPTREFERENT DES DEUTSCHEN STÄDTETAGES<br />

Kommunale Sportpolitik: Bilanz und Aufbruch<br />

Kongress „Starker Sport – starke Städte“<br />

in der Münchner Eventarena<br />

München im verschneiten März 2010: die beeindruckende<br />

Begrüßung der rückkehrenden Olympioniken aus Vancouver<br />

auf dem Münchner Marienplatz, die Abschlussarbeiten<br />

zur Fertigstellung <strong>des</strong> Bewerbungsbuches für die<br />

<strong>Olympische</strong>n und Paralympischen Winterspiele 2018,<br />

intensive Bemühungen zur Rettung <strong>des</strong> Stadions an der<br />

Grünwalderstrasse als Spielstätte für die Sechziger, Diego<br />

Maradona in der Allianz-Arena – der Ruf der Sportstadt<br />

München ist vielschichtig und ausgezeichnet. Ein Grund<br />

mehr, als Austragungsort für den Kongress „Starker<br />

Sport – starke Kommunen“ die Bayrische Lan<strong>des</strong>hauptstadt<br />

zu wählen. 430 Teilnehmerinnen und Teilnehmer<br />

aus dem organisierten Sport, den Stadtsportbünden,<br />

den Fachverbänden, der kommunalen Sportpolitik und<br />

-verwaltung waren der Einladung <strong>des</strong> <strong>Deutsche</strong>n Städtetages,<br />

<strong>des</strong> <strong>Deutsche</strong>n Städte- und Gemeindebun<strong>des</strong><br />

und <strong>des</strong> <strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n Sportbun<strong>des</strong> (DOSB)<br />

gefolgt, um an historischer Stelle in zwei Tagen im ehemaligen<br />

Radstadion <strong>des</strong> Olympiaparks die Bedeutung<br />

<strong>des</strong> Sports für die Städte und Gemeinden zu diskutieren<br />

sowie gleichzeitig die vielfältigen Leistungen der Kommunen<br />

für den Sport und im Umfeld der Sportentwicklung<br />

zu betrachten. Aufbauend auf einer Kooperationsvereinbarung,<br />

welche die veranstaltenden Verbände im Jahre<br />

2008 abgeschlossen hatten, sollte herausgearbeitet werden,<br />

wie die enge Zusammenarbeit von Kommunen und<br />

organisiertem Sport zum einen bilanziert wird, zum anderen<br />

aber intensiviert und vorangetrieben werden könnte.<br />

Ausgehend von der Tatsache, dass die Zusammenarbeit<br />

vor allem auf örtlicher Ebene erfolgt, war es Ziel <strong>des</strong><br />

210 I<br />

<strong>Kongresses</strong>, Handlungsspielräume für die konkrete Praxis<br />

vor Ort zu eröffnen und weitere Perspektiven für eine<br />

künftige Zusammenarbeit aufzuzeigen.<br />

Ude: Keine Chance für ein einfaches<br />

„Weiter so“<br />

In seinem Hauptvortrag rief der Münchner Oberbürgermeister<br />

Christian Ude eindringlich dem Auditorium ins<br />

Gedächtnis, dass das Kongressmotto „Starke Kommunen“<br />

als Voraussetzung für „Starken Sport“ nur dann<br />

Wahrheit werden könne, wenn diese Kommunen auch<br />

wirklich stark seien. Insbesondere die finanzielle Situation<br />

der Städte und Gemeinden gebe allerdings zur Zeit<br />

keinerlei Anlass, in dieser Frage optimistisch zu sein. Ude<br />

erteilte allen aktuellen Bestrebungen, die Gewerbesteuer<br />

abzuschaffen bzw. einzuschränken, eine deutliche Absage,<br />

da eine Kompensation für die dann ausfallenden<br />

zweistelligen Milliardenbeträge nirgendwo in Sicht sei.<br />

Nicht nur unter demographischen Gesichtspunkten sei<br />

zu berücksichtigen, dass auch im Sport ein Ende <strong>des</strong><br />

Wachstums unumgänglich sei. Die Entwicklung der letzten<br />

60 Jahre, in der die Infrastruktur der Kommunen<br />

immer besser, immer umfassender und immer aufwendiger<br />

wurde, könne so nicht fortgesetzt werden. „Wir<br />

sind jetzt am absoluten Ende dieser linearen Entwicklung<br />

angekommen. Nichts spricht dafür, dass die Kommunen<br />

in den nächsten Jahren und Jahrzehnten in der Lage<br />

sein werden, neben den Betriebskosten der bestehenden<br />

Infrastruktur und neben den Ersatzinvestitionen auch<br />

noch die Sportinfrastruktur einfach linear weiter zu verbessern“,<br />

so der Vizepräsident <strong>des</strong> <strong>Deutsche</strong>n Städtetages<br />

wörtlich. Er appellierte an Sport und Politik, auch


in Zeiten schwindender Mittel über eine intensivere<br />

Nutzung der vorhandenen Infrastruktur nachzudenken<br />

und dabei auch die veränderten Bedürfnisse und Rahmenbedingungen<br />

wie Segregation in den Städten,<br />

die Ganztagsschulproblematik, die Frage der Verkürzung<br />

der Gymnasialzeit, die Auswirkungen neuer Familienbilder<br />

auf den Sport sowie auch zeitgemäße Modelle <strong>des</strong><br />

ehrenamtlichen Engagements zu berücksichtigen. Weiter<br />

unterstrich er die wachsende Bedeutung der Prävention<br />

im Sport und die hervorragende Rolle, die der organisierte<br />

und nicht organisierte Sport bei allen Integrationsbemühungen<br />

leiste. Abschließend ging Ude auf zwei im<br />

Verhältnis Sport und Kommune nicht gelöste Fragestellungen<br />

ein: Zum einen, dass endlich die Frage <strong>des</strong> Verhältnisses<br />

von Sport und Nachbarschaft insbesondere in<br />

der Lärmproblematik geklärt werden müsse; zum anderen,<br />

dass Sportveranstaltungen in den Kommunen bald<br />

nicht mehr durchgeführt werden könnten, wenn nicht<br />

die Standards und Pflichtenhefte der Verbände auf ein<br />

erträgliches Maß zurückgeschraubt werden könnten.<br />

Bach sagt Unterstützung zu<br />

Dr. Thomas Bach, der Präsident <strong>des</strong> <strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n<br />

