Roßmäßler-Vivarium Rundbrief - Roßmäßler-Vivarium 1906
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Bei Kanton (hochchinesisch Guǎngzhōu Shì (auch yángchéng (= Stadt der Ziegen)), kantonesisch<br />
Guong 2 zeo 1 bei uns dann Guangzhou geschrieben) wollten die Expeditionsteilnehmer Tigergarnelen<br />
fangen. Aber die einheimischen Garnelenfänger weigern sich zu führen und drohen<br />
Ärger an, wenn die Deutschen allein gehen.<br />
So ging es weiter nach Zhuhai, einer Stadt, die in unmittelbarer Nähe von Macao liegt. Hier<br />
wurden „Blaue Garnelen“, Tiere aus der Caridina serrata/Caridina cantonensis-Gruppe, gefangen.<br />
Auch „Hummelgarnelen“ mit viel schwarz und schmalen weißen Binden kamen hier<br />
vor. Die Tiere erinnern stark an Bienengarnelen aus Hongkong und gehören wahrscheinlich zur<br />
gleichen, noch unbeschriebenen Art. Diese Funde lassen Berichte aus Japan über Kreuzungen<br />
zwischen Hummel- und Bienengarnelen glaubhafter erscheinen. Auch in diesem Biotop gab es<br />
keine Wasserpflanzen, es wurde von Steinen und Laub beherrscht. Die Wassertemperatur lag<br />
bei 22° C, der pH-Wert bei 6,0, Karbonathärte nicht nachweisbar und die Leitfähigkeit betrug<br />
32 μS/cm.<br />
Schließlich ging es noch nach Hongkong, zunächst nach Hongkong Islands, wo aber der Typusfundort<br />
der Bienengarnele nicht aufgesucht werden durfte Es gibt viele kleine Bäche (Wasserwerte<br />
etwa: 18° C, pH 6,6, KH n.n. Leitwert 82 μS/cm), in deren Laubschicht u.a. Caridina<br />
serrata lebt.<br />
Das Ende des Vortrages war den New Territories vorbehalten. In einem Bach mit einem Leitwert<br />
von 1100 μS/cm (Einfluß von Brackwasser) wurden Hongkong Nashorngarnelen gefangen,<br />
eine Art mit kleinen Eiern, die möglicherweise auch in die Gattung Caridina gehört.<br />
In anderen Gewässern wurde Caridina cantonensis mit feinen Tüpfeln und einem roten<br />
Schwanz gefangen, an deren Beinen Moostierchen lebten.<br />
Wurden in einem Gewässer Fische angetroffen z.B. die Grundel Rhinogobius longyanensis<br />
CHEN, CHENG & SHAO, 2008 oder die Plattschmerle Liniparhomaloptera disparis (LIN, 1934),<br />
dann gab es dort keine (auffällig gefärbte) Hummelgarnelen sondern nur schlicht (tarn)gefärbte<br />
Garnelen.<br />
In Wu Kau Tang („ganz oben in den New Territories“) wurden bei 18° C Wassertemperatur, 6,4<br />
pH und einem Leitwert von 46 μS/cm Macrobrachium „hainanense“ (möglicherweise eine<br />
neue Art) gefangen. Die ohne Scheren bis 10 cm großen Tiere fressen u.a. Hummelgarnelen.<br />
Sie pflanzen sich im Süßwasser fort. 3<br />
Interessant war insgesamt, daß die Wassertemperatur in vielen Heimatgewässern der Zwerggarnelen<br />
zumindest zeitweise (deutlich) unter 20° C liegt. Da kann im heimischen Aquarium viel<br />
Energie gespart werden.<br />
Der Vortrag gewann besonders durch die immer wieder eingestreuten Filmsequenzen, in denen<br />
das natürliche verhalten der Garnelen in ihren natürlichen Biotopen – nicht im Aquarium – gezeigt<br />
wurde. Ein Vortrag, der sich auch für unseren Verein durchaus einmal empfehlen würde.<br />
Ein Wort zu: „Aquarianertag“ oder „Bezirkstag“ aus meiner Sicht, nachdem ich beide Veranstaltungen<br />
kennen gelernt habe. Ich habe den Eindruck, daß hier nicht nur ein Unterschied in<br />
der Namensgebung sondern auch in der zugrunde liegenden Philosophie vorliegt. Bezirkstage<br />
(wie ich sie bisher kennen gelernt habe) sind mehr oder weniger Fachveranstaltungen. Aquarianertage<br />
sollen aufgelockerter sein, mehr der Unterhaltung im Sinne unserer „Spaßgesellschaft“<br />
dienen (die Teilnahme war übrigens kostenfrei) – für Fachdiskussionen ist vor, zwischen und<br />
3 Über die Reise erscheint eine Artikelserie. Erster Teil:<br />
KLOTZ, W.; A. KARGE (2009):<br />
Garnelenbiotope in China – Unterwegs im Herkunftsgebiet vieler Zwerggarnelen.<br />
Garnelen, Krebse & Co. Caridina 3(2), 70-76<br />
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