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gehabt, der ist mit uns mitgekommen<br />
auf die Skipiste zum Skifahren und<br />
am Abend um 23.00 Uhr, nach der<br />
Arbeit, in den Ausgang. Aber er hat,<br />
so gut er es konnte, seinen katholischen<br />
Glauben gelebt und hat kein<br />
Hehl daraus gemacht. Er hat mir sogar<br />
erzählt, dass er in den Frühlingsferien<br />
nach Lourdes geht, um dort<br />
den Behinderten zu helfen, und er<br />
hat sie dort rumgeschoben in Wägelchen,<br />
in den Rollstühlen, und das hat<br />
mir einen großen Eindruck gemacht.<br />
Bruder Leo Schwager OSB, in Lourdes<br />
geheilt, die „zweite wichtige Person“<br />
auf dem Weg von <strong>Patrick</strong> <strong>Lier</strong><br />
Wie kommt es, dass ein 17-Jähriger<br />
mit uns das Leben genießt und teilt,<br />
soweit es auch von unserem Glauben<br />
her möglich ist, aber dann in seiner<br />
Freizeit nach Lourdes geht? Und in<br />
die Kirche? Das hat mir großen Eindruck<br />
gemacht.<br />
Einmal sagte er zu mir: „Du, wir<br />
haben am kommenden Montag ein<br />
Treffen im Kloster Utznach, wo alle<br />
Helfer und Helferinnen von Lourdes<br />
zusammenkommen. Komm doch<br />
mal mit.“ Ich sagte: „Sicher komme<br />
ich da nicht mit, sie sind ja dort alle<br />
katholisch, das ist schon fast etwas<br />
Sektiererisches, man muss sehr<br />
aufpassen. Es genügt, wenn ich dich<br />
kenne.“ Aber ich bin dann doch gegangen<br />
und habe festgestellt: Es gibt<br />
dort viele junge Menschen, auch viele<br />
Familien mit Kindern. Sie haben<br />
gespielt. Die Mönche waren dort,<br />
und viele Jugendliche.<br />
Und jetzt kommt die zweite für<br />
mich wichtige Person ins Spiel, die<br />
ich zu Beginn erwähnt habe. Es war<br />
ein Mönch, Bruder Leo Schwager.<br />
Er war schon ungefähr 75 Jahre alt,<br />
und er ist auf einem Stuhl gesessen,<br />
und wir saßen alle am Boden, haben<br />
keinen Platz gehabt, und er erzählte<br />
uns, wie er damals in Lourdes vor 50<br />
Jahren geheilt wurde. Er war bereits<br />
Mönch und hatte Multiple Sklerose<br />
im Endstadium. Man hatte ihn auf einer<br />
Bahre auf den Rosenkranzplatz<br />
vor der Basilika geschoben, und der<br />
Priester ging vorbei mit dem Allerheiligsten,<br />
um allen den Krankensegen<br />
zu erteilen. Er konnte keinen Finger<br />
rühren, und die Fliegen seien ihm<br />
auf dem Gesicht rumspaziert, worauf<br />
der Priester das Kreuz machte, und in<br />
diesem Moment gab es einen Schlag<br />
vom Kopf bis zum Fuß durch seinen<br />
Körper. Dann denkt er, jetzt endlich<br />
kann und darf ich sterben. Statt dessen<br />
hat es ihn hochgeschleudert von<br />
der Bahre auf die Knie vor das Allerheiligste.<br />
Alle kommen: „Bruder<br />
Leo, Bruder Leo, was ist los?“ „Mir<br />
geht es gut, ich bin gesund.“ Und er<br />
stand so da, so kräftig und gesund,<br />
wie ich es heute vor Ihnen tun darf.<br />
In dem Moment habe ich gedacht:<br />
wenn Gott auch heute noch Wun-<br />
der tut und nicht nur damals in der<br />
Heiligen Schrift, dann kann und will<br />
ich nicht so weiterleben wie bislang.<br />
Dann muss es Gott geben!<br />
Jetzt kann man sagen, es kommen<br />
viele Leute und sagen: „Ja, wenn<br />
der Glaube für dich stimmt, dann<br />
ist das gut. Ich brauch‘ es nicht. Für<br />
mich stimmt‘s.“ Aber es ist doch<br />
keine Frage, ob es für mich stimmt<br />
oder nicht, sondern es ist die Frage:<br />
Ist Gott Wahrheit, ist er da, ist er real<br />
oder nicht? Und ab da, auf dieses<br />
Erlebnis hin, hat sich mein Leben<br />
ziemlich stark geändert. Ich war noch<br />
immer Koch, aber ich habe angefangen<br />
zu beten. Wusste nicht, wie das<br />
Vaterunser geht, hab‘ es irgendwie<br />
zusammen gestiefelt, aber ich habe<br />
angefangen zu beten, und ich war damals<br />
gerade in Interlaken in einem<br />
ähnlichen Hotel. Ich war immer noch<br />
reformiert, und der Glaube hat begonnen,<br />
für mich eine große Rolle zu<br />
spielen. Und ich kann Ihnen sagen:<br />
In so einem Hotel hat man normalerweise<br />
nie frei an einem Sonntag, aber<br />
ich glaube, es ist schon die führende<br />
Hand Gottes gewesen, denn ich hatte<br />
frei an einem Sonntag, und das hat es<br />
mir ermöglicht, am Sonntag den Got-<br />
Unten: Kranke mit ihren Helfern in Lourdes. Einer der freiwilligen Helfer<br />
brachte <strong>Patrick</strong> <strong>Lier</strong> nach Lourdes. <strong>Patrick</strong>s Konsequenz: „Wenn Gott auch<br />
heute noch Wunder tut, dann will ich nicht weiterleben wie bislang.“<br />
DER FELS 7/2011 203