Sportbun<strong>des</strong> sagte in seinem Beitrag den Kommunen<br />

die Unterstützung <strong>des</strong> organisierten Sports bei der<br />

Verfolgung insbesondere der finanzpolitischen Forderungen<br />

zu. Er dankte den kommunalen Vertretern für die<br />

vielfältige Kooperation und Unterstützung, die der organisierte<br />

Sport vor Ort erhalte; es sei bemerkenswert, dass<br />

nach wie vor die öffentliche Sportförderung in Deutschland<br />

zu 80 % aus kommunalen Haushalten aufgebracht<br />

werde.. Er sah die Zeiten knapper Kassen bei der Zusammenarbeit<br />

zwischen Kommunen und Sportvereinen auch<br />

I 211


Presse<br />

als Chance, der Zusammenarbeit neue Impulse zu geben<br />

und damit zur weiteren Verbesserung der Lebensqualität<br />

vor Ort beizutragen. Gerade das soziale Engagement im<br />

Sport, dokumentiert auch durch die Auszeichnung „Sterne<br />

<strong>des</strong> Sports“, mache Kommunen stark und attraktiv. An<br />

die Sportvereine richtete er die Empfehlung, sich vor Ort<br />

noch stärker zu vernetzen und die Kooperationen zu intensivieren.<br />

„Mehr Netzwerkpartner und mehr Kooperationen<br />

erweitern unsere Handlungsmöglichkeiten“, so<br />

Bach. Am Beispiel der Bildungspolitik zeigte er auf, wie<br />

viele verschiedene Institutionen in den Kommunen zusammenwirken<br />

müssen, um erfolgreich arbeiten zu können.<br />

Es sei zwingend notwendig, dass Sportvereine an<br />

der Entwicklung solcher Bildungskonzepte sich beteiligten<br />

und auch im kommunalen Bildungsmanagement mitwirken<br />

könnten. Abschließend plädierte er für eine demonstrative<br />

Sportfreundlichkeit in den Kommunen; Resignation<br />

sei nicht angesagt. Sport sei nicht mehr nur die<br />

schönste Nebensache der Welt, sondern ein zentrales<br />

Politikfeld mit hoher Bedeutung, so der DOSB Präsident.<br />

Netzwerkarbeit als Erfolgsfaktor<br />

Zwölf Arbeitskreise vertieften die in den Hauptvorträgen<br />

angesprochenen Stichworte. Integration durch Sport,<br />

Sportgroßveranstaltungen, bürgerschaftliches Engagement,<br />

Sportentwicklung vor Ort und Leistungssportförderung<br />

waren die Themen, Gesundheit und Kommune,<br />

Sportvereinsentwicklung und Schule, Lebensqualität aller<br />

Generationen, Frauensport, Sportstätten der Zukunft,<br />

Lärmschutz und Sportfinanzierung schlossen sich an. Politikfelder<br />

also, die sowohl von der Seite <strong>des</strong> organisierten<br />

Sports als auch von den kommunalen Vertretern aus<br />

ihrer jeweiligen Sichtweise eingebracht wurden. Ein Stichwort<br />

zog sich durch die Diskussion fast aller Arbeitskreise:<br />

Verbesserung der Kommunikation und Intensivierung<br />

der Netzwerkarbeit zwischen Kommune und organisiertem<br />

Sport. Es wurde beklagt, dass in der Vergangenheit<br />

zu sehr jeweils mit dem „Tunnelblick“ gearbeitet wurde.<br />

212 I<br />

Heute müsse man erkennen, dass nur im Zusammenwirken<br />

aller Beteiligten die Zukunft für eine nachhaltige und<br />

zukunftsfähige kommunale Sportpolitik liege. Am Beispiel<br />

<strong>des</strong> Arbeitskreises Sport und Gesundheit wurde<br />

herausgearbeitet, welches die Erfolgsfaktoren für einen<br />

gelungenen Netzwerkaufbau sind:<br />

Hauptamtlichkeit zur Sicherung der Kontinuität, Bündelung<br />

vorhandener Kapazitäten, gegenseitiges Vertrauen<br />

der Partner, Themen mit hoher Aufmerksamkeit, konkrete<br />

Vereinbarungen, Intensität der Zusammenarbeit, Beteiligung<br />

aller Ebenen mit ihren unterschiedlichen Möglichkeiten,<br />

Außendarstellung der Aktivitäten, Offenheit bei<br />

den Beteiligten mit der Bereitschaft zu Veränderungen,<br />

Partizipation der Betroffenen. Zusammengefasst: Eine enge<br />

Vernetzung von Sport und Kommune kann große Potentiale<br />

freisetzen und zu einem Mehrwert auf beiden Seiten<br />

beitragen.<br />

Keine Königswege in der kommunalen<br />

Sportpolitik<br />

<strong>Der</strong> Arbeitskreis: „Sportgroßveranstaltungen: Fluch<br />

oder Segen?“ behandelte in einer Podiumsdiskussion die<br />

Schwierigkeiten, die verstärkt auf Kommunen zukommen,<br />

wenn – auch unter dem Zeichen <strong>des</strong> Stadtmarketings<br />

– Städte sich um Sport (Groß-)veranstaltungen<br />

bewerben bzw. diese durchführen. Festgehalten wurde,<br />

dass in diesem Spektrum stark unterschieden werden<br />

müsse: Nationale Meisterschaften im Jugend- oder Juniorenbereich<br />

seien sicherlich nicht mit der Durchführung<br />

von <strong>Olympische</strong>n Spielen oder einer Fußball-WM zu vergleichen.<br />

Nicht immer sei der ökonomische Nutzen einer<br />

solchen Veranstaltung für die Stadt messbar; vielmehr<br />

müsse auch berücksichtigt werden, dass solche Veranstaltungen<br />

einen Wohlfühlfaktor für die Bevölkerung<br />

hätten und die Verbundenheit und Identität mit der Stadt<br />

oder der Region unterstützen könnten. Daher dürfe nicht


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Die Führungs-Akademie<br />

ist die zentrale Weiterbildungseinrichtung <strong>des</strong> <strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n Sportbun<strong>des</strong> für Führungskräfte<br />

<strong>des</strong> organisierten Sports auf nationaler und regionaler Ebene. Sie befasst sich<br />

schwerpunktmäßig mit Fragen der Sportentwicklung und <strong>des</strong> Sportmanagements.<br />

Mit Weiterbildungs- und Beratungsangeboten sowie mit der Veranstaltung von Foren bietet<br />

die Führungs-Akademie ein umfassen<strong>des</strong> Leistungsangebot für die Sportorganisationen.<br />

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Das Weiterbildungsangebot<br />

der Führungs-Akademie umfasst<br />

Seminare, Workshops<br />

und Trainings zu aktuellen<br />

Themen <strong>des</strong> Sportmanagements<br />

und der Sportentwicklung:<br />

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ca. 40 offenen<br />

Seminaren<br />

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<strong>Deutsche</strong>r <strong>Olympische</strong>r Sportbund<br />

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variieren je nach Fragestellung.<br />

Beispiele für<br />

Beratungsanlässe sind:<br />

• Strategieentwicklung<br />

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und Sportpolitik<br />

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Impulsgeber für den organisierten<br />

Sport. Die Foren<br />

tragen zur Meinungsbildung<br />

im Sport sowie zur Positionierung<br />

<strong>des</strong> Sports in der<br />

Gesellschaft bei. Beispiele<br />

hierfür sind:<br />

• KÖLNER SPORTREDE ©<br />

• Themenkonferenzen<br />

• Tagungen und<br />

Kongresse


Presse<br />

immer nur darauf gesehen werden, ob sich die eingesetzten<br />

Gelder wirklich „rentieren“ würden. Als gewichtige<br />

Hemmnisse wurden die Pflichtenhefte von Fachverbänden<br />

angesehen, die zum Teil als völlig überzogen bezeichnet<br />

wurden. Diese Tendenz gehe von den internationalen<br />

Großveranstaltungen aus und habe inzwischen leider auch<br />

schon die nationale Ebene erreicht. Fazit dieses Arbeitskreises:<br />

Sportgroßveranstaltungen sind Fluch und Segen.<br />

Mit der schwierigen kommunalpolitischen Praxis beschäftigten<br />

sich zwei weitere Arbeitskreise. Die Frage, ob<br />

Sportlärm einen Engpass in der Sportentwicklung darstelle,<br />

wurde durchaus kontrovers diskutiert. Zum einen<br />

wurde auf die sehr komplexen rechtlichen Grundlagen<br />

und die teilweise divergierende Rechtsprechungspraxis<br />

auf der einen Seite hingewiesen, zum anderen gebe es<br />

zu wenig Kenntnisse und Sensibilität bei zahlreichen<br />

Sporttreibenden für diese Problematik. Handlungsdruck<br />

entstehe insbesondere dann, wenn Sportarten weiterentwickelt<br />

würden und bei Sportangeboten auf bestehenden<br />

Anlagen, die in nächster Nachbarschaft zur Wohnbebauung<br />

angesiedelt seien. Notwendig sei es, zumin<strong>des</strong>t<br />

das bestehende Recht intelligent zu nutzen sowie Anpassungen<br />

<strong>des</strong> Baurechts unter Berücksichtigung sportspezifischer<br />

Belange zu diskutieren. Daneben wurden<br />

Praxisbeispiele genannt, wie Sportvereine und Kommunen<br />

in dieser konfliktträchtigen Frage vor Ort vorausschauend<br />

zusammenarbeiten können.<br />

Gibt es Königswege im Rahmen der Sportförderung<br />

und Sportfinanzierung? Diese Frage musste im entsprechenden<br />

Arbeitskreis verneint werden. Zum einen sei<br />

die finanzielle Situation der Kommunen extrem unterschiedlich,<br />

was die zukünftigen Gestaltungsmöglichkeiten<br />

betreffe, zum anderen sei in der Zukunft kaum damit zu<br />

rechnen, dass die finanziellen Spielräume sich erweitern<br />

würden. Für den organisierten Sport würde dies bedeuten,<br />

dass man mit einem verengten Blick nur für die eigenen<br />

Belange nicht mehr weiterkomme. Alte Denkmuster und<br />

Konkurrenzen müssten überwunden und im Dialog ge-<br />

löst werden; dies könne auch einmal Vereinsfusionen<br />

notwendig machen und die ungeliebte Diskussion um<br />

Hallenbenutzungsgebühren neu beleben.<br />

In der Schlussrunde <strong>des</strong> <strong>Kongresses</strong> wurde ein erstes Fazit<br />

