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MIKA<br />
vom außenseiter zum superstar<br />
Ich bin Popmusiker, kein Indieartist,<br />
sagt Mika von sich selbst.<br />
Und er weiß, wie das Prinzip Pop<br />
funktioniert und tanzt damit der<br />
Musikbranche weltweit auf der Nase<br />
herum.<br />
Manchmal kommt etwas Gutes dabei<br />
raus, wenn ein Kind in der Schule<br />
versagt und später als angehendes<br />
Musikgenie von Plattenfirmenmanagern<br />
unterschätzt wird. Wenn das junge<br />
Talent an sich glaubt und unbeirrt weitermacht,<br />
dann schafft es im besten Fall<br />
das, was Michael Holbrook Penniman,<br />
kurz Mika, gelungen ist.<br />
Als Sohn eines amerikanischen Vaters<br />
und einer libanesischen Mutter hatte<br />
Mika Probleme in der Schule und<br />
wurde von seinen Klassenkameraden<br />
gehänselt, galt als Außenseiter. Mika<br />
litt so sehr, dass er kurzerhand das<br />
Sprechen einstellte. Seine Mutter<br />
unterrichtete ihn deshalb ein Jahr lang<br />
zu Hause.<br />
Doch wieso diese Anpassungsprobleme?<br />
Mika kam 1983 in Beirut inmitten<br />
des libanesischen Bürgerkriegs zur<br />
Welt. Bald zogen seine Eltern nach Paris<br />
um, wo sie neun Jahre lang blieben.<br />
Mit neun begann Mika auch schon mit<br />
der Komposition erster Songs, zumal er<br />
in der Schule ja keine Gleichgesinnten<br />
fand. Mehr noch: Mika wusste schon<br />
zu diesem frühen Zeitpunkt, dass<br />
Songwriting sein Schicksal sei.<br />
„Es geschah zu dieser Zeit, dass mir<br />
die Musik so unheimlich wichtig<br />
wurde. Und die Musik war es auch,<br />
die mir letztlich wieder auf die<br />
Beine geholfen hat.“<br />
Kurz darauf wieder ein Umzug nach<br />
London, wo er sein schulisches Außenseitertum<br />
weiter pflegen durfte. Der<br />
Grund für die Abreise aus Frankreich<br />
war übrigens hoch dramatisch: Mikas<br />
Vater wurde in Paris das Opfer einer<br />
Geiselnahme. Mit elf Jahren trat Mika<br />
auf der Bühne des Royal Opera House<br />
in der Richard Strauß-Oper „Die Frau<br />
ohne Schatten“ auf. Mit 19 verließ er<br />
sein Elternhaus, um an der London<br />
School of Economics Geologie zu studieren.<br />
Er überlegte es sich jedoch bereits<br />
am Tag der Immatrikulation anders<br />
und meldete sich zwei Wochen später<br />
beim „Royal College of Music“ an.<br />
Eine weise Entscheidung. Dort verfeinerte<br />
er sein Songwriting und trat auf<br />
diversen Partys ungefragt ans Klavier,<br />
um seine Songs vor Publikum aufzuführen.<br />
So entdeckte ihn schließlich<br />
ein Talentscout, der in dem Fan von<br />
Michael Jackson, Elton John, Bob Dylan<br />
und Serge Gainsbourg einen kommenden<br />
Star sah.<br />
Der sollte allerdings seinen Sound nach<br />
den Vorstellungen seiner neuen Chefs<br />
umarrangieren, was Mika natürlich<br />
überhaupt nicht passte. Enttäuscht zog<br />
sich der Songwriter zurück und komponierte<br />
„Grace Kelly“, einen Rachesong<br />
gegen die Plattenfirma, die ihn wegen<br />
seines angeblich nicht marktkonformen<br />
Musikstils ablehnte.<br />
„Wollt ihr, dass ich wie Grace Kelly<br />
lächle“, singt er da. „Grace Kelly<br />
lächelte immer und sah glamourös<br />
und glücklich aus“, erklärt er, „aber<br />
hinter dieser Fassade versteckte sie<br />
ihre tiefe Traurigkeit.“<br />
Dadurch durfte sich aber kurz darauf<br />
das Majorlabel Universal freuen, das<br />
Mika unter Vertrag nahm und ihm den<br />
Freiraum zuließ, den der Jungstar sich<br />
wünschte.<br />
m u s i c<br />
„Ich wollte, dass meine Musik nach<br />
sehr vielen Schichten und sehr<br />
komplex klingt, dass sie wie ein sehr<br />
aufwändig gebautes großes Haus<br />
wirkt, obwohl sie doch in Wirklichkeit<br />
nur aus vielen kleinen einfachen<br />
Details besteht, die möglichst im<br />
Kontrast zueinander stehen.“<br />
Und mit seinem ersten Album „Life in<br />
Cartoon Motion“ gelang ihm 2007 ein<br />
sowohl bei den Kritikern wie auch bei<br />
den Hörern positiv aufgenommenes<br />
Debüt, wodurch er gleich zu Karrierebeginn<br />
auf der alljährlich von der<br />
britischen BBC veröffentlichten Hot<br />
Newcomer-Liste auftauchte.<br />
Nach zwei Jahren Tour rund um den<br />
Globus veröffentlichte Mika im September<br />
2009 seine zweite Platte „The Boy<br />
Who Knew Too Much“. Musikalisch hat<br />
der Jungstar sich nicht groß verändert<br />
– er setzt weiterhin auf poppige Beats,<br />
der 70er und 80er und seine außergewöhnliche<br />
Stimme. Hat er auf der<br />
Debütplatte noch seine Kindheit verarbeitet,<br />
so besingt er auf dem Nachfolger<br />
die Jugend.<br />
„Meine Musik entsteht nicht aus<br />
einer Mode oder einem Trend<br />
heraus. Sie entsteht, weil sie mich<br />
glücklich macht. Wenn du sie<br />
anhörst, erinnert dich das, was da<br />
aus deinen Lautsprechern schallt,<br />
an eine Mischung aus den durchgeknallten<br />
Tim-Burton-Filmen und den<br />
Disney-Sachen. Von Song zu Song<br />
entwickeln sich all diese verrückten<br />
Farben und Formen und Wirbel und<br />
Emotionen, und ich liebe es. Ich<br />
wollte, dass die Schlafzimmerwände<br />
meiner Jugend explodieren und bis<br />
in den Weltraum fliegen.“<br />
Uns freut es schon, wenn er bis Österreich<br />
fliegt, was er auch zum ersten Mal<br />
seiner Tour-Laufbahn am 29. März 2010<br />
machen wird.<br />
[Katharina Benda]<br />
More Information:<br />
www.mikasounds.com<br />
www.myspace.com/mikamyspace<br />
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