Volker Althoff – der Gesundheitsmanager - Return2work
Volker Althoff – der Gesundheitsmanager - Return2work
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<strong>Volker</strong> <strong>Althoff</strong> <strong>–</strong> <strong>der</strong> <strong>Gesundheitsmanager</strong><br />
Mit <strong>Volker</strong> <strong>Althoff</strong> möchte ich über seine Gesellschaft für Gesundheitsmanagement „<strong>Return2work</strong>“<br />
sprechen. Da er gerade mit dem Büro umzieht, treffe ich ihn zu Hause in Neukirchen-Vluyn.<br />
Dort, wo die Gegend am allerplattesten ist und <strong>der</strong> Blick bis zum Horizont<br />
schweift, wo Schafe und Kühe weiden. Am Nie<strong>der</strong>rhein!<br />
<strong>Volker</strong> <strong>Althoff</strong><br />
Sein altes Bauernhaus ist den Bedürfnissen eines Querschnittgelähmten<br />
kreativ angepasst. Nur kleine Schwellen<br />
führen nach draußen. Die sechs Stufen im Wohnbereich<br />
werden nicht etwa mit einem normalen Treppenlift überwunden,<br />
die wegen ihrer Langsamkeit berüchtigt sind. Ein Bauaufzug<br />
bringt den Nutzer rumpelnd, knarrend und quietschend, dafür<br />
aber schnell, auf eine an<strong>der</strong>e Ebene.<br />
1965 geboren und mit 18 Jahren durch einen Unfall im Rollstuhl<br />
gelandet, begann er eine Ausbildung zum Bankkaufmann bei <strong>der</strong><br />
Deutschen Apotheker- und Ärztebank, um seinen Traumberuf<br />
als Devisenhändler auszuüben. Schnell wurde er Betriebsratsmitglied<br />
und Vertrauensmann <strong>der</strong> Schwerbehin<strong>der</strong>ten für den Gesamtkonzern.<br />
Die Vorstellungen des jungen Wilden, <strong>der</strong> die Welt<br />
verbessern wollte, waren <strong>der</strong> Bänkerkarriere nicht unbedingt zuträglich,<br />
so dass er sich ab 1992 immer mehr auf seine Arbeit als<br />
freier Referent für unabhängige Institute, private und öffentlich/<br />
rechtliche Seminaranbieter konzentrierte. Dabei ging es in erster<br />
Linie um Arbeits- und Sozialrecht sowie Gesundheitsvor- und -<br />
nachsorge. Seit 2006 ist er geschäftsführen<strong>der</strong> Gesellschafter <strong>der</strong><br />
1/2010<br />
Fotos: Ansgar Eidens<br />
Gesellschaft für Gesundheitsmanagement<strong>Return2work</strong><br />
mbH mit Sitz<br />
in Duisburg.<br />
<strong>Return2work</strong> ist ein<br />
Netzwerk, das betriebliches<br />
Gesundheits- und<br />
Einglie<strong>der</strong>ungsmanagement<br />
anbietet. Zum<br />
Team gehören je nach Aufgabenstellung Experten aus den unterschiedlichsten<br />
Bereichen, die für einzelne Projekte zusammengeführt<br />
werden: Arbeitsmediziner, Betriebswirte, Suchtberater,<br />
Mobbingexperten, Architekten, Ernährungsberater, Psychologen,<br />
Juristen und Kommunikationstrainer.<br />
Zur Aufgabenstellung <strong>der</strong> Firma sagt <strong>Volker</strong> <strong>Althoff</strong>: „Unser Ziel<br />
ist es, den Unternehmen professionelle Hilfe aus einer Hand anzubieten,<br />
die den komplexen Themenbereich des betrieblichen<br />
Gesundheitsmanagements abdeckt. Der Gesetzgeber geht mehr<br />
und mehr dazu über, die Prävention nicht nur bei den Rehabilitationsträgern,<br />
son<strong>der</strong>n bereits im betrieblichen Alltag einzufor<strong>der</strong>n.<br />
Durch unsere bisherige Arbeit haben wir in Forschungsergebnissen<br />