gezogen: Ein wichtiger Schritt sei getan: in vielen Politikfeldern<br />

sei es gelungen, den organisierten Sport mit den<br />

Vertretern der kommunalen Sportpolitik überhaupt erst<br />

einmal an den Tisch und ins Gespräch zu bringen. Auf<br />

dieser Basis könne man konstruktiv weiterarbeiten; es gelte<br />

nun, die gefundenen Erkenntnisse und Anregungen in<br />

die Arbeit in den einzelnen Ländern, aber vor allem auch<br />

vor Ort umzusetzen. Dass die äußeren Rahmenbedingungen<br />

dieses <strong>Kongresses</strong> auch in hervorragender Weise<br />

stimmten, dies war u. a. ein Verdienst der Lan<strong>des</strong>hauptstadt<br />

München, die in beispielhafter Weise diesen Kongress<br />

unterstützt hatte. Die zahlreichen Fachgespräche,<br />

die schon ein Kernpunkt <strong>des</strong> eigentlichen <strong>Kongresses</strong> waren,<br />

konnten in einer beeindruckenden Abendveranstaltung<br />

in der BMW-Welt fortgesetzt und vertieft werden.<br />

Für die kommunale Sportpolitik gehen vom Münchner<br />

Kongress hoffnungsvolle Signale aus.<br />

I 215


Presse<br />

FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG, 10. MÄRZ 2010 (VON CHRISTIAN EICHLER, MÜNCHEN)<br />

Sport an der Basis: Eine Frage der Lebensqualität<br />

<strong>Der</strong> große Sport findet im Kleinen statt: er ist<br />

wichtig für Lebensqualität, Integration und Volksgesundheit.<br />

Doch die Krise der Finanzen ist auch<br />

eine Krise <strong>des</strong> Sports in den Kommunen.<br />

<strong>Der</strong> große Sport findet im Kleinen statt. Im Dorf, in der<br />

Kleinstadt, im Großstadtviertel – dort, wo die breite Basis<br />

ist und der große Teil <strong>des</strong> Sporttreibens. In diesem Sommer<br />

erhält diese lokale Kraft ein globales Schaufenster.<br />

Besucher <strong>des</strong> <strong>Deutsche</strong>n Pavillons auf der Expo in Schanghai<br />

können dann eine Luftaufnahme studieren, auf der<br />

die Sportanlage einer süddeutschen Kleinstadt zu sehen<br />

ist. „Ein starker Sport“, so die Worte, mit denen Thomas<br />

Bach, Präsident <strong>des</strong> <strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n Sportbun<strong>des</strong><br />

(DOSB), am Wochenende den Kongress „Starker Sport –<br />

starke Kommunen“ in München eröffnete, „macht Städte<br />

und Gemeinden stark und zu Orten mit hoher Lebens-<br />

216 I<br />

qualität.“ Das vereinseigene Sportgelände <strong>des</strong> TV Rottenburg<br />

ist auserwählt, stellvertretend für diese Art deutscher<br />

Lebensqualität zu stehen.<br />

Sie leidet allerdings in vielen Teilen <strong>des</strong> Lan<strong>des</strong>. <strong>Der</strong> öffentlichen<br />

Hand, speziell den Kommunen, geht es schlecht.<br />

„Wir sind vom Weltmeister <strong>des</strong> Sportstättenbaus in den<br />

siebziger und achtziger Jahren zum Verbandsligisten geworden“,<br />

sagt Andreas Klages, stellvertretender Direktor<br />

für Sportentwicklung im DOSB. Es gebe einen „gigantischen<br />

Sanierungs- und Modernisierungsstau“. Deshalb<br />

seien Sportstätten vom Katalysator <strong>des</strong> Sporttreibens zum<br />

Engpass geworden. Die Folge: „Die alte Aufgabenteilung<br />

Kommune baut, Verein nutzt funktioniert so nicht mehr.<br />

Die Vereine müssen einen höheren Anteil an den Sportstätten<br />

übernehmen.“ So wie in Rottenburg.


„Eine Krise der Finanzen ist immer auch eine<br />

Krise <strong>des</strong> Sports“<br />

Nicht nur die Aufgabenteilung, auch die Kommunikation<br />

der beiden wichtigsten Stützen <strong>des</strong> Breitensports – Klubs<br />

und Kommunen – braucht neue Ideen und Impulse. Das<br />

war der Kernpunkt <strong>des</strong> von Klages mitorganisierten <strong>Kongresses</strong>,<br />

der auf die 2008 geschlossene Kooperation von<br />

DOSB, <strong>Deutsche</strong>m Städtetag und <strong>Deutsche</strong>m Städte- und<br />

Gemeindebund zurückging. Das im Titel genannte, kraftvoll<br />

klingende Doppel „Starker Sport – starke Kommunen“<br />

sei angesichts der finanziellen Realität allerdings „kein<br />

Zustand, sondern eine Forderung“, räumt der Münchner<br />

Oberbürgermeister Christian Ude ein.<br />

„Eine Krise der Finanzen ist immer auch eine Krise <strong>des</strong><br />

Sports“, sagt Klages. In dieser Not rücken Kommunen und<br />

Klubs zusammen. „Die Städte wissen, dass sie starke<br />

Vereine brauchen“, so Ude, „und der Sport weiß, dass<br />

die Städte nicht absaufen dürfen.“ <strong>Der</strong> Kommunalpolitiker<br />

sagt: „Unsere Integrationsaufgaben sind ohne Sport<br />

nicht zu lösen. Die Vereine sind das erste und oft einzige<br />

Instrument der Integration“, dank gemeinsamer Sprache<br />

und gemeinsamer Regeln.<br />

<strong>Der</strong> Arzt kann Sport im Verein verschreiben<br />

Mehr und mehr müssten die Kommunen Teilaufgaben<br />

auslagern, so Ude, der in seiner Eröffnungsrede „mehr<br />

Kreativität in der Zusammenarbeit zwischen Kommunalpolitik,<br />

Verwaltung und Sportorganisationen“ anregte.<br />

Klages, der Mitorganisator <strong>des</strong> <strong>Kongresses</strong>, sieht dafür<br />

zahlreiche Schnittmengen – in Gesundheitspolitik, Prävention,<br />

Integration. <strong>Der</strong> Sport habe „viele Antworten<br />

auf die Herausforderungen der Gesellschaft“, auf demographischen<br />

Wandel, Integration, schulische Entwicklung.<br />

Ein Beispiel ist ein Projekt in Nordhessen, das durch die<br />

Kooperation zwischen kommunalen Gesundheitsämtern,<br />

Krankenkassen, Ärztekammern und Vereinen möglich<br />

wurde. „Wenn jemand dort mit unspezifischen Rückenbeschwerden<br />

oder einer anderen der sogenannten Zivilisationskrankheiten<br />

zum Arzt geht“, so Klages, „kann<br />

der Arzt ihm Sport im Verein verschreiben, und die Kasse<br />

übernimmt die Kosten zum Teil oder sogar ganz.“ Dieses<br />

Angebot, über das viele Kongressteilnehmer „Bauklötze<br />

gestaunt“ hätten, solle demnächst auf ganz Hessen ausgeweitet<br />

werden.<br />

„Die Ganztagsschule ist eine Realität, mit der<br />

der Sport leben muss“<br />

Andererseits ist die Zusammenarbeit zwischen Schulen<br />

und Vereinen durch den Wechsel vom neun- auf das<br />

achtjährige Gymnasium schwieriger geworden. Die Ausweitung<br />

der Schulzeiten in den Nachmittag führt zu<br />

Engpässen bei Hallenzeiten der Klubs und zu schrumpfender<br />

Freizeit bei Schülern, die oft zu Lasten <strong>des</strong> Vereinssports<br />

