Rudolf Steiner, die Theosophische Gesellschaft und die Gründung ...

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„Hübbe-Schleiden hatte im Herbst des Jahres 1901 Rudolf Steiner persönlich kennengelernt.“ [Klatt 73] Zwischen den beiden herrschte zunächst - trotz teilweise verschiedener Ansichten - Einverständnis. Als sich Steiner um das Amt eines Generalsekretärs der Deutschen Sektion der Theosophischen Gesellschaft bewarb, versprach er Hübbe-Schleiden, 8 daß er die Gesellschaft in seinem (also Hübbe- Schleidens) Sinne leiten wolle: „Das wissen Sie aus unserem kurzen Zusammengehen, daß ich nie etwas anderes im Rahmen der Theosophical Society tun kann, als was auch ihren Intentionen entsprechen wird.“ [SBriefeII 269/270; Klatt 72] Allerdings schreibt Steiner wenige Zeilen später, daß er der Ansicht sei, daß man innerhalb der theosophischen Bewegung über Blavatsky und Besant noch hinausgehen können, was ja auch der Standpunkt Hübbe-Schleidens sei. „Überblickt man jedoch die spätere Diskus- sion und Auseinandersetzung, dann scheint zwar die Frage unbestritten, daß über Helena Petrovna Blavatsky und Annie Besant hinauszugehen sei, doch in welcher Richtung dies zu geschehen habe, darüber herrschten offenbar Mißverständnisse vor.“ [Klatt 73] In dieser Zeit (1901/1902) gingen von mehreren theosophischen Gruppierungen in Deutschland Be- strebungen aus, die verschiedenen Theosophischen Gesellschaften in Deutschland zu vereinigen. Zu diesem Zweck veranstaltete Paul Raatz, der der Tingley-Gruppe angehörte, 9 am 25. August 1901 einen Theosophischen Kongreß in Berlin, der jedoch ohne Ergebnis verlief. Dennoch mag dies ein Grund für die anderen theosophischen Gruppierungen gewesen sein, nun ihrerseits die Sektions- gründung voranzutreiben. [Klatt 74] Vor allem Richard Bresch 10 wollte eine eigene Sektion, doch ge- rade ihn wollte Hübbe-Schleiden ganz sicher nicht als Generalsekretär. Aber Bresch breschte vor und stellte - nachdem er sich der Unterstützung von 7 Logen 11 versichert hatte - einen Antrag auf Sektionsgründung in Adyar. „Hierdurch gezwungen, da man es unbedingt vermeiden wollte, Bresch die Sektion in die Hand zu geben, einigten sich die übrigen ebenfalls auf die Sektionsgründung und schlugen Steiner als Generalsekretär vor.“ [Klatt 75] Weil es in Deutschland keinen altbekannten Theosophen gab, der von allen Gruppen unterstützt worden wäre, war es eben der - in der Gesellschaft ja noch recht neue - Steiner, auf den man sich einigen konnte. Die Gründung der Deutschen Sektion der Theosophischen Gesellschaft erfolgte am 19. Oktober 1902 in Berlin. [Klatt 77] 8 In einem Brief vom 16.August 1902 9 Paul Raatz, Kaufmann in Berlin, Theosoph, 1896 Anschluß an die Amerikanische Abspaltung der Theosophischen Gesellschaft (Judge-Tingley) und Begründer des Zweiges Berlin als Teil der Judge-Tingley-Bewegung, Vorsitzender dieser Theosophischen Gesellschaft in Deutschland [zitiert aus: Klatt 285/286]. 10 Richard Bresch, Verleger in Leipzig und Dresden, Theosoph, 1899-1906 Redakteur und mit Graf Brockdorff Herausgeber der Zeitschrift Der Vahan, später alleiniger Herausgeber, 1905 Austritt aus der Theosophischen Gesellschaft. [Klatt 271] — Cay Lorenz Graf von Brockdorff (1844-1921), preußischer Rittmeister a. D., Theosoph, Sekretär der Deutschen Theosophischen Gesellschaft in Berlin. [Klatt 271] 11 Diese Zahl ist nach der Satzung der Thesophischen Gesellschaft notwendig, um eine Sektionsgründung beantragen zu können. - 6 -
