Pflege und Durchforstung
Pflege und Durchforstung
Pflege und Durchforstung
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<strong>Pflege</strong> <strong>und</strong> <strong>Durchforstung</strong><br />
• Information für interessierte<br />
Waldbesitzer<br />
• Von Kurt Reitenspieß, Forstrevier Heidenheim
Was verstehen wir darunter?<br />
• Selektive Entnahme einzelner Bäume aus<br />
einem Waldbestand<br />
– „<strong>Pflege</strong>“ ohne verwertbaren Holzanfall<br />
– „<strong>Durchforstung</strong>“ mit Anfall verwertbaren Holzes
Welchen Zweck verfolgen wir damit?<br />
Vorrangig ist die nachhaltige Werterzeugung unter rationeller Erfüllung<br />
der Schutz- <strong>und</strong> Wohlfahrtswirkungen (H. Maier, Waldbau.....)<br />
...oder mit anderen Worten-<br />
Verbesserung oder Erhaltung der folgenden Bestandsmerkmale:<br />
− Stabilität<br />
− Qualität<br />
− Artenvielfalt<br />
− Standortseignung<br />
− Zuwachsleistung
Begriffserklärung Qualität<br />
Qualitätsmerkmale sind:<br />
− Geradschaftigkeit<br />
− Ges<strong>und</strong>heit (Fäule)<br />
− Astfreiheit (incl. „Beulen“)<br />
− Holzfarbe (Farbkerne, manchmal auch gesucht)<br />
− Insektenbefall<br />
− In Bezug auf den lebenden Baum:<br />
− Vitalität (Wüchsigkeit)<br />
− Stellung im Bestand (vorherrschend o. herrschend)<br />
− Zwieselbildung
Negative Auslese<br />
Vorgehensweisen bei der<br />
<strong>Pflege</strong>/<strong>Durchforstung</strong><br />
− Entnahme nur der ungeeigneten<br />
Bäume, z.B. Krumme, Kranke,<br />
Grobastige<br />
− Keine Stammzahlreduzierung<br />
− Keine gezielte Förderung<br />
− Möglichst Erhaltung des<br />
Dichtschlusses („Dickung muß<br />
Dickung bleiben“)<br />
Positive Auslese<br />
(Auslesedurchforstung)<br />
− Auswahl gut geformter Bäume<br />
− Gezielte Förderung durch<br />
Entnahme von Bedrängern im<br />
Kronenraum
Notwendigkeit einer <strong>Pflege</strong>maßnahme<br />
− nicht bevor die Bäume in Lichtkonkurrenz zueinanander<br />
treten<br />
− bei Vorwüchsigkeit ungeeigneter Individuen (starkastige,<br />
sogenannte „Protzen“, unerwünschte Baumarten)<br />
− wenn die angestrebte Mischung durch Dominanz einer<br />
Baumart gefährdet ist<br />
− wenn die gut geformten Bäume von schlechteren<br />
Konkurrenten zu stark bedrängt werden
Unterschiedliche Entwicklungsstadien erfordern<br />
unterschiedliche Maßnahmen<br />
Wir unterscheiden:<br />
1. Jungwuchspflege<br />
2. Dickungspflege<br />
3. Jungdurchforstung<br />
4. Altdurchforstung<br />
− bis Dichtschluß/ ca. 3m Höhe<br />
− bis ca. 10m Höhe<br />
− bis halbes Nutzungsalter/ ca. 20m<br />
− ab halbem Nutzungsalter bis VJ
1.Jungwuchspflege<br />
Merkmal: überschaubar, gut begehbar<br />
Maßnahmen:<br />
−Mischungsregulierung<br />
−erste negative Auslese, wo erforderlich<br />
−evtl. Form- oder Zwieselschnitt<br />
Entfällt meist (bis auf letzten Punkt) auf<br />
gepflanzten Flächen
2. Dickungspflege<br />
(Läuterung)<br />
Merkmal: unübersichtlich, arbeitsaufwändig<br />
Maßnahmen:<br />
− negative Auslese<br />
− gegen Ende Übergang zur positiven Auslese<br />
− extensive Eingriffe, Dichtschluß erhalten
3.Jungdurchforstung<br />
Merkmal: Anfall verwertbaren Holzes, erste Erträge<br />