geht. Das erfordere eine größere Bereitschaft<br />

zur Zusammenarbeit, so Klages, etwa bei Detailabsprachen<br />

über Hallen- und Nutzungszeiten - und ebenso<br />

einen Bewusstseinswandel im organisierten Sport: „Die<br />

Ganztagsschule ist eine Realität, mit der der Sport leben<br />

muss.“<br />

Solche kleinen, in der Summe der Gesellschaft aber gewaltigen<br />

Probleme und die Versuche, sie zu lösen, sind<br />

in der großen Öffentlichkeit nicht sehr präsent, weil dem<br />

Sport an der Basis, so Klages, „Aufmerksamkeit in der<br />

politischen Dimension“ fehle. Die Sportförderung durch<br />

den Bund bekam zuletzt eine Plattform durch die Medaillen<br />

der zahlreichen Staatssportler aus Bun<strong>des</strong>wehr<br />

oder Bun<strong>des</strong>polizei bei den Winterspielen in Vancouver.<br />

Viel weniger bekannt ist, „dass achtzig Prozent der öffentlichen<br />

Sportförderung, über drei Milliarden Euro im<br />

Jahr, von den Kommunen kommen“, wie Ude betont.<br />

<strong>Der</strong> große Sport ist an der Basis. Olympia ist nur das<br />

große Schaufenster.<br />

Text: FAZ.NET<br />

I 217


Kongressleitung<br />

Rudolf Behacker<br />

Dr. Daniel Illmer<br />

Andreas Klages<br />

Heidrun Meissner<br />

Christian Siegel<br />

Niclas Stucke<br />

218 I<br />

Sportamtsleiter der Lan<strong>des</strong>hauptstadt München, Vorsitzender der<br />

Arbeitsgemeinschaft <strong>Deutsche</strong>r Sportämter, Mitglied im Sportausschuss<br />

<strong>des</strong> Bayerischen und <strong>Deutsche</strong>n Städtetags, Mitglied im<br />

Beirat „Sportentwicklung“ <strong>des</strong> DOSB für den Bereich Sportstätten<br />

und kommunaler Sportstättenentwicklung.<br />

Wissenschaftlicher Referent der Führungs-Akademie <strong>des</strong> DOSB.<br />

Zuständig für Konzeption und Beratung. Studium Diplom-Sportwissenschaft<br />

in Frankfurt am Main, Promotion an der TU Karlsruhe.<br />

<strong>Deutsche</strong>r <strong>Olympische</strong>r Sportbund, stellvertretender Direktor Sportentwicklung<br />

und Ressortleiter Breitensport/Sporträume. Arbeitsschwerpunkte:<br />

Sportstättenentwicklung, Sport und Umwelt, Strategie- und<br />

Grundsatzfragen der Sportentwicklung. Über viele Jahre ehrenamtlich<br />

engagiert im Sport und in der politischen Bildungsarbeit.<br />

Eventmanagerin Sportveranstaltungen im Sportamt der Lan<strong>des</strong>hauptstadt<br />

München, Diplom-Sportwissenschaftlerin, Schwerpunkt<br />

Ökonomie & Management (DSHS Köln). Mehrjährige Erfahrung<br />

im Bereich Marketing und Kommunikation bei verschiedenen Agenturen<br />

und Unternehmen der Sport- und Medienbranche.<br />

<strong>Deutsche</strong>r <strong>Olympische</strong>r Sportbund, Referent für Sport- und Strukturentwicklung.<br />

Zahlreiche Veröffentlichungen zu Themen der Sportentwicklung.<br />

Lehrbeauftragter an mehreren Hochschulen in Deutschland<br />

zu den Studienschwerpunkten Sport und Gesellschaft, Sportmanagement,<br />

-ökonomie und -politik.<br />

Hauptreferent beim <strong>Deutsche</strong>n Städtetag in Köln/Berlin, seit 2001<br />

zuständig für Sportpolitik, Weiterbildung, Medienpolitik und Hochschulangelegenheiten.<br />

Zahlreiche Veröffentlichungen zur kommunalen<br />

Sport- und Weiterbildungspolitik; Lehraufträge an der Sporthochschule<br />

Köln und der Bergischen Universität Wuppertal.


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Teilnehmerinnen und Teilnehmer<br />

A<br />

Adam, Richard Bewerbungsgesellschaft München 2018 GmbH<br />

Dr. Adloff, Thomas<br />

Prof. Dr. Altenberger,<br />

Kreissportbund Paderborn<br />

Helmut Universität Augsburg<br />

Altenkamp, Monika Lan<strong>des</strong>sportbund Nordrhein-Westfalen<br />

Altrichter, Bruno Stadt Bad Neustadt a. d. Saale<br />

Ambacher, Josef <strong>Deutsche</strong>r Schützenbund<br />

Ammon, Jörg Bayerischer Lan<strong>des</strong>-Sportverband<br />

Dr. Anker, Ingrid Lan<strong>des</strong>hauptstadt München<br />

Aydin, Özlem<br />

B<br />

<strong>Deutsche</strong>r Städtetag<br />

Prof. Dr. Bach, Lüder Universität Bayreuth<br />

Dr. Bach, Thomas <strong>Deutsche</strong>r <strong>Olympische</strong>r Sportbund<br />

Backenköhler, Gerd Harpstedter TB<br />

Dr. Balster, Klaus Sportjugend NRW<br />

Barckmann, Jochen Stadt Flensburg<br />

Baumann, Conny Bayerischer Lan<strong>des</strong>-Sportverband<br />

Baumgarten, Robert Kreissportbund Dresden<br />

Dr. Beck, Manfred Stadt Gelsenkirchen<br />

Beckfeld, Jörg Lan<strong>des</strong>sportbund Nordrhein-Westfalen<br />

Behacker, Rudolf Lan<strong>des</strong>hauptstadt München<br />

Belik, Oliver Lan<strong>des</strong>hauptstadt München<br />

Bergmann, Inga Lan<strong>des</strong>hauptstadt München<br />

Berkenbusch, Hans-Willi Kreissportbund Mettmann<br />

Bernardi, Volker <strong>Deutsche</strong> Squash Marketing und Promotion<br />

GmbH<br />

Bindert, Mark Bündnis 90/Die Grünen – Ratsfraktion<br />

Hannover<br />

Blessing-Kapelke, Ute <strong>Deutsche</strong>r <strong>Olympische</strong>r Sportbund<br />

Dr. Blohm, Eckhard Stadt Prenzlau<br />

Bock, Irmtraud Gemeindetag Baden-Württemberg<br />

Bofinger, Michael SportRegion Stuttgart<br />

Borhof, Anke Lan<strong>des</strong>sportbund Nordrhein-Westfalen<br />

Boßdorf, Hagen SPORTFIVE<br />

Dr. Brandi, Heiner Sportjugend im Lan<strong>des</strong>sportbund Berlin e. V.<br />