2.2. Die Spaltung zeichnet sich ab So schien also zunächst eine schwierige Hürde genommen zu sein und die Theosophische Gesell- schaft in Adyar hatte nunmehr endlich eine Deutsche Sektion. Hübbe-Schleiden war am Anfang sehr zufrieden mit der Entwicklung, klagte aber schon bald häufig darüber, daß Steiner seine amtli- che Korrespondenz zu wenig pflege [Klatt 77]. 12 Steiner wiederum hatte viel zu arbeiten, denn er hatte als Organ der Gesellschaft die Zeitschrift Luzifer (später Luzifer-Gnosis, nach dem Zusammen- schluß mit der Zeitschrift Gnosis von „Herr Rappaport in Wien“ [SLeben 316] 13 ) gegründet und er „schrieb den größten Teil des «Luzifer».“ [SLeben 315] Steiners Arbeit als Generalsekretär, seine schrift- lichen Äußerungen und Vorträge, scheinen den älteren Mitgliedern der Theosophie in Deutschland mehr und mehr suspekt geworden zu sein: „Von vielen Mitgliedern der Theosophischen Gesellschaft wird das Verschweigen der Quellen durch Steiner häufig beklagt, weil dies für Theosophen durchaus unge- wöhnlich sei.“ [Klatt 83] Hübbe-Schleiden sagt zu Steiners Äußerungen kurz: es sei „zum größten Teil alter Kohl und sehr schlecht aufgewärmt.“ [Klatt 79, Brief von Hübbe-Schleiden an Ludwig Deinhard vom 04.07.1905] Daß das weniger gebildete Publikum, welches nicht immer die Quellen kennen konnte, aus welchen Steiner schöpfte, diesen selbst selbst für den Propheten halten mußte, war für manch einen Theosophen ausgesprochen ärgerlich [Klatt 83/84, Brief von Hugo von Gizycki an Hübbe-Schleiden vom 11.01.1909]. Andere mokierten sich über Steiners - offensichtlich sehr lautstarken - Vortragsstil: „Das Brüllen müsse man ihm doch abgewöhnen können!“ [Klatt 170, In einem Brief von Hübbe-Schleiden an Ludwig Deinhardt; Hübbe-Schleiden paraphrasiert dabei ein Äußerung von Günther Wagner] Auch Steiners Schriften, ha- ben nicht allseits lobende Worte gefunden; so schreibt Ludwig Deinhart 14 an Hübbe-Schleiden über Steiners Geheimwissenschaft im Umriss unter anderem: „Das lange Kapitel über die Weltenentwicklung und die Entwicklung des Menschen ist eine Lecture, bei der man glaube ich alle seine Sünden abbüsst. Wenn einem diese Dinge von Steiner mit seiner pathetischen Predigerstimme vorgetragen werden, dann glaubt man, man verstehe sie. Wenn man sie aber Schwarz auf Weiss vor sich hat und soll nun diesem abstrusen Gedankengang folgen, dann packt einen nach kurzer Zeit eine wilde Verzweiflung.“ [Klatt 90] Hübbe-Schleiden erklärt Steiners Lehre schlicht für einen Rückfall ins Mittelalter [Klatt 86/87]; er bemängelt, daß Steiner kritiklose Schüler wünscht und erzeugt, daß man, um ihm zu folgen, das sacrificium intellectus erbringen müsse [Klatt 92, 95, Briefe von Hübbe-Schleiden]; aber er gibt auch der Hoffnung Ausdruck, daß Steiner „seine geistigen Flegeljahre überwindet und überlebt.“ [Klatt 173, Brief von Hübbe-Schleiden an Ludwig Deinhard vom 07.08.1904]. Überhaupt bleiben in den ersten Jahren die Äußerungen von Hübbe-Schleiden bezüglich der Aktivitäten Steiners seltsam schillernd: Einmal 12 Allerdings liegen für die erste Zeit eine Menge Briefe von Steiner an Hübbe-Schleiden vor: [SBriefeII 256-314]. 13 Genaueres in [Klatt 78, Anm. 269] 14 Ludwig Deinhard (1847-1917), Ingenieur aus Deidesheim/Pfalz, Mitarbeiter psychologischer und okkultistischer Zeitschriften, Theosoph, Anthroposoph. [Klatt 272] - 7 -
Seite 1 und 2: Einleitung Rudolf Steiner, die Theo
Seite 3 und 4: Gründung der Christengemeinschaft.
Seite 5: 2. Die Deutsche Sektion der Theosop
Seite 9 und 10: Ebene, nicht aber in einem menschli
Seite 11 und 12: Steiner blieb nach dem Entzug der C
Seite 13 und 14: mutlich unausweichlich. „Daß sic

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