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Methoden zur Beurteilung von Varianten - Institut für Grundlagen der ...

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4 Die einzelnen <strong>Methoden</strong><br />

4.2.3.1.4 Nutzwertanalyse<br />

Ausgelöst durch die Veröffentlichung <strong>von</strong> Zangemeister 1970 über die Nutzwertanalyse<br />

in <strong>der</strong> Systemtechnik hat die Anwendung <strong>der</strong> Nutzwertanalyse als Bewertungsverfahren<br />

<strong>zur</strong> Vorbereitung <strong>von</strong> Planungsentscheidungen eine weite<br />

Verbreitung gefunden. Sie ist in vielen Gebieten <strong>der</strong> Planung, wie z. B. Infrastrukturplanung,<br />

Regionalplanung etc. als Bewertungsverfahren anzutreffen. Dies gilt<br />

nach wie vor auch <strong>für</strong> die neunziger Jahre, obwohl die Nutzwertanalyse seit langem<br />

einer beständigen und erheblichen Kritik unterworfen ist (s. Kap. 3).<br />

Die verbreitete Anwendung dieses Verfahrens hat einem zunehmend unkritischen<br />

Umgang mit Ergebnissen <strong>von</strong> Bewertungsverfahren Vorschub geleistet. Bei vielen<br />

Entscheidungsproblemen in <strong>der</strong> Planung werden Lösungsvarianten auf <strong>der</strong><br />

Grundlage des mit <strong>der</strong> Nutzwertanalyse ermittelten sog. Gesamtnutzwertes ausgewählt.<br />

Die Entscheidung anhand des höchsten Punktwertes bei verschiedenen<br />

<strong>Varianten</strong> ist sicherlich bequem, insbeson<strong>der</strong>e z. B. bei den häufig in <strong>der</strong> Praxis<br />

unter Zeitdruck stehenden politischen Entscheidungsträgern; sie entspricht jedoch<br />

häufig nicht <strong>der</strong> gebotenen Sorgfalt und Angemessenheit bei komplexen<br />

planerischen Entscheidungen, bei denen die unterschiedlichsten und z. T. gegensätzlichsten<br />

<strong>Beurteilung</strong>saspekte gegeneinan<strong>der</strong> abzuwägen sind. Diese sind im<br />

Gesamtwert nicht mehr erkennbar und damit nicht nachvollziehbar.<br />

Beleg <strong>für</strong> diese unsinnige Handhabung ist etwa das vor einigen Jahren in <strong>der</strong><br />

Umweltplanung bzw. in technisch geprägten Kreisen immer noch übliche Verrechnen<br />

<strong>von</strong> nicht verrechenbaren Aspekten, wie beispielsweise die bei einem<br />

Hochbauprojekt wie einem Heizkraftwerk zu erwartenden Schadstoffemissionen<br />

in die Luft mit "da<strong>für</strong>" relativ geringen Eingriffen ins Grundwasser (durch die Vermin<strong>der</strong>ung<br />

<strong>der</strong> Regenwasserversickerungsfähigkeit) zu verrechnen.<br />

Hauptkritikpunkte an <strong>der</strong> Nutzwertanalyse sind deshalb auch <strong>der</strong>en Akzeptanz<br />

<strong>der</strong> sog. Kommensurabilität, d. h. Meßbarkeit <strong>von</strong> Kriterienausprägungen mit gleichem<br />

Maß, die zudem dem Gesamtwert <strong>für</strong> eine Variante nicht mehr anzusehen<br />

ist, und die häufig mit <strong>der</strong> Ermittlung des Gesamtwertes verbundene Anwendung<br />

unzulässiger Rechenoperationen (vgl. insbeson<strong>der</strong>e auch Eekhoff, Heidemann,<br />

Strassert 1981).<br />

Bei <strong>der</strong> Nutzwertanalyse werden <strong>zur</strong> Ermittlung <strong>der</strong> gewichteten Teilnutzwerte<br />

Multiplikationen durchgeführt und diese wie<strong>der</strong>um additiv zu einem Gesamtnutzwert<br />

verknüpft. Dies setzt voraus, daß die diesen Rechenoperationen zugrunde<br />

liegenden Kriterienausprägungen auf Skalen mit hohem Skalenniveau (Verhältnis-<br />

o<strong>der</strong> Intervallskalen, vgl. dazu Kap. 5.2) durchgeführt werden.<br />

Bei <strong>der</strong> Messung <strong>von</strong> Kriterienausprägungen in Bewertungsverfahren im planerischen<br />

Kontext kann dieses Skalennivau oft nicht erreicht werden (z. B. Einschätzung<br />

<strong>der</strong> Beeinträchtigung des Landschafts- und Ortsbilds). Es wird deshalb<br />

mit niedrigeren Skalenniveaus wie z. B. <strong>der</strong> Ordinal- o<strong>der</strong> Nominalskala gearbeitet,<br />

was jedoch zugleich die zulässigen Rechenoperationen einschränkt (s. Kap. 5.2).<br />

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