Brem, Hermann Sportbeirat Lan<strong>des</strong>hauptstadt München/<br />

BLSV München<br />

Brenner, Norbert <strong>Deutsche</strong>r Leichtathletik-Verband<br />

Brinkmann, Petra CDU-Ratsfraktion Bielefeld<br />

Bruhnke, Reiner Bayerischer Lan<strong>des</strong>-Sportverband<br />

Brunnbauer, Anton Sportamt Regensburg<br />

Budde, Margit Sport StadiaNet GmbH<br />

Bühl, Jürgen Bewerbungsgesellschaft München 2018 GmbH<br />

Burrichter, Wilhelm<br />

Prof. Dr. Burrmann,<br />

Kreissportbund Recklinghausen<br />

Ulrike Technische Universität Dortmund<br />

Buseck, Juergen Sportamt Frankfurt<br />

220 I<br />

C<br />

Cleven, Wilfried Stadtsportbund Mülheim an der Ruhr<br />

Collisi, Birgitt Stadt Bochum<br />

Combüchen, Christian<br />

Corzilius,<br />

FHDW/b.i.b. International College<br />

Bergisch Gladbach<br />

Friedrich-Wilhelm Stadtsportbund Hamm<br />

Cöster, Eckhard Lan<strong>des</strong>sportbund Hessen<br />

Cramer, Carsten<br />

D<br />

SPORTFIVE<br />

Damaschke, Kurt Lan<strong>des</strong>hauptstadt München<br />

Delp, Horst<br />

Dr. Dengler,<br />

Lan<strong>des</strong>sportbund Hessen<br />

Klaus-Michael Lan<strong>des</strong>hauptstadt München<br />

Dr. Dierker, Herbert Senatsverwaltung für Inneres und Sport Berlin<br />

Dietl, Verena Lan<strong>des</strong>hauptstadt München<br />

Dietzen, Stephan EOC<br />

Dittmann, Karl-Martin <strong>Deutsche</strong>r Ringer-Bund<br />

Dittmer, Andreas <strong>Deutsche</strong>r Sparkassen und Giroverband<br />

Dittrich, Bärbel<br />

Prof. Dr. Doll-Tepper,<br />

Lan<strong>des</strong>sportbund Nordrhein-Westfalen<br />

Gudrun Freie Universität Berlin<br />

Donnermeyer, Dieter <strong>Deutsche</strong>r Turner-Bund<br />

Dötschel, Herbert BLSV Sportkreis Nürnberg<br />

Dudzus, Harald<br />

E<br />

Kreissportbund Rhein-Erft<br />

Dr. Eckl, Stefan Institut für Kooperative Planung und<br />

Sportentwicklung<br />

Egleder, Udo Bayerischer Lan<strong>des</strong>-Sportverband<br />

Egli, Inge <strong>Deutsche</strong>r <strong>Olympische</strong>r Sportbund<br />

Ehmke, Sandra Interessengemeinschaft Sport Schwedt<br />

Ehrtmann, Margit <strong>Deutsche</strong>r Handballbund<br />

Eichner, Sönke Stadt Radevormwald<br />

Dr. Eisenmann, Susanne Stadt Stuttgart<br />

Engelhardt, Norbert Lan<strong>des</strong>sportbund Niedersachsen<br />

Dr. Engels, Uta <strong>Deutsche</strong>r <strong>Olympische</strong>r Sportbund<br />

Erdmann, Richard Stadt Roth<br />

Erlenwein, Annemarie Innenministerium <strong>des</strong> Lan<strong>des</strong><br />

Nordrhein-Westfalen<br />

Eser, Frank Sportjugend Hessen<br />

Essig, Natalie Technische Universität München<br />

Etschberger, Franz Sparkasse Berchtesgadener Land<br />

Ewers, Josefine<br />

F<br />

Stadt Potsdam<br />

Fabinski, Wiebke <strong>Deutsche</strong>r <strong>Olympische</strong>r Sportbund<br />

Dr. Fehres, Karin <strong>Deutsche</strong>r <strong>Olympische</strong>r Sportbund<br />

Fellner, Günther Bayerischer Lan<strong>des</strong>-Sportverband<br />

Fiedler, Bernd Stadt Remscheid<br />

Fink, Georg Kreissparkasse Garmisch Partenkirchen


Frey, Alexander Göttinger Sport und Freizeit GmbH & Co. KG<br />

Freytag, Gabriele Führungs-Akademie <strong>des</strong> DOSB<br />

Dr. Friedl, Uwe Stadt Euskirchen<br />

Frischkorn, Roland Sportinitiative Frankfurt – Rhein-Main<br />

Dr. Fröhlich, Andrea<br />

G<br />

Stadt Kassel<br />

Gasche, Cornelia Stadt Hanau<br />

Gatzke, Reinhard Stadt Hilden<br />

Gawehn, Constanze <strong>Deutsche</strong>r <strong>Olympische</strong>r Sportbund<br />

Gebhardt, Franz<br />

Gebhardt, Ursula<br />

Sparkasse Nürnberg<br />

Geggus, Michael Stadtverwaltung Baden-Baden<br />

Gerber, Detlef Lan<strong>des</strong>sportbund Nordrhein-Westfalen<br />

Gerkens, Bert Stadtsportbund Mönchengladbach<br />

Gieseler, Stephan<br />

Prof. Dr. Gieß-Stüber,<br />

Hessischer Städtetag<br />

Petra Albert-Ludwigs Universität Freiburg<br />

Glander, Silvia Freiburger Kreis e. V.<br />

Graffstedt, Frank Stadt Braunschweig<br />

Grillenberger, Martin Bayerisches Staatsministerium<br />

für Unterricht und Kultus<br />

Gröber, Tanja Führungs-Akademie <strong>des</strong> DOSB<br />

Grüner, Brigitte Hansestadt Rostock<br />

Gundlach, Heinrich<br />

H<br />

Kreissportbund Wesel<br />

Haag, Harriet Kinderhaus Herrenstraße<br />

Haardt, Ottmar Kreissportbund Siegen-Wittgenstein<br />

Haase, Achim Lan<strong>des</strong>sportbund Nordrhein-Westfalen<br />

Haasis, Heinrich <strong>Deutsche</strong>r Sparkassen und Giroverband<br />

Hackler, Dieter Bun<strong>des</strong>ministerium für Familie, Senioren,<br />

Frauen und Jugend<br />

Hagg, Christine Stadt Karlsruhe<br />

Hahn, Peter<br />

Dr. Halberschmidt,<br />

Lan<strong>des</strong>sportbund Berlin<br />

Barbara<br />

Hammes-Rosenstein,<br />

Westfälische Wilhelms Universität-Münster<br />

Marie-Theres Stadt Koblenz<br />

Handl, Stefan Bayerische Informationsstelle gegen Extremismus<br />

Hanke, Jürgen Württembergischer Lan<strong>des</strong>sportbund<br />

Hans, Paul Lan<strong>des</strong>sportverband für das Saarland<br />

Hansen, Sönke-Peter Lan<strong>des</strong>sportverband Schleswig-Holstein<br />

Dr. Häntsch, Thomas Göttinger Sport und Freizeit GmbH & Co. KG<br />

Hardy, Dorothea Bayerischer Lan<strong>des</strong>-Sportverband<br />

Hartmann, Hans Jürgen Stadt Bonn<br />

Hartung, Klaus-Dieter Stadtverwaltung Hohen-Neuendorf<br />

Haßmann, Claudia <strong>Deutsche</strong>r Ruderverband<br />

Hebborn, Klaus <strong>Deutsche</strong>r Städtetag<br />

Hedemann, Doris Stadt Oldenburg<br />

Hegemann, Kai CDU Fraktion Stadt Hamm<br />

Heimann, Ulrich Kreissportbund Rheinisch-Bergischer-Kreis<br />

Hein, Jürgen Stadt Büdelsdorf<br />

Heinrich, Kurt Kreissportbund Viersen<br />

Heise, Michael Lan<strong>des</strong>sportbund Nordrhein-Westfalen<br />

Henning, Meike <strong>Deutsche</strong>r <strong>Olympische</strong>r Sportbund<br />

Herrchen, Dieter Stadtverwaltung Elsterwerda<br />

Herrmann, Lutz Stadtverwaltung Schwedt / Oder<br />

Hesse, Hans-Ulrich Sportbeirat Lan<strong>des</strong>hauptstadt München<br />

Hesse, Veit Göttinger Sport und Freizeit GmbH & Co. KG<br />

Himmer, Volker <strong>Deutsche</strong>r Rugby-Verband<br />

Hink, Willi <strong>Deutsche</strong>r Fußball-Bund<br />

Hinnemann, Gisela Lan<strong>des</strong>sportbund Nordrhein-Westfalen<br />

Hofer, Petra Stadt Weilheim<br />

Hofer, Reiner Bayerische Taekwondo Union<br />

Hoffmann, Matthias Stadt Büdelsdorf<br />

Hoffmann, Stefan <strong>Deutsche</strong>r Baseball und Softball Verband<br />

Hohmann, Renate Stadt Aschersleben<br />

Höhn, Michael <strong>Deutsche</strong>r <strong>Olympische</strong>r Sportbund<br />