und Pilotprojekten gezeigt, dass Gesundheitsmanagement<br />
ein erheblicher betriebswirtschaftlicher Einsparungsfaktor<br />
ist, den die Unternehmen nutzen sollten.“<br />
Seit 2004 sind Firmen gesetzlich verpflichtet, langzeitkranke Mitarbeiter<br />
wie<strong>der</strong> in den Berufsalltag zu integrieren. Große Firmen<br />
wie Ford, BMW o<strong>der</strong> die Berliner Stadtreinigungsbetriebe beschäftigen<br />
deshalb Disability Manager. Häufig sieht das so aus,<br />
dass bei langer Fehlzeit ein Betriebsratsmitglied den Beschäftigten<br />
zu Hause besucht, um im persönlichen Gespräch herauszufinden,<br />
wo <strong>der</strong> Schuh drückt. Der Betriebsarzt prüft die Anfor<strong>der</strong>ungen<br />
am Arbeitsplatz und bespricht das mit dem Hausarzt. Anschließend<br />
berät er mit dem Disability Team, ob und wie man den Arbeitnehmer<br />
wie<strong>der</strong> auf seinem alten Arbeitsplatz einsetzen kann.<br />
Er beginnt dazu mit wenigen Arbeitsstunden täglich, während er<br />
nach wie vor krank geschrieben ist.<br />
Viele Gespräche werden auch erst nach <strong>der</strong> vollständigen Genesung<br />
geführt. Gemeinsam wird am Arbeitsplatz überlegt, was<br />
umgestaltet o<strong>der</strong> im Arbeitsablauf verän<strong>der</strong>t werden kann, um<br />
zukünftig präventiv weitere Erkrankungen, auch an<strong>der</strong>er Kollegen<br />
in diesem Bereich, zu vermeiden.<br />
Der Disability Manager versucht in <strong>der</strong> täglichen Praxis, Arbeitsabläufe<br />
zu erleichtern. So kann er dem Gabelstaplerfahrer mit<br />
Bandscheibenvorfall einen ergonomisch verbesserten Sitz verpassen,<br />
an einem schweren Bohrarm den Hebel verlängern und abfe<strong>der</strong>n<br />
o<strong>der</strong> leicht gängige Rollen am Transportwagen anbringen<br />
lassen.<br />
Für diese vielfältigen Aufgaben schult <strong>Return2work</strong> Betriebsratmitglie<strong>der</strong><br />
und Schwerbehin<strong>der</strong>tenvertreter sowie Mitarbeiter
aus dem Personal- und Sozialwesen mit mehrjähriger Erfahrung in<br />
diesem Bereich. Die mehrtägigen Seminare veranstaltet die Deutsche<br />
Gesetzliche Unfallversicherung in Kooperation mit Arbeit und Leben<br />
DGB/VHS. Nach bestandener Prüfung müssen die nun zertifizierten<br />
Einglie<strong>der</strong>ungsberater/innen jährlich 20 Stunden Weiterbildung<br />
nachweisen, die ebenfalls bei <strong>Return2work</strong> angeboten werden.<br />
Gesellschaftliche Verän<strong>der</strong>ungen in den vergangenen Jahrzehnten<br />
haben auch eine an<strong>der</strong>e Art von gesundheitlichen Probleme bei Arbeitnehmern<br />
erzeugt. Früher handelte es sich in erster Linie um den<br />
Verschleiß von Gelenken und Muskel- und Sehnenschmerzen. Heute<br />
geht es zunehmend um psychische Erkrankungen bei Lehrern und<br />
Alkoholprobleme im Management bei Banken und Versicherungen,<br />
die erhebliche Leistungsmin<strong>der</strong>ungen nach sich ziehen können. Aber<br />
auch Fehlernährung und Haltungsschäden bei Bürokräften sind ein<br />
Thema.<br />
2006 war <strong>Volker</strong> <strong>Althoff</strong> Projektleiter des JoB-Projektes zur Prävention<br />
und betrieblichen Wie<strong>der</strong>einglie<strong>der</strong>ung bei <strong>der</strong> Chemion Logistik,<br />