Maßnahmen:<br />
−Positive Auslese, 4 – 7 m Abstand<br />
−Entnahme v. einem o. mehreren Bedrängern<br />
−Vermeidung größerer Lücken, Bestand soll sich<br />
wieder schließen<br />
−Nach Erreichen einer astfreien Schaftlänge von<br />
6 – 10m kräftigere Freistellung der Auslesebäume<br />
bei einem Abstand von 7- 10 m
4.Altdurchforstung<br />
Merkmal: es wird wirtschaftlich interessant<br />
Maßnahmen:<br />
− „Kronenpflege“ an den Z-Bäumen, kein<br />
starker Ast soll mehr wegen Lichtmangel<br />
absterben<br />
− die Zwischenfelder bleiben unbearbeitet<br />
Ein Unterstand verhindert Bodenverwilderung<br />
<strong>und</strong> die Entwicklung von Wasserreisern
Begriffserklärung Unterstand<br />
− besteht aus Schattbaumarten <strong>und</strong> ist dem Hauptbestand aus<br />
Licht- oder Halblichtbaumarten flächig beigemischt<br />
− wird von den in der Jugend wüchsigeren<br />
Hauptbestandsbaumarten überwachsen <strong>und</strong> bleibt dauerhaft<br />
unterhalb von deren Kronenraum (Zweischichtiger Bestand)<br />
− beschattet Boden <strong>und</strong> Stammraum bei<br />
<strong>Durchforstung</strong>seingriffen in den Hauptbestand<br />
− verhindert Holzentwertung durch Rindenbrand <strong>und</strong> die<br />
Entwicklung von Wasserreisern
Besonderheiten einzelner Baumarten<br />
Fichte<br />
• Problem Windwurf- <strong>und</strong> Schneebruchgefahr<br />
− frühzeitig (Dickung) stärkere Eingriffe<br />
− Einzelbaumstabilität <strong>und</strong> - zuwachs steigt<br />
− Aststärken nehmen zu (evtl. Qualitätsproblem)<br />
− auf geeigneten Standorten Wertastung erwägen<br />
− spätere starke Eingriffe erhöhen die Windwurfgefahr<br />
erheblich
Begriffserklärung<br />
Natürliche Astreinigung - Wertastung<br />
− durch Dichtstand <strong>und</strong> gegenseitige Lichtkonkurrenz wird das<br />
Höhenwachstum angeregt<br />
− gleichzeitig bleiben die Kronen aus Platzmangel schmal d.h.<br />
die Aststärken gering<br />
− Wegen zunehmendem Lichtmangel im unteren Kronenraum<br />
sterben die unteren Äste ab, vermodern <strong>und</strong> fallen ab<br />
− die Wertastung greift diesem natürlichen Ablauf vor,<br />
insbesondere bei Baumarten, wo dieser zu langsam abläuft<br />
oder bei fehlendem Dichtstand<br />
− dabei werden mit Stangensägen die Äste auf 5 – 6m Höhe<br />
sorgfältig stammeben abgeschnitten
Besonderheiten einzelner Baumarten<br />
Kiefer<br />
• Problem Schneebruch <strong>und</strong> zahlreiche Schädlinge<br />
− im Jungwuchs Mischbaumarten fördern, mögl. zu Gruppen<br />
ausformen, evtl. schon negative Auslese<br />
− in der Dickung negative Auslese („Protzen“) , extensiv, weil<br />
arbeitsaufwändig<br />
− in der Jungdurchforstung Auswahl von 250 gutgeformten,<br />
nicht starkastigen Bäumen je ha ( 6 – 7m Abstand) gezielte<br />
Förderung <strong>und</strong> geg.falls Wertastung<br />
Bei der Kiefer muß die geringere Wuchsleistung durch höhere<br />
Holzqualität ausgeglichen werden!
Besonderheiten einzelner Baumarten<br />
Lärche<br />
• Lärche muß als extreme Lichtbaumart immer<br />
vorwüchsig sein<br />
− Als Beimischung zu Laubholz (Buche) i.d.R. kein Problem<br />
− Bedränger im oberen Kronenbereich entfernen<br />
− Wertastung lohnt sich