Holm, Bernd<br />

Dr. Hoppenstedt,<br />

Senatsverwaltung für Inneres und Sport Berlin<br />

Karsten EU-Ausschuss Dt. Städte- und Gemeindebund<br />

Huber, Robert American Football Verband Deutschland<br />

Prof. Dr. Hübner, Horst Bergische Universität Wuppertal<br />

Hübner, Manfred Stadtverwaltung Neutraubling<br />

Husung, Sabine<br />

I<br />

Sportamt Frankfurt am Main<br />

Dr. Illmer, Daniel<br />

J<br />

Führungs-Akademie <strong>des</strong> DOSB<br />

Jacobsen, Dirk SPD-Bun<strong>des</strong>tagsfraktion<br />

Janalik, Heinz <strong>Deutsche</strong>r <strong>Olympische</strong>r Sportbund<br />

Jansen, Björn Stadtsportbund Aachen<br />

Jatho, Tanja Lan<strong>des</strong>sportbund Nordrhein-Westfalen<br />

Jeggle, Thomas Stadt Sindelfingen<br />

Johann, Rimböck Richter Spielgeräte GmbH<br />

John, Eva Stadt Starnberg<br />

Just, Wolfgang<br />

K<br />

Stadt Hannover<br />

Kaesbach, Martina FDP Lan<strong>des</strong>vorstand Hamburg<br />

Prof. Dr. Kähler, Robin Universität Kiel<br />

Kalix, Petra Bayerische Sportförderung<br />

Kalix, Thomas Bayerische Sportförderung<br />

Kämmerer, Werner Bayerischer Lan<strong>des</strong>-Sportverband<br />

Dr. Karafiat, Klaus P. Stadtsportbund Frankfurt (Oder)<br />

Karl, Rupert Bayerischer Lan<strong>des</strong>-Sportverband<br />

Kemper, Georg Sportamt Frankfurt am Main<br />

Kern, Jan <strong>Deutsche</strong>r Leichtathletik-Verband<br />

Kessner, Wolfgang Stadtverwaltung Neutraubling<br />

I 221


Teilnehmerinnen und Teilnehmer<br />

Kirmes, Kerstin Stadt Leipzig<br />

Klages, Andreas <strong>Deutsche</strong>r <strong>Olympische</strong>r Sportbund<br />

Klatt, Ralf-Rainer Magistrat der Wissenschaftsstadt Darmstadt<br />

Dr. Klein, Agnes Stadt Köln<br />

Klement, Justus Stadtbauamt Penzberg<br />

Klement, Ulrich Sportamt Erlangen<br />

Kluger, Lars Sächsisches Staatsministerium für Kultus<br />

und Sport<br />

Knipp, Rüdiger <strong>Deutsche</strong>s Institut für Urbanistik Berlin<br />

Koch, Philipp Stadt Minden<br />

Koch, Uwe Brandenburgische Sportjugend<br />

Prof. Dr. Kolb, Michael Universität Wien<br />

Kolb, Michael Stadt Nürnberg - SportService<br />

Koller, Jutta Lan<strong>des</strong>hauptstadt München<br />

Koller, Peter Bayerischer Lan<strong>des</strong>-Sportverband<br />

König, Edith Bayerischer Lan<strong>des</strong>-Sportverband<br />

Korff, Peter Sparkassenverband Bayern<br />

Kosubek, Hans-Joachim Stadtverwaltung Worms<br />

Kraenzle, Bernd Bayerischer Lan<strong>des</strong>-Sportverband<br />

Dr. Kraus, Ulrike Innenministerium Nordrhein-Westfalen<br />

Krause, Dieter Sport- und Freizeitbetriebe Dortmund,<br />

GB Sport<br />

Dr. Krech, Joachim Innenministerium Mecklenburg-Vorpommern<br />

Krempl, Bernhard Stadtverwaltung Geiselhöring<br />

Krieger, Dieter <strong>Deutsche</strong>r <strong>Olympische</strong>r Sportbund<br />

Krisch, Gunnar Lan<strong>des</strong>hauptstadt Dresden<br />

Kroll, Andreas in.Stuttgart Veranstaltungsgesellschaft<br />

GmbH & Co. KG<br />

Kruczek, Manfred Ministerium für Bildung, Jugend, Sport,<br />

Brandenburg<br />

Kübler, Heike <strong>Deutsche</strong>r <strong>Olympische</strong>r Sportbund<br />

Dr. Kuder, Thomas vhw – Bun<strong>des</strong>verband für Wohnen und<br />

Stadtentwicklung<br />

Kulac, Reyhan Lan<strong>des</strong>hauptstadt München<br />

Kupfer, Bernd Stadt Mannheim<br />

Dr. Kurr, Karola<br />

L<br />

TUS Griesheim<br />

Lampe, Walter Samtgemeinde Oberharz<br />

Lange, Christa Lan<strong>des</strong>sportbund Niedersachsen<br />

Lassel, Margret Lan<strong>des</strong>sportbund Niedersachsen<br />

Latzel, Katharina <strong>Deutsche</strong>r <strong>Olympische</strong>r Sportbund<br />

Lehmann, Joachim Lan<strong>des</strong>sportbund Nordrhein-Westfalen<br />

Leibbrand, Gabriele <strong>Deutsche</strong>r Tennis Bund (DTB)<br />

Lemmer, Hartmut Solinger Sportbund<br />

Lindner, Arnold Bayerischer Lan<strong>des</strong>-Sportverband<br />

Linke, Christina Stadt Annaberg-Buchholz<br />

Löcke, Clemens Agentur Sprechperlen<br />

Lohwasser, Gerd Stadt Erlangen<br />

222 I<br />

Lommer, Günther Bayerischer Lan<strong>des</strong>-Sportverband<br />

Lu<strong>des</strong>, Peter<br />

M<br />

Prof. Dr. Maennig,<br />

Kreisstadt Bergheim<br />

Wolfgang Universität Hamburg<br />

Mai, Holger Lan<strong>des</strong>hauptstadt München<br />

Mania, Sven Sportstätten- und Bäderbetrieb Dresden<br />

Manthei, Ulrich Sportkreis Fulda-Eder im LSB Hessen<br />

Marchner, Otto Bayerischer Lan<strong>des</strong>-Sportverband<br />

Marx, Rudolf Vogelsbergkreis<br />

Mast-Weisz, Burkhard Stadt Remscheid<br />

Dr. Matlik, Michael Lan<strong>des</strong>sportbund Nordrhein-Westfalen<br />

Meisel, Anja Molkerei Müller<br />

Meißner, Heidrun Lan<strong>des</strong>hauptstadt München<br />

Dr. Melzer, Liane Hansestadt Rostock<br />

Menner, Susanne TU München; Fakultät für Sportwissenschaft<br />

Meyer, Gerd Lan<strong>des</strong>sportverband für das Saarland<br />

Meyer, Matthias Bayerischer Lan<strong>des</strong>-Sportverband<br />

Kreis Regensburg<br />

Micus, Gregor Stadt Krefeld<br />

Dr. Mix, Ulrich Sportamt Bremen<br />

Möller, Adolf-Martin Lan<strong>des</strong>hauptstadt Kiel<br />

Moseler, Heinz Mülheimer SportService<br />

Müller, Christian Stadtrat Lan<strong>des</strong>hauptstadt München<br />

Müller, Wendelin<br />

N<br />

Sportamt der Stadt Wetzlar<br />

Nader, Mansour Playfit<br />

Nakoff, Géraldine Führungs-Akademie <strong>des</strong> DOSB<br />

Naumann, Reinhard Bezirksamt Charlottenburg-Wilmersdorf, Berlin<br />

Neff, Gabriele FDP-Fraktion im Stadtrat München<br />

Neugebauer, Bernd Bayerische Akademie für Erwachsenenbildung<br />

im Sport<br />

Dr. Niessen, Christoph Lan<strong>des</strong>sportbund Nordrhein-Westfalen<br />