einer Tochter <strong>der</strong> Bayer Industry Service GmbH mit 1100 Mitarbeitern;<br />
davon über 70 Schwerbehin<strong>der</strong>te o<strong>der</strong> Gleichgestellte. Das<br />
Projekt wurde mehrfach, u. a. vom Landschaftsverband Rheinland,<br />
prämiert und ausgezeichnet. Preiswürdig war das Projekt vor allem<br />
wegen seines Modellcharakters, denn die erarbeiteten Instrumente<br />
für das Einglie<strong>der</strong>ungsmanagement lassen sich auf an<strong>der</strong>e Betriebe<br />
<strong>der</strong> Bayer AG und auf zahlreiche Firmen <strong>der</strong> gleichen Branche übertragen.<br />
Gesundheits- und Einglie<strong>der</strong>ungsmanagement sind sehr menschliche<br />
Instrumente, um leistungsgemin<strong>der</strong>ten Arbeitnehmern den<br />
Arbeitsplatz zu erhalten. Lei<strong>der</strong> beschränkt sich <strong>der</strong> Einsatz fast ausschließlich<br />
auf große Konzerne mit einer Struktur, die personell diesen<br />
Aufwand leisten können. In kleinen Firmen, z. B. in Handwerksbetrieben<br />
mit nur wenigen Mitarbeitern, sind schwere Erkrankungen<br />
mit Folgeschäden häufig mit dauerhaftem Verlust des Arbeitsplatzes<br />
verbunden. Der notwendige zeitliche und finanzielle Aufwand ist für<br />
solche Firmen in <strong>der</strong> Regel zu hoch.<br />
Befragt, welche Zukunftsvisionen er hat, sagt <strong>Volker</strong> <strong>Althoff</strong>, dass<br />
ihm insbeson<strong>der</strong>e <strong>der</strong> wissenschaftliche Nachweis <strong>der</strong> betriebswirtschaftlich<br />
sinnvollen Investition in Gesundheitsprävention am Herzen<br />
liegt.<br />
Solange keine fundierten wissenschaftlichen Erhebungen über das<br />
so genannten „Return of invest“ o<strong>der</strong> besser gesagt die Dividende <strong>der</strong><br />
Investitionen in Gesundheit vorliegen, ist es schwer, Arbeitgeber zu<br />
überzeugen, in betriebliches Gesundheitsmanagement zu investieren.<br />
Eine Situation, die gerade für alt eingesessene Unternehmen mit<br />
langjährig Beschäftigten bzw. einer alternden Belegschaft zu einem<br />
unübersehbaren Problem wird. Dann ist kurzfristig guter Rat teuer.<br />
Daher möchte <strong>Althoff</strong> in naher Zukunft in Kooperation mit einer<br />
Universität den Beweis antreten, dass sich je<strong>der</strong> investierte Euro in<br />
frühzeitige betriebliche Gesundheitsprävention auszahlt. Gerade in<br />
Zeiten des demographischen Wandels. Denn <strong>der</strong> Aufwand <strong>der</strong> Arbeitskraftwie<strong>der</strong>herstellung<br />
bzw. Arbeitsplatzanpassung o<strong>der</strong> des<br />
Arbeitsplatzwechsels bis hin zur dauerhaften Arbeitsunfähigkeit sind<br />
um ein vielfaches teurer.<br />
Gesundheit in <strong>der</strong> Jugend und Leistungsmin<strong>der</strong>ung mit vielleicht<br />
einhergehen<strong>der</strong> Behin<strong>der</strong>ung im Alter sind enger miteinan<strong>der</strong> verbunden,<br />
als unsere Gesellschaft sich das vorstellt. Die damit zusammenhängenden<br />
Kosten bzw. das betriebs- und volkswirtschaftliche<br />
Einsparpotential sind unvorstellbar groß. Davon ist <strong>Volker</strong> <strong>Althoff</strong><br />
fest überzeugt.<br />
Brigitte Zellmer<br />
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