Niggemann, Thomas Lan<strong>des</strong>sportverband Schleswig-Holstein<br />

Noerenberg, Gerold<br />

O<br />

Stadt Neu-Ulm<br />

Oecknigk, Michael Stadtverwaltung Herzberg<br />

Opitz, Gerhard Kreissportbund Olpe<br />

Osterburg, Dagmar Lan<strong>des</strong>sportbund Nordrhein-Westfalen<br />

Ott, Markus Bayerischer Lan<strong>des</strong>-Sportverband<br />

Ott, Peter<br />

P<br />

Bun<strong>des</strong>institut für Sportwissenschaft<br />

Pabst-Bethke, Monika Stadt Büdelsdorf<br />

Pauly, Pia <strong>Deutsche</strong>r Turner-Bund<br />

Pechtel, Hans Präsident Kreissportbund Ennepe-Ruhr<br />

Peter, Angelika Lan<strong>des</strong>sportbund Brandenburg<br />

Petereit, Bianka Städte- und Gemeindebund Brandenburg<br />

Petermann, Michaela Sportamt Hamburg<br />

Pfeifer, Günter Stadt Mainz


Pfeiffer, Alexander Lan<strong>des</strong>sportbund Hessen<br />

Pfeuffer, Peter Bayerischer Lan<strong>des</strong>-Sportverband<br />

Plätzer, Cornelia Bewerbungsgesellschaft München 2018 GmbH<br />

Pohl, Gabriela Stadt Nürnberg – SportService<br />

Pohlmann, Andreas Bun<strong>des</strong>institut für Sportwissenschaft<br />

Pöhnitzsch, Leif Stadtverwaltung Gera<br />

Praum, Peter Sport StadiaNet GmbH<br />

Priebe, Frank Flecken Nörten-Hardenberg<br />

Pütz, Otto<br />

Q<br />

Stadtsportbund Krefeld<br />

Quardokus, Bianca<br />

R<br />

<strong>Deutsche</strong>r <strong>Olympische</strong>r Sportbund<br />

Rauh, Karl Bayerischer Lan<strong>des</strong>-Sportverband<br />

Rawe, Reinhard Lan<strong>des</strong>sportbund Niedersachsen<br />

Reißer, Hans Bayerische Akademie für Erwachsenenbildung<br />

im Sport<br />

Retsch, Klaus Stadt Bochum<br />

Reutter, Horst Stadt Esslingen a.N.<br />

Ritter, Thomas Stadt Hanau<br />

Rödle, Hans-Heinrich Saarländischer Städte- u. Gemeindetag<br />

Rohrberg, Wolfgang Essener Sportbund<br />

Rombey, Wolfgang Stadt Aachen<br />

Roos, Hermann Bayerischer Lan<strong>des</strong>-Sportverband<br />

Rosenbaum, Werner Freie Bürgergruppe Koblenz<br />

Rosenthal, Heiko Stadt Leipzig<br />

Rübner, Anne <strong>Deutsche</strong>r <strong>Olympische</strong>r Sportbund<br />

Rücker, Veronika Führungs-Akademie <strong>des</strong> DOSB<br />

Rump, Boris <strong>Deutsche</strong>r <strong>Olympische</strong>r Sportbund<br />

Ruth, Rainer Sportjugend NRW<br />

Prof. Dr. Rütten, Alfred Friedrich Alexander-Universität Erlangen<br />

Rychter, Oliver<br />

S<br />

StadtSportBund Aachen<br />

Salchow, Jannike Sportamt Hamburg<br />

Sanden, Dieter Sportamt Köln<br />

Sander, Britta Agentur Sprechperlen<br />

Sautter, Daniel Sportregion Rhein-Neckar<br />

Schabert, Wolfgang IKPS Stuttgart<br />

Schaeffer, Horst Peter Senatskanzlei Berlin<br />

Schäfer, Axel SPD Bun<strong>des</strong>tagsfraktion<br />

Schäfer, Lars Landkreis Marburg-Biedenkopf<br />

Schäfer, Gabriela Stadtsportbund Bochum<br />

Scharf, Michael Olympiastützpunkt Rheinland<br />

Schaub, Manfred Stadt Baunatal<br />

Scheifele, Peter Lan<strong>des</strong>hauptstadt München<br />

Schenker, Frank<br />

Scheps, Simone<br />

Stadtverwaltung Jena<br />

Schirwitz, Bernd Sportamt Stadt Münster<br />

Schmal, Ferdi Kreissportbund Warendorf<br />

Schmidt-Volkmar, Dieter Lan<strong>des</strong>sportverband Baden-Württemberg<br />

Schmitz, Hans-Peter Sportjugend NRW<br />

Schmolke, Petra RKB Deutschland 1896<br />

Schmöller, Kloty Bayerischer Lan<strong>des</strong>-Sportverband<br />

Schneeloch, Walter Lan<strong>des</strong>sportbund Nordrhein-Westfalen<br />

Dr. Schneider, Gabriela Lan<strong>des</strong>sportbund Brandenburg<br />

Schneider, Stephan Stadt Viernheim<br />

Schrage, Simon Leibniz Universität Hannover<br />

Schramm, Thomas Sportbund Pfalz<br />

Schreiber, Andre Stadt Bad Reichenhall<br />

Schreiber, Henning Innenministerium <strong>des</strong> Lan<strong>des</strong><br />

Nordrhein-Westfalen<br />

Schröder, Dirk Stadt Hil<strong>des</strong>heim<br />

Schröder, Lothar Duisburgsport<br />

Schröder, Sybille Molkerei Müller<br />

Schuldt, Michael Playfit<br />

Schuller, Philipp Stadtrat Germering<br />

Schulte, Oliver Stadt Schweinfurt<br />

Schulz, Rudolf Sportamt Frankfurt am Main<br />

Schulz, Rüdiger Stadt Aschersleben<br />

Schulz-Algie, Stephan Sportjugend Hessen<br />

Schumacher, Martin Stadt Oldenburg<br />

Schuster, Joachim Stadt Neuenburg am Rhein<br />

Schütze, Karsten Sportamt der Lan<strong>des</strong>hauptstadt Wiesbaden<br />

Schwaiger, Gabriele Lan<strong>des</strong>hauptstadt München<br />

Schwartz, Boris Bewerbungsgesellschaft München 2018 GmbH<br />

Schwarz, Günter Lan<strong>des</strong>hauptstadt München<br />

Schwarz, Nicole<br />

Schwarz-Viechtbauer,<br />

Bayerischer Lan<strong>des</strong>-Sportverband<br />

Karin Österreichisches Institut für Schul- und<br />

Sportstättenbau<br />

Schwarzweller, Martin Sportbund Pfalz<br />

Schweiger, Iris Bewerbungsgesellschaft München 2018 GmbH<br />

Dr. Schweigert, Manfred TV 1891 Türkheim/Leichtathletikkreis Allgäu<br />

Schwind-Gick, Gudrun <strong>Deutsche</strong>r <strong>Olympische</strong>r Sportbund<br />

Schwing, Matthias Lan<strong>des</strong>sportbund Hessen<br />

Seetzen-Orth, Mandy Bayerischer Lan<strong>des</strong>sport-Verband<br />

Seifert, Ulrike Bayerischer Lan<strong>des</strong>sport-Verband<br />

Seitz, Oliver Playparc<br />

Seitz, Rainer Sportbund Pfalz<br />

Siegel, Christian <strong>Deutsche</strong>r <strong>Olympische</strong>r Sportbund<br />

Sigl, Horst Bayerischer Lan<strong>des</strong>-Sportverband<br />

Silva Cousino, Enrique Universität Potsdam<br />

Simdorn, Svend Bezirksamt Treptow-Köpenick, Berlin<br />

Skalnik, Udo Sportamt Düsseldorf<br />

Sommerfeld, Wolfgang Lan<strong>des</strong>hauptstadt München<br />

Sonnenschein, Ralf<br />

Spennemann-Gräbert,<br />

<strong>Deutsche</strong>r Städte- und Gemeindebund<br />

Gunda Innenministerium Schleswig-Holstein<br />

I 223


Teilnehmerinnen und Teilnehmer<br />

Stachowitz, Diana Bayerischer Landtag<br />

Staimer, Horst Sportbeirat Lan<strong>des</strong>hauptstadt München<br />

Stark, Reinhard Badischer Turner-Bund<br />

Stegemann, Christoph Lan<strong>des</strong>sportbund Berlin<br />

Stehle, Manfred Städtetag Baden-Württemberg<br />

Steindl, Hans Stadt Burghausen<br />

Stelzer, Richard Bayerischer Städtetag<br />

Dr. Stephan, Karlheinz Stadt Schrobenhausen<br />

Stindt, Klaus Kreissportbund Unna<br />

Strasser, Steffen Playparc<br />

Strauch, Walter Gemeinde Gröbenzell<br />

Prof. Dr. Strauß, Bernd Universität Münster<br />

Ströbl, Fritz Richter Spielgeräte GmbH<br />

Ströbl, Rosemarie Richter Spielgeräte GmbH<br />

Stroppe, Brigitte Lan<strong>des</strong>hauptstadt München<br />

Strötgen, Harald Stadtsparkasse München<br />

Stucke, Niclas <strong>Deutsche</strong>r Städtetag<br />

Stuhler, Cornelia<br />

T<br />

Molkerei Müller<br />

Täschner, Uwe Stadtverwaltung Plauen<br />

Thielemann, Jürgen SportService Stadt Nürnberg<br />

Tibbe, Heinz Gruppe Planwerk Universität Osnabrück<br />

Tockweiler, Michael U. Sport StadiaNet GmbH<br />

Tomisch, Reinhold D. Ministerium für Bildung, Jugend, Sport,<br />

Brandenburg<br />

Traschkowitsch, Peter SPÖ<br />

Dr. Tress, Josef Lan<strong>des</strong>hauptstadt München<br />

Triftshäuser, Jürgen Lan<strong>des</strong>hauptstadt München<br />

Turan, Günes Universität Augsburg<br />

Dr. Tzschoppe, Petra<br />

U<br />

Lan<strong>des</strong>sportbund Sachsen<br />

Ude, Christian Lan<strong>des</strong>hauptsstadt München<br />

Ulbrich, Reinhard Vorsitzender Sportbund Remscheid<br />

Umbach, Klaus Bun<strong>des</strong>verband <strong>Deutsche</strong>r Gewichtheber<br />

Ungruhe, Thomas <strong>Deutsche</strong> Reiterliche Vereinigung (FN)<br />

Urban, Iris<br />

V<br />

Bayer. Leichtathletikverband<br />

van Bergen, Marc<br />

Prof. Dr. Vandamme,<br />

Ministerium für Kultus, Jugend, Sport,<br />

Baden-Württemberg<br />

Ralf Städtetag Baden-Württemberg<br />

Väthbrückner, Monika Bayerischer Lan<strong>des</strong>sport-Verband<br />

Vaupel, Egon Stadt Marburg/Lahn<br />

Vogg, Florian Bayerischer Lan<strong>des</strong>-Sportverband<br />

Vogt, Gerd Stadtverwaltung Worms<br />

Voltmann-Hummes, Inge Stadt Frankfurt<br />

von Papp, Gunther SportService der Stadt Nürnberg<br />

Dr. Vorleuter, Harald Bayerisches Staatsministerium für Unterricht<br />

und Kultus<br />

224 I<br />

Voss, Michael<br />

W<br />

Bay. Sportjugend im BLSV, Kreis Nürnberg-Stadt<br />

Wagner, Ingo Bayerischer Lan<strong>des</strong>sport-Verband<br />

Waldinger, Peter Sportjugend NRW<br />

Walter, Wolfgang Stadt Paderborn<br />

Wandelt, Heide Kreissportbund Rhein-Sieg<br />

Weber, Gerhard Stadt Regensburg<br />

Wehr, Gaby TVG Holsterhausen 1893, Essen<br />

Wehr, Peter Peter Wehr Consulting GmbH<br />

Weinbach, Walter Stadt Weißenthurm<br />

Weiss-Söllner, Elisabeth Lan<strong>des</strong>hauptstadt München<br />

Wellner, Anne Bayerischer Lan<strong>des</strong>-Sportverband<br />

Werner, Sandra Führungs-Akademie <strong>des</strong> DOSB<br />

Wernert, Ulrike Schul- und Sportamt Karlsruhe<br />

Wessinghage, Ellen Lan<strong>des</strong>sportbund Rheinland-Pfalz<br />

Westram, Lothar Lan<strong>des</strong>sportbund Rheinland-Pfalz<br />

Dr. Wetterich, Jörg IKPS Stuttgart<br />

Wiebe, Thomas Hansestadt Lüneburg<br />

Wienl, Martina Richter Spielgeräte GmbH<br />

Wiesel-Bauer, Lars <strong>Deutsche</strong>r Behindertensportverband/NPC<br />

Wildner, Susanne Stadt Halle (Saale)<br />

Willmerdinger, Günther Stadt Passau<br />

Wirz, Oliver<br />

Wischnewski,<br />

Arbeitsgemeinschaft Schweizerischer Sportämter<br />

Hans-Werner Sportamt Hagen<br />

Witte, Kirsten <strong>Deutsche</strong>r <strong>Olympische</strong>r Sportbund<br />

Wittstock, Isa Stadt Schwedt/Oder<br />

Dr. Wolf, Joachim Stadt Korntal-Münchingen<br />

Woltering, Ursula Stadt Ahlen<br />

Wonik, Martin<br />

Prof. Dr. Wopp,<br />

Lan<strong>des</strong>sportbund Nordrhein-Westfalen<br />

Christian Universität Osnabrück<br />

Wulf, Oliver Bergische Universität Wuppertal<br />

Wunder, Michael Bayerischer Lan<strong>des</strong>-Sportverband<br />

Wüst, Thomas<br />

Z<br />

Global Partners Bayern<br />

Zacher, Heidemarie<br />

Zacher-Schweigert,<br />

Landkreis Unterallgäu<br />

Sandra TV 1891 Türkheim/ Leichtathletikkreis Allgäu<br />

Dr. Zander, Hans-Jürgen Stadt Wolmirstedt<br />

Zeumer, Renate Playfit<br />

Ziffus, Günter Ratsfraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN<br />

Bergisch Gladbach<br />

Zimmermann, Heike SportService der Stadt Nürnberg<br />

Zippel, Norbert <strong>Deutsche</strong>r <strong>Olympische</strong>r Sportbund<br />

Zschippang, Verena <strong>Deutsche</strong>r <strong>Olympische</strong>r Sportbund<br />

Zurek, Beatrix SPD-Stadtratsfraktion München


Wir bedanken uns bei unseren Kooperationspartnern,<br />

Sponsoren und Unterstützern:<br />

Kooperationspartner:<br />

Sponsoren:<br />

Unterstützer:<br />

Die vorliegende <strong>Dokumentation</strong> steht Ihnen als Download unter<br />

ww.dosb.de/de/sportentwicklung/sportentwicklung/tagungen-und-kongresse<br />

zur Verfügung. Hier finden Sie auch zusätzliche Materialien und<br />

Präsentationen der Arbeitskreise 1 bis 12, die nicht oder nur in gekürzter<br />

Fassung Bestandteil dieser <strong>Dokumentation</strong> sind.


<strong>Deutsche</strong>r <strong>Olympische</strong>r SportBund I Otto-Fleck-Schneise 12 I D-60528 Frankfurt am Main<br />

Tel. +49 (0) 69 / 67 00 0 I Fax +49 (0) 69 / 67 49 06 I www.dosb.de I E-Mail office@dosb